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Volkswirthschaft nnd Statistik
herausgegeben
Ton
Otto Httbner.
IJahcipH.
Iielpiig.
Yerlftg TOD Heinrich Httbner.
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Vorwort.
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• , Öie nachsichtige Aüfnjeihme, welche der erste JaBrgafng dieses
Werkes gefunden hat; ermuthigte mich »u der Fortsetzung eines
tJnternehmens, welches von vornherein mit der grossen Schwierig-
keit zu ringen bat, .dass es auf Voraussetzungen gegründet ist, deren
Krfüllung zum grossen thcil nicht Von mir abhängt.
Zu dfpsen Voraussetzungen gehört namentlich: die Herstellung
'amtlicher Statistik in allen deuftscben Staaten, deren Gleichheit in
Methode und Ausdehnung und flie pünktliche Mittbeilung derselben
an meiOj Ceyntral -Archiv für Statistik.
' Die'a\htlifcfi<^^Statistik bat seit einem Jahre in Deutschland nicht
feür in ..Menge,' s'pnderii auch in Qualität zugenommen. Mehrere
Regierungep , welche! bisher die/Statistik gänzlich vernachlässigten,
l}a|)en dljöEinifithtüng statistl$cfcer Bureaus beschlossen, mehrere
ytatistische Rüreäbs — wir erlauben uns Beispielsweise das iSäch-
si^che anzuföhyeiH '-^' haben ihre Arbeiten ,<'uif eine Weise ausgedehi^t
fcirid vei*voUkbttiinnet ; wie diess in Döulscill^ndals gänzlich nep, be-
zeichnet werden muss.
So erfreulich aber diese Thatsadiöa • sind; Btehehlsie '^genüber
der grossen Zahl unserer deutschen Vaterländer doch nur vereinzelt
da. DliQvV^^b(e4^B|^f{t der Institutionen dieser Staaten, der Mangel
an Organen zur Erhebung und an Gapacitäten zur Bearbeitung der
Statistik in manchen derselben, lässt noch für längere Zeit die Fort-
dauer der Hindernisse befürchten, welche einer deutschen Gesammt-
Statistik im Wege stehen.
Was die Mittheilung der amtlichen Statistik anbetrifft, so bat
sich mein Central -Archiv von Seite nahezu sämmtlicher deutschen
und ausländischen Regierungen zu erfreuen, mehrere haben mir die
Veröffentlichung ihrer statistischen Erhebungen übertragen, mehrere
werden dieselben künftig nach den Tabellen anfertigen lassen, welche
von mir in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen des statistischen
Gongresses zu Brüssel entworfen sind. Es werden hierdurch die
VI Vorwort
Mittel zur Yervollständigong des Jahrbuches so vermehrt, dass dessen
künftige Ausdehnung bereits als eine Nothwendigkeit erscheint.
Die Zweckmässigkeit eines Jahrbuches hat darin eine Bestätigung
gefunden, dass mehrere statistische Bureaus ihre Leistungen in gleicher
Form dem Publikum zugänglich zu machen angefangen haben.
Neben dem Wunsche, die mir gebotenen Hülfsmittel gemein-
nützig zu machen und die mir gewordene vielseitige Anerkennung
zu rechtfertigen, musste mich bei der Herstellung des zweiten Bandes
auch die Bücksicht leiten, welche eine acbtungswerthe Kritik und
der schonende Tadel verdient, der von ihr hie und da gegen den
ersten Jahrgang ausgesprochen wurde.
Dieser Tadel war zunächst gegen die Art und Weise gerichtet,
in welcher der erste Jahrgang das freihändlerische Princip vertrat.
Ueberzeugungen lassen sich nicht ändern; ich habe jedoch dafür
Sorge getragen, dass die Form ihres Ausdruckes in dem vorliegenden
Bande einen Anstoss nicht erregen wird.
Es wurde ferner getadelt, dass das erste Jahrbuch sich nicht
ausführlicher mit der Statistik des Gemeindelebens beschäftige.
Ich habe mich daher bemüht, für das Jahrbuch Arbeiten zu
gewinnen, welche die Lokal Statistik in einem reicheren Maasse geben,
als diess in dem ersten Jahrbuche der Fall war.
Vielleicht berechtigen mich diese Bemühungen zu der Hoffnung,
dass auch dieser Jahrgang, ungeachtet er auch noch an grossen
UnVollkommenheiten leidet, eine wohlwollende Aufnahme finde.
Leider muss ich bitten, diessmal das Druckfehler -Verzeichniss
besonders zu berücksichtigen, weil durch einen unglücklichen Zufall
während einer Geschäftsreise, die mich von der persönlichen Ueber-
wachung des Druckes abhielt, einige Bogen ohne vorherige Revision
abgedruckt worden sind.
Berlin, I.November 1853.
Otto HAbner.
•I
i
Inhalts - Verzeichniss.
Belta
Jahresbericht des statistischen Amtes des Rönigl.PoIizei-
Präsidiums zu Berlin, von Dr. E. H, Müller,^ Regierungs-
und Medicinalrath, und G. F. Schneider, Dr. phil. .... 10
DieBeTÖlkerungs-Verhältnisse der Stadt Mainz, ▼. F. Da^l^
Dr. der Rechte und Staatswissenschaften und Richter am Rreis^
Gericht zu Mainz . . . , 136
Die Grossherzogthümer Mecklenburg, vom Herausgeber . « 165
Das Königreich Sachsen, von Dr. E.Engel, Königl. Ministerial-
Secretair, Chef des statiistischen Bureaus zu Dresden .... 223
Notizen über die Yertbeilung des Grund-Eigenthums im Königreich
HannoTer, von Dr. Abeken, Vorstand des statistischen Bureaus
zu Hannover 903
Einfluss der Gewerbegesetzgebung auf die unehelichen Ge-
burten in Preussen, von Dr. Bergius, Königl. Reg.-Rath etc. • 305
Der deutsche Zollverein, vom Herausgeber ..... 308
Die Deutschen Messen, von demselben 336
Deutschlands Seeschifffahrt undRhederei, von demselben 345
Die Deutschen Eisenbahnen im Jahre 1851 und 1852, von Dr.
Schwägermann • 368
lieber den Einfluss der neueren Reformen in der Briti-
schen Handelsgesetzgebung auf Deutschland, von Dr.
Soetbeer 387
Deutsches Städtewesen, von Dr. Rutenberg 401
Die Deutschen Banken im Jahre 1852, vom Herausgeber . 466
Das Deutsche Versicherungswesen im J. 1852, v. demselben 473
N 0 1 i z e n über die Deutsche StromschiflTahrt im J. 1852, v. demselben 478
Die Deutsche Auswanderung im Jahre 1852, v. demselben . 490
Uebersicht der Einwohner in den einzelnen Regierungs-Bezirken
des Preussischen Staates nach der Zählung zu Ende des Jahres 1852 500
Handels-Verträge 502
Literatur 505
Bericht des statistischen Gentral-Archives ..... 553
Register . • . . , 555
Berichtigungen.
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65
11
69-
Seite 13. Thermometrograpli Minimum pro Febr. nicht plus (y,47, sondern ^minus) — 0'',47 desgl.
pro März nicht plus 1^68, sondern (minus) — 1^,68
„ „ ist der Thaupunkt pro 1862 nicht 4P,9, sondern d",! R.
„ 14 ist die Normaltemperatur pro Januar nicht — 19 \0, sondern — 1°,90, das Komma muss
daher nicht hinter 19, sondern hinter der 1 stehen.
.. 25 Rubrik 1848 an der Ruhr lies M2 anstatt 1142, an der Cholera 1536 anstatt 536.
,, 31 sind im Jalire 1849 nicht 1, sondern 18 Personen an der Zellgewebeverhfirtung gest
„ „ „ „ „ nicht 2, sondern 1 Person an der Rttckgradspaltung gest.
., „ „ „ „ „ nicht 18, sondern 12 Personen an den Pocken gest.
„ 33 „ „ „ 1848 nicht 1142, sondern 142 Personen an der Ruhr gest.
,, „ „ „ „ 1849 nicht -f)32j sondern 39 Fersonen' an dfer Anhr gest.
„ „ „ „ „ iB^ nioht l^,^ $pndern 4^ Personen «q 4i^. Cholera gest.
., ,. ,, „ „ 1849 nicht 620/ sondern 3620 Personen an der Cholera gest.
,. 41. D. Fabrik No. 13, Strumpfwirkereien, nicht 273, sondern 1 veibliche über 14 J.
„ 43. F. Fabriken, Dampfmaschinen fUr Eisenbahnen nicht 169, sondern nur 69 Anstalten.
„ „ unter Bezeichnung der Werke No 4 hat sich nachträglieh durch Recherche festgestellt,
dass nur 2 Eisen- und Blechwaaren- Fabriken mit 25 männlichen über 14 Jahr, also
• ;.,-. überhaupt nur 25 Personen in diesen Fabriken arbeiten.
„ ,^. I ^^: %^ ird^BetWftaren-Fii^iiken s\M »vsi\\.\ l^,\ sondern. 3 märölilBUe iin(t«r. U J^ht-fnt
ferner keine Kinder weiblichen Gleschleehts upiter 14 J.^ die Zahl 18 f^llt also fort.
Nb. 13 Fabr. chemischer ProdtVkte feMeti 14 männliche imd 18 welbHeh'e untef I4 J.
No. 19 MetallgMsSoreien unter Veberhaupt ist* statt der Zahl 4 Öle Zahl 7 zu setzen.
Summa des Einganges pro 1852 X>k^mmwild, sind Statt ^55, 553 ni setzen;
Ausfuhr pro 1851, Weizen bleitt Zufuhr nicht 10415,25, sondern 1011^'),25 Ctr. .
XIX. Viehstand, hhiter E. 'Bin Rückblick auf frühere Jahre, im Jahfe 1819 nicht
2593, sondern 3593 Schaaie.
. ,, - 79 B. Qeiseh&ftsverhältnisse der Männer der Ja4aBBoha||| der Lief^iiapten eto, piahtlÄ^j
sondern 166 zu setzen. .. ■ . . '5
f, 89 2. Das Cbaritd-Krankenhaus, d6r Zugang pro 18^ Ist nicht' S436, äondein 3336 Welbei^
\ . and die Summa sonach 8658 Personen.
„ 9a No. 3 Anzahl der Vei-storbenen pro 1851 nicht 426, SQikö^Bii 32Q W^)»er-,
„ 92 In der Reihe Todesfälle der im Lazareth verstorbenen 105 Fersonen sind «üi Apoplexie
be* Scannern hoch 2 Weiber hinzuzusetzen ' . •■'
L,ivi 95 In der Reihe über die Krankheitsarten ist der. Bestand -des Zugänge»* bei Alkohol
intoxioatlDn ni«)>t £i6; sondern 46, bei Entzündung d^r- AÜwaingpoii-gan» ni41it<2b2i
sondera 332«
„ 129 I. Givilsäebe, b. Injuriensachen statt 1887, sind 1187. • , •
-,. 130 In dec letzten Reihe No. 10 wegeA Verleüüton'g dar EHi« falobt l, BMidem 2 Personen}
„ 131 No 22 -wegen Vermögensbesebädigiing überhAupt 9 nicht 4. ' ' ' * . '
„ 173 erste Zeile unter der Tafel lese Steuer -Registern anstatt neuere Registern. • .,
'„ 1^8 Zeile 12 lese dicht bevölkett anstatt festbevölkert..
„ „ ,, -33 Ist ein Komma soistAtt des Punktes >zu setzeb.
,) ; 180 ,, 3 „ selbst gebaut anstatt selt)st gebraut. , \ "*.
„ „ • 'fx 5 ,% aber statt aller. ' .'•;.<
„ 182 „ 14 „ nns anstatt k"as. * . '
„ „. ft' 15 Terkehrsverfaältnisse im Allgemelitto gehört Afifing des Abschnittes Über
i Handel. , . )'*,•.'.'
„ 184 Seeschiffe, lese Zahl* der ^rahiner Q9d jtieichter, anstatt. zäh^ der nach Pml^mer ^f j
„' 18C letzte Zeile lese- Hafer anstatt Ha^n. • . , . .
,. 1?9 u. 190 Im Kopf der Tafel lese Zollvereins defot'ner anttilt-Z^llTereins- iStaaten. '
„. 190 dtaZahlep der d^i letstpn Zeilen geJiörßQ. onieir dlq beiden Jetaten QoJiumHiftt der TaCetJ
„ l9l Zeue 5 lese musste anstatt müsste. .,
'„ „ ;, 10 „ diirfte aiistatt dürfe. . . •
>, 194 „'^i „ seti den anstatt sondern. ' . . : '
„ gf „•. 20 anderen fällt weg. ,...•.'•
„ „ „ 32 fällt d. h. weg.
' „ „ „ 47 lese 60 anstatt 70 pCt. Zelle 49' lese 20 anstatt 28 pCt. "
' >4 „ „ 55 lese beitragen soUen. • • • ' < ' ' ■ .
„. 199 „ 26 fällt und nach Kirchen w^g. . ,"...•','»,•
„ „ „ 24 lese 25 p Ct. anstatt V.« • i • •
. „*• 206 2to Addition, lese 878256 anstatt 886256.
t.'H- 207 Zelle 21 lese sind anstatt ind. .... > , ti
„ 209 „ vierte Zeile lese Schuldwesen anstatt Schulwesen.
„ 332 4. Zeile von unten lese Rohzucker anstatt Rübenzucker
„ 348 Zeile 1 fällt dass weg, und Zeile 2 lese angiebt anstatt angegeben ist
„ .Sv52 vorletzte Zeile lese aufgestellte anstatt auffallende.
„ 477 vorletzte Zelle lese Viehversicherungs-Gesellschaft anstatt Versicherungs-Gesellschaft.
„ 496 Zeile 4 lese allen anstatt allein.
Die Seitenzahlen 386 nnd 387 auf Bogen 30 müssen 486 und 487 heissen.
Jahresbericht ,
des statistischen Amtes im Ic. Polizei-Präsidio za Berlin
für das Jahr 1852.
Von
Dr. E. H. Hilller,
f Regierangs- und Medicinal - Rathe,
(
Dr. phil. C. F. Sehneider.
L
A
Jemehr die Neuzeit ihre Ansprüche an die Statistik steigertei und je^
mehr Kräfte die zunehmende Bevölkerung Berlins zur yollstandigeren
Bearbeitung der hiesigen Statistik beanspruchte, um so fühlbarer ward
für das Polizei -Präsidium das Bedürfniss der Errichtung eines eignen
statistischen Amtes. Es ist dasselbe auf Veranlassung des gegenwärtigen
Herrn Chefs des Präsidii am 1. April d« J. ins Leben getreten und
hat sich «eine dreifache Aufgabe gestellt Zunächst raosste der Erek,
auf den die bisherigen statistischen Arbeiten wegen Mangels an
Kräften beschränkt waren, durch Sammlung von Materialien über
bisher nicht berücksichtigte, für die Statistik nichts desto weniger
wichtige Verhältnisse ausgedehnt werden. Die dazu erforderlichen
Verbindungen mit den betreffenden Behörden sind bereits eingeleitet,
doch nur allmalig wird die wünschenswerthe grössere Vollständigkeit
zu erreichen sein.
Nicht minder nothwendig war es, die gesammelten Materialien
in gewissen Zeitabschnitten zu ordnen, weil ungeordnet sie nutz—
und werthlos in den Begistraturen sich anhäufen und am Ende
wegen Mangels an Raum der Vernichtung entgegen gehen. Diese
Ordnung der Materialien hat mit dem abgelaufenen Jahre 1852
begonnen, und ist dadurch ein Abschluss der früheren, mit dem
Einwohner -Melde -Amte verbundenen statistischen Verwaltung und
eine Basis flir den ferneren Anbau der Statistik gewonnen. Benutzt
sind dazu theils die aus dem vorigen Jahre bereits vorhandenen
Materialien, theils diejenigen, welche in Gemässheit der ersten Auf-
gabe aus dem Jahre ISSi die Zeit zu beschaffen gestattete. Die
Zeit aber masste hierin eine Beschränkung gebieten wegen der
Nothwendigkeit, die Statistik, als Wissenschaft der Gegenwart, in
der Gegenwart zu bearbeiten. Der Jahresbericht pro 1852 musste
geliefert werden, ehe der Ablauf eines neuen Jahres aus der Gegen-
wart von 1852 eine Vergangenheit gemacht hatte. Ob ein solcher
Abschluss ferner alljährlich^ oder etwa, wie die Berichte des Königl.
statistischen Bureau im Ministerio des Innern, in dreijährigen Zeit-
abschnitten geliefert werden könne, darüber fehlt es zur Zeit dem
statistischen Amte an der nothwendigen Erfahrung. Das Erste ist
wünschenswerth, um nicht die Gegenwart zur Vergangenheit werden
12 Berlin.
zu lassen, und möglich, weil sämmtliches Material an Ort und
Stelle in Empfang genommen wird, ein Yortheil, den das Königl.
statistische Bureau, dessen Wirksamkeit den ganzen Preussischen
Staat umfasst, nicht hat. Aber es wird in Frage kommen, ob jähr-
liche Zeitabschnitte in der Regel nicht zu kurz sein werden, um die
charakteristischen Erscheinungen der Gegenwart klar und deutlich
genug aus der früheren Zeit heraustreten zu lassen.
Die dritte Aufgabe endlich ergiebt sich aus der zweiten. Es ist
die Yeröflfentlichung des aus der Zusammenstellung der Materialien
resultirenden Abschlusses» Die Statistik muss, wie die Geschichte,
in die Oeffentlichkeit treten; in den Fächern der Akten-Repositorien
wertblos, soll sie Lehrerin sein eben so sehr für den Gesetzgeber
und den Verwaltungsbeamten, wie für einen Jeden, der seiner
Stellung zur Gegenwart sich bewusst werden will. Die Veröffent-
lichung bringt übrigens, abgesehen von ihrer Noth wendigkeit, zugleich
den Vortheil, dass sie das Interesse an der Statistik weckt und dass
sie Willfährigkeit zur Ablieferung brauchbaren Materiales bei denen
schafft, die nicht ohne Grund mit Unlust ihr Material hergeben,
wenn sie wissen, dass es lediglich zu den Akten genommen wird.
Dieser dritten Aufgabe, die das statistische Amt sich gestellt
hat, gemäss, wird der nachstehende Bericht veröffentlicht. Wenn
er mehr liefern sollte als todte Zahlen, die dem Leser zum Denken
keinen Anlass geben, oder ihm selbst die Mühe auflegen, nach
früheren Zuständen zu forschen, so musste er nothwendig ver-
gleichende Rückblicke gewähren. Dies ist, so weit das Material
aus der Vergangenheit zu Gebote stand oder ohne grossen Zeitver-
lust beschafft werden konnte, geschehen; da wo die Zeit dies nicht
verstattete, muss die Ergänzung späteren Jahresberichten vorbehalten
bleiben und das Gelieferte vorläufig als Material, welches erst in
der Zukunft sich verwerthen lässt, gelten.
Es ergiebt sich hieraus, dass der nachstehende Bericht keinen
höheren Anspruch zu machen wagt, als der Anfang zu Besserem
zu sein.
Mit dem grössten Danke ist schliesslich die Bereitwilligkeit an-
zuerkennen, mit welcher das statistische Amt von den betreffenden
Königlichen und Kommunalbehörden und von Privatpersonen unter-
stützt worden ist.
Berlin, im Juli 1853.
^
Berlin.
13
L Heteorologiselie Beobaditiiig«
(n»ch den Beobftclitangen des Dr. Schneider).
Feuchtig-
Thermome-
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1862.
Monat.
Lnftflmok,
mittlerer.
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Vergleicht man die Jahresmittel pro 1852 mit denen der Vorjahre von
1842 ab, so gewinnt man folgende Uebersicht:
Beseieh-
nung.
1842
1843
1844
184%
1846
1847
1848
1840
1850
1851
1852
Mittel y.
1842 bis
1852.
Luftdruck.
liuftwärme.
Thaupunkt.
Pnnstgehalt
ElasticitXt
der Wasser-
dampfe.
Witterung..
Yorherrsch^
Wind.
336',89
Par.
7.00 B.
3.01 B.
74pCt
iniaeht.
W.U.
Inw.
335','84
P«r.
7,08 B.
3,06 B.
73pCt
misahL
W.U.
NW.
335"82
Par.
6,05 B.
2,08 B.
75pCt
irfib«.
W.u.
NW.
335',69
Par.
6,04 B.
3,01 B.
77pCt
trttbe.
W.u.
SW.
335;'76
Per.
8,02 B.
8,09 B.
74pCt.
mehr
heiter.
SW.W.
n.NW.
1*1
336.34
Par.
6,06 B.
2.06 B.
75pCt
mehr
heiter.
SW.u.
NO.
335;74
Per.
6,09 R.
3,01 B.
76pCt.
2,"'94
niaeht.
W.U.
SW.
335,"73
Par.
6.07 R.
3,00 R.
73pCt
2/"81
miaeht.
W.u.
SW.
335,"63
Par.
6,08 R.
8,02 B.
74pOt.
2,"'90
bew.
(rttb*.
W.O.
Q.8W.
535'95
Par,
7,00 R.
8,<«R.
76pCt
2,"'98
nlsebt.
O.SW.
U.W.
335)36
Per.
7.08 R.
4.09 B.
74pCt
3/"14
heiter
' bftW.
O.SW.
u. W.
335,'88
P«r.
7,<t)6R.
3,027 B.
75pCt
raiflihri.
gea Mittal
§,'"95
Par.Lln.
SW.W.
u. NW.
Was iDsbesandere die Lufttemperatur betrifft, so erKJebtBich diese
für das JahrlBSS als eine sehr geliode, da aus 24jährigeD Beobachlangen
folgcDde Normal temperaturen ■* !"--i"~" »«---■- —' ■• .-i._--
sicfi gefunden haben (Dowe):
Jan. Febr. Häre. April. Hai. Juni. Juli. Aug. Sei
—19,0-0,15 2,74 t(,88 10,92 13,94 15,04 14,43 11,
Ganzes Jahr: 7,16.
Namenllich war die Temperatur des Januar fast um 5 Grade höher, als die
normale Temperatur dieses Honats. Eine ebenfalb sehr ansehuliche Tem-
Eeratur-Erhöhung fand im December statt. Uärz, April und October waren
älter, alle übrigen Monate Würmer, als die Mittel vier und iwanrig jahri-
ger Beobachtungen.
lieber die Temperatur der Erdwärme sind seit dem Juli 1651 von
dem Dr. Schneider Beobachtungen angestellt und ergeben diese filr die iweite
Häine 1S51 und fiir das Jahr 1652 folgende Resartate;
1
Juli.
August.
Septem her.
October.
November.
December.
1652.
Januar.
Februar.
Man.
April.
Hai.
Juni.
Juli.
August
September.
October.
November.
December.'
IM
12,8
10,8
10,5
10,2
10,1
9,8
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11,7
11,5
11,4
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10,2
9,1
8,9
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98
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2,0
4,3
5,0
5,6
6,2
7,1
1,3
1,1
3,3
3,8
4,2
4,8
5,5
-
2,43
2,40
7
3,J2
4,03
4,55
5,13
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1,35.
1,52
325
3,65
417
476
1,«1
1,41
9
2,60
2,86
3,3«
3,98
5,21
428
6
4,25
4,35
4,74
5,03
13,33
10,14
0
8,54
8,21
8,27
7,81
7,55
13,52
11,87
1 1
11,26
11,05
11,06
10,48
9^99
1«,88
14,52
1 0
13,43
1318
13,05
12,43
11,67
15,26
13,36
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1J99
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12,88
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10,65
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11,69
11,82
11,81
11,71
11,68
7,05
6,68
1
8,49
6,76
8,82
9,09
9,66
4,75
479
1
«'S
6,78
689
727
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4,14
3,97
7
5,09
5,29
5,38
S,81
6,60
9,42
10,06
n,6g
11,49
10,0S
n. iraascratuj.
Die Höhe des Wasserslandes ist, ausser ihrer Bedeutung ftir die Schiff-
fahrt und Vegetation, von grossem Einflüsse auf die menschliche Gesund-
heit, wenn, wie dies in Berlin der Fall ist, die Keller und besonders die
bewohnten Keller der Hauser tief belegener Stadttheile bei hohem Wasser-
stande mit Grundwasser gefUllt werden.
Für das Jahr 1652 war der höchste Wasserstand:
a) fUr das Oberwasser t1 Fuss 8 Zoll ;
b) „ „ Unterwasser 9 „ 4 „
dagegen der niedrigste Wasserstand
Berlin.
iv
9) für das' Oberwasser 7 Fass 1t Zoll and
b) „ ., Unterwasser 9 „ 10 „
Um Anhaltspunkte für die B^urtbeflang des Wasserstandes des Jahres
1852 zu gewinnen, ist nachstehend der höchste Wasserstand der Jahre 1890
bis 1851 zusammengestellt:
Höchster Stand
des Oberwassers:
1830 13 Fuss 5 Zoll.
1831
1832
1833
1834
1835
1836
1837
1838
1839
1840
1841
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
dßs Unterwassers:
10 Fuss 7 Zoll.
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W
184,850 Einwohner.
192,383
Am Schlosse des Jahres 1852 zätiUe Berlin i^ach Ausweis der damals
vollendeten Zählung, ausschliessh'ch der ir;189Mann starken Garnison und
deren Angehörigen, 423,846 Einwohner*
In welcher Weise die Einwohnerzahl Berlins in den letzten Jahren zu-
genommen hat, ergeben die nachstehenden Resultate der in Zeiträumen von
je drei Jahren stattfindenden Zählungen:
Berlin hatte im Jahre 1819 .
1822 .
1825 .
1828 .
1831 .
1834 .
1837 . .
1840 . .
1843 . .
1846. .
1849 . .
1852 . .
203,668
219,673
229,843
247,336
265,394
290,606
309,260
388,852^
401,802
423,846
99
99
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99
99
99
99
99
99
I»
•) Die nnyerh<niflsmSsBige Zanahme von 184S bis 1816 litost die Genauigkeit der Zählnn-
gen oiestr Jeliie einigermaBaen beiweifeln.
#
IQ fierlin.
Demnach hat die BeYÖlkening seit 33 Jahren beinahe sich verdreifacht
Ein Theii dieser Zunahme beruht in dem Ueberschuss der Geburten über
die Todesfälle, ein weit grösserer aber in der Anzahl der von ausserhalb
zugezogenen Personen.
Seit dem Jahre 1851 fand eine Vermehrung
1) durch den Ueberschuss zugezogener Personen um 5787
2) durch den Ueberschuss der Geburten über die Todesfälle um 3875
zusammen um %62
Personen statt.
Der Ueberschuss, welchen die fievölkerung seit den letzten 8 Jahren
durch den Ueberschuss der Geburten über die Todesfälle erhalten hat, be-
trägt im Ganzen 27,474 Personen, nämlich in den einzelnen Jahren
1845 4417
1846 4070
1847 3272
1848 1935
1849 1234
1850 3854
1851 4817
1852 3875
Summa 27474
und durchschnittlich in jedem dieser 8 Jahre 3438. Nimmt man die durch-
schnittliche Bevölkerung jedes dieser acht Jahre auf 380,940 Personen an,
so verhielt sich die jährhche Zunahme durch den Ueberschuss der Gebur-
ten zu der vorhandenen Bevölkerung wie 1 zu 111. Dies Yerhältniss wird
übrigens fast als Minimum gelten dürfen, da unter den acht zur Berechnung
gezogenen Jahren das Theuerungsjahr 1847, das durch politische Wirren
und Cholera unglückliche Jahr 1848 und die Gholerajahre 1849 und 1850
sich befinden.
Der Ueberschuss der Zugezogenen über die Abgezogenen betrug
1845 8271
1846 9953
1847 11006
1849 2245
1850 11280
1851 13530
1852 . . 5787
Summa 62072,
davon geht ab pro 1848 der Ueberschuss
der Abgezogenen über die Zugezogenen von 5153
bleibt 56919;
und durchschittlich in jedem dieser acht Jahre 7115. Es verhielt sich also
die alljährliche Zunahme durch den Ueberschuss der Zugezogenen über die
Abgezogenen wie 1 zu 53, ein Yerhältniss, das ebenfalls wieder mit Bezug
aufdas Jahr 1848 als Minimum gelten darf.
Unter den am Schlüsse des Jahres 1852 lebenden Einwohnern befanden
sich dem Alter und dem Geschlechte nach:
A. Personen unter 16 Jahren :
1) Bis zum vollendeten 5ten Lebensjahre ...... 30,453 Knaben.
M „ I» „ „ 29,520 Mädchen.
zusammen 59,973 Kinder.
r
Berlin.
17
^'
f
2) Vom Anfange des 6. b. z. Vollend. 7. Lebensjahre 8,205 Knaben,
„ „ „ „ „ 8,259 Mädchen,
zusammen 16,464 Kinder.
3) Vom Anfange des 8. b. z. vollend. 14. Lebensjahre 25,182 Knaben,
„ „ „ „ „ 24,095 Madchen,
zusammen 49,277 Kinder.
Mithin überhaupt Kinder bis zum Yollend. 14. Jahre 125,714.
4) Vom Anfange des 15. bis zum vollend. 16. Jahre 7,512 männl.,
M „ „ „ „ 6.883 weibL,
zusammen 14,395 Personen.
B. Ueber sechszehnj'ährige männlichen Geschlechts.
5) Vom Anfang des 17. bis zum vollendeten 19. Jahre 12,188 Personen.
6) „ ,. „ 20. „ „ ., 24. „ 24,168
25. „ „ „ 32. „ 37,201
33. p, „ „ tlö. „ 22,813
40. „ „ „ 45. „ 13,694
46 .. 60. „ 21,474
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7,821
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99
11) lieber 60 jährige männliche Geschlechts . . .
überhaupt über sechszehnjährige männl. Geschl. 139,359 Personen.
C. Ueber sechszehnjährige weiblichen Geschlechts.
12) Vom Anfange des 17. bis zum Tollend. 45. Jahre 109,161 Personen.
13) „ „ „ 46. „ „ „ 60. „ 24,182 „
14) Ueber 60jährige 11,035 „
überhaupt über sechszehnjährige weibl. Geschl. 144,378 Personen.
Die Zahl aller Einwohner bestand also überhaupt aus
210,711 männlichen und
213,135 weiblichen Personen.
Davon lebten in Familien 81863, in der Ehe 59147 Männer u. 59660 Frauen.
»
IV. Geburteii.
Im Jahre 1852 wurden nach Ausweis der Kirchenbücher 'in Berlin, mit
Ausschluss der Militairgemeinde , geboren:
Ueberhanpt. | Daranter unehliche. Darunter Mehrgebnrt.
Darunter sind todtgebome.
Knab.
MSd.
8um.
Knab.
Mäd.
Sum.
Knab.
Mäd«
Sum.
ehi. ebl.
Kn. MSd.
nneb.
Kn.
uneb.
Müd.
Sam.
7890
7387
15277
1159
1050
2209
146
175
321
256 213
76
56
601
Auf die einzelnen Monate vertheilten sich die Geburten folgendermassen,
wobei zu bemerken ist, dass die folgenden, den polizeilichen Geburtsmel-
dungen entnommenen Zahlen von den Zahlen der Kirchenbücher abweichen,
weil die Eintragung in die letzteren nicht ffenau nach dem Tage der Geburt
erfolgt, und daher Geburten des einen Jahres oft erst in das Kirchenbuch
des folgenden Jahres kommen. Für den Vergleich der Geburten mit
Trauungen^ Todesfällen und Einwohnerzahl wird die Angabe der Kirchen-
1^'
Berlin.
bücher beizubebalten sein, weil sie die in der amtlicben Liste der.Preussischen
Statistik gebräucblichß ist.
Geboren
tt
überhaapt
1 darunter nnehl.
Mehrgeburten
ünt. diesen sind
Im
Monat
1
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1499
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17
13
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Februar . . .
724
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111
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22
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März ....
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107
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~~~
25
25
25
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April ....
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605
1216
67
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..^
16
13
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Mai ....
677
626
1303
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164
22,
22
24
20
44
Juni ....
639
568
1207
89
78
167
13,
—
13
14
12
26
Juli ....
682
598
1280
87
89
176
15,
15
17
13
30
August . . .
635
591
1226
99
71
170
H,
11
11
13
24
September . .
645
605
1250
111
93
204
15,
15
13
17
30
October . . .
673
591
1264
103
91
194
17,
-^
17
16
18
34
November . .
640
581
1221
88
81
169
12,
1
13
14
13
27
December . .
639
559
1198
115
103
218
14,
1
15
16
15
31
Summa
8049
7440
15489
1191
1071
2262
197m.
2
199
200
202 402
Verglichen mit der Einwohnerzahl, fiel auf 27,74 Ein neugeborenes
Kind. Dies Verh'ältniss ist günstiger, als in den beiden vorhergehenden
Jahren; 1850 kam nämlich Ein neugebornes Kind auf 29,69 und 1851 auf
28,68 Lebende , und ist überhaupt für Berlin ein sehr güustiees; vergleicht
man z. h, die nächst vorhergehenden 8 Jahre, in denen volkszäbrungen
stattgefunden haben, also die Jahre 1828, 1831, 1834, 1837, 1840, 1843, 1846,
1849, so ergiebt sich daraus das durchschnittliofae Verhältniss Eines neu-
gebornen Kindes auf 28,21 Lebende. Gegen kleinere Städte und das
platte Land. des Preussischen Staates ist dies verhältniss freilich ungünstig,
da beispielsweise in den Jahren 1850 u. 1851 in sämmtlichen Städten des
Preussischen Staates Ein neugebornes Kind auf 25,54 bis 25,55 und auf
dem platten Lande auf 24, 12 Lebende kamen. Nach Dieterici's Berech-
nungen kommen im ganzen Preussischen Staate für den Zeitraum von 1748
bis 1800 auf 24,62 und für den ZeUrattu von 1800 bis 1846 auf 24,64 Le-
bende Ein neugebornes Kind.
Unter den I^eugebornen war, wie gewöhnlich, die Zahl der Knaben
überwiegend und zwar in sehr bedeutendem Masse, da sich unter 100 Neu-
gebornen 51,64 Knaben und 48,35 Mädchen befanden«
Das Verhältniss der unehlich Gebornen zur Anzahl der Gebornen über-
haupt war gleich 1 zu 6,93, es war also unter fast 7 Gebornen Eins un-
ehlich, oder unter 100 Gebornen 14,45 unehlich Gehörne, oder es kam
1 unehliches Kind auf 5,91 ehliche Kinder.
Dies Verhältniss muss für Berlin ein günstiges genannt werden. Nach
den Mittheilungen des statistischen Bureaus kam in Berlin Eine unehliche
Geburt,
i>
1816 auf 4,11 ehliche Geburten
1817 „ 4,08
1819 « 4,72
1820 „ 4,61
1821 „ 4,72
1822 auf 4,79 ehliche Geburten
1823 „ 4,96
1824 „ 4,94
1825 „ 5,86
1826 „ 5,87
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Be^rlük
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1847 „ 5,90
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, 5,03
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1848 ^ 5,92
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1849 n 5,48
9»
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„ 5.66
n
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1850 , 5,69
9»
9»
„ 5,65
n
»
1851 « 5,57
9»
91
, 5,53
n
»
1852 „ 6,93
91
9»
1827 auf 5^7 ehli€he Geburten 1840 auf 5,63 efaliche Geburten
1828
1829
1830
1831
1832
1833
1834
1835
1836
1837
1838
1839
Es bat sich also dies Yerhältniss gegenwärtig; sehr wesentlich gebessert,
und darf daraus ein günstiger Schluss für die zunehmende Sittlichkeit
gezogen werden.
Im Vergleich mit den unehlichen Geburten des gesammten Preussischen
Staates ist das Yerhältniss ungünstig, da von 1816 bis 1851 das Verhältniss
der ehlichen zu den unehlichen Geburten zwischen 1 zu 11,56 (im Jahre 1850)
und 1 zu 14,25 (im Jahre 1848) differirt.
Nach den yerscbiedenen Konfessionen gestaltete sich im Jahre 1852
das Yerhältniss der unehlichen Kinder zu den sämmllichen Geburten
wie folgt:
bei den evangelischen Gemeinden, wie 1 zu 6,68
der katholischen Gemeinde „ 1 j, 9,80
christkatholischen „ _ _
jüdischen „ „ 1 „28,00
99
9»
99
99
»9
Ein sehr bedeutender Unterschied ergiebt sich ferner in dem Yerhält-
niss der unehlichen Kinder bei den einzdnen Parochieen; es verhielten sich
die unehlichen zu den ehlichen Kindern
bei der Parochialkirche wie 1 zu 9,06
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Domkirche
Friedr. -Werderschenkirche
Dreifaltigl^eitskirche
Dorotheenstädtschenkirche
Jerusalemerkirche
Neuenkirche
Böhmischlutherischekirche
Mathäikirehe
Petrikirche
Gertrautenkirche
Louisenkirche
Jacobikirche
Nicolaikirche
Marienkirche
Geor^enkirche
Sophienkirche
Friedrichs-Waisenhauskirche
Invalidenhauskirche
Elisabethkirche
Französischenkirche
evang. lutherischen Gemeinde
Hedwigsldrche (kathol.)
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16,07
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99 15,17
9,29
3,76
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7,89
10,06
7,90
8,70
7,50
4,00
8,42
6,52
21,71
50,00
9,80
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20 Berlin,
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Garnisonkirche
1. Gardedivision „ 1 „05,67
2. ,f ,9 1 „38,50
,, »» jüdischen Gemeinde „ 1 „28,00
„ den Dissidenten ,> 1 „56,00
Nächst dem Verhältniss der unehlichen Geburten ist für die Geburts- {
Statistik das Verhältniss der Todtgebornen von grosser Wichtigkeit. Im
Jahre 1852 kam Ein todtgebornes Rind
auf 25,41 neugeborne Kinder überhaupt,
,. 27,86 eÜich neugeborne Kinder,
„ 16,73 unehlich neugeborne Rinder; j
ferner Ein todtgeborner Knabe ^
auf 23,76 neugeborne Knaben überhaupt > ^
„ 26,29 ehlich neugeborne Knaben,
„ 15,25 unehlich neugeborne Knaben
und Ein todtgebornes Mädchen
auf 27,46 neugeborne Mädchen überhaupt,
„ 29,75 ehlich neugeborne Mädchen,
„ 18,75 unehlich neugeborne Mädchen.
Im Jahre 1842 kam Ein todtgebornes Kind
auf 23,37 neugeborne Kinder überhaupt,
„ 26,91 ehlich neugeborne Kinder,
„ 13,76 unehlich neugeborne Kinder;
Ein todtgeborner Knabe
auf 20,56 neugeborne Knaben überhaupt,
„ 28,56 ehlich neugeborne Knaben,
„ 11,80 unehlich neugeborne Knaben i
und Ein todtgebornes Mädchen
auf 27,23 neugeborne Mädchen überhaupt, 1
„ 36,37 ehlich neugeborne Mädchen, ^
„ 16J2 unehlich neugeborne Mädchen.
Im Jahre 1849 kam Ein todtgebornes Kind
auf 20,57 neugeborne Rinder überhaupt,
„ 23,81 ehlich neugeborne Rinder,
„ 12,38 unehlich neugeborne Rinder;
ferner Ein todtgeborner Knabe auf 19,13 überhaupt,
ehlich neugeborne Rnaben „ 21,06,
unehlich neugeborne Rnaben „ 12,69 ;
Ein todtgebornes Mädchen „ 22,85 überhaupt,
ehiicn neugeborne Mädchen „ 27,57,
unehlich neugeborne Mädchen „ 1 2,08.
Im Jahre 1851 kam Ein todtgebornes Rind
auf 22,57 neugeborne Rinder überhaupt, •
„ 27,08 ehlich neugeborne Rinder,
„ 14,68 unehlich neugeborne Rinder;
ferner Ein todtgeborner Rnabe ^
auf 20,92 neugeborne Rnaben überhaupt,
„ 22,54 ehh'ch neugeborne Rnaben,
„ 14,98 unehlich neugeborne Rnaben
und Ein tQdt^ej)ornes Mädchen
auf 24,59 neugeborne Mädchen überhaupt,
„ 28,33 ehlich neugeborne Mädchen.,
^ 14^38 unehlich neugeborne Mädchea^
Berlin.
21
Hiernach haben sich die YerhältDisse der Todt^eburten zu den Neu-
gebornen überhaupt und zu den unehlich Gehörnen während des Jahres 18d2
entsdbieden günstiger gestaltet, als in früheren Jahren*
V. Ehen.
Die Anzahl der im Jahre 1852 getrauten Ehepaare betrug 4009.
Unter den Ehen waren gemischte überhaupt 2()3.
Darunter Ehen, wo der Bräutigam röm.-kathol.» die Braut evanff. 145
evang., die Braut röm.-kathol. 110
evangelisch, die Braut jüdisch 4
iüdisch. die Braut evancrelisch 4
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jüdisch, die Braut evangelisch
203
Nach dem Lebensalter ergaben sich folgende Verhältnisse. Es ver-
heiratheten sich:
Männer unter 45 Jahr
alt, mit Frauen
Männer von 45—60 Jahr
alt, mit Frauen
Männer über 60 Jahr
alt, mit Frauen
anter 30 J.
alt.
V.30— 45J.
ftlt.
über 45 J.
alt.
anter 30 J.
alt.
V. 30-45 J.
alt.
über 45 J.
alt.
unter 30 J.
alt.
V. 30-45 J.
alt
über 45 J.
alt.
2779
871
53
44
106
49
3
5
9
Die Zahl der Trauungen verhielt sich zur Einwohnerzahl im Jahre 1852
wie 1 zu 105,52.
In den nächst vorhergehenden Jahren war das Verhältniss so, dass
1846 Eine neue Ehe auf 114 Einwohner
1847
1848
1849
1850
1851
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114,
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kamen. Vergleicht man eine Anzahl früherer Jahre, z. B. die Jahre, in
welchen Volkszählungen stattfanden von 1828 ab bis 1849 (1828, 1831, 1834,
1837, 1841, 1843, 1846, 1849), so ergiebt sich das Durchschnitts verhältniss
von Einer neuen Ehe auf 1 11, i* Einwohner für Berlin. Im Jahre 1848 wur-
den begreiflicher Weise weit weniger Ehen seschlossen, fast ebenso auch
in dem vorhergehenden Nothjahre 1847; nach 1848 hat sich die Zahl der
Ehen wieder günstiger gestaltet, namentlich im Jahre 1850, wo muthmasslich
viele in den vorhergehenden Jahren verschobene Ehen geschlossen wurden.
Das Jahr 1852 kommt, wenn man den obigen Durchschnitt als normales
Verhältniss annehmen will, demselben zieiniich nahe. Nach den Mitthei-
lungen des statistischen Bureaus kam in den Jahren 1837 bis 1847 im ganzen
Staate durchschnittlich Eine neue Ehe auf 110,», ein Verhältniss, welches
von dem für Berlin gefundenen Durchschnittverhältniss kaum abweicht;
und ganz ähnliche Verhältnisse ergeben sich auch, wenn man in frühere
Jahre zurückgeht; so kam 1819 auf 111 und 1822 auf 110 Lebende eine
neue Ehe.
So konstante durchschnittliche Verhältnisse liefern den Beweis, dass
trotz der enormen Zunahme der Bevölkerung die Sittlichkeit sich nicht
vermindert habe, wie sich dasselbe auch aus dem Verhältnisse der un-
ehlichen Geburten ergiebt
'02 Berlin.
Man hat zwar häufig das VerhäTtniss der unehlichen tiehurten und das
Verhältniss der Ehen als Massstab für die grössere oder geringere Sittlich-
keit in Abrede gestellt, weil die Gesetzgebung durch Zulassung der Vater-
scbaftsklage auf die Zahl der unehlichen Geburten und durch Beschränkung
des Niederlassungsrechts oder durch Zunftzwang auf die Zahl der Ehen
von dem wesentlichsten Einflüsse ist. Dies ist richtig, sobald es sich um
den Vergleich von Staaten oder einzelnen Orten handelt, die unter dem
' Einflüsse einer verschiedenartigen Gesetzgebung stehen. Handelt es sich
aber um Eine Stadt, in welcher die hierauf bezügliche Gesetzgebung wesent-
lich dieselbe geblieben ist, so wird die Zahl der zu verschiedenen Zeiten
stattgehabten unehlichen Geburten und neu eingegangenen Ehen als Mass-
stab für die Sittlichkeit^icht zu verwerfen sein, wenn trotz der enormen
Zunahme der Einwohnerzahl und des Verkehrs in Berlin alljährlich eine
in gleichem Verhältniss zu derselben stehende Anzahl von Ehen geschlossen
wird, so ist das wenigstens ein Merkmal, dass das Proletariat nicht in dem Masse
überhand nimmt, wie die Grösse der Stadt fürchten lässt, denn im Allge-
meinen gilt, dass wer eine Ehe eingeht, einen Hausstand begründet. Was
aber die unehlichen Geburten betrifft; so wird es Niemanden einfallen,
aus ihrer Zahl einen Schluss auf die Anzahl der Prostituirten ziehen zu
wollen, denn diese haben mit den Geburten gerade am wenigsten zu schaffen.
Aber man wird daraus auf die Sittlichkeit der nicht prostituirten weiblichen
Bevölkerung schliessen dürfen, und wenn man finaet, dass die Zahl der
unehlichen Geburten im Verhältniss zur Einwohnerzahl sich verringert habe,
so wird man auf Zunahme der Sittlichkeit oder wenigstens auf Nicht-
Abnahme derselben schliessen dürfen, oder man müsste annehmen
wollen, es habe die Prostitution solche Fortschritte gemacht, dass durch sie
die Zahl der unehlichen Geburten vermindert sei. Diese Annahme recht-
fertigt sich aber den strengeren polizeilichen Aufsichtsmassregeln der letzten
Jahre gegenüber durchaus nicht.
Nichts destoweniger findet sich, wenn man die Zahl der verheiratheten
' Männer mit der Einwohnerzahl vergleicht, doch eine verhältniss massige
Abnahme der bestehenden Ehen. Die Zahl der im Jahre 1852 in der Ehe
lebenden Einwohner betrug
59,147 Männer und
59,660 Weiber.
Es verhielt sich sonach die Zahl der verheiratheten Männer zur Ein-
wohnerzahl wie 1 zu 7,16; im Jahre 1819 dagegen war das Verhältniss wi^
1 zu 6,29; 1822 wie 1 zu 6,38; 1828 wie 1 zu 7,1; 1837 wie 1 zu 7,36; 1843
wie 1 zu 7,15.
Dieser Widerspruch zwischen den Verhältnissen der neugeschlossenen
und der bestehenden Ehen muss dadurch erklärt werden, dass die Zahl der
Trennung der Ehen — sei es durch den Tod oder durch das Erkenntniss
des Richters — zugenommen hat.
Vergleicht man die Zahl der neuen Ehen mit der Zahl der neuge-^
bornen ehlichen Kinder, so ergiebt sich pro 1852 ein Verhältniss wie 1
zu 3,32. Ein sehr ähnliches Verhältniss findet sich, wenn man aus einem
21iährigen Zeiträume die acht oben erwähnten ZählungsJ9hre zuaammen-
stellt, nämlich von 1 zu 3,42. Es darf sonach auf jede Ehe in Berlin die
Zahl von 3 bis 4 Kindern als die durchschnittliche angesehen werden.
Berlin. ^
n. Todesfälle.
Nach Angabe der kirchlichen Meldungen betrag die Zahl der Todes-
fälle im Jahre 1852 (excl. 274 bei der Militairgemeinde ▼orgekommener
Fälle) männl. Personen 5,902, weibL Personen 5,259, m Summa 1 1 Jol Personen.
Es war daher das Verhältniss der Mortalität der männlichen Personen zur
Anzahl der männlichen BeTÖIkerung (210,711) gleich 1 zu 85,70; das
Verhältniss der Mortalität der weiblichen Personen zur Anzahl der weib-
lichen Bevölkerung (213,135) gleich 1:42,^> und das Verhältniss der ge-
sammten Mortalität des Jahres 1852 zur Einwohnerzahl gleich 1 : 37,*'.
Im Jahre 1849 verhielt sich dagegen die Mortalität zur Einwohnerzahl
wie 1 zu 30, 0*.
Im Jahre 1850 verhielt sich dagegen die Mortalität zur Einwohnerzahl
wie 1 zu 37,»*.
Im Jahre 1851 verhielt sich dagegen die Mortalität zur Einwohnerzahl
wie 1 zu 37,7».
In dem Zeiträume von 1828 bis 1849 erhält man für Berlin, wenn man
die Zählu^esjahre 1828, 1831, 1834, 1837, 1840, 1843, 1846 und 1849 zu-
sammenstellt, ein durchschnittliches Verhältniss der Mortalität zur Ein-
wohnerzahl von 1 zu 31, SS. Es ist dabei nicht ausser Acht zu lassen, dass
unter den zusammengestellten Jahren drei Gholerajahre sich befinden« wo-
durch sich das Resultat natürlich ungünstiger gestaltet hat.
Jedenfalls aber ergiebt das Jahr 1852 ein sehr günstiges Mortalitäts-
verhältniss, nicht nur im Vergleich mit der übrigen Berhner Mortalität,
sondern auch mit der Mortalität im Preuss. Staate überhaupt. Nach den
Mittheilungen des statistischen Bureau kam von 1748 bis 1790 dur-ch-
schnittlich Ein Todesfall auf 31,^1 und von 1816 bis 1846 ein Todesfall auf
33, "Lebende.
' Für das Verhältniss der Gestorbenen zu den Neugebornen ergiebt sich,
dass im Jahre 1852 auf 100 Neugeborne 73, so Todesfälle kamen.
Aus dem Vergleich der oben genannten acht Jahre in dem Zeiträume
von 1828 bis 1849 ergiebt sich dagegen, dass durchschnittlich auf 100 Neu-
geborne 89, "0 Todesfälle sich ereigneten, so dass also auch hiedurch sich
für das Jahr 1852 ein günstiges Verhältniss zu erkennen giebt.
üeber die Krankheiten oder anderweiten Veranlassungen, welche die
Todesfälle des Jahres 1852 herbeigeführt haben, giebt die nachstehende Ta-
belle, welche zugleich das Geschlecht und das Lebensalter der Gestorbenen
berücksichtigt, Auskunft, wobei zu erinnern ist, dass wenn die in der Ta-
belle angegeoene Zahl der Gestorbenen mit der obigen Zahl nicht überein-
stimmt, der Grund in der Abweichung der polizeilichen Meldungen von
der kirchlichen liegt.
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1
1
13
1
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1
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10
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10
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52
3
2
6
1
18
513
18
106
120
l| 6260 I 5480||U614
2*
28 ^ Berlin.
Die in der vorstehenden Tabelle enthaltenen Angaben sind den kirch-
lichen Meldungen entnommen. Die am Schlüsse derselben befindlichen
Angaben der durch Selbstmord und Unglücksfälle herbeigeführten Todes-
fälle stimmt mit den dem Polizei - Präsidio darüber erstatteten Polizei-
Rapporten nicht vollständig überein. Letztere sind als die richtigen anzu-
sehen und mögen hier zur Vervollständigung und Berichtigung der Mor-
talitätstabelle Platz finden.
1. Selbstmorde.
Männer Fraaen
Durch Erschiessen .28
„ Erhängen .55 7
„ Ertränken .13 10
„ Schnitte in den Hals und andern
Körpertheilen 6 1
yy Hinabstürzen aus Fenstern etc. . . 3 3
yy Genuss schädlicher Substanzen . . 7 8
yy Eisenbahnzüge haben sich überfahren
lassen 2
„ den Bär einer Maschine hat sich zer-
schmettern lassen • . . 1
115 ^i
144.
Ausserdem sind 35 Leichname, 25 männlichen und 10 weiblichen Ge-
schlechts im Wasser gefunden worden, bei welchen nicht zu ermitteln war,
ob der Tod durch Selbstmord, durch einen Unglücksfall oder durch Ver-
brechen eines Dritten herbeigeführt worden ist.
2. Todesfälle durch TerunglaekuDg oder durch Schuld eines Britten
herbeigefthrt.
Personen
mÜnnlich weiblich ■
Durch Ueberfahren 9 3
,y Fall von Dachern, Gerüsten etc. .14 2
„ herabfallende Gegenstände beschädigt 5 —
. , „ Maschinen und Mühlen zerschmettert 9 —
„ Hufschlag von Pferden beschädigt . 2 —
Bei einer Schlägerei 1 —
Durch Ertrinken 25 3
„ Verbrennen 1 1
„ Verbrühen 11
„ Genuss schädlicher Substanzen . . 3 4
„ Ersticken in Kohlendampf ... 5 —
„ Biss toller Hunde 2 —
„ Erschiessen — 1
„ Erstechen 1 —
78 15
93
Ferner erwähnen . die Polizeiberichte des Todes ' von 19 Individuen
(17 Männer und 2 Frauenzimmer), welche plötzlich ausserhalb ihrer Woh-
nung gestorben sind.
Aufgefunden wurden 15 Leichen neugeborner Kinder
5 „ unausgetragener Leibesfrüchte
20 Leichen.
r
Berlin.
29
üeber die Todesart der gestorbenen tineheliclien Kinder gibt folg. Tab. Auskunft.
Waohwtomig ddr im Jalffe 1852 gntttthmn mMhellokeii Kiiifler.
Bis
Vom .
/ Vom
Vom
Vom
Vom
Vom
1 —
firt ^_:
Todesursachen.
Eum 1.
Jahr
1 — 2.
Jahr
2 — 3.
Jahr
3 — 4.
Jahr
4 — 5.
Jahr
5 — 10.
Jahr
10-15.
Jahr
Summa | «^
m. w.
m. w.
m w.
m. w.
m. w.
m. w.
m. wi
m. w.
Hdo^a
Todtgeboren
70
50
•
• «
70
5oil 190
LebensschirSche nach d. Qeb.
44
48
^
•
•
•
44
4fl
92
Zahnen
21
14
4
5
1
1
26
20
46
Nenrenfieber
1
1
9
9
Gastrisches Fieber ....
•
1
1
1
2
3
2
5
Gehirn-Entzündung ....
8
4
4
4
2
1
2
3
2
17
13
ao
Hals-Entcündung
•
•
1
•
1
1
1
9
8
Loftröhren- Entzündung . .
1
3
2
2
•
1
4
5
9
Häutige Bräune
6
1
8
7
4
2
1
4
1
2
2
4
1
18
20
88
Entzündung der Brustorgane
14
12
6
5
1
1
1
21
19
40
Entzündung der Unterleibsorg.
3
2
•
1
•
1
2
6
3
9
Venen -Entzündung ....
•
1
•
•
•
1
1
Schlagflnss
13
17
•
•
1
1
1
1
16
8
24
Stiokfluss
10
2
1
•
1
•
»
1
1
12
4
16
Kinnbackenkrampf ....
8
6
•
•
•
8
6
14
Keuchhusten
•
1
1
1
Brustkrampf
1
1
•
•
•
1
1
8
Anderweite Krämpfe . . .
60
51
10
8
6
2
3
3
1
1
80
65
145
Rose
2
1
,
•
2
1
3
Zellgewebe -Verhärtung. . .
2
1
•
•
1
2
2
4
Pocken . . '
4
2
1
1
1
1
6
4
10
Scharlach
2
3
1
1
6
1
2
s
2
3
3
1
6
1
7
1
21
3
16
1
87
Masern
1
4
2
•
■
•
•
2
•
2
Schwämmchen ...'...
2
2
2
2
4
Hitzige Himhöhlenwassersncht
4
3
4
8
2
2
1
1
•
14
6
20
Herzbentelwassersucht . . .
fl
•
•
•
1
1
1
Brustwassersucht
•
•
•
1
3
1
1
2
Allgemeine Wassersucht . .
•
•
•
2
•
1
3
X
1
4
4
8
Brigfat'sche Nierenkrankheit .
•
•
•
1
•
1
1
Syphilis
4
•
•
4
•
4
Skropheln
6
3
2
1
2
2
1
3
11
9l
20
Lungenschwindsucht . . .
1
•
2
•
1
1
1
1
4
9
7
Unterleibsschwindsucht . .
•
2
•
1
1
1
s)
4
Abzehrung
106
72
18
26
3
6
2
1
1
2
1
1
131
m
239
Kolik
•
•
•
1
1
1
Lungenkatarrh
2
30
1
3
*3
•
1
1
81
2
34
8
Durchfall
28
65
Brechdurchfall
47
44
6
3
1
53
48
101
Ruhr ....
2
1
1
1
'2
•
•
2
*1
1
•
2
4
4
•
2
4
Cholera
2
Organischer Himfehler. . .
1
•
6
Organischer Herzfehler . • .
1
•
f
•
1
•
1
Magenerweichung
7
11
1
2
•
8
13
21
Organ. Fehler des Unterleibs
•
•
•
1
■
1
1
Knochenfrass
1
•
•
1
•
1
Wasserkrebs
•
«
•
1
1
•
l
Nichtbenannte Krankheiten .
2
1
t
1
2
2
5
Unglücksfälle
1
1
1
•
. . 1
2
•
4
1
5
Summa > . .
481
881
75
72
87
27
13
19
10
10
22
25
Im
~i
643
540|
1183
Jährliche. ^Zusammenstellungen der speciellen Todesursachen, wie die yorstehenden Nach-
weisungen, sind seit einer Reihe von Jahren für Berlin nicht gemacht worden. Man beschränkte
sich ausser der Jährlichen Aufstellung der allgemeineren Kategorien von Todesursachen, wie
solche von dem Kgl. statistischen Bureau gefordert wird, auf monatliche Nachweisungen der
einzelnen, mit dem Tode abgelaufenen Krankheiten und der durch Selbstmord, Unglücksfalle
und Todtgeburt veranlassten Todesfälle. Diese Nachweisungen sind allmonatlich durch die
Zeitung des Vereins fQr Heilkunde in Preussen veröfifentlicht worden. Für das Jahr 1852 hat
das Polizei -Präsidium zuerst die obigen Tabellen zusammenstellen lassen, wodurch erst eine
übersichtliche Anschauung der während des ganzen Jahres durch die verschiedenen Krankheiten
in den verschiedenen Lebensaltern und in den einzelnen Monaten veranlassten Sterbefälle ge-
wonnen worden ist. Um aber dieser Anschauung durch einen Vergleich mit der Vergangenheit
Werth zu geben, sind von dem statistischen Amte in gleicher Weise die MortaUtätslisten von
1842 ab bis 1851 bearbeitet worden und gibt da« nachstehende Tableqn eine Uebersicht der
speciellen Todesursachen, welche in den einzelnen Jahren von 1842 bis 1852 die in Berlin
während dieser Zeit erfolgten Todesfälle herbeigeführt haben.
30
Berlin.
Benennung der
Todesursachen.
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1880
1851
1852
Samm*.
Vor und nach der
Geburt
An Lebensschw.
bald nach d. Geb.
Beim Zahnen . .
Am Nerven-
Fieber
Am gastrischen
Fieber
Am katarrhisch.
Fieber
Am rheumatisch.
Fieber
Am Wurmfieber.
Am Wechselfieb.
Am Entzündungs-
Fieber
An der Gehirn-
Entzündung . .
An der häutigen
Bräune ....
And. Ohrspeich.-
Drüsen-Entzünd.
An d. Zwergfell-
Entzündung . .
An d. Hals-Entz.
An d. Luftröhren-
Entzündung . .
An der brandigen
Bräune
An Entzünd. de
Brustorgane . .
An Entzünd. de
Unterleibsorgane
An der Rücken
marits-Entzund.
And.ZeI]gewebc-
Entz. u. Vereiter.
An d. Nabei-Entz.
An der Venen-
Entzündung . .
Am Kindbettfieb.
Am Schlagfluss.
Am Stickfluss .
An der Rücken-
marks-Lähmung.
Am Starr- u.Kinn-
backenkraropf •
Am Keuchhusten.
Am Brustkrampf.
479
350
238
344
116
2
227
91
614
523
312
181
252
97
6
12
526
299
258
237
97
1
15
545
330
238
297
120
1
7
585
298
248
356
121
^26
7tf
618
35
485
432
9
99
28
21
169
136
1
203
118
58
11
633
37
519
435
13
117
12
25
34
552
499
6
93
123
56
312
154
4
1
1
6
47
544
433
6
96
76
29
205
141
1
566
337
227
275
113
6
7
567
328
273
361
133
1
5
1
382
139
5
10
45
578
499
117
44
30
1
1
254
75
2
61 49
480
145
6
2
1
5
45
531
553
99
164
24
3
5
251
104
2
1
76
553
127
1
3
1
5
44
635
428
87
65
27
663
385
274
384
137
9
3
1
288
101
673
396
256
295
115
2
16
70
346
156
3
4
14
38
703
431
6
104
50
28
7
4
301
256
81
15
2
500
169
13
3
1
4
49
604
493
107
116
16
674
380
273
282
123
5
10
292
351
1
6
108
402
129
*5
93
629
475
2
129
83
18
635
399
304
392
130
1
5
4
332
371
1
1
14
119
451
153
4
2
6436
3841
2770
3475
1305
25
99
1
27
12
2748
1820
6
3
415
253
12
1865
3426
1172
40
17
8
9
58
68
535
562
6342
419
5097 ^
1
53
109
1157
28
793
24
298
Berlin.
81
Benennung der
Todesursachen.
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
1852
SomiBft.
An der Epilepsie.
Am Veitstanz . .
Unter andern
Krämpfen . . .
Am Säuferwahn-
sinn
Am Blödsinn . .
An d. Tobsucht u.
Wahnsinn . . .
An der Wasser-
scheu
An d. Folg. d. An-
steck, d. Rotzgift.
Am Milzbrand .
An d. Zellgewebe-
Verhärtung . .
An d. Rückgrad-
spalte
An den Pocken.
An den Röthein.
An der Rose .
An den Masern.
An den Frieseln.
Am Scharlach .
Am Blasenaus-
schlaff
An Schwamm-
chen
An d. Mundfäule.
An der Grippe «
And.hitz.Gehim
höhlen-Wassers.
An chronischem
Wasserkopf. .
And. Herzbeutel-
Wassersucht. .
An der Brust -
Wassersucht. .
An der Rücken-
marks -Wassers.
An der Bauch- /
Wassersucht . I
An d. Eierstock-
Wassersucht .
An der Gebär-
mutter-Wassers.
An der allgem. j
Wassersucht . .
532
37
18
20
2
18
32
t
93
9
14
7
184
23
416
1
2
547
41
3
1
5
4
626
37
9
I
86
2
20
5
4
86
9
11
2
216
38
14
95
14
41
66
7
2
206
43
615
44
6
633
46
614
19
385
18
2
3
1
11
27
53
9
9
2
1
187
19
19
Hß
.410/
20
I 257
13
11
1
16
51
67
11
14
1
228
16
21
108
24
663
55
2
2
626
38
1
11
2
1
83
8
14
2
2
263
16
32
102
18
4
11
"28
112
2
94
16
8
5
13
233
12
15
97
19
2
26
4
262 301
1
1
2
18
¥1
7
120
6
6
3
177
34
22
97
24
4
281
15
1
304
1
684
46
1
1
21
1
75
Tl
2
1
137
6
15
"5
169
39
16
114
22
6
1
221
646
50
3
1
1
29
47
3
24
55
187
8
13
4
10
188
21
23
112
27
3
258
753
41
1
1
1
17
2
30
24
18
422
7
13
"2
202
13
22
108
1
20
3
297
23
II
6930
454
^3
18
3
4
1
199
11
395
9
218
352
e
1408
95
124
28
33
2252
274
170
856
1
1211
173
27
1
218
32
Berlin.
Benennang der
Todesursachen.
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
1852
Bamma.
An der Bright*-
schen Nieren-
krankheit . . .
—
^-.
_
_
^_
10
5
5
20
Am Rheumatism.
und Gicht . . .
9
7
10
6
11
5
12
13
6
8
5
92
An d. Darmgicht
2
2
—
-^
—
1
— ■
—
—
—
1
6
An d. englischen
12
Krankheit . . .
—
2
3
•—
— -
4
1
1
—
—
1
An der Syphilis
1
—
3
1
—
1
1
2
2
4
15
An Elephantiasis
1
—
—
—
—
- —
—
—
1
An Skropheln .
62
57
59
72
68
81
131
92
96
107
93
918
An der Hals- und
Lungenschwind-
sucht
1141
1138
1153
1147
1225
1359
1195
1130
1215
1255
1298
13256
An der Schleim-
schwindsucht .
—
_
—
3
5
3
4
5
2
3
3
28
An der Rücken -
markschwinds.
—
—
—
12
3
6
5
5
5
2
5
43
An d. Unterleibs-
schwindsucht .
108
112
110
81
100
96
79
71
61
72
84
974
An der filasen-
schwindsucht .
—
.,—
- —
2
—
1
2
2
1
3
11
An der Abzehr.
1144
966
980
975
1003
1099
1089
919
971
927
1091
11164
An d. Gelbsucht
17
15
24
22
23
15
27
25
27
30
28
253
And. Bleichsucht
—
>—
1
—
— •
—
._
1
An d. Blausucht
14
9
18
9
14
9
8
5
9
14
13
122
Am Skorbut . .
—
— .
—
1
—
2
—
2
_—
1
1
7
An d. Trommeis.
4
1
1
1
3
1
3
2
2
5
23
An d. Kolik . .
—
2
1
—
—
6
—
2
2
2
15
And. Gallenkolik
—
—
1
—
—
—
—
.^
—
—
1
An d. Harnstein-
kolik
—
—
—
1
—
....
—
.^
..i_
—
—
1
An d. Bleikolik
.—.
1
2
1
—
_-
_
.._
—
4
Am Lungenblut-
sturz
37
26
25
22
33
34
46
48
28
31
37
367
Am Blutbrechen
13
16
13
14
12
7
7
5
18
10
,11
126
An der Nabel-
blutung ....
—
—
—
—
—
2
—
1
—
3
An d. Mastdarm-
blutung : . . .
1
—
—
—
—
—
—
2
.3
Am Mutterblutst.
6
3
7
7
5
4
6
12
6
6
62
And. Blutflecken-
krankheit . . .
9
8
4
4
4
11
7
4
11
11
4
77
An innerer Ver-
l)lutung ....
3
3
4
3
3
5
3
7
7
7
45
An den Hämor-
rhoiden ....
—
—
—
. —
—
2
—
-.>
_
—
2
Am Lungenkat.
25
31
34
24
41
54
64
55
42
50
58
485
Am Blasenkat.
—
—
—
—
—
—
2
3
—
^- •
—
5
Berlin.
33
Benennung der
Todesursachen.
1842 1843 1944 1845 1846 1847
1848
1849
1850
1851
1852
Summ*.
An Leibesver-
stopfung ....
^-
—
1
_
^^
^^
_
._
^__
l
Am Durchfall .
151
135
84
147
170
162
144
134
152
141
231
1651
Am Brechdurch-
fall
242
193
152
286
281
249
389
493
312
275
422
3293
An der Ruhr . .
61
64
43
31
73
156
1142
3 32
50
25
33
710
An der Cholera
_—
—
—
_
^_
536
620
686
184
6016
An d. Gallenruhr
__
—
-_
__„
.
2
3
1
1
7
An d. Harnruhr
3
1
12
. ,
1
2
_
3
3
6
6
37
■ An der Harnver-
ballung ....
1
5
—
4
—
>^
4
14
An organ. Fehl
des Gehirns . .
43
43
41
31
64
48
67
67
58
55
85
602
An organ. Fehl.
des Herzens . .
90
91
69
95
109
94
73
81
116
114
103
1035
An chronischem
Leberleiden . .
_.
41
-—
3
3
4
5
12
2
3
-^
73
An der Drüsen-
•
•
Verhärtung . .
—
—
1
—
—
1
—
—
—
—
—
2
An d. Leberver-
härtung ....
34
-i—
63
50
33
22
33
27
46
52
63
423
An der Milzver-
härtung ....
2
.—
—
1
1
1
—
2
2
7
3
19
An der Magen-
s
verhärtung . .
23
21
19
23
23
;31
24
17
20
19
21
241
An der Magen-
durchlöcherung
—
1
1
2
^
—
1
5
An der Magen-
erweichung . .
118
103
127
103
152
134
122
92
128
89
99
1263
An Verengung d.
Speiseröhre . .
2
—
3
3
6
3
2
7
1
5
82
An Darmvereng.
2
2
—
2
1
—
3
-^
—
10
An Darmzerreiss.
—
— -
—
—
—
—
1
—
—
1
——
2
An Darmverwes.
— .
— .
—
—
—
—
— .
—
•.—
1
^^
An Niörenent-
artung . • * ,• •
__
_^
—
1
— .
>~
.__
_
A.Nierenvereiter.
^_
__
—
—
1
_— .
. ...
— i.
2
An Nabel vereiter.
1
1
—
—
^^^
—
—
—
An Blasenvereit
—
1
4
—
1
5
—
11
An der Eierstock-
Vereiterung . .
1
—
—
—
— .
^^^
1
An d. ßauchspei-
■
cheldrüsenver-
härtung ....
1
2
—
1
—
—
—
—
An d. Gebärmut-
terverhärlung .
And.organiscnen
2
—
—
—
—
—
1
-3
Gebärmutter-
*
krankheit . . .
1
2
4
,___
^^^
—
—
1
—
—
—
—
6
34
Berlin.
Benennung der
Todesursachen.
1842 1843 1844 1845 1846 1847
1848
1849
1850
1851
1852
Snmin*.
Am Riss der Ge-
bärmutter . . .
An der Tubar-
schwangecschaft
An der Molen-
schwangerschaft
An Zerreissung
der Blase . . .
An Zerreissung
der Harnröhre
An eimm organ,
Blasenübel. . .
An einer Harn-
fistel
Am Urinabscess
An Darmver-
schlingung und
Brucheinkiemm.
An Darmdurch-
löcherung . . .
Am Kothbrechen
An einer Koth-
fistel
Am verschlosse-
nen After . . .
An anderweitigen
org. Fehlern d,
Unterleibs . . .
Am Wolfsrachen
An einer Kopf-
geschwulst . .
An einer Schlag-
adergeschwulst
An andern Ge-
schwulsten. . .
An Vergrösser,
d. Thymusdrüse
Am Karbunkel.
Am Nabelbruch
An Knochen-
brüchen ....
An Knochenge-
schwüren . . .
Am Steyi ....
An Nierensteinen
Am Auffenkrebs
Am Krens d. Ge-
sichts und der
Mundhöhle . .
1
1
1
19
1
27
2
1
1
3
13
—
27
23
2
8
14
1
21
14
1
1
1
11
23
1
6
4
27
19
1
1
6
21
7
1
28
2
27
1
1
13
32
3
25
1
1
24
1
1
1
16
46
4
2
27
1
29
2
17
24
1
1
4
1
38
42
1
2
1
1
2
24
1
6
1
7
24
3
24
1
1
5
1
12
33
8
38
2
14
2
2
20
44
2
1
1
1
31
1
1
32
1
1
3
4
1
10
41
7
1
1
1
3
1
12
1
2
305
1
1
1
10
275
3
4
11
17
1
10
3
118
315
2
1
1
48
Berlin.
36
Benennung der
Todesursachen
1842 1843 1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
1852
Somma.
Am firustkrebs
J3
6
5
"Tö
"IH
13
8
17
9
12
10
123
Am Magenkrebs
18
33
29
27
27
35
32
31
33
38
44
347
Am Leberkrebs
Am Mastdarm-
..—
1
...
_
6
10
5
3
6
13
10
53
krebs
I
1
7
5
4
5
3
1
3
6
4
40
Am Mutterkrebs 26
32
48
29
44
33
28
34
42
41
52
409
Am Krebs der Ge-
schlechtstheile —
^
.—
1
—
.m^
.mmm
—
—
1
—
2
Am Krebs ande-
f
rer Theile . . .
4
5
5
3
6
7
11
5
3
7
3
59
Am Wasserkrebs
2
6
5
6
4
5
6
7
6
4
2
53
Am Mark- und
Blutschwamm
12
25
19
12
7
10
8
12
11
13
6
135
Am Brand der
Alten
5
2
1
5
7
9
4
5
5
6
—
49
Am Brand ... 8
5
9
8
9
9
12
17
10
13
18
118
An den Folgen
einer Chirurg.
^%
Operation ... —
.i..
_
—mm
—
—
—
2
—
—
2
An Entkräftung
466
468
486
497
507
621
610
563
484
497
513
5712
An nicht benann-
ten Krankheiten
23
13
11
3
—
2
2
7
13
11
18
103
Durch Selbst-
^
mord
56
84
56
69
80
87
87
65
87
69
106
846
Durch Verun-
glückung. . . .
107
9172
121
8914
86
9429
107
9130
95
9802
114
123
98
86
120
10518
120
11614
1177
Smuu . . .
10295
12070
13679
11155
115578
Es ergiebt sich daraus:
Von der Gesammtzahl der in den 11 Jahren 1842 bis 1852 vorgekommenen
Todesfälle auf das Jahr
1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852
7,98«/o 7,71% 7,97% 7,88% 8,48% 8,89% 10,44% 11,83% 9,66% 9,9% 10,4%
Das Verhältniss der einzelnen Krankheiten, welche zum Tode geführt haben,
ist in den einzelnen Jahren wenig von einander abweichend. In den Jahren, wo
durch eine pestartige Krankheit, die Cholera, eine grosse Zahl von Todesfällen
veranlasst wurde, 1848, 1849 und 1850, ist die Zahl der übrigen Todesursachen
kaum geringer, als in anderen Jahren, so dass die Zahl der Todesfälle fast um die
Zahl der Choleratodten die durchschnittliche Todtenzahl andrer Jahre übersteigt.
Im Jahre 1852 war die Zahl der Choleratodten so geringe, dass das gesammte
Mortalitätsverhältniss dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt worden ist. — Unter
den am häufigsten vorkommenden Todesursachen gestaltete sich entschieden günstig
im Jahre 1852 das Verhältniss der Sterblichkeit durch Todesgeburten, durch Lebens-
schwäche bald nach der Geburt, durch gastrische und Nervenfieber, durch Schlag-
und Stickfluss, durch Starr- und Kinnbackenkrampf, durch Keuchhusten, durch
Säuferwahnsinn, durch Wassersucht und Pocken; ungünstig durch die häutige
Bräune, Scharlach, Durchfälle und Brechdurchfälle, durch Krebs und durch Selbst-
morde. Ungefähr das gewöhnliche Sterblicbkeitsverhältniss fand statt durch Ent-
zündungen, Schwindsuchten, schweres Zahnen und durch die Mehrzahl der orga-
nischen Krankheiten.
36
Berlin.
Ueber einzelne seltner yorkommende Krankheiten ist noch der Be-
merkung werth, dass die Zahl tödtlicher Kindbettfieber, welche im Jahre 1851
sehr gross war, zwar im Jahre 1852 sich verminderte, dennoch bedeutend
blieb, dass an Wasserscheu im Jahre 1852 ebenso ^ie in den beiden vorher-
gehenden Jahren £ine Person starb (nach dem polizeilichen Bericht 2),
während die früheren acht Jahre dergleichen Todesfälle nicht hatten , und
dass Eine Person am Milzbrand starb. Die auffallende Verringerung der
Zahl der an Magen-Erweichung verstorbenen Kinder hat jedenfalls ihren
Grund darin , dass in früheren Jahren mancher Brechdurchfall mit Unrecht
für Magen-Erweichung angesehen worden sein mag.
Bei der Todesart unehlicher Kinder ist zu bemerken:
dass während die todtgebornen ehlichen zu den ehlichen Kindern überhaupt
wie 1 zu 27, »•
sich verhielten, dies Verhältniss bei den unehlichen „ 1 ,. 16 '•
war, dass während die Zahl der im ersten Jahre gestorbenen enlichen
Kinder sich zu den lebend gebornen ehlichen Kindern sich wie 1 zu 5,^*
verhielt, dies Verhältniss bei den unehlichen „ 1 „ 3,*«
war, und dass die häufigsten Todesarten dieser Kinder in Lebensschwäche.
Krämpfen, Abzehrungen, Durchfällen u. Brechdurchfällen bestanden, während
bei den ehlichen Kindern im ersten Lebensjahre entzündliche Krankheiten
zwar nicht die oben genannten Krankheiten überwiegen, doch als Todes-
ursachen verhältnissmässig häufiger sind, als bei unehlichen Kindern.
Ueber die Todesfälle durch Selbstmorde und Unglücksfälle geben, wie
oben erwähnt, die Mortalitätslistcn keinen ganz richtigen Ausweis. Es folgt
daher hier die Zahl der den Polizeirapporten entnommenen Fälle dieser Art
aus den Jahren 1846 bis 1852 zusammengestellt.
Im
Jahre
starben durch ^
Selbstmorde
starben durch
Unglücksfälle
oder durch
Schuld eines
Dritten
wurden Leichen gefunden ,
deren Todesart nicht zu
konstatiren war
worden Leichen
neugebomer
Kinder auf-
M&n. Fr. | Bum.
im VTasser auf dem Felde
gefunden
1846
88
22
110
129
die Angabe fehlt
2
1847
83
22
105
103
22
2
2
1848
78
17
95
86
20
1
die Angabe fehlt
1849
58
18
76
116
17
_
8
1850
81
23
104
105
22
— .
13
1851
' 85
25
110
92
37
__
17
1852
115
29
144
93
35
—
20
Danach hat die Zahl der Selbstmorde, welche während der Jahre 1848
und 1849 wahrscheinlich in Folge der durch die politischen Ereignisse ver-
anlassten Aufregung sich vermindert hatte, gerade im Jahre 1852 auffallend
zugenommen, vielleicht in Folge der der Aufregung nothwendig folgenden
Abspannung.
Die Zahl der Unglücksfälle hat abgenommen. Bei der Zahl der auf-
gefundenen Leichen neugebomer Kinder, also der verheimlichten Geburten,
bei welchen auch mehr oder weniger der Verdacht fahrlässiger Tödtung
oder des Kindermordes vorhanden ist, muss die höchst auffallende Zunahme
beklagt werden. Ein Schluss daraus auf die Sittlichkeit im Allgemeinen
würde sich erst dann rechtfertigen, wenn dasselbe Verhältniss wirMich an-
dauerte; denn die Zahlen aus den Jahren 1851 und 1852 sind zwar be-
deutend genug, um die Aufmerksamkeit zu erwecken, aber doch glücklicher
Weise noch zu klein, um an und für sich Werth in der Statistik zu haben.
Vn. dcwerbliche Verliältiiisse.
I. lechanlgclie Känsller und ludwerk«r,
bei denen der Meister mit Gehüiren arbeitet. Meister ist Jeder genannt, der
sein Gewerbe selbstständig treibt; venu aber ein sonstiger Heister sein Ge-
werbe als Gehiilfe oder im Lohn eines andern Heisters, also nicht aelbst-
ständig treibt, so isl er unter die Zahl der Gesellen aufgenommea.
Bleicher
Attrappen u. Pappenmach.
Auctionat., Commission. .
Bäcker
Bäcker (Kuchen-, PrefTer-
kttchler, Conditoren)
Brunnenmacher ....
Böttcher (Gross- u. Klein-)
Bürstenbinder u. Pinselm.
Bilder-, Blumen- u, Por-
zeltanmaler ....
Bildhauer, Kuprerslecber, '
Ciselcure
Blatt-, Geschirr-, Spulen-
und Kratienmacher .
Barbiere
Buchbinder u. Futteralm.
Drechsler aller Art . .
Fleischer and Schlächter
Färber aller Art . . .
Friseure u. Toureninacber
Fischer
Gerber aller Art . , .
Gold-, Silber- und Seiden-
sticker
Glaser und Glasschleifer
Grobscbmiede aller Art .
Gürtler, Bronzeure, und
Schwerdtfeger . . .
GIockengiesser,Roth-,GeIb-
Gold- und Silberarbeiter .
Graveure, Steinschneider
Gold- und Silberschläger
Gärtner aller Art . . .
Gipsflgur.,A9phall,Celnent
Gold- u. Silberdrahlzieher
I Rutmacher, Filzmacher
Holz- und Spielwaaren
I aller Art . . .
\ Ho Izstittm acher . .
Kürschneru.Raucbwaaren-
! händler . . .
Kammmacher . . .
I Korbwaarenm acher .
I Kupferschmiede . .
Klempner in Blech u. Zink
1 Kunstgiesser in Metall
Lackirer aller Art . .
1 Haurer
Haler, Ziotmer-, Schilder-,
i Anstreicher . .
1 Maschinenbauer in Holz .
\ Mechanici phjsikal. etc.
1 Instrumente ....
1 Mechanici musikalelc.
i Instrumente . .
) Posamentierer u. Knopfm.
I Nadicr, Haar- und Draht-
i siebmacber ....
Putzm., Putzmacherinnen
1 Pantinen, Leisten in Holz
2 Pfropfenmacher ....
3 Peltschenmacher . . . .
Glas~Papiermacher . . .
) Riemer, Sattler, Täschner
S Seifensieder u. Lichtzieher
I Schuhmacher, Pantoifclm.
j Segelmacber
3 Spritzen- und Spritzen-
3 schlauchmacher . .
B Schneider u. Korsettmach.
3 Scbicfer- und Ziegeidecker
11. Anstalten nd ÜBternebBisgeii m» litenrisckCB Verkrtr ^thMf.
der
Anitalten
ZBbl du
Z«hl
d«
Buch- und Noten -Drudfereien . .
Schriftgiessereien . . . . . . .
Dructereien voq Kifl)fer, Stahl,
Hok- Schnitten
Bnch-, Kunst- und Musikalien-
handlungeu
64
13
26
51
125
31
53
218
956
230
51
344
184
Leihbibliotheken
—
Summt
31«
218
Schl«>er, FeUeuhaa'
Berlin.
39
III. landeb-flewerbe.
Bezeichnung
des
Handels - Gegenstandes
Geld-, umlaufendes Papier- und Wechselffeschäft . .
.Grosshandel mit Waaren ohne offene Läden ....
Weinhandinngen
Getreidehandlungen
Holzhandlungen
Wollhandlungen
Geld-, Waaren- und Schiffsmakler im Grosshandel .
Mäkler im Kleinhandel, Spediteure
KudentOi welche offene LIden lialten.
Gewürz-, Material- und Spezereihändler
Ausschnitthändler in Seiden-, Baumwollen- und
Leinenwaaren
Eisen-, Stahl-, Messing- und Metallwaarenhandlungen
Galanterie- und Nürnbergerwaarenhandlungen . . .
Händler mit allen anderen hier nicht genannten
Waarenartikeln -. . .
Pferde-, Viehr, Pech-, Theer-, Trödler-, Kohlenhändler
Krämer mit kurzen Waaren, Nadlerkram . . .
Victualienhändler und Höker
Herumziehende Krämer und Lumpensammler . . .
SuBuiia
Eigen-
Faktoren,
thümer
Baohhalter,
oder
Commis
Q-eschftfts-
und
Inbaber
Lehrlinge
124
248
431
616
103
116
47
40
167
100
52
60
48
71
595
1081
417
764
99
159
109
72
894
549
295
136
1637
132
——
I 5357 I 3805
IT. SeUfffahrt.
Flussschifffahrt
Zahl der zur
Fraohtfkhrt
bestimmten
StromlUirxeuge
Diese können
Lasten tragen
SU 4000 Pfd.
Zahl der
SehlfTselgen-
thttmer als
Hanptgewerhe
Zahl der
Schiffsmann-
schaften
530
16605,48 L.
60
1517
Y. tnthU, Stadt- and Reise -Fahrwerke.
EigenthQmer
oder Oeseh&fts-
Inhaber.
(HhUlfen
oder
Knechte
385
Zahl der zn diesem Geschäfte
gewöhnlich gehaltenen Pferde.
1514
3058
40
Berlip.
VI. Clast- und SchankwiEthschaften.
Gasthöfe für ge
bildete Btfinde.
54
Kruge und Aus-
spannungen fttr
das Frachtfohr-
weseh u. die zu
Markte kommen-
den Landleute.
59
Speisewirthen.
GarkÖclio.
SebAnkwirthe,
Tabagisten und
Billardhalter.
213
1516
Musikanten, die
gewerbswelse, in
Wirthshäusem
und bei
Gastereien
spielen.
280'
VU. Landliche Erwerbs -YerhaKnlsse.
A. Besitzungen in
Magdeburger Morgen.
Zahl
derselb.
Gesammt-Flächen-
raum in Madebnrg.
Morgen.
von 300 -600 Morgen
„ 30-300 „
„ 5- 30 „
Unter 5 Morgen . . .
3112,00
3528,83
653,25
436,50
Summa | 280 | 7730,38
B, Flächen der nutzbaren Grundstücke.
Magdeb.
Morgen.
An Gärten, Weinbergen, Obstpflanzungen etc.
Acker
Wiesen
beständiger Weide
Staats- und Privatwaldüngen . . ._, *
>»
»♦
728,23
5889,85
695,50
511.00
406,00
Summa . . 7730,58
G. Es ernähren sich vom Landbau ^
als Hauptgewerbe
Zahl der
Eigen-
thümer
98
Zahl ihrer
Frauen, Kinder
und anderen
Angehörigen
264
Zahl der
Knechte, Jungen
und Mädchen
288
Zahl der
Tagelöhner
und
Handarbeiter
196
Fabrikadons- Anstalten und Fabrik - Unternehmungen aller Art Ar das
Jahr 1852.
Zu den Fabriken sind alle Gewerbe -Anstalten zu rechnen, in denen
die Fabrikation im Grossen betrieben wird, und zwar auch diejenigen, bei
denen die einzelnen Arbeiter nicht in grösseren Gebäuden vereinigt, son-
dern zerstreut, aber unter der Leitung eines Factors oder Fabrikverlegers
arbeiten, von diesem das Rohmaterial erhalten^ und an ihn die gefertigten
Waaren abliefern.
Bariin
A> Gespiniute. Haschinen-Spinnereien.
- Bezeichnang der
^s;^ij
=il
i£-s
untBI 1« J.
über 14 J.
*
^ Z'
1. Für Walle zu SlreichgarD
3
am)
— 1 —
3. fllr Flachs (Hanf)
4. für Werg
-
—
- 1 -
- '
B. Gewebe. Gehende Webestühle, sowohl fUr eigene Rechnung ■)< fllr
Lohn, mit Einschluas der in den Fabriken beschäfliglcn Stühle.
Zihl d<r
Weba-
Z.hl der
KelBieroä
bsttstideii
ZM d«
aebflinn
LehrUngs.
1. In Seide u. Halbseide
2. Baumwolle u. Halbbaumwalle.
3. In Leinen und Halbleinen . . .
4. In Wolle und Halbwolle ....
5. In Slnimpfweberei u. Slrumpf-
wirkerei
6. In Bandwetierei
Geweben
1731
1603
43
2739
t*I
53
235
440
77tt
12
736
44
20
I5J4
IIW
37
2773
•w
40
207
Bezeichnung der Fabriken.
1.' Fabriken für Zwirn, Strick- u
Nähgarn, aus WoUe, Baum-
wolle und Leinen
2. Für Seiden-Mo ulinage, Seiden-
Haspel- u. Zwirn-Anstalten.
ä. Dampf- Nähseide -Fabrik mit
4 Pferdekraft
I. Für wo!l, Zeuge. Tuchftbriken
>. Sonstige Fabriken für wollene
und halbwollene Zeuge ....
i. Fabriken für baumwoHene und
halb baumwollene Zeuge . ■ .
I. Für halbwollene Zeuge ....
t. Für seidene Zeuge
I. Shawl- Fabriken
I. Band- „
. Teppich- „
'. Posamentierwaaren , ~ , vs
i. Strompfwiricereien | 9
0. Fabriken.
IT
18
2
6
31
228
267
_
12
1
7
29
128
165
-
1
2
»
1
27
1
—
103
2»
132
4
66
134
36
1721
448
2339
282
38
_■
^
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116
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38
-
23
m
24
«
49
Berlin.
D. Natur- und chemische Bleichereien.
Zahl der 1
Anstalten. 1
Zahl
der gewöhnl. beschäftigt.
Zahl der
Beteichnang der Anstalten.
Aroeuer. .
Druck,
tische.
jii
unter 14 J. i über U J.
Uebep-
hanpi.
Es«
mlnDl.iweibl. IminDi.
xnm.
1. Stück-Bleicherei
2. Garn-Bleicherei
1
2
15
44
11
1
4
70
2
41
2
6
127
463
941
2
111
55
225
2
8
239
523
1277
166
3. Seidenfärbereien
4. Sonstige Färbereien
Druckerei für Zeuge aller Art
43
ZS. Mühlen.
Getreidemühlen 2U Mehl, Gries, Grütze und Graupen, auch eum Schroten
von Getreide und Malz.
Bezeichnung der Mühlen.
Zahl der
Mühlen.
Zahl der
Mahl-
gfinge.
Zahl der
Book-
mühlen.
Z^hlder
taotlftAd;
Mühlen.
Zahl der
Meister oder
für eigene
Rechn. ar-
beit. Pen.
Zahl der
Gehülfen
und Lehr-
linge.
}. Wassermühlen
2. Windmühlen
3. Durch Ihier. Kräfte getricb.
4. Durch Dampf getriebene
Getreidemühlen
48
21
27
3
31
63
35
7
73
Zu den Windmühlen werden 27 Meister und dO QehÜlf en und Lehrlitf^ gecShlt.
Andere Mühlenwerke.
Namentliche Angabe der technisch, u. gewerblichen
Zifvecke, zu welchen dieselben benutzt werden.
. ■■■ ■ ■ ■ ■■ L»!'. . J .1 . ■ ■ ■
1. Tabaksroühle
2. Zur Ofenfabrik und Knochenmehl
3. Zum Kehlen der Gesimse u. zum Silberwalzen
4. Zur Gips- u. Cement-Fabrikatioo
5. Zur Papp- und Weizenstärke »
6. Zum Fournierschneiden
7. Zu Ziegclmebl
8. Zum Glasurmalen
9. Zu Kohlenstafib
10. Walkmühlen
11. Lohmühlen
mtm
SSTSeTdabel
beschäftigten
Arbeiter.
Zahl der-
selben.
1
2
2
5
4
2
2
1
1
1
2
4
4
6
26
53
28
5
3
2
1
4
Berlin.
43
Sägemühlen durch Dampf und andere Kräfte getrieben.
Bezeichnung der Sägemühlen.
Zahl der-
selben.
Zahld.dab«!
beschSftigt.
Acb«U«c«
Deutsche mit einer Säge ■••*•• i ^
Holländische mit mehreren Sägen | 2
Mühlen mit Kreissägen i 6
10
3
31
Dampfmaschinen, deren Dämpfe mechanisch wirken.
Namentliche Angabe der technischen oder gewerb-
" liehen Zwecke.
Zahl der-
selben.
Für Maschine-Spinnerei
Weberei . , .[...!!!!
Walkerei !'!!!!.!.
Mascfainen-Fahriken '!!!...!
Getreide-Mühlen
Schneide-Mühlen ,
sonstige Mühlen
die metallische Fabrikation aller Art
Eisenbarbnen
alfe übrigett hier nicht genannten Zwecke . *
>»
37
5
3
3
14
6
5
7
35
16d
75
AnBiykl d. Pferd«^
]crifl9» welcliB sie
ers^taen.
37
27
25
134
124
lOS
3L7
3784
973
T. Fabriken a) in Metall und überhaupt d^m Bergbau angehörige und
verwandte Unternehmiuigen.
«i*i
m>^
ße«eichnmig der Werke und Fabriken.
1 . Eisenwerke (*"» geboren l S l»nddlings-, 3 SohweUft-,
lÄ Gupol- und 6 Flamm -Oefen) •
2. Drahtwerk
3. Stecknadel-Fabrik '//////'
4. Eisen- und Blechwaaren- Fabrik ! { ', .'
5. Stahlwaaren-Fabrik
6. Kupferwaaren-Fabrik ........!. .
T. Kupferhammer .....!.
8., Messing werk
i>. Bronzewäaren-Fabrik . . . . . .* .* [ , , ' ]
10. Fabriken f. Maschinen u. Maschinentheile
aller Art
1. Porzellan-Fabriken .... . . ..*.''!
2. Fabriken sonstiger irden. Waaren aller Art
A ZnfV^^^ chemisch. Producle incl. Zündw.
4. Kalkbrennereien
5. Ziegeleien . ^ ....!.....
ö. Rothgiesserei - ..*....;. . . . !
7. Zinkgiesserei
Zahl der dabei gewöhnlich be-
schllftigten Arbeiter.
unter 14 J. | ttber U J.
i»IUBDl.iw«ibl, itiämil.
wtikl.
haupti
|. Kt)nigl. Stückgiesserei
9. MetalJitiessei*ei ....
12
12
giesserei ....... .' ' ' .' * .' .' [[\\ 2 —
3
14
18
2729
19
3
73
T03
170
38
19
98
842
403
246
596
4!
3
23
26
23
7f
15
2
114
2729
19
3
100
118
176
38
19^
98
842
403^
249
742
41
3
23
26
23
4
4A
Berlin.
b) Andere Fabriken.
Bezeichnung der Fabriken.
V 9
Zahl der dabei gewdhalieh
beschäftigten Arbeiter
unt 14 Jahr ab. U Jahr
minnl |w>ibl Imünnl |w»i|il
Ueber-
haupt
Wachstuch- und Wachstaffent-Fabrikcn . .
Papier- F:ibr(ken (Eine Maschine für Papier
ohne Ende)
Tapetrn-Fabriken
Guramiwaaren-Fabriken . . . . ^ . . •
Leder- un<t Ledfrwaaren-Fabriken (incl. grosse
Gerbereien)
Tabaks- und Gitarren-Fabriken .* . . .
Zucker-Raffinerien
Frucht- Zucker-, Syrup-Fabrik. ......
Stärke- und Kraftinehl-Fabriken
Siejzellak-, Oblaten- etc. Fabriken ....
Fabriken Tür Kartonnage, Portefeuilles, Stick-
und Slrickkunst
Steinpappen-, Papiermache- und Pappe n-Fabr.
mit 4 Bütten . •
Sonnen- und Uegenschirm-Fabriken . . .
Lakir-Fabriken aller Art
Gold- und Silber-Manufakturen . . . . .
Neusilber- und Galvanoplastik-Fabriken' • .
ÜTps-, Asphalt*, Gemeirt- und Schtemin-
Kreide-Fabriken
Watten-Fabriken ,
Appretur-, Press-, Scheer- und Walk-Anst.
Fabriken für Knöpfe aus Hörn, Holz, Perl-
mutter, Metall etc * •
Desgleichen in Seide .
Eisenbahnwagen- und andere Wagen-Fabr.
2 achslicht- und Wachswaaren-Fabriken
okoladen-, Cichorien- und Mostrich-Fabr.
Seife-, Licht- und Oel-Fabriken ....
Essig-Fabriken
Spiel- Karten*-Fabrikcn . • .
pJüsch-Fabr. aus Ziegenhaaren auf 100 Hand-
stichen
Docht- und Nachtlicht-Fabrik . . . . .
Strohhut- Fabriken .
ffumen-Fabriken
apisserie-Manufaktur und Fabrik weiblicher
Handarbeiten . ,
Holzstifl-Fabriken
Peitschen-Fabriken
Bonhons-Fabrik
Pfeifenschlauch-Fabriken
Stock-Fabriken
Hut-Fabriken
ö
2
2
4
29
49
4
1
3
10
21
15
15
13
13
11
11
13
15
3
1
12
2
16
30
13
2
1
1
12
20
1
3
3
1
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2
6
6
26
»
9
119
44
14
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3
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11
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15
76
18
14
2
6
38
98
65
34
89
398
680
353
f
10
14
243
113
19
lOi
292
259
31
42
61
65
1
545
4
125
112
23
26
100
3
61
6
13
31
13
15
24
45
12
169
1
2
4
430
76
71
48
2
84
10
13
13
6
6
44
36
60
4
346
233
180
3
19
5
5
13
119
244
61
100
411
1305
353
2
13
14
381
212
69
110
379
275
^ 9f
58
85
96
7
.545
6
190
148
23
160
7
413
277
180
16
50
18
22
24
Berlin.
45
mmmit
Bezeichnung der Fabriken.
-Sä
beschäftigten Arbeiter
ont. 14 Jahr| ab. 14 Jahr
mAnoi j wiM.[in*tinl [w'hl
Ueber-
Goldrahm* und Leisten-Fabriken . . . *
Bürsten-Fabrik
Stickmuster-Fabrik
Kohlenstaub-Fabrik
Lampen-Fabrik
Telegraphen-Bau-Anstalt
Polster- und Haar-Fabrik
Feine Eisenguss- und Zinkwaaren-Fabrik .
Fischbein- Fabrik
Gold- und Silberwaaren-Fabriken . . . .
Zinn-^Spielwaaren«*Fabrik
Daguerreolyp-Plallen- Fabrik
Fabrik feuerfester Geldspinden
Fabrikation von Mühlensleinen
Beinschwarz-Fabriken
Buss-Fabrik
Shaddy-Fabrik (Verarbeitung wollener Lum-
pen zu Wolle)
Farben>Fabrik
RuDstform-Fabrik zu grüner Seife . . . .
Gas- Aether- Fabrik
Gold- und Silber-Aflinir-Anstalt ....
Bier-Brauereien . ^
Branntwein - Brennereien aus Getreide, Kar-
toffeln und andern Vegetabilien . . .
Destillir-Anstalten
Fabriken zur Bereitung wohlriechender Was-
ser und Seife
2
1
4
3
3
31
8
100
9
24
31
52
6
9
51
3
6
7
63
9
3
55
20
8
5
9
2
2
2
317
46
305
90
30
98
24
33
52
6
9
öl
3
6
7
63
46
3
55
20
8
5
107
2
2
2
317
46
305
90
Ausser den vorstehend genannten Fabrik -Anlagen besitzen hiesige
Fabrikanten dergleichen noch an andern Orten, und zwar in Baumwolle
und Halbbaumwolle, in Wolle und Halbwolle, Oel, Wachstuch, Neusilber-
waaren-, Tuch-, Spiegel- und Grleans-Fabrlken, Seidenweberelen.
46
Serlin.
Vekerslekt ter ntnendtgehen wsA ntftintscbeii Ittten und Fibriken
Berlins ffir das Mr ISSZi,
Benennung
des
Werks
Zinkgie^serei fttr
Kanst tt. ArchKeoturl
Prfige» Anstalt in
Silbonraaren
Oold-undSUber-Ma-
nofaetor
Kupfer- und Messing
werk
Kupfer* und Messing
waaren
Giessfrel feiner
Eisen-, Zink- and
MetflJiwaaren
Eisengnsswaaren
aller Art nnd Ma-
schinui-Baa-Anstalt
Feine Elsengass-
vaaren
Drähte nnd Ge-
spinndte
Chemische Prodac
ten-Fabriken
Angabe der
Betriebsvorrichtongen
1 Tiegelofen .
2 Schmelzöfen, 1 Hammerwerk,
iPrägewerk, 4 Wabswerke, 6 Fall-
werke nnd 2 Drahtzüge . ..
iSchmelzof^SWalzw., IHammer-
werk, IKettenzng n. 3 Drathzüge.
3 Messingöfen k 8 Tiegel fOr
Messingblech nnd 5 Oefen k
1 Tiegel, 4 Messingöfen a 1 Tie-
gel, 1 Kapferflammofen, 4 Ham-
merwerke zu fertigen Apparaten,
1 Hammer und 3 Walzenpaar zu
Kupferblech, 3 Stäbenwalzwerke
und 19 Trommeln zu Drahtzügen
und 2 Widzwerke zu Messingblech
2 Schmelzöfen k 1 Tiegel . .
Quantum der
Produotion in
Geldwerth
der Prodocte
in Thalern
2 Tiegelöfen
14 Flamm-, 13 Cupol- und 17
Tiegelöfen .......
1 Flamm-, 3 Cupol- und 7 Tiegel-
öfen
2 Walzen zum Plätten, 2 Draht-
zttge, 2 Spinnmaschinen . .
Essig
Schwefelsäure . .
Salzsäure ....
Salpetersäure . .
' Chlorkalk ....
Salmiak ....
Salm.-Spiritus . .
Alaun
Glaubersalz . . .
Soda
Schwefels. Natron .
Bittersalz ....
Antichlor ....
Holzsänre ....
Dir. ehem. Präparate
600 Clr. Zink
30 Gtr. Blei
65 Gtr. Silber,
Kupfer, Zinn
und Messing
2540 Ctr.
27,450 jCtr.
350 Gtr.
250— 300 Ctr.
233,135 Gtr.
14,000 Gtr.
4 Gtr. Kupfer,
Silber u. Gold
1500 Oxh.
8000 Gtr.
4000
300
300
156
400
1700
1000
1200
4000
700
500
300 Oxh.
2000 Ctr,
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)f
ff
*>
I«
onbestimmt
100,000
15-20,000
560,750
16,000
3599
3,539,500
51,000
6000
6000
18000
6000
1950
1650
2400
1600
7650
1250
6000
8000
2100
4500
1800
5000
Anzahl
I
S'8
40
79
80l
66
7
6
210
11
2596
39
12
83
370
16
73,900
7884
71
338
Berlin.
47
Nachweüiaiid; der in Alt^Moabit bestehenden mineraliaeheii
und metallischen Hütten und Fabriken, deren Beeitter in
Berlin wohnen«
Benennung
des Werkg
Angabe
der Betriebs-
Vorrichtungen
Qeldverth
der Prodacte
in Thalern
Ansahl
Blech- n. Schmiede-
3 Cupol-, 1 Flamm-, 3 Tiegel-
eisen-Fabrik, Eisen-
13 Puddlings-, 18 Schweiss-n.
werk , Maschinen-
2W&rmöfen, 6 DampfhXm-
baa- nndEIsengass-
mer von 26 Ctr. , 2 Dampf-
Anstalten
hüBuner von 60 Ctr., 1 Dampf-
maschine Ton 24 nnd eine
von 6 Pferdekraft, 2Bleeh-
▼alzwerke, 1 LnppenwaU-
▼erk za S Paar Waisen
und 1 Kalibenralzwerk zn
5 Paar Waisen '
800,000
694
604
Dampf- Eisenham-
2 Frischheerde und 2 Dampf-
^v«%^^^^
0%
«B
mer zu Stabeisen
hämmer
9000
3
3
Zar Beiirtbeitung der gegen^värtigen gewerbliehen Verhaltatose Berlins
ist ein Rückblick in die frühere Zeit nicht ohne Interesse. Nach Ausweiii
, der Gewerbetabelle des Jahres 1822 hatte Berlin bei einer Zahl von 192,383 Ein-
wohnern (ausschliesslich der Garnison):
200 Bäcker mit 495 Gehülfen und 123 Drechsler,
Lehrlingen,
96 Kuchenbäcker,
227 Fleischer mit 370 Gehülfen und
Lehrlingen,
&3 Seifensieder,
109 Gerber mit 184 Geh. und Lehrl,
1213 Schuhmacher mit 1343 Gehülfen
und Lehrl.,
72 Handschuhmacher mit 86 Geh.
und Lehrl.,
26 Kürschner,
150 Sattler mit 214 Geh. und Lehrl,
29 Seiler mit 39 Geh. und Lehrl ,
1121 Schneider mit 1183 Geh. und
Lehrl,
193 Posamentirer,
121 Putzmacher u. Patzmacherinnen,
35 Hutmacher mit 74 Geh. u. Lehrl,
50 Zimmermeister mit 778 Geh. und
Lehrl,
700 Tischler mit 1117 Gehülfen und
Lehrl,
65 Stellmacher mit 172 Gehülfen und
Lehrl,
96 Bötteber mit 150 Geh. a* Lehrl,
38 Kammmacher,
29 Bürstenbinder,
48 Korbmacher,
51 Maurermeister mit 706 Geh. und
Lehrl,
53 Töpfer mit 218 Geh. und Lehrl.,
89 Glaser,
67 Zimmermaler,
84 Grobschmiede mit 294 Geh. und
Lehrl,
337 Schlosser mit 498 Geh. u. Lehrl,
110 Gürtler mit 136 Geh. und Lehrl,
34 Kupferschmiede mit 76 Geh. und
Lehfl ,
41 Gelbgiesser mit 53 Geh. u. Lehrl,
27 Zinngiesser mit 24 Geh. u. Lehrl.,
83 Klempner mit 162 Geh. u. Lehrl.,
42 Mechanici,
103 Uhrmacher mit 71 Geh. u. Lehrl,
190 Gold- und Silberarbeiter mit
124 Geh. und Lehrl,
12 Steinschneider,
25 Buchdrockereien mit 92 Pressen,
89 Buchbinder,
5 Kaikbrenoereien,
48
Berlin*
227 AasscbnitthaDdlunnen,
47 Etseo- u. QuindKllenehandluiigeii,
111 Handlungen aiu|erer Artikel,
127 Krämer, )ohnekauf-
851 Viktualicnhändler, |mänDische
34 herumziehendeKrämer,^ Rechte,
405 Slromfahrzeuge zu 8266 Last,
364 Fracht- und Lohnfubrleute mit
1337 Pferden,
27 Gasthöfe,
76 Ausspannungen,
131 Speisewirlhe,
775 Schankwirthe,
224 Musikanten,
2391 männliche Dienstboten zur per-
sönlichen Bequemlichkeit,
167Q Knechte und Jungen zur Land-
wirthschaft oder anderen Ge-
werben,
9114 weibliche Dienstboten zur per-
sönlichen Bequemlichkeit,
2171 Mägde zur Landwirthschaft oder
anderen Gewerben.
8 Wassermühlen mit 52 Mahlgängen,
46 It^iBdmtlhten,
6 R«issgetrefdaiDühleii mit 9 Gängen,
1 Oelmühle mit 2 Pressen,
9 Walkmühlen,
5 LohHrählen,
1 Papiermühle mit 2 Gängen,
1 Hüttenwerk« durch Wasser getrieben,
Weberstühle zu Zeugen,
1846 in Seide und Halbseide,
4938 in Baumwolle,
70« in Wolle,
109 in Leinen,
238 Strumpfweberstühle,
658 Bandstühle (Gän^e),
36 Tuchscheerer mit 110 Gesellen
und Lehrlingen,
86 Färber und Zeugdrucker mit
1273 Gesellen und Lehrlingen,
134 Kaufgeschäfte, ohne Läden,
en gros,
50 Buch-, Kunst- «nd Musikalien-
handlungen,
341 Materialbandlungen,
Danach hat die grösste Zunahme und zwar eine solche, die das Ver-
hähniss der Zunahme der Bevölkerung weit übertrifil, stattgefunden: bei
-den Klempnern, Tischlern, Buchbindern, Kürschnern, Glasern, Zimmgrmalern,
Kaufleuten ohne offnen Laden, Händlern mit den in den Tabellen nicht be-
nannten Waaren, herumziehenden Krämern und in der Zahl der Wollen-
webestühle. Eine der zunehmenden Bevölkerung entsprechende Zunahme
findet sich namentlich bei den Fleischern, Schuhmachern, Schneidern, Buch-
druckern, Buchhändem, Dienstmädchen und bei den Leinewebestühlen.
Dagegen vermehrte sich in geringerem Maasse als die Bevölkerung die Zahl
der Backer, der Handschuhmacher, der Sattler, der Posamentirer, der Putz-
macher, der Zimmermeister, der Stellmacher, der Töpfer, der Grobschmiede,
der Schlosser, der Kupferschmiede, Gelbgiesser, Zinngiesser, Materialisten,
Ausschnitthandlungen, Eisenhandlungen, Viktualienhändler, Flussfahrzeuge
(jedoch mit angemessener Vermehrung der Tragfähigkeit), Lohn- und
Frachtfuhrleutc, Gasthöfe, Ausspannungen, Speisewirthe, Musikanten, männ-
lichen Dienstboten und Mägde; doch war die Zunahme der Gesellen und
Lehrlinge bei Maurern, Grobschmieden, Schlossern, Gelb^iessern der Zu-
nahme der Bevölkerung theils entsprechend, theils noch viel bedeutender.
Eine Verringerung der Zahl hat im Laufe der Zeit hauptsächlich statt-
gefunden : bei Gerbern, Seifensiedern und den Seidenwebestünlen ; ferner bei
den Baumwollenwebestüblen um mehr als das Dreifache, bei den Strumpf-
webestühlen fast um die Hälfte und endlich bei der Bandweberei, die von
658 Gängen bis auf 53 Gänge sich vermindert hat.
Da, wo eine angemessene Zunahme nicht stattgefunden hat, liegen die
'Gründe theils in der Schwierigkeit ein eignes Etablissement zu gründen,
woher sich dann auch in solchen Fällen die Lehrlinge und Gesellen ange-
messen vermehrt finden, theils in der Konkurrenz, weiche die einzelnen Ge-
werbetreibenden mit dem Fabrikwesen zu bestehen haben. Es deutet also
die geringere Zunahme oder gar die Abnahme einzelner Gewerbe nicht auf
eine geringere Gewerbstbätigkeit, sondern es haben einzelne Gewerbe sich
Berlin. 49
yerringert, weil an ihrer Stelle die mannigfachsten und grossartigst«n Fa-
briken entstanden sind. Die Gewerbetabelle des Jahres 182B erwähnt zuerst
der Dampfmaschinen, deren 1 zum Betrieb einer Getreidemahlmühle und 2
zum Betrieb von Sägemühlen verwendet worden; die Tabelle des Jahres 1840
zählt 45 Dampfmaschinen mit 774 Pferdekraft; die Tabelle des Jahres 1852
zählt 322 Dampfmaschinen incl. Lokomotiven (worin die Dämpfe mechanisch
wirken, also ausschliesslich der sogenannten Dampfkessel) mit 5601 Pferdekraft.
Ein Fabriken-Erwerbszweig, welcher eine hauptsächliche Abnahme er-
fahren hat, ist die Zuckerfabrikation. Im Jahre 1837 fanden sich t5 Zucker-
Raffinerien mit 384 Arbeitern, im Jahre 1840 deren 13 mit 426 Arbeitern,
im Jahre 1843 deren 8 mit 426 Arbeitern, im Jahre 1846 deren 7 mit
480 Arbeitern, im Jahre 1852 deren 4 mit 353 Arbeitern.
Im Laufe des Jahres 1852 sind an bedeutenderen geweiiilicben Anlagen
entstanden:
1 Dampfwebefabrik, 1 Nähseidenfabrik, 2 Posamentirwaarenfabriken,
1 Neusilberwaarenfabrik, 1 Telegraphenbauanstatt, 1 Maschincnbauanstalt«
1 Kunsteisengif^sserei, 1 DampfschneidemUhle, 1 Dampfmaschine zum Be-
triebe einer Baierschen Biernrauerei, 1 Cichorien fabrik, 1 Fournirdampf-
schneidefabrik und 1 Shaddyfabrik (Verarbeitung wollner Lumpen zu Wolle).
Vin. Beamte.
Unter den Civil -Einwohnern Berlins befanden sich im Jahre 1852 fol-
gende Kategorien von Beamten:
1. Civil-Beamte im Staatsdienst
a) Verwaltungsbeamle, deren Amt ein Universitäfs-Studium
erfordert 714
b) Anderweite Yerwaltungsbeamte 3989
c) Justizbeamte, deren Amt ein Universitäts- Studium er-
fordert 434
d) Anderweite Justizbeamte 683
582Ö
2) Kommunalbeamte:
a. deren Amt «in Universitäts -Studium erfordert ... 73
b. Anderweite Kommunalbeamte 499
572
zusammen 6392
IX. Fremden -Verkehr»
Im Jahre 1852 sind angekommen 218,233 Pers.
Darunter befanden sich
53,161 Ausländer^ die aus dem Auslande kamen,
26,001 Ausländer, die aus dem Inlande kamen,
103,171 Inländer, tbeils aus dem In-^ theils aus dem Aus-
lande kommend,
35,900 Handwerksgesellen.
Im Jahre 1852 sind abgegangen 246,081 Pers.
50 Berlin.
DaruQter hefondeii sich
61,282 Ausländer, die nach dem Auslände,
27,991 Ausländer, die nach dem Inlande sich begaben,
lld,()48 Inländer, die theils nach dem Auslande, theils
nach dem Inlande gingen,
12,599 hiesige Einwohner, die mit Pässen oder Passkarten
nadi dem Auslande gingen,
6,161 biesiffe Einwohner, die nach dem Inlande gingen,
24,400 Handwerksgesellen.
In den vorhergehenden Jahren von 1846 bis 1851 waren
1846 1847 1848 1849 1850 1851
Angekommen 139,011 162,528 121,896 155,639 195,500 213,246 Pers.,
DaruntHandwerksges. 25,284 26,618 19,896 30,691 22,263 31>620
Abgegangen 121,723 144,178 114,789 138,201 189,217 212,687
DaruntHandwerksges. 15,584 15,651 17,264 21,972 14,015 21,709
99
\. debäade und Wohnangei«
In der Residenz Berlin und der nächsten Umgebung sind an Öffentlichen
und Privat -Gebäuden vorhanden ^
A. Oeffentliche Gebäude.
1) Zum öfifentlichen Gotttesdienste bestimmte Yersammlungshäuser
als: Kirchen und Bethäuser 46
2) Schalhäuser für den Öffentlichen Unterricht 67
3) Zur Aufnahme und Verpflegung von Waisen, Kranken, alters-
schwachen und verlassenen Personen bestimmte Gebäude . . 50
4) Gebäude zur Versammlung und Geschäftsführung der Landes-
kollegien, Justiz-, Polizei-, Steuer-Behörden, des Magistrates
und der Gemeinde -Vorstände 64
5) Zu andern Zwecken der geistlichen und weltlichen Civil- und
Communal- Behörden und Anstalten bestimmte Gebäude . . 133
6) Militairgebäude mit Einschluss der zu Militairvorräthen aller
Art bestimmten, sowie auch die Militair-Lazarethe .... 125
B. Privat -Gebäude.
1) Privat -Wohnhäuser und zwar Vorder- oder Strassen -Häuser 9349
2) Seiten- und Hinterhäuser 9378
3) Fabrikgebäude, Mühlen und Privatmagazine 715
4) Ställe, Scheunen und Schuppen 6860
C. Neuerbaute VCTobiihKaser.
Im Jahre 1852 vermehrte sich die Zahl der Häuser durch Neubauten
und zwar an Vorder -Wohnhäusern 130,
Seitenflügeln 132,
Quergbäuden 48 ,
zusammen 310.
Berlin»'
51
Pie in Her Zalil üer öffentlichen Gebäude wShrend der letzten J^re
vorgdcommenen Veränderungen beziebeii sich hauptsächlich auf den Bau
mehrerer Kirchen und Miliiairkasernen.
Für die Zunahme der Privatgebäude erscheinen weniger wichtig 'die
Ställe, Scheunen und Schuppen, daher folgt hier, mit Uebergehung dieser,
eine Uebersicht der Privat -Vorderhäuser und der Fabriken, Mühlen unc^
Privatmagazine von dem Jahre 1819 ab.
Berlin hatte i. J. 1819: 7036 Privat-Vorderhäuser, 102 Fabrikgebäude, MüWen
und Magazin .
1822: 7174 „ 128
1825: 6902
1828: 7069
1831 : 7330
1834; 7815.
1737: 8090
1840: 7994
1843: 8533
1846: 9146
1847: 9155
83
453
368
286
371
398
445
587
634
Hiernach hat die Zahl der Wohnhäuser nicht in gleichem Verhältniss
mit der Einwohnerzahl zugenommen, denn im Jahre 1819 kommen durch-
schnittlich nur 26,^% im Jahre 1852 aber 45, ^^ Einwohner auf ein jedes
Haus. Der Grund liegt in der Vergrösserung der Häuser.
Dagegen ist die Zunahme der Fabrikgebäude während diesem Zeit-
raumes sehr bedeutend und spricht für die Entwickelung gewerblioher
Betriebsamkeit.
Die für die Kommune von den Privatgebäuden Beriins im Jahre 1852
erhobenen Abgaben waren folgende:
Der Ertrag der Hanssteuer pro 1852 war aus- .
geschrieben auf 239815 Thtr. 29 Sgr. 4 Pf.
davon sind niedergeschlagen 269 „ 11 „ 11
bleibt 239546
An Nachtwachtgeldern ist auf die Häuser
Berlins pro 1852 ausgeschrieben 708
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99
24 „ -
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Summa 240255
davon sind eingegangen 239142
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11
12
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so dass Rest geblieben sind 1112
An Miethssteuer sind pro 1852 ausgeschrieben 480044
davon niedergeschlagen 12912
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bleibt 467132
davon eingegangen 4605?8
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so dass Rest geblieben sind 6603 „ 18 „ 7 „
Zur Beurtheilnng der Zahl der Wohnungen und der Miethspreise' des
Jahres 1852 dient die nachstehende tabellarische Uebersicht
50
Berlin.
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41-50 „
51-75 „
76—100 ,
101—150 n
151—200 ,
201—250 ,
251—300 „
301—400 „
401—500 „
501—750 „
70O-IOOO „
1001—1500 „
1501 und darüber.
Die ' grösste ZsM der Wohnungen war der im Preise von 3t bis 40
Tblf*. Die fiillfte aller Wobnon^en überstieg nicht den Preis von 50 und
2Wei Ditttel aller Wohnungen nicht den Preis von 100 Thtr.*)
Die Zahl der Wohnungen verglichen mit der Einwohnerzahl ergiebt,
dass durchsehnilllich auf eine jede Wohnung 4,i9 Menschen kommen.
Von besonderem Interesse ist die bemerKenswerlhe Abnahme der le^-
stehenden Wohnungen seit den letzten Jahren. Einen Vergleich derselben
aus dem 1. Quartale 1847 und aus dem 4. Quartale 1852 giebt folg. Uebersicht:
Es standen leer:
Wohnungen von im 1. Quart. 1847 4. Quart. 1852 mithin im 4. Quart. 1852
1-30 Thlr.
450
271
179 ^
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31—40 „
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114
118
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41-50 „
174
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51-75 „
221
88
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76-100 „
177
73
104
9)
101-150 „
154
41
113
9)
151—200 „
73
25
48
9)
201—250 „
67
15
52
99
251—300 „
39
11
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9)
301-400 „
40
18
22
91
401—500 ^
16
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501—750 „
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751—1000 „
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1001—1500 „
3
3
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1501 Thlr. und darüber
3
3
1667
760
907 weniger
Das Verhältnrss der leerstehenden Wohnungen aus früheren Jahren
giebt der im Jahre 1842 veröffentlichte städtische Verwallungsbericht
für das J. 1830 in 7208 Häusern mit 51794 Wohnungen 1549 leerstehende W.
1840 in 7730 „ „ 60714 , 1443
^) Kach einer Hittheilung der Hände und %)ener*soben Zeitang (X. Juxd 1868) macbtea ii«
JAhte 1824 die Wohnungen bis 30 Thaler 35 pCt.
von 91 bis 50 „ 26 „ '
von 61 bifi 100 „ 19 „
sämmtlicherwphnnngen aus, woraus geschlossen wird, da« nicht etwa die Bewohner der kleinen
Quartiere reicher geworden sind, sondern dass sie jetet höhere Miethe zahlen müssen. Dass
sie nicht releher geworden sind, zeigt der Vergteleh des damaligen und jetzigen Mahl, und
Scblachtsteuer • Ertrages.
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Berlin.
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Mühlenfabrikate und Backwaaren
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Art der
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Puder, Kraftmehl^ Graape,
Grütze, Gries aus
Mehl ans
Sehroot aus
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Gentner
Roggen
Centner
Weizen
Centner
Roggen
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Weizen
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Roggen
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105,384»/.
266,208«»/.
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714««/,
Mit Yersendangsseheinen
nach andern steuerpflich-
tigen Orten ausgeAhrt .
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1520»/,
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Beim Eingange versteuert
Mit Tersendungsscheinen
steneifrei eingeführt . .
In steuerfreien Mengen
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eingebracht
Summa des Eingangs
Mit Yersendungsseheinen
nach andern steuerpflich-
tigen Orten ausgeführt .
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11,669'«/.
106,976«/.
285,844'«/.
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Backwaaren aas
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und
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und
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Hier
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An dreizehn verschiedenen Stellen der Stadt werden gegenwärtig zwei
Mal wöchentlich Wechenmärkte gehalten. Nach möglichst genauen Er-
mittelungen betrug die Zahl der Verkäufer anf sämmllichen Märkten 9100,
worunter 7850 hiesige, 1250 aus^rtige. Ansserdem' wurde Sonntag-FrUh-
markt §ehalteii, au? welchem ungefähr 1100 hiesige und 250 auswärtige,
zusammen 1350 Verkäufer die Waaren feilhielten.
Für Getreide fand ein tätlicher Markt statt, zu welchem 9^57 Wspl.
Getreide theils zu Wasser, theils zu Lande eingebracht wurden.
Die ^ier jihrlich stalt6ndenden Jahrmärkte wurden von 4000 Ver-
käufern« unter denen 2500 Fremde sich befanden, besucht; der Weih-
nachtsmarkt wurde von ungefähr 4000 bis 4500 Personen, worunter un-
gefähr 100 Fremde, bezogen.
Die vier Ohstmärkte wurden von Böhmischen, Hamburger. Gubener,
Havelberger, Werderschen, Hannoverschen, Ostpreussischen und Rhein-
ländiscben Verkäufern besucht; ihre Anzahl, sowie die Quantitäten des
Obstes sind nicht ermittelt worden.
Zum Verkauf des Schlachtviehes wird täglich ein Schlachtviehmarkt
gehalten ; auf welchem im Jahre 1852
d2S ausländische Ochsen. 43,830 ausländ. Schaafe.
18,795 inländische „ 1^,982 inländ.
5^2 ausländische Kühe. Summa 224,812 Schaafe.
8,540 inländische „
f»
Summa 28,245 Stück Rindvieh. 6,415 ausländische Kälber.
8047 ausländ Schweine. , ^1^1°!?°'**''*'^ ''
88993 inländ. ,. Summa 45,298 Kalber,
Summa 969^6 Schweine.
Die Quantität der zum. Wollmarkte im Jahre 1852 zum Verkauf ge-
brachten Wolle betrug 99,9ft5 Ctnr. 27 Pf. und wird der Umsatz an Geide
auf B bis 7 Millionen Thaler geschätzt. Vom Jahre 1825, wo ungefähr
10,000 Clnr zu Markte gebracht wucden, stieg das Quantum alljährlicn um
5 bis 10,000 Ctnr.
XDL Einfuhr und Verbrauch von BreHinaterialieB.
Eingeführt wurden Im Jahre 1852 an Brennmaterialien:
1. 294,1601^ Klafter Holz.
2. 72,0«! „ Torf
3. 99.309 Tonnen Holzkohlen.
4. 2,284,269 „ Sleinkohlen.
5. 281,822 „ Braunkohlen.
6. 1,098,169 „ Koaks.
7. 1,319,100 SlUck Lohkuchen.
Das konsumirte Brennmaterial bclief sich im Jahre 1852 auf
1. 258,418 Klafter Holz.
2. 70,269 „ Torf.
3. 97.292 Tonnen Holzkohlen.
4. 2,259,513 „ Steinkohlen.
5. 277,7h8 „ Braunkohlen.
6. 1,096,521 „ Koaks.
7. 1^7,100 Stuck Lohkuchen.
.11.14
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Ordnet man die Eisenbahnen nach der grösseren oder geringeren Qihantität
folgonde
pro 1852.
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▼on Getreide, welche sie nach Berlin brachten oder ausführte!) , so erhäli man
Uebersicht:
Gesammte Zaf. Weizenzafuhr.
pro 1851.
Koggenzuführ. Gerstenznfuhr. Hafetsnfabr.
Stettiner B.
NIedersehles. B.
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Potsdamer B.
Stettiner B.
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Gesammte Ausf Weizenansfbhr« Boggenansfuhr. Gersteausfahr. Haferansführ.
Brbsen^ und
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Stettiner B.
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Stettiner B.
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Anlialtische B.
Potsdamer B.
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Potsdamer B.
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Anbaltiscbe B.
66
Berlin.
XVl. Sehaiütsttttei.
/ ^^
Es waren ioBerbalb des engeren Polizeibesirks von Berlin am 1. Januar
des Jahres 185^ cöncessionirt:
398 Schankstätten, in denen (hauptsächlich Branntwein geschSnkt wn*d,
995 „ „ „ Bier „
251 Kaffee- und Weinhäuser -
247 Restaurationen und Conditoreien
122 Gasthöfe und Ausspannungen
Sum.2013
dazu 874 Kleinhändler mit Getränken.
Vergleicht man damit die Zahl der in früheren Jahren vorhandenen
Schankstätten, so ergiebt sich aus den Akten des Polizei -Präsidii nach-
stehende ücbersicht:
Am 1. Januar
des Jahres
«.sä ct^
Schankstätten,
wo aussehliessl.
oder hauptsächl.
Bier
geschänkt wird.
Kaffee -
und
Weinhänser.
Restaurationen
und
Conditoreien.
Gasthöfe
und
Ausspannungen.
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1 ä 1
. 1
Kleinhändler
mit
Getränken.
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1836
424
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175
117
1440
1841
548
568
146
204
108
1574
1843
457
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176
219
107
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1847
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198
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114
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1849
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243
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226
235
120
2763
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1851
311
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214
240
116
2737
803
1852
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251
247
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2:87
874
' 1851
+ 87
-58
+ 37
+ 7
+ 6
+ 150
—
Die Zahl der im Jahre 1852 im enteren Polizeibezirke vorhandenen
Schankstätten, in welchen nur Branntwein ausgeschänkt wird, betrug 192
(4 Brennereien, 131 Destillationen und 57 Schänken); im Jahre 1851 betrug
sie 166, so dass die Zahl im letzten Jahre um 26 zugenommen hat.
Aus dieser üebersicht, sowie aus der auf S. 67, ergibt sich eine erfreu-
liche Abnahme in dem Verhältnisse der Schankstätten, in welchen haupt-
sächlich Branntwein geschänkt wird, zur Einwohnerzahl.
Im Jahre 1835 kam im engeren Polizeibezirke eine solche Schankstätte
auf etwa 262 Einwohner und o Häuser.^ Die Differenz gegen das folgende
Jahr 1836 ist aber so bedeutend, dass man die Richtigkeit der Angabe pro
1835 bezweifeln muss. Das Jahr 1836 wird för den Vergleich mit der Gegen-
wart mit mehr Sicherheit zu benutzen sein. Damals kam eine Schankstätte,
in- der hauptsächlich Branntwein geschänkt wird, ungefähr auf 611 Ein-
wohner und auf 18 Häuser; im Jahre 1852 dagegen nur auf ungefähr
1064 Einwohner und auf 23 Häuser. Im äusseren Polizeibezirk kam eine
solche Schänke 1841 auf 493 Einwohner und 1852 auf 624 Einwohner.
Berliit.
67
Dagegen bat dit IM. itr ilUiltibfii aas^QKr^enth'ch zugenommen.
Die Verminderung der Zahl der letzteren im Jahre 1S32 gegen 1851 ist Folge
mehrfacher Concessions-EnäMiilB^, die in Fflge strenger Beaufsichtigung
über die Sittlichkeit dieser Lokalitaten vorgekommen sind.
Im weiteren Polizei-Bcj^irke incl. der Dörfer- und Real-Schankgereehtig-
keiten waren vorhanden:
Am 1. Januar
des Jalurea
|9on-
• ^ i-i •
1^
i i
O IM
33 2
Gasthöfe
und
Ausapannongen.
all
III
-1
1
Zahl der
Einwohner.
1841
38
43
27
2
16
126
18739
1843
34
45
27
2
22 .
130
.w.
21183
1844
40
45
28
1
18
131
20428
1845
37
48
26
2
20
133
— .
21164
1846
33
53
27
2
20
151
16
21523
1847
40
50
26
3
20
158
19
22742
1848
42
51
22
2
24
165
24
24894
1849
34
58
28
2
29
176
25
25580
IBöO
32
64
27
2
.29
184
30
26508 ,
1851
34
62
- 28
4
30
188
30
26702
1852
54
64
47
6
34
205
50
33736
XYU. Concessionirte Offentliehe Fuhrwerke.
1 Omnibus
Droschken
0
der
Linien
der Fahr. ^
werke
ein-
spfinnige
zwei«
spSnnige
- 1
Nacht-
droschke
Thor-Pe
sonenwag
11 §1
Am I.Jan. 1852 Varen
/
concessionfrt ....
9
43
938
46
984
141
496
1164
Im Laufe des J. 18{^
wurden concession.
5
8
94
94
10
29
141
Summa
14
51
1032
46
1078
151
525
1805
Zurückgezogen sind .
4
8
49
35
84
9
53
154
Sonach befanden sieh
am 1. Januar 1853
in Fahrt
10
43
983
11
994
142
472
1651
In den vorhergehen-
H
den Jahren betrug
die Zähl dieserFuhr-
werke;
L Januar 1848
5
19
839
58
897
111
408
1435
1. Jaduar 1849
5
14
875
57
932
115
227
1488
1. Januar 1860
7
29
907
50
957
121
454
1561
K Januar 1851
6
33
952
47
999
128
484
1644
68 Berlin»
XYIIL 8eUflUHrts-¥erkekr.
Im Jahre 1852 sind hicrselbst:
I. Beladen: 21605 eingegangen, 2917 ausg , 3398 durchg.^ überh. 27920
1851 dag<?gen 20348 ^ 2990 ^ 4794 , ^ 2h|:j2
Mithin 1852 mehr 1257 Eingegangen
weniger 73 ausg., )396 durcbg., übcrh. 212
IT. Unbeladen: 816 eingegangen 19267 ausg., 1153 durchg., ttberh. 21236
1851 dagegen 1123 n 17b63 ^ UU „ ^ 20120
Mithin 1852 mehr 1404 ansg., 19 durchg., überh. 1 1 16
weniger 307 eingegangen.
B. Beladene Flosshölzer.
1852 45 eingegangen, 1 durchgegangen, überhaupt 46
1851 dagegen 27 ,, — , 27
mithin 1852 plus 18 eingegangen, 1 durchgegangen, überhaupt 19
C« Andere Flosshölser.
1852 17479 eing., l ausg., 31007 durchg.» übcrh. 48487
1851 dagegen 19429 , 11 ^ 32698 n n 5213S
mithin pro 1852 weniger 1950 cing., 10 ausg., 1691 durchg., überh. 365T
Von den beladenen SchilTsgefässen führten
21114 eingegangene, 2890 ^sg., 3243 durchg., überh. 27247 diePreuss Flagge u.
491 n 27 „ 155 » „ 673 aoslilnd. Flaggen.
In Ermangelung eines roltständtgen Nachweises aller derfenigen Uegaii-
stände, welche durch die SchifÜahrt ein- und ausgeführt wurden, wird es
interessant sein, wenigstens die Quantität einzelner solcher Gegenstände
kennen zu lernen, wie sie ^ich aus einer Nachweisung des hiesigen Rönigl.
Hauptsteuer- Amtes ergeben.
Es gingen zu Wasser ein:
Getreide pro 1851 78931 Wispel, pro 1852 90462 Wispel,
Obst „ 2680 Ctr., 1 27,726 Scheff., n öa78ar., 1 15650 Schff.,
Stabholz „ 2.136 Ringe, „ 1862 Riiure»
Nutzholz « 19994 Schock, 54536 Stück, » 25776Schck.,107689St,
Brennholz „ 175583 Klafter, « 211800 Kl;ifler,
Gips und Kalk „ 384 Tonnen, ,, 5843 Tonnen,
Gips- U.Kalksteine n 5520 Prahm, „ 7402 Prahm,
Chamott, Back-
u. Ziegelsteine „ 86146417 Stück, „ 58982407 Stück.
Es gingen zu Wasser aus:
Getreide pro 1851 22812 Wispel, pro 1852 23359 Wi<ipel,
Obst „ 319 Centner, 384 Scheffel, „ 24 Scheffel,
Stabholz « 929 Ringe, „ 667 Ringe,
Nutzholz „ 2039 Schock, 16477 Stück, » 5^2Schck., 13890 St.,
Brennholz „ 559 Klafter, » 658 Klafter,
Gips und Kalk „ 630 Tonnen, ^ 423 Tonnen,
Gips- U.Kalksteine „ 27 Prahm, » 59 Prahm,
Chamott-, Back-
u. Ziegelsteine • 929100 Stück, » 908506 Stück.
Berlin« 69
XIX. Tielistui«.
Im Jahre 1852 fanden sich in Berlin
A. Pferde.
n Fallen bis zum vollendeten 3. Jahre 36 Stück.
2) Pferde vom Anfange des 4. bis zum vollendeten
10. Jahre 3671 „
3) Pferde über 10 Jahre 3983 „
7690 Stück.
Esel 15 w
B. Rindvieh.
1) Sucre (Bullen) 1 „
2) Ochsen 9 „
3) Kühe. 783 „
4j Jungvieh 14 ,»
807 ,.
G. Schaafe.
1) Ganz veredelte 8 Stück.
2) Halb veredelte 6.38 „
3) Unveredelte ; 135 „
781 Stück.
D. Ziegen 1004 „
£. Schweine . - 729 „
Ein Rückblick auf den Yiehstand früherer Jahre ergiebt:
1819: 4100 Pferde, 4254 Stck. Rindvieh, 2593 Schaafe, 248 Ziegen, 496 Schweine
1822: 4968 ,. 4478 « « 2888 « 350 „ 467
1825: 5162 „ 3379 » , 565 » 203 „ 395 „
1828: 4926 „ 3084 ^ „ 2a34 „ 201 „ 340
lb3l: 4418 n 2095 « n 1684 *» 210 „ 323
1834: 5157 „ 1744 « ,» 1714 „ 444 „ 344
1837:5963 „ 1419 « „ 2111 „ 502 „ 543
1840:6535 ^ 1H2 , „ 1592 „ 322 ,, 343
1843: 7028 „ 1133 n » 797 „ 461 „ 350
1846: 7069 „ 1029 „ « 828 « 567 „ 5'JO
1849: 6765 n 931 , » 859 „ 821 „ 7b4
Die Verhältnisse des Viehstandes sind für die Beurtheilung des Wohlstandes
Berlins von sehr untergeordneter Bedeutung. Die Abnahme des Rind-
viehes und der Schaafe, welche während dieser Reihe von Jahren statt-
gefunden hat, weist nicht auf Abnehmen des Wohlstandes, sondern darauf
hin, dass die Elemente ländlicher Beschäfligungsweise mit dem Wachs-
thume der Stadt immer mehr in den Hintergrund treten.
Die auffallende Zunahme der Ziegen mag in dem Entstehen und dem
. Aufschwünge hiesiger Alolkenanstalten seinen Grund finden. Bei dem Pferde-
stande hat sich eine fast stetige Zunahme bemerklich gemacht, ein Beweis,
dass durch den täglich sich steigernden Eisenbahn -Verkehr das Bedürfniss
an Pferden nicht verringert worden ist. Hinsichtlich des Alters der Pferde
ergaben die statistischen Tabellen, dass
pro 1846 2986 Perde Lm Alter von 4 bis 10 Jahren, 4061 Pferde über 10 Jahre
pro 1849 2890 , n « » n 3833 „ „ »
»•
A
70 Berliiii
vorhanden 'waren. Hiernach erscheint pro 1852 der Pferdestand ein besserer,
da fast die Hälfte der Pferde im Alter unter 10 Jahren war. Einen Unter-
schied zwischen Luxus- und Arbeitspferden weisen die vorhandenen Listen
nicht nach, und lässt sich daher aus der Zahl und der Beschaflenheit der
vorhandenen Pferde ein Schluss auf den Wohlstand Berlins nicht ziehen.
XX. Selmleii.
Im Jahre 1852 waren vorhanden:
1) 87 Elementarschulen mit 234 fest angestellten Lehrern, 196 Hölfslehrern,
129 Lehrerinnen. 15621 Knaben und 13296 Mädchen, zusammen
28917 Schülern.-
2) 20 Mittelschulen für Söhne mit 30 festangestellten Lehrern, 86 Hülfslehreni
und 3294 Schülern.
3) 60 Schulen für Töchter, welche nicht in den Begriff der Elementarschulen
fallen, mit 63 festangestellten, 287 Hülfslehrern, 54 festangestellten,
128 Hülfslehrerinnen und 7831 Schülerinnen.
4) 14 höhere Bürgerschulen mit 65 festangestellten , 108 Hülfslehrern und
4244 Schülern.
5) 1 Progymnasium mit 4 festangestellten, 3 Hülfslehrern und 24 Schülern.
6) 6 Gymnasien mit 87 festangestellten, 56 Hülfslehrern und 2616 Schülern.
7) 1 Seminar zur Bildung von Elementarschuliehrem mit 43 Zögfingen.
Die Frequenz der Schüler und Schülerinnen in den einzelnen Anstalten
betrug :
Schfitar «. S*Sr
1) Joachimthalsches Gymnasium 349 —
2) Friedrich -Wilhelms „ 590 —
3) Französisches ,♦ 292 —
4) Berlinisches . „ z. grauen Kloster 508 —
5) Friedr. Werdersches „ 467 —
6) Köllnsiches Real- „ 410 —
7) Königliche Realschule 619 —
8) Vorscnule zu derselben .^ 417 —
9) Städtische Gewerbeschule 189 —
10) Königliche Elisabethschule * — 480
11) Friedrichstädtische Königl. Töchterschule — 383
12) Seminar für Stadtschulen 43 —
13) Seminarschule 141 —
14) Städtische Schulen und zwar
Elementarschulen mit 5380 Knaben., 5459 Mädchen
Mittelschulen für Söhne mit 194 „
Höhere Töchterschulen mit 532 Schüler.
Real- u. höh. Bürgerschul, m. 1952 Schülern ^7526 5991
15) Parocbial- und Privatschulen und zwar:
Elementarschulen mit 7880 Schülern, 6453 Schulen
Mittelschulen f. Knaben mit 2452 „
Höhere Bürgerschulen mit 1045 ,,
Höh. Töchterschulen mit 4903 „
mit H377 11356
Berlin. 71
16) Schalen der jüdisdien Gemeinde und zwar :
Mittelschulen mit . . . 387 Schill.
Höhere Töchterschule mit 152Schülerinn.
ScMlT n, «SSn
771
•m
186
\m
166
122
9
6
mit 287 152
17) Ratholische Schulen und zwar:
Elementarschulen mit 771 Schüler u. 731 Sehülerinn.
Höhere Töchtersch. mit 62 „
mit
18) Schale der Hof- und Domkirche )Fi*>m<>n »»
19) „ „ Parochialkirche urschä" "
20) „ ,, bömisch-reformirte Gemeinde r*'^^^"'- „
21) Die von dem französischen Gonsistorium abhängigen
Schulen und zwar:
Höhere Töchterschul. mit 502 Sehülerinn.
„ Bürgerschulen „ 439 Schul.
22) Friedrichst'ädtische Knabenschule (Mittelschule) . .
23] Erwerbschulen „
24) Schulen der Brüdergemeinde (Elementarschulen)
25) Königl. Blinden- Anstalt)
26) „ Taubstummen ,, /
27) Friedrichs Waisenhaus ) (Elementarschulen)
28) Wadzecks- Anstalt \
29) Louisenstift ;
30) Schindlersches Waisenhaus (Progymnasium)
31) Kornmessersches Waisenhaus Wi^«»*«*»»
32) Friedrichsstift ^ll'Sun
33) Erziehungs-Anstalt für verwahrl Kinder) scnuien
34) Hospice fran^ais und zwar
Mittelschul, f. Knaben mit 95 Schülern
Höhere Töchterschule mit 92 Sehülerinn.
' ^^ 95 92
Die Schulen von 27 bis zum Schluss sind milde
Stiftungen.
Summa 25,842 21,127
Stellt man die vorhandenen Schulen (mit Hinweglassung des Seminars)
in drei Klassen' zusammen, so erhält man
Lehrer und Schüler und
Lehrerinnen Schülerinnen
87 Elementarschulen mit . . . 559 und 28,917
95 Bürser- und Mittelschulen mit 821 », 15,393
6 gelehrte Schulen mit . . . . 150 „ 2,616
Zus. 188 Schulen mit 1530 „ 46,926
Es kommen üonach durchschnittlich
aof jede Elementarschule . . . 332,38 und auf jed. Lehr, darin 61,73 Schüi.
„ „ Bürger- und Mittelschule 162,63 ,, ,, „ „ „ 18,75 „
„ „ gelehrte Schule . . . 436,00 „ „ „ ^ „ 17,40 „
auf eine jede Schule überhaupt 249,50 „ „ „ „ „ 30,67 „
Von den sämmtlichen Schülern und Schülerinnen aber befanden sich
61,62 pGt, in Elementarschulen,
3%80pGt. in Mittelschulen
5,58 pCt. in gelehrten Schulen.
439
502
>)
266
—
725
♦♦
> 80
102
24
10
l>
53
32
>»
296
105
>»
50
50
»♦
42
__
9)
24
_-
»»
18
3
i)
38
38
»>
70
33
ti
u
72 Berlin.
Reobnet man das schulpflichtige Alter vom vollendeten sechsten bis
zum vollendelen vierzchnlen Jahre, so erhall man pro 1b52 die Anzahl von
circa 57,477 schulpflichtigen Kindern. Nach der Zählung von 18ö2 gab es
nämlich Kinder vom vollendelen fünften bis zum vollendeten siebenten
Lebensjahre IM^; eine Angabe Ober die Kinder vom vollendeten sechsten
bis zum vollendeten siebenten Lebensjahre ist in den statistischen Tabellen
nicht enthalten; man wird eben nicht zu gering rechnen» wenn man etwa
die Hälfte davon mit 8200 als Zahl der Kinder im sechsten Jahre an-
nimmt 8200
Hierzu kommen die Kinder vom Anfange des achten bis zum voll-
endeten vierzehnten Lebensjahre 49,277
Summa . . 57,477.
Hiernach verhält sich die Zahl der schulpflichligen Kinder zur Civil-
bcvölkerung (423,864 Einw.) wie 1 zu 7,37 oder auf sieben bis acht Ein-
wohner kommt ein schulpflichtiges Kind; von der Zahl der schulpflichtigen
Kinder aber besuchten 8i,(J7pCt die hiesigen Schulen.
Ver^^lcicht man mit diesen Resultaten die entsprechenden Mittheilungen
des Königl statistischen Biireau über die Jahre 1816 und 1846 (Milthei-
lungen 1848 S. 33), so ergiebt sich
pro 1816 die Zahl von 30,334 schulpflichtij^en Kindern und
deren Verhällniss zur Einwohnerzahl wie 1 : 5,99
pro 1846 die Zahl von 57,655 schulpflichtigen Kindern und
deren Verhältniss zur Einwohnerzahl wie 1 :B,75.
Danach würde trotz der steigenden Bevölkerung die Zahl der schul-
pflichtigen Kinder von 1846 bis 1852 abgenommen haben, wenn nicht an-
fenommen werden müsste, dass in dem einen oder dem andern Jahre die
ahl unrichtig angegeben worden ist. Es wird sich daher hier kein anderer
Scbluss ziehen lassen, als dass die seit 1816 unzweifrlhafle lÜinderzunahme
der Kinder im Verhällniss zur Einwohnerzahl ein Beleg für die hauptsäch- -
liehe Vermehrung der letzteren durch Einwanderung.
Wenn ferner nach den genannten Miltheilungen die Zahl
der im Jahre 1816 vorhandenen Schüler und Schülerinnen 13,144 und
„ „ „ 1846 „ „ „ „ 39,061 betrug,
so dass 1816 43,33 pCt. der schulpflichtigen Kinder und
1846 67,85 „ ,. „ „ sich in den hiesigen
Schulen befänden, so erscheint das Verhällniss des Jahres 1852 von 81,67 pCt.
zwar ein wesentlich besseres, aber es wird ebenfalls mit Behutsamkeit, d h.
mit Rücksicht auf die obige Differenz der Zahl schulpflichtiger Kinder be-
urlheilt werden müssen.
Die Zahl der Elementarschulen betrug
1816 79, in welchen 228 Lehrer und 5898 Schüler
1846 108, „ „ 643 „ „ 26,816 „ sich befanden, so dass
1816 75 Kinder auf 1 Elementarschule und 25 Kinder auf I Elementarlehrer
1846 248 „ „ 1 „ „ 42 „ „ 1
zu rechnen waren. Es haben sich also bis 1852 die Schulen verringert, die
Zahl der auf eine Schule und auf einen Lehrer fallenden Kinder vermehrt,
ein Verhältniss, welches zwar für die Stellung der Lehrer besser, aber für
die Gesundheit und für die Ausbildung der Kinder vielleicht nicht gerade
günstig genannt werden mag.
Die Zahl der Bürger- und Mittelschulen betrug
1816 79, in welchen S)4 Lehrer und 5457 Schüler
1846 66, „ „ 624 „ „ 9904 „ sich befanden, so dass
1816 69 Schüler auf 1 Schule und 10—11 Schüler auf einen Lehrer
1846 150 „ „ l „ „ . 15-15 „ „ „
kamen. Es sind also bis 1852 die Mittelschulen ebenfalls vermehrt, und es
BerliiL 73
konmeiit ide bd den Elemenlanchulen, jetzt melur Scfattler imf eiDeSehufe
und auf einen Lehrer als frttl^r. Das Verhältniss itt den Lehrern ist aber
hier günstiger^ als bei den Elementarschulen. : . ;
Die Zahl der gelehrten Schulen betrag '
1816 6, in welchen 99 Lehrer und 1789 Schüler
1846 6, ,, ,, 135 „ „ 2341 „ sich befanden, so dass
1816 auf ein Gymnasium 298 Schuler and auf 18 Schüler 1 Lehrer
1o4d „ ^ „ ,, 390 „ y, y, 17 „ 1 „
kamen. Die Zahl der Gymnasien ist demnach dieselbe geblieben, aber die
Zahl der Schüler und Lehrer hat sich bedeutend vermehrt; das Verhältniss
beider zu einander hat sich nicht wesentlich yerändert.
Von besonderem Interesse ist es, zu ermitteln« wie sich die Zahl der
Schüler jeder der drei obigen Schoikategorien zur Gesammtzahl der Schüler
Terhält, weil daraus auf den höberen oder niederen Kidungsgrad, der durch
die Schule erreicht wird, und auf die Art der Bildung resp. den Stand,
welcher von den Schülern erstrebt wird, geschlossen Verden darf. Je
geringer die Zahl der Elemeutarschüler zur Zahlder übrigen Schüler, um
so flTösser wird der Grad der Volksbildung durch die Schule sein; je mehr
die Frequenz der Mittelschulen die der Gymnasien überwiegt, umso Hehrere
werden zum Stande der Gewerbetreibenden ufiid um so Wetoigere zum Ge-
lehrten- und Beamtenstande sich ausbilden und umgekehrt. Mit Hinblick
auf die Zunahme der Bildung würde man hiernach erwarten müssen, die
Zahl der Elementarschüler in geringerem Verhältniss zunehmen zu sehen wie
die der Übrigen Schüler. Das ist indess auffallender Weise nicht so.
Im Jahre 1816 waren lU)erh. 164 Schulen mit 831 Lehrer und 13,144 Schüler
» „ 1846 „ „ 180 „ „ 1402 „ „ 39,061 „
» >» 1oD2 „ „ loo ,, „ 1030 „ „ 4o,947 ,,
Von diesen Schülern besuchten
im Jahre 1816 44,87 pGt. eine Elementarschule^ '
„ „ 1846 68,64 pGt „ ,»
„ 1852 61,59 pCt. „ .,
im Jahre 1816 41,51 pGt. eine Mittelschule, 13,61 pGt. ein Gymnasium
„ 1846 25,38 pCt „ „ 5,99 pCt. „ „
„ „ 1852 32,73 pCt. „ „ 5,62 pCt „
Es hat also die Zahl der Elementarschüler von 1816 bis 1846 ver-
h'ältnissmässig sehr bedeutend zu— und von 1846 bis 1852 wieder abge-
nommen. Der Grund jener Zunahme kann kaum in etwas Anderem zu
suchen sein, als dass im Jahre 1816 das Schulwesen noch weit unvollkom-
mener organisirt und die Unterscheidung zwischen Elementar- und Mittel-
schulien unsicher, die Angaben von 1816 mithin nicht richtig waren. Von
1846 bis 1852 erkennt man das richtige, a priori zu erwartende Verhältniss;
die Frequenz und selbst die Zahl der Elementarschulen hat sich verringert.
Verringert hat sich ferner auch, schon seit 1816, die Frequenz der
Gymnasien; der Grund liegt in dem Entstehen und der Btüthe der Real-'
schulen, in deren Ermangelung sonst von Vielen , die nicht zur Universität
gehn wollten, die Gymnasien besncht wurden. So* sieht man denn in den
letzten Jahren ein Zunehmen der Mittelschulen auf Rosten der Elementar-
schulen lind der Gymnasien und darf diese Zunahme eine günstige und
zeitgemässe Erscheinung nennen, weil sie auf Verbreitung d^r* Bildung
nach unten hin, auf Abnahme der Kandidatenzahl für den Gelehrten- und
Beamtenstand und auf zweckmässige Erziehung des Erwerbstandes deutet^
Ueber das Armenschulwesen enthüllt der in dm Mbnatsblatte für
die Armenverwaltong %\k Berlin (Jahrj^. 1id53, Stück ö) veroiSentiii^bte Be-
richt^ dass wesentliche Veränderungen in der Verwaltung desselben während
5
74 BeHill.
des lafarei 1883 nkilt eingetreten' sind. Die ZM siiiMtKciielr Armeiifcinil«
üader am Sdhlüsse des Jahres 1892 fiAdet sidi dirt foif e*dermasl6H Im-
gegeben:
1) In den Kommanal-Anaenscai^a
a) in der Tagesschule . . 8990
b] in den Sonntagsschmen 1641
ia839
2) Ib den Parachial- und Privatschulen . . 12»691
a) „ der Weddingscbnle 218
4) », „ Schule in Neu-Moabit löB
5) ,, „ ^ auf dem Gesondbrunnien . . 196
9) „ „ Dreifaltigkeits-Kirchschule .... 170
t) Privatnnterridit für verwahHoste Kinder . 37
8) TaubstMMie Kinder 21
Summa 24,130.
Im Sähte \m betrog dieselbe . 23,553
mithin 1852 mehr 577.
Aüiserd'em würden auf Kosten der Kommune unter-
riiihtet im grossen Friedrichs- Waisenhause
in dessen Filialen 407
im Arbeitshause 41
Summa . . 448
hieKu ob^e . . 24,130
im Ganzen . . . 24,578.
Verglei^t man die ZaU der Armenschulkinder zur Gesamratzahl derer,
welche m Berlin zur Schule gingen, so yeiiiielten sich pro 1850 jene zu
diesen wie 1 : 1,99 d. h. es war mehr als die Hälfte aAer Schüfer und
Schülerinnen Armenschulkinder, wobei nicht übersehen werden darf, dass
ausser diesen städtischen Armenschulkindern auch in Königl. Anstalten eine
Anzahl von Schülern freien Unterricht geniesst.
XSL VaiTergitöi
biB ^hl der Ticbrer beimg jm Sommersemester 1852:
in der Iheol. Fidtultät 5 ordentl. Prof., 4 ausserord. Prof., 4 Privatdoc.
„ „ JUIlst >, 9 „ ,,-4 „ " iÄ "
„ it med. ,« 11 „ „ 6 », " 15 *'
„ „ jphilos. „ 27 „ „ 27 „ „ 33
(in der pnilos. Fakultät ausserdem 7 lesende Mitglieder der Akaqemie).
Mit Ausnahme der Privatdocettten hat sich di« Zahl der Universitäts-
lehrer seit einer Reihe von Jahren wenig verändert; beispielsweise betrug
im Wintersemester von Michaelis 1840 bis Ostern 1841 die Zahl
in der theol. Fakultät dordentl. Prof., 4aus8erord. Prof., 2 Privatdoc.
>» ff junst. „ ■/ „ „ 3 „ " «o "
„ „ med. „ 15 „ „ 10 „ ,, 12 „
„ „ phijos. ff 28 ,, „25 „ „ 24 „
(m der tneol. PakuHät ausserdem 1 Prof. honor.).
Die WisaeUBCfaaltlicheft Anstalten der Universität bestanden im Jahre
1852 in:
I
Berlin. llf
I. Seminarien
1) theologisches Seminar,
2) philosophisches Seminar.
IL Klimsche Anstalten:
A. Klinische Institute, die für sich bestehien;
1) für Chirurgie und Augenheilkunde,
2) Poliklinik der Universität,
3) klinisches Institut für Geburtshülfe,
4) praktische Unterrichts-Anstalt für Staat^anneiknnde.
B. Mit dem Charit^ - Krankenhause in Verbindiang stehende
klinische Institute:
1) medicinische Klinik für Aerzte,
2) ^ „ „ Wundärzte,
3) chirurgische „
4) augenärztliche ,;
5) ffeburtshülfliche Klinik,
6) Klinik fiir syphilitische Krankheiten,
7) „ „ Kinderkrankheiten,
^) ff ff psychische Krankheiten,
III. - Anatomische-Sammlung.
IV. Anatomisches Theater.
V. Physiologisches Laboratorium.
VI. Chirurgische und geburtshülfliche Instrumenten- und Bandagen-
sammlung.
VII. Zoologiscne-Sammlung.
VIIL Mineralogische-Sammlung.
IX. Physikalische-Apparaten-Sammlung.
X. Pharmakologische-Sammlung.
XI. Universiläts-Garten.
XU. „ Bibliothek.
Die Zahl der Studirenden der einzelnen Fakultäten für das Jahr 1852
ist in der nachstehenden Tabelle mit denselben Zahlen aus früheren Se-.
mestern vom Jahre 1841 ab zusammengestellt und die Zahl der nicht-
immatrikulirten Zuhörer, welche an den Vorlesungen der Universität Theil
genojnn^n haben, hinzugefügt.
Siehe die Tabelle S. 78.
Hiemach hat sich die Zahl der Studirenden überhaupt seit dem Jahre
1841 sehr bedeutend verringert und zwar am auffallendsten in der theologi-
schen, demnächst in der medicinischen und wenig in der philosophischen
Fakultät. Die Zahl der Juristen dagegen hat in den drei letzten Jahren
sehr bedeutend zugenommen. Die Abnahme der Studirenden überhaupt
steht ohne Zweifel im Zusammenhange mit dem Emporblühen der Handels-
und Gewerbsverhältnisse, und namentlich ist nicht anzunehmen, dass
andere Universitäten des In- oder Auslandes auf Kosten Berlins mehr
Studirende gewonnen haben. Die Abnahme der Theologen scheint in
den kirchlichen Spaltungen, an denen unsere Zeit reich ist, die der Medi-
ciner in der Ueberfüllung des ärztlichen Standes ihren Grund zu haben.
Für die Abnahme der Philosophie Studirenden ist kein anderer Grund denk-
bar, als der, welcher die Abnahme der Studirenden überhaupt veranlasst. Die
Zunahme der Juristen mag der neuerlichen grösseren Entwickelung des
Öffentlichen Lebens, und der durch die vermehrte Zahl der Richter und
durch die parlamentarische Thätigkeit gestiegenen Aussicht auf Broderwerb
zuzuschreiben sein.
Die Zahl der Studirenden aus dem Auslande hat sich ebenfalls in allen
Fs^ultät^n vermindert, am wenigsten in der philosophischen und in der
76
Berlin.
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Berlin. 77
juristischen, mehr in der medicinischen und ganz besonders in der theolo«-
gischen Fakaltät; letzteres ist ebenfalls den kirchlichen Spaltungen zuzu-
schreiben.
Die Zahl der nichtimmatrikulirten Zuhörer hat sich dagegen seit 1841
ungefähr um das Doppelte gesteigert. Nach ihren besonderen Fächern waren
darunter im Sommersemester 1852:
Chirurgen 13
Pharmaceuten 129
Eleven des medicinischen Friedr.-Wilh. Instituts . 73
Eleven der med. -Chirurg. Militär- Akademie und der
bei derselben attachirte Unterärzte .... 115
Eleyen der allgemeinen Bauschule 389
Berg-Eleven 31
Remunerirte Schüler der Akademie der Künste . . 6
Zöglinge der Gärtnerlehranstalt 6
zusammen 7^
so dass mit der Zahl der Immatrikulirten . . . 1409
im Ganzen . 2171
an den Vorlesungen des Sommersemesters Theil genommen haben.
In den früheren Semestern vom Jahre 1841 ab ist das Verhältniss dieser
nichtimmatrikulirten Zuhörer fast unverändert geblieben mit alleiniger Aus-
nahme der Schüler der allgemeinen Bauschule; nur durch die Zunahme
dieser hat sich die Zahl der nichtimmatrikulirten Zuhörer um das Doppelte
gesteigert. Vom Jahre 1841 bis 1846 stieg nämlich ihre Zahl von 46 all-
mäliff bis 100, Michaelis 1847 auf 133, Ostern 1848 auf 190, Michaelis 1849
auf 370, Ostern 1850 verringerte sie sich auf 299, stieg Ostern 1851 bis 510
und hat Mich. 1851 432, Ostern 1852 389 und Mich. 1852 355 betragen.
XXII. Zeitseliriftei.
Ein reger geistiger Verkehr gjiebt sich kund durch die Zahl der im Jahre
1852 in Berlin erschienenen Zeitschriften. Nach ihrem verschiedenen In*
halte erschienen:
1) Politische Zeitschriften 9
2) Politisch-satyrische Zeitschr. . 1 . . . 2
3) Handels- und Goursnachrichtliche Zeitschr. 6
4) Theologische Zeitschriften 23
5) Medicinische „
6) Physikalische „
7) Landwirthschaftl. und gartenbaul. Zeitschr.
8) Meteorologische Zeitschr
9) Das Gymnasialwesen betreffende Zeitschr.
10) Zeitschriften für Polizei, Rechtspflege und
Sicherheitspolizei 3
in Amtliche Verordnungsblätter 3
' 12) Anzeigeblätter 5
13) Theaterzeitschriften 4
U\ Zeitschriften für Musik 2
15) Literarische Zeitschriften 2
l6)Belletri8tische „ 8
17) Moden-; Master- und technische Zeitschr. • 8
78 Berlin.
(^) Statistische Zeitschriften 2
19) Zeitschrift für Stenographie 1
20) „ „ Schachkunde 1
21) „ „ Pferde- und Jagdkunde . 1
in Summa 94.
Eine Zusammenstellung der in Berlin überhaupt im Jahr 1852 erschie-
nenen Ditickschriften ist zur Zeit nicht vorhanden. Beiläufl« mag bemerkt
werden, dass die Zahl der Leihbibliotheken sich im Jahre 1852 auf
sechzig belief.
XXIU. Religionsrerliältiiisse.
Von den 423864 Civil- Einwotinern Berlins bekennen sich
zum evangelischen Ghristenthum . . . 396605 Personen
n katholischen » ... 13372 „
n deutsch-katholischen » ... 1975 «
ji griechisch- kathol. » ... 50 ,,
n mennonitischen „ ... 7 »
also zum Christ enthume überhaupt 412009 Personen
Zur jüdischen Keligion 11835 »
» mohamedanischen Religion ... 2 «
Es Tcrhiitt sich also die Zahl der RömischkathoHschen zur Einwohner*
zahl wie 1 zu 30, der Deutschkathosischen wie 1 zu 214 und der Juden
wie 1 zu 35. Das gleiche Verhältniss der Römischkatholischen fand bereits
im Jahre 1846 statt, wo ihre Zahl 12572 betruff; im Jahre 1849 dageeen be-
kannten sich nur 10737 zur römisch-katholischen Kirche, also im Verhält-
niss von 1 zu 37 zur Einwohnerzahl; es betrug aber 1849 die Zahl der
Deutschkatholiken 3200, also iiä Verhältniss V6n 1 zu 125 zur Einwohner-
zahl. Der Deutschkatholicismus hat von 1849 bis 1852 ab sich wieder ver-
ringert und das Verhältniss der Römischkatholischen ist, roll ständig wieder
das frühere geworden. Es folgt daraus, dass der gegenwärtige Bestand der
Deulschkatholiken sich auf Rosten der evangelischen Kirche gebildet hat.
Ein. Vergleich der katholischen Bevölkerung früherer Jahre ist werthlos,
weil in den statistischen Tabellen jedenfalls unrichtige Angaben über die
Zahl der katholischen Bevölkerung enthalten sind; in den Tabellen von 1819
bis 1840 steigt jene Zahl von 4157 auf 5699 und im Jahre 1843 finden sich
plötzlich 12397 katholische Christen.
Die Zahl der Juden belief sich im Jahre 1819 auf 3599, im Jahre 1840
auf 8275, im Jahre 1849 auf 9445, und verhält sich zur Einwohnerzahl 1819
wie 1 zu 51, 1846 wie 1 zu 46, 184^ wie 1 zu 42. Sie ist dauernd in der
Zunahme begriffen.
Zur BcurtheiliRvg der persönlichen und gewerblichen Verhältnisse der
Juden wird die nachstehende Uebersicht nicht ohne Interesse sein.
A, Persönliche Verhältnisse der Jud^.
Die Gesammtzahl beträgt 11800 Seelen
1) Darunter sind Kinder bis zum TöUend. 14. i, 1^38 ifenaben
1762.Mädch.
zusfonaAti .... 3700 Kinder.
Berlin. 70
8) Penonen ¥oa AnC dei l& bis m Tollend. W^ J. 40M inUml
zuaammen . . / . fSttPenon.
3) lieber sechszigjahrige 871 minnL
9Sb wttU.
TOSJHlUpfH • . • . OVO n
4) In der Ehe leben 1644 Männer und 1652 Fraoep.
Zur Gesammtzahl der Juden verhält sich die Gesaautttutiil jUdifieher
Kinder wie 1 zu 3,19, während zur ganE«D Bevölkenmg Äe QftSMpmlzalil
aller Kinder sich verhält wie 1 zu 3,37.
Die Zahl der verheiratheten JQdinoen yerhält sich zur Gesammtzahl der
jQdischen Frauen zwischen 14 und 60 Jahren wie 1 zu 2,8.
Die Zahl aller verheiratheten Frauen verhält sich zur ßfiS^papitM aller
Frauen zwischen 14 und 60 Jahren wie 1 zu 2,51.
Es erklärt sich aus diesen Verhältnissen theilweise die gr^ere Zunahme
der jüdischen Bevölkerung.
B. Geschäflsverhältnisse der selbstständigen Männer der Ji|taMchaft.
1) Merzte, Lehrer, Vorsteber von Bildungsanstalten oder ap^^eit mit
Wissenschaften und schönen Künsten beschäftigt, sowie ii(i (Jommanal-
Aemtern stehend 'MT Personen
2^ Rentiers, ohne Geschäft^etrieb f jBfiß n
3j In flandelsffeschäf^^n ^nd damit verwandten Ge^erb^n
für eiffen^e Kvechni^ng lebend: ^
a) Geld- und yv^ecn3|elKaufle^te 99 «
b) Grossh^ndler und Fiwrik^nten 1 . 300 „
c) Kaufleute mit ofifnen Läden )0S ^
d) Lieferanten. Agenten, Gonunisrionäre, Ifökler und
Pfandleitier . 7 .......'.....:. IW ,
e) Pferdehändler 19 „
0 Victualienhändler und Höker ; 2 „
ff) Trödler 109
h) Händler mit stebendf» Kram, die nicht unter ^
vorigen Rubnbw su Ixrjngan sind H f*
i) Umherziehende Krämer und Handelsleute ..... jHX) ^
4) Ga0t- und Schankwirthe :
a) Gasthofswirtfae £&r ^ böberen ^SUindie 2 «
b) Ausspannungswintfaa 4 »
c) Speisewirthe 7
d) Schankwirthe 6
5) Handwerker und meet^mwlkß UVimfkft:
a) Gold- u. S^erarbeiter, ^,Qttscfeiflrtecbqr,pj^CT\jcher
undVerfertiger mathematischer, optischer, chirurgischer
Instrumente 59 »
b) Handwerker, die zutiftigKBMtflri.^ibe^,ffiy&ür8chner,
Posamentirer, Drecnner, iiadfer etc 87
n
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c) Ainderweiie Öaodwertor ^ W
6) Fracht- und Lobülubriv^ik Aetreihend ., . Vi
7) (Brauerei- und Brenneceibesitzer oder anderweite geistige
^jetrünke bereitend II «
8) /Gewerbliche Gehülfen:
Ä) bei den Geschäften unter 3. a, b. <c. d 847 «
80
Berlin.
d) bei künstlerischen Arbeiten^ einscUieaslidi der meeha** '
nischen Künste 27
'. e) bei Handwerkern aller Art 265
9) Ai^serdem nähren sich
a) von der Verrichtung geringer Gommunal- öder Ge-
meindedienste 12
b) von Tagelöhner -Arbeit 52
c) vom Gesindedienst 281
d) von Almosen Sl
e) ohne nachweislichen Erwerb * . . . 36
An Kirchea und Bethäusern waren im Jahre 1852 vorhanden:
A. In der Stadt.
ff
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Die Parochial - Kirche
St. Nikolai-
Kloster-
St. Marien-
Heilige Geist-
GarnisQn-
Waisenhaus-
St. Georgen-
Sopliien-
Dom
St. Petri-
St Gertraudten-
Louisen-
St. Jacobi-
Friedrich-Werd.
Kirche
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Die Hofgerichts-
Dorotheen-
Jerusalemer-
Neue
Dreifaltiekeits-
Böhmiscne
3 Französische Kirchen
Kloster, Friedrichsstadt und
Louisenstadt.
Die Charit^- Kirche
Bethanien y,
Friedr.-Wilh.-Hospital-Kirche
, St. Philippus-Kirche
1 katholiscne Kirche
2 jüdische Synagogen.
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B* In den Vorstädten.
Die Invaliden- Kirche Die Nazareth- Kirche
Sl. Elisabeth- „ „ St, Paul- •
St. lohannis- ,, „ St. Matthäi-
Bethäuser
der Brüdergemeinde der Baptisten
der evangel.-lutherischen Gemeinde der christ-katholischen Gemeinde,
Das französische Hospital Englische Kapelle.
Sonach betrug die IZahl der evangelischen Kirchen . . .
der evangelischen Bethäuser . .
der katholischen Kirchen ....
der christ-katholischen Bethäuser
der baptistischen Bethäuser . .
der jüaischen Synagogen . . .
Summa der gottesdienstlichen Gebäude
34
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XXIV. Armenpflege.
Die Monatsblätter für die Armen -Verwaltung zu Berlin enthalten über
die Stadt -Armenpflege des Jahres 1852 folgende Angaben:
TWr. Thlr.
Die Summe der Almosengelder betrug 1852 20534» dagegen 1851 20419
Pflegegelder „ „ 44411, „ „ 48043
„ Extraunterstütaungen „ 33575, „ „ 34566
sonach betrug die Hauptsumme pro 1852 283327 , dagegen 1851 284028
mithia im Jahre 1852 701 Thlr. weniger als im Jahre 1851.
JBerlin. 81
Pie Zahl der Alnoiea-EmpfMiger betrog 18S2 7351 • 1851 7419
,, Pfle{;ekinder „ ,, 2692, „ 2927
„ Waisenkostkinder „ „ 16^, „ 1Ö50
Es hat also die Zahl der Almosen -Empfänger um 68, die der Pflege-
kinder um 235 sich verringert, dagegen die Zahl der Waisenkostkinder nur
um 72 sich yermehrt
Nach einem veröffentlichteii Berichte des Stadtraths Duncker waren die
Kosten der Armen -Verwaltung vom Jahre 1831 ab bis zum Jahre 1850 um
100^ pGt gestiegen, während die Einwohnerzahl nur um 82 pGt zugenom-
men hat Diese Steigerung Hegt nicht in der Zahl der unterstützten Personen,
sondern in der grösseren Kostbarkeit der Stadtarmenpflese und der Armen-
Institute. Duncker berechnet, dass, während in den Janren 1830 bis 1836
ein Almosen-Empfänger durchschnittlich zwischen 17 und 20 Thlr. kostete,
im Jahre 1850 diese Kosten auf 26 Thlr. 3 Sgr. sich beliefen. Bei den
Pflegekindern fand eine Steigerung der Kosten tou 13 Thlr. 17 Sgr. bis
16 Thlr., bei den Waisenkostkindem ?on 18 Thlr. 7 Sgr. bis 29 Thlr. 1 Sgr.,
bei den Hospitaliten von 45 Thlr. bis 78 Thlr. 29 Sgr. 6 Pf. im Jahre 1849
und bis 68 Thlr. 4 Sgr. 7 Pf. im Jahre 1850 sUtt Die Kosten der Kranken-
pflege sind seit 1831 um 164 pGt. gestiegen, doppelt so viel als die Ein-«
wohnerzahl. Die Extrauntersttttzungen stiegen von 1834 (13638 Tblr.) bis
zum Jahre 1860 (47844 Thlr.) fast auf das Vier£aiche. In den beiden letzten
Jahren sind sie allerdings wieder bedeutend vermindert
Nach Duncker kam
auf 100 Einwohner im Jahre 1831 1,90 Almosen-Empfänger, 1850 1,74
1833 0,54 Pflegekinder „ 0,79
1831 0,80 Waisenkinder „ 0,46
„ 0,23 Hospitaliten „ 0,i7
„ 0,84 Arbeitshaus-Hauslinge „ 0,i5
j. 10,10 arme Hauskranke „ 13,7o
„ „ „ 1836 1,52 in der Gbarit6 Behandelte, ^ 1,o7
So ungünstig die Resultate dieser Zusammenstellungen fiir das Budget
der Armen -Verwaltung sind, so gewähren sie wenigstens den Trost, dass
die Zahl der Hülfsbedürftigen im Verhältniss zur Einwohnerzahl nicht zu-
genoDQomen hat.
Eines der wichtigsten Institute der Stadt- Armenpflege ist das grosse
Friedrichs-Waisenhaus. In demselben betrug
die tägliche Durchschnittszahl der Hauskinder
im Jahre 1852 433 Kinder
« 1851 397 „
also im Jahre 1852 mehr ~l6 „
die tägliche Durchschnittszahl der Kostkinder
im Jahre 1852 1572 Kinder
1851 1574 „
also im Jahre 1852 weniger 2 „
Aufgenommen wurden im Jahre 1852
627 Haus- und 185 Kostkinder, Summa 812
1851 dagegen 443 „ 169 „ 612
1852 mehr "184 l 16 l ;; äSO"
Confinmrt und untergebracht wurden im Jahre 1852 67 Knaben
27 Mädchen
Summa 94 Kinder«
>♦
»>
ff
«I
n
n
82 Berlin«
Zum Laiaretb der Anstalt kamen m dem Bestände von
10 Knaben 22 Mädchen, 32 Kinder
im Jahre 1852 122 , 145 , 267 ^
zusammen 132 l lÄT ;; 555 l
HiekTon wurden geheilt 112 Knaben 140 Mädehen, 258 Kinder
starben 5 ,, 8 ^ 13 »
kamen zum Filial I. . 8 » 4 ^ 12 »
n zur Charit^ . -^ y, 2 f, 2 «
zur Choleraheilanstalt 1 ,» — ,, 1 ,,
wurden gebessert in Kost— ^ 2 » 2
Summa . . . 126 l 162 l SST
Bestand 1. Jan. 1853 6 » 5 ,, 11
In dem Filial t der Station fdr skrophulöse und augenkranke Kinder
war Bestand am L Januar 1852 5 Knaben 4 Mädchen, 0 Kinder
Zugang im Jahre 1852 9 „ 6 „15 «
Summa 14 « 10 ^ 24 »
daTon geheilt . . . U Knaben 9 Mädch. 20 ,
zum Lazaretä . . . 1 » *^ , 1 „
Summa 12 „ 9 « 21 «
Bestandam I.Jan. 1853 2 „ 1 „ 3 ,,
Von den 267 im Jahre 1852 ericrankten Kindern litten an
Augenentzündung %2 Kinder
gastrischen Beschwerden 76 »
Latarrh. HalsentzOnduag 27 „
Scharlach • 1 . . • 4 „
Vergiftung durch Wasserschierling . . 13 „
anderen Krankheiten 125 „
267 ,
Von der Durchschnittszalil der 433 Hauskinder starben 13, mithin von
33 fiiiidem 1 oder 3iiGt
Von der DurchschDittszabl der 1572 Kostkioder starben 31», wüw von
45 Kindern I oder 2% pCt.
Die Verpflegungskosten eines Hauskindes betrugen 80Thlr. 9^r 6i*f.
dagegen 1851 . . .72 w ^ » 5 «
mithin 1852 mehr . . 8 \ 9 » •*- «
Die Verpflegungskosten eines Kostkindes betrugen 29Tlilr. SSgr. — Pf.
dagegen 1851 . . ,28 „ 16 , 10 ,
mithin 1852 mehr . -- « 16 n 2 „
Die eigne Einnahme der Anstalt betrug inel köni^. Zuschusses von
25203 Thlrn. im Ganzen pro 1852 33375 Thlr, 11 Sgr^ — Pf.
Ausser dieser Einnahme war zu der Deckung
des Bedarfes ein Zuschuss aus der Stadthaupt-
kasse erforderlich von .... . . . . . 48089 w 20 ^ •— w
Summa . . 81465 » 1 » — »
In den genannten Monatsblättern flndet sich femer etne Uebersidit der
Wirksamkeit der SparTereine, welche mit der Ai«ien*Btirection in Ver-
bindung stehen, una der kirchlichen Sparveveine, welche die Embnisse ihrer
Verwaltung der Armen -Direction mitgelheilt haben. Hiernach b^triur ^e
Zahl der Sparer im Jahre 1852 1335; von 4iAse^ war eingezahlt 6947 Jhlr.
16 Ser. 10 Pf., wovon 4185 Thlr. 13 Sgr. 6 Pf. baar zurückgezahlt wurden
und 4185 Thlr. 15 Sgr. 5 Pf zum Empfang von Naturalien zurückzuzahlen
blieben.
Berlin. 88
Ausser dem genannten Friedrichs-Waiscnhaus und dessen beiden Filialen
besitzt die Commune an Armenanstalten:
das Friedrich-Wilhelms-Hospital mit drei kleineren Filialhospitälem;
das Arbeitsbaus, von welchem weiter unten die Rede sein wird, nebst
einem Filial.
Eigne Krankenhäuser besitzt die Commune nicht, vielmehr werden arme
Kranke theils in ihren Wohnungen von den besoldeten Armenärzten, theils
in dem k. Charit^ - Krankenhause und in dem Diakonissenhause Bethanien
behandelt. Üeber das Armenkranken- und Armenschulwesen finden sich
weitere Mittheilungen in den Abschnitten, die vom Medicinalwesen und
vom Schulwesen Überhaupt handeln.
üeber Privatwohlthätigkeits -Vereine und Anstalten fehlt es pro 1852
grossen Theils an Berichten. Besonderer Erwähnung verdienen nier der
Aufsichts -Verein für Haltekinder und die Kleinkinder-*Bewahranstalten.
Der Aufsichts-Verein für Haltekinder hat den Zweck, die sog.
Haltekinder bis zum 4. Lebensjahre vor etwaiger Verwahrlosung Seitens
der Pflegeeltern zu schützen; seine Wirksamkeit erstreckt sich nur auf Berlin.
Im Jahre 1840 ins Leben gerufen, wurde er darch AUerh. Cab.-Ordre
vom 30. Juni 1840 bestätigt.
Zur Aufnahme von Haltekindern wird die polizeiliche Erlaubniss nur
solchen Personen ertheilt, welche nach dem Gutachten des Aufsichts-Vereins
persönlich dazu qualificirt sind und eine angemessene Wohnung besitzen.
Ueber die Wirksamkeit des Vereins ergiebt sich aus dem ersten Berichte,
dass am Schlüsse des Jahres 1841 bereits 260 Personen zur Aufnahme von
302 Kindern concessionirt waren. Fernere Berichte ergeben
für 1843 1363 Conc. und 1127 Haltek., davon schieden aus nadi erreiditem
4. Lebensjahr oder kehrten zu den Eltern zurück 204, es starben
111, mithin blieb Bestand 812
für 1846 2468 Conc. 1767 Kinder, davon schieden aus nach erreichtem
4. Lebensj. 527 und starben 174, also fast 10 von Hundert. Best. 1066
für ia4(^ 2053 Conc. 1399 Kinder, davon schieden aus 394 und starben
112, also 10 von Hundert. Bestand 893
für 1852 2789 Conc. 1609 Kinder, davon schieden aus 462 und starben
219, also 13 von Hundert, während 1851 nur 11 von Hundert
starben. Bestand 928.
Die Klein-Kinder-Bewahr-Anstalten haben den Zweck, die
Kinder, ehe sie für den eigentlichen Schulunterricht empfänglich werden,
in Schutz und Obhut. zu nehmen, in ihnen die ersten Keime des Glaubens
und der Sittlichkeit zu pflegen und sie in die Anfänge des Unterrichts ein-
zuführen. Zu diesem Zwecke haben sich Vereine von Männern und Frauen
aus Liebe zu den Kindern gedrungen gefühlt, zur Beaufsichtigung dieser
Anstalten zusammen zu treten.
Die erste Anstalt trat im November 1830 ins Leben und fand solche
Nachahmung, dass im Jahre 1838 schon die Zahl derselben bis auf 23 her-
angewachsen war.
In diesen 23 Anstalten verblieben Ende des Jahres 2536 Kinder, 1839
wurden angenommen 1856 und entlassen 1535Kinder; so dass 1839 ein Be-
stand von &57 Kindern verblieb.
Bis zum J^hre 1852 hatten sich diese Anstalten um 10 vermehrt, so
dass gegenwärtig 33 dergleichen existiren, in denen circa 3840 Kinder wäh-
rend der Wochentage beaufsichtigt werden.
Die Anstalten 2, 3, 5, 6, 12, 14, 16, 17, 19, 21, 22, 23, 24, 25, 27, 28 hatten
ausserdem im Laufe des Jahres 1852 noch 7807 Kostkinder.
Endlich schliessen sich hieran die sog. Krippen (Gr^ches), welche Kin-
dern unter zwei Jahren, deren JBltern auf Arbeit gehen, gegen eine geringe
g4 Berlin.
Vergtttnng in den Wochentagen Tom Morien bis zum Abend Pflege und
Nahrang gewähren. Im Jahre 1852 ist in der Friedrich -Wilhelmsstadt die
erste Anstalt dieser Art mit 6 Betten eröffnet worden.
XXV. Hediciiial -Wesen.
A. Medicinal-Personen.
1) Die Zahl der zur medicinischen Praxis berechtigten Aerzte belief
sich am Schlüsse des Jahres 18Ö2 auf 447
Darunter
a. Militair -Aerzte zur Civil -Praxis berechtigt 58
b. Armen-Aerzte 35
c. Aerzte für das Diakonissenhaus Bethanien. 3
d. fUr das französische Hospital und Kranken-
Anstalt «. 4
e. fUr die jüdische Kranken -Verpflegungs -Anst. 5
f. für die St Uedwigs-Kranken- Anstalt . ... 2
g. für das Friedrichs -Waisenhaus 1
. für das hiesiffe Arbeitshaus 2
i. für das Elisaoeth- Krankenhaus 3
k. für das Elisabeth -Kinder- Hospital 3
1. für die Louisen -Kinder- Heil -Anstalt ... 2
zusammen 118
Hierzu
2) Civil -Wundärzte I. Klasse 39
Yon denen zur Armen -Praxis 15
und für die Krankenanstalten der franz. Colonie
St. Hedwigs
Friedrich -Waisenhauses und des
Arbeitshauses 4 admittirt wurden
ferner 3) Civil -Wundärzte II. Klasse . . 47
zusammen 86
hiernach haben also ärztlichen Beistand ffeleistet 533
4) Die Zahl der zu besondern ärztlichen Hülfsleistungen berechtigten
Personen z. B. Zahnärzte, belief sich auf 36
5) An Apotheken einschliesslich der Schloss- Apotheke und excl. der
Apotheken in der Charlie, Thierarzneischule und Diakonissenhaus
waren vorhanden . 38
6) Geprüfte Hebeammen 104
NB. Städtische Armen-Hebeammen sind nicht angestellt; indessen
wird in einzelnen Fällen für die Entbindung einer Armen
der zugezogenen Hebeamme ein Entschädigung von 15 Sgr.
Seitens der Armen -Verwaltung gezahlt.
7) Boss- und Thierärzte waren vorhanden
Aus früheren Jahren ergeben sich folgende Verhältnisse der Medi-
cinalpersonen.
Oiyil- nnd WandSrcte -m«,
Im Jahre MUitalr. I. and H. Apotheken t,5!JI«^-«
«rate KUtfse Hebeammen
1822 130 49 26 52
1825 191 . 26 51
1828 240 — 26 51
1831 318 — 27 54
1834 329 ^ 28 56
Berlin. 85
Oivü- und Wimdinte ^ »i.«^«.
Iiaj^bre löUtgr. L^n. Apotheken nSSSSin
1837 298 88 31 54
1840 286 79 32 51
1843 330 84 34 53
1846 424 74 34 59
1849 459 73 38 53
1852 447 86 38 104
Hiernach hat sidi also gegen das J. 1822 die Zahl der Aerzte yermefart um 317
die der Wundärzte 37
die der Apotheker 12
die der geprüften Hebeammen 52
Es kam im J. 1822 auf 1479 Einw., im J. 1852 auf %8 Einw. Ein Arzt
„ „ „ „ 3926 „ „ „ „ 4928 „ Ein Wundarzt
» n „ „ 7399 „ „ „ ,,11151 „ Eine Apotheke
„ „ „ „ 3699 „ „ » „ 4075 „ Eine Hebeamme
Die Zahl der Aerzte hat hiernach verh'altnissmässie bedeutend zu ~, die
der Wundärzte abgenommen; das MedicinalpersonaT hat also an wissen-
schaftlicher Bildung gewonnen; die Lage der Aerzte dagegen ist eine
schlechtere geworden. Die La^e der Apotheker, deren Zahl nach dem Er-
messen der Regierung beschrankt ist, scheint durch das Yerhältniss zur
Einwohnerzahl Terbessert, indess hat die grössere Wohlfeilheit der von den
Aerzten verordneten Arzneimittel, der Einfluss der HomöopaUiie und Hydro-
pathie den Umsatz in den Apotheken im Allgemeinen verringert. ImVer-
Sleich i^it anderen Städten des Preussischen Staats erscheint die Lage der
ierliner Apotheker besonders günstig; dabei ist aber zu erwägen, dass
unter den hiesigen Apotheken die auf Königl. Kosten bestehende Könij;!.
Hof- Apotheke mitgezählt ist, welche die grossen Krankenhäuser Ghant6
und Bethanien mit Arznei versorgt und im Ganzen etwa ein Arzneigeschäft
wie vier andere Apotheken macht Nach Abzug dieses Geschäfts gestaltet
sich die Lage der hiesigen Apotheker bedeutend ungünstiger. Bei den
Hebeammen hat erst im Jahre 1852 eine Zunahme um das Doppelte statt-
gefunden. Bis dahin war die Zahl der Hebeammen, welche nach dem Er-
messen der Behörde beschränkt ist, trotz der Zunahme der Bevölkerung
seit dem Jahre 1822 fast unverändert geblieben, weil die grosse Anzahl von
Aerzten, die sich mit Geburtshülfe beschäftigen, eine Vermehrung der Zahl
der Hebeammen nicht wünschenswerth erscheinen liess. Wenn aber auch
die Hülfe des Arztes an und für sich eine bessere sein mag, als die der
Hebeamme, so entsprach doch die Art, wie von den Aerzten die Geburts-
hülfe betrieben ward den Forderungen einer geordneten Medicinalpolizei
nicht, weil der Arzt nicht selbst bei der Kreissenden blieb, sondern
eine unapprobirte Person, die sogenannte Wickelfrau, an seine Stelle
setzte und sich nur zum letzten Akte der Entbindung zurufen liess. Dieser
Missbrauch hatte zur Folge, dass viele Entbindungen von Wickelfrauen
selbstständig verrichtet wurden. Zur endlichen und gründlichen Beseitigung
dieses Missbrauchs wurde der bis dahin übliche Unterricht der Wickelfrauen
im geburtshülflichen Institut eingestellt und bestimmt, dass die zur Erlernung
der Hebeammenkunst qualificirten bisherigen Widkelfrauen als Hebeammen-
schülerinnen zuffebssen werden sollen. In Folge dieser Massregel sind im
Jahre 1852 44 Wickelfrauen als Hebeammen unterrichtet und approbirt und
dadurch die Zahl der Het^ammen so auffallend vermehrt worden. Diese
Zahl entspricht übrigens, wenn angenommen wird, dass einer jeden Ent-
bindung, auch wenn sie vom Geburtshelfer besorgt wird, eine Hebeamme
beiwohnt^ dem Biedüfffniss noch nicht vollständig, denn es kommen auf eine
86
Berlin.
1'ede Hebeamme durchschnittlich im Jahre 146 Gd»urten. Im Jahre 1822
[amen nur 140 Gebarten auf eine jede Hebeamme, im Jahre 1851 dagegen 239,
so dass eigentlich die Aerzte we^en Mangels von Hebeammen gezwungen
waren, zu ihrer Assistenz sich Wickelfrauen anzunehmen.
B. Oeffentliche Königliche, Städtische und Privat-
Kranken^Anstalteiu ^
&
9
a
•9
s
1^
Namentliche Angabe der Kranken-
Anstalten
1
2
3
4
5
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
Die König]. Entbindungs- Anstalt . . . . .
Das Klinische Institut für Chirurgie und
Augenheilkunde
Die Königl. Charit^ inel. Pockenhaus . .
Das Lazareth des Gr. Friedrichs -Waisenh.
Die Cholera-Heil-Anstalt vom 28. August
bis 13. December 1852
Das Lazar. d. Arbeitshauses
„ „ Gemttthskrankenstation
Das Stadtvoigtei- Lazareth
Das Diakonissenhaus Bethanien
Die Dr. von Graefesche Klinik
Das französ. Hospital und die Kranken-
Anstalt
Das jüdische Krankenhaus
Das katholische St. Hedwigs-Krankenhaus
Die Louisen-Kinder-Heil-Anslalt ....
Das Elisabeth-Kinder-Hospital
Das Elisabeth-Krankenhaus
Die Filtersche Gemüths -Kranken -Anstalt
Die Klinsmannsche desgl.
Die Dr. Kranichfeldsche desgl.
Die Dr. Posnersche desgl.
Die Mundsche desgl.
Die Dr. Eulenburgsche Orthopäd. Anstalt
Die Dr. Behrendsche desgl.
I
DieWeichenthal u. Dr. Bühringsche desgl.
Die Krügersche desgl.
Die Dr. Bambergsche Anstalt für Electro-
Magnetismus
Die Kaltwasser-Heilanstalt des Vereins der
Wasserfreunde
desgl. des Ardbivar Fidicin
desgl. des Dr. Preuss. . . .
Dorotheenstr. 5
Ziegelstr. bß
Charit^str.
Stralauerstr. 58
Wallstr. 55.
Alexanderplatz
Molkenmarkt 1/2
Marianenplatz
Kochstr. 46
Friedrichstr. 129
Oranienburger-
strasse d/7
Kaiserstr. 29
Elisabethstr. 57
Pionierstr. 7.
Potsdamerstr. 31
Köpnicker „ 135&
Schönhauser
Allee mo
Chausseestr. 65
Potsdamerstr. 64
Marienstr. 5.
Lindenstr. 14
Oranienburger -
Strasse 64
Schönebergerst.
Chausseestr. 31
Louisenstr.
Commandanten-
strasse 9
auf dem
Johannirtisch
TaubeuBtr. 10
224
392
9550
382
74
968
264
599
1253
45
399
239
624
36
111
326
17
72
1
12
1
12
die Angabe
fehlt.
700
31
34
160
45
160
16-18
circa
142
26
56
49
49
10
42
1
6
1
55
81
21
1006
7
7
25
39
106
i
Berliii« 87
C. Städtische Haus -Armen -Krankenpflege.
l>ie Stadt Berlin besitzt eigne Kratakenhänser nichts es werden vielmehr
diejenigen Kranken^ welche Armuths halber auf Kommunalkosten verpflegt
werden müssen und der Aufnahme in ein Krankenhaus bedürfen, in das
^onigl. Charit^krankenhaus , in welchem die Kommune laut Allerhöchster
Bestknmung Jährlich lOOOOO freie Verpflegun^stage zu beanspruchen hat,
oder in das Diakonissenhaus Bethanien geschickt. Dagegen hat die Kom-
mune zur 'arztlichen Behandlung Armer in ihren Wohnungen ein eignes
Armen -Medicinal -Wesen, unter Leitung der städtischen Armendirektion,
organisirt Es besteht dies aus d6 Armen-Kommissionsbezirken, in welchen
35 Armenärzte und 15 Armenwundärzte angestellt sind.
r
Db Magfirtratnajische Slranken -Vereine.
Der unter Oberaufsicht des Magistrats bestehende Gesundheitspflege-
Verein für Gewerkskranken- Genossen umfasst 36 verschiedene Gewerke
mit einer GesaamiUabl von 12 bis 14000 Mitgliedern.
B. Privatkranken -Vereine.
1) Der Berliner Gesundheitspflege -Verein.
2) Der Gesundheits- u. Krankenpflege -Verein der Stadtbez. 25, 26, 62 u. 63
3)
4)
ö)
S>
8) „ Fnedrichsstadtische
9) „ erste Louisenstädlische
10) Die Krankenkasse für die Bezirke 57 bis 60.
11) Der Königsstädtische Gesundheits- und Krankenpflege -Verein.
In Ermangehmg vollständiger und gleidhmässiger Nachrichten über die
lUsultate der Krankenbehandlung in sämmtHchea Kranken-Anstalten, miKa
Ȋi die Mittheilung pro 1852 auf Folgendes beschi^nken.
t. Städtische Armenpflege.
Im Laufe des Jahres 1852 wurden in den sämmtlichen Medicinal-Be-
zirken incl. des Bestandes vom Jahre 1851 mit 2282
=51,537 Kranke behandelt.
a) davon wurden geheilt ...... 42200 -
b) ungeheilt entlassen 425
c) zur Charit^ befordert 2267
d) Ton selbst aus der Kur entfernt 2256
e) gestorben 1974
9% 9»
ff
29 bis 34.
des
31.
ff
46.
der
48 a und b.
ff
69, 72 und 73.
zusammen 49222—49222, hiernach blieben
also am Schlüsse des Jahres 1852— 2315 Bestand.
^
88
Berlin.
Nach den Krankheiten , an denen sie gelitten haben, sind gestorben:
Namen der Krankheit
Beim Zahnen
Am Nervenfieber
„ gastrichen Fieber
}, rheumatischen Fieber . . .
f, katarrhal. Fieber
An der Gehirn-Entzfindong . .
„ der Hals- u. Luftröhr.-Entz.
„ der häutigen Bräune ....
tf Entz. der Brustorgane . . .
„ Entz. d. Unterleibsorgane .
Am Kindbettfieber
„ Schlag- u. Stickfluss . . .
M Keuchhusten
M Starrkrampf
Unter Krämpfen
An der Mundfäule
Am Scharbock . . *
An den Masern
An den Pocken
Am Scharlachfieber
Am Blasenausschlag
An der Rose
Am hitzigen Wasserkopf. . . .
An der Brustwassersucht. . . .
„ y, Bauchwassersucht . . .
,» „ allgem. Wassersucht . .
„ „ Schwindsucht
Am Säuferwahnsinn
Am Wahnsinn
An der Gicht
An den Skropheln
An der Lungenschwindsucht .
„ „ Darmschwindsucht . .
„ „ Abzehrung
„ „ Blausucht
30
45
54
11
15
52
92
55
85
23
2
35
7
17
79
2
2
2
2
163
1
3
75
14
12
48
2
3
2
3
37
285
18
233
1
An der Gelbsucht
Am Lungenkatarrh
Am Durchfall
Am Brechdurchfall
An der Cholera
Am Blntbrechen
An innerer Verblutung
An Blutflecken Krankheit . . .
An Hämorrhoiden
Am Mutterblutfluss
Am organischen Gehirnfehler.
Am organischen Herzfehler . .
An der Leberverhärlung . . . .
An Magenerweichung
An andern organischen Fehlern
des Unterleibes
An der Lustseuche
An Geschwüren
An der Rückendarre
Am eingekl. Bruch
Am Drüsenkrebs
Am Brustkrebs . . ,
Am Magenkrebs
Am Mutterkrebs
Am Krebs anderer Theile . . .
An Verbrennung
Am Brand
An Entkräftung
An Kopfverletzung
Unbekannt
Von den Gestorbenen waren
männlich
weiblich
Summa
4
49
195
6
14
3
1
1
1
1
3
17
6
7
7
1
4
2
3
2
3
13
7
4
1
6
99
2
2
977
997
1974
Von den Armenwundärzten behandelte sogenannte chirur-
gische Kranken.
Unter der Zahl der ad. 1 angegebenen Kranken wurden von den Armen*
Wundärzten chirurgisch behandelt -<-470().
a. Davon wurden geheilt entlassen . . . 2904
b. ungeheilt 90
c. zur Gharit6 befördert 252
d. von selbst aus der Kur fortgeblieben . 122
e. gestorben 26
• sind 3394—3394,
mithin blieben am Schlüsse des Jahres^ Bestand 1312.
Von diesen Kranken wurden also vom Hundert 61,70 pr. geheilt.
Berlin.
89
Nach dem Lebensalter .3ind gestorben:
im ersten Lebensjahre 586 od^ yoin Handert 29,68. pC^*
2u. 3.
4-10.
U-15.
16-30.
31-60.
61 — 70.
71—80.
81-90.
i)ber 90 Lebensjahre
»
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399
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275
i9
• 28
J'
ff
90
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ire
»»
18,19
13,93
1,42
4,56
17,02
7,30
6,03
1,77
0,10
>»
»»
fH
»»
»>
>»
1974.
100.
Von sämmtlichen Kranken stellt sich das Verhältniss auf Einhundert
berechnet, wie folgt:
a. es wurden geheilt 81,88 pGt.
b. ungeheilt entlassen .... 0,12
c. es kamen zur Charit^ . . . 4,60
d. aus der Kur fortgeblieben . . 4,37
e. es starben . 3,83
f. in Behandlung blieben . . . 4,50
2. Das Gharit^krankenhaus hatte:
MSnnern, Weibern, SSogl., Pflegl., Penonen.
am 1. Jan. 1852 Bestand von 420 347 19 6 Summa 792
Zugang im Jahre 1852 . . . : 4773 3436 546 3 „ 8758
99
Summa 5193
Abgang im Jahre 1852 , . .
Bestand am 31. Decbr. 1852
4802
3783
3491
565
553
9
4
J9_
9550
8850
391
292
12
»f
700
Unter dem Abgange waren:
Mibiner,
1) Geheilt und gebessert . . . 3978
2) Ungeheilt entlassen ...» 197
3) Entlaufen 1
4) Verstorben 626
Unter ien Verstorbenen waren .18 todtgeborn« Knaben
20 .. Mädchen
Wefbev, SSugl., Pflegt., Personen.
3009 478 2 Summa 7467
107 - - „ 304
2 — — • ^
373 75 4 *!, 1076
99
38
»
Kinder.
Der Bestand am 31. Decbr. 1852 ergiebt an Kranken auf den yerschie-
denen Stationen:
Innerlich-Kranke,
m&mlfeh weibUch
155. 57.
Aeusserlich Kranke^
mftnnUeh weiblich
82. 39.
Augehkranke,
mKnnueh weibUch
Gemüths-Kranke, Krampf:Kranke,
m&nnlich weiblich männlich weiblich
54. 62. 10. 6.
Venerische Kranke, Krätz-Kranke,
männlich weiblich männlich weiblich
26.
79.
12.
4.
Schwangere,
12.
^ 4.
Wöchneriiinßn;
Kranke Kifider,
männlich weiblich
15. 10.
• PockQn-*Kranke,
männlich weibUch
2. 2.
15.
SSugiinge,
Knaben Mädchen
7. 5.
Kranke Gefangene.
mänidich weibUch
13. 7.
Summa
70.
6
90^ Belrtii.
In den vorj^^f efifenOiefei J»breli 1846 bis 1651- bistrug :
1) dfcr JM^taiddi iM 1. hm»
339 Frauen, 27Säagk, 3 Pfleg!.,
356 „ 22 „ 7 ,.
335 ,, 2t „ 5
391 „ 30 „ 4
349 ,, 14 ,, 5
345 ,. 22 .. 6
j
}9
1846 544 Mä»ner,
1847 522
1848 556
1849 497
1850 482
1851 497
2) der' ZAgang während des Jahres
1846 5877 Männer, 2556 Frauen, 451 Säugl., 17 Pflegl.
1847 6244 ,, 2742 „ 456 „ 11
lfi48 5960 ,, 2977 „ 493 ,, 11
1849 4791 ,. 2968 „ 512 „ 19
1850 4116 ,, 2709 „ 467 „ 14
1851 4492 ,. 2675 ,. 542 .. 11
»»
t>
t»
1846
1847
1843
1849
1850
1851
3) die Anzahl der Verstorbenen im Jahre
739 Männer, 323 Frauen, 80 Säugl., 5 ¥ÜM.,
682 „ 827 „ 66 ^ 7
846 ,. 392 „ 117 „ 1
470 „ 105 „ 1
333 „ 93 ,, 3
426 98 . 7
690
621
613
»
9)
»t
I»
99
99
S»
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n
9»
Summa 913Pers.
937
917
922
850
870
99
• »
»•
»»
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1*
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9»
8901 „
9453 „
9441 ,.
8290 „
7306 „
7720 „
9t
1147
1082 „
1356 „
1266 „
1050 „
1044 „
3) In dem DilütottisseDbaose Beifcanien war
am 1. Jan. 1852 Bestand 76 Männer, 46 Weiber, 3S Pflegl., Summa 154 Fers.
Zugang pro 1852 .,, 570 „ 417. ., 112 ,. .; 1099
Summa 646
Abgang pro 1852 . . .564
»>
463
„
144
„
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415
9»
114
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99
1
48
99
30
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99
'■ m
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9»
>9
Bestand am 31. Dec. 1852 82 „
Vor d. Abgange waren
gestorben 95MäiBtter, 53 Weiber, 26 Pflegl. Siimitia 174 Fers.
In den yorhergelmiden Jahren 1847 bis 1851 betrug:
1) def Bestand am 1. Jaimar
1847. Im Oetober 1847 wurde das Haus eröffnet
1848 21 Männer, 35 Frauen, 1 Pflegl., Summa 57P*r8.
1849 48 „ 37 „ — „
1850 42 „ 29 „ 29 „
1851 40 „ 23 „ 28 „
2) der Zugang während des Jahres
. . 35 Männer, 50 Frauen, 3 Pflegl., ~ Säugl.,
. . 213 » 143 „ 9 .. 2
. . 350 „ 222 „ 136
. . 314 „ 152 „ 86
. . 474 .. 351 „ 165
99
85
100
91
99
1847
1848
1849
1850
1851
>9
99
n
99
99
19
9>
99
Summa M Pers.
708
552
990
»»
99
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99
99
99
9»
Bre^i^lin«
91
1847
1848
1849
1850
1851
3) die Anzahl der Verstorbenen im' Jahre
.. 4 Mäniwr, 1 Pranen, aPüegL, — Säugl.,
Samma T Pen.
. . 44 „ 21 „ 6 „ 1 „
•' ,1? "
• • 41 ■ „ 28 „ 35 „ — „
" *% "
. . 42 „ 28 „ 9 „ - „
" .22 "
. . 68 „ 37 „ 32 „ — „
„ 131 „
4) In dem Luaretiie des Irbettshanses war
ult. December ISftl : Bestand . . 23 Männer, 1 1 Weiber, Samma 34 Pers.
Zugang im Jahre 1852 621 .. 313 « „934
Summa 644
»f
>♦
324
>»
f»
»>
968
»»
»»
^gang: GeheiH . . . • 431
Ungebeilt . • 38
Zur €harit6 76
Gestorben ." 74
»»
184
31
69
31
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I»
9f
615
69
145
105
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619
9»
3i5
9
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>»
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934
34
>»
Blieb Bestand ult. Deebr. 1852 25
Ausserhalb der Lazarethe, als Revierkranke Arrestanten, an leichteren
Krankheiten, so daas sie noch arbeitsfähig^ waren,, oder Ihre Aufnahme ins
Lazareth nicht unbedingt nothwendig erschien» und aul'der Irren-, Wochen-
und Kinder -Abthettung wurden behandelt
Männer 1508
Weiber 336
Summa 1844 Personen.
Dazu die im Lazareth Behandelten 968
Summa 2812
»
»>
Aus dem Revier wurdep» ohne erst behandelt worden zu sein, m die
Charit^ geschickt 28 Pers. (worunter 7 Schwangere),
in die Cholera -Anstalt 32
51
Hierzu die Zahl der Behandelten 2812
>»
Summa 2863 erkrankte Personen.
Die Gesamnjtzahl der innerhalb des Jahres 1852 im Arbeitshause und
den dazu gehörigen Anstalten befindlichen Personen betrug
4314 Männer,
2957 Weiber,
Summa 7271 Personen.
Von diesen 7271 Personen ericranktefi 2863, ateo 9«^ |^t« Von 2863 Er-
krankten starben obige . . . 105 Lazaretbkranke,
20 im Revier,
14 in der Cholera - Heilanstalt,
32 in der Charite.
Summa 171, also 6 pCt. und sämmtlichen obigen
7271 Personen 2*^ „
Die am häufigsten vorkommenden und wichtigsten Krankheiten, welche
zur Behandlung kamen, waren
Lungenentzündungen 22 (im März die grösste Zahl 6.)
6*
92 Berlin.
Halsentzündungen 17
Langenknoten 41
Wechselfieber 90 (im Jan. 10, April 9, Juni 11, Oct
10, NoY. 12 Fälle, in den anderen
Monaten weniger Fälle.)
Augenentzündungen 42 (gewöhnlich Entz. der Bindehaut)
Wunden und Knochenbrüche 17
Fieberhafte Rheumatismen 22
'Bf^bdurchfälle 15
Gsiilricismen mit Fieber 44
Delirium tremens 11 (7 Männer und 4 Weiber.)
Wassersucht u. Wechselfieber, Bright-
sehe Nierenkrankheiten etc 33
Die übrigen Krankheiten waren entweder mehr Tereinzelt oder nicht
re^elmässiff in Behandlung. Sehr gross war die Zahl der chronischen Bron«
chialkatarrhe mit Emphyseen, die durch fortwährende Wiederkehr ihrer
es&matischen Beschwerden sehr häufig Objecte der Behandlung wurden.
Von den in andern Anstalten Geschickten waren die zahlreichsten und
wichtigsten:
Augenentzündungen 14
Krätze 26
Typhen 4
Syphilis 22
Geisteskranke 9
Pocken ö3
Gholerakranke 23
Die Todesfälle der imLazareth yerstorbenen 105 Personen erfolgten an:
Apoplexie bei 3 Männern,
Hirn-Entzündung „ 3 männl. 1 weibl. (Kinder)
Atopfaie tt. Durchfall „ 8 ,, 10 „
Brechdurchfall ., — „ 1 „
Gholera „ — „ 1 „
Dysenserie „ 1 Männern, — Weibern.
gastrischem Fieber ,, 3
Lungenentzündung «,10
Lungenknoten »20 „ 5
Herzfehler , ,^ 1 „ 1
Emphysem „ 4 „ 1
Chronische Hirn- u. Rückenmarkskrankeit „ 6 „ —
Alterschwäche „ 6 „ 7
Onanie „ 1 „
Skorbut „ 1 „
Wassersucht (Nieren- u. Leberkrankheiten) „ 5 „
Blasenkrebs ^ . . « „ 1 ,, — ,j
73 männl.^ 31 weibL Geschl.
Todtgeboren .• . . 1 „
Summa 74 „ 31 ,,
tt
it
»t
>i
«*
Berlin.
93
5. In ikm nnter der Aofsleht des Magistrats stelenlei ttesmiheltspflege-Teretne für
iewerkskrankeageiitsseii kamen wikreni des Jakres 1852 nnter ien Terscktedenen
Iteweiken nackstekende Eiirankongen Ttri
L Quartal
IL Quartal
III. Quartal
IV. Quartal.
^.T
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Namen
Zftblder
Erkrui-
Zahl der
Erkran-
Zahl der
Erkran-
Zahlder
Erkran-
der Gewerke.
Kasien-
knngen
incI.Be-
KaBsen*
kungen
Eassen-
kungen
Kassen-
knngen
^^^ ^^ ^W ^^^" ^^ » ^^F ^V ^^^B^M^ V
mitgl.
mitgl.
ind. Be-
mitgl.
incl. Be-
mitgl.
ind. Be-
1
atandee
standes
•
standes
standes
Barbiere . • .
340
27
340
39
340
21
340
32
Brunnenmacher.
30
2
30
1
30
4
30
3
Bürstenmacher .
60
4
60
2
60
9
60
8
Feilenhauer . .
30
1
30
3
30
3
30 4
Goldschmiede •
, —
—
—
— -
400
2
400
8
Gürtler . . .
290
63
290
59
290
65
290
60
Handschuhmacher
100
15
90
17
100
25
100
23
Hutmacher • .
100
24
HO
23
100
15
100
15
Korbmacher . . .
140
37
150
30
140
29
140
16
Kupferschmiede
150
22
140
12
140
9
130
20
Maurer . . .
2000
228
2500
226
2800
273
2800
270
Musterinaler . . .
100
14
100
17
100
24
100
20
Buchbinder . .
—
—
—
—
600
142
660
188
Nadler
50
11
50
6
80
11
50
8
Nagelschmiede .
170
59
170
65
170
71
170
50
Sattler und Riemei
350
53
350
62
350
75
300
68
Schlosser . . . ,
1500
280
1700
335
1700
411
1700
' 378
Stuhlmacher
30
10
30
3
. 30
3
30
8
Tuchscheerer . .
50
5
50
7
50
6
50
6
Uhrmacher . . .
, — .
—
—
—
60
2
60
13
Zeugschmiede . ,
80
13
80
7
80
9
80
13
Gross-Böttcher . .
140
19
140
16
140
24
•140
20
Drechsler . . . ,
500
67
500
86
500
94
500
91
Färber
50
4
50
4
50
4
50
4
Gelbgiesser . . .
80
7
80
14
80
15
80
14
Kammmacher .
30
3
30
3
30
1
30
3
Lederzurichter .
50
10
70
7
70
6
70
12
Lohgerber . . .
200
34
220
15
. 230
24
200
22
Schornsteinfeger
40
3
40
9
40
8
40
1
Schuhmacher . .
1500
292
1600
307
1600
334
1600
333
Stellmacher . . ,
220
33
220
51
220
77
220
61
Strumpfwirker . .
120
8
120
7
120
10
120
11
Tischler . . . .
. 3400
474
3400
573
3300
620
3300
605
Wagenlakirer . .
50
18
50
5
50
13
50
17
Weissj;erber . . ,
70
2
70
13
70
22
70
6
Zinngiesser . . .
30
1
30
2
30
2
30
. 1
Summa .
. 12,050
1843
12,890
2026
14,180
2453
14,120
2412
Da in der obigen Tabelle der für jedes Vierteljahr Terbliebene Bestand
von den neuen Erkrankungen nicht getrennt ist, so lässt sich, die Gesammt-
zahl der im Jahre vorgekommenen Erkrankungen daraus nicht ermitteln.
Aus früheren Jahren ist zwar die Zahl der Erkrankungen bekannt,, es
fehlt aber dem statistischen Amt die Zahl der Kassenmitglieder, so dass die
MittheJüang der ersteren Zahl werthlos sein würde.
94
Berlin.
. •) In den BefUler Cle8QiidkeUs|»fle|e-ytfeiiie
belief sich die Zahl der Genussberechtigten in den einzelnen Monaten des
Jahres 18d2 iMioh 46a Yerschiedenea Geaassenschaften folgendermassen:
Genossenschaften, j jan.
Febr.
MJIrs
April
Mal
Juni
Juli
Aug. Sept.
Oct. Nov. Dee.
Schneider . . .
1562
1600
1513
1532
1545
1455
1400 1400
1400
15001500
1554
Seideniwirker . .
1005
957
924
880
841
805
852
846
843
863
900
867
Droschkenkutscher
352
352
352
352
344
344
340
340
—
340
340
Buchbinder . .
359
474
427
370
351
413
—
125
48
42
—
—
Kattundrucker .
220
240
250
250
250
250
250
250
250
250
260
260
Buchdrucker . .
189
190
193
196
188
188
196
195
200
201
198
200
Goldarbeiter . .
191
189
192
188
182
182
128
128
129
123
127
123
Posamentirer . .
134
132
135
136
188
136
137
136
140
138
138
187
Handschuhmacher
101
—
— .
—
_-
— >
>-
—
_-
—
.«.
— '
Messersdhmiede u.
Instrumentenmfeich.
82
82
90
88
68
84
84
89
90
86
88
87
Müller ....
54
53
51
68
44
43
48
36
34
48
40
35
Maler . . .
1
191
192
196
214
2S3
259
279
277
268
308
280
286
Dachdedker . .
33
33
33
40
40
40
40
40
40
.40
40
40
Steinsetzer . .
46
40
40
46
51
31
44
66
50
65
12
64
Steinmetze
42
41
40
40
42
42
41
39
39
40
38
35
Mechaniker
51
51
50
50
60
50
50
50
50
62
60
60
Vergolder . .
64
64
64
64
64
63
62
61
55
65
64
60
Uhrmacher
46
45
45
44
42
38
38
38
.— .
f~
*^
—
Schriftglesser .
25
25
25
25
25
25
25
26
. 26
29
29
29
Friseure* . . . ,
46
46
46
*46
38
38
38
38
38
42
42
42
HennigerscheFabr.
Goldschmidtsche „
30
30
30
30
30
30
30
30
30
30
30
30
34
34
34
34
34
34
33
33
31
30
ao
30
Seidenknopfmach.
Gigarrenarbeiter
42
41
42
44
48
45
44
45
50
bi
56
50
52
64
68
66
€2
61
49
48
46
46
47
48
Unmittelbare Mäner
118
122
120
121
120
115
125
119
120
116
126
m>
„ Frauen
202
208
216
229
231
234
236
240
248
249
263
238
Engeische Fabrik-
Arbeiter . . .
24
24
27
26
27
26
23
23
22
28
23
20
General-Kranken-
Kasse der Maschi-
»
nenbauer . . .
4120
4221
4441
4544
4676
4703
4915
4809
4778
4906
4686
4675
Krankenkasse des
101. Bezirks . .
110
110
100
100
92
92
92
92
92
88
88
88
Steingutarbeiter .
52
151
152
150
139
138
134
119
87
80
78
78
Pfefferktichler .
9577
40
9851
37
9933
32
30
29
9993
28
9761
24
9762
20
19
20
21
Summa . |
10005
10040!
9234
^807
9622
9477
Die Krankenzahl betrug
1) durch Bestand aus dem Jahre 1851 247
2J durch Zugang neuer Kranken . . 9806 und zwar
im Januar 670, d. h. 7,00pCt. der Genussberechtigten
Februar 664, „ 6,74 «
März . . 752, „ 7,57 «
April . 742, , 7.42 ,
Mai .846, n 8,43
n
Juni
894,
8,95
9)
n
«
n
Berlin,
86
Mi . . J€M, d.-h. fl,68pf€t. der GenassbereditlKten
Augiiat . 1085, „ 11,11 w V
September 8^, „ 8,96
October . 779, « 8,19
November 755, „ 7^5
December 711, „ 7,39
Von der Summe des Bestandes and Zuganses sind
mg- infinfiplUl hlfiSbm BttUaA
gohßilt, gcbesserty ungehttl^t, geblieben, gebriuibt, gestorben, am X. Jim 18S8
8799 485 3 236 277 58 195
91
Bnsunft
100&3
lUeber die Krfinkheitsarten ergaben sich folgende Data:
Name der Krankheit
Primäre Syphilis ......
Gonstitutionelle Syphilis . . .
Venerische Krankneiten . . .
Krätie
Alkehol-Intoxication ....
filei-Intoxication
Arsenik- „
Schwefelsaure-Intoxication . .
Schwere Verletzung ....
Leichte Verletzung
Magen* und Darmüberladiuig .
Entzündung der Athmungsorgane
„ des Herzbeutels •
„ „ Bauchfells . .
Katarrh der Athpini^sorgane .
„ des Nahrupgsliani^s
Angina
Rheumatismus
Idiopathische Drüsenanschwellung
Aknte Hautkrankheiten . . .
Epidemischer Durchfall h. Brech-
durchfall
Asiatische Cholera . . , . .
Ruhr , .
Typhus
Gastrisches Fieber
Wechselfieber
Tuberkulosis
Gicht
Bleichsiicht
Morbus maculoso Werlhofli . .
Chronisches Gjehiünleiden . .
„ Rjlc|ceQmarksleiden
Gehimcpngestion ; . . . .
Apoplexia sangiiinea ....
Herzfehler .
•2 •
Zugang
imi.
Quartal
imU-
Qaartal
im in.
Quartal
Im IV.
Quartal
Sammades
Bestandes
and des Za-
4
1
14
3
18
11
2
18
10
31
1
3
10
46
1
1
13
9
82
21
13
7
47
301
79
80
245
126
65
217
26
14
2
4
30
34
71
3
1
48
9
17
4
90
18
15
6
1
63
335
107
99
1
4
225
187
67
209
20
28
83
4
22
153
58
2
52
1
15
36
10
100
20
7
8
1
56
367
148
68
4
238
307
85
241
14
27
363
1
12
11
51
187
90
1
1
1
2
42
20
11
10
71
18
11
4
1
53
334
88
74
1
2
282
145
77
216
19
13
58
5
5
11
26
111
43
2
1
1
1
26
15
71
34
357
72
36
1
2
222
1355
422
232
4
10
1008
675
294
914
80
82
504
6
19
30
132
495
308
8
2
1
5
4
169
1
61
i!
Zugang
Name der Krankheit
imi
hnn
3n«rt>l
]D«t>L
3auWI.
Joutal.
"^
Chronische Krankheit d. Luftwege
«
2
4
4
\ 1
13
K
9
9
6
Mihleiden . .
3
1
4
„ Leberleiden .
29
Akute Gelbsucht ....
1
2
7
3
17
Eingeweide-Würmer . .
9
S
CO
Äfi
fW
248
Leistenbruch-Einklemmung
1
Krankh. d. Harnorgane
1
8
„ männl. Geschl.-Org.
3
Vf
7
„ weihl.
10
11
3
Schwerhörigkeit
1
1
Katarrh d. äusseren Gehörgang.
Augen- u. Augenlid-Entiündung
Thranensackustel
11
11
8
34
a
92
l'ffl
m
1
1
Krankheit der Nasenschleimhaut
4
f.
61
48
55
43
213
1?
30
40
45
m
157
Idiopalb. Mundhöhlengeschwüre
Blutgeschw. u. and. ZellhauUeiden
1
6
■A
8
3
21
lao
13.1
127
517
Lymphgefäss-EntiUndung . .
9
R
1
3
a
24
Knoch- u, Knochenhaut-Krankh.
4
5
9
4
4
26
1
2
1
1
2
Alterschwäche .
3
Zuckerruhr ....%...
'/
2
Diagnosis incerta
4
24
23
35
38
114
Die ärztlichen Berichte des Gesundheitspflege -Vereins enthalten ausser
den Torstebenden KrankheiUarten noch besondere epidemiologische Notizen.
Hie nach erkrankten:
Name der Krank
i
1
1
A. Aa akntan KnuiU
1) Hautausschläge:
Pocken .
Masern .
Scharlach
Nesselaussc
Rose. .
Gürtelrose
Eczem .
Ectbjma
Lycbcn .
rtt«
hia
e
1
1
1
11
2
10
14
1
1
3
1
10
l
22
1
2
1
1
9
18
9
3
1
1
7
ä
26
5
1
2
1
3
2
1
2
75
23
1
4
2
44
18
2
2
1
3
2
14
1
53
32
1
4
2
S
2
23
7
64
29
4
1
1
14
3
70
24
4
1
2
12
1
46
23
3
1
7
6
38
26
1
7
4
41 Wechselfleber , .
5) Angina . . . ■
27
29
H
n
6) Ruhr
8 Entiünd. d Athmungsorg.
S KaUrrh d.
10 „ desNabrungskanaü
11) Durchrälle u BrechdurchfäUe
12J Asiatisdie Cbolera . . .
2) TubericuloMD
li- 1
35133 36
ingik.Milaii
42 1 35 1 36
27 1 16 1 26
31
35
86
54
11
39
30
34
41
77
56
19
34
11
30
23
6il
77
53
41
17
4
30
25
106
70
113
~
52
35
4,'
27
64
79
168
49
1
26
16
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1
41
25
4
28
29
80
65
32
5
3U
14
31
20
92
49
2ä
42
18
1
29
25
110
41
4
36
11
, Als Haterial tut Ermittelang der besonderen Schädlichkeiten, welche
bei gewissen Gewerben lu Erkrankungen disponiren, sind die in den irtt*
liehen Mittbeilangen enthaltenen Angaben ron Krankbeita falten bei den
eioielnen GenossenKhaften von Interesse:
Seidenwirker ....
Droschkenkutscher
Buchbinder
Katlundnieker . . .
Buchdrucker ....
Goldarbeiter . . . .
Posatnentirer . . . .
MeBserschmiede . .
UUIIer
Maler
Dachdecker
Steinsetzer
Steinmetze
Mechaniker-. . , . .
Vergolder
Uhrmicher
Schriftgiesser ....
Friseure
Hennifter's Fabrik
Golds cbmidlscbe „
Setdenknopfmacher
Cigarren- Arbeiter .
Ilnmittelb. Hänuer
Unnrittelb. Frauen
Engel's Fabrik . . .
MaMhinenbauer . .
Krankenkasse des
101. Bezirks.
Sleingut -Arbeiter .
Pfefferküchler . . .
574
'i
A
25
14
68
55
28
'3
.w
21
B
90
2
17
4
6
16
1
2
163
2
2
0
19
6
6
1
146
1
1
5
16
13
9
5
"e
134
1
2
18
6
7
96
1
2
7
5
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2
94
6
3
11
9
3
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2
1
4
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54
1
1
1
21
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4
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1
6
6
13
3
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1
1
2
5
4
1
34
2
2
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32
_
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I
5
4
3
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16
1
1
39
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4
36
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5
1
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15
1
1
3
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1
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1
17
1
1
6
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19
10
3
2
3
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3
39
17
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1
2
1
5977
9
IßO
1161
220
548
m
200
23
213
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20
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1
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_
1
2
11
23
4
3
2
—
11
—
~
—
~-
1
—
—
—
—
d8 Berlin.
Die ÜDgleichmassifflceit der erzfüdlien Hiltheilungen Ober die Et-
krankungs- und Todestalle> welche in den verschiedenen hiesigen Anstalten
und Vereinen sich ereignen und die Verschiedenartigkeit der Rrankheits-
namen erschwert, die Benutzung Jener Mittheilungen für die Statistik und
macht ihre Zusammenstellung zu einem Ganzen fast unmöglich. Das Polizei-
Präsidium hat zur Abhülfe dieses Uebelstandes im Jahre 1852 ein Schema
entwerfen lassen, nadi weichem die in den von dem Polizei-Präsidio ressor-
tirenden Krankenhäusern und Kranken -Vereinen Berlins vorgekommenen
Krankheits- und Sterbefälle vom I.Januar 1853 ab zusammengestellt werden
sollen. Die städtischen Behörden haben für die Armenkrankenpflege die
Benutzung desselben Schemas zugesagt und die König]. Gharit^-Direction hat
wenigstens in Aussicht gestellt, die in den Gharit^-Annalen zu veröffent-
lichenden Notizen der Charit^ mit den Krankentabellen des Polizei-Prasidii
möglichst in Einklang zu bringen. Hierdurch ist, wenn auch äiber die in der
ärztlichen Privatpraxis vorgekommenen Krankheitsfälle gleiche Naohriditen
sich nicht geben lassen, doch am der grossen Zahl der in den hiesigen
Krankenhäusern und Kranken- Vereinen behandelten Krankheiten ein f&r die
Verwaltung und für die Wissensdiaft gleich nutzbares Material der Krank-
heits-Statistik zu gewinnen, wie solches in gleichem Umfange bisher kaum
zusammengestellt sein mag.
Mehrere der hiesigen Krankenhäuser und Vereine haben bereits für das
Jahr 1852 Berichte nach dem vorgeschriebenen Schema geliefert, und zwar
das französische Hospital, das Hedwigs-Krankenhaus, das Elisabetb^Kinder-
Hospital und das Elisabeth -Krankenhaus, das jüdische Krankenhaus, das
grosse Friedrichs -Waisenhaus, das Lazareth der Stadtvoigtei, die Privat-
Lrankenanstalten des Dr. Preiss und des Dr. Bamberger, und die Gesundheits-
pflege-Vereine der Königsstadt, der Stadtbezirke 25, 26, 62, 63, 69, 72 u. 73
Durch Zusammenstellung dieser Berichte hat sich nachstehende Uebersidht
ergeben. (Siehe die Tabellen S. 98— 1Q5.}
Zur Beurtheilung der im Jahre 1852 vorherrscfienden Krankheitskonsti-^
tution erscheinen weniger die Berichte massgebend, in denen liur Krank-
heiten, welche den J'od zur Folge gehabt haben, genannt worden sind,
mehr dagegen die obige Zusammenstellung der in verschiedenen Kranken-
Anstalten und Kranken -Vereinen, behandelten Kranken und der Bericht
des Berliner Gesundheitspflege- Vereines ; jene ist ^ber mit steter Rücksicht
darauf zu beurtheilen , dass in den Krankenhäusern gerade die schweren
Kiankheitsformen häufiger sind als die leichtern, alßo beispielsweise gastrische
Fieber häufiger als Katarrhe; bei dem Berichte des Gesundheitspflege^Ver^
eines findet dies nicht statt, vielmehr enthält er sämmüiche Erlcrankungen
eines Theiles der Bevölkerung, dagegen wird hier wieder in Anschlag zu
bringen sein, dass dieser Theil der Bevölkerung grösstentheils aus Personen
mittleren Alters besteht, und die Zahl der Kinder und Greise in dem Ver-
eine verhältnissmässig gering ist. Die Zusammenstellung der in verschie-
denen Krankenhäusern behandelten Kranken enthalt die grössten Zahlen
in den JRubri.ken des gastrischen Fiebers, des Rheumatismus, der Katarrhe,
Wechsqlfieber, Anginen OSalsentzjündungen) , Diarrhöen und äer entiQnd-
lichen Lungenaffectionen. Der Bericht des Gesundheitspflege -'Vereins ent-
hält mehr Katarrhe der Athmungsorgane als Kata^rrlie des Nahrung^anals,
bedeutende Zahlen von Rheumatismen, von Durqhfällen und Brechdurch-
fällen, Anginen und Wechselfiebern, von Entzündungen der Athmungs-
organe, aber eine geringere Zahl von gastrischen ui^d typhösen Fiebern. Ver-
gleicht man damit noch die Zahlen der nach Ausweis der Mortalitätslisten
überhaupt an gastrischen und typhösen Fiebern und an entzündiiehen Krank-
heiten Verstorbenen , so treten kdenfalls die katarrhischen und rheumati-
schen Krankheiten in den Voraergrund, vQid zwar äusserte der kaiarrha-
„ 166 „
„ 362
Berlin.
lisch-rheumatische Kranheitscharakter sich hauptsächlich dnrcb Katarrhe
dtr fieftpirattoDMrgaiie, 4iirek Anginen, flelMtlitite Rhewnatfsnen ua4
Durchfälle.
Von afcuten Hautausschlägen waren Pocken häufig, seltner Scharlach,
sehr selten Afasern
In sanitätspolizeilicber Beziehung von Wichtigkeit war das Erscheinen
der asiatischen Cholera, über welche in dem Berichte der Sanitäts - Com-
mission*) folgende statistisohe Notixen enthalten sind:
Die Zahl sämmtlicher Cholera-Erkrankungen betrug 247; es erkrankten
von 1804 i^nwohner Einer an Cholera, während in der Epidemie von
1831 Einer von 101 Einwohner
1832 „ „ 383
1837
1848
1849
1850
an der Cholera erkrankt waren.
Von den 247 Erkrankten genasen 82 und starben 165, d. h. 33,2 pCt. ge-
nasen umd 66,8 pCt. starben. Von 2701 Einwohner Berlins starb Einer an
der Cholera.
In der Epidemie von 1831 starben 62,5 pCt der Erkrankten,
" " " iftQ? " ßl'^ " '*
„ ,, j, löo/ „ 00,1 „ „
„ „ „ 1848 „ 66,2 „ „
„ „ „ lo*9 „ DD,2 „ ,,
Wenn man bei der Epidemie von 1850 hätte glauben dürfen, das
bessere Mortalitätsverhältniss sei wenigstens theilweise Folge der Fort-
schritte ärztlichen Wissens und des verständigeren Verhaltens des Publi-
kums bei den Vorboten der-Kr^dcheit, so lehrt die Erfahrung der Cholera
von 1852, dass dem nicht so sei, und dass vielmehr hauptsächlicn der mildere
oder bösartigere Charakter der Krankheit das Mortalitätsverhältniss be-
dinge und immer mehr die Erfahrung, die Krankheit spotte aller thempeuti-
sehen Bemühungen, sich zu bestätigen droht. — Zur Gesammtzählung der
Todesfälle verhielt sieh die Cholera-Mortalität des Jahres 1852 wie 1 zu 70,3.
In der Cholera -Heilanstalt im neuen Hospitale an der Weisenbrücke
wurden 74 Personen behandelt, von denen 45, d.h. 60,8 pCt starben, so
dass hier die Mortalität um 6 pCt. günstiger sich gestaltete, als die ge-
sammte Cholera-Mortalität.
Ueberhaupt wurden in Krankenanstalten behandelt: 126 Choleräkranke,
davon starben 69, also 54,7 pCt.
In den Wohnungen wurden behandelt 121 Cholerakranke,
davon starben 96, also , 79,3 ^
Die Epidemie dauerte von Ende Juli bis Ende December, so jedoch,
dass während des ersten Monates nur 4 Personen, dann vom 4. Sept. bis cum
14. Nov. 229 Personen und vom 14. Nov. bis Ende December nur 14 Per-
sonen erkrankten.
Unter den Erkrankten waren 55,8 pCt. männl. u. 44,2 pCt weibl. Geschl.
Vnter den Gestorbenen waren 56,3 „ » 43,7 » „ »
Bie Mortalität unter den Erirrankten betrug in der Altersklasse von
0—3 Jahren 100 pCt. 30—50 Jahren 71,5 pCt.
3—15 „ 56,5 „ 50-40 „• 92,5 „
. 15—30 „ 51|8„ a0u.mehr„ 66,6 „
*) Amtlicher Beriebt ttber die Oholera-Epidemie zu Berlin im Jahre 1858 ron dem Königl.
Medii»inal-B«th Pr. MÜU^ in Qöach^ns Peutscher Klizük, JfOirgaiig 1853.
100
Berlin,
Ueberticht der in verscUedenen Krankeiiliiueni imd Kranken-
Krankheits« und
Krankheits- u. Todesfälle
1) Epidemien und Fieber.
Yariolae et varioloides .
Variceliae . .
Scarlatina . .
Morbilli . . •
Erysipelas . .
Tussis convulsiva
Influenza . .
Cholera . . .
Dysenteria . .
Typhus ....
Feoris puerper. et phlegm
alb. dol. . .
Febris (i^astrica et biliosa
Febris intermittens . .
Summa
2) Bjskrasien u. Kachexien.
Serophulosis ....
Rhachitis
Tuberculosis ....
Rheumatismus . . .
Arthritis
^cirrhus, Cancer et fungus
Syphilis primaria . .
Syphilis constitutionalis
Scorbutus et morb. macul
Werlh
Chlorosis
Diabetes
Hydrops universalis
Summa
3) lnitxicati«nfl - Krankheiten
und thierische fiifte.
Delirium tremens
fntOY. per metall et alia
venena . .
Summa
4) Geisteskrankheiten .
Summa
Bestand
am
31. Decbr. 1851
Sa.
m.
4
2
TT
1»
5
11
4
1
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w.
4
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1
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33
12
17
13
3
2
10
2
6
7
1
Zugang
im
Jahre 1852
m.
2
3
20
16
6
28
21
19
39
171
87
66
16
57
102
16
2
74
2
1
20
M I M
7
3
10
w.
4
3
10
1
29
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18
15
5
15
13
181
50
-w
68
13
35
88
7
9
6
1
1
18
13
TT
5
T
Sa.
6
6
30
1
45
II
46
36
24
54
13
352
137
IST
134
29
92
190
23
11
80
3
1
22
1
38
16
T
Summa des
Bestandes und
Zuganges
m. 1 w. Sa.
2
3
24
17
6
28
21
19
42
175
89
4M^
85
21
68
106
16
3
82
3
1
27
3
TT
1
T
4
3
14
5
30
5
18
15
6
16
14
185
53
185"
82
20
41
97
10
10
8
2
1
28
18
W
13
TT
6
TT
6
6
38
5
47
11
46
36
25
58
14
360
142
167
41
109
203
26
13
90
5
1
28
1
45
16
7
T
• ••
. ••• .•
Berlin.
101
Vereiiieii Berlins wahrend des Jalires
Todesfälle.
1852 vorgekommenen
""'"""'
Aus andern
Bestand
Geheilt
Gestorben
Ursachen ent-
Summa
am
lassen
des Abgdngs
31. Dec. 1852
m.
w.
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m.
w.
Sa.
m.
w.
Sa.
m. 1 w.
LSa.
m. w. J
Sa,
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Krankheits- u. Todesfälle
Bestand
am
31. Decbr. 1851
m.
w.
I Sa.
Zugang
im
Jahre 1852
m.
w. Sa.
Summa des
Bestandes und
m. w. Sa.
S) Krankheiten des Nerren-
sjstens.
Encephalitis et meningitis
HydTöcephah» . . . .
Gongestiones ad cerebrum
Apoplexia cerebri
Encephalomalacia
Vitia org. cerebri
Tabes dorsualis
Paralysis . .
Gonvulsiones et spasmi
Epilepsia . .
Eclampsia . .
Neuralgia . .
Chorea . . .
Hysteria . .
Hypoehondria
Summa
6) KiankbeKen der Stnnes-
organe.
Ophthalmia
Blepharoblehnorrhoea
Cataracta
Amaurosis
Alii ocul. morbi ....
Morbi auditus
Summa
7) Krankkeiten derRespirations-
nnd Circalationsorgane.
Catarrhus
Larynffitis
Bronchitis
Angina membranacea . .
Pneumonia
Pleuritis
Empyema
Hydrothorax .....
Haemoptoe et pheumor-
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Apoplexia pulmon ...
Carditis et pericarditis .
Hydrops pericardii . . .
Vitia 011g. cord
Diaphragmatitis ....
Summa
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Berlin.
Krankheits- u. Todesfälle
8) Knmkbeiten d, Mundes- a.
der Terdaunngsorgaiie*
Morbi dentlom
Noma
Stomatitis et aphthae. . .
Glossitis
Parotitis
Angina tonsill. ......
. Diphtheritis
Gastritis
Ulcus ventriculi
Gastromalacia
Melaena et haemate -
mesis .
Enteritis
Diarrhoea et lienteria . .
Cholera sporadica
Peritonitis
Ascites
Hepatitis . . , /
Yitia org. hepat
Icterus
GoHca
Vitia orff. lienis
Helmintniasis
Plethora abd. et haemor-
rhoid
Summa
9) Krankheitea des arvpeeti-
schen und 6enitalsystems.
Blennorrhoeae
Galcul. ren. et ves. urin.
Dysuria
Orchitis
Oophoritis
Vit. org. ovariorum. . . .
Metritis
Amenorrh. et disme -
norrh
Metrorrha(;ia
Vitia Uten org
Summa
Bestand
am
31. Dec. 1851
m. I w. I Sa.
Bestand
im
Jahre 1852
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Zuganges
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m. w.
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m. w. Sa.
Summa
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Abgangs
m. w. Sa.
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m. w. Sa.
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Berlin.
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Bestand
am
31. Decbr. 1851
Zugang
im
Jahre 1852
Summa des
Bestandes und
Zuganges
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w.
Sa
m.
w.
Sa.
m.
w.
Sa.
10) Eraiikbiten 4er laot und
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Scabiis
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Alii morbi cutis
Plica polonica
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Yulnera et contusiones. .
Fracturae
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Prolapsus
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Funinculi
Carbunculi
6
21
32
2
Ustiones
13
Perniones
Aliae inflammat. et abs-
cessus
1
34
Ulcera et fistulae
Gangraena et sphacelus .
Periostitis
Caries et arthrocace ...
Necrosis . . ,
Tumores ;
Summa . . . i
72
1
1
20
4
11
12) Harasinen.
Marasmus infantilis . . .
Marasmus senilis
2
2
3
3
2
3
5
19
25
44
9
15
24
2«
40
21
25
9
18
27
30
43
Summa . . .
68
46
73
13) Selbtmtrde.
—
—
5
—
5
5
—
5
Summa . . .
144
(
t
128
272
5
1832
—
5
5
1629
5
Gesanunt- Summa .
1501
3333
1976
3605
Berlin.
10t
tieheilt
m. I w. I Sa.
Gestorben
m. I w.
Sa.
Aus
andern Ursachen
entlassen
Sa.
m.
w.
Summa
des
Abgangs
m. I w. I Sa.
tmmttm
Bestand
am
dl.Decbr.t852
m. I w I Sa.
96
4
20
1
1
122
40
14
6
6
3
12
25
2
7
1
21
47
1
2
1
195
4
3
~3
IötT
14
2
17
1
34
21
6
2
2
1
8
7
12
17
4
1
3
90
110
6
37
1
2
1309
15()
61
20
8
8
4
20
32
2
13
1
33
64
1
6
2
10
^5"
4
2880
1
1
1
13
15
2
3
6
5
11
119
85
19
7
26
2
.1
1
204
1
4
1
52
84
136
97
4
20
1
1
123
40
14
6
6
3
13
25
2
7
1
21
47
1
1
2
1
7
197
18
3
21
5
5
1742
14
2
17
1
"34
21
6
2
2
1
8
7
12
19
6
1
94
9
5
14
1478
111
6
37
1
2
15?
61
20
8
8
4
21
32
2
13
1
33
66
l
1
8
2
10
291
27
8
35
3220
2
3
2
1
"5
22
3
1
5
44
3
22
1
4
25
234
TU
13
13
151
2
4
6
1
3
24r
3
3
2
1
6
12
2
1
3
35^
38
385
1^
108 V Berlin.
Das günstige Mortalitais^VerhäUniss der höchsten Altersstafe nnd das
absolut ungünstige der ersten Allersstufen müssen jedoch für die Statistik
als ziemlich werthlos bezeichnet werden^ ^eii die Zahlen der in diesen
Altersstufen Erkrankten viel zu gering sind, um zu allgemeinen Schlüssen
zu berechtigen.
Die in dem Berichte ferner enthaltene Tabelle der Standesverhältnisse
der Erkrankten kann füglich übergangen werden,' weil die Zahl der Er-
krankungen überhaupt zu gering war, als dass die Zahl der in den ein-
zelnen Ständen Erkrankten ein statistisches Interesse haben könnte.
Dasselbe ^It von der Tabelle der Zahl der in den einzelnen Strassen vor-
gekommenen Erkrankungen. Im Allgemeinen gilt, dass sich die Epidemie
über die ^anze Stadt verbreitete, dass von den verschiedenen Stadtgegenden
vorzugsweise das sechste Polizei -Revier, welches die in der IVähe der
Schleusen belegenen Strassen umfasst, ergriffen ward, und dass in drei ver-
schiedenen Anstalten, dem katholischen Krankenhause (anscheinend durch
Einschleppung aus Posen), in dem Charite-Krankenhause und in Bethanien
grössere Zahlen Erkrankter vorkamen.
Ausserdem verhielten sich in Bezug auf die einzelnen Häuser die Er-
krankungen so, dass in einem Hause 4, in 5 Häusern je 3, in 24 Häusern
je 2 und in 132 Häusern resp. Kähnen nur Einzelne vorkamen.
Nächst der Cholera ist für die öffentliche Gesundheitspflege die Syphilis
von grosser Wichtigkeit. Zur Verminderung derselben smd periodische
Untersuchungen angeordnet, welche ausser den in den Schlafstellen für
prostitiiirte Frauenzimmer geduldeten Prostituirten auch alle die der Polizei
durch ihren unzüchtigen Lebenswandel und durch Verbreitung der Syphilis
bekannt gewordenen Frauenzimmer betrifft.
Diese Untersuchungen werden von der Sittenpolizei-Commission geleitet
und erstreckten sich im Jahre 1852 auf 993 Frauenzimmer.
Das durch diese Massregel erreichte Resultat darf bisher als ein auf-
fallend günstiges bezeichnet werden, denn die Zahl der syphilitischen Er>*
krankungen der Garnison, welche für die Verbreitung der Syphilis einen
weit zuverlässigeren JMassstab giebt, als die Berichte der Civilärzte, betrug
noch im Jahre 1849 1423 und verminderte sich nach und nach
im Jahre 1850 auf Ö70
„ „ .1851 „ 526 .
„ „ 1852 „ 332
Hiermit stimmen übrigens auch die Erfahrungen der Civilärzte überein.
Nicht minder beschäftigte die Sanitätspolizei sich mit den Menschen-
pocken. Die Zahl derselben war im J. 1852 glücklicherweise eine geringe;
die vollständigen Berichte darüber liegen jedoch bei Drucklegung des Gegen-
wärtigen noch nicht vor.
Die Zahl der Schutzblattern -Impfungen betrug im Jahre 1852
In dem König!. Schutzhlattern-Impfungs- Institute 2472
Ausserdem durch Aerzte und Wundärzte verrichtet 8706
in Summa 11178
Schliesslich ist einer Thierkrankheit zu erwähnen, über die sich aus
dem Jahre 1852 nicht so Erfreuliches berichten lässt, der Hundswuth. Sie
war häufiger als in früheren Jahren und wurde sogar Veranlassung des
Todes zweier Menschen an der Wasserscheu in Folge eines Hundsbisses*).
Nachstehende Tabelle zeigt die Zahl der seit dem Jahre lb30 in Berlin
gehaltenen Hunde und zwar ofer steuerpflichtigen und der steuerfreien, und
ie Zahl der zur Thierarzneischule wegen Hundswuth oder als der Hunds-
*) Die Mortalit£tsberichte enthalten zwar nur einen Fall, nach Ausweis der polixellichen
Meldungen waren deren zwei.
Berlin.
109
woth höchst verdächtig eingelieferten Hunde. Dass in der letzten Zahl
nicht die wirklich tollen Hunde allein begriffen sind, trübt einigermassen
die Beurtheilung des Sachverhällnisse«. Die Zahl der gehaltenen Hunde
aber ist ebenfalls nicht als ganz zuverlässig anzusehen, weil in früherer Zeit
nicht mit der Strenge auf An- und Abmeldung sämmtlicher Hunde gehalten
worden ist, wie dies in den letzten Jahren geschah, und früher namentlich
die Kettehhunde unter gar keiner Kontrolle waren.
£
1
Zahl der
euerpflichtigen
Hunde
Zahl der
steuerfreien
Hunde
»hl der Hnnde
überhaupt
Zahl der zur
lierarzneischule
s toll oder der
llvuth dringend
rdächtig einge-
eferten Hunde
N
P*&^^
1830
4525
1417
5942
3
1831
2943
1498
4441
1832
2333
1435
3768
3
1833
2095
1373
3468
1834
1952
1400
3352
1835
1928
1411
3339
— i
1836
2031
1407
3438
26
1837
2057
1483
3540
5
1838
2230
1473
3703
1839
2538
1361
3899
2
1840
2936
1371
4297
5
1841
3370
1503
4873
7
1842
3734
1508
5242
2
1843
3966
1568
5534
l
1844
4461
1789
6250
1845
4716
1679
6395
32
1846
6181
2048
8229
17
1847
6336
1974
8310
3
1848
6ti05
1650
8255
17
1849
6570
1471
8041
30
1850
7491
2251
9742
19
1851
8130
1845
9975
10
1852
8841
1659
10506
68
s.
Abgesehen von dem anderweitigen Nutzen der Hundesteuer, geht aus
zweiundzwanzigjähriger Erfahrung hervor, dass sie auf die Verminderung
der Zahl der Hunde und auf die Verminderung der Fälle von Hundswuth
eben nicht Einfluss gehabt hat, wogegen allerdings die Verminderung und
Vermehrung der Zahl der Hunde auf die Hundswuth von Einfluss gewesen
zu sein scheint
Die Zahl der in^ Folge des Bisses toller Hunde an Wasserscheu ver-
storbenen Personen betrug nach Ausweis der Mortalitätslisten in den
Jahren 1850, 1851 und 1852 je Eins, während in den früheren Jahren von
1842 bis 1849 dergleichen Fälle nicht vorgekommen sind.
110 Berlin.
XXYL Bade-Anstalten.
Zu dem Medicinalwesen in naher fieziehung stehen die Bade- Anstalten,
deren Wichtigkeit für die menschliche Gesundheit in neuerer Zeit zwar
mehr gewürdigt worden ist, aber doch immer noch nicht die Anerkennung
gefunden hat, die ihnen mit Bezug auf die Gesundheitspflege grosser Städte
gebiihrt.
Es waren im Jahre 1802, ausser den Kaltwasser-Heilanstalten, inner-
halb des engeren Polizei-Bezirks vorhanden:
5 Bade-Anstaiten für kalte, warme und russische Dampfbäder,
11 „ ,» y, und warme Bäder,
7 Flussbade -Anstalten, unter denen eine, iron der Commune er-
richtet, zur unentgeltlichen Benutzung geöffnet ist
Zas. 23 Bade-Anstalten.
Die Errichtung einer Bade- und Wasch-Anstalt nach englischem Muster
Hebt bevQr.
XXVII* Hilitär-Ersatz-AiishobQig«
Die Resultate der Militär-Ersatzaushebungen sind für die Statistik nicht
nur in so fern interessant, als sie Aufschluss über die "Wehrkraft des Volkes
Sehen, sondern auch dadurch, dass sie über die physische Beschaffenheit
er männlichen Bevölkerung, so weit sie sich in dem militärpflichtigen Alter
befindet, Nachrichten geben, die auf anderem Wege nicht ^u erlangen sind.
Im Jahre 1852 betrug die Bevölkerung 423,846 Einw.
Davon männlichen Geschlechts . . 201,711 „
Davon befinden sich nach Ausweis der amtlichen Aushebungs-
listen in den für das stehende Heer verpflichteten fünf Alters-
klassen vom 20sten bis zum vollendeten 24sten Lebensjahr 21,589 Mann.
Die von diesen im Jahre 1852 zur Aushebung kommende
Altersklasse der 20jährigen Dienstpflichtigen beträgt . 3376
und dazu die Dienstpflichtigen der früheren Jahrgänge,
über welche noch nicht definitiv bestimmt worden war,
und zwar
aus der Klasse der 21jährigen . . . 2848
*>
♦»
»>
J»
♦>
»>
»»
f»
>»
1»
f»
»
22 „
23 ..
2694 ^
720
639
B901
24 „
Summa .
Summa 10277
Von dieser Zahl sehen ab:
1) die bereits freiwillig Eingetretenen und die, welche
die Meldung zum einjährigen, freiwilligen Militärdienste
nachgewiesen haben . . . . ^ 1528
» Berlin. Hl
^Tifc WCgCU DCIfPCKTür DflrgrrncnCr lüllrü lllr aD*
leistttfig der Dienstpflicht durch Arbeit Bestimmten 11
3) die wegen körperlicher oder geistiger Mängel gänz-
lich Unbrauchbaren 493
4} die wegen solcher Mängel zum Felddienst unbrauch-
bar, aber noch für den Garnisondienst tauglich Befundenen 464
5) die zeitig ÜDfähigen:
a) wegen Körperschwäche, Brustschwäche und son-
stiger Gebrechen 4482
b) wegen zu kleinen Maasses, unter 6 Fuss . 91
c) wegen zu kleinen Maasses zwischen 5 Fuss
bis 5 Fuss 2 Zoll 3«6
Summa . . 4939
6) die aus Berücksichtigungsgründen bis zum nächsten
Termin, oder wegen dreimaliger Zurückstellung zur
allgemeinen Ersatz-Reserve Zurückgestellten ... 116
/) abwesende Dienstpflichtige 1568
Summa . . 91 19 Mann.
Daher bleiben zur Aushebung ... 1158 »
Wirklich ausgehoben sind:
zum Garde-Corps ... 91
zur Infanterie .... 620
„ Kavallerie .... 101
« Arlillerie 80
zu den Pionieren ... 18
9 „ Jägern .... 13
als Trainsoldaten oder
Krankenwärter . . . 29
Summa . . 942
Zur zweiteren Disposition als sofort einstellungsfähig
verbleiben also 216
Zieht manvon der Zahl der Dienstpflichtigen . ,~ 10,277 „
ab: die wegen befleckter Ehre zur Arbeit Bestimmten, die aus
Behinderungsgründen Zurückgestellten und die Abwesenden,
in Summa 1695 „
so bleibt die Summe von 8582.
Darunter waren:
a) ganz unbrauchbar * 5,16 {»€t
b) zum Felddienst unbrauchbar 5,40 ^
c) zeitigunbrauchbarwegenSchwächeu. and. Gebrech. 52,22 n
d) zeitig unbrauchbar wegen ihrer Grösse unter 5 Fuss 1,6 ^
e) « n n n n ZWiSChcU
5 Fuss und 5 Fuss 2 Zoll 3,26 „
und sonach zur sofortigen Einstellung geeignet (incl. der
im einjährigen Dienst Befindlichen oder dazu Gemeldeten) nur 31,29 •
Emen vergleichenden Rückblick auf die Resultate der hiesigen Ersatz-
aashebungen in den zehn vorhergehenden Jahren giebt folgende Tabelle;
Im
Zahl der
g*"""-
d»TI)tl»M8n
Eum Feld-
«eut DD-
bruehlwr
brmchlisr
Gebrächen
'S?"
h«'S,b"'
sirlsi:b«u&'
und 5' !■'
g-.ign.l,
1843
tMW8
i,78pa
5,53 pCt
S6,94pCt
Ilf
15,57pCt
47,42pCl.
4.3 ,
23.92 ,
IS44
10-231
1138 ,
3,8 ,
51,57 ,
lh4ft
9571
4,10 ,
25,46 ,
W
lü,68 ,
53,22 „
1«4fi
9998
2,68 ,
4,48 „
10,65 ,
47,50 „
IH47
8805
2,87 „
4.81 ,
28,8« „
2.10 „
50,16 ,
5,85 „
1,39 „
27,46 „
2,19 ,
12,21 .
50,87 „
IH4!t
6913
5,55 „
3,17 ,
10,13 ,
IHbll
6927
5.42 ,
3,30 ,
37,17 „
2,43 ,
10,3 „
41,89. ,
3.61 .
34,72 ,
4,71 .
17,16 ,
38,8 ,
XXVIII. Kranken- und Sterbe •Kassen.
Nichl lünUigc Kranleo- und Sterbe-Kassen waren 40 vor-
handen. Die nachstehende Tabelle enlhält die geleisteten Zahlungen, ver-
bliebenen Kassenbestande und Zahl der Mitglieder pro 1852.
12689Thlr. 5Sgr.
Das Sterbe-
geld beträgt 47067 .. 7 ,. 61
mitbin sind
überhaupt ge-
zahlt 59756
An Bestand
s. verblieben 129123
K
Kassenbe-
stand
H
K
i
i
g
3 ■"
6
120123
22
2
5S954
u. hatte so-
nach diese
Kassen in d.
Rechnungs-
periode 1851
U.52 ein Ver-
mögen von 188880 „ 4 „
Die Nachweisungen der vorigen Jahre ergeben:
pro 1848 .. 17094Thlr. l3Sgr.»Pf.i 1607 ) 50106 23|9|l37013 - 9 58211
pro 1849 . . 18121 „ 4 „ - „ 2066 ; 65584 3 9!l2773l 15 4 58056
pro 1850 . . 12481 „ 8 „ 9 „ 2072 1 65277 14 61115277 25 — 57543
pro 1851 . . 13464 „ 15 „ - „ | 1635 | 50454 23 6|l19D90 9 6 57087
Die zünftigen Kranken- und Sterbe-Kassen sind in der folgen-
den Tabelle mit Bezug auf ihre Kassen Verhältnisse pro 1851 und un I.Jan.
1852 zusammeogestellt.
Ziuanuneiutelliuig der Aasgabea bei den Gesellen-Kranken-
Kassen vom 1. Januar IBSi bis 31. Pecember 1851.
Gesellen - Kasse
Bäcker
Barbierer
BöUclier (Gr.) . . . .
Buchbinder
Böttcher (Kl.) . . . .
Ü Urs (enm acher . . .
Brunnenmacher . . .
Conrtitoren
Dachdecker
Dri'chsler
Färber (Schwan- u.
Schön-)
Färber (Seiden-) . .
Feileuhauer
Fischer
Friseure
Gelbgiesser
Glaser
Goldschmiede . . . .
Gürtler
Handschuhmacher..
Hutmacher
Kammmacher ...
Klempner
Knoplmacher ....
i Korbmacher ....
i Kupferschmiede . .
J Kürschner
) Lobgerber
) Lederiurichler. . .
i Maler
I Maurer ,
t Messerschmiede . .
t Möbelpolirer
1 Mustermaler . . . . ,
5 Nadler
H Naselscbmiede . . . ,
I PfeDerkücbler . . . .
i Posamentirer
i Rascbmacher
i\ll
Name der
Gesellen - Kasse
iBil-Auult Bagrlbolii- Xugcn
nlt HiDia- kDiten bei BsiUnd
ecbniint i. ^ttbtmin 1. Jui. U
i^emiDiiteD |
Tueben-
a'l.°l»lg|.H'lali
1 Saltler n. Riemer . .
I Schiflbauer
! Schlächter
I Schlosser
I Schmiede
) Schneider
> S chorn stein feger . . .
' Schubmacber
t Schwerdlfeger . , . ,
I Seidenwirker
) Seifensieder
I Seiler
! Siebmachcr
1 Steinmelzen
I Steinsetier
) Stellmacher
) Strumpfwirker . . . .
' Stubimacher
* Tapezierer
t Täschner
) Tischler
I Töpfer
ä Tuchbereiler
i Tuchmacher
I Tuchscheerer . . . .
> Uhrmacher
'- Vergolder
' Wagenlackirer . . . .
i Weber
i Weissaerber
) Zeugscnmiede . ■ . .
I Zimmerleute
! Zinngiesser
z
:
91
373
15
;
12
1027
—
-~
—
Berlin. 115
XXIX« städtische Sparkasse«
In der von den Kommunalbehörden verwalteten Sparkasse^ welche in
Stelle der älteren am l.Nov. 1850 eröffnet ward, betrug das Guthaben der
Interessenten am Schlüsse des Jahres 1851 . . . 901289 Thlr. — Sgr. 4 Pf.
Es traten im Jahre 1852 zu
1) an Einlagen 374351 „ — „ 8
2) an Zinsen, welche theils baar gezahlt,
theils den Contos zugeschrieben sind 31739 „ 7 ,, 3
»1
>t
Summe 1307379 „ 8 „ 3 „
Im Laufe des Jahres 1852 sind dagegen
zuri^ckgezahlt , incl. der bei Rücknahme des
Kapitals baar gezahlten Zinsen . . 231233 „ 15 „ 9 „
und stellt sich daher die Forderung der In-
teressenten am Schluss des Jahres 1852 auf . . 1076145 „ 22 ., 6
die Zahl der Quiltungsbücher beläuft sich auf 30929
In dem ersten Jahre ihres Bestehens,
während der beiden Monate November und De-
cember 1850 waren auf 3547 Qnittungsbücher
eingezahlt 126821 „ 3 „ 1 „
von welcher Summe 100026 Thlr. 25 Sgr. von
der alten Kasse übertragen worden sind.
An Zinsen sind am Schlussel850 zugeschrieben 110 „ 17 „ 2 ,,
sind 116941 „ 20 „ 3 „
Dagegen sind zurückgezahlt auf 67 Quittungs-
bücher, sowie an Abschlagszahlungen 1597 „ 18 „ 4 „
so dass ult Decbr. 1850 die Interessenten auf
3480 Qaittungsbücher 125344 „ 1 „ 11 „
zu fordern hatten.
Im Jahre 1851 traten hinzu an Einlagen . . 862611 „ 12 „ 5 „
an Zinsen . . . 17717 „ 16 „ — „
sind 1005673 „ — „ 4
Im Laufe des J. 1851 wurden zurückgezahlt 104384
»t
und stellt sich demnach am Schluss 1851 die
Forderung der Interessenten auf 901289 „ — „ 4
Zu den am Schluss des Jahres 1850 vor-
handenen 3480 Quittungsbücbem
kamen 1851 theils auf neue
Einlagen, theils auf Ka~
Sitale, die von der alten
Lasse auf die neue um-
geschrieben wurden . . . 26019 ^^
sind 29499
Ganz zurückgegeben 2432 ^^
bleiben am Schluss 1851 27067 7>
in den Händen des Publikums.
Unter den Einlagen pro 1851 von 862611 „ 12 „ 5 „
sind von der alten Kasse auf die neue übertragen 510845 „ 20 ., 2 „
mi^ki 1851 baar eingezahlt . . . , 351765 ,» 22 „ 3 „
116 Berlin.
Hiernach betrugen 1850 IJBöl 1852
Nov. u. Dec.
Thlr ßgr. Pf. Thlr. Sgr. Pf. Thlr. Sgr. Pf.
die Einzahlungen 17804 8 1 3517155 22 3 374351 — 8
die Rückzahlungen 1597 18 4 104384 - — 231233 15 5
die Einzahlungen nach
Abzug der Rückzahlg. 16,206 18 9 247,381 22 3 143,117 15 3
Wenn die Einzahlungen nro 1852 weit ansehnlicher, als die pro 1851
waren, dagegen die Rückzanlungen des letzteren Jahres die pro 1852
weit überstiegen, so liegt der Grund der letzteren Differenzen nach den
vom Magistrat veröffentlichten Berichten darin, dass ein grosser Theil der
Kapitals-Rückzahlungen im Jahre 1851 von der damals noch in der Auf-
lösung begriffenen und erst ult. December 1851 ganz aufgelösten alten Rasse
geleistet wurden.
Das Gesammtguthaben belief sich am Schluss der einzelnen Jahre
1850 auf 123^44 Thlr. i Sgr. 11 Pf. mit 3480 Quittungsbuchern
1851 „ 901289 „ — „ 4 „ „ 27067
1852 „ 1076147 .. 22 „ 6 .. ., 30929
ff av/ivrixf ff «M< )} vr y, f,
Will man aus den Einzahlungen, Rückzahlungen und dem Gesammt-*
guthaben der einzelnen Jahre auf die Verhältnisse der arbeitenden Klasse
schliessen, so darf dabei nicht übersehen werden, dass durch die jedes-*
maligen Zeitverhältnisse, durch die Verschiedenheit des Zinsfusses, durch die
seit der ersten Einrichtung einer hiesigen Sparkasse mehrfach eingetretenen
Statuts-Veränderungen sehr bedeutende Scnwankungen veranlasst worden
sind. Aber es ist gewiss kein Fehlschiuss, wenn man aus den Einzahlungen
des Jahres 1852 und dem Gesammtguthaben am Schlüsse desselben Jahres
annimmt, dass der Wohlstand und die Sparsamkeit der arbeilenden Klassen
im Zunehmen begriffen ist.
Am Jahresschluss 1829 hatten die Interessenten der damaligen Spar-
kasse 1229413 Thlr. zu fordern; dieser Betrag verringerte sich in den fol-
genden Jahren unter mannichfachen Schwankungen selost bis auf 520000 Thlr.
und stieg bis zum letzten Jahresabschluss der älteren Sparkasse ult. De-
cember 1849 bis auf 1416560 Thlr. II Sgr. 3 Pf.
Nach den Fortschritten, die das Guthaben in den letzten Jahren ge-
macht hat, ist zu erwarten, dass schon in den nächsten Jahren gleiche und
höhere Summen werden erreicht werden.
Nicht ohne Interesse ist die Vertheilung des Guthabens auf die ein-
zelnen Quittungsbücher:
Unter den 3480 Quittungsbüchern des Jahres 1850 befinden sich
1644 mit einem Guthaben von 5 Thlrn. bis incl. 20Th1rn.
861 „ „ „ „ über 20 „ « . „ 50 „
"lO ,, „ ,, „ „ oO „ „ „ lOü „
Unter den 30929 und 27,067 Quittungsbüchern der Jahre 1852 u. 1851
befanden sich im J. 1851 im J. 1852 mithin 1852 gegen 1851
mehr weniger
im Betrage von 5— 10 Thlrn. 5629 9609 3980 —
von 1 1 - 20 „ 5993 5323 — 670
von 21— 50 „ 8644 8035 — 609
von 51—100 „ 4768 5341 573 —
von über 100 „ 2033 2621 588 —
sind 5141 1279
ab 1279
ergiebt sich pro 1852 eine Mehrzahl von 3662 Quittuagsb.
Berlin. 117
Der Grund der grossen Zunahme der Bücher im Betrage von 5 bis
lOThln. und der Abnahme der folgenden Klasse liegt in der abweichenden
ClassiGcirung der Bücher in den beiden Jahren lb51 und 1852; in dem
ersteren Jahre begann die höhere Klasse, sobald der Betrag der vorher-
gehenden durch Groschen oder Pfennige überschritten war; bei der
Jassiücirung des Jahres 1852 hat man em Buch erst dann in die höhere
Klasse gesetzt, wenn das Guthaben einen vollen Thaler mehr betrug, als
för die niedere Klasse bestimmt war.
XXX. Die Preassische Renteii-Versicheriiiigs-Anstalt.
An die Sparkassen reiht sich ihrer wesentlichen Bestimmung nach die
Renten- Versicherungs -Anstalt, welche am 15. Februar 1839 eröffnet worden
ist und- nach ihrem- Statut ihren Interessen dadurch eine immer steigende
Rente zu gewähren beabsichtigt, dass die Kapitale der durch den Tod aus-
scheidenden Mitglieder den üeberlebenden zufallen. Diese Beerbung ge-
schieht zunächst innerhalb der sogenannten Jahresgesellschaften , d. h. der
Zahl der in einem und demselben Jahre eingetretenen Mitglieder; nach
dem Aussterben einer Jahresgesellschaft fällt das Vermögen sämmtlichen
Interessenten der Anstalt zu. Je jünger der Eintretende ist, um so geringer
ist die Rente, welche ihm Anfangs von seinem Kapitale gezahlt wird, weil
er die Wahrscheinlichkeit des längeren Rentengenusses und der grösseren
Beerbung der vor ihm sterbenden Mitglieder hat. Ackere Personen beziehen
fleich Anfangs höhere Renten. Die Einladen betragen lüO Thlr.; ist die
linlage nicht voll eingezahlt, so werden die Renten so lange zum Kapital
gelegt, bis dieses die Summe von 100 Thirn. erreicht.
Für die statistische Betrachtung sind die Jahresabschlüsse der Anstalt
in doppelter Beziehung interessant, zunächst, wie die Sparkassen, zur Be-
urtheiiung des Wohlstandes und der. Sparsamkeit, und zwar hier der mittleren
Klassen, und dann zur Beurtheilung der Rentabilität des Unternehmens.
Der für das Jahr 1852 erstattete Rechenschaftsbericht giebt die Zahl
der Einlagen der in diesem Jahre gebildeten (14ten) Jahresgesellschaft auf
4786, und zwar 234 vollständigen und 4552 unvollständigen, mit einem Ein-
lage-Kapital von 86532 Thlr. an. Die Betheiligung bei der Anstalt ist
gegen das Jahr 1851 um 194 Einlagen gestiegen.
An Nachtragszahlungen auf unvollständige Einlagen aller Jahresgesell-
schaften sind im Jahre 1852 eingegangen . . 117769 Thlr. 12 Sgr. 6 Pf.
und mit Hinzurechnung der gutgeschriebenen
Renten von . 113218 « 1 „ 6 „
excl. der kapitalisirten Pfennigbruchtheile von
1714 Thlr. 13 Sgr. 6 Pf.
überhaupt . . . 2309i57 Thlr, 14 Sgr.
im Jahre 1852 zur Erhöhung unvollständiger Einlagen verwendet, wobei
1670 Einlagen vollständig geworden sind.
Die Rente (Qr du Jahr 1853, lahlbar Tom 2. Janair 1854 ab, betrügt:
ii\
In der Klasse*)
4
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3
21
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8
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5
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6
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1643
3
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10
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3
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3
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20
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4
10
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-
—
FQr das Jahr 1S53 bezieben bereits 23S0 Einlagen eine Rente Aber
0 pCt. und zwar:
2äg vollst Einl. d. Jahres-Ges. 1839 KT. VI mit 9 Tbl
1843 „
1810 ,.
1&41 „
1S39 „
1844 „
1843 „
S Sgr. 6 Pf.
Der uU. December )8ö2 verbleibende Vermögensbestand der Anstalt
beträgt «637575 Thir. 10 Sgr.
Seit dem Jabre IB45 ist derselbe in folgender Progression angewacbsen:
Der Vermöge nsstand der ganzen Anstalt betrug am Schluss des Jahres
1845
1846
1847
1848
184»
1850
1851
5003685 ThIr. »Sgr. -Pf.
5514853
5642222
5810249
la J^rHEeaaUicbift M In
Laban^nlirB alnHhUmlliti.
li JibTO *lt aiud.
Berlin.
119
Die Anzahl der vorhandenen nnd der abgezogenen Einlagen, so wie
die Samme des Renten- Kapitals der einzelnen Janresgeselischailen betrug
beim Abschluss 1852:
ZaMd.ror-
Zahl d. ab-
Jaliresgesell-
handenen
gegangen.
Samma des
Bchaft
Einlagen
Einlagen
Rentenkapitals
Thlr.
Thlr.
Thlr. Sgr. |Pf.
1839
23087
3127
1225461
1
.2
1840
30407
3328
1351794
3
3
1841
38442
3810
1294549
14
11
1842
26589
2577
876743
11
1
1843
16Ji3l
1500
506h69
29
—
1844
10116
911
299571
13
6
1845
7586
639
155173
25
9
1846. ....
5835
453
118655
14
9
1847
6762
369
126334
4
2
1848
2104
156
38515
10
7
1849
3515
164
63302
28
7
1850
4338
126
74200
18
5
1851
4492
112
66178
9
1
lOdJ! . . m f ,
4786
45
71370
5
—
Summa | 6268720 | 9 | 3
Die Summe der vorhandenen und der abgegangenen Einlagen giebt die
Zahl der in dem Jahre überhaupt gemachten Einlagen. Aus der vergleichung
der einzelnen Jahresgesellschaflen geht hervor, dass die Einlagen vom
Jahre 1839 bis 1841 stetig zugenommen haben, dass dann von Jahr zu Jahr
bis 1846 eine allmälige Verminderung der Zahl der Einlagen, im Jahre 1847
wieder eine Steigerung und im Jahre 1848 eine Verminderung um mehr
als ein Drittel der Zahl der Einlagen des nächst vorhergehenden Jahres
stattgefunden, und dass endlich von 1849 bis 1852 die Zahl der Einlagen
allmälig wieder zugenommen hat. Was die Abnahme von 1842 bis 1846
betrifft» so scheint sie nicht Folge abnehmenden Wohlstandes oder man-
Selnden Vertrauens zu der Anstalt, sondern einfach dadurch veranlasst,
ass der Theil des Publikums, der die Anstalt benutzen wollte, grössten-
theils bereits in den ersten Jahren des Bestehens beigetreten war. Die Ver-
minderung des Jahres 1848 dagegen ist gegen das Jahr 1847 eine zu schroffe,
als dass sie nicht den damaligen Verhältnissen zur Last gelegt werden müsste,
was sich denn auch durch die vom Jahre 1849 ab stattfindende Zunahme
bestätigt. Dem entspricht auch ferner das Yerhältniss der ausser den
Einlagen gemachten Einzahlungen. Da nämlich die Einladen nicht im
vollen Betrage von 100 Thirn. gemacht werden müssen, sondern theil weise
geschehen können, so Ißnden alljährlich Nachtragszahlungen zu früheren Ein-
lagen statt. Diese betrugen im Jahre 1847: 107,176 Thlr., dagegen im Jahre
1848 nur 51,899 Thlr.; im Jahre 1849 erhöhten sie sich wieder auf 78,417 Thlr.,
1850 auf 89,153 Thlr., 1851 auf 108,338 Thlr. und 1852 sogar bis auf 1 1 7,769 Thlr.
Im Jahre 1848 veranlasste das gesunkene Vertrauen das Zurückhalten der
Nachtragszahlungen. Das Jahr 1852 brachte höhere Nachtragszahlungen
wie das Jahr 1847, ein Beweis des wieder hergestellten Vertrauens.
Die obigen Ansahen über die Zahl der Einlagen einer jeden Jahres-
gesellschaft geben übrigens, da die Einlagen nicht einander gleich sind, nicht
senaue Auskunft über die Summe der eingezahlten Kapitalien; es haben
dies« aber mit der Zahl der Einlagen in einem solchen Verhältnisse gestan-
den, dass die aus der Zahl der Einlagen gezogenen Schlüsse sich voll-
]
120
Berlin.
kommen rechtfertigen. Es folgen hier beispielsweise die Geldbeträge der
Einlagen und der oben erwähnten Nacbtragszahlung aus den Jahren 1847
bis 1852:
Zahl der Einlagen: Summe des Einlagekapitals: Snmme der Nachtragszahlung :
1847 . . . 7079 Thlr. 113,802 Thlr. . 107.176 Thir.
1848
1849
1850
1851
1852
2248
3660
4445
4592
4786
♦»
35,355
59,053
74,909
74,575
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86,532
51,899
78,417
89,153
108,338
117,768
»♦
»»
y*
»9
XXXI» Königliches Leih-Amt
Während im Allgemeinen die häufige Benutzung der Sparkassen einen
erfreulichen Beweis des Wohlstandes liefert, deutet der starke Verkehr
eines Leihamtes auf das Gegentheil. Die folgende Nachweisung giebt einen
übersichtlichen Vergleich des Jahres 1852 mit den früheren Jahrein seit
Errichtung des Leihamtes.
(Siehe die Tabelle Seite 121).
Die Residenz Berlin zählte am Schlüsse des Jahres 1852 ausser dem
KÖni^l. Leihamt noch 11 Privat-Pfandleihen, und ergaben deren Bücher,
soweit solche noch nicht annullirt waren, folgende Resultate:
Zahl der
Pfandleihen
Eröffnung d.
Geschäfts,
Jahreszahl
Piänderzahl
Umsatz in
Thalern
4
1831
28081
31158
5
1832
47382
53577
7
1833
55262
57468
9
1834
73921
82346
9
1835
87762
90607
10
1836
103866
124090
10
1837
125337
111660
10
1838
120264
119737
10
1839
136316
127245
10
1840
147735
142265
10
1841
153394
151234
10
1842
160505
150307
10
1843
180764
181351
10
1844
165648
175960
10
1845
189251
198109
10
1846
215017
216909
11
1847
232550
231805
11
1848
184463
191695
11
1849
180370
183433
11
1850
195236
205189
11
1851
213453
230167
11
1852
248022
252293
Die Zahl der Pfandstücke ist weit hinaus über das Verhältniss der Ver-
mehrung der Einwohnerzahl vom Jahre 1837 bis zum Jahre 1852 um mehr
als das Achtfache, die Summe der Dahrlehen um mehr als das Dreifache
Berlin.
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122
Berlin.
gestiegen« Wenn solche Steigeranff um so melir auf Verarmung sdentet,
als anzunehmen ist, dass der nertn der PfandstQcke, welcher dem Leih-
amte offerirt werden konnte, sich mit der Zeit immer mehr vermkiderte,
(denn während An^nffs yielleicht häufig Silber und Gold als Pfand gegeben
ward, redacirten sich die Pfänder immer mehr auf aHe Kleidungsstücke
und Überhaupt werthlosere Gegenstände) so ist es andererseits tröstlich,
dass das Verhältniss der durch Einlösung eingegangenen Darlehne jsu den
durch Verkauf der Pfander eingegangenen Darlehnen nicht schlechter ge-
worden ist^ sondern im Gegentheü um ein Geringes sich gebessert hfl.
Von den wieder eingegangenen Darlehnen kamen
im Jahre 1836 97,2 pCt. durch Einlösung, 2,15 p€t. durch Verkauf
„ . 1837 97,25 „ „ „ 2,75 „ „ „ "
„ „ 1851 97,50 „ „ n 2,49 „
„ n 1862 97,99 « „ „ 2.0 „ „
bei dem K. Leihamte wieder ein. Dies Verhältniss von 97,00 : 2,00 scheint
übrigens hierin ein ziemlich konstantes, denn selbst in dem Notbjahre 1817
betrug dasselbe 97,88 : 2,1 1 .
Leider beschränken sich die Nachrichten über die Pflvatpfandleiher auf
die S. 120 befindliche Tabelle. Es geht aus derselben hervor, dass sich bei
den Privatpfandleihern die Zähl der Pfänder seit 1834 nicht in dem (Speichen
Masse wie bei dem K. Leihamt vervielfacht hat. Zu weiteren Vergleichen
ist das Material unzulänglich.
XXXII. PeaerversielieriiiigeB« ^ - "
1) Immobilien «Versicherung.
Die nachstehende Tabelle enthält die Versicherungssumme« zu ,weklurr
sämmtlicbe Privatgebäude Berlins in der städtischen Feuerkasse versiehilrt
sind, nebst Angabe der ans dieser Kasse gezahlten Brand-Entschäd^ungs-
^ Procentsatzes der Beiträge aus den einzelnen Jahren 18il-— o2.
Gelder und des
Brand-EntBchKdlgangs-
Versieh erungs-
Beitrag
vom
Am
Gelder
Bumme
Hundert
1. Oot.
Thlr,
Sgr. Pf.
Thlr.
Sgr. jPf.
1841
14761
28
2
97855250
_.
8
1842
40091
11
6
102411925
1
8
1843
62969
20
4
106907750
2
—
1844
19373
6
10
110598000
1
——
1845
35613
19
4
114095875
1
—
1846
33398
3
4
118326325
l
4
1847
40180
7
8
121954925
1
4
1848
125062
4
5
125366725
3
8
1849
21774
16
7
126611300
— .
8
1850
93731
15
8
128021975
3
■—
1851
14960
19
8
128492525
8
1852
24780
13
5
128997650
2
—
Es resultirt daraus, dass der gegenwärtige Werth sämmtlicher hiesiger
Privatgebäude um mehr als ein Drittel den Werth übersteigt, welchen sie vor
zwölf Jalflren hatten.
BerliiL 123
Aus dem städtischen Verwaltunesberichte der Jahre lB3d hk iad- 1840
(Berlin gedruckt %dk A. W. Hayn lö4ä)) ergijqlit sich fclgeiides Yerhältniss
der früheren Jahre yon 1786 an:
Von 1786—1790 betrug die Versicherungssumme 20795375 Thir.
„ 1790— IdOOstiegdie Versicherungssumme um 14900000 ,
„ 1800—1810 „ „ n „ 10000000 „
„ 1810—1820 « » « nur um 5200000 »
„ 1820-1830 n n n um 24800000 «
, 1830-1840 n m n y> 18400000 „
Es hat also in den letzten 12 Jahren die grösste Steigerung stattgefunden,
der sich nur die Steigerung der Jahre 1820 bis 1830 nähert.
Die Steigerungen sind übrigens selbstredend nicht allein durch Neu-
bauten, sondern auch durch Umbauten älterer Gebäude und auch, beson-
ders in den Jahren vor 1840, dadurch veranlasst» dass sehr viele Häuser,
früher zu sehr niedrigem Betrage versichert, neu abgeschätzt wurden,
2) Mobilien -Versicherung.
Nach den eingereichten Berichten der Agenturen beliefen sich:
die Vergehe» die Höhe der Ver- «. •ot.--o«i*«*»
ruogsanträge, sicherungssumme, ^ Wwealmg«,
im Jahre 1847 auf 15801 auf 54867011 Thlr.
„ ^ 1848 auf 15801 auf 57104957 „ darunter 21000000 Thlr.
„ 1849 auf 15643 auf 57531376 „ „ 14200000 „
„ 1850 auf 16865 auf 63420915 „ „ 17840889 „
„ 1851 auf 18692 auf 75155570 „ « 19300000 »
„ 1852 auf 19378 auf 75461176 „ „ 45000000 „
Von dieser Angabe der Versicherungssumme pro 1852 differirt aber die
Zahl, welche aich in den Akten der Direction der hiesigen Rönigl. Feuer-
wehr findet. Danach betruff die Summe pro 185^ innerhalb der Ringmauern
der Stadt 8295^738 Thln Letztere ist als die richtigere 2^nzusehen , da sie
durch eigene Einsicht der Direction in die Büchexr der Agenturen gewonnen
worden ist. , ,
Aq Mobiliar-Brand-Entschadigungsgeldern sind in^ Jahre 1852 und den
nächst vorhergehenden Jahren gezahlt worden: . i
pro 1848 1849 1850 1851 1852
48669 Thlr. 19859 Thlr. 112122 Thlr, 98451 Thlr. 15010 Thlr.
Die Resultate des Jahres 1852 sprechen sehr zu Gunsten der Wirksam-
k^t der neueingericht^^ea Feuerwehr» Erst die weitere Erfahrung kann voll-
gültig darüber entscheiden. . . : > . . :;
XXXIIL Fenersbränste.
Es fanden nach Ausweis der Polifleiberichte im Jahre 1852 256 Feuenr-
brünste statt; darunter;
grosse 6
mittlere .... 14 ' ,
unbedeutende. 236 ' -
8*
14 Berlin.
Die VeranliMung war:
mulhinassiiche BrandstifiDng in 9 Fällen
fehlerhafte Constructioii der Gebäude . 14 ,
Fahrlässigkeit 90 .
cht III ermiUela 143 ,
orhet^eh enden Jahren 1846 bis 1051 ereigneten sieh an
1616
1847
1846
1849
1630
18S1
grosse mittlere unbedeutende Summa
10
183
2211
Die obige Angabe pro 1852 weicht von den Berichten der Feuerwehr
ab, weil nicht sammtliche Feuersbrünsle zur Kennlniss derselben j^elangt
sind. Wenn sonach die letzteren Berichte nicht ganz vollständig sind, so
bieten sie doch manche so interessante Gesichtspunlite über die Statistik,
dass sie hier nicht fibergangen werden dürfen. Zunächst eine Zusammen-
stellung der Zahl der in den verschiedenen Monaten stattgehabten Feuers-
brUnste:
Feuer überhaupt; davon grosse, mittlere, kleine
im Monat Januar II „ „ 2 — i9
Febr.
„ März
n April
. Juni
Juli
i> Aug.
. Sept
, Octbr.
„ Novtar.
„ Decbr,
20
l z
16
11
1
6 !
'^ _
3
7
11
10
1
16
r 17
16
10
Ferner verhielt sich die Zahl der Feuersbrünste nach den Wochen-
tagen, wie folgt:
Es fanden statt: am Sonntag 25, Hontag 18, Dienstag 20, Mlltwocli 21,
Donnerstag 20, Freitag 17, Sonnabend 19 Feaersbrftuste.
Dann nach den Tagesstunden kamen Feuer aus:
lieber die speciellen Ursachen der Feuersbrllnite giebt die nachstehende
ZuummeDStellung Auskunft;
Berlin.
125
aBmaminanrtellimg
derjeniffen, im Jahre 1852 in Berttn entstandenen Feuer, welche
Kenntniss der Königlichen Feuerwehr gelangt sind, resp. bei
denen diese thatig gewesen ist
zur
Ursache des Feuers
Zahl der
T
grossen I mittel | kleinen
F en er
Asche unausgelöscht beseitigt
Holztrocknen im Ofen
Entzündung des Glanzrusses
Russische Röhre
Eisernes Rauchrohr
Ueberheizung des Ofens
Schadhafter Ofen
Fehlerhafte Heizanlage
Feuerfunken
Eiserner Ofen
Kohlentopf
Ueberheiizung eines Darrofens .
Zu schnelle Bewegung eines Mühlenwerks . .
Lackkochen
Leimkochen
Theerkochen
Wachskochen . . ,
Fehlerhafte Anlage eines Backofens
Bengalisches Feuer (Theater^Vorstellung) . . .
Zunderfeuerzeug
Zündlichte
Wegwerfen eines glimmenden Fidibus
Cigarre
Illumination'
Holzspähne
Sonnenstrahlen, welche auf eine auf dem Fenster
gestandene gefüllt^ Flasche gefallen sind . .
Selbstentzündung des Düngers
Gasleitungsröhren
Legen von Gasrohren
Selbstentzündung^ verfaulten Holzes
Fahrlässigkeit mit Licht
Unvorsichtigkeit
Anffelegt
Nicht ermittelt
Aber«
henpt
1
1
1
1
4
1
1
12
Roeenthalerstr. 24 waren im Laufe des Jahres 4 Feuer.
Friedrichsstr. 18 ,, „ ,, ,, „ 2
9
1
6
7
2
5
2
1
1
4
2
1
2
1
1
1
1
3
1
2
1
1
1
1
3
1
1
22
ö
2
21
9
1
7
8
^
5
1
2
1
1
4
1
1
2
l
2
1
1
1
1
4
1
2
1
1
1
1
4
1
1
26
6
3
36
Summa | 5 | 23 | 112 | 140
Friedrichsstr. 141 im Gircus von Renz
9*
M
9
»I
126 Beflilf.
XXXIV« Sidinlidlti^pdizei.
1) Arrcistttten.
Vom t. Januar bis ult. Dec. 1852 wurden zur Stadtvoigtei, resp. zum
Polizeigewahrsara eingebracht :
Griminalgefangene :
9l) männliche 1443
b) weibliche 472
c) Kinder . 8
PoHzeigefangene :
überhaupt 1923 Personen
a) männliche 14035
b) weibliche 4580
c) Rinder . 210
überhaupt 18825
Zur Verbüssung von Strafen stellten sich und wurden .
eingeliefert :
a) männliche 3837
b) weibliche 1016
c) Kinder . 12_
überhaupt 486 S^
»j.
n
zusammen 25613 Personen.
Durch die Schutzmannschaft wurden verhaftet:
584 Personen wegen Erregung von Strassen-Excessen,
176 „ „ thätlicher Widersetzlichkeit ffegen Beamte,
10025 männliche/ Personen wegen obdachlosen Umnertreibens und wegen
2931 weibliche ( Trunkenheit,
758ÄSe1 " " ünsilüichkeiten.
1476 Personen wegen Betlelns,
1316 „ ,, Diebstahls,
194 „ „ Betrugs,
6 „ „ Meineids,
75 „ „ Körperverletzung anderer Personen,
373 „ welche steckbrieflich verfolgt waren,
292 ., wegen unerlaubten Handels,
42 „ „ versuchten Selbstmordes,
906 „ „ fehlender Reiselegitimation,
984 „ „ Nichtbefolgung polizeilicher Anordnungen,
6 „ „ Majestätsbeleidigung,
20287 Personen.
Ausserdem wurden 4441 Polizei -Contraventionsfälle von der Schutz-^
mannschalt zur Anzeige gebracht.
♦
2) Bestrafte Personen.
Nach der am Schlüsse des Jahres 1852 stattgefundenen Zählung enthalten
die Straflisten . . ; . 28463besir. Pers.
A. Personen, gegen welche in Fol^e des Gesetzes vom
12. Febr. 1850 auf Polizei -Aufsidit erkannt worden
und diese noch nicht abgelaufen ist
männlichen Geschlechts 1261
weiblichen „ 305
Berlin 137
Von diesen P^mopen befind«^ .sinh im Alter.
unter dem 16. Lebeiifijahre 20
vom 15-30, „ 8a>
über dem 30. „ 725
1566 besUr. Per«.
B. Personen y welche vor der Rechtskraft des
Gesetzes v. 12. Febr. 1850 weeen entehrender
Verbrechen bestraft sind^ oaer bei welchen
die erkannte Polizei-Aufsicht schon erlediet
männl. Gescnl. 8288
weibl. „ 3739
Davon im Alter unter 15 Jahren 250
von 15-30 „ 3823
über 30 „ 7954
12027 „
G. Personen, welche überhaupt nicht wegen entehren-
der Verbrechen gestraft sind
männl. Geschl. 11443
weibl. „ 3427
Davon im Alter unter 15 Jahren 216
von 15-30 „ 4446
über 30 „ 10208
14870 ,,
in Summa obige 28463 bestr. Pers.
Von diesen Personen befinden sich auf freiem Fuss 23720
in Gefängnissen und Strafanstalten .... . 4743
28463.
Die Zahl der wegen ffewerbsmässieer Prostitution beaufsichtigen Personen
belief sich am Jahresschlüsse auf 1496 Personen.
3) Transportaten.
Mittelst Transports wurden im Laufe des Jahres 185^ von hier fort-
fortgeschafft 700 Personen.
4) Poliiei «Vergehen.
Wesen polizeilicher Vergehen worden durch die Polizei -Anwaltschaft
zur Anklage gestellt 11359 Personen;
davon wurden bestraft 9487 Personen,
„ „ freigesprochen . . . r 1011 „
die Verhandlungen schweben noch am Jahresschluss bei 861 „
1 1359 Personen.
5) Verbrechen.
An Verbrechen wurden ermittelt i^nd dem Untersuchungsrichter über-
wiesen . . . , 1695 Fälle.
Im Jahre 1851 waren dergleichen Fälle 1671
mithin \m mehr 24 Fälle.
128 Berlin.
Namentlich worden an Diebstilhlen angmigt 2774 FUle,
im Jahre 1851 2731 „
mitbin im Jahre 1852 mehr 43 Fälle.
Von den Diebstählen wurden der weiteren gerichtlichen
Verfolgnng überwiesen 1426 Fälle, '
im Jahre 1851 1430 „
mithin im Jahre 1852 weniger 4 Fälle.
Ein Rückblick auf die nächst Torhergehenden Jahre ergiebt:
Im Jahre Arrestcten
ad 1. 1845 wurden 11826 eingebracht
1846 „ 13734 ,. (darunter 1082 wegen Betteins)
1847^ ,. 14171 ., „ 1394 „
1848 „ 13309 ,, ,. 1033 „ ,,
1849 ,, 16141 „ », 1 1865 Poliseigefang.u. unter
diesen 1290 wegen Betteins)
1850 „ 19268 ,, (daran t. 14224 Polizeigefang.u.unt
diesen 1457 weg;en Betteins)
1851 „ 21515 „ (darunt. 15509 Pohzeigefang.u.unt
diesen 1248 weffen Betteins )
Verhaftet durch die Schutzmannschaft wurden im J. 1849 9130 Pers,
1850 12717 „
1851 13964 ,
ad 2. Die Zahl der Bestraften, resp. unter polizeilicher Aufsicht stehen-
den Personen betrag im Jahre 1845 11559
1846 12109
1847 13246
1848 13664
1849 13973
1850 24133
1851 26730.
ad 3. Bei dem Polizeigericht wurden
angeklagt bestrut freigesprochen
1847 12001, 10440, 1561 Personen,
1848 7245, 4385, 916 „ amnestirt 640, die Verhand-
lungen schweben gegen 270,
1849 8097, 5795, 911 „ am^estirt 15, die Verhand-
lungen schweben gegen 1370,
1850 13094, 10770, 950 „ d. Verhandl. schweb, geg. 1374,
1851 13024, 10319, 743 », d. Verhandl. schweb, geg. 1962.
ad 4. An Verbrechern wurden dem Untersuchungsrichter überwiesen
im Jahre 1845 1698
1846 1837
1847 1848
1848 1835
1849 1985
1850 1786
1851 1671.
An Diebstahls-Anzcigen wurden im Jahre
1845 2597 gemacht und 1052 an das Griminalgericht abgegeben,
1846 3225 ^ » 1358 „ „ ,, „
1847 4099 „ „ 1857,, „
1848 3334 , , 1286,, „
1849 2519 „ , 1241 „ „
1850 1945 , , 1325,, „ .
1851 2731 ^ „ 1430., „
Berlin. 129
XXXV. CitU- ud CriniMl-Rechtspiege.
Im Laufe des Jahres 1852 waren bei dem hiesigen König!. Stadt-
gerichte anhängig:
I. Civil -i Sachen.
1. Gewöhnliche Ciyilprocesse nach der Verordnung ▼. 21. Juli 1846.
a) An Bagatellsachen waren anhängig 12480
darunter 1177 äberjährige)
davon wurde, theils mirch Agnition oder Gontumacialver-
iahrien, Ibeils durch EntMgupg, thetls durch Vergleich und
theil« dorc^ Erkenntniss beendigt 10825
mithin bleiben onbeendigt 1655.
b) iDJuriensachen , incl. 646 überjährige 1741
davon theils durch Agnition oder Gontumacialverfahren ,
Vergleich, Entsagung oder Erkenntniss beendigt . . 1887
blieben unbeendigt 554.
c) Zur mündlichen Verhandlung sofort verwiesene Sachen
(nach $. 13 vorgedachter Verordnung), incl. 493 überjährige 8026
davon durch Agnition oder Gontumacialverfahren, durch
Entsagung, Vergleich oder durch Erkenntniss beendigt . 7477
blieben unbeendigt 549.
d) Andere Processsachen, incl. 2408 überjährige . . . 6239
davon durch Agnition oder Gontumacialverfahren, Entsagung
Vergleich oder durch Erkenntniss beendigt .... 4027
blieben unbeendigt 2212.
2. Goncurs- und Liquidationssachen, Prioritätsverfahren, ind.
453 überTähriffe • 558
davon durch Entsagung oder durch Erkenntniss beendigt 116
blieben unbeendigt 442.
3. Subhastationssachen, incl. 207 überjährige . . . < . 345
davon durch Entsagung oder Erkenntniss beendigt. . 175
blieben unbeendigt 170.
4. Ehesachen, incl. 329 überjährige 721
davon durch Entsagung oder durch Erkenntniss beendigt 330
blieben unbeendigt 391.
5. Andere besondere Processarten (nach $. 29 der Verordnung
vom 21 Juli 1846), incl 502 überjährige 1156
davon durch Gontumacialverfahren, Entsagung, Vergleich
und durch Erkenntniss beendigt 582
blieben unbeendigt 574.
6. Gewöhnliche Givilprocesse (nach der Allgem. Gerichtsordn.)
und zwar überjänrige 26
davon durch Erkenntnis» beendigt 17
blieben unbeendigt 9.
/
130 Berlin.
7. Civilprocesse nach der Verordnung vom 1. Juni 1833, eben-
falls ttberjährige • . 4 t 3_
die aber durch Erkenntniss im Laufe des Jahres 1852 be-
endigt worden sind. Blieben 1586.
Hiernach sind also überhaupt im Laufe des Jahres 1852 bei dem hie-
sigen Königl. Stadtgericht «> 31295 Giyilprocesse anhängig gewesen und da-
von theils durch Affnition, oder Contumadalverfehren, Iheils durch Ent-
sagung, Vergleich oofer durch Erkenntniss beendigt worden 24739, mithin sind
noch ttnbeendigt geblieben 6566.
IL Untdrsachongen.
1. Wegen Verbrechen and wegen der zur Gompetera der Sehwur-
Gerichte gehörigen politischen und Pressrergeheti (incl. 52
überjährige) waren anhängig 349
davon ofurch richterliche Entscheidung, Niederschlagung
oder Tod des Angeschuldigten beendigt .... 319
blieben unbeendigt 30.
2. W^en anderer Vergehen incl. 369 überjährige ... 3149
davon wie ad. 1 beendigt 2732
blieben unbeendigt 417.
3. Wegen Uebertretungen, incl. 2286 überjährige . . . 12299
davon wie ad. 1 beendigt 11715
blieben unbeendigt 584.
Hiernach waren im Jahre 1852 •»15797 Untersuchungen anhäfngig, wo-
von 14766 durch richterliche £ntsch<^idung oder sonst erledigt worden und
lOGl unbeendigt geblieben sind.
Uebersicht der Untersuchungen wegen Verbrechen und Ver-
gehen nach den Gattungen derselben.
Nach den Gattungen sind im Jahre 1852 neu eingeleitet:
1. wegen Beleidigung der Majestät und der Mitglieder des
Rönigl. Hauses (darunter 3 mittelst der Presse begangen) 5
2. wegen Angriffs oder Widersetzlichkeit gegen die Obriglkeit 105
3. Vergehen gegen die öffentliche Ordnung überhaupt . 1272
(darunter 28 mittelst der Presse begangen; darunter Ge-
fährdung des öffentl. Friedens 1 ; darunter 5 we^en Erregung
von Hass und Verachtung gegen die Obrigkeit [dureh die
Presse 4] ; darunter 104 wegen Beleidigung der Kammern,
der Behörden und Beamten [durch die Presse 8J und 955
wegen Vergehen der Bettelei und Landstreicherei).
4. wegen Münzverbrechen und Münzvergehen .... 9
5. wegen Meineides 15
6. » falscher Anschuldigung 1
7. n Vergehen, welche sich auf die Religion beziehen und
zwar durch die Presse 4
9. wegen Verbrechen in Beziehung auf den Personenstand ."^ 1
8. n Verbrechen und Vergehen gegen die Sittlichkeit . 255
(davon sind 9 durch die Presse begangen)
10. wegen Verletzung der Ehre 1
%
Bcrlini
131
11. wegen Verbrechen u. Vergehen wider das Leben . . 7
(darunter Mord und Todtschlag 3 ; Abtreibung der Leibes-
frucht 1.)
12. wegen Körperverletzung überhaupt 56
(darunter andere als Verbrechen strafbare 4; medicinische
Pfuscherei 12.)
13. wegen Diebstahl insofern nicht das Holzdiebstahlgesetz An-
' Wendung findet « . . . ^ d33
(darunter als Verbrechen strafbare 219.)
1.4. wegen Unterschlagung 173
15. „ Raubes 3
16. ^ Erpressungen 1
17. ^ Henlerei 7
18. f, Betrugs überhaupt 106
(darunter als Verbrechen strafbare 4.)
19. wegen Urkundenfälschung überhaupt 42
(darunter als Verbrechen strafbare 26.)
20. wegen Bankerutt '2
~ 26
4
4
21. n Strafbaren Eigennutzes überhaupt
(darunter Wucher 8,)
22. wegen Vermogensbeschädigung überhaupt ....
23. « gemein^eföhri. Verorechen u. Vergehen überhaupt
(darunter Torsatzliche Brandstiftung 2 u. fahrlässige Brand-
stiftung 2.)
24. wegen verbrechen und Vergehen im Amte überhaupt .
(darunter Unterschlagungen 7.)
25. wegen Verbrechen u. Vergehen gegen die Post-, Steuer-
und Zoll -Gesetze
26. wegen anderer Vergehen und Verbrechen , auf welche b^
sondere, neben dem Strafgesetzbuche geltende Strafgesetze
zur Anwendung kommen
10
21
Summa aller Untersuchungen nach der Gattung der Verbrechen
und Vergehen 3077.
N
Gesammtzahr der Angeschuldigten bei den im Laufe des Jahres 1852 be-
endigten Untersuchungen wegen Veii^rechen und Vergehen nach dem Ge-
schlecht, Alter, der Religion, Rückfälligkeit und nach den Resultaten des
letzten Erkenntnisses.
Ausserdem
s. dorehTod
oder Miedflr«
schlaguQg d.
Anklage ent-
hoben
Bezeichnung
der
Untersuchungen
Gescbleoht
B
.a
•.4
a
AUer
9%
0<0
Keligion
43
9
s
•^,14
Kachd letzt
Brkenntn. s.
® s
9 ja
1. Bei Untersuch,
wegen Verbrech.
2. Bei Untersuch,
wegen Vergehen
Snmma
372
2286
2658
59
741
800
431
3027
3458
13
84
97
418
3361
418
29432981
13
46
299
867
3399 59 1166
374
2613
2987
54
344
398
70
73
192
BeriiiL
XXXVl. StadtTMgteigefhigBiss.
• • *
Uebersicht der in der Rönigl. Stadtvoigtei im Jahre 1852
detinirten Gefangenen.
Untersuehungs-
Gefangene
H&nner Frauen iKindtr
Straf-
]CKaii«r
-Gefangene
Fntaen Kinder
Summa
Bestand am 1. Januar 1852
Zugang im Jahre 1862 . . .
336
1443
88
560
3
8
11
10
1
150
3837
60
1016
12
12
12
637
6788
Summa
Abgang im Jahre 1852 . . .
Bleibt Bestand am 31. Dee.
1852
1779
1571
208
472
507
53
3987
3710
277
1076
978
96
1425
6788
637
Zum Polizei -Gewahrsam kamen
14035 männl., 4580 iveibl. Gefangene und 210 Kinder, die bis lum 31. Dec.
1852 auch sämmtlich theils entlassen, 10229 männl., 3154 weibK Pers., 30 Kind,
theils zum Griminalarrest . . . 203
theils zum Kreisgericht .... 82
theils zum Arbeitshause .... 2510
theils zum Waisenhause .... —
theils auf Transport 179
theils zur Charit^ 832
gebracht worden sind.
n
n
n
m
58
12
932
27
397
9»
Sl
«I
n
«
1
152
14
4
9
n
XXXVII. Arbeitshwis.
Das Arbeitshaus dient zur Detention obdachloser Personen und Ge-
fangenen und beherbergt ausserdem eine Anzahl unheilbarer Geisteskranken
und Hospitanten. Die beabsichtigte Trennung dieser verschiedenen Kate-
gorieen ist bis zum Jahre 1852 dahin gediehen, dass die Hospitaliteu in der
zum Arbeitshause gehörigen Filialanstalt an der Waisenbrttcke, und die
Geisteskranken in besondere neben dem Arbeitshause befindliche Gebäude
(ehemaliges Schuldgefängniss) verlegt worden sind. Diese Trennung ist
jedoch noch nicht durchgreifend, weil zwischen den Räumen der Obdach-
losen und der Geisteskranken mancherlei Gommunication besteht, und das
Lazareth des Arbeitshauses für alle Kategorieen der Bewohner gemein-
schaftlich ist. Zur gründlichen Beseitigung dieser Uebelstände steht der
Bau eines nur für Obdachlose bestimmten Arbeitshauses und der Bau einer
Irren-^ Pflege- und Heil-Anstalt in Aussicht.
dei flesUndes, Zuganges und Abganges der HäuiHnge iM Arbeitshiuse
und dessen Filial pro 1^.
B. Im FHiat
DomMtlfcBn
HoiplUlilSD
Suidin.
X.
w
M,
w.
Bettand t)lieb nltimo 1851 -.
2
1
2
116
94
51
35
171
130
Summa
davon sind abgegangen
ä
2
210
8Ö
86
31
116
bleibt ultimo Decbr. 1852 Bestand . .
A
2
-|2Ö
56
185
XXXVIIL Vcrwaltug des gesaviitn Araienweseis Berli«
in Jahre l$S2, rerglichea nit Atm Veijahrei.
Ausgaben exci. des Armenscbulvesens 1852
Thlr. Bgr. P
a) bei der Hanpt-Armenkaue 42821S 18
b) bd der Waisenhans-Kasse 61315 —
c) bei der Kasse des Friedrich- Wilhclm-HospiUls . . . 35005 18
■ d) bei der Kasse des ArbeiUhanses 635>t3 12
Summa . . «08122 19
Diese Ausgaben betragen in den Vorjahren
1847 1848 1849 1850 1851
Thlr. 54H431 1^8960 556185 563735 577425
Einnahmen
A. der Annendireclion, etatsmässig 64410 3
ausser dem Etat 631 10
A. 65011 14
11
10
134 Berliiii
Diese Einnabmen haben betragen:
1847 1848 1849 1850 1851
Tblr. 107194 050B2 95714 71^1 88ft33
B. Zuschuss der Stadt -Hauptkasse
1) lur Haupt-Anneokaftse • . < • . 363177 4 9
3) zur Waisenhaus -Kasse 48089 19 —
3) zur Rasse des Friedrich -Wilhelm -Hospitals . . 29558 12 3
4) zur Arbeitshauskasse . . , 52546 -^ —
B. 493371 6 ~
Diese zusammen haben betragen:
1847 1848 1849 1850 1851
Thir. 373370 400763 393202 459479 435796 ^ ______^
Summa . , 558412 .20 ~
Efas Vermögen ^ar am Jahressqhluss:
ei der Haupt -Armenkasse 134627 — —
519522 4 —
197915 18 8
55345 21 9
36125 — -^
943535 14 S
2) bei der Stiflungs- und Haupt- Stiflungskasse .
3) bei dem Friedrichs - Waisenhause .
4) bei dem Friedrich- Wilhelm-Hospital . .
5) bei dem Arbeitshause
Summa ThIr. .
1849 1850 1851
Das Vermögen war 696372 708560 717356 Thlr.
Es betrugen per Ropf der Civilberölkermig
1847 1848 1849 1850 1851 1852
Ibir. 8|r. K. IMr. Sgr. Ff. Ihlr. Scr Pf. TWr. S|r. W. Tllr. S|r. Pf. TWr, tfr. Pf.
die Ausgaben ... 1 10 9 1 9 8 1 11 7 1 11 — 1 t1 5 1 13 3
die Zuschüsse der Stadt - 27 10 1 — 1 — 29 4 1 3 5 \ \ 5 1 5 -*
Es war die Zahl der Almosen* Empfanger
Summa durchschnittl. 6496 6796 7128 7263 7365 7351
auf 100 Einwohner . 1,61 1,70. 1J7 },U 1,76 1,73
Es ^ar die Zahl der Pflegekinder
Sa. am Jahresscbluss 2193 2571 3023 3006 2927 2692
auf 100 Einwohner . 0,55 0,64 0,75 0,73 0,70 0,63,
Die Bevölkerungs -Verhältnisse
der Stadt Mainz
fon den ältesten bis auf die neuesten Zeiten.
Von Fr. Dae),
Dr. der ReoUe und der StafttewiMenschaften and Richter am Kreisgericdit« so Mainz.
CiiileitHiig.
Wem die Geschicke seiner Vaterstadt nicht gleichgültig sind, wer In-
teresae nimmt an deren Wohl und W^e, an ihrem Gedeihen oder ihrem
Verfall, für den müssen namentlich auch die Veränderungen von Bedeutung
«ein, welche ihre Bev51kerungs~Verhältnisse im Laufe der Zeit er-
ftdiren haben. Diese Veränderungen bieten bei der Stadt Mainz ein um
so höheres Interesse dar, wenn wir bedenken, welche Ereignisse im Ver-
Jatif der Jahrhunderte über diese Stadt hinweggezogen sind, wie dieselbe
bald utnter römischer, bald unter deutscher oder französischer, bald unter
weltlicher, bald unter geistlicher Herrschaft gestanden, bald yon der Sonne
des Glücks bestrahlt, bald von den schrecklicnsten Schlägen des Schicksals:
Krieg, Eroberung, Brand, Zerstöruiig, verheerende Krankheiten «. s w.
heioigesuclit worden ist
Sehen wir daher, wie die mancherlei, auf die Bevölkerung unserer
Stadt bezüglichen Verhältnisse sich im Laufe der Zeit gestaltet, welche Ver-
äbdemngen sie in den einzelnen Epochen erfahren haben, welches wohl
die Ursachen solcher VerÜEnderungen gewesen sind, und welcherlei Gleich-
m^SAigieit oder Verschiedenheit die Verhältnisse darbieten, wie sie die
wechselnden Zeiten nachgewiesen haben.
Leider geben die vorhandenen literarischen Quellen und Hülfsmittel
über die Gegenstände, welche nns hier interessiren, nur wenig Aufschlüssle.
Für die ältere Zeit bis zur französischen Occupation sieht man sich auf die
spärlichen Notizen redodrt, welche sich in den Werken von Schunk, Vogt,
Lehitö, Werner und Schaab finden, für die französische Zeit enthalten
Lehnes und Bodmanns statistische Jahrbücher einiges Brauchbare, desgleichen
die Werke von Jer4me, Wagner und Anderen bezüglich der neueren, hessi-
schen Zeit. Die Ausbeute, welche in allen diesen Schriften für unsere
Zwecke su machen, ist j<^oeh, wie bemeiict, gering und man sieht sich
daher ftheils auf eigene mütisame Ermittelungen verwiesen (so weit solche
136 I>ie Bevölkerungs-Verhälttiisse der Stadt Mainz.
jetzt noch möglich sind) theils auf Schlösse aus mancherlei feststehenden
Thatsachen, durch welche Folgerungen wir von den Verhältnissen, um
welche es sich hier handelt, eine wenigstens annähernde Idee erhalten.
Brster Abschnitt. Bevölkerung überhaupt.
Das von Drusus gegründete Castrum Magontiacum hatte bis ins 2. Jahr-
hundert nach Christi so gut wie keine anderen Bewohner, a}s die Soldaten
der Besatzung. £rst als die Veteranen der hier lagernden Legionen in der
Nähe Ländereien erhielten, die Truppen immer zahlreicher wurden und die
Bedürfnisse ihres Unterhaltes sich fort und fort mehrten, wodurch Frucht
und son^ger Handel mit den Deutschen imthwendig wurde und unterhalten
werden musste, erst dann entstand eine bürgerliche Ansiedlung, ein Muni-
cipium in der Nähe des Castrums. Sie bestand theils aus Römern, die sich
hier niedergelassen, thcTIs aus Deutschen, die eingewandert, und gewann mit
der ZMt 60 sehr an Umpfang und Bevölkerung, dass sie in mehrere Vicos
ein^etheilt wurde, worunter auch ein Vicus salutaris, vielleicht der Stadt-
theil, zu welchem heute noch die goldene Luft gehört.
Nachdem im 3. und in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts die Be-
völkerung von Mainz allmählig immer mehr zugenommen, ward die Stadt
im Jahr 368 von den Allemannen überfallen una von der Einwohnerschaft,
welche zum grossen Theil in der Kirche versammelt 'war, eine sehr be-
trächtliche Zalil ermordet oder aber mit fortgeschleppt. Ebenso wurden
bei der Zerstörung der Stadt dMrch didVandalen und andern deutschen
Volksstämmen im Jahr 406 viele Tausend Einwohner in der Kirche umge-
bracht, ein halbes Jahrhundert später aber die Bevölkerung von Mainz so
ziemlich ganz ausgerottet, indem bei der furchtbaren Zerstörung, welche
die Stadt im Jahr 451 durch die Hunnen mnter Altila erfuhr, fast all«
Einwohner, die das Schwert verschont hatte, den rauchenden Trümmern
ihrer Stadt entflohen.
Erst unter dem fränkischen Könige Dagobert L 622 wieder anft^ebaut,
bis znm Rhein ausgedehnt und zur Hauptstadt des ostfränkisdien Reichs
erhoben, erholte sich Mainz allmählich, und nalrai mit der Zeit auch an
Bevölkerung wieder zu. Besonders war das im 8. Jahrhundert der Paff.
Unter Karl dem Grossen ward Mainz die erste Stadt im Reiche, Handel uod
Gewerbe gediehen und blühten auf und zur Beförderung des Verkehrs er-
baute dieser grosse Kaiser 803 auch eine hölzerne Brücke bei -Mainz.
Von nun an hob sich während der folgenden Jahrhunderte und beson-
ders unter den Erzbischöfen Willigis und Bardo Mainz immer mehr. Seine
Erzbischöfe, welchen viele Bischöfe Deutschlands unterworfen wurden, er-
langten eine immer ausgedehntere weltliehe Herrschaft tt«d damit Reich-
thum, Macht, Ansehen und hohe Bedeatung, sie wurden Eri^am^r des'
Reichs und dadurch mit vielen ausgedehnten und wichtigen Vorrechten be-
kleidet, ja sie vertraten sogar in Abwesenheit oder während der Minder-
jährigkeit der Kaiser deren Stelle, leiteten deren Wahl und krönten sie.
Alte diese Verhältnisse trugen zum Flor von Mainz bei, Handel, Industrie,
und Wohlstand der Stadt hoben sich immer mehr. Ihre Kaufleufe erhielten
von den Kaisern grosse Freiheiten und durften sich mercatores rägii nennen,
Italiener errichteten Specereiläden, die Handwerker traten in Ztinfte zu-
sammen und schlössen mit den Innungen der Nachbarschaft förmliche Bünd-
nisse ; die hiesigen Fabriken in Leinen- und Wollenwaaren fanden am ganzen
Rheinstrom nicht ihres Gleichen In Folge der KreuBZÜge lernte man neue
Producte kennen, Wohlleben und Luxus entwickelte sich immer mehr, man
war auf Verschönerung der Wohnnngen und der Stadt- überinupt bedacht
und führte daher 1224 nicht blos gläserne FenstersdbeibeD, sondern auch
Die Bevölkerungs-VerhältaiBse der Stadt liainz. 137
Strassenpfkster ein. Dazu kam die Gründung des rheinisehen Städtebundes
im lahr 1254, der bald eine ungeheure Bedeutung und Macht erhielt, den
Mainz hervorgerufen und dessen Haupt- und Mittelpunkt es war. Wegen des
Ansehens und der Macht, die Mainz durch alles dies gewann, wegen des
grossen Reichthums der Stadt, der Anzahl und Pracht ihrer Gebäude,
wurde Mainz auch häufig zur Abhaltung der wichtigsten Reichstage und
Kirchenversammlungen ausersehen und erhielt den wohlverdienten Beinamen
des «goldenen**. Während die Plebejer sich eines sehr behaglichen Wohl*
Standes erfreuten /lebten die Patricier in grossem Ueberflusse und verwen*
deten die reichen Einkünfte, welche sie besassen^ theils zu wahrhaft fürst-
liebem Aufwände, Turnieren u. dergl., theils für Kirchen, Klöster, Stiftungen,
Spitäler, und zur Verschönerung der Stadt. Darum blühten denn auch
damals in Mainz Handel und Gewerbe, Architectur, Malerei und sonstige
Künste, die mit grosser Auszeichnung betrieben wurden, und zugleich war
unsere Stadt der Lieblingsaufenihalt der Minnesänger, eines Frauenlob und
Anderer. Wer könnte nach den geschilderten Verhältnissen noch zweifeln,
dass Mainz zu jenen Zeiten Jahrhunderte hindurch eine bedeutende Be*
völkerung eehabt, auf welche einzelne Calamitäten, wie namentlich die
Hungersnotn, welche 850, 875 und 1146 bei uns wüthete, so wie die furcht*
baren Erdbeben, welche 855, am I.Januar 858, im folgenden Jahre, am
3. December 872, 881 und 1146 unsere Stadt heimsuchten, nur vorübergehend
nachtheilis eingewirkt haben. Nähere Angaben über die damalige Grösse
der Bevölkerung besitzen wir jedoch nicht ; wir sind auf die Andeutungen
beschränkt, dass das Patriciat aus sehr zahlreichen Geschlechtern bestand,
die 1332 auf 129 reducirt wurden, dass die übrige Bürgerschaft, die Plebejer,
in 29 Zünfte eingetheilt war, und dass nach der Versicherung Hugberts von
Bleidenstadt im Jahre 1313 an 16000 Menschen, über *^ aller Lebenden, an
einer schrecklichen Seuche hinweggerafft worden seien. Darnach hätte die
damalige Bevölkerung etwa 24000 Seelen betragen.
Dieser Bevölkerungsstand änderte sich jedoch durch die grosse Hongers-
noth, welche 1368, durch die ftirchterliche Pest, welche 1398 die Stadt ent*
völkerte, und besonders durch die schreckliche Katastrophe v. 28. Oct. 1462,
die Eroberung von Mainz durch Adolph v%n Nassau. Bei dieser Gelegenheit
wurden an 160 Häuser ein Raub der Flammen und der Zerstöruneswuth,
alle Strassen lagen voll Leichen der gefallenen Bürger, deren bei oOO auf
der Stelle todt blieben und viele später an ihren Wunden starben. Ebenso
wurden am folgenden Tage alle Einwohner mit Ausnahme der nöthigsten
Handwerker und 300 Verräther aus der Stadt vertrieben, diese ihrer Privi-
legien, Rechte und Freiheiten beraubt und sodann der fürchterlichsten
Plünderung preisgegeben , wobei alle Gelder der Stadt^ der Minderjährigen,
Armen, Kirchen und Klöster geraubt und endlich die Wohnhäuser der
Patricier und angesehenen Bürger an die Helfershelfer aller dieser Schand-
thaten verschenkt wurden.
Nachdem so Mainz durch Feuer und Schwert in eine menschenleere
Stätte voll Trümmer war verwandelt worden , bestand seine ganze Bevöl-
kerung, ausser in Kindern, Weibern und Greisen, nur noch in einigen
hundert Bürsern, und wenn auch manche von den Vertriebenen einzeln,
scheu zurückkehrten, so dauerte es doch sehr lange bis die Bevölkerung
wieder einigermassen Bedeutung erhielt. Denn der Umstand, dass bei
Leistung des Huldigungseides im Jahre 1475 von manchen Handwerkern,
welche eine Zunft bildeten, ziemlich viele erschienen, ist hier ohne Erheb-
lichkeit, weil ja gerade die Handwerker von der Verbannung ausgeschlossen
gewesen.
In der Folge hielten die Kurfürsten fortwährend ihren Hof in Mainz,
versammelten einen reichen Adel um sich, wiesen vielen Behörden und Be-
9
138 Die Bey51kenliig8-V«rhaltiiisse det Stadt Uainx.
amt^n ihren Sitz daselbst an und machten nnsere Stadt zum Sammel-
punkte der Einkünfte aus dem ganzen Erzstifte. Theils dadurch, theils
durch den von Neuem steigenden Wohlstand hob sich natürlich auch die
Bevölkerung, die nur im Jahre 1552 wiedei^ eine beträchtliche Vermin-
derung dadurch erlitt, dass Markgraf Albrecht von Brandenburg die Stadt
einnahm, brandschatzte, plünderte und ihre Bewohner verjagte. 16 Jahre
später, 156S, ward die ganze Stadt aufgenommen; in dieser Aufnahme wurden
jedoch nur die Eigenthümer oder Hauptmiether der Häuser bemerkt, so
dass die Zahl der Einwohner daraus nicht entnommen werden kann.
Dass diese jedoch nicht unbeträchtlich gewesen, ergiebt sich aus den
134 Gewerbszweigen, welche ausweislich nach jener Aufnahme in Mainz be-
trieben wurden, so wie aus dem Umstände, dass manche Gewerbe aufge-
führt werden, die nur bei grösserer Bevölkerung Beschäftigung und Ver-
dienst finden, wie z. B. Bildhauer, Goldschmieae, Lautenschläger, Maler,
Seidensticker u. s. w.
Der dreissigjährige Rrie^ im folgenden Jahrhundert führte manche
Erei^isse herbei, welche die Bevölkerung von Mainz bald mehr bald
weniger stark vermindert haben. Am meisten die Einnahme, Verwüstung,
Plünderunff und Brandschatzung der Stadt durch Gustav Adolph v. Schwe-
den im Jahre 1631, die Hungersnoth und Epidemie, welche im folgenden
Jahre ausbrach und über 6000 Bürger wegraffte, die Belagerung durch die
kaiserliche Armee im Sommer des Jahres 1639 und die dadurch her-
beigeftihrte grässliche Hungersnoth, welche in Verbindung mit den nach-
folgenden schrecklichen Krankheiten der Hälfte der Bevölkerung das
Leben kostete, endlich die Besitznahme von Mainz durch die Franzosen
unter dem Herzoge von Enghien im Jahr 1643. Ebenso ward die Bevöl-
kerung decimirt durch die Pest, welche die Stadt im Juni 1666 heimsuchte,
bis zum Anfang des folgenden Jahres wüthete und nach einer in dem
Sterberegister dfer Peterspfarrei enthaltenen Angabe 2300 Einwohner hin-
wegraffle. Damit lassen sich die Folgen vergleichen, welche die üeber-
gabe der Stadt an die Franzosen im Orleansischen Erbfolgekrie^e 1688 und
die lange, harte Belagerung im darauf folgenden Jahre hatte, indem auch
diese Ereignisse sehr nachtheilfg auf den Stand der Bevölkerung ein-
gewirkt haben.
Desto bedeutender hob sich dieselbe im folgenden, im 18. Jahrhundert,
bis sie zu Ende der 1780er und zu Anfang der 1790er Jahre ihren Culmi-
nationspunkt erreichte. Ward auch im Jahr 1770 die Stadt neuerdings von
Haus zu Haus aufjjenommen, so war diese Aufnahme doch nicht genau, und
so sind wir auf die von 1780 verwiesen, ftir welches Jahr die Bevölkerung
unserer Stadt zu 32482 Seelen angegeben wird. Gewiss aber hat sie sich
von da bis zur Besetzung der Stadt durch die Franzosen im October 1792
eher noch vermehrt. War doch diese Zeit gerade die Glanzepoche von
Mainz. Eine grosse kurftirstliche Hofhaltung, Gesandte, an 80 adelige Fa-
milien, welche ihre reichen Einkünfte hier verzehrten, eine Menge vor-
nehmer Fremden, die sich fortwährend hier auftiielten, eine zahlreiche
Geistlichkeit, welche im Besitze reich ausgestatteter Stellen und Würden
war, grosse Güter und bedeutende Einkünfte besass, ein ansehnlicher Be-
amtenstand, eine Universität mit ungefähr 150 Professoren und sonstigen
Angestellten, so wie mit mehr als 1000 Studenten, ein fleissiger, ordnungs-
liebender Bürgerstand, unter welchem Wohlstand allgemein verbreitet
war, alles das waren fürwahr Elemente genug, um auf die Bevölkerung
günstij; einzuwirken, sie in ihrer bisherigen Höhe noch zu steigern.
^ Die nun folgenden politischen Ereignisse^ der Streit um den Besitz von
Mainz, welchen Deutsche und Franzosen mehrere Jahre hindurch führten^
sollte das Alles schnell ändern. Der kurfürstliche Hof und mit ihm viele
Die BeTÖlkerangs-Yerhältnisse der Stadt Mainz. 13g
Beamten and ihre Familien siedelten nach Aschaflenburg über, ebenso zog
der reiche Adel, die Geistlichkeit und viele Personen, die an Mainz nicht
weiter gebunden waren und es nur wegen seiner Annehmlichkeit zu ihrem
Aufenthalte gewählt hatten, von hier fort und die Universität verlor während
der Kriegsereignisse natürlich ebenfalls ihre bisherige Bedeutung und An-
ziehungskraft. Bringt man hierzu noch in Anschlag, dass Mainz 1793
3 Monate lang eingeschlossen, belagert und 4 Wochen lang beschossen, wobei*
viele Gebäude und Paläste ein Raub der Flammen oder sonst zerstört wurden,
nimmt man hinzu, dass im Herbst des folgenden Jahres 1794 eine weitere
lanffe Belagerung begann, dass nach der früheren eine Epidemie ausbrach
und die Kriegsschicksale, welche unsere Stadt heimsuchten, eine grössere
Sterblichkeit zur Folge hatten, so ist die erstaunliche Verminderung sehr
begreiflich, welche die Bevölkerung von Mainz im Laufe weniger Jahre er*
fahren hat. Bald nachdem die Franzosen in Folge des Friedens von Campo
Formio £nde December 1797 Mainz in Besitz genommen halten, ward eine
Volkszählung im Departement vom Donnersberg veranstaltet; einer Be"
kanntmachung vom 2(5. Ventose VII der Republik (16. März 1799) zufolge ent-«
hielt Maink damals ohne Zahlbach, aber mit Kastei zusammen 21615 Einw.,
wovon sich für Mainz allein etwa 21000 annehmen lassen. Die Bevölkerung
hatte sich mithin gegen 1780 um 11482 Seelen, d.i. über 35pGt. ver-
mindert. Noch beträchtlicher muss nach Obigem diese Verminderung im
Vergleich mit den Populationsverbältnissen zu Anfang der 1790er Jahre ge-
wesen sein, für welche Zeit es iedoch an präcisen Zahlenangaben gelirieht
Wenn man bedenkt, wie während der französ. Herrschaft über Mainz die
früheren Verhältnisse, welche so günstig auf seinen Wohlstand eingewirkt, gänz-
lich zerstört oder umgestürzt waren, wie eine grosse Unsicherheit der politischen
Verhältnisse überhaupt bestand, allgemeine Ungewissbeit darüber und Mangel
an Vertrauen in den Bestand der Dinge herrschte, fortwährend Kriegsgetttmmel
alle Länder des Gontinents überzog, wobei Mainz das traurige Loos zudel,
der erste WafTenplatz des Reichs und dessen HauptboUwerk ^egen Deutsdi«
land zu sein, wenn man bedenkt, wie unter diesen Verhältnissen die wich-
tigsten Nahrungsquellen einer Stadt, Handel und Gewerbe, leiden mussten,
so ist es begreiflich dass die Bevölkerung von Mainz sich unter der französi-
faltigen Bevölkerungs-Äufnahme v. Jahre X ("«J^got) war die Population
auf 22325 gestiegen, nach der Zählung vom Jahre Xll ( ^^^^A%04) aber wieder
auf 21583 gefallen, worauf sie 1806, nach der damals vorgenommenen Zählung,
auf 23505 und 1809, nach der in den letzten Monaten dieses Jahreis erfolgten
Aufnahme, auf 241 42 Einwohner stiejg. Auf dieser Hohe hat sich in den folgen-
den Jahren die Bevölkerung so ziemlich gehalten, ja sie ist noch bis zn beiläufig
25600 Seelen gestiegen, denn trotz des pestartigen Nervenfiebers,, welches
während der Blokade im Jahre 1814 und früher wüthete, und vom 1. Nov. 1813
bis zum 1. Mai 1814 2393 Einwohnern unserer Stadt das Leben kostete, trotz
der Auswanderung vieler französischen Familien nach der Besitznahme von
Mainz durch die verbündeten Mächte im Mai 1814, belief sich einige Monate
nach dieser Besitznahme die Bevölkerung noch iAamer auf 23202* Wenn
aber auch diese während der französischen Herrschaft die Zahl ▼•n 2Ö600
erreicht hat, so war sie doch immer um 6882 Seelen, odet um 01 pGt
geringer, als. unter der kurfürstlichen Regierung im Jahr 1780, wenh gleich
um 4600 Seelen, d. i. um 22 pGt. stärker, als bald nach der Besitznahme
von Mainz durch die Franzosen Ende 1797.
Bald nach der Rtiekkehr von Mainz unler deutsche Herrschaft kehrten
an 400 Angehörige dieser Stadt zurück, welche sich, der Conscription zu
9*
ä
140 I^ie Bevölkerungs-Verhältniase der Stadt Mainz.
entgehen, 1813 von hier entfernt hatten. Diese, manche Familien von der
rechten Rheinseite, welche sich hier niederliessen und sonstige Verhältnisse
brachten die] Bevölkerung im Jahre 1815 auf 23881 Seelen (worunter 234
in Zahlbach) und diese Steigerung hielt durch die Segnungen des Friedens
und viele andere damit zusammenhängende Verhältnisse unausgesetzt bis
auf die neueste Zeit an.
Die Einwohnerschaft der Stadt belief sich nämlich im September
1816 bald nachdem wir hessisch geworden, auf 25251 und von den Be-
Tölkerungsaufnahmen , welche nun von 3 zu 3 Jahren stattfanden, wies die
von 1819 25390, die von 1822 26800, die von 1825 28409, die von 1828 28439*),
die von 1831 30234, die von 1834 31535, die von 1837 31702, die von 1840
32142, die von 1843 33826, die von 1846 36656, die von 1849 35140 und
endlich die von 1852 36741 Einwohner nach. Wenn auch die Zählung von
1849 ein geringeres Resultat ergeben hat, als die vorhergehende, was in den
Jahren 1848 und 1849 seine zureichende Erklärung finoet, so hat die Be-
völkerung von Mainz seit den kurfürstlichen Zeiten im Jahre 1780 bis jetzt
doch um 4259 Seelen, d. i. um 13 pGt. zugenommen, sich im Vergleich mit
dem höchsten Bevölkerungstande unter französischer Herrschaft um 11141
Seelen, also um 44 pGt. und, seit wir wieder deutsch geworden, um 13539
Seelen oder um mehr als 58 pGt. vermehrt.
Zweiter
Aenderung der Bevölkerung durch Geburten, Todesfälle etc.
In den früheren Jahrhunderten, bis zur Mitte des Jahres 1798, wurden
die Geborenen, Getrauten und Gestorbenen in besondere, in lateinischer
Sprache geführte Bücher eingetragen, welche in den Kirchen und Klöstern
unserer Stadt geführt wurden. Diese Register, welche auf der hiesigen
Bürgermeisterei aufbewahrt werden, erstrecken sich bis auf die nachstehend
angegebenen Jahre zurück: die vom Kapuziner -Kloster bis 1793, von der
St. Rochus -Kirche bis 172i, von der Heiligkreuz -Kirche bis 1708, vom
Jacobsberger Kloster bis 1700, von der Stephanskirche bis 1695, von
der Johanniskirche bis 1689, von der St. Ignazkirche bis 1641, vom
Agnesen- Kloster bis 1633, vom Allerheiligenberger-^ Kloster bis 1632,
vom Weissenfrauen- Kloster bis 1630, von der St. Ghristophskirche bis
1628, von der Liebfrauenkirche bis 1626, von der Emmeranskirche bis 1617,
von der Peters-, früher Odenmünsterkirche, bis 1610, von der Quintins-
kirche bis 1601, von dem Dom bis 1582 und endlich vom Augustiner-
Kloster bis 1320. Die im Todtenbuche dieses Klosters enthaltenen Einträge
aus jener Zeit scheinen jedoch auf den Grund vorhandener Notizen erst
um das Jahr 1735 nachgetragen worden zu sein. Ueberhaupt enthalten die
Kirchen- und Klosterregister vielfache Lücken und sind nicht genau geführt
worden, selbst noch während der 2 ersten Decennien des 18. Jahrhunderts
sind sie man(;elhaft. -^Vom 11. ThermidorVl der Republik (29. Juli 1798)
an wurden die Givilstandsregister von der Municipalverwaltung geführt und
zwar bis zu Ende des Jahres 1814 in französischer, seitdem aber in deutscher
Sprache. — Wir theilen nun zunächst eine nach den Kirchenbüchern auf-«
gestellte Uebersicht der in den einzelnen Jahren des 18. Jahrhunderts Ge-
orenen mit — von früheren Zeiten müssen wir abstrahiren, theils aus den
angegebenen Gründen, theils weil viele Register jener Zeit verloren gegangen
sind. — Aehnliche Uebersichten der getrauten Paare so wie der Gestorbenen
*) Die Hnngeijalire 1817 and 1897 mSgen Schuld sein, dass die Jabre 1819 nnd 1828 keine
ftUere BevOULerong nacbgewieien« als angegeben.
Die Bevölkerangs-Verhältnisse der Stadt Mainz. 141
werden wir später folgen lassen. Wir müssen jedoch hierbei bemerken,
dass die nicht getauften Kinder ebenso wenig in den Kirchenbüchern ein-
getragen sind wie die Todtgeborenen , die Juden und die in dem Militair-
spitale oder in den Klöstern Gestorbenen.
I. Geburten.
Es wurden geboren:
1700 482, 1721 629, 1742 778, 1762 720,
1701 633, 1722 738, 1743 790, 1763 706,
1702 612, 1723 767, 1744 832, 1764 848,
1703 593, 1724 789, 1745 835, 1765 829,
1704 724, 1725 707, 1746 784, 1766 804«),
1705 606, 1726 786, 1747 842, 1767 844,
1706 601, 1727 781 1748 857, 1768 7ö0,
1707 661, 1728 695, '1749 787, 1769 830,
1708 749, 1729 832, 1750 751, 1770 796
1709 693, 1730 679, 1751 816, 1771 733,
1710 655, 1731 728, 1752 804, 1772 718,
1711 712, 1732 729, 1753 820, 1773 746,
1712 682, 1733 732, 1754 844, 1774 743,
1713 644, 1734 864, 1755 856, 1775 810,
1714 705, 1735 827, 1756 845, 1776 733,
1715 767, 1736 898, 1757 809, 1777 809,
1716 770, 1737 840, 1758 759, 1778 742,
1717 788, 1738 816, 1759 730. 1779 762,
1718 765, 1739 874, 1760 745, 1780 801,
1719 764, 1740 785, 1761 734, 1781 824,
1720 719, 1741 737,
daninter
eheliche uneheliche
1782 723, 695 28
1783 800, 775 25
1784 778, 732 46
1785 787**), 725 62
1786 804***), 729 75
1787 827, 745 82
1788 790, 707 83
1789 831, 735 96
1790 808, 717 91
1791 837, 740 97
1792 908****), 812 96
1793 674, 610 64
1794 710, 656 54
1795 868, 780 88
1796 845 753 92
1797 808, 732 76
1798 787,
1799 863,
An diese sammarischen Angaben über die im vorigen Jahrhundert Ge-
borenen reihen wir einen detaiflirten Nachweis der seit der französischen
Herrschaft über Mainz bis jetzt jährlich Geborenen:
*) Nach Bchonk, gesttttst auf dM Mainzer Intelligencblatt, nur 799.
*•) Kach Schnnk 793. •«•) ^ach Behnnk SSO.
••**)Naeh dem BlAliuwr Woohenhlatt Tom 9. Fehrowr 1798, ohne Bertt^iehtipiiig der
Jaden, 918.
142 Di« BeiriSIkerungs-VerhältpUse 4er gtodt Mtint-
Cebersicht der Geborenftn.
o Tkdl idtbt In dI*BBstit«i
Die Bevölkerangg-YerhäUnisse der Staidt Mains. 148
Die TorbergehendeB beiden TabeUen geben su nacbsiebenden Bemer-
Ifiifigftii ^nlass '
L Die Jahre 1704, 1708, 1717. 1724, 1729, 1734, 1736, 1792, IX, X, XUL
1807, 1812, 1815, 1835, 1837 und 1846 zeichnen sieh durch auffallend
zahlreiche, die Jahre 1700, 1703, 1721, 1730, 1763, 1772, 1782, 1793,1794,
1814, 1818 und 1827 durch auffallend wenige Geburten aus*
2. Die Anzahl der jährlich Lebendiggeborenen hat unter der
kurfürstlichen Regierung im Verlauf des vorigen Jahrhunderts um 79 nCt
zugenommen, yon 1780—1797 aber sich noch nicht um 1 pGt. yermenrt,
während die Population in dieser Zeit, wie früher bemerkt, um mehr als
35 pCt. abgenommen hat. Unter der französischen Herrschaft über Mainz
haben sich die jährlichen lebendigen Geburten um 29 pGt vermehrt, die
Bevölkerung aber, wie oben gesagt, um 22. Unter deutscher Regierung
betrag die Zunahme der Geburt^i bis 1852 49 pGt, die der Population aber
,wie früher erwähnt, mehr als 58.
3. Unter kurfürstlicher Regierung im Jahre 1797 kam ein Lebendi((*
febo rener auf 26 Lebeode, zu Ende der französischen Herrschaft im
ahr 1813 einer auf 23 und unter hessischer Regierung 1852 einer auf
28 Lebende.
4. Die Vermehrung der jährlichen ehelichen Geburten be-
trug von 1782—1797 über 5, die der unehelichen dagegen 171 pGt Für
die Zeit der französischen Herrschaft betrug sie bezüglich der ehelichen
Geburten 10 und bezüglich der unehelichen 96 pGt. Unter deutscher Re«
gierung machte die Vermehrung der ehelichen Geburten bis 1852 30 und
die der unehelichen 115 pGt. aus.
5. 1797 kam ein enelich Geborener auf etwa 29 und ein un-
ehelich Geborener auf beiläufig 276 Lebende; 1813 ein ehelich Ge-
borener ebenfalls auf 29 und ein unehelich Geborener auf 105 Lebende;
1852 eine eheliche Geburt auf 42 und eine uneheliche auf 83 Lebende.
6. £ine uneheliche Geburt kam 1797 auf 10,63 Geburten überhaupt
— in den Jahren 1775—1785 war das Verhältniss nur l: 25 gewesen -- 18 13
kam eine uneheliche Geburt auf 4,61 und 1852 auf 3 Geburten überhaupt
Forschen wir nach den Gründen, weshalb überhaupt und insbesondere
in gewissen Zeiträumen so aufSallend viele uneheliche Geburten vorgekommen
sind, so werden wir vor Allem auf die Entbindungs-Anstalt hingewiesen,
welche von 1786—1792 — Jahre, in welchen gegen früher und später be-
sonders viele Uneheliche zur Welt gekommen — und von 1808 bis jetzt in
Mainz bestand. Wie bedeutend das Gontingent ist, welches diese Anstalt
(die vorzugsweise von Auswärtigen benutzt wird) zu den hie-
sigen uneheliehen Geburten liefert, ergiebt sich aus nachstehenden, der
neueren Zeit entnommenen Zahlen.
Es wurden daselbst geboren:
1839 187 Uneheliche, von deren Müttern nur 39 aus Mainz waren
1840 184
1841 190
1842 206
1843 205
1844 200
1845 239
1846 263
1847 196
1848 223
1849 266
18^ 275
1851 33ä
1852 272
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144 Die Bevölkefungs-Verhältnisse der Stadt Mainz.
Nach den Ergebnissen der letzten 14 Jahre war sonach die Zahl der in
der hiesigen Entbindungsanstalt vorgekommenen unehelichen Geburten sehr
erheblich, machte etwa *Ä aller überhaupt in Mainz stattgehabten unehe-
lichen Geburten aus und nur ein sehr kleiner Theil der m dieser Anstalt
niedergekommenen Mütter war aus Mainz.
Ein weiterer Grund der in unserer Stadt yorkommenden zahlreichen
unehelichen Geburten lieji^t in dem vielen Militair, welches seit den Zeiten
der französischen Revolution bis jetzt fortwährend durch Mainz zog- oder
dessen Besatzung bildete. Besonders zahlreich war dies Militair unter
französischer Herrschaft, wo während der Kriege mit dem deutschen Reiche
(Oesterreich , Preussen und Russland) Mainz ein Hauptwaffen- u. Sammel-
platz von Truppen war. So kamen im October 1792 unter Gustine an 11000,
nach Anderen 16-^17000 Soldaten in die Stadt, welche Zahl sich bis zur
bald darauf folgenden Belaserung auf 22000 steigerte, und ebenso zo{;en
nach der Schlacht bei Leipziff im Nov. 1813 an 100000 Mann durch Mainz,
dessen Besatzung sich auf 30000 Mann belief. Ist doch selbst für die Zeiten
des Friedens eine Besatzung von mindestens 6000 Mann für unsere Stadt
bestimmt
An diese Gründe reiht sich der weitere, dass in Folge besonderer Ver-
hältnisse das weibliche Geschlecht, namentlich Dienstmägde, Arbeiterinnen,
Taglöhnerinnen etc. in Mainz besonders zahlreich sind und sich hier bald
für längere Zeit, bald nur vorübergehend aufhalten, wie dies weiter unten
näher angegeben werden wird.
Zu diesen Gründen kommt ferner, dass die bestehende Gesetzgebung
alle und jede Nachforschung nach der Vaterschaft eines unehelichen Kindes
verbietet, was — von den Vorzügen dieser legislativen Massregel abgesehen
— Manchen um so mehr bestimmen wird, die Schwäche des anderen Ge-
schlecht^ zu benutzen.
Dazu kommen ferner endlich die Erleichterungen, welche ausserehelich
Schwangere bei ihrer Aufnahme in die Entbindungsanstalt und in den viel-
fachen Unterstützungen mildthätiger Menschen finden, anderer Gründe nicht
zu gedenken.
7. Wie überall, so waren auch in Mainz die männlichen Geburten
zahlreicher, als die weiblichen. Sie verhielten sich unter kurfürst-
licher Reffierung 1785, wo 429 Knaben und 364 Mädchen geboren wurden,
wie 118:100, kurz nach dem Ende jener Regierung wie 114:100, zu Ende
der französischen Herrschaft wie 108 und 1852 wie 110:100. Das lieber-
ffewicht der männlichen Geburten über die weiblichen hat sich daher im
Laufe der Zeit gemindert.
8. Eine Zwillings-Geburt kam kurz nach dem Aufliören der kur-
fürstlichen Herrschaft bei 79 Geburten vor, 1813 bei 80 und 1652 bei 83
Geburten. Im Verlauf der letzten 50 Jahre sind daher Zwillings -Geburten
verhältnissm'ässig seltener geworden.
9. Zur erst angegebenen Zeit war das Verhältniss der Todt- zu
den Lebendiggeborenen wie 1: 62, im Jahre 1813 hatte sich dasselbe
in 1: 11,32 geändert und 1852 ergab sich ein Verhältniss wie 1: 13,43.
10. Todtgeburten waren bei Unehelichen häufiger als bei
Ehelichen, Seit 1821 bis jetzt betrugen nämlich die todten unehelichen
Geburten über 9pGt. der lefiendigen unehelichen Geburten, während die
todten ehelichen Geburten 6 pGt. der lebendigen ehelichen ausmachten.
Als Schluss unserer Besprechung der Geburten fügen wir noch Einiges
über die ausgesetzten Kinder bei.
^ In der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war derien Anzahl 'äusserst
unbedeutend, in den meisten Janren kamen gar keine solche Aussetzungen
vor. Seit Ende jenes Jahrhunderts bis jetzt wurden an Kindern ausgesetzt
VII (179%)
2
1816
3
VIII (»'••/soo)
1817
1
IX (1800/0 j)
5
1818
—
X (180 li)
1
1819
—
XI {mH}
XII (180 8y
XIII (180*1)
2
1820
1
2
1821
,1
3
1822
'i
in 100 Tagen von
1823
—
XIV (1805)
2
1824
2
1806
4
1825
2
1807
4
1826
3
1808
1
1827
1809
3
1828
3
1810
1
1829
_
1811
13
1830
_
1812
156
1831
^^
1813
178
1832
1
1814
128
1833
1
1815
41
Die Beyölkerungs-Verhältnisse der Stadt Mainz. 145
im Jahr Im Jahr Im Jahr
1834 1
1835 1
1836 1
1837 —
1838 I
1839 -
1840 —
1841 —
1842 —
1843 -
1844 —
1845 -
1846 1
1847 —
1848 —
1849 1
1850 —
1851 .2
1852 2.
Auffallend viele Rinder wurden in den Jahren 1811—1815 ausgesetzt.
£s war das die Zeit, in welcher in der hiesigen Entbindungsanstalt ein
Triller bestand zur Aufnahme von Kindern, deren sich ihre Mütter ent-
ledigen wollten. In Folge des kaiserlichen Decrets v. 19. Jan. 1811 wurde
diese Findelanstalt am 7. Novbr. darauf eröffnet und bestand bis zum März
des Jahres 1815. Französische Frivolität hatte aus ihrer Heimath diese An-
stalt auf unsern Boden verpflanzt; aber bald, nachdem die Herrschaft der
Franzosen über Mainz gebrochen, nahm auch diese ihre Schöpfung bei
uns ein Ende. Eine solche Findelanstalt hatte nur dazu gedient, sitten-
losen Personen eine bequeme Gelegenheit zu verschaffen, ihre Schande
zu Terheimlichen, der lästisen und kostspieligen Früchte ihres schlechten
Lebenswandels sofort mit leichter Mühe los zu werden, dabei aber das
natürlichste Gefühl, das der Mutterliebe, welches selbst das Thier nicht
verläugnet, zu ersticken, die Bande der Natur zu zerreissen und auf die
Moralität überhaupt im höchsten Grade nachtheilig einzuwirken.
IL Shen.
An die Besprechung der Geburten knüpft sich die der Ehen. Wir theilen
daher zunächst ein Verzeichniss derselben mit , wie solche in den einzelnen
Jahren des vorigen Jahrhunderts vorgekommen sind.
Es wurden Ehen geschlossen:
1700 137 1709 148 1718 160 1727 166
1701 151 1710 160 1719 151 1728 246
1702 111 1711 153 1720 163 1729 211
1703 168 1712 149 1721 180 1730 213
1704 152 1713 156 1722 178 1731 223
1705 137 1714 193 1723 165 1732 179
1706 153 1715 205 1724 196 1733 211
1707 158 1716 205 1725 173 1734 216
1708 Bl 1717 181 1726 162 1735 240
146 Pie Beyölkerungs-Verhältnisse der Stadt Maine. •
1736 829 1752 239 1768 187 1784 201
1737 187 1753 241 1769 193 1785 193**)
1738 195 1754 198 1770 184 1786 297*^*)
1739 158 1755 188 1771 159 1787 213
1740 179 1756 205 1772 174 1788 2a3
1741 169 1757 174 1773 158 1789 202
1742 200 1758 172 1774 196 1790 221
1743 226 1759 190 1775 166 1791 205
1744 213 1760 229 1776 182 1792 261****)
1745 208 1761 225 1777 180 1793 195
1746 280 1762 251 1778 174 1794 315
1747 226 1763 240 1779 191 1795 191
1748 196 1764 249 1780 194 1796 275
1749 180 1765 167 1781 239 1797 247
1750 229 1766 201*) 1782 238 1798 264
1751 212 1767 161 1783 237 1799 266.
Auf diese älteren Notizen lassen wir nun umständlichere Angaben be-
züglich der seit der französischen Herrschaft über uns zu Ende des vorigen
Jahrhunderts bis jetzt jährlich abgeschlossenen Ehen folgen.
(Siehe die Tabelle Seite 147).
Eben genannte Zahlen geben zu nachstehenden Bemerkungen Anlass:
1. Besonders zahlreiche Ehen kamen in den Jahren 1703, 1714, 1716,
1728, 1746, 1794 u. 1814, auffallend weniger, in den Jahren 1702, 1765, 1767,
1771, 1773, 1775, XI, XFII, 1817-1820, 1822—1825, vor.
2. Die Ehen haben sich in der kurfürstlichen Epoche während des
vorigen Jahrhunderts um 94 und von 1780—1797 um 27 pCt. vermehrt,
während sich die Bevölkerung, wie bemerkt, in dieser letzten Zeit um mehr
als 35 pCt. vermindert hat. Dagegen haben in der französischen Zeit die
Ehen vielfach abgenommen, und während sie nur im Jahre IX -u. 1810 be-
trächtlicher waren, als beim Beginn der französischen Herrschaft, während
sie sich von da an bis zu deren Ende um 43 pCt. vermindert haben, hat
die Population, wie schon früher erwähnt um 22pCt. zugenommen. Ebenso
betrug die Verminderung der Ehen unter deutscher Herrschaft bis jetzt
31 pCt., die Bevölkerung dagegen vermehrte sich, wie schon gesagt, um
mehr als 58 pCt. Die Yermindferung der Ehen in dieser Zeit hat ihren Grund
hauptsächlicn darin, dass bald nach der Rückkehr der Deutschen, im Jahre
1814 und 1815, ungewöhnlich viele Ehen geschlossen wurden, mehr als wie
in ireend einem Jahre später.
3. In der kurfürstlichen Zeit 1797 kam eine Ehe auf 85 Lebende, gegen
das Ende, der Fremdherrschaft 1813 nur auf 138 und 1849 gar nur auf
165 Lebende.
4. Anders als mit den hier gemeinten, in den einzelnen Jahren ge-
schlossenen Ehen, verhielt es sich mit den zu einer gewissen Zeit bestehen-
den Ehen. Deren gab es 1802 3661, 1809 3846, im Durchschnitt der Jahre
1809-1813 3850, 1815 3608, 1816 3835, 1833 4075 und 1837 4183. Unter
*) Nach Schank, gestüct auf das Mainzer IntelUgenzblatt; 81S.
**) Nach Sohimk 196.
**♦) Nach Öchnnk 200.
****) Nach dem Mainzer Wochenblatt vom 2. Februar 170S ohne Berfleksiehtigong der
Juden 367.
pie Pe«011i.e[ungs-Verhältiiigse der SUdt Hains. l47
den Frestiuen 1802 kam daher eine bestehende Ehe aof 6 Einwohner, nach
der KUcUiehr der DeuUchen im Jahre 1815 eine solche aufA.BI und 1837
eine auf 7,57 Einwohner.
TTebersicht der geschlosaenen Bhen.
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178
117
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204
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12
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25
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4
1828
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23
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1829
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158
116
10
29
3
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159
20
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171
118
13
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4
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17
28
2
1832
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5
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35
29
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3
1833
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3
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144
19
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235
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13
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1809
247
174
29
39
5
1837
232
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10
36
1810
293
230
29
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6
1838
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13
54
1611
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168
23
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5
1839
214
165
11
34
1812
217
158
24
27
6
1840
243
178
14
44
1813 '
185
146
16
21
2
1641
224
165
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55
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17
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210
120
34
42
14
1344
271
204
15
46
1817
130
91
14
19
6
1845
278
216
13
45
1818
155
112
11
23
9
1846
272
215
12
40
1819
136
88
13
34
1
1847
230
163
17
47
1820
159
101
15
34
6
1841
201
153
11
34
1621
166
96
20
42
8
1649
214
163
12
36
1822
144
98
9
29
8
1650
269
202
16
40
. 1823
14»
110
4
32
3
1651
275
218
14
35
1824
131
94
5
28
4
1852
223
175
11
29
1825
154
115
8
27
4
5. Eine Vergleichung der bestehenden Ehen mit den io den betreffen-
den Jahren geborenen Kindern weist nach, dass 1802 auf nicht ganz 4 Ehen
ein ebebcbes Kind kam. 1815 halte sich dieses Verhältniss dabin geändert,
dass ein solches schon auf 3,8 bestehende Ehen, während es 1837 erst auf
4,7 Ehen kam.
6. Da die .\nzahl der in jedem Jahre sich verheirathenden Männer
und Frauenzimmer gleich, das weibliche Geschlecht aber, wie im 3teo Ab-
schnitte gezeigt werden wird, in unserer Stadt zahlreicher ist, als das
männliche, so verheirathen sich verhältnissmässig weniger Frauenzimmer
148 Dl® Bevölkerungs-Verhältnisse der Stadt Mainz.
als Männer. Tergleicfat man mit den früheren Ansahen die später mitzn-
theilenden Zahlen über die Vertheilung der Bevölkerung nach dem Ge-
schlecht, so kam zu französischen Zeiten im Jahre X (180^) ein sich ver-
ehelichendes Frauenzimmer auf 61 überhaupt, während sich beim männ-
lichen Geschlechte einer Ton 51 verheirathete. Im Jahre 1815 kam eine
Ehe auf 45 Frauenzimmer und auf 38 Männer. 1852 verheiratheten ^sich
eines auf 85 Personen weiblichen und 80 Personen männlichen Geschlechts.
— Was zu der Thatsache, dass sich bei uns verhältnissmässig weniger
Frauenzimmer als Männer verheirathen, besonders beiträgt, ist der Umstand,
dass auffallend viele hiesige Männer sich mit Frauenzimmern von auswärts
verehelichen. Unter den Männern, welche sich in den letzten 8 Jahren
hier verheiratheten, waren Mainzer
1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852
224, 215, 197, 174, 174, ^212, 222, 197,
wovon sich mit Auswärtigen verehlichten :
1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852
98, 104, 96, 70, 66, 96, 97, 86.
Da hiernach von 1615 Mainzern, weichein diesem Zeiträume heiratheten,
713 sich mit Auswärtigen verehlichten, so macht das 44pGt. aus oder nahe
die Hälfte. Aus diesem Umstände erklärt sich die Mannigfaltigkeit nnd
Verschiedenheit der physischen Gestaltung, namentlich der Gesichtsbildung,
der geistigen Anlagen und Richtung sowie des Charakters der Mainzer.
7. Von den zu Anfang dieses Jahrhunderts im Jahre IX (180^)
Verehelichten bestanden 72,36 pGt. aller Paare aus ledigen Personen,
9,09 pCt. aus ledigen Männern und Wittwen, 17,09 pGt. aus Wittwen und
ledigen Frauenzimmern und 1,45 pGt aus verwittweten Personen. Kurz
vor dem £nde der französischen Herrschaft 1813 ergaben sich beziehungs-
weise 76.92, 8,64, 11,35, und 1,08 pGt.
Das Jahr 1852 wies 78,48, beziehungsweise 4,93, 13 und 3,59 pGt. nach,
8. Die wieder heirathenden Wiltwer machten im Jahre IX (180«^) 76,
im Jahre 1813 nur 28, im Jahre 1850 aber 95pGt. mehr aus, als die sich
wieder verehelichenden Wittwen.
9. Ueber das Alter der Heirathenden giebt nachstehende Tabelle
Aufschluss :
(Siehe TabeUe S. 149.)
Diese Tabelle zeict augenfällig, wie viele Mädchen früher heirathen
als Jünglinge. Denn bei 956 Ehepaaren befanden sich 111 junge Frauen,
welche das 20. Lebensjahr nicht überschritten hatten, gegen 12 junge Männer
von gleichem Alter. In dem Alter von 20 bis 25„ Jahren verhielten sich die
heirathenden ledigen Männer zu den sich verehelichenden ledigen Frauen-
zimmern wie 209 zu 293. Vom 25. bis zum 35. Jahre dagegen überwiegen
die ledigen Männer. Im Alter von 35—40 stehen sich die Ledigen beider
Geschlechter gleich; dagegen vom 40. Jahre an überwiegen die ledigen
Frauenzimmer. Nach 55 Janren heirathen Wittwen nur sehr ausnahmsweise,
Wittwer dagegen bis zum 80. Lebensjahre.
Die Bevölkerangs-Verhältnisse der Stadt. Mains. 149
Veberdcht der in den Jahren IX (l8oO/i)_xiXI (190 Va)
Cretrauten nach ihrem Alter.
Männer
Frauenzimmer
im Alter
ledige mit
ledigen
Franenc immem
ledige mit
Wittwen
Wittwer mit
ledigen
Franeualmmem
Wittwer
mit
Wlttwen
!
ledige mit
ledigen
Männern
ledige mit
Wlttwern
Wittwen mit
ledigen
Männern
Wlttwen
mit
Wlttwern
überhaupt
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29
10
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136
21
21
1
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24
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53
12
24
4
93
34
31
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97
„ 40-45
18
8
34
1
61
10
23
15
1
49
„ 45-50
10
5
26
3
44
2
16
4
2
24
„ 50-55
2
_
27
2
31
2
4
l
7
„ 55-60
_
~-
10
1
11
1
—
—
1
., 60-65
—
^_
5
2
7
—
1
—
1
„ 65-70
_
— _
6
6
—
1
-_
1
„ 70-75
—
—
1
—
1
—
—
—
—
—
„ 75-80
—
•—
1
—
1
—
—
—
— —
"—
zusammen
I 685 I 87 I 169 I 15 I 956 I 685 I 169 I 87 I 15 I 956.
Als Schluss unserer Besprechung der Eben lassen wir nun noch einen
Nachweis der im Laufe der Zeit vorgekommenen Ehescheidungen folgen.
Dergleichen hatten statt in den Jahren
VI (179^^)
VII (179 H)
1
1815
ia34
2
2
1816
1
1835
1
VIII (t»;V,oo)
2
1817
1
1836
f)
1818
—
1837
-^
X (180 i^)
6
1819
5
1838
1
XI (180»i)
5
1820
1
1839
3
XII (180»^)
—
1821
1
1^0
1
XIII (180*^)
1
1822
1
1841
2
in 100 Tagen von
1823
1842
3
XIV (1805)
—
1824
1
1843
3
1806
2
1825
1844
1807
— ~
1826
2
1845
1
1808
1
1827
—
1846
2
1809
4
1828
2
1847
2
1810
1
1829
1848
1
1811
l
1830
2
1849
3
1812
4
1831
1
1850
— .
1813
2
1832
1
1851
3
1814
—
1833
—
1852
1.
150 Die BevÜIkerungs-Verhältnisse der Stadt Mainz.
Bald nachdem das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten worden,
wurde daselbst im Mai 1798 ein Beeret der Nationalversammlung vom
20. und 25. September 1792 publicirt, wonach Ehegatten fast ohne alle
Förmlichkeiten und ohne Verzug die kaum abgeschlossene Ehe wieder auf-
lösen konnten und ebenso jeder Ehegatte geschieden wurde auf die blosse
AnRabe hin, dass der Charakter des* anderen Ehegatten «ich mit dem seinigen
nicht vertrage.
Wie in Frankreich so mehrten sich dadurch auch bei uns die Ehe-
scheidungen, bis endlich die abändernden Bestimmungen des Gesetzes vom
30. Ventöse XI (21. März 1803), dieselben, welche heute noch bei uns gelten,
eine Aenderung herbeiführten, die sich alsbald darin zeigte, dass während
seither 5 oder gar 6 Ehescheidungen im Jahre vorgekommen, schon im fol-
genden Jahre gar keine und im weiter folgenden Jahre nur eine ausgesprochen
vmrde Seitdem waren der Ehescheidungen jährlich immer nur sehr wenige
und in manchen Jahren kam gar keine vor.
III. SterbefUIe.
Es starben:
1700
338
1725
585
1750
1117
1775
790
1701
350
1726
643
1751
747
1776
719
1702r
419
1727
711
1752
728
1777
838
1703
468
1728
1079
1753
910
1778
737
1704
564
1729
975
1754
706
1779
697
1705
474
1730
782
1755
631
17S0
808
1706
448
1731
864
1756
905
1781
805
1707
525
1732
837
1757
938
1782
1024
1708
474
1733
843
1758
958
1763
908
1709
540
1734
810
1759
•886
1784
827
1710
565
1735
905
1760
1146
1785
781 *•)
1711
457
1736
586
1761
1119
1786
933»**)
1712
647
1737
701
1762
1000
1787
782
1713
676
1738
924
1763
844
1788
997
1714
764
1739
631
1764
770
1789
807
1715
431
1740
837
1765
802
1790
757
1716
674
1741
908
1766
1187*)
1791
835
1717
487
1742
738
1767
787
1792
780****
1718
550
1743
910
1768
817
1793
1794
1719
657
1744
636
1769
733
1794
1107
1720
702
1745
735
1770
898
1795
1279
1721
598
1746
817
1771
714
1796
893
1722
703
1747
845
1772
945
1797
873
1723
598
1748
928
1773
701
1798
745
1724
685
1749
820
1774
919
1799
940.
)
Auf diese Mittheilungen über die Sterbefälle im vorigen Jahrhundert
lassen wir nun umständlichere Angaben über die Todesfälle folgen, welche
seit der französischen Besitznahme von Mainz bis auf die neueste Zeit in
jedem Jahre Statt gefunden haben.
Nach Schunk, gestützt auf das Mainzer Intelligenzblatt, 1205.
Nach Schunk 814.
Nach Schunk d43.
Nach dem Mainzer Wochenhlatt vom 2. Februar 1T9S ohne B#rttekalchtlgnng der
Juden 794.
Die Berfilkernngs-VerbSltnUse der'SUdt »Binz. l51
Vebenicbt der Gestorbenen.
152 Bier Bevölkerungs-Yerhäitnisse der Stadt Mainz.
An die^e Zahlenangaben reihen wir nachstehende Bemerkungen':
1. Durch ungewöhnlich starke Sterblichkeit zeichneten sich die Jahre
1703, 1704, 1710, 1712, 1714, 1728, 1729, 1750, 1760, 1761, 1766, 1793, 1806.
1813, 1814, 1834, 1837, 1841, 1845 aus. AyfTallend wenige Sterbefälle kamen
dagegen in den Jahren 1701,1715, 1717, 1736, 1739, 1744, 1754, 1755, 1769.
1771, 1773, 1776, 1778, 1779, 1798, IX, X, XII, XIII, 1811, 1815, 1818, 1823,
182(), 1830, 1835, 1840 und 1848 vor.
2. Die Sterbh'chkeit im Allgemeinen nahm unter der kurfürstlichen
Regierung im vorigen Jahrhundert um 163 pCt. zu und hat sich von 1780
bis 1797 um 8 pGt. vermehrt, während sich die ganze Bevölkerung, wie
oben bemerkt, jüTleichzeitig um mehr als 35 pCt. vermindert hat. Unter der
nachfolgenden Herrschaft der Franzosen haben die Sterbefälle um 152 pGt.
zugenommen, während sich gleichzeitig die Population, wie gesagt, um
22 pCt. vermehrt hat.
Die Zunahme der Sterbefälle unter deutscher Herrschaft betrug bis 1852
51 pGt., die gleichzeitige Zunahme der ganzen Bevölkerung aber, wie mehr
erwähnt, über 58pCt.
3. Zu Ende der kurfürstlichen Regierung kam ein Todesfall auf 24
Lebende, im Jahre 1813 einer auf 12 und 1852 einer auf 36 Lebende.
Es ist eine auffallende Erscheinung, dass unter den Juden die Sterb-
lichkeit geringer ist als unter den Christen. Diese Wahrnehmung, welche
vielfach anderwärts gemacht worden ist, hat sich auch hier und namentlich
während des pestartigen Nervenfiebers in den Jahren 1813 und 1814 be-
stätigt, indem in den betreffenden 6 Monaten nur 72 Juden, also ungefähr der
20ste Theil der ganzen jüdischen Bevölkerung, aber von den Christen damals
der lOte Theil gestorben ist. Der Grund der auffallend geringeren Sterblich-
keit der Juden dürfte hauptsächlich in ihrer Lebensweise liegen. Indem
der Jude nach den Vorschriften seiner Religion den Sabbath, des Christen
wegen aber auch den Sonntag feiern muss, verliert er für die Arbeit 2 Tage
in der Woche, während der Christ nur einen. Dadurch werden viele Be-
schäftigungen für den Juden unmöglich oder unvortheilhaft und unpassend.
Darum hauptsächlich entsagt er dem Landbau und vielen Hand-, nament-
lich Körperkraft verlangenden Arbeiten und wendet sich zu gewissen Ge-
werben, did vorzugsweise geistige Thätigkeit erfordern, sich leichler aus-
setzen lassen und weniger von mancherlei Verhältnissen abhängig sind.
Die durch alles dies bedingte Lebensweise setzt den Juden weniger harten
Arbeiten und Gefahren aus, als den christlichen Landmann und viele
Gewerbsleute. Auch die Jüdinnen können sich, von harten Arbeiten be-
freit, als Schwangere mehr schonen, die Kinder werden nach allem Vor-
hergehenden unter günstigeren Verhältnissen geboren und können besser
gepflegt werden. Nimmt man hierzu noch, dass der Jude im Allgemeinen
massiger lebt als der Christ und dass er sich namentlich im Genüsse geistiger
Getränke sehr selten übernimmt, so lässt sich die geringere Sterblichkeit
der Juden gar wohl begreifen.
4. Im Allgemeinen sind die Todesfälle unter dem männlichen Geschlechte
zahlreicher, als unter dem weiblichen. Doch hat sich diese Regel in Mainz
nicht so constant bewährt, wie anderwärts, und die letzte Tabelle weist
viele Jahre nach, in welchen die Sterblichkeit beim weiblichen Geschlechte
stärker war, als unter dem männlichen.
5. Bei Kindern unter einem Jahre ist die vorhergehende Regel eben-
falls anwendbar, der Knaben starben in diesem Alter weit mehr als der
Mädchen. Von Kindern unter einem Jahre überhaupt aber stirbt im Durch-
schnitt der vierte Theil. Genauer ist dieses wie überhaupt die nach dem
Lebensalter wechselnde Sterblichkeit des Einzelnen aus nachstehender
Tabelle zu ersehen:
Die BeTdlVervDgsTerfaältniisfl der Sladt Itfainz. 1^
Tabelle über Sterblichkeit und mittlere l.ebeiudaner nach
dem betreffenden Lebensalter, aufgestellt nach den Ergeb»
niasen der 10 normalen Jahre IX (isoOji)— xm (iso^lt)
und 1S08~1S12.
25790
25214
246S5
24109
23573
23044
22620
22001
16452
17957
17466
16979
16496
16013
156*5
15077
14614
14156
13703
13255
1287B
Vii
im«
60,6
60,2
417
11520
69,7
69,6
410
11103
68,6
61
403
10693 .
67^
61,5
396
10290
66,6
62
389
9894
66,6
6S.4
382
9505
64^
62,9
375
9123
53^
63,3
366
8748
62,6
63,8
361
8380
61,6
64,?
354
8019
60,6
6^,6
347
7665
49,6
66
340
7318
48,6
66,6
333
6978
47,6
66
326
6646
46,6
66,4
319
6319
45,6
66.8
812
6000
44,6
67,2
305
56S6
43,6
67.6
298
5383
37
68,1
S90
50S6
36
68,6
282
4796
35
69
274
4SI 3
34
69,5
266
4239
33
69,9
258
3973
32
70,4
250
3715
31
70iB
S43
S465
80
71,9
234
3223
29-
71,8
226
298« ■
28
72,2
218
2763
24
72,7
209
2545
23
73,2
WO
jsaa
to
7i,3
190
JIW
19
74,2
154 Di« Btivaikerangs-Verhaltnisse der Stadt H*it
Von den Kindern unter einem Jahre sind es vorzugsweise
die unehelichen und nach mehr die ausgesetzlcn, welche der
grossen, in diesem Aller herrschenden Sterblichkeit erlieReii.
Von den 4tä4i ehelichen Kindern, welche in den Jahren IX— XIII tnr Welt
Icamen, starben in den ersten 12 Monaten TSS d. i. nicht ganz 111 nCt, von
den 544 unehelichen dagegen 182, d. i. mehr als 'S3 pCt. oder ein Dritlheil.
Ebenso starben von den iu den Jahren (806—1812 «eborencn 4301 ehelichen
Kindern während des ersten Jahres 6<i2 oder 20 pCt., von den 1098 unehe-
lichen dagegen 428 oder 3Ü pCl. Hier trat das angegebene Missverhältiüss
noch starker hervor, als in den Jahren IX— -XIII, die Sterblichkeit der un-
ehelichen Kinder nnter einem Jahre war fast noch einmal so gross, als die
der ehelichen von diesem Alter.
Was die Sterblichkeit der ansgesetzten Kinder betrifft, so starben von
den il\ Kindern, welche vom 7. November 1811 bis zum 31. December 1814
in den Triller am hiesigen Entbindunsshause gelegt wurden, in dieser Zeit
393, d. i. mehr als */i oder genauer 83pCt.
6. Nach dem ersten Jahre nimmt die Sterblichkeit derKin*
der bis zum 15. fortwährend ab. am auffallendsten in dem Alter von
I^SJahren, erheblich aber auch zwischen dem 2. u. 3., so wie zwischen
dem 3. und 4. Jahre. Im Alter von 1 — 5 Jahren sterben in der Reget un-
r'ähr nur halb so viele Kinder als in den ersten 12 Monaten; tod
15 Jahren aber stirbt nur \i der Kinder unter I Jahr. Um das 14. Lebens-
Die levölkeran^s-Verhältiilsse der Stadt HainK» 155
M^ rbrschwindet so za sagen der Tod beiniiie gämliefa, indem ▼•!! S&^
fienehmigsweise 233 Kindern, im Alter ron 13—14 oder von 14— lö Jahre»
hu Durchschnitt nur 2 sterben.
7. Nach dem 15. Jahre mehrt sich wieder allmählich die
Anzahl der jährlichsterbenden und steigt bis zum Alter to6 TO Jahreit
Von sleichzeilig Geborenen ist nach 17 Jahren nur noch die Hälfte übrig
lind die andere Hälfte bereits verstorben.
8. Mit dem Beginne des Alters im 60. Lebensjahre sterben bis ins
höchste Alter mehr Frauen als Männer, was zugleich beweist, dass mehr
Personen weiblichen als männlichen Geschlechts alt werden, dass jenes ein
längeres Leben erreicht, als dieses. Während die Anzahl der Sterbenden
überhaupt von 60 bis zu 70 Jahren noch fortwährend steigt, nimmt sie vpn
dieser Zeit an allmählich wieder ab. lieber die Sterblichkeit und die ehe-
standlichen Verhältnisse der über 60 Jahr alten Verstorbenen giebt nach*
stehende, auf die Ereignisse aer Jahre YII (179^)— 1815 basirte Tabelle
Aufschluss:
Es starben in den angegebenen 17 Jahren
im Alter von
ledige
Männer
1
a
9
\6
1
Sgl
1
1
a
r
1
S
Über 60— 70
112
356
145
210
220
439
1482
„ 70 80
82
229
185
140
98
402
1132
„ 80— 90
19
48
95
' 54
25
177
418
n 90—100
—
3
12
9
— ^
21
45
und mehr
' 9. Unsere Angaben über die Mortalität aus den GesiohtspuiycteB des
Alters und der ehestandliehen Verhältnisse zu vervoUstlindisen , f&gen .wir
der vorstehenden, das höhere Alter betretenden, nacbsteheilde, • auf di^
jüngeren Jahre bezügliche Tabelle bei. Auch sie stützt sich aof die Er«
gebnisse des Zeitraums von VJI— 1815:
In diesen i 7 Jahren starben
im Alter von
ledige
Personen
männlichen
Geschlechts
ä
■ e
9
.c
Wittwer
ledige
Personen
weihlichen
Geschlechte
0
9
9
•*>
1
0 10
4299
«Mi^
3730
8029
über U)-20
284
1
1
270
9
565
„ 20-30
374
85
2
285
219
10
975
« 30-40
196
392
24
160
444
73
1289
n 40 50
143
481
43
134
368
151
1320
« 50—60
138
479
75
158
301
W
1398
Zunächst bestätigte diese und die vorhergehende Tabelle die dbtn unter
4 und 8 aufgestellten Frfahrungssätze, dass die Todesfäile unter d^n mann*'
liehen Geschlecht im Allgemeinen zahlreicher sind; als unter dem weiblichen,
10*
156 Die tievblkerungs-Verhältiiisse der Stadt Haink.
Tom 60. Lelrensjahre an aber mehr Frauenzimmer als Mftnner starben.
Diese beiden Sätze beweisen sich insbesondere auch bei den onverbei-^
ratheten Personen als richtig, während sie bezüglich der Yerheiratheten
und Verwittweten Modificationen erleiden. Unter 40 Jahren starben nämlich
mehr Ehefrauen als Ehemänner, über 00 Jahre ist das Umgekehrte der
Fall und ebenso sterben mehr Wittwen als Wittwer.
Fast in allen Fällen hatte der Tod eine natürliche Ursache: Krankheit,
AJtersehwäche etc. ; nur hin und wieder war er ein freiwilliger. Dergleichen
Selbstmorde kamen vor:
•
beim
beim
im Jahr
männlichen
▼eiblichen
überhaupt
Geschlecht
Geschlecht
1838
6
2
8
1839
13
2
15
1840
7
1
8
1841
4
—
4
1842
1
2
3
1843
4
4
1844
4
2
6
1845
7
1
8
1846
7
2
9
1847
3
—
3
1848
8
2
10
1849
4
1
5
18Ö0
9
2
11
1851
8
1
9
185^
7
2
9.
In der jährlichen Zahl der Seifostmorde, wie solche in den letzten
15 Jahren Überhaupt und beim männlichen oder weiblichefa Geschlechte im
Besonderen Torgekommen, zeigen sich viele Schwankungen; die meisten
SdbsImiQtrde kaönen im Jahre 1839, die wenigsten in dea Jahren 1842 u. 1847
Tor, im Durchschnitt jedes Jahr 7—^) eine im Vergleich mit der Population
eben nicht bedeutende Zahl. Durchgängig waren die Selbstmorde beim
männiichea' Geschlecbte häunger, als beim weiblichen.
10. Aus der Seite 153 und 154 mitgetheilten Tabelle ist weiter zu ersehen«
welches Lebensalter man nach den Jahren, in welchen man sich befindet,
auf den Grund der hiesigen Sterblichkeitsverhällnisse im Durchschnitt er-
reicht. In der dortigen 3. Golonne ergeben sich die betreffenden Zahlen,
wenn man die für die vorhergehende Altersstufe in Golonne 2 bemerkte
Zahl von der in Golonne '3 angegebenen in Abzug bringt. In Golonne 4
fiebt man die erste Zahl, die Gesammtzahl der Leoenden an. Wenn man
iervon — und so weiter in den folgenden Altersstufen — die für die näm-
liche Altersstufe in der dritten Golonne bemerkte Zahl abzieht, so ergiebt
sich fUr die folgende Altersstufe die betreffende Zahl der 4..Golonne.
Die Zahlen dieser Golonne geben aber zugleich auch an, wie viele
Lebensjahre die in Golonne 3 Bemerkten zusammen noch zu leben haben.
Dividirt man nun mit dieser letzten Zahl in die der Golonne 4, und rechnet
man zu dem Quotienten das bereits erreichte Alter hinzu, so ersieht sich,
welches Alter Jemand aus der betreffenden Altersslufe durchschnittlich er-
reicht, welches also fQr ihn die mittlere Lebensdauer (Golonne f)) ist. Diese
beträgt mindesteiis fUr das erste Lebensjahr 28,7 Jahre und steigt natürlich
mit jedem weit^en Jahre. .
Die fteTölkerudgs^Verhältnisse der Stadt ]ilaiB& 157
Dritter Abschnitt.
Verschiedenheit der Bevölkerung nach Geschlecht,
ehestandlichen und Familienverhältnissen,
Hierüber mai^elt es bis zum Anfang dieses Jahrhunderts an zuverlässigen
Angaben. Bezüglich der späteren bis auf die neueste Zeit theilen ^ir Nach-
stehendes mit:
man zählte
Beirohaer
im Jahr
m&nnllchen
weiblichen
Geschlecht«
X (180«^
10287
12038
1802
10144
12181
^"«•'^^
10094
11143
11489
12362
1809
10971
13171
1815
10863
13018
•
1816
11587
13664
1822
12707
14095
1825
13664
14745
1828
13586
14853
1831
14732
15522
1834
15203
15927
1837
15099
16603
1840
15528
16614
1843
16812
17014
1846
18027
18629
1849
16829
18311
.
1852
17843
18898.
Aus vorstehender Tabelle ergiebt sich:
1. Während der französischen Herrschaft vom Jahre X (180^ an bis
1815 haben die Einwohner männlichen Geschlechts nicht ganz
um 6 pCt. und von da bis 1852 um 64 pGt. zugenommen, das weib-
liche Geschlecht hat sich in jener Zeit um 8 und in dieser um 45pGt
vermehrt. Die Gesammtbevölkerung ist dagegen in der ersten Zeit um 7,
in der letzten um 54 pCt. gestiegen.
2. Die Anzahl der Individuen weiblichen Geschlechts war seit Anfang
dieses Jahrhunderts bis ietzt fortwährend grösser, als die des männlichen
Geschlechts. Der Unterschied betrug zur französischen Zeit im Jahre X (180 1^)
17 und 1809 20 pCt., während deutscher Herrschaft aber 1815 19 und
1852 6 pGt.
Einerseits die Abwesenheit vieler jungen Leute, theils um ihrer Militair-
pflicht zu genügen, theils um sich auf der Wanderschaft oder überhaupt
auswärts auszuoilden , anderseits der Aufenthalt vieler fremden Dienst-
mägde, Arbeiterinnen, Tagelöhnerinnen etc. in unserer Stadt erklärt obige
Erscheinung.
Was die Verschiedenheit der Bewohner beiderlei Geschlechts nach den'
ehestandlichen Verhältnissen betrifft^ so können wir darüber Folgendes
mittheilen:
156 Die Bet5Ikeritng»«Tyerhältnisse der Stadt Mains.
Es gab:
Bewohner mfinnliehen G-eeelUeehts
Bewohner weihlichen Oesehlechts
im Jahr
Ledige
Ver-
hebrathete
Wlttwer
Ledige
V«r-
heiratbefe
Wlttwen
1802
1809
1815
1816
6192
6813
6855
7377
3619
3846
3602
3835
333
312
406
375
7346
8011
8022
8509
3661*)
3846
3608
3835
1174
13U
1388
1320
Diese Tabelle giebt zu nachstehenden Bemerkungen Anlass:
1. Auch hier zeigt sich sowohl bei den ledigen als^ bei den verwittweten
Personen bedeutendes Ueberwiegen des weiblichen Geschlechts. Bei den
ledigen Individuen betrug es unter französischer Herrschaft 1802 19, 1809
17 pCt. und ebensoviel unter deutscher Regierung 1815. Bei den Wittwen
aber betrug jenes Ueberwiegen 1802 252, 1809 321 und 1815 242 pGt.
2. Von 1802 — 1815 haben sich die ledigen Personen männlichen Ge-
schlechts um 1 1 und die Wittwer um 22 pCt. vermehrt. Bei den Ehemännern
wie bei den Frauen hat eine Verminderung stattgefunden. Die ledigen
Frauenzimmer haben um 9, die Wittwen um 19 pCt. zugenommen. Da-
gegen hat sich, wie kurz vorher bemerkt, in dieser Zeit das männliche Ge-
schlecht noch nicht um 6, das weibliche um 8 pGt. vermehrt.
3. Vom männlichen Geschlechte waren 1802 61 pGt. ledig und 3 verwittwet,
1815 aber 63, beziehungsweise nicht ganz 4 pGt. Vom weiblichen Geschlechte
waren 1802 60 pGt. ledfig und 9 verwittwet, 1815 aber 62 beziehungsweise
11 pGt. Von der gesammten Population machten die Ledigen männlichen
und weiblichen Geschlechts zusammen 1802 61 pGt. und die Verwittweten
beider Geschlechter 7 pGt. aus, 1815 aber 62 beziehungsweise 8 pGt. Was
die Verheiratheten betrifft, so wurden die dcsfallsigen Verhältnisszahlen be-
reits oben bei den Ehen in den Bemerkungen 4 und 6 angegeben. An Fa-
milien zählte die Population
1806 5468, 1816 6391, 1837 6347, 1840 6446,
1843 7163, 1846 7287, 1849 7084, 1852 7331.
Die Anzahl der Familien ist sonach von 1806—1816 um 17 und von
1816—1852 um 15pCt. gestiegen, während die Bevölkerung in jener Zeit nur
um 7, in dieser aber um 45 pGt. zugenommen hat. Nach den betreffenden
Populationsverhältnissen kam eine Familie im Jahre ltil6 auf 4,30 im
Jahre 1816 auf 3,95 und im Jahr 1852 auf 5,01 Einwohner.
Vierter Abschnitt.
Verschiedenheit der Bevölkerung nach dem Alter.
Auch hier gebricht es an Nachrichten, die aus früherer Zeit als das
laufende Jahrhundert datiren. Bezüglich dieses lassen wir nachstehende
Angaben folgen. Die Einwohnerschan, zerfiel dem Alter nach in folgende
Bestandtheiie:
*) Wenn die Verheiratheten männlichen nnd weihlichen Geschlechts in den Jahren ISOa
and 1815 dlfferiren, so ist der Grund davon in der Ahiresenheit der Ehemftnner zor Zeit der
Bevölkenrngsauftiahm e zu. suchen.
Die Bevölkerungs-Verh'ältiiisse der Stadt Mains. i59
unter
1 Jahr
von
1— 5 J.
über
5-10 J
Über
10— 15J.
Über
15—20 J.
Über
20— SOJ.
Im Jabre
•
t
•
•
-a
a
1
i
«SÄ
•
ä
•
•
1
•
«
5*Ä
•
Ö
1
i
61
•
1
a
•
i
1802
1815
212
295
231
305
443
600
1230
1268
1202' 2432
1228 2496
1
878
1273
878
1322
1756
2595
913
1173
867
1128
1780
2301
886
961
1318
1407
2198
2368
1700
1627
M461SM
M40 4M7
Über
80 — 40 Jahr
über
40— 50 J.
über
50— 60J.
über
60—70 J.
Über
70— 80J.
Über
80— 90J
ttbn
»0^-100
Im Jahre
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1
•
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1
•
s
1802
1815
1490
1560
1793
1978
3283
3538
1217
1234
1829
1346
2546
2580
863
782
1008
847
1871
1629
508
480
615 1123
5801060
208
175
346
198
454
367
87
33
47
42
84
76
2
2
6
8
8
6
im Jahre
Unter 14 Jahren
Unter 14 Jahren
männl. 1 weibl.
überhaupt
mSnnl.
veibl/
überhaupt
1822
3958
3845
7803
6964
8065
15029
1825
3656
3776
7432
7739
8562
16301
1828
3795
3752
7547
7319
8964
16283
1831
3914
3814
T728
8167
9443
17610
1834
3650
3629
7279
11817'
12439
24256
1837
3898
3934
7832
11201
12669
23870
1840
4078
4196
8274
11450
12418
23868
1843
4446
4553
V 8999
12366
12461
24827
1846
4492
4643
9135
13535
13986
27521
1849
4495
4695
9190
12334
13616
25950
1852
4819
5367
10186
13024
13531
26585
Vorstehende Tabellen zeigen :
1. Von 1822—1852 haben die Kinder unter 14 Jahren um 31, die Indi-
viduen über 14 Jahren um 77 pGt. zugenommen, während die Population
überhaupt sich in der angegebenen Zeit um 37 pCt. vermehrt hat.
2. Am zahlreichsten ist die Bevölkerung, sowohl männlichen als weib-
lichen Geschlechts, im Alter von 20*-30 Jahren, von da an sinkt ihre Zahl
mit jedem Decennium und zwar ebenfalls bei beiden Geschlechtern.
3. Aus der vorletzten Tabelle und aus der über die Gestorbenen ist zu
ersehen, dass es in unserer Stadt viele alte, aber nur wenige sehr alte
Leute giebt. Die letzten 50 Jahre weisen durchschnittlich per Jahr 14 Männer
und 19 Weiber, zusammen also 33 Leute von 80 — 90 Jahren, so wie noch
nicht 1 Mann und nicht ganz 2 Weiber, zusammen also noch nicht 3 Leute
Aon 90 — 100 Jahren nacn. Von mehr als hundertjährigen sind aus dem
verflossenen Jahrhundert bekannt geworden : ein Postillon , welcher im Alter
von 100 Jahren und 6 Monaten, so wre 2 Wittwen, welche im Alter von 104
und 1 10 Jahren in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in unserem
Invalidenbause gestorben sind. In diesem Jahrhundert ist in unserer Stadt
bis jetzt Niemand über 100 Jahre alt geworden«
160 I>i^ Bevölkerungs^Verh'ältQisse der Stad^ Maim.
^: Ats Itegel ISsst sieb atifttetten, dass das wellbllcfae Ciffschteclit "fn ' dm
verschiedenen Altersstufen das zahlreichere ist. Dies zeigt sich namentlich
bei den Kindern unter einem Jahre so wie im Alter. Es wird das nicht
befremden, wenn man sich erinnert, dass das weibliche Geschlecht über-
haupt an Zahl überwiegt, dass die Todesfälle — namentlich im ersten Jahre
-=- beim männlichen Geschlecht häufiger sind als beim weiblichen, und dass
dieses Fänger lebt, als jenes.
Fünfter Abschnitt.
Verschiedenheit der Bevölkerung nach der Religion.
Wir theilen zunächst die Zahlenverhältnisse mit, welche uns bezüglich
der verschiedenen Glaubensbekenntnisse bekannt geworden sind.
Die Einwohner von Mainz waren
Andere
.
Christ, z. B.
im Jabre
Katholiken
Lutheraner
Reformirte
Mennoniten,
Anglicaner,
Deutsch-
Jaden
•
.
KalhoUke«
k- • »
IX 180«^
20007
/
1156
1816
22066
1326
250
3
1606
1819
22516
1162
213
—
1499
1822
23678
1421
208
1
1492
1825
23880
2892 -
4
1633
1828
24279
2545
3
1612
1631
25584
3001
5
1664
1834
26399
3388
8
1740
1837
25794
4117
13
1778
1840
25562
4813
11
1756
1843
25148
6568
17
2093
1846
28529
5943
50
2134
1849
27633
5037
342
2128
1852
28823
52
m
, 476
2125
Diese Zahlen veranlassen uns zu nachfolgenden Bemerkungen:
1. Im vorigen Jahrhundert waren in Mainz, der Haupt- und Residenz-
stadt des ersten geistlichen Kurfürsten, die Katholiken im Yerbältniss tu
den Angehörigen anderer Confessioncn zahlreicher, als zu Anfang dieses
Jahrhunderts. Die eben nicht zahlreichen Juden und die wenigen Prote-
stanten sollen etwa 1200 Seelen ausgemacht haben, der Ueberrest der Be-
völkerung, wie wir solche oben angegeben, bestand ausschliesslich aus
Katholiken. Seit Anfang dieses Jahrhunderts nun, bis zu 1852 hat sich
deren Anzahl um 44 pGt. gesteigert, während die Gesammtpopulation um
mehr als 73pCt. zugenommen hat.
2. Die Evangelischen — deren vor diesem Jahrhundert so wenige
in Mainz waren , dass sie nicht einmal eine eigene Kirche und einen Geist-
lichen daselbst besassen, sondern ihren Gottesdienst zu Biebrich hielten —
hatten sich seit der französischen Herrschaft über Mainz, theils durch hier
angestellte Beamte aus dem Elsass, theils durch Ansiedlun^ sonstiger Glaubens-
genossen so vermehrt, dass sie im Jahre 1802 sowohl eme Kirche als einen
Pfarrer erhielten. Die Lutheraner machten lange Zeit hindurch den bei
weitem grössten Theil der Evangelischen aus, wovon die Reformirten etwa
Die Bfcv&lk'erranf S'-'VerhfifttiiAse der Stadt Maine. 161
atif tlef^^dliite oder siiibMife VbeüwareD, bf»eiidlieh an 2. OcU t89J2 beidci
proleBtanti^che Confessioiien tu «hier vereinigten evaitgelis^^hien^Kirobe ?er*
sehmoizen ^ward«n.
Seit wir dem GrossherKoglbom Hessen angehören , also seit 1B16 bis
jetet, hat sich die evangelisehe Geroeind« dahier in hohem Grade, aämlich
nm 237 pCt Termehrt, während die Zunahme der Ge^anrntbevöULeruiig in
dieser Zeit nur etwas mehr als lö p€t. betrug.
3. Wann die ersten Juden nach Mainz gekommen, lässt sich mit Be-«-
stimmtbeit nicht ermitteln. Unter Brzbischof fiardo, also in der ersten
Hälfte des 11. Jahrhunderts aber war es, wo in Folge der Zunahme des
hiesigen Handels viel Juden nach Mainz zogen.
Hundert Jahre später, in ddp Mitte des 12 Jahrhunderts, durchzog ein
fanatischer Mbn>ch/ KadAlph, unsere Gegend und forderte unter dem Vor-*
wände ein^s Krienzimgs die Leute zur Ermordung der Juden auf, in Folge
dessen viele sof da« Schändlichste verft>lgt uAd misshandelt wurden, sämmt-
liehe aber die Stadt verliessen. 20 Jähre lan(^ wagten die Juden nicht mehr
die Stadt zti betreten, bis Erzbischof Christian 1. U70 von Friedrich Bar*«
baro^sa einen Schutabrief flir sie erwirkte, in Folge dessen die Juden: nach
Mainz zurückkehrten. Bald wuehs nun ihre Zahl h«ran und sie benutzten
den sogenannten Judensand in der Nähe der Mombaicber*^Stras8e zur Be«*
erdigung ihrer Todten, was schon zu Anfang des 13. Jahrbonderts gesohehea
sein dürfte. Später, im Jahre 1465 überliess ihnen Adolph von Nassau
diesen Judensand' als nur für sie bestimmten Kirchhof, und als solcher wird
er noch heut zu Tage benutzt. Im 13. Jahrhundert, zuerst 1249 und dann
1282, beschuldigte man die Juden, sie mordeten heimlieh Ghristenkinder
and vergifteten die Brunnen. Darauf hin wurden sie im zuletzt erwähnten
Jahre aufs Neue verfolgt, viele von« ihnen gelödtet und die Meisten verjagt.
Rudolph von Habsbur^ nahm sich jedoch sogleich &rer an, und zwang die
Bürger von Mainz, die Juden als von ihm geschützte Kammerknechte in
Ruhe zu lassen. So lebten sie nun unangdfochten bis 1206, wo auf einmal
die Yolkswuth von Neuem gegen sie ausbrach und in Folge derselben ein
grosser Theil der hiesigen Judenscfaalt ums Leben kam. Fünfzig Jahre
später, 1348, verbreitete sich eine verheerende Seuche, der so({enannte
schwarze Tod aus der Levante auch nach Deutschland. Das Volk Hess si«^
den Wahn nicht nehmen, die Brunnen seien vergiftet und Schuld, dftss so
Viele hingerafft würden. Man nahm sogleich die Juden deshalb in Ver*
dacht und am 21. August des folgenden Jahres wurden nicht blos viele
Judenhäuser angezündet, sondern sogar viele Juden verbrannt, andere ent-
gingen diesem Schicksale nur durch sdileunige Flucht.
Es dauerte lange Zeit, bis die Juden es wagten, sich in Mainz wieder
anzusiedeln , es geschah das nur allmählig und in geringer Anzahl und auch
in den folgenden Jahrhunderten, für welche Zeit es an näheren Nachrichten
über sie gebricht, war ihre Zahl von keiner Bedeutung. Erst im 17. Jahr*-
hundert waren in unserer Stadt die Juden wieder zahlreicher geworden und
in der letzten Hälfte desselben mussten sie die jetzige sogenannte offene
Judengasse beziehen und die sogenannte untere Judengasse neu erbauen.
An der offenen wurde ein Wacnthaus errichtet, welches noch beute zu
Tage besteht. Die untere Judengasse wurde am Ein- und Ausgange mit
Thoren versehen, welche während der Nacht so wie an Sonn- und Feier-
tagen verschlossen gehalten wurden. Diese Thore verschwanden erst in den
IToOer Jahren. Die sogenannte hintere Judengassc, welche ebenfalls in der
letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, um die Gommunication
mit den neu angelegten 3 Bleichen zu erleichtern, war Anfangs nur von
Christen bewohnt, bis sich allmählig immer mehr Juden dorthin zogen und
diese endlich die weit überwiegende Mehrheit ausmachten. Bis zum Aus-
162 Die Bcvölkernngs-Yerhältnisse der Stadt Maine
brach der französischen Revolution war die Aniahl der in Msem Stadt
ansüssigen Jaden immer nur eine massige. Sie belief sich lu Anfang der
1790er Jahre auf 8—900 und es kamen per Jahr etwa 20 Gebarten, eben so
viele Todesfälle und einige Trauungen vor. Alles in so geringer Zahl« dass
oft in den Registern gar keine Vermerkung davon gemacht wurde. Während
der Belagerung von Mainz im Jahre 1793 fluchteten viele jüdische Familien
aus den benachbarten Ortschaften hierher und blieben dann auch hier
wohnen.
' Nachdem Frankreich durch das Beeret vom 27. Sept 1791 und die
Constitution vom 5. Fructidor III den Juden das StaatsbQrgerreeht verliehen
und Mainz 1797 französisch geworden — weshalb sämmtliche Juden am
nächsten republikanischen Neujahrstage, 22. September 1796, ihre Häuser
illuminirten — zogen viele Juden hierher. Ihre Anzahl wuchs so schnell,
dass sie 1801 schon 1156 und 1806 1313 betrug. Das kaiserliche Decret vom
17. März 1808 unterwarf den Handel und Verkehr so wie die bürgerliche
Niederlassung der Juden vielfachen Beschränkungen; ein weiteres Decret
vom 20. Jali 1808 verpflichtete sie zur Annahme bestimmter Vor* und Zu-
namen. Möglich, dass diese Vorschriften in der Folge manche Juden abge-
halten haben, sich in Mainz anzusiedeln. Gross war ihre Zahl. keinen Falls»
da aber vor und während der Blokade von 1813 und 14, wie bei der Be-
lagerung von 1793, viele jüdische Familien hierher geflüchtet waren, «o
konnte die Zählung vom Juli 1815 1522 Juden constatiren. Darunter waren
689 männlichen und 833 weiblichen Geschlechts. Erstere bestanden aus
399 ledigen,
227 verheiratheten Personen,
24 Wittwern und
39 ortsfremden Handwerksgesellen, Knechten und Dienstboten.*)
Das weibliche Geschlecht bestand aus
365 ledigen,
227 verheiratheten Personen,
64 Wittwen, und
178 ortsfremden Dienstboten.
Nach Obigem haben die Jaden seit dem Jahre IX (I8O5/} bis 1815 um
31 p€t. und von da bis 1852 um 39pCt zugenommen, wänrend sich die
Gesammtbevolkerang der Stadt in der ersten Zeit um 13 und in der letzten
um 54pCt vermehrt hat.
Sechster Abschnitt.
Verschiedenheit der Bevölkerung nach dem Stande.
Von einzelnen Nahruneszweigen ist uns zwar die Anzahl der Indi-
viduen, welche den einen oder den anderen derselben betrieben haben,
aus früherer Zeit bekannt, wie z. B. von den Goldschmieden, Bäckern,
Metzgern u. s. w. , und wir werden bei einer anderen Gelegenheit darauf
zurückkommen; bezüglich einer Uebersicht sämmtlicher hauptsächlichen
Erwerbszweige aber müssen wir uns auf die neuere Zeit beschränken.
In dieser Beziehung nun können wir Folgendes mittheilen:
*) Unter den Einheimiachen waren 165 Handelslente, 96 Gteverbtreibende, S4 die eich theo-
logischen Stadien, der Erciehang and dem Unterricht widmeten, 80 ohne aUes Geschllft und
10 Tagelöhner.
Die Bevölkerungs-Verhältn isse der Stadt Mainz. 168
Man sählte i» Mainz
1822
1825
1823
1831
1884
1837
1840
1843
1846
1849
1852
194
293
221
217
253
265
2691
25
46
36
40
49
42
54
2844
2857
3131
3785
3199
2442
2588
7
6
4
4
3
2
2
1544 männl.
1999
2040
2194
Gcschl.
n
3039
2835
3215
3487
3803
3095
3336
673
563
480
1043
283
8
793
455
407
862
280
7
785
503
442
945
225
35
812
550
433
983
236
21
717
366
264
630
206
8
618
314
214
528
286
36
654
377
227
604
272
30
291
287
260
257
214
322
302
237
270
301
293
469
344
373
478
534
404
420
2187
2407
2268
2429
2438
2609
2427
2925
2876
3344
2476
12424
2677
2569
2622
2957
2953
2800
3403
3460
3748
2896
Vorstehende Tabelle giebt zu nachfolgenden Bemerkungen Anlass:
1. Die Anzahl der Beamten ist seit 1834 beträchtlich gestiegen, be-
sonders war das bis 1837 der Fall, in welchem Jahre ihre Zahl die stärkste
bis jetzt war, während die Zunahme gegen 1834 im Jahre 1852 39 pCt. aus-
macnte. In dem zuletzt erwähnten Jahre kam ein Staats-, Kirchen- oder
sonstiger Beamte auf 137 Seelen.
2. Die Zahl der Einwohner, welche Ackerbau, sei es allein, sei es in
Verbindung mit einem Gewerbe, treiben, ist im hohen Grade gering. Während
sich die Ersteren im Verlauf der letzten 18 Jahre vermehrt, haben sich die
Letzteren während dieser ifeit vermindert.
3. Um so beträchtlicher ist die Zahl der Gewerbetreibenden, von
welchen 1852 einer auf 14 Einwohner kam, was 7 pCt. der G^sammt-
bevölkerung entspricht. In früheren Jahren war die gewerbliche Industrie
unserer Stadt noch zahlreicher vertreten und von 1834—1843 hatte sich die
Zahl der Industriellen fortwährend vermehrt, bis sie in dem zuletzt ge-
nannten Jahre ihren Höhepunkt erreichte, von da an aber bis jetzt sich be-
trächtlich verminderte.
4. Die Zahl der von den Handwerkern beschäftigten Gesellen und
Lehrjungen ist fortwährend grösser gewesen, als die Zahl der Meister, was
als eme erfreuliche Erscheinung zu betrachten ist. Sie stieg von 1834 l)is
1846, nahm dann aber bis 1849 ab und wuchs dann bis 1852 wieder von
Neuem, so dass die Gesellen und Lehrjungen zusammen gegenwärtig 1 1 pCt.
der ganzen Bevölkerung ausmachen, während die Handwerksgesellen allein
in 9 pCt. der Gesammtpopulation bestehen. Die Zahl der männlichen
Arbeitsgehülfen (Gesellen, Lehrjungen, Tagelöhner, Fabrikarbeiter und
Dienstboten), von welchen die Gesellen bei Weitem die Mehrzahl bilden,
hat sich vom Beginn dieses Jahrhunderts bis zu 1834 fortwährend vermehrt.
164 Die Bcvölkerungs- Verhältnisse der Stadt Mainz.
Sie betrug 1802 1204, 1816 dagegen 1742 und ist von da an, wie atts der
Tabelle EU er8«heD, immer weiter gestiegen.
5. Die Zahl der männlichen und weiblichen Tagelöhner und Fabrik-
arbeiter zusammen hat von 1834 an fortwährend abgenommen, so dass sie
1852 noch lange nicht die Hälfte der in jenem Jahre vorhandenen und noch
lange nicht 1 \i pGt. der Gesammtbevölkerung ausmachte. Die Zu - und
Abnahme der männlichen und weiblichen Tagelöhner, so wie dieser über-
haupt richtete sich im Allgemeinen nach d ^ Vermehrung oder Verminderung
der selbständigen Gewerbtreibcnden. Die Fabrikarbeiter überhaupt una
im Besonderen die männlichen, verminderten sich von 1834 bis 1846 fort-
während, nahmen von da an aber zu. Bei der Taglohn- wie der Fabrik-
arbeit stand das weibliche Geschlecht fortwährend gegen das männliche zu-
rück und besonders war das bei d£n in den Fabriken Arbeitenden der Fall,
in welchen nur sehr wenige weiblichen Geschlechts beschäftigt wurden.
6. Die Dienstboten, sowohl männliche als weibliche, haben seit 1822 zu-
genommen, waren 1846 am ^ zahlreichsten, verminderten sich dann aber be-
trächtlich und machten 1852 beinahe 8 pGt. der gesammten Einwohnerschaft aus,
wovon etwas mehr als 1 pCt. auf die männlichen und nicht ^anz 7 pGt. auf die
weiblichen Dienstboten kamen, so dass die Gesammtzahl dieser beiläufig das
Sechsfache jener beträgt. Als Mainz unter grossherzo^lich hessische Re-
gierung kam, 1816, waren ziemlich eben so viele weibliche Dienstboten
hier, nämlich 2190, als im Jahre 1822; da ihre Zahl aber nnter französischer
Herrschaft 1802 nur 1863 betrug, so hat sich dieselbe in den letzten 50 Jahren
um beinahe ein Drittel oder 33 p(lt. vermehrt, während die Gesammt-
bevölkerung von Mainz im Laufe dieser Zeit um 65pGt. zugenommen hat.
Mecklenburg.
(Auszug aufl dem Staatskalender, dem Archiv fOr Landeskunde und anderen MlttheiluUgen
des statistiiehen Bureaus au Sohverin.
Die jetzigen Grossherzogthümer Mecklenburg -Schwerin und Mecklen-
burff-Strelitz sind ans deii vormals abgesonderten Ländern: 1) der Herzoge
zu Mecklenburg, mit Inbegriff 2) der Herrschaft Stargardt und 3) der
Herrschaft Rostock; 4) der Grafen zu Schwerin, nebst dem überelbischeA
Theile der Grafschaft Danneberg: 5) der Fürsten zu Wenden; 6) der
Bischöfe zu Schwerin und 7) der Bischöfe zu Ratzeburg zusammengesetzt.
Sie umfassen noch jetzt diese 7 Provinzen , sowie sie im grossherzoglichen
Titel, dem Range nach^ aufeinander folgen, nur nach einer veränderten
Eintheilnng.
Das ursprüngliche Stammland ihrer Regenten, das Herzogthum Mecklen-
burg nämlich, sowie damit in obiger geschichtlicher Ordnung die 4 folgenden
Provinzen (2—5) nach und nach vereinigt waren, sonderten sich durch den
fürstbrüderlichen Theiinngs -Vertrag vonr 3. März 1621 in 2 Herzogthümer
Mecklenburg- Schwerin und Mecklenburg -Güstrow ab. Auf die früheren
Grenzlinien seiner Bestandtheile, ward dabei nicht weiter Rücksicht ge^
nommen. Nur das eigentliche Herzogthum Mecklenburg verblieb ganz der
Schwerinschen und die Herrschaft Slargardt unzertrennt der Güslrowschen
Linie, von dem Fürstenthum Wenden hingegen und von der Herrschaft
Rostock ward der grössere Theil dem Güstrowschen Herzogthume, sowie
dem Schwerinschen fast die ganze Grafschaft Schwerin zugetheilt.
Insofern gleichwohl beide Herzogthümer ein politisches Ganzes aus^
machten, behielt man im Innern die schon frühere £intheilung in 3 Kreise,
dem Namen nach, bei. Man nannte nach dem vorzüglichsten Bestandtheile
den Schwerinschen Antheil den mecklenburgischen Kreis ; in dem Güstrowschen
Antheil aber unterschied man, unter dem Namen des wendischen Kreises,
dessen übrige Besitzungen von der Herrschaft Stargardt, dem stargardtschen
Kreise. Von beiderlei Eintheilungen blieben die Stadt Rostock mit ihren
ländlichen Umgebungen, die 3 Jungfrauenklöster u. s. w. ausgeschlossen und
beiden herzoglichen Linien gemeinschaftlich.
Späterhin trennten sich von dem Herzogthume Schwerin die Stallt
Wismar mit 2Aemtern, als sie durch den westphälischen Frieden (1648)
\QQ Mecklenburg. '
*
der Krone Schweden abgetreten wurde. Dagegen wurden die beiden Bis-
thiimer Schwerin und Ratzeburg, als abgesonderte Fürslenthümcr^ den
Herzogen von Mecklenburg-Schwerin beigelegt.
- Mit dem Abgange der Güstrowschen Linie (1695) wurde dessen pri-
vativer sowohl, als gemeinschaftlicher Landes-Anlheil mit den Mecklenburg-
Schwerinischen Staaaten konsolidirt. Nur durch eine neue Vereinbarung
in dem Hamburger -Yergleich (1701) ward der jüngeren Linie des
Schwerinschen Hauses von dem Herzosthum Güstrow der stargardtsche
Kreis mit den 2 Johanniter -Komthureieff und das Fürstenthum Ratzeburg
eigenthümlich überlassen.
Seitdem inmittelst die Mecklenburg-Schwerinschen Staaten (1803) durch
die Zurückgabe der Herrschaft Wismar von der Krone Schweden*) red-
integrirt wurden, bilden nunmehr naj^h der, auf dem Wiener Congresse
von beiden fürstlichen HSinsem (IIJ|>) angiWMQjmenen grossherzo glichen
Würde
A. Das Grossheriogthum leekleubHrg-Sckweriii
1) das Herzogthum Schwerin ^ der mecklenburgische Kreis, 2) das
rierzogthum Güstrow, wendischen Kreises, 3) der rostocker Distrikt mit den
übrigen dorthin gemeinschaftlichen Oertern, 4) das Fürstenthum Schwerin,
5) die Herrschaft Wismar.
B. tos Ciross]iejriMii^li<ii|i llef^leiiliiirs-J^Miti,
1) Der stargardtsche Kreis des Herzogthums Güstrow und 2) das
Fürstenthum Ratzeburg.
Mecklenburg - Schwerin
hat 278 QMeilen Flächeninhalt, welche nach der kirchlichen Bevölkern ngs-
liste Ende November 1852, von 542763 Menschen = 2380 auf 1 D Meile
bewohnt wurden.
Volks-Zählung. — In Mecklenburg - Schwerin wird seit
75 Jahren alljährlich um Martini eine allgemeine Zählung, ursprünglich nur
der Steuerpflichtigen, nach den Kirchspielen durch die Prediger^ unter
Zuziehung der Küster und ländlichen Schullehrer vorgenommen, ausserdem
wurde für die Zwecke des deutschen Bundes im Jahre 1819 eine amtliche
allgemeine Zählung veranstaltet. Diese letztere Zählung gab zwar ein von
den sogenannten Martinilisten etwas abweichendes Resultat, indem' sie um
ca* 70(X) Einwohner weniger als diese nachwies. Es darf der amtlichen
Zählung durch ein an solche Arbeiten nicht gewöhntes Personal nicht
weniger Fehlbarkeit als der Kirchenzählung beigemessen werden ,und das
Urtbeii des statistischen Bureaus, bezeichnet die Martinilisten als ein, wenn
auch nicht vollkommenes, doch sehr brauchbares Material.
Wir lassen daher nach diesen Listen die Zählungen folgen, indem wir
bemerken, dass bis zum Jahre 1818 grosse Klassen der Bevölkerung, wie
z. B. alle Kinder unter 5 Jahren, Juden, Militair etc. nicht inbegriffen sind.
*) Jedoch nur auf lOOjährigem Pfandbetitz. Der PfandscfaUIing ist mit 1350000 Relclisthlr.
Bambnrirer Bavco beeablt. Nach Art. 4 des Pfand- Vertrages würde bei Ablauf der 100 Jahre
von Schweden die Summe von 98482590% Thaler Hamburger Banco ■= 1477ä3885V^ Thlr. Cour«
an Mecklenburg zu bezahlen sein.
Mecklettbari^.
167
KircUiche Bevölkerungs-, Crebarts-*, Heiratlis« «md
" ' von 1798— 1M2.
mmmm
mmmmt^im
0«trafato
PMre
Im
Jtiae
Seelen«
' Z9MI
Geboren
Kneb.
Mttdoli.
Zus.
Daninter
linge
Zwil-
linge
UaeU.
Kinder
Todtif.
«UV. d.
Tftnfe
geet.
1795
1800
1805
1810
1815
1820
1825
1830
1835
1840
1845
1850
1852
249453
5709
265674
6478
295489
7240
29464$
7201
301547
7556
393326
7473
417871
8304
448668
7889
466540
8719
494530
8893
516079
9306
536724
9735
1 542763
9702
5376
11085
9
166
591
6062
12540
6
159
736
6651
13891
6
170
839
6651
13852
15
227
953
7179
14735
7
211
1145
7082
14555
3
234
1325
7731
16035
1
200
157ä
im
15372
3
220
1627
8259
16978
5
226.
2070
8245
17138
1
219
2448
8776
18082
2
254
3177
9005
18740
4
240
3886
9190
18892
1
237
3968
419
2823
499
2997
572
2921
623
3591
652
3460
641
3189
698
3440
679
3244
886
3646
891
3652
972
3611
1072
3813
1099
4289
Gestorben
Deninter
cusaui.,
■n
en
im
dnrcb
Kinder
TOJfthr.
VCUll V
mKottl.
▼eibl.
ohne die
BfAttem
andern
Kind.
Üngltcks-
tinter
und
Todtgeb.
Epidem.
bette
fSlle
UJ.
darüber
1795
5734
5450
11184
130
3679
149
156
5843
1284
1800
4468
4318
8786
560
1136
128
140
3646
1388
1805
4241
4040
8281
34
1001
119
145
3361
1422
1810
4289
4128
8417
12
918
121
147
3466
1161
1815
3926
3712
7638
3
604
HO
159
3282
1066
1820
3958
3968
7926
2
412
166
198
2848
1367
1S25
4045
3854
7899
13
292
103
206
3242
1290
lß30
4740
4526
9266
3
447
120
224
3459
1527
1835
5834
5407
11241
332
1084
170
195
4657
1599
1840
4913
4879
9792
7
528
149
252
3693
1608
1845
5146
4931
10077
36
500
162
305
3736
1596
1850
6614
6450
13064
87
3370
159
275
4793
1727
1852
6137
5927
12064
78
1861
149
282*)
5321
1685
Es hat sich (die ersteren Jahre mit ihren grossen Mängeln der 2Shladg
und mit theil weisen Gebietsveränderungen ausser Betracht gelassen) nach
dieser Zusammenstellung die Bevölkerung vermehrt
von 1820—25 um 6,24 pCt = 1,45 im Jahre
25-30 „ 7.37 „ = 1,47
30^^ „ 4
35-40 „ 6
40-45 „ 4,86
45--50 „ 4
ff
ff
= 0,80
= 1,20
= 0,88
= 0,80
ff
ff
*) Worunter 66 Selbstmörder.
166 Meckleftburf.
wobei jedoch Torauszusetzen ist, dass zur Steigernng in den ersten Jahren die
YerYoUstäadigUBg der Zählungen beigetragen hat> wätirend die Abnahme
dieser Steigerung in den letzten Jahren der Auswanderung zugeschrieben
werden muss.
£9 sind HB Jabfe tö&Ü, aUm übw Himborg^ w 4dia lf«cUaiKburger,
d. h. ^0 pCt. der ganzen Bevölkerung ausgewandert, während derüeber-
Bchuss der Geburten über die Todesfälle 6828 betrug. Ohne jene Aus-
wanderung würde die Vermehrung der Bevölkerung v. 1851 bis 1852 10967
also über 2 pGt. betragen haben.
Das Verhältuiss war
1 Geburt, 1 Todesfall 1 Trauung. 1 uneheliche Geburt
auf Lebende. auf eheliche.
88,4 16,11
88,6 17
. 82,3 • 16,4 '
' 82,1 14,5
87,1' 13 '
123,3 10,8
' 121,5 10,2
138 9
130 8
135,5 7
143 5,7
. . . 140.5 43 . .
126,5 4,7
Man wird in dieser Berechnung einige Aehnlichkeit zwischen den Ver-
hältniss-Zahlen der Geburten, Todesfärie und Trauungen bis 1815 und eine
solche in den nachfolsenden Jahren, zwischen beiden Abschnitten aber eine
plötzlich auffallende Veränderung bemerken. Diese findet ihre Erklärung
m der schon erwähnten Unvöllständigkeit der Zählungen vor 18IH. Die
Geburten, Todesfälle und Trauungen durch Kirchen- und Civil-Hegister con-
trollirt, wahrscheinlich in äilieri Zeilräumen mit ziemlich gleicher Genauig-
keit angegeben, müssen natürlich verhältnissmassig zahlreicher erscheinen,
wo die Bevölkerung, wie vor ^818 nicht, als da wo sie vollständig aufge-
nommen ist, wie dies nach 1818 der Fall war.
Nicht beeinträchtigt durch die Unvöllständigkeit der Zählune erscheint
bei der Voraussetzung der Genauigkeit der Geburlslisten das Verhältniss
der ehelich Geborenen zti den unehelich Geborenen, und es ist daher die
verhältnissmassig grosse Zunahme der Letzteren als unzweifelhaft zti be-
trachten. Dass schon auf 4,7 eheliche Geburten eine uneheliche trifft, ist
ein aussergewöhnliches Verhältniss. In Oesterreich kommt ein uneheliches
Kind auf 8,86, in Preussen auf 14, in England auf 14,7, in Hannover auf
11,9,. in Oldenburg auf 15,11.
Wir, haben scnon in dem Üahrbuche von 1852 die Ansicht ausgesprochen,
dass wir die Zahl der unehelichen Geburten nicht als einen unfehlbaren
Massstab der SittUchkeit betrachten, weil die gewerbliche Unzucht gewöhn-
lich unfruchtbar isl; wir finden in dem Mecklenburgischen „gemeinnützigen
Archiv***) dieselbe Ansicht ausgesprochen; es lässt sich aber eine Ver-
schlimmerung der Zustände nicht verkennen, wo, wie hier, die Zahl
der unehelichen Geburten so ausserordenllich zunimmt, ungeachtet dass
nebenbei die gewerbsmässige Unzucht a|ler Wahrscheinlichkeit nach eben-
1795
22,5
^,2
1800
21,1
35,8
1805
21,3
35,7
1810
21,3.
35
1815
20,4'
40
1820
27,1^
49,6
1825
25,4
52,9
1830
29,2
48,4
1835
27,5
41,5
1840
28,9
50,5
1845
28,5
51,6
lh50
..294
.. 414
1852
,28,8
45,5
>
*) Jahrgang 1851, Streifztige in dem Gebiete der mecklenburgischen Beyölkemngsstatistik
von A. Ackermann in Schwerin.
MecLlenlburg. 169
falls mehr zu als abgenommen hat. Diese Yerschlimmerong in der Zunahme
des verpönten Umganges der beiden Geschlechter zu suchen, liegt aber ein
Grund nicht vor, wahrscheinlicher ist es, dass heut zu Tage weniger als sonst
durch Heirath auf die mieheliche Erzeugung eine eheliche Geburt folgt,
indem die Erschwerung der Niederlassung, die furchtbare Gewerbe-Be-
schrankungy welche iu Mecklenburg herrscht, immer mehr gegen alle Ehen
wirksam werden, je mehr ihre Wirksamkeit Proletariat hervorruft. Ziehen
wir nun die Jahre in Betracht, in welchen die Bevölkern n^sliste ähnlich wie
heut zu Tage aufgenommen wurde, so sehen wir, dass im Verhältniss der
Bevölkerung die Zahl der Geburten überhaupt seit 1820 nicht zu-, sondern
im Gegentheil etwas abgenommen hat, indem damals auf 27 ^^ 1852 aber
erst auf 28* Menschen eine Geburt kam; wir sehen ferner, dass damals auf
10* Geburten, 1852 schon auf 4' Geburten eine uneheliche kam, während
die Zahl der Trauungen von 1: 123 < auf 1: 140* im J. 1851 und 1: 126 > im
J. 1852 vermindert ist.
Unter den Todesfällen waren nach einer Zusammenstellung von
Ackermann in den Jahren Belbstmorde ein Selbstmord
In je 10 Jahren auf Seelen auf TodesfSlle
1811-20 218 15011 414»»
1821--30 384 11030 224"
1831—40 522 9028 205>«
1841—50 709 7300 161 ••
In Prenssen zählte man 1816 einen Selbstmord auf 15042 Lebende,
1825 auf 12260, 1840 auf 10090, 1849 auf 10681. Es traf ein Selbstmord in
Oesterteieh 1830-38 auf 34173, von 1839-47 auf 28696, in Bayern 1840— 41
auf 24907, im J. 1851 auf 13535 Seelen.
1795 starb in Mecklenburg eine von 74 Wöchnerinnen, in den fünf letzten
der auf unserer Tafel aufgeführten Jahre starb nur eine von 1 14 Wöchnerinnen.
In Preussen ist 1828 noch eine auf 108»», 1849 eine anf 124»« Wöchne-
rinnen gestorben.
Merkwürdig ist in Mecklenburg-Schwerin die grosse Zunahme der Todt-
geborenen. 1795 eine Todtgeburt auf 26« Geburten, 1820 auf 22' trifft im
Jahre 1B51 schon eine auf 17 ^ Geburten.
Dies Verhältniss ist sehr ungünstig, wenn mit anderen Ländern ver-
glichen, z.B. war in Preussen ein Kind todt von 29" o Geborenen, im Jahre
1825 von 25««, im J. 1851 in österreichischen Gebärhäusern*) 1 von 25, im
J. 1847 in Bayern 1 auf 33, im J. 1849 in Sachsen 1 auf 22 1'.
Nach ihrem Wohnsitze vertheilte sich die Bevölkerung
in den Jahren 1845 1850 1852
auf die Domainen 198275 205132 206986
Ritterschaft]. Güter 13431 141664 140707
Kloster Güter 8531 8934 9052
' Städte 157555 167120 172092
Kämmerei Güter 13287 13874 13926
Summa 516079 536724 542763.
Das Areal Mecklenbur^-Schwerins ist in folgende Eigenthumsklassenver-
theilt: I. die landesherrlichen Domainen 95 '> oMeilen
II. die ritterschaftlichen u« übrigen Landgüter 107«* „
IU. die Städte 24« > „.
Wir geben aach dem Staatskalender von 1853 die folgenden Tafeln über
jenen Grundbesitz, indem wir jeder Categorie die Bemerkungen beifügen^
welche in jenem trefQichen Buche erklärend beigefügt sind :
*) Die in Oesterreich gepflogenen Erhebungen bezüglich des im ganzen Lande herrschen*
den Verhältnisses der Todtgeboremen zn allen Geburten sind fl&lsch und hier daher nur die
Gebärh&user in Betracht gezogen.
11
y
I. Dominial-
incl. des Hurenstandcs der grosshi
zoglicboD HanshaltRgililer.
Buckow
CriTili ,
DoberuD
DömitE
Eldcna
Gadebusch . ...
Orabow
GrevUmOfileD ....
Hagenow
LUblbeen
Lübz
Mecklenburg
Neustadt
Plüschow
Redentin
Behna
Schwerin
Sieraberg
Toddin
Walsmühlen ....
Witteuburg ....
Zarrentin .......
Backeudorf . . . ,
Boitzenburg ....
Dargun
Gnoien
Goldberg
Güstrow
Neu-Kalden ....
Flau
Ribnitz
Rossewilz
Schwaan
Stavenhagen ....
Sülze
TeulenwiDkel ....
Wredenhagen . . , .
Bülzow
Marnitz
Rühn
Schwerin
Temprin
Wann
Neu- Kloster ....
Wismar-Poel ....
Geistl. Grundstücke
Summa
4041424
12657213
582149S
13957785
3231547
1770S333
3191751
1572794
1419753
3970019
3234539
1241319
6714906
1118734
2483487
13535940
6707967
3575345
(1452586)
134705
4201896
5574317
2541584
1938274
217079749
4455771
1187526
2426711
S25149157
17V
45 ü
iO'i
70 Si
17 V
30.18 /
22,22 /
39,24 \,
34,1
71,19
11
Die h«Q|äsa[ehlieiist0ii BaiUndtheifo der Domain«ii waren:
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Benennang
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n
s ^
Summa
1 a
Pfarrkirchen
Filialkirchen
Kapellen
Stadt- und Landschulen '. .
Marktflecken
PachlhÖfe
Erbpachlstellen. . . , . .
BUdnerstellen
Häusferstelleo
Hauswirthsstellen
Forst- und Hc^z^rärter»- Ge-
höfte . • «
Erbmtthlen
Pachtihttblen
Papi^hnühlen
Erbscfinnieden ......
Pacht- und Bü^n^rschmieden
Erbkrttge
Pachtkrüge
Kalkbrennereien .....
Ziegeleien
Theer»-Oefeft. .. ..•-..
Steinsehleifereten
Fischereien :......
Frohnereien : ' . . . . ' . .
Salzwerk .
Gypswerke ^ ..... .
See-( StahN''iind Schwefel-
bad ........ .
Soolbäad ........
Irrenheil- uod POege^jAp-
staUen -. .- . . . » .«: .
Gestüte .
Was^r-, Lanit- u. Briictaen--
zölto • . .
Beyöikerung t8B0 . ; . . .
106
44
7
482
4
130
636
'2613
9905
1217
103
58
30
1
42
141
44
136
4
14
1
42
14
1
1
ll
2
38
U9771
74
28
16
224
1
94
295
1155
2290
360
65
44
23
1
28
63
18
45
4
16
4
ll
10
1
1
14
57713
20
5
3
151
ll
88
351
460
97
15
13
8
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15
19
7
13
10
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2
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223
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3
""2
10
1
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"^2
203
78
26
789
5
254
1048
4405
6878
1795
187
117
64
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54
198^40
1
1
Die grossheraogl. Haushaltungs-^Domainea haben ausser 1662369 a Ruthen
an Forslgrund einen Hufenbestang Ton 229 V Hufen, 6 '^^ Scheffel (incl.
einer PArrbitfei). - ^ ^
.Von JoeckkQbqrgis/ch«!! Buüie« sind 2243006 ^ l o Meile.
IXer ÄitS^rupk •Powiipen.,*' m erweiterten Sinne, umfosste bis zur
l^ilWHVtina (}es SUptsc^rii^dcesetzes van }0. Qctober 1840 alles landen*
bm^ wandlM(^R(h«m» mnß U9ters«bied, pb es jm dem, im laades^
■M^^i^Uifk ii,mtßT^jivmJ(i»ltmiri%»m9i i^rjjrw^bung «ngenMiineneB
11*
172
Mecklenburg.
Jahre 1748 fürstliches SUmiQgot war, oder ia aäte^en Zcüen iabs ritter-
und landschaftlichen Privatgütern angekauft wurde. In Folge der Auf-
hebtiDg jenes Staats grundgesetzes ist zwar nun antch die ADtretUßg (SSt
Domainen an den Staat rückgängig geworden, allein die getrennte Ver-
waltung der zum Hausgut bestimmt gewesenen Domainen beibehaltei^»
n. Hufen-Bestand und ZSinwohnerzaU G«tztere ron isso)
der ritterschaftlidhen und übrigen Landgüter des Gross»
herzogthums Schwerin«
Aemter
Siinirohner
1) Buckow
2) Crivitz
3) Gadebusch
4) Grabow
■ 5) Gravismühlen
6) Ivenack 4 . .
, 7) Lübkz
8) Mecklenburg . . ,
9) Neustadt . *. .
10) Sdbwerin . •, ....*.
Jl) Steirnberg
12) Wittenburg . . . ;
Summa d. mecklenburg. Kreises
13) Boitzenburg ............
14) Gnoien i . . . < . .
15) Göldberg
16) Güstrow
17) Neu-Kalden .
18) Flau * . .
IQrRibnitz. .
20) Schwaan
21) Stavenhagen
22) Wredenhagen i . .
Summa des wendischen Kreises
Summa der rittersch'aftl. Güter
23) Kloster-Aemter
24) Rostocker District .......
25) Kämmerei- u, Oe^on.-Gtiter
Summa der übrigen Langbegüt.
Total -Summa 1850
1852 Einwohberzalii
9024
5017
4696
2581
14089
1988
.7631
5705
6297
•6895
2322
10147
76419
2135
7912
2433
14248
3918
1569
5569
1149
20225
5995
65150
141569
8934
6647
7227
95
164472
163685
Hafisn
S«heff#l-
224
128
103
63
323
45
190
130
120
154
67
234
1786
41
210
70
360
98
32
185
23
427
163
1844
3401
160
130«/
47 ij-
338
3739
248
45
27
277
150
72
66
93
153
268
184
201
289
242
112
275
89
60
250
6
2m
209
189
192
49
60
«9
58
236
l»i
11
8
19
4
18
4
17
29
24
26
19
29
23
U
1
4
15
8
•6
:io
/*
Die Güter der mecklenburgischen Ritterschaft sind noch jetzt in beiden
Herzogthümern unter eben die Aemter vertheilt, wdehen sie bei der Landes-
theilung zwischen der Schwerinschen uad Gtifsfarowscbeii Linie in dem
brüderlichen Erijvertrage zu Güstrow^ vom 3. März 1621, %, \S beigelegt
wurden. Weil nämlich die Güstrowschen Aemtelr ungleich Mehr nttetv
schaftliche Güter umfassten als die Schwerinsdnen, so mussten naeb dem
Meokieiirbiirgv
173
angenommenen Princip der völligen Gleichheit mehrere Güter, z. B. aus
dem Amte Schwaan nach Buckow, aas den Aemtern Goldberg and Plan
nach Lübz, und aas dem Amte Slavephagen die in der Nähe von Waren,
wo kein fürstliches Amt seinen ^z liatte, an das entfernte Amt Neustadt,
dem es sonst an ritterschaftlichen Gütern gänzlich fehlte, abgegeben werden»
trenn gleich ihre geographische Lage sie nicht dafür bestimmte.
Mit eben so wenig Rücksieht auf geographische Bestimmung ward
späterhin das Amt Ivenack aus dem Herzogtnum Güstrow, gegen Backen-
dorf, an das Ha*zQgtbum Schwerin vertauschti und die im Amte Bützow
belegenen vormaligen ritterschaftlichen Güter des Fürstenthums Schwerin
wurden vermittelst ihrer Incorporation (1771, 1775, 1782) den Aemtern
Bttckow, Crivitz, Mecklenburg, Sternberg, Schwerin und Schwaan zagetheilt,
weil aus diesen eben so viele inkamerirte Hufen dem Fürstenthum Schwerin
zurfick^egeben wurden. ' Die ritterschaftlichen Güter jedes Amts stehen
unter sich in Amts? erbandb.
. Die Zahl derGrundherrea und ihre Besitzungen war
MMÜ
:±seb
Bcat:
1852
Schtre-
rin
Güstrow
Uebrige
Land-G.
Hanpt-
Ottter
1 Landesherrschaft ....
2 fürstliche Familien . . .
29 sHiniche Familien . . .
256 frefherri. u. adl. Familien
315 bürgliche Familien . . .
13 geistliche Stiftungen . .
17 weltliche Communen . .
6 Bauerschaften
t^SZ* 648 Gutsbesitzer
darunter Lehn- Güter .
AÜodien
35
4
33
187
203
ö
2
1
470
321
149
26
5
44
156
148
6
3
5
395
301
94
6
1
3
11
75
37
133
I
132
67
9
78
348
362
86
42
6
998
623
375
1833
Besitzer
Haapt-
Güter
1
1
24
265
241
13
16
5
567
68
10
90
390
303
85
42
5
994
681V
3125
Nach den neueren
anderen Gütern
lOSBauero vella. % Hafner,
668 V^n. VjHuflier,
1302 Halbhumer,
1574 y, Huftier,
798 Zeitpäehter,
1748 Erbpächter,
849u Zollämter
60a Büdn. n. Büdiunelbes.
21831 Einleger, Tagelöhner,
Hirten,
28889 Knechte und Jnngen,
■ 701 Gärtner, Kutscher, Be-
dienter, Köche,
339 Jäger,
28231 weibliche Dienstboten,
i$ Mühlen. Eigenthfimer.
ao Mühlen- Erbpäehter,
414 Hol2w£rter, Torf-
messer, Ghanssee-
wlbrter, ZÖUner,
296 Kafhtmüllet,
367 Hühlenburachen,
7 Brennereipächter,
Register^ von 1847 gab es auf den Domainen und
2 Ghanssee-OdLdpächter,
1 ZoUpächter,
9 Unterpächter,
28 Schäfereipächter,
154 SetiBSchäfer,
291 Pachtkrüger,
157 Pachtfiscber,
113 Fischerknechte,
92 Erb- und Lehnkrüger,
10 Tabacksplantörs,
692 Schmiedemeister,
311 Rademacher,
334 Tischler,
26 Maurermeister,
14 Zimmermeister.
1340 andere Handwerker, *
1937 Handwerksgesellen,
769 Schulmeister, wovon
139 mit Handwerk,
159 Hauslehrer,
274 Erzieheiinneci-
131 Inspectoren,
771 Voigt« und Statthalter,
190 Wirthsohafter und
Schreiber,
30 Prirateeoretaire,
222 WirthschaftslehrUnge,
13 Kalkbrenner,
15 Theerschwäler,
148 Ziegler,
229 Ziegler-Gesellen,
5 Glashüttenmeister,
76 Glashüttenarbeiter,
1 Ledttrfabrikant,
11 Torf u. Kohlenfahrer,
61 Schiffer,
135 Steuerleute, Knechte.
Jungen,
146 Ostseeschiffer,
146 Steuerleute,
435 Matrosen,
5 Schiffszimmerleute,
68 Schiffsköche,
381 Jungmänner und
Schiffsjungen,
3 Lootsen,
7 Pferd«- u. Viehhändler,
2 Holthändler,
180 Hebeammen.
174
MtfekUnburii^:
sadtisclie« OatMler IMZ,
Städte
Rostock .
Schwerin
Güstrow
Parchim
Waren ........
Malchin
Teterow
Bützow
Ribnitz
Boitzenburg. ; . . . .
Röbel
Plau
Malchow
Grabow
Grevlsmühlen . . . .
Hagenow
Wittenburg ......
Gnoien
Penzlin
Rehna *
Goldberg
Crivitz
Sternberg
Stavenhagen . , . . .
Neukalden
Sülze .
Dömitz
Schwaan
Tessin
Gadebusch
Lübz . . • 4 .
Kröf^elin
Neustadt
Marlow
Lage
Brüel
Krakow
Neubuckow
Warin . . .
Wismar . .
Suimna
ä
IS
2542
1109
938
828
482
534
597
425
5(18
36(i
512
558
347
372
529
324
330
420
323
220
283
304
314
200
336
291
211
413
250
275
314
343
197
198
231
218
179
226
194
1238
16537
ThLr.
pcatfa
6926476
6894875
2221500
1707900
1976600
746900
553700
919075
536675
989400
669500
573075
501275
1071350
550325
558500
585525
440650
394375
434925
549725
393400
497100
461200
298026
389850
429825
293875
247085
528650
416150
277600
395050
205850
294500
276375 I
252850
280250
256675
2594266
30764941
IM
M
23751
20163
10117
6626
5217
4542
4510
4110
3813
3554
3631
3534
3339
3442
3420
3352
3061
2983
2667
2519
2726
2455
2524
2490
2468
2499
2371
2245
2412
2314
2190
2168
1979
2000
1846
1787
1844
1638
1712
12043
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89U
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2186
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1949
2333
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2081
1771
1352
2251
2778
2152
1750
2066
2275
1569
1681
953
1210
1289
1539
1149
1278
155856
*) Ohne die öffentlichen, steuerfreien oder nicht zum Stadtrecht liegenden Gebäude.
Meokleaburg.
175
MeckifHilMirg-^Sc^werin hat 40 Städte, 9 Fkcken, 308 Dörfer über 300 Ein-
wohner, 1252 Höfe, 180 Meiereien, 908 kleinere Dörfer und einzelne Gehöfte,
zusammen 7597 Ortschaften.
Da nach dem oben mitgetheilten siadtisehen Gataster von 1852 die
Bevölkernng der Städte 17209ii beträft , so würde für die
ländliche Bevölkerung 370671 übrig Bleiben, jene also etwa
31, diese 69 pCt betragen. Für die Beschäftigung der Bevölkerung giebt
dies darum keinen Anhaltpunkt, weil die Bewohner der Städte sico zum
Theil auch mit Landwirthschaft beschäftigen. Die städtischen Gewerbe waren:
Aftlrfiuelierer .... 9
Aepfelhöker 11
Amidamslkbrik .... 1
Apotheker 53
ABphaltirer 1
Bade- Anstalten ... 9
Bader 13
B&cker 521
Barbiere 108
Banlente 36
Bangildett 8
Bereiter 8
Beatler 16
Bildhauer 6
Blattbinder 5
Bleicher 20
BleiwindennaolMr . . 1
Blamenfabrikanten . . 1
Blntigelhfindler . . 1
BoJirersehioiede ... 1
Böttcher 255
Branntweinbrenner, De-
stiUatenre .... 132
Brauer 119
Bi'etts&ger 9
Brunnen- uad Pumpenm. 18
Buchbinder 96
Buchdrucker .... 20
Buch- und Kunsth&ndler 18
Büchsenmacher ... 24
Bttrstenbinder .... 18
Cichorienfabrikanten . 4
Cigarrenmacher ... 17
Cltronenhftndler ... 4
Chirurgen 48
Conditoren und Kuchen-
bäcker 60
Dachdecker 15
Decatir- Anstalten . . 5
Drechsler 237
Eisengiessereien ... 3
Essigbrauer 18
Ffirber 101
Fftrbeholzmtihlen ... 1
Felleniiauer 1
Fettiraarenhändler . . 2
Feuerspritsenmacher . 1
Fisdihandler .... 5
Fischer 268
Fischseller 5
Fonrnierschn eider . . 1
Frfsemre u Perrttcken-
niiMher 16
Frohtfer 5
Frobnereipächter ... 4
Fuhrleute 646
Galanterieh&ndler . . 4
OSrtner 88
Gastwirthe 542
Gelbgiesser 15
Glaser, Glash&ndler u
Schleifer .
Glockengiesser
Goldschmiede
GrtttEmfiller .
Grfitz-Querren
Gürtler . . .
Gypsarbeiter .
GypsmtLhlen .
Haaker . . .
Halbpfleger .
Handschuhmacher
Hebeammen
Heringswracker n. Höher
Holzh&ndler
Holzsetzer . ,
Hopfenmesser .
Hopfenwracker
Hutmacher . .
Instrumentenmaoher
Ealkbrenner
KalkTcrhÖher .
Kammmacher .
Kaufleute . .
Kerzengiesser
Kesselflicker •
Kesselhändler .
Kleiderseiler .
Kleidersellerinnen
Kleinbinder
Klempner . .
Klntenstreicher
Knopftnacher .
Knopfgiesser .
Kohlenmesser .
Köhler . . .
Köche . , .
Korbmacher
Korkschneider
Kornh&ndler .
Kommäkler .
Kornmesser .
Komtr üger . .
KrXmer und Hausirer
Kttrschner . .
Kupferschmiede
KUfermeister .
Lackfabrikanten
Lackirer . . .
Lederbereiter .
Lederthaner .
Leihhftuser . .
Leihbibliotheken
Leimsieder
Lichtfabrikanten
Lichthaken .
Lithographen
Litzenbrfider
Lohgerber .
Lohmüller .
Lohnbediente .... 78
121 Lumpenhfindler ... 5
3 Uaschinenbauer ... 4
90 Mäkler n
8 Haler 203
75 Maurer 139
4 Mechaniker .... 12
3 Mehlhändler .... 173
4 Messerschmiede ... 14
12 MiethBkutscher ... 7
21 Mühlenbauer .... 8
11 Müller 72
82 Mtthlensteinhändler. . 1
7 Mülzer 2
8 Musiklehrer .... 15
4 Mützenmacher ... 25
1 Nachweisuogs-Comptoire 2
1 Nadler 42
62 Kagelschmiede ... 96
18 Netsmaoher .... 2
9 Obsthöker u Fruchth. 12
8 Oelmühlen 13
21 Optiker 8
1296 Orgelbauer 5
11 Pantoffelmacher . . . 147
17 Papierfabriken ... 3
10 Pferdehändler ... 5
11 Felzer 3
5 Petschlrstecher ..." 6
2 Pfeiffenmacher ... 6
123 Posthalter ..... 4
10 Posamentirer .... 15
19 Prahmfahrer .... 43
1 Produktenhändler . , 72
6 Putzhändler 15
1 Reifer 14
5 Reitlehrer 2
43 Riemer und Sattler . 808
6 Rothgiesser .... 1
11 Sägemühlen .... 1
20 Salzhöker 42
18 Scharfrichter .... 1
5 Scheerenschleifer . . 60
12 Schiffer 220
48 Schirmfabrikanten . . IS
87 Schlächter 405
1 Schmiede u. Schlosser 599
1 Schneidemühlen ... 18
3 Schneider 1263
3 Scbulhalter 27
11 Schuhmacher .... 2579
8 Sehttteenzttnite ... 36
11 Schornsteinfeger ... 82
14 Schwefelholcfabrikanten 1
13 Segelmacher .... 6
42 Seifensieder .... 16
4 Seiler ...... 109
6 SenfEkbrikanten ... 8
96 Spiegelfabrikanten . . 1
9 Spielkartenfabrikanten 8
176
Spinnmeister .
SpltsenhKiidler
SpohnreiBser .
Bporenmacher .
Sprachmeister
Stadtmusiker .
SteindSmmer .
Stelnbaner . .
Steindraeker .
Mecklenburg.
1
u
2
3
5
38
S3
4
8
Stell- und Rademacher 172
Strandfhhrleute ... 20
Stroh - und Sponhut-
fkbrikanten ... 21
Stmmpffabrikanten 1
Stuhlmacher .... 81
Tabackfabrikanten . . 33
Tabackspinner ... 63
Ttuusmeiitcpr ' , . ,
S
Tapetenfabrikaaten . ,
1
Tapezierer ....
. 26
Theerwraker . . .
1
Thieritrcte ....
. 80
Tischler
747
Töpfer
186
Todtenbeüebnngen .- .
7
Todtenfraaen . . . .
28
TodtenzUnfte . . . «
> 10
Träger (Porteurs)
. 45
Tachhälidler . . .
12
Tuchmacher . . .
. 267
Uhrmacher, Händler
. 129
Vergolder ....
6
Viehhändler . . .
7
Viehverschneider .
6
Tliciaalienkibditt
Wachspreaser . .
Wagenfabrikanten
Waagemeister
Walkmüiler . .
Wattenfiftbrikanten
Weber ....
Weinhändler . .
Welssgerber . .
Wollwäger . . .
Zahnärzte . . .
Zeiehnenlehrer
Zeugschmiede . .
Ziegler ....
Zimmermeister
Zinnglesser . .
Zuckersiederei
53
9
9
6
9
660
87
41
1
9
1
5
25
120
19
1
Landwirthschaft. lieber die land wirthschafUiche Industrie Mecklen-
bur^s statistische Angaben zu machen, ist ungemein schwierig, theils weil
amthche Erhebungen darüber fehlen, theils weil die Schätzungen, welche
hier und da yersucht worden sind, ungemein von einander abweichen.
Nach den bei den Verhandlungen über das Zoll- und Steuerwesen
vorgekommenen Verhandlungen, dürfte die Production von Getreide jähr-
lich 180000 Last betragen.
Getreide ist die grösste Production Mecklenburgs und der wichtigste
Factor in seinem auswärtigen Handel.
Herr von Reden glaubt, wir wissen nicht auf welche Grundlage den
Antheil der verschiedenen Arten fiodenbenutzung wie folgt bestimmen zu
können
Ackerland 160 dM. 70,17 pCt. Antheil,
Waldboden*) 26 „ 11,40
Wiesen 20 „ 8,78
^ Weiden, Haiden, Brüche, Torfmoore 12 ^ 5,26 ^
Unlande, Wege, Gewässer . . . . 10 „ 4,39 „
228 „ 100 „
lieber den Viehstand fehlen Zählungen oder neuere beachtungswerthe
Schätzungen. Nach älteren Schätzungen dürften circa
112000 Pferde,
145000 Stück Rindvieh,
1694000 Schaafe,
140000 Schweine
vorhanden sein.
Im Jahre 1842 zählte man auf den Domainen 36504 Pferde und Herr
Kammerrath Schumacher schätzt ihre Zahl im ganzen Lan,de auf lOQOOO. Es sind
über 100 Vollbluthengste und über 200 Vollblutstuten vorhanden. Die Zahl
des Rindviehs wird von Herrn Kammerrath Schumacher auf 250000 ge-
schätzt, von welchen jährlich 2 bis 3 Millionen Pfund Butter ins Ausland
geschickt wird.
Wenn die obige Zahlenangabe für Schaafe richtig ist, so kann die
Ehrliche Wollproduction aaf circa 34000 Gtr. geschätzt werden. Auf die
Wollmärkte kamen
*) Nach der Encyklop&die der ForstwluBenBchaft von Wedekind 29,64 Qaadratmeilen.
Meeklenburg;
177
QUatrow
1951 1852
Stein . . 59680 57650
von Orten .... 407 403
verkauft würden 47190 51403
Rostock
1851 1852
15394 11051
175 136
15194 10823
Die Preise waren 13
13 Thlr. 12, 24 13. 36
Wismar
1851 1852
14011 12345
123 146
13845 12343.
13. 24 13 Thlr.
Der Stein hat 22 Pf. und es lassen daher die obigen Preise, verglichen
mit denjenigen anderer Wollmärkte, auf ein Uebergewicht der ordinairen
Wolle schliessen.
Wenn die Zahl der Schweine richtig angegeben, so ist sie gering za
nennen im Verhältniss zu den grossen Waldungen Mecklenburgs, erklärt
sich aber theilweise dadurch, dass die Schweinezucht vorzugsweise die In-
dustrie des kleinen Grundbesitzes zu sein pflegt, welche in Mecklen-
burg fehlt.
Die nördliche Hälfte des Landes hat den fruchtbarsten Boden, dort
wird~ hauptsächlich Weizmi und Raps gebaut. Südlich davon zieht von
Sudost nach Nordwest ein Streifen Sandland hin, wo Roggen, Gerste, Hafer
und Buchweizen mit wenig Dank gepflanzt wird, eine im Südosten des
Ijmdes gelegene Haideebene, welche etwa den 6ten Theil des ganzen Gross-
herzogthums einnimmt, ist am wenigsten fruchtbar und lohnt kaum die
Aussaat von Buchweizen, Gerste und Kartofieln, welche hier die vorherrschende
Anpflanzung bilden.
Die Feu6hti|i[keit des Meeres und der zahlreichen Seen übt natürlich
einen grossen Einfluss auf die Fruchtbarkeit Die Landwirthschaft hat in
den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht. Das bessere mecklen-
burgische Wirthschaftssystem soll allen anderen deutschen voranslehen.
Freilich sind die Systeme sehr verschieden. nDreifelder'Wirthschaft% sagt
Herr Kammerrath Schumacher, ^flndet sich nur noch als seltene Ausnahme,
reine Koppelwirthschaft häufiger, der allgemeine Charakter dagegen ist
Wechselwirthschaft mit einer gedrängten Brache und freiem Weidgange auf
nut Klee und Gras angebauten Feldern. Mergel, Gyps und andere künst-
liche Düngmittel werden in grosser Menge angewandt. Die Entwässerung
der Ländereien, das Ablassen kleiner Landseen, die fortschreitende Be-
wässerung der Wiesen und Urbarmachung der Haiden, Besaamung der
Sandflächen mit Kiefern, arbeiten unausgesetzt an Steigerung des Volks-
Vermögens. Zehnten giebt es bei uns nicht mehr. Dienstbarkeiten und
Frohpden nur noch als Ausnahmen. Von den früher im Gemenge bewirth-
schafteten und durcheinander liegenden Grundstücken, ist der bei weitem
grösste Theil auseinander gelost, zusammengelegt und abgerundet. Der
Ackerbau ist daher möglichst frei und dies um so erfreulicher, als dieser
bessere Zustand nicht durch Gesetze, sondern durch den gesunden Sinn
und die freie Vereinbarung der Grundbesitzer herbeigeführt ist."
Dieses glänzende Bild hat ohne Zweifel seine grossen Schattenseiten^
wenn der Ackerbau auch frei ist, so ist es doch nicht der Ackerbauer und
es ist unmöglich, dass die Unfreiheit Gutes hervorbringe.
Die politischen Einrichtungen des Landes sind dem Landbaue ungünstig.
Die grossen Gutsbesitzer sind zum Theil sehr verschuldet. Ihre Schulden-
last wird auf 60 Millionen Thaler geschätzt, sie haben daljer nicht hin-
länglich Mittel, die Fortschritte in den landwirthschaftlichen Betrieb und
seinen Hülfsmaschinen sich anzueignen. Die Eigenthumsverhältnisse der
Bauern, Büdner und Erbpächter zu dem Boden, welchen sie bebauen, ist
kein gesichertes. Die Zeitpächter haben an und für sich kein Interesse
mit Opfern den Boden zu vervollkommnen» dran je mehr sie auf denselben
A
178 Meeklenbarg.
▼erwendc«, desto höher steigt sein Werth nud desto mehr Pacht mQssen sie
in der Fol^e bezahlen. Es findet sich in öffentlichen Aktenstücken diese
Thatsachc als ein Hindemiss der Drains -Anlagen bezeichnet
Die Frage, ob der grosse oder der kleine Grundbesitz Tolkswirlhschaft-
licher sei, darf jedoch nicht nach den Erfahrungen in Mecklenburg ent-
schieden werden. Der Entscheid würde möglicherweise gegen den grossen
Grundbesitz ausfallen, während der Fehler wahrscheinlich nur in den Vor-
rechten desselben liegt. Wo wenig Bevölkerung, da ist der grosse Grund-
besitz eine natürliche Folge , die Dichtigkeit der Bevölkerung erst macht
die verfeinerte Kultur, die Harkenarbeit, die Garlenindustrie lohnend, so
lan^e Mecklenburg so weni^ bevölkert ist wie jetzt, wird daher d«r Grund-
besitz stets weniger vertheilt sein als in festbevölkerten Gegenden, dass
aber die Bevölkerungsvermehrung durch die beinahe souveraine Stellung der
Grundbesitzer und den Missbrauch dieser Stellung verhindert wird, dass
die Gesetzgebung dem Aufkommen eines Gewerbestandes auf dem Lande
im Wege steht und hierdurch der Landwirthscbafl leichtere Herbeischaffung
ihrer Bedürfnisse an Werkzeuge und einen Absatz f&r edlere Boden-
producte entzieht, ist der Vorwurf» welcher den mecklenburgischen Zi^-
ständen gemacht werden muss
Sehr thälig für die Verbesserung der Landeskultur wirkt das Vereins-
wesen» vor allem der patriotische Verein, welcher bereits Ober 50 Jahre be-
steht, an vielen Orten Distrikt -Vereine hat und mit diesen auf Verbreitung;
lapdwirthschafLlicher und gewerblicher Kenntnisse hinwirkt.
Im Mai 1852 wurde auch ein Verein zum Seidenbau gegründet. Von
mecklenburgischer Seide sind übrigens schon auf der letzten Gewerbe-
AusfSteliunsf Gewebe vor^eie^en.
Der Bienenzucht wird in Mecklenburg grosse Aufmerksanikeit ge-
schenkt, und der Ertrag eines Stockes bei wohleingerichtetem Betriebe auf
3 Thir. angeschlagen. Es war die Zahl
1832 1837 1842 1847 1851
der durchgewinterten Stöcke 25453 19922 15099 18769 17489
Züchter 3215 2tJ36 2674 2537 2296.
Nach dieser Statistik hat die Zucht abgenommen. Obwohl durch Ver-
ordnung der grossherzoglichen Kammer vom 26. Januar 1832 die An-
schaffung und Verlheilung von Schriften zur Verbreitung besserer Kenntniss«
^ Hergabe von Biencnhofen, von Bauholz zu Bienenschauern, Steuerfreiheit
und jährliche Prämien zugesichert war.
Branntweinbrennereien gab es 1848 18 auf den Domainen, 79 in der Ritter-
schaft, 4 in den Kloster^ütern , 1 in dem Rostocker District, städtischen
Kämmerei und Oeconomie-Gütern^ 26 in den Seestädten, 164 in den Land-
städten, zusammen 292.
Eine wesentliche'Unterstützung der Industrie des grossen Grundbesitzes
bildet der ritterschaftliche Credit -Verein, welcher seit 1819 in Thätigkeit ist
und zu Michaeli 1852
in dem Mecklenburgischen Kreise 40
Wendischen „ 48
Stargardter ^ ^ Mitglieder, zusammen 1 12 Haupt-Güter»
mit 564 3^ Hufen, 44 >i, Scheffel zählt, deren SchäUungswerth 10308746 Thlr.
beträgt, auf welche Sicherheit hin Pfandbriefe von 1758400 Thlr. Neue ^
2029575 Thlr. Gold
425750 Thlr. Gouraut
ausgegeben sind.
Die Forsten bilden in Mecklenburg-Schwerin, wie wir sehwi gesehen
haben, einen grossen Theil des Areals.
Mecklenbarg. 179
Sie sind die Holikammern des Landes und ihr Wild liefert einen nicht
geringen Antheil zur Nahrang.
Nadi den werthroHen Zusammenstellanffen des Herrn Kammerraths
Sehamacher, war 1849 die Grösse des bestandenen Holzbodens und wurde
davon unentgeltlich oder gegen Bezahlung abgegeben
abgegebene KubikfoM
Qnftdrat- Bfta-a.Nats-
Bnthen holx Brennholz
Eichenholz 3000916 gegen Bezahlung 403282
ohne ^ 228607 Ö07457
Buchenholz 9246874 gegen „ 156(*)433
ohne n 7252 1621021
Nadelholz 23431325 gegen » 1335522
ohne < n 1344765 1368613
Birken, Ellern, Ahorn,
Buchholz .... 7489467 gegen „ 617977
ohne n 94005 621782
Summa 43168582 gegen , 3923214
ohne ,. 5592502 3923214
Der Erlös des Verkauften war .... Thlr. 141775
d. Geldwerth d. unentgeldlich Abgegebenen » 406514
Die nicht bestandene Fläche der Forsten
war .... 5385708
der Gekiwerth der an Torf
unentgeldlich Abgegebenen 173015 Mill.
betrug 64643 Thlr.,
verkauft wurden Torf u. allerlei Nebennutzung für 66112 «
lieber die reichen Jagden sind die statistischen Nachrichten zu wenig
ausreichend.
Die Fischereien Mecklenburgs sind reich und ihr jährlicher Ertrag ein
bedeutender Faktor im Nationalwohlstand, a^n einer Schätzung des Ertrages
fehlt -«s aber gänzlich.
Gewerfoewesen. Die Gewerbeordnung; in Mecklenburg ist wahr-
scheiiilich von allen in Deutsehland unübertromn an Unvernunft Ungerechtig-
keit und Mangel an volkswirthschaftlichem Principe.
Diese Ordnung wird theilweise durch Arbeits- und Handelsverbote, durch
Binkaufgebote, theilweise endlich durch die Besteuerung ^eiiht.
Die Arbeitsverbote bestehen zu Gunsten der städtischen Gewerbe*
treibende ^egen diejenigen, welche auf dem Lande Lust und Talent zum Ge-
vrerbefoetriebe -haben. In dem Erbvergleich ist ausgesprochen, dass auf
änm Lande zu dulden, ausser Zieglern, Müllern, Ralkbrenner u. dgl., bei
riem Gute ein Grobschmied mit einem Gesellen, ein Grobleinweber mit
Tauen, ein Grobrademacher, ein Bauernschneider, ein Mauermann, ein
Tischler, ein Schuhflicker, sämmtlich ohne Gesellen, der Schuhflicker darf
si^ nicht unterfangen, neue Schusterarbeit, wie sie Namen haben mag,
zu machen.
Alle nicht genannten Gewerbe sind auf dem Lande verboten , ebenso
der grossere Betrieb des erlaubten. Nur zu Gunsten der Ritterschaft ist im
Erbvergleich eine Ausnahme von diesem Verbote gemacht Nach $. 266
desselben bleibt ihr frei alles dasjenige, was ihre eigenen Unterthanen und
Leute, ohne ein Handwerk erlernt zu haben verfertigen können, durch die«
selbe ftir sich selbst und für ihre Gutsobrigkeit zur eigenen Noth^
verfertiicen zu lassen.
BrSttMi und Malzen ist ausserhalb der Städte, nach $. 243 des Erb-
vergleicitts snor gestaltet: nUnserer Kammer» der Ritterschaft und dea übrigen
180 ^ Mecklenburg.
Landbegüterten , deren Pächtern und ihren Wittwen so viel zu ihrenti und
der ihrigen eigenem Gebrauch und Behuf ihrer Haushaltung da von nothea
ist, von ihrem selbstgebrauten Korne.^ Zu ihrem eigenen Gebrauch ist
ein schwaches Bier oder Covent zu brauen, Schmieden, Müllejm, Küstern
und Schulmeistern zwar auch erlaubt eine gewerbsweise Brauerei aller
überall ausgeschlossen.
Zwei Meilen im Umkreise von Rostock darf sich kein Handwerker
niederlassen. Die Errichtung von Kalkbrennereien in den Domainen ist
nicht gestattet, damit diejenigen der Herrschaft keine Goncurrenz haben.
Nach Gesetz von 1748 sind Grobleinweber in den Domainen nur 2 Meilen
von einer Stadt entfernt geduldet.
Handelsverbote bestehen abermals zu Gunsten der städtischen Gewerbe.
Nach $. 244 darf kein gemahlenes Malz in die Städte zum Verkauf gebrächt
oder auf dem Lande zum Verkauf abgesetzt werden, der Anhang zum Erb-
yergleich Gap. V, §.4 verfügt: »Es soll überall kein geschlachtetes Fleisch
in die Städte gelassen werden. Einer notorisch armen oder sonst geringen
* und dürftigen Person sollen einige Pfund Fleisch, wenn es zu muthmassen,
dass es ihr geschenkt ohne Abgabe der Steuer passiren.»* Nur das Fleisch,
welches auf der Post frisch oder geräuchert ankommt, wird zugelassen und
ist zollfrei, d. h. die reichen Leute sollen nicht ihren Appetit nach Ham-
burger Rauchfleisch, Pommerschen Gänsebrüsten oder Gothaer Cervelat-
würsten verkümmert sehen.
Der Anhang zum Erbvergleich VI, §. 1 verbietet die Einfuhr von Mehl,
Malz, Branntwemschroot, Brod vom Lande und auswärts in die Sfädte, nur
das Weizenmehl (der Genuss der Reicheren) ist einzuführen erlaubt.
Der Erbvergleich verbietet alle Kaufmannschaft, Kramerei und Hökerei
auf dem Lande und bestimmt §. 255 ausdrücklich: dass Leute', welche auf
dem Lande gesessen, Hopfen, Honig, Felle, Flachs, Federn und Wachs nicht
auf- und wegkaufen sollten, um damit zu wuchern, dass solche Leute in
den Aemtern und ritterschaftlichen Gütern nicht geduldet werden soH6n.
Sind aber auf diese Weise die Landbewohner selbst von denjenigen'
Gewerben ausgeschlossen, welche ihre Landwirthschaft ergänzen und sind
sie verhindert, die Producte der wenigen ihnen erlaubten Gewerbe in die
Städte abzusetzen, so ist dagegen diesen Landbewohnern durch, förstliche
Resolution von 1748 ausdrücklich geboten von den Städtern zu kaufen.
Alle fürstliche Unterthanen und die Gesinde in den Domainen sollen ihre
Kleidungen, Hüte, Strümpfe, Schuhe, sammt allen zur Wirthschaft nöthigeä
Victualien in specie auch Bier und Weissbrod zu Hochzeiten, Kindtaufen,
etc. aus den Städten nehmen. Nach Decret v 21. Oct. 1805 müssen die
Krüger in den Domainendörfern ihren Branntwein aus den Städten im
Lande, mithin so wenig ausserhalb Landes, als vom platten Lande n^mea
bei 50 Thlr. Strafe. Das Mehl muss in bestimmten Zwangsmühlen gemtfate&
werden.
Die Grösse dieser Zwangskundschaft bildet einen integrirenden Theii
bei der Berechnung des Mühlenwerthe und der Pachte.
Salz muss in den Domainen jeder ein gewisses Quantum aus der her*
zoglichen Saline kaufen.
Nicht nur Gewerbe sondern sogar auch die Kunst ist auf dem Land^
unfrei. Die Amtsmusikanten haben das Vorrecht den Bauern aufzuspielen
und die Verordnung vom 8. Jan. 1821 bestimmt, was ihnen bezahlt werden
muss. Nur die Ritterschaft hat auch hierin ein Privilegium, §. 346 des Erb*
Vergleiches sichert ihr zu, „dass sie zur Ersparung der Kosten, Musikanten
und Spielleute nach ihrem Gefallen*' nehmen dürre.
Die Steuer- Vertheilung bildet eine andere Stütze der bestehenden Ge-
werbe*Ordnang. Die Steuer-Auflage ist nämlich sehr verschieäcn «nd dies«
Mecklebbnrg. 181
VmdiiiBdenheit aach städtischen und ländiicfaea, adfigen und unter*
-ibiüifgäi d. h. stets gegen letztere berechnet So zahlt der Handwerker,
insofern er überhaupt erlaubt ist, auf dem Lande oftmals mehr als in den
Städten, der Gutsherr ist auch als Gewerbtreiben der steuerfrei, seine Unter-
thanen nidit
Eine ganz natürliche Folge dieser Organisation des GewerbeweseDa,
dieses freTelhalteB Kampfes geaen die Gottesgabe des Talents und aegen
das. Recht zu arbeiten, ist Mecklenburg nicht reich an geschickten Hand-
werkern. Die in den Städten haben bei ihrem Monopol nicht nöthig sich
anzustrengen, auf dem Lande werden sie gar nicht geduldet.
Die von dem patriotischen Vereine für Ackerbau, Industrie und sitt-
liche Kultur von Zeit zu Zeit veranstalteten Ausstellungen, auf welchen sich
nat&rlicfa das Beste ansammelte, zeigen nur geringe rortschritte, und dass
solche überhaupt stattfinden, liegt nicht an der Gesetzgebung.
"Wir haben die gewerbliche Industrie auf dem Lande Seite 173, die
gewerbliche Industrie in den Städten Seite 175 zusafnmengesteUt.
Die Gesammtzahl der eigentlichen Handwerker beträgt dort nicht mehr
-ab i025 MeisUr.
Es trifil daher erst auf 183 Landbewohner ein Handwerker, während
in den Städten einer auf etwa 16 Menschen kömmt.
Von wirklicher Bedeutung sind nur diejenigen Zweiae des Handwerkt,
welche ihrem Betriebe nach aer Fabrikindustrie am nächsten stehen.
Die Fabrikindustrie Mecklenburf^s, wenn auch nicht gross, ist darum
ungleich wichtiger und solider, als die der Nachbarstaaten des Grossherzog-
thums, weil sie in freier Goncurenz mit dem Auslande entstanden ist und
ihren Gewinn nicht in Schutzzöllen, sondern in ihren Leistungen sucht.
: Von diesen Fabrikindustrien sind ihrer Ausdehnung oder Güte nach
die wichiigsten.die der Tuchweberei, Leinenweberei, Tabakfabrikation, SchiflT-
bau, Maschinenbau, Wagenbau, Sattler, Gerber, Oelmühlen, Zuckersiederei.
Bit. Xuchfäbrikation wird vorzugsweise in Piau, Parchim, Malchow, Fürsten-
bierg und Rostock betrieben. Was die Weberei anbetrifft, so stehen die
MecKlenburger Tuche den besten niederrheinischen und niederländi^en
zur Seite. Die Appretur scheint jedoch weniger voükommen zu sein.
Die Leinenweberei, wenn sie auch nicht auf der Stufe der Ausbildung,
Wie die schlesiche oder westphälische, wird zum Theil mit grossem Ge-
schick betrieben. Sie verarbeitet hauptfiädilich Mecklenburger Handgespimist
Die HauptiMroductiQtt besteht in geringer Waare, welche der Lanomann für
seinen eigenen Bedarf im Hause weben läsat. Im südwestlichen Theile
sollen an dOQO Webestühle vorhanden sein und ein Webestuhl bildet hier
eineft unerlässlicben Theil des Heirathsgutes, auch für den ärmeren
Tagelöhner«
Bemerikenswerth ist die Thatsache, dass die feine Damastweberei, selbst
in detn Berichte der Londoner Industrie -Ausstellung lobenswerthe Aner-
kennung fand.
Der Schiffbau. umfaäst nicht allein Segelschiffe, sondern auch Dampf-
schiffe.
Selbst preuss. Rheder hatten Anfangs 18&3 beschlossen, Dampfschiffe in
Rostock bauen zu lassen, zu welchem Beschluss freilich der Zoll des Zoll-
vereins auf metallene Schiffsbaumaterialien mit Anlass gab. Die preussische
Regierung hat allerdinas sich beeilt, dieser ganz natürlichen Folge des
Schutzzollsystems des Zollvereins dadurch vorzubeugen, dass sie die Ver-
gütung dtis Zolles ( für die zum Schiffsbau verwendete Materialien anbot
und ist dadurch wahrscheinlicherweise der Entschluss jener Rheder rück-
f^gig geworden, immerhin bildet es nicht alldn einen Beweis für den Vor-
1^2 Mecklenbarg.
theil^ welchen Mecklenburgs Zollfreifaeit fUr aüsElndisdie ErziBQAdMe hif,
sondern auch für die YorztigUchkeit der mecklenburgischen Sdiifiban-*-
Industrie. —
HandeL
Von dem Handel Mecklenburgs ein statistisches Gemälde zn cnt«
werfen ist darum schwierig, weil so zu sagen jede Kontrolle desselben
fehlt Wie aus unserer Auseinandersetzung der Stevenrerhältnisse heivi-
Torgeht, ist ein Grenzzollsystem nicht vorhanden, die im Inlande Hegen-
den Zollstälte behandeln in- und ausländische Waaren gleichmässig, die
Statistik der Seestädte zeichnet sich durch Unv<^Iständigkeit aus, die ▼or-^
zUglichen Arbeiten des statistischen Bureaus zu Schwerin bieten wahr-
scheinlich aus jenen Gründen keinen Anhaltspankt. Wir sind dah^ vor«.
zogsweise auf die Hülfsmittel angewiesen, wekhe die Statistik von Meeklenr*
burgs Nachbarstaaten aus bietet.
Verkehrs -Verhältnisse im Allgemeinen. Wir mUssen bitten, diese That-
sache als Entschuldiganff hinzunehmen» wenn unsere Methode die Tkatt
Bachen zn ermitteln. Bedenken erregen sollte.
Die geographiscne Lage Mecklenburgs, dieser Massgeber Iftr den Handd
eines Landes, ist als eine günstige zu bezeichnen.
Auf der Heerstrasse des Noraseehandels nach dem Osten nnd SüdobCei^
?on der Elbe bespült; im Inneren durch schififbare See und Flüsse, wohl-
feile Frachtstrassen; im Norden durch das Meer mit allen Handelsstaalen
der Welt verbunden nnd unabhängig von allen, im Besitz einer Produktion,
deren Uebcriuss grosse Handelsflotten zu beschäftigen vemag, hat es grosse
natürliche Vortheile.
Den natürlichen Vortheilen hat die menschliche Kunst nachffehelfen;
Zunächst sind die Chausseen zu erwälmen^ welche seit dem Jahre 1826
theils vom Staate, theils durch Actiengesellschaften gebaut wurden und
Ende 1852 124 >^ Meilen lang war^n.
Der Anfang wurde mit der Strasse von Boitzenburg, an der Lauea«-
burgiscben Grenze, nach Warnow, an der preussischen Grenze, gematfat,
welche zu einer Zeit, wo weder Dampfecbifltahrt noch Eisenbahn Uamh«rg
mit den preussischen Hauptstädten verband, von höchster Bedeutung war.
Seitdem sind sie in verschiedenen Richtungen gebaut worden.
Der Transit auf der Chaussee von Bremen nach Lanenburg hat nicraols
200000 Ctr. erreicht; da in den 3 Jahren 184S/47 der Transit auf der £lbe
8170000 Cenüier betrag, so war der ganze Verkehr in dieser Riditn»g etwa
8270000 Centner, 1850 dagegen, wenn auch der Transit auf der Chanasee
nicht mehr erwähnenswerth war, belief sich jener Transit auf der BIbe
auf 90Ö6600, auf der Eisenbahn 1855554 Centner, zusammen lü»iai54 Ctr.
oder ca. 2700000 Ctr , d. i. etwa den dritte Theil mehr als damals.
- Als die Eisenbahnen mit den Chaasseen in Concurrenz traten, war es
ebenfalls auf jener wichtigen Strasse, dass Mecklenburg dieses neue Terkehrs^
mittel sich aneignete Die Länge dieser Bahn auf mecklenbürgisclMm Ge^
biete ist 1 1 Meilen. Durch diese Bahn sind 1852 in Mecklenburg
Güter Eilgüter
angekommen 464982 öo56 Centner
abgegangen 291727 7822 «
und von mecklenburgischen Stationen an Vieh befördert worden
227 Pferde, 564 Bindvieh, 282 Kälber, 22069 Sehweine 6898 Schasfe,
der Transit durch Mecklenburg betrug 1847 1846 \S4» 1850
1067731 1211626 1576945 18555d4Ctr.
Die zweite Eisenbahn ist die von Rostode nach Hagenow, wo sie in die
erstgenannte Eisenbahn mündet. Sie hat einen Ankäufer nach Scbwenia
und einen nach Güstrow und ist 19,3 Meilen lang. Sie wurde am 1. Mai 1847
Meckledbnrg: 188
Yon Hagenow nach Schw«riA» am 12. JhK 1843 von Schwerin nach Wismar,
am 19. Mai 1850 auf der ganzen Länge eröffnet, üeber die Bedeutung
dieser Bahn giebt der Verkehr der einzelnen Statioaeii ^ie klar&te AnskuDft.
Dieser Verkenr war
Personen Güter Centner.
Abgegaogen Yon 1651 ' 1852 1851 1852
Rostock 37984 41773 102717 133095
Schwaan 1U95 13054 2(^957 36234
Güstrow 32387 38211 16^45 187959
Bützow 22090 26067 75536 111720
Blankenberg 11883 14020 57^9 62194
Wismar. .T 21779 33186 105106 112047
Kleinen 6635 10203 18192 20404
Schwerin 53997 54417 120963 156756
HMietiow 3?380 38Ö74 1786)6 208839
Warnow 1407 2826 — 4139
Pentschow 816 2136 -^ 46123
Zachun 1974 2121 — 7248
Summa 239527 '266588 - 048505 1087658
Angekommen:
Rostock 37169 41111 227540 294135
Schwaan 11256 12910 10739 10972
Güstrow 31796 36638 73421 76730
Butzow 21837 25620 33891 46111
BUnkenberg ... 11566 13766 29965 33742
Wismar . . 21467 22642 64891 84501
Kleinen 6411 10019 9627 16802
Schwerin 54072 54299 150557 192098
Hagenow 40*223 42538 248250 312131
Warnow 1395 3057 — 6784
PiBiitschow. .... 758 2144 — 23011
Zachnn 1568 1644 -^ -2643
Summa 239527 266588 ' 848505 1087658.
Von den direct durch diese Ei^enbahn-Verwakung ins Ausland expe-
dirten Güter gingen und kamen
'^■^ 'Centner ^_..^._^ ^
BeriiD Wittenberge Buchen Bambui^ Lübeck Magdebtrrg Leipzig
nach 32379 21148 149 217763' 366 ■ 4691 1176
Yon 1763B 14531 37 117937 462 9064 9564.
Der Gesammt-Vleh-^T^ttsport der Bahn war:
Pferde Rindvieh Kälber Schaafe a. Hammel Schwein»
636 s 1068 425 5628 27523.
Davon gingen direct
nach Beriin 50 29 207 1102 4997
« Hamburg 43 875 94 3813 20149.
Ein anderes wichtiges Verkehrsmittel ist die SchiffTahrt, sowohl die auf
den Flüssen ak die auf der See.
Die erslere auf der Eide, Stoer und Havel beschäftigte folgende Zahl
von meGklenbnrgisch'en Fahrzeugen.
134 Mecklenburg.
KUsaelv. KLIIr. SI*niT. KLIV. t. KLYt.
800—1000 600—799 MO— 599 900—1199 1—199 Sunuiia
Ctr. Ctr. Ctr. Ctr. Ctr.
bei Eröffonng der Elden-
schiffTahrt 1836 ... • 3 1 23 50 3 80
December 1851 .... 8 14 98 98 34 253
1852 ... . 9 15 98 100 3§ 858.
lieber die Grösse des durch diese Schiffe vermittelteD Verkehrs fehlen
uns Nachrichten. Wir finden die einzige Notiz, dass im Jahre 1851 die
Parchimsche Fangschleuse 157 beladene Kähne aufwärts, 460 beladene Kähne
niederwärts, 287 leere Kähne auf und 22 dessl. niederwärts, zusammen
926 Kähne passirten. Ausserdem an Flossholz 8881 Stück, Tannen 543 St.^
Eichen, Buelien u. s. w.
Die Elbe ist als Durchfuhrstrasse hier zu erwähnen.
Der Transit auf der Elbe betrug nach der Höhe des Eibzollsatzes
unterschieden:
Elbzoll 1845 1846 1847 1848 1849 1850
U 24Ö9032 2327370 1774551 1010370 1064623 927300
V 1141002 1951762 157349 2791632 2187176 2528500
Q 50806 38190 46808 85659 170109 191600 '
I/o 1211828 782209 806903 770345 865931 1136000
lio 94210 113298 57122 165925 186861 191700
^io 2300210 2509020 3328660 3346991 2663631 4081500
Total Ctr. 8287108 7783159 8171393 8170913 7138631 9056600.
Die grosse Veränderung in den beiden ersten Positionen hat ihren
Grund hauptsächlich darin, dass im J. 1848 wichtige Güter, namentlich
Getreide, welches früher den ganzen Zollsatz bezahlte, auf den li Satz her-
abgesetzt wurden.
Seeschiffe hatte Mecklenburg:
Rostock
Zahl
Grösse
Bostocker
Roggen IMSL
Zahl 4. na^
Pralundr und
Leichter
OrSdse nseb
gleichem
Maass
December 1851
1852-)
Wismar
December 1851
1852
269
250
49
47
26534
24077
4677
4522
38
37
9
5
748
' 734
. 117
Zusammen 1852
1846
297
290
2SB599
26172
42
48
814
799.
Die Rogcenlast hat 6000 Pfd. mecklenb. = 5809 deutsche Zollpfund.
Da von 1851 auf 52 sich eine Verminderung der Schiffs- und Tonnen-
zahl zeigt, was dem Umstände zugeschrieben wird, dass in diesem Jahre
nur die bereits wirklich vermessenen Schiffe in Ansatz kamen, so haben
wu- schliesslich die Statistik des Jahres 1846 zum Vergleiche beigefügt.
Von den 250 Seefahrzeugen Rostocks fahren
184 mit 18380 Roggenlast unter Mecklenburger
und 66 mit 5697 „ „ Rostocker Flagge.
♦) Von dieser Angabe des Staatskalenders weicht das allJÜliiaieh Ton Herrn Otto "Wiggers
heraasgegebene Verzoichniss ab, welches Anfangs 1862 270 Schiffe 4nftthvt, woan Im Jahre 1852
14 neugebaate zugekommen nnd wovon 16 abgegangen sind, so dass Anfukga 1869 dlfi Zahl 268
mit 26228 Lasten war.
i
Meckleiibarg. 185
Es find daniii(«r 2 RohbenßDger toh 291 Lasten, 2 Schraabendampf-
schiffe*) Ten 140 Lasten ond 4 Schaufeldarapfschiffe von 117 Lasten.
Der Antheil der mecklenburgischen Scbiffe an dem eigenen Handel
Mßcklenbiirgs ist aus folgender Tafel ersichtlich:
£• liefen
•in ani
Warne- xir-.^«. Schiffe unter
mttnde ^"""^^ flagge
Dänischer
Englischer
Französischer
Hamburgischer
Hannoverscher
Holländischer
Mecklenburgischer 159
Norwegischer«
Oldenburgischer
Preussischer
Rostocker
Russischer
Schwedischer
Total 1852
» 1850
lo Warnemunde betrug 1851 die Zahl der mecklenburg., einschliesslich der
rostocker Schiffe, welehe einliefen 222, tou 581 des gesammlen Einlaufes
dso = 38,4 pGt. In Wismar war das Verhältniss 1 15:295, also eben so yieL
Die mecklenburcische Rhederei ist jedoch auch als Frachtführer swischen
fremden Häfen thätig und geniesst einen ausgezeichneten Ruf.
Im Jahre 1851 pnssirten 55 mecklenburgische Schiffe die Dardanellen.
Durch d. Sund passirten mecklenb. andere deutsche fremde Schiffe
1842 821 4193 9564
1852 771 4022 13541.
Abnahme Zahl 60 171
Zunahme « 3977
Das Jahr 1852 ist zwar an und für sich kein günstiges gewesen, die
Thatsache scheint aber fest zu stehen, dass die deutsche Flagge in jener
Richtung keine Fortschritte macht
Die mecklenburgischen Seestädte sind übrigens durch die Steuer- Ver-*>
hältnisse äusserst uneünstig gestellt. Die hier eingehenden Waaren müssen
zuerst in diesen Städten verschiedene Zölle und Abgaben tragen und sind
solchen abermals unterworfen , wenn sie nach inländischen Landstädten
▼erführt werden, während Waaren, welche über die konkurrirenden aus-
ländischen Häfen Hamburg, Lübeck und Stettin nach mecklenburgischen
Landstädten transitiren , nur der einen in diesen erhobenen Abgabe unter-
worfen sind.
184
55
10
4
3
....
7
2
29
8
38
23
lOA
115
10
1
28
3
"4
116
— .
7
17
42
64
581
295
620
266
489
345
Wame-
münde
Wismar
182
56
10
4
3
...
7
3
29
8
37
23
159
115
9
3
1
-_
28
6
130
..^
7
17
42
64
644
299
658
269
503
349.
*\ Die beiden Sehraabendanpfsehiffe gehören einer Scbranben-Dampfbefaifffelirts-Oesell-
scbaft, deren Beohensehaftebericht von 1852 tttr Ankanf der Schiffe und Binrlchtungen 70860 Thlr.
Auslagen nachweist. Das eine Schiff machte 2 Reisen nach London, 7 nach Petersburg und
aurftck; die Einnahmen waren 10695 Thlr., die Ausgaben 11789 Thlr., Verlust 1046 Thlr. Das
andere Schiff machte 4 Reisen nach Petersburg und xurftek, 1 Reise über Stettin nach Peters-
burg und BurÜck, 1 Reise nach Kopenhagen und zurück, 1 Reise nach Leith und Charlestown
und zur&ck. Die Einnalmie dieses Schiffs betrug 11152 Thlr., die Ausgabe 9095 Thlr., der Ge-
winn war 1450 Thlr. Aas der Thätigkeit beider Schiffe blieben daher der Gesellschaft nur
411 Thlr. Rein-Gewinn. Für das erste Jahr, wo alle dergleichen Gesellschaften erst Erfahrungen
kauflan müssen , ist das Resultat günstig sn nennen, in dec Regel giebt ea im ersten Jahr«
gar keinen (Hwinn, sondern nur verlast. |2
186
Meeklenbiirg.
. Di« Grösse dieses Uebelitandes lässt sich dariofl beurth^le^ dass z. B.
an Steuern erlegt auf dem Wege nach eiser Landstadt:
über Rostock
Wismar zur See
n ZU Lande
von Hamburg direet
1 Oxhotl Rum
Thlr. Soh. Pf,
46
17
3
4
8
7
3
1'-^
.J.!
1 Oxhofl Spriet
Thlr. Seh. PI
8 4 4*{
8 15 8
6 36 3
4 9 3
lOO'Pfd. Kaffee
Thlr. ^ck. PA
8
13
7
ö
36
44
14
1
4
4
4.
Zu dem kömmt noch, dass alle Nichtkaufleotc für die Waaren des
eigenen Bedarfes ZoIliä*eiheit geniessen, die grösseren Gonsumenten daher
ihren Bedarf an Kolonial waaren selbst von ausländischen Häfen beziehen.
Die Einfuhr der Seestädte besteht meist nur aus Gütern von geringem Werthe.
Ueber Rostocks Getreide -Export finden wir folgende Angaben:
Nach
{Schiffe
Zahl
Weissen
L. ISch.
Roggen
L. I Seh.
Gerste
li. ISch.
Hafer
L. |Sch.
Erhsen
Ii.
Seh.
Total
L. I Seh.
England
Belgien
Holland
Norwegen
Preussen
Schweden
Bremen
Hamburg
Wismar
Holstein und
Schleswig
1852
1851
1850
1849
1848
1847
161
16
24
9
8
6
1
6
1
3
235
203
7956
670 19
977
7
84
21
9716
8733
7657
7487
9422
8579
65
70
16
159
151
Ueber Wismars Ge
74
92
83
78
81
8
22
36
80
79
9
343
230
232
817
1658
422
3
4
62
9
55
30
1119
22
213
103
"»1
11
64
4f)
9
54
42
Schiffe
nach
Danemark
England
Schweden
Preussen
Holland
Norwegen
Hannover
Bremen
1851
1850
1849
reide-Export:
4
1491
1475
1290
1512
1610
16991
88
28
87
37
33
5
41
14
97
189
4
40
302
34
9
335
44
5
30
79
24
95
36
45
86
44
78
36
5
24
18
464
252
174
595
429
132
18
76
26
30
10
19
62
77
37
9453
692
1235
276
151
144
21
83
24
45
12129
10931
9460
10452
13424
10867
60
83
20
45
80
69
34
76
6i
49
32
7
90
6
20
Weizen Roggen Gerste Hafer Erbsen Total
L.
115
L.
LT
L.
1
64
~—
2491
30
209
77
—
—
36
..^
_^
33
— >.
83
~~
—
30
—
3751
94
209
2507
254
284
4027
429
393
8 —
123
L.
L.
—
65
217
3062
—
77
—
8
_
36
—
33
—
a3
19
49
236
4413
299
3744
619
5468.
Der andere Export der beiden Seestädte besteht aus Buchweizen^ Lein-
saat, Raps, Wicken, Thierloiochen, Oelkuchen etc. nach England und
Dänemark, altes Eisen nach Preussen, Häute und Felle nach Schweden. Der
Import besteht dagegen aus Steinkohlen, Eisen, Stahl, Salz, Dachschiefer,
Mauersteinen, Schleifsteinen, Schrot, Steingut, Soda, Vitriol, Blei weis,
Alkali u. dergl. von England, Holz, Eisen und Eisenwaaren, Kaffee, Käse,
Sämereien, Dachpfannen von Holland, Holz und Eisen, von Schweden, Lein-
saat von Russlanu, Hafen von Preussen, Wein von Frankreich.
Meeklenbarg.
187
Es wurden geschätzt Export -Werth. Import-Werth
1851 Rostock 1746055 Thlr. 500000 Thlr. (7)
X 1850 Wismar 1301000 » 385100 ,
Mecklenburgs Handel im Jahre 1851. *)
Gegenstände.
Zoll-Verein
Eing.
ans
Meck-
lenburg
Aiu-u.
Dnrcbg.
nach
Heckl.-
borg
Zollyer.-Centner
Hamburg
per Eisenbahn
Eing.
ans
Meckl.-
bürg
Ansg. u.
Dnrcfag.
nach
Meckl..
bnrg
Ctr.klOO'p.Hamb
Werth der
Einfahr
A.u8ftihr
Kecklenbnrgs
Abfällei thierische und andere
Baumwolle, rohe
» Garn
ji Stuhl- u. Strumpfwaar.
Blei, roh oder alt ... .
n Silber- und Goldglätte
« waaren, grobe . . .
Bürstenbinderwaaren . .
Chemische Fabrikate . . .
Alaun, Rupfer, Vitriol . .
Bleiweiss, Chlorkalk . . .
Soda
Eisenvitriol
Farbenerde
Rreuzbeeren, Quercitron
Krapp
Aloe, Flechten, Galläpfel .
Eckerdoppern, Knoppern .
Farbehölzer
Kork-, Pock, Cedernh., Buchsb.
Pottasche, Weinstein . . .
Harze
Mineralwasser, natürliches .
Salpeter
Salz- und Schwefelsäure .
Schwefel
Terpentin und Oel . . .
Eisen, roh, Bruch, Feile u. Stahl
Eisen, Stab- und Blech- .
Eisen waaren
Flachs, Werg, Hanf, Heede
Getreide, Weizen, Spelz
„ Roggen
7>
Gerste, auch gemalzte
„ Hafer, Buchweizen
Hülsenfrüchte
Anis, Kümmel
Oelsaaten • •
1990
1631
112
30
2
119
7
1
22
^2
10
1
9
1
28
5
2
7
10
579
1136
3760
568
Sekefri
48274
11552
13010
11161
3786
lollTer. Gtr.
10
98573
34
31
44
905
27
13
15
6
620
^
40
655
89
353
92
3
7
11
22
157
40
480
6
200
5
15
7229
2222
457
63336
11066
13446
1282
153
, 324
r 384
555
821
24
10
92
113
415
60582
19807
7106
37677
8916
1415
724
548
14741
232
2214*)
20
17
1494
443
1726
ll7
45
121
8568
1360
22
136
19375
23680
2334300
1295
98
135
150
85020
88
3-20
19650
267
17904
13808
1884
80
1440
510
400
10
108b
579
63188
28656
8085
10180
40775
4480
127655
10
714
63
25
1380
16
30
3
126
552
— f 190831
527
35
Die Handelflstatlstik betrifft beide Mecklenburg.
Hier sind verschiedene Drogueriewaaren inbegriffen.
2592
1676
12*
224
60
38
21
180
4912
30984
14745
448688
80
399952
^
188
Mecklenburg.
Gegenstände
Zoll-Verein
Eing.
aas
Meck-
lenburg
Aus-n«
Dnrchg.
naeh
Meckl.-
barg
ZoUyereins-Ctr.
Hamburg
per Eisenbahn
Eing.
aus
Meckl.-
burg
Ausg.
nach
Meck-
lenburg
Gtr.klOOPf.Hamb.
Werth der
EinAihr
Anaftilii'
in MeoUenbnrg
RIeesaat
Alle andere Sämereien . . .
Glas- und Glaswaaren . . .
Häute, Felle, rohe
n zur Pelzwerkbereitung
„ Haasen und Kaninchen-
Haare von Bindvieh ....
Brennholz
Bau" u. Nutzholz, Blöcke u. Balken
Bohlen, Bretter, Latten, etc.
Holzborke, Gerberlohe . .
Holzkohlen
Holzwaaren
Hopfen . ,
Instrumente, astronomische etc.
Kalk und Gyps (auch gebrannt)
Karden oder Weberdisteln . .
Kleider, fertige neue ....
Kupfer und Messing, geschmiedet
Kessel und Pfannen ....
Kurze Waaren
Leder, lobgare, Fahl- u. Sohlled
M brüs^eler und dänisches
Handschuh-
Lederwaaren
Leinengarn
Leinewand
Lichte
Lumpen, Makulatur ....
Bier, Meth und Essig . . .
Branntwein, Arrak, Rum . .
Hefe
Wein, Most, Cider ....
Butter und Käse
Fleisch .
Südfrüchte, frische ....
m getrocknete, Datteln
Feigen etc
Galgant, Jngber, Gardamom .
Pfeffer und Piment ....
Zimmt und Zimmtblüthe etc. .
Häringe Tonnen
151
61
2389
103
3
54
UafUr
13907
Slirk
1269
SckiffiUst
629
861
1
72
TnDM
239
ZoU-Ctfi(Kr
10
99
5
7
2
65
244
92
4
"öO
80
464
35S
7403
361
72
53
77
94
6
874
2305
1694
3217
146
3050
229
128
2808
5
—
4
4
248
24
252
432
495
1620
215
92
2794
71
36
14
285
341
986
7
88
112
667
27
34
2609
2351
305
42
16
17
124
1
38
17
986
165
19
112
84
6
345
391
136
8
1
168
93
15995
23
457
105
72
35670
474
1202
364
3691
211
502
116
2123
120
4207
1287
179
926
905
2576
8743
655
220
1617
2856
273
262
3562
85056
30500
114570
250
800
1208
48
1260
80
432
127
21220
5958
92Ü0
10503
710
7200
428H
1140
19800
68190
7001
528
9800
23895
810
136
5272
39416
54288
12546
2360
6536
23840
15
3732
5580
21730
31224
2900
155910
5150
600
860
14072
6440
25160
112
9450
126
7200
2752
320
3960
2274
4290
200
436
7640
14430
2910
63980
99
4296
2845
2580
775314
8^)50
288
424
1155
1128
120
8740
Mecklenburg.
189
Gegenstände
Kaffe und Kaffesurrogate . .
Kakao in Bohnen u. Schaalen
Milch und £ier
Confituren .
Kraftmebl, Nudeln etc. . . .
Muscheln und Schaalthiere
Reis . »
Syrap, . •
Taback, roh
n verarbeitet ....
Cigarren und Scbnupftaback .
Thee
Zucker, Brod- u; Hut- . . .
„ Roh- u. Farin . . .
Oel
Oelkucben
Papier, ungcicimt, Druck- etc.
„ geleimt, ungel. feines elc
n Tapeten
Buchbinderarfoeiten ....
Ueberzogeae Pelze ^ Mutzen,
Handschuhe
Seide und Seidenwaaren . .
Steine, Bruch- und behauen
Steinkohlen
Stroh-, Rohr- und Bast-
waaren
Lichte, Talg-
Theer, Daggert, Pech . . .
Töpferthon für Porzellan -Fa-
briken
Töpferwaaren, gemeine . . .
Fayencewaaren
Porzellan
Pferde, Maulesel, Maulthiere .
Ochsen- und Zuchtstiere . .
Kühe
Jungvieh
Kälber
Zoll -Verein
Eing.
aus
Heck.
lenborg
Zollver.
Ans- a.
Durchg.
nach
Meck-
lenburg
-Staaten
Hamburg
per Eisenbahn
Elng.
aus
Meck-
lenburg
Aus- n.
Durchg.
nach
Meck-
lenburg
Gtr.klOOlPf.Hamb.
Werth der
Einfuhr
Ausfhhr
In Mecklenburg
1794
4
21
34
4
61
17
25
21
128
4
244
1
6
1654
45
1
Sckiffilttt
125
loll-CIr.
1477
17
13
574
90
21
ftiek
6056
786
2251
692
3100
1180
48
1269
9
927
589
3611
24
20
l
7883
616
2
1296
425
78
63
2
19
79
9638
132
349
810
8
933
203
420
244
56
51
83
410
2664
2288
46
191
7672
89
65
299
19
787
314
15612
178
902
3932
4980
2365
91
18543
1940
770
1553
26
48
355
72
j91
551
2889
23
6
251880
1958
2400
12690
9110
1543H
2650
1923Ö
286200
9200
264260
13580
16632
3
32740
3900
9450
5600
67000
5305
1942
9050
628:^
3175
105360
12200
3950
1020
830
3328
26910
44
26640
1050
23220
40
244
76
1840
38280
400
2440
7
92136
2324
1100
500
59800
1000
6762
295
170
234
1339
260
302800
78650
450 0'
6920
27312
*) Seiden- und Wollenvaaren sind bei der Einfuhrsliste aus Hamburg nicht ausgeschieden,
und nur 821 Ctr. Manufacturwaaren angegeben, die vir unter BaumwoU^nwaaren gesetzt haben.
190
Mecklenburg.
Gegenstände
ZoU -Verein
Bing.
ans
Meck-
lenburg
Aus- n.
Dnrohg
nach
Meck-
lenburg
ZoUver.- Staaten
Hamburger
per Eisenbahn
Bing,
aus
Meck-
lenburg
Ausg.
nacQ
Meck-
lenburg
Gtr.klOOPf.Ha]nb
Werth der
Elnftahr
Ausführ
in Mecklenborg
Schweine, gemästete ....
„ magere
Spanferkel
Hammel ........
Schaafe und Ziegen ....
Wolle
— Garn
— waaren, bedruckt, unge-
walkt
— waaren, gewalkt, Strumpf-
Fussteppiche
Indigo . . . ,
Seegras
Rohe Erzeugnisse d. Mineral-^
Thier- u. Pflanzenreichs . .
Böltcherwaaren, rohe, grobe .
Maschinen
Rohmessing und Schwarz-
kupfer
Kok'usnuss-, Palm- u. Wall-
ralhöl
Grobe Marmorarbeit, Schleif-
steine
Bücher, Landkarten, Kupfer-
stiche
Federn und Federbetten . .
Fische aller Art
Obst getrocknet
Thran
Alle nicht genannte Gegen-
stände
Werth de^ Handels zu Lande
„ „ V. Rostock
„ „ V.Wismar
Zusammen
7869
498
979
35806
33575
Zoll-Ctr.
2379
87
4
122
3
32
1
249
501
62
89
183
169
401
374
80
1895
500000
385400
5905873
752
2428
195
262
533
53910
6563
916
137
12852*)
327
1122
7
23
133
2065
67
652
77
1122
1418
239
74
___
120
—
168
73
129
116
330
37
42^
68
231
3943
1399
147 —
4746055
4304000
8209380
11
18844
14
97
828
533
757
516
103726
10960
202
32700
168300
560
37125
174
2842
2722
14545
33740
770
1778
17780
98
1892
6000
81
190
1025
22000
7300
1595
580
14905
4106
8049
5080773
635520
499
127107
33575
944322
48240
400
18300
240
5280
2755
6855
19190
3010
1470
4450
24900
21100
2345
3025
880
32940
5462325
*) Wolle und Seide sind sonderbarerweise ungetrennt angegeben, ebenso Wolle und
Seidenvaaren.
Meicklefiburg. 19X
Von den Seestädten Hegen uns. ]s»m^ '«Miere Angaben als die aufge-
führten vor* Jleber den Land verkehr auf anderen ak den i^eiden bezeich-
neten Wegen fehlt jede Ermittelung, der Rest dürfte aber zu unbedeutend
sein, um das Facit obiger Zusammenstellung wesentlich zu verändern.
Wertbbestimmnngen sind stets sehr schwieriff und unzuverlässig, es müsste
aber überdies hier zuweilen etwas willkürlich verfahren werden, weil die
Kategorien der Hamburger Eisenbahntransport- und Zollvereinslisten nicht
übereinstimmen, erstere auch oftmals verschiedene Waarengattungen unter-
einander fassen; da wir jedoch in allen zweifelhaften Fällen ein Minimum des
AVerthes angenommen haben, so dürfe obige Zusammenstellung wenigstens
nicht dem Vorwurf der Uebertreibung zu Gunsten der Handelsgrösse
Mecklenburgs ausgesetzt sein.
Diese Handelsgrösse ist im Verhältniss der geringen Ausdehnung des
Gebietes der wenig dichten Bevölkerung und der geringen Bedürfnisse eines
ackerbauenden Volkes von ausserordentlicher Bedeutung. Die beiden Mecklen-
burg haben zusammen eine Bevölkerung von c. 640000^ und es trifll daher
auf leden Kopf der Bewohner nach obiger Zusammenstellung eine Einfuhr
vonyi^Thlrn., eine Ausfuhr von beinahe ISThlrn., zusammen also einen Handel
Ton 22i;^Thlrn. Für Beurtheilung dieser Zahlen ist es nothwendig, sich .zu
erinnern, dass der auswärtige Handel, Ein-, Aus- und Durchfuhr
des Zollvereines nur c. 14 Thlr.
Oesterreichs .... 6 „
per Kopf beträgt, Mecklenburgs auswärtiger Handel also den der Zoll-
gebiete übertriflx.
Wenn ein Land, welches die nothwendigen Lebensbedürfnisse seihst er-
zeugt, dem Auslande jährlich 9^^ Thlr. fiir jeden Kopf seiner Bevölkerung
und für Bedürfnisse, welche zum kleinsten Theil als unentbehrlich bezeichnet
werden können, abzukaufen vermag, so ist der Schluss auf eine grosse
Wofalhäbigkeit gerechtfertigt.
Die nachgewiesene Einfuhr von 5965873 Thlrn. und die Ausfuhr von
82093^0 Thlrn. zusammengerechnet, ergiebt sich für Mecklenburg ein Gre-
sammtverkehr mit dem Auslande von 141 75253 Thlrn.
Es ist wahr, dass ein Schmuggelhandel stattfindet, dessen Betrag, wenn
er zu, ermitteln wäre, der Einfuhr Mecklenburgs ab- und derjenigen des
Zollvereines zugerechnet werden müsste. Es ist jjedoch nicht anzunehmen,
dass dieser unbekannte Betrag von Erheblichkeit sei, oder aucb nur der
kleinen Summe des mecklenburgischen Handels gleichkomme, von welcher
wir oben gesagt, dass uns Angaben darüber nicht vorliegen.]
Diese Zahlen können nicht die Nachrichten widerlegen, welche über
die Armuth in einzelnen Theilen und Klassen Mecklenburgs und über die
Zunahme der Auswanderung vorliegen; sie bestätigen aber, dass diese Ar-
muth nicht von einem Mangel an Gütern, sondern daher rührt, dass die
Gelcf^enheit einen genügenden Theil derselben zu erwerben, durch die
politischen und gewerblichen Gesetze des Landes verkümmert wird.
Zur Ergänzung unserer Mittheilungen über den Handel Mecklenburgs
lassen wir hier noch den Rechenschaftsbericht der 1850 zu Rosjtock ge-
gründeten Bank folgen.
Dieselbe hat ein Aktienkapital von 1 Million Thlr. im 14 Thlr. Fuss,
in 5000 Aktien von 200 Thlr., worauf bis Ende 1852 500000 Thlr. einbe-
zahlt sind.
Die Bank macht, wie aus nachfolgender Zusammenstellung hervorgeht»
Leih-, Disco nto-, Wechsel- und Depositen-Geschäfte und giebt auch Noten aus.
Näheres hierüber findet sich in dem neuesten Werke von Hübner:
„Die Banken.^
192
Meckle&barg.
Bank la Rostock.
A. GescbftfUümsfttJE seit Grflndiing
der Bank
Lombardgeschäft^ Ueberlrag
Angelegt
Zurückffegeben
Disconlo -Wechsel, üebertrag
Angelegt ....
Zurückgegeben .
Auswärtige Wechsel, üebertrag
Angelegt
Zurückgegeben
Waaren- Lombard, üebertrag
Angelegt . .
Zurückgegeben .
Darlehen u. Depositen, üebertrag
Angenommen . .. .
Zurückgenommen
Gonto-Corrent, üebertrag .
Angelegt
Zurückgesehen
Efieclen u. Hypotheken Üebertr
Anlage
Zurückgenommen
Gassa, üebertrag
Eingang
Ausgang
Gesammtumsatz
£xcl. Prolongationen
B. Bnanjs.
Lombard -Gonto . . •
Waaren- Lombard -Gonto .
Disconlo -Wechsel -Gonto .
Auswärtige Wechsel -Gonto
Gonto- Gorrent- Conto .
Effecten - Gonto
Hypotheken - Gonto
Gassa - Gonto , Ba arbestand
Banknoten .
Banknoten unter Gommissariats
verschluss
Saldo der Geschäfte für fremde
Rechnung ....
Einrichtungs-Gonto incl. Bank-
notenanfertigung excl. Raten-
abschreibung . . . .
Gonto ä nuovo
Zweifelhafte Debitoren .
Janaar 18B0
bis Ende
Februar 1861
615026
401340
222354
130709
270659
253514
65240
9440
410946
316483
475613
387134
52233
1609027
1526229
6018620
449730
213686
55800
91645
17145
88479
50405
2333
82798
5411
LMKrc bis
81« Decbr.
1861
2136S6
520588
4482^7
91645
263458
247316
17145
487032
460948
55800
112657
96707
94463
350517
247095
88479
1369910
1295264
52738*)
95579
43173
82798
2095055
2060754
9596732
657523 .
AdWa.
285987
71750
107787
43*229
163124
98:)6ö
6780
99889
17210
310000
1892
10110
59
Zahl
293
640
604
119
567
467
53
868
781
26
72
73
192
728
448
SomiDa
285987
665767
666160
107787
459395
401997
43229
906031
828750
71750
279809
225309
197884
7661 19
401065
163124
2239371
28H125
105145
45022
94476
117099
4072198
3827786
16828442
1021980
Summa
285594
126250
165185
120509
286125
55692
321110
51400
889
9326
1640
Summa || 607702 | 1214290 |
*) Diese Differenc von 405 TfÜm, gegen das Voijahr entsteht doreh
CJonrsirerthes gegen den nomineUen.
1423720
den Ueberschiuw des
Mecklenburg.
193
Janiutf 186d
bis Ende
Febhivr 1851
T
Aktien -Kapital
Aasgefertigte Banknoten .
Darlehen - Conto
Depositen - Conto
Agentur- Conto in Schwerin .
Commissions- Conto ....
Unerfaobcne Zinsen und Dividenden
Conto k nuovo
Gewinn- und Verlast -Conto .
Reserve
500000
93212
1250
95
1572
11571
1. MXrs biB
81. Dezbr.
1851
Passlfa.
500000
500000
165384
32500
132
4387
10560
1326
I8S2.
500000
500000
372254
28811
1303
11008
2539
7473
332
Sununa | 697702 | 1214290 | 1423720
Finanzen.
Eine Darstellung der ganzen Finanz -Verwaltung Mecklenburgs würde
an dem Uebelstande leiden, dass wir nur schon vielfach bekannte Zahlen
wiederholen könnten weil wir aus neuerer Zeit nichts vorliegen haben, als den
verfassungsgemäss angefertigten Etat fikr 1850|51, welcher aber mit der Ver-
fassung umgestürzt wurde. Wir geben daher nur als Rahmen eines der älteren
Budgets« und lassen einige über Mecklenburgs Finanz -Verhältnisse auf-
klärende Notizen folgen, welche wir vorzugsweise aus den vortrefllich aus-
gearbeiteten Anlagen des erwähnten Etats von 1850|51 entlehnen.
Budget vom 1, Juli ]845|46:
Brutto Netto
Einnahme Ausgabe Einnahme Ausgabe
1. Domainen 1761677 748318 1013359
2. Steuern 3H9239 71177 298062
3. Zölle . . , 256380 30140 226240
4. Regale 254610 202873 51737
5. Civil-Verwaltung .... 171082 426078 254996
6. Grossherz. Haus-Privatkasse 116760 116760
7. Verwaltung des Hofes, des
Theaters, der Marställe . . 22715 297483 274768
8 Militair . 11485 444676 433191
9/ Verträge mit den Ständen . 64600 16353 48247
10. Interessen, Kapitalien, Ren-
ten zahlbar durch die Re-
luitionskasse 6351 335-595 329244
11. Pensionen u. Remunerationen 137076 137076
12. Verschiedenes 40353 9097T 50624
13. Reserve 25000 25000
14. Ausserordentliches .... 244534 201007 43527
Thalcr neue »i 3203026 3143513
3143513
59513
1681172
1621659
59513.
1621659
194 Mecklenburg.
Den Wichtigsten Theil des mecklenburgischen Budgets bilden die Do-
mainen-Erträgnisse.
Die Domainen, welche, wie wir aber gezeigt haben, den grösseren Theil
des Landes einnehmen, sind» nachdem die durch^ die Verfassung von 1849
gemachte Aenderung rückgängig geworden, heute noch die hauptsächlichste
Quelle zur Bestreitung der Auslagen der Landes -Verwaltung.
Wie in früheren Zeiten in den meisten deutschen Staaten, hat der Re-
gent nur in diesen Domainen das Besteuerungsrecht und zwar in unbe-
schränktem Maasse, da die Bewohner der Domainen keinerlei Vertretung
haben. In den anderen Theilcn des Landes beruht die Steuer-Erhebung
nur auf Verträgen mit den Grundherren, deren Organ die Landlage und der
von demselben gewählte permanente ständische Ausschuss ist. Auf den
Landtagen vertreten die Rittergutsbesitzer sich und die andern Grundbesitzer
selbst, die Magistrate, die landtagsfähigen Städte, zu welchen jedoch Wismar
nicht gehört, sondern Deputirte.
In alten Zeiten, wo die Regenten sehr wenig Geschäfte und kaum
etwas Anderes zu thun hatten als das Land zu vertheidigen, war die Hülfe,
welche für solchen Fall die Vasallen zu leisten verbunden waren, aus-
reichend, und in Mecklenburg wie anderwärts scheinen die grossen Do-
mainen und die Regale, welche der Kaiser verlieh, anderen in der
Regel hinländich gewesen zu sein, die Landesbedürfnisse zu bestreiten.
Je mehr die Umbildung der Begriffe und Bedürfnisse, namentlich der Er-
satz der persönlichen Dienste der Vasallen durch die Errichtung von
stehenden Armeen die Ansprüche an den Staat vermehrte, desto weniger
konnten dit^se Hülfsmittel ausreichen und mussten die Stände ange-
gangen werden, solche durch ihre Beiträge zu gewähren. In anderen
Ländern fand diese Gewährung, wenn nicht freiwillig, durch Gewalt statt,
indem man die Rechte der Stände verminderte. In Mecklenburg, wo zu
gleichem Zwange ein Versuch Anfang des 18. Jahrhunderts mit russischer
Hülfe gemacht wurde, misslang derselbe; die Stände waren mit Hülfe des
Kaisers siegreich, und der landesgrundgesetzliche Erbvergleich vom Jahre 1755
ein Vertrag, der Sieger mit dem Besiegten nahm eine Bestimmung auf, durch
welche das Steuer- Bewilligungsrecht bestätigt wurde, indem die Stände
sich zwar verpflichteten, gewisse Steuern stets zu bewilligen, aber eben
hierdurch aucn die Ansprüche an sich begrenzten.
Andere Bewilligungen sind allerdings seit dieser Zeit erfolgt, wie unten
aus dem Bericht über die Steuerverhältnisse hervorgeht, stets aber nur nach
grossen Schwierigkeiten und niemals hinreichend, was die doppelte Folge
hatte, dass Mecklenburg in vielen wirthschaftlichen. Einrichtungen neben
seinen Nachbarländern zurückblieb, und dass die Regierung in einer
peinliehen Abhängigkeit von den Ständen war, welchen selbst die Be-
stimmungen von 1755 noch zu neu erscheinen und die in ihren Organen die
Ansicht ausgesprochen haben, dass das vor jener 2eit bestandene Verhältniss
wieder hergestellt werden solle.
Wie aus obigem Etat für 1846/47 hervorgeht, betrugen die Einnahmen
von den Domainen 1013359 Thlr. bei einer gesammten Rein-Einnahme von
1681 172 Thlrn. also beinahe 70 pCt., während die Leistungen der Grundbesitzer
und Städte an directen Steuern (Positionen 2 u. 9) nur 346309 Thlr. Rein-
Ertrag oder wenig über 20pCt. betrugen, die anderen 28pCt. aber durch
das ganze Land und wahrscheinlich auch von den Bewohnern der Domainen
im grösseren Massstabe als von den anderen aufgebracht wurden.
Da bekanntlich nicht die Güter sondern die Menschen, welche darauf
wohnen, die Steuern bezahlen, so hätten die Domainen bei 207352 Be-
wohnern mit 543337 des ganzen Staates noch nicht 40 pCt zu den Staats-
ausgaben beitragen.
Mecklenburg.
195
In dem Archiv für Laiidesku»4e finitet sich eine Znstfkimeiistellung der
ordentlichen £innabnien und Ausgaben von 175S^ und 1842^43» welche
wir hier folgen lassen.
I. Landesherrliche Einnahmen, it»/^ i8«a,*)
L Ton der Bitter- mid Landsohaft an Stenem; m den ordentlichen '^^^' '^^'
Staatslasteo , d. h. GumlBons- , Fortifications- , Legations- und den
Eoftten des gesammten Landes-Kegimentes 95790 S84896
Die nebenstehenden Summen umfassen die ritterschaftl. Hufen-
nnd Nehensteaer, die landst&dtische Steaer und die Rostocker
Accise. Die rittersehaftliche Hafenstener betrug nach Absohluss
des Landes -Vergleichs nur 40067 Thlr., ist aber bekanntlieh seit
1809 auf das Doppelte erhöht, an rittersehaftlicher Nebensteuer
kameiK 17^66 ^^^ Thlr. auf; sie hob sich demnfiohst bis auf nahem
14000 Thlr. , fiel aber spfiter in Folge der Zugeständnisse auf dem
Convocationstage YOn 1827 wieder, und betrug 18^/« nur noch
10472 Thlr.
2. TertragAniftsilge Letotimgeii der Stlnde neben der erdentltoken
Centnbiitlon ? . . . - ««oo
Dies sind:
a) der ständische Zntrag su den Kosten der Justizkaneleien
6000 Thlr.
b) Ton den Landstädten zn den Kosten der Ober-
aufisicht Über dieselben 2000 „
c) aus der erhöhten Steuer zur Unterstützung
grossherzogl. Patronatklrchen 9000 „
d^ zu den Erhebnngskosten der erhöhten Steuer 8000 ,
e) ans der Convocationstags-BeviUigung von 1897
bis 1846 50000 «
Als Bewilligungen von späterem Datum, die 17^/^ nooh nicht
bestanden.
9. Btamahmen ana Domaiüalsteaeni, SSUen, Regallen nnd aaderen ^^,^ ,^,^,
laadesherrlioken Oerechtsameo 106848 469S81
Hierin sind unter anderen begpriffen:
Joh. 17% Joh. 18«/^
a) Domanial-Hufensteuer . . . 45583 Thlr. 67837 Thlr.,
b) Domanial-Nebensteuer . . . 16146 „ 61285 „
c) Staatsgeld, Licent und Accise-
Recognition von Wismar . . — 10458 ^
d) Schutzgeld der Juden (später
ganz aufgehoben) ^^ j» 4085 .
e) Landzölle 1888 - 85754 «
f) Eibzölle 85447 „ 174705 "
g) Post 9107 „ 66827 Z
h) Lotterie — - 6611
i) Lehns-Gebühren 675 „ 51535 ^
Die Münze brachte weder 17'Vm noch
18*%3 einen Reinertrag, sondern erforderte
noch Zuschüsse.
4. Blmiahnien ans der Yerwaltnnd der Do-
■alnen nnd Fönten mit BlnsciiInaB der
Saline nnd anderer dann gehSrlgen In- ^^^^^ ^^^^.^
gUtnte .7 226868 861681
Darunter :
a) aus der Administration der
Aemter (wovon sich 17»*/»« ein
grosser Theil noch im Pfand-
besitze V.Hannover u. Preussen
befand) 216993 « 841978 „
b) aus der Forst- und Jagdver-
waltung 9875 „ 88789 „
226868 - 880787 .
e) für das Gestütwesen, für die
Ludwigsluster Kämmerei u. für
Badeanstalten an Zuschüssen
davon ab — 19106 -
bleiben 226868 „ 861681 JJ
Somma der Einnahmen 429606 1610258.
♦) Es ist überall die reine Einnahme und resp. Ausgabe dargertcUt und gelten die ange-
gebenen Summen durchweg für N. 2/3.
196 Mecklenburg.
{
«a
i]
n. Jdandesherrliebe Aasgaban. 17«/^ 18«/
L Tenrendimgeii war Vnterbaltimg dM MUltalrt, Ar Zwecke dw denttofteii rn,ir ' Thir
Reichs-, modo deatschenBmidM ^'^' ^'^'
(Garaisons-, Fortifications- und Legationskosten etc.) 90484 502876
Darunter: Job. IT»/« Joh. 18*%8
a) für Unterhaltung des Militairs und der Militar-An.
stalten, incl. Mllitair- Pensionen») 70248 Tlilr. 464531 Thlr.
b) Legationskosten und allgemeine Beichs-, modo
Bundespflichten 20236 „ 87844 „
2. Aufwand ffir Ftthmng d. Landos-RegiBeatB: allgem.
Beglenm^skosteii . "..'..'* 53811 345588
Dahm gehören insbesondere:
a) Besoldungen, Bureau - u. Reisekosten d. Regierung
n. deren Sabaltemen, des Revisions-Depart., städt.
Depart., Hypoth.-Depart. und Archivs .... 18484 « 77491 ^
b) Grossherzogl. Kabinet — n 7725 „
c) Renterei 1260 » 9548 „
d) Hof- und Landgerioht und Jastiz-Eanseloien . 8746 « 41220 „
e) Stadtgerichte 205 » 13322 «
f) Consistorium — ^ 1273 „
g> Juristische Früfnngsbebörde — » 674 „
h) Verwendungen für kirchl. Zirecke, excl. Patronat-
lasten im Domanium 1438 ^ 8748 „
UniTersität Rostock 2300 „ 83786 «
Gymnasien — « 11456 «
1)' Schullehrer- Seminar — n 3712 ^
m) Städtische Elementarschulen — « 1154 «
n) Medicinal- und polizeiliche Anstalten — ^ 5189 ^
o) Straf- Anstalten 1475 „ 13084 «
p^ Zuschuss zur Unterhaltung von Chausseen . . — ,) 5405 «
q) Zu den ordentl. Necessarien für Ritter- u. Land-
schaft u. zu d. besondern städtischen Necessarien,
Incl. Agio 14400 „ 14585 „
r) Landtagskosten 3596 ^ 8631 ,
s) Pensionen und Gnadengelder an emeritirte Giyil-
diener und deren Wittwen 1300 „ 68122 ,
t) Administrationskosten der Schuldentilgungskasse — ^ 5200 «
Pro Johannis 184% sind die aus landesherrlicher Kasse für die Unter-
haltung des Oberappellations-Gerichts , des Criminal - CoUegiums und des Land-
Arbeitshauses gemachten Verwendungen nicht hier, sondern in der folgenden
Rubrik berücksichtigt, weil darüber besondere Verträge mit den Ständen be-
stehen. Theilweise sind selbige aber auch in den vorabgezogenen Domanial-
Verwaltungskosten begriffen. Auch ist zu bemerken, dass sich tiberall die reine
Ausgabe angegeben findet, also mit Ausschluss der Verwendungen, die aus ver-
Bchiedenen eigenen Einnahmen der Behörden, als z. B. Gebühren^ bestritten
wurden, der Zinsen vom Werthe der Gebäude etc.
3. Tersclüedene Ausgaben, Insbesondere anoh mr Tenlnsimg imd Abtraflnu 171657 484099
der Schulden
Darunter sind hervorzuheben : Job. 17'*/5g Joh. 18"/,,
a) zur Verzinsung und zum Abtrage von Schulden der
Renterei, der Relnitionskasse und der Schulden-
tilgungskasse 155828 Thlr. 316500 Thlr.
wobei zu bemerken, dass der Ertrag der an Kur-Braunschweig u. Brandenburg
1755 noch verpfändeten Aemter, da er oben in Einnahme gestellt, hier mit 86791 Thlr.
wieder zur Ausgabe geführt ist. Die Renterei traf diese Ausgabe 17^/„ mit
45979 Thim., Johannis 18«%3 wurden 80000 Thlr. zur SchnldentUgungskasse and
236500 Thlr. zur Reluitionskasse abgeführt.
b) Pens. u. Gnadengelder, excl. Mllitair- u. Givil-Pens. 3841 Thlr. 76200 Thlr.
c) zum Ankauf u. Transport von Bau- u. Fadenholz — ^ 59116 „
d) zur Unterhaltung d^ Ober -Appellationsgerichts — ^ 7568 ^
n 9) » Griminal-OoUegiums . . — ^ 4972 n
n 9t m Landarbeitshauses . . — ^ 6076 ,
für die stadtgerichtlichen Jurisdictionen.
4* Fflr das landeslttrstllche Hans n. die Heflkaltang 166522 426605
Darunter : • j
a) zur landesherrlichen ChatuUe, zu Apanagen, Reisen 71458 « 134506 .
b) Hofhaltung, incl. Bauten 85660 « 193669 „
c) Hoftheater und Hofkapelle c. a -— » .45929 •
d) Marstall , 9404 « ^5418 ,
Summe der Ausgaben ! i ', '. ! ! '. '. 481974 1757662
___^_ Mehranagabe gegen die Einnahme 62868 147404
*) In die nebenstehende Summe pro 184'A sind 58857 Thlr., welche durch die Theilnabme der
mecklenb. Truppen an d. Uebungslager b. Lüneburg veranlasst wurden, nicht mit aufgenommen.
*>
tf
Mecklenburg. ~ 197
Es geht hieraus herror, sagt unsere Quelle, dass wahrend im Jahre
17ö5y^ zu der reinen Ausgabe von 481974 Tbirn. neue % welche im Ganzen
zur Befriedigung der Bedürfoisse erforderlich waren, aufgebracht wurden:
1. an Steuern aus landständischen Bewilligungen 19,88 pGt.
2. aus sogenannten nutzbaren Regalien und anderen landes-
herrlichen Gerechtsamen 22,19
3. aus Domanial - Einkünften 47,07 „
4. ungedeckt blieben . 10,8<>
100,00
Dagegen im Jahrgange 184^43 zu der für dieselben Zwecke erforderlich
gewesenen reinen Ausgabe von 1757662 Thlrn. N. *i aufgebracht sind:
1. durch Steuern aus landstandischen Bewilligungen nach
den Verträgen ^ 12,79 pCt,
2. ausserdem noch nach besonderen Verträgen mit den
Ständen 3,68 „
(Hierunter die Gonvocationstags -Bewilligungen von
1827, die 1846 passirte, zum dritten Theil aber auch
auf dem Dominium lastete.)
3. aus sogenannten nutzbaren Regalien und anderen
landesnerrlichen Gerechtsamen 26,13 „
4. aus Domanial-Einkünften 49,02 ,,
ö. ungedeckt blieben 8,38 „
100,00.
Während also, ungeachtet die aus den landesherrlichen Rassen zu bestrei-
tenden Ausgaben in den 86 Jahren um 364 pGt. gestiegen waren, diese dennoch
im Jahrgange 184*^43 nicht nur in demselben, sondern noch in einem stärkeren
Verhältnisse als beim Abschlüsse des Landvergleichs angenommen werden
konnte, aus den übdgen landesherrlichen Revenuen übertrafen worden
sind, ist das Verhältniss, worin dazu durch die aversionellen Steuer-
bewilligungen der Ritter- und Landschaft contribuirt wird, sehr erbeblich
zurückgegangen. Letzteres betrug
Johannis 1755^/56 nahezu dem 5, TheU des ganzen Bedarfes 19,88 pGt.
Johannis 184^43 nur wenig, d. h. mehr als den 8. Theil 12,79
mithin weniger 7,09
was fast ausgereicht hätte , um das entstandene Deficit zu decken. Wenn
man aber diese ständischen Steuer-Zuträge mit denjenigen Verwendungen
vergleicht, welche nach Absicht der ursprünglichen fiewilligung davon be-
stritten werden sollten, nämlich mit den Bedürfnissen für Unterhaltung des
Militairs (Garnisons-, Fortificationskosten) und in Reichs- oder Bundes-
sachen (Legationskosten, zu Reichs- und Kreistagen, Kammerzieler etc.), so
zeigt sich, dass diese
Johannis 1755^6, im Betrage von 90484 Thlrn.
durch die so eben erwähnten Steuern im Betrage von . . . . 95790 „
nicht nur vollständig gedeckt wurden,
sondern sich dabei noch ein Ueberschuss von 5306
ersah, während
Jonannis 184^43, wo jenes Bedürfniss auf 502375
gestiegen war, die Steuer -Aufbringung von . 224896
dazu so wenig genilgte, dass . 277479
mithin mehr als die Hälfte davon anderweitig aus den landesherrlichen
Revenuen bestritten werden mussten, oder aber auch die öffentliche Schuld
sich um das Fehlende vermehrte.
198 Mecklenburg.
Aus den am meisten gestiegenen Anfkünften der sogeaa&äten nutiäbaren
Regalien und anderer landeshoheitlieher Gerechtsame blieb hierzu nichts
disponibel, da diese Mehr- Einnahme durch die noch in ^rkerer Pro«
gression gestiegenen anderweitigen Kosten der Führung des Landes -Re-
giments und durch die Bedürfnisse der vermehrten Schuld absorbirt wnrde, wo-
gegen aber allerdings von dem Domanial-Einkoromen eine auch verhaltniss-
mässig grössere Quote dazu disponirt werden konnte, weil die Bedürfnisse
des grossherzoglichen Hauses und der Hofhaltung, welche daraus vorerst
zu befriedigen waren, sich nur in seringerem Massstabe vermehrten. Diese
waren im Laufe der mehrgedacnten 86 Jahre von 166522 Thlrn. auf
425605 Thir., also etwa um das 2 1^ fache gestiegen. Während sie. 1755/56
fast ^ der Einnahme aus den Domainen und die fingirten Einnahmen aas
den damals verpfändeten Aemtern abgerechnet, fast die Gesammt-Aufkunft
wegnahmen, erforderten sie 1842^/43 nur etwa die Hälfte derselben und fand
der Rest seine Verwendung für andere Siaatsbedürfnisse.
Die Steuerverhältnisse Mecklenburgs sind der eigenthümlichsten Art
und nur erklärlich durch die dortigen politischen Verhältnisse, welche sich
durch nichts als ihr Alter auszeichnen.
Die Steuern werden durch die Landstände, für beide Mecklenburg
gemeinschaftlich, alljährlich bewilligt, mit Ausnahme der in Rostock und
Wismar zu erhebenden ordentlichen Abgaben, welche weiter unten be-
sprochen werden und der ordentlichen auch ritterschaftlichen Steuern in
Städten überhaupt, welche zwar auch alljährlich speciell veikündet werden«
aber durch den Erbvergleich vom 18. April 1755 und den Gonvocationstags-
Abschied vom 4. October 1808 festgesetzt sind. (Zur Erklärung diene, oass
Gonvocationstage die durch einen der Landesherrn stattfindende ausser-
ordentliche Berufung der Landstände sind, im Gegensatz zu den ordent-
lichen jährlichen Landtagen).
Eine Darstellung dieser Steuern ist ausserordentlich schwierig und Raum
raubend, ersteres wegen der grossen Verschiedenheit, letzteres wegen der
Unmöglichkeit, durch allgemeine Angaben verständlich zu sein, wo nahezu
Alles den Finanz - Grundsätzen der Gegenwart widerspricht.
Wir müssen uns daher einen etwas weniger längeren Auszug ans den
verschiedenen vorhandenen Schriften erlauben, von welchen die des Herrn
Steuer- Rath Schultze in Schwerin vom Jahre 1848 am meisten Material
bietet. Seitdem sind freilich mannigfache Aenderungen beantragt und der
neuen Verfassung gemäss beschlossen worden , soviel uns bekannt aber mit
Beseitigung der Verfassung und der Wiederherstellung des alten Zustandes
auch wieder aufgegeben. Wir fugen den einzelnen Steuern die Angabe des
Erträgnisses bei, wie es in dem Mecklenburg- Seh werinschen Etat pro Jo-
hannis 1850/51 aufgeftihrt ist.
Die ordentliche Landessteuer soll erhoben werden:
a) Vom Domanium (sowohl ftirstliches Stammgut als später ange-
kauftes) der beiden Grossherzogthümer.
Hufensteuer*) (das Mecklenburg-Schwerinsche Domanium hat 2684 ^^^q
Hufen; in dem Etat sind als besteuert circa 504 Hufen mit 13074 ThIr. Er-
trag aufgeführt) 25 ThIr. 32 Seh. Gourant, und Nebensteuer (Ertrag
68100 Thlr.) bestehend in Grund-, Vieh- und Personalsteuer. Die Neben-
steuern im Domanio (68100 ThIr.) werden ohne Berathun^ der Stände, ledig-
lich vom Landesherren verschieden festgestellt (in Slrelitz noch nach dem
Edict vom 1785). Im Schwerinschen Domanialflecken Ludwigslust ist seit
*) 1 Hufe •- 600 Scheffel Rostocker Maass Aussaat.
Mecklenburg. 199
dem 1, J^p. 1802 d^ MliidtifiCbe Steuer-Modus rollständig, in den DömaniaK
flecken Dargun, jLübtheen, Zärentin und Doberan seit 1825 theil weise statt
der Nebensteuer eingeführt (und beträgt hier 587Q Thlr.).
b) Von der Ritterschaft, zu der auch hier die inkamerirteii, die
Kloster-, Rostocker- Districts- u. städtischen Kämmerei- u. Oeconomie--
Guter zu rechnen sind. Diese zahlen ebenfalls 32 und 23 Thlr. Hufen^^
Steuer und auch eine Nebensteuer. Von den Leuten ausser den Hufen
wird auf den inkamerirten Gütern die Nebensteuer (6000 Tbhr.) wie auf
den Domanial - Gütern, auf den andern Gütern die Steuer nach der
Norm (llOOO Thlr.), eine reine Kopf-, oder Personalsteuer erhoben. Ein
landesherrliches Edict verkündet alljährlich, wer dazu heranzuziehen oder
auszunehmen ist. Die 19^ Pfarrhufen — nicht zu verwechseln mit den
gewöhnlichen, steuerfreien PfarrJändereien — zahlen nur die Hälfte der
[ufensteuer. Die Ritterschaft Stargard tischen Kreises hat von 471^HufeD^
einschliesslich 23 ^^ Pfarrhufen , zu steuern.
c) Landstädte zahlen gemäss dem im landesgrundgesetzlichen Erb-
vergleiche, von 1755 festgestellten Tarif und Modus von Häusern, Aeckern,
Wiesen und Vieh, Scharren- und Hausschlachten, Getreide zur Mühle,
Handel, sonstigem Erwerb und Nahrung. Wesentliche Aenderung ist seit
1755 nur in sofern eingetreten, als die frühere Steuerbefreiung gewisser
Klassen und Individuen seit 1809 aufgehoben wurde« Verschiedene ^erich^
Hebe Entscheidungen berühren die Verwaltungsmethode, aber nicht die
Fundamentalgesetze. Am 31. März 1783 wurden jedoch diese Steuern auf
den „vierten Theil", d. h. um U erhöht, welche mit Ausnahme von
4000 Thlr. zur Unterstützung hülfsbeaürftiger grossherzoglicher Patronat-
kirchen und zur Abbezahlung und Verzinsung des Beitrages bestimmt sind,
welchen die Mecklenburg-Schwerinschen Städte zu den Schulden der Land-
kassen (einer unter besonderer Administration des höheren Ausschusses der
Ritter- und Landschaft beider Landestheile stehenden Kasse) damals schuldig
waren. An die Stelle dieser Schulden ist nun der Aufwand für verschiedene
Einrichtungen getreten und die SteurerhÖhung dauert daher fort.
Diese Steuern wurden bis 1848 im Schwerinschen im ll^^Thalerfüss
oder 3^% Agio im 12Thalcrfuss (neue Zweidrittel) vom 18. Mai 1848 an,
wie imSlrelitzschen, im 14 Thalerfuss mit einem Aufschlag von 20Vo oder
Iß ^VoT je nachdem sie im llj^ oder 12 Thalerfuss schuldig waren, crhobeni
Hausstcuer (Ertrag 1038Ö Thlr.) ist 1 Thlr. für ein ganzes Haus und im
Verhältniss für }^ und V Häuser, welche letztere Qualification in den ver-
schiedenen Städten ungleich ist. Unbewohnte Häuser, Staatsgebäude,
Kirchen und alle von frommen Körpern vor 1700 erworbene Häuser sind
frei. Jede Stadt hat ihre abweichenden Eigenthümlichkeiten. Acker- und
Wiesensteuer (Ertrag 3512 Thlr.) pr. Morgen — (4 Scheffel u. 300a Rth.)
— Acker in Schlägen 2 Seh. nicht in Schlägen 1 Seh., von einem 4 spännigen
auf dem Stadtfeld geworbenen Fuder Heu 2 Seh., von 2 spann, die Hälfte
(sonst auch von 100 Hopfenkohlen 4 Seh. Es giebt aber deren in den Städten
nicht mehr). Von der Ackersteuer sind die von piis corporibus vor 1709
erworbenen Grundstücke frei. (In Strelitz vom Scheffel Aussaat Berliner
Maass 9 Pfennig, pro Fuder Heu 1 Seh., pro Wiesen Garten, d. h. Haus-
pertinentien 1 Seh.)
Viehsteuer (Ertr. 2922 Thlr.) pro Ackerbaupferd 4 Seh., andere Pferde
8 Seh., Ochse 4, Kuh 3, Schaaf und Schwein 1, Ziege 2 (in Strelitz 3),
Bienenstock 4 Seh. (solche kommen in den Städten nicht mehr vor).
Erwerbsteuer (Ertr. 21425 Thlr.) zahlen gesenwärtig : Herber-
gierer in grossen Städten 2, in kleinen 1 Thlr., Künstler, Handwerker,
Gärtner ohne Gesellen 1 Thlr. , desgl. mit einem Gesellen oder 2 Jungen
2 Thlr., Handwerker mit 3 Ges, 3 Thlr., mit 4 oder mehr, 4 Thlr.,
200 Mecklenburg.
Schornsteinfeger mit Ges. 4Thlr., Schweinschneider 4 Thlr.. Tagelöhner
1 Thlr., Schreiber und Dienstleute, die auf ihre eigene Hand liegen und
nicht dienen wollen 2 Thlr. (hiervon ist nie etwas eingegangen), Schaa*
steller u. dergl.- Umherziehende 1 Thlr. Alle andere Nahrungszweige und
ausserdem Bäcker, Brauer, Branntweinbrenner, Schlächter, weil sie schon
durch Mahl- und Schlachtsteuer zahlen*), sowie auch alle oben taxirten,
wenn sie sich als personae miserabiles legitimiren» und Wittwen wegen eines
Gesellen sind frei.
Schlachtsteuer anticipando zu bezahlen ohne BefreiuiuE und
mit der lästigen Gonsequenz, dass kein geschlachtetes Fleisch in die Städte
eingeführt werden darf, beim
Ochs Kuh Kalb Schwein Schaaf Ziege Lamm
Scharrenschlachten 1 Seh. 32 Seh. 6 Seh. 5 Seh. 4 Seh. 4 Seh. 2 Scfa.
Hausschlachten 1« 24 „ 4» 4„ 3« 3, 1«
(Einnahme der Scharrenschlachten 8612 Thlr., Hausschlachten 1740 Thlr.).
Mahlsteuer (28654 Thlr.). Jeder Einwohner der Steuerorte, welcher Ge-
treide zur Mühle schickt, muss zuvor bezahlen von 1 Scheffel mecklenburgisch
(7 = 5 Berliner) Weizen 5 Seh. , Roggen 3 Seh. , Malz 5 Seh. , Branntwein-
schrot 6 Seh. (Branntwein aus Kartonein ist steuerfrei), Futterschrot 2 Seh.,
Korn zur Grütze oder Graupen 2 Seh. Kein Mehl, Malz, Branntweinschrot,
febacken Brod darf in die Steuer-Orte eingeführt, auf beweglichen Mühlen,
landmühlen etc. daselbst nicht gearbeitet werden!
Handelssteuer (42880 Thlr.) zahlt jeder Handeltreibende vom Werthe
seines Einkaufes 1 Seh. vom Thlr. , in Rostock nur 6 Pfennige vom Thlr,,
alle mit Wein und starken Getränken Handelnde 3 Seh, vom Thlr., alle
Pferde- und Viehhändler, fremde Verkäufer (mit Ausnahme der Lübecker,
welche mit Einheimischen gleichgestellt sind) 2 Seh. für jeden Thlr. Erlös.
Als Einkaufswerth wird der Preis sammt allen Unkosten betrachtet, also
auch die bezahlten Zollgefälle eingerechnet! Frei sind von der
Handelssteuer die Einfuhr vom platten Lande zum Verkauf, bei welcher erst
der Käufer Steuer zahlen muss, Korn und Raps unter allen Umständen»
schon einmal versteuerte Waare in beiden Grossherzogthümern , was zur
eigenen Verarbeitung von Künstlern und Handwerkern und zum eigenen Ver-
brauch von Nichtkaufleuten bezogen wird, Baumaterial zum Bau und Re-
paratur, Trödelwaare, ländliche Gutsproducte (es zahlen jedoch inländische
Käufer von Wolle 6 Pf., fremde 1 Seh. und in- und ausländische Käufer
von Holz 1 Seh. vom Thlr. Einkauf); die Einfuhren der Ritterschaft, Bürger
und Einwohner Rostocks für im Lande gemachte Einkäufe zum Transport
nach Rostock, unter gewissen Beschränkungen die Abgebrannten in Staaten»
Transit- und Speditionsgüter und Fabrikate inländischer Wollfabrikanten.
Strafgelder bilden eine andere kleine Einnahme, welche im Etat von 1851
mit 460 Thlrn. für die Landstädte angeschlagen wurde, die Gesammt-Ein-
nähme aus allen vorstehenden Steuern der 68 Landstädte ist im Etat mit
12li)iK)Thlrn. und zuzüglich
25 pCt. ^der öle Schilling'* 303S0 ^
mit 152370 « angeführt,
die Erhebungskosten 40760 „ also 27 pCt.
Netto 111610 Thlr.
Die Seestadt Rostock hält ihr eigenes Steuersvstem, (vermöge der
Convention vom 26. April 1748, des Rostocker Erovertrages von 1788
*) Man glaubt also in Meeklenburg, diese IndastrieUen and Hiebt die Consnmenten besfthlen
die Abgabe!
Ifeeklenboirg. ^1
und de^ Yerde|cbs votb 14i Wn tBtJ ^6h Üt SeesUdt Rostock von
aUen Arten net ordentlichen Landes - (Kontributionen ganz frei sein, die
Landesherrschaft aber den Ertrag der Accis^ geniessen) nnd ist in
dieser Hinsicht als Ausland zu betrachten, weshalb dort versteuerte
Waare in den Landstädten und hier versteuert in Rostock nochmals
Accise eiiegen müssen, in Rostock auch die Nichtkaufleute. Die Accise-
rolle von 1748 und die Ermässigungsakte für Speditionsgliter vöoi
15. October 1776 gilt heute noch als Unterlage. Die Erhebung ist dem
Landeshexrn unter gewissen Beschränkungen überlassen ; laut Uebereinkunft
von 1829 hat er der Stadt 14400 Thlr. jährlich von der Accise abzulassen und
erhebt sie auch einen Zuschlag, welcher der Hälfte der Accise gleich kommt;
Die Rostocker Accise besteht aus einer Abgabe auf Getreide zur See ein-
und ausgehend, Waaren*, Mahl- und ScfalachUt«uer. Sie wird gegen-
wärtig im 14 Thalerfuss mit einem Aufschlaff von 20 pCt. auf die alten
Sätze bezahlt^ diese sind bei Getreide für Einfabr per Last (02 Scheffel) Korn
24 Seh (circa 200 Thlr.), für Aasfuhr 36 Scb. (10000 Thlr), bei Waaren nach
dem alten Tarif, dessen wichtigste Positionen sind: Aepfel pro Tonne 2 Seh.,
Austern pro 100 Stück 2 Seh., Butter pro Lpfd. I^i^ch., Ochsen 1 Thlr.,
Kfihe 92 Scfa., Schweine 6 Seh., Hammel und Kälber 4 Seh., Weinessig pro
Anker 10 Seh., Eisen pro Scbiffspfund 5 Seh., ETäringe pro Tonne 6 Seit,
Holz pro Faden 2 Seh., Kalk pro Tonne H^Sch., Leinsamen pro Tonne
4 Scb., Pech pro Tonne 8 Seh., Burgunder- und €hampaffnerwein pro Anker
3ftSch., Rhem-, Franken-, spanischer und fiortugisischer Wein pro Ohm
2 Thlr., Franzwein pro Oxhoft 1 Thlr. 36 Seh., Flachs pro Lpfd 9 Pf., Franz-
branntwein an Nichlkaufleute nnd Rum pro Oxhoft 3 Tlilr, Franzbranntwein-
spTii 5 Thlr. 2 Seh., Franzwein an Weinhändler pro Oihofl 1 Thlr. 8 Seh.,
Steinkohlen pro Tonne 1 Seh. , Salz pro Tonne 3 Seh. , Tbran pro Tonrie
8 Seh., Theer pro Tonne 4 Seh., Talg pro Lpfd. 1 Seh., inländischer Bl^tter-
Taback pro Ctr. 12 Seh., Cardus-Taback an KauCleute pro 100 Pfd. 32 Seh.,
Wolle pro Stein 9 Seh. Die im Tarif nicht aufgeführten Waaren zahlen
vom Tbalerwerth 9 Pfennige. Ffir die mit fremdeln' Schiffen und fUr>
liremde Rechnung ein- und ausgehenden Guter Butter, Käse, Speck, Holz;
Bronce, Kalk und rauhes Leder ausgenommen, ist die Hälfte der Accise
mehr zu bezahlen und wenn ein fremder Schiffer f&r einheimische Rechnung
in Rostock ladet 16 Seh. pro Last Zulage. (Der Ertrag v. z. See ein- una
ansgehenden Waaren ist 23000 Thlr., v. z. Land einkommenden 7400 Thlr,^
V. z. Land ein- und ausgehenden einheimischen Produkten 4000 Thlr.)
Mahl-Accise (Ertr. 12780) ist in Rostock für Weizen &Sch., desgl. zur
l^ile ISch., Roggen, Gerste, Futterschrot 3 Seh., Roggen zu Branntwein»
Malz za Bier d Scn., Malz zu Branntwein 7 Seh. pro Scheffel.
Sc hl acht- Accise ist wie oben im Tarif erwähnt, jedoch nur für das
Scharrenschlachten, Hausschlachten ist frei (Ertr. 3(X)0 Thlr.).
Von Acefdenzien wird 4200 Thlr., von Miethen und Zufälligem 260 Thlr.
Einnahme im Etat aufgeführt.
Besondere Steuersysteme hat die Seestadt Wismar.
Hier wird grossherzoglicher Seits der Seezoll (gewöhnlich Licent ge-
nannt) von ein- und ausgehenden Waaren erhoben. Ausserdem empfängt'
der Staat 2700 Thlr. N. Z. D. = 3150 Thlr. Preuss. Cour. Staatsgeld von
der Stadt.
Die schwedische Licentordnung vom 20. August 1661 dient heute noch
als alleiniges Normativ für den Seezoll, derselne wird theils nach Tarif,
theils mit 3 % ▼om Werth erhoben. Gleichzeitig mit demselben werden
die sogenannten Schiffs-Angelder erhoben, z.B. ein Schiff von
13
203 H^filRlepl^utg«
» : ,. iTut« . . I • « •
70 « n 4 « 34 , . 12 • ^I »
ISO « « 1 n 16 . • 29 , 19 »
etc. Au^serd^m wird Armeugeld 4 Sdi. für jedes aussehende Schiff 2 Sch^
ftr jedes ausgeheode Boot eia ipit der Grosse des Fahrzeuges siei^eodes
Scbrafc- Uiiui Fassgeld erhohen.
Zu Mnd einkommende Güter zahlen diesen Licent nicht Auch von
Schweden einkomoteude. Güter nicht
Dier Etat von 1850/&1 fUhrt auf: Lioeut und Aucelder
▼OB einkomimeBdeD Schiffer-Waaren mOt Thllr.
von ausgehende» « » 9100 «
van ein'- u&d ausgehenden Böten . • 190 ^
Sportel*> Schreib- und Passgelder . 1710 ^
ld260 Thir.
Für sich erbebt die Stadt Wismar eine Accise von alleft, auch
schwejdisichen, zu Wasser und zu Land eiokommendeu und von allen zu
Wasser ausgehenden Gütern, zum Theil nach Tarif, in den meiste« Fällen
aber 1 pCt vom, Werth, vou Korn 32 Seh. pro Last, weun Cur freiode
Rechnung, IS Sqh*f veun für Wismarscbe Rechnung, . Getreide zur Mühle
von Weizen 2^, Rpg;gen und alle niqht genannten Getreide IW, Uafc 8»
Brai^weuisciurol 4 Seh. pro Scheffel, Maiscb&teuer ist 4 Scn. pro 120 Kanneut
Ferneir wird v#m Vieh, und zwar beim Scharrenschlafihten» etwa die
Hälfte der Sleu«* für Hausschlachten erhoben.
Auch wird Wein-Accise, Hafe^g;eld (dieses etwa die Hälfte der Aceise)»
Dammceld (zur Erhaltung der Strassen) von landwärts aus- und eingebeiv
4en Waajren« Straasengeid (zu den IKLosten der Steindämme}« von seewän^
ein- und aus-^, und von landwärts eingehenden Waaren, Theerbaus^Abgabe
von einkommendem Theer und Pech, Schifib- und Armengelder wie bfßm
Licenl ei^oben. Die Gelder (Hessen in die städtische Kasse» mit Ausnahine
von 102 Thlm. & Seh, von den Dörfern und 406 Thlr. 32 Seh. EecognitioA
wegen Erhiebung der städtischen Accise.
Ausserordentliche Landessteuern werden theils für auaserordeotlich»
Bedürfnissne erhoben , theils bezwecken sie wie Herr Steuer-Rath SchuUze^
sagt: »den Schutz für inlendascheu Hflindel und Fabrication^
In Schwerin wurcje durch den Convocationstag im Herbste 1^806^ vom
I. Juli 1809 an unter VerpQichtung des ganzen Landes zur TiJJgung 4^
allgemeinen Schulden, die «extraordinäre Landes - Gontrioution**
vereinbart Alle, solche aus dem ganzen Lande durch directe undji^difecte
Steuern,, Stempel u. der^. autkommenden Summen sollen von den Orts-
behörden an die eiffends für diese unter städtischer Mitverwaltung stehende
Receptur- Kasse in Rostock eingesandt werden. Von dieser extraordinären
Landescontribution ist Niemand frei. Anfänglich auf 30 Jahre festgeseCzt,
wird sie auch jetzt noch erhoben und aUuhrlicn auf dem Landtajgfe} vereinbart,
in der ftegel 3 Simpla. Das Edict vom. 31. Dec 1840, welches j[etzt noch zur
Unterlage zu dienen pflegt, enthält in seinen Hauptabschnitten Huiennt
Kopf-, Haus-, Acker-, Pacht-, Erbpacht-, Wiesen-, Gärten-, Einkommen^,
Professions-, Vieh-, Charakter-, Vermögenssteuer etc.» deren weitläufige Be-
stimmungen hier nicht Raum finden können. Der Ertrag ist in^Etat pro. 185^
mit 351795 Thlrn. angeschlagen« indem von deuDomamen und Bittergül^rn
das 4facl^ Sieuersimplum von 4 thJrn IQSch., also 11 T^r^, 16Sqb. und
von den Domanialgütern und Flecken eine Personalsteuer mit 57500 thlrn.,
Mecklenburg. SOS
VW den ftatiergtteni desgl. mit 56900 Thlrn., TOki den Un&tlldtea mit
01900, von den Seestädten mit 61200 vorausgesetal wird. Bei delr HtoioH»
Steuer von den Domainen, sowohl ordentliche als ausserordentliche, find
einige weniger bezahlende BCalien.
(In Meddenburg-Strelitz wird die ausserordentliche Contnbution nach
den jedesmalige Anordnungen der Gratrai- Steuer -Direction in Neu«>
Brandenburg erhoben).
Die Prinsessin-Steuer wird bei Yerbeirathung einer Tochter eines
Landesherrn erhoben, jedesmal 20000 Thir. in Schwerin und StrellU zu-^
sammen, dort Ton Domainen (i^), ritterschaftlichen Gütern (^^), Kloster-»
gütern und Städten (in Rostock l(^); in Strelitz nach einem jedesmal be-
sonders 9U bestimmenden Modus.
Die Stempel- und Gollateral-^Erbsteuer. Stempel trifft Kalender
(Ertrag 44(>Thlr.) kleine i^Sch., Quart- 1 Seh., StaaU«- iSth^ answärUn
das Doppelte; Karten (Ertrag 2700 Thlr.) gew5hnlicfae 4 Seh;, Tarrock- SSch.,
auslänoische dürfen nur von dem Hauptdepot in Rostock beiogen werden.
Papier -Stempel, (Ertrag 28200 Thlr.) wird nach benannten Zahlen Ton
25 bis 100 Thlrn. oder nach SäUen von \i bis 2 pGL gegeben. Erstere
vorzugsweise bei (^rigkeitliehen Akten, letztere vorzugsweise bei Privat-*
Verträgen mit Werthsummen.
Die GoUateral -Erbsteuer (Ertrag 10000 Thlr.) wird mit Ansnahne des
Anfalles an Ascendenten, Descendenten, Ehegatten, natürliche oder gesetz«^
Uch anerkannte Kinder, an Kindesstalt angenommene Kinder aus Armen-
instituten, und der Summen, welche 100 Inh*. nicht übersteigen, von allen
im Lande eröffneten Erbschaften erhoben und zwar 1 pGt., wenn die Erb-
schaft an vollbürtiffe oder Halbgeschwister, 2 pGt an voUbürtige oder
Halbgescbwisterkinder, an Verwandte bis und mit 4 Grad civiler 0>m«
putation, an Stiefkinder und Stiefeltern üpGt. ertegen alle weitere Ver-
wandte und der Fiscus. In Rostode bestehen ausserdem 2 pGt. Gollateral-
steuer für Stodtbehörige.
Die Probenreutersteuer. (Ertrag 7S00) durch Gesetz vom 20. Jan.
1S38, ist eine BeföstKung der ausländischen Handlungsreisenden, welche
verpflichtet sind, vor Eintritt in das Land einen Gewerbeschein zu losen,
wenn sie, ohne die Waaren selbst bei sich zu ftthren, auf Muster verkaufen
wollen. Ein solcher Gewerbscheln berechtigt nur zu Geschäften mit Kauf-
und Handelsleuten in Land- und Seestädten, an Nicbtkaufleute auf dem
platten Lande ist mit Ausnahme von Wein an Gastwirtbe und von rohem
Taback an Tabaeksfbbrikanien der Muster- Verkauf bei 60 Thlr^ Strafs ver^^
boten. Die nur auf l Jahr ^Itigen Gewerbesdieine kosten 10 Thlr. Gold
ftir Solche, welche mit Matenal zum inländischen Gewerbebetrieb , 20 Thlr.'
Gold für die, welche nnt andern Waaren und 30 Tlilr. Gold für die, welche
mit Wein, Golonial-, Seide- imd Wollen -Waaren handeln.
Der Gesammt-Ertrag wrird zwischen beiden Grossherzogthümem zu ^
und M vertheilt
In Schwerin ist die Einfuhr ausländischer Cichorien verboten; Fremde
Rranntweineieder Art sind nur mit einer Abgabe von 12 Thlrn. Gold pr.
Oxhoft beleet (Ertrag 1000 Thlr.) Als ausserordentliche Gontribution zahlen
fremde Hanaelsleute ausser der' ordentlichen Steuer 1 Seh. vom Erlös (und
wird der Ertrag im Etat pro 1851 mit 938 Thlrn. veranschlagt):
Ausser den zahlreich aufgeführten Steuern werden auch
16116
erhoben. Die Landzdlle sind Reste der ehemaligen Brücken-, Wache-
u. Geleite-Gelder. Sie werden für beide Grossherzogthümer gemeinschafUieh
erhoben. Nach den Reversalen von 1621 sind nur die damah vorhanden'
\3*
i
204 Mecklenburg.
gewesenen Zölle rechtsgültig and durch landesgrundgesettlichen ErbvergleSch
vom 18. April 1755 ist das Verbot Ton Anlegung neuer Zolle aosdriioklich
ausgesprochen.
In Schwerin gab es bis auf die neueste Zeit 27 Haupt-*) mit 53 Neben-
und Wehrzollstätten, von welchen letzteren wegen ihrer Geringfügigkeit einige
aufgegeben wurden; in Strelitz giebt es 38 Zollstätten, die Mehrzahl liegt
mitten im Lande. Jede Zollstätte hat ihren eigenen, seit mehr als 200 Jahren
unveränderten Tarif, wobei nicht unterschieden wird, ob die Waare Tom
In - oder Auslande kömmt oder stammt. Zollfrei sind die Gutsbesitzer und
Pächter der Landbearüterten und grossherzodichen Domainen« (aber nicht
die Bauern, Erbzinsleute und andere ländlicne Bewohner), sowie auch die
ritterschafllichen Eingesessenen des stargardtschen Kreises beim Verfahren
ihrer Prodncte und beim Einholen ihrer Bedürfnisse, inländisches Fürsten-
(;ut, Kirchen für Glocken und Baumaterialien, Salzfahrer für Salz aus der
mländischen Saline zu Sülz und Postgut: Beschränkt und zeitweilig sind von
jedem Zoll befreit: die Einwohner einzelner Städte , namentlich Rostock für
die Waaren, welche als volles und wahres Eigenthum ihrer Bürger an den
Besttnunungsort transportirt werden; die Einwohner in Laage, Grabow,
Parchim für unverkauftes Eigenthum bei der Ausfuhr an der eigenen Zoll-
Stätte, Militair- Effecten, WoUfabrikate, Zu- und Abfuhr der Woll- und
Buttermärkte und einige andere geringfügigere Gegenstände und Pröducenten
inländischer Fabrikate. In jedem der Grossnerzogtnümer gelten die ausnahms-
weisen Befreiungen für Angehörige des anderen nicht. Die von Preussen
umschlossenen Mecklenburg -Schwerinschen Enclaven Rossow, Netzeband
und SchÖneberff gehören seit 1827 zum preussischen Zollgebiete, Die für
die mehrsten Zollhäuser massgebende Zollrolle bestimmt z. B.: Alaun 1 Tonne
3 Seh., Anis 1 Fass 4 Sch.^ Pottasche pr. Tonne 2 Seh., Butter pr. Tonne
3 Seh , Bier pr. Tonne 2 Seh. 6 Pf., Bretter von Eichen, kurze Bohle, 6 Seh.,
desgl. 3— 4Fuss 1 Seh. pr. Stück. Bretter und Tonnen aus der See ,iVors
Zwölfter 2 Seh.,** auf der Elbe 3 Seh., Branntwein pr. Ohm 6 Seh., Blei pr.
1 Gtr. 3 Seh., Kram *Waare pr. Gtr. 1 Seh. 6 Pf, Kaufmannswaare durchs Land
Sehend 4 Seh. 6 Pf. für jedes Pferd Gespann, Käse 1 Schiffspf. = 20 grüne
tapelkäse 3 Seh., Kuh oder Stier, so ein Ausländischer verkauft 2 Seh., ein
Inländischer 1 Seh. 6 Pf., Eisen 1 Schiffsof. 3 Seh., Eisenwaaren 1 Kiste, Lade-
Tonne 4 Seh., Garn, Pack schlesisch 13 Seh. 6 Pf., 1 Pack gemeines Garn () Seh.,
Gewürz und Spezerei für das Pferde-Gespann 6 Seh. 9 Pf, »Gewandt dess
besten Laken 1 Pack von 40 oder 42 Stück 42 Seh.,** «Gemein Wandt oder
märkisch Laken 1 Pack von 20 Stück 12 Seh.,«" Häring 1 Tonne 2 Seh., Honig
1 Tonne 3 Seh., Hopfen 1 Fuder märkischen oder braunschweig. 12 Seh.,
inländ. 8 Seh. Transite - Güter bezahlen die Eingangszölle ebenfalls; nur
für die mit der Berlin - Hamburger - Eisenbahn und auf der Elbe durch-
gehenden bestehen besondere Bestimmungen. Nach dem Etat von 18d0
ist der Ertrag sämmtlicher Landzoll-Aemter auf 32Üd0 Thir. angeschlagen.
Durch den Eisenbahn-Vertrag vom 8. Nov. 1841, in welchem Mecklen-
huTg mit Preussen, Dänemark und Hamburg zum Bau der Eisenbahn sich
vereinigte, behielt sich die mecklenburgische Regierung einen Transitzoll von
höchstens 2i/Sgr. pr. 100 Pf. hamburg. Gew., mit Freilassung von Stein-
kohlen und Passagiergut vor, erhebt jedoch nur 2 Seh., welche in den
*) Nftmllch Boitsenbarg mit 6 K.-Z-; Kenbnekow, CrMtt mit 6 N.-Z., Dömits mit 6N.-Z.,
Oadebusch, Gnoien, Grabow mit 8 N.-Z., Gr«yiBmflhlen mit 1 W.-Z , Or. Grenz, Güätrov, Hagenoir
mit 5 N.-Z., Neukalden, Laage, Lanndorf, Lttbz mit 6 N.-Z., Neustadt mit 6 N.-Z., Parohim,
Plau, Rehna, Bibnits, Schwerin mit 5 K.-Z., Sternberg mit 3 N.-Z., Tessin, Waren, VVittenburg,
Wrvdenluigen, ZXsraiitin. Die Neben*ZoU-Aemter sind nur t'illale ihrer Haupt-Zoil-Aemter zur
BequenUflhkelt der BrAebufg.
Mecklenburg;
205
Frachtoätcen der Berlin ~Hamb.-Eiseiib. inbej^riffen sind, und Ton ibr an
den Staat bezahlt werden. Im Etat pro 1850/Si ist sein Bnitto-Ertrag mit
70000 Tbirn* angeschlagen.
Elbzölle
werden für Mecklenburg zu Boitzenburg und DÖmitz erhoben^ nach den durch
die Gonyentionen auf andern Eibstaaten getroffenen Bestimmungen. Als Brutto-
Annahme wird im Etat von 1850/51 angeführt:
Boitzenburg Dömitz
Zoll von fremdem Transit 84220 Thlr., 92000 Thlr.
„ Mecklenburg. Export 600 „ 3700 »
» » Transport .... 5000 ^
Gebühren, Strafgelder und sonstige Einnahme 180 ^ 120 «
SBÖÖÖ" « ^
Die ElbzoU-Einnahmen haben betragen:
1845 1846 1847 1848
Thlr. 245378 228861 187464 143689
95820
1849 1850
139313 139438.
Der Ausfall ist zum Theil durch den Zoll auf die Transitgüter der
Berlin-Hamburger-Bahn ersetzt worden, nämlich
1845 1846 1847 1848 1849 1850
' — — 51830 58817 76512 90075 Thlr.
Andere Wasserzölle von seringef Erheblichkeit werden in beiden
Grossherzogthümern auf Eide, Havel und Stör erhoben, welche nur mit
3600 Thim. im Etat erscheinen. Sie werden mit den der Elde-Schiffahrts-
Gesellschaft zustehenden Recognitionen und Schleusengeldern nach Grosse
und Fracht der Prahmen erhoben und ohne Abzug von Hebekostei^ ein-
gesandt
Ausser den vorstehenden Abgaben sind noch die sogenannten frei-
willigen zu erwähnen, welche iVecessarien genannt werden, die ordent-
licberweise zur Bestreitung der Ausgaben för allgemeine ständische Landes-
Angelegenheiten, zu Pensionen, Ober-Appellalionssericht, Grioiinal-Golle-
gium, Abtrag der Schulden etc., zur Bestreitung aer von der Ritter- und
Landschaft gemeinsam beliebten Deputationen 9 zur Führung gemeinsamer
Processe und zur Vertretung einzelner Mitglieder des Goros der Städte,
von den Domainen, von der Ritterschaft aller drei Kreise, den Land- und
Seestädten an den sogenannten Landeskassen bezahlt werden sollen.
Im Etat mr 1850|51 sind diese freiwilligen Abgaben mit 71238 Thlrn.
aufgeführt, nämlich 60622 von der Ritterschaft k 17 Thlr. p. volle Hufe, die
19 V Pfarrhufen zur Hälfte, von den Städten 10616 (Rostock 7000, Wismar
23d), Schwerin 932, Penzlin 324).
Die sämmtlichen o|)en im Detail angefiihrten Steuern und die Erhebuuffs-
kosten derjenigen, welche der Staat einzieht, sind nach dem Etat von 185(Vo1:
Betrag d«r
durch Grund- durch den
....
A. Ordentliche Gontribution
1. Domanial -Hufensteuer
2. n Nebensteuer
3. Hofensteuer von ritterschaft-
lichen Gütern
4. Nebensteuer von denselben . .
besitzer
erhobenen
Steuern
Thlr.
19075
74100
91876
11000
Staat
erhobenen
Abgaben
Staats.
Erhebui^s.
Kosten
Ton den Do-
manialpXehtem
und Bittei^ts-
besftzeni
erhoben
206
Bbeklenburg.
durch G^rond« dnroh Htff
besitser
erhobenen
Steuer
TWr.
StMt
erttobttBeii
Abgaben
5. Landstädtische ordentl. Steuer
. mit Einschluss der Erhöhung
a) Von Städten —
b) Von Domanial- Flecken . . —
6. Von den Seestädten durch
Rostock —
Wismar 3724
B. Sonstige feststehende Steuern
Papier- Stempel —
Karten - Stempel , Erbsteaer,
Probenreuterstener, ausser-*
ordentliche Kauf- u. Handels-
steuer 21578
Branntwein -Import —
G. Die sogenannte freiwillige
von Ritterschaften 60622
von Städten 10616
D. Neue ordentliche Gontribution.
1. Hufensteuer von den Domainen --
2. Personalsteuer aus den Do-
mainen» Gütern und Flecken . —
3. Hufensteuer d. ritterschaftlichen
Güter —
4. Personalsteuer v. Ritterschaften -—
5. Von 'den Landstädten ...... —
6. Von den Seestädten —
zusammen 890656.
Es betragen daher die Erhebungs-
kosten, wdche der Staat trägt, ?on
den betreffenden 604065 Thlr. Steuer
10,58 pGt. Es kommen von der Ein-
nahme aber ferner in Abzug für
Rostocks Antheil an A 6
bleiben 886256
Die Zölle ergeben
1. LandzÖlle
a) bei Laqdzollämtern —
b) beim Eisenbahn-Transitzoll 70000
H, Steuerzölle
a) ElbzöUe zu Boitzenburg . . —
zu Dömitz —
b) Elb- und Störzölle 3600
c) Seezoll zu Wismar —
* zusammen 307330
Die Zölle^ welche durch den. Staat
erhoben werden, kosten daher circa
16 pGt.
Total 1183586
Netto 1063446.
152370
5870
64830
28200
1000
25205
57500
62190
58900
96800
51200
14400 —
Stute
Brhebimi^
Kosten
40760
1810
11480
duroh die Stadt
eikoben
2540
100
durch d. Pfiielitf.
gen erhoben
505
1150
60
60
2900
1535
32650
6230
..^
dnroh die
Eisenbahn
90000
19850
95820
6750
—
diiKllU«olif-€eH
15260
3390r
36220.
100120 Thlr.
Ifecklenburf. SOT
Es sind Im EUt pA> 1890|5t ferner $ntfmklB§^:
Die Einnaliiiieii
1. aus dem Staatsrermögen im Etat
a) Zinsen toh rückstSndiffen KanfgeMem BDO Thlh
b) n von 347500 Mark Banco der Hecklenbnrff*
Hefnescfaen Eisenbahn-Anleihe 6122
Zinsen von 371000 Thlm. Darleihen an die
Mecklenburgische Eisenbahn ^^^
w 22817 ,
c) Dividende von 250000 Thlrn. Berlin -Ham-
bnrger-Eisenbahn-Actien L. A. . 7S0O «
Auf 1500000 Thlr. desgl. L. B. ist keine Ein^
nsAme in den Etat gebracht, und ebenstowenig
auf 8000 Thir. Actien zur Wismarschen Dampf-
schififahrt, 3500 ThIr, zur Rostock-Neubranden-
burger- Chaussee» 81 666 Tbir. zur Schiffbarmachung
der Eide und Stör und 2000 Thln zum Erddamme
durch die Mürilz bei Yipperow.
d) Zinsen auf diverse Forderungen 918 •
. Zusammen 31435 Thlr.
8« Ven Chausseen, ind. 37687 Einnahme und 63978 Aasgabe im Etat auf«
geOkhrt.
3. Von der Lotterie wafeiv bei 1190 Thlm. Ausgabe, 9254 Thlr. Bitibahtoe,
also Netto angesehlagen 8064 Thlr.
Diese war laut Etat fttr 4625 Thlr. Cour, per
Ziehung verpachtet» und fanden in dem Rechnun^-
jahre 1850|5i zwei Ziehungen Statt Da die Lotterie
nur alle 7 Monate gezogen wird, und jede 8. Zie-
hung dem Waisenhause zu Rostock zu gute kömml^
so ist im Durchschnitt die Einnahme des Staates
aus dieser Quelle nur ()000 Thlr. Es ist berech-
net, dass die Lotterie, abzüglich der Gewinnung*
den Einleffem jährlich circa 46000 Thlr. koste.
Es gehen nei oieser Art Besteuerunj; also circa
88 MÜt. bei der Erhebung verloren. Fmanzgründe
sind es sicherlich nicht, welche bei so geringem
Ertrag ein so demoralisirendes Institut, wie die
Lotlerie, fortbestehen lassei. Bis 1805 war es
eine Zahlenlotterie, gegenwärtig ist es eineKlassen-
lotterie.
^ 4. Von der Postverwaltung
246000 Thlr. Einnahme^ 221000 Thh*. Aussähe . . . 25000 „
^ 5. Von der Verwaltung der Forsten und Jagden
und zwar von den Forsten, Einnahme 201070 Ausgabe 177650 23420
Jagden ,, 10347 » 2742 7605
I
kUats-SekiildoB.
I. Reluitions-Cömmission in Schwerin :
(im J. 1766 zur Administrations- und Credit -VerwaltttQft der verpfändet
gewesenen und neu erworbenen Aemter und Vogteieti berufen, von 1837
an aber auf die Leitung des Abtrages der ReluitionS-Kafesenscbulden be«
schränkt).
1
308
Mecklenburg.
Betrag der Schulden, Joh. 186^ Coiinot Gold *
alte Schulden . . 3835000 676500 Thlr.
neue „ . . 1171433 180000 „
^r «wdche bestimmte Domainen und der Eibzoll tu Boitzenburg haften.
Schulden-Tilgungs-Commission in Schwerin :
(1809 zuerst gegründet, und nachdem sie die früheren Renterei«-Schulden
abgetragen, 1847 neu organisirt, verwaltete folgende Posten:
a) alle Landes-Creditkassen-Schulden 431887 Thlr. Cv 98025 Jhlr. Gold;
b) Anleihe bei Heine in Hamburg v.J. 1843, 3750000 M. B., wofUr
Actien der Berlin -Hamburger-Eisenbahn erworben sind, von diesem An-
leihen sind am 1. Aug. 1852 noch uneingelöst: 3553000 H. B.
c) Ausstellung von Schuld -Verschreibunffen über die Landes-Anleihen
zu Chaussee- und Wasserbauten 1573616 Thlr.
d) das von den Landständen übernommene Anleihen von 1851 750000 Thlr.
Ausser den vorstehenden Posten, welche gegenwärtig amtlich aufgeführt
worden, lässt sich aus dem Etat von 1850|51 die Existenz einiger anderen
Schulden ersehen, deren neuere Veränderungen uns jedoch nicht bekannt
sind. Mit denselben dürfte sich die gegenwärtige Schuld Mecklenburgs auf
etwa 11 Mill. Thlr. im 14 Thalerfusse belaufen, was 20 Thlr. 22 Sgr. p. Kopf
der Bevölkerung beträgt.
Einer Anleihe von 1600000 Thlrn., welche die Gesellschaft der Mecklen-
burger Eisenbahn zum Ausbau nöthig hatte* ist die landesherrliche Garantie
gewährt worden, wenn aber auch die Geschäfte dieser Geseliflciiaft keine
glänzenden zu nennen sind, so sind sie doch jedenfalls hinlänglich zur Be-
zahlung der Zinsen und der Tilgungsquote dieser Anleihe und es ist kein
Grund vorhanden jene Garantie schon den Staatsschulden zuzurechnen.
Sparkassen.
1842 1847 1852
Thlr. Thlr. Thlr.
Schwerin* 950776 1095585 1662786
Rostock* .... 489395 630897 854011
Wismar* . . . 261702 474873 744368
Grabow* .... 168026 310335 358917
Güstrow 68628 83431 122075
Teterow 30242 47020 60308
Flau 29203 56663 48469
Boitzenburg. . . 15713 30783 46515
Bützow 8500 23955 42383.
Röbel 20156 23573 29357
Parchim — 8164 63119
Goldberg .... 8307 12772 18451
' Neubuckow . . . 5231 10866 20488
Rehna 18692 14741 17572
Ribnitz 2641 8270 17132
Sternberg. ... — 8263 14721
WiUenburg... 3171 2388 13721
Malchin — 2982 13525
Waren 1233 4370 9285
Kröpelin .... 4212 3576 4382
Malchow .... 487 2156 5358
Tessin . . — — 10000
Schwaan ...» — — 8728
Krakow — — 3411
Sülze — -- 3686
Summa 2086315 2855663 4192768
Mecklenburg.
209
«parkassen. Erstere legen die Fond» in verschiedene aatMMhtri^
iT&LieL'siZ^e^^^'''' ^•^'"*"''"' •"*' ^""^ ^«^ «'»«iofaterung
Als em Zeichen des Wohlstandes in Mecklenburjr pfleiren dies« In
stitute angeführt zu werden und in der That ist nicht Sur der Betraffihrep
Einlagen sehr bedeutend, sondern auch die Steigerung derselben tiberl
fafichead» wenn wie hier gesebieht, die Resiiitate yerschiedener Epochen
zusammengestellt werden. ^F"^"en
iatY^*®^®** ^*"Hf/ ^^?* die Sparkassen -Einlagen sich im Laufe von
10 Jahren, deren nicht geringer Theil der Ansammlung von Ersoarniss^
nicht günstig schien, verdoppelt haben. ^ J^rsparnissen
Es ist zweiffelhaft, ob die Ehre dieses Resultates der Tugend, der
Sparsamkeit oder dem Fehler zuzuschreiben ist, dass es an ünternehminffft-
geist mangelt. ..Da nicht die Zahl der Einlagen/sondern ^urWetrTbe:
Srl± *^ ÄrL^'^irL^™"*!^.^ von
Vewlclienuiga. v^lT'^V"
Bunune Mecklenburg-
Schwerin
— 16215980
uci außciiicmc ^.luaiua» am guie tiypoineKen ist, so ist es bescreiflich das«
man vorzieht das Geld in die Sparkassen zu legen, welch? S
porteur und Rückzahlung mit kurzer Kündigung gewähren, anstatt es aJf
Grundstücke auszuborgen, wo nur durch weitläufige Cessionen oder durch
Kündipog auf ange f ermine die Realisation wiedir bewirkt werden K
Wahrscheinlich hegt es an dem geringeren Zinsfuss, welchen die Bank
gewahrt und an dem Umstände , dass sie manche sonst durch die Privat-.
capitahen befriedigten Capitalbedürfnisse deckt, dass auch seit ihrem Be-
l^^Ägent S'^^l^oT^^^^^ Versicherungsanstalten
Qrandaiigs-
jalir
1817 Domanial - Brandkasse 1. October. 1852
13899400 Thlr. N. »^ .
1781 Ritterschaftliche Brand - Yersicherunffs-
Gesellschaft Octbr. 52
1785 Brand - Versicherungs - Gesellschaft der *
Städte des Mecklenburg -Wendischen
und Stargardtschen Kreises Michaeli 52
— Rostocker Brand* Assecuration I.Juli 52
— Wismarsche 1. Oct. 52
— Vaterland. Feuer -Versicherungs - Societät
in Rostock Nov. 52
1842 Mobiliar-Brand -Assecuranz für Landbe-
io<it « vohner zu Neu-Brandenburg 2. Sept. 52
IWl Feuer -Versicherungs -Verein für Mecklen-
burg zu Güstrow 2. Sept. 52 OQPkfti 7fifl
1850 LandwirOischaftl.-Feuerversich.-Gesellschaft ü
Ausser diesen inländ. Feuer -Versicherungs-
Anstajten sind auch mehrere ausländische thälig.
Mit der Mobiliar-Brand- Assecuranz zu Neu-
Brandenburg ist seit 1842 auch eine Hagel-Asse-
curanz verbunden, welche am 27 Sept. 1852 ver-
sichert hatte 11854000 3888700
33613600
19364095
28170675
6926476
2594266
9800000
36794675 6860400
731600
210
Mecklenburg.
In Parchim besteht eine ftinMeb -Versfeherotig, nnt tuf dtte IrM der
Neastidter Heerde Betheiligten beschränkt, also gänzlich unsicher &l F0
Ton Viehseuchen und anderen grösseren Schäden, lieber ahdek^e tlish-
Versicherungen fehlen uns Berichte.
Von einEelnen der grösseren Versich erungs- Anstalten finden wir folgende
genauere Angaben:
mmm
mtmtm
mmm
mttm^mm»
MMfaw4MMMiAkMä*
Versicherungen
in den
atats
esc*;
1
Ritterschaftliche
9rand-Soclet£t
des ttMcklenb.
und weodisobem
Kreises so Rostock
81. Jannar 51/52
Thlr.
MeeUenhugisehe
SooietHt K« Neu-
Brandenharg,
S. Sept 5lyM
TUr.
Feuer.
Versicberangi-
Vereiti ttr
Keiftleid>atg m
Gttftrowi
2. Bept 51/^^
Thlr.
MeddeiAittlilBl^lKis
Ha^I-AAfeMoraiia.
SoeieUt n
Kea-Braadenbufg
t. Sept. 51/62
TUr.
a) Domainen
b) Rittergüter
c) Klostergüter
d) Städtiscne
e) Wismar
Versichert 1852
Fälle i. Mecklen-
burg
Entschädigung
Administration
Erhobene Bei-
träge
17963195
731775
669125
19364095
28
35347
300
35647
1185750
5421050
170425
75175
6860400
3
1244*)
3-5 Sgr.
9521333
11143248
899868
315918
9148
21889515
27
47123 ♦♦)
10)^Sdi.pCU
966125
2741350
128179
40675
6375
15 $gr. pGt
KtrcheaitottitilL
Von 1848 an iai an die Stelle der Mheren EinthMlung eine nMe ge-
treten, welche das Land unter blosser Berücksichtigung^ der geo^j(phi0efi«i
Lage in 5 Superintendenturen theilte, zu Schwerin, Parchim, Malchm, Gfkatrew
und Doberan, yon welchen jedoch die Wismarsche Superintendentur die
Hofoemeinde zu Schwerin und die Stadt Rostock auch jetst noch getrennt
sind. Es gab
1800 1810 1820 1830 1840 1850
Prediger 331 340 327 326 328 330
Hülfsprediger 9 13 11 23 21 15
Kandidaten 136 84 55 132 193 63
Zusammen 476 436 393 ^1 542 40
Kirchen 465 468 473 465 469 469^
Ausser Rostock giebt es 37 Präposituren. Die ganze Bevölkerung ge-
hört der lutherischen Kirche an, mit Ausnahme einer reformirten Gemeinde
zu BÜtzow mit 181 Köpfen,zweier katholischen zu Schwerin mit 605 K5pfen,
zu Ludwigslust mit 82 Köpfdn und der Judengemeinden, deren der Staats-
kalender 44 mit 3232 Köpfen au&ählt.
•) Die OesammtsohKden der GeteUMhift iMtfugen 16K1/M tötH mt,, die OMüttiAit-
Tersiehenmgssomme 867MS75 Thlr. 46722 Thlr.» der niedrigem ftgiiilüHUl lit IST '^hA und
leDdwirthscheftliche Prodnhte.
•*) Der Scheden war in a) 18405, in h) 26009.1» e) 15SS, im d) 11S8.
***) Die Oesammt8eh£den der OeeeUseheft mHBlnsehlnss det AtMlmdee Vgtrttt^h SISO} Thttt
di# ll«i«amtTei:sia«ettig»*iimme USQOOOO Thlr.
If#clcletibarg.
211
SdmlwMen.
•
Zeit der tmmatriculation.
ItMtMk, IMrsrMli
1848
0. 1 M.
1849
O. M.
1850
Ö. M.
1851
0. H.
1852
0. M.
Theolloitie
^~
||l i 1 1 1 1 1 1 1
4
4
2
17
2
2
1
1
2 2
12 (3
— 1
- 1
2 2
1 1
17 TT
1
4
1
1
1
1
1
1
5
1
2
5
14
8
Rechte • . .
15
Rameralwissenschaft
Oekonomie
Philosophie
Philologie .
Naturwissenschaft und Mathematik
Medicin
l
l
l
4
Ghinintie
2
Pfaartnilcie
Total
Es war daher die Gesammtzahl der Studirenden 108. Darunter befanden
sich nur 6 Ausländer.
Die Universität bezieht "von eigenen Kapitalien im Betrage von 65003
Thlrn. 2599 Thlr. Zinsen, ausserdem von Gebäuden 262 Thir , 0ie Gebühren
bringen 651 Thlr. ein, aus Berechtigungen und milden Stiftungen fliessen
1064 Thlr zu, der EUt pro 1851 152 führte 43036 Thlr. Ausgaben auf, wor-
unter für Besoldungen
Theologische Facultät 4 ordentliche Professoren 4433 Thlr.
1 ausserordentl « 500 „
6 ordentliche « 7833 ,
5 , ,, 5367 ^
10 • „ 9200 „
1517 ,
117 .
Juristische
Medicinische
Philosophische
3 ausserordentl.
Andere Lehrere, 1 Musiklehrer . .
Summa 28967 Thlr.
Bei 108 Hörern betragen die Kosten circa 400 Thlr, pro Kopf. Das
Gompatronat ist seit 1827 von 4er Stadt Rostock an das Ministerium abge-
treten Das Deficit zwischen Ausgabe und Einnahme wird durch Staats-
zuschüsse, gedeckt. Die Nachrichten über den Besuch der Universität
rächen bis zum Jahre 1607 zurück, wo 52 Studenten eingeschrieben waren,
1610 betrug ihre Zahl 136, im Jahre 1633 aber 303^ was die höchste Zahl .
zu sein scheint, die jemals erreicht worden ist.
Gymnasialklassen :
Schwerin
Rostock
Güstrow
Parchim
Wismar
Total
1850 138
210
47
136
139
670
1841/2 144
121
60
79
117
521
Realklassen:
1850 278
192
191
61
74
816
1841/2 245
107
195
96
95
738
Ueber die übrigen Lehranstalten Mecklenburgs liegt uns ein Nachweis
nicht vor. Die Zahl der Lehrer, in den Bürgerschulen ohne Rostock,
Güstrow, Wismar, Schwerin, Parchim, Warnemünde, Klütz, Eldena, betrug
1850 in 44 Anstalten
1780 1790 1800 1810 1820 1830 1840 1850
53, 59, 72, 79, 81^ 102, 163, 206.
212 Mecklenburg.
In Rostock erfüllt die Realschule, ia Güstrow die grosse Stadtschule
die Bestimmung der Bürgerschulen. Schwerin, Wisinar, Parchim haben
zwar neben ihren Gymnasien und Realschulen noch eigene Bürgerschulen,
welche aber als Kebenanstalten nicht in Parallele mit den anderen Bürger-
schulen geboren. Von Warnemünde, Klütz, Eldena» führt der Staat^alender
keine Lehrerzahl .auf.
Ueber die Schulbildung des Volkes ergiebt sich aas der Rekruten- Aas-
hebung vom Frühjahr 1852 Folgendes : Unter den 801 Rekruten befanden
sich 27, welche eine höhere Schulbildung empfangen haben. Von den Uebrigen
können 146 gar nicht rechnen und schreiben und nur buchstabiren oder
nothdurflig lesen, 24 können weder rechnen, lesen noch buchstabiren.
Es sind von
den •"'S^SS'^ ««StÄdt«! .n.Domainea ^^^SS^'
24 13 5 4 2
146 77 17 48 4.
Zu erwähnen ist hier noch, dass die öfter (genannten Klöster, EniehungiS-
und Versorgungs-Anstalten für Jungfrauen smd. Solche Klöster sind Dob-
bertin mit 172, Malchow mit 83, Ribnitz mit 57, Rostock mit 9 Nutzniessenden.
Die Finanzen der Lehranstalten ergeben sich theilweise aus dem Etat
pro 1851/52. Es waren
Einnahmen Ausgaben Staatssaschue
Thlr. Thlr. TMy.
Gymnasien zu Güstrow .... 2310 4870 2560
« n Parchim . . . 5870 9450 3580
,» n Schwerin . . . 3160 8370 5210
Realschule zu Ludwigslust . . . 1120 3000 1880
« „ Schwerin .... 4830 6000 1170
Taubstummen-Institut . , . . 160 3630 3470
Schullehrer-Seminar 980 8180 7200
NaYigationsschuler zu Wustrow . 290 2260 1970
„ n Dändorf . — 460 460
• , Dieshagen . — 1020 1020
Stadtschulen — 1990 1900
Insgemein — 890 890
Unterstützung , — 2000 2000
Summa : . . 18720 öSIlÖ 33400.
Die Gymnasien in Rostock und Wismar werden lediglich aus städtischen
Mitteln erhalten.
Die Einnahmen bestehen in Beiträgen aus Kirchen- und Stadtkassen,
aus eigenen Kapitalien und Legaten. Das Schulgeld beträgt an Gymnasien
und Realschulen 28 Thlr., 21 Thlr, 18«^ Thlr. und 16 V Thlr., an der Real-
schule zu Ludwigslust nur 6 Thlr. 4 Pf. Die Navigationsschule zu Wustrow
erhebt 2 ^^ Thlr. und 40 Seh. von Matrosen und Steuerleuten, die Prüfungs--
gebühren sind 9 H Thlr. und 7 Thlr.
Die obige Ausgabe für Stadtschulen umfasst nur die kleinen Zuschüsse
des Staates. Die Rechnungen für die Schulen in den Domainen werden
bei den Domanial-Aemtern geführt.
HedicinalweseiL
Es gab in Mecklenburg-Sehwerin
1800 1810 1820 1830 1840 1860
Aerzte ... 75 88 178 151 186 195
Wundärzte nichtbekannt 88 80 36
Thiwärzte • 35 53 54
Hecklenbar^ 213
Ni^ .4filii Etat pDo ISSOf^l iiTircn
Einnahmen Ausgaben
TWr. Tülr.
bei der Medicinalcommission 3SD 24^
Kreisphysiker*) (12 3^ 116 ^i TWr.) - 1400
Impfungs -Anstalt u. Stadtkranienhaus zu Schwerin — 5113
Hebammen, notorische — ' 1923
HeilansUlten. 1) Sachsenberg 31360 32858
2) Pflegeanstalt zu Dömitz . . . 6720 5818
3) Seebad Doberan 9916 15330
4) Soolbad zu Sülz . i . ... 583 745 '
Summa 48909 60847
Der ,,MedicinalTerein" zur Unterstützung' seiner Mitglieder 1841 ge*
gründet» hatte im Jahre 1849 deren 111, welche zusammen 217 Thir. Cour,
steuerten und in diesem Jahre 4 Personen Unterstützungen gewährten.
Der ,, Verein mecklenburger Thierärzte/' 1845 gegründet, der zum
Zweck hat, Hebung und Förderung des Veterinairwesens, worunter er auch
bessere Taxen für ärztliche Arbeiten und das Verbot der Rastration durch
Viehverschneiden und Aufrechthaltung anderer Monopole zu verstehen
scheint, zählte 1852 44 ordentliche, 15 ausserordentlicne und 6 Ehren-
mitglieder.
Die Irren- ; Heil» lind Pflege -Anstalt zu St. €atharinen in Rostock
hatte am 1. Dec 1852 39 männl. und 21 weibl. Kraxiken.
In der Hevlanstalt Sachsenberg, welche im Durchscnnitt der Decennlen-
1840-1850 216 Kranke beherbergte, sind 3tt«TpCt. g^eiU wonlen. Da die
Anstalt keine Fonds hat, so muss für jeden Kranken bezahlt werden, wes-
halb Aermere in der Regel erst hinffescbickt werden, nachdem die Krank-
heit einen unheilbaren Grad erreicht hat, Die Anstalt hat drei Verpflegungs-
klassen, woTon die erste jährlich 4Ü0, die 2. 200, die 3. 112Thlr. bezahlt.
Verbunden damit ist die Pflege-Anstalt zu Dömitz. Es war in
Saeluidnberg^ Dömlt«
1850 1851 IB50 1851
Bestand yom Vorjahre .. 264 196 — 65
. Neu aufgenommen .... 63 76 65 19
Ganzer Bestand . . . . < 328 272 65 84
Zurückgenommen .... 14 13 -^ 1
Genesen .25 30 — -*.
Gestorben 28 13 -^ 2
In die Pflege-Anstalt versetzt 65 18 . — —
Im Ganzen attsgeschieden . 132 . 74. ~. . 3
Zurückgeblieben männlich .114 82 35 45
weiblich .114 84 30 36
Zusammen . 196 198 65 81.
Ausserdem giebt es mehrere Wasserheil-Anstalten. Die älteste ist 1840
in Rostock errichtet. Die Zahl der Kurgäste
von 1849 172, wovon 135 als geheilt entlassen wurden
und 1850 216, wovon 183 als geheilt entlassen wurden.
Die zu Stüer, an der südlichsten Spitze des Planer Sees, ist im J. 1844
gegründet. Die Zahl der Kurgäste ist etwa 100 jährlich. Lehsen bei Witten-
urg, seit 1847 eröffnet, hatte in den Jahren Mai 1847 bis 1851 349 Kurgäste.
Rühmlichst bekannt ist das See- und Stahlbad zu Doberan und das
Soolbad zu Sülze.
*) Die XnlB-Oblntgeii tkrnctoti aas der StaatskAsse nicht basoldat.
214 Meoklenborf.
Advocaten und Procuratoron ftebt m berdir iMtlNlMiu^
immatrOc.
■aSehwtrin GUlttroir Bottoek Hotare
180D 57 78 38 ^U
1810 72 102 IM 225
1820 87 S2 12 899
1830 104 87 104 340
1840 100 75 129 363
1850 94 68 138 306
wobei m beachten, dasa die Advocaten i& Wiaaiar bis fum J. 1828 denen
des Güstrower, von 1829 aber denen des Roatocker iarisdictionsbezirks bei-
gezählt sind.
Die Yerbrecherstatistik, welche wir in nebiger Tafel zusammenfassen,
betrifft drei Epochen, A yon 1815—26; B yon 1827—38, G von 1939—50.
Mecklefibnrg Strelitz«
Die Urgebniftse der im GroMhenogCliiiBi Mecklenbugipfltreliti
im Herb«! 1851 veranstalteten VolkotäUung.
iL Mlude ud WoliM&g«iL
I. Oeffentliche Geh an de.
Stifte lab. k. Im. littoMiu F.lalnk. «omml
1. Kirchen, Kapellen, Syiiagogen etc. 16 4 72 54 8 154
2. Für Kirchen und Pfarren ... 17 1 26 17 9 70
3. Schulhänser 17 3 MO 64 47 241
4. Zu Zwecken der Wohlthätigkeit . 25 11 13 4 4 57
5. Für Staats- u. CommunalBehör den 65 3 79 1 14 158
Zusammen 140 23 216 140 82 680
6. Dienstwohnungen in den Öffent-
liche Gebäuden 189 27 291 127 93 727
7. Menschen, die in den öffentlichen
Gebäuden leben lOH 196 1768 681 494^ 4186
II. Privat-Gebäudel
a) Wohnhäuser.
1. Hauptgebäude, bewohnte .... 2772 82 2607 1167 1153 7781
Wohnungen darin 6522 149 5477 2719 209t 16958
2. Hauptgebäude, unbewohnte . . . 24 — 15 5 7 51
Wohnungen darin 141 — 36 21 11 209
3. Nebengebände, bewohnte ... 314 — 201 54 455 1024
Wohnungen darin 617 - 378 93 S98 1986
4. Nebengebäude, unbewohnte . . 11 — 15 4 16 46
Wohnungen dann 24 — 14 4 T49
r, SHäusef 9121 82 2838 1230 t63t 8902
Zusammen l^^l^^ggjjj .... 7304 1495905 283r 300719202
5. Menschen, die in den Privat-
Gebäuden leben ...... 99670 94031972 16681 15640 95103
Hecklenbarf. 215
b. MiÜilen und sonstige Gebinde zu gewerbL Zwecken.
Für Getreide:
StÜto Iikl. Im. KücncL P.iatnb. 8aM
1. Wasaennfiblen 3 335 6 8 55
mit Gängen 9 6 68 8 20 111
S& Windmühlen 17 -- 29 32 5 83
mit Gängen 22 — 40 35 10 107
Für andere Zwecke:
9, LohiBühlen 5— 1 — — 8
4. Gelmühlen 3 2 12 4 2 23
5i Schneidemühlen 2-- 18 4 — 24
6i Papiermühlen 1— 2 — 1 4
7. Walkmühlen 3- 2— 2 7
T. Sonstige Geb. z. cewerbl. Zwecken 40 6 51 48 4 144
§. Wohnungen in den Mühlen und ^
sonstigen Gebäuden 10 4 24 8 3 49
m Mensdien, die in Mühlen etc. leben 47 28 187 59 18 339
(Gebäude .... 3323 110 3249 1458 1723 9863
Summa aBer { Wohnungen . . . 7503 180 6220 2072 1103 19978
(Menschen . . . .30794 UM 33947 17371 16352 99628
B. ■enschen.
I. Nach dem Alter.
1. iis tt Jahre alt, männlich . . < 2147
weiblich. . . . 2104
% üeber 6—14 männl 2493
weibl. ..... 2483
14—21 mätfnl 1841
weibl 1985
21-21 männl 1963
weibL 1870
27-40 mäiml 2787
weibl 2889
40-45 männl 872
weibl 897
7. .. 45-60 männl 1705
weibl 2085
8. „ 60 Jahre, männl 1085
weibl. .... 1578
7««ammA« ( männl 14903
Zusammen l^^jjjj ,5ggi
Es war die Bevölkerung 1817: 72587, 1829: 8361t, 1839: 89528,
! 1845: 94614, 1851: 99628.
II. Nach dem Heimatsverhältniss.
1. Dem Orte Angehörige männl. . . 12313 47514515 7183 7070 41556
weibL . . 14177 534 15708 8034 7269 45722
2. Dem Orte Niebtangehörige männl. 2590 76 2125 1207 1161 7159
, ^ weibl. 1714 79 1599 947 852 5191
3. Auswirts befindl. Ortsangehörige
i männL 1487 91 2359 1181^ 1161 6288
weibl. 781 58 1595 732 822 3984
93 2836
1273
1156
7503
96 2705
1319
1270
7584
100 3344
1«40
1487
9064
100 3228
1624
1424
8a59
68 2124
1259
1066
6358
91 2295
1376
1120
6867
83 1585
918
875
5424
72 1609
1066
862
5569
86 2806
1395
1478
8552
102 2914
1450
1343
8698
20 1050
431
544
2917
26 1096
472 .
. 516
3007
57 1863
568
1047
5240
83 1989
1092
1092
6215
44 1032
906
587
3655
43 1291
645
557
4114
551 16640
8390
8231 48715
613 17307
6981
ftlSl 50Q13
216
Mecklenbarg.
.4;
III. Nach (}em ehelichen Yerhältniss.
i • •
li
V Ehepaare
2. In geschiedener Ehe mäunL .
weibl.
3. Im Wittwenstande männl. . .
weibl. . . .
4. Eheliche Kinder männl. . . .
weibl. ...
5. Unverheirathete mit eigenem Haus-
Stande männL .......
W6IU1. ......
6. Unverheirathetey ledige Personen
männl. .
wefbl. . •
7. Uneheliche Kinder mäniil. .. ,
: weibl. • .
Slidte.
48Ö2
61
104
404
1700
5530
6039
421
3373
2455
385
367
lab.A. D»B. Riücrscli. f . Rftzeb. 'Swu
1Ö2.5376 2503 2627 15«r0
1 25 5 9. 101
1 43 6 1$ 169
19 440 250 271 1364
54 1471 696 574 4495
250 6793 3491 3371 19435
255 6921 3859 3386 i^4i80
4 102 35
6 . 130 59
94 3439 1804
11Ö 2877 1589
21 465. ^
25 489 269
79 568
41., 6«0
1639 10349
1212 8243
235 1408
266 1416
).
IV. Nach dem Religions-*Verhältniss.
1. Christen, evang.-männl. .
: . Inther. weibl. .
refö¥m. männl. .
weibl. .
Katholiken männl. '.
weibl. .
Zusammenj-g- ;
2. Juden, piännl. mit Goncession
ohne ,,
Zusammen .
weibliche
14571
551
16581
8386.
mvb
46305
1539
613
17247
8980
8114
50493
18
2
' -
• .^
f 12
6
1
1
1
9
76
. 6
4
^i 12
18
19
—
6
25
14665
551
16589
839Q
8230
48425
15564
613
17248
8981
8121
50527 :
109
20
20
* *m^m^
' —
129
129
• *«
31
' —^
1
161
238
51
1
290
327
59
/
—
386 i
V. Taubstumme.
1. Bis 8 Jahre männl.
weibl»
2. üeber 8-14 J. männl. !
weibl. .
3. « 14-25 J. männl.
weibl. .
4. „ 25-30 J. männl.
weibl. .
5. n 30 Jahre männl.
weibl. .
Z«,mmen|tS- ;
— .-
3
1
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1
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to
18
1
14
14
7
54
AA B C
ABC
A
B C
A fL B C
ABC
14,15,114,7
19,9 9,2 5,3
0,8 2,8 M
2,1190,8 0,10
4,7 3,5 3,1
3B0 15 20
18 13 82
3
6 3
9 4 2 6
»0803 942
_
—
— ^—
— 534
96147 229
8B0 15 20
18 13 32
3
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9 9 5 10
556 9501171
ZlZdlL pO(.
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ZihEtU. pCt.
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16 0,5
1 2 0,8
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—
—
1 3 1,3
218 7,9
|11 1,8
12 2
_
—
5- -
562 20,5
|17 3,1
20 3,6
»
0,2
5 3 0,5
551 19,9
112 2,8
7 1,6
2
0,5
3 1 0,2
42S 15,5
^7 1,9
5 1,4
2
04
4 4 1,1
361 13,2
-16 2^
6 2,8
.3
1,2
6 2 0,8
254 9,2
; 4 2,4
4 24
4
2,4
6 7 4,2
166 6
A 1 1,1
1 1,1
3
3,5
2 2 2,2
89 3,2
i 1 1,8
2 3,G
2
3,6
4- -
56 2
-\ 3 8,3
_ _
_
—
— 2 5,6
36 13
-t— —
— —
—
—
— 1— —
19 0,7
^ 1 33,3
— _
—
<-
— — —
3 0,1
Meclclenbnrg.
217
1. Bis 14 Jahre männl.
weibl.
2. Ueberl4— 30 J. männl.
weibl.
3« ^ 30 Jahre männl.
weibl. ,
Zusammen Ä'
VI. Blinde.
Slidte Iib.A.
1 -
1 —
15
16
16
17
1
1
1
2
1
2
8
18
10
22
IHtench. Llatnb. Snai
- — 2
4
6
4
6
1
1
3
1
4
4
1
2
29
43
32
49
C. Yiehbostand.
1. Pferde unter 4 Jahren . . .
« über 4 Jahre ....
2. Bullen, Ochsen, Stiere . . .
3. Kühe
4. Jungvieh
5. Schaafe, Böcke» Hammel, Läm-
mer, ganz veredelt ....
halb veredelt ....
unveredelt . . .
6. Ziegenböcke und Ziegen . .
7. Schweine und Eber ....
143
2125
147
2762
802
56
181
56
441
100
1604
4383
1133
10787
3641
1142
3153
1263
8488
2018
267 1325 49665 57662
1459 3774 33155 37766
7380 98 17720 4569
1177 27 1787 112
5208 605 15197 7556
1234 4179
2408 12250
280 2879
8487 30965
3096 9(i57
5167 114086
6266 82420
9924 39691
918 4021
5889 34455
tu
Die Seelenzahl in den jüdischen Gemeinden zu Strelitz und
Fürstenberg betrug Michaelis 1850 395 und 217, zusammen 612.
Das Verzeichniss der Güter im Herzogthum Strelitz ergiebt, dass
35 a d 1 i ge Eigenthümer 52 Güter mit einem Flächeninhalt von 23602561 a Rth ,
und 19 bürgerliche 24 Güter mit 5794512a Rutben besitzen. (In der
letzteren Summe ist nicht einbegriffen das Areal eines, noch nicht ver-
messenen, für über 5 Hufen steuernden Gutes.) Das Fürstenthum Ratie-^
bürg zählt im Ganzen nur 3 Allodialgüter mit 3 adligen Besitzern; sie sind
weder vermessen, noch bonitirt; die Seelenzahl derselben betrug 1848
zusammen 587.
Der Flächeninhalt der grossherzoglichen Forsten im Herzogthum
Streljtz beträgt 1921 7446 d Ruthen. Die Grösse einzelner Forsten (deren
jeder ein Oberförster vorsteht) ist: Allstrelitzer Forst 5019270; Lütten-
hänger Forst 3734020; Mirower Forst 3361248; Rowaer Forst 1974576;
Hinrichshäger Forst 1005523; Blumenhäger Forst 806503; Neustrelitzer Forst
719051 D Ruthen.
Nach stattgehabter Vermessung hat das Fürstenthum Ratzeburg, mit
Ausschluss der 3 Privatgüter , einen Flächeninhalt von 15823777 a Ruthen.
Davon haben inne: 1. die Dorfschaften 11346249; 2. die Kirchen, Pfarren etc.
213005; 3. die Kammerpachtungen 3119097; 4. die grossherzoglichen Forsten
1145426 a Ruthen.
Djas Grossherzogthum besitzt Chausseen in der Länge von beiläufig
28 Meilen, wovon 20 auf das Herzogthum Strelitz, 8 auf das Fürstenthum
Ratzeburg kommen.
14
218 Meeklenbiifg.
Die Zahl der Pf arr geistlichen ist 70, nämlich 61 im HerzoRthnm
Strelitz (darunter 2 adjungirte) und 9 im Fttrstentham Ratzebui]z (1 adjun-
ffirter). Micht besetzt (und nitbt gezählt) ist 1 Pfarrstelle im Uerzogthum
SlrelttZj 1 im Fürstenthum Ratzebarg. Ausserdem kommen noch in Betracht
die beiden Professoren des Prediffer - Seminars auf dem Domhofe bei
Ratzeburg. Kandidaten des Preaigtamtes werden 96 gezählt, und zwar
solcher , welche die zweite Prüfung bestanden und das ^eugnisj} der Aur
steüungsfähigkeit erhalten haben 16, darunter 10 augestelfte Lehrer, Ton
den übrigen 6 be6ndcn sich 3 ausser Landes; Kandidaten, welche die erste
PrOfunff bestanden und Erlaubniss zum Predigen erlangt haben 20, darunter
5 umgestellte Lehrer, von den übrigen 15 sind 2 ausser Landes.
Gymnasien bestehen in Neustrelitz, Neubrandenburg und Friedland^*
Realschulen in Neustrelitz, Neubrandenburg und Schönberg; Sonntags-
und Gewerbeschulen in Neustrelitz, Wesenberg, Fürstenberg; Klein-
kinderbewahr -Anstalten in Neustrelitz, Neubrandenburg, Friedland,
Strelitz, Fürstenberff, Stargard vmA Mirow. Die Gesammtzahl der in den
Gymnasien und Realschulen (mit Einschluss der SchÖnberger Bürgerschule)
unterrichtenden Lehrer ist 37, der in den übrigen städtischen Schulen,
die des Flecken Mirow eingerechnet, wirkenden Lehrer 46. -Landsehul-
lehr er sind im Herzogthum Strelitz 176, im FOrstenthun Ratzeburg 47
ahgestellt, wobei die emeritirten Lehrer und die Schulgehülfen nicht mit*
gezählt sind. In dem Landschullehrer-Seminar zu Mirow geben ausser dem
Director ein zweiter Lehrer und ein Musiklebrer Unterricht. Zu Strelitz
und Fürstenberg haben die Juden 5frentliche Schulen, im erstem Orte hat
auch der Landrabbiner seinen Wohnsitz. Die Gymnasien hatten 1850 300,
* die Realschulen 446 Schüler.
Die Zahl der Advokaten ist 57; 52 davon sind zugleic'h Notare;
31 bekleiden ein Staats-- oder Gemeindeamt. Ausserdem beschäftigen sich
noch 30 Personen, darunter 16 Beamte, mit Notariatsgeschäften. Auf das
Fürstenthum Ratzehnrg, resp. auf die Stadt Sehdniierg, kommen ron diesen
Ziffern nur 4: l Advokat, 1 Advokat und Notar, 2 Notare.
Practisirende Aerzte zählt das Hervogthum Strelitz 30» Wundärzte
1. Klasse 12, If. KL 21, approbirte und etaminirle Hehunmen 40, Thiefiärzte
15, Zahnärzte 2; — das Fürstenthum Ratzeburg 2 Aerzte, 1 Wundarzt IL KU
9 Hebammen, 1 Thierarzt. Apotheken giebt es im Herzogthum 12t ha
Fürstenthum 2.
Die Ersparnias-Anstalt zu Neustrelitz ist seit 1827 in Wirksamkeit.
Antoni 1850 bestand das Guthaben der 4720 Einleger in 172380 Thlr. Gold
und 40490 Thlr. 26 Schill. Cour.; die zinstragenden Kapitalien in 211452 Thlr.
5 Schill Gold, und 1535 Thlr. Courant.
Die zu Neustrelitz seit 1846 bestehende Vorschuss- Anstalt hatte Ende
1851 ein Betriebs-Capital von 20659 Thalern in geliehenen Gapitalien, 4258
Thaler Actiencapital, der Umsatz des Werthes war 49905 Thlr. Die Anstalt
ist neuerlich zu einer Bank erweitert worden, welche Darlehen und Diskonto-
Geschäfte machen darf, ihre Actionaire sollen 4 pCt. Zinsen erhalten, der
Ueberschuss aber zur Beförderung des Gewerbebetriebes verwendet werden.
Die Steuerverfassung von Mecklenburff-Strelitz ist nicht nur derjeni-
gen von Mecklenburg-Schwerin ähnlich^ sondern theilweise mit derselben
Terschmolzen.
Haus-, Acker-, Wiesen-, Vieh- u. Erwerbsteuer, Schlacht-, Mahl- und
Handelssteuer werden in derselben Weise wie in Schwerin, nurim 14Tha1er-
fusse erhoben. Die Aecker und Wiesen nur jedoch nach Scheffel Aussaat
und Fuder Heu catastrirt. Vom Scheffel Aussaat, gleichviel ob besäet oder
nicht, werden jährlich 9 Pfennige und pro Fuder Heu 1 Schüling SCener
IlMklatilMt]*^. Zt9
bezahlt und aMmde«! B<fik toiidelbSaiMpirtfattntieiiniiteii^erVfetee^
^^^e Gärten*' pro Gartien 1 SchilÜng jährlich >erhobpn.
' Die •aufiseropdentlicben- Gontribiilionen wei^ii in lUeAtenbufg-^trelttz
naeh den jedesmaligen Edicten^ die aber Tön den Sebwerinschenap weichen,
▼on der Gentral-Steuer-Direction In ^ü^bpandeobiirg «iNNebefi ^nd nor-
nimD die im SchviMiriilschen vorkommenden einzelnen Steuer-Arten auch
in Strelitz. Stempel- und Gollateralsteuern besteben in Ueckleiihurff«-
Strelitz nicht.
Das Fürstentbum Ratzebung hat «^eio evgene^ Abgabenwesen. Ausser
einet- Abgabe an Rosgen haben die UaMwirtbe eine Grundsteuer m be-
fahlen; ferner wird. Go>ntribution und von den Tagelöhnern und Einliegern
Kopfgeld entrichtet. Die Gapitalisten ^lüs^en von ihren Zinsen steuern.
Eigentliche Gommunal - Abgaben giebt es ausser in der einzigen iStadt
Scbdnberg nicht und ebensowenig iadinaete Abgo^n. 11 tthlenregal und
Mühlenzwang wirken jedoch als solche.
Ausser den Versicherungs-Anstalten zu Neubroniebtorg, deren Geschäfts-
firgebnisse wir uoler Mecklenburg-Schwerin aufgeführt haben, besteht hier
eine Hagel-Versicherungs- Gesellschaft zu Ratzeburg.
üeber die Finanzen von Mecklenburg-Slrelitlf ist wenig TeröffentHcht.
Herr von Reden stellt dieselben nach dem Etat Ton 1847*^48 wi^ folgt
zusammen:
EiiiiiaiimeB
bei der grosshersiegl. meektenb.-streützsebeii ft«ntei, dem ICabkietsamte
ud (annähernd) den Undständischen Rassen im Jahre 1847—48.
A. Einnahme von den Kabinetsgütern uad da^ fidmai&en : . ' ThaiMr«
1. Kabiuelsgüler * .;• , . . . .. a07JW
2. Domainen im stargardter Kreise , . . , f^l^
3. Geldwerlh der Naturalaufkti'nfl'e vÖ9 den poinainen, welche
unmittelbar verwendet werden S9727
4. Ratzebupger Kämmerei-Pachtungen 138812
5. Naturalerträge des Fürstenthums Ratzeburg 19223
Zusammen . . 528685
B. Einnahme von den Forsten:
K Baave Ekinahmen . . '. 102595
2. Geldwerth der Natural ausgaben . . . 8500P
Zusainmen . • 'tÄ^595
C. Laudemialgelder, Recognitionen und Urbede« Korn- tmd Gddt*
pachte , . • , • 5625
D. Pöstverwalfung 28000
£. Einnahme von den Staatsstrassen . 14121
F. Steuern:
1. Domanial-Hufensteuer 13605
2. ff ^ebensteuer .... 1 —
3. Rrtterschafll. Hufensteuer 5596
4. ff Nebensteuer 1384
5. Quartalsteuer aus den Städten 4521
und 3 pCt. V. d. Roheinnahme, als abgezogene Hebegebühren 156
6. Probenreutersteuer ..*.....*.. '1250
Zusänunen . , 26512
i:-
14*
220 MecklenbaFg.
6* Zu den ordentlichen und aiisserordentl. Landes-NeeeBsarien:
Tiialn.
1. Beitrag der Domainen 5308
2. „ n Ritterschaft und der Städte 5308
3. Aus dem Fürstenthum Ratxeburg 11200
Zusammen . * 21816
H. Ausserordentliche Gontribution :
1. Beitrag der Domainen aus dem Herzogtbum Strelitz . . 18032
2. „ « Ritterschaft und der Städte 18032
Zusammen . . 36064
I. Einnahme von indirecten Abgaben:
1. Hauptsamme der Verbrauchssteuer aus den Stadien . . 17576
2. Antheilsgelder, Deputate und Unterstützungen 1805
3. 3 pCt. Hebegebühren _; 581
Zusammen . T 19962
K. Einnahme von Sportein, Fiscusgebühren etc.:
1« Bei den Justizbehörden . 17572
2. n n Verwaltungsbehörden • • ,* 31451
3. Aus den Fiscuskassen der Landes-Regierung, des Kammer-
und Forst -Gollegiums, der Justizkanzlei und der Unter-
gerichte 9047
4. Ueberschuss d. Nebenkasse des Strelitzer Anzeigers . . . 567
Zusammen . . 58637
lu Einnahme von den Landzöllen 4052
M. Boitzenburger ElbzolUAntheil 13800
N. Schleusengelder 812
O. Sonstige verschiedene Einnahmen 18844
Zusammen . . 964525
Ausgaben
bei der grossherzogl. mecklenburg.-strelitzschen Rente! , dem Kabinets-
amte und (annähernd) den landständischen Kassen im Jahre 1847—48.
Thlr.
A. Grossherzogliches Haus und Hof 255050
B. Ausgaben f. d^ oberste Staatsverwaltung, Schuldenverwaltung,
Gesandtschaften:
1. Besoldungen und Standesgelder, 14862
2. Aus den Sportein der Verwaltungsbehörden 31451
3. Aus der Fiskuskasse der Landesregierung 4147
4. Aus den Ueberschüssen des Strelitzer Anzeigers . . . 567
5. Für Schreibmaterial und Kanzleibedürfnisse 891
6. Gesandtschaften und Gommissionen 2180
Zusammen . . 54098
G. Pensionen und Gnadengelder 15004
D. Ausgaben für Zwecke des deutschen Bundes 8927
£. Land tagskosten 7725
F. Ausgaben ftir die Staatsschuld 57959
und für die Gentral-Steuerkasse, Landkassen etc 12486
I
MeckUnburg. 221
6. Allsgaben fOr die Domainen-Verwaltuiig:
1. Kammer- u. ForstcoHegium , Rente! , Bau-Departement,
sonstige Kammerbeamte, Reservaten u. Zollberecbner . . 14933
2. Geldwerth der Nataralverwendongen 59727
3. Desgleichen im Fürstenthom Ratzeburg 19223
4. Ausgabe aus der Fiskuskasse des Kammer- und Forst-
collegiums 688
5. Domanial-Bauaufwand 32553
6. Remissionen und BauernhüHe 1240
7. Verbesserungen auf den Domainen 954
8. Unterhalt der Ziegeleien und Kalkbrennereien .... 10951
9. Brand versicherunff und Feuerlöschanstalien 21ö7
10. Exlrafuhren der Bauern 1394
11. Gewinnungskosten der Kabinetsgüter ....... 10484
12. Gewinnungskosten d. Ratzeburger KUmmerei-Pachtaagen 46000
. Zusammen . . 200314
H. Ausgaben der For&t- und Jagdverwaltung:
1. Centralverwaltunffs -Ausgaben --
2. Forst- und Jagdbeamte 10818
3. Geldwerth der Naturalverwendungen 85000
4. Auf Forstverbesserungen, Forstvermessungen und Jagd • 9078
5. Auf den Torfstich 9880
Zusammen . . 114776
I. Ausgaben auf die Postverwaltung 26431
K. Ausgaben auf die Landstrassen:
1. Auf, den Unterhalt der Staatsstrassen 13260
2. Weee-, Gommissions- und Besserungskosten .... 1528
3. Bauhülfsgelder für Privatstrassen im Herzogthum Strelitz 2996
4. Desgleichen im Fürstenthum Ratzeburg 4509
Zusammen . . 22293
L. Ausgaben der landständischen Kassen 10617
M. Ausgaben auf die Verwaltung und Erhebung der Steuern . . 2542
N. Ausgaben für Kirche, Klerus und Unterricht:
1. Consistorium mit Einschluss der Geistlichkeit, der Schul-
lehrer in den Städten und der Besoldungen beim Seminar
zu Mirow 15247
2. Für Küster und Schullehrer 2227
3. Bauaufwand für geistliche Gebäude 20175
4. Entschädiguns an Prediger u. sonstige geistliche Abgaben 2846
5. Seminar zu Mirow 1551
Zusammen . . 42046
0. Ausgaben für die Rechtspflege:
1. Beitrag zur Unterhaltung des Oberappellations - Gerichts
zu Rostock 4288
2. Justizkanzlei in Neustrelitz 8683
3. Stadtgerichte 5154
4. Aemter und Amtsgerichte 9462
5. Ausgaben aus der Sportelkasse der Justizbehörden . . 17572
6. Ausgaben aus den Fiskuskassen der Justiz-Kanzleien und
Unter^erichte 4212
7. Schreibmaterialien und Kanzleibedürfnisse 891
Zusammen . . 50262
222 Msfklenftihffv
P; Ausgaben auf die Innere Venmlilmg^: TfcWer ■
1. Gesuudheitspfle^ • :« . .-;. . \ . 15457
2. Armenpflege ......*<«•<..«... 5292
3. Gnadengeschenke, Prämien i. <l. Landefi-^Pferdezuebt etc. 3936
4. Landarbeitshaus in Strelüt «. Strafanstalt m Dreibergen 8342
5. Districts-*Busarftn£orps .......«.....»' 5087
6. Auf KornanKäufe I. d. Husaren, Deputate, Unterstützungen 14791
7. Zu gemeinniitzi^en Zwecken . . . . i. ^ 4016
8. Sonstige verschiedene Aiisgalien *».»,•>• 1530
Zusaainen . . 58451
Q< Ausgabe für das Müitsir:
1. Militair-CollegimH .« ^ ...•..<,»« * 576
2. Militair-Pensionen . . . • . . ^ • « . 4 . . . ^ . 5445
3. Actives Militair . ..... i 67956
4. Milit«rä«sgabe ¥on Rarlzebnrg . ^ . 4 . . . ^ . 6691
Zusammen . . 80688
mapt^nninib . 1019649
N I
il II in
Das Königreich Sachsen,
Ton Br« Enst Engeln
][bl8teri«l*Se^Utr nnd Chef des K. 8. itatlit. BftMftOi zt Drasden.*)
X. Territorium.
$. h Tenitorial-EliitlielloBf^eii des Königreichs.
Die naehden verschiedenen Zwecken der Staats?erwaltutigaussei*or4eikri]dl
▼erschicdene Territorial -Eintheilung des Königreichs Sachsen macht die
statistische Darstellung dieses Landes, sobald sie nur irgend in Provinrial-
Details hinabsteigen soll zu einer grossen Schwierigkeit und zu einer um
so weitläufigeren Arbeit, als nur senr wenig der administrativ abgegrenzten
Beziiice gemeinschaftlidie oder in einander aafgctiend^ Grenzen habm.
Zum Zweck der inn er n Verwaltung ist das Land eingelheilt: A. in die
4 Kreis -Directionsbezirke Dresden, Leipzig, Zwickau una Bautzen. Diese
sind wieder in Amtshauptmannschaften getheilt, deren es im gaftten
Kdnigreiche 14, exci. der Gesammtkanzlei zu Glauchau, ^iebt. Insofern die
Eintbeilung nach Kreis- Direotioneo die gebräuchlichste ist^ lassen wir hier
die auf deren Territorial-Ansdehnung beztiglichen Nachweise folgen:
(Siehe Tabelle S. 224.)
Ausserdem bestehen zum Zweck der innem Verwaltong noch 35 Mt^
dicinal- und It Yeterinärberirke and 2 Apothekenrevistonsbezirke. In
neuester Zeit sind hinzugetreten: 2 Kohleninspectionsbezirke. Zum Mini^
Iterium des Innern als oberster VerwaUungsbehörde gleichfalls ressortirend
sind endlich auch die Gemeindebezirke und die Heioeiathsbezirke zo betrachten.
Für die Justizverwaltung bestehen dermalen 4 Appellationsgerichts*
bezirke, mit. den Amtssitzen zu Dresden, Leipzig, Zwickau und Bautzeii;
deren Grenzen sind bis auf einige ganz unbedeutende Abweichungen mit
denen der Kreis - Directians - Bezirke confom. Eine der geographischen
Zwecke wegen noch aufrecht erhaltene Eintheilung ans der Jastiz-
ferwaltnng früherer Zeit ist die in Amts-^ uod Gerichtsbezirke, ihtt
•) Das K. 8. StatisÜBche Bareaa wurde dureh Königl. Terordiiasg Tom 9. J^gaH 1850 elf
Dependenz des Ministeriam des Innem errichtet. Die Oberleitung de? Bureans ruht dermalen
In den SKvdtn des <Mk. itatk Dr. Woinllg, der als Vorstand der H. Abtheflutig ka flOniste-
liom de« Innern, zu weleber da« Bureau ressortirti cagleieh der nattlrliebe Vorstand 4et letfMerfQ
Ist . In Benindem&g dessen ^eht Jene obere Leitung auf Hegierungsrath Stelzner Über. D^r
nnaifttemtfe Chef des Bareans ist zur 2eit der Ministerlal-fleoretair Dr. £ngel, welöbem dM
litltmig «nd AnsKUirung aOer Atbetten, die Bntwerfiiag der PIMne nnd Taibellefn, dl* Sintidt-
tm U941 U?b«nra9hung de« gesch^khoi^ Me«ha«is|ntt«. der Yor^beitu«^ uqd ^t«)b4iNnMtag
der gewonnenen Resultate tt. s. w. ooliegt. Der Konnaletat des Übrigen Persofiäfs noAOlifipiQp
sich anf 16 Personen.
224
Sachsen.
Namen
Territorial-
nmfanar
Bezeichnung
Bits
der Krela-DireotioDs-Besirke,
Territorial.
benannt nach dem Namen des
' der Amtshaaptmannschaften |
Ortssitzes der Behörde
Acker QR.
Acker QR.
/ L Amtshauptmannschaft
Dresden
169585
147
I. Dresden
787219
237 iil: :
Meissen
Pirna
221743
204150
38
242
••
. (IV.
Freiberg
191740
110
i I.AmtshauptmanDschafl
Borna
186444
264
IL Leipzig
627754
236ll!:
Rochlkz
Grimma
125874
109107
71
145
IV.
Döbeln
106328
56
\
/ (.Amtshauptiaannschafl
Chemnitz
174434
275
l".
Zwickau
199588
102
IIL Zwickau
846624
279)111.
Nieder -
\
forchheim
154818
4
(IV.
Plauen
253842
6
V Gesammtkanzlei • • . .
Glaachaii
63941
192
IV. Bautzen
443187
2^1 L Amtshauptmannschaft
Bautzen
Zittau
172191
170995
188
137
Summa
•
2704786
177
Grenzen sind indessen gegenwärtig bei den mannichfachen Reformen im
Justizwesen und den vielfachen Abtretungen patrimonielier Gerichtsbarkeit
an den Staat in steter Wandelung begriffen, so dass eiff entlich nur die
Namen Bestand haben und diese auch uur bedingungsweise, denn die Bildung
neuer Landgerichtsbezirke hat auch darin in den letzen Jahren manches
geändert. Statistisch müsseo jene älteren Namen fort£[efahrt werden, dt
seit geraumer Zeit die meisten und wichtigsten statistischen Nachrichten
aus dem Königreich Sachsen amtsweise bearbeitet und veröffentlicht wurden.
Sollen neuere den älteren vergleichbar sein, so müssen sie sich dazu noth-
wendig auf dieselben Territorial-Complexe beziehen. Solcher älteren Amts-
und Gerichtsbezirke giebt es 50. In diesen liegen die Gerichtssprengel der
verschiedenen König!.- und Patrimonialgerichte, davon die letzteren häuGg
nur die Unter- oder Erbgerichtsbarkeit besitzen, während die Ober- und
Griminalgerichtsbarkeit in den Händen des Staats oder eines andern Ge-
richtsherrn ruht; eben so häufig ist aber auch die Untergerichtsbarkeit mit
der Obergerichtsbarkeit vereint Diese Untergerichte stehen in keinerlei
untergeordnetem Verhältniss zu denjenigen, welche noch den Nainen Aemter
führen. Nur bei den KÖnigl. Untergerichten herrscht ein Unterschied in
sofern, als an der Spitze der Königl. Landgerichte (die immer einen grossen
Bezirk haben und in dessen Bezirke Patrimonialfferichtssprengel liegen
können) nLandgerichts-Directoren^ stehen, während die blossen KÖnigl. Ge-
richte nur Ton einem Justitiar verwallet werden.
Die öffentliche Meinung hat sich schon längst gegen diese Verwickelung
in der Gerichtseintheilung des Landes entschieden, die um so grösser ist
und da unerträglich wird, wo die Gerichtsbarkeit über einen Ort nicht allein
eine fünffach getheilte ist, sondern wo der Ort selbst auch noch seiner
administrativen Lage nach antheilig in 3 oder 4 Amts- oder Gerichts-*
bezirke gehört.
Sachsen. 225
13. Finaniverwaltung. In sofern in früheren Zeiten die Finanz-
Colegien^ieienigen höchsten Behörden waren, die den grössten Geschäflskreis
hatten, gestaltete sich auch die Eintheilung des Landes hiernach sehr ver-
schiedentlich. Es bestehen demzufolge noch heute im Königreich Sachsen:
a) fiSr die Verwaltung der directen Abgaben d. i. der Grund-, Gewerbe-
und Personalsteuern, 4 Steuerkreise mit 26 Steuerfoezirken ;
b) für die Verwaltung der indirecten Abgaben und Steuern d. i. der
Grenzzoll, Bier-, Branntwein-, Wein-, Tabak-, Schlacht- und Rüben-
zuckersteuer, der Chaussee-, Wege- und Pflastergelder, die Districte
¥on 15 Hauptzoll- und beziehentlich Hauptsteuerämtern mit 96 Hebe-
bezirken :
c) für die Verwaltung des Staatsguts und zwar der Rentamtseinkünfte
und nutzbaren Rechte, 38 Rentämter, deren Bezirksgrenzen mit den
ehemaligen Grenzen der Amts- und Gerichtsbezirke zusammenfallen;
d) für die Verwaltung der Staatsforsten 16 Forstbezirke mit 24Forst-
ämteru ;
e) für die Verwaltung des Bergwesens 5 Ber^amtsreviere;
f) für die Verwaltung der öffentlichen Baue giebt es Land- und Chaussee-
bau - Inspectionsbezirke.
4. Verwaltung der Kirchen- und Schulangelegenheiten.
Für diese dlt die Eintheilung des Landes in Kreis- Directions-Beziriie;
innerhalb derselben zerfallen die alten Erblande , d. h. das Königreich mit
Ausnahme des Markgrafenthums Oberlausitz, in kirchlich -protestantischer
Hinsicht in Diöcesen oderEphorieen und diese wieder in Parochieen,
deren es 889 mit 1205 Kirchen giebt
Was die Schulverhältnisse anlangt, so hat jede Öffentliche Ele-
mentarschule ihren Schulbezirk. Jeder Schulbezirk gehört zu derjenigen
Parochie, in deren Grenzen er gelegen ist.
6. Hinsichtlich der Verwaltung der Militair-Angelegenheiten
kommen nur die Rekrutirungsbezirke in Betracht, die wieder mit den
amt^auptmannschaftlichen Bezinten genau übereinstimmen.
6. Endlich ist auch noch der Eintheilung des Landes in staatsrecht-
licher Beziehung Erwähnung zu thun, zu welchem Zwecke das Land
und zwar:
a) behufs der kreis- und proyinzialständischen Angelegenheiten und
für die Wahlen der Rittergutsbesitzer zum Landtage in 5 Kreise ge-
theilt ist Dass sind die alten Kreise, gekannt unter den Namen:
Meissner-, Leipziger-, Erzgebirgischer-, und Voigtländischer-Kreis und
Oberlausitz;
b) behufs der Wahl der städtischen Abgeordneten zum Landtage sind
die Städte Sachsens auf 20 Wahlbezirke und
c) behufs der Wahl der bäuerlichen Abgeordneten sind die Dörfer des
Landes auf 25 Wahlbezirke yertheilt Hierzu kommen noch
d) 5 Wahlbezirke , aus welchen die ständischen Vertreter des Fabrik-
und Handelsstandes gewählt werden.
Ausführlichere Nachrichten über die Territorial-Eintheilungen Sachsens
giebt das Jahrbuch für Statistik und Staatswirthschaft des Königreichs
Sachsen. 1. Jahrgang, in welchem diese oben erwähnten Bezirke in räum-
licher und populationistischer Beziehung geschildert worden sind.
2»
Saehsen.
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Saehitn.
227
betl'Siiit Die gegen das obite Ei'jfebniss wahrztmehmende Differenz dürfte
tbeils aui die Grundflächen der Städte, der Strassen und Flüsse und andere
beider St^uervemiessung nicht zugezogene unnutzbareGegenstande zu rechnen
seih, thdils dürfte sie auch in der Verschiedenheit der Ausmittelung der
Flächeninhalte ihren Grund haben.
Hierdach beträgt in Sachsen
dad pfluggängige oder Ackerland . . 50,31 pCt
die tjärten 2,85 «
'' die Wiesen 11,28 ^
' die Weiden 2,10 ,
dfr ÄÄH^^ Wald überhaupt ^;^:J30.95pa
die Teiche 0.76 „
das Weinberffsland 0,12 „
die Steinbrüche etc . 0,12 „
das nicht steuerfahige Land und die der
. Steuer nicht unterworfenen Objecte
(als Kirchen, Kirchhöfe, Strassen,
.Flüsse etcO 1,&1 „
vom Gesafcnmtareal
$. 3. Belebung der Oberfläche des Königreichs Sachsen.
Nach. der neuesten Zählung (todi 3. Dec. 1852) lebten und waren auf
dtr wirklich bewohnbaren und wirklich bewohnten Oberfläche des Kö6ig-<
r^hs, d. b. auf ^14064 Acker 98DRuthen(die Staatswaldungen, 26486» Acker
l20aRutlleo, nahe bei 265^QMeile sind als unbewohnt zu betrachten) fol-
gaide Anzahl Mens^en, Familiettf Withnplätze etc.:
Kreis-iDir.-B^zirk.
Wdhtplälze
Fl&ehen-Ii
' in
Acker
ihalt
2ahld.
Wohn-
pl&tze
aachd.]
Zahl
der
Wohngeb.
SrgehaiafCB
Zahl
der
Bewohner
d. ZfihlUBgV
Zahl
der Haus-
haltuHgen ^
Familiea«
Haushalt.
.», Dee. 1852
Stidte ira
Kr. -Dir. -Bez. Dresden
„ ,, „ Leiprig
n n n Zwidcaü
n n n Bautzen
38521
51580
89496
25328
52
228
246
153
31
38
59
14
11307
14152
23772
5229
186570
183001
287799
47412
44542
40291
61103
11324
Königreich . .
Dörfer etc. im
Kr**Dir.-Bez. Dresden
« « « Leipzig
„ n « Zwickau
» n fi Bautzen
204927
1637322
535736
622011
414066
79
214
84
195
126
142
1050
995
873
614
54460
42381
36556
52397
41236
704782
321135
263825
447758
250332
157260
66465
54876
9W57
56190
Königi^ich . .
Städte iftid Döifer im
Kr. -Dir. -Bez. Dresden
„ „ n Leipzig
„ « « Zwickau
„ ' « Bautzen
2209137
675843
587317
711508
439394
19
266
12
141
279
3532
1081
1033
932
628
172570
S3688
50708
76169
46465
1283050
507705
446826
735557
297744
267688
111007'
95167
151260
07514
ftLönjjBfreiefa . .
2414064 r
[^
46)4
29iA3b
, 1987832
4^m&
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Sachsen.
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Auf 1 Fun.-HansliaKg
tom. Ftm-GllBdar.
Auf 1 Huih. ab»f.*)
Sachsen.
229
Elwas Inders gestaltet sich die Sache, wenn man nicht blos das be-
wohnte,'sondern «as Gesammtareal in Rechnung zieht In diesem Falle
sind die Resultate folgende:
Kreis- Dkections-
Bezirk
FlSchen-I
Überhai
in
Ackern
nhült
ipt
QB.
Anf 10000 Aoker kommen
Wohn- Wohn- ., , PMüUen-
Bewohner Hens-
pUise gebfiade . haltongen
nach der Z&hlnn^ Tom 3. Decbr. 1852.
Städte und Dörfer im
Kr. -Dir.* Bez. Dresden
, « „ Leipzig
\ n j» Zwickau
„ » « Bautzen
787219
627754
846624
443187
237
236
279
25
177
13,73
16,45
11,01
14,17
681,99
807,77
899,68
1048,43
6449,34
7117,84
8688,11
6718,25
1410,11
1515,99
1786,62
1523,38
Königreich ....
2704786
13,58
839,36
7349,31
1571,09
Erwägt man, dass 10000 Acker sehr nahe eine geographische a Meile sind
(I DM.ist = 9947 Acker 75^ üRth. und folglich 10000 Acker =1,0053 dM.),
so geben erstgenannte Zahlen auch zugleich sehr annähernd die Dichtigkeit
auf der oM. an. Die der Bewohner ist dermalen in Sachsen auf 1 DM. 7310,8.
Aber nicht die Menschen allein sind es, welche die Oberfläche beleben, auch
für die grosse Zahl der Thiere soll sie Obdach bieten und Nahrung schaffen.
Es ist daher nützlich und nothwendig zu wissen, wie dicht die Oberfläche,
d h. die gesammte, mit solchen Thieren besetzt ist, die einer genauen
Zählung unterworfen werden können und wirklich bisher gezählt worden
sind, diess sind Pferde, Rindvieh, Schaafe, Schweine, Ziegen.
(Siehe Tabelle Seite 230.)
Während das vorliegende Jahrbuch bei seinem ungleich ffrösseren Ge-
sichtskreis sich auf diese kurzen Notizen beschränken muss, nat dasjenige
für das Königreicb Sachsen, dem diese Notizen entnommen, den Zahlen-
angaben eine Reihe von interessanten Betrachtungen und Schlussfolgerungen
hinzugefügt , auf welche wir alle die verweisen , die sich näher über ge-
nanntes Land zu unterrichten wünschen.
U. Bevölkerung.
S. 4. Allgemeines über die Bevölkerungsaufnahme.
Es unterliefft keinem Zweifel, dass sich in den Eigenschaften einer Be-
völkerung alle Verhältnisse des ganzen Staats, dem sie angehört, abspiegeln,
denn Alles was im Staate eeschiebt, geschieht ja nur durch die und um
der Bevölkerung willen. Man kann daher mit Recht behaupten j dass
eine ^ute und ausfuhrliche Bevölkerungsstatistik gleichzeitig eine Menge
sehr richtiger und beachtenswerther Daten zur Beurtheilung der Zustände
und Einrichtong des f^afflichen Landes an die Hand giebt. Hinsichtlich diesem
Zweites der Staatskunae hat sich die amtliche Statistik Sachsens bereits
mannigfache Verdienste erworben. Nicht allein bieten die von dem ehemaligen
statistischen Verein bearbeiteten Volkszählungen Gewähr dafür, wie sehr
derselbe für Erlangung einer grössern Genauigkeit besorgt war; es sind
auch die seit dem nur dreijährigen Bestehen des jetzigen stastistischen
Bureaus des K. S. Ministeriums des Innern veröffentlichten umfänglichen
I
I unter 14 Jahren
Innl. 1 weiU. überl
15761
■
6732
7881
25829 5159
27260 5399
48349 9623
6859 7040 13891
102801
8731^
15874^
7388^
9617 1 213147 422764
77560
71170
154397i
141311'
128661 254979
143554 1 44234 [37788^
^[^U21625 16384751
y
1
9S
Sachs««. ^J
tXbcT <tte' Bctölkcnifif} ein ucn^r Bfle? toü iter Anftnerksankeity
weiche man in Sachsen der Bevolkerungs-Statistik widmet; noch mehr aber
sind es die Vorbereitungen , die bei Gelegenheit der iMoesteD ZiMilHng vom
& OtoC. 1852 geCroffcn wurden, um über die physische, geistige, sittliche
Qfiif sociale wesohaffenhcit der Bewohner die genaueaiea Nachweise zu
erlangen. Nach allen diesen Richtungen sind die Ergebnisse dieser Zählung
iwar ffegenwärtiff noch nicht verarbeitet, allein sie liegen bereits soweit fertig
Tor, oass folgende Resultate daraus entnommen weraen k^oneii:
(Siehe nebenstehende Tabelle.) . .
Wenn man die Volkszählungen eines Landes studirt und die analogen
Ergd^nisse jeder einzelnen Zählung mit einander vergleicht, so entdeckt
man darin Regelmässigkeiten, die jeden Glauben an die Zufälligkeit der
Ereigiaisse auf diesem Gebiete des NaturbaushallB uoterdrUcken. Das Ver-
hältniss zwischen der Zahl der männlichen und weiblichen Individuen
schwankte bei 7 Zählungen von 48,58: 51,42 nur bis 48,7i): 5I,3L Die zu-
sammen kbenden Ehegatten betrugen immer etwas mehr als 34 p€t. Die ver-
wittwelen Männer 1,59 bis 1,63 pCt., die verwittweten Frauen 4,0 pCt. der ge-
sammten Bewohnerzahl; die lutherische Bevölkerung belief sich bei allen
Zahlungsterminen auf 98 pCt. der ganzen Bevölkerung etc. Angesichts
solcher Regel und Gesetzmässigkeiten in der Oeconomie des menschlichen
Lebens erscheint es fast überflüssig, innerhalb kurscr Zwischenräume neben
der Zahl der Bewohner nach Geschlecht und Hauptaltersklassen auch noch
die Verhältnisse zu ermitteln, die auf die Gonfession, den Givilstand etc.
Bezug haben. Es genügt, diese etwa aller 6 — 10 Jahre einmal von neuem
festzustellen, während man sie flir die Zwischenzeit aus den vorliegenden
Erfahrungssätzen berechnen und abstrahiren kann. Zu solchen AbstractioneYi
bieten die von dem statistischen Bureau des K. S. Ministerium des Innern
herausgegebenen drei ersten Lieferungen so reiche Unterlage, wie sie in
keinem^ statistischen Werke irgend eines Landes ditr Weit enthalten sind.
Man könnte diese Aufhäufung von statistischem Stoff sogar für eine Ver-
schwendung von Mühe und Zeit halten, müsste man nicht die Ansicht
statistischer Autorifäten theilen, dass nur dann statistischen Arbeiten ein
mehr als vorübergehender und selbst ein unverfänglicher Werth zuzu-
sprechen ist, wenn sie sich nicht blos auf die Mfttheilung von Zahlen-
resaltaten beschränken, sondern sich auch auf die Ermittelung des Gesetz-
massigen, des Causalnexus erstrecken. Die Zahlen ändern sich und sind
und waren wahrscheinlich zu keiner Zeit absolut richtig, und sicher nicht
ßu der Zeit, wo sie zur öffentlichen Kenntniss gelangten; die sich in den
iZahlen offenbarenden Gesetze aber bleiben unverändert. Es erleiden daher
die foleenden, auf das Jahr 1849 bezüglichen Rechnungsergebnisse über
die Verhältnisse unter den Altersklassen der sächsischen Bevölkerung, auch
auf das Jahr 1852 volle Anwendung, ja sie leidien ohne Zweifel sogar An-
wendung auf die Bevölkerung vieler anderer deutscher Staaten:
282
•SachseB.
tmttmm
Kreis-Directions-Bezirke
Wobnplätie
Procent&le YerhSItnisse unter den ädtvidnen der
Bevölkeningr
Ton unter bis
mit 14. Jahr
m.
Vom U. bis
mit 80. Jabr
m. ( ▼.
▼om 80. bia
mit 60. Jabr
m
TonOOJabroii
und drüber
m. ▼.
Städte
im Kreis-Dir.-Bez. Dresden
Leipzig .
Zwickau
Bautzen
Durchschnitt
n
n
13,33
14^4
16,01
14,51
13,43
14,51
16,23
14,29
Dörfer etc.
im Kreis-Dir.-Bez. Dresden
« Leipzig .
n Zwickau
r, Bautzen
Durchschnitt
VI
II
Dörfer und Städte
im Kreis-Dir.-Bez. Dresden
, Leipzig .
n Zwickau
n Bautzen
Durchschnitt
14,75
15,60
16,28
17,40
14,34
16,11
14,79
15,45
16,86
14,37
14,92
15,80
10,32
17,71
14,62
16,33
14,94
15,58
17,13
19,57
16,63
15,83
16,18
16,48
15,56
13,93
15,85
13,78
12,76
12,94
12,44
13,01
14,64
14,28
13,46
12,67
14,01
15,59
15,06
14,98
14,57
15,13
15,29
15,59
14,97
14,88
15,16
15,40
15,37
14,98
14,83
15,15
16,07
16,03
15,32
16,56
15,79
15,82
15,68
14,88
16,91
15,69
15,92
15,82
15,05
16,85
15,72
18,19
17,06
15,54
17,80
16,78
16,30
16,20
15,44
18,29
16,38
16,98
16,55
15,48
18,21
3,13
3,02
3,00
3,79
3,09
3,50
3,47
3,18
4,22
16,52
3,53
3,36
3,29
3,11
4,10
3,38
4,08
3,60
3,36
4,55
3,69
3,91
3,70
3,48
4,30
3,53
3,97
3,66
3,43
4,34
3,76
100,00
§. 5. Physische Beschaffenheit der Bewohner Sachsens.
Zur Kenntniss der pfaysischenBeschaffenheitder Bewohner gehört
unbedingt auch die Kenntniss über die Ernährung, Wohnung nnd Kleidung.
Obgleich Sich solches Wissen in der Hauptsache nur auf gewisse Mittel-
werthe und auf einzeihe, ganz allgemeine Thatsachen beschränkt, so geben
beide doch an die Hand, um welche Grössen herum die wirklichen Zu-
stände oscilliren.
Der Fleischverbrauch und die Bier* und Branntwein-Gon-
sumtion waren während der letztverflossenen Jahre im ganzen König-
reiche (olgende:
(Siehe Tabelle S. 233.)
Diese Zahlen selbst sind nur wieder Durchschnittszahlen aus den auf die
einzelnen Landestheile bezüglichen, die hierin keineswegs untereinander in
Uebereinstimmung sind. Denn Sachsen hat Gegenden, wo der Fleisch-
yerbrauch per Kopf der Bevölkerung jährlich nur 21 Pfund beträgt, z. B.
im Hauptzollamtsbezirk Eibenstock, während er in anderen Bezirken so{^ar
50 bis über 70 Pfd. beträgt. Ebensowenig ist der Bier - und Branntwem-
Gonsum überall gleich.
sHT
Eid Bewohner des ganzen König-
tili!
!w.d.Bi.r-Q.
PMaebTBr-
reichs consumirle
Jahrgänge
biucb per
Kapfdw
BeTOlkerg
inllnd. 1 b.lct. 1 Bberh.
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28,78
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5,58
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7,58
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086
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51,4
59.16
10,09
5,18
1849
35,00
7,9
i;4o
9,3ü
54.0
63,30
11,65
5.23
1850
38,00
ölg
2.15
11,05
56,3
67.;i5
1068
6,16
1851
41,40')
8.8
2,51
1),3I
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7,97
7,89
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6.82
-
69,23
560,52
102,68
-2,70
6,91
-.
-
I kaon erst die Zählung
Was den Getreideverbrauch anlangt, so lässt sich dieser nnr
schälzen; bestimn-le Messungen sind darüber nicht vorhanden; noch weniger
über den höchst ansehnhchen Verbrauch von Kartodeln, welche lel/lere in
genissen Gegenden Tasst die ausschlipssliche Nabrung der Bevölkerung
ausmachen.
Hinsichtlich der W ohnungsverhältni
von 1852 genügende Aufschlüsse verschaffen.
Im Allgemeinen ergiebt die Sterblichkeitstafel einer Bevölkerung, sobald
sie in eine Tabelle über die Lebenserwartung umgerechnet worden ist,
beachtenswert he Momente zur Beurtheilung der physischen Lebensverhält-
nisse derselben. Die Lebenserwartung der männlichen und weiblichen In-
dividuen Sachsens ist, je nachdem sie gewisse Altersjahre bereits erreicht
haben, im ganzen Königreich folgende:
(Siehe Tabelle S. 234.)
Es ist nicht unpassend, an dieser Stelle eine auf die detaillirlesten
Forschungen gegrunuete Berechnung der Gesammtausgaben für einen Kopf
der Bevölkerung im Königreich Sachsen, für tägliche Nahrung, Kleidung,
lYohnung. Heizung und Beleuchtung u. s. w., einzuschalten. Die cinzeloeu
Sätze sind mit Vernachlässigung der Bruchtheilprennigc folgende:
]< und SdiwolnaieiiBh.
SMllt«1l.
AR«r,
welches Ale
li 0b e n d 6
erreicht haben.
»P^aBB
0
1
6
11
16
21
26
31
36
41
46
51
56
61
66
71
76
81
86
91
96
Jahre (Augenblick der Geburt)
Jahr
Jahre
»
fi
I*
n
n
«
1»
n
fi
1»
n
n
Koch SU enrartende Lebensjahre
der
mXnnllchen I weiblichen
IndiTiduen
Im
Königreich Sachsen ttberhanpt
i
26...,
47
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40,„<
25». »I
33...,
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FrtthstUck } . . .
Jkliltaffessen > Nahrung
Abendbrod 7 . . .
. . 5 Pfennige sächs.
.15
SÄ^i'^^-^^-i^ : : : I : !
für Wohnung 3
» Hekung 1
„ Vergnügen 1
Abgaben 1
Schule und Kirche 1
Arzt, Apotheker und AlmQsen 1
ausserordentliche Ausgafben 1
9).
25 Pf.
6
»»
n
Summa 40 „ = 4Ngr.
' Bas beträft jährlich für einen Bewohner 48 Thlr. 20 Ngr. und für die
1987832 Bewohner Sachsens vom 3. Decbr. 1852 die enorme Summe von
96741157 Thlr., die jedenfalls eher hinter der Wahrheit zurückbleibt, als über
dieselbe hinaus^reift. Erwägt man, dass die Bevölkerung des Landes in
diesem Augenblick schon über 1990000 Seelen beträgt, so wird mithin jähr-
lich, lediglich zur Erhaltung der Menschen, ein Tauschwerth von nahe
97 Millionen Tbalern umgesetzt und in einem .JAhre verauagabt unter anderen
Mtitkttm.
mrNahraiig GOÜttl« TUr. » Nfr.
. KleidUK 12lffiB33 , 10 ,'
, W3s<£ 2421166 , Xt ,
, Wohnung V .... 7283500 , — ,
jie mau natlmich ohne.Bedei^en tbninden k^in.
%. 6. Gasti^ ^eschiffenfaeit der Bewohner.
DarOber gewähren die Zahlen derConfewonB-AngehöriKes.der «chnl-
besuchenden Kinder qnige, wenji äui^ nnTol&<ipuaf ne AubcUutjie. Vop der
GCMBuntbeySlkerung Sachsens sind :
G«DlMon
mluilld»
Individuen
Lutherisch« . pCt.
Refonnirte „
Bitmisch -Katholische ...
Beutsch- Katholische ... .,
rsneliten .
47,68
oioT
0,90
006
o;o3
50,25
0,07
0^88
0,04
0,02
97,93
0,14
178
0,10
OflS
Ueberhaupt „
48.74
51.26
roftoo
Nach den alljübilich mittelst der sogenanntes Kirchei»e(teJ ans allen
einzelnen Parochieen des Landes an das statistische Bureau gelangenden
Hiltheilungen erhidt in den Schulen der Städte und D5rrer der einseinen
Kfeis-Directioni-Besirbe des KÖDiRreichs nachstehende Zahl tjdd Knaben
utd M^ddien den gewöhnlichen Schulunterricht
(Siehe Tabelle 8. 23S.)
Die männliche B«T5lbeniDg,
ein Böherer Grad von Real- ode
kann ihre Schul bildungsieit nid
FBr angebende Bandwerbe.r giebl
Gewerfacbulen, fUr Studirende G
die sicn noch and«'n specielleo F
laid- und forstwirlhschaßUche -
Künstle rakademien etc. Aus der
lässt sich einerseits auf das Streben i
SQJts beuttheilen, in welchem Ifuii
Bildung £e BefBIkeruDg SäöiReBS flurcfittnngi-
Nach den bei dem konischen Ministerium du Innern yorl^tulenett
Unterlagen über die VerhiHlniase d^ SoD.ptagssc5uIeu tm KöitigiFeicbe
Sachsen während der Jabfe 1838, 1841 1643, IB46, }848 und im Üb es
in ^ffi einzelneo Krqis-Directio.ns-Bezirken des Landgs folgende Anzatu von
Sonntagssf^^en und SonntagSsehQljäm: - :
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Zahl 'der Schulen
Zirhl der Sdhhter
Kreis -Directions-
in den Jahren
in den Jahren
Bezirke
1
j
18381841 184318461848 1851
Ia38 1841i1ft43 1846 1848 1851
K.-D.-B. Dresden
» Leipzig
« Zwickau
« Bautzen
8
8
24
4
8
9
27
5
9
11
33
5
11
15
39
5
n
13
36
5
10
14
41
5
6591 668
5891 73a
3366 3736
364 364
741
930
4*240
403
1023
)30:)
4h95
465
936|I045
11*2(11331)
42504727
461 343
Im Königreiche .
44
49
58
70
65
70
4978 5503
6314
7686
6776
7451
Die für Gewerbe und Handel heranzuzjf'henden Jünglinge empfangen
ihre anderweite Bildung auf Gewerbe«* und flandelsscbuleq und besonderen
Bachschnlgn,
Die Frequenz der technischen oder Gewerbeschulen des Landes
war folgende:
Anstalten
1«*/«
in den JahreA
i8»yM
Technische Bildungsanstall in Dresden
(jetzt. polytechnische Schule) ....
Gewerbeschule zu Chemnitz
„ » Plauen
» n Zittau
149
150
85
61
184
155
81
55
216
141
94
69
217
173
87
62
Zusammen
445
475
520
539
Es ist hierzu nur zu erwähnen, dass die Anstalten zu Plauen und Ziltam
mehr und mehr den Charakter von Realschulen annehmen, dass hingegen
die pelytechnisehe Sob«1e zu Dresden in neuerer Zeit die untere Klasse aul-
gehoben hat und nur schon vorgebildete Jünglinge aul'nimrot; in der ersten
blasse erster h. zweiter Abtheilung ist sie Fachschule für Landbau, Strassen-,
Brücken-, Wasserbau und für Maschinenwesen. Hingegen ist die Chem-
nitzer Schule nicht allein polytechnische, sondern gleichzeitig auch Fach-
schule für Fabrik- und Maschinenwesen und praktische Landwirthschaft.
Natürlich absolviren nicht alle Jünglinge der genannten Anstalten den
vollen Lehrcursus derselben, ja sogar die wenigsten verbleiben, bis sie in
die oberen Abtbeilungen aufrücken könnten, einestheils deshalb nicht, weil
es ihnen nicht um diese potenzirt-technische Bildung zu thun ist, anderen-
theils, weil für so viele herangebildete Techniker keine Verwendung im
Lande ist. Während früher die Fachschulen zugleich Vorbereilungsschulen
für ihre speeiellen Zwecke waren, werden sie in der Neuzeit tnehr und
mehr ausschliesslich Fachschulen, indem daselbst nur junge Leute Ton* ge-
wisser Vorbildung aufgenommen werden; so auf der Berg- Akademie zu
Freiberg, auf der forst- und landwirthscbaftlichen Akademie zu Tharand.
Die Frequenz der ersteren beträgt an Inländern jährlich durchscbnitllich
50—60, die der letztern 35-40.
Vier Handelsschulen gewähren den angehenden Kaufleuten die
Mittel, sich wissenschaftlich für den Handel und dessen verschiedene Zweige
auszubilden. Drei dieser Schulen sind Cur die Handelslehrlinge ungefähr
das, was für die Handwerkslehrlinge die Sonnlagsschulen sind, während
!^
SM€1i44t.
* * • • • »
die EkmdelsfeliNiislill m Leipzi;^ ^p«r Fadifolii|1e glAch cu achten ist
Die Zahl, .^brer, Zöglinge ist auf 100 oeschränK^ aayon sind aber kaum die
Hälfte Intänder.
SoWofai von def technischen Anstalt zu Brtsden,.als auch von der
»n^r-.Akadeiiiie tu Freiberg wpr4en (und keijiesweges aus den obersten
assen oder Divisionen)' JUnghnffe zum Milftair entlassen, um alsbald in
Officifrssiellen einzurücken. Gleichwohl werden die bestehenden techpischei)
iinsUlien und Fachschalen nicht als Vorb^reitungs - und Bildungschulen
f%t Orädere betrachtet, es besteht zu diesem Zwecke eine eigene Milttair-
Akademie dermalen in 2 Abtheilungen, unter dem Namen Gadett<jnschule
und Artilleriesch}il<;^ früher war deren Freqv^enz durch qie verordnete
Zahl der Gadetten- uiia Volantairstellen beschränkt, jene betrug fff^
diese 15, so dass also zusammen 75 Zöglinge höhere Mifitairbildunff em-
pfanden konnten. Wähi^end des Sömmersemesters 1852 und des Winter-
semesters 185*2/53 war indess die Zahl der Zöglinge folgende i
II i I li iifii II
1. Diyisioii
1862
CadettenschuTe
Artillerieschule
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18"/.
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8. l>lTl8lon
1852
14
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Zusammen | 14 | 14 j 2ft
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8. DiTfiilbii
1862 |18»Vi3
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1862
17
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73
9
1
26 22 SO
I
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22 84 82
Fttf.das Hochbauwesen bestehen in$ac)|8en Vie m. andern Undem,
neben dem Unterricht in diesem Fache, auf aeq ijscfanischen Anstalten und
Akadefliien, auch nooh Bauschulen und Baugeweraf iischulen und eine Bau-
akademie zu Dresden, deren Lehrgegenstand die h&here Baukunst, die
Architectur ist; sie ist tiitt d^i^ JHaleräkademie verbunden und insofern
auch Bildhauerei ein Bildungsobject ist, fUhrt diese betreffende Anstalt zu
Dresden den Nainen «di^ Akademie der bildenden Künste^'' . Die Frequenz
der einzelnen Abtheilongen derselben war in den Iahten 1846—53 folgende:
la Aer Haler, näd Selchnenselidle
U Sef Biolehole mit
Jaiirgibige
mit AUUera
f^lißt
Sommer. [ Winter.
Cweani
durch.
BehnittUcb
Sommer. , #iiiter.
caHuB
durch.
MÜftittlleh.
184«
130
143
138,5
38
41
39^5
1847
m
131
127,5
24
40
32,0
1848
113
124
118,5
24
49
36,5
1849
94
107
100,5
30
49
39,5
1860
94
98
96,0
34
43
38,5
1851
106
108
104,5
35
39
37,0
1852
109
97
103,0
33
49
38,0
1853
91
—
—
25
—
Hiemebeü besteht in Leibzi^ noch ^ihe Akäideäi!^, die im Grunde ge-
hommen aber nur eine Bauschule ist, ebenfalls itiit ah^ehnlichek* Frequenz:
Die Baugewerkenschulen des Landes bestehet zu defti Zwecke, die-
jenige künstlerische und wissenschaftliche Vorbildnnlt zu geWShren, welche
qet* Beruf der Bauhandwerker, namiskitlich der Maurer lind Zimmerleute
bedingt Slö waren in den Jahren 1845—1853 in folgebd^m Maasse besucht:
8acht«ii.
389
Site d€r Schulen
\\^'U.
18* «^
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66
64
61
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59
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66
64
67
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72
68
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» „ Freiberg p 26
13
11
11
12
12
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,» n Leipiig
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n » Plaaen
26
29
35
42
34
31
33
27
n Zittau
24
30
34
38
45
37
38
38
Znsammen
266
242
265
287
281
276
308
261
Wäre es möglich, den Bilduhgsgang in realen Wissenschaften von dem
in idealen scharf zu trennen, so würde dfie Frequenz der bis jetzt genannten
Anstalten ungefähr versinnlichen, in welcher Ausdehnung sich die sächsische
Jugend realen Studien widmet AHein eine solche Trennung ist unstatthaft
und nirgends streng durchführbar. Junge Leute, die später Handwerker,
Fabrikanten oder Kaufleute werden besuchen Gymnasien, die doch die Vor-
bereitungsschulen für ideale Fachbildung sind; eben so häufig werden jetzt
aber auch die Realschulen und Realgymnasien, sowie einzelne Abtheilungen
technischer Anstalten von solchien Leuten freguentirt, die später die Univer-
sität beziehen und nur zum Zweck der Aneignung einer grösseren Summe
realer Kenntnisse sich in Realbildungs-^nstalien aufhielten. Für den Künstler,
Samentiich den Architecten ist ein bestimmter Grad realer und humanistischer
ildung gleich unerlässiicn.
Was die Gymnasien anlan^» so sind deren in Sachsen 11 und sie
waren in den einzelnen Rlissen während des Wintersemesters 185^/53 in
folgender Weise besucht:
Name und Sitz der
Anstalten
f'ürstens^^hule zu Meissen
» » Grimma
Kreazschnle zu Dresden
Iftloehmannsches Gymnaa.
zu Dresden . . .
fhomas - iSchule zu
Leipzig
Nitolai- Schule zu Leipzig
Gymnasium zu Freiberg .
« n Zwidtau .
M 1) Zittau. . .
n
n Bautzen .
„ Plauen . .
Zusammen . .
Klassen und Abtheilungen
1. KI.
28
15
28
19
11
9
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13
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2. KL
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• I b
32
32
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4. Kl.
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17
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11
24
20
346
5. Kl.
17118
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137
810
91t
172
165
112
115
85
119
93
1553
*) Hat mit Juni 1858 anJ^ehöit. f ezeL der ZdgUnge in den BeaUdMien.
240
Sachsen.
Die unteren RTassen dieser Gymnasien und zwar die fünfte und sechste,
sind Projj^ymnasialklasseu ; sie werden schon von Knaben im Alter von 8 bis^ 10
Jahren besucht. Solcher Progymnasien giebt es in Sachsen noch sehr viele, fast
alle sogenannte Privalerziehungsinstitute erfüllen nicht nur den Zwedc, zum
Gymnasium, sondern sehr viele auch den, zur Universität und zu Fachschulen
oder Akademien vorzubereiten. Sie sind in Folge dessen häufig ein Ge-
misch von Progymnasium und Gymnasium, von Realgymnasium und tech-
nischer Schule. Den Besuch aller solcher Anstalten anzugeben, ist zur Zeit
nicht möglich, eben so wenig kann jetzt schon angegeben werden wie viele
junge Männer überhaupt in Sachsen einen über das Volksschulziel hinaus-
gehenden Unterricht ernalten.
Kciuni die Hälfte der auf den Gymnasien humanistisch vorgebildeten
Schüler bezieht die Universität des Landes und auch nur dieser Theil vollendet
in der Regel den ganzen Lehrcursus, der ie nach den Bedingungen für die
erforderlichen Vorkenntnisse der auf die Gymnasien Aufzunehmenden 67-9
Jahre beansprucht. Die grössere Hälfte der Schüler wird von den Gymnasien
zu anderen, meist fachwissenschafllichen Bildungsanstalten entlassen; einige
gehen unmittelbar zu bürgerlichen Berufsarten über.
Ueber die Zahl der Lehrer und der Studirenden im J. 1852/53 bei der
Universität zu Leipzig giebt die nachstehende Tabelle Auskunft :
Lehrficher.
Facnltätswissen-
Bchaften.
Zahl der Lehrer.
Sommersemester 1852.
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*m S
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Qu o
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Wintersem. 1852/53.
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Zahl der Stadirenden.
Sommers. 1852
u
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WinterB.1852/63
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9
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Theologie • • | 8
Jurisprudenz . | 7
Medicin . . . )
Chirurgie . . \ 10
Pharmacie . . )
Naturwissensch. \
Philosophie . ;
Pädagogik . . \ 19
Philologie . .
Mathematik
Gameralia . .
3
6
10
15
4
2
11
15
15
31
41
8
8
11
20
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3
6
10
15
4
2
12
11
15
16
33
45
121
270
113
25
15
12
7
5
18
10
44 165
77 347
43
19
4
7
4
3
9
2
4
156
44
19
19
11
3
14
20
14
115
256
111
29
10
10
11
6
17
8
47
69
49
19
3
7
4
4
8
2
4
162
325
160
45
13
17
15
4
14
19
12
34| 29| 1 10|i)96j 2161 812 5701 216| 786
Ausser der medicinischen Facultät in Leipzig befindet sich in Dresden
noch eine chirurgisch-medicinische Akademie, davon die Entbin-
dungsschule einerseits und die Thierarzneischule andrerseits Dependenzen
sind. Die Bedeutnng dieser Anstalten für beregten Zweig der Bildung gebt
aus den Zahlen der Zöglinge und Besucher derselben hervor:
Sachsen.
241
A. Frequenz der chirurgisch-medicinis
ichen
Aka
demie:
Zahl der Schüler
überhaupt
Stand der Schüler
Im Jahre
1
•pH
•»
B
o
vom Civil
— r
Zusammen
Bataillons-
ärzte
9
Compagnie-
ärzte
Stipen-
diaten
Chirurgie
u. Medioin
Studirende
Pharm a-
ceuten
für einzelne
Vorlesungen
Einge-
BchriAbene.
1845
12
105
117
1
5
6
10
79
10
6
1846
14
96
110
6
8
13
71
9
3
1847
16
89
105
6
10
7
69
8
5
1848
10
91
101
— ^
6
4
11
62
11
7
1849
6
87
93
—
6
12
65
6
4
1850
22
65
87
6
16
10
46
7
2
1851
28
60
88
—
6
22
12
43
3
2
1852
27
55
82
6
21
7
42
5
1
6. In der Entbindungsschule wurden inscribirt:
im Jahre 1846 Studirende: 42, Lehrtöchter: 42,
1847 „ 42, „ 60,
1848 „ 46, . 47,
1849 „ 37, „ 49,
1850 ^ 39, „ 53,
1851 „ 53, „ 56,
1852 « 44, „ 61,
G. Frequenz der Thierarzneisehule:
Zahl der Schüler
überhaupt
Stand der Schüler
Im Jahre
itair
ivil
44
ide
itoir
^%
a
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a « <M
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•§1
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1845
14
40
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14
11
22
7
1846
10
25
35
10
7
13
5
1847
9
30
39
9
8
17
5
1848
12
30
42
12
13
15
2
1849
18
41
59
18
15
15
11
1850
31
34
65
31
13
11
10
1851
30
32
62
30
12
12
8
1852
28
32
60
28
13
12
7
Begreiflicherweise sind es nicht diese Zahlen über die Frequenz der
einzelnen fiildungsanstalten, welche den Maassstab zur fieurthcilung an die
Hand geben;, in welchem Verhältnisse geistige j reale oder ideale Bil-
dung aie sächsische Bevölkerung durchdringt , sondern nur die sind
dazu tauglich, welche aus der Vergleichung der Zahl der Besucher mit der
242 Sachsen.
Grösse einer gewissen Alterslclasse der Bevölkerung hervorgehen. Das
mittlere Alter der Zöglinge und Schiiler der betreffenden Anstalten durfte
zwischen 18—20 Jahre fallen. Vergliche man daher ihre Zahl mit der Zahl
der lebenden männlichen Individuen im Alter von 20—30 Jahren, so würde
man in Betreff der Bildungshäufigkeit ein ziemlich genaues Resultat er-
halten. Allein vor allem gehört zu solcher Berechnung die Renntniss der
wahren Zahl der auf dem beschriebenen Bildungswege begriffenen jungen
Leute; die Zahl die in öffentlichen Gymnasien geschult werden, ist Iceines-
wegs die richtige. Sehr viele erhalten höheren Privatunterricht und werden
durch Privatlehrer zur Universität reif gemacht. Und wäre diese Zahl genau
bekannt, so würde eine zu ziehende Schlussfolgerung dennoch lückenhaft
sein, sobald sie sich nur auf die männlichen Individuen beschränkte. Die
Bildung des weiblichen Geschlechts bestimmt vielleicht noch intensiver das
Maass der geistisen Bildung eines Volkes, sie ist wenigstens vom entschieden-
sten Einfloss auf dieselbe. Wir bezeichnen diese Lücke in der sächsischen
Statistik absichtlich, weil sie keineswegs isolirt steht, denn die wenigsten
anderen Staaten besitzen hierüber genaue Nachweise.
Der Literaturzustand, der Stand der Künste und Wissen-
schaften und die technische Gultur eines Volkes werden mit vollem
Rechte als die Merkmale seiner geistigen Höhe bezeichnet. In der That
repräsentiren diese Zustände die productive Periode derjenigen Individuen,
die, während sie sich ihrer Bilaung wegen auf Schulen und Gymnasien,
Universitäten etc. aufhielten, sich in dem Stadium ihrer receptiven Periode
befanden. Jene Zustände sind sdnach zugleich der wahre Maassstab der
Erfolge beregter Bildungsanstalten, ähnlich wie durch die Prüfung auf die
Schulbildung der Rekruten ein lehr verlässliches Mittel zur Messung des
Erfolgs des Volksschulunterrichts gegeben ist. Diese Erfolge genau zu
kennzeichnen, würde hier zu weit rühren. Interessante Angaben hierüber
enthält indess das sächsische Jahrbuch , welches die Behandlung dieses
Gegenstandes auch noch dadurch besonders lehrreich macht, dass es gleich-
zeitig der finanziellen Mittel Erwähnung thut, welche die Erlangung einer
bestimmten Bildung erheischt, und Welche ^ü diesenü Zwecke vom Staate
(gewährt werden, in richtiger Erwägung dessen, dass die Summen, welche
m einem Lande für den Unterricht aufgeWeddei werden, in gewisser Hinsicht
Zeugniss dafür sind, welchen Wertn diö Bevölkerung auf die Erlangung
eines höhern Grades geistiger Bildung legt.
S. 7. ^ttliche Beschaffenheit.
Sie ist aus einer Reihe von Symptomen erkennbar, die man positive und
negative nennen kann; erstere insofern, als das Vorhandensein gewisser
Symptome ein directer Beweis für einen bestimmten Grad sittlicher Bil-
dung und ein bestimmtes Maass sittlicher Eigenschaften der Bevölkerung
sind; letztere weil sie einen Mangel sittlicher Eigenschaften an den Tag
legen. Offenbar wird ein solcher documentirt durch die unehelichen Ge-
burten, die Concubinate, die Ehescheidungen wegen unsittlicher Motiven,
die Zahl der Prostituirten und der Verbrecher etc., während auf der anderen
Seite die Wohlthätigkeit und Gemeinnützigkeit, die Massigkeit, die Enthalt-
samkeit, der Arbeitstrieb, der Trieb nach Selbsthilfe zur Verbesserung etc. als
positive Beweise sittlicher Bildung angesehen werden müssen.
Um zuerst die negativen ind Atige tu fassen, und bei den unehe-
lichen Geburten stehen zu Ueiben, fliuss doch vorher datauf aufhderksatn
Semacht werden, dass maA ebensowohl diese als aüder^ onti^eifeihafte
lerkmale einer niederen Stufe sittlicher Bildung gleichzeitig m den Gegen-
stand eiüef Civllisaiionsffage za behandelü hat Die Gelsellscäft birgt in
Sle&icft.
&4g
Mb die V*im tfWyerhtktbtH, die beftiken wenfeA g*n«n, riuf;Iei<A mit
dw ta Hirer Tdnfflfci^n^ Qoth«en<TifteD Gtlegenheiten. $ie ist es, die
^t Verbi^ribM ToVberdM Md derScbnlAige i» nicht» als das Wertteog
d«R sie ToTIfblirt WiEre ^ anders, iO dOrReit unter tIbriwiM gleich Meibm-
dip Uuriai^de« gewHse Verbrechen dtr speciflsehslen natnr nicht mit so
emaunctaiwtirtstr Reselmäss^eit Jihr aus Jähr tön rot sich «den, das«
tban sosar iih Stande ist vorbennsagen , was gescbehed *itn. In dieser
ThatsacSe liegt eines der beachtenswerthsten Momente für die Criminaljnstil.
AibisUttB
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15,8S
Ii5i52
Dal Vtthiltnils der unehelichen lu den ehelichen Geburten ist nnt^ir
den Terschiedenen Gesellschaflstlassen keineswegs gleich. Schon nnter der
Bevfilkemng der StJIdte und der Dörftr, sowie unter der landvirthschlß-
lichen und gevNbliehen BeT&lberung Sbcfasens treten abweichende Ver-
hältnisse deutlich lu Tage; erwiesen ist aber, dass ia den Städten, und
naibentllch ib grSsscrei, mehl: snehelifbe Geburten Torkdmmen als tat
dem Lande, was zum Theil dem Charakter der Städte zuiuschreiboi isti
dieselben sind nicht allein ein geh ei mnissfol leres Asyl filr Solche,
die Ü(^ in ihrsm kleineti WohuoK weniger dem Ausspruch der öfTent-
llchen Meinung Preis Kegeben lu sehen wUnschen, sondern sie liehm
dorcb die mancherlei kEhiicben und woMÜiiligen Anstalten auch noch eine
Menge unehelicher Geburten an. Femer ist erwiesen, dass die Zunahme
der unehelichen GebnrtHi in einem gewissen Zeitraunt (diese ist tdh
RrSiserem Gewicht als die absolute Zahl in diesem Zeitraum) unter der
Ackerbau beTffikerung grösser ist, als unter der Induslriefaevölkerung, ohne
dass die Umstände fllr erjtere drückendere wären, Wodurch ein neuer Beweis
nlr die Benautitun^ celleßH wird, dSM da» Ack«ri)aDproIetariaI in Betreff der
sittlichen Eigenscnanen dem Indus tri cproletariat noch weit nachsteht.
Der BainA, Terbietet hier, nlehr röh ueA Erge&tiflseta mtttutheilen,
jt^elcbe in deün ll. 1*tfte derktiilist. Hittteflalitteft «ei kSnigl. säChs. Statist.
Bureaus etitfiallen stid, in WelchH^ Hert« otAtit anderfn die nneheli<:h«ti
Geburten uAttf dei^ EfnOusse de^ jirsilBlicIietl, ndiillichen, idtlicheiti und
nnlTenefKta EMwi^^eH gtMbUMrt 'kuHib.
244 Sachten.
Bie Eh escheidunssklagen und Eheseh ei daageu noter
den Bewohnern eines Landes sind, wenn sie uacb den Motiven gesondert
werden, gleichfalls ein charakteristisches Merkmal der siulicben Bildung
derselben. Im Königreiche Sachsen waren im Jahre 1851 (seit welcher Zeit
der Statistik der Ebescheidungen eine gesteigerte Sorgfalt aewiilmet wor-
den ist) folgende Scheidungsfafle aus den ibneu beigescbri ebeaen GrüDdeu
unter den nach ihrem socialen Standpunkt geordneten Bewobuerklassen
zu verzeichnen gewesen:
(Siehe die rechts stehende Tabelle).
nie Zahl der Selbstmorde ist gleichfalls ein Symptom der siltlichen
Bildung und der sittlichen Beschaffenheit einer Bevölkerung. Zwar bat man
die Zunahme der Selbstmorde in der Neuzeit vorzugsweise als ein Zeichen
der krankhaften gesellschaftlichen Organisation ansehen wollen, jedoch sie
können für sich allein weder als unbeoingler Haassstab fUr die sittliche noch
fUr die sociale Beschaffenheit eines Volkes dienen. Beide Zustande finden
in ihnen einen Ausdruck.
In den Jahren la47~185l, tiber welche eine sehr urafanglicbe Statistik
der Selbstmorde in Sachsen vorliegt, ist unter den männlicIieD und weih-
lichen Individuen nachstehende Zahl von Selbstmorden aus den beibemerkten
Ursachen wahrzunehmen gewesen:
des
Selbstmords.
1847
848
1849
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1951
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Köiperliche Leiden . .
Hauslicher Kummer . .
Zerrüttetes Vermögen .
Subsistenzmangel . . .
Unordentliches Leben,
Trunkenheit
Spiel, Lotterie
Purchl vor Strafe, Scham,
Gewissensbisse ....
ÜnglöcW. Liebe, Eifer-
sucht
Melancholie
Wahnsinn, Geisteskrank,
heit
Religiöse Schwärmerei
Alteration
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329
317
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393
322
94
416
Die Criminalität, der Hans zum Verbrechen einer Bevölkerung
ist eins der sichersten Anzeichen ihrer sittlichen Bildungsstufe. Denn ob-
gleich auch hier die socialen Verhältnisse von entschiedenem EinQusse sind,
to spricht sich eben im Kampfe niit diesen und im Siege über diese Ver-
hältnisse die sittliche Kraft und der sittliche Werth der Individuen eines
Sa«1iseiii
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Geschlecht
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Klagenden.
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3. 9 Dienstboten od. persön-
liche Dienste Leistende
4. « Angestellte mit festem
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6. ji Den Wissenschaften und
Künsten Obliegende . .
6. « HiHtaIrperstffien
7. yt Personen ohne Beruf
and Beniftaagaba . . .
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B. MAnnlich Klagende.
1. KI. Kicht etablFrte Arbeiter
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Handeltreibende ....
3. „ Dienstboten od. persön-
liche Dienste Leistende
4. „ Angestellte mit festem
Gehalt
5. ^ Den Wissenschaften und
Künsten Obliegende . .
6. ^ Militatrpersonen ... . '.
7. n Personen ohne Beruf
und Bemfisangabe . . .
Summa
0. Weiblich und mAnnliob
Klagende.
1. Kl. Nicht etablirte Arbeiter
2. „ Etablirte Gewerb- und
Handeltreibende
3. 9 Dienstboten od. persön-
liche Dienste Leistende
4. „ Angestellte mit festem
Gehalt :
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6. ^ HUitairpersonen ......
7. ^ Personen ohne Beruf
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346
SMhff».
V aller bei den 4 AppSRittioii^ericIftWdes Landet imn Versprach ffelLomaienen
Crimipabachen wdnrend der Jahre 184i— )849 enthält, ist auch aieserWerth
oder yfehnehr das Gegentheil datost M %Qg xum }^|ii;fc^n des
slchsischen Volkes auf Sn namerisdie^ Ifagss gebracht wordep:
MOuBt
1 Kl.Hoc]iTerratb,8t«tU-
T«rrftth und »naer« die
BieherMt 4m SUaU ge-
«efiUirdende Handlimg
{.jO. Beleidignngen des
Btaatooberhaaptee und
Miner Familie
3. KL Anflebnnng geg. die
MTentUehen Behörden
nnd FriedensstOran^en
4. Kl. Verbrechen mder
dea Leben
5. Kl. Verbreeben wider
die Gesundheit
S. Kl. Verletzung der per-
sdnlichen Freiheit . .
7. Oemeingeahrllehe
Handinngen
8. KL Verletsnngen der
Ehrerbietung gegen die
Religion
Q.K1. Verlets. der Ehre
10. n. Selbsthflfe u. Zvei-
kampf
11. Kl. Verletzungen der
eheliehen Tlreue . . .
]8. Diebstahl und Ver-
untreuung
18. Kl. BetrfigeriBehe
Bandinngen
14. Kl. MÜnsTerbreehen .
15. Kl. Andere BeeintriUsh-
tigung. fremden Eigen-
thnms
16. Kl. Verletsnngen der
Sittliehlceit
17. KL Pflichtverletenngen
in besonderen Verhalt-
nissen
In allen Klassen .
bestraft
freigesproehen
Mal
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Es ist nicht ausser Acht zu ^ssen, dass main jede dieser Zahlen erst
mit 8 diyjdiren muss, will man ^ie DurQhschnittjSz/gihl ilir in eiooiBi Jahc^
i>egangenen Verbrechen daraus jentnehmcjn.
An^alben aus neuerer Zeit enthält nachfolgende Zusa^mmensliellimg d»
im Königreiche Sachsen im Laufe des Wahres iSäQ.iiMGgek.on^mfigtßnJIfordfff
Baube ui^d Raubanßlle, .EinbrQuDhe. Diebstahle ntit GewjO^tUtigbätoi und
WideweliJicWtftiJten ,g^f p ,5!^ ^^^fl^flfcie >nl9Öt|t
Saehaan.
24a
lAnkt^hauptiiiaimschaftliche
Bezirke.
Mord
Baob und
SaabanflUl«
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XliebitJUde
mitOewelt.
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Die Verbrechen, die entdeckt w
erden, die
Eheschei(
lunffsklaffen, die voi
Gericht j^ebracfat werden, die unehelichen Geburten, die registrirt werden,
jkberhaupt alles was von solchen negatiTen Beweisen in die OeffenÜichkeit
gelangt, sind leider nicht einmal der grössere Theil dessen, was darüber
aufzuzeichnen wäre. Die Unsittlichkeit, die sich im Schoosse der Ehen
selbst verbirgt, die Verführungen der Unschuld und zum Ehebruch, die
nachgerade unter sogenannten gebildeten Leuten ein Gegenstand traurigen
Wetteifers werden, die Verbrechen, die unentdeckt bleiben, ja die gar
nicht einmal angezeigt werden, alles dass wieder, wäre es bekannt, würde die
mitgetheilten Zahlen um ein wesentliches erhöhen. Während aber die Wach-
sanikeit der Regieruns fortgesetzt dahin strebt, alle solche Vergehen und
Verbrechen ans Taj^esiicht zu ziehen und nach Befinden die Urheber zu
bestrafen, müssen m den beregten Zahlen stets Zunahmen wahrgenommen
werden, die nur theilweise der Verschlimmerung der Zustände zuzuschreiben
sind, zum anderen und beziehentlich sogar zum grösseren Theile, erwächst
eine solche in den Zahlen erkennbare Zunahme nur aus der gesteigerten
Thätigkeit der obrigkeitlichen Organe.
Bedauerlicherweise sind den ne{|atiYen Beweisen nicht in gleichem
Maasse genaue Daten über die positiven der sittlichen Beschafi^enheit
gegenüber zu stellen. Indem Wonithätigkeit und Gemeinnützigkeit
so entschieden Zeuge der sittlichen Bildung sind, muss hier gerade das
^egeiitheil in Betreii d^s Bekanntwerdens statt finden. Erzeugte Wohl-
^haten schreibe aitf Sand, d. i. der Wahrspruch ächter Wohlthätigkeit.
Der um die Wohlthätijgkeits-Anstalten Sachsens, und namentlich JDresdens,
so hochverdiente Appellatuonsrath Ackermann hat die Mühe nicht gescheut,
aus einer Unmasse vergrabener, schwer zuganglicher, archi?aUscher Nach-
ri<^hten ein Werk .pber Sachsens tromine unfl milde Stiftungen zusammenr*
zustellen, in desseti Verfolg er dazu gelangt ist, die Summe, die in diesen
Stiftungen niedergelegt ist, auf 8 Millionen Thaler zu bestimmen.
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Alle Didtaigen, welcbA auf die 4etstk» 5—6 Jahre ohne Part^ileidieiB-*-
Schaft feorü«tzahiicketi vermögen , können sich der WahrnehmBng nidil
T^scfaliessen« dass unter den mannichfachen Wünschen, welche Seitens der
gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer alleuth»ben aul^geaproehea
worden sind» die nach Gewährung tüchtiger Bildungsmittel, nach scnneUem
und kräftigem Rechtsschuts und vor allem nach möglichster Sicherung det
m^eriellen Existenz in den Vordergrund getreten sind. Und es ist ein be-
deutsames Zeichen von dem praktischen Sinne und dem sittlichen Halte
jeglichen Volks, dass die letzteren Wünsche alle in dem Prinzipe wurzelten,
dass Jeder die Pflicht habe, für sich und die Seinigen selbst m
sorgen und diese Pflicht nicht ohne Weiteres auf die Altgemeinheit über-
tragen werden könne, dass aber durch geeignetes Zusammenwirken und eine
sacngcmässe Verwendung der Opfer der Einzelnen eine Sicherung der
ma^terieilen Existenz in deh Fällen erzielt werden möchte, wo es dem Ein-
zekien, sei es durdi gewerbliche Krisen und Stockungen oder durch
Krankheit oder durch ffänzliche Entkräftung nicht mehr möglich ist, der
eigenen, ihm obliegencfen Pflidbt der Erhaltung seiner und der Seinigen
iu ^enüffen.
Obgleich die zur Zeit vorliegenden Angaben über die Summen, welche
seit einer Reihe von Jahren diesen Zwecken zugewendet worden, noch
Ireineswegs so vollständig sind, dass sie den Trieb zu Selbsthilfe unter des
Bewohnern Sachsens in allen Beziehungen charakterisiren könnten, so geben
doch nachstehende Nachrichten, die dem vortrefflichen Bericht der Vli. Abth.
der ehemaligen Commisston fUr Erörterung der Gewerbs* und Arbeits-
verhältnisse, an die K. S. Regierung entnommen sind, einige Aufschlüsse über
das bereits bestehende Unterstützungswesen namentlich unter des
arbeitenden Klassen.
(Siehe die Tabelle S. 252 u. 253.)
Allerdings fehlen in dieser Uebersicht die Notizen über die Staatsdiener-
pensions-. Wittwen-- und Waisenkasse, welche zwar sehr ergiebige Resul-
tate'geliefert haben würden, aber nur sehr schwierig zu erlangen sind.
Um nur beiläufig den praktischen Sinn einiger der mitgetheiken Zahlen
hervorzuheben, lässt sich als Mittelergebniss annehmen, dass auf 1000 bei-
tragspfiichtige Mitglieder zu rechnen sind:
68 Arbeitsunfähige,
SM Wittwen und
152 Waisen.
Bei der Annahme, dass die Wittwenpension halb so gro^ sein soll
als die Invalidenpension, und die Waisenpension halb so ^ross wie die
Wittwenpension ; so würde unter 1000 beitragspflichtigen Mitgliedern der
Betrag von 68 + -g- + -j- = 218 Invalidenpensionen aufzubringen sein.
in Folge dessen kann, wenn keine andere Einnahme vorhanden, die Inva-
lidenpension gleich sein dem -^ = 4,58fachen Betrage eines Mitgliedbei-
trages. Wäre die Kasse aber bereits so fundirt, dass ihre Zinsen 25pGt. der
Einnahmen ausmachen, so könnte in solchem Falle die Invalidenpension
dem 6,1 fachen Betrag eines Mitgliedbeitrages gleich kommen. Wenn ein
MiH;lied sonach Wöchentlich 2 Ngr. steuert, sinadie Pensionssätze folgrade :
8««ll9«fa.
251
Klarsten.
a) irenn die Kasse nar
- - * ■•• - ^^. « »« « « «
■m fBo fliiigiieaiMi-
trXge angewiesen
b) wenn die Kaue mf lOtgUodtr-
Einnahme angewiesen
▼SchentL | JiUirUche
Pension
wQchenü. | jUirUclM
Pomien.
Prooentale
der
Einnahmen.
Invaliden ....
Wittwen ....
Waisen ....
Thlr.
9. 2.
- 4. 6.
- 2.3.
Thlr.
15. 28. 4.
7. 29. 2.
3. 29. Xi.
Thlr.
- 12. 2.
«. 1.
— 3.0.
Thlr.
21. 4. 4.
10. 17. 2.
6. S. 6.
pCt.
31
51
18
Berücksichtigt man, dass 2Ngr. wöchentlich im grossen Durchicluiitt
höchstens der 40. Theil des wöchentlichen Verdienstes eines Arbeiters ist,
so sind mit solch kleinem Opfer allerdings grosse Yortheile zu erreiobent
und noch weit grössere dann, wenn das Peusionskassenweseii wie ein Netz
über alle Klassen der Bevölkerung ausgebreitet ist. Es versteht sich von
selbst, dass je höher man unter gewissen BevöIkerungs*KJassen die Beitrags-
Snoten normirt und normiren kann, desto höber auch die Pensionen aus-
Uen können.
Hinsichtlich der Benutzung der äusserst wohlthätigen Einrichtungen
und Schöpfungen der Neuzeit, derLebensversicherungsbanken. fehlen
leider alle Nachweise. Nichts würde aber mehr im Stande sein, auch unter
den äusserlich besser gestellten Klassen den Trieb nach Selbsthilie deut-
licher zu documentiren, als Nachrichten über die fortschreitende Betheiligung
bei solchen Versicherungsgesellschaften. Mochte die Zeit nicht mehr fern
sein, wo man die Lebensversicherung zur Bedingung der Erlangung ge-
wisser socialer und politischer Rechte maoht, z,B. der Verehelicbung, der
Ansässigmachung, des Bürgerwerdens, der Staatsanstellung etc. Denn nur
zu wahr ist es, was jener vortreffliche Aufsatz : „Die Sorge für Wittwen
und Waisen** in Hübner*s Versicherungszeitung sagt: Bisher war es di«
Achtung für den Verstorbenen, welche das Mitleid für seine Familie an-
sporinte — künftig wird diese Achtung unter dem Vorwurfe leiden, dass
der Lebende jetzt, -wo n^ittelst der Lebiefösversicherung die Gelegehheit vor-
banden ist, für die Seinigen auch nach dem Tod« tn sorj^en, diese Sorge
seinen Freunden und seiner Gemeinde überlassen hat. Bisher war es eine
Pflicht, welche die Gemeinde gegen ein verstorbenes Mitglied erfüllt, indem
sie sich der Seinigen annahm; künftig werden MI ßiose Wittwen und Waisen
als eine Last betrachtet werden , Urtica der L^chtsinn des Viftbtötlienen
der Gemeinde hinterliess.
Die Arbeitslust ist unstreitig der mächtigste Hebel der materiellen
und sittlichen Wohlfahrt eines Volkes, das Sprichwort: ^MüsMgMvg 4st aller
Laster Anfang, *« findet fitcbttllein auf einzelne Individuen Aowenmng, tomdem
auf ganze Völker und Nationen. Nachslebende ZaUcB «eben ein «mpe«
föhres Bild, in welcher Weise sich Jung und AU, Parsonen mtenlidieii
und Weiblichen Geschlechts in Sachsen an dem Erwerb betheiligen.
(Siehe Tabelle S. 254.)
W
352
Sadiseii.
znsammeiisteniiiig dor Hftiiptretidtade aus den Be-
Benemmiig der Kmm§^
1. KnapiMcliafbkaflMn
beim KtfnigL SKehs. Bergbaa.
ZÖMinmeiiitellnng a. d. Sachs. Bergknappsehaftskassen im Dnrehscfan. 1843—1847
18*7
Freiberger Bergknappteliaftslcasse 1844—1848
1M8
Hfltt0ii-Knappfehaftika«Be 1847
Behneeberger KnappsehaftskaMe 1844—1848
n 18*8
Annaberger KnappBchafUkasse 1843—1847
18*7 .
Altenbexger Knappschaftskaase 1847
JohaangeorgenstSdter Knappschaftskasse 1847
Sehtrarzenberger E^appschaftskasae 1847
Efbenitoeker KnappBchaftskasse 1847
Knappschaftakasse der Egl. Steinkohlenwerke im Plaaenschen Grande 1843
n 1844—1848
1848
9)
9)
n. Knappsehaftskassen
auf Priyat-Werken.
HiUbkasse der Bockwa-Oberhohndorfer Knappschaft 1844—1847
Knappschaftskasse des Erageblrgischen Steinkohlen-Actien-Vereins
Schönhaider Htttteaknappschaftskasse 1847
UnterstttUnngskasse des Schlndlerschea Blaufarbenwerkes
« des Ffannenstieler . 1839—1847
lU. Vnterstutiaiigskasseii
ftir einzelne
OorporationeOj Unternehmungen, BeyÖlkerangsklassen
1847 ','.*,
Bacnanicker-wittirenkaase daselbst
Vereinigte Uaterstttraigikasse der Dresdner BachdmckergeseUsehaft 1847—1848
Untersttttarangskasse der Kattnndrucker in Chemnitz
UnterstatauigBkasse der Piaaoforte-Arbelter in Leipzig 1843-1848
91 m 1848 . .
Untersttttznngskasse der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie 1841—1848
• „ „ 1848
Untersttttzangskasse der Strassenmeister nnd Chansseeirärtcr 1844—1848 .
91 9» 9J
Prediger-Wittwen- nnd Waisenkasse 1844—1846
Schollehrer-Wittwen- nnd Waisenkasse 1844—1846 .
99 91 91 1846 . .
DOhner*sohe Sehnllehrer-Wittven- und Waisenkasse 1847
1848
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(SdM nr im
1846
23 Jahre
1809
1718
sehr alt.
1821
1821
sehr alt.
1834
1841
1843
1583. 1837
1840
1826
10423
10584
6521
6713
579
1309
1142
480
463
450
202
260
165
764
917
63
26
25
4376
4681
2374
2431
389
725
747
198
197
216
117
124
113
250
241
6
736
61
758
66
786
85
154
19
350
100
193
•
173
•
432
22
938
153
988
196
1129
501
2728
356
2751
421
663
245
Sacbien, 358
reehnaiiga-iTeber^eliten der untersttttzongakaMen.
SM
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6eMlliohallU«lie
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Prooortato TerfheOong der SelbittliätigeB iiaoh AuiptatteriUMseiL
Personen,
l.K!.Nte1ite«abUrte
Arbeiter
9. Kl. EtabUrtejQe-
werb- und Handel-
treibende
3. Kl. Dienstboten
n. andere persdnl.
Dienste Leistende
4. Kl. AngesteUle m.
festem Gehalt . .
5. Kl. Den Wissen-
sohaft. n. Künsten
Obliegende ....
e.Kl. MiUtairper-
sonen
7. Kl. Personen ohne
Beruf und B^ruüf
angäbe
In allen KlsßMn
von 6— 14
Jahren
m.
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▼. U— 21
Jahren
T. »1—80
Jahren
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0,85
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0,09
1,59
0,38
0,18
18,16
0,19
17,89
19,94
19,66
3,98
0,77
18,30
9,44
0,08
38,61
0,66
8,10
0,49
11,08
m.
18,80
18,18
11,33
17,78
17,49
87,97
1,57
15,18
w.
T. 80— 60
Jahren
V.
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0,49
84,68
0,87
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1,87
9,85
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69,40
5^36
63,85
39,59
7,78
10,31
31,76
11,13
4,74
7,13
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6,26
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8,91
von 60 J.
n. darfiber
m.
8,66
11,69
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4,79
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88,96
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8,07
1,88
0,63
1,09
1,39
35,50
4,30
Überhaupt
naeh d. Geschlecht
m.
67,48
92^41
34^98
94,71
86,64
100,00
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06,88
88,58
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65>06
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13,86
57,67
83k1!»
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00^
100,00
100,00
100,00
§. 8. Sociale Beschaffenheit.
Das sächsische Jahrbuch f&r Statistik leitet die Schilderung dieses Ab-
sdinitts mit den Worten ein: Geschlecht, Familie, Besitz und Beruf, Re-
ligion und Abstammung, ja selbst der Wohnun^saufenthalt begründen ge-
sellschaftliche Verschiedenheiten und sondern die Individuen eines Votkes
in gewisse Klassen und Stände, die fort und fort best^en und zum Theil
sogar lebensfähiger sind, als der Staat seihst, dem sie angehören.' Jede
dieser Klassen hat ihre mehr oder minder hervortretenden Eigenthümlich-
keiten und in diesem Lande ein bald schärferes bald schwächeres Gepräg)e.
Jedoch alle diese Yerechiedenheiten, soweit sie unter der sächsischen Be-
völkerung vorhanden, aufzuzählen und die Ursachen derselben nachzuweisen,
das muss einer späteren grösseren Arbeit vorbehalten bleiben. Nur der
innere Zusammenhang dieser socialen Momente dürfte mit kurzen Worten
zu schildern sein.
Der sociale Unterschied» den das Geschlecht der Bewohner bedingt, ist
in Sachsen mit wenig Ausnahmen wohl ^anz derselbe, der im deutschen
Volke herrscht. Auch die Gonsequenzen dieses Unterschieds sind mehr oder
weniger dieselben. Das Geschlecht aber begründet die Familie und aus
den Familien entstehen vermöge der Verwandtschaften die Geschlechter,
Gebilde von um so grösserer gesellschaftlicher und staatlicher Bedeutung,
je mehr in ihnen das Bewusstsein ihres Zusammenhanges und ihrer Ge-
schichte lebt. Dieses Bewusstsein, weil es ein sittliches Element im Leben
des Einzelnen und mit wenig Ausnahmen ein Anstoss zur würdigen Ent->
Wickelung desselben ist, begründet die Macht der Geschlechter. Kn der
Aristokratie sehen wir auch in Sachsen diese Macht vorzugsweise ver-
körpert Allerdings beruht sie hier nicht mehr so sehr wie eheden auf
dem Dkächtigsten Elemente der Besitzlhünerx auf dem grossen Grundbesitz.
Aber das liegt vielleicht weniger in einer der Erhaltung dieser letzteren
ungünstigerem Gesetzgebung als in d^n l^st#risch gewardqneiii Versehwen-
AüDgeB 4efli clnunftdisiBdMn Adels, weichen viele Fcimifieii erligen, ofane
etwas anderes aas dem Schiffbruche zu retten, als den StammbauM ihrer
Familie aod das äusserliche Wahrzeichen ihres Familienbewusstseins -— ihr
Wappen.
Der Beweis für diese Behauptung kann nur durch eine umfassende
Statistik des Adels geliefert werden, welche sowohl das Verhältniss des in
den Händen des Adels ruhenden Grundbesitzes nachzuweisen, als auch
über die B^däftigungen der dem sächsischen Adel Angehörigen Auskunft
zu geben hätte.
Die sächsische Verfassung erkennt den Adel als besonderen Stand nichl
an, sie raurat ihm in keiner Beziehung gesellschaftliche und politische Vor-
rechte ein. Er besitzt jetzt eben so wenig ausschliesslich das Monopol des
grossen und freien Grundbesitzes, als des höhern Kriegsdienstes , oder der
obersten Staatsleitung und des höchsten Richteramtes. Man kann mit eineiD
Worte nicht wohl yon einem äusserlichen socialen Berufe des Adels in
Sachsen sprechen. Aber er hat einen innern und diesen hat er auch, so-*
weit es die geschwächten Bedingungen seiner Existenz gestatteten, in de«
jöngst vergangenen Tagen der Bewegung geübt. Gleichwie der Bauern-
stand ursprünglich und hauptsächlich auf der Basis des Grundbesitzes ruhend,
ist s^ socialer Beruf, sowie auch der des Bauernstandes, ein conserTatiyer.
In dem besitzenden Adel ruht die erhaltende und dämmende Kraft sowohl
gegen das Bürfferthum oder den dritten Stand als auch gegen den gewalt-
sam vorwärts drängenden vierten Stand. Die Erfüllung dieser Aufgabe ist
in dem Wesen des Adels tief begründet. Indem der sächsische als ein Be-
standtheil des deutschen Adels ihr nachkam, handelte er als Stand und
gleichzeitig als politische Partei. Zu seiner Partei zählen heute zwar viele
und möchten viele gezählt werden, ohne dass sie deshalb entfernt der
Aristokratie im gesellscbafllichen Sinne des Worts angehören. Denn weder
(ier höchste Rang, noch der ausgedehnteste Besitz, noch der historiscbe
Name, jedes isolirt, machen einen Aristokraten, oder befähigen zu dem
eben angedeuteten socialen Beruf der Aristokratie, Erst in der Vereinigung
dieser Bedingungen, welche in gleicher Zeit eine unabhängige und selbst-
ständige Stellung und doch auch einen wichtigen Einfluss auf die Leitung
und Erhaltung des Staats gewährleistet, wurzelt die gedeihliche Lösuns der
getellschafttichen Aufgabe des Adels im edelsten Sinne des Wortes. Würde
Bun aber eine bis zu Anfans dieses Jahrhunderts zurück zu verfolgend«
Statistik der Gesellschaft nacnweisen, dass nicht blos vielen Gliedern des
sächsischen, sondern des Adels überhaupt, diese Attribute .abhanden ge-
konaunen sind und mehr und mehr verloren gehen, so würde damit auch
zugleich der Nadiweis geliefert worden sein, dass der Adel oder vielmehr
seine sociale Bedeutung im Sinken begriffen ist und dass der solchen Falles
manehen Adeis&milien allein übrig bleibende Ehrgeiz der Standesbegeislerung
wohl zu bedauerlichen Ueberhebungen führen, nie aber zur wahren £r-
fiyhmg des Berufs des Adels befähigen könnte.
Ehedem war der Adel oder der zweite Stand in allen Landen und so
auch in Sachsen der herrschende. Jedoch die Umwälzungen zu Ende des
vorigen Jahrhunderts, welche mit der Emancipation des dritten Standes
endeten und diesem die Herrschaft Überlieferten, weil in ihm der Mobiliar-
besitz und die Inteiligenx in reicherem Maasse vertreten waren, haben auch
fiir Sachsen zur Folge gehabt, dass der dritte Stand sich zur herrscben-
deii Klasse der Gesellschaft emporschwang. Er um£asst in der Gegenwart
haupträchtich die Bürger una die Bauern in der socialen Bedeutung
diraer Bezekhunnfen. Auch diese socialen Gliederun^n sind m Sachsen
voi^andeiH obachoti der so stark ausgeprägte Indu^trialismus hier und dort
die UalterschMü av^ischeu genattulea Deiden Klassea der Gesellsdiaft be-
256 Saehsen.
reits sehr Twwischt hat. Darcfa diesen muss so^ar leider nicht nur in
•Sachsen ; sondern allerwärts, weil er die Sicherheit und Abgeschlossenheit
der vornehmsten bürgerlichen Existenz, die des Handwerks, wesentlich be-
droht, das Bürger tnum vom ächten Schrot und Korn mehr und mehr
verloren gehen und der Materialismus immer rascher um sieh greifen.
Fehlt es nun allerdings durchaus nicht an Riagen tfegen den überhand
nehmenden, in die Erwerosverh'ältnisse der zünftigen Handwerker tief ein-
schneidenden Industrialis mus — gegen dessen Vordringen namentlich die
Innungen im Jahre 1848 die Hilfe der sächsischen Regierung in tausenden
von Beschwerde-, Klage- und Bittschriften -Vorstellungen etc. in Anspruch
nahmen — so ist es doch/heutigen Tages auch eine bemerkenswerthe Er-
scheinung, dass gerade die ehemaligen Vertreter des echten Bürgerthums,
die Handwerker, sich häufig ihres Berufs als solche schämen und lieber
Fabrikanten, Kaufleute als Handwerker sein wollen. In vielen Städten
Sachsens hat der Streit der Kaufleute mit den Schneidern, die sich auf
ihren Firmen marchand-tailleurs nennen, eine lächerliche Rolle gespielt
und mehr und mehr erblickt man auf den Schildern der Innungsmeister
das Wort ...-nFabrikanf ist dieses vom ethischen Standpunkt wohl
zu bedauern, so belhätigt sich doch gleichwohl darin, dass auch dem
sächsischen Bürger- und Mittelstand ureigene Streben nach Erfindungen,
Vervollkommnungen und Verbesserungen auf dem ökonomischen und wissen-
schaftlichen Gebiete. Für den sächsischen Bürgerstand ist jener Ausspruch
unendlich bezeichnend, nach welchem es heisst: » Der Bürgerstand alter und
neuerer Zeit in seiner grossartigeren Erscheinung ist der zur Thatsache ge-
wordene Beweis des Satzes, dass die Kraft, Reichthümer zu schafien, un-
gleich wichtiger sei als der Reichthum selbst.^
In dem Bürgerstande scheiden sich gegenwärtig eine Menge Stände,
die man, weil sie nirgends als Stände, sondern nur als Berufsarten anzu-
sehen sind, mit vollem Rechte «un ächte Stände** genannt hat Wie in
allen norddeutschen und überwiegend protestantischen Landen, so auch in
Sachsen sind die hauptsächlichsten dieser sogenannten Stände der Be-
amtenstand und der Soldatenstand. Die Gelehrten dagesen pflegt
man unter einer gemeinschaftlichen Zunft, der Gelehrtenzunft, zu begreifen.
Von einem geistlichen Stand ist in Sachsen nicht die Rede, er geht in dem
der Beamten auf Der Beamtenstand äussert seine Herrschaft in den burean-
kratischen Formen und verkörpert seine Macht in der Bureaukratie, die in
der Neuzeit, in Sachsen wie m Preussen, um so mächtiger geworden ist,
als die Erfahrung gezeist hat, dass eine nicht büreaukratische Regierung
weder wohlfeiler, noch besser, noch schneller ist. Von dem Soldatenstand
im Allgemeinen ist nur zu sagen, dass in dem falschen Glauben desselben,
ein besonderer Stand zu sein, die meisten seiner Ausschreitungen wurzeln,
über welche man leider nur zu sehr vergisst, seine faktische Nothwendigkeit
als Beruf anzuerkennen.
Sachsens Bevölkerung ist eine überwiegend industrielle und selbst auf den
Dörfern des Landes leben mehr Gewerbtreibende als Ackerbauer. Eine
nothwendige Folge dieser Ueberwiegenheit ist die Verwischung des eigent-
lichen Charakters des sächsischen Bauers. Der Urtypus desselben
lebt nur noch in einzelnen vorwaltend ackerbautreibenden Gegenden des
Landes, namentlich aber in der Lausitz und unter den Wenden. In den
reichen Pflegen, wo die potenzirte Landwirthschaft diese mehr und mehr
zum Gewerbe umwandelt und die Ackerbauerzeugnisse zum Gegenstande
merkantilischer Speculation macht, tritt auch der kleine Bauer aus seinem
ursprünglichen Charakter heraus. In den ärmeren Pflegen, wo vielleicht
wegen localer Anhäufung nutzbarer Fossilien oder vornandener Wasser-
kräfte etc. Gewerbszweige sich neben dem mageren Landbau ausgebild^
Sachsen. 257
haben, weichen die Bauern steHenweise einem ländlichen Proletariat,
welches darum schlimmer als das städtische ist, weil es, man möchte sagen,
praktischer ist. Während das städtische und industrielle Proletariat sich
m Philosophemen über die sociale Berechtigung des vierten Standes ergeht,
übt jenes thatsächlichen Communismus, denn Holz- und Felddiebstähle
und selbst Verbrechen wider das Leben häufen sich in solchen ländlich-.
gewerblichen Gegenden leider in sehr bedenklicher Weis^. Es ist ein Satz,
en die Wissenschaft von der Gesellschaft herausgefunden hat, dass der
deutsche Bauer sich nur da in rechter und ächter Kraft und Gesundheit
erhält, wo er ganz und ausschliesslich Bauer ist. Aus diesem Grunde kann
man es als keinen socialen Vortheil für die Dörfer ansehen, wenn es auch
ein Ökonomischer sein mag, dass die Ansiedelung vieler kleiner, ehedem
städtischer Gcwerbsleute, denen es an Geld und Geschicklichkeit fehlt, um
m den Städten fortzukommen, auf den Dörfern zunimmt. Sie sind dann
weder Bauern noch Handwerker, wohl aber entfremden sie die Bauern ihrer
Sitte mehr als man gewöhnlich glaubt.
Der Kastengeist lebt unter den sächsischen Bauern so gut wie unter
allen Ständen. Der sächsische Bauer unterscheidet sich selbst zuvörderst
geflissentlich als solcher von der nicht bäuerlichen Bewohnerschaft seines
»orfes oder seiner Gemeinde und auch von den Häuslern und blossen
Gartennahrongsbesitzern. Nächstdem beseelt ihn aber auch eine um so
frössere Dosis Bauernstolz, je nachdem er Besitzer eines grösseren oder
leineren Hufengutes ist, vier oder zwei Pferde hat etc. Er documentirt
diesen Stolz äusserlich bei Spiel und Gelage und in dieser Beziehung über-
trifft er nicht seilen aristokratische und bürgerliche Famiiit*n, davon die
ersteren ehedem glaubten und die letzteren, soweit die Repräsentanten der
Geldaristokratie es zum Theil heute noch glauben, ihren Rang in der Gesell-
schaft in prunkenden Aeusserlichkeiten darthun zu müssen.
Es würde sicher von grossem Interesse sein, den Einfluss zu schildern,
den die socialen Reformen in Betreif der Agrargesetzgebung auf die Bauern
im Königreich Sachsen benommen haben. Er ist ein ausserordentlich be-
deutender. Hat die Entfesselung des Grundbesitzes allerdings den grossen
Grundbesitz in einer Hand, bis auf wenige Ausnahmen in ungleich mehr
Hände gebracht, so ist doch dadurch an vielen Orten erst ein wirklicher
Bauernstand hervorgerufen worden. Nicht minder hat die bis letzt zwar
nur partielle Durchführung des Gesetzes der Zusammenlegung der Grund-
stücke, der Ablösung der Lasten und Gemeinheitstheilungen etc. höchst
beachtenswerthe sociale Erfolge gehabt, die von den wenigen Benach-
theiligungen dieser Gesetze nicht entfernt in den Schatten gestellt werden.
Sind ähnliche sociale Reformen in der Wirkungssphäre der Bürger in gleich
hohem Grade wünschenswerth, so darf man doch in der Ungeduld über
die Langsamkeit, mit welcher sie nur eingeführt werden können, niemals
vergessen, dass es leichter ist, zwanzig politische Maassregeln zur Ausfuhrung
zu bringen, als eine einzige sociale von der Tragweite, wie z. B. die einer
Gewerbverfassung.
Wer wollte es leugnen, dass unter der Bevölkerung des Königreichs
Sachsen nicht auch der vierte Stand massenhaft repräsentirt sei! Lässt
sich für ihn zwar zur Zeit noch keine andere als eben diese numerische
Bezeichnung aufstellen (Proletariat ist nicht die vollständig richtige), so
lassen sich (nach Riehl) doch seine Gruppen auch hier wie überall sehr
leicht dahin unterscheiden, dass die eine aiejenigen Glieder dieses Standes
umfasst, die noch nichts sind und noch nichts haben, und die andere die,
die nichts mehr sind und nichts mehr haben. Auf der einen Seite steht ein
guter Theil der Arbeiter, namentlich der Fabrikarbeiter, der Handwerks-
gesellen, der Dienenden, der literarischen Jugend, des Beamtenproletariats«
956 Sachs OH.
auf der andereo baokeroite Kleinbürger, verdorbene Bauern, bermil^r*^
gekommene Aristokraten, Indastrieritter, Strokhe, Tagediebe und Vaga-^
unden aller Farben. Man könnte mit leichter Mühe die Entstehunga^
geschichte des vierten Standes auch in Sachsen nachweisen« sie i&t aber
ieselbe wie die aller Länder, wo er sich findet: und er findet sich bereits
in allen, wo zugleich neben hellem Licht dunkle Schatten» neben hoher
Civilisation mannichfaches Elend vorhanden ist Diese beiden Kräfte sind
es, welche den vierten Stand gross gezogen und ihm ein Bewusstsein ein^
gehaucht haben.
In derselben Weise, wie die Entstehung und die Emancipation des
dritten Standes in Sachsen und alierwärts, wo er zur staatlichen und gesell^
schafUichen Emancipation gelangt ist, das Resultat der Fehler und Slui(ki\
des ersten und zweiten Standes war, in analoger Weise ist auch die Er-«
scheinung des vierten Standes in der Gesellschaft der concentrirte Schatten
der durch den dritten Stand vertretenen Ökonomischen Richtung, oder des
von ihm in den Vordergrund gestellten Nützlichkeitsprinzips. Weil sieb
der vierte Stand, dessen Entstehen in Frankreich in das letzte Decennium
des vorigen Jahrhunderts fällt, nur erst in diesem Jahrhunderte zu seiner
gegenwärtigen Bedeutune erhoben hat — eine Bedeutung, die mit den
Fortschritten in den praktischen technischen Wisseoschaflen und in allen
Reichen der Geistesarbeit überhaupt in ziemlich fj^Ieichem Maasse wächst,
«^ so lassen sich auch die Anfänge des Werdens dieses Standes in Sachsen
fanz genau nachweisen nnd ohne Mühe die historischen Momente in seiner
urzen Entwickelungsperiode feststellen. Allein der Verfolg jener Geschichte
würde hier zu weit und doch zu keinem anderen Resultate fuhren, als dasa
dieser vierte Stand auch in Sachsen da ist und um seine gesellschaftliche
Stellung neben, oder auch über den andern Ständen kämpft Die S^rmptome
dieses Rampfes liegen aller Welt vor Augen. Die Arbeitervereine, die
Arbeitercoalitionen, die Arbeiterassociationen zu gewwblichem Betrieb,
die Arbeiterparlamente, was sind und waren sie anders als Aeussenmsea
des Bewusstseins der historischen Existenz dieses Standes und mehr oder
weniger friedliche Demonstrationen des Bewusstseins einer historisch be--
rechtigten Existenz! Wie es in dem Wesen und der Natur einer jeden
Klasse in der Gesellschaft liegt, die Herrschaft über die übrigen zu er-*
streben, so sehen wir auch in Sachsen ^ namentlich im Jahre 1848, diese
Bestrebungen deutlich genug kundgegeben. Der Kampf der Vaterlands*
vereine und der deutschen Vereine war der Hauptsache nach ein socialer
Kampf auf politischem Forum zwischen dem dritten nnd vierten Stande um
die Herrschaft im Staate.
Der zweite Stand war zu jener Zeit fast ganz bei Seite geschoben»
Doch bald verbündete er sich mit dem dritten, um den vierten am sieg-»
reichen weiteren Vordringen zu verhindern. Nachdem dies gelungen»
schien es einen Augenblick, als ob der zweite und der vierte Stand, deren
sociale Berufe doch so grundverschieden sind, sich fast überall und auch
in Sachsen unbewusst und unfreiwillig, lediglich im instinctmässigen Verfolg
ihres gesellschaftlichen Ziels verbunden hatten, um die Herrschaft dem
dritten Stande wieder zu entreissen. In Frankreich ist dieser Zweck er-
reicht worden, die Herrschaft im Staate ist aber daselbst weder dem
zweiten noch dem vierten Stande zugefallen, der erste, die fürstliche Autorität,
bat sie ausschliessUcfa an sich gerissen ; der Staat ist offenbar in die Reihe
der absoluten getreten.
Das ist die flüchtige Skizze eines Gemäldes der socialen Beschaffenheit
der sächsischen Bevölkerung, zu welchem aber noch unendlich viel Studiea
zu sanwaebi sind, um es auch in den kleinsten Details corre^ eu ntachen.
£3 versteht sich ja woU von selbst, das« in den geschildarten Stäftden
SftobB«». 369
nniildige andere BeiUbnneeD , die an die Familie, den Beruf, den Beifti,
den Wohnort, die Hcimath etc. geknüpft sind, aufgehen und innerbalÜ
derselben eine lahllese Menge von Ejgenlhlimlichkeilen ichaffen, die in
Obigem nicht berührt werden konnten, die aber in der vielfacht^n Durch-
kreuzung ihrer Wirku ose n und Rückwirkungen uotersucbt «erden müssen,
•obald es ticb nicht blos um einen RQckbhck, sondern um ein auch für
die Zukunft praktisch brauchbares Resultat handelt.
untersucht nt«n luvörderaC im Allgemeinen und ohne Rücksicht auf
besondere Gesellschaftsklassen, vie sich die Bewohner der einzelnen Theile
des Landes bezUgHcb ihres Familienstandes gruppiren, so finden wir
dabei nach der Zahlung vom 3. Dechr. 1849 Folgeades:
(Siebe Tabelle S. SßO.)
Obgleich die Zählung vom 3. Dechr. 1352 nach diesen Besonderheiten
I 4es Ci?ü-_ und Familienstandes noch nicht zusammengestellt ist, so ist es
I toeb sehr leicht, das Ergebniss derselben nach den in dieser Hinsicht
herrschenden Gesetzen vorher zu bestimmen. Bei den Zählungen von
' 1834-1849 wurde Folgendes gefunden:
Die Zählung vom 3. Decbr. 1852 unterscheidet zum ersten Haie zwischen
Familien Haushaltungen, Baushaltungen in Aflermiethe und sogenannten
Eilrahaushaltungen. Indem sie unter ersteren namentlich Vereinigungen
von zwei und mehr zusammenlebenden Personen verslanden wissen will,
4ie eine direct ermietbete Wohnung eines fremden Gebäudes oder eine
eigene Wohnung im eigenen Gebäude inoe haben, so ist ihr Strien dahin
|erichtet, die numeriscne Bedeutung dessen kennen la lernen, was man im
socialen Sinne des Wortes unter Familie zu begreifen hat.
Die Haushaltungen in Aftermiethe werden in der Hehnabl der Fälle
TOD jungen, Iheils noch nicht aelbstsländigen Leuten gebildet, in grSfseren
Städten stellen auch in Privatlogb wohnende Fremde während zeitweilieen
Aufenthalts ein ansehnliche« Coutingent tu solchen Haushaltungen. Als Uit-
«ieder von Estrabaushaltangen wollte das königlich sächsische Statistische
ureau betrachtet wissen:
1. In den Gasthäusern und Beherbergungsanstalten , die sich in den-
selben aufbalteBdeu durchreisenden Fremden.
2. In den Kinderveraorganstalten , die in denselben UDlergebrachtea
Ziehkinder und PflegUnge.
360
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Sachsen. 261
3. In den Erziehnnffs- nnd Bildnngsanstalten (Pensionaten etc.), die
in denselben unanicht im elterlichen Hause lebenden Zöglinge.
4. In den Heil- und Verpflegeanstalten, die in denselben dieser Zwecke
wegen befindlichen Insassen.
5. In den Armenanstalten und Armenhäusern , die in solchen unter-
febrachten Armen,
n den Gefängnissen und Strafanstalten, die in solchen in Haft be-
findlichen Individuen.
7. In den Kasernen und dergleichen Anstalten, die in solchen wohn-
haften und untergebrachten Militairs.
Die Tabelle auf Seite 228 |;iebt Aufscfaluss über die StSürke der ein-
zelnen Familienhaushallungen m den einzelnen Tfaeilen des Landes, die
bei Seite 231 angeheftete Tabelle über die Zahl der Familienhaushaltungen,
in Aftermiethe und sogenannten Extrahaushaltungen im ganzen Lande.
Von ungleich höherer Bedeutung sind obige Zahlen, sobald man sie
mit den wirthschaftlichen Elementen des Besitzes und der Arbeit in Ver-
bindung bringt. Denn diese Elemente sind es, welche die Bewegung der
Bevölkerung beherrschen, und die gesellschaftliche Ordnung bestimmen.
Nach Alter und Familienstand vertheilen sich die nach ihrer socialen
Stellung geordneten Bewohner des Königreichs Sachsen wie folgt:
(Siehe Tabelle S. 262 und 263).
För die Behauptung, dass die Arbeit und der Beruf die Bewegung der
BevÖlkerun([ beherrsche hat das königlich sächsische statistische Bureau
einen Beweis geliefert, wie er nirgends in solcher Grossartiekeit g[eliefert
worden ist. Die 16. Tabelle des IL Bandes der statistischen Mittheilungen
aus Sachsen (1852) gewährt hierüber die interessantesten Aufschlüsse. Wir
entnehmen ihr folgende Zahlen.
(Siehe Tabelle S. 264.)
Zu diesen Zahlen ist nur zu erwähnen, dass sie sich auf den Dorcfa-
schnitt aus den Jahren 1840—1849 beziehen und als solche Durchschnitts-
zahlen aus einer Summe von Beobachtungen veranschaulichen sollen, wie
sehr nicht allein die beiden Hauptverschiedenheiten der menschlichen Be-
schäftigung, sondern auch der verschiedene Wohnsitz über Zustände herr-
schen, die man für gewöhnlich an kein Gesetz eeknüpft glaubt Wo in
diesen Zahlen die Gesetzmässigkeit in eine Anomalie überzugehen scheint,
beruht diess nur'darauf, dass in solchen Fällen die Summe der Beobachtungen
eine geringere war und das Ergebniss nicht von den zufälligen Störungen
befreit ist, die denselben bei kleinen Beobachtungsreihen noch anhaften. Ganz
besonders gilt diess von den oben erwähnten nicht klassificirten Orten, deren
in Sachsen nur vier aufzufinden waren; d.h. Orte, wo weder die landwirtfa-
schaftliche noch die industrielle Bevölkerung vorherrschend ist, sondern
andere Berufsarten, z. B. Militair, Insassen von Straf- oder Versor^ungs-
Anstalten u. s. w., Orte, deren Bevölkerung mithin nicht eine freiwillig ver-
einigte ist.
Die Wissenschaft von der Gesellschaft betrachtet ferner auch die
Glaubens- und Racenverschiedenheit als sociale Sonderung^en. Diese
Verschiedenheiten begegnen sich bei einem Bruchtheil der sächsischen Be-
völkerung, bei den Juden; eben so treten sie ffemeinschaftlich und auch
einzeln bei einem in Sachsen wohnenden Volksstamm auf, der seinen
slavischen Ursprung reiner erhalten hat, als die übrige sächsische Bevölkerung,
bei deiL.Wenden in der Lausitz.
Nach der Zählung von 1849 lebten in ganzen Königreiche 23789 männL
und 25428 weibl., zusammen 49217 Wenden und davon kommen allein auf
den Kreis- Directions-Bezirk Bautzen, in welchem das Harksrafthum Lausitz
liegt, 47578. .
263
Sadis«li.
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stb»itfUttg«
Oesellfloliafts-, Beruft
und
Brwerta^BaftMML
f^^wiHifiL-ua.
tnusflb Weht etaHirte ArMter.
a) LsbS- und Forstwirtbachaft
A>) Gewliuniing Ton Rohprodnoten
c) Herstellung und Beschaffung von Nahrangsmitteln
d) Anfertigung von Kleidung
e) Herstellung und AnsstaM^ng von Wohnungen
f) Gew^erbe zu häuslichen, industriellem und anderem
Zwecken
g) Art)elter in Fabrlkgewerben
h) Hand- und Tagearheiter
Svmma der 1. Elasae
2. Klasse. Etabürte Qewerb- und BMillMCrtlk«Ade.
Land- und Forstwirthschaft . ...
Genrinnnng von Rohproduoiton . . . . »
Herstellang und Beschaffung von Nahrungandttaln
Anfertigung von Kleidimg
Herstellung u. Ausstattung ven GebfiuSen n. Wolinungen
Geirarbe bu häuslichen, industriellen «nd aoidereiL
airecken
g) Fabrikanten und Fabrikbesitzer Überhaupt
h) Handel- und Verkehrtreibende aller Art ....
Summe der 9, Elasfte
Inase. Porsinlklie DMntto lielstMüe.
a) Bei Befb Blen^nde
b) In tMvatdielisten Stehende
e) Anderweit persönlidie Dienste Leistende
Summa der 3. Klasse
4. Klasse. Angestellte mit festem Qebali.
a) Höhere und niedere Hof-, Staats- und Gemeinde-
Beamte t
b) Höhere und niedere Beamte trad Angestellte bei <Ge-
sellflcibeften und JPrivaten
c) Fftr Biedere J>ienstleiatangen Angestellte
Summa der 4. Klasse
5. Klasae. Den SAnsten und Wissenselialteii Obliegende.
Reehtftbeflissene
Der Medicin Beflissene
Cnltns
Oeffenflictaer Umterrioht .......
Sonstige wissenschaftlich Beschäftigte ....
Künstler . .
BommB det 5. Ol&Me
6. Klasse, ttffltair.
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a) Uniformlragende Militalrbeamte
b) Officiere aller ■Wttffengatttrageii
c) SiAalteme aller WaffengaMuigian . » ^ , .
Snmma der 6. Klafsse
7. Klasse. Personen ohne Benif nnd Bernflsaniabe.
a) Voll Renten liebende - .
bi Von Pensionen Lebende
c) Von Unterstützungen Lebende
d) In Versorg- nnd Strafkndtalten Beflndliehe
e) Personen ohne Berufisängabe
Summa der 7. Klaase
In allen Klassen
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30885
69360
258097
225872
620846
815567
985918
264
Saciisen«
Ilauei
des
gewerblichen Charakters der
Ortschaften -Gomplexe.
Fruchtbarkelt
der
Bevöl-
kerung
Ehen
Anf eine
Gebnrt
überhaupt
kommen
Bewohner
Trauung
kommen
Geborene
Überhaupt
SterbUdikeit
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unter
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nnter b. m.
6 Jahren
überhaupt
kommt auf Bewohner
nisee
unter den
Trauungen
Eine
Trauung
kommt anf
Bewohner
T, Ortschaften -Comp] exe mit vorwaltender Ackerbau -Beyölkerung
Dörfer:
1,K1. 100-91 VoAckerbautr. Bevölker.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
n
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90-81 0/^
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In allen Klassen :
33,41
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103,26
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29,13
4,58
94,88
40,62
27,54
4,37
88,89
38,51
25,72 .
4,26
82,19
36,37
24,42
4,52
75,88
34,32
23,52
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73,11
33,44
26,50
4,04
73,76
33,65
25,80
4,38
81,76
36,35
139,80
133,33
120,42
109,80
110,57
101,83
107,21
113,03
II. Ortschaften-Gomplexe mit vorwaltende
Handels- Bevölkerung.
Städte: Dresden und Leipzig . , .
Städte überhaupt:
1. Kl. 100-91 Vo Gew.-u. Handeltr. Bev.
r Gewerbe- und
2.»
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in allen Klassen:
Dörfer etc *
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In allen Klassen:
Städte und Dörfer:
l.Kl. 100— 91 o/o Gew.-u. Handrftr. Bev.
2.
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5.
6.
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99
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99
99
99
99
99
In allen Klassen:
29,76
4,22
89,40
33,87
21,24
5,64
58,53
30,04
21,66
5,51
54,63
29,34
24,84
5,21
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31,42
29,48
4,68
86,96
34,30
28,61
4,31
83,34
32,44
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34,12
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5,51
62,53
32,17
23,00
5,35
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32,21
22,47
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23,65
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32,97
22,93
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32,06
20,77
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29,60
22,23
5,49
56,06
29,91
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23,62
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71,15
33,03
23,72
5,18
64,83
31,53
Zusammenstellung aller Ortschaften-Compl
Städte im Königreich
Dörfer (excl. der nicht klassificirten)
Nicht klassificirte Orte
Dörfer im Königreich
Städte u. Dörfer zusammen hn Königr.
24,35
24,49
56,65
24.51
24,46
5,13
4,73
4,23
4,73
4,86
65,43
73,16
209,10
73,21
70,36
exe.
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34,39
21,22
34,37
33,17
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119,84
119,31
129,69
137,88
123,04
127,24
125,23
78,73
128,63
125,65
123,00
110,98
115,27
119,96
110,38
121,54
127,60
129,49
116,19
115,80
122,83
125,23
115,89
239,51
115,94
119,01
Was di« Juden «Dlangt, so bilden sie in Sachsen einen in lleiDen
Bnichtheil der Bevölkening, als dass es möglich wire, elwas anderes au
ihre Gesammliahl aningeben and die Beschafligiing der in den StIdIeD
Dresden' und Leipzig fest und wghnhaften.
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VirbSlolu
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1854
Ans den Zahlen der letiten Spalte sieht man, dasa, obgleicb die Zn-
nahme der Juden von 1843—184« eine ziemlich bedeute nife gewesen ist, '
das Verhllbriu der Juden zur tiesammtbevölkerung sich seit 1B34 nur wenig
verändert bat. Wie klein nun auch der Bnichtheil sei, den die Juden bildeOi
und wie sehr man glauben sollte, dass une im Verbältniss lo geringe Zahl
die Übrige Bevölkerung nicht mit wirklichen Ucbehtänden bedrohen oder
heimsuchen könnte, so bat doeb die Erfahrung zu allen Zeiten gelehrt, dan
die EmancipationsTcrsuche dem heftigen Widerstand, namenttichder Gewiecb- '
treibenden, begegnet sind, die in der bürgerlichen Gleicbstellnng der Juden
dep Ruin der meisten Gewerbe deshalb erblickeD* weil sich dann die Juden
Di^ch mehr, als es jetzt schon der Fall ist, in Handel und Gewerbe nk-
drangen und die christlichen Handwerker und Gewerb treibeDden in üinir
Eiisleni und Selb) tan digkeit gefährden würden. In mancher Be^ebw^
gehen diese BefUrchtunffeD lu weit, obgleich aber auch aus nachstebender
vergleichender Uebersicbt erbellt, wie sehr nur gewisse Gewerb- und Handels-
■weige TOD den Juden ausgebeutet werden:
2m
SL«tkg5>l.
^^[|""lP^|yv^?or'^^^^^^^^^^^^^'^^^
Abtheünngen.
Qi«8ammtbir?Sll}«ra*9
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Stfidten
Dörfern
lu fluur i« - '• in
Dresden
Köni«T.
III. Seetf.^^t^ A. Hand^
Handel mit Rohpr^odu«te&
Handel mit Gonfiumtibilien
Handel mit RleidKogsgegenSJ^nden . .
Handel mit Bau- i^id Kqui^^ngSTMater.
Buch-, Kunst- uodi Musik«jhkn-Qandel
Geldhandel- und Ibrndelstemittelung
Händler aller Art? • . « « . • • •
Summa A.
B. Verkehr.
Ei«s!ph«fenwkehr ., ; . . .....
P^^^- HiiA.lel€«rapbei»ty)erlQe]aiir. . . .
Sop^igc^. Vvk€|hB
C^flfUger- u»d WQg^PQI^iOQ»! . « . .
• i \ ' ■' temma B.
Scin^na der IH. Section
lY. Section. A, Wisdensc^ftennnd^Ki^ste.
YerMraKung und Justiz . . . , . '. .
Me^eAi- und Heilwesen . . . . . .'
Gul^-und Qfflsotlich^r Unterricht . .
Wissenschaften .
KUdsb . . . . '. .... . . .
Sdiv^bereAeflissene . . . . .
^ . , Supwu^A.
* B. IfiUfcfcir. .
Summa B.
T,» -7^^ . Su^im^ d^ I\r. Seqtioh
y . S e C 1 1 0 n. PersdnUehe DienstleiBtongen.
Hofbeamte ;....,
In FHtatdiensten Stehende
And/^weit persönliche Dienste Leistende
Suoiima der V. Section
i '! VI. Section.
Personen ohne Beruf and Beraftangahe.
Von Bebten Lebende . ' . ' . '. . . .
Von Pensionen Lebende . . ^ . . .
Von UnterstützuQgen Leb^de.» . . *
In Versorg- und dtraf-Anst. Befindliche
Personen ohne BerufsanKabe überhaupt
Summa de^ VL Section
Recapitulation.
Summa der L SectioD • . .
. „ » n IL f» ...
» ff IIL n ...
ff ff T*». ff. . . •
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1,00
0,38
0,45
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Freilich beweisen diese Zahlen an und für sich nur wenig» ihre ^e-
deutiing geht erst aus den gleichnamigen Beobachtungen aus einer langen
Reibe von Jahren, aus der Betrachtung der einzelnen Factoren und Glieder,
woraus sie zusammengesetzt und aus der Vergleichung derselben unter sich,
sowie mit den Ergebnissen früherer Zeiten und anderer Länder und mit
denjenigen Zuständen hervor, von denen jene Zahlen gleichsam nur ein-
fache oder zusammengesetzte Functionen sind. Diese in ihre Bcsta&d-
theile aufzulösen, dazu gebricht es hier offenbar an Raum. Alle die^
die sich dafür interessiren, dürfen wir eben so wohl auf die II. Lieferung
der Mittheilungen des königlich sächsischen statistischen Bureaus, als auch
auf .die Schrirl von Dr. Engel: »Die Bewegung der Bevölkerung im
Königreidi Sachsen während der Jahre 1834— 18dO; ein Beitrag zur Physio-
lo{;ie der Beyölkerun(;en*' verweisen. Der Inhalt beider ist nicht blos der
Mittheilung der thatsächlichen Bewegungs -Verhältnisse innerhalb dieser Zeit
gewidmet, sondern er ist vorzugsweise auch auf die Betrachtung und Er-
klärung der bezüglichen Erscheinungen und auf die Ermittelung des Gattsal-
zusammenhanges derselben mit anderen gerichtet.
m. lATohnpl&tze.
S, 5. Zahl und Beschaffenheit der Wohnplätze.
Die wichtigste Unterscheidung der Wohnplätze irgend eines Landes in
politisch- und culturhistorischer Beziehung, ist die in Städte und Dörfer.
Obgleich diese Unterscheidung sehr bald ausgesprochen ist, so ist es dodi
sehr schwer, genau zu definiren, was eiffentlich eine Stadt, was ein Dorf
sei. Es kommen bei solcher Charakteristik eine Menge von Umständen In
Frage, die für gewisse Orte des Königreichs Sachsen die wahre Bezeichnung
sehr unsicher machen. Als Hauptmerkmale für die städtische Eigensdiaft
eines Orts in Sachsen sind zu betrachten:
1) ob der Ort nach dem Wahlgesetze von 1831 mit den Städten wählt-
^ ob der Ort im Sinne der Gewerbsteuer als Stadt behandelt wird: '
•3) ob der Ort die Städte-Ordnung mit einem Stadtrath oder aber nur
die vereinfachte Städ*c-Ordn»ng, d. i. die auf kleinere Orte angewandte Land-
gemeinde-Ordnung eingeführt hat;
4. ob der Ort Märktrechte und gewerbliche Rechte, z. B. das Recht
Innungen zünftiffer Handwerker zu haben, besitzt.
Von diesen Merkmalen ist das erstere das entscbeidenste; ein Ort, der
alles übrige besitzt, aber dieses nicht, ist im gesetzlichen Sinne nicht als
Stadt zu betrachten, weü nicht anzunehmen ist, dass der Ort wirklich
eine Sttidt sei, der von der wichtigsten volksthümlichen Ins^ution des
Landes, von den Ständekammern selbst iridbt als Stadt anerkannt wird.
Die charakteristischen Eigenschaften eines ländliche^ Wohnplatzes sind
hierfieben eigenttich nur negative. Ob ein solcher ein D«rf %i wahren
Sinne des Worts sei, hängt von einer Menge Besonderheiten ab« über die
sich das sächs. JUirbuch ausführlicher verbreitet.
Vom grösstcg^ Belang ist die Belebung eines Orts, d. h. seine Ein-
wohnerzahl. Weil es bei dem beschränkten Raum nicht möglich Jist,
alle Städte SaoKsens nach der Zahl ihrer Bewohner, ihrer geogratphiscnen
und administrativen Lage etc. aufzuführen, so hat man gesucht, die wich-
tigsten YerhäHtiisse in folgendier Tabelle zur Yeranschaulichung zu bringen:
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, 10001- 15000 „
6
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3
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1^
, 16001— 2O0OO „
, 20001— 3O0OO ,
,30001— 40000 .
1 —
1
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0,71
1.69
, 40001- 60000 „
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SftshMn Ut aHMBrordenÜkb stMlereioh. Unter VoraaiKtinnf gkiekar
OrlBuM ttbn^^ datielbc in di«scr B«dehun§ idcn öKorrdchiscbcii S»tut tUi
d*B 4lwlu, den ^reuHbcben um du Sfache, 4mi «IrttoMbergischen vnfl
buliuhcii um das It^faobek d«a hwnÖiersCben dm dikfifaCMk ■>
Der iweitc Tlieil der ranUbeBdeD Tabelle lä»t indeu »tif ttr SteDe
«rkewien, dau im KöoinMich fikohien dte Stadt« ads den Klouea v
j aliioM wtthnMiiiMii, dKs dch die CrfiHiitahltesta kamei#cte gleiA
auf die teüAe vettluilMi. Die. T«ttrMthaKn Stiidle befinden aich anaatlr
Verh'illDiu Ui jKjbi*-DH«iitioD»-BfeBJ-kj2*idiaii,'iB inrickon dieStMtb'na
2aoe 'hü, 5O0O Kww. entsriiieda dw Uehargewkfat biittai. Dit tätMm
kleines Stadt«i todeb lii^ «.den Bieis^SifMSliout-Banriieii DraMeo tad
Leipiig. Die Ursache dieser Verschiedenheit ist der induslrielle Cbandcter
der BÄrirke selbst
Die Dorf er bilden eine iweite wichtige Kategorie von Wolffifdiila«».
Naeh der GrSsse ihrer EinwtAneriahl vertheil» ^ sich vie folgt »pf At
etoelMn Theile des Landes:
fikehtttt.
\
In
Zahl der DS
rfer
den nebenbeselchneten GrÖBBen-KlMsen
Msion-nasseii;
,,,, -^
im
—
wmm ^
Kr>-Dir^.
Xr.-Dir.>B.
Kr.'Dir-'B.
Kr.-Blr.-B.
**^M ■ ~ m .m.
I>re«d«n
Lelpslg
ZwlckMi
BMltMll
Koalgrtwli
Dörfer
▼on unter bis 50 Bew.
77
82 .
55
46
260
51 » 100 „
180
166
82
114
542
, 101 « 200 ,
270
321
162
168
921
. aoi . 300 ,
176
198
110
96
580
, 301 , 400 ,
118
106
85
49
358
, 401 • WO .
65
55
78
31
^9
. 501 , 600 ,
43
26
57
20
146
' 601 " 700 ,
32
22
38
22
114
, 701 , 800 ,
25
8
35
13
81
; 801 ; 900 ,
10
6
30
8
54
• 901 , 1000 ,
10
3
21
9
43
• 1001 l 1250 ,
19
10
36
13
78
; 1251 : 1500 ,
11
5
31
11
58
,1501 , 2000 ,
9
5
18
12
44
: 2Ü01 I »00 .
1
2
13
8
24
; 2501 , 3000 ,
1
1
4
4
10
"3001 . 4000 ,
1
l
3
3
8
,4001 , 5000 ,
—
—
2
3
5
. 5001 and darüber
—
—
—
1
1
Summa
1048
1017
860
631
3556
Vorstehende Gesammtzahl der Dörfer stimmt nicht ffenau mit derjeni|;en
Uberein, welche in der XVI. Tabelle im II. Hefte der Mittheilungen des königl.
Sachs, statistischen Bureaus über den Einflass des gewerblichen Charakters
der Orte aaf die Bewegung der Bevölkerung YeröfTentlicht wurde, eben so
^vemg mit einigen andern über diesen Gegenstand bekannt gegebenen. Der
Urgrund dieser Abweichungen liegt keineswegs in der absoluten Verschieden-
heit der Zählungs- Ergebnisse, sondern nur in der Verschiedenheit der
Gesichtspunkte und der Begriffe über die einielnen Kategorieen der Wohn-
ifFatie. Im vorliegenden Falle ist er ebenso sehr in der Unbestimmtheit
mancher Landgemeindebezirke, nicht minder aber aucb darin lu soeben,
dass von gewissen einieln ffelegenen Besitzunaen nicht mit voller Sicher-
heit KU sagen war, in welchen Gemeindebexirk sie gehören. Gehörten sie
KußUlig noch in einen anderen Parochialbeiirk, so mussten die Ver-
.Wickelungen steigen und die Abweichungen xunehmen, weil bei der beregten
XVI. Ta&Ue zugleich die Nachrichten über die Geburten, Sterbefalle und
Trauungen in Betracht kamen, Nachrichten, welche nur durch die Parochial-
cefetlichen erlangt werden, die bei Abfassung der Kirchennachrichten auf
jeoe Verschiedenheiten der Territorialbezirkungen nar unvollständig Rück-
iiicht nehmen können*). Endlich aber steigerte sieh die Erzielung voll-
»!■ «
*) Die Sehwierigkeiten der richtigen Bestimmimg der wahren Ortesahl in SachMn werden
tbn sUen statistischen Schriftstellern empfanden, namentlich wird die Zahl der Dörfer so. lange
▼inMkf«den angegeben werden, alt es ansser den StKdten and Dörfern anch noch andere eince^
ffiAetfnie WohdpUttse giebt, die nicht nothwendig in einen städtischen oder Iftndlichen Besirk
encIaTirt sind, also in diesen Besirken nnd Gemeinden gleichsam anftrehen nnd als hesondere
Wohnplätxe nicht femer fortgeführt xn werden brauchen. In fniherer Zeit waren jene Schwierig
keiten noch weit grösser nnd die Abwelchnngen unter den Angaben nicht nur in Betreff der
Zahl der Stildte, Dörfer, Rittergüter und Vorwerke, sondern auch in Betreff der Zahl der Einwohner
flo nanniehfaltig, dass es heute kaum noch möglich ist, eine klare nnd der Wahrheit gana ent-
•preehende Binsicht in die statistischen Yerhiltnisse des ehemaligea Ohnnaehseni n erlangeB.
SaehfSK
078
■lindig ftbticimlimmeirtlcr Angaben zur TTnin^SgRcIileii dadürcli, dass in
gedacnter XVI. Tabelle auch noch die Grösse der Ortsflaren in Berechnung
gebogen werden musste, bei deren Ausmessung aber wieder andere Grund-
sätze in Betreff der Gemeindezugebörigkeit herrschend waren.
Nur aasserordentlich wenig Dörfer im Königreich Sachsen sind rein
landwirtbschaftlichen oder rein industriellen, bei weitem die meisten sind
gemischten Charakters. Diejenigen Ackerbaudörfer sind jedoch die zahl-
reichsten, in welchen die gewerbliche Bevölkerung 20—40 pCt. der Ge-
sammtbeyölkerunff ausmacht. Doch ist ein solcher Theil aer Bewohner
nur in seltenen Fällen in rein industriellen Gewerbszweigen beschäftigt,
sondern meist nur in Gewerben^ die ffXt den Betrieb der Landwirthschaft
unerlässlich sind. Dagfsgeo ist m den Torherrschend industriellen Theilen
des Landes die gewc^blidie . Bevölkerung nur in schwachem Maasse in
Hülfsgewerben für den Landbau. thätig; sie tritt daselbst in besonderen
selbstständigen Fabrikzweigen auf. und umgekehrt ist die landwirthschaftliche
Bevölkerung nur soweit vorhandQU, ajs nbthig ist das Areal zu bebauen tmd
die gewerbliche n^it den nothwei^digsten und nächstliegenden Lebensbedürf-
nissen zu versehen.
RittergQter. Dieselben bilden gleichfalls auch heute noch eine
besondere Klasse von Wohnplatzen in Sachsen, da sie als solche weder zu
den Stadt- noch zu den Landgemeinden gehören » sondern für sich bi-
stehende Areal-Gomplexe sind . auf welchen eiffenthümliche Rechte und
Pflichten haften — pder Hchtiger— hafteten, deren Ursprung und Erwerb in die
Zeiten der frühern Feudalherrschaft fällt, deren allmählige Beseitigung (zum
Theil cegen, zum Theil ohne Entschädigung) aber das Werk der Neuzeit,
d. h. dieses Jahrhunderts sind. Ohne hier auf die specifischen Rechtsver-
hältnisse dieser Wohnplätze eingehen zu können, müssen wir uns begnügen,
nur die Zahl derselben in den verschiedenen Landestheilen anzugeben.
(Siehe Tabelle S. 274.)
Bekanntlidi drücken die Steuereinheiten zugleich den Werth des Grund-
besitzes aus, ia(lem eine Steuereinheit im DurchschnitI alk'Aequivalent des
Ertrags eines Kapitals von 10 Thirn. anzusehen ist. Demzufolee würden
die in Privathänden befindlichen Rittergüter des Königreichs Sachsen einen
Grundwerth von 6^91^7 Thlrn. reprtsentiren und der mittlere Werth dnes
'Ritter^ts im g anaen Lande 64563 Xhln sein. Lässt man zu dem Werth
der Rittergüter auch noch denjeniff^n der Kammergüter treten« welche
Rittergutseigenscha/l haben, so erhöht sieh obige Summe um ca. 2000000 Thlr.
Der Wjerth de« Privab-Grjindbesitzes. in den Städten und Dörfern ist
zwar noch weit be.deutender aber apf ungleich mehr Personen vertheilt
lieber die Gess^mmtsumme giebt folgende Tabelle Auskunft:
Mk
Steuerkreise.
I. Approximativer Werth
des in PriTftthSiideii befindUehen
Grundbesitzes
und sirir
in d«n
BtXdion
in den
iDörfim etc.
der lutter-
gilter
im guuen'
Könitteioh
IL Prtctn^es Yerhältniss
■Iw ta ii PriraUlDta fcitiakki
Arandleslisvertkcn. -
SekomnmeioBeni^
L Dresden
IL Xeipzig
HL Zwickau
j(y. ^autzeri
TUr.
34333000
4525Q0OO
%I62000Ö
697^^00
Thlr.
9SS0410QO
.8^;0330DO
38169000
AI
11^177000305191000
Thlr.
133:)90Q0
:238420CP
,11736000
13^(8000
( I 'I
Thlr. I .
139713000 24,58
161960000 27,94
122389000 23,38
5893100011,84
026^{W9ft48299300Q23^l|3,^|l?,99| 19p»00
65,87
57,34
67.03
64,
8023
14,^2
4^59
.36
iqp,oo
.loaoo
idöjoo
loojx)
SM
SaeHseü. SVB
DUfidfa oiäge Zalde^ sind zugleich einiee Unterlagen zur approximatiTen
Schätzung des mittleren Werthcs eines städtischen, bäuerlichen oder länd-
Hchcn und rfttm^chärftmiieirtjrtinTlftöSimhiDniii in Sgctrsfln gegeben. Usst '
man nrhmlich die Voraussetzung zu, dass sowohl in den Städten wie in
den Dörfern ein Wohngebäüde immer nur einen Besiteer fcabe, und da». ^'
auch jedes Rittergut nur der Besitzthum einer Person sei, so gelangt man '
zu Resultaten,
wonach der mittlere Werth eines städtisdien Besitzthums ciroal f 170 Thlr.
„ „ „ ländlichen » » 1800 »
» „ „ ritterschaftl. „ „ o400ü „
sein würde.
2. Die Brände in den Wobnplätzen des Königr^iohs Sachsen.
(Siehe Tabelle S. 276 und 277).
Gewährt umstehende Kusammenstelhing eide Uebersicht liber-die Zahl der
Brände und der Bedeutuag der^ben i^ rden einzelnen Tbeil^ 4^' König-
reichs, so giebt die weiterhin folgende Aufschluss darüber, welche Ver-
ursachung den Brand fällen zu Grunde lag und wie sehr ziQglfetth die
Jahreszeit indirecte Veranlassung zu Bränden soi^rohl in den Städten a)s auch
auf dem iLande gewesen iät.
(Siehe Tabelle S. 278 und 279).
Durch die Brände wird alljährlich ein beträchtlicher theil des National-
Vermögens zerstört \ Die miiterieäen Vcrfuste, welche dlMl«reh herbeigeführt
werden, sind theils Immobiliarverluste, theils Mobiliarverluste.
lieber die Grösse jener geben uns die Nachrichten der« Läfides-tnimätiiliar-
Brandversiche^rung^-Anstait schätcenswerüie Aif^unft, dage^fenoBtzie^en.^pb <:*
die Mobiliarverluste einer genaueren 3<^urtheilung ihres Uinfanges. Der
Geldbetrag der von- pui^enannter Anstalt, gelciateten Bri^n^entschädigungen
belief sich in den Jahren 1847— 1851 für die firände in den Städten und
Dörfern der Erblande und beziehentlich des ganzen Königreichs auf die
SumlUe von 3056002 thlr. 19Ngr. 9 Pf., mUhin jährlich auf nahe 4000D0 Thlr.
Die genaueren Nachweise gehen aus nachfolgender Uebersicht hervor.
(Siehe Tabelle S. 280).
Alis dem Vei^Idche der so eben gegebenen Zahlen mit denen auf die
Zahl tihd den Umfang der Brände bezüglichen^ geht die Durebschnittsgrösse
d€s Jmmobiüanrefhistes bei einem Blande in den Städten und Dörf^rtl
überhmipl hervor^ gleiidiz^iti^ aber auch die Grösse des Verlusttheils einer
Brandstätte und eines total oder partial beschädigten Gebäudes. Es be-
lauft sich darnach der Immobiliarveriust bei einem Brandfalle in den
Jahren 1847 — 1851 in den Städten auf 1201,2 Thlr., in den Dörfern auf
1094,5 Thlr.; hingegen den Verlust repartirt auf Brandstätten: bei einer
Brandstätte in den Städten auf 449,7 Thlr., in den Dörfern 657,6 Thlr.,
bei einem Gebäude in den Städten auf 309,4 Thlr., in den Dörfern auf
319,3 Thlr. Nach den bezahlten Entschädigungsgeldern berechnet, beträgt
der durchschnittliche jährliche Immobiliarveriust in den Städten 0,23 pGt,
in den Dörfern 0,21 pGt des gesammten Immobiliarwerths, d. h. von je
10000 Thlr. Immobiliarwerth in den Städten werden alljährlich 23, in den
Dörfern 21 Thlr. durch Feuer vernichtet.
876
Sachi
I6B.
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IaU der Bnatf Ute in d«
raS. m II
184»») 1
1848
Irils • DiraettoAs • Baiirki.
in dan alttn Brblanden.
In den alten Brblanden.
Zahl der
Zahl der
Wohnpllltie.
•^9
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Gebinde
besehlldigten
Gebimde
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„ Leipzig . .
„ Zwickau. .
n Bautzen . .
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1
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1
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38
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1
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3
12
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44
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4
Im Königreiche
103
176
150
139
109
384
316
242
Dörfer.
•
Kr. -Dir. -Bez. Dresden . .
,. Leipzig . .
„ Zwickau . .
M Bautzen . .
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56
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177
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6
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45
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59
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8
134
104
275
18
213
181
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32
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105
1
Im Königreiche
216
339
548
186
244
531
797
219
Städte und Dörfer.
Kr. «Dir. -Bez. Dresden . .
Leipzig . .
„ Zwickau. .
„ Bautzen. .
87
89
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6
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6
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5
Im Königreiche
319
515
698
325
353
915
1113
461
*) Im Ktfnigreiehe Saebeea bestanden bis mm SLDeebr. 1848 xwei difentUdie Anstalten
somBireeke derlmmobllÜarBrandverslebening: die alterblKndisehelmmobillar-Brand-
▼ersieh ernngs-Ansialtnnd die OberlansitserBrandrersiehernngs-Soeietat Dnreh
die Yerordnung Tom S8. Novbr. 1848« die Bekanntmaehnng des abgesehlossenen Ver-
trags Aber den Ansehlnss der Oberlaasits an die alterblftndisehe Immoblliac-
Saclif«fi.
»TT
alBittieii mo«! Um Lttlas.
1849
Im KöaigMieht.
1850
Im KSnigreiolMi
1S61
in KSnigreieb^
lMf-18ftl
te den alten Erblaadm
und bes. im Xttaigrelebie
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17
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17
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493
45
109
353
257
246
102
•
241
146
164
94
227
178
169
517
1381
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86
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147
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252
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218
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2182
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101
137
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103
157
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111
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116
127
228
113
144
145
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140
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560
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162
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1076
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402
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820
404
346
584
693
387
18SS
3563
4400
2100
BraiidTereicb«rnii|ri->A.nital< betreffend, wurde aber die Oberlanaitser BrandTeraldieniafi-
Soeietät als ein für rieh beetehende« Inatitnt aulJBehoben und daaselbe mit der alterblSndisehen
Anstalt verbanden, welche letstere ron da ab den Namen: Landes-Immobiliai^-Brand-
Teraieheranga-Anitalt dea Xönigrelehs Saehien fUirte.
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IV. Landwirthschaft und Viehzacht.
Obgleich sich die sächsische Landwirthschaft hinsichüich ihrer Leistung
gen eines guten Rufes erfreut und obgleich einzelne messbare Merkmale
Torhanden sind, die diesen Ruf begründet erscheinen lassen, so fehlt es doch
auf der anderen Seite Fielfach an eine genaue, auf If aass und 2ahl tu re-
ducirende Renntniss der einschlagenden Verhältnisse. Nur wenige Länder
Europas und nicht ein einziges Deutschlands sind im Besitze Yollständiger,
umfassender und nicht auf Schätzungen, sondern auf wiHklichen Messungen
beruhender Nachweise über die landwirthschaftliche Production, über die
Saat- und £rnte?erhältnisse jedes Jahres, über die Menge der erzeugten
Feldfrüchte, über den Umfang des Obst- und Weinbaues, über die Viehzucht
und den Ertrag derselben. Was man über diese Zustände liest, sind zum
allergrössten Theil nichts weiter als Folgerungen ?on einzelnen concreteA
Fällen auf die Gesammtheit. Mängel der Art finden aHerdings ihre woU
zu berücksichtigende Ursache in den ungeheuren Schwierigkeiten und in
dem bedeutenden Aufwand an Zeit, Mühe und Geld, welche von der
Fertigung einer wirklichen Productions-Statistik unzertrennlich sind. Diese
Ursachen dürften indess nicht allzulange mehr ein Hinderniss zur Gewinnung
einer der nützlichsten und zugleich noth wendigsten Arbeiten sein. Man
£iebt von Staatswegen alijährlieh grosse Summen för die Förderung der
andwirthschaft und Viehzucht aus, aber nie ist man im Stande, die Er-^
folge dieser Bemühungen im Grossen Ganzen zu messen, wenn f s an einem
constatirten Ausgangspunkt zur Beurtbeilung der gemachten Fortschritte
fehlt. Täuschungen über den wahren Werth gewisser Bestrebnngen sind
daher nur zu leicht möglich. Eine wohlgeordnete und sacheemässe' statistische
Beleuchtung der Dinge allein bringt Licht über Sachen, die man jetzt gleich«-
sam noch im Nebel sehen muss.
Von den nachfolgenden landwirthschaftlichen Mittheilungen aus dem
Köni^rcidb Sachsen sind die über die landwirthschaftliche Prodfuction gleich*^
falls mductiver Natur, hingegen liegen den über die landwirthschvtliche
Bevölkerung, über die Viehzucht, über die landwirthschaftlichen Gewerbe
und über die Preise landwirthschafllicher Erzeugnisse genaue und zuveiiässi^e
Beobachtungen and Messungen sämmtlicher in Frage kommender Erschei-^
nungen zu Grunde.
§. 14. Landwirthschaftliche Bevölkerung.
Nach dem IH. Heft der Mittheilungen des Königl. Sachs, statistischeii
Bureaus ist die Zahl der in der Land- und Forstwirlhschaft Selbstthätigen»
so wie der Familienangehörigen dieser Selbstthätigen folgende:
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Aos 80 grossen Zahlen geht es minder anschanlich Töf , in welchem'
Verhältnisse sich die einzelnen Beschafligungsgruppen auf Stadt und Land
vertheilen, als aus einer eigens dazu angestellten Berechnung, in welcher
die Hauptsumme jeder Gruppe je=]0O gesetzt und hiernach bestimmt wurde,
wie viel Procent > der Individuen davon in den Städten , wie viel auf dem
Lande leben.
Arbeits- und Dienstverhältniss.
Von
100 SelbBthätigen Jeder Kategorie
kommen aaf
die St£dte 1 die Dörfer
biUücraieh
Ackerbauer, Landwirthe, Pächter ....
Höhere Oeconomiebeamte
Handels- u. Kunstgärtner, Obst-(PrincipaIe .
bauer ( Geh. u. Lehrl.
Gärtner und Häusler^ ohne weitere Berufs-
angabe
W-bauer jBeslUer- ;
Schäfer, Hirten
Landwirthschaftl. Aufsichtspersonal (vom
Inspector oder Verwalter abwärts) . . •
Landwirthschaftliches Gesinde und Dienst-
personal (incl. Wirthschaftsbeistände). .
Landwirthschaftl. Tagearbeiter, Drescher etc.
Forstbeamte (bis incl. Revierförster) . . .
Jäger und niederes Forstpersonal ....
Holzschläger , Holzschwemmer , Köhler»
Waldarbeiter u. dergl
Wiesenbauer
Alle Kategorieen
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98,30
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100,00
100,00
100,00
Die auffallendsten Abweichungen in der Vertheilun^ auf Stadt und Land
treten bei den Handels- und Kunstgärtnern hervor. Smd letztere mit viel-
leicht nur sehr wenigen Ausnahmen geradezu auf die Städte angewiesen,
so finden sich doch auch die Handelsgärtner in entschiedener Menrzahl in
den Städten. Wollte man die örtliche Verbreitung dieser, zwischen städtischen
und ländlichen Gewerbtreibenden stehenden Berufsklasse noch einen Schritt
weiter verfolgen, so würde man finden, dass die Zahl derselben auch auf
dem Lande innerhalb eines gewissen Rayons in demselben Verhältniss wächst,
in welchem die Dorfiluren grössern Städten näher liegen oder doch letzteren
leicht zugänglich sind. Die Feldwirthschaft solcher, grösseren Städten sehr
nahe gelegener Dörfer geht zuletzt ganz in Gartenwirtnschaft über, denn ein
kleineres Areal, gartenartig angebaut, bringt in der unmittelbaren Nähe einer
grossen Stadt eine bessere Rente, als in anderer Weise bewirthschaftet.
Der Grad der landwirthschaftlichen Thäti^keit eines Volkes lässt sich
ziemlich genau durch die Ermittelung desjenigen arithmetischen Verhält-
nisses bestimmen , in welchem die Zahl der , von der Landwirthschaft etc.
lebenden Individuen zur Zahl der Individuen steht, die in anderen Erwerbs-
zweigen ihren Unterhalt finden. In Betre^^der sächsischen Bevölkerung
giebt folgende Tabelle Auskunft über dies«tt Gegenstand :
1/ .^
Landwirthscbaft ....
Forstwirttuchaft ....
Industrie
Handel
Verkehr
Wisseoschaften u. Künste
UiliUir
Persönl. Dienste Leistende
Personen ohne Beruf und
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S. 15. Die landwirthschaftliche Production
des Röni^reicbs Sachsen ist eben so wenig wie die anderer deutscher
Lander mit so hinlänglicher Genauigkeit bebannt, wie i. B. die des Ködir-
reichs Belgien. Was man über die Bodenproduction weiss, beruht meist
auf Schätzungen, auf einzelne Erfahrungen, denen man glaubte eine all-
gemeine GiiUigkeit beimessen zu dürfen. Sind di6se Localerfahningen ver-
schieden, so sind es natürlich auch die daraus fUr das ganze Land ahge-
leiteteu Schätzungen. Auf Grund dessen sind auch die Ansichten Über die
muthmassliche und durchschnittliche oder mittlere Bodenproduction Sachsens
der ersten landwirthschafüichen Autoritäten nicht in Uebereinstimmung.
Das sächsische Jahrbuch enthält eine kritische Zusammenstellung der ver-
schiedenen Aussprüche bezüglich dieses Gegenstandes, gleichzeitig tbeilt es
aber auch eine Reibe von Special erfahr ungen über die Aussaat-, Ertrags-,
Fruchtbarkeits- und Anbau Verhältnisse in bestimmten Klimaregionen und
auf den in Sachsen vorherrschenden fiodenklasaen mit. daraus wir die nach-
folgenden Schlussergebnisse über die Production des Ackerlandes entnebinen :
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73,13 13,62
29.51
10,3»
In vorstehender Tabelle repräsentirt der Brattoertrag pro Acker tod
300 aRuthen sachs, das Durch sehnt [tsmaiim um der Ertragsfäbigkeit, der
Sememe Weidewerlh. das Durchschnittsminimum derselben, alles ausgedruckt
urch MeEzen Roggenwerth, den man für das ganze Land gleich 3 Thir. pro
Sachs. Scheffel ä lo Melzen setzen kann. Der grossle mittlere Bodenertrag
E:o Acker Land in erster Bodenklasse in Sachsen entspricht daher bei einem
o^genpreise vod 3 Thir. pro Scheffel einer Summe von Thlr.32. 1. 5; der
geringste gemeine Weidewerlh pro Acker in 12. Bodenklasse einer Summe
Ton nur 8 Sgr. 4,4 Pfennigen. Vereinigt man alle diese Resultate zu einem,
ohne fernere Unterscheidung der Elimaregtonen und der Bodenklassen, auf
das ganze Land bezüglichen , so findet man , dass dann im allgemeinen
Durchschnitt
der Bruttoertrag pro Acker 73,13 Hetzen Roggenwerth=ThIr. 13. 21. 3
die Productionsk Osten „ 43,62 , , = „ R. Ob 3
der generelle Beinertrag * 29,51 „ , = „ 5. 16. -
der gemeine Weidewcilb „ 10,39 „ „ ^: ,. 1. 28. S
betragen. Freilich haben diese Zahlen nur eine bedingte Gellung. Bei der
Bestimmung des allgemeinen Durchschnitts bat man den Fehler machen
mUssen, alle Klimaregionen und alle Bodenklassen fUr gleichbedeutend, d. h.
für gleich umfänglich anzusehen. Eine solche Gleichheit findet io der Wirk-
lichkeit nicht statt. Die in besseren Bodenklassen und milderen Klima-
regionen gelegenen Fluren sind in weit grösserer Mehrzahl vorhanden, als
die in geringeren und in kalten Gegenden. Der Fehler, der dadurch begangen
wird, beträgt (wie das sachs. Jahrbuch gleichfalls nachweist) 20—25 pCt.,
oder um so viel bleibt die oben angegebene durchschnittliche Production
des Ackerlandes im Königreich Sachsen hinter der thatsachlicbcn in jener
Zeit zurück, aus welcher die Erfahrungswertbe stammen. Diese Zeit liegt
1'etit ungefähr 16—18 Jahre hinter uns, und innerhalb derselben hat der
.andbau in Folge der verschiedensten gesetzlichen und intellectuellen Ein-
wirkungen eine erhebliche Potenzimng erfahren, welche die Ertrajgsfäbigkeit
des Ackerlandes abermals um 10—15 pCt (an gewisien Orten um vieles mehr)
Sachsen. 287
gesteigert haben. Unter Berücksichtigung aller dieser Omsttnde ttwt mb
mit der grössten ^cherheit behaupten , dass der durchschnittlich jahrliche
Rohertrag des pfiuggängigen Landes im K.ÖDigreich Sachsen aermalen
einem Werth von mindestens 24—25 Millionen Thalern entspricht.
Der Rohertrag der Wiesen in Sachsen ist einer Summe von 5— 5^^^
Millionen Thalern gteichzuachten.
Die Weiden kommen nur mit ungefähr 145000 Thlrn. in Betracht
Die Gärten, die Weinberge, die Teiche sind gleichfalls nur von
untergeordnetem Belang , und der Brultowerth ihrer Erzeugnisse überragt
die Summe von 1 14 Millionen Thlrn. sicher nicht
Der Bruttoertrag der Waldungen wird von den ersten Autoritäten
auf 2\i Millionen Thaler angegeben.
Der jährliche Gesammtertrag von Feld und Wiese, Gärten, Wein-
berff und Wald kommt demnach einer Summe von nahe 34^ Millionen
Thalern gleich.
Freilich gehören alle diese Angaben in das Reich der Schätzungen und
Vermulhun^en. Sollen sie in das positiver Wahrheit tibergehen, so werden
dazu diejenigen Veranstaltungen zu trefifen sein, welche in anderen Lindern
so glänzende Resultate hinsichtlich der Bodenproductionsstatistik hervorzu-
rufen im Stande waren. Von einem Vorwurfe sind indess obige Zahlen
sicher befreit, von dem, zu hoch gegriffen zu sein. Berechnet man die
Production nach der im Königreich Sachsen statt6|idenden Consumtion« so
gelangt man zu dem Resultat, dass allein das mit Halmfrüchten bebaute
pfluggängige Land einen durchschnittlichen Rohertrag von 24 Millionen
Thlrn. gemei^jährig gewähre und in sofern dieser etwa /S pCt'desGesamiftt-
ertrags dieses Areals ist, würde der Bruttoertrag des pfluggängigen Landes
allein einer Summe von 32 Millionen Thlrn. gleiebkommen. Nur eine wirk-
liche Beobachtung der thatsächlichen Zustände kann hier sicher« Entschei-
dung bringen.
S. 16. Der Betrieb landwirthschaftlicher Gewerbet
1. Bierbrauerei.
Eine statistische Ueberschau über die wesentlichsten Zustande des
sächsischen Brauwesens, während der Zeit von 1840^1851» liefern folgende
Resultate , hinsichtlich der Zahl der gangbaren Brauereien, des Umfangs des
Gewerbes, des Ausbringens desselben und der Besteuerung und der Gon-
sumtion des Bieres.
(Siehe Tabelle a S. 288.)
Aus den beiden Zahlengruppen dieser Tabelle geht mit grösster Be-
stimmtheit hervor, dass das Brauereigewerbe in Sachsen im Zunehmen be-
§riffen ist, obgleich die Zahl der Brauereien, sowohl in den Städten als auf
em Lande, abnimmt Die nothwendige Folge ist die Verstärkung des Ge-
schäflsbetriebs der einzelnen BrauetaDlissements; diese Verstärkung ist, wie
Gleichfalls die Procentzahlen der Zu - oder Abnahme nachweisen, bedeuten-
er in den Städten, denn während daselbst eine Abnahme der Zahl der
Brauereien um 8,02% stattgefunden hat, hat die Menge des verarbeiteten
Rohstoffs daselbst dennoch eine Zunahme von 18,8% erfahren» Bie ganze
obwaltende Difl'erenz wird also durch die Zahl 26,8i gemessen; ihr ent-^-
spricht hinsichtlich der analogen Verhältnisse auf den Dörfern nur die Zahl
19,50. Sehr dentlich sehen diese Thatsachen aus der numerischen Zu-»
sammenstellung sub b S. 288 hervor:
MTBin««-
^^.,,_
^^ ^
,, -^
^^^^
pT~~-
BtWlm
I.uda
KSnlgretch
8UMU
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""*""■
Ctt.
Ctr.
Cb.
187
613
800
162609
175545
338154
606
174069
199128
180770
603
158204
180365
338569
1344
177
«12
177
17B581
197392
1846
173
590
IS'2I01
200B10
382911
565
138000
142000
280000
171
584
590
185000
189000
374000
I8ä0
171
594
la&i
172
594
766
193200
197400
390600
Zu- oder Abn»hnie
^8,02«/.
-3.10%
-4.25%
18,8%
12,1%
15.5%
«nuiUUt I QuaHUt
1 BTMiwal
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StJLdUa
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■ehnlU
Eimer
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Eimer
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BIMU
1840
651640
769013
1420853
nicht •rmittali
343?
1254
1776
1841
703712
865703
1569415
37fi;(
1263
197«
1842
747236
926686
1674122
41. IS
1524
21«
1843
652976
811180
1464156
imt
1345
1740
1844
677511
827211
1504722
I3767K
127954
3864
1352
1907
1645
731396
857430
1588626
1417826
171000
413«
1424
2011
1846
739546
875569
1615115
I40986i
205247
4^75
1463
^m
636141
aao«
695000
623000
lölbOOO
I33800(
1HIKHX)
4064
14ftH
ma
1849
605000
822000
U2000(
207000
4706
1393
2138
1850
827000
907000
1734000
t49SO0(
236000
4n:w
W»7
1851
617000
874000
1691000
1454000
237000
4150
1471
^06
Procenten
25,34
13,65
19,01
5,64
85,22
38.40
i;.30
24,32
Qnantnm bairischen Bieres. Die Einfiihr desselben ist uogeachtet der nn-
iweifelhaflen techniscbeD Fortschritte der säcbsischen firauereieo im Zu-
nehme» beiiriffeu. Nach AbrechDung desjenigen aus Baiera Ober die
sJJichBitcbe Greuze eingebenden Bieres, welches nach Thüringen und an-
Uegenden preuss. Orten abgesetzt wird, sind das Gewicht, Volumen, Sleuer-
eiDXomineti und der Geldwerth des eiDgeftthrten baierischen Bieres folgende:
Sachsen.
269
Mhrflni».
Gewloht I
dM lUMh
ESJSS
Volumen [Steaerelnkommen 1 Oeldwerth
SMhsea eingeflUrtea und dMelbst eoiunuBlrtea
liaierisolieii Bitret
(inol. Fracht nnd
Btener)
1 Ctr. i TV.Kgr. IBlm. kbfi TUr.
1 Ebner k 140 Pü
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
1852
Ziuiahme in pGt
Yon 1842-1852
Zolleentner
15280
13731
13216
13373
14458
19110
31373
51478
79930
94346
94986
£imer
10914
QAAfi
VOUO
9440
9552
10327
13650
22409
36799
57093
67390
67847
Thlr.
3820
3433
3304
3343
3610
4778
7843
12870
19982
23586
23746
Thlr.
57844,2
52022;4
50032,0
50625,6
54733.1
72345,0
118767.7
195034,7
302592,9
357167,0
359589,1
521,6 pGt
lieber die Bierconsumtion und namentlich den individuellen fiier-
▼erbrauch in Sachsen wurden schon auf S. 233 ausführliche Mittheilungen
gemacht.
S. BTtnntwelnbrenatreL
Die Branntweinbrennerei ist in allen Ländern von Bedeutung, in welchen
der Rartoffelbau eine hervorragende Stellung einnimmt Sie ist deshalb
auch in Sachsen ein wichtiges landwirthschafUiches Gewerbe*). Die nach--
folgenden Mittheilungen werden das bestätigen:
1.
Aniahl der Brenntreitik
der
Jabr cause.
flberhtapt
im Otnge befindliehen
inbegtiflkien
landwirth»
Bchaftlichea
In den
anf dem
Im
in den
saf dem
im
Stidten
Lande
Kdnlgreieh
StSdten
Lande
Könl^reieh
BrennereieA
1840
469
2090
2559
207
977
1184
711
1841
425
1946
2371
184
964
1148
699
1842
381
1784
2165
168
944
1112
595
1843
355
1662
2017
136
8SS0
956
580
1844
324
1557
1881
125
834
959
590
1845
298
1443
1741
121
807
928
535
1846
260
1372
1632
94
722
816
522
1847
225
1308
1533
85
692
777
506
1848
183
1198
1381
94
731
825
509
1849
169
1164
1233
93
745
838
515
1850
153
1127
1280
82
715
797
494
1851
139
1076
1215
68
654
722
460
Zi- fdw Abiüm
1-70,36%
TM 1840-1851
-48.52%
-52,52%
-67,15%
^.06%
-39,01%
-35,30%
*) Ueber die Bedentnng der Braantweinbrennerei überhaupt giebt die Sehrlfl : Dr. Engel.
Die BranntioeinbrBnnerei in ikrtn jBmidumgm mar Lmdirirlkiehqft, mar Aener und mm ÜifmOicÄtn
Wohl, Dretdm 1863, die reidisten AnftchltiBae.
S90
S«ck8 6a.
Die grQsste Melirzahl der Brennereien sind soTclie, die K&rtOffeln TCT-
arbeiten, und namentlich bestehen die sogenannten landwirthschaftlichen
nur zum Zweek der Verarbeitung dieser Frucht, die sie durch die Brennerei
in Alkohol und Schlempe zersetzen. Oass nicht alle Brennereien M dieser
Transformation Vortheile ziehen, ist in der citirten Schrift aufs Schlagendste
nachgewiesen worden; hier diesen Nachweis selbst nur im Auaizuge zu
wiederholen, gestattet weder der Raum dieses Jahrbuchs noch sein spe-
cieller Zweck.
JüMaU aar BrnnoraieD,
1
reiche
banptsaelilieli rorarbelten:
Jakrgliige.
Sartoffaln
Getreide
sonatige Sabstansen
in den
ftaf dem
im
in den
auf dem
im
in den
aof dem
im
Städten
L&nde
Königr.
Btftdten
Lande
KÖQigr,
St&dten
Liode
Königr.
184Q
121
783
904
84
181
265
2
22
15
1841
107
764
871
76
193
269
2
11
8
1842
tö
735
833
70
202
262
272
.—
6
6
1843
66
550
616
70
332
_
7
7
1844
64
661
725
61
168
229
-^
5
5
1845
65
663
728
56
141
197
•m^m
3
3
1846
55
600
655
39
116
155
_
6
6
1847
52
586
638
30
90
120
3
16
19
1848
51
598
649
41
128
169
2
5
7
1849
52
610
662
40
132
172
1
3
4
1850
45
581
626
36
lao
146
1
4
5
1851
37
535
572
30
Ul
141
1
8
9
Z«-«derA%ii4hme
•
T. 1840—1851 In
pOt
-69,4
-31,7
-36,7
-64,3
-38,7
-46,8
—
—
—
Ueber den jähriicfaen Verbrauch an Rohstoffen, d. h. an Getreide und
Kartoffeln, sowie über das Ausbringen aus diesen Rohstoffen, giebt folgende
Tabelle Auskunft:
(Siehe Tabelle S. 291.)
Es ist ein Irrthum xu glauben, dass der deutsche Landwirth Branntwein-
brenner des Branntweins wesen sei. In der Mehrzahl der Falle ist est ihm
darum zu thun, durch Yerwandiung der Kartoffeln in Branntwein und Schlempe,
in der letzteren ein geeigneteres Vieh- und namentlich Mastfutter zu erhalten,
als die Kartoffeln bei directer Verfütterung sind. Dazu sind sie nicht vor-
theiihaft genug zusammengesetzt. Wasser und Stärkemehlgehalt prä?atiren in
auaserordentlichster Weise über den Eiweissgehalt, der eigentlich nährenden
Blut und Fleisch gebenden Substanz. Ist es nun auch hier nicht möglich
nachzuweisen, in welcher Weise und mit welchen Vortheilen die Brannt-
weinbrennerei den Zweck der Zersetzung der KartoffeJn in Producte von
grösserem Werth vermittelt, so giebt doch die nachfolgende zweite Tabelle
auf S. 891 ein ungefähres Bild, von welcher Bedeutung die Brennerei-Rück-
stände für den Landwirth sind:
Saehsen.
291
Jahr^ii|6.
?trkrMioht0 Rokttofl».
Ge-
treide
Kar-
toffeln
Getreide
nnd Kar-
toffeln
dem
Getreide
Eimer
k 78 Kann.
6<y>Tr.
Prodiioti0ii
aas den laoB Getreide
[ac
Kartoffeln ja.
ttberhaupt
Kartoffeln
Eimer
k 72 Kann.
50« Tr.
Eimer
k 7S Kann.
50" Tr.
Prodactlon
überhaupt
in
Eimern
k 72 Kannen
Ten 80® Tr.
1840
1841
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
IflRkicIuiitt
Sehfll.
75444
95038
85271
92178
82619
88039
70005
62236
92766
109800
108251
85013
87222
Sehfll.
628699
710192
622414
368872
626679
747767
631330
578460
761032
884783
796729
601340
663191
SehiH.
704143
8a5230
707685
461050
709298
835806
701335
640696
853798
994583
904980
686353
760413
41911,1
52798,9
47373^8
51210,0
45899,4
48910,6
38891,7
34575,6
51536,7
61000,0
60139,4
47229,4
48456,3
174638,6
197275,6
172892,8
102464,4
174077,5
207713,1
175369,4
160683,3
211397,9
245773,1
221313,6
167038,9
184219,8
216549,7
250074,5
220265,6
153674,4
219976,9
256623,7
214261,1
195258,9
262934,6
306773,1
281453,0'
214268,3
232676,2
135343,5
156296,6
137666,0
96046,0
137485,5
160389,8
1339134S
122036,8
164334,1
191733,2
175908,1
133917,7
145422,5
J«hrgiB|e
1840
1841
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
Durchschnitt
L Hengewlohtf -AeqnlTalQBte.
der Brenner eirftcket&nde
Ton dem
Terbrmnehten
Getreide.
Der Kflekstand
▼. 100 Pftind des
▼erbraacht. Roh-
stoffs — 100 Pfd.
Heu gesetst.
Zoll-Ctr. Hen
120710,4
152060^
136433,6
147484,8
132190,4
140862,4
112008,0
99577,6
148425,6
175680,0
173201,6
136020,8
139554,2
von den
yerbranohten
Kartoffeln
Der Rückstand
Y. 400 Pfund des
▼erbraneht. Rbh-
Stoffs mm 100 Pfd.
Heu gesetst.
Zoll-Ctr. Heu
298632,0
337341,2
295646,6
175214,2
297672,5
355189,3
299881,7
274768,5
361490,2
420271,9
378443,8
285636,5
315015,7
Ton den
rerbraaehten
Getreide- nnd
Xartoffelqoanten
Überhaupt.
ZoIl.Ctr. Heu
419342,4
489402,0
432080,2
322699,0
429862,9
496051,7
411889,7
374346,1
509915,8
595951,9
551645,4
421657,3
454570,9
9et Branntwein ist in den meisten Staaten ein Gegenstand hoher fie-
steuerong und weil sein Genuss ein weit verbreiteter und vielfach gewohn-
heitsmässiger, darum auch eine gute Finanz-Quelle. Folgende Ueoersicht
glebt ein Bild der Besteuerungsverhältnisse der Brennereien im Königreiche
achsen:
392
Sachsen.
OB
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> «0 OD ^ o» C7I 1^ 09 te I-* o
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s-
BT
A
CR
A
c
A
CR
3-
S-acfasftB.
B93
Ueber die Branntweinconsamtion in Sachsen während äer Jahre 1840
bis 1851 sind die entsprechenden Zahlen auf S. 233 nachzulesen; über den
Einfluss der Gonsumtion aber auf die physische und sittliche Beschaffenheit
-des Volkes muss auch an dieser Stelle wieder auf die bereits erwähnte
Schrift: »Die Branntweinbrennerei in ihren Bez.iehungen zur
Landwirthschaft, zur Steuer und zum öffentlichen Wonl** hin-
gewiesen werden.
8. Das Mühlengewerhe.
Ueber das Mühlengewerbe in Sachsen lassen sich Mangels besserer
Notizen nur die folgenden höchst kargen Angaben machen die sich über-
diess auch nicht auf die neueste Zeit, sondern auf die Zustände Anfangs
des Jahres 1847 beziehen.
Die Zahl und Beschaffenheit der Getreidemühlen war zu genannter
Zeit folgende:
BeBennimg der MaUeH.
•
Xr.-D.-B.
Dresden.
Zahl der
Leipiig.
Zahl dar
1
Kr.-D.-B.
Swiokan.
Zahl der
Er.-D.-B.
Bantiea.
Zahl der
Köalgreieh.
Zahl der
IftthleB
OXng«
IL
G.
M. a.
H.
G.
M. G.
Wassermühlen . .
Windmühlen . . .
Rossmühlen . . .
Dampfnsühlen . .
mit Pferdekräften
903
127
1
3
1715
127
1
6
(40)
529
249
3
2
1022
249
(46)
1167
32
1900
32
584
103
2
1067
103
3183
511
6
5
5704
511
?
17
(86)
Summa aller Ge-
treidemühlen . .
1034
1851
783
1280
1199
1932
689
1170
^05
6232
Von diesen Mühlen be6nden sich
in den St&dten.:
Wassermühlen 418 mit 898 Gängen,
Windmühlen 44 „ 44 „
Rossmühlen — ^ — »
Dampfmühlen 2^9 ^ n. 30Pferdekr.
464 mit 951 Gängen.
auf dem Lande :
2765 m. 4806 Gängen,
467 , 467 „
6 » ? »
3 , 8G.u.56Pfk.
I 3241m. 5281 Gängen.
Ueber die Zahl der Oel-, Säge- und Lohmühlen in der nehmlichen
Zeit sind die nachstehenden Mittheilungen zu machen:
Rrels-Dlreetions-
Bezirke.
Zak
in den
Städten
1 der OelmG
in den
Dörfern
Ueo
ind.Stfidt«n
und Dörfern
Dresden
Leipzig
Zwickau
Bautzen
26
22
26
3
205
164
210
73
231
186
236
76
im Königreieh
77
m
v/»
V
2di
Stohieii.
Kreis-Blredldiu-
Beslrke.
ZaU der SAgemfiUf n
(deatsehe mit einer S&ge.)
in den lind. Stadien
DSrfera nnd Dörfern
in den
Städten
Ett
Kall
der liobrnfllileii
in den
SUdten
iXC^s«:
in den
DOrfem
i9d.StIdteB
und DörfiMrn
:*«**:
Dresden
Leipzig
Zwickau
Bautzen
• • • t
• • •
« • ■ •
*rf
53
28
67
10
W
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§. 17. Die Preise der faanptsächlichsten landwirthschafUichen Producte.
1. Welsen, Roggen, Kartoffeln.
Die wichtigsten landwirthschafUichen Erzeugnisse sind Getreide^ Kar-
toffeln, Milch, Butter und Fleisch. Den Haupttheil der menschlichen Pflanzen-
nahrung bilden: der Roesen, der Weizen und die Kartoffeln. Nach den
eigentlichen Fruchtpreis- UebersiefateB aus den Marktorten des Könisreichs
Sachsen waren die höchsten, niederen und mittleren Preise für die ge-
nannten Früchte während der Jahre 1832—1852 folgende:
(Siehe Tabelle S. 295.)
2. Fleiseh (Rindfleisch, SehweinafleiBch, BchdpsattBsisch, EalbfieiBch).
Den Getreide- und Kartoffelpreisen folgen hier noch die durch Tax-
▼orschriften obrigkeitlich geordneten Preise tur je ein Pfund Rind fl eis cbi
Schweinefleisch, Schöpsenfleisch nnd Kalbfleisch während der
Jahre 1834—1852 im Königreich Sachsen.
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296
Saohfteii«
§. 18. Yiehzncht
Da die Zusamme&stelliingen der Ergebnisse der letzten Viehzählung
(30. März 1853) vom Königreich Sachsen noch nicht beendet sind, so müssen
wir uns begnügen^ hier diejenigen des Jahres 1850 mitzutbeilen. Es dürfte
den Werth dieser Zahlen erhöhen^ wenn wir sie mit den, auf die voran-
gegangenen Viehzählungen in den Jahren 1840, 1844 und 1847 bezüglichen
▼erbinden.
1. Sindylehsneht.
Bei den mannichfach sich kundgebenden Unregelmässigkeiten betreffs
des Fortgangs der Zahl von einem Triennium zum andern, muss man jedoch, ehe
Rind-
Gattung, Geschlecht
Kr»ls - DlraotlMu - BeHrite.
JftbrgKnge.
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62481
373191
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391294
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man diese «nderen, mehr oder weniger entfernt liegenden EinQUssen zuschreibt,
sich des Umstands erinnern, dast ikeZäbhing. Ibw nicht zu dem gewöhnh'chen
IftaniJB»£nrtft Märzi tondern F.«dff 44>Mi4wBkktpWQrdonioti Bei oinigan
Thiergattungen verursitch^ gerade diese Zeitverschiedenbeit die auffälligste
Disharmonie der Resultate. Das säehsiscbe Jahrbuch war Überall bemüht,
das Maass des begangenen Fehlers nachzuweisen.
Von nichty geringer Bedeutung ist die Rindviebhaltung und Rindvieh-
zucbt im Königreich Sachsen. Die Zahl aller zum llindvieh zu r^chneft-n
den Thiere belief sich am SO. April 1850 auf 610557, am 1. Mäirz 1847
aber auf 623451. Nach Geschlecht, After und Benutzung vertheilte sich das
Rindvieh in folgender Weise auf die einzelnen TheMe des Landes: >
Vieh.
und Alter.
Benutzung.
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8 Jahren
und
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und
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8. Sohaafsacht.
Die Schaafzuclit bildete ehedem in Sachsen einen der hervorragendsten
' ;Z^eig)e) der 'Vliehzaeht, doch hat sie aus verschiedenen, hier nicht näher zu
. Tcrörterndeü Ursachen an Wichtigkeit für das Land seit ein^ Reihe von
Jahren immer mehr verloren. Folgende Zahlen beweisen das Zurückgehen
seit 1840 am besten:
•) excl. Militairdienstpferde.
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24745
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11949
97587
93632
4. ScbweineKuelit und Sdi^reinebaltang.
Was die wirklich ffezählte Zahl der Schweine in den einzelnen Theüen
des Landes in den Janren 1840, 1844, 1847 und 1850 anlangt, so ergiebt
sich diese ans folgender Tabelle:
(Siehe tlie Tabdlie^ S. «Oö.) \
Die.aiiÜAllige Vermehmng der SduKeinexuchtJn J&achaen.iuui.lSiI..his
1850 hat weniger ihren Grund ia der.^llerdings sehr verschiedenen Frucht-
barkeit dieser beiden Jahre, als in der Verschiedenheit der Zeiten der
Zählung. Der Frühlin^wnrf der Fierkel fällt bekapntHeh M <terillttipilia«he
auf 4^11 *|lonat April. Bei der in Sachsfn vorhandenen Anzahl von Mutter-
sauen beträgt or 85—100000 Stück Ferkel, fiine dieser ähnaiche 2ahl wird
weniger gezählt, sobald die i2ahlung Ende iM&rt vorgenommen wird, zu
welcher Zeit die Mastschweine zum grossen Theil (geschlachtet, der Frühlings-
wurf aber erst zum geringsten Theil geschehen ist; um die genannte Zahl
fällt kidess die ÜMung bedtcvtiftdor ftutf, sobald sie Ende April oder An-
fangs Mai bewerkstelligt wird , wie es im ilahre 1830 geschehen :
u <
I •l'" M«! M .,
19'
1/
900
Sa«b9«ft/
Vrolf-DlrectlMif-Beilrke.
JftlirgKnge.
ABsaU der Sohwetaie
im Alter von
einem Jahr und darttber
Haaer
Hntter-
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Mast be-
stimm
Summa
weniger als eitlem
Jahr
über
unter
drei Monate
Über-
haupt
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Kr.'Dir.-ßez. Dresden L^rj
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(1840
Rr.-JDir.-Bez. Leipzig L^^
(1850
(1840
Kr.-Dir.-Bez. Zwickau jjg^y
11840
hfU4
Kr.TDir-Bez. Bautzen J^^
'l8ö0
11840
im ganzen Königreiche |^g^/^
|l850
b Mn nuteiii IMrfeni ni^ BtttorgltenL
40175
35774
40094
58996
58296
58819
64194
90426
19328
18769
15312
41374
8804
7569
6242
18187
126603
120931
125842
208983
817
5736
•
6553
19071
10150
722
5347
6195
12264
17311
10519
893
6898
1 -
7863
15654
24737
18605
847
7487
«•>
8334
32592
17893
844
7089
9093
17026
29049
18119
1055
9721
9641
20417
42977
27032
292 ^
1709
1
2001
10324
6444
174
1202
3345
4731
; 6857
3734
216
1733
7608
9547
14958
16869
316
1028
1 ,
1344
4055
2170
61
586
2467
3114
1910
1218
UO
944
6259
7313
6451
4423
2272
15960
z
18232
66042
36657
1801
14224
21100
37125
55127
33590
2274
19286
31371
52931
89123
66929
!■••!
5. Zieg
en- und Eselhaltung. Bienensncjlit.
Dieser Zweig der Viehzucht i^t in Sachsen nur von geringer Bedeutung.
i >,» •
Iralf*INri0tlitts-B#itrke.
Jahrgänge.
Ziegen.
Zahl
dar
Stucke
Ctohalten von
An-
gesessenen.
Stück
Unan* '
gesessenen.
Stfick
Anaahl der
Esel
Bienen
stocke
Kr.-D.-B. Dresden
1840
1844
1847
1850
b den Stldtoa^ DSrfeni nid lUttorglteeiL
20181
20297
24373
25510
,^
* — ^^
185
~—
—
132
23214
1159
129
24047
1463
105
16119
18052
15860
16983
€
■rtlf-Dlr«otlfu-Beiirke.
Jahrgänge.
Kr.-D.-B. Leipzig
Kr.-D.-ß. Zwickau
Kr.-D.-B. BauUen
im ganzen König-
reicn
Sachsen.
Ziegen.
801
der
Stfioke
Gehaltall Ton
An-
geeeMeneiu
Stttek
Unaa-
geeessenen.
StQek
840
844
847
850
840
844
847
850
840
844
847
850
840
844
847
850
Ansahl der
Esel
Bienen-
Stöcke
In den Stldteo. Dlrfbrn ud Slttergütorn.
9374
10092
12034
17237
15109
1$S65
19520
16984
18TO1
22992
24280
61648
64975
79688
86547
113-17
15652
1S^29
18209
22083
23028
75543
80936
717
1585
IMI
909
1252
4145
5611
150
207
190
179
.102
118
129
118
51
85
53'
45
438
542
501
442
11597
11745
10700
9836
7061
7784
8684
9961
8331
9021
42629
50215
. 41952
43624
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mSjßb N«tt»^ über d)e TertheilH^ 1^ finMeif ^litl||niB
tu Kflaiereicb Ihiiiot^r.
i
Von Dr. A^el^ \
y^rsUn^ des atattetiMlien Bomaiui aa ^«iu>0]rer. , < , :\ '
JOie Vertheilang dpa Gru^deignnthums im Köni^r^cb Hannover ist in
den einzelben Provinzen eine< sehr verschiedene. Wie überall, so erscheint
sie anch hier von Gegenden und natürlichen Verhältnissen des Bodens, der
Bevölkerung und nicht minder von den Einrichtungen abhängig, wie sich diese
unter historischen Einwirkungen hier oder dort gestaltet und entwickelt
haben. Der dichter bevölkerte Süden zeigt in dieser Beziehung, wie in den
meisten andern, eine ganz andere Physiognomie von dem, mit wenigen
merklichen Ausnahmen viel spärlicher bewohnten Norden. Die bäuerlichen
Verhältnisse des Landdrostei - Bezirks Hildesheim, besonders Göttingens,
unter dem unmittelbaren Einflüsse der thüringischen Zustände, sind von
Grund aus von denen der Lüneborger Geest, und die der alten Provinzen
überhaupt wieder von denen der neuen, so Baienberg von Osnabrück und
namentlich von Ostfriesland unterschieden. Der Verfolg im Einzelnen bietet
Gesichtsj^unkte vom höchsten Interesse, doch ist uns dieser, weder in Be-,
zttg auf ihre historische Grundlage, noch auf ihre genaue jetzige Darstellung
hier nicht gestattet. Nur einige allgemeine Resultate hervorzuheben, möge
uns vergönnt sein.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung der einzelnen Landestheile stellt sich
zunächst in folgenden Zahlen dar: In dem gesammten Areal, welches auch
die Oberflächen der Gewässer, Strassen, Küsten u. s. w. umfasst, kommen
im Durchschnitt des ganzen Köni^eicJis 8,5 balenberger Morgen auf den
Kopf der Bevölkerung, und zwar im Landdrosteibezirke
Lüneburg . .
Stade . . .
Osnabrück . -
Hannover . •
Anrieh . . •
Hildesheim . .
. 13,4 Morgen
. 9,9
. 9,3
. 7
. M
. 4,8
9>
Da» K&nii9^eicfa'Haiiiii#iferti<l 9CS
' Im JUlttltargiscIite ^o« ^wo« iribh: m 'der Tlia«i tri noiahto »Hanteln
A^mleni a««h nur fe-tr700iiS«eleii auf d^r Quadratmciie finden y'ii^^sidb
(U«r BevölkonnD^ aib dli&nsliea; am dichtesten dagcgeb im BütteftaiiiiBcheib
mit den stark bevelkevtea G&ttingeii» wa oft 4-~ dODQiSdelaD auf der Qaaditet-i
meile wohnen, während der Dorehschnitt des ganzen Könlg[reiohs innrcSSilTl
ergiebt.
In dem als Adker^ und Grönland cultiTirteift Areal aber Meli <ini Könifl^
rmhe dmroh6cbiiittlieh'd^& Morgen auf den Kopf der Rcffölkenibg;' wb
swai'ib '"■ ''■:■•, Mj
Lüneburg . < . 5^6 Morj^eB * > '•
iuritli* ■■ ■ • ■ fi "^>
Osnabrftc^ . . 4 \ .
Hannover. . . . Sji ' ^
Hildesh^ü^L . . .2,8 , ^^V
Die oben nach dem ZahlttiMterthJe ^eonttieteii Reihenfolge der Landes-
theile bleibt also auch hier wesentliph ziemlich unverändert, da nur Aurich
seiiicni tiatz: verändert, 'obwohl d«p IMte^phied iUii^rlleh doch viel bi^aeu-
tender er^ciieint^ wenn man hifiaiinimtiit> dass das Vert^ltnjss ;deS' als'
Adler -»^ und Gränlamd cultivirtefi tum ^esammta^eal iHe T:2;2 war; uhd^
a^rin ■'•:'• "'.!"*
•• Lüneburg ■ wie 1:2,*'' ' -' "''V. .';- '"l'. ■■
Osnabrück - „ • 1:5,3" ' • ' ' • S ^•''' '""'^t
Stade, „ ^r
Haqnaver „ 1 :.
Hildtesheim „ 1 : t^t-
Auni<^ ,, 1 ; 1 j. •
welchem zufolge die extensive Bodencultiir ain wenigsten wieder in Lüne-
burg, am weitesten dagegen in Aurich , und dann erst in fiildesheim vor-
Sesohritten e^acheiot. Bezltalieh AurH^hs mag dab«i neieh ctlnneii werden,
a^, gerade l^ier dJe Oberflächen dier Gewälser . uiui deii .MeetesBtraAdes»!
weic^ Wie gesagt, mit m dem Gesammtajneal entiialten! abbr ^ateimouitarm
bar siv4i zienliäi bedeftileiid sind. / : - . >.:
. Auf die wdlere Verlhetlung des Grundeigenthailis nach derGröaae der-
zusammen bewirthsehaft^ten GoinpW^e ist es aan wieder vom "wesenüichsten
Eipfluss, ob das Gr^iodeigenlhum als gebundenes oder frei vbräosserliehes
anzuheben ist. Aus früherer Zeit finden wir darüber folgende Angaben^ de^di
YerhäUnnSy soweit jene überhai^ zuv^lätsig, aber auch auf die GQ§en<r
wart noch anwendbar sein dürften. Diesen zufolge war das Verbältaits d«fi
im Einzelnen veräusserUehen zu den von den Höfitn nficht trennbaren Grund-
stücken im Königreiche wie V:^; und zwar in
Lüneburg wie 1 : 18
Hannover „ 1 : 8,7
Aurich „ 1 : 4,1
Osnabrück „ 1: 3,3
Stade „ l : 1,5
Hüdesheim „ 1: 1,2 ;*
So fluiden wir, dass in Lüneburg bei weitem das nieis^ .gebundene
Eigenthum war; das frei verausserliche fand sich vorzüglich in den Marschrr:
Gegenden, welche auch in Stade das Verhältnis^ so tief hinabdrückten;
ann im Herzogthum Bremen, mit den gros^^ Ajtar^thdistrickten , steht es
wie 1 : 1,4^ während es in dem fast ganz auf der G<iest gelegenen Herzog-
304 Das Kdnig^eich Hannov «r.
timm Verden avr 1 : 15 Migt. Im flildesheimif ohen '«ber «ind es vorstl|;1ich
SesüdHchen Gebenden, wo das ft'eie Eigentbom sogar überwiegt; ist j«h
doch das Verhaltniss im aaeotlichen Fttrstenthume Hildesbeim doch uoch wie»
1 :%8, so sinkt es in Götttngen auf 0,9, in Uobnstein auf Q,7 und in Hinten*-
bagengar aaf 0,4.
Scheiden wir den Grundbesitz nur nach solchen, der in Gomplexen
▼an über 30 iwd unter 30 Morgen bewirtbsdiaAet wurde*, so #nden wir,
dasa sich im ganien Rönigreich von dem als Acker-» und Grikakind enl*
tivirten Areal 19,2 pGt. bei Höfen und Stellen von einer weniger als 30 Morgen
betragenden Grösse befanden; und zwar in
Lüneburg . . . 8,4 pCt
Stade 18,9 „ .
Osnabrück . . . 2t,4 ,,
Hannover . . . 21,4 „
Aurich .... 22,9 „
Hildesheim . . 30,9 ^,
Die Zersplitterung war also am srössten in Hildesheim, am geringsten
in Lüneburg. Wenden yfir das yerhäUniss aber herum und untersuchen,
Sie sich die Procentzahl der in grösseren Gomplexen bewirthschaftetea
rundstücke stellt, so finden wir, dass zu Höfen und Stellen von mehr als
60 Morgen Umfang von dem gesammten Acker- und Grünlande des König-
reichs 64,4 pGt gehören; und zwar in
Lüneburg . . . 78,2 pQ.
Auri<^ .... 07,6
Stade , . . . . 64,5
Osnabrück . . . 57,6
Hannover . . . 55,8 „
Hilde$heim . . . 52,9 „ ^
Der eigenthümliehe Sprnna Aurichs wird sich daher erklären,- dass es
in der eben vorhergehenden Reihenfolge wohl nicht an seinem rechten
Platze ersebeint, da unter den dort verzeichneten 22,9 pGt., 10,6 pGt. Stück-
lande mit verzeichnet sind, welche zum grossen Theile wohl mit bei grösse-
ren Gomplexen foewirthschaftet wurden. In der letzten Folge dürfte es
also eine der Wirklichkeil entsprechendere Stelle einnehmen.
in wie nahem Binfluss diese Verhältnisse auf die Viehzucht, Stärke der
Bespannung u. s. KT. sein müssen, leuchtet von selbst ein. So kamen im
ganaan^ Königreiche auf je 1000 Morgen Galtar- und Grünland 34,9 Pferde;
und' zwar in
Aurich .... 40,1 Pferde
. . 40,1 „
• .39 ^,
. . 3142 „
. . 26,6 p
Jetzt kann dies für die Stärke der Bespannung keinen Anhaltspunkt
gewähren , da in so manchen Gegenden die mit Hornvieh ausschliesslich
üblich ist.
Von Rindvieh aber kamen im Ganzen auf je 1000 Morgen Il7,4 Stück;
und zwir in
Aurich .... 169,3 Stück
Osnabrück . . . 142,7 „
Hannover . . • 1264S „
»>
9J
Stade
Hildesheim
Hannover
Osnabrück
Lüneburg
Hannover.
805
Stade . .
Lüneburg. .
Hildesheim.
123,6 Stück
95,6
83
M
J»
Wir sehen also, wie verhältnissmässig gering die Rindviehzucht im
Hildesheimschen ist. Die Ziege muss dort in dem Haushalte der kleinen
Leute vielfach die Kuh anderer Gegenden ersetzen, für welche hier das
Futter nicht aufzutreiben. Und daneben gewinnt dann auch die Schaaf-
xucht, der Localität nach, an Bedeutung. So finden wir im ganzen Durch-
schnitt auf je 1000 Morgen 16,7 Ziegen und 302 Schaafe; und zwar in
Hildesheim
Hannover
Lüneburg .
Osoabrüdc
Sude . .
Aarich . .
41,2 Ziegen,
426,7 Schaafe
20,5 „
393 „
12,t „
352,9 „
'2'2 "
2676 „
6,6 „
202,4 „
0,9 „
84,3 „
Pihrt die neue preussisehe Gesetzgebung eine Znnaiinie
der nneheliehen Clebnrten herbeil
Vom Regierungsrath Dr. J. Bergliis.
Im vorigen Jahrgang dieses Jahrbuchs befindet sich ein Aufsatz von
mir über den Einfluss der Gesetzgebung auf die unehelichen Geburten, wo-
rin ich die Meinung äusserte, dass die neuere preussisehe Gesetzgebung
auf eine Zunahme der unehelichen Geburten hinzuwirken scheine. Diese
Meinung verdient gewiss eine gründliche Prüfung, denn wenn sie begründet
wäre, so wäre eine baldige Aufhebung der betreffenden Gesetze dringendes
Bedürfniss.
Die Gesetze, welche hier besonders in Betracht kommen möchten, sind
das Gesetz über die Aufnahme neuanziehender Personen vom 31. Dec. 1842,
sowie die Gewerbeordnung vom 17. Januar 1845 und die Verordnung, be-
treffend die Errichtung von Gewerberäthen und verschiedene Abänderungen
der Gewerbeordnung vom 9. Februar 1849. Diese Gesetze, wodurch nament-
lich die höchst wonlthätig^n Bestimmungen des $. 6 sqq. des Gewerbe-
polizeigesetzes vom 7. Sept. 1811 ihre Gültigkeit verloren haben , erschweren
die Niederlassung und den Beginn eines Gewerbebetriebes. Noch weiter
geht die Städteordnung vom 30. Mai 1833 im §. 52, indem danach Eiifzugsr-
g eider und Eintritts- oder Haushaltsgelder gefordert werden können. Wenn
iernach die Begründung eines Haushalts auch nicht mit Strafe, doch init
einer, zumal hohen Abgabe belegt wird, so werden dadurch nothwendig
306 lieber unehelicb^/Gitbuifeii in Preussen.
die Eheschliessungen etsoli^ert. 'Ob nun in Folff? dessen in den StSdten
der Östlichen Provinzen eine Ziuiahme der .«i#behchen Gebarten stattfinden
wird, wie wohl zu erwarten sein dürfte». wted;sicib nach Veriauf einiger
Jahre ergeben, ^ier will ich nur auf die seitherigen Folgen der Gesetz-
gebung von 1'842, 1845 und 184« eingehen. ' • . . .
Der Regierungsbezirk Breslau, der volkreichste von allen, tst umfing«'
reidh genug, ntn eine solche Pt*üfung. anstellen zu können. Er entl^ielt adat
Scbluss des Jahres 1852 1715020 Civileinwohner. Von dieser Summe l^ommen
auf die Bowohner der ^9dte> d. b. derjenigen Ortschaften, welche- auf denr
Pro vinzial- Landtage im dritten Stande vertreten sind, 293853, uti(f' die* Stadt-
Breslau insbe^pndjere 116035.. Isabel ist zu. bemerlqiM^ daM flp im Breslauer
Regierungsbezirk eine erbebliche ^ahl sogenannter S(ii4(et giept, die weniser
Einwohner und weniiger städtisqnes M^en haben, afe.manßlie Dörfer. Die
Militairbevölkerui^g lasse ich hier unberücksichtigt. . ■,. . *
Ich habe nun befetteet, dass vMi; 100 Geburten, w^q)ie<iu den Jahren
1830 bis 1852 stattgefunden hab^n, die unehelichen bji{tj79g«n:
im Reg.-Bez. in d. Städten in Breslaa im Reg.-Be£. ia d. Städten in Breslau
1830
9,89
13,57
20,56
1842 10,72
13,25
21,40
1831'
10,74
14,05
21,37
1843 10,86
13,56
20,20
1832
9,81
12,14
19,83
1844 9,77
12,67
20,04
1833
10,72
13,76
21,03
1845 10,94
14,06
20,38
1834
10,94
13,45
20,22
184& 11,04
13,61
19,59
1835
10,69
13,16
20,39
1847 10,44
13,19
19,88
1836
10,02
13,14
20,29
1848 9,19
13,48
21,00
1837
10,25
12,57
22,57
1849 11,14
14,68
21,38
1838
10,12
12,99
20,45
1850 12,27
17,61
22,29
1839
10,37
13,12
19,27
1851 12,19
19,96
20,21
1840
10,20
10,43
12>89
20,88
.1852. U,äl .
. U,4^:
iQJ^
1841
• 12,77
20,6:8
• r
9 ■
Auf
100 Geburten Qberiaupt
kamoi al96 jMiriidr -fcn De
irchschi
uneheliche :
;
Im Reg.-Bez
in den Städten
in Breslaa
1830-
-1842
10,37
13,14
. 20.69
1843—1852
10,93
14,02
20,53
1845-
-1852
11,09
14,25
20,63
•
1849-
-1852
11,77
14,92
21,05
Hieraus scheint deutlich hervorzugehen, falls ich mich nicht verrechnet
habe, dass im BresHauer Regierungsbezirk die Gesetagebiing tob 1642^ 1845
und 1849 auf eine Vermehrung der unehelicbea Geborten hing^^wirM hat,
wie Wühl in der Stadt Berlin eine na<^theiiige.Einwiricung des Gesetzes von
1842 nicht hervortritt
In den llittheilungen des statistischen Bureaus (;185I, S. 354 , a^, 357
1852, S. 334, 346) giebt Dieterici von der Stadt Berlin und vom ffesammten
Staat Nachrichten, auf Grund welcher ich für die Jahre 1816. bis i851
f<rfg«nde Berecbnang aufgestellt habe. Danach war das ProcentTerhältniss
der unehelichen Geburten:
1816 19,57 7,45 1825 14,56 7,05 1834 17,75 7,32 1843 15,69 7^
1817 19,88 6,73 1826 14,55 7,02 1835 16,58 7,13 1844 15u36 6,95
1818 17,48 6,71 1837 15,69 6,80 1836 16,13 6,93 1845 15,17 7,26
1819 17,82 6,92 1828 15,87 6,45 1837 15,04 7,08 1846 14,40 7.35
1820 16,98 6,99 1829 15,34 6,45 1838 15,04 7,03 1847 14.49 7,05
1821 17,48 7,05 1830 15,65 6,42 1839 15,31 6,94 1848 14,45 6,55
1822 17,27 7,21 1831 15,65 7,16 1840 15,08 6,97 1849 15,43 7.37
1823 16,79 7,08 1832 15,43 6,69 1841 15,82 6,11 1850 14,95 7.96
1824 X^,63. 6,97 1833 16i,47 6,99 1842 15,33 7,30 1851 . 15,^2 7,92 .
lieber uneheliche Geburten in Preussen. 307
' Auffallend und nicht leicht vollständig zu erklären ist das Steigen und
Fallen der unehelichen Geburten in Berlin. Dieterici meint, es könne «keines-
weffes gesagt werden, dass seit Aufhebung der öffentlichen Prostitution die
SitUichkeit m Bezug auf uneheliche Geburten in Berlin in Verfall gerathen
sei.** In Berlin kamen auf 100 Geburten überhaupt jährlich im Durchschnitt
uneheliche:
1816-1842 16,34 1845-1851 14,87
1843—1851 15,02 1849—1851 15,20
Hiemach zeigte sich doch auch in Berlin, dass mit der Gesetzgebung
Ton 1849 eine Yermehrung der unehelichen Geburten eingetreten ist.
EQnsichtlich des ganzen Staats bemerkt Dieterici: »Es lässt sich aus
dieser langen Reihe von Verhältnisszahlen eine regelmässige Ab - und Zu-
nahme der unehelichen Geburten nicht ableiten; nach dem ungünstigen
Jahre 1816 folgten die bedeutend günstigeren Jahre 1817 und 1818 und in
allen drei Jahren waren hohe Roggenpreise, der Scheffel resp. 67>Xi ^Sr-;
87'Xi Sfr. und 6410^, Sgr. Nach den drei Jahren 18»«ij, in welchen über-
haupt die wenigsten unehelichen Geburten vorkamen, folgt das Jahr 1831,
welches deren wieder erheblich mehr hatte, ^obgleich die his dahin unbe-
kannt gewesene Cbnlm viel Sehreid^^ j^etbreitel*^ un4 den Fortschritt der
^ Bevölkerung durch eine geringe Zahl von Geburten überhaupt und eine
* grosse Anzahl von Todesfällen hemmte. Das folgende Jahr 1832 zei^
wiederum ein beträchtlich bessere» Verhältniss. Im Jahre 1846, worin die
Getreide- und Kartoffelerndte ganz missrieth, waren viel uneheliche Ge-
burten, dagegen im Jahre 1847, worin die Folgen dieser Misserndte durch
nbdi taeurwe Getrei^preise siefatbarer hervortraten '— der Schefi(ei R^gen
gj^l 1846 7QM/, gar., 1847 87!^> Sgr. im Jahresdurchschnitte — wieder
weniger. Im Jahre 1848, worin wiederum die Cholera herrschtCi sind merk"
wrürii^ wenig unehelidie Rinder geboren wordetq; und im Jahre 1849, worin
diestf araiche last noch einiaal so viel Menschen we^rafifl^e, waren der^n
wiedeBisebr viele. Alle die^ BetraobtungeB geben keinen sicheren Sohlu3&
über -die grössere oder geringere Anzahl von unehelichen Geburten in der
Reihe der Jahre 1816 bis 1850, noch weniger darüber, warum diese Zahl im
JUra 1830 sa ungewöhnli<^ gros» gewesen ist, da diesee Jaür in Bezug
auf CklMirten, Todesfälle und besondera aeve £hea als günstig bezeichnet
werden katm.^
..Was ich nun eben für den Regierdngsbezirk Breslau gefunden habe,
daaseüMi findfe ich auch Air den ganten Staat bestätigt, nämlich eine Zu-*
nifhtne der unehelichen Geburten seit Verkündigung der Gesetze von 1842^
1845 und 1849. Auf 100 Geburten kamen im ganzen Staat jährlich im
' Durchschnitt uneheliche:
1816-1842 6,92 1845-1^1 7,35
1843-1851 7,29 1849-1851 7,75
Hieraus glaube ich schliessen zu müssen» dass in der That die neue
proiissiselieGeMtzg^yniig eine Zunahme der unehelichen Geburten herbeiführt.
{
•/
Der deutsche Zollverein.
Wir haben in dem yoijährigen Jahrgange dieses Jahrbnehes einen Ab-
riss der Geschichte des Zollvereins gegeben , in soweit sie mit dem Sep-^
tember-Vertrag Ton 1851 abschloss.
Seitdem ist dieser Vertrag seiner AasfÜhning näher gerückt und thelK
weise hat dieselbe schon stattgefunden, indem die Zölle des Steaer-Yer-*
eins vertragsmässig erhöht worden und zwischen dem Steoenrerein «nd
Zollverein Verkehrs - Erleichterungen und Zoll - Ermässigungen einge-
treten sind.
Nach lebhaften diplomatischen Kämpfen, in welchen von Seiten der
norddeutschen Staaten der September-Vertraff, von Seite der süddieutschen
Staaten die Annahme der österreichischen Yorschräge einer Erneuerong
der Zollvereins-Verträge zur Bedingung gestellt wurde, hatte diese Er-
neuerung am 4. April 1853 für 12 Jahre, d. h. bis I.Januar 1B66 stattce-*
funden, nachdem von beiden Seiten die Wünsche der Gegenpartei eriullt
worden sind.
Der Vertrag über die Erneuerung des Zollvereins lautet:
Art. 1. Der zwischen den Königreichen Preussen, Bayern, Sachsen und Württemberg, dem
Grossherxogthnm Baden, dem Korfttrstentham und dem Grossherzogthom dessen, den zom
Thüringischen Zoll- nnd Handelsrereine verbandenen Staaten, den Herzogthttmem Branasehweig
und Nassau nnd der freien Stadt Frankfurt, Behufs eines gemeiaeameii Zoll- andiBaadelBsgrsttms
errichtete Verein wird vorlftuüg auf weitere zwölf Jahre , Tom 1. Januar 1854 anfangend, also
bis zum letzten Dezember 18S5, fortgesezt.
Für diesen Zeitraum bleiben die Zollyereinignngs-VertrSge Tom 22. nnd 90. MSrz und 11. Mai
1833, Tom 12. Mai und 10. Dezember 1835, rom 2. Januar 1836 und vom 8. Mai, 19. Oktober
und 13. November 1841 auch ferner in Kraft
Ar t. 2. Der zwischen dem Königreich Hannoyer, dem Herzogthum Oldenburg und den ihnen
angeschlossenen Gebieten dermalen bestehende Steuerverein wird, vom 1. Januar 1854 an, mit
dem zwischen den übrigen kontrahirenden Staaten im Art. 1. erneuerten Zoll- nnd Handels-
vereine verbunden, dergestalt, dass beide Vereine für die Dauer der im Art. 1. erw&hnten Vertrags-
Periode einen durch ein gemeinsames Zoll- und Handelssystem verbundenen, und aUe darin be-
griffenen LSnder umfassenden Gesammtverein bilden.
Die Rechte und Verpflichtungen, welche in den, im Art. 1. genannten ZoUvereinignnga-
Yertr&gen gegenseitig zugestanden und übernommen sind, sollen, sobald nicht etwas Anderes
besonders verabredet ist, auch dem Königreiche Hannover nnd dem Herzogthum Oldenburc
zustehen nnd obliegen nnd zwar sowohl in dem Yerhitttniss beider Staaten sn einander, als aaea
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Sämereien, Klee und ande597
Schwefel .... '37
Schiesspulver • • ' A
Schwamm, Wasch- und Fc28t
Seide, rohe ungefÄrbte . {85*'
— weissgemacht, geförb94
— gezwirnt ... 27
— Zeug u^id Strumpfw^l
— dergleichen gemischt>45
Seiler-Arbeiten . . 1
Seife '90
Soda ..... t88
Spielkarten ... 68
Stearinx 00
Steine, Bruch- und behauei58
r- grobe Marmor-, feinl94
— PUinten- . . . •
Steinwaaren aus Alabaster 95
— Kohlen ... 107
Stroh, Bohr und Bastwae ^
ungefärbt . 110 ,-
— Geflechte, grobe Hiil26
~ feine Bast- und Str< 1
Taback, Blätter und Steng<97
— in Rollen oder gerflS
»83
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42
41
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Cigarren
— Schnupf- .
Thee \ [
Theer, Daggert, Pech
Thran ....
Terpentin und Terpentinöl78
Töpfer-Thon zu Porzellan l45
— Waaren, gemeine 199
— — e^^big St31
— Porzellan, weiss . 28
— — mit Malerei oö56
— alle obigen mit uned 6
— desgl, mit edlen Met 9
Vitriol, Kupfer, Eisen . /t4
Vieh, Pferde, Maulesel, EdOl
~ Ochsen und Zuchttb21
— Jungvieh . . 76
— Kühe ... 31
— Kälber . . . X)7
— Schweine, gema8tet'94
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1866.
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besonderen yerebredtmgen in Naehstehendem «nljgfenommen.
' Art. 8. In den Oesunrntrerein sind insbesondere aneh diejenigen Staaten einbegriffen, welche
sehen frtther entweder mit ihrem ganxen Gebiete, oder mit einem Theile desselben dem 2ioll-
and Handelsi^steme eines oder des anderen d«r kontrahirendea Btaaten beigetreten sind, unter
BerÜclcsichtigang ihrer auf den BeitrittsTertrUgen beruhenden besonderen Ver^Utnisse zu den
13taaten, mit welchen sie Jene Vertrttge abgeschlossen haben.
Art. 4. Dagegen bleiben ron dem Gesammtrereine vorläufig aosgesdüossen diejenigen
einzelnen Landesthelle der kontrahirenden Staaten, welche sich ihrer Lage wegen cor Aufnahme
in den Gesammtverein nicht eignen.
Hierbei werden Jedoch in Bezi^ung auf die schon bisher zum ZoUyereine gehörigen Staaten
diciJenigen Anordnungen aufrecht erbalten, welche rüoksichtlich des erleichterten Verkehrs der
ausgeschlossenen Landestheile mit dem Hauptlande gegenw&rtig bestehen.
Weitere Begftnstigungen dieser Art können nur im gemeinschaftlichen Einyerst&ndnlsse der
Vereinsglieder bewilligt werden.
Art. 6. In den Gebieten der kontrahirenden Staaten sollen übereinstimmende Gesetze über
Bingangs-, Aosgaags- und Durehgangs-Abgaben bestehen, dabei Jedoch diejenigen Modifikationen
itfulässig sein, welche, ohne dem gemeinsamen Zwecke Abbruch zu thun, ans der Eigenthfimlich-
4eit der allgemeinen Gesetzgebung eines Jeden Theil nehmenden Staates oder aus lokalen In-
ier«»sen sich als nothwendig ergeben. Bei dem Zolltarife namentlich sollen hierdurch in Bezug
auf Hingangs- und Ausgangs-Abgaben bei einzelnen, weniger für den grösseren Handelsverkelur
geeigneten Gegenständen, und in Bezug auf Durehgangs-Abgaben, Je nachdem der Zug 'der
Handelsstoassen es erfordert, solche Abweichungen von den allgemein angenommenen Erhebungs-
sätsen, welche fQr einzelne Staaten als vorzugsweise wünschenswerth erscheinen, nicht ausge-
sohloasen sein, sofern sie auf die allgemeinen Interessen des Vereins nicht nachtheilig einwirken.
Desgleichen soll auch die Verwaltung der Eingangs-, Ausgangs- und Durchgangs- Abgaben
lud dieOi^anisation der dazu dienenden Behörden in allen Ländern des Gesammtvereins, un-
ter Berücksichtigung der in denselben bestehenden eigenthümlichefi Vertiältnisse, auf gleichen
Foss gebracht werden.
Art. 6. Veränderungen in der Zollgesetzgebung, mit Einschluss des Zolltarifs und der Zoll-
Ordnung, so wie Zusätze und Ausnahmen können nur auf demselben Wege, und mit gleicher
Ueberelnstimmung sibountUcber Glieder des Gesammtvereins bewirkt werden, wie die Einführung
der Gesetze erfolgt.
Dies gilt auch von allen Anordnungen, welche in Beziehung auf die Zollverwaltung allge-
mein abändernde Können anfetellen.
Art. 7. Mit der Ausführung des gegenwärtigen Vertrages tritt zwischen den kontrahiren-
den Staaten Freiheit des Handels und Verkehrs und zugleich Gemeinschaft der Einahme an
Zöllen ein, wie beide in den fblgenden Artikeln bestimmt werden.
Art. 8. Es hören von diesem Zeitpunkte an alle Eingangs-, Ausgangs- und Durchgangs-
AbgiEtben an den gemeinschaftlichen Landesgrenzen der schon Jetzt zam Zollverein gehörenden
StMiten und der dermalen zum Steuerverein gehörenden Staaten auf, und es können alle im
fireien Verkehr des einen Gebietes bereits befindliehen Gegenstände auch fre^ und unbeschwert
in das andere Gebiet gegenseitig eingeführt werden, mit alleinigem Vorbehalte
a) der zu den Staats-Monopolien gehörigen Gegenstände (Spielkarten und Salz), nach Mass-
gabe der Artikel 9 und 10 ;
b) der im Innern der kontrahirenden Staaten mit einer Steuer belegten inländischen Erzeug-
nisse, umAl Maasgabe des Artikels 11.
Art. 9. Hinsichtlich der Einfuhr von Spielkarten behält es bei den in den kontrahirenden
Staaten bestehenden Verbots- oder Beschränkungs-Gesetzen sein Bewenden.
Art. 10. In Betreff des Salzes treten die Königlich Hannoversche und die Grossherzoglich
Oldisnburgische Regierung den zwischen den kontrahirenden Vereins-Regierungen getroffenen
Verabredungen in folgender Art bei:
a) Die Einfuhr des Salzes und aller Gegenstände, aus welchen Kochsalz ausgeschieden zu
werden pfiegt, aus fremden, nicht zum Vereine gehörigen Ländern in die Vereinsstaaten
ist verboten, in soweit dieselbe nicht für eigene Rechnung einer der vereinten Regierungen,
und zum unmittelbaren Verkaufe in ihren Salz- Aemtem, Faktoreien oder Niederlagen
geschieht.
b) Die Durchfuhr des Salzes und der vorbezeichneten Gegenstände aus den zum Vereine
nicht gehörigen Ländern in andere solche Länder soll nur mit Genehmigung der Vereins-
staaten, deren Gebiet bei der Durchfuhr berührt wird, und anter den Vorsichtsmaassregeln
Statt finden, welche von denselben für nöthig erachtet werden.
c) Die Ausfuhr des Salzes in fremde, nicht zum Vereine gehörige Staaten ist firei.
d) Was den Salzhandel innerhalb der Vereinsstaaten betrifft, so ist die Einfuhr des Salzes
von einem in den anderen nur in dem Falle erlaubt, wenn zwischen den Landes-Regie-
rungen besondere Verträge deshalb bestehen.
e) Wenn eine Regierung von einer anderen innerhalb des Gesammt-Vereins aus Staats- oder
Privat-Salinen Salz beziehen will, so müssen die Sendungen mit Pässen von öffentlichen
Behörden begleitet werden.
Zu diesem Ende verpfiichten sieh die betheiligten Regiemngen, anf den Prtvat-Salinen
einen öffentlichen Beamte« anfieustellen , der den Umfang der Produktion und des Ab-
' saAzes deratlbea überhaupt an beoba«ht«a hat.
N
310 Dievide^ittsKbe ZeÜTI^rtia
y«reiBMtute ff«inen fibOsttedABr besiektB, «d«r dwoh «teen MLahm Mte $«U in frM|4%
nicht znm Vereine gehörige Btaaton T«n«nden iMMn wül, M aoU dlsMn Se»diiag»|i M«
HlndemiM te d«ii Weg gelegt irerden, Jedoeh werdm, ineolMxi dieMi aiobt sohon daron
IHlhere Yerttüge beatimmt ist, dvrah yoi^fegige UabeniBkniift der betii«Uigt«|i 6tMt«ii
die Stramen für den Trau^ort md die «rfoidetUeliea MelierheitmMmregehi jor Ysr^
hindenmg der BtnsehirJlnviig Terabredet werden»
g) Da 68, nach der hestlmmten BiU&nmg dar Königlieh HannoTerechen .Regienu;^ onüber-
«teigllehe Schwierigkeiten findet, im dortigen Ghehtete den V«rkaal des 4»lzee en gros,
wie dias im übrigen Q«biete des ZoilTerahu gesohieht, auf Reobnnng des Staates za Über-
nehmen und zu beschränken, oder doch den jetzigen BetMg ihnr SaUstener an erhöhen,
flo werden di« Regierangen ron HannoTer und Oldenburg, um BinsohwilraQngen von Sals
in die angrenzenden VereinsstaatML, aaeh ohne die, in Folge der ZollTerafnigong wieg-
fallende strenge Grenabewaehang uianwettden, die rerikotene ftal,Beinfiihr nach diesen
Staaten mit naohdrttekliohen Straten bedrohen and dnrdh andere, näher TeEM>redet9 Kittel
zu deren Yerhindemng mitwirken.
Art. 11. In Bezug auf diejenigen Erzeugnisse, welche In den einzelnen Yei^insstaaten Iheils
bei ihrer Hervorbflngung oder Zubereitung, theils unmittelbar bei Ihrem Yerbraneke mit adlner
inneren Steuer belegt sind (Artikel 8 Litt, b), wird es von sSmmtlfchen kontrahirenden TheOen
als wünschenswerth anerkannt, hierin eine TJebereinstimmung der Oesetzgebnng nnd derBe»
Steuerungssätze in den Yereinstaaten thunliehst hergestellt zu sehen, und es wird daher aneh
ihr Bestreben aal Herbeiführung einer solchen Qleiehmässigkeit, insbesondere durch Yeeefe^gnng
mehrerer Staaten zu gleichen inneren Steuer-Einrichtungen, mit oder ohne GemelnsehalHiclfc-
kelt der Steuer-Erträge, gerichtet sein. Bis dahin, wo dieses Ziel erreicht worden, sollen fain>
sichtlich der vorbemerkten Steuern und des Yerkehrs mit den davon betroffenen Ckgenatinden
unter den Yerelnsstaaten , zur Yermeldang der Kachtheile , welche aus einer Yers^iedenaMlis-
keit der inneren Steuer-Systeme Überhaupt, und namentlich aus der Ungleiehheit der Steuer-
sätze, sowohl für die Produzenten, als für die Steuer-Einnahme der einaelnen Yereinestaiten
erwachsen könnten — abgesehen von der Besteuerung des im TTmftmge des Zollv«refes evseogtan
Rübenzuckers, weshalb auf die besonders getroifenen Yereinbarungen Bezug genoansen «wird •»
folgende Grundsätze in Anwendung kommen. ''
I. BtulokfUob der auHbidisoheii Bnoigiiliie. /
Von allen BzaeogniSBen, von welchen. entweder avf die in der ZoU*Ordnnng vorgeschriebene
Weise dargethan wird, dass sie als ausländisches Ein- und Darohgaogsgut die zollamtliche Be-
handlung bei einer Erhebnngabehörde dea Vereine bereits bestanden haben oder derselben noch
unterliegen, oder von welchen, dafern sie au den tarifmässig zollfreien gehören, durch Beschei-
nigungen der Grenz-ZoUämter naehgewiesen wird, dass sie vom Aaslande eingeführt worden si&4»
darf keine weitere Abgabe irgend einer Art, sei es für Rechnung des Staats oder für Rechnung
von Kommunen nnd JCoriMMrationen, erhoben werden, Jedoch — was das Eingangsgut betrifft —
mit Vorbehalt deijenigen inneren Steuern, welche in einem Verelnsstaate auf die weitere Yer-
arbeitang oder auf andttveite Bereitungen aas aolehen Erzeugnissen, ohne Unterschied des aus-
ländischen, inländischen oder vereinsländisdhgn Ursprongs allgemein gelegt sind.
n. Hinsiclittlöh der Inilndlsohen imd Terelntllii^ltolieii Eneninlfte.
1. Von den innerhalb des Vereins erzengten Ctogenatänden, welehe nur durch einen Vereins-
Staat transitiren, um entweder in einen anderen VeiMnaataat oder nach dem Auslände genihrt
an werden, dürfen innere Steuern weder für Redüwng des Staats, noch für Rechnung ▼on
Kommunen oder Korporationen erhoben werden.
2. Jedem Verainsstaate bleibt es zwar £reigestellt, die auf der pervorbringung, der Zube-
reitung oder dem Verbrauche von Erzeugnissen ruhenden inneren Steuern beizubehalt^, sn
verändern oder aufzuheben, sowie neue Steuern dieser Art einzuführen, jedoch sollen
a) dergleichen Abgaben f[ir jetzt nur auf folgende inländische und gleichnamige vereins-
ländlsche Erzengnisse, als: Branntwein, Bier, Essig, Malz, Wein, Most, Oider (Obtftwein),
Taback, Mehl und andere Hühlenfabrikate, desgleichen Backwaaren, Fleisch, Fleisch-
waaren und Fett gelegt werden dürfen. Auch wird man sich
b; so weit nöthig, Über bestimmte Sätze verständigen, deren Betrag bei AbmeMong der
Steuern nicht Überschritten werden soll.
3. Bei allen Abgaben, welche in dem Bereiche der Yereinsländer hiemach zur BrheüMing
kommen, wird eine gegenseitige Gleichmässigkeit der Behandlung dergestalt Statt finden, dass
aas Erzeugniss eines anderen Vereinsstsates unter keinem Verwände höher oder in einer lästigeren
Weise, als das inländische oder als das Erzeugniss der übrigen Vereinsstaaten, besteuert werden
darf. In Gemässheit dieses Grundsatzes wird Folgendes festgesetzt:
a) Yerelnsstaaten, welche von einem inländischen Erzeugnisse keine innere Steuer erhelben,
dürfen auch das gleiche vereinsländische Erzeugniss nicht besteuern. Jedoch soll aus-
nahmsweise dei^jenigen Vereinsstaaten, in welchen kein Wein erzeugt wird, firei stehen,
eine Abgabe von dem vereinsländlschen Weine nach den besonders getroffenen TeMbre-
düngen zu erheben.
b) Diejenigen Staaten, in welchen innere Steuern von einem Konsumtions-Gegenstande bei
dem Kaufe oder Verkaofl» oder bei der Yeraehraiig desselben erhoben werden, dürfen diese
Steuern von den ans anderen Yerelnsstaaten herrührenden Brnengnissen der näaülohen
Gattung nur in gleicher Weise fordern) «ie köHntü dagegen die Abfabe iroA dan naeh
«nffa<«ii Y«N(iiritU«fleft 11b«i«eMnAMi Ckgcnttlnin «Mr]i4l)6ii> octar gUM odw thiitareise
»irttckgeb«!! iMsen.
c) Dlejenigeii Btaftten, weleh« iimflre Stoawn auf di« Hervt>rbringQiier oder Zahep^tong eines
Konsnmtions-Gegenstandes gelegt haben, können den geBetzUehen Betrag danelben bei
der länftilir des Ckgenataades an» anderen Vereinaataaten voll erheben, nlid bei der Ana-
ftthr naeh diesen Staaten theüweiae oder bis znm rollen Betrage mrüekerstatten lassen.
Welche , dem dermaligen Stande der Gesetsgebung in den gedachten Staaten ent-
sprechende Betrüge hiemach aar Brhebnng kommen nnd besiehangsweise aurttckerstattet
werden können; ist besonders verabredet worden. Treten spätei'hin Irgendwo Veribide-
mngen in den für die imiem Eraengnisse sar Zeit bestehenden Stenersätaen ein, so wird
die betrefll»nde Segleraüg den übrigen Yerelns-Begierungen davon Mittheilang machen,
nnd hiermit den Nachweis verbinden, dass die Steuer-BetrSge , welche, in Folge der eln-
ge^etenen oder beabsichtigten Veränderung, von den vereinslfindischen Erzeugnissen er-
hoben, nnd bei der Ansflihr der besteuerten OegenstSnde vergütet werden sollen, den ver-
einbarten Gmndsfitaen entsprechend bemessen seien.
d) So weit zwischen mehreren, zum Zollvereine gehörigen Staaten eine Yereinigung zu
gleiehen Stener-Binrichtungen besteht, werden diese Staaten in Ansehung der Befiigniss, die
betreffenden Steuern gleichmäeslg auch von vereinsl&ndlschen Erzengnissen zu erheben,
mlfl ein Ganzes betrachtet.
4. Die Erhebung der inneren Steuern von den damit betroffenen vereinslandlschen Gegen-
ständen soll in der Regel in dem liande des Bestimmangsortes Statt finden, in sofern solche
nicht, nach besonderen Vereinbarungen , entweder durch gemeinschaftliche Hebestellen an den
Binnengrenzen, oder im Lande der Versendung für Bechnung des abgabeberechtigten Staates
erfolgt. Auch sollen die, zur Sicherung der Steuererhebung erforderlichen Anordnungen, soweit
sie die, bei der Versendung aus einem Vereinsstaate in den anderen einzuhaltenden Strassen
und Kontrolen betreffen, auf eine, den Verkehr möglichst wenig beschränkende Weise und nur
nach gegenseitiger Verabredung, auch, dafern bei dem Transporte ein dritter Vereinsstaat be-
rührt wird, nur unter Zustimmung des letzteren getroffen werden.
6. Die Erhebung von Abgaben für Bechnung von Kommunen oder Korporationen, sei es
durch Zuschläge zu den Staatssteuern oder für sich bestehend, soll nur für Gegenstände , die
«dr örtUchen Konsumtion bestimmt sind, nach den deshalb getroffenen besonderen Vereinbarungen
iMfrilligt werden, nnd es sollen dabei die vorstehend unter. IL 8. b. gegebene Bestimmung und
der unter IL 3. ausgesprochene allgemeine Grundsatz wegen gegenseitiger Gleichmässigkeit der
BeJiandlnng der Erzeugpiiase anderer Verainsstaaten, eben so wie bei den Staatssteuern in An-
wendung kommen.
Vom Taback dürfen Abgäben für Rechnung von Kummunen oder Korporationen Überall
nicht erhoben werden.
6. Die Regierungen der Vereinsstaaten werden sich gegenseitig
a)'wa8 die hier in Rede stehenden Staatssteuern betrifft, von allen noch gültigen Gesetzen
und Verordnungen, ferner von allen in der Folge eintretenden Veränderungen, sowie von
den Gesetzen und Verordnungen über neu einzuführende Steuern,
b) hinsichtlich der Kommunal- etc. Abgaben aber darüber, in welchen Orten, von welchen
Kommunen oder Korporationen, von welchen Gegenständen, in welchem Betrage nnd anf
' welche Weise dieselben erhoben werden,
toüstiindige Mittheilnng machen.
Art. 12. tJeber die Besteuerung des im Umfange des Vereins aus Rüben bereiteten Zuckers
ist unter den kontrahirenden Theilen die anliegende besondere Uebereinkunft getroffen worden,
welche einen Bestandtheil des gegenwärtigen Vertrages bilden nnd ganz so angesehen werden
soll, als wenn sie in diesen selbst aufgenommen wäre.
x>ie kontrahirenden Theile sind femer dahin einverstanden, dass, wenn die Fabrikation von
Zucker oder Syrup aus anderen Inländischen Erzeugnissen,' als aus Rüben, z. B. aus Stärke,
im Zollvereine einen etlieblichen Umfang gewinnen sollte, diese Fabrikation ebenfalls in sämmt-
liehen Vereinsstaaten einer übereinstimmenden Besteuerung nach den für die RÜbenzuekersteu«nr
verabredeten Grundsätzen zu unterwerfen sein würde.
Art 13. Chausseegelder oder andere statt derselben bestehende Abgaben, ebenso Pflaster-,
Damm-, Brücken- und Fährgelder, oder unter welchem andern Namen dergleichen Abgaben be-
stehen, ohne Unterschied, ob die Erbebung für Rechnung des Staats oder eines Privatberech-
ligten, namentlich eines Kommune geschieht, sollen sowohl auf Chausseen, als auch auf un-
chaussirten Land- und Heerstrassen, welche die unmittelbare Verbindung zwischen den an
einander grenzenden Vereinsstaaten bilden und auf denen ein grösserer Handels- und Reisever-
kiBhr stattfindet, nur in dem Betrage beibehalten oder nen eingeführt werden können, als sie den
gewöhnlichen Herstellungs- und Unterhaltungskosten angemessen sind.
Das in dem Prenssischen Ghansseegeld-Tarife vom Jahre 1888 bestimmte Ghansseegeld soll
als der höchste Satz angesehen, und hinfüro in keinem der kontrahirenden Staaten Überschritten
werden, mit alleiniger Ausnähme des Chausaeegeldes auf solehen Chausseen, welche von Kor-
porationen Oder Privatpersonen oder anf Aktien angelegt ■ sind oder angelegt werden möehtea,
insofern dieselben nur Kebenstrassen sind oder bloss lokale Veri^indungen einzelner Ortschaften
oder Gegenden mit grosseren Stftdfen oder ini« den eigentlichen HaisptfaandelsBtrassen beaweoken.
Statt der vorstehend in Beziehnng auf die Höhe der Chausseegelder eingegangenen Verbiad-
IfobkeR. übernehmen Hannover xmd Oldenburg vor die Verpfli^tHng, ihre dermaligen Chanssee-
iieldiimato Mcht m eüOihw,
312 D^i* devtsvhe ZoUvereiiL
BmUKkUn SrUbiiiKMi T«a TlMnv«rr- «i4 Pl4iiler8«l40rB foU« «of eliMWittea ISttnasaii
da, wo sie noch bestehen, dem rorstebenden Grandsatse gemltei «afgehoben ond die Ortapflaeter
den Ghaaaaeeatrecken dergestalt eingerecbaet werden, dass dayon nur die Chaasseegelder nach
dem allgemeinen Tarife cor Erhebung kommen.
Art. U. Seine Mi^est&t der König von Hannoyer und Seine Könlgliehe Hoheit der aroas-
hersog von Oldenburg Bohliessen sich den Verabredungen an, welche swiseben den, zn dem ZoU-
nnd HandelsTereine gehörigen Regierungen wegen Herbeiftlhmngen eines gleichen Miinz-, Maass-
und Gewichtssystems getroffen worden sind, und treten insbesondere sowohl der swiadien den
gedachten Regierungen unter dem 30. Juli 1888 abgeschlossenen allgemeinen Milni-Konyention,
als auch dem unter denselben am 21. Oktober 1845 abgeschlossenen Mttnxkartel, und zwar
der ersteren mit der Erklilrung bei, den li-Thalerfüss, welcher im Königreich HannoTer und
im Herzogthum Oldenburg bereits der liandee-Mtlnzftiss iet, als solchen auch femer beibehalten
zu wollen.
Demgemfiss kommen die Stipulationen der bisherigen ZoUvereinigungs-Vertr&ge, wonach
1) der gemeinschaftliche Zolltarif in zwei Haupt-Abtheilungen nach dem 14-ThalerfiiBse und
nach dem 24Va-Guldenftisse ausgefertigt wird;
8) die SUbermttnzen der B&mmtlichen kontrahirenden Staaten — mit Ausnahme der Scheide-
mUnze — nach der durch die yorgedachte MUnz-Konyention festgestellten Gleichwerthung
yon Vier Thalem gegen Sieben Gulden bei allen ZoU-Hebestellen des Vereina angenom-
men werden; dagegen
S) hinsichtlich der Goldmünzen einer jeden Yerelns-Regiemng die Bestimmung fiberlassen
bleibt, ob und in welchem Silberwerthe dieselben bei den ZoU-Hebestellen ihres Landes
angenommen werden sollen, *'^
auch für das Königreich Hannover und das Herzogthum Oldenburg zur Anwendung.
Die Einheit fUr das gemeinschaftliche Zollgewicht bildet der Grossherzogl. Badiscbe und
Hessische Centner (50 Kilogramme) und es wird daher im gesammten Verein die Deklaration,
Verwiegüng und Verzollung der nach dem Gewichte zollpflichtigen Gegenstände ausschliesslich
nach jenem Gewichte geschehen.
Die Deklaration, Messung und Verzollung der nach dem Maasse zu yerzollenden Gegen-
stände wird in allen Theilen des Vereins so lange nach dem landesgesetzlichen MaiuBee erfol-
gen, bis man sich über ein gemeinschaftliches Maass ebenfalls yereinigt haben wird.
Uebrigens werden die kontrahirenden Regierungen ihre Sorgfklt dahin riehten, auch für das
Maass- und Gewichtssystem ihrer Länder im Allgemeinen die zur Förderung des gegeneeitigea
Verkehrs wünschenswerthe Uebereinstimmung herbei zu führen.
Art. 15. Die Wasserzölle oder auch Wegegeld-Gebühren auf Flüssen, mit Einschlnss der-
jenigen, welche das Schiffsgefl&ss treffen (Rekognitons-Gebühren), sind yon der Schifffahrt auf
solehen Flüssen, auf welche die Bestimmungen des Wiener Kongresses oder besondere Staats-
yertrfige Anwendung finden, femer gegenseitig nach jenen Bestimmungen zu entrichten, insofern
hierüber nichts Besonderes yerabredet wird.
Alle Begünstigungen, welche ein Vereinsstaat dem Schifffahrtsbetriebe seiner Unterthanen
auf den Eingangs genannten Flüssen zugestehen möchte, sollen in gleichem Maasse auch der
Schifffahrt^ der Unterthanen der anderen Vereinsstaaten zu Gute kommen.
Auf den übrigen Flüssen, bei welchen weder die Wiener Kongress-Akte noch andere Staats-
yertri^e Anwendung finden, werden die Wasserzölle nach den privativen Anordnungen der be-
treffenden Regierungen erhoben. Doch sollen auch auf diesen Flüssen die Unterthanen der
kontrahirenden Staaten und deren Waareu und Schiffsgeiässe überall gleich bebandelt werden.
Art. 16. Von dem Tage an, wo die gemeinschaftliche Zollordnung des Vereins in Vollzug
gesetzt wird, sollen im Königreich Hannover und im Herzogfhum Oldenbnrg, wie bereits in den
übrigen zum Zollvereine gehörigen Gebieten geschehen ist, alle etwa noch bestehenden Stapel-
und Umschlagsrechte aufhören, und Niemand soll zur Anbaltung, Verladung oder Lagerung
gezwungen werden können, als in den Fällen, in welchen die gemeinschaftliche Zollordnung
oder die betreffenden Schifffahrts-Reglements es zulassen oder vorschreiben.
Art. 17. Kanal-, Schleusen-, Brücken-, Fähr-, Hafen-, Waage-, Krahn- und Niederlage-
Gebühren und Leistungen für Anstalten , die zur Erleichterung des Verkehrs bestimmt sind,
^sollen nur bei Benutzung wirklich bestehender Einrichtungen erhoben, und in der Regel nicht,
'keinenfalls aber über den Betrag der gewöhnlichen Herstellnngs- und Unterhaltungskosten hinaus,
erhöhet, auch überall von den Unterthanen der anderen kontrahirenden Staaten auf völlig
gleiche Weise, wie von den eigenen Unterthanen, ingleichen ohne Rücksicht auf ^e Bestimmung
der Waaren erhoben werden.
Findet der Gebrauch einer Waage -Einrichtung nur zum Behufs der Zoll -Ermittelung oder
überhaupt einer zollamtlichen Kontrolle Statt, so tritt eine Gebühren-Erhebung nicht ein.
Art. 18. Die kontrahirenden Staaten werden gemeinschaftlich dahin wirken, dass durch
Annahme gleichförmiger Grundsätze die Gewerbsamkeit befördert, und der Befhgniss der Unter-
thanen des einen Staates, in dem anderen Arbeit und Erwerb zu suchen, möglichst freier Spiel-
raum gegeben werde.
Von den Unterthanen des einen der kontrahirenden Staaten, welche in dem Gebiete eines
anderen derselben Handel und Gewerbe treiben, oder Arbeit suchen, soll von dem Zeitpunkte
an, wo der gegenwärtige Vertrag in Kraft treten wird, keine Abgabe entrichtet werden, welcher
nicht gleichmässig die in demstiben Gewerbsverhältaisse stehenden isigei^en Unterthanen unter-
worfen sind.
Desgleichen sollen Fabrikanten und Gewerbetreibende, welche blos für das ron ihnen be-
triebene GeschiUt Ankäufe machen, oder Reisende, welche nicht Waaren selbst ^ sondern nur
Der deutsche Zollverein. 313
Ifnstar derselben bei sieli fitbren, um Beatenangen xn sneben, wenn eie die Bereehtignng ea
diesem Enrerbsbetriebe in dem V ereinsstaate , in welchem sie ibren Wohnsits beben, dnreb
Entrichtung der gesetzlichen Abgaben erworben haben, oder im Dienste solcher inländischen
Gewerbetreibenden oder Kaufleute stehen, in den anderen Staaten keine weitere Abgabe hier-
fUr zn entrichten verpflichtet sein.
Auch sollen beim Besuche der Märkte und Messen zur Ansfibnng des Handels und zum Ab-
sätze eigener Erzengnisse oder Fabrikate in jedem Yereinsstaate die Unterthanen der übrigen
kontrahirenden Staaten eben so wie die eigenen Unterthanen behandelt werden.
Art. 19. Prenssen, Hannover und Oldenburg werden gegenseitig ihre Seeschiffe und deren
Ladungen unter denselben Bedingungen und gegen dieselben Abgaben, wie die eigenen See-
schiffe zulassen und von^ diesem Grundsatze namenflich auch in Betreff der Binnenschiffahrt
oder Kabotage keine Ausnahme machen.
Ihre Seehäfen sollen dem Handel der Unterthanen jedes anderen Yereinsstaates gegen
völlig gleiche Abgaben, wie solche von den eigenen Unterthanen entrichtet werden, offen
stehen ; auch sollen die in fremden See- und anderen Handelsplätzen angestellten Konsuln eines
oder des anderen der kontrahirenden Staaten veranlasst werden, der Unterthanen de^ übrigen
kontrahirenden Staaten sich in vorkommenden Fällen möglichst mit Bath und That anzunehmen.
Art. 20. Seine Majestät der König von Hannover und Seine Königliche Hoheit der Gross-
herzog von Oldenburg treten hierdurch dem zwischen den bisherigen Vereinsgliedern zum
Schutze ihres gemeinschaftlichen Zollsystems gegen den Schleichhandel ni^d ihrer inneren Ver-
brauchs-Abgaben gegen Defiraudation unter dem 11. Mai 1833 abgeschlossenen Zollartikel für
die Dauer des gegenwärtigen Vertrages bei, und werden die betreffenden Artikel desselben
gleichzeitig mit letzterem in Ihren Landen pnbllziren lassen. Nicht minder werden auch von
eiten der übrigen Yereinsglieder die erforderlichen Anordnungen getroffen werden, damit in
den gegenseitigen Verhältnissen den Bestimmungen dieses Zollkartels Überall Anwendung ge-
geben werde.
Art. 21. Die als Folge des gegenwärtigen Vertrages eintretende Gemeinschaft der Einnahme
der kontrahirenden Staaten bezieht sich auf den Ertrag der Eingangs-, Ausgangs- und Durch-
gangs-Abgaben in den Königlich Preussischen Staaten, den Königreichen Bayern, Sachsen,
Hannover und Württemberg, dem Grossherzogthume Baden, dem Kurfürstenthume und dem
Grossherzogthume Hessen, dem Thüringischen Zoll - und Handels -Vereine, den Herzogthümem
Braunschweig, Oldenburg und Nassau und der freien Stadt Frankfurt, mit Einschluss der, den
Zollsystemen der kontrahirenden Staaten bisher schon beigetretenen Länder.
Von der Gemeinschaft sind ausgeschlossen, und bleiben, sofern nicht Separat -Verträge
zwischen einzelnen Vereinsstaaten ein Anderes bestimmen, dem privativen Genüsse der be-
treffenden Staats -Regierungen vorbehalten.
1) die Steuern, welche im Innern eines jeden Staates von inländischen Erzeugnissen erhoben
werden , einschliesslich der nach Art 11 von den vereinsländischen Erzeu^üssen der näm-
lichen Gattung ZOT Erhebung kommenden Uebergangs- Abgaben ;
2) die Wasserzölle;
8} Chaussee-Abgaben, Pflaster-, Damm-, Brücken-, Fähr-, Kanal-, Schleusen-, Hafengelder,
sowie Waage- und Niederlage - Gebühren oder gleichartige Erbebungen , wie sie aaoh
sonst genannt werden mögen;
4) die Zollstrafen und Konfiskate, welche, vorbehaltlich der Antbeile der Denunzianten
jeder Staats-Kegierung in ihrem Gebiete verbleiben.
Art. 22. In Hinsicht auf die Vertheilung der in die Gemeinschaft fallenden Abgaben ist
Folgendes verabredet worden:
Sowohl bei den Eingangs -Abgaben, als aueh bei den Ausgangs- und Durchgang -Abgaben
wird der nach Abzug
a) der Rückerstattung für unrichtige Erhebungen,
b) der auf dem Grunde besonderer gemeinschaftlicher Verabredungen erfolgten Stenerver-
gütungen und Ermässigungen verbleibende Brutto -Ertrag der Vertheilung zu Grunde
gelegt.
1. Bei den Eingangs-Abgaben bildet derjenige Theil des Brutto-Ertrages, welcher dem Ver-
hältniss der dem Vereine angehörenden Bevölkerung des Königreichs Hannover und des Herzog-
thums Oldenburg zur Gesammt-Bevölkerung des Vereins entspricht, nachdem er um drei Vier-
theile seines einfachen Betrages vermehrt worden, den Antheil des Königreichs Hannover nnd
des Herzogthums Oldenburg, der Übrige Theil den Antheil der anderen kontrahirenden Staaten
an dem Brutto - Ertrage.
Der hiemach dem Königreich Hannover und dem Herzogthum Oldenburg über das Verhält-
niss ihrer Bevölkerung hinaus zukommende Antheil am Brutto -Ertrage der Eingangs-Abgaben
soll jedoch, unter Hinzurechnung des diesen Staaten an dem Brutto-Ertrage der Rübenzucker-
steuer zugestandenen gleichen Zuschlages von drei Viertheilen, den Betrag von zwanzig Silber-
groschen für jeden ihrer, dem Vereine angehörenden Einwohner in keinem Jahre übersteigen.
Die gemeinschaftlichen Verwaltungskosten werden auf das Köniipreich Hannover und das
Herzogthum Oldenburg einerseits und auf die Übrigen kontrahirenden Staaten andererseits nach
dem yerhältniss ihrer dem Vereine angehörenden Bevölkerung vertheilt und es wird der von
jeder dieser beiden Gruppen zu tragende Antheil von dem Antheil derselben am Brutto-Ertrage
in Abzug gebracht.
20
314 Der deutsche ZoUyereln.
Der hiemM für jede dar beiden Groppen sieh erfr^bende Antheil am Netto 'Ertrage der
Eingengs-Abgaben wird zidaehen den betbeillgten Staaten naoh dem YerhJltntM ihrer, dem
Vereine angehörenden Beytfikemng vertheilt.
2. Der Bratto*£rtrag der Aus • nnd Durchgangs -Abgaben wird
a) soweit diese Abgaben bei den Hebestellen in den östlichen Provinzen des Königreichs
Preussen (also mit Ausnahme der Provinz Westfahlen und der Rheinprovinz ) , im
Königreich Sachsen, im Gebiete des Thüringischen Zoll- und Handels -Vereins und im
Herzogthum Braunschweig, mit Ausschluss der Kreis -Directions- Bezirke Holzminden
und Gannersheim, so wie des Amtes Thedingbausen , eingehen, zwischen Preussen,
Sachsen, den Staaten des Thüringischen Vereins nnd Braunschweig nach dem von ihnen
zu verabredenden TheilungsAisse vertheilt, dagegen
b) soweit dieselben bei den Hebestellen in den westliehea Provinzen des Königreieba
Preussen, den Königreichen Bayern, Hannover und Württemberg, dem Grosaherzogthnm
Baden, dem KurfUrstenthum und dem Grossherzogthum Hessen, den Kreis -Direodons-
Bezirken Holzminden und Gandersheim, sowie dem Amte Thedingshansen des Herzog-
thums Brannschwelg , den Herzogthümern Oldenburg und Nassau und der freien Stadt
Frankfurt eingehen, in der Weise vertheilt, dass derjenige Theil des Brutto -Ertrages,
▼eleher dem Verh<niss der dem Vereine angehörenden Bevölkerung des Königreidis
Hannover und des Herzogthums Oldenburg zur Gesammt-Bevölkerung der vorgenannten
Verelnstheile entspricht, nachdem er um drei Viertheile seines einfachen Betrages ver-
mehrt worden, den Antheil des Königreichs Hannover und des Herzogthums Oldenburg,
der übrige Theil den Antheil der anderen betreffenden Staaten bildet, welche Antheile
sodann zwischen den vorgenannten Staaten, nach dem Verhftltniss ihrer, dem Vereine
-' angehöftenden Bevölkerung, beziehungsweise der Bevölkerung ihrer vorgenannten Laades-
theile zur Vertheilung kommen.
S. Bei der nach den Sätzen 1. und 2. Statt findenden Vertheilung der Ein-, Ans-, und Durch-
gangs-Abgaben wird
a) die Bevölkerung des Fürstenthubis Schaumburg-Lippe und der Hannover-Brannsehwel-
gischen Kommunion-Besitznngen in die Bevölkerung des Königreichs Hannover,
b) die Bevölkerung anderer Staaten, welche durch Vertrag mit einem oder dem anderen
der kontrahirenden Staaten unter Verabredung einer von diesem jährlich für ihre An-
theile an den gemeinschaftlichen Zoll-Revenüen zu leistenden Zahlung dem Zoll-Systeme
desselben beigetreten sind, oder etwa künftig noch beitreten, werden in die Bevölkerung
desjenigen Staates eingerechnet, welcher die Zahlung leistet.
4. Der Stand der Bevölkerung in den einzelnen Vereinsstaaten wird alle drei Jahre ans-
gemittelt, und die Nachweisung derselben von den Vereinsgliedern einander gegenseitig mitge-
Üieilt werden.
5. Unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse, welche htnsichtlich des Verbranchs
an zollpflichtigen Waaren bei der freien Stadt Frankfurt obwalten, ist wegen des Anthells der-
selben an den gemeinschaftlichen Einnahmen ein besonderes Abkommen getroffen.
Art. 23. Vergünstigungen für Gewerbetreibende hinsichlich der Zoll - Entrichtung,
welche nicht in der Zoll-Gesetzgebung selbst begründet sind, fallen der Staats-Kasse deijenigen
Regierung, welche sie bewilligt hat, zur Last. Hinsichtlich der Maasgaben, unter welchen
solche Vergünstigungen zu bewilligen sind, bewendet es bei den darüber im Zollvereine bereits
bestehenden Verabredungen.
Art. 24. Denl auf Förderung freier und natürlicher Bewegung des allgemeinen Verkehrs
gerichteten Zwecke des Zollvereins gemäss, sollen besondere Zollbegünstigungen einzelner
Messplätze, namentlich Rabattprivilegien, da wo sie dermalen in den Vereinsstaaten noch be-
stehen, nicht erweitert, sondern vielmehr, unter geeigneter Berücksichtigung sowohl der Nahrungs-
Verhältnisse bisher begünstigter Messplätze, als der bisherigen Handelsbezi Anngen mit dem
Auslande, thunlichst beschränkt und ihrer baldigen gänzlichen Aafhebung antgegengefUhrt, '
neue aber ohne allseitige Zustimmung auf keinen Fall ertheilt werden.
Art. 25. Von der tariftaiässigen Abgaben-Entrichtung bleiben die Gegenstände, welche für
die Hofhaltung der hohen Souveraine und ihrer Regentenhäuser, oder für die bei ihren Höfen
akkredirten Botschafter, Gesandten, Geschäftsträger u. s. w. eingehen, nicht ausgenommen, und
wenn dafür Rückvergütungen Statt haben, so werden solche der Gemeinschaft nidit in Rechnung
gebracht.
Ebenso wenig anrechnungsfähig sind Entschädigungen, welche in einem oder dem anderen
Staate den vormals unmittelbaren Reichsständen, oder an Kommunen oder einzelne Privatbe-
reehtige für eingezogene Zollrechte oder für aufgehobene Befreiungen gezahlt werden müssen.
Dagegen bleibt es einem jeden Staate unbenommen, einzelne Gegenstände auf Freipässe
ohne Abgaben-Entrichtung ein-, aus- oder durchgehen zu lassen. Dergleichen Gegenstände
werden jedoch zollgesetzlich behandelt, und in Freireg^stem, mit denen es wie mit den ttbrigren
Zollregistem zu halten ist, notirt, und die Abgaben, welche davon zu erheben gewesen wären,
kommen bei der demnächstigen Revenuen -Ausgleichung demjenigen Theile, von welchem die
Freipässe ausgegangen sind, in Abrechnung.
Art. 26. Das Begnadignngs- und Strafverwandlnng^recht bleibt jedem der kontrahirenden
Staaten in seinem Gebiete vorbehalten. Auf Verlangen werden periodische Ueberslchten der
erfolgten Straf-Erlasse gegenseitig mitgetheilt werden.
Art. 27. Die Ernennung der Beamten und Diener bei den Lokal- und Bezirksstellen für
die Zoll-Erhebung und Aufsicht, welche nach der hierüber getroffenen besonderen Üebereinkunft
nach gleichförmigen Bestimmungen angeordnet, besetzt und instmlrt werden sollen, bleibt
sämmüichen Gliedern des Gesammtvereins innerhalb ihres Gebietes fiberlassen.
Der deutsche Zollverein. 315
Ar«. 88. Bto L^itang des DitiiBtet der Lokal- und Beslrks-Beh<Sirdeii. sowie die YoU-
ziehang der gemeinschaftlichen. ZollgeseiEe überhanpt, wird im KSnigrelch Hannover und im
Henogiliam Oldenburg einer gemeingchaftliohen Zoll-Direktion fibertragen, welche dem SlSnigl.
Hauteyersohen Finans-MiniBterium und dem Grosshersoglich Oldenborgiachen Staats-Mlnisteriom
untergeordnet ist. Die Bildung dieser Direktion und die Einrichtung ihres Qeschäftsganges
bleibt den Regierungen von Hannover und Oldenburg überlassen | der Wirkungskreis derselben
aber wird, in soweit er nicht schon durch gegenwärtigen Vertrag und die gemeinschaftlichen
ZoUgesetce bestimmt ist, gleich wie der Wirkungskreis der Übrigen im Verein bestehenden
Direktionen, durch eine gemeinschaftlich zu verabredende Instruktion bezeichnet werden.
Art 29. Die von den Zoll-Erhebungs-BehSrden nach Ablauf eines jeden Vierteljahres auf-
zustellenden Quartal -Extrakte und die nach dem Jahres- und Bttchersehlusse aufzustellenden
Final -Abschlüsse über die resp. im Laufe des Vierteljahres und wlQurend des Bechnungsjahres
fllllig gewordenen Zoll - Einnahmen werden von den Zoll - Direktionen nach vorangegangener
Prttfting in Haupt-Uebersiohten zusammengetragen, und diese an das in Berlin bestehende Central-
Bureau des Zollvereina eingesendet, zu welchem Hannover einen Beamten zu ernennen die Be-
fhgniss hat.
Auf den Q-rund Jener Uebersichten wird von dem Gentral-Bttreau von drei zu drei Monaten
die provisorische Abrechnung zwischen den vereinigten Staaten gefertigt, dieselbe den Central-
Finanzstellen der letzteren übersandt und zugleich Einleitung getrofTen, um die etwaige Minder-
Einnahme zuständigen Revenuen -Antheil durch Herauszahlung von Seiten des oder deijcnigen
Staaten, bei denen eine Mehr -Einnahme Statt gefiinden hat, auszugleichen.
DemnSchst bereitet das Gentral-Büreau auch die definitive Jalu^s -Abrechnung vor.
Art. 30. In Absicht der Erhebangs - und Verwaltungskosten kommen folgende 'Grundsfitze
In Anwendung einzelner Vereinsglieder gegen den ihnen verh<nissmässig an der Gesammt-
Einnahme :
1) Man wird , soweit nicht ausnahmsweise etwas Anderes verabredet ist, keine Gemeinschaft
dabei eintreten lassen, vielmehr fibemimmt jede Regierung alle in ihrem Gebiete vor-
kommenden Erhebungs- und Verwaltungskosten, es mögen diese durch die Einrichtung
und Unterhaltung der Haupt- und Neben - Zollämter, der inneren Steuer ämter, HaUämter
und Packhöfe, und der Zoll-Direktionen, oder durch den Unterhalt des dabei angestellten
Personals und durch die den letzteren zu bewilligenden Pensionen, oder endlich aus irgend
einem anderen Bedfirfhisse der Zollverwaltung entstehen.
2) Hinsichtlich demjenigen Theils des Bedarfs aber, welcher an den gegen das Ausland ge-
legenen Grenzen und innerhalb des dazu gehörigen Grenzbezirks ftü: die Zoll-Erbebungs-
und Aufsiohts- oder Kontrol- Behörden und ZoUsohutzwaohen erforderlich ist, würd man
sich über Panschsummen ver^nigen, welche von der jährlich aufkommenden und der Ge-
meinschaft zu berechnenden Brutto -Einnahme an Zoll- Gefällen nach der im Artikel 28
unter 1 getrofienen Vereinbarung in Abzug gebracht werden.
8) Bei dieser Ausmittelung des Bedarfs soll da, wo die Perzeption privativer Abgaben mit
der Zollerhebung verbunden ist, von den Gehalten und Amtsbedürfiiissen der Zoll -Be-
amten nur derjenige Theil in Anrechnung kommen, welcher dem Verhältnisse ihrer Ge-
schäfte ftlr den ZoUdienst zu ihren Amtsgeschäften überhaupt entspricht.
4) Man wird sieh mit der Königlich Hannoverschen und mit der GrossherzogUch Olden-
burgischen Regierung über allgemeine Normen vereinigen, um die Besoldungs -Verhält-
nisse der Beamten bei den Zoll -Erhebungs- und Aufisichts- Behörden, ingleichen bei den
Zoll-Direktionen, auch in Beziehung auf das Königreich Hannover und das Herzogthom
OldoEiburg in möglichste Üebereinstimmung zu bringen.
Art. 31. Die kontrahirenden Theile gestehen sich gegenseitig das Recht zu, dsn Haupt-
ZoU-Aemtem anderer Vereinsstaaten sowohl an den Grenzen, als im Innern (Haupt-Steuer-Aemter
mit Niederlage) Kontroleure beizuordnen, welche von allen Geschäften derselben und der Neben-
Aemter in Beziehung auf das Abfertigungs -Verfahren und die Grenzbewaohung Kenntniss zu
nehmen, und auf Einhaltung eines gesetzlichen Verfahrens, ingleichen auf die Abstellung et-
waiger Mängel einzuwirken. Übrigens sich jeder eigenen VerfUgung zu enthalten haben.
Einer näher zu verabredenden Dienstordnung bleibt es vorbehalten, ob und welchen Antheil
dieselben an den laufenden Geschäften zu nehmen haben.
Art. 38. Jedem der kontrahirenden Staaten steht das Recht zu , an die Zoll • Direktionen
der anderen Vereinsstaaten Beamte zu dem Zwecke abzuordnen, um sich von allen vorkommen-
den Verwaltungs-Geschäften, welche sich auf die durch den gegenwärtigen Vertrag eingegangene
Gemeinschaft beziehen, vollständige Kenntniss zu verschaffen. Das Geschäflsverhältnies dieser
Beamten wird durch eine besondere Instruktion näher bestimmt, als deren Grundlage die nnbe-
eehränkte Offenheit von Seiten der Verwaltung, bei weleher die Abgeordneten Aingiren, in Be-
zug auf alle Gegenstände der gemeinschaftlichen Zollverwaltung , und die Erleichterung Jedes
Mittels, durch welches sie sich die Information hierüber verschaffen können, aozvsehen ist,
während andererseits ihre Sorgfalt nicht minder aufiriohtig dahin gerichtet sein muss, etetretende
Anstände und Meinungsverschiedenheiten auf eine, dem gemeinsamen Zwecke und dem Verhält-
nisse verbündeter Staaten entsprechende Weise zu erlecUgen.
Die Ministerien oder obersten Verwaltungsstellen der sämmtlichen Vereinsstaaten werden
sich gegenseitig auf Verlangen jede gewünschte Auskunft über die gemeinschaftlichen Zoll-An-
gelegenheiten mittheilen, und insofern zu diesem Behufe zeitweise oder dauernd die Abordnung
eines höheren Beamten, oder die Beauftragung eines anderweit bei dw Regierung bsglaubigten
Bevollmächtigen beliebt würde, so ia^ demselben naeh dem oben ausgesproehenen Grundsätze
alle Gelegenheit zur vollständigen Kenntnissnahme von den VerhlUtnlsf en der gemeinschaft-
lichen Zollverwaltung bereltwfiUg an gewähren.
20*
316 D^f deutsche Zollverein.
• *
Art. 88. JlOirlich in den ersten Tagen des Jani findet zum Zwecke gemeinsamer Beralhnng
ein Znsammentritt Ton Beröllmäclitigten der Yereinsglieder Statt*
Für die formelle Leitung der Verhandlungen, wird von den Konferene-Berollmächtigten ans
ihrer Mitte ein Vorsitzender gev&hlt; welchem übrigens kein Vorzug vor den übrigen Bevoll-
mächtigten zusteht
Bei dem Schlüsse einer jeden jährlichen Versammlung wird mit Rücksicht auf die Natur
der Gegenstände, deren Verhandlung in der folgenden Konferenz zu erwarten ist, verabredet
werden, wo letztere erfolgen soll.
Art. 84. Vor die Versammlung dieser Konferenz - Bevollmächtigten gehö.t:
a) die Verhandlung über alle Beschwerden und Mängel, welche in Beziehung auf die Aus.
führung des Grundvertrages und der besonderen Uebereinkünfte, des Zollgesetzes, d^r
Zollor£iung und Tarife, in einem oder dem anderen Vereinstaate wahrgenommen, und
die nicht bereits im Laufe des Jahres in Folge der darüber zwischen den Ministerien
und obersten Verwaltungsstellen geführten Korrespondenz erledigt worden sind;
b) die definitive Abrechnung zwischen den Vereinsgliedern über die gemeinschaftliche Ein-
nahme auf dem Grunde der von den obersten Zollbehörden aufgestellten , durch das
Gentral-Büreau vorzulegenden Nachweisungen, wie solche der Zweck einer dem gemein-
samen Interesse angemessenen Prüfhng erheischt;
c) die Berathung über Wünsche und Vorschläge, welche von einzelnen Staats-Regierungen
zur Verbesserung der Verwaltung gemacht werden ;
d) die Verhandlungen über Abänderungen des Zollgesetzes, der Zollordnung, des Zolltarifi9
und der Verwaltungs - Organisation , welche von einem der kontrahirenden Staaten in
Antrag gebracht werden. Überhaupt über die zweckmässige Bntwickelung und Ausbil-
dung des gemeinsamen Handels- und Zollsystems.
Art. 35. Treten im Laufe des Jahres, ausser der gewöhnlichen Zeit der Versammlung der
Konferenz-Bevollmächtigten, ausserordentliche Ereigpiisse ein, welche unverzügliche Maasregeln
oder Verfügungen abseiten der Vereinsstaaten erheischen, so werden sich die kontrahirenden
Theüe darüber im diplomatischen Wege vereinigen, oder eine ausserordentliche Zusammen-
kunft ihrer Bevollmächtigten veranlassen.
Art. 86. Den Aufwand für die Bevollmächtigten und deren etwaige Gehülfen bestreitet
daE(jenige Glied des Gesammtvereins, welches sie absendet.
Das Kanzlei-pienstpersonale und das Lokale wird unentgeltlich von der Regierung gestellt,
in deren Gebiete der Zusammentritt der Konferenz Statt findet.
Art. 87. Eine Nachsteuer für gemeinsame Rechnung soll für die beim Anschlüsse an den
Verein im Königreich Hannover und im Herzogthume Oldenburg vorhandenen Waaren nicht
erhoben werden.
Ueber die Maassregeln, welche erforderlich sind, damit nicht die Zoll-Einkünfte des Gesammt-
vereins durch die EinMhrung und Anhäufung geringer verzollter Waarenvorräthe beeinträchtigt
werden, ist eine besondere Vereinbarung getroffen worden.
Art. 88. Für den Fall, dass andere deutsche Staaten den Wunsch zu erkennen geben
sollten, in den Zollverein aufgenommen zu werden, erklären sich die hohen Kontrahenten bereit,
diesem Wunsche, soweit es unter gehöriger Berücksichtigung der besonderen Interessen der
Vereins-Mitglteder möglich erscheint, durch deshalb abzuschliessende Verträge Folge zu geben.
Art. 89. Auch werden sie sich bemühen, durch Handelsverträge mit anderen Staaten dem
Verkehr ihrer Angehörigen jede mögliche Erleichterung und Erweiterung zu verschaffen.
Art. 40. Alles was sich auf die Detail-Ausführung der in dem gegenwärtigen Vertrage und
dessen Beilagen enthaltenen Verabredungen bezieht, soll durch gsmeinschaftliche Kommissarien
vorbereitet werden.
Art. 41. In Folge der Erneuerung der Zollvereins -Vertrage treten die daran betheiligten
Deutschen Staaten, nach stattgehabter Prüfiing, dem zwischen. Preussen und Oesterreich ab-
geschlossen Handels- und Zollvertrage vom 19. Februar 1853, nach Maassgabe des Artikels 26 des
letztgedachten Vertrages, hiermit förmlich bei, dergestalt, dass dessen sämmtliche Bestimmun-
gen auch auf die obengedachten Deutschen Staaten vom 1. Januar 1854 ab Anwendung finden
werden.
Art. 42. Sofern der gegenwärtige Vertrag nicht vor dem 1. Januar 1864 von dem einen
oder dem anderen der kontrahirenden Staaten aufgekündigt wird, so soll er auf weitere zwölf
Jahre und so fort von zwölf zu zwölf Jahren als verlängert angesehen werden.
Letztere Verabredung wird jedoch nur für den Fall getroffen , dass nicht in der Zwischen-
zeit sämmtliche Deutsche Bundesstaaten über gemeinsame Maassregeln übereinkommen, welche
den mit der Absicht des Art. 19 der Deutschen -Bundes -Akte in Uebereinstimmung stehenden
Zweck des gegenwärtigen Zollvereins vollständig erfüllen.
Gegenwärtiger Vertrag soll alsbald zur Ratifikation der hohen kontrahirenden Theile vor-
gelegt und die Auswechselung der Ratifikations - Urkunden spätestens binnen sechs Wochen in
Berlin bewirkt werden.
So geschehen Berlin, den 4. April 1853.
Von den Separat -Verträgen entspricht derjenige über die Besteuerung
des Rübenzuckers in der Hauptsache den Grundsätzen, welche wir im vorigen
Jahre in dieser Hinsicht ausgesprochen haben. Derselbe lautet:
Der deutsche Zollverein. 317
Im Zfuunmenhange mit dem heutigen, die Fortdaner and Enreiterung des Zoll- and Handels-
Vereins betreffenden Vertrage ist zwischen den betheiligten Regierungen folgende üebereinkunft
wegen der Besteuerung des Rübenzuckers getroffen worden:
Art. 1. Der im Umfange des Zollvereins ans Rüben verfertigte Zucker soll mit ein« tthw-
all gleichen Steuer belegt werden. In Absicht dieser Steuer findet ebenso, wie solches hinsicht-
lich der gemeinschaftlichen Eingangs-, Ausgangs- und DurchgangszöUe der Fall ist, eine völlig
übereinstimmende Ghesetzgebnng und Verwaltung in sämmtlichen Tereinsstaaten statt.
Neben dieser Steuer darf in keinem Falle eine weitere Abgabe von dem Rübenzucker, weder
für Rechnung des Staats, noch für Rechnung der Kommunen erhoben werden.
Art. 2. Bei Abmessung der Steuer vom Rübenzucker soll nach folgenden Qrnnda&tzen ver-
fahren werden:
a) die Steuer vom vereinslSndischen Rübenzucker soll gegen den Eingangszoll vom auslän-
dischen Zucker stets so viel niedriger gestellt werden , als nöthig ist, um der inländischen
Fabrikation einen angemessenen Schutz zu gewähren, ohne zugleich die Konkurrenz des
ausländischen Zuckers auf eine , die Einkünfte des Vereins oder das Interesse der Kon-
sumenten gefährdende Weise zu beschränken, es sollen jedoch
b) der Eingangszoll vom ausländischen Zucker und Syrup und die Steuer vom vereinsländi''
sehen Rübenzucker zusammen für den Kopf der Jeweiligen Bevölkerung des Zollvereins
jährlich mindestens eine Brutto - Einnahme gewähren, welche dem Ertrage jenes Zolles
und dieser Steuer für den Kopf der Bevölkerung im Durchschnitt der drei Jahre 18*%,
gleichkommt
Art. 3. Demgemäss soll die Steuer vom inländischen Rübenzucker von dem mit dem
1. September 1853 beginnenden Betriebsjahre an mit sechs Silbergroschen oder einundzwanzig
Kreuzern vom Zentner der zur Zuckerbereitung bestimmten rohen Rüben erhoben und dem-
nächst jedesmal nach Ablauf von zwei Betriebsjeären, unter den im Nachfolgenden angegebenen
Voraussetzungen, um einen halben Silbergroschen oder einen und dreiviertheil Krettzer erhöhet
werden.
1. In jedem der Jahre 1855, 1857, 1859, 1861 und 1868 wird
a) diejenige Summe festgestellt, welche sich ergiebt, wenn der Betrag von 5,0762 Bgt.
mit der Kopfzahl der jeweiligen Bevölkerung des Zollvereins vervielfältigt wird. Als
jeweilige Bevölkerung wird im Jahre 1865 die Bevölkerung des Jahres 1854, in jedem der
späteren Jahre der Durchnitt aus der Bevölkerungszahl der beiden Voijahre angesehen.
Das Ergebniss der regelmässigen Bevölkerungs - Aufnahme mit einer Vermehrung um
ein halbes Prozent stellt die Bevölkerung des Jahres, welches auf die Aufnahme folgt,
mit einer Vermehrung um ein und ein halbes Prozent die Bevölkerung des zweiten
Jahres, und mit einer Vermehrung um zwei und ein halbes Prozent die Bevölkerung
des Jahres dar, in welchem die neue Aufnahme Statt findet.
Zugleich wird
b) der Betrag festgestellt, welcher an Rübenzuckersteuer und Eingangs-Abgaben von an»,
ländischem Zucker und Syrup, nach Abzug der Bonifikation für ausgeführten raffinirten
Zucker aufgekommen ist, und zwar im Jahre 1855 für die zwölf Monate vom 1. April
1854 bis zum 31. März 1855, in jedem der späteren Jahre für den Durchschnitt der
zwei Jahre vom 1. April des vorletzten bis zum 31. Mäi'z des laufenden Jahres.
8. Erreicht oder übersteigt dieser Betrag (Ib.) jene Summe (1 a.), so bleibt der jeweilig be-
stehende Satz der Steuer vom inländischen Rübenzucker nir die nächsten zwei Betriebs-
jahre unverändert; ist dagegen dieser Betrag geringer, als jene Summe, so erfolgt die
Erhöhung des alsdann bestehenden Steuersatzes.
Sollten die kontrahirenden TheÜe über Aendemngen der für ausländischen Zucker gegen-
wärtig bestehenden Zollsätze, sowie des für ausländischen Syrup vereinbarten Zollsatzes, oder
über die Erhebung der Rübenz ockersteuer nach einem anderen Maassstabe, als nach dem Ge-
wichte der zur Zuckerbereitung verwendeten rohen Rüben, Übereinkommen, so werden sie sich
über eine entsprechende Aenderuug der vorstehenden Verabredungen verständigen.
Art. 4. In den Jahren 1855, 1857, 1859, 1861 und 1863 wird spätestens am 6 JuU deijenige
Steuersatz bekannt gemacht, welcher in der, mit dem 1. September des nämlichen Jahres be-
ginnenden zwe^ährigen Periode für den Genter der zur Zuckerbereitung bestimmten rohen
Buben zu entrichten ist.
Gleichzeitig mit diesem Steuersatze werden auch die Eingangs-Zollsätze für den ausländi-
schen Zucker und Syrup bekannt gemacht und in Anwendung gebracht, daher solche aus der
Reihe der übrigen, mit dem Kalenderjahr laufenden Sätze des Zolltarif ausscheiden.
Art. 5. Der Ertrag der Rübenzuckersteuer ist gemeinschaftlich und wird vom 1. Januar
1864 ab nach den nämlichen Grundsätzen unter den Vereinsstaaten getheilt, welche im Ar-
tikel 22 des im Eingange erwähnten Vertrages für die Vertheilnng der Eingangsabgaben ver-
abredet sind. ^
Art. 6. Alle durch die Zollvereinlgungs-Verträge oder in Folge derselben getroffenen Be-
stimmungen und Verabredungen über die, den Vereins-Regierungen rücksichtlich der Zollabgaben
zustehenden Theilnahme an der gemeinschaftlichen Gesetzgebung und an der Kontrole der
Verwaltung, wohin Insbesondere die Stipolationen wegen Anstellung der VeretM-BtToUrnKoh"
316 Der dentflche Zollverein.
tlgten und Statlons-Kontroleürs nnd iregen der Jftbrlleben Oeneral-KonfiBreiuBen gehOren, In-
gleichen die Yereinbarnngen in dem unter den Vereins-Regierungen abgesehlossenen Eoll-
kartel rom 11. Mai 1833, sollen auch in Beziehung auf die Bübenzuckersteuer volle Anwen-
dang finden.
Art. 7. Die Wirksamkeit dieser Ueberelnkunft beginnt mit dem 1. September 18&S.
Mit demselben Tage tritt die ueberelnkunft xwischen Preussen, Bayern, Sachsen, Württem-
berg, Baden, Knrkessen, dem QrossherEOgthum Hessen, den zum Thüringischen Zoll- nnd
Handels-Vereine verbundenen Staaten, Nasseu nnd der freien Stadt Frankfurt, wegen der Be-
steuerung des RunkelrUbenzuckers , vom 8. Mai 1841, welcher Braunschwelg durch Artikel 11
des ZollTereinigungs-Yertrages vom 19. Oktober 1841 beigetreten ist, ausser Kraft.
So geschehen Berlin, den 4. April 1853.
Ausser diesen Separat-Artikeln liegen dem Zollvereinsvertrage vom
4. April andere bei, welche im wesentlichen nur die Ausdehnung des Zoll-
vereines auch den Steuerverein und den Vollzug der Bedingungen des
Vertrages vom 7. Se{)tember 1851 zum Zwecke haben»
Entscheidender vielleicht als diese Zollvereinsyertrage ist ftir die handels-
politische Zukunft Deutschlands der Vertrag zwischen Preussen und
Oesterreich, welcher jenen vorhergegangen ist, und welchem sich die
sämmtlichen Zollvereins-Staaten angeschlossen haben. Die wichtigsten Be-
stimmungen dieses Vertrages sind Aufhebung aller Handels - Verbote im
fegenseitigen Verkehr, ausgenommen jfür Taback, Salz, Schiesspulver, Spiel-
arten und Kalender, und für solche, welche aus Gesundheitsrücksichten
oder unter ausserordentlichen Umständen bezüglich der Kriegsbedürfnisse
stattfinden — gegenseitige Verpflichtung keinen dritten Staat ffünstiger
als die Vertrags^enossen zu behandeln, ausgenommen die zollveroündeten
Staaten oder die durch Verträge bereits begünstigten anderen Staaten.
— Gegenseitige Zollfreiheit für rohe Natur-Erzeugnisse beider Gebiete und
Zollermässigum; auf die gewerblichen Erzeugnisse derselben nach einem
vereinbarten Tarif, über dessen Erweiterung im Jahre 1854 Gommissarien
berathen sollen. — Zollerhöbungen in einem Gebiete bleiben ohne Einfluss
auf den vereinbarten Tarif. — Zollermässigungen sind gegenseitig 3 Monat
vorher anzuzeigen und bleibt dem anderen Theile frei, in welcnem Falle
einen Zwischenzoll zu bestimmen oder den bestehenden zu erhöhen. — Aus-
gangs-Abgaben sind im gegenseitigen Verkehr nur auf die im Vertrag ver-
zeichneten wenigen Artikel zulässig. Auf den im Zwischenverkehr zollfreien
Waaren, welche aus dem Gebiete des einen Theiles ohne Berübrunff
zwischenliegenden Auslandes nach dem Auslande durchgeführt worden, sind
zollfrei. Ebenso im Zwischen verkehr zollfreie Waaren vom Auslande nach
einem der beiden Gebiete; im Zwischenverkehr Zollpflichtige sollen nicht
mehr als 3 ^ Silbergroschen oder 10 Kreutzer für den Zollcentner bezahlen,
Zollfrei sind im Zwischenverkehr Waaren , welche die Messen und Märkte
in beiden Gebieten beziehen^ daselbst aber unter amtlicher Kontrolle bleiben
und unverkauft zurückkehren , Vieh , welches auf Märkte geführt, wieder
zurückgebracht wird, Glocken zum Umgiessen, Wachs zum Bleichen, Seiden-
abfälle zum Hecheln, Gewebe und Garne zum Waschen, Bleichen, Walken,
Appretiren, Bedrucken und Stricken, sowie Gegenstände zum Lackiren, Be-
malen und Poliren, sonstige zur Bearbeitung, Reparatur oder ein- und
zurückgeführte Gegenstände. Waaren mit Beeleitschein sollen nicht aus-
gepackt, ein anderweitiger Verschluss nicht angelegt werden. Grenzoll-Aemter
sollen möglichst vereinigt werden, innere Abgaben sollen die Erzeugnisse des
anderen Gebietes nicht schwerer belasten als die des eigenen. Die zuermässijB;en-
'den Zwischenzollsätzen eingehenden Waaren des einen Gebietes oder die in
demselben verzollten des Auslandes, dürfen im Anderen keinerlei Abgaben
unterworfen werden, es seien denn solche Steuern» welche auf die weitere Ver-
arbeitung oder auf anderweite Bereitungen aus solohea Erzeugnissen ohne
Der deutsche Zollverein. 819
Untersehied des Ursprunges erhoben werden. Gegenseitige Verpflichtung zur
Verhütung und Bestrafung des Schleichhandels. Stapel- und Umscblaffsrechte
sind in beiden Gebieten unzulässig und vorbehaltlich ScfaiffTarths- und Gesund-
heitspolizeilicher- oder zur Sicherung der Abgaben erforderlichen Vorschriften,
darf kein Waaren flihrer gezwungen werden, an einem bestimmten Orte anzu-
halten, aus- oder einzuladen. Seeschiffe und deren Ladungen werden wie die
eigenen zugelassen. Schifffarth zwischen Seehäfen seines Gebietes kann jeder
Staat seinen Schiffen Yorbehalten, jedoch gelten die Begünstigungen, welche ein
Staat einem dritten gewährt auch für den Anderen. Successive Befrachtung
oder Entlöschung in mehrere Seehäfen des einen Gebietes ist den Schiffen
des Anderen gestattet. Bei Noth - Einlaufen werden Schifffarths- oder
Hafen-Abgaben von den Schiffen der contrahirenden Staaten nicht erhoben
von Havarie- und Strandgütern, welche in solchen Schiffen verladen waren,
soll unter Vorbehalt der Durchgangs -Abgabe bei der Wiederausfuhr zu
Lande und des etwaigen Bergelohnes eine Abgabe nur dann erhoben wer-
den, wenn dieselben m den Verbrauch übersehen. SchiffsfQhrer und Fahr-
zeuge des einen Theils sind auf den natürhchen und künstlichen Wasser-
strassen des Anderen zu denselben Abgaben wie einheimische zugelassen.
Die Benutzung der Chausseen, Kanäle, Brücken und anderer Verkehrs-
mittel und Anstalten sind in jedem Gebiete für die Angehörigen des anderen
zu gleichen Bedingungen und gleichen Gebühren, wie die einheimischen
geöffnet. Gebühren dürfen nur für wirkliche Benutzung erhoben werden
und nicht die Unterhaltungskosten und die landesübliche Verzinsune des
Anlage-Kapitals tibersteigen, vorbehaltlich der für Eisenbahn-, Brücken-,
Beleuchtungs-, und Seelootsenwesen zulässigen abweichenden Bedingungen.
Wegegelder sind auf das Maximum von einem Silbergroschen für ein Zug-
thier und eine geographische Meile, wo bisher ein höherer Satz dafür erhoben
wurde, auf diesen beschränkt. Im Verkehr über die Grenze dürfen die Ab-
gaben nicht höher sein als für den Verkehr auf dem eigenen Gebiet. Für
Durchfuhr nach einem der Vertrags-Gebiete sollen keine höheren Eisenbahn-
Frachtsätze erhoben werden dürfen als für die Transporte im inneren Verkehr.
Die Eisenbahnen sollen möglichst unmittelbar durch Schienen verbunden
werden. Güter auf verschhessbare Eisenbahnwagen durchgeführt, sollen
keiner Declaration, Abladung, Revision oder Kollo -Verschluss unterworfen
sein, wenn die Eisenbahn -Verwaltungen für das rechtzeitige Eintreffen mit
unverietztem Verschlusse haften. Unterthanen des einen Staates, welche in
dem anderen Gewerbe und Handel treiben oder Arbeit suchen , sollen dort
keinen anderen Abgaben als die Angehörigen des anderen Staates unterworfen
sein. Fabrikanten, Gewerbetreibende, welche blos für ihr Geschäft Ankäufe
machen, auch Reisende mit Mustern und Transport- Gewerbetreibende^
welche in dem einen Staat durch Entrichtung der gesetzlichen Abgaben
das Recht zu diesem Gewerbebetrieb erworben haben, sollen in dem anderen
Staate keiner weiteren Abgabe unterworfen sein. Auf Märkten und Messen
ist gleiche Behandlung für Angehörige beider Gebiete. Noch im Laufe
von 1853 soll über eine allgemeine Münz-Gonvention unterhandelt werden,
Fälschung des Geldes des einen Staates wird in dem anderen wie Fälschung
des eigenen bestraft. Die Konsuln der kontrahirenden Theile werden ver-
pflichtet, die Angehörigen Beider gleichmässig zu schützen, wo der eine
Theil keinen eigenen Konsul hat. Gegenseitig wird zugelassen, Beamte
an die Zollstation zu schicken, um von der Geschäftsbehandlung Kenntniss
zu nehmen. Gegenseitige Aufklärung über Rechnungsführung und Statistik
wird zugesichert etc. etc. Die Dauer des Vertrages ist auf 12 Jahre, vom
1. Januar 1854 bis 31. Decbr. 1865 festgestellt. Im Jahre 1860 sollen €om-
missarien zusammentreten, um eine Zoll-Einigung oder im Fall eine solche
nicht thuttlich, weitere Verkehrs-Erleichterungen zu beratJben. Der Beitritt
820 ^^f deutsche Zollverein.
bleibt den deutsdien Staaten vorbebalten, welche sich mit Preussen and den
italienisdien Staaten, welche sich mit Oesterreich Zollvereinen.
In Separat -Artikeln wurden die Bestimmungen des Vertrages ergänzt
und der Zwischenzolitarif beigefügt, von welchem hier nur erwähnt werden
mag, dass derselbe die Zollsätze jedes Zollgebietes für Erzeugnisse des
Gewerbefleisses des anderen Gebietes um 20— 70pGt. herabsetzt.
• Diese Tbatsache ist um so wichtiger, als sie nach dem Wortlaute des
Vertrages ein Schritt zur Anbahnung der „allgemeinen deutschen Zoll-
Einigung** ist, unter welcher Bezeichnung die Vereinigung des Zollvereines
und Oesterreich zu einem Zollgebiete verstanden wird. In den verschie-
denen, seit Ende 1849 von Seite Oesterreichs bezüglich der Zoll-Einigung
gemachten Vorschläge wurde als Uebergang stets ein Vertrag, wie der vor-
Begende, bezeichnet und derselbe ist daher die Erfüllung dieser Vorschläge.
Ausser den politischen Rücksichten, welche theilweise Antipathieen,
theilweise Simpathieen für den österreichischen Plan laut werden Hessen,
haben sich volkswirthschaflliche geltend gemacht von Seite einiger Fabrikanten,
welche in Deutschland die sogenannte Schutzzollpartei bilden, für den An-
schluss an Oesterreich von Seite der Nichtfabrikanten, das ist die grosse Zahl
der Freihändler gegen diesen Anschluss.
Die Schutzzollpartei geht von der Ansicht aus, dass Oesterreich bei
seinen bisherigen nandclsbeschränkenden Zollsätzen im Principe verharren
werde, und haben den Schein für sich, weil selbst die Tarifveränderung vom
Jahre 1851 nur ein Uebergang von Verboten zu Verbotzöllen war. Sie er-
wartet demnach von einem Anschluss Oesterreichs an den Zollverein die
Erhöhung der Zollsätze und hieraus den doppelten Gewinn, ihre Waaren im
Zollverein theuerer verkaufen zu können und überdiess einen neuen Ab-
satz in Oesterreich zu finden. Die Schutzzollpartei übersieht dabei zweierlei,
1) dass Oesterreich, sobald daselbst volkswirthschaftliche Ansichten zur
Geltung gelangen und mächtiger werden als die Industriellen, welche auf
den Schutzzoll spekuliren, die Eigenschaft als Agrikulturstaat und die
finanzielle Nothwendigkeit diese Eigenschaft zu erhalten, von dem Schutz-
zollsystem, weg zu einem Finanzzollsysteme hindrängen, und 2) dass die
österreichische Fabrikindustrie zum grossen Theil derjenij;en des Zollver-
eines überlegen ist, zumal ihr die Natur ein Arbeitsmaterial, welches den
Norddeutschen beinahe gänzlich abgeht, den guten Geschmack verliehen hat
Die Freihandelspartei ging von der Ansicht aus, 1) dass der Zollverein
ohne Oesterreich scnneller einem Finanzzollsysteme zuschreiten würden,
weil Oesterreich im Zollvereinsrathe aus politischen Gründen die Vorliebe für
Sdbutzzölle berücksichtigen muss, welche der Einfluss der Schutzzöllner bei
einigen süddeutschen Regierungen eingebürgert hat, 2) dass die Ablehnung
der Österreichischen Vorschläge möglicherweise den übrigen Theil des Zoll-
vereines zur Trennung von Preussen und dieses hierdurch veranlasse , in
einem norddeutschen Zollverbande mit freihändlerischen Vereinsgenossen
dem Freihandel zuzuschreiten, für die aufgegebene Stellung im Zoll -Vereine
eine solche im Welthandel zu suchen.
Wie für und gegen den Anschluss, so waren die beiden Parteien natürlich
auch für und gegen den ersten Schritt dazu, für oder gegen den Februar-
Vertrag.
Nachdem dieser erste Schritt geschehen, nachdem überdies mit Aus-
nahme der Beschränkung der Steuerbegünstigung für den Rübenzucker, von
den Zollvereinsstaaten bei der Erneuerung ihrer Verträge irgend eine Maass-
regel nicht beschlossen wurde, welche Deutschlands Gonsumenten von der
erdrückenden Last der Unterstützung der Industriellen und diese von der
Schmach befreit hätte, solches Almosen zu bedürfen und weniger fähig als
die Ausländer zu sein, bleibt vom volkswirtbschaftlichen Standpunkt nur
Der deutsche Zollverein.
321
za wünschen fibrig, dass der unvermeidliche zweite Sehritt, die voUständiffe
Zoll-Einigung mit Oesterreicb, bald stattfindet, denn es mildert ohne Zweitel
die Bescnr'änkung des Handels, wenn sie ein ffrosses Gebiet anstatt ein
kleines zuschliesst; durch die Zoll-Einigune wird wenigstens die Handels-
freiheit zwischen den Bewohnern Oesterreicns und Deutschlands gewonnen.
lieber die Grösse des Zollvereins -Verkehrs im Jahre 1851 — eine
neuere vollständige Statistik liegt noch nicht vor, fügen wir einige Tafeln
bei, auf welchen der durch die Zollämter nolirte Verkehr nach den
Grenzen, über welche er stattgefunden hat nach Werth und Menge zu-
sammengestellt ist.
Nach dieser Zusammenstellung war des Zollvereines
Werth der
auf der Einfuhr Ausfuhr Durchfuhr Zusammen
Gränze von von nach nach
Russland und Polen 17813922 7834128 6142948 31790998
Oesterreich . . . 36123097 22903965 24673343 83700405
Schweiz 28456133 18291683 8281023 55028339
Frankreich .... 6831112 4887796 1105443 12824351
Belgien 26763076 15078022 2567531 44408629
Holland 45893109 19967047 12212484 78072640
Hannover .... 36709571 28022219 14507699 79239489
Mecklenburg . . . 1908369 1370709 175942 3455020
Nordsee ..... 48443523 35667842 6804314 90915679
Ostsee . . . . . 21197216 24463719 7267253 52928188
Total Thlr. 270139128*) 178487130 83737980 532364238
Theils die geographische Lage des Zollvereines, theils die Unvoll-
ständigkeit der amtlichen Erhebungen bringt es mit sich, ,dass in dieser
Zusammenstellung nicht der Ursprung der Waaren, sondern eben nur die
Grenzen unterschieden werden konnten^ über welche sie eingegangen sind.
So ist ein Theil des Handels aller Länder in dem Verkehr über Nord- und
Ostsee eingeschlossen, der Handel mit England verschwindet gänzlich in
den Grenzen der Länder, über welche er stattgefunden, der Handel mit
Frankreich ist nur zum kleinsten Theile unmittelbar, und es erscheint z. B. in
diesem unmittelbaren Verkehr nur eine Einfuhr von 20239 Gentner Wein,
während wahrscheinlich Vo ^^^ ganzen Wein -Einfuhr des Zollvereines
(311703 Gtr.) aus Frankreich stammt.
In der Statistik der folgenden Länder finden sich folgende Zahlen für
den Verkehr mit dem Zollverein im Jahre 1851 :
Einfuhr Ausfuhr
in den Zollverein aus dem Zollverein
Frankreich Frs. 333530()O^^TElrr^8908000 Frs. 500001 90'"^'H1rrT3333304
Belgien „ 718757365 „ 31668600 « 96931584 „ 25848420
Holland Fl. 96116901 „ 54446264 Fl. 52771446 „ 29903819
Russland S. R. 8751101 „ 962621 1 S. R. 13938860 „ 15332746
Schweden R. B. Th. 1966000 ,, 1223233 R.B.Th. 1008000 „ 627200
Diese Zahlen stimmen freilich wenig mit denjenigen der Zollvereins-
Statistik, was sich aber theils daraus erklärt, dass in Letzterer der Seehandel
nicht nach Ländern ausgeschieden ist, theils dadurch, dass die Ausfuhr eines
Landes in ein anderes Jahr der Einfuhr -Statistik des anderen fallen kann,
theils endlich durch die Verschiedenheit der Werthberechnung. Nach der
*) Diese Zahl weicht von deijojiigen in der beiliegenden Tafel nm eine Kleinigkeit «b«
ireil in der letsteren ein Dmckiebler ist.
322 I>er deutsche Zollyerein.
Statistik Belgiens befindet sich unter der obigen Ziffer der Einfuhr in den
Zollverein 87463787, in der Ausfuhr 72064837 Francs Transitgut und d)enso
in der Statistik Hollands bei der Einfuhr in den Zollverein 63098445, bei
der Ausfuhr 29076784 Gulden Produkte fremder Länder.
Diese Transitgüter sind ein Theil des Handels Deutschlands mit Frank-
reich, England und über See.
Ungeachtet dieser Unvollständigkeit ist die Zusammenstellung dennoch
von hohem Interesse, theils veil sie uns den Handelswerth unserer Nachbar-
länder, sei es nun als Produktionsorte, als Absatzorte oder als Frachtgeber
für unsere Handelsstrassen zeigt, theils weil sie Vergleiche möglich macht
über die Veränderung der Richtung des Handels.
Der Summe nach war ISdl die Reihenfolge der Wichtigkeit der ein-
zelnen Grenzstrecken: Nordsee. Oesterreich, Hannover, Holland, Schweiz,
Ostsee, Belgien, Russland, Frankreich, Mecklenburg.
Für das Jahr 1845 hatte Herr Freiherr von Reden eine ähnliche Zu-
sammenstellung in der Zeitschrift des Vereines für deutsche Statistik ver-
öffentlicht. Nach dieser Zusammenstellung war im Jahre 1845
über die Grenze Einfuhr Ausfuhr Durchfuhr
Russland und Polen 13539671 5501225 6003824
Oesterreich .... 44339349 33734935 19873658
Schweiz 25653251 15211862 7805725
Frankreich .... 13974567 7268826 4114278
Belgien 24971980 11324525 545424
Holland 56356977 18889542 8165956
Hannover .... 42555611 22585470 9799819
Mecklenburg . . . 11461688 7096806 1888984
Nordsee 57872506 21291818 5122899
Ostsee 36559228 17469528 994324
Thaler 327284828 160364537 64314391
Die Summen bieten kaum einen Anhaltungspunkt zum Vergleiche, denn
Herr von Reden hat dem Zoll -Vereinshandel die amtliche Werthschätzung
zu Grunde gelegt, welche in Oesterreich zur Anwendung kömmt, während
die unsrige nach den Marktpreisen berechnet ist. In soweit stimmt jedoch
der Ueberschuss der Werthzahlen der Einfuhr von 1845 über die von 1852
mit der Veränderung des Einfuhr -Handels überein als dessen Betrag im
Jahre 1845 auch den Mengen nach, namentlich was die werth volleren Güter
anbetrifft, grösser als 1851 war.
Diese Einfuhrmengen waren nämlich nach den Zolllisten:
1845 1851
Rohmateriale Gentner 5370476 5650638
Droguen und Farbwaaren , „ 1201151 1435401
Halbfabrikate „ 1963414 1164241
Fabrikate „ 361262 339722
Verzehrungs-Gegenstände . „ 4143729 4261503
Getreide, Hülsenfrüchte und
Sämereien Scheffel 2818171 1739583
Centner 1128037 1159340
Vieh Stück 730810 594208
Brennholz Klafler 60717 48107
Anderes Brennmaterial . . Gentner 6169738 9766282
Nutzhölzer Stücke 1528752 646328
Centner 3011320 2812302
Einen sicheren Maassstab zum Vergleiche bieten dagegen die Procent-
sätze der Betheiligung der einzelnen Grenzstrecken. Diese Procentsätie sind:
Der deutsche Zollverein.
SS3
Einfuhr Ausfuhr Durchfuhr
1845 1851 1845 185t 1845 1851
Rassland und Idolen 4,14 6,59 3,43 4,38 9,33 7,32
Oesterreich . . . 13,55 13,37 21,04 12,84 30,90 29,52
Schweiz 7,84 10,54 9,50 10,25 12,13 9,87
Frankreich .... 4,27 2,53 4,53 2,74 6,44 1,32
Belgien 7,63 9,91 7,05 8,45 0,84 3,07
Holland 17,22 16,99 11,77 11,19 12,70 14,65
Hannoyer .... 13,00 13,59 14,08 16 15,23 17,40
Mecklenburg ... 3,50 0,70 4,43 0,73 2,93 0,21
Nordsee ..... 17,68 17,94 13,28 19,72 7,96 7,92
Ostsee . . . . . 11,17 7,84 10,89 13,70 1,54 8,72
Summa 100 100 100 100 100 100
Die Einfuhr, welche in diesen Tafeln in Betracht jgezogen ist, umfasst
die Gesammt- Einfuhr, also auch diejenige^ weiche nicht zum Verbrauch
gelangt ist. Als solche mag die verzollte resp. zollfreie Einfuhr gelten,
welche sich im Jahre 1851 im Vergleich zum Vorjahre wie folgt gestaltete:
TerxoUte Blnftdir.
Mass-
stab.
1851
Menge
Thlr.
Abfölle von Glas, Porcellan etc.
AlauD
Baumwolle, rohe
— Garn, auch gemischt
— Gewebe und Gewirke
Bier in Fässern
— und Essig in Flaschen . .
Blei, roh oder alt
— Waaren, grobe
— — teine
— Weiss, Chlorkalk ....
Bücher, Kalender, Landkarten etc.
Butter
Branntwein, Arrac, Rum . . .
— Franzbranntwein .
Bürstenbinderwaaren, grobe . .
— feine . ,.
Chemische Fabrikate ....
Cichorien, getrocknet ....
Eisen, roh, Bruch, Feile etc. . .
— Stab- über i ü Zoll, Quer-
schnitt, Luppeneisen, Schie-
nen, Rohstahl ....
— Stab- unter ^dFuss . .
— faconnirtes und Zaineisen
— Blech, weiss, gefirnisst,
— Waaren, gröbste Guss-
— — grobe Schmiede etc.
— — reine
Erde, Farben-Erde
Erze, Eisen, Stufen, Wasserblei etc.
Essig
Ctr.
»»
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»»
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»9
♦ ♦
•»
»♦
»»
«♦
»»
»»
♦ ♦
»»
f»
»»
f»
>t
»f
93765
6592
590809
489450
8170
8803
177
63040
910
4
1988
18552
26054
31009
3835
274
98
22580
14425
1924536
293055
10987
53865
4134
41814
26142
4926
74142
255786
1170
Werth.
Thlr.
375060
' 19776
14770225
14683500
1225500
8803
354
315200
8190
100
15904
1855200
468972
217063
38340
5480
4900
677400
. 43275
1924536
V
732637
43948
323190
41340
1*67256
182994
98520
222426
85245
2340
1850
Menge.
Thlr.
69595
3865
494298
515904
7262
8767
165
68467
1054
9
2116
16783
31382
34207
3801
247
106
21260
13661
2217726
200638
11800
64245
5912
' 32992
219951
4868
118604
690717
1215
Werth.
Thlr.
347975
13540
9885960
18723728
1089300
8767
330
342335
9486
50
21160
1670300
470730
342070
57015
4940
5300
637800
27322
2217726
601914^ ^i^ 5. r -.>V
47200
385470
70944
131928
153965
97720
355803
230272 .
2430
334
Der deutsche Zollyerein.
▼eriollte Hnflilir.
Mass-
stab.
laai
Menge.
Thlr.
Werth.
Thlr.
Menge
Thlr.
1850
"Werth.
Thlr.
Federn
Fische, gesalzene, getrocknete etc
Fische, Bäringe ....
Flachs, Werg, Hanf, Heede
Fleisch
Früchte, Südfrüchte . .
— — trockene
— Obst, gedörrtes .
Getreide, Roggen . . . . ,
— Weizen und Spelz .
— Gerste, auch gemälzte
— Hafer, Buchweizen
— Bohnen, £rbsen, Hirse
Gerbe- und F'arbestoffe , Kreuz*
beeren, Quercitron, Saflor, Waid,
Aloe, Flechten, Galläpfel, Rur-
kume, Sumach, Knoppern, Or-
seille, Persio
Gewürze, Galgant, Ingber etc. .
— Pfeffer und Piment .
— Zimmet u.Zimmetblüthe
Glas, grünes und weisses Glasge-
schirr, Fenster- u. Tafelglas
— ganz oder theilweis geschlif-
fen, gepresst etc
— Spiegel-, rohes ungeschlif-
fenes, gegossenes u, geblas.
— Spiegel, dgl. über 288 d '
— farbiges, bemaltes, vergol-
detes oder in Verbindung
mit unedelen Metallen . .
Glätte, Blei-. Silber-, Gold- . .
Gummi elastic. in urspr. Form .
Harze, alle, roh oder gereinigt .
Haare von Rindyieh
— s. Häute.
— Gewebe, Oeltücher . . .
Häute z. Lederbereit u. Pferdehaar
— Felle zu Pelzwerk . . .
— — und Haare v. Haasen
■--. Kaninchen
— halbgare y. Ziegen u.Schaaf.
Hefe (nicht Bier- u, Weinhefe)
Holz, Brenn-
— Bau-, j hartes u .
— Blöcke u. Balken ( weichesp i
— Latten, Bretter etc. )- sJ
— Eichen-, Ulmen-, Eschen-,
Ahorn-
— Buchen-, Fichten-, Tannen-,
Ctr.
Tonnen
€tr.
>»
»»
Scheflel
Cir.
)y
»»
♦ »
))
>>
26194
54818
272571
243604
4979
33600
145290
78172
957718
325771
215076
124899
116119
Stack
ctr.
»»
»»
»1
Klafter
Stuck
Sci'.-L.
203625
7739
39252
7910
3625
4529
27040
218
2119
138Ö3
3261
147413
3616
148
329869
15651
8301
2976
8659
48107
51269
595049
22839
177
44352
2619400
274090
2725710
3654060
49790
134400
1162320
390860
BT5l3r
977313
322614
187348
232238
0PJ
1221750
116085
471024
158200
36250
54348
540800
5000
105950
82818
84786
294826
14464
2960
9896070
782550
1660200
74400
' 43295
96214
410232
1785147
913560
10620
1774080
28235 2823500
46143
261300
271918
3521
139368
52741
1B10961
237134
151925
78020
71733
109921
6577
32352
8733
4749
4948
22978
128
2127
13832
5090
153571
999
114
312101
16167
8749
2971
8013
47481
38326
385167
19046
796
43026
276858
2613090
5438360
31689
1672416
421928
916441
474268
151925
78020
107600
976491
65770
300168
436650
20192
84924
575780
5456
106350
106686
183240
230356
2997
2380
7802525
808350
1749800
178260
120195
94962
306608
1155504
761840
47760
1721040
Der denlsche Zotlven
— Fassboli, Dauben, Stangen
— Waaren, grobe . . .
— Tischlerwaaren . . .
— feine und gepolsterle . .
— (te brauchte Böttcher waaren
— Fahrzeuge, Kähne etc. . .
— Farbe-, in Blöcken . . .
— — gemahlen, geraspelt
— Kork-, Pack-, Cedern-,
Büchsbaum-
— Korkstöpsel
— Borke, Gerberlohe . . .
— Kohlen
— Asche
Hopfen
Indigo
Instrumente, musikal., mechan.
rrogate
KafTc und Sur
Kakao ...
KafTee und Kakao, gebrannt, Cho-
kolade etc
Kalk und Gyps ....
Karden oder Weberdisteln
Kleider, oeue und alte . .
Konfitüren, Kuchen etc. .
Kupfer und Messing, roh .
— geschmiedet, genalzt etc.
— Kessel, Pfannen etc. .
Kurze Waaren, grobe . . .
mit edlen Metallen
Leder, lobgare Häute, Fahl- und
Sohlleder
— Handschuhled., Corduan,
auch Gummi fabrikate .
— grobe Schuh- und Satt-
lerwaare
— feine, auch Handschuh-
Leinengarn, Hand^espinnst .
— Maschinengespinnsl
— gebleicht, gef,, Zwirn
Leinvand, Pack- und Segel . .
— Zwillichu Drillichrohe
— gebleicht, gerärbt etc,
— Bänder, Batist, Tressen
23154
140770
35382
523
, 10460
6469
6862
686200
6769
31940
319400
31150
2901
58020
2230
2877
230160
' 2924
7262
43572
8306
9<J3
48150
1018
319115
638230
464294
16514
49552
16535
41054
328432
85853
9478
189560
9616
51970
51970
52559
117093
29274
202430
2463
7359
4306
17309
31 1562
13382
20967
3459555
31519
1550
155000
1176
33810
405720
33450
905447
13531705
73374G
11983
131813
10235
278
6950
225
58997
176991
75256
11309
113090
16192
90
18000
113
5755
287750
5114
87635
1402160
89226
7UU
1991192
55986
1235
39520
1136
4744
189760
3740
2295
91300
3445
960
96O0O
232
58000
197
4371
131130
3237
2031
203100
2165
1139
56950
800
634
124800
496
1S777
G57195
18769
3493S
1897280
31096
17880
804600
17285
7394
147S80
6516
25606
2043480
24433
1688
337600
1227
105
42000
135
537680
182320
52559
50607
12918
334550
4727850
U7GO0
501570
11006190
153525
4500
225763
129536
23600
355200
178520
1679580
36352
149600
344500
49250
97110
316500
40000
1954560
345M0
54000
326
.Der deutsche Zollverein.
tersoUte Unftihr.
Mass-
stab
1851
Menge
Thlr.
Thlr.
I850
Meng«
Thlr.
Werth
Thlr.
Leinwand, Zwirnspitzeo . . .
Lichte, Talg
— Stearin-
— Wachs und Wallrath
Lompen, alte Netze etc. . . .
Mehl, Nudeln u. dgl
Mennige und Smalte ....
Mineralwasser, natürliches . .
Muschel- und Schaalthiere . .
Oel, nicht besonders angeführt
— Baum- mit Terpentin-- . .
— Kokosnuss-,Palm-,Wallrath-
— Kuchen
— Drass
Papier^ ungel. grobes u. Lösch-
— - gel. u. feines ungeleimt
— Gold- und Silber- und
dergleichen Muster- . .
— Tapeten
— Arbeiten
Pelzwerk
Pottasche, Weinstein ....
Reis
Salpeter, roh oder gereinigt . .
Salz
Salz- und Schwefelsäure . . .
Sämereien, Anis und Kümmel .
— Oel , Hanf, Mohn,
Lein, Raps ....
— Klee una andere . .
Schwefel
SchiesspuWer
Schwamm, Wasch- und Feuer-
Seide, rohe ungefärbte ....
— weissgemacht, gefärbt
— gezwirnt
— Zeug und Strumpfwaare
— dergleichen gemischt . .
Seiler- Arbeiten
Seife
Soda
Spielkarten
Stearin
Steine, Bruch- und behauene .
— grobe Marmor-, feine
Schleif- und Walzsteine .
— Flinten-
— Mühl- mit eisernen Reifen
Steinwaaren aus Alabaster etc.
— Kohlen ..*....
Ctr.
n
»
f>
n
n
«I
»
n
»
n
n
n
n
n
»
n
n
n
»
n
m
ii
n
Sch.-L.
Ctr.
Stück
Ctr.
5
90
427
641
21563
3692
6759
13509
7693
51506
100537
181925
43883
3441
2397
1851
78
183
645
489
141257
389594
58290
685708
5748
1321
1116416
40336
134406
165
1945
14870
316
1368
3316
1944
2797
3679
126986
l
910
11378
2474
652
121
360
9649489
5000
1620
15371
41024
86252
36920
81108
40527
; 76930
618072
1709129
2001175
58510
3441
•23970
37020
■
3900
9150
9^750
. 97800
1^95084
1558376
1582900
fl57138
11496
10568
4465664
484032
403218
1320
389000
7435000
189609
957600
3979200
1166400
55940
29432
380958
150
25480
568900
123700
3912
2420
18000
1929898
106
378
484
8781
40751
6723
13057
5682
59054
82014
157609
46383
7879
2970
1782
73
152
453
415
150310
217626
90329
5007681
4711
481
1112946
28260
171830
93
1916
13434
309
1402
3176
2023
3547
3378
120175
243
1100
13002
2732
850
339
9019536
5000
3120
13606
29040
35124
40750
131460
39171
56820
887679
123020
1891308
92766
31516
29192
35640
3650
6080
67950
26750
1202480
1305756
451645
333844
9422
3848
9653770
205306
343660
744
574800
6717000
185400
981400
3811200
1213800
70940
18520
360525
36450
27500
65100
136600
5100
16950
1803907
Der deutsche Zollrerein.
mpf- ,
~ Schi
Talg. . .
Thee
Theer, Daggert, Pech . .
Thran
Terpentin und Terpentinöl
Töpfer-Thon lu Powellan
— Waareo, gemeine .
— - einfarbig Stein-
gut, Faven-
ird. Pfeifen ,
— - dergl. bemall,
bedruckt,
— - mitHalereioi
Tergotdet .
— alle obigen mit unedlen
Helallenzasammengeselzt
— dgl m. edlenMetatlenzi"
Viiriol, Kupfer, Eisen . . -
Vieh, Pferde, Maulesel, Esel,
Hautthiere
— Ochsen and Zuchtthiere
— Kühe
— Jungvieh
— Kälber
— Schweine, gemästete .
— - magere . -
-— Spanferkel
— Hammel
— Schaafe und Ziegen .
Wachbolderbeeren ....
Wach»
Wein und Host, auch Cider .
Wolle, rohe und gekämmte .
— Gerher-
— Garn
Wollenwaare, bedr., nngewaltte
291832
11474
31672
lOli
13250
14144
1270S»
202207
34905
483Ö&
27150
37366
7909
21863
8107
4312
22842
311348
75854
48512
53175
1267
4377480
300519
34422<
9841
3800Ö4(
31258
1590(
102
1591«
19695
U1440(
7494
296541
122228
191500
279ä4{
31695
26221
988
799
737
419
41
35460
35348
9960
24271
8303
41968
20964
1245392
178130
14553*
53348
2534
1343
6963
5»
50
IM
1393140
252255
221457
5594640
64828
166300
210t
4507780
295230
3)25800
749400
244456
1T23500
253560
49093
104884
4100
«000
1129G0
1767400
498000
485420
83230
335744
209)140
712520
5666»
160044
51650
4029
348150.
1000
11340
2018H0
328
Der deutsche Zollrerein«
▼enoDte Hnflilir.
Wollenwaare, undbedr., sewalkte
— Fussteppicbe . .
Zink, roh
— Blech und grobe Waaren
Zinkwaaren, feine auch lackirte
Zinn, roh
Zinnwaaren, grobe
— leine
Zucker, Brod-, Hut-, Gandis- .
— Roh- und Farin- . .
•— für Siedereien .
— Syrup
' Nicht bes. aufgeführte Gegenst.
Total- Werth Thaler
Mass-
stab.
Ctr.
n
n
n
f»
n
n
»
»
n
1851
Menge
Thlr.
20683
1434
1839
169
169
22911
307
33
2071
134
779476
5595
232801
Werth.
Thlr.
I
3102450
114720
• 7356
1352
8450
572775
11052
1650
. 20710
, 938
4456332
25177
9328010
185504736
iSSo
Menge.
Thlr.
17311
1062
1859
91
63
23531
138
35
2144
135
1051365
1466
101449
Werth.
Thlr.
2596650
84960
7436
910
3150
705930
5520
1750
23584
945
7359555
7330
1014490
181659164
Es geht hieraus hervor, dass dem Werthe nach die Einfuhr des Jahres 1851
die des Jahres 1850 tiberstiegen hat.
Ergänzen wir die Vorjahre nach den Berechnungen von Junghaus^ so war
verzollte Einfuhr Ausfuhr Durchfuhr
1834 105943598 143622605 44624479
1840 167778494 182959844 88093320
1845 219693099 178035650 ^ 63792118
1850 181659146 172948116 78509138
1851 185504736 178487130*) 83737980»)
Bemerkenswerth ist der Vergleich der verzollten Einfuhr und der Aus-
fuhr des Zollvereines in Manufakturwaaren. Es war nämlich
Werth der Einfuhr Ausfuhr
Baumwollengewebe .... 1225500 19241250
Bleiwaaren 8290 9678
Bücher 1855200 2434500
Bürstenbinderwaaren . . . 10380 30579
Ghemische Fabrikate . . . 677400 2408460
Eisenwaaren 448770 1917107
Glaswaaren 742348 1416920
Haargewebe 2860 23b0
Holzwaaren 699230 5894098
Instrumente 155000 917100
Kleider 18000 1267200
Kupferwaaren 189760 6911550
Kurzewaaren . ^ 245800 612272
Schuh- und Sattlerarbeiten . 171750 2060140
Leinwand ....... 2580960 15069680
Papierwaaren 170790 1289390
Pelzwerk 97800 301400
Seidene, halbseidene Zeug-
und Strumpfwaaren . . . 5145600 13262400
*) Die Zahlen der Ans- imd DdrchAihr welchen darum von ansern in No. 8 der Nachrichten
ans dem Gebiete der Staats- und Volkswirthschaft gemachten Angaben etwas ab, weil inzwischen
die vollst&ndige amtliche Statistik erschienen, ist und diese sowohl als einige an uns gelangte
Bemerkungen ^über die Preisberechnung mannigfache Berichtigung veranlasst haben.
Der deutsche ZolWerein.
329
Steingut und Porzellan . . 906640 26ßl654
Wachsleinewand 13600 228920
Wollenwaaren 3383470 16700300
Zucker, raffinirt 20710 1454630
Branntwein 255403 806568
Mehl 36920 1250060
Zusammen Thlr. 18462281 98148236
Es betrug demnach die Einfuhr von Erzeugnissen der Fabrik- und
Handwerk-Industrie 10 pGt. der gesammten Terzollten Einfuhr, die Ausfuhr
dieser Industrie aber 55 pGt der gesammten Ausfuhr.
Diese Thatsache wiaerlegt zwar nicht den Vorwurf, welchen wir einem
Theil der Fabrikanten Deutschlands stellen, dass sie des Ehrgefühls ent-
behren, welches nicht auf Unkosten anderer, sondern nur durch eiffene
Leistung erwerben will, aber sie beweist, dass von den Vorwänden, vrelche
fQr das Schutzzollsystem geltend gemacht werden, wenigstens derjenige
nicht haltbar ist, welcher den Untergang aller und jeder Industrie prophezeit,
wenn die Schutzzölle abgeschafft werden. Industrieen, welche jetzt bei der
Vcrtheuerung des Eisens und anderer Arbeitsstoffe die Konkurrenz mit dem
Auslande zu nalten vermögen, sind ohne Zweifel dann nicht sefährdet, wenn
diese Yertheuerung mit dem Schutzsysteme abgeschafft wird.
Was die Finanzen des Zollvereins anbetrifft, so ist bereits die pro-
visorische Abrechnung der Einnahmen und Ausgaben des Jahres 1852
veröffentlicht.
Nach dieser provisorischen Abrechnung waren
die Eingangsabgaben 24321157 Thlr.
andere Einnahmen 1990 «
eingezogene Registerdefekte 4783 n
24327930 Thbr.
Davon gehen ab
Vergütung auf Veranlassung der Register-
Revision 1787 Thlr.
irrthümlich erhoben 30378 ,
Vergütungen für exportirte Gegenstände 693301 „
725466 „
23602464 Thlr.
Es treten hinzu
auf Freistädte freigeschriebene Gefälle . 79536 «
Frankfurter Messrabatt 9682 »
Rabatt auf Gegenstände übersundischen
Ursprungs 80954 «
170172 ,
Gemeinschaftliche Brutto -Einnahmen . 23772636 Thlr.
Gränzbewachung und sämmtliche Auslagen • . . 2520978 „
bleiben zur gemeinschaftlichen Theilung ..... 21251658 Thlr.
hinzu Aus- und Durchgangs -Abgaben nach Abzug von
300000 Thlr. Preclipuum tür Preussen 397044 ,
21648742 Thlr.
Wir fiigen hinzu Frankfurter Antheil k 0,902200 pGt,
welcher an den Rein -Einnahmen in Abzug gebracht ist 195315 »
zusammen 21844057 TÜn
Wenn wir diese Zahl mit denjenigen der Vorjahre zusammenstellen, so
finden wir, dass das Jahr 1852 zwar noch nicht wieder die Resultate von
1842 bis incl. 1848 erreicht, aber die Jahre 1848—1851 übertroffen hat.
21
330
Der deutsche Zollverein.
In der nachfolgenden Tabelle führen wir sämmtllche Zolleinnahmen
des Zollvereins seit seinem Bestehen auf. Als jährlicher Durchschnitt er-
giebt sich für
Preussen 11069135
Bayern 3166641
Sachsen 1255869
Württemberg .... 1237164
Baden 969402
Kurhessen 498844
Hessen-Darmstadt . . 593117
Thüringen 694923
Braunschweig .... 176333
Nassau 298238
Frankiurt 181829
Luxemburg 138642
(Siehe Tabelle Seite 331)
Zu den Einnahmen des Zollvereines gehören diejenigen aus der Rüben-
Steuer. Diese betrug in dem Jahre vom 1. Septbr. 18d1 bis £nde August 1852
Betrag der
Rübenzucker-
steuer, ein-
schliesslich der
Register.
defekte nach
Abzug der
Restitutionen
Thlr.
Abzüglich der
Yerwaltungs-
kosten zu
Theilung
Thlr.
Antheil
nach dem
Bevölkerungs-
yerhältnisse
Thlr.
Bemerkungen.
Vereinsstaaten
Zahl
der
Fa-
briken
Menge der
yerarbeiteten
Runkelrüben
Ctr.
1. Preussen*) . . .
Ausserdem :
Luxemburg**) .
2. Baiern
3. Sachsen ....
4. Württemberg .
5. Baden
6. Kurf. Hessen .
7. Gr. Hessen . . .
8. Thüringen . . .
9. Braunschweig .
10. Nassau
11. Frankfurt a. M.
1621184
19692
10686
31592
70685
5866
14292
60779
3485
1518171
18465
10018
29833
68878
4360
13005
56979
3246
957032
10896
259890
108766
103663
78117
42003
49543
58272
14185
24440
16148
203
6
3
4
3
4
3
8
"l
16210599
196921
106865
315922
706853
58662
142927
607813
34850
Zusammen | 1838264 | 1722955 j 1722955 | 235 | 18381412
Es waren demnach die Einnahmen von 1851 :
von Zöllen von Rübensteucr Zusammen
Brutto 24169680 Thlr. 1838264 Thlr. 26007944 Thlr.
Netto 21844057 » 1722955 « 22567012 «
Es betrug dagegen die Brutto -Einnahme pro Kopf:
im Jahre 1834 18S5 1836 1837 1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851
SUbergr. 18,5 21,2 22,7 21,4 23,5 24 24,8 24,7 25,8 28,2 28,2 29,4 28,2 28,2 23,4 24,6 23,7 24,7
pro Kopf
26 Sgr.
22,56 n
*) NSmUch: Königreich Preussen 178 Fabriken mit 14006896 Ctr.
Herzogthum Anhalt-Bemburg ... ^ tt n 867173 „
n Göthen 9 » j, 796210 «
9 Dessan 4 „ » S70OOO ,,
Grossherzogl. s&chsisches Amt Oldisleben 1 « 9 19467 „
Fürstl. Schwarzburg -Rudolstadtsche Unter-
herrschaft 1 « « 74039 „
Fürsteuthum Lippe 1 » ,, 118X4 „
200 Fabriken mit 16210589 Ctr.
**) Rübenztiokerfkbriken sind nicht yorhanden.
Der deutsche Zollverein.
a
§
M
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r»i^c0O5a0O5^i«r*
Si/5*-«Mr*,-<OÄOacO
ODODOOCOI^COCOC^
^r^^QQO^ooo^-cogßoor-cc»— ^Oir»»0(N
cö^d5Jbi^Osr^iO^'C^o<Mcoor*r^^-r-i^
iOao<^(NiOcoQ»O^^Of*aor^coOir*»*-»OQO
g<5r^'«T^qoo»Cao>QQÄr^gOifOqOQOco
Äa0r^"^iß^O3i— ir^-ocOOeOQOOaoOico
co^^^>AifdiOOcoco<^r«r<*roiQc0iO»O!0
^ f^ööS. —
co^^co<4*^^^*oi£SiOco^con<i'Q^)Oio
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OIOd'^aDcocoaoocoiO'^xxsoiO^aOOd
. . OÄOOt^r^cOaO^ ^-<NcOCO»ftCO r»cD ^— •
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CO
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*'~QQ'^^G<iao^T»« — osocOiOioeNf^ej
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Der deutsche ZoIlTerein.
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Die Brutto -Einnahmen des Jahres 1852 waren daher um 1 Sgr. 5 Pf.
er Kopf grosser als die des Jahres 1851, während dieses um 1 Sgr. mehr als
as Jahr 1850 eintrug^.
Diese Zunahme ist wesentlich der seit 1851 erhöhten Rübenzucker-
Steuer zuzuschreiben. Diese Steuer wurde in der Gampagne Ton 1851/52,
wie wir oben gezeigt haben, in 235 Fabriken erhoben. Verglichen mit den
Vorjahren war die Production
Jahr
Ende August
1837
1838
1839
1840
1841
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
1852
Zahl
der Fabriken
122
156
159
152
141
136
98
105
98
96
107
127
144
148
184
235
Verarbeitete Rüben
Gtr.
506923
2763942
2904208
4405637
4730079
5120859
2475245
4349667
3890404
4455892
5633848
7676772
9896864
11525671
14724309
18381412
Steuer
Thlr.
4»
39147
60229
54991
165765
194520
222755
281692
383839
494843
576288
1476845
1828990.
Diese Statistik bietet sonderbare Erscheinungen, wenn man dabei die
Steuer-Verhältnisse berücksichtigt.
Es war nämlich
Btener per Gtr. Zncker
frei
10 Sgr.
IThlr.
2 „
die Zahl der Fabriken ea verarbeitete Jede
im Jahre 1840 152 28980 Gtr. Rüben.
1844 105 41425 „
1849 144 68730
1852 235 78219
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99
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Mit der Steuer stieg also die Ausdehnung der eiozeluen Fabriken. Eine
Fabrik verarbeitet heuzutage nahezu dreimal soviel als vor 10 Jahren. Mit
der Steuer stieg aber auch die Zahl der Fabriken, denn hatte dieselbe auch
von 1840 auf 1844 abgenommen, so hob sie sich seitdem doch wieder Über
die frühere Zahl.
Wie wir oben gesehen, ist die Steuer auf Runkelrüben nun abermals
verdoppelt, und angeblich auf 4 Thlr. vom Gtr. Zucker, k 20 Gtr. Rüben,
d. h. auf 6 Sgr. vom Gtr. Rüben erhöht worden. Da der Gentner Zucker
kaum mehr als 14 Gtr. Rüben braucht, so ist die Steuer von 6 Sgr. nur
mit 2 Thlr. 24 Sgr. für den Gentner Rohzucker anzuschlagen. Der auslän-
dische Rohzucker zahlt 5 Thlr. Eingangssteuer fUr Siedereien und 8 Thlr.
für den Verbrauch. Die Rübenzucker -Fabrikanten gemessen daher nach
der erhöhten Abgabe noch einen bedeutenden Steuernachlass.
Dieser Vortheil für die Industriellen, die grossen technischen Fort-
schritte der Rübenzucker-Industrie und die bisherigen Erfahrungen, lassen
daher eine weitere Vermehrung derselben vorhersehen.
Wie aus der Liste der verzollten Einfuhr hervorgeht, hat diejenige des
Rübenzuckers im Jahre 1851 nur 779476 Gtr. gegen 1051365 des Jahres 1850
betragen. Diese Einfuhr ist im Jahre 1852 zwar etwas {gestiegen, aber soviel
bekannt, wenn auch noch nicht oflßciell bestätigt, uicht im Verhältniss zu der
vermehrten, durch Ausfuhrprämie forcirten Ausfuhr von raffinirtem Zucker.
Der deutsche Zollyerein.
333
lieber den Zollvereins -Verkehr im Jahre 1852 ist bis jetst noch nichts
▼eröffentlicht als die nachfolgende Statistik einzelner Artikel :
1M2 1851
I. Zum Eingange verzollte oder zollfrei 7^1, r> ^«^
eingegangene Waaren. ZoU-Centner
Rohe Baumwolle 668344 590800
Baumwollengarn, ungebleichtes ein- und zweidrähti-
^ges und Watten, desgl. zu Zetteln angelegtes etc. 464206 486306
Desgl. drei- und mehrdrähtiges ete 3207 3052
Baumwollen -Waaren 7560 8151
Mennige etc., ungereinigte u. gereinigte Soda, Kupfer-
Vitriol etc 143432 140340
Roheisen aller Art etc 1114782 1007753
Desgl. aus Belgien 729407 016783
Geschmiedetes etc. Eisen in Stäben etc., Luppeneisen,
Eisenbahnschienen etc 379726 270174
Desgl. aus Hannover etc 135 238
Desgl. aus Belgien ' 6835 11040
Geschmiedetes und gewalztes Eisen etc 0875 10057
Desgl. aus Hannover etc 15 —
Faconnirtes Eisen in Stäben etc 36371 53406
Weissblech, gefimisstes Eisenblech etc 3150 41SB2
Eisenwaaren, ganz grobe Gusswaaren in Oefen,
Platten etc 63202 40507
Dergl. aus Hannover etc 470 778
Dergl. grobe, die aus geschmiedetem Eisen etc. ge-
fertigt sind etc 30084 25544
Dergl. aus Hannover etc 271 372
Dergl. feine, aus feinem Eisenguss, feinem polirtem
Eisen etc ' 5065 4806
Flachs, Werg, Hanf, Heede 275107 243604
i Maschinengespinnst 34041 34032
Rohes Leinengarn < Handgespiiinst 3808 3228
( Dergl. aus Hannover 15525 1554^
Leinengarn, gebleichtes etc., gebüktes etc und ge-
färbtes Garn 14107 8505
Zwirn 9091 0375
Graue Packleinwand 2033 1837
Dergl. aus Hannover 3741 3823
Segeltuch 1203 1145
Dergl. aus Hannover 838 588
Rohe Leinwand, roher Zwillich und Drillich . . . 2300 2542
Dergl. aus Hannover 3633 6023
Gebleichte, gefärbte etc. Leinwand etc 842 720 /
Branntwein aller Art, Arrac etc 20714 30302
Franzbranntwein 4033 3810
Wein und Most 203407 203453
Desgl. aus der'TSchweiz — 12600
Butter . ; 38511 21363
Dergl. ausjtannover 3261 2011
Dergl. aus B!)hmen 4068 --
Südfrüchte, trockene, als : Datteln, Feigen, Kastanien etc. 164700 145SS4
Gewürze, als: Galganty Ingwer^ etc. Iteffer, Zimmt etc. 51116 54881
334
Der deutsche Zollyerein.
Tonnen
Heringe 266035 272571
Zoll -Gentner
Kaffee, roher und Kaffee-Surrogate 944715 905179
Kakao in Bohnen und Kakaoschaalen 14531 11983
{ 1. geschälter - 94719
Reis . . < 591096 204116
{ 2. ungeschälter 124 108
Syrup 20476 5595
Unbearbeitete Tabacksblätter und Stengel 335491 291505
Dergl. aus Hannover etc 213 377
Ranchtaback in Rollen etc., geschnitten etc 11575 11462
Cigarren 17906 31613
Scnnupftabaek 73 106
Brod- und Hut-, Candis- etc. Zucker 1315 1457
Rohzucker und Farin 134 134
Rohzucker für vereinsländische Siedereien .... 801727 779476
Oel in Fässern 74765 51427
Seidene Zeug- etc. Waaren etc 3371 3316
Halbseidene- etc. Waaren etc 1972 1944
Talg (eingeschmolzenes Thierfett) 29235 13259
Stearin 1139 910
Schaafwolle, rohe und gekämmte 169434 176873
Wollenes Garn, weisses, drei- oder mehrfach ge-
zwirntes etc. 11060 11660
Bedruckte wollene Waaren aller Art etc 1871 1663
Gewalkte unbedruckte Tuch-, Zeug- u. Filzwaaren etc. 18089 19655
Einfaches und doublirtes etc. Wollengarn .... 59080 58273
Rohe Seide 16870 14870
Thran 141354 202207
II. Ausgang einiger Rohstoffe.
Rohe Baumwolle 200888 143056
Flachs, Werg, Hanf, Heede 126838 ^ 161176
Schaafwolle, rohe und gekämmte 35524 53813
Desgl. zu 1 Thlr. Ausgangszoll nach Belgien . . . 24789 18570
Rohe Seide 1231 735
Die am 2. December, in allen Zollvcreinsstaaten vorgenommene Zählung
hat in mancher Hinsicht überrascht. In mehreren Staaten hat sich eine
bedeutende Verminderung der Einwohnerzahl herausgestellt, was bei dem
festgestellten Ueberschuss der Geburten über die Todesfälle nur eine Folge
der Auswanderung sein kann. In Preussen vermuthet man in einzelnen
Gegenden einen Irrthum in der Zählung, und ist daher deren Resultat bei
Schluss dieses Aufsatzes noch nicht ermittelt. Wir lassen die Zählung und
ihren Vergleich mit den Vorjahren hier folgen:
Deutscher ZoIlTerein.
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Die deutschen Messen.
Die amtlichen Berichte über die deutschen Messen des Jahres 1851 sagen :
A. Frankfurt a./0.
L Reminiscere-Messe.
Im allgemeinen ist diese Messe als eine sute zu bezeichnen.
An Messfremden hatten sich überhaupt 8d44 Personen, d02 mehr als in
der Remiscere- Messe 1850 eingefunden, und war die Zahl der Einkäufer
nnd Verkäufer sich sleich. Aus Preussen waren 7631, aus den Zollvereins-
Staaten 1021, aus den übrigen deutschen Ländern 215 und aus nicht zu
Deutschland gehörigen Staaten 77 Messfremde zugegen.
An ausländischen Waaren waren eingegangen
in der Reminiscere-Messe 1851 3406 Ctr.
« « « n 1850 3433 ,
1851 also weniger 27 „
An yereinsländischen Waaren wurden einsreführt
in der Reminiscere-Messe 18al 84024 Ctr.
n 1850 71357 ,
1851 also mehr 12667 »
Der bedeutende Absatz ausländischer Waaren hat in wollenen (be-
druckten und glatten) Waaren stattgefunden, deren Umsatz von Jahr zu
Jahr im Steigen begriffen, obgleich auch in yereinsländischen Erzeugnissen
dieser Art ein sehr lebhafter Verkehr stattgefunden hat Von Tuchen
wurde in den geringeren Arten viel umgesetzt, für die feineren Sorten war
die Nachfrage seringer und zu gedrückten Preisen.
Der Handel mit ausländischen baumwollenen Waaren war im Vergleich
mit dem Umsatz in yereinsländischen Waaren dieser Art nicht erheblich,
und betrifft derselbe überhaupt auch nur die leicht ins Gewicht fallenden
Stoffe und Modesachen, wie gestickte Gardinen, Tüll, einige feine schweizer
Kattune etc. Dagegen war der Umsatz in yereinsländischen baumwollenen
Fabrikaten, namentlich in bedruckten Kattunen sächsischen fiosenzeugen und
Die deutschen Messen. 337
Strampfwaaren sehr beträchtlich. Der Absatz in schlesischen Fatterkattnnen
war dagegen nur schwach. In ausländischen seidenen Waaren war der
Umsatz nicht unbeträchtlich, dagegen war das Geschäft in vereinsländischen
seidenen Waaren bedrängt.
Leinene Waaren fanden recht guten Absatz und zu angemessenen
Preisen. Ebenso war der Absatz in Glaswaaren, Steingut, firandsohlleder,
loh- und weissj^aren Schaaffellen, gewöhnlichen Schunmacherwaaren und
Sattlerwaaren ein guter zu nennen, mr kurze Waaren fehlte die Nachfrage
fast gänzlich. In den besseren Porzellanen waren die Geschäfte nicht zu
rühmen und ebenso waren die Handschuhmacher- und die anderen feinen
Lederwaaren wenig gesucht. Fast sämmtliche Rohprodukte, als Häute, Felle,
Rauchwaaren, Hirschgeweihe, Pferde- und Kunhaare, Schweineborsten,
Federn, Daunen, Honig und Wachs sind dagegen schnell und zu guten
^Reisen verkauft.
Der ganze Vorrath an roher Schaafwolle ist bis auf einige hundert
Centner verkauft, jedoch standen die Preise gegen das Vorjahr um 5-*6 Thlr.
für den Gentner niedriger.
U. Margarethen-Messe.
Der Handelsverkehr auf dieser Messe war nur gering und die Klage
über Mangel an Geschäften allgemein. Die Zahl der Messfremden war mit
8978 Personen um 1309 Personen geringer wie im vorigen Jahre und zwar
waren 515 Verkäufer und 927 Rinkäufer weniger anj^ekommen. An aus-
ländischen Waaren wurden 396 Gtr. weniger, an veremsländischen Waaren
dagegen über 6000 Gtr. mehr als in der gleichnamigen vorjährigen Messe
zugeführt.
In baumwollenen Waaren, vereinsländischen sowohl als ausländischen
Fabrikaten jeder Gattung, blieb der Vei'kauf weit hinter der gehegten Er-
wartung zurück. Selbst die feineren fiaumwolleu- Waaren aus der Schweiz,
als weisse, glatte, brocbirte Gaze und Mull in Stücken, und ab^epassten
Kleidern etc. fanden weni^ Begehr. In Posamentir- Waaren, veremsländi-
schen sowohl wie französischen, als Gimpen, Litzen, Schnüren, Borten,
Franzen, besponnenen Knöpfen etc. war der Absatz mittelmässig.
In vereinsländischen Tuchen und Tuch-Wmren, von denen nicht un-
bedeutende Vorrälhe am Platze waren, war der Absatz befriedigend, da-
gegen gemusterte und ungemusterte Gamclots; Mousseline de laine, andere
Jeiderstofie und Tücher sich nur eines geringen Absatzes zu erfreuen
hatten.
Nach ausländischen wollenen Waaren, als Gamelots, Thibets, Listres,
Dammaste Lastings etc., Westen und Hosenzeuge war ebenfalls wenig
Begehr. In Seiden -Waaren aller Gattungen, sowohl vereinsländischen
Fabrikaten als französischen, schweizer und englischen Fabrikaten war der
Verkehr schlecht.
In rohen Häuten, Pferde- und Kuhhaaren, Schweineborsten., Federn
und Daunen, Federposen, Honig, Wachs, fertigem Leder, groben Schuh-
macher und Sattler- Waaren und feinen Leder-Waaren fand ein reger Um-
satz statt, wogegen die Geschäfte in Porcellan, Glas und Glas -Waaren,
Parfümerlen, Eisen- und kurzen Waaren nicht befriedigten.
Von roher Schaafwolle sind ungefähr 10000 Gtr. am Platze gewesen,
wovon gegen 9000 Gtr. verkauft worden sind, und zwar feine Wolle von
60 bis 72Thlrn., mittelfeine 48 bis 58 Thlrn. ordinaire 38 bis 45 Thlrn,
Gerber- und Schnittwolle 38 bis 55 Thlr., Zackelwolle, die sehr gefragt
war, 23 bis 24 Thaler und schwarze Wolle 20 Tbaler.
\
388 ^^^ deutschen Messen.
III. Martini-Messe.
Diese Messe kann in Betreff ihres Absatzes nur als eine geringe Mittel*
messe bezeichnet werden, indem es im Allgemeinen nicht nnr an Rauflust,
sondern im Besonderen auch an den grossen Einkäufern aus Polen und
Preussen fehlte. Messfremde sind 8268, mithin 221 Personen weniger als
in der Yonährigen Martinimesse anwesend gewesen, darunter 4012 Ver-
käufer uno 4256 Einkäufer. Aus dem östlichen Gebiete Preussens waren
gekommen 7177, aus dem westlichen 106, aus den übrigen Zollvereins-
laaten 766, aus anderen deutschen Ländern 159, und aus fremdherrlichen
Staaten 60 Personen.
An ausländischen Waaren kamen 384 Ctr. weniger als in der vorjährigen
Martini-Messe an den Platz. Wollene und halbwollene Zeuge, namentnch
solche Arten, die das Bedürfniss unumgänglich erheischt, fingen ziemlich;
baumwollene Waaren dagegen schlecht. Von englischem Strickgarne wurden
zwei Drittheile abgesetzt. Ausländische Posamentir^-Waaren fanden wenig
Beachtung und ebenso die seidenen Waaren.
Anlangend den Verkehr mit vereinsländischen Waaren, so gingen wol-
lene Tuche mit geringer Ausnahme schlecht. Auch in Betreff der baum-
wollenen Waaren aller Gattungen, der seidenen Waaren und der Parfüme-
rien ist Gleiches zu bemerken, wo hingegen Leinewand, Leder und kurze
Waaren ziemlichen Absatz fanden. Grobe Schuhmacher- Waaren, Porzellan,
Glas- und Eisen- Waaren, von diesen namentlich die Gegenstände des täg-
lichen Gebrauchs, erfreuten sich eines befriedigenden Absatzes.
Felle, Häute, Haare, Schweineborsten, Federn, Daunen und Federposen,
wurden theils ganz, theils zur Hälfte verkauft, jedoch zu schlechten. Wachs
und Honig dagegen zu angemessenen Preisen.
Von der an den Platz gebrachten rohen Schaafwolle ist ungefähr die
Hälfte verkauft, das Geschalt war fndessen sehr träge und die Preise in
Folge der schlechten Tuchmesse gedrückt.
B. Naumburg a. d. S.
Petri-Paul -Messe.
Die Messe ist zur Zeit zu einem Jahrmarkt herabgesunken und sind
über den diesfälligen sehr unbedeutenden Handelsverkehr keine besonderen
Bemerkungen zu machen.
C. Leipzig.
L Neujahr-Messe.
Obgleich im Hinblick auf die dermaligen politischen Zustände Deutsch-
lands für die Neujahr-Messe kein günstiges Resultat zu erwarten stand, so
blieb dasselbe doch noch hinter den bescheidensten Ansprüchen zurück.
Eine grosse Geschäftsstille machte sich fast in allen Artikeln bemerkbar,
und war auch das In- und Ausland, ersteres schwach, letzeres durch Ein-
käufer aus der Moldau und Wallachei, die sonst der Neujahrmesse den Aus-
schlag zu geben pflegen, zwar einigermaassen vertreten, so waren doch
deren Einkäufe gering und schnell beendigt, und so stand denn diese
Neujahr-Messe der vorigen bedeutend nach.
Denn während im Vorjahre überhaupt 3260 Gentner, darunter 2158 Ctr.
baumwollene und 696 Ctr. wollene Waaren nach dem Auslande abgemeldet
worden waren, so wurden diesmal nur 1767 Ctr., davon 1023 Ctr. bäum-
Die deutschen Messen. 339
wollene und 348 Ctr. wollene Waaren, mithin 1493 Gtr. wenimr dahin aus-
geführt, und ebenso verhielt es sich mit dem Absatz ausländischer Waaren
nach den Yereinslanden, Dieser betrug im vorigen Jahre 223 Gtr. überhaupt,
in dieser Messe dagegen nur 166 Gtr., wodurch denn auch die Eingänge-
Abgaben von 5865 Thalern auf 4360 Thaler herabgegangen sind und ein
Minus von 1505 Thalern ergeben haben.
Die Einfuhr vereinslänoischer Waaren betrug diesmal 62533 Gtr., wäh-
rend im Vorjahre nur 59581 Gtr. eingebracht worden sind.
IL Oster-Messe.
So vielfache Klagen auch über diese Messe vernommen wurden, so kann
ihr doch im Allgemeinen das Prädikat einer leidlichen Mittelmesse beigelegt
werden, und wahrscheinlich würde das Resultat derselben ein günstigeres
gewesen sein, wenn die Messe nicht so spät gefallen und dadurch so manches
Bedürfniss schon früher befriedigt worden wäre, dessen ungeachtet waren
die Einkäufe der vereinsländischen Kundschaft immer noch von Belang, und
wäre das Ausland nicht abermals zurückgeblieben ^ der Ausfall der Messe
würde ein besserer gewesen sein.
Die Ausfuhr nach dem Auslande, welche voriges Jahr 5148 Gtr., und
zwar 2665 Gtr. baumwollene, 982 Gtr. wollene, 578 Gtr. seidene und halb-
seidene, und 913 Gtr. kurze und andere Waaren betrug, erreichte diesmal
nur die Höhe von 4786 Gtr., als; 2545 Gtr. baumwollene, 1072 Gtr. wollene,
425 Gtr. seidene und halbseidene, und 744 Gtr. kurz und andere Waaren,
und blieb mithin um 362 Gtr. zurück, dagegen war der Absatz nach den
Vereinslanden umfänglicher, denn es kamen im vorigen Jahre während der
Ostermesse und der halbjährigen Gontoperiode 1423 Gtr. baumwollene, 2474
Gtr. wollene, 746 Gtr. seidene und halbseidene und 2408 Gtr. kurze und
andere Waaren, überhaupt 7214 Gtr. und dieses Jahr, während desselben
Zeitraums, 1664 Gtr. baumwollene, 2908 Gtr. wollene, 807 Gtr. seidene und
halbseidene und 2458 Gtr. kurze und andere Waaren, überhaupt 7837 Gtr.,
daher 623 Gtr. mehr zur Versteuerung, wodurch denn auch die Eingangs-
Abgaben von 238869 Thalern auf 269422 Thaler sich gehoben hatten.
An vereinsländischen Waaren gingen überhaupt 132117 Gtr, — gegen
voriges Jahr 12414 Gtr. mehr — ein,
III. Michaelis-Messe.
Die von dieser Messe gehegten günstigen Aussichten wollten sich im
Verlauf derselben nicht realisiren; denn wenn es auch nicht an Einkäufern
aus den verschiedenen Ländern fehlte und der Absatz im Allgemeinen ziem-
lich von Belang war, so blieben dessenungeachtet die vorhandenen Lager
fast in allen Branchen ziemlich überfüllt, weil diese durch neue Zufuhren
und in Folge des schlechten SommergeschäfLs bedeutend gewachsen waren
und der Bedarf mit diesen keinesweges in Einklang stand, denn es wurden
allein an vereinsländischen Waaren, deren Eingang im Vorjahr 132241 Gtr.
betrug, 143377 Gtr. eingeführt und an ausländischen Waaren, deren Be-
stände der laufenden Gonten jedoch nicht angegeben werden können, da
sie rechnungsmässig nicht vorliegen, jedenfalls aber als bedeutend anzuneh-
men sind, waren 11500 Gtr., gegen 10979 Ctr. des Vorjahrs 521 Gtr. mehr,
eingebracht worden.
Soviel nun die Ausfuhr ausländischer Waaren nach dem Auslande an-
langt, so wurden geeen im Vorjahre ausgegangenen 5125 Gtr. dieses Jahr
nur 4614 Gtr., folglicn über 500 Gtr., und aarunter gegen 300 Gtr. baum-
wollene, und 100 Ctr. wollene Waaren weniger abgemeldet, wogegen sich
340 I^i® deutschen Messen.
aber der Absatz nacli den Vereinslanden wiederum günstiger gestaltete,
indem gegen yoriges Jahr, wo 6539 Gtr. versteuert wurden, während der
Micbaelts - Messe und der halbjährigen Gonto-Periode, diesmal 6704 Gtr.«
darunter 1311 Gtr. baumwollene, nnd 2470 Gtr. wollene Waaren, daher 165
Gtr. mehr zur Versteurung gelansten, wodurch denn auch die Eingangs-
Abgaben gegen das Vorjahr ein Mehr ?on 9085 Thalern ergeben haben.
D.
I. Die Licht-Messe
des Jahres 1851 ist zwar hinsichtlich des Umfangs der Einfuhr und des Ab-
satzes nicht ganz so gut ausgefallen, wie die des Jahres 1850, jedoch war
dieselbe fiir die jetzigen ungünstigen Handelsconjuncturen noch zufrieden-
stellend, und kann für eine gute Mittelmesse erklart werden. Der Handel
in mittleren und ordinären WoUenwaaren, sowie in Leder, war wieder sehr
belebt, ?on gerinfferer Bedeutung war dagegen der Handel mit baumwollenen,
seidenen und halbseidenen Waaren und mit feineren WoUenwaaren.
Der Absatz der übrigen Messartikel ist ziemlich gleich mit dem des
Vorjahrs geblieben.
Der Handel mit contirten ausländischen Gegenständen ist zwar in Hin-
sicht auf Einfuhr grösser gewesen, in Bezug auf Abschreibung dagegen zu-
rückgegangen.
Die Zahl der eingetroffenen Messfremden wird auf 1125 Verkäufer und
803 Einkäufer (solche, welche hier übernachtet haben) angegeben. Hierbei
ist jedoch zu bemerken, dass bei der Leichtigkeit der Eisenbahnyerbinduuffen
die grosse Mehrzahl der Einkäufer mit den Abendfahrten zurückkehrt (selbst
bis Hannover) und sich nur am Tage aufhält. Mehrere bedeutende Einkäufer
aus der reichen Eibgegend sollen diesmal der österreichischen Einquartirung
und der Durchmärsche wegen zurückgeblieben sein.
Die Anzahl der Mess-Conten betrug diesmal 36, also 4 weniger, als im
Vorjahre. Die Anschreibung betrug circa 83 Gtr. mehr als 1850, die Ab-
schreibung durch Versteuerung circa 24 Gtr. weniger und durch Verkauls-
ausführune ebenfalls circa 44 Gtr. weniger als im Vorjahre.
An zollvereinsländischen Waaren sind in dieser Messe 1310 Gtr. weni-
ger eingegangen und wurden von den eingeführten Mengen mehr als zwei
»rittheile verkauft. Insbesondere ist der Handel mit mitteren und ordinairen
Tuchen und mit Leder zufriedenstellend gewesen.
n. Die Laurentius-Messe
des Jahres 1851 ist im Allgemeinen eine ziemlich {;ute Mittelmesse zu nennen,
indem der Handel mit ausländischen, sowie mit zollvereinsländischen Ar-
tikeln bedeutend besser als in der Laurentius-Messe des Vorjahrs war.
Von ausländischen condirten Waaren sind zwar circa 105 Gtr. weniger
eingegangen, aber dagegen 85 Gtr. mehr versteuert, und circa 83 Gtr. mehr
in das Ausland verkauft.
Das Geschäft mit den im freien Verkehr bcGndlichen Waaren hat sich
gegen die vorjährige Laurentius-Messe gehoben, denn es sind 1145 Gtr. nicht
allein mehr emgeganffen, sondern es sind auch 4486 Gtr. mehr verkauft.
Die Anzahl der Verkäufer ist etwas geringer, dagegen die der Ein-
käufer bedeutend grösser wie auf der vorjährigen Laurentius-Messe gewesen.
Die deatschen Messen. 341
E. Frankfurt a/M.
I. Frühjahrs-Messe.
Die in der Frähjahrs-Messperiode 1851 sowohl für fremde Messrerkänfer
als auch fUr einheimische Grosshandlungen eingegangenen Fabrik- und
Manufakturwaaren vereinsländischen Ursprungs oder überhaupt im freien
Verkehr begriffen, haben sich auf 48927 Ctr. belaufen.
In der Frühjahrs-Messperiode 18Ö0 betrug die gleiche Zufuhr 45664 Ctr.
und in der Frühjahrs-Messperiode 1849 berecnnete sie sich auf 48345 Ctr.
Für den Gross- und Messhandel in ausländischen Fabrik- und Manu-
facturwaaren, einschliesslich der Halbfabrikate, sind in derselben Messperiode
überhaupt 18065 Ctr. Netto eingebracht worden. Davon sind gekommen 2486
Ctr. auf Rechnung des Grosshandels mit fortlaufender Contirung, 573 Ctr.
sind für Fabrikanten und Grosshändler auf Messconto in Anschreibnng ge-
langt und 15006 Ctr. gelangten sofort beim Eingange in Frankfurt zur Ver-
zollung.
In den correspondirenden Messen der beiden Vorjahre betrug der Ein-
gang ausländischer Fabrik- und Manufacturwaaren, und zwar
in der Frühjahrs-Messe 1850 14227 Ctr.
^ 1849 13449 „
Die Zahl der Fieranten dieser Messe wurde überhaupt zu 1040 ermittelt,
von denen 933 auf die Zollvereins-Staaten und 107 auf das Zollvereins-
Ausland gekommen sind.
IL Herbst-Messe.
In der Herbst-Messperiode 1851 sind für Verkäufer aus den Zollvereins-
staaten und für einheimische Handlungen an vereinsländischen oder sonst
im freien Verkehre beßndlich gewesenen Fabrik- und Manufacturwaaren
überhaupt 47496 Ctr. eingebracht worden. Davon sind gekommen 28564 Ctr.
auf die Fieranten und 18931 Ctr. auf die einheimischen Handlungen.
Zur Herbstmesse 1850 belief sich das Total dieser Zufuhr auf 48546 Ctr.
und für die Herbst-Messperiode 1849 auf 47695 Ctr.
In dem Messverkehr mit ausländischen Fabrik- und Manufacturwaaren
und Halbfabrikaten bewegten sich überhaupt 13384 Ctr. Netto , nämlich:
2856 Ctr. von Grosshändlern mit fortlaufender Contirung eingeführt; 374
Ctr. auf Mess-Conto angeschrieben und 10154 Ctr. sofort oeim Eingange in
Frankfurt a/^. verzollt
Zu den Herbst-Messen der beiden Vorjahre 1850 und 1849 betrug die
hier einschlägige Gütermenge und zwar:
in der Herbstmesse 1850 15689 Centner
1849 10556 „
Die Zahl der Fieranten in dieser Messe hat überhaupt 1042 betraf^en
und es sind deren 948 auf die Zollvereinsstaaten und 94 auf das Zollvereins-
ausländ gekommen.
Wir geben hierbei eine Zusammenstellung der an sämmtlichen Messen
stattgefundenen Zufuhren von Waaren, welche einer Zollbehandlung nicht
mehr unterworfen waren, d. h. entweder vereinsländischen Ursprungs oder
zollfrei oder schon verzollt gewesen sind:
342
Die deutschen Messen.
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Die deatschen Messen.
Die Bedeutung der einzelnen Messen für den Verkehr und den Antbeil
der Terscfaiedenen Zollvereins-Länder an demselben, zeigt der folsende Ver-
?leich der Zufuhren vereinsländischer oder verzollter Waaren in den Jahren
850 und 1851 :
Zollvereins-Länder.
Preussen, östl. Provinzen
westl. n
Luxemburg
Bayern
Sachsen
Württemberg ....
Baden
Kurhessen
Grossherzogthum Hessen
Thüringen
Braunschweig .
Naussau . . .
Frankfurt a/M. .
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5329
0,7
0,8
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15272
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12479
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6829
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16.4 18,6
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3,6 4,1
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Ueber den Verkehr in unverzollten ausländischen Waaren ist ein Yer-
fleich darum nicht möglieh, weil die amtliche Statistik des Zollvereins vom
ahre 1851 keine vollständige Angaben hierüber enthält.
Deutschlands SeeschifiEahrt und Rhederei.
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Greifswalde
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Deutschlands Seeschifffahrt und Rhederei.
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1847
179
5239
118
- ,3075
_ seu zoii-pra.
mt'.t'M.im-.im.
Lulen k eOOOPM.
Itel. '85 ÖmpfBcIt.
DTe)itt«i)lUikds)SdefecJiifffahrt ttiid Rhed&rei. . 847
Angekonmien
Aüs^elaiifeii
)
Häfen.
Jahr
Schiff-
Tragf.
OCBlSt-
Trag-
Bemetkungen
•
zahl
fähigkeit
KBhl
fiihigkett
Stolpemünde
1852
1848
86
3670
84
3620
Lasten Ik 4000 Pfa.
« 8740 fcoU-Pfd.
1847
132
6060
129
7204
Stralsund. .
1852
269
15757
377
16645
Desgleiobeo.
1851
253
15609
235
16083
1850
232
16827
213
14720
1849
186
12805
188
14128
1848
393
27962
435
3Ö640
Triesl*) . .
1852
2858.
420814
3111
502010
Tonnen ä 1830 Wien.-
Pfd. » a049Z.-Pfd.
1851
2697
557279
2297
475479
1850
2057
429525
2061
426641
•
1849
1992
412344
1951
403857
•
Swinemtitide
1852
1665
152511
1646
215419
Lasten \ 4000 Pfd.
__ »74.0 Zoll.Pfd
(Stettin)
1851
1722
147736
1575
140425
Ohne PftTnpfsclUffe
• V
1850
1531
138222-
1563
l4()8^
1849
1239
118159
1083
107218
•
1848
1190
103566
1099
103388
1
•
Warnemünde
1852
581
29050^
654
31700
Lasten \ 6000 Pfd.
»ö809ioU.PM.
(Rostock)
1851
620
31000^
658
33900*
1350
489
24540
503
25150*
«
1849
379
18950*
435
21750*
1848
507
25350*
537
26850*
Wismar ...
1852
295
14750
299
14950v
Lasten ^6000 Pfd.
1851
266
13330*
269
13450*
« 58Q9aoll.Pfa.
1850
345
15403
-349
14388
'
1849
396
19324
401
19882
Weserplätze
Oldenburgs
*
1852
249
12791
244
10722
•
1
(ausser Brake)
Die mit * bezeichneten Zahlen sind geschätzte. Wo nur die aiigekom-
menen oder nur die abgegangenen Seeschiffe und nicht die Zahl beider
uns bekannt war, wurde die Ziffer der einen Kolumne auch in die andere
gesetzt. Wo nur die Tragfähigkeit einer Kolumne nach den amtlichen An*
gaben ausgefüllt werden konnte, wurde sie nach dem Durchschnitt der
anderen Kolumne berechnet, wo sie auf beiden Seiten uns fehlten,, nach
Massgabe älterer Notizen ausgefüllt. '
tfeklagenswerth ist es, dass "von Seite nur weniger Hafenbehörtien uns
directe Berichte zuffekommen und die amtlichen Zusammenstellung^ dieser
leichtesten Malier Zahlungen, so sehr lange auf sich warten lassen, dass z. B.
bis jetzt (August 1853) noch nicht die Einzelnheiten des Schifffahrtsyer-
kehres preussischer Häfen im J. 1852 veröffentlicht sind.
Die Ai^aben in den Lokalblättern und Handelskammer-Berichten sind
in hohem Grade unvollständig und die gesammte deutsche Schifißahrts-
Statistik leidet unter der Verschiedenheit der Methoden > welche lan einer
*) Bei der U&znlängllchlceit der Trlester Berichte , welche die ganze Sefaifffahrt nmfassen>
ah«r nicht See- undKü^ten schiffe ausscheiden, sind obige Zahlen nur mit Vorsicht v\ benuteen,
und verweisen >ir f(Qrae& naeihfolgendett' 'Frieder B^^Iit. . ..
22*
DentscbUndi Seeichifffihrt und Rhederei
DftuttcbUnds Seeichifffahrl und Rhederei.
350
Deutsclilaiids Seeschifffahrfc iibd Riietlrrei
Die Flagge der angekommenen Schiffe war:
18 5 1
Zahl Lasten
Dänen 751 43195
Mecklenburger 193 27445
Hanseaten 60 3883
Russen 47 4533
Schweden 172 10214
Norweger 491 20841
Briten 1168 122064
Hannoveraner 317 15791
Oldenburger u. Rnyphauser . 64 3714
Niederränder ....... 719 45792
Belgier ......... 1 75
Franzosen , 12 837
Spanier -- —
Neapolitaner ..,,.., . 6 . 785
Noraamerikaner 2 229
Preussen 2890 267326
18 50
Zahl
569
168
42
80
175
474
1276
200
68
603
i5
1
11
1
2492
Lasten
27620
23700
2598
7902
11992
20174
121243
10118
4337
37120
1818
67
1426
157
250959
Nach einer uns vorliegenden Notiz für das letzte Jahr zeigt dasselbe
im Vergleich mit den Vorjahren für den Verkehr der preussischen Häfen:
Eingelaufen
Ausgelaufen
1850
1851
1852
• • •
• • •
Schiffe
6010
6893
5650
hiervon waren in Ballast
1850 . . . 2605
1851 . . . 2939
1852 . . . 1702
Last
511848
557724
457305
225329
247535
141248
Schiffe
6124
6799
5737
865
915
1218
Last
530331
558930
481672 .
81037
81999 .
112698
Wenn die Zahlen, wie wir Grund haben anzunehmen, für 1852 nicht minder
richtig sind als für die Vorjahre, so würde obige ZusammensteUuilg eine
bedeutende Abnahme des preussischen .Seeverkehres beweisen, wenn
wir auch diese Erscheinung nur zu den natürlichen l^chwankungen jedes
Verkehrs zählen mögen, so oegrtindet doch die Thatsache ernsüiche Besorg-
nisse, dass der Tonnengehalt der Schiffe,- welche leer oder in Ballast
einlaufen, circa 45pCt. von dem sämmtlicher eingelaufenen Schiffe tu be-
tragen pflegt.
Es ist diese Thatsache als eine der wichtigsten zu betrachten, welche
gegen die Beschränkung der Einfuhr durch hohe Zolle sprechen.
Man träumt von nationalen Interessen, welche durch diese hohen Zölle
begünstigt werden sollen, es ist wohl nichts einleuchtender, als dass diese
Interessen nicht durch Vernichtung der einheimischen Handelsschiiffrahrt
gefördert werden. Die Reisekosten der Schiffe, welche in Ballast eiijaufen,
müssen auf den Gegenständen der Ausfuhr verdient, diese hierdurch theurer
und ihre Konkurrenz mit dem Auslande erschwert werden. *
Deutschlands Seeschifffahrt und Rbederei.
351
Wenn die Berichte der Hbndehikantnem bekfagbn^ daai die S«0«Fniehten
zu ni<^ig' seien, .um die Ehederei lohnend zu machen, so heisst dies Tielleicht
nichts auueres, als dass man darum nicht so wohlfeil mit preussischen
Schiffen Cahren könne wie mit anderen, weil sie keine Rüf^kfracht nach Preus^en
bringen dürfen, die Reise nach dem heimischen Hafen also durch die nach
dem fremden verdient werden muss.
Die Lage der preussischen Rbederei scheint ebenfalls der. Ausdruck
einea sinkenden Schtfihbrts -Verkehrs.
Es zeigt der Vergleich der beiden letzten Jahre
Bestand
BeBiBiiimg dar Häfen
1852
1858
Altwarp . .
Schiffe Lasten
Schiffe
Lasten
• • • •
4 337
3
243
Andam . .
• •' •
12
1401
11
1369
Barth ^ . .
■
•
•
80
9221
78
9334
Berlin '. . .
6
1650
4
1140
Brannsberg
»
3
432
3
432
Gammin
1 i
•
3
192
2
138
Colberg . . .
* *
18
3287
17
3480
Cöln . . .
1 1
3
60B
3
606
Cösfin . . .
4
3
710
3
721
Danzi^ . . .
HO
23199
109
22561
Dem mm . .
1 ^
4
559
2
233
Rlbing . . .
■
12
1896
11
1386
Greifswald . ,
► *
55
6402
51
6043
Königsberg
1
42
6602
41
5965
Memel . . .
•
1 «
79
17061
77
17298
Neuwarp . .
4
. 1
220
-^
—
Pillau . . .
1
5
549
3
492
Potsdam . .
• <
1
313
1
313
Rügenwalde .
> 4
20
2310
18
2202
Stettin . . .
t *
177
23922
167
1 22875
Stolp ....
Stralsund . .
25
2348
25
2298
108
13S02
103
12608
Swinemünde .
33
4110
37
4759
Tilsit ....
1
269
1
259
Ueckermünde .
32
4901
29
4331
Vogelsang • .
2
341
2
341.
Wolgast . . .
Woffin . i .
33
4536
32
4385
—
—
2
116
Summa .
4
872 130606
835 125938
1
BesUnd 1852 872 Schiffe mit 130606 Laslen.
1853 835 „ „ 125938 „
1853 wei
lig«
er
•
•
. 37 i
Schiffe mi
it 46(
)8 Lasten.
352
DeutBchUnds Seescfaifffahri und RhedereL
Die praussisehe Rbederei yerlor im Jakfe 18^2:'
Darch Seeverlust 61 Schiffe mit 81 16 Last.
Abvraken 3 « »420
Verkauf nach dem Auslande .... 4 ^ „ 1319
im Ganzen . . 68 n « 985^ «
Dagegen wurden auf preussifichen Schiffswerften
im vorigen Jahre gebaut . . . . .... 31 Schiffe mit 5187 Last.
bleibt för das Jahr 1853 einen Abgang; von . 21 „ , 4668 ,
Dagegen waren beim Jahresschluss in Neubau begriffen:
In Barth . . . 1 Briggschiff von 175 Last.
• Colberg . . 1 Barkschiff « 240
' Clipper
2 Schooner
Barkschiff
»
Danzig
Danzig . .
Elbing
Königsberg
Memel
Rugenwalde
Stettin . .
Ueckermünde
ff
91
Fregattschiff . .
Kriegsdampfcorvette
Dampfschiff . .
Giipperschooner .
Barkschiff . • .
ik 270 Last)
Briggschiff
Schooner
Brisgschiff
Barkschiff
Schooner .
Briggschiff
n
»»
n
>»
w
w
120
100
260
300
350
* _____
* ...•
170
250
220
810
350
220
120
150
350
120
120
II
»
n
n
«
M
n
n
w
»
91
W
Total . 23 Schiffe
von 4425 Last.
(ausser der sub * nicht angegebenen LastenzaU)
wodurcch mithin der Abgang bei des Lastenzahl wieder ausgeglichen sein
dürfte.
Zur See gingen verloren:
im Jahre 1852 . . . 61 Schiffe von 7934 Last oder 6 1^ pGt.
91
9»
9)
n
9»
99
9»
1851
1850
1849
1848
1847
1846
1845
21
43
40
34
40
27
55
«
99
9»
9»
n
9>
fll
1»
9)
99
9»
9}
91
9)
2881
5653
6055
4875
4580
3382
7318
9»
99
99
9»
9»
9»
9»
9»
9»
9>
91
9)
2»^
in»
4??.
7
9»
99
9»
»»
91
T)
99
von der
Lastenzahl
zu Anfang
des Jahres.
lieber die oldenburgische Rhederei sind uns zahlreiche 'durch die
Güte des grossherzoglichen Ministeriums auffallende Berichte zugekommen,
aus welchen wir die nachfolgende Tafel entlehnen :
Deutschlands Seescbifffahrt und Rhederei.
353
Uebersicht
4er am 1. Jaiaar 1853 unter OMealorgisdier flagge fakreuiea ScUffe tter S lUekeulastea grsas.
Amtbezirk
Tragf&hittkeit, nach Recken*
lasten, von
!
■!
ä
es
i
i
A. Weser-Gebiet.
1. Stadt Oldenliurg . .
2. Amt Bern« * . . ,
8. ff Elsfleth . . .
Brake . . . .
Bodenkirchen ,
Abbehaasen • .
Borhare . . ,
Landwflhrden ,
Zwiechenahn . ,
Rastede. . . .
Delmenhorst . ,
4- f»
5. »
6; »
7. »
8. »
10. ,
11. ,
Zusammen
B. Jade-Gebiet
1. Amt Bnrhaye . .
2.
3.
4.
5.
6.
7.
18
24
10
69
33
10
11
7
182
9
9
)
Rastede
Varel .
Bockhom
Jerer
Hinsen .
Tettensf
Zusammen
G. Ems-Gebiet.
1. Amt Westerstede . •
2. n Friesoythe . .
a. ff Zwischenahn. .
Znsammen
Im Ganzen am 1. Januar
3853
Im Ganaen am 1 Januar
1852 ......
3
1
2
18
2
29
16
77
93
304
298
1
6
23
2
1
38
1
1
21
1
15
20
16
16
74
4
1
7
2
15
1
2
6
2
11
1
1
1
13
12
10
I
1
38
1
2
5
1
3
2946
16
25
6
48
1
49
73|2945
41
s
1
1
10
2
1
15
15
13
1
4
8
8
6
2
1
2
i
X
1
1
1
2
1
3
1
S
en
Am 1. Januar
1863
QQ
1
0
Am I.Januar
1852
lg
1
1
2
2
25
62
71
122
37
10
15
8
1
1
1
353
6
3
7
27
19
65
18
97
1
116
534
66
351
524
499
86
20
45
17
15
17
8
1648
6
20
10
22
72
55
185
41
209
4
254
2087
572
3483
5719
4150
640
106
315
114
215
300
90
15704
33
200
91
194
607
539
1664
248
1302
40
1590
18958
23
61
68
110
34
8
15
10
1
330
1
7
3
7
26
23
70
15
98
*
113
513
«
iSt
I
s
64
341
487
452
75
16
45
21
15
1516
6
2
24
10
^
68
66
198
31
215
•
246
1960
512
3288
4951
3755
487
92
316
136
215
13752
33
6
238
91
184
532
664
1748
142
1353
•
1495
16995
DeatschlandsSccschirfrihrt'imd Rbflder«
Bhederei und SchifTTahrt Terdinlren wir dem
Bureau /b Hanooyej- nachfolgende
ing ia Ende des Jahres 18& 0
faben btueheB siicb aof ScbiOiiuieii la 4000 Pfd. haniioT.
. lrfUKldrert«U>«iiEk AwüA.
(Ost/riesland nnd Papuiburg).
2007
VeQ'den Seeschiffen Waten:
unter 37 '4 Lasten Tragßhigkeit 297 Stück, .
Ton 37 •^— 75 Listen , 186 ,
■ 75 „150 „ , 103 ,
. 150 ,300 , „ 3 „
ääS Stuck.
D.tBL«cfal3B4fl SaesehiffAhrt und Rheder«i.
n. Landdrostelbezirk Stade.
^täfoi an der Elbe und Weser nnd deren Nebenflüssen.)
. Von den SeescbifTen waren:
unter 25 Lasten Tragfähigkeit .... 34 Stock
von 25 bis dO Lasten .39 „
.■,' 50 , 100 , 12 ,
,. 100 , 200 „ . 10 „
Über 200 Lasten ■ ■ 2 „
Summa 97 Stück.
III. X.anddrosteibezirk Iittneburg.
(Nämlich nur Harburg.)
Ueber die Rhederei Harbarg's liegen ai^enblicklich noch keine Nach-
ri(ät«n vor,
356 Dentichlands Seeichifffahrt nnd Rhederi.
>=? ■
"'^^S'^-S
Dentichlinds Seeschirrfahrt and Rhederei. a57
HS ti'
i 11 h
i l| II
^ I'- il
'als äg.
Sä-3
4li
mt
|.sg I
358 DentschUndB» Seesohlfffahrff uiid Rb«d6re2.
Die zwischeSk Harburg und Hanfburg fahrenden Dampfschiffe 3 sind in
Ganzen 2730 Md in Harburg beladen eingeiaufen und eben sooft'beiädi^n
aus Harburg ausgelaufen.- Der Lastengehalt dieser Dampfschiffib findet s^fa
nicht nachgewiesen. j ; ,
Vorstehendes Verzekfaniss konnte in der Hauptliste darum ticht benutzt
werden, weil diese schon gedruckt war und nur aie Seeschiffe s^fzählt^ oben
aber auch die Fluss- und Wattschiffe inbegriffen sind.
Ueber Mecklenburgs Rhederei finden sich die vorhandenen Berichte
unter Mecklenburg
lieber Hamburgs Rhederei finden wir einen interessanten Beitrag in
der Supplik, welche bezüglich der Verbesserung des Fahrwassers der Elbe
an den Senat gerichtet worden ist, und in welchem es heisst, dass die
Hindernisse in dem Flussbette in demselben Zustand geblieben skid, der
schon in 1839 und 1844 als ungenügend erkannt wurde, dass die Richtung
des Handels dabin geht, Schiffie von immer grösserem Tiefgang xu verwen-
den; dass demgemäss trotz des genügenden Zustandes der £1|»6 der Tief-
gang der Schiffe und der vermehrte Verkehr der Dampfschiffe in ^anz
anderer Progression vorgeschritten sind, als das gewonnene Resultat einer
-Stromrinne von l^^Fuss Tiefe mehr; dass die Hamburger Rhederei in
Folge des Wettkampfes, der seit Aufhebung der englischen Navigatitns-Acte
unter allen Schiffswerften entstanden, sich genöthigt gesehen hat» Schiffe
von grösserer Tragfähigkeit zu. bauen, dass der hamburgische Rheder aber
gezwungen ist, bei dem Bau oder Ankauf grösserer Schiffe dem ungenügen-
den Zustande der Elbe in einer Weise Rechnung zu traeen. Welche nicht
selten den übrigen, an die Schiffe zu stellenden Anforoferunjen Abbruch
thut; dass dagegen der fremde Rheder angestanden hat, seinertiefgehenden
Schiffe nach Hamburg zu dirigiren, und dass zum Nachtheil des Pandels
die Tragfähigkeit der von überseeischen Plätzen auf hier angekofnmenen
fremden Schiffe kleiner geworden ist.
Jedenfalls kann aber für die Beurtheilung der Zulänglichkeit des Fahr-
wassers nur der Tiefgang der grossen Schiffe den^Maassstab abgelten und
von einer völlig genügenden Tiefe desselben erst dann die Reoe sein, wenn
alle und jede Handelsschiffe, die in andern concurrirenden Hä^n einlaufen,
auch Hamburg erreichen können. Die Thatsache, dass die grossen für den
transatlantischen Verkehr und fiir das Auswanderungsgesch^fl erforder-
lichen und allein noch rentirenden Schiffe — wie sie für diese Zwedte
gegenwärtig auf den englischen und amerikanischen Werften f^ist aus-
schliesslich nur noch gebaut werden -— auf der Elbe bei den gegenwärtigen
Zuständen nicht anwendbar sind, gtebt den Beleg, wie sehr diese gegen
andere Flüsse noch zurücksteht. •
Mach statistischen Notizen bestand (fie* hamburgische Rhederei I
• . -Dufchschnittliche ^ *
• • Schiffe Tragfähigkeit.
•* in 1842 ; . . 204 ... 82 Commerz - Lasten.
^ 1845 .... 206 .... 8« „
^ 185Ä ... 369 ,•. 100 „
>
Es kamen an:
in 1842 . . . 3330 : . . 52,13
« 1845 . . . 3990 . . . 48,82
« 1862 . . . 4440 . . . 63,19 « ; .
darunter von transatlantisehea Plätze© \ .
l^euüschlbAds Steschifffahrt utd.Rllsd«rei 359
tthter> hmüuiigiBöter Flagge :
Äcnme Tragfähigkeit
in 1842 ... 132 .. . 99,30 Comnerz-^Laftten
^ 1845 . . . 160 • . ; 101,77 «
« 1852 . . . 203 .. . 118,14
unter fremder Flagge:
in 1842 . . . 340 ., . 101,30
^ 1845 . . . 25r , . . 103,06
„ 1852 ... 277 .. . 93,64
Es kamen an:
Schiffe im Tiefgang von
14Fuss: 15Fuss: IbFuss: 17 Fiiss:
in 1844 .: . 246 204 87 5
„1850... 350 398 173 2!
Die Hamfourgische Rhederei inmfasste über ]2Foas tiefgehende Schiffe:
in 1844 ..... i 102
„ 1850 . ..... 160. .
Der Dampfschifffahrts -Verkehr stieg von 346 Schiffen in 1842 auf 725
in 1852.
iUeberBrem«tns Rhederei giebt der Beriebt des ,hapdet3statistüchen
Bureaits dftselbst unter anderem folgende Auskunft:
Bestand am 1. Januar 1852 ..... 237 Seeschiffe vop 50233 Last
Hinzugekommen im Laufe des Jahres:
a) an der Weser nengebaute Schiffe : . 14 „ „ 3605
b).Ang6kanifleSdiiffe, welche früher imter
. fremder Flagge fuhren ...... 256 „ ^ 54898
Abgegangen im Laufe des Jahres:
a) Gestrandet und verloren .... 4 „ « 550
b) Condemnirt oder gesehloopt . * . 7 n . n 1275
c) Nach Aussen verkauft , . . . 6 ., „ 1025
Total abgegangen 17 ^. „ 2853
Mithin fahren am 1. Januar 1853 unter i .
Bremer Flagge 239 „ ^ S2048
Dann unter fremder Flagige . 4 %, ^ 460
, . Total 243 l „ 52508
Der Bauart nach befinden sich unter diesen 243 Schiffen :
03'voUe Schiffi, 10 Scjboonerbriggs,
;. 78 Barken, 12 Schooner,
74 Briggs, 7 Schoonergallioten,
1 Schocmerbark, 7 Gallioten,
1 Kuff.
Davon sind 5 Sudsee -Wallfischfä[ng;er und T Grönlandsfahrer.
Unter den 243 Schiffen sind:
1 von 820 Last. 18 von 400 bis 490 Last
1 » 620 „ 38 „ 300 „390 ^
1 « 560 „ , . 42 n 200 « 290 „
8 » 500 bis 520 Last. 49 „ 100 » 190 „
39 von^nter 100 Last.
n
n
n
360
Deutschlands S«eschifffthrt uAd Rhtdorei,
228 dieser Schiffe sind kopferfest gebaut, von denen 813 mit Kapfbr oder
Münz -Metall und 6 mk £ink beschlagen sind; 9 haben keinen Metallbe-
schlag; 15 Schiffe sind eisenfest, von denen 2 über eine Spiekerhaut be-
kupfert, 3 mit Zink beschlagen und 10 ohne Metallbeschlag sind. —
219 Schiffe haben Chronometer am Bord.
Ueber Holsteins Rhederei fehlt jede Angabe.
Die Rhederei norddeutscher Seestaaten war:
1853
1852
Zahl
Tonnen
Zahl
Tonnen
Preussen . .
835
244233
872
230604
Hannover . .
^.
—
—
— .
Oldenburg .
534
36466
513
32647
Mecklenburg
297
84065
309
90652
Hamburg . .
369
105584
349
97497
Bremen . . •
243
105016
237
100466
Lübeck . . .
60
11368
71
14530
Wenn wir von den Häfen, deren Berichte Angaben hierüber enthalten^
die eingelaufenen Schiffe zusammenstellen, so finden wir folgende Be-
theiligung der einzelnen Länder und Flaggen in den norddeiftscnen Häfen;
(Siehe Tabelle S. 361 und 362).
Ueber Deutschlands südlichen Hafen, Triest, berichtet die Rivista Ma-
ritima de Lloyd Austriaco: die Zahl der im verflossenen Jahre hier ange-
kommenen Schiffe betrug im Ganzen (incL der Küstenfahrer) 1^3974 von zu-
sammen 783983 Tonnen , gegen 12056 Schiffe von 661187 Tonnen im Jahre
1850. (Nach der vorjährigen Angabe befanden sich unter den im Jahre 1851
angekommenen 1584 Schiffe langer Fahrt und 9747 Küstenfahrer.) An dieser
regelmässigen Zunahme hatten nächst der Österreich. Flagge die griechische,
nordamerikanische, türkische und französische den meisten Antheil. Der
Herkunft nach war die Zunahme der Schifffahrt vom Auslande vorzüglich
die Folge der grösseren Getreidezufuhren aus den Häfen des Schwarzen
Meeres und der Donau, so wie grösserer Zufuhr von Wein und Spriet aus
Frankreich, von Colonialwaaren aus Amerika und Eisen und Kohlen aus
England. Eine Verminderung ergiebt sich namentlich aus dem Kirchenstaat
und Spanien.
Angegangen sind im verflossenen Jahre Im Ganzen 18957 Schiffe von
zusammen 782669 Tonnen, gegen 12047 von 706227 Tonnen in 1851 und
10368 von 663608 Tonnen in 18ö0. Die Zunahme betraf der Flagge nach die
österr., neapol, engl,, nordamerik., türk., holländ., ionischen, franz., preuss.
und dänischen Schiffe, während sich eine Abnahme bei den sriech., päpstl.
und sardinischen Schiffen zeigte. Ueberhaupt trifft die Zunanme der Aus-
fuhr hauptsächlich den Verkehr mit den inlandischen Häfen, während sich
bei der Ausfuhr nach dem Auslande eine Verminderung ernebt
Die Zahl der im Jahre 1852, wie oben erwähnt, angcKommenen und
abgegangenen Schiffe betrug
(Siehe Tabelle S. 363).
Deutschlands Seeschiffahrt and Rhederei.
361
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a) der Flagge und Tragfähiglttft felätt1\: ' -
Angekoiflffli!ri:
Abgegi
Ingen:
n«ggeii
Alt Ladtm^
In BaRWt
mit Ladung
in BaUwt
9«liUte
Tonnen
ikumt
Ttfttneii
^kaaitt
Tonnen
Sehiife Tonnen
Oesterr. Dampfböte .
^ Segelschiffe
775
9725
151393
13
420 t
729
1449^4
13
12821
327924
1391
35245
5531
227938
561»
198502
Belgische ....
5
1251
^_
—
4
853
.1
626
Dänische ....
22
2523
—
—
17
2484
9
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Englische ....
100
21397
2
813
68
15179
33
9108
Französische . . .
43
5840
1
109
25
3155
25
3979
mn
Griechische . . .
526
85944
• —
217
32810
272
Haitische ....
1
173
—
—
—
Hanseatische . i .
14
3340
1
552
8
1994
6
1757
Hannoversche . .
7
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—L-
4
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3
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Ionische . . . •.
76
6212
41
2545
34
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Mexikanische . . ••
1
155
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1
175
Afoldau-wallachiltdie
12
2328
2
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1
125
11
md
Nea|>olitanischä .* .
NieaerländischO • .
460
41479
8
1667
436
34846
42
3072
43
6308
1
150
29
4732
19
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Oldenburgische' .• .
1
115
1
134
3
481
1
160
Päpstliche . * . .
359
26809
• —
—
417
25102
57
4m
Portugiesische . .
1
261
^-
—
1
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—
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Pr<$ussiselke . . .
14
4082
—
—
12
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Russische . . . .
18
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—
4
917
10
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Sardinische . * .
30
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16
2798
16
1690
Schwed. u. Norweg.
32
6704
1
321
19
5003
20
4628
Spanische ....
17
3289
—
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3535
1
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Toscanische . . .
10
1549
— .
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^
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Türkische ....
98
10594
1
250
61
6007
24
3352
Vereinigte Staaten .
42
18956
—
—
16
8994
24
W431
Zusammen . .
12552
740795 1 1422
43188 7684 529774
6273 2*^95
H
(Siel
bie S. .
3^)
Die österreichische Handels-Marine zählte am Schlüsse des Jahres 1852
9519 Schiffe verschiedener Grösse im Gehalte von 280811 Tonnen mit
34064 Mann, und zwar 39 Dampfschiffe mit 11327 Tonnen und 1054 Mann,
Ö5 Dreimaster mit 28522 Tonnen und 782 Mann, 122 Barkschiffe mit
44374 Tonnen und 1419 Mann, 17 Polaken mit 6320 Tonnen und 196 Mann,
61 Briffffs mit 19998 Tonnen und 660 Mann, 335 Brigantinen mit 82598 Tonnen
und 3211 Mann, 5 Goeletten mit 513 Tonnen und 32 Mann, 23 Schooner mit
3085 Tonnen und 170 Mann, 28 Schooner -Briggs mit 3691 Tonnen und
205 Mann, 4 Hermaphroditen mit 531 Tonnen und 32 Mann, 2944 Trabakeln
mit 57164 Tonnen und 10371 Mann, 719 Brazzern mit 6661 Tonnen und
2278 Mann, 1516 Leuti mit 5097 Tonnen und 5193 Mann, 3597 Barken mit
8749 Tonnen und 8395 Mann etc.
23
364 Deutschlands Seeschifffahrt and Rhederei.
b) Nach Herkunft und Best!
imnumg:
* ^ _
I ' r
* »
Angekommen:
Abgegangen:
lUggen
mit Laduxiff
in:
BaUwt
mit Ladung
laBallasi
1
Sehiffe
Tonnen
Schiff«
Tonnen
Schiffe
Tonnen
Schiffe
Tonnen
Oeslerreich. Häfen :
Dampfer ....
SegelschiCTe . .
666
112643
3
56t
619
104632
6
1274
91d4
204956*
1407
38625
5265
172793
5581
107866
Amerika, Nord . .
65
23874
—
.—
10
5839
—
Süd. . .
92
23636
—
—
20
5403
—
Antillen .
61
17040
—
—
3
785
—
—
Barbaresken . . .
4
412
— ..
10
1719
—
—
Belgien
13
2961
. —
13
2375
—
Dänemark ....
1
95
«
_
2
320
—
—
Donaufiurstenthümer
303
55814
—
7
1502
13
3112
England u. Gibraltar
161
48177
1332
99
29147
5
1662
Egypten
107
30931
—
—
82
26918
10
3150
Frankreich ....
109
18522
—
._
16
8281
8
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Griechenland • . .
145
15332
1
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165
23870
229
42767
Hansestädte . . .
17
2427
—
17
3096
—
—
Ipnische Inseln . .
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3378
3
860
■■ 68
4821
33
3189
Kirchenstadt . . .
406
22130
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411
265B6
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4221
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18
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—
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2850
115
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Niederlande . . .
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Portugal ....
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30
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Schweden u. Norweg.
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2876
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—
—
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Spanien
Toskana ....
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156
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2510
3
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13
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—
11
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Türkei
426
63264
2
848
244
46415
237
57719
Zusammen . .
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740795
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43188
7684
529774
6273
252895
*) Daranter 8547 Barken von 88927 Tonnen mit Baumaterial.
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Kmer Bericht
Über die Deutschen Eisenbahnen.
Von 0. SdiwIgennaBii.
Früher las und hörte man oft, das deutsche Eisenbahnnetz schreite
seiner Vollendung entgegen. Man dachte damals, die von Fr. List vor-
gezeichneten Schienenwege worden dem Bedürfnisse genügen. Man hatte
noch nicht die, seitdem durch die Erfahrung bestätigte Wahrheit erkannt,
dass durch, ein neues oder erleichtertes Verbmdungsmittel nicht allein der
bestehende Verkehr in kaum vorhergedachter Weise erweitert, sondern auch
ein neuer und vorhin ungeahnter hervorgerufen wird, der bei den alten
Gommunicalionsmitteln unmöglich war. Diejenigen Gegenden, welche den
Eisenbahnen entbehren und oTen ungeheuren Aufschwung des Verkehres in
andern Districten gewahren, die durch die eisernen Bande in den erweiterten
Weltverkehr hineingezogen sind, empönden zuerst den Wunsch, für ihre
latente Thätiffkeit ofenselben Weg erschlossen zu sehen; bald gewahres
sie mit SchrecKen, dass Stillstand Rückschritt ist, und dass es für ihr fernerer
materielles Gedeihen absolute Nothwendigkeit ist» der neuen Wohlthat so*
bald als möglich theilhaftig zu werden. So führen einestheils neu ent-
wickelte Thätigkeit und auf der andern Seite das Bestreben, der Goncurrenz
nicht zu erliegen, zur weitem Ausbildung des bestehenden Schienennetzes«
Wohl blicken wir in Deutschland mit Behagen auf Das zurück^ was wir im
Eisenbahnbau geleistet haben, wir weisen mit Wohlgefallen aus den statisti-
schen Vergleichen nach, dass wir unter den grossem festländischen Staaten
den ersten* Rang einnehmen; allein der früher geahnte Ruhepunkt schwin-
det in nebelhafte Feme und es ist weniger von Dem die Rede, das ge-
schehen ist, als von Dem, dessen Ausführung übrig bleibt und zum Theil
nothwendig ist. Dabei taucht manches Project auf, das von s. g. Praktikern
mitleidig belächelt wird; Jahre lang mag darüber geredet, geschrieben und
verhandelt werden; allein wie in allen Dingen, so ist auch hier Morgen
nicht Heute und die reine Nothwendigkeit wird Schienenwege erstehen
lassen, an welche die Sanguiniker des Fortschrittes kaum denken.
Durch den nachtheiligen Einfluss des J. 1817 und 1848 und der darauf
folgenden Ungewissheit aller Verhältnisse ist die Thätijgkeit der Privaten leider
fast ganz zurückgedrängt worden und nur dem thätigen Eingreifen der Re-
gierungen ist in den letalen Jahren die Schaffung neuer Schienenwege in
Deutschland zu danken.
Die im Jahre ISSfi dem Betriebe übergebenen Strecken sind folgende:
ä»" Denlsthe Eij.nb.hnen.
''S : SE^nÄÄ^^
fg :: :: :: fe,
^59"^" " '■ ^Tossherz. Hessen
„.^ ^ '""Ä.'" «'^«^WHe„oge.ratb sind alle übrige» .„f
^^'ni"%n^ „ " 'Telir s^chlS'"«*! ^""'- O"'«--'«^'») betriebenen
Die Uoge Ol. Meilen anfo' ^'■^''"' ««'len^ und von diesen
LocomoUveisenbahnen . ^eiien auf Preiiss. Gebiet« "■=»cu
befanden ach 4irPreus5. j^ '™1 und 1858. dem Belrtehp- Ubenrnh^non
Von 3en in den Jahren - -^»erWicbtiKkeil «#3 ind-m A.,^h
kurre^jStrecken dud einige TOn ?.- '"„ un»oK<^« bS bSn^ BaS
deren Yr&ffnung «rÖsSere Und bft dai.. •'r Bahn (cfwernB^^ninÄ
vollaylet worden sind: So die Main-Weio. -^d lanMa»rr?W«in- rt?i
dur^ die Strecken von Blilzbach-'La««äM „. ^-:^^» rl?::,? *."5\._J
Sächsisch- Böhmiiche dnrth dieWreeke B ^
die VcrbinduDRsbahn Und nene ElhbrQcke -b«i D '
Bayersche Bahn dfurcb das fehlende (llied I
Chemnitz-Kisa^r durch die 8ti*<!ke Chemni '
brlicker Stihtsbahn .durch' die Sirefcke Neunkir
ge^aniilen Sahnen er^l durch die Eröffnung dei
Reibe der älteren Bahnen ebenbürtig cintroteo
Wirkungen vervollstlrndleen konnten, liegt auf d«t
war die vollständig^' EröflHung der. Saarbrijdtec
einen/neuen A'nschUisä an' das FYxmösJNhn Eimi
bindet bekanntlich die T^udWigsharen-BeibaDfaeri J
Pam-Strassb arger Bahn, der vtJQ'Nancy überMoi
fülir^. Pem mittleren; Beut^chland' ist damit ein
gegeben worden. ~'IAi 'Sommer IBbS ist noit
Braunstierg- Königsberg gr^TTnel worden nnd'dam
vollendet mit Ausschluss dei* 2.1T H«ilcn lanedn
Ifiirn .inil nlpei-hoii unj rfer bcidfen kolossalen -BrfiCKr»,i|ui>i^uii«; uie mutusci
u werdeil. Diese Anlagen, nil idcoW; weit ipifa^sende
S bbanten 'l^rbunden' sind, werden Achwflrlich, vor, dem
J let wcrd«n. Indessgdingti' mani schon, jetzt mit dein
S LSnigsber^^ in 19 Stunden -nach' Berlin , la 35^Stunden
n fnn man in 32, London in'fi? Standen srxeiche(i' Dieses
1 ;tch nocF) günstiger gesta)te«t tr«Bn lUe Qstbah^ eine
q iVerbindung mitBerbn erlangt bat,: decjB b)#,jpl^t,muss
3!0z, dem Anfangspankte der Ost^abn, 4» S^Uin^F' und
ner-Bafin bfMutit werdeou Dieses VerbälUiis^ l[ai^i ,aiiF >
d l nicht dauern und wenn auch diQjgeradia ßtr^we vom
f n nach Berillt nkht «oglefaJk auSKefiurt ««fdea wird, m
scncini uocn nie baldige AusrubmDg der Slrepke Kreuz-KQslrin-Frank-'
D^tttsdhe BhtfUbaittieii. ^^
'fiiri a^. iti ^«m Absiditto der >Pr«t»shelr^ti^Regi«ttiM ka U^g€ü. -^
Auch die Westphälische SttfatSbahn ist im Soäoimer 1853 durch die' Etölf.
nnü^ der »osserst schwierigen Strecke Paderboi'n-Warbuj^ voll*tadet, und
soll noch im Herbste erdnhet werden. Letztere Bahn wird bis Hasselt
fortgeführt und damit ein neoer Anschluss an die Belgischen Bahnen er-*-
zielt werden. Aach von der Breslau -Freiburg -Schweidnitzer ZVetgbahn
„Freibnrg-Waldettbnrg-Hermsdorr* sind im laufenden Jahre eröfinet worden
2,332 Meilen. Dazu die oben erwähnten
4,5 f, von der Aachen-^Dfisseldorfer Bahn,
7,9 „ „ ,i Westphälischen,
8,27 >, „ „ Ostbahn gerechnet^ geben
23,002 Meil. im J. 1^53 In Fretissen eröffneter Eisenbahnstrecken.
Bevor wir in unserer 'Uebersicht fortfahren und diejenigen Bahnen
anführen, deren Ausbau in der letzten Zeit genehmigt worden und über-*
haupt gesichert zU sein scheint, muss mit elpem Worte des in den letzten
Jahren von der Preussischen Regierung den JPri?atbahnen gegeniiber ein-
genommenen Standpunktes erwähnt werden. Es kann hier natürlich nicht
der Ort sein, die Frage zu untersuchen, ob und in wie weit der Staat,
d. h. die Regierung, welche mehr oder weniger über die finanziellen Mittel
der Gesammtheit Tcrftitgt, auf materielle Uhternebmungen und insbesondere
auf das Eisenbahnwesen influiren soll und darf. Es genügt hier, die That--
sache zu konstätiren, dass in dieser Beziehung in allen deutschen Landern
die Regierungen sich direct oder indirect des grossten Einflusses hemachtifft
haben. 'In den kleinem und mittlem Staaten hat sich die Privaündustne
von vorn herein zu schwach bewiesen, die Regierungen haben die Bahnen
meist selbst gebaut oder haben sich in den Besitz der von Privaten aus-
jgefiihrten oder angefangenen Balinen gesetzt. Zum letztern Verhältnisse
rührte meist die Nothwendigkeit und der dringende Wunsch vieler mittel*
los gewordenen Gesellschaften. Anders in Preussen. Hier Wurde früher
der Privatindustrie — aus welchen Gründen, stehe dahin — ein weiterer
^icAraum gestattet und sie hat das Land mit schönen und nützlichen
Welken beschenkt. Dann kamen die Jahre der verfehlten Speculation und
'der dm^h die Jahre 1847 und 1848 erzeugten Finahznoth, bie Regierung
sah sich genöthigt, einige angefangene Bahnen auf eigne Rechnung auszu«
führen, andere unter königlicner Verwaltung zu stellen , eine ~ die Nieder-
'schle^isch-Märkische — wurde angekauft. Die, einzelnen Bahnen bewilligten
Zinsgarantieen und die unbestimmten Feststellungen des Eisenbahngesetzes
vom Jahre 1838 boten die willkommene Handhabe. Auf Grund des ange-
führten Gesetzes sind vom Handelsminister Verfügungen erlassen worden,
gefeen weiche einzelne Gesellschaften den Rechtsweg zu betreten versucht
haben. J)aj der. offen ausgesprochene Wille der Regierang seht jetzt dahin,
sich in den Besitz s'ämmtlicner Privatbahhen zu setzen. Nach dem, von
den. Kammern votirt^n, Eisenbahnbeste^erungsgesetz sollen von dem Rein«'
ertrage der Privatbannen, je nach der Hohe desselben, ein grosserer oder
'kleinerer Procentsatz vorweggenommen und damit und den sich aufhäufen-'
den Zinsen die Actien der einzelnen Bahnen aufgekauft werden. Die ge^
fährlichen Consequenzen , welche aus solchen gesetzlichen Bestimmungen
gezogen werden können, liegen auf der band und sind von der selbst-*
ständigen Presse hiijlänglich gewürdist Genug, man hofft auf diese Weise
spätestens in neunzig und einigen Jahren die PrivatbahngeseÖscnaften ex^
.pro^pürt zu haben. Ob dies^ und andere von der Regierung ergriffene
'Hsiadsregeln die ausgesprochene Furcht bewahrheiten werden^ dass die Privat-
3gg I)eaUcb,e,Ei8enbabneB.
indostrie vom Felde dMEisrnbahnbauea ▼er9Gheudit verdeo und der SUat
m der Folge als alleiniger ünternehnier aaitreten müsse, iann nur von
der Zukunft beantwortet werden. Jedenfalls läge im letztgenannten Um-
stände ein ungeheuerer Nachtheil ftir die fernere materielle Entwickelung
des Landes: die finanziellen Kräfte der Regierung sind bekanntlich einer
solchen Aufgabe nicht gewachsen. Wie indessen noch in der jüngsten Zeit
die Ansichten des Preussischen Handelsministers gewesen, geht aus dem
Berichte der Berlin-Stettin er Gesellschaft hervor* Dieselbe hat sich um die
Genehmigung zu einer projectirten -Zweigbahn von Passe w nach Stralsund
bemüht und ftihrt in ihrem letzten Berichte folgende Worte an: «Der Herr
Handelsminister hat uns auch die .^vent^elie Brtheilung der €oncession in
Aussicht gestellt, dieselbe jedoch von Bedingungen abnängig gemacht, zu
deren Annahme wir uns nicnt haben entschliessen können. Denn es werden
dadurch unserer Gesellschaft nicht nur in Bezug auf Militairtransporte und
Beförderung von Postgütern Verpflichtungen auferlegt, die das Maass unserer
diesfälligen Obliegenheiten nach unseren Statuten und dem Eisenbahn-
gesetze vom November 1838 übersteigen, sondern es wird uns auch durch
eine Bedingung, nach welcher dem Staate die Feststellung des Tari£s, des
Fahrplanes und der Fahrzeiten für die neu zu erbauende Strecke sowohl,
als auch für die Strecke Berlin- Stettin -Star^ard vorbehalten bleibt, jede
Möglichkeit abgeschnitten, auf die Rentabilität unseres Unternehmens
fÖroernd einzuwirken.*
Man kann ein Efsenhahnunternehmen allerdings von verschiedenen
Seiten betrachten. Der Oekonomist hat vor allen Dingen die ausserordent-
lichen Vortheile im Auge, die den durch Eisenbahnen verbundenen Gegen-
den zu Theil werden und ist der Ansicht, dass Denjenigen goldene Brüäen
gebaut werden müssten, welche ihr Capital auf eigene Gefahr derartigen
Unternehmungen zuwenden wollen. Auf der andern Seite ist aber auch
nicht zu vergessen, dass die meisten Urheber von neuen Bisenbahnprojeeten
in Preusseu wenig auf ihre eigenen Kräfte bauen, gewöhnlich ftir ihr
Unternehmen eine Zinsengarantie von Seiten des Staates beanspruchen und
damit gleichsam die beschränkenden Bestimmungen des Hancjielsministers
provociren.
Die Betriebsergebnisse des Jahres 1852 sind ausserordentlich gunstig
gewesen: dieser Umstand und das oben erwähnte Bedürfniss nach neuen
Eisenbahnanlagen haben alte und neue Projecte auftauchen lassen, allein
die Russisch -Türkischen Difterenzen haben einen sehr lähmenden Einfluss
ausgeübt. Im Folgenden soll versucht werden, in gedrängter Uebersicht
diejenigen Bahnstrecken vorzuftlhren, die entweder im Bau begriffen sind
oder deren Ausftihrüng gesichert erscheint. Zuerst in Preussen:
Die Breslau-Schweidnitzer Gesellschaft verlängert ihre Bahn
nach Reichenbach.
Die 'Wj! he 1ms bahn baut von Ratibor nach Leobschütz und von
Ratibor nach Nicolai zum Anschluss an die Zweigbahnen, w.elche im dor-
tigen Bergwerks- und Hültenrevier von der Oberschlesischen Eisenbahn-
Gesellschaft gebaut werden.
Die Oberschlesische Gesellschaft baut von Breslau nach Posen
2t ^M) und von Lissa nach Glogaü (5l^M), dort wird der Anschluss an
!ie Stargard - Posen er, hier an die Niederschlesische Zweigbahn erzielt.
Diese Strecken sind' von der äussersten Wichtigkeit: Breslau und Ober-
schlesien erhalten eine directe und kürzere Verbindunj; mit Stettin, Danziff
und Königsberg und ft)r die Niederschlesische Zweigbahn eröffnen sich
günstigere Verkehrsaussichten. Der Bau wird durch , die Ausgabe von
8 Millionen 3i^pGt Prioritätsactien bestritten.
Die Göln-Mindener Gesellschaft baut von Oberhausen fkber We$d
§
Deutsch« Biftenbahaen. 369
mch Arnhetm und TermitleH die laug pewünischte VerbindüDg mit den
BoHändischen Bahnen. Das breitere Sthieaengleis der letztem von Arn-»
heim nach Amsterdam wird nragebaot und zu gleicher Zeit Utrecht mit
Rotterdam Über Goada Terbunden. Die €öln-* Mindener Gesellschaft be-
streitet ihren Bau durch die Ausgabe Von 3MiII. Thlrn. Prioritätsactiea,
denen die Regierung 3*^pGt. Zinsen aus den, ihr von dem Ertrage der
Göln-Mindener Bahn zufliessenden Einkünften garantirt.
An neue Actiengesellschaften sind bewilligt worden die Bahnen
Dortmund-Unna*-Soestj Dtiiren-Gmünd^Sfchleiden, Cöln-Neuss-Crefeld.
Nach einem zwischen der Preussischen und Hannoverschen Re-
gierung abgescnlossenen Vertrage, baut Hannover von Emden über Leer
und Liegen nach Rheine, Preussen von Münster nach Rheine und von da
ostwärts über Ibbenbühren nach der Gränze bei Osnabrück (5^ Meilen) von
.wo aus Hannover die Bahn über Osnabrück nach Löhne (bei Herford) zum
Anschluss an die Göln«- Mindener Bahn fortflihrt. Nach Westen soll von
Rheine über Bentheim nach deh Niederlataden gebaut werden, Hannover
wird die Baffn von Emden über Rhdna nach Osnabrück und Minden,
Preussen von Münster über Rheina (Knotenpunkt) nach dto Niederlanden
betreiben. Hannover hat im Ganzen 24 3^^ Meilen zu bailen, die Strecke von
Emden nach Leer ist fast vollendet
In Hannover ist ferner die sogenannte Südbahn im Bau begriffen, sie
föhrt von Hannover und Htldesfaeim über Nordstemmen, Alfeld, Göttingen
und Münden nach GasseL
22** Meilen von Hannover nach Gassei,
1** w ff Hildesheim nach Nordstemmen,
23** Meilen, davon 1** $iaf Braunschweigischem
und 1«' auf äessischem Gebiete.
Diese Bahn gewährt Bremen und Hamburg eine direct^ Verbindung
mit Frankfurt sujM.. und fällt eine wesentliche Lücke des Deutschen Eisen-
bahnnetzes aus Die Strecken von Hannover nach Alfeld (6*M.) und von
Hildesheim nach Nordstemmen sind im Sommer J853. eröffnet worden und
man gedenkt die ganze Bahn schon 1855 zu befahren.
Die Braunscnweigfsche Regierung hat sich in einem Vertrage mit
der Hannoverschen das Recht ausbedungen, von Börssum (bei Wolfenbüttel)
aus über Salzgilter und Seesen nach Kreiensen eine Anschlussbahn an die
Hannoversche Südbahn zu bauen.
In Sachsen sind die Staatsbahnen vollendet, eine Privatgesellschaft hat
den Bau einer Bahn von Dresden durch den Plauenschen Grund nach Tha-
rand begonnen. Hoffentlich wird diese Albrechtsbahn später ÜberFrei-
foerg und Ghemnitz nach Zwickau fortgesetzt und damit der Erzgebirgischen
Industrie ein neuer Aufschwung gegeben werden.
Eine ganz ausserordentliche Thätigkeit entwickelt die Bayersche Re-
gierung. Im Bau begriffen sind folgende Linien:
1) Das noch fehlende Stück der Süd-Nordbahn nach Lindau am Boden-
see. Nachdem im Jahre 1852 die Strecke von Kaufbeuern nach Kempten
eröffnet worden, blieb die 24 Stunden lange, sehr schwierige Strecke von
Kempten nach Lindau auszubauen; die Bahn von K^empten nach Immen-
stadt wurde schon im Sommer 1853 eröffnet und die g;anze Bahn soll noch
itn Laufe des Jahres betrieben werden. Damit wäre eine unmittelbare Ver-
hindunff zwischen Nord- und Ostsee auf der einen und dem Bodensee auf
der andem Seite hergestellt.
2) Augsburg' Ulm (22 <^ Stünden] soll mit Ausnahme eines tiefen
Einschnittes bei Dinkelscberben (Zusmarnausen) noch im laufenden Jahre
eröffnet werden.
3) Ludwige -Mrestbahn, von Bamberg über Würzburg und Aschaffenburg
370 Bcatsche fiitenl^ahneB.
an' die Hessisdie Gräine liei-fiahl, imGanzM ifiGr^o Stondoi. DäTOii iat
die «tredce Bamberg-Schweinfort (H*/« St) seitINfoveiiiber'iaftS im'Betarieb,
die Strecke Aschafenbucg-Kahl (4* St.) soll noch im laufenden Jahre er^
öffnet und taut Vertrag von der Frankfurt -Hanauer Bahn : betrieben wer*-
dien, die bis zur Gränze Terlangert wird.
4) Die Bahn von 'München über Rosenheim nath Salzburg und Ku&tein
ist be{;onnen.
Die Verbindung der Stadt Bayreuth mit der Bayerschen Hauptbahn bei
Nenmarkt, soll noen im laufenden Jahre bewirkt werden.
In Württemberg steht die Eröffnung der Verbindungsbahn zwischen
Bietiriieim und der Badischen 'Bahn bei Bruchsal bevor. Diese und die
fitreeKe Augsburg-^Ulm sind die so lange und so lebhaft in Süddeutschland
giewünsditen Linien. Nach deren bevorstehenden Vollendung kommt
lEnncben in fortlaufende Verbindung mit Frankfurt und Kehl (Strassbura).
In Baden ist in den letzten Jahren wenif; für die Entwickking oes
Eisenbahnwesens gesdieben. Mit der 'Schweiz ist endlich ein Vertrag ab-
Ipeschlossen, der die Fortsetzung der Badischen Staatsbahn Ms Basel und
von. da nach Waldshut (Anschluss an die Schweizerische Nordfoahn naibh
itüricfa) und von dort über Sdiaffhausen nach Gonstane lerniöglicfat. Die
Badische Staatsbaba ist bekanntlich die einzige ;in Deutscblaüd, die ein
breiteres, abweichendes fieleise hat; so lange dasselbe bleibt, ist. auch die
Verisindung da* süddeutschen Staaten mit Frankreich und der Rhcingegend
eine unvollständige wegen der häufigen Umladungen. Die 'Gonourrenz , die
Mutter alles Grossen, scheint jetzt der Badischen 'Regierung die Noth-
wendigkeit nahe gelegt zu haben, die bedeutenden Rosten eines tJmbaues
der Geleise sowohl, als der Trsiu^orUnittel in Aqssicbt ku nehmen. Diese
drängende Concurrenz werden die in Aheiphessen und Rheinbayern
im Bau befindlichen Bahnen bereiten. Die Hessische Ludwi^sbahUi
von Mainz über Worms nach Ludwigsbafen führend, wird schon bis t'^orms
betrieben und ist . der Vollendung nahe,; eine Bahn von Neustadt über
tandau nach Weissenburg (6 M.) ist durch Staatsvertrag gesichert» und wird
auf Französischem Gebiete ihre Fortsetzung bis Strassburg finden* Nach
Vollendung . dieser Bahnen steht Mainz mit Basel in ununterbrochener
SchienenverbinduDg. Für den Güterverkehr wird diese linksrheinische Babi^
eine i^rasse Anziehungskraft ausüben, da sie den XJebelstand des ümlad^ns,
wie bisher die Badiscne Bahn, nicht darbieten wird. Für das Actienkapital
(=^ 44001000 IL) derPfälzischen-Maximiliansbahn (Neustadt-Weissen-
bürg) h^i die Bayersche Regierung 4 U pGU Zinsen unter denselben Be-
dingungen garantirt,die früher für die Pfälzische Ludwigsbabn (Ludwig^afen-
Beäacn) stipulirt sind. Die Direction beider BaÜnen soll gemeinschaftlich
sein. — Der von der Ludwigshafen-Bexbacher Gesellschaft beschlossene Aua-
hafliL einer Zweigbahn von Homburg nach 2weibrücken ist genehmigt worden.
Der Vollständigkeit halber .muss noch angeführt werden, dass jüngst auch
eine Bahn von Frankfurt a. M. nach Homburg concessionirt ist. Die Kur-
hessische Regierung hatte den Durchsang durch ihr Crehiejt bebarrUeh ver-
weigert und jene Bahn wird nun auf , einem Umwege über Köd^lh^ifu ge-
führt werden.
. Auf die mancherlei Projecte, die neuerdings aufgetaucht sind, kann
hier nicht eingegangen weroen. Seit dem Eintritt der Russisch-Türkisohen
Differenzen und der . eingetretenen Geldklemme sind die meisten in den
Hmtergrund getreten. Es müssen aber zwei Vorschläge erwähnt werden,
die an und nir sich von der ungeheuersten Wiclitigkeit sind und leider
schon seit vielen Jahren vergeblich einen günstigen Abschluss erwartet
haben. Wir meinen zuerst die sogenannte Werrabahn, welche die Thüringische
BabQ von EisQ/oi^ch übi^r M/wningen imd (Joburg mit der. fiayejrschen Bahn
DevUcbe Eisenbahneii. 871
tift LicMenfeb verbbiden ^11. Jabre hng bähen mb die verscbiedeoen
ThüriiigtoobeB ReueruQgeo nicbl Qb«r dit Tracirung eiiusen können; endlich
b9i nuin mit der ThiiringiMihen ti^lschaft <fen San apgescblossen , allein
niin «eiieinien wieder die niHbigen Geldmittel eu fehlen. Zweitens i^oUen
wir die verscbkdenen Bahnen erwähnen, welche zur Ausfüllung der im
Gebiete des Mittelrbeinefi bestehenden Lücken (zwisehen Mains und Bwn
auf dem linkenj zwiBcben Wie4>a4en i^nd PfMiti auf dem rechten Ufer) vor-
geschlagen sind. Auch darüber i&t Jabre lang gefiprochen, geschrieben und
ynlarb^ndeU wordenf Die Preuasische Resi^ung ist nicht geneigt, wie man
sagt aus strategischen Rücksippten^ eine Bahn avif dem iinken Ufer (Mainz-
Eiag«n-Cobleiiz-Bonn) zu genehmigen, bevor nicht die Ausführung derauf
dem rechten Ufer fehlenden Glieder cesichert ist. Man hat für den Aus-
bau dieser Strecken besonders engliscne Capitalien zu interessiren gesucht,
die Nassauische Hegierun(( soll jüngst die Linie von Biebrich über Bfldes-
beim nach Niederlahnstein genehmigt haben. Die Preussische Regierung
acheint eine Linie von Giessen über Wetzlar durch das Labnthal nach
Goblenz einerseits und von Wetzlar über jDillenburg und Sie^burg nach
Deutz vorzuziehen, mit einer Abzweigung Fon Bui4>ach über Siegen durch
das Lenne-Thal nach Hagen. Lelztßr£ Bato ist von den Siegenscnen Eisen-
producenten mit Recht erstrebt worden« allein es scheint, dass die gegen-
wärtig hohen Eisenpreise Wünsche und Thatkraft haben zurücktretenlassen.
-^ Eine sehr empfindliche Lücke bildet noch immer der Mangel eines
stehenden Ueber^anges über den Rhein: von dem Ausbau der seit Jahren
bei Cöln projeclirten Brücke ist noch immer keine Rede, trotz der Opfer,
zu denen sich die dort mündenden Eisenbahngesellschaften bereit erklärt
haben. Für die Rheinische Bahn, die mannhaft mit den schwierigsten Ver-
hältnissen ringt, bildet der Ausbau eine Lebensfrage. Am frühesten wird
vielleicht durch die Badische Regierung der Rheinübergang zwischen Kehl
und Strassburff vermittelt werden. Zuletzt muss noch auf den Einfluss hin-
gewiesen werden, den die im Bau begriffenen Strecken in zwei Nachbar-
andern auf den Verkehr in West- und Süddeutschland haben werden.
In Belgien wird yOQ einer englischen Gesellschaft eine direcfe Bahn
von Brüssel über Namur nadh Arlon gebaut ^ an deren Fortsetzung über
Luxemburg nach Saarbrücken wohl nicht zu zweifeln ist Dadifrcn wird
ein« neue Verkehrsstrasse zwischen Ostende, Antwerpen und eventuell
Rotterdam einerseits und dem Oberrheine apdrerseits entstehen, die den
MitteJrhein nmf|^eh^ Sodann sind endlich in der Schweiz die wichtigsten
Linien in Angriff genommen, der Uebergang über den Lukmanier durch
J essin ist genehmigt und somit eine Verbindung des Bodensees mit dem
a^o Magfjiore und dem Mittelmeere bei Genua in Aussicht gestellt.
Cs bleibt nun noch übrig von den Betriebsrcsultaten der Deutschen
Bahnen zu reden.
Im vorigen Jahrbuche waren die des Jahres 1850 gegeben, die des
Jahres 1851 sind in der beiliegenden Tafel zusammengestellt. Es ist gewiss
im höchsten Grade zu bedauern, dass die Ergebnisse des Jahres 1852 noch
nicht vollständig mitgetheilt werden können; allein die Schuld liegt an der
j^u waten Berichterstattung einzelner Bahnen. Anderwärts stehen die voll-
Ständigen Resultate dem Publiko früher zu Gebote, die Englischen Gesell-
^Schäften halten sehr pünktlich jedes Halbjahr Abrechnung und vertheilen
halbjährliche Dividenden^ trotzdem dass dort in manchen Fällen viel gross-
artigt^^'e Betriebsweisen als bei uns stattfinden. Und doch sollte man er-
warten« dass der grüne Tisch überall Dasselbe ;bu. leisten vermag. Es
scheint fast^ als raubte den Deutscbjsn Bahnen die Detäilstatislik zu viel
Zeit. Wäre es in dem Falle nicht vorzuziehen, die Hauptresultate de^ Be-
Ici^bes .rasc|> ;eu verqffentlichen j^ipd die weitejr^n statistischen Ermittelungen
372 Deutsche Eisenbahnen.
einem gemeinschaftlicben Centralbareao zu überlassen? Jedenfalls Würde
dadurch die noch immer mangelnde Gleichm'ässigkeit der Behandlung ge-
winnen. In der neuern Zeit haben auch einzelne und sehr competente
Stimmen den Deutschen Bahnen die Vereinigung zu einem gemeinschaft-
lichen Abrechnungshause nach englischem Vorbilde gerathen Es ist auf-
richtig zu wünschen, dass die bestenenden und jüngst erweiterten Deutschen
Eisenbahnverbände die Ausführung jener Idee in die Hand nehmen, wenn
auf diese Weise eine raschere und billigere Abrechnung erzielt werden kann.
In der beiliegenden statistischen Tafel sind die Oesterreichischen
Bahnen nicht mit aufgeführt. Die Betriebsergebnisse des Jahres 1851 sind
von den Oesterreichischen Staatsbahnen nicht yeröfifentlicht worden und es
scheint überhaupt passender, die Oesterreichischen Bahnen besonders zu
behandeln.
Die Staatsbahnen und die unter Staatsverwaltung stehenden sind mit
einem f bezeichnet worden.
In der Tafel sind einige Bahnen nicht enthalten, die doch Ende 1851
schon betrieben wurden, nämlich:
6» Meilen Lübeck -Buchen,
2" „ Bemburg-Köthen,
1^»» 9 Berliner Verbindungsbahn,
10»»» Meilen.
Die erstere wurde erst gegen das Ende dieses Jahres eröffnet, von der
zweiten sind keine genauen Betriebsresultate veröffentlicht und die dritte
(eröffnet 15. Oclober 1851] dient nur zum Gütertransport und es werden
die auf derselben beförderten Massen nach Achsen berechnet.
' Auf der andern Seite sind die Längen der Sächsisch^fiöhmischen Bahn
und der Main -Weser Bahn vollständig angegeben, obwohl von der ersten
0*» Meilen und von der zweiten P* Meilen erst im Jahre 1852 eröffnet
worden sind. Die in der Tafel angegebenen Betriebsresultate beziehen sich
also genau auf 807^i> Meilen. Werden dazu die vorhin angegebenen
1037* Meilen y^d die im Jahre 1852 neu eröffneten 62^* Meilen gerechnet,
so ergiebt sich die oben angegebene Gesammtlänge von ca. 881 Pr. Meilen,
die Ende 1852 in Deutschland (hier und ohne besondere Bemerkung immer
exci. Oesterreich) betrieben wurden.
Bei der Vergleichung der einzelnen Bahnen mit einander ist nicht
ausser Acht zu lassen, dass nicht alle vollständig und das ganze Jahr hin-
durch im Betriebe gewesen sind Es wurden nämlich im Laufe des Jahres
einzelne Strecken eröffnet bei der Badischen Staatsbahn (O*^ M.) Main-
Weser Bahn (IVM.), Sächsisch -Bayerschen (3^^M0, Berlin - HamburKcr
(WM. Büchen-Lauenburg); unvollendet blieb die Westphälische Staatsbann
und Chemnitz -Riesa; die angegebenen Strecken der Preussischen Ostbahn
wurden am 27. Juli, die der Saarbrücker Bahn im Juni und die Ruhrort-
Crefeld— Kreis Gladbacher Bahn (in der Tafel unter Aachen -Düsseldorf-
Ruhrort) vollständig erst 16. Oclober eröffnet. Aus diesem Umstände sind
die ungünstigen Betriebsresultate der letztgenannten Bahnen einigermaassen
zu erklären.
Die Ergebnisse der Hannoverschen und Württembergischen Staatsbahnen
beziehen sich abweichend auf den Zeitraum vom 1. Juli 1851 bis Ende
Juni 1852. Dieser Umstand hat bei der Addirung und den aus.denSum*
men gezogenen Folgerungen nicht berücksichtigt werden können.
Die Bahnen sind mit geringen Ausnahmen alphabetisch geordnet wor-
den; der Betrieb der Holsteinischen Bahnen ist gemeinschaftlich und die
Steltiner Zweigbahn wird von der Stargard-Poäener Bahn betrieben, ebenso
die Löbau- Zittauer Bahn von der Sächsisch-Schlesischen Stäatsbahn.
Der Betrieb der kurzen Strecke der Saarbrücker Bahn wurde von der
\
Deutsche Eisenbahnen« 378
Ladvigihafen^Bexbaefaer Bahn besorgt; daraus erkliren sich die bei jener
in der Tafel befindlichen Lücken.
Die Länse der Bahnen ist in Prenssüehen Meilen k 2000 Ruthen an-
gegeben worden. Die Meilen stimmen in Deutschland nicht überein und
für eine genaue Zusammenstellung und Berechnung ei^tehen aus jenem
ÜBistande nicht geringe Schwierigkeiten. In den öffentlichen Blättern finden
sich die verschiedenen Meilen ohne Reduction auf beaueme Weise addirt
und als g^eograDhiadie Meilen angegeben. Die zu verschiedenen Zeiten auf
geographische Meilen reducirten bestehenden Landesmaaase haben verschilf*
ene Bestimmungen ergeben. Aeltere geben sie gleich 7407, neuere gleich
7419 Meter an. Da die Mehrtahl der in der Tafel aufgeführten Bahnen
(ausser den Preussischen noch die Holsteinischen und Jl^klenburgisched)
nadi Preussischen Meilen bestimmt sind , so schien es angemessener, ' die
übrigen Meilen auf Preussidche zu redudren. Dieselbe enthält genau
7&32«»» Meter.
Das Anlagekapital hat nicht bei allen Bahnen genau angegeben werden
können, da eintelne noch nicht vollständig betrieben, bei andern die Bau«
rechnungen noch nicht geschlossen waren. Dahin gehören die Sächsisched
Staatsbannen, die Main -Weser und die im Bau befindlichen Preussischen
Staatsbahnen.
Unter den Stamm actien sind lOMUL Thir. für die Niederschlesisch-
Märkische und 4Miil. Thlr. für die Sächsisch -Schlesische Bahn aufgeführt.
Beide Bahnen sind in Staatsbesitz übergegangen, jene Summen haben eine
feste Verzinsung und damit den CharaKter von Prioritätsactien erhalten.
Werden sie von der in Golumne 5 angegebenen Gesapimtsumme abgezogen,
so bleiben als eigentliche Stammactien ungefähr 120 Mill. Thlr., d. h.
ca. 36^pCt. von dem bis Ende 1851 verwandten Gesammtanlage -Kapitale.
In Gol. 6 haben einige Lücken nicht ausgefüllt werden können. Wer-
den die entsprechenden Bahnen nicht berücksichtigt, so ersieht sich, dass
im Durchschnitt für jede Meile Bahnlänge 47000 Thaler auf die Transport-
mittel zu rechnen sind. In den vom Staatsanzeiger veröffentlichteu Zu«-
sammenstellungen der Preuss. Bahnen werden für
Ende 1851: 45859 Thlr.,
„ 1852: 48566 „
angegeben. Der vorhin berechnete Durchschnitt scheint also ziemlich genau
zu sein.
In Col. 7 ist bei der Berechnung des Durchschnitts für die Summe die
Chemnitz -Risaer Bahn unberücksichtigt geblieben, weil deren Bau noch
nicht vollendet war und das Baukapital nicht genau angegeben werden
konnte. Wird sie mitgerechnet, so kommt für jede Meile Bahnlänge eine
etwas grössere Durchschnittssumme, als die in der Tafel angegebene von
403870 Thlr. heraus. Bei den einzelnen Bahnen weichen die durchschnitt-
lichen Anlagekosten sehr ab : am bedeutendsten sind sie bei der Rheinischen,
Bergisch-Markischen, Düsseldorf-EIberfelder, Main- Weser und den Sächsischen
Staatsbahnen; am geringsten bei den Bahnen, welche die norddeutsche
Ebene durchziehen. Das Minimum bietet die Rendsburg-Neumünster Bahn
dar mit nur 91000 Thlr. pro Meile.
Die Anzahl der vorhandenen Locomotiven (Col. 8 a) betrug 1088, die
Anzahl der durchlaufenen Nutzmeilen (Col. 14) 2722921. Wären alle Loco-
motiven gleichmässig in Thätigkeit gewesen, so würden im Durchschnitt auf
1*ede 2502 Nutzmeilen kommen. Allein, wie schon bemerkt, sind nicht alle
Bahnen das sanze Jahr hindurch im Betriebe gewesen und der Durchschnitt
muss sich demgemäss höher stellen. Bei den vollständig betriebenen
Preussischen Bahnen war er 1851 pro Locomotive 2650 und 1852 2840 Meilen.
Die Gesammtanzahl der Personenwagen (Col. 8b) beträgt 3135^ die
i
874 Beutsc&a Ei#eiilbtfanefu
len PlitiEe in tfluuelbtB (CoL 9) 13B98(^ es ioMwaiett ftl«i> iili Htth^L
schnitt auf jeden Personenwagen 44 Platze*
Für Goi. 1» J'asst sich kein IXgpchsi^linitt an^ebeity^ dar in 4M.St sttbmt-
liche Lafiwaffen (incL Vieh- and Gepäckwagen)', In Col. ^ aber mir düe
Laduogsrahigkiiit der eigentliehcii Gttterwagenf «ngegeheii iert.
Werden die TorhandcfieB 1<968 Lecoitiotiven sähaiintlieb als dienaltflelitig
angenommen, so reichen sie zum gleichzeitigen Transport der forhamdenen
Personen- nndi Güter -Wagen = 18291 aus. Es hättlen> deamadi 138930
Personen und mindestens 27x291 Ctr. Gfiter vom den Loeomotived zu gleicher
Zeit in Eeweguns gesetzt werden könne».
In den Goi. 12 bis 15 ist die Anzahl der beförderten Personen dach
den verschiedenen Elaseen angegeben. In Goi. t4 sind- die Personen dritter
und vierter Klasse zusammen angegeben^ bei der laidischen^, Bonn-Götns
DOsseldorf-Elberfeld-, Göln-Miirden-*, Ln#wigsli<rfen^-Beiiiatil-, Miiitl--
Neckar-, Main- Weser-, Münster-Hamm-, Saarbrücker- und TflioiAis-BäAfn.
Bei der Berlin- Potsdam* Magdeburger* Bahn haben die einzelnen Klassen
nicht angegeben werden können. Zieht man die auf dieser Baän tarifmäßig
beförderten Personen = 075696 von der GesammtBumme von 2i869467 ah,
so bletben 22199831 Personen und von diosen haben benutzt
1 Klasse — 264164 = 1,19 pGL
2 , = Ji»18426o=: 18,85 „
3 u. 4 ^ ^ ly 112.3» :1t. 82,96 „
Zusammen ...... 22193831:^^100 ;;
Die Benutzung der ersten Klasse ist auffallend gering, efklart ^rd^
dieser Umstand durch die durchschnittliche Vortrefflichkeit der Wagen zWeft^^
Klasse. Auf der Rheinischen Bahn z'. B., yßro dieses Vcrhaltniss nicht statt-
findet, steigt die Benutzung der ersten Klasse, schon auf 12,7 pGt. Sehr
interressant wäre es, wenn ntin auch die Einnahme anfgegeben werden
könnte i welche die verschiedenen Klassen gebracht haben uHd'mft gleich-
zeitiger VerfffeichuDg der verschiedenen Tarif^^tze Hessen sich nidht un-
ivichtige Folgesätze ziehen. Allein das vorhandene Material reicht dazu
nicht aus.
Weniger vollständig als die Personenbeförderung hat der Gütertrans-
port im weitesten Sinne in der Tafel berücksiehtigt werden können. In der
Aufstellung und Behandlung desselben weichen die verschiedenen Verwaitun-
S[en nicht unbedeutend ab und erschweren damit eine systematische sta-
tistische Zusammenstellung ungemein. In derTafbl sind Gebäck- und Vieh-
transporte nicht aufgenommen und in Goi. 18* bei den nichtprenssischen
Bahnen nur diejenigen Güter verreichnet wordten, die nach aefl gewöhn-
liehen Tarifsätzen befördert worden sind. Die in derselben Gblönne ange-
g ebene Gesammtsumme stellt daher den durch die Eisenbahnen btrwirkten
rüterverkehr nicht ganz vollständig' dar.
Die Golumnen2i und 22 sind für* mehrere Bahnen aus dbn Golümnett 18
und 19 berechnet worden, es hängt also deren absolute Richtigkeit voti
der Genauigkeit der in den Gölumnen 18 und 19 gegebenen Dorchschtiitts-
zahlen ab. Die Gölumnen 21 und 22 soHen ein anschauliches und zu Ver-
gleichen passendes Bild von der absoluten MässenbefBrderung geben. Die
einfache Addition sämmtlicher beförderter Personen und Geittner Güter, ge-
nügt dazu nicht. Dieselbe Person und derselbe Gentner mögen aufm^hVere
Bahnen übergeben und erscheinen dann in der Endsumme miehfnials: alltin
eine weitere Unterscheidung von Personen etc., die nur kurs^e Strecken
durchlaufen sind , findet nicht statt Werden aber sämmtficfa beförderte
Personen oder Güter auf die Länge einer Meite redncirt, so stellt sich eiti
richtiges Bild von den wirklich geleisteten oder empfangenen Diensten her-
aus. Die Magdeburg-Leipziger Bahn z. B. hat im Jahre 1851 im Ganzen
DeiLtse&e EiKenftaltiieA« 376
'TSI281 Personen auf nßl'schiedÄne Längen befördert; ito Durchschnitt isrjetfe
Person ^** Meilen, ^lle zusammen daher 4484089 Meilen befördert. Das sind
die wirklichen Dienste, welche jenis Bahn dem fahrenden Publiko geleistet,
oder welche von. diesem in Ansprudi genommen worden sind und die man
auf die Weise umschreibea kann, dass man sagt: die Magdeburg-Leipxiser
Bahn hat 4484089 Personen 1 Meile weit oder 1 Person auf 4484089 Meilen
befordert. Zum Vereleich der wirklichen Massenbeförderung verschiedener
Jahre ist diese Berecnnung ausnehmend geeignet.
Die Einnahmen sämmtlicher Bahnen haben betragen
12416951 Thlr. = 47,54 pGt.» aus dem Personenverkehr incl, GeprScküber-
fracht,
12738778 „ = 48,77 ^ aus dem Güter-, Vieh- etc. Transport,
965412 „ ±= 3,69 .^ sonstige,
21121141 n ^100 ^ TotaL
Betra« der Ausgaben
860128;Thlr. ::±( 6,8» bGi. ftir Aligemettte Verwaltung,
1676389 « r» 61,45 ,» « Transport n
3955il3 „ ==: 31,68 ^ ^ Bahn
1249212». „ ==100 ^ n Total. ' - —^
Die Ausgaben betroffen 47,824 pGt. von der Brutto-Einnahme. Wenn
man bedenkt, dass ein Theil der Bahnen nicht vollständig betrieben wurde,
SQ ist jenes Verh'aUniss günstig zu nennen.
Der BetriebsUberschuss sämmtlicher Bahnen betrug 13629916 Thlr.,
die sich nach sehr ungleichmässigen Quoten auf die einzelnen Bahnen ver-
theilten. Ohne Berücksichtigung der Ghemnitz-Bisa^er Bahn würde sich das
Geisammtanlagekapitil von 324S60Q00 Thlr. mit 4,2* tiC4t verzinst haben;
Diese Zahl i$t Col. 33 als Durchschnitt eingetragen, von den Staatsbahnen
haben nur die Hannoverschen und firaunschweigscheti günstige finanzklle
Resultate ergeben^ die der badischen sind eben genügend, die Übrigen
bleiben hinter der Verzinsung ihrer aufgewandten Kapitalien zurück. Auch
die Privatbahpen bieten sehr verschiedene finanziell Resultate dar. Es
ist bei ihnen nicht zu vergessen, dass die in Gol. 32 angeführten üeber-
schüsse nicht als Reineinnahme zu betrachten sind ; es müssen davon zu-
erst noch mancherlei Lasten, dann die statutenmässigen Einlasen in den
Reserve- und' Erneuerungsfond bestritten werden. Darnach kommt die
Verzinsung, resp. Amortisation der Prioritätsactien ; der Amortisirung Sind
bei einigen Bahnen auch die Stammactien unterworfen. Diese genauen Daten
haben wegen Mangel an Raum in der Tafel keinen Platz finden können.
Bei Gol 34 ist zu beachten, dass die für die Berlin-Hamburger-Bahn
angegebenen 4 U pCt. nur auf aie 5 Millionen Thlr. Stammactien Lit A be-
zahlt sind, die 3 Mill. Thlr. Lit B. haben nur 2 pGt. erhalten. Die 3 >/ pGt
der Stargarder und die 4 <^ pGt der Ludwigshafen-Bexbacher Bahn sind ver-
mittelst Staatszuschusses und die 4 pGt, der Magdeburg -Wittenberger BahfU
aus deren Baufbnd bezahlt worden.
Auf weitere statistische Vergleiche konnte leider nicht eingegangen wer-
den, da einmal der für diese Arbeit besimmte Zeitraum durch den weit
vorgeschrittenen Druck des Jahrbuches zu kurz gemessen war und es auf der
andern Seite auch passender erschien, die vollständigen fietriebsresultate des
Jahres 1852 mit denen der Vorjahre zusammenzufassen. Soweit dieselben
haben zusammengestellt werden können, werden sie zum vorläufi^^en Ver-
gleich in der folgenden Tafel mitgetheilt. Die preuss. Bahnen sind darin
vollständig enthalten, jind von den Württembergischen und Hannoverschen
Staatsbahnen ist noch kein genauer Bericht zu erwarten, da deren B^triebs-
Jahre mit dem 30. Juni schhessen.
376
DeoUche Eisenbahnen«
Nanen 4er Baknen
Anzahl der be-
förderten
Altona-Kiel . . .
Glückstadt - Elmshorn
Rendsburg-Neamünster
Badiscbe
Bayersche ....
Bergisch-Märkiscbe .
Berlin -Anhalt . . .
Berlin -Hamburg . .
fierlin-Potsdam-Magdeb.
Berlin- Stettin . . .
Stettin -Stargard . .
Stair^f rd - Posen • .
Bonn* Köln ....
Breslau - Schweidnitz-
Freibure ....
Düsseldorf- £lberfeld
Frankfurt- Hanau . .
Friedr. -Wilh.^Nordbahn
Köln -Minden . • .
Leipzig - Dresden . .
Lübeck - Buchen . ; .
Magdeburg -Leipzig .
Magdeburg-Halbersladt
Magdeburg- Wittenberge
Mecklenburgische .
Münster -Hamm .
Neisse - Brie g . .
Niederschles.- Märkische
Niederschles.- Zweigbahn
Nürnberg -Fürth .
Oberschlesische
Preuss.- Ostbahn .
Prinz Wilhelmsbahn
Rheinische . . .
Ruhrort - Crefeld - Glad-
bach
Sächsisch - Bayersche
Chemnitz - Riesa . .
Sächsisch -Böhmische
Sächsisch- Schlesische
Löbau- Zittau . . .
Saarb rücker . . .
Taunus Bahn . .
Thüringische . . .
Westphälische . .
Wilhelmsbahn . .
P«lnioa«n
Güter
Ctr.
419615
59982
85404
2189027
1025045
5(^2882
366400
617409
655801
307346
I 230127
560620
223645
366962
335065
360421
1608152
615303
128368
848898
378775
140868
266588
128994
74875
562980
79114
348782
222643
99859
529487
228357
473336
116484
372962
485087
144938
38925
774227
261214
72638
1827969
306749
122372
3227007
4804279
5432386
2900659
430^573
1728996
1582357
13^847
98767
1825623
3786841
31645
1628973
16663058
795896
5340342
3829628
1224592
1087659
723812
702055
5522663
601752
6874126
799189
3001609
4497524
1584356
6733463
1182667
901509
2471068
401894
3056383
2640294
1927308
2189227
Einnahme
«08 4«m
Per-
Bonen-
▼erkehre,
Incl. Ge-
p&ck
ThU.
vom Gfi-
ier-, Tieli-
eU. Tr«k0-
port '
Thlr.
•onitlg«
Thlr.
Total
Thlr.
241532
725512
773781
96384
457053
603879
547629
465606
242500
108947
117978
106119
57498
172094
872220
512117
63251
457694
168695
118819
173547
46875
37771
857991
41886
345075
264221
13645
477211
47965
327215
457a3
133078
234645
26711
4271
466270
78598
50034
192470
686310
1029673
203551
591267
969415
396570
368894
180683
11029
98156
132874
3827
196591
1408364
548350
52175
857806
246587
137694
99144
41534
33966
1201823
48055
954187
130420
95193
354865
46183
881607
72013
128835
295498
27455
33890
511073
82490
165227
7371
14061
28684
27421
18154
11290
27«7I
2033
12397
9375
1540
13494
160435
44623
66325
1266
12612
10050
8430
6555
46525
3800
151225
17124
10177
16660
7560
78652
10188
15502
374127
16676
50570
1411822
1773454
914016
1077004
1600714
962352
845790
450854
122009
228531
248367
62865
372179
2441219
1105090
120704
1381825
416548
269125
286142
96834
78292
2106339
93741
33861
1450487
411765
119016
848737
101709
1208822
117796
261913
530143
54166
38161
300203
1055995
171276
230763
[
F
Deutsche Eisenbahneii.
877
Betrieb^ -Aasgabe
fttr allge-
melna Yer^
waltang
Thlr.
25330
13152
32208
38465
24262
13647
15204
5627
7313
5444
3791
21623
48080
24175
38076
13028
13009
14843
3990
4692
45034
5695
28374
13990
6044
22270
3786
196
34533
6998
6607
für
Transport*
yenraltung
Thlr.
137756
112951
381141
458778
243372
378150
197685
42057
60920
101336
21967
133693
602540
195933
359909
135570
82543
76387
25856
18864
648997
31735
290537
174168
67131
205065
42295
3058
252442
66036
43844
fUr
Bahnver-
waltung
Thlr.
80528
45721
179669
206800
122684
162893
130180
19040
37638
34446
2541
82607
358885
244450
186142
48004
58444
60616
14728
15141
294666
21716
256413
112024
24187
81441
22929
8697
102861
60552
26824
Total
Thlr.
171823
590318
704043
390318
554690
343069
66725
105871
141227
28299
237823
1009505
464558
584126
196602
153996
151847
44574
38697
988697
59147
18683
575324
300182
97362
308776
69010
11951
168802
389836
133586
77275
Die Betriebs
Ausgabe be-
trägt von der
Bnxtto-Eln-
nähme
pCt.
T
196677 )
15267 [ 55 <
31668
54'«
55»«
43»»
4066
65»«
76« •
5469
46"
56M
45
64
41 si
42
42»»
47 ao
57"
55"
46«»
4943
46"
630»
551'
39"
72»o
81"
36»»
67»»
56»
36»»
78
33"
Aut die
Stammactien
sind an Zin-
sen and Dlyi-
dend. gezahlt
pCt.
1»
6
4»
3»
8
5»»
2»
3»
0»
6«»
9
20
9»
0"
2%
3»»
4
13
10
3»
5»
417
97s
Bestand des
Beservefonds
Ende 1862
Thlr.
152902
3126
7614
492084
208728
200000
180416
25613
60000
31305
4579
15000
628302
211942
175412
61512
5391
21750
17496
26427
81983
228956
197989
43518
24
/
378 Deutsche Eisenbahnen.
Die Oesterreichischen Schienenwege haben in den letzten Jahren
nur einen unbedeutenden Zuwach» erhalten. Mehr als irgendwo hängt
die Weiterentwickelung derselben dort von der Thät](;keit der Regierung
ab. Viele und wichtige Linien sind zum Ausbau bestimmt, man liest oft,
dass sie zur vollständigen Entwickelung der im weiten Gebiete noch
schlummernden materiellen Kräfte nothwendig seien, allein zu deren Aus-
führung gehören neben dem guten Willen Capitalien und die finanziellen
Bedrängnisse der Oesterreichischen Regierung ziehen dem baldigen Ausbau
der wichtigsten Strecken sehr enge Gränzen. Die officielle Statistik von
185^ giebt folgende Linien an, die auf Staatskosten ausgeführt werden sollen
und zum Theil im Bau begriffen sind:
17 Meilen Verona -Treviglio,
b% y, Gloggnitz - Mtirzzuschlag,
ISii n Laibach- Triest,
V n Verbindungsbahn bei Wien,
9 n Oravitza - fiaschiach ,
i% n Tarnow-Dembicza,
5 V n Krakau - Bochnia ,
15^ n Gzegled-Szegedin,
^V >i Steinbruck- Agram,
23 n Brück -Salzburg,
10 n Innsbruck-* Kufstein,
US% Meilen.
Vor allen Dingen nat die Regierung die Vollendung der Semmerings-
bahn (Glogenitz-Mttrzzuschlag) erstrebt, um die südliche Staatsbahn in
ununterbrochene Verbindung nfit der Hauptstadt zu setzen. Der Riesenbau
ist nahezu vollendet und es ist : aufrichtig zu wünschen, dass der Erfolg des
Ton Vielen als zu gewagt betrachteten Unternehmens den gehegten Er-
wartungen entspreche. Der Betirieb soll im bevorstehenden Herbste eröffnet
werden. Ausserdem ist von der Gzegled-Szegedin Bahn im September d. J.
die Strecke von Czegled nach Kekshemet und Felegghaza ca. i Meilen dem
Verkehre übergeben worden. Auf den Linien Verona--Treviglio und Laibach-
Triest soll keine übermässige Anstrengung herrschen und von der baldigen
Ausführunff der von Bayern so sehr gewünschten Linie Bruck-Salzburg ist
es ganz stul geworden. Zur weitern Ausfuhrung auf Staatskosten sind be-
zeichnet worden die Strecken Aussig-Teplitz in Böhmen und Verona-Botzen
(19% M. und lOMill. Fl. Anschlagskosten). Die Ferdinandsnordbahn war
nach frühern Verträgen verpflichtet, die noch fehlende Verbindung zwischen
Oderberg und Krakau auf Oeisterreichischem Gebiete auszuführen. Nach
einem neuerdings getroffenen [Abkommen wird der Staat die Strecke Yon
Podgorze nach Auschwitz (T^^M.) selbst ausführen und die Ferdinands-
Nordbahn führt auf ihre Kosten die Linien
Oderberg - Anschwitz 0 ^ M. und 5000000 Fl.
Schönbrunn -Troppau 3«^ „ « 1447000 „
Djieditz - Bielitz It^ „ „ 350000 ,
zusammen circa M „ u. ca. 7000000 ^ Anschlagskosten aas.
Neulich wurde in einem oflßciösen Blatte mitgetheilt, die Oester-
reichische Regierung wolle demnächst diejenigen Eiseribahnlinien feststellen,
welche sie auf Staatskosten auszubauen gedenke und daneben der Privat-
industrie ein neues Feld Überlassen. Im Grunde könnte das nur heissen,
dass die Regierung an der Nachbaltigkeit ihrer eignen Mittel zu zweifeln
anfange. Ob bei der herrschenden Ungewissheit der Öffentlichen Zustände
grössere Gapitalien von Privaten zum Eisenbahnbau auf eigne Rechnung
angeboten werden, ist vorläufig sehr in Frage zu stellen.
Dealische Eiieti<babii6li. 379
Abgesehen von den 4lJ^5sterr. M. Pferdebahnen waren im Jahf^ 185{
folgende LocomotiYbahnsn^^Betrieln:
1) Privatbahnen.
54 li M. ,^aiser- Ferdinands - Nordbahtt ,
16*J „ Wien-Gloggnitz und "Wien-Breck,
3*2 n Katzelsdorf-Oedenburg,
74«^ Meilen.
2) StaaUbahnen.
:62 M. hordliclie «taatsbahn (0\m^ und Brünn.Trubau-Pn^-BodenbachX
%U f* nor^aUiche Slaatsbahn tKrakau-MyslovHlz)i
i\\i n südliche Staatsbahn (Mürzzuschlag-Laibach),
435 n südöstliche Staatsbahn (Marchegg-Pressburg-Pesth-Szolnök),
^yi » Italienische ; nämlich
17 M. Venedig -KesIre-YerDnjb
2V-1. Mostre-Trevfeo,
^\i jft 'Vecpna-Mantua,
4 « Mailand -Treviglio,
6!^ » Mailand -Camerlata (Gomo). - -
m^^ Heilen.
Zusammen also 265)^i]fett^n Loc^rmitifbAhnen, uadütti Ganzen
-davon im t - ^n
'deutschen nlclitdea^cben
Bandesgebiete Bftndem
41 »^M. Pferdebahnen. . . 33!^M. S'^AM.
265 ^^ „ Locoiftotivbahnen 174 ^^ ^ 91 ^
307 >iM. Eisepbahnen 208 M. 991^ M.
Die österreichische Heilest •7566iüf«ter
n preussische , .» «^ 7532 ^
3iläo l£p^rreiciusohe .« c=i 4 0 « ' ^ • * preussiftehe |ff eilen.
Auf Preussiscne Meilen reducirt würden sich also die Längenver||ält-
nisse so darstellen: im deutschen im nichtdeutsch.
Gebiete Oebiete
42o»»M. Pferdebahnen .. 33»«iM. ft^^M.
ge7-*o» n Locorootivbahaen 175^^»» ^ 91«»* n
3Ö9*»« M. Eisenbahnen 209*»»M. " 99*«*M.
75>*' preuss. M. Mvatlocomptivbahnen,
192"» ^ „ Saatslpcomotivbabnen,
267 iö» ^euss. M. IsoconjäotklxlhjBea.
Schon rfrüher dbatte die Oesierreichiscfie fRegiernng die . Krakaneri
Ungarische 'Gentralbähn-Cjoizt südöstliche ^aatsbalm) uHd dre Italienischen
Bahnen detfl^nden von PtivatgeseUscIiafteii entnommen; jetzt ist auch der
Ankaut der GIoggnitzer4Iauplbahn ab^esdilössen. • Die ~^ Wien -Gloggnitzer
Gesellsishtf beh^tvnebea ihrer j^rosffatligien Maschine näalKik nur die Flügel*
bahn Wien-Bruck (5*pM0 mit der Srkubniss, dieselbe ruber Raab nacH
Neu-Gsöqfy (Kemorn gegenülMr) weitcrzubauen. I^r^taat bezahlt für jede
ACtie (von öOOrFL) ötSTfL in 5 pCt. Staat$eb1igationen und übernimmt
ausserdem die gindirte Schuld der Gesellschaft im: Betrage von 2750000 FL
V^n gi^ssern Uhternehtaungen- bleibt ^sonach «ur die^erdkialids-Nordbahii
in'PrivatliandeQ.
Die Betrieifosresultaleder beidenUetzten Jahre-sihd nur;unvolIständig
veröffentlicht werden. Pür^ie Ergebnisse der Staais^hnea im Rechnungst
jähre 1^51 (1. November 18^ bis Ende Dctober 1851) fiehlen genaue Ver-i
offentliehnngen^iänzlich, ebenso für-dieHrtalienisch^fitaatsba^nen in Bezu^
auf die^JAre ISot u. 1852. :Die Belriebsresultate der and^n rStaatsbahned
im Jah^^B52 sind nach effieiellea MitUieilinigen ^in- der -«foljgenden Tafel
zusammengestellt worden: 24*
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Deatsche Eiienbahnen.
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388* Deuifltfhe Eisenbahnieih'
Die BetriebsreinBinnahme jener 4 Bahnen soll n^ioh dem Lloyd im
Jahre l85l liup 207645^^ d i. nngeföhr 2 pGt. des Ancagekagittls: bctiMeii
haben. DeninAch stelRe sieh für 1B52 ein Mehrrdnerlregr von 99i0OFai
hersuft. RrülTef war der Betrieb* der nördlichen Staatabahn an dieFerdinaod^
Nordbahn, der der SQdbahn an die Wien-GloggnitEer Gesellschaft i^r-
pachtet. Ersteres Yerhältniss dauerte 4 Jahr 8 Monate , letzteres b Jlahre
und 7 Monate, altein dl« reinen £innalnnen, welche dem Staatsschatze za-
flössen, betnigenl
aufdernördl. aufdersftdL
Staatsbafan- Stuatsbahn:
zur Zeit der Verpachtung jährlich im Durchschnitt 50961 fl. 280454 fl.
im Jahre 1852 durch die Staatsverwaltung . . . 1127327 fl. 849440 fl^
also im Jahr 1852 bei eigenec Verwaltung mehr 1076306 fl. 568986 fl.
.Vbm.fiBaiizieHeilStandpinnkte abgesehen, Mdbt^dicses^Verb&li^iSft DDcfc
immer ein sehr ungünstiges, da* die Oesterrefch* Regi~erQ)g:diB' aHf <feeit Eii|e]£-
bahnbau verwendeten Summen mit einem viel IföneriT Zinssatze veftiilSen
muss. Wie viel im Ganzen die Regierung zum S^lbstbau und Ankauf! ver-
W6fid«t hat» lässt- sieh- ^ die- Gegenwert nicht genau angeben.
P^h dffidell^n Angaben solfim:bis Ende 1890 im.Oestenr. Stkaft
avf die Pferdebahnen verwandt sein 41fl09l6»fl.,
I auf Privat-Locomotivbahnen fll6]o|6fil- fl.
auf die Staatsbahnen bis Ende 1851 .129912939 fl.
N«ch <bmrkürzfeh~encfaiQneDen Hauptfinanzausweis i tHnd ^K Wb^bbt
Ende i852 aus- StJaaCsmtlteln verwandt worden * "" .
946 15632 fl. zxt Etsenbahnbauten ,
7897759 fl. zur Erweiterung der Ebenbahnbetriebsmittel,
33504980 ff. zur Einlösung von Privat-Eisenbahnen,
. ._ ^ 13601837 1 fl , davon fallen auf das Jahr 1852 im Ganzen 18321994 fl.
und mit -Hinzurechnung der vorhin angeführten bis^Ende 1851 verwandten
129912939 fl. würde sich der von der ^egierun^ bis* Ende 1852 verweildete
Gesammtbetrag auf 148234933 fl. stellen. . In dieder Summe sind aber die
Ablösun^^kapitale für die Italienischen- Bkhne» mclit vollständig enthalten.
' AufHdie von der Regierung direclE ausffefllhcten Eisenbahnbauten sind
in den 8* Jahren bis Ende 1853 verwan(& Worden 996fI5632 fl., also im Dufc^
schnitt lihrlich U827Q0O fl..; die.wirk&cfiien. Batrage waren
^ 1850 :^ 12427388 fl.
.1851 = 14.545246 ^
1852 = 13799490 „
Die Betriebsresttltate der beiden grossem Privat-4^ocoisotl^blbnen an
Jahre 1851 sind folgende. Es is( dabei «i bemerken, dass 4^s Rechnungs-
jabr der Ferdrnands^Iidrdbahn; oait. dem- Kalenderfahr zusammenfällt und
das der Wien--Gl0g§;nftzer Bahn mit den».K Decenäer 1850 beginntr
Der Viehtranspart isf iff der Gütermenge mitenthalten.
DentscIieEiteiibabnen-
I.änge in österreichischen Heilen . .
Davon sind doppelgeleisi^
Gesammt-Anlagekapital m Gulden . .
Davon in Stammactien
Auf die Ttangportmittel sind verwendat
Gulden
DurobscbniltakoBleii einer Heile . .
iLocomotiTeti ....
Lastwagen aller Art .
Personenwagen . .
Sitae in den Personenwagen
CentaerLaduDgs (Uiigkci t der
Lastwagen
Durchlaurene Nutimeilen der Locomoti*en
/Personen 1. Klasse .
Es sind
befördert
worden
Sununa . .
/Hilitairpersonen etc. . .
Total Personen
/Güter aller Art, Centner
"ür eigene Rechnung
(Regie) . . .
An Heilen hat durch-ljede Person
schnittlich durchfahren} Je der Clr. Gut
!von Personen und Gepäck
n Hilitairtransporten um
Eütraillgen . . .
H Güter-, Wagen- und
Viehtransport . .
„ Terschiedenen Quellen
Summa . .
r allgemeitje Verwahung
Transport- „
Bahn-
Summa . . .
Betrag der Ausgaben in Procenl«n der
Binnahme
Reinertrag des Betriebes
In Procenten des Anlagekapilxls . . . .
Zinseo und Dividenden für die Stanun-
Aufl^ben
in
Gulden
Wlaa-WDl^MtMT BUK
Htrltkka Buplbiba Wlsn-Bnuk
?ti
4U700
tOT906do I näeßm
2S465
106978
130444
1557919
5123019
50072
997973
321W7
133244
553987
77518
35150
TmST
384
Deutsche Eisenbabnen.
"Eine fibersichtliche Zosammenstelhiiig der Hauptbetriefoser^ebnisse in
den 3 letzten Jahre bieten folgende Resultate dar:
1850
1851
1852
1. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn.
Aoxabl der beförderten Personen ....
DazQ Militairpersonen
Total Personen
Gütertransport exci. Regiefracht, Ctr. • . .
Ganze Betriebseinnahme in fl
rt Betriebsaosgabe „ i>
Betrag der letztem in pGt. der Einnahme .
Betrag der Betriebsreineinnahme in fl., .^.
Auf die Stammactien ist an Zinsen and Divi-
dende gezahlt
2. Wien-Gloggnitzer Bahn
mit den Zweigbahnen Mödlinff-Laxenburg
und Neustadt-Katzelsdorf.
Anzahl der beförderten Personen ....
Dazu Militairlransporte
Total Personen
Gütertransport in Ctr. excl. Regiefrachten .
Ganze Betriebseinnahme in fl
■f, Betriebsausgabe « ^
Procentbetrag der letztern von der Einnahme
Betrag der Betriebsreineinnahme in fl. . .
3. Wien-Brucker Zweigbahn.
Anzahl der beforderten Personen . . . .
Dazu Militairpersonen
Total Personen
Gütertransport in Ctr. excl. Regiefrachten .
Ganze iBetriebseinnahme in fl
f, Betriebsausgabe n n
Procentbetrag der letztern von der Einnahme
Betrag der Jletriebsreineinnahme in fl. . .
10966B8
291535
1388203
5659111
4526808
2411843
53,"
2114965
7 pCt
1291235
166142
1457377
3629882
1626220
853048
52,4 5
773172
109582
8181
117763
315608
127244
101218
79,»
26026
1071863
199626
1271489
7925223
5418991
2573246
47,*«
2845745
lOi^pCt.
1437553
120426
1557979
5123049
1913886
966712
50,»
944174
130444
2800
133244
553987
155825
117756
75; •
38069
1224711
157702
1382413
11490209
7012271
3093433
44 *
3918838
12pCt.
1601668
82644
1684312
5318854
2089610
1031821
49,8»
1057789
146025
3207
149232
643847
166624
140738
25886
Ganze Betriebsreineinnahme der Wien-Glogg-
nitzer Gesellschaft 799198 982243 1063675
Zinsen und Dividende der Stammactien . . 7 pCt. 8 pGt. 9 pGt.
Es ist jedoch in Bezog auf die von der Wien-Gloggnitzer Gesellschaft
bezahlten Dividende zu beachten, dass das Ertragniss der Maschinenfabrik
dazu beigetragen hat, und dass der Reinertrag der Bahnen durch die 5 pGt.
Provision von der Bruttoeinnahme der südlichen Staatsbahn (die früher von
der genannten Gesellschaft betrieben wurde) im Jahre 1850 um 127446 fl.
und im Jahre 1851 um 68869 fl. vermehrt worden ist Die Reineinnahmen
von der Maschinenfabrik betrugen 1850 = 104607 fl.
1861 = 117167 „
1852 = 233275 „
Deutsch« Eisenbahnen. 385
Das oben Pag. 383 ani^egebene Anlagekapital der Wien-Gloggoitzer and
Wien-BFuci:er Bann begreift aber auch nur die auf den Bau und die Instand«-
setzuRg der genannten Bahnen verwandten Summen. Abgesehen von den
Anlagäosten der Maschinenfabrik sind auch 950000 FL nicht darin enthalten,
welche als Vorauslagen bei den schon vor Jahren projectirten Bahnen nach
Pressburg und Raab verausgabt waren.
Da in der Pol^e der Gloggnitzer Gesellschaft nur die Wien-Brucker
Bahn verbleibt, so sind der künftigen Verffleichung wegen die, jene Bahn
betreffenden Daten überall besonders aufgeführt worden.
Auf der von der Gloggnitzer Gesellschaft betriebenen Bahn Katzels-
dorf-Oedenburg sind im Jahre 1851 befördert worden
100695 Personen, 811501 Ctr. Güter
und im Ganzen eingenommen worden 128403 Fi. gegen 95123 Fl. im Jahre
1850, mithin hat diese B^hn im Jahre 1851 einen Bruttomehrertrag von
13280 Fl. geliefert.
Wie schon oben erwähnt, lassen sich über die Italienischen Staatsbabnen
genaue Angaben eben so wenig in Bezug auf die Anlagekosten, als auf die
genauen Betriebsresnltate der beiden letzten J'ahre anfuhren. Es ist daher
bei den vielen Lücken, die sich in dem bisher vorgeführten Materiale finden,
nicht möglich, eine irgend wie befriedigende Zusammenstellung aller Oester-
reichischen Bahnen zu liefern. Beschränkt man sieh auf die 4 im Deutschen
Bundesgebiete liegenden Locomotivbahnen (Nördliche und Südliche Staats-
bahn, Ferdinandsnordbahn und Wien-GIoggnitzer Bahn) und sieht man von
den an sich geringen Unterschieden ab, die sich bei der Begränzung der
B^triebjahre zeigen, so 13sst sich für das Jahr 1852 folgende Zusammen-
stellung bieten:
Länge der betriebenen Bahnen in Oesterreichischen Meilen 174 ^Z.
Darauf verwandtes Kapital , Gulden ...... 1^907000
Madit durchschnittlich pro Oesterreichische Meile, Gulden 692877
„ „ „ Preussische „ Thlr. 488502
Anzahl der tarifmässig beförderten Personen . ... 4564272
Dazu Militairtransporte und in Extrazügen . . • 475221
Total der beförderten Personen 5039493
Anzahl der excl. Regieft'achten beförderten Güter, Ctr. . 30175959
Betrag der gesammten Betriebseinnahme Gulden . . . 16660611
» „ „ Betriebsaus^abe » ... 9680731
„ „ letztern in Proc. der Einnahme .... 5,81
„ „ Betriebsreineinnahme, Gulden 6979280
rt derselben in pGt des Anlagekapitals .... 5,77
Von der Betriebsreineinnahme kommen aber 5002513 Gulden = 11,37 pCt.
des Anlagekapitals auf die beiden Privatbahnen und nur 1976767 Gulden
gleich 2,56 pGt. des Anlagekapitals auf die beiden Staatsbahnen.
Nachdem nun auch über die Oesterreichischen Bahnen berichtet worden,
liegt gewiss der Gedanke und der Wunsch nahe, die gewonnenen Resultate
mit den der übrigen, oben behandelten Deutschen Bahnen zusammenzufassen
und so von sämmtlichen Deutschen Bahnen ein klares und Obersichtliches
Bild zu geben. Auf diesen Wunsch muss der Referent wegen der üngleich-
artigkeit und Mangelhaftigkeit des vorliegenden Materials verzichten Es
ist schon mehrmals darauf hingewiesen worden , dass bei der Begränzung
der Betriebsjahre nicht unerhebliche Abweichungen vorkommen und schon
aus diesem Grunde ist es unmöglich, eine ganz genaue Zusammenstellung
sämmtlicher Deutscher Bahnen zu geben. Dazu kommt im vorliegenden
Falle noch, dass in Bezug auf das Jahr 1851 das Material für die Oester-
reichischen Staatsbahnen geradezu fehlt; und dass in Bezug auf das Jahr
386 Deutsche Eisenbahnen.
1852 die übrigen Deatschen Bahnen noch bedeutende Lücken darbieten.
Wir müssen uns daher auf die Angabe beschränken, dass Ende 1852 mit
Aoisechluss aller Pferdebahnen im ganzen Deutschland, mit Einschluss der
ProYiuBen Preussen und Posen, betrieben wurden.
1057 Preoss. Meilen LocomotiTbahnen> wovon sich
417 „ ,, im Königreich Preussen,
4M „ ,, in den kleinen deutschen Staaten,
176 y, ,, im Oesterr. Bundesgebiete
befanden. Das zur Herstellung jener Gesammtlänge von 1057 Meilen auf-
gewandte Capital lässt sidi nicht genau aneehen, da über die im Jahre
1852 eröffneten Bahnen keine ofßciellen Nachricnten vorliegen. In der obigen
Haupttafel (zu S. 372) waren die durchsohnittJichen ijilaeekosten einer
Meile Bahnlänge von den 1851 betriebenen' Deutschen (e&cl. Oesterreich)
Bahnen zu circa 404000 Thir. berechnet. Nimmt man diesen Durchschnitt
auch für die Ende 1852 betriebenen Bahnen an, obwohl er wahrscheinlich
ZQ gering ist, so müssten bis dahin auf die 881 Meilen im Ganzen ver-
wandt sein circa 366< Millionen Thaler. Die im deutschen Oesterreich
End« 1852 betriebenen Locomotivbahnen von circa 176 Meilen- Länge hatt^i
120007000 Gulden =77 84i63400O.Thlr. gekostet, demgemäs.s Hesse sich das, auf
die in ganz Deutschland Ende 1852 betrieb enen Bahnen von 1057 Meilen
verwandte Capital auf mindestens 450 ]4 Mill. Thlr. und die Durchschnitts-
kosten einer Meile Bahnlänge auf 427000 Thlr. schätzen.
Fragt man nun zuletzt nach dem zwischen der Länge der betriebenen
Bahnen einerseits^ und dem Flächeninhalt und der Einwohnerzahl anderer-
seits bestehenden Verhältnisse, so bietet sich bei Zugrundelegung von run-
den Zahlen folgende Zusammenstellung dar:
-D.i>«.<i«. kleine deut- Deutsch- m^*.i
PreasBe» ^^^xe Staaten Oesterr. ^***"
Flächeninhalt in Quadratmeilen . . . 5104 4564 3580 ' 13248
Einwohnerzahl in Millionen .... 17 18 12,5 47,5
Länge der Ende 1852 betr. Locomotiv-
bahnen 417 464 176 1057
Auf 1 Meile betriebener Bahn )d Meilen 12,24 9,83 20,34 12,53
kommen also im DttrGhsiehnitt)fiinwi . 40767 38703 71023 44938
Mit Einrethojung der Pferdebahnen. w4irde sich das. ¥ei:lidttniss für Oester-
reich etwas günstiger stellen^
Es ist nicht ohne Interesse diese Verhältnisse mit denen zu vergleichen,
welche die Britischen Bahnen darbieten. Es wurden in Grossbritannien
und Irland 1852 betrieben 7336 engl. Meilen = 1568 Preuss. Meilen und es
waren darauf verwendet circa 252 Mill. Liv. Sterling = 1678350000 Thlr., im
Durchschnitt also auf jede preuss. Meile Bahnlänge 1070364 Thlr. Wird der
Flächeninhalt zu 5700 oM. und die Einwohnerzahl zu 27 Mill. angenommen,
so kommt im Durchschnitt 1 preuss. Meile Bahnlänge auf 3,64 oM. und
17226 Ein w.
Es ist gewiss unbestreitbar, dass es bei den, unser Gesammtleben be-
schränkenden Verhältnissen nicht möglich gewesen ist, unser Güterleben
auf eine den Britischen Verhältnissen entsprechende Weise auszubilden.
Wollen wir aber auf dem, in diesem Berichte behandelten Gebiete dem
„Lande der Erbweisheit" folgen, so zeigt die Vergleichung der vorhin ge-
wonnenen Resultate, dass unserer Thätigkeit und unserem Unternehmungs-
geiste noch ein weites Feld vorgezeichnet ist.
^er #ir EkAms 4er iifiii^rra> Rieforaic» fit det britisdieE
Ittdekgefiietf gfbwg aiif IVeiitsdklAnd^^
■ < ■ >■ ^ wy ^^1
% h Siiaeltim&
BeffOfT Roferesi P««l! im J^bt^ 184S& die Reihe der umfassendeo Maass-
regeln, die seitdem die gesammte britische Handelspolitik umgestaUel haben,
iip RartomeiDl^ sü. beanlna^i» begtnn, h«tie das Londoner Cabinet Jahre lang
<&) m9airi8fftcb8t«B< MtHumd^uiiffra mit aoderemSiMteii versnobt , um aiu
GtükkI gegfina^kifer Zagefitänoniäse dem itttematinaalbn Handelsverkefar
fffäii^Qre AttsdiehiMHiA aooT g^eiblMhaffeEntM^^ zu venohafifen. IMese
VcK$Mch0 waren indesi» gämlic^ oIuh> den« 9ew4tech(eft ErM^ geblieben.
lii4eBi Peel ia; seiner dABicwtiird«geA Ried«^: Tom 10* Bfai 1842 dies- offen an-
ei^^nBte^ ftigle er zv^eidbi mi^. aHev Bt^teohiedieinhedl hmmhi
«Es liegt imjnteresae Englends«, wohlfeil zuf kaufe», gleiiefaYielv ob
andere Länder von uns wonlfeil kaufen wollen oder nicht Wii? müssen
AIUs Mfrielen» umfrwwte N^ti^iifeen zu veranlassen, die von uns ihrem
Aii$fuhrhariQ€fel> gewährten Erleichterungen z^ierwiedern; falls sie aber
dies« bebarrliicb verweigiern, s<^ würden wir selbst doch darunter lei-
devi } wettD wir nicht ai«f dem woblfeilstei^ Markte kaufen wollten.
Es ist aber meine feste UebierBeugung , dass das Beispiel, das
England je(»'t zu geben» im Begriff steht, sehliesslich
darch'd ringe» wird.**
Der in de» eben aiai^übiieA Worte» angedeutete Grundsatz, dass ein
Land in seiner Handels- und Zoll-Gesetzgebung lediglich deren Wirkung
auf wohlverstandene eigene Interessen ins Auge zu fassen habe, unbekümmert»
ob auch fremde Staaten daraus Nutzen ziehen und zu Gegen-Goncessionen
bereit seien, erscheint als Haupt-Gharakterzug der seitdem befolgten briti-
schen Handelspolitik. -
388 Einfluss der neuen britischen Handelsgesetzgebung auf Deutschland,
Durch diesen Grundsatz — der unwillkürlich weiter zu der Ansicht
führt, dass man mehr die Beförderung der Im[>ortation , als den sich von
selbst danach regulirenden Exporthandel berücksichtigen müsse — hat die
Sache der Handelsfreiheit, welche, praktisch genommen, bis dahin fast nur
in vereinzelten und noch vielfach bedingten Artikeln wechselnder Handels-
vertrage eine prekäre Anerkennung gefunden hatte, eine breite und uner-
schütterliche Basis ee Wonnen. Seitdem man aufgehört hat, bei jeder Ver-
änderung in der ScniffTahrtsgesetz^ebung und den Zolltarifen ängstlich ab-
wägen zu wollen, welchen Vortheil nicht allein das eigene Land, sondern
auch die fremden Nationen daraus ziehen würden, ob die dafür erlangten
Gegenleistungen mehr oder weniger werth seien — Fragen, deren richtige
Beantwortung bei der ausserordentlichen Gomplicirtheit der hierbei in Be-
tracht kommenden Verhältnisse fast in das Reich der Unmöglichkeit gehört —
erst von diesem Zeitpunkt an hat man recht angefangen, die thatsächlichen
Erfahrungen , welche sich an neue Maassre^eln knüpfen , auf gründliche
Weise zu untersuchen und hieraus zuverlässige und unmittelbaren Nutzen
bringende Belehrung zu schöpfen.
, Die Bahn d^ praktischen Erfahrung ist es aber.g«r9d^» wekhe$ wie:
überaTI in der Gesetzgebung, so auch insbesondere bei volkswirthschaftlichen
Verhältnissen, wenn auch oft etwas langsam, doch um so sidierer und ge-
deihlicher, zu wahrhaften Reformen führt. Ueberschauet man die Reihe der
britischen comerciellen Maassregeln von 1842 bis 1853 mit unbefangenem
Blick, so lässt sich nicht verkennen, in wie hohem Grade die in Zahlen
nachgewiesenen thatsächlichen Erfahrungen die gute Sache befördert haben.
Erst nachdem der im Ganzen wohlthätige Erfolg der einen Maassregel er-
sichtlich vorlag, wurden weitere und wichtigere Fortschritte unternommen.
Unterstützt durch die Oeffentlichkeit aller dahin einschlagenden Ver-
handlungen und eine umfassende officielle Statistik, hat man in England
unausgesetzt Mühe und Umsicht, darauf verwenijlet, die praktischen Folgen
der emzelnen handelspolitisTehen Reformmaassregeln möglichst genau zu
constatiren, und diesen Bemühungen dürfte die Ueberwindung der diesen
Reformen entgegenstehenden mächtig^en Sond^r^nterressenuil^d Vorurtbeile
hauptsächlich beizumessen sein.
Nachdem das frühere Schutzsystem der britischen Handelspolitik jetzt
so gut wie völlig beseitigt ist, muss es in mehrfacher Hinsicht auch fUr das
Ausland von besonderem Interesse sein, das bisherige Resultat der stattge-
fundenen Reformen in statistischer Darlegung einiger der wichtigeren prak-
tischen Beziehungen zu übersehen. Zugleich aber drängt sich für jedes
einzelne fremde Land die dem Engländer nach deni oben Bemerkten jetzt'
ziemlich fern stehende Frage auf, welche nachweisbare specielle Rückwirkung
die dortigen Maassregeln auf diese anderen Ländern, also für uns zunächst
auf Deutschland geäussert haben.
Wir beabsichtigen in Nachstehendem einen Beitrag zu diesen Unter-
suchungen zu liefern, wobei wir ohne alle vorgefasste Meinung und künst-
liche Gruppirung die statistischen Nachweise gerade so wieder geben wollen,
wie sie sion uns selbst bei der Untersuchung dargeboten haben. Ehe wir
jedoch dazu schreiten, wird es nicht überflüssig sein> die ganze Reihefolge
der verschiedenen wichtigen Parlamentsacten von V842 bis 1863, welche
successive das Princip des Freihandels in der britischen Handels-Gesetz-
gebung zur Geltung gebracht haben, sich zu vergegenwärtigen.
• . . . . - • • ■ /i
BinOosa der neuen britiaehen Handdsgesetzgebaii^ aafDeaUdilaiid. 389
§. 2. Uebersioht der britischen Handels-Ckisetsgebaiig von
1842 bis 1853.
Det Parlamentsacte vom 9. Juli 1842 (5 u. 6. Vict. c. 47), welche den
Ausgangspunkt der neueren commerciellen Reformen bildet, liegen haupt-
sächlich folgende leitende Gesichtspunkte zum Grunde:
Beseitigung aller Einfuhrverbote, Ermässigung der Eingangszolle für
Rohstoffe auf einen fast nominellen Betrag (unter 5 pGt)^ für Halbfabrikate
auf einen niedrigen Satz (unter 10 pGt.) und für Ganzfabrikate auf einen
solchen Betrag, bei dem eine. Mitbewerbung des Auslandes nicht ausge-
schlossen sei (durchschnittlich 20 pCt), Aufhebung aller Ausganigsabgabep,
mit Ausnahme derjenigen für Steinkohlen.
Die Zollermässigungen des Jahres 1842 umfässten von den im damaligen
britischen Tarif namhatt gemachten 813 Artikeln (m;it Einschluss der speciell
tarierten Unterabtheilung 1052) nicht weniger als 672.
Um einige specielle Tarifreductionen anzuführen, erwähnen wir folgende
Beispiele:
ttm
Gegenstände
Maassstab
csxn
früherer Tarif
Tarif von 1842
Ochsen ....
Schweine . . .
Häute und Felle
Kaffee . . . .
Reis, fremder .
■!■ ^^
p. Stück
dito
pr. Ctr.
pr. Pfund
pr. Ctr.
verboten
dito
resp. 2s4du. 4s8d
„ — s6du. Is3d
. 15s
1 £ — s — d
resp. 3 d u. 6 d
^ 4 d u. 6 d
« 6 s
financiell am bedeutendsten war die Zollermässigung für Bauholz, sowie
für Farbe- und Gerbestoffe.
Der präsumtive Ausfall sämmtlicher 1842 beliebter Tarifermassigungen
ward auf £ 155200Q veranschlagt
In Betreff der Korngesetze trat in demselben Jahre 1842 (5 Vict. c. 14)
die ModiGcation ein, dass -- während früher der Einfuhrzoll für Weizen
per Quarter 23 s 8 d betrue, sobald der Preis 64 s und darunter war (mit
S leitender Skala niedriger Zollsätze bei höheren Preisen bis 73 s) t- der
oll jetzt auf 20 s bestimmt wurde, sobald der Preis auf 5t s pr. Quarter
gefallen war, mit entsprechender Skala bei höheren Preisen bis 73 s, wo
nach beiden Gesetzen ein fester Zoll von nur 1 s pr. Quarter eintrat.
Durch Parlamentsacten vom Jahre 1843 und 1844 kamen einige neue
Zollreductionen hinzu (auf ca. 400000 £ geschätzt).
Von viel grösserer financieller Erhebhchkeit waren die durch Parlaments-
acten vom Jahre 1845 ins Leben tretenden Handelserleichterungen: Reduc-
tion der Zuckerzölle, Aufhebung der Elingangsabgabe für Baumwolle und
ausserdem für 430 verschiedene sonstige Artikel, sowie des Ausfuhrzolls ffir
Steinkohlen. Mit Einschluss der Aufhebunff der Auctionsabgabei» und der
Glasaccise ward der in Folge. dieser neuen Maassregeln zu erwartende Aus-
fall auf 53338000 £ veranschlagt.
Aber noch durchgreifender als die im Jahre 1845 beliebten Handels-
erleichterungen waren die im darauf folgenden Jahre (1846) nach dem hart-
näckigsten Kampfe durchgesetzten Maassregeln.
Eine Parlamentsacte vom 26. Juni 1846 (9 u. 10 Vict. c 22) verfügte
nämlich die definitive Aufhebung der bisherigen Korngesetze der s. g. glei-
tenden Skala, indem für sämmtliche Getreidesorteu vom 1. Febr. 1849 an
890 tUnthiH 'dtArntixtii bflUtehtni'nBtndi^sgeMlJffdbunS'aaf «SieiiMiili^
ein fester Einfuhrzoll von 1 s pr. Quarter (för Weizen-Mehl 4«^ d pr. Gtr.
und die übrigeD .Gelceide ottd.lMil-^flen mdb t^fefinUntaa) bestimmt
wurde«
Eine andere Parlamentsacte desscfiben l'ages (9 u. 10 Viet c. 23) ver-
fügte eine abermalige wesentliche Elevision rdes alisemeinjen .ZoUfarifis^, wo-
nach eine grosse Anzahl wichtiger Artikel (u. a. JScUacbtviabi, Sai:toffej|n,
Häute» Baumwollen-, Wollen- und Leinen- Waareif) für, ganz zottfrei giiHrt
und fiir viele andere der Einführzoll beträchtlich. ermässigi wurde (fiir.ilutter,
Käse, Schinken von resp. 20, 10 u. U s auf :10, 5 i). 7 s.pr. tCtr.« )iür Afiis
von 0 s auf 1 « pr. Gtr., für SeidenwaaI^en von $t04)Ct .a»f 15 pCt. ^om
Werthe u. s. w«)
Die altmälige 'Emiässjgung der Zuckerzölle »und d«r tdifferentiellen 3ß-
handlung des fremden Zuckers ist durch die Parlaoao^nUaAten .vom 19- ÄMg-
1846 und 4. Sept. 1848 (9 u. 10 Vict. c. tö und 11 U. t2 Vict. iQ.\4t)(regu-
lirt worden. Tom '4 Jiiii 1854 an wicd der Einfuhrzoll für brause iityaQa-
vaden , ohne 'tJnterscbied des Ursprungs nur noch 10 s :pr. Ctr ibeUrftftjrP,
während derselbe sich vor 1847 für fremdes JCczeugniss auf refpu 35is 9 d
und A6 s 2 dbdaufen hatte.
Den britischen Colonien ward durch Parlamentsacte vom 28. Aug. 1846
(9 u. 10 VicL cAi)^^estettel,-4ie^Mir Bogttnfltijwiiig -des Verkehrs tnit dem
Mutterlande bestellenden iDiffereoti^ltalle Abr tfrenäe EnasugDifse beliebig
aufzuheben. Sämmtliche britische Colonien haben, so weit uns befeami^
von dieser Befugniss bereits Gebrauch gemaebt.
Darauf folgte nun, nachdem in den Janren 1847 und 1848 :gl«itfltfiam
eine Pause eingetreten war, um für die Bekän^fupg <les leiBtaniuna I^MMten
Bollwerkes des nationalen Schutzsystems diet^^^rigen Kräfte zu sammeln,
durch Parlamentsacte vom 26. Juni 1849 (^12. u. 13 vict. c.t89l idie Auf-
hebung der Navigationsacte, wodurch die vielfachen, bis dahin bestandenen
Beschränkungen und Verbote de^ directen Verkehrs und des.Colonial-Handels
mit Einem oihlage beseitigt und, mit Ausnältme 'der vornämfich 'mrr ans
fiscalischen Rücksichten den einheimischen Sch^ei:^ Vöfbehaltenen^Küsten-
schiffiafart, die fremden Plaggen 'hinsiehtlfcli des Verkehrs mit britischen
Häfen auf ganz gleichen Fuss mit den natioirafen '^Schiffen gestellt wurden.
Die im laufenden 'Jahre (i853) beschlossenen ferneren TaHfrediÜ^ionen
vervollständigen in höchst liberaler Weise die in 'den Jähren f 84^ tmm846
vorffenommene Vereinfachung und Ermässigung des Allsemeinen'Z'^lltatifs;
aucn der bis dahin aufrecht erhaltene hohe Tbeezt^ll soll nach Analogie der
Reguliruf» der Zuckerz&Ue ein« 'allmälige JBrmäs^is^ung erfahren. 'D«rsme
betrug bisher 2*S'2*X d pr. Pfund., wird '*ber successive von ' J4hr «u.Jähr
reduzirt, bis »er vom 5. Apriri856an bWbt und nur 1 s pr.'Wund s<^a"^ifd.
§. 3. iyigeneineRastiltatein'iBetiigAnfOi^oMhvitQtt]^
Die Gegner des Freüiandels-'PrSneips, wH^tte tnfit der'leidensdhäfÜichMn
Hefti^ckund bartn^kigsten A4]sdauer allen vorstehend erWähiltenJIKtt$s-
rsgiein entgegengetreten waren- und nur schrittweise das Terrain 'des'S^ifhatz-
Systems HUfmten, prophezeiten >als * siofhere Tojge der*NeuetMgM: ^V^fill
mancher bis dahin geschUlzer Industriezweige tfnd ^or Allem 'det Land-
wirthsehalt,* Ruin. der ' Colonien, welehe dasiprivfle^iifm der VersdrMng des
Hotterl^ndes mit'Zackerttiid Bauholz 'gem»S9en hatten, At^ttahmedcH^Mttnd^ts-
marine und des einheimischen^Sehifflibaues, lerrOttung'deä'StaatshftUtfbaHies,
Zunahme der Verarmung und Steigertmg der 'Armedf^euer.
Abgesehen von dem »nicht in Abrede zu stellenden VeTfull der'ZOjgber-
GoloBien, weldier «odess «von der AorAiebinig der 'Skfav«i^i her ^atirtuiid
Sinflüss der ntaeii britischen Handelsgesetzgebnog aaf DeutsehitJEid. 891
durch das Zucker-Monopol im Mutterlande nur künstlich noch etwas auf-
gehalten war, ist keine einzige dieser Prophezeiungen in Erfüllung gegangen,
vielmehr fast durchweg gerade das Gegentheil davon eingetreten.
Die nachstehende Zusapamenstelliing einiger officieller statistiscfaer Nach-
weise aus den Jahren 1841 und 1S52 wird diess überzeugend vor Augen
stellen, ohne dass es eines weiteren Gommentars dazu bedürlle:
Gegenstände
Maass-
stab
irMMa
1841
^M
1852
Einfuhr zum Verbrauch von Getreide
Durchschnittspreis des Weizens
Einfuhr z.VerDrauch v. Schlachtvieh
do. » «
do.
do.
do.
do.
n Baumwolle
„ Wolle . .
n Seide . .
« Gaffe . .
,1 Zucker .
Gesammt-Einfuhr (nach den alten of
ficiellen Werthschätzungen) .
Gesammt-Ausfuhr (nach den alten
officiellen Werthschätzungen)
Ausfuhr britischer Erzeugnisse nach
dem declarirten Werthe . .
Tonnengehalt d. angekommenen be-
ladenen britischen Schiffe .
Tonnengehalt d. angekommenen be
ladenen fremden Schiffe . .
Schiffsbau im Vereinigen Königreich
Zahl der Artikel im Zolltarif . . .
. Betrag der aufgehobenen Handels-
abgaben von 1842 bis 1852 .
Ausfall der Zoll-Einnahme 1852 vgl
mit 1841
Gesammte Staats-Einnahme . .
Bestand der Sparkassen in England
resp. 1841 u. 1851 ....
Armen-Unterstützung
Quarter
Stück
Pfund
1)
Clr.
tWJ±
Tons
Zahl
£
3615000
64 s 4 d
keins
437093631
52862020
4757171
28370857
40Ö7628
64444268
116902887
51634623
2900749 .
•
1081380
4i92Sch.T.i683d9To^s
1052
am
St=t±i
46965630
680997
19656133
4760929
ca. 7700000
40 s 9 d
n 334000
« 816000000
„ 79800000
n 6274000
35044376
6928840
109345409
219545699
78049367
4267815
2462354
466
8893355
1196168
53210071
i)31667
25385013
4897685
Der Vorgang der britischen Handelspolitik, namentlich hinsichtlich der
Aufhebung der Navigationsacte, hat bis jetzt schon unter anderen auch die
Folge gehabt, dass die auf Grund der -Reei^recitiit bis dahin bestandene
Beschränkung der englischen Flagge im Verkehr von dritten Ländern nach
den Vereinigten Staaten aufgehört bat, sowie dass Schweden, die Nieder-
lande und Sardinien das Princip der Gleichstellung fremder Flaggen mit
den einheimischen Schiffen auch bei indirektem Verkehr angenommen
haben.
Die deutschen Stoaien waren sämmtlich schon in der günstigen LagC;
dass sie nicht nöthig hatten, dem Vorgange Grössbritanniens durch Beseiti-
gung bestehender Scnifffahrtsgesetze oder Differentialzölle zu folgen, sondern
nur die bisherige liberale Handelspolitik hinsichtlich des Schifffahrtsverkebrs
aufrecht zu halten brauchten.
In Bezug auf die Durchschnittspreise, wobei natürlich die eigentlichen
Theurungsjahre 1839 und 1840, und namentlich 1846 und 1847 nicht mit in
392 Einfloss der neuen britischen Handelsgesetigebong auf DeuUchlattd.
S. 4* Binflass der neuen britischen Handelsgesetzgebong
auf die deutBche Landwirthschaft*).
So lange das System der sogenannten gleitenden Skala (sliding scaln)
in Grossbritannien bestand, dessen Zweck dahin ging, die dortigen Getreide-
preise im Interesse der Grundbesitzer aaf einer gewissen Höhe zu erhalten,
und die frerndt Einfuhr in entsprechendem Verhältniss mit dem weiteren
Steigen der Preise zu regeln, waren die Einfuhr wie die Preise des Ge-
treides ganz enormen Schwankungen unterworfen. Allerdings sind solche
Schwankungen keinesweges allein den Rorngesetzen beizumessen, da der
unter dem Einfluss der Witterung so sehr wechselnde Ertrag der Erndten
an sich schon genügt, einen sehr grossen Unterschied der Getreidepreise
zwischen einzelnen Jahren herbeizuführen; aber die accessorische Einwir-
knng wechselnder Zollsätze muss jene Unterschiede noch ausserordentlich
verstärken.
Wegen des raschen und vorher nicht zu berechnenden Fallens und
Steigens der britischen Getreidepreise unter der Einwirkung der Zollskala,
konnten Amerika und die Länder am Mittelmeer hinsichtlich der Versorgung
Grossbritanniens verhältnissmässig nur wenig konkurriren; die norddeutschen
und preussischen Häfen hatten ihrer geographischen Lage we^en in dieser
Bezienuug einen entschiedenen Vorsprung. So erklärt es sich, dass, wie
die unten folgende tabellarische Uebersicht speciell nachweisen wird, Nord-
deutschland und Preussen im Durchschnitt der Jahre 1836 bis 1841 inel.,
als noch das frühere Getreidegesetz vom Jahre 1828 galt; welches bei
einem Preise von t)4s. und darunter per Quarter Weizen einen Zoll von
^s. 8d. anordnete, gegen 55 pGt. der gesammten fremden Getreide-Einfuhr
in Grossbritannien lieferten, und während des Zeitraums von 1842—1845 incK,
als ebenfalls noch eine gleitende Skala, wenn auch mit liberaleren Zoll-
sätzen (bei einem Preise von 51 s. und darunter per Quarter Weizen 20s.)
bestand, noch circa 41 pCt. des britischen Bedarfs an auswärtigen Gerealien
befriedigen konnten. Seit Aufhebung der Korngesetze und Feststellung
einer unveränderten geringen Abgabe von 1s. per Quarter, hat im Vergleich
mit der Gesa mm t - Einfuhr das Procent - Verhältniss der deutschen und
preussischen Getreide-Zufuhren in Grossbritannien sich bedeutend verringert,
und betrug für den Zeitraum von 1846 bis 1851 incl. durchschnittlich nur
noch circa 21 pGt. Vergleicht man indess für die eben berücksichtigten
verschiedenen Zeitabschnitte nicht das Antheilverhältniss an der Gesammt-
Einfuhr, sondern die aus deutschen und preussischen Häfen in Gross-
britannien eingeführten Quantitäten Getreioe an sich, so zeigt sich im
Gegentheil eine nicht unerhebliche Zunahme.
Die in Rede stehende Einfuhr betrug nämlich den Quantitäten nach:
im
l>archschnitt
der Jahre
WeiEen.
Qnarter
Getreide
im Ganzen
einschliessUcli
Mehl.
Quarter
1836-1841
1842—1845
1846—1851
878471
730451
908399
1324316
1063971
1643077
*) Die Getreide -Ausfuhr von Triest, sowie direct ans holsteinischen Häfen nach Gross-
hritannien ist hierbei unberücksichtigt geblieben, da die englischen statistischen Kachweise diese
Plfitze unter den Rubriken Oesterreich und Dänemark begreifen; dagegen ist die Ausfiihr
polnisehen Getreides ttber preussische Häfen in den Angaben mlfenthalten.
dei* n^ttfliibrtttodwnfirädcAsgeMtcg^foang aufDißtttsdU«^ 39g
Rechnung zu bringen sind, ist freilieb zu bemerken, dass dieselben ein^
nicht unbeträöhtlicnen Ausfall zeigen, nämlich von resp. 58 s. .2d. uid 5^s.
5 d. per Quarter Weizen, so dass detanäCh, wenn man den enilischen
Durchschnittspreis^ als Maassstab dessen ansieht, was der Landwirtti oder
der Verschiffer in den' preussischen oder deutschen Häfen für dais nach
England verkaufte Getreiae erhalten, dem Werthe nach der fragliche Absatz
ziemlich gleich geblieben ist Man wird vielleicht ^egen den eri^ähntifen
Maassstab einwenden, dass der hohe Preis meistens nicht dem Prodozenten
oder Verschiffer, sondern dem ' englischen Spekulanten zu Gute komme;
allein andererseits ist zu bedenken, dass dies freilich zu Anfang der Gon-
junctur die Regel sein wird, dass aber im Fortgang derselben das Steigen
der Preise sehr bald auch die zum raschen Beziehen geeigneten Prod9ction$-
länder erreicht und diese oft einen sicheren Vortbeil gewonnen haben,
w^ährend der Spekulant später sich gezwungen sieht, mit Schaden in ver-
kaufen, wie die häufigen Fallissemente im Getreidegeschäft gerade nach vor-
hergegangenen hohen Preisen zu bestätigen scheinen. j
£rwäet man diese verschiedenen Momente im Zusammenhange; so hat
die Ansicht, dass die Aufhebung der britischen Rorngesetze, im Ganzen
ffenommen, eher nachtheili^ als vortheilhaCt auf die deutsche Getreille-Aus-
fuhr und Landwirthschaft eingewirkt habe, auf den ersten filick, nianches
für sich. Man darf jedoch dabei nicht ausser Acht lassen, welche.- RbcE*-
wirkuug die jetzt stets gleicfamässige Zulassung fremden Getreides in Bngland
zu einem festen ZoHsatze auf die Getreidepreise in den Productiohsiäisdei'n
selbsf äussert In) Durefaschnkt der drei DebeBnien von 1816 bis ia4& war
die Differenz der durchschnittlichen Weizenpreise in Preussen und Hngla^d
(letztere gleichfalls auf Sgr. per Scheffel berechnet), wie folgt:
• ■• *
in Preussen in Qrossbritannien DiffereniE
1816—1825: per Scheffel 66"»/,, Sgr. llö»^ Sgr. 48y,a Sgr.-
1826- t83ö: ^ , 55»/.2 ^ lOB « 52'/,, , . -
18Ä-1840: „ «• • 62y,2 „ ' t09y„ „ 47»^ „;
FQr den Zeitraum i^n 1846 bis 1851 hat sich diese Differenz (iageg^n
(bei respectiven Durchschnittspreisen von 73»^, und 93*^, Sgr. per Scheffel)
auf 20 1{, Sgr. per Scheffel Weizen ermässiet Im letztverflossenen Jafa^e 18&i
isi diese Differenz noch geringer geworcten, denn in diesem wa^eri die
Durchschnittspreise: in ganz Preussen per Scheffel Weizen 68 «^g ^i**» ^"
Eäigkind per'Öwarter Weizen 40 s. ad. = 77*A Sgr. per Scheffel.
Diese Annäherung der durchschnittlichen Getreidepreise ist, de^ Natur
der Sache nach, nicht aliein dadurch herbeigeführt, dass dieselben in. Gross-
britannien gefallen, sondern dass sie gleichzeitig in den Productionsl&ndefn
etwas gestiegen sind, wie. sich dies schon aus den vorstehenden Abgab^h
entnehmen lässt. Es leuchtet indess von selbst ein, welche weitrelchenflß
Wirkung dies auf die gesammte deutsche Landwirthschaft äussern rau^.
Die Gelegenheit eines zu allen Zeiten freistehenden und regelmässigen- Adi-
Satzes nach dem Auslande und die dadurch bedingte grössere Si(j)erhelt
vor einem zu starkem Sinken der Preise, müssen auf die Dauer <lem Land-
manne wohlthätiger und erwünschter sein, als die vor, der Aufhebiiig d^r
britischen Korn^es^tze häufig vorgekommenen übermässigen Sprünge von
einem Extrem ins andere, weiche leicht den Charakter des Spiefs uid
wilder 'Spekulation annahmen.
Wir lassen jetzt die vorhin bereits zugesagte speciellere üebersidht (fer
deutschen wid preussischen Getreide -Ausfuhren nach Grossbritannien von
1836 bk eibschfiesslich 1851 folgen, indem wir damit einiga.Notiz^i über
die dortige Gesamml-Einfuhr von Cerealien und die dortigen Durchsfhnitf^-
preise für Weizen verbinden :
25
ä
884 BiriM* »Bt Mnwi briliKhwi HaiödigflKtatitain. mt BwtwMwyft
I llill « d . • .
I j'i-li J «x..,„,»„ — ,..,«
a |||||l*| S" S S S 5 g 33 S' S" * S S"S"
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BiBSiiif det bellen britieohen BendeUgeBetagebnng mi DeotseUand.
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S , ,äs ,sss ,,352 a SS2 s "SSE
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sasHssgs H s
396 Eiufluss der neuen britisehen HiKnddsgesetzgebang auf DbtotSGliblid.
•
In Rücksicht; der Einfahr von Schlachtvieh und Fleisch hat die Aufhebung
oder beziehungsweise die wesentliche Herabsetzung des Zolls dem Absätze
Deutschlands nach Grossbritanien einen bedeutenden Vorschub geleistet.
In Ermangelung anderweitiger statistischer Angaben legen wir hierüber
einen Vergleich der betreffenden Ausfuhr ans Hamburg nach England im
Jahre 184d und im Jahre 1851 vor. Dieselbe betrug
1845: Schlachtvieh 839 Stück gesalzenes Fleisch u. Schinken 20259 Gtr.
1851: „ 20948 „ „ „ „ 181792 „
und verhielt sich der Werth dieser Ausfuhr Artikel
1845: Mrk-B. 461330 und 1851: Mrk.-B. 4929680.
Es liegt hierin ein Ersatz für die bedeutende Verminderung der deutschen
Wollausfuhr nach England, welche in Hamburg von 138204 Ctrn. und
Mrk.-B. 20,400000, im Jahre 1845 auf 60892 Gtr. und Mrk.-B. 7550000 ge-
sunken ist*).
§. 5. Einwirkung auf die deutsche Industrie.
In zweierlei Beziehungen hauptsächlich haben die neueren Veränderungen
des britischen Tarifs auf die deutsche Industrie eingewirkt. Einmal geschah
dies dadurch, dass die britischen Fabrikanten durch die Zollbefreiung der
Rohstoffe (unter denen besonders Baumwolle zu erwähnen, welche vorher
einem Zolle von -^ d. pr. €L unterlag, sowie die mancherlei Gerbe- und
Farbestoffe) und durch die direct und indirect beförderte grössere Wohl-
feilheit der nothwendigen Lebensbedürfnisse in den Stand gesetzt wurden,
der Konkurrenz der auswärtigen Industrie auf dem Weltmarkte leichter
und erfolgreicher, als sonst der Fall gewesen wäre, zu begegnen. Dass
diess zunächst die Tendenz hatte, ungünstig auf die deutschen Industrie-
zweige, welche auf dritten Märkten mit der britischen Fabrikthätigkeit in
Mitbewerbung zu treten angefangen hatten, zuwirken, lässt sich schwerlich
in Abrede stellen.; mittelbar freilich erhielt hierdurch die deutsche Industrie
einen scharfen Antrieb, in ihren Fortschritten nicht stille stehen zu bleiben,
sondern vielmehr gesteigerte Anstrengungen zu machen, um nicht ganz auf
den überseeischen Märkten verdrängt zu werden. — Dann aber bot der neue
britische Zolltarif der deutschen Industrie auch dirccte Vortheile, indem
derselben nun durch völlige Zollfreiheit oder niedrige Tarifirung der Fabri-
kate (mit Ausnahme von Seidenwaaren) von 1846 an die bis dahin fast
völlig verschlossene Gelegenheit zum Absätze in England gegeben wurde. Vor-
nämlich kam diess den im Zollverein fabricirten Kurzenwaaren und gemisch-
ten Gewerben zu statten. Während die Gesa mmt -Ausfuhr an Manufactur-
waaren und sonstigen Industrie-Artikeln von Hamburg nach Grossbritannien
im Jahre 1845 nur Mrk.-B, 3937230 betrug, erreichte dieselbe im Jahre 1851
die Summe von Mrk.-B. 7730610**), also fast das Doppelte. Wenn dieser Be-
trag auch im Vergleich mit der diesseitigen Einfuhr britischer Fabrikate
minder bedeutend erscheint, so ist er doch sowohl an sich nicht unerheb-
lich, als auch eröffnet er für die Zukunft die Hoffnung auf allmälige grossere
Ausdehnung. Auch ist zu berücksichtigen, dass ein bedeutender Tneil der
von Deutschland nach England bestimmten Industrie - Erzeugnisse über
holländische und belgische Häfen verschifft wird.
*) Im laafeaden Jahre 1853 scheint Indess die WoU-AnsAihr aus Deutschland nach England
wieder bedeutender werden zu wollen. *
**) Es befanden sich hierunter nach den ZoU-Declarationen : Kursewaaren Mrk.-B. 1370080; ,
Baumwollen waaren Mrk.-B. 571450; diverse Manufacturwaaren Mrk.'B. 551760; feine Holxwaaren
Mrk.-B. 5S103C; Wolle^^^- und BalbwoUen -Waaren Mrk.-B. 402890.
Binfliu» deMienen bfitisohen HandfllsgesetsgebiiDg«af.DeuUehland/397
Zo beklagen ist, da&s die Seiden- undHalbseiden^Waaren, hinsichtlich
welcher die Zollvereins-Industrie so erfreuliche Fortschritte gemacht hat, bis
letzhin von der Liberali l'ät des neuen englischen Zollsystems nnr erst wenig
erfahren hatten, was dem Absatz dieser Artikel sehr in den Weg trat und
SU dem Vorwurfe Veranlassung gab, die Engländer hätten nur bei den-
jenigen Artikeln den Schutzzoll aufgegeben, wo sie keine fremde Mitbe-
werbung mehr zu besorgen hätten.
S. 6. Einwirkuiig auf den deutschen Handel.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Handelsbeziehungen zwischen
Deutschland und Grossbritannien schon durch die in den beiden vorher-
gehenden Paragraphen besprochenen Einwirkungen auf die landwirthschaft-
lichen und industriellen Verhältnisse wesentlich mit berührt werden. Man
darf mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die bedeutende Ab-
nahme der deutschen Wollausfuhr nach England, in Folge des steigenden
Bedarfs der deutschen Industrie an diesem Rohstoffe und der progressiven
Wollproduction Australiens, eine erhebliche Verringerung des Handels-
umsatzes überhaupt zwischen beiden Ländern herbeigeführt haben würde,
wenn nicht eben durch die britische Tarif-Reform zum Ersätze dieses Aus-
falls mannigfache anderweitige Exportati on von Deutschland nach England
möglich gemacht worden wäre; so aber hat sich, ungeachtet jener ausser-
ordentlichen Verminderung des Wollhandels und der erhöheten Schutzzölle
des Zollvereins gegen englische Garne und Eisen, der Umfang des Verkehrs
auf ungefähr gleicher Höhe gehalten, wie dies die nachstehende Uebersicht
darthut:
Jahre
1841
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
Aasfuhr von Hamburg
nach Grossbritannien
fen
nicht ermittelt
Mrk.-B. 37464710*) Mrk.-B. 93812740»)
38292810
47035090
41898860
40039530
41335030
41270440
Hinfuhr in Hamburg
ans Grossbritannien
bssssBBBssssssssae
nicht ermittelt
>i
9*
9»
9»
91893410
101100970
76942660
90148140
107774910
108288810
Declarirter Werth der
britischen Ausführ nach
den Hanseestädten
£ 5654033**)
„ 6517999**)
„ 6326210
„ 6007366
„ 4669259
„ 5386246
„ 6755545
I>ass Hamburg und Bremen nach Herstellung des allgemeinen Friedens,
der colossalen commerciellen Uebermacht Englands gegenüber, im Stande
gewesen sind, mit den verschiedenen transatlantischen Ländern einen be-
eutenden direclen Handelsverkehr auszubilden, und — worauf man im
Binnenlande so grossen Werth zu legen pflegt — die Colonialproducte zum
grossen Theil direct zu importiren, das ist nicht am wenigsten dem früheren
ritischen Handelssystem beizumessen. Durch die Navigationsacte wurden
bekanntlich die unter fremder Flagge verschifllen Golonialwaaren überall
nicht zum Gonsum in Grossbritannien zugelassen und für gewisse Artikel
(Zucker, Kaffee etc.) kam selbst bei Vcrschifl'ung unter britischer Flagge,
wenn sie aus nicht-britischen BesitzungMi eingeführt waren, der Differential-
zoll einem förmlichen Einfuhrverbote gleicht. Die Folge war, dass Retouren
*} Kontanten nicht ebigereehnet.
**) HaitnoTer^ Oldenburg und Mecklenburg mit eingerechnet.
398 Binflass der neuen britischen Handelsgesetsgebnng auf Detitseblind.
für britische Waaren aus Brasifien, Goba etc. fbr Rechnfing ett^ischer
Häuser direct nach anderen Häfen, namentlich nach Hamburg, if o ein guter
Absatz zu erwarten war, consignirt wurden.
Seit Aufhebung der Navi^ationsacte und der Differentialzölle zu Gunsten
der eigenen Kolonien hat dies Verhältniss nicht allein aufgebort, sondern
selbst das Gegentheil tritt jetzt leicht ein, dass deutsche Kauflente es vor-
ziehen, ihre Ladungen transatlantischer Producte nach englischen Häfen zu
dirigiren, statt selbige am eigenen Platze löschen zu lassen.
Andererseits war es aber eine dem Handel der Hansestädte nachtheilige
Folge der britischen Naviffationsacte, dass aus ihnen durchaus keine ausser-
europäische Producte, selbst wenn in England die Nachfrage danach sehr
stark geworden war und man die Entrichtung einer Differentialabgabe nicht
gescheuet hätte, dahin zum Verbrauch versandt werden konnten. Nach
Aufhebung der Navieationsacte können jetzt alle und jede Artikel, gleichviel
ob europäischen oder aussereuropäiscnen Ursprungs und unter welcher
Flagge verschifft, in Grossbritannien zum dortigen Verbrauch ohne allen
DinerentialzoU eingeführt werden. Diese Handeiserleichterung dürfte im
Verhältniss nicht so sehr auf die in sehr grossen Quantitäten cousumirten
und regebnässigen Absatz findenden Artikel (wie Kaffee, Zadter', Thee,
Baumwolle u. a.), als auf die mancherlei sonstigen transatlantischen Produkte
(Droguen und Gewürze) Anwendung flnden, und wird sich überhaupt ein
solcher Handelsumsatz erst im Laufe der Zelt mehr entwickeln. Aber selbst
wenn verhältnissmässig kein bedeutender Gebrauch davon gemacht wird,
so ist schon diejetzt gebotene jederzeitige Möglichkeit dazu für die Handels-
interessen der Hansestädte, bei ihrer Nähe von England und ihrer raschen
und vielfachen Gommunicationen mit diesem Lande, von der allergrössten
Wichtigkeit. Die Ausfuhr einiger aussereuropäischer Artikel von Hamburg
nach Grossbritannien verhielt sich im Jahre 1852 wie folgt;
Reis Ctr. 12930 Mrk.-B. 133660
Kaffee „ 1556 „ 54380
Thee „ 542 „ 37510
Amerik. Wildhäute „ 7504 „ 144420
Wallfischbarden . . „ 387 „ 64580
Perlmutterschaalen „ 3723 „ 91810
Indigo .... „ 270 „ 77870
Rothholz . . . . » 3050 ,. 56230
n *Fvrw „
Zucker, raffin. . . „ 1213 „ 22280
Pfeffer .... „ 199 „ 8550
Gamphor, raffin. . . „ 185 ,, 12260
Gutta-Percha . . „ 128 „ 6510
Cassia lignea . . . „ 58 „ 3730
Diese Ausfuhr ist allerdings noch höchst unbedeutend, allein es liegt
doch der erste Anfang zu einer bis dahin ganz verschlossen gewesenen
Geschäftsrichtung vor, und, wie gesagt, schon die Gelegenheit dazu ist
von wesentlichem Vortheil für das Gescnäft.
Eine andere wohlthätige Folge der britischen Handelsreformen, wie
für alle fremde Handelsstaaten, so auch namentlich für die Hansestädte, ist
die Aufhebung der bis dahin zu Gunsten der Erzeugnisse des Mutterlandes
in den britischen Besitzungen erhobenen Differentialzölle. Bei dem ausser-
ordentlichen Vorsprung der englischen Industrie im Allgemeinen und den
einmal gewohnten Geschäftsverbindungen wird es natürlich den fremden
Handelsplätzen schwer werden, sich einen beträchtlichen Absatz, namentlich
was Fabrikate betrifft, nach den britischen Kolonien zu erringen und dauernd
zu behaupten; aber die Gelegenheit dazu ist jetzt gegeben, und der in un-
mittelbarer Verbindung mit der Auswanderer-Verschmung sich entwickelnde
EMuss d«r neotn briUscbeii HloiMigesetkgtbug Mrf DeulseUaiid. 399
AostMirfaUAdelder Babs^tildte nach Aintralien — wird cewiss dadurch §e*
fördert werden, das6 für die Importen aus Deutschlaad lein AiifiicMBgaaoll
mehr erhoben wird.
D«r Werlb der ^esammten Aosfuhr ans Hamburg naeb den britischen
Bestttungen, (Ostindien, welches bekanntlich seine selbststHadige Bandeis-
ffesetzgebong hat ausgenommen) betrug im Jahre 1845: Mrk.-B. 717200, im
Jahre 1851: Afrk-6. 1380600.
$.7. XSnwJprlLuiig auf die SchiJRahrt.
Die höchst unbedeutenden Partikular -Vortheile, welche die deutsche
Bbcderei ans der frlAieren britiftchen N»Tiffa(iontacte auf Kosten der all-
gemeinen HandelsMiteressen lof, bestanden darin, diss Air den Verkehr von
deutschen HH^en nach Groasbiritaniiien, einzelne specielle Fälle, welche in-
dess in der Praxis fast nie vorkamen, abgerechnet, ausser der britischen
Flagge nur deutsche Schiffe Verwendung finden konnten, was fin' diese
aUetdingft ein Art Privilegium war und dann indirect in dem Umstände,
desA in einzelnen Ländern < namentlich in den Vereinigten Staaten) in Folge
der Rcciprocität die englischen Schiffe von dem indirecten Verkenr ausge-
schlossen waren, während die deutschen Schiffe solcher Beschränkung nicht
unterlagen. Beides hat sich jetzt geändert; doch möchte eine irgend rele-
vante Hücliwirkung der dadurch für die deutsche SchifiTahrt neu hinzu-
gekovanoienen Concurrenz nicht nachzuweisen sein.
|>^egQtt sind die ausserordentlichen nnd vielseitigen Vortheile, welche
&kr die deutsche Rhederei aus der Aufhebung der britischen Navigations-
ac&e erwachsen sind, ganz evident, und werden von Jahr zu Jahr mehr
hervortreten.
Der eok&oissale Antheil Enslands am ganzen Welthandel, sein enormer
Verbrauch an fremden Verzenrungsgegenständen und Rohstoffen aller Art,
die grosse Zahl und Ausdehnung seiner auswärtijgen Besitzungen müssen
der- Natur der Sache nach der fremden Rhederei, seitdem sie in Gross-
britannien der nationalen Flagge gleichgestellt ist, die mannigfachste Ge-
legenheit zu einer häufigen und vortheilhaften Beschäftigung geben. Einige
Beispiele solcher Beschäftigung, die vor 1849 den deutschen Schiffen vöHig
verugt war, werden die Wichtij;keit dieser Veränderung anschaulich machen.
Deutscn« Schiffe können jetzt in St. Petertbuiv und Riga Talg 6nd
Hanf, in Odessa und Galatz Getreide, in Bordeaux wein, in Lissabon und
Messina Südfrüchte, in Newyork und Neworleans Baumwolle, in Havanna
und Rio de Janeiro Zucker und Kaffee, in Montevideo Häute, in Batavia
Reis, in Conton Thee etc. laden, um diese Artikel in britischen Häfen zum
dortigen Verbrauch zu löschen, ohne dass sie hinsichtlich der Schiffsabgaben,
der Einfuhrzölle oder sonstiger Unkosten irgend nachtheiliger gestellt wären,
als britische Schiffe und deren Ladungen; früher waren deutsche Schiffe
von diesem und ähnlichem Verkehre gänzlich ausgeschlossen. Ausserdem
sind die deutschen Schiffe jetzt befugt, aus allen Häfen des Vereinigten
Königreichs jeden beliebigen Artikel nach jeder britischen Kolonie, sowie
nach den Besitzungen der ostindischen Gompaguie auszuführen (auch
Steinkohlen, ohne differentiellen Ausgan^zoU) , sowie umgekehrt auch aus
jedem Hafen der aussereuropäischen britischen Besitzungen die Verschiffung
unter einer der deutschen Flaffgen jetzt gestattet und zwar gleich günstig
behandelt wird, wie der nämliche Verkehr in nationalen Schiffen. — In
welcher Ausdehnung die übrigen deutschen Flaggen speciell an dem neu
festalteten indirecten^ Verkehr aus dritten Ländern in den letzten Jahren
heil genommen, darüber liegen uns keine nähere Angaben vor; unter
400 BHii<M8 dertneaen Mlis^eii fimMigeaeltg^lnuig auf OeuUchlMil
. •
pf eqssisehfer Fkgge aber kamen im Jahre 1868 laut Barid* des preuaiiialiaii
General^ottsalals in London 260 Schiffe toü 109086 Tonnen aus dritten
Ländern, im Vereinigten Königreiche an. Wenn uns aber auch, was die
hanseatiBefae Rhederei batdfft» keine soldie genaue Zahlenaagab«n vorliegen,
SU däri doch mit Bestimmtheit versichert werden, dass auch hanseatische
Schiffe sowohl von fremden Ländern, namentlich transatlantischen, bereits
manche Ladung in britischen Häfen gelöscht haben, als, auch namentlich
vielfach zum Verkehr zwischen dem Mutterlande und den Kolonien, ins-
besondere Australien > verwendet worden sind.
Im Allgemeinen geben wir noch hiiisichtHch des Verkehrs deutscher
Schiffe mit Grossbritannien, sowohl des directen wie des ihdirecten, folgende
Zuianmienst^ilung :
M Jahre 1841 kamen daselbst an 1076 preussiscfae Schiffe von 201685 Tonn^
und 1271 sonstige deutsche Schiffe von 103061 „
n ' „ 1851 dagegen 1338 nreussische Schiffe von« ... 290614 «
' und 1869 sonstige deutsche Schiffe von 240525 »
Schliesslich erwähnen wir noch einer in weiterer Folge der Aufhebung
derNavi^ationsacte eingetretenen britischen Maassregel, welche der deutschen.
Rhederei nicht eben willkommen sein wird, deren Billigkeit für die englischen
Rheder aber nicht zu verkennen sein dürfte. Es ist diess die Beseitigung
der bishier noch aufrecht erhaltenen Bestimmung, dass drei Vieriheil der
Besatzung britischer Schiffe aus britischen Angehörigen bestehen mllsse*
Künftig soll die Bemannung britischer Schiffe ohne Beschränkung auch
aus fremden Seeleuten zusammengesetzt oder comj[>letirt werden können»
was zur unvermeidlichen Folge haben wird, dass bei der ohnehin bedeuten-
den Nachfrage nach Seeleuten in deutschen Häfen zur Bemannung der
eigenen Schiffe, diese künftig noch 8chwieri{|[er werden nnd eine Steiaerung
der diesseitigen Matrosenhauer eintreten wird, welche sich dem höheren
Stände d^r üagen auf britischen und amerikanischen Schiffen mehr nähern
dürfte*). Mit dem Wegfall des bisheri^^en Vortheils niedrigerer Gagen
wird künftig zwischen deutschen und britischen Schiffen in jeder Beziehung
eine faire Konkurrenz sattfinden ^ und mehr wird der tüchtige deutsche
Rheder nie verlangen.
*) In dem letzten Jahresberiehte des preussischen General- Consnlata in London wird znr
Erlciiirang der bäailgen Deaertion preassischer Seelente sehon auf den anssevordentlichen ITiitsr-
sfefaied d^r Dagen faingeirieaen und bemerkt, daas sur Zeit die Hauer englieeber ICairoeen
d £ per Monat »ei, während aie anf deutschen Scbiffeu durchscbnittliQh ]L«um etwa 1% £
tibersteige.
'.){■'
Deutsches Städtewesen.
YoD Dr. Rntenlierii
Die Geschichte Deutschlands hat sich seit mehr als Tausend Jahren in und
an seinen Städten vorzugsweise entwickelt; mit den Eigenthümlichkeiten und
Einflüssen des deutschen Städtewesens, die im Laufe der Jahrhunderte ihre Um-
gestaltung je nach den weltheherrschenden GreistesströmuUgen durchzumachen
hatten, ist &e allgemeine Gestaltung und Stellung Deutschlands nicht bloss innig
Torbunden und verwebt, sondern letztere verhält sich zur erateren fast wie die
Wirkung zur Ursache. Die deutschen Städte haben zu allen leiten den Anstoss
zu den grossen Entwickelungen in unserem Yaterlande gegeben und sind haupt-
sächlich die Träger der bewegenden Kräfte im Volks- imd Staatslebens geblieben.
£^ bedarf, um ^ne solche Ansicht zu erhärten, nur der Erinnerung an die Zeiten,
in welchen Deutschland mit seinen barbarischen Nachbarn, den Magyaren und
Dänen, um Selbstständigkeit und Freiheit rang, und seine Eiäfte zum Widerstand
und Angriff in den Städten vereinigte, an die Zeiten der Ereuzzüge und ihrer
Folgen, der deutschen Hansa, der Reformation, und endlidi an die Zeit dev
Wiedergeburt des deutschen Städtewesens, welche mit der von dem grossen Minister
Stein in Preussen emgeführten Städteordnung vom Jahre 1808 beginnt
Denn darin hatte sich Stein nach dem treffenden Urtheil des um die Schilderung
deutschen Gemeindelebens in seinen mannigfachen YerhlÜtnissen hochverdienten
Biehrs als einen wahrhaft politischen M»in bewährt, dass er die Hebung des
Gemeindelebens an die Spitze der neuen Erhebung des ganzes Staates gestellt
hatte. Und versunken war vor der Zeit allerdings das deutsche Gemeindeleben
in die allgemeine Versumpfang des Vaterlandes der Art, dass es im vorigen Jalur-
hunderte und noch im Anfange des Jetzigen for eines fein gebildeten und frei
denkenden Mannes unwürdig und geradesEU fiir phüistr&s galt, sich um das Ge-
meindeleben zu kümmern. Es war das Verständniss von der Bedeutung des
deutschen Städtewesens für die allgemeine Wohlfahrt des Staats vollständig bei
Hoch und Niedrig abbänden gekommen; die mittelalterli^en Gemeindezostände
hatten sich aufgdöst, die Bildung von Gemeinden im Sinne des mM>dehien Geästes
hatte kaum begonnen. Und es bedurfte des grossen, gewaltsamen Umsturzes aller
402 Deuisohes Städtewesen.
Verhältnisse, die Deutschland zu Anfang dieses Jahrhunderts erfuhr, und der
darauf begründeten nachhaltigen Staatsakte, mit welchen Preussen unter Steines
Verwaltung dem übrigen Deutschland voranging, um einesaeue organische Gliederung
der städtischen Bevölkerung in Thätigkeit zu setzen und daraus den wahrhaft
historischen Sinn fär die Entwickelung des Staatslebens zu gewinnen. In die-
sem historischen Sinne bezeichnet Barthold Wesen und Zweck des deutschen
Städtewesons im Mittelalter, wenn er in der Geschichte desselben sagt:
«In dem Entwickelungsgange der germanischen oder europäischen Staatsgesell-
schaft nimmt das mittelalterliche Städtewesen eine so gewichtige Stelle ein, ist
eine so nothwendige Durchbruchsperiode, dass wir ohne Kenntniss und Würdigung
desselben die neue Ordnung der Dinge nicht verstehen könnten. Nach seinen
tiefsten Keimen und Wurzeln acht germanisch, hat das Bürgerthum das edelste
Bewusstsein der alten Germanen aus Ueberwältigung durch das Lehnwesen in die
Gesittigung der modernen Zeit hinübergerettet, die ohne jene Vermittelung nicht
den Sieg errungen haben würde. Das Aufblühen der Städte durchbrach die öde,
starre Masse, in welche die Feudalherrschaft die germanische Urfreiheit verwandelt;
konnten sie den geknechteten Stand des «inst frelpix Litpdb^liqpers nicht durch-
aus erlösen, bildete dich g«r hia wk die Neuzeit «4a «nnsMlrfioii schroffer Gegen-
satz aus zwischen dem bevorzugten Bürger und dem staatlich-rechtlosen Bauer, so
muss am Ende doch das, was die Städte für sich selbst errangen, auch jenem
zufallen. i)as Ziel einer anderthalfotausendjähHg^n Bildungsarbeit bleibt: der Unter-
schied zwischen Stadt und Land hört staatsrechtlich auf; das deutsche Volk
gewinnt im innern Gksellschaftszustande die Einheit und Gleichheit wieder, welche
das Erbe der Urahnen gewesen.^
Und diesem Ziele ist Deutchland in den letzten vierzig Jahren durch die
reformatorisehe Gesetzgebung seines Städtewesens und den daraus gewonnenen
EinfluM auf die FortMldung des gesanmiten Staatslebens um ein Bedeutendes
näher gerückt. Indem die Erinnerung und das Vorbild des thatkräfUgen deutschen
Gemeindewesens und seiner Leistungen während des Mittelalters den natürlichen
Antrieb gab, einen ähnlichen Gkist in den modernen Communen zu wecken, die
im Laufe der Zeiten jeder Selbstdiätigkeit beraubt und zu blossen Nahrungs- und
Veimelirungsstätten grösserer Volksmassen herabgedrückt waren, mnsste natürlich
und nothwendig bei dieser gesetzgeberischen Aufgabe der Inhalt des gesammten
modernen Btaatslebens, das in so mannigfachen Verhältnissen tob den Grund-
bedingungen des mittelalterlichen Daseins längst sich entfernt und befreit hatte,
die gäührende Berücksichtigung finden. Dass beide Seiten dieaeac Aufgabe von
der ersten preussisohen Städteordnung vom 19. Novbr. 1808 in genügender Weise
gelöst, i^dem dadurch ein energisober Antrieb zur selbstständigen Gommunsl-
ääägkelt, wie diess dem Städtewesen des Mittelalters eigen gewesen war, für
immer in die Mitte der Städte gepflanst war, und andererseits sum Wohls des ge-
sammten Staates lebendige Wuraeln einer allgemeinen politiflchen Freiheit aus
dieser Insthution hervorkeimten, das konnte die prenssische Monarchie sehr bald
darauf diirdi einen grossartigen Beweis bekräftigeB. Das Bewnsstseia bürgerlicher
Freiheit hatte bimen weniger Jahre den GemeinsiBn so erhöht und die Liebe für
das Vateriand so gestählt, dass die preussischen Städte während des Kampfes
gegen fransösiBche Gewaltherrsdiaft in hingebender Aufopfertuig und in muthiger
AjüstrengoBg für den grossen Zweck sich ganz besonders hervorthaten. Diesem
von Prenssen gegebenen Vorbilde folgten iiü Laufe der Bäohsten Jahre viele deutsche
Staaten y indem sie theils die Ordnung der prensisohen Städte bei sich mit den
durch ihre sonstigen Verhältnisse gebotenen Veränderungen zur Anwendung brach"
ten, theils aber auch sich den Einrichtungen des franzöeisohen MumciiMdsysteiBfl
zuwandten, durch welches besonders die Mittel einer mehr ahsoltttea CentraUsatioil
des Staatswesens geboten waren. In der erstem Biehtung sind au nennen difii
QemeiiideordBiuigeB iron iSadiBen- Weimar (ans den J^hrm 1810» IMd, 1817w
ItSU, iO^by I838y lUSi), vom Königieiohe Sa^aea («ns den J(. 1813, ifidd), von.
Denttehb« Städioweaen. 408
HaBiiOTer(1819— laSi), Württemberg (1832), BohwatEbarg-RndoUtadt
(1822), Anhalt-Bernburg (1828 und 182d), Sachsen-AUeDburg (1829,
1831, 1885), Mecklenburg-Sobwerin (1830 n. 1882), Baden (18S1), Roiibb
jüngere Linie (1881), Sachsen-Coburg-Gotha (1832), Anhalt-Dessau
(1832), Sachsen-Meiningen (1834, 1838), Braunsehweig (1834), Olden-
burg (1834), Kurhessen (1834), Hohenzollern - Hechingen (1835) und
Sigmaringen (1840), Benss ältere Linie (1841), Lippe-Detmold (1843).
In B a i e r n war zur Zeit des Rheinbundes ein Municipalsystem nach franaSsischem
Muster eingeführt, welches K5nig Maximilian (1818) wieder aulhob, und daför
Magistratsoorporationen nebst Commusialrepräsentationen herstellte. Audi im Herzoge
thum Nass'au (1816) und im Grossherzogthum Hessen (1821) wurde das Ge-
meindewesen vorzugsweise nach dem Vorbilde des französischen MunicipalsysteBlfl
organisLrt.
Aus der eben aufgeführten Uebersioht der Gesetzgebung, betreflbnd das Ge^
meindewesen in den verschiedenen deutschen Staaten, erhellt, dass innerhalb eines
Menschenalters und darüber hinaus in der letztverflossenen Zeit eine hauptsäch-
liche Seite der öffentlichen Aufmerksamkeit und Thätigkeit mit der Einrichtung
und Ordnung des Städtewesens ausgefüllt war. Wie si<2L von selbst versteht, war
diese praktische Richtung von einer theoretischen Bewegung begleitet, die sich in
einer umfangreichen Literatur über Städtewesen, Gemeindeverfassung und was
damit zusammenhängt, zu erkennen gab und die Organe der öff^dutlichen Meinung
in einer so ausgedehnten Weise beschäftigte, wie es dieser vor allen wichtigen
Angelegenheit ziemte und sich eignete. Und zwar waren es hier die berufensten
und auserwählten Männer deutsel^r Nation, welebe ihre Stimme über diese wich-
tigste Angelegenheit des Vaterlandes vernehmen Uessen; es waren Eichhorn,
Mittermaier, Gaupp, Fr. von Raumer, Hüllmann, von Rotteck, von
Lancizolle, Dahlmann, v. Savigny. Daran schloss sich eine fast unabseh-
bare Reihe von solchen Publizisten, welche die von jenen Männern der Wissen-
schaft aufgestellten, auf historische Forschung und staatsrechtliche Fundamente
begründeten Ansichten weiter zu entwickeln und auf spezielle Fälle anzuwenden
b^üht waren. Es konnte nicht fehlen, dass diese weithin reichende Erörterung
eines viele Millionen Menschen unmittelbar angehenden Gegenstandes auf nahe
liegende und eng verbundene Fragen über den Staatsorganismus im Allgemeinen
übergriff und sich verbreitete, und damit der immer erneute und tiefer begründete
Antrieb zu Diskussionen in den gesetzgebenden Versammlungen und in der Presse
gegeben war, welche ein charakteristisches Merkmal der neuesten Zeit geworden
sind. Die Schwierigkeit, in der Organisation des Gemeindewesens den
richtigen Weg und ein die verschiedenartigen Intereesen ausgleichendes Ziel zu
finden, vermehrte sich nur in der fortgesetzten theoretischen Untersuchung alldr
hierher gehörigen Fragen und in den wiederholten Versuchen, die Aufgabe durch
neue legislatorische &te zu lösen. Diess hatte seine Begründung theils darin,
dass der historische Zusammenhang in der Entwickelung des CommunaUebens
zerrissen war, und den aus der Theorie gleichsam entsprungenen neuen Institutio-
nen kaum Zeit gelassen wurde, feste Wurzdin zu treiben und ein historischea
Recht zu gewinnen, was fär eine nachhaltige Wirksamkeit in öffentlichen Ver-
hältnissen eine unerlässliche Bedingung ist. Ein zweites Moment für das Hin-
und Herschwanken der neueren C^nmunaleinrichtungen bildete derEinflttss, den
auf sie die mannigfach geartete Entwickelung der gewerblichen und industrieUen
Zustände mit ihren einander direkt widersprechenden Zwecken und Zielpunkten übte.
Fassen wir diesen Faktor eines überwiegenden Einflusses auf die Gestaltung des
städtischen Gemeindewesens in einen üblichen Ausdruck zusammen, so ist es der
volkswirthschaftliohe, oder wie man ihn unbestimmter und aUgfimcinev be-<
zei(^net hat, der soziale. Es ist nicht allein die politische B^eutunig der
städtischen Gemeinde, welche die Feststellung der Grundsätze, nach Welchen sl^
orgaoisirt werden soll, erschwert, es ist voraemliob jener volkswirthschafUiohe
ä
404 Dentflohes Stttdtewesem.
I^fiiiM, der seine Befriedigimg erreichen will nnd die &alt einer fortdftqemden
Agitation in sieh trägt, bis er seine Interessen ins Gleidigewicht gesetzt sieht,
and zwar dnrch die Mittel der Organisation des städtischen Gemeindewesens.
Endlich aber ist noch ein drittes wesentliches Verhältniss zu berücksichtigen,
welches sich bei der gesetzlichen Feststellung städtischer Einrichtnngen haupt-
sächlich geltend macht, es ist diess ihre Beziehung zu dem Zweck und der Auf-
gabe des Staats überhaupt, der in seinen eigenen Schwankungen und Yerände-
nmgen immo* mit besonderer Mühe und Sorgfalt auf die Organisation der Gesetz-
gebung des Städtewesens seine Schwerkraft auszuüben pflegt, wie denn fireüich
umgekehrt dieses unter ihm günstigen Umständen auf den Staatsorganismus als
solchen einsuwirken nicht ermangelt. Unter der Wechselwirkung dieser Yerhält-
nisse sind immer Ton Neuem Yerisuche mit den Einrichtungen der Städte bis in
die Gregenwart gemacht, durch welche freilich eben so wenig der Sinn fär die
Aufrechterhaltnng bestehender und überlieferter Institutionen gekräftigt, als Zeit
und Eifahrong gewonnen werden konnte, um die Güte der verschiedenen Experi-
mente an ihrea Früchten zu erkennen.
IsvPreussen hatte man sich von der Nothwendigkeit überzeugt, die Städte-
ordnung vom Jahie 1808 einer Revision zu unterziehen, indem man die im Laufe
der Jahre angehäuften Erläuterungen derselben auf die Einheit eines verbesserten
Planes zurückzuführen bescfaloss. So entstand die revidirte Städte-Ordnung
für die Preussische Monarchie vom 17. März 1831. Die Aenderungen dieses
Gesetoes trafen hauptsächlich die Errichtung der Lokalstatuten, die Klassifikation
der Städte, den Begrüf des Bürgerrechts, und die Pflicht und Befugniss zur Theil-
nahme an demselben, die Stimmfähigkeit und Wählbarkeit, die Stellung der Ma-
gistraten gegen die Gemeinde, die Amtsdauer bei den Magistratspersonen, die
Polizeiverw^tung dnrch die Magistrate, die Wahl derselben durch die Stadtver-
ordneten, die Wirksamkeit dieser Commnnal-Bepräsentanten, die Wahl derselben,
die Verwaltungsrechte der Grundherren, die Ausübung der Oberaufsicht von Seiten
des Staates. Durch das revidirte Gesetz ward aber die frühere Städteordnung,
welche ursprünglich für Ost- u. Westpreussen, Pommern, Brandenburg, Schlesien
und die rechts der Elbe gelegenen Theile des Herzogtliums Magdeburg gegeben
war, mcht ausser Anwendtmg gebracht. Viele Städte b^arrten bei dem altem
Gesetze; jedoch hatten sich bis zum Jahrer 1838 bereits 220 Städte fUr die revidirte
Städte-Ordnung entschieden.
Auf diese in Preussen vorgenommene Umgestaltung städtischer Einrichtun-
gen nahm die Gesetzgebung in anderen deutschen Staaten Bücksicht, wie denn
um dieselbe Zeit in Baden die Einführung einer angemessenen Gemeindeordnung
von Regierung und Ständen betrieben wurde, und sich bei dieser Gelegenheit
Mi tt er maier in der badischen zweiten Kammer (am 18. Mai 1831) über das
Wesen der Gemeinden und ihre Verfassung in einer Weise aussprach, die, weil
hier Begriff und Zweck derselben gründlich erörtert wird, als Ausgangspunkt
weiterer Entwickelung der J^ittheilung werth erscheint. „Die wahre Selbstständigkeit
der Gemeinden, heisst es dort, besteht in der Anerkennung der Persönlichkeit der Ge-
meinden,, nach der sie als freie Vereinigungen zurRealisirung des Sozial-
zweck s, mit eignen, privatrechtlich begründeten Vermögensrechten erscheinen, und
daher allein berechtigt sind, in wie fem sie anderen, noch nicht der Vereinigung
allgehörigen Personen Rechte einräumen und Aufnahme in den engeren Gemeinde-
Verband zugestehen wollen , da durch jedes neue Eintreten die erworbenen Rechte
der vorhandenen Bürger, z. B. wegen des Gemeindeguts, beeinträchtigt werden.
Die Erwägung, dass der Staat hier die nimmersterhende, unsichtbare Gesammt-
persönlichkeit der Gemeinden vertritt, das Interesse der Nachkommen der jetzigen
Gemeindeglieder gegen Anmassungen, Leichtsinn und Selbstsucht der Gemeinde-
verwalter in Schutz nimmt, rechtfertigt hier auch die Aufsicht des Staats über
die Verwaltung des Gemeindevennögene. Die Gemeinden sind zugleich Theile
deis Staatsgebietes, sie erreichen die nämlichen Zwecke wie der Staat, und sie
Deutsches Städtewesen. 406
erscheiiiea sls Yei^uugtnigen, in welchen die Staatsbürger ihre staatsbCürgerliehen
Rechte, insbesondere auch ihre politischen Rechte, z. B. in Be«ug auf Wahlen,
ausüben ; der ganze Staat selbst besteht aus Gemeinden, und so muss jeder Staats-
bürger in irgend einer Gemeinde sich aufhalten, so dass jede Gemeinde in einem
organischen Zusammenhange mit dem Staate stehen muss, und daher auch dekr
Staat die Gemeindeobrigkeit benutzt, damit die allgemeinen Staatsgesetze sicher
gehandhabt werden können. — Aufgabe und Zweck einer Gemeindeordnung ist
demnach, das Yerhftltniss der staatsbürgerlichen Rechte und der reinen Gemeinde-
bürgerrechte genau zu bestimmen, damit nicht Rechte, welche jedem Staats-
bürger als solchem zukommen, als Ausflüsse ihrer Gnade yon der Gemeinde be-
trachtet und an ungerechte Beschränkungen gebunden werden. Es muss der Um-
fang bezeichnet werden, nach welchem der Staat gewisse Rechte der Staatsge-
walt der Gemeinde übertragen will, und in welchem Yerhftltniss die Auslobung
geschehen kann. £s muss die Yerfassung der Gemeinde selbst so regulirt wer-
den, dass die durch das Zusammenleben vieler Menschen -politisch bedeutende
Corporation nicht eine dem Staate selbst gefährliche Stellung annehmen,, aber auch
nicht die Uebermacht bevorrechteter Gemeindevorsteher und Magistrate die Rechte
der einzelnen Bürger beeinträchtige oder einen Pai-teigeist in der Gemeinde ent-
zünde, der jeden wahren Gemeinsinn vernichtet. Auf diese Art ist Jede Gemeinde-
Ordnung selbst eine Wohlthat für die Gemeinde, die dadurch gegen Ungesohick^
lichkeit und Anmassung ihrer Yertreter, ebenso wie gegen Uebergriffe herrsch-
süchtiger Regierungsbeamten sicher gestellt wird, und an der schützenden Madit
des Staats eine Garantie für ein harmonisches Wirken erhält« Die Gemeinde-
Ordnung ist zugleich der ergänzende Theil der YerfassTing eines Landes, weil nur
durch sie ächter Sinn flir öffentliche Angelegenheiten, ein wahrhaift constitutiönelles
Leben erweckt werden kann, der BiLrger aber nach bekannter Rrfahrung den
ihn zunächst berührenden Kreis lieb gewinnt, und so durch Rntwickelung des
Sinns für Gemeindeleben sich gewöhnt, den Egoismus öffentlichen Interessen auf-
zuopfern, so dass aUmälig erst aus der Blüthe des echten Gemeindegeistes die
Frucht der begeistert an dem Yaterlande hangenden Liebe und Aufepferung fttr
seine Interessen sich erzeugt. Der Charakter des constitutionellen Geistes, der
Grad der .warmen Theilnahme an den allgemeinen Interessen, bedeutend z. B. bei
den landständischea Wahlen, wird zunächst vorbereitet und begründet durch deik
Charakter des politischen Sinnes, der in einer Gemeinde sich ausbildet Der
Wohlstand der Gemeinde ist, wie der Wohlstand der Familien, die Grundbe«
dingung des Wohlstandes des Staates selbst. Die Errichtung grosser gemeinnütziger
Anstalten, vergebens hervergerufen da, wo Misstrauen des Staates die Gemeinde*
thätigkeit lähmt, gelingt glänzend da, wo öffentlicher Sinn die Bürger beseelt
und in den Zeiten der Noth, in welchen grosse Anstrengungen nothwendig wen-
den , ist es nur der zunächst in be&eundeten Kreisen der Gemeindegenossen wir^
kende Geist der Selbstaufopferung, der zu grossen Opfern imd ausserordentlicher
Theilnahme bewegt*
Wir zweifeln nicht, dass diese Ansichten über die Grundbedingungen der
Gemeinden und ihrer Yerfassung, von einem competenten Manne auf dicMm Get
biete ausgesprochen, noch heute die Grundanschauung einer grossen Zahl solcher
Zeitgenossen bilden, die ihre Aufmerksamkeit und prüfende Theilnahme dieseii
wichtigen Fragen zugewendet haben. Es ist darin der constifutiondle Stand-'
punk^ vertreten, von dem aus die Lösung der verschiedenen staatsrechtlichen
Aufgaben länger als ein Menschenalter hindurch vorzüglich erstrebt wurde, bis
die Ereignisse des Jahres 1348 es ans Tageslicht gebracht haben, dass ein solches
Streben sein Ziel zu erreichen nicht im Stande war, und dass sich vorherrschend an
allen diesen, namentlich aber das Gemeindewesen betreffenden Fragen sogleich
die vol-kswirthschaftliche Seite als die maassgebende hervorkehrte, die zwar
in den vorher erwähnten Worten MittermaierB angedeutet , viel bestimmter aber
406 Dentsehes Stadtewesen.
sdioDy wenigstens in einer Besiehung, Ton dem damaligen badiflehen Minister
Winter w&hrend derselben Debatte über die in Baden einzuführende Gemdnde-
Ordnung, hervorgehoben wurde, indem dieser ttm sein Vaterland hochverdiente
Mann, als am 27. April 1831 in der zweiten badischen Kammer über Gemeinde-
bürgerrecht discatirt wurde, sich in folgender Weise äusserte: „Der Staat will
nur und kann nur wollen, dass jeder Staatsbürger da seinen ständigen Wohn-
ritz suche und nehme, wo er seine geistigen und körperlichen Krftfte am zweck-
mttssigsten anwenden, sein Vermögen am vortheilhaftesten benutzen, sein Ge-
werbe in der grössten Ausdehnung betreiben kann, wo er für seine Th&tigkeit
den grössten Spielraum findet. Die Gemeinden wollen gerade das G^gentheil. Sie
wollen im Allgemeinen sich als abgeschlossen betrachtet wissen, sie wollen nur die
aofhehraen, die ihnen zusagen, wenigstens unschädlich scheinen; sie wollen ihre
Erwerbsquellen mit Niemand iheilen, ja, sie glauben, dass eine freiere Bewegung,
grössere Leichtigkeit in der Uebersiedlung ihre Nahrungszweige nothwendig be-
engen müsse. Sie halten den alten Gemeinspruch fest: Wer mir an mein Brod
kommt, kommt mir an mein Leben. Dieser Widerspruch mnss, wenn nicht ein
noch weit furchtbarerer Znstand herbeigefEihrt werden soll, als der ist, welchen
die Gemeinden durch Einwanderungen befürchten, ausgeglichen, er muss gehoben
werden , und er ist auch zu allen Zeiten bald auf diese, bald auf jene Weise ge-
hoben worden, unstreitig gehört aber die Lösung dieser Aufgabe zu den aller-
sehwierigsten Gegenständen der (Gesetzgebung. Zwei Einrichtungen stehen in
unserer Zeit nemUch mit einander im Kampfe, die auf das Gemeinde-Bürgerthum
und auf dessen höheren oder geringeren Werth, ja man könnte sagen, attf dessen
Fortdauer oder dessen Vernichtung den entschiedensten Einfluss äussern, nemlich die
alten Zünfte und die neue Gewerbefreiheit. Die Letztere sucht immer mehr
Boden zu gewinnen, die Ersteren wollen nicht weichen.'*
Mit der Ausgldchong der eben angedeuteten Schwierigkeiten und ähnlicher
Controverspunkte beschäßgte sich die (^setzgebung in den verschiedenen Staaten
bis zum Jahre 1648, wie denn z. B. in Bayern die Edicte über das Veifassungs-
wesen der Gemeinden im Jahre 1884 und in Baden im Jahre 1887 einer Revi-
rion nnterzogenr wurden, welche Modifikationen des ursprünglich gewählten Systems,
wie die Erfahrung sie empfohlen hatte, zur Anwendung brachten. In Württem-
berg versuchte Se Staatoregierung eine Erledigung mancher Fragen und Zweifel,
Verbesserung hervorgetretener Mängel und Ausfüllung gelassener Lücken in der
bisherigen Gemeind^rdnung, indem sie im Jahre 1839 der Stände^ Versammlung
den Entwurf eines Zusatz-Gesetzes zum Edict über die Verwaltung der Gremein-
den vorlegte, dessen Berathung aber vorläufig unterblieb. Die städtischen Cor-
porationen des Königreichs Sachsen suchten durch besondere Lokalstatuten die
Lücken der allgemeinen Städte-Ordnung zu ergänzen, wie denn bereits bis zum
im Jahre 1842 von solchen Statuten 52 durch die Regierung bestätigt waren,
imd 24 andere ihre Bestätigung erwarteten.
Diesen Bestrebungen, eine allmälige Entwickelung der Gemeindeverhältniase
m bewirken, gaben die Ereignisse des Jahres 1848 eine plötzliche Wendung. Die de-
mokratisolhe Parole der breitesten Grundlage, auf welcher alle öffentliche Listitntionen
von nun an beruhen sollten, schien am schnellsten und leichtesten in der Gemeinde-
Verfassung seine Verwirklichung finden zu können; es schwebten dabei mehr oder
minder klar und bewusst, oder trübe und instinktmässig geschichtliche Ueberlieferun-
gen aus fernen oder erst kurz verflossenen Zeiten vor; Athens demokratische Stadt-
▼erfassune, der Höhepunkt plebejisdier Herrschaft in Rom, die alte deutsche Gauver-
fassung, ja die Allmacht der Pariser Commune während des Terrorismus der ersten
firanzösUchen Revolution mochten Reiz und Lockung zum Nachahmen einer Be-
völkerung gewähren, die, weil die Eifüllung legitimer Forderungen und veibriefter
Verheissungen ein Menschenalter hindurch ausgeblieben war, den Glauben an die
Nothwendigkeit einer historischen Rechtsentwickelung und ihrer Institutionen ver-
loren zu haben schien. Die Oommunen der grossen und kleinen Städte betrach-
D^iitsohes 9i;ädiowe«ett. 407
feto und benutzte die Demokratie als ihr bereites und gefttgifpes Werkaeftg, nin
die alte Staatsorganisadon auseinander au treiben und ihren neuen 0eh5pAingen
Baum zu ▼erschä'en. Aber hier zeigte sich sofort und aufs ^Butliohste die Be-
wussUosigkeit, mit welcher diese wie ans Schaum geborene und ans schweren
Trftumen entstandene Demokratie Deatsohlands auf ein unerreichbares Ziel hin-
steuerte; sie selbst schlug sich mit der versuchten Durchführung einer politisoh
moglichstfreien Gkmeindeverfassung, „denn die politische Selbststündigkeit führt Mer
zugleich zur möglichst festen gesellschaftlichen corporativen AbschlieBSung. Fkeie
Landgemeinden werden aristokratisch, social aussdiUesslich, nicht demokratisoh.
Die uralt germanische Idee des Gemeinde-Eigenthums, der Markgenosseüschalten,
der Ctesammtbürgscfaaft der Gem^den etc., anscheinend eine Vorstufe zur a2%e-
meinen Gütergemeinschaft, hat. noch nii^nds den modernen Gemmunismus ge-
weckt» wohl aber im Gegetttheil ein aUzu schroffes geselkchaitliches Absdifiessen
der mitbesitzenden Genossenschaft.'*
Der Antrieb zur Umbildung der Geme^nde^Einriohtnngen war einmal gegeben,
hatte sich unter den ersten Forderungen des Zeitgeistes gehend gemacht* aL nun
die Demokratie ihre Ohnmacht sowohl auf diesem Gebiete wie nach andern Seiten
des öffentlichen Lebens hin saAtsam bekundet, blieb die Lösung der Tcm ihr ge-
stellten Aufgabe ihren Nachfolgern überlassen und diese erfüllten sie, natürüdi
in ihrem Sinne und in dem Geiste, mit welchem sie die VerbtUtnisse des Ge-
meindelebens und seiner Beziehungen zu dem geivammten Staatsorganismus anf-
faSsten. Auch hier war es Preussen, das mit dem Abschluss einer neuen G^
meinde- Ordnung voranging; dieselbe ist datirt vom 11. Mftra 1860 und enth<
lös Paragraphen , die unter sieben Titel gebracht sind. Darin werden der Reihe
nach die Bestimmungen aufgestellt: von den Grundlagen der Gemeinde-Yctffassung,
von den Gemeinden, welche mehr als 1500 Einw. haben, von den Gemeinden,
welche nicht mehr als 1500 Einw. haben, von den Sammt-G^emeinden und Poli-
sfei-Bezirken, von der Verpflichtung zur AnnahnM von Stollen, von der Aufsicht
über die Gemeinde- Verwaltung, Ausführung und Uebei^angsbestinmiungen. Diese
Gemeinde-Ordnung aber erfreute sich nur eines kurzen I^eins; sie war kaum
in der Einführung begriffen, als bereits ihre Gegner ihr Ende vorbereiteten, und
die Gesetzgebung dahin leiteten, dass schon im Jahre 1858 eine aus alten und
neuen Elementen gemischte Organisation des preussischen Städtewesens ins Leben
treten konnte. Es ist dies die Städte-Ordnung vom 30. Mai 1853 für die sechs
östlichen Provinzen der preussicheu Monarchie, welche in dor bis-
her auf dem Provinzial- Landtage, im Stande der Städte vertretenen Städten der
Provinzen Preussen, Brandenburg, Pommern, Schlesien, Posen und Saidisen zur
Anwendung kommen soll, desgleichen in den im Stande der Städte nicht ver-
tretenen Ortschaften dieser Provinzen , in welchen bisher eine der beiden Städte-
Ordnungen vom 19. Novbr. 1808 und vom 17 März 1831 gegolten hat
Eine Vergleiohung dieser Gemeinde-Ordnungen vorzunehmen , um danach au
bemessen, wie fem sie den von den Zeitbedürfh^en gestellten Anforderungen in
verschiedenem Grade entsprechen, ist hier, nicht der geeignete Ort; nur deer eine
Punkt, welcher den wesentlichsten Unterschied darlegt, mag berührt werden;
es ist dies das Bürgerrecht oder die Berechtigung, G^meindewähler zu sein. Dies
bestimmt §. 4 der Gemeinde-Ordnung vom 11. März 1850 dahin: „Jeder selbst-
ständige Preusse ist Gemeindewähler , wenn er seit einem JahK 1) BinWohner
des Gtemeindebezirks ist; 2) keine Armen-Unterstützung aus öffentlidien Mitteln
empfangen und 3) die ihn betreffenden Gemeinde -Abgaben gezahlt hat; endUeh
4) mindestens zwei Thaler als Jahresbetrag an directen Steuern entrichtet oder
sofern es sich um eine nafiik den Bestimpxiungen des Tit. IV. verwaltite Gemeinde
handelt (weldie nieht mehr als 1500 Einw. hiüben), ein Gf«nds4ück im Wertfae
von 100 Thim., oder ein Haus im Gemeindebezirke besitzt. In den mahl- oder
schlachtsttiierpflichtigen Gemeinden tzxtt an die Stelle des Beitrags zu. den di-
recten Staats- Abgaben der Nachweiss, dass das Gemeinde - Mitglied ein reines
406 Deutfohes St&dt'eweseii.
EntfcooBBen beasieht, welclies betrftg^ ftlr Gemeinden ron weniger als
10,000 EinwoluMr 200 Thlr., fOr Gemeinden von 10 — 50,000 Einwohner 250 Tfabr.
und für Gemeinden von mehr als 50,000 Einw. 300 Thlr. — Der entsprechende
§. 5 der Btftdte-Ordnimg Tom 80. Mai 1853 lantet: ,J)as Bürgerrecht besteht in
dem Bechte anr Theilnahme an den Wahlen, so wie in der Beffthigtmg zur
Uebemahme unbesoldeter Aemter in der Gemeindeverwaltung und zur Gremeinde-
Tertretnng. Jeder selbststttndig^ Preusse erwirbt dasselbe, wenn er seit einem
Jahre 1) Einwohner des Stadtbezirks ist und zur Stadtgemeinde gehört; 2) keine
Armen-Unterstfltznng aus öffentlichen Mitteln empfangen; 3) die ihn betreffenden
Gemeinde-Abgaben gezahlt hat und ausserdem 4) entweder a) ein Wohnhaus im
Stadtbezirk iMsitzt , oder b) ein stehendes Gewerbe selbststllndig als Haupterwerbs-
quelle und in Städten von mehr als 10,000 Einw. mit wenigstens zwei GtohtQfen
sdbststftndig betreibt, oder c) zur klassificirten Einkommensteuer veranlagt ist,
oder d) an Klassensteuer einen Jahresbeitrag von mindestens vier Thalem ent-
richtet. In den mahl- und schlaohtstenerpflichtigen Stttdten sind statt dessen die
Einwohner von dem Magistrat nach den Grundsätzen der Klassensteuer -Veran-
lagung eiBznBohfttzen; es können Jedoch auch die Stadtbehörden bescUiessen, an die
Stelle des Klassensteuersatzes von mindestens vier Thalem ein jährliches Einkommen
treten zu lassen, welches beträgt (folgen die vorhin angefahrten Bestimmungen des
%, 4 der Gem.^Ordn. v. 11. Mäns 1850). Weder in der einen noch andern Gem.-
Ordn. findet man aber eine Bestimmung, wie die in $. 10 der Städte -Ordn. vom
Jahre 1808, welche lautet: „Die Stsätverordneten bedürfen weder einer be-
sondem Instruction oder Vollmacht der Bürgerschaft, noch sind sie verpflichtet,
derselben über ihre Beschlüsse Bechenschaft zu geben. Das Gesetz und ihre
Wahl sind ihre Vollmacht, ihre Ueberzeugnng und ihre Ansicht vom gemeinen
Besten der Stadt ihre Instruction, ihr Gewissen aber die Behörde, der sie des-
halb Bechensehalb zu geben haben. Sie sind im vollsten Sinne Vertreter der
ganzen Bürgerschaft, mithin so wenig Vertreter des einzelnen Bezirkes, der sie
gewählt hat, noch einer Cofporation, Zunft etc., zu der sie zufällig gehören."
Wie gesagt, etwas dem AehnUohes findet sich in den neuen Gemeinde-Ölungen,
vieUeicht wttl es sich von selbst verstehen soll, nicht.
Als ein besonders wichtiger Paragraph der neusten Städteordnung ist der
eilfke hervorgehoben worden, welcher lautet: ^Jede Stadt ist beftigt, besondere
statutarische Anordnungen zu treffen 1) über solche Angelegenheiten der
Stadtgemoinden , so wie über solche Bechte und Pflichten ihrer Mitglieder, hin-
sichtlich deren das gegenwärtige Gesetz Verschiedenheiten gestattet oder keine
ansdrücklidien Bestimmungen enthält; 2) über sonstige eigenthümliche Veihält-
nisse und Einrichtungen, insbesondere hinsicfatiich der den gewerblichen Genossen-
schaften bei Eitttheilnng der stimmfähigen Bürger und bei Bildung der Wahl-
versanunlangen und der städtischen Vertretung zu gewährenden angemessenen
BerÜokskbtigung. Dergleichen Anordnungen bedürfen der Bestätigung der Be-
giemag»^ Es ist mit dieser Erlaubniss zu statutarischen Anordnungen in den
angedeuteten Bichtnngra der Communen jedenfalls' eine Möglichkeit vorbehalten,
sich inneihalb der ihn^i anferlegten Ordnung einige freie Bewegung zu gestatten.
Ob dieie Bewegung nun aber auf solche Ziele ausgehen wird, wie sie in den
volkswirthschaf^chen Lebensverhältnissen des gesammten Staatswesens unserer
Zeit bedingt sind, nrass die Zukunft lehren. Dass hier ein Boden für die ver-
schiedenartigsten Oonflikte zwischen den allgemeinen imd besonderen Interessen,
zwischen den Forderungen des Staats, "den BedÜrftiissen der GeseUschaft und den
Interessen einzelner Corporationen sich ausbreitet, 'davon haben uns die bereits
gemachten Erfahrungen hinreichend belehrt. Man findet schwerlich den richtigen
Weg auf diesem Gebiete, wenn man sich nur rechts oder links hält, je nachdem
man eine sogenannte conseHrative oder progressive SchÖpftmg zu erreichen ge-
denkt, man vennag nicht die aus der Natur der sittlicnen, gewerblichen und
Vetkehfiverhäitnisse «nporwachsenden Bedingungen und Forderungen des Städte-
Deutsches Stttdte weisen. 409
Wesens unf das Niyean vergangener Zeiten zurückfuhren, man wkd keine; Anä>
gleichung der Widersprüche noch weniger eine Befriedigung oder eine kräfUgpe
und gesunde £ntwickelung der städtischen Interessen err^chen, wenn man aiik
nur au blossen Abwehr- und Widerstandamassregehi herbeilässt Die gesetzliche
Organisation grosser, durch den ganzen Bildungsgang der Völker bedingter Lebens-
Terhttltnisse, darf nicht vom beschränkten Parteistandpunkt au^efasst werden.
In dieser Beziehung enthalten die Debatten in der zweiten preussischai
Kammer über die jetzige Stftdteordnung einige beachtenswerthe Gesichtspunkte,
welche nach einer gewissen Richtung hin £e Aufgabe der Gesetzgebung auf
diesem Gebiete überblicken lassoi, und deshalb schliesslich hier angefahrt werden
mögen. Die Gemeinde müsse, wurde in jenen Debatten heryorgehoben , eine an
sich bedeutungsYoUe Wirksamkeit haben, d. h. es müsse viele und wichtige Dinge
geben, die in der Gemeinde behandelt und erledigt werden und durch den Ge-
meindeverband sich bestimmen, und dann müsse der Einzelne in demselben eine
derartige Stellung einnehmen, dass es ihm zum Bewusstsein komme, wie er durch
die Gemeinde in einer wichtigen Gemeinschaft lebe. Daher überall, wo ein wahr-
haftes Gemeindeleben existirte, die wichtige Bedeutung des Gemeindeverfoandes
hinsichtlich des Privatrechts, hinsichtlich der vormundschaftlichen Verwaltung,
für welche die Gemeindebehörden eine Hauptinstanz bildeten, &ät das Armenwesen,
für den Gerichtsstand, und im Gefolge davon natürlich auch für das Stimmrecht
des Einzelnen, theils in der Gemeinde, theils selbst für StaatsangelegenheiteB.
Ein solcher Verband aber müsse eine rechtHch- sittliche, feste Grundlage haben
und diese sei nicht gegeben lediglich mit dem, zumal heute, so höchst veränder-
lichen Wohnsitz. Das Band der Gemeinde soll etwas Dauerndes, Inniges sein.
Darum müsse sein rechtlicher Akt (die Verleihung des Bürgerrechts) die Ver-
bindung des Einzelnen mit der Gemeinde vermitteln. Eine^ Organisation ohne
Bürgerrecht, die Wahl eines Stadtverordneten alle Paar Jahre, das Zahlen von
Gemeindesteuern mache kein municipales Leben. Die Kegel, „es ist einer da
Bürger, wo er Einwohner ist,^ sei zwar sehr bequem, aber doch nichts als Form
und Mechanik. Glaube man auf solcher Grundlage die Gemeinde organisiren zu
können, so dürfte man es freilich mit der Selbstregierung nicht weit kommen
lassen. Gewiss aber dürfe man behaupten, je mehr der Bürgerverband ein
dauernder, beständiger, wo möglich erblicher sei, desto mehr könne man den Ge-
meinden die Besorgung ihrer eigenen Interessen überlassen ; je weniger er dieses
sei, desto weniger könne man es, denn es lieg^ in der Natur der Menschen, dass
sie besser sorgen, wo sie und ihre Kinder und Eündeskinder die Sorge zu tragen
haben, als wo sie wissen, dass sie heute oder morgen wieder weggehen undfdie
Folgen ihrer Theilnahme an den Gemeindeangelegenheiten hinter sich lassen.
Je mehr man aber voraussetzen könne, dass die Gemeinden selbst ihre Interessen
gut und nachhaltig wahrnehmen würden, desto mehr Selbstregierung könne man
ihnen gewähren. Die Interessen der Gemeinden seien etwas Bleibendes, Ewiges,
das Menschenleben weit XJebersteigendes ; je mehr also auch der Verband der
einzelnen Menschen in der Gemeinde etwas Beständiges, Lebenslängliefaes oder
gar auf die Nachkommen Uebergehendes sei, desto besser werde für die Interessen
der Gemeinden gesorgt sein und desto sicherer werde man den Gemeindebürgem
selbst die Besorgung ihrer Interessen anvertrauen können.
Man sieht, hier ist hauptsächliches Gewicht auf die Stabilität des Bürger-
verbandes als die vorzüglichste Grundlage einer Gemeindeverfassung im Sinne der
Selbstverwaltung gelegt Nach den angefEihrten Gesichtspunkten, wenn sie bei' der
Gesetzgebung über den vorliegenden Gegenstand einmal durohgroiSon' soHten,
würde eine &st unvermeidliche Gonseque^, die Aufhebung der Frei zügigkeH,
die freilich für ganz Deutschlaind immer noch unter den bk)ssen Verheissnnffen
steht, innerhalb des einzelnen Staates sein. Wie schwierig, ja wie unm9gH(di
aber die Erfüllung solcher Bedingungen für die Permanenz des Büi^rverbandes
ist, hat in tre£Sender Weise Biehl nachgewiesen, indem er (Allg. Augsb. Zeit 16Ö2
26
410 DentfoheB Silkdiewesen.
Bcilag« AI N<K 856) die Noihwendigkeit emer Scheiduiig des sodmlen und po-
Ittisoben Wesens der Gemeinde, die keine blosse theoretische Einhildnng mehr
sei, sondern Hingst seine praktischen Oonsequenzen gefunden habe, hervorhebt.
Die Gründe, durch welche er dies nachweist, sind folgende: Es ist eine der
ebeieten Yoraussetsungen unserer gesammten bürgerlichen Ordnung, dass jeder
selbsteUteidige Staatsbürger, jeder Begründer eines eigenen Haushalts einer be-
stimmten Gemeinde angehören müsse. Man sollte nun meinen, durch diese an
sieh nxiantastbare Forderung müsse der Sinn für das Gemeindeleben gefestigt, ja
der ächte Gemeindegeist erst geschaffen werden« Dem ist nicht immer so. In
der alten Zeit blieben die meisten Leute in ihrer Heimath, in ihrer Stadt (oder
kehrten dorthin nach üblicher Wanderschaft zurück) und nährten sich redlich.
JelAt können aber viele Tausende gerade nur dann sich redlich nähren, wenn sie
ihren Wohnort periodisch wechseln. Besonders für die mächtigsten, acht modernen
Beruftgroppen der Industrie, der Geistesaibeit, des Staatsdienstes ist die Gemeinde,
dar G«a, ja das einzelne Land zu klein und eng geworden. Gut die Hälfte
unseres heutigen Bürgerstandes wechselt, nicht von Jahr zu Jahr, aber doch von
Jahmehnt zu Jahrzehnt ihren Wohnort. Dieser Zustand wird steigen, je mehr
die Theilung der Arbeit wächst. Ich spreche hier nicht von unsdbstständigen
Gehülüan und Lohnarbeitern, sondern von selbstständigen, besitzenden, betridi>-
samen Leuten, gprossentheils mit eigenem Hausstand, von Präsidenten und Gteheim-
räthen, Kapitalisten, Technikern, Künstlern, Grelehrten, Schriftsteilem etc. Sie
wftrden in ihrem Berufe „sitzen bleiben," wenn sie immer Örtlich sitzen blieben.
Gerade um der Vermehrung des nationalen wie des eigenen Wohlstandes müssen
sie es anders machen als der Schuster, der auf seines Grossvaters Stuhl fort-
schustert bis an sein seliges Ende, als der Bauer der den Pflug auf demselben
Acker regiert, wo ihn sein Urahn regiert hat. Diese fluktuirende, nicht vaga-
bundirende Bevölkerung wird in den Städten in kurzem ebenso die Majorität
bilden, wie auf dem Lande die stabile Bevölkerung. Kun kann aber doch einer,
der um seines Berufes willen, etwa alle fünf bis zehn Jahre seinen Wohnort
weehselt, nicht an jedem dieser Orte Bürger werden. Er hilft sich also in der
Begel dadurch, dass er an keinem derselben Bürger wird, sondern seinen Bürger-
brief da zu gewinnen sucht, wo er ihn am leichtesten und billigsten erhalten
kimn. So kommt es jetzt bei Tausenden achtbarer und bürgerlich -solider Leute
vor, dass sie den Ort nienuils gesehen haben, in welchem sie sammt ihrer Familie
heimathbereehtigt sindl Sie stehen nirgends in einem Gemeindrieben. Bfit
ihrer Heimathgemeinde hängen sie nur insofern zusammen, als sie ihren Bürger-
brief bezahlt haben und alljährÜeh ihre Bürgerrechts-Kecognitionsgebühr hinüber-
senden^ mit der Gemeinde wo sie wohnen und wirthschaften nur durch ihre
Aufenthaltskarte. — Es steht zu erwarten, dass in nicht femer Zeit die Mehrzahl
der grossstädtischen Bevölkerung faktisch gemeindelos sein werde. Die
FictioB im Besitz eines anderwärts ruhenden Bürgerrechts zu sein, vermag aber
die seltsamen sittlichen, sozialen und politischen Einflüsse des wirklichen Ge-
meindebücgerthinns eben so wenig zu ersetzen, als ein Hungriger durch den Ge-
danken g^ttigt wird, dass er jetzt an einem andern Ort aUerdings würde essen
können. Aus dieser Klemme ist nur herauszukommen, indem man die Unter-
scheidung des socialen und politischen Wesens der Gemeinde praktisch
werdien lässt. Social gehört- der selbstständige Mann, welcher in einer Gemeinde
dauernd auf Aufenthaltskarte wohnt und wirthschaftet, unstreitig dieser Ge-
meinde an. Seine Existenz, sein Privatwohlstand verwächst mit dem Wohlstande
dieser Gemeinde. Politisch gehört er der Gemeinde an, welche ihm den Bürger-
brief gegeben. Darum müsste überall unterschieden werden zwischen An-
aässigen und Heimathsberechtigten. Die Ansässigen bilden die sociale,
die Heimaih^erechtigten die politische Gemeinde. Ansässig könnte und müsste
werden, wer in einer zu bestimmenden Reihe von Jaihren in einer Gemeinde
•■einen Wohnsitz und sein Bera&gesohäft gehabt hat Alle Fragen des innem
C^elsideluiilsluiUs sind dann anch Existenzfragen Ifir Hin geworden, jund er h/^t
das Becht und die |*flicht, in diesen Fragen als ein Büxger seine 8tunme ab2|i-
geben. Er wäre Schutzbürger, nicht Vollbürger, Schutzbürger in einem höhern
miodemen Sinn. Der schöne , aber so vielfach missverstandene und unpraktisch
ausgebeutete Gedanke eines allgemeinen deutschen Heimathsrechts könnte duroh
daß sociale Gemeindebürgerthum am ersten seiner Verwirklichung genähert werdeil.
Denn jeder könnte in einem deutschen Lande sozialer Gemeindebürger werden,
in welchem er nicht Staatsbürger wäre. — Bei der Volkszählung, welche im
Zollverein behufs der Vertheilung der Vereinseinnahmen vorgenommen wird,
hält man bereits die Kegel fest, die Köpfe der sozialen Gemeinden und nicht der
politischen zu zählen. Der Antheil fiir den preussischen Gemeindebüiger, welcher
m Bayern wohnt und wirthschaftet , fällt Bayern zu, nicht Preussen, Und zwar
von Rechtswegen. Denn in der Summe der sozialen Bürger stellt sich die er-
nährende und verzehrende Einwohnerschaft dar, nicht in der Summe der formell-
golitischen Staatsbürger. Dagegen zählt bei allen politischen Fragen, bei allen
taats -Wahlhandlungen etc. mit Fug und Becht nicht der soziale, sondern lediglich
der politische Gemeindebürger.
In der bisherigen Darstellung ist der Versuch gemacht, die Stellung und das
Wesen deutscher Städte unter dem Spiegel der Gesetzgebung und unter den Cre-
sichtspunkten, die sowohl dem historischen Herkommen nach, als den Intentionen
der modernen Politik gemäss dabei in Betracht kamen, aufzufassen. Wir glauben,
dass schon aus der Erörterung dieser allgemeinen Verhältnisse wohl die Ueber-
zeugung sich aufgedrungen hat, wie einmal das deutsche Städtewesen heutzutage
eben so sehr oder fast noch mehr als zu jeder andern Zeit den eigentlichen Kem-
und Mittelpunkt des Volks- und Staatslebens bildet, wohlverstanden, so weit dieses
den Antrieb der bewegenden Geisteskräfte auf seinen verschiedenen
Bahnen nicht entbehren kann ; denn es will uns auch nicht von fem in den .Sinn
kommen, die Bedeutung und Wichtigkeit der ländlichen Bevölkerung für die Er-
haltung des Staats -Organismus durch die vorangehende Behauptung in ^en
Hintergrund zu drängen. Es handelt sich hier nicht um Sonderinteressen oder
die Bevorzugung gewisser Klassen von Staatsbürgern vor andern ; vielmehr hab^i
wir nur die eine Bichtschnur für unsere Darstellung, nämlich die, aus denThat-
sachen, ihrer Zusammenstellung und Abwägung sich ergebende concrete Be-
deutung der Verhältnisse. Um aber dieser Bedeutung der städtischen Verhältnisse
näher zu treten, ist nothwendig, die Thatsachen des städtischen Lebens zusainmen-
zustellen, wodurch gerade mehr als durch die blosse Kenntniss von den Experi-
menten der Gesetzgebung über städtische Einrichtungen und Organisationen die
Üeberzeugung von der vorwaltenden Wichtigkeit des Communallebens für dafs
Staatsganze erzeugt und gekräftigt werden dürfte. Und wiederum erscheint es
uns fast unumgänglich nothwendig, die vollkommene Uebersicht der concreten
Verhältnisse des Städtewesens in einer grossem Ausdehnung und in einem weiter
reichenden Zusammenhange vor Augen zu haben um legislatorische Schritte auf
diesem Gebiete beurtheilen zu können; für die Gesetzgebung selbst ist diese
Kenntniss aber unerlässlich , denn sie kann nicht anders zu erspriesslichen Ke-
sultaten gelangen, als wenn sie in voller Würdigung und Bücksichtnahme d.er
ans der Geschichte gewonnenen Lehren, ausgerüstet mit der Kenntniss der
aktuellen volkswi^hschaftlichen Zustände, die auf den genauesten statistischen
Erhebungen beruhen muss, mit vollem Bewusstsein über das Verhftltniss des Städte-
wesens zu dem höchsten Staatszweck an ihr Werk geht.
Die für die Gesetzgebung als nothwendig angedeuteten Gesichtspunkte soU^
nun auch in dieser Darstellung als die leitenden festgehalten werden. Es wird
also in diesem Sinne das Wesen deutscher Städte, wie es sich in der Gegenwart
durch statistische Darlegung der allgemeinen Lebensverhältnisse feststellen VkäaL
in Verbindung mit historischen Thatsachen, welche das Gewordene erhellen, nach
seiner politischen und volkswirthschaftlichen Bedeutung zur Anschauung konun^i^
26* ^
'4i2 Deatsohes'Stftdtewesen.
wßasea. Der Oang der ferneren Darstellimg wird sich hanpts&cblich in der Com-
bination nnd Vergleiclmng der yerscliiedenen Lebenselemente des Bt&dtewesens
erhalten, wobei das tabellarisch-statistische Moment selbstrerständlich nicht ans-
Seschlossen bleiben dar£ Die Hauptgesichtspnnkte , anf welche Ton selbst bei
en verschiedenen, in den umfang dieser Darstellung hereinzuziehenden Städten das
Interesse zurückkehrt, sind die der Bevölkerung nach ihren verschiedenen Be-
ziehungen, der Wohnungs- und NahmngsverhAltnisse und was damit in engerer
oder weiterer Terfoindnng steht; es sind die Communal-Einrichtungen, und endlich
die Organisationsmittel des Staates, durch welche dieser sich die Stftdte eng ver-
bindet und sie zu integrirenden Bestandtheilen seines Daseins erhebt
Die deutschen Städte waren ein Erzeugniss der Noth ; denn nur nothgedrungen
und nach langem Widerstreben entschlossen sich die Germanen, in Städten bei-
sammen zu wohnen; besonders hatten sie eine Scheu vor ummauerten Orten,
welche sie „als Gräber, mit Eallstricken umstellt,'^ betrachteten. Wie nun aber
ans der ländlichen Bevölkerung die städtische hervorging, so bildet diese heut-
zutage wiederum zur ländlichen den ersten und hauptsächlichsten Gegensatz, der
sich nicht bloss in quantitativen Zahlen und Mitteln der Beschäftigung darstellt,
sondern auch folgerecht die ganze Sinnesart und politische Haltung durchzieht
So schwer den Deutschen die Niederlassung in Städten fiel, so nachhaltig und kräftig
hielten sie später das Städtewesen aufrecht und entwickelten es zu einer Blüthe, welche
andere Staaten Europa^s nicht erreichten. Deutschlands Staatenbund zählt auf
seinen 11800 O Meilen 2395 Städte, während Frankreich auf 10096 DMeileh
nur 1600 Städte besitzt, und Grossbritannien deren 980 auf 5554 Q Meilen. Der
Preussische Staat hatte (nach Hofimann^s Uebersicht etc.) im Jahre 1817
in 1104 Städten eine Bevölkerung v. 28958 18 Einwohnern, wonach damals v. 10536571
Einwohnern über ein Viertel in den Städten wohnte. Für das Jahr 1849 wird
(MiHh. d. Statist. Bureaus 1853, P. 185) die städtische Bevölkerung Preussens
auf 4083543 Seelen angegeben, die in 620 Städten wohnen, während die städtische
Bevölkerung Frankreichs von 9102781 Seelen sich auf 1095 Orte, und die Englands
von 8863309 Seelen sich auf 490 Städte von mehr als 2000 Einwohnern verteilte.
Abgesehen von den verschiedenartigen Zahlenangaben der Städte in Frankreich
und England, erscheint jedenfalls die Abnahme der preussischen Städte zwischen
1817—1849 von 1024 bis 620 und die geringe Zunahme der städtischen Bevölke-
rung überhaupt zu auffallend, als dass nicht die Ursache dieser Differenz ein ver-
schiedener Cfidcül sein roüsste, indem im ersten Falle auch die Ortschaften noch
unter die Städte gerechnet worden sind, welche die zweite Berechnung nicht mehr
dahin gestellt hat. Hoffmann nämlich, welcher der Meinung war, dass selbst der
Begriff dessen, was zu einer Stadt gehöre, schwankend würde, seitdem die Städte
von dem dicht umbauten Mittelpunkte an sich in allmählich' offnem Anlagen
zuletzt ins freie Feld verlören, hatte doch in den statistischen Tabellen zwischen
Stadt und Land nach dem geschriebenen Recht oder dem Herkommen zu unter-
scheiden. Und auch heute noch wird man sich darnach richten müssen; denn
das erscheint bei näherer Prüfung der Verhältnisse wohl als eine Selbsttäuschung,
es werde der Unterschied zwischen Land- und Stadtgemeinden sich mehr und
mehr ausgleichen und endlich ganz verschwinden. Sehr viele Ortschaften aller-
dings, die man Städte nennt, nähren sich gleich Dörfern hauptsächlich von der
Bewirthschaftung ihrer Feldmark und werden an Wohlhabenheit und Verkehr
von den ansehnlichen Dörfern in volkreichen Gegenden weit übertroffen, und
umgekehrt werden in vielen, den grossen Städten benachbarten Dörfern jetzt bürger-
liche Gewerbe getrieben. Aber damit geschieht nichts weiter, als dass kleine
Städte wirkliche Dörfer und Dörfer wiederum Städte werden. Dieser Umwand-
Inngsprozess wird seinen Fortgang nehmen, zumal ihn gegenwärtig ein so gewal7
tiges Förderungsmittel, wie die Eisenbahnen, unterstützt. Der Drang nach Cen-
tralisation, der auch in Deutschland trotz seiner politischen, kirchlichen und sozialen
Zersplitterung sich und vielleicht gerade um derselben wiUen, geltend macht, wird
Deutsch«» Stftdtewe»eii^ 413
viele der kleinen Stadtgemeinden auflösen und ilinen den reinen Dorfcharakter
yerleihen. Die Zahl solcher Städte, die unter 1000 Einwohner zählen, ist in
Deutschland nicht gering. Für solche Städte, die his 2500 Einwohner haJben, ist
in der Preussischefi Städteordnung vom 30. Mai 1853 bekanntlich ein be-
sonderer Titel enthalten, welcher von der Einrichtung ihrer städtischen Verfassung
ohne, kollegialischen Gemeindeyorstand handelt Die Preuss. Städtordnäng vom
Jahre 1808 unterschied die Städte ebenfalls bloss nach der Yolkszahl mit Aus-
schluss der Garnisonen und zwar in grosse , die über 10000 Einwohner besassen,
in mittlere, deren Bevölkerung zwischen 3500 und 10000 Einwohner betrug, und
in kleine, die unter 3500 Einwohner hatten. Offenbar ist die Yolkszahl ein wich-
tiges, aber doch bei weitem nicht das einzige Kennzeichen der Bedeutendheit der
Städte; und diejenigen wiederum, welche weniger als 3500 Einwohner haben,
sind viel zu verschieden in ihren Verhältnissen, als dass man sie, wie schoii
Hoffmann urtheilte, unbedingt in eine Klasse setzen könnte. Die neueste Städte-
ordnung Preussens hat darauf, wie schon erwähnt, Rücksicht genommen. Die
meisten Städte von denen, die über 2000 Einwohner enthalten, haben noch mancherlei
gemeinnützige städtische Einrichtungen, erheblichen Verkehr und einige Wohl-
habenheit. Bei geringerer Bevölkerung findet man auch diese Eigenschaften
seltener, und höchst selten bei weniger als 1000 Einwohnern. Es gehört eine
gewisse Anzahl selbstständiger Familien dazu, um eine gute Bürgerschule zu unter-
halten, eine ausreichende Armenpflege einzurichten, die Sicherheitspolizei bis auf
einen gewissen Grad zu fördern und den für die gemeinen Bequemlichkeiten des
Lebens arbeitenden Handwerkern dergestalt sichern Unterhalt zu geben, dass sie
ihr Geschäft ordentlich treiben können. Es gehört ein gewisser Absatz zu einer
guten Apotheke, zu einem leidlichen Ausschnittladen, zu einer wohlversehenen
Fleischbank; ein gewisser Verkehr zu einem erträglichen Gasthofe; eine gewisse
Wohlhabenheit zu den mancherlei Anstalten für das Vergnügen der gebildeten
Stände; Ortschaften, welche nicht so viel selbstständige und zum Theil wohl-
habende Familien enthalten, als hiezu erforderlich sind, können schon deshalb
eigentHch städtische Anstalten nicht haben, wie alt und wohlgegründet sonst auch
ihr Stadtrecht sei. Wo das Handwerk seinen Mann nur neben Feld- und Garten-
wirthschaft nährt, nimmt es ganz ein anderes Wesen an, als da, wo es die ein-
zige, beständige und sichere Quelle des Unterhalts ist
Wie überwiegend in den grössten Staaten Europa's, mit Ausschluss England's,
die Landbau treibende Bevölkerung über die Gewerbe treibende ist, erhellt aus
folgenden Procentsätzen (nach v. Kedens Oultur-Statistik der Grossmächte Europa^s):
in Preussen kommen auf die erstere 60 — 61 pGt, auf die andere 25,31 pCt und
auf die, welche ohne eine solche besimmte Richtung der Beschäftigung oder des
Erwerks lebt, 13,85pCt InOestreich stellt sich dieses Verhältniss in derselben Reihen-
folge, wie 69 pCt, 13pCt und 18 pCt; in Frankreich wie 62 pCt, 29 pCt und
9 pCt, in Russland wie 76 pCt, 15 pOt, 9 pCt und im britischen Reiche wie
32 pCt, 46 pCt. und 22 pCt Es versteht sich von selbst, dass diese Procent-
zahlen nur annähernd die bezeichneten Verhältnisse ausdrücken, sowohl weil ein
Theil ihrer Unterlagen lediglich Schätzungen, sind, als weil der Begriff eiaer Bfr
sehäftigung, der Natur der Sache nach sehr schwankend ist Indessen ergielM;
sich doch daraus namentlich das ausserordentliche Uebergewicht auf der einen
Seite der Fabrikation in England, auf der andern Seite der Landwirthschait in
Rtissland; femer die sehr vorwaltende Wichtigkeit der landwirthschaftlichen Er-
werbe in den Gontinentalstaaten; sodann die verhältnissmässig geringe Zahl des-
jenigen Theils der Bevölkerung, welcher nicht einer jener bSden grossen Be-
schäftigungsklassen angehört.
Die Bedeutung und Wichtigkeit der Städte aber lässt sich kaum nach der
Zahl ihi«er Bevölkerung gegenüber der Landbau treibenden Einwohnerschaft be-
messen; es sind vielm^r dabei in Betracht zu ziehen die geistigen und materiellen
Einflüsse, welche von den Städten wie Brennpunkten sioh über gan«e Länder er*
4l4 Dentsohes BtAdtewesen.
strecken; es sind die belebenden Wiiknogen auf ein menschenwürdiges Dasein
ganxer Völker, die Ton den Stftdten aos^dorch Kunst nnd Wissenschaft, dnrch
uidnstne nnd Handel nnd dnrch die fOr Millionen berechneten gemeinnützen Ein-
richtungen aof allen Gebieten menschlicher Thfttigkeit sich verbreiten. Sie aber
in ihrer desammtheit sind es wieder, die wie magnetische Erftfte die Cfeschlechter
der Menschen zur immer dichtem Ansammlung in den Städten heranziehen, je
nachdem an diesem oder Jenem Orte sich die Bedingungen fBr die fortschreitende
Bevölkerung eröffiien. Und deshalb giebt immerhin das blosse Zablenverhftltniss
der städtischen Bevölkerungen, zumid in der Yergleichung nach grossem oder
fferingem Zwischenrftnmen geeignete Anhaltpunkte fBr die allgemeine Beortheilnng
der staatlichen und volkswirthschafUichen Yerhftltnisse.
Wenn wir nun an die Reihe der einzelnen Städte herantreten, deren spezielle
Verhältnisse uns eine thatsächliche Anschauung von dem deutschen Städtewesen
zu geben vermögen, so nimmt unbedingt die erste Stelle Berlin ein. Sie gehört
ihren Anfingen nach nicht zu den ältesten Städten Deutschlands; über Berlin so
wie über das mit ihr verschwisterte Cöln fehlt die Grfindungsurkunde; im Jahre
1244 erst tritt Berlin als Mittelpunkt eines Kirchenkreises hervor; im Jahre 1253
wird es zu den bevorzugtesten Städten der Mark, unmittelbar neben Brandenburg,
welches laut der Bürgschaft Otto L vom Jahre 1170 des Markgrafthums Haupt
sein solhe, gestellt Aus späterer Bestätigung der ältesten Gerechtsame möchte
einleuchten, dass Berlin gleich anfangs fär Gemeindeverwaltung die Einkünfte
des Waarenniederlagerrechts, der Marktplätze und den Städtepfenning empfing
tmd deshalb schon im 13. Jahrhundert im Stande war, den Spreezoll bis
FOrstenwalde aufwärts vom Markgrafen zu erkaufen. Aus solchen unschein-
baren Anfängen ist diese Städtepaar erwachsen, welches, geg^ründet auf stief-
mütterlichem Boden, nach altdeutschen, denkwürdigen Bürgerschicksalen in Eins
verschmolzen, durch den starken Geist ihrer Fürsten und die Fähigkeit ihrer Be-
wohner, sonst gegen die Bedingungen der Natur, die glanzvolle Hauptstadt eines
grossen Königreichs, der Mittelpunkt einer staatswirthschaftlich neuen Verwaltung
Über äusserlich znsanunenhangslose Provinzen, der Sitz gebieterischer Wehikraft,
der Gkwetbethätigkeit, der Künste und Wissenschaften, zu werden bestimmt war,
und als die grösste und prächigste deutsche Metropole zugleich das kräftigste
Gepräge norddeutschen Stadt- und Staatsbürgerthums bewahrt hat.*) Die heuti-
gen Verhältnisse dieser Hauptstadt sind in ihren wesentlichsten Grundzügen nach
offiziellen Quellen in diesem Jahrbuche bereits zur Darstellung gekommen, so dass
es wohl passend erscheint, hier von der Betrachtung derselben abzusehen, und nur
auf einige bemerkenswerthe Punkte Bücksicht zu nehmen. Am Schluss des Jahres
1862 betrug die Givil-Bevölkerung Berlins nach der im December angestellten
Zählung 419755 Seelen, wozu 19203 Seelen kamen, welche die Berliner Gkumison
nach der vom Krieg^ministerium mitgedieilten ndlitairischen Bevölkerunffsliste
Ende 1852 gehabt hat, so dass die amtlich festgestellte Gesammtzahl sich auf
488958 Seelen belief, während nach den seit dem Jahre 1849 fortgeführten Be-
Teohnnngen des Berliner Einwohnermeldeamts die Bevölkerung am Schlüsse des
Jahres 1852 468420 Seelen, also 24462 mehr betrag. Diese Differenz wird durdi
mirichtige Meldungen, resp. unterlassene Abmeldungen zu erklären sein, was zu-
gleich emen guten Beweis dafür liefert, wie wenig eine sehr zahlreiche und gut
crganidrte Polizei im Stande ist, ihren Vorschriften pünktliche Nachfolge zu ver-
schaffen. Die materielle Bedeutung der angegebenen Bevölkerungszahl Berlins
lässt sich ganz im Allgemeinen etwa nach dem Steuerquantum schätzen, welches
dieselbe in doppelter Beziehung ids Commune nnd lus Bestandtheil des Staats
au&ubringen hat Betrag z. B. die Totaleinnahme der Stadt in den letzten Jahren
dsrohsohiuttHoh 8 Millionen Thaler, so würde davon auf den Kopf etwa 7 Thaler
Beitrag kommen. Nimmt man hinzu, dass die Staatseinnahmen fSr das Jahr 185S
•) Gesohlehte dw deatsehon Atädteweseiu von Fr. W. BtfUiMld Th. 2, p. 188.
D«iit«ehes Stttdtrwei^B« 410
auf 991^681776 Thaler veransohlagt Bind bei einer Be¥5]keniBg von niüie an 17 Mü-
lionen Beelen, so würde nach der Durchschsittsberechnimg, die überall^ wie sieh
von selbst versteht, nur annähernde Richtigkeit haben kann, ausserdem auf den
l^opf der Berliner Bevölkerung ein Beitrag von 6,8 Thlm. kommen, was also in
Summa 13—14 Thlr. pro Kopf betragen würde. Berlins Gontingent an Steaem
betrüge demnach etwa j&hrlich 6 Millionen , je zur Hälfte für die Commune und
den Staat Und dass die Commune Berlin in dieser Beeiehung gewiss mehr Idatel^
weil sie mehr zu leisten im Stande ist und ihre sonstigen Verhältnisse grösawe
Leistungen «heischen, kann wohl wie eine Thatsaohe betrachtet werden. Einen
Beleg für die Leistungsfähigkeit Berlins, freilich unter dem gewaltsamsten Drucke
fremder Gewalt, liefern die zwei Jahre der französischen Occupation vom Herbste
1806 bis zum 3. Decbr. 1808, innerhalb welcher Zeit die gesammten ausserordentr
liehen Leistungen Berlins 1Ö169762 Thaler betrugen, bei einer Bevölkerung von
damals etwa 170000 Seelen.
Aus der vorhin angeführten Steuersumme pro Kopf der Berliner Bevölkerung
erhellt audb, dass dieselbe einen Verglich mit anderen Städten wohl bestehen
kann, selbst mit Hamburg, dessen Bevölkerung von 188000 Seelen im Jahre 18H
ein Budjet von 2400000 Thaler für Stadt und Staat, also pro Kopf 12^ Thlr« aufzu*
bringen hatte. Nimmt man zurVergleichung die blossen Communal-Budgets anderer
Städte, so werden fär Köln mit 92000 Einwohner 447000 Thb., per Kopf 6% Thk^
für Dresden mit 99000 Einwohner 264000 Tbk., pro Kopf 3 Thlr.; la&r Leipzig mit.
61000 Einw. 485000 Thlr., per Kopf 10 Thlm; für Hannover mit 30600 Einwohnem
177000 Thlr., pro Kopf 414; Thh:<und für Cassel mit 3200 Einwohnern 116000. Thlr.,
per Kopf 3 ^ Thlr. angegeben. — Zahlen, deren Bichtigkeit nur aüB eine relativ«
gelten kann«
Für die bedeutende Leistungsfähigkeit der Stadt Berlin spricht fernerhin deoe
Gesammtwerth ihrer Grundstücke, der bereits für das Jahr 1846 auf 17250000Q Thlr*
berechnet wurde. Dass dieser Werth so hoch veranschlagt werden konnte, ergiebt
sich andererseits aus dem Vergleiche, mit dem von Seiten der städtischen Servis*
Deputation ermittelten Miethswerth der Wohnungen, welcher am 1. Ja«-
nuar 1845 einen Betrag von 710703 Thlm., am I.Januar 1846; 7382895 TlOr.)
am I.Januar 1847: 7701548 Thlr. und am I.Januar 1849: 7229835 Thlr. er-,
reichte. Die Wirkung des Jahres 1848 zwischen den beiden zuletzt angeführten
Summen erweist sich auch hier als eine sehr störende. Wir sind hiemiit auf den
Funkt der Wohnungsverhältnisse gelangt, in Betreff dessen wir schon früh«:
bemerkten, dass „nächst dem mittlem Durchschnitt der Lebensmittel^
preise im Verhältniss zu den Erwerbsnnttehi und Lohnsätzen, die Be schaffte a-
heit und der Miethswerth der Wohnungen auf die Gesundheit und das
Gedeihen einer grossstädtischen Bevölkerung von entscheidendem Einfluss sei.**
Seit dem vorigen Jahre nun sind keine neuen Thatsachen von grösserer Bedeutung,
über diesen speziellen Gegenstand, Berlin betreffend, zur öffentlichen Kenntniss
gekommen, wohl aber sind Materialien für eine Wc^ungs- Statistik des gOr
sammten preussischen Staats veröffentlicht und zwar aus den Vorlagen an die
Kammern über die Grundsteuer- Ausgleichung; darunter befand sich eine ZusammABr
Stellung des Miethswerths der Häuser aller servispflichtigen Städte der östlichen
Provinzen, beruhend aber in allen Städten ausser Berlin, nicht auf SteuerhistfiB,
sondern auf vorläufigen Schätzungen und deshalb nur von sehr relativem Werthe.'
Dennoch hat die Presse dieses Material in einer beaohtenswerthen Weise beai>-
beitet und über den fiir die städtische Bevölkerung so bedeutsamen G^gtHistand
gründlichere Kenntniss verbreitet und allgemeinere Theünahme erzeugt. . Be-
sonders ist in dieser Beziehung die Ostsee-Zeitung zu Stettin mit gutem BekgpieL
in einer Reihe von Artikeln vorangegangen, welche die Frage der Wohnungv*'
Statistik in ihren verschiedenen Beziehungen gründlich beleuchten. In Benin
betrug die durchsehnittUche Einwohnerzahl eines bewohnten Quartiers im Jahre
1830: 5,32; 1840: 5,59^ 1843; 5,37; 1844; 5,29; 1845: 5,35; 1846: 6,36;
4~16 D'^tttsohes ßtftdtewesen.
tS47: 5,45: 1848: 5,41; 1849: 5,80. Am Schlaes der Periode, wa die Mieths-
W^he sanien, Ton 1848 — 49, begann die Bevölkerung sich etwa« ger&umiger
dnzurieliten, natürlich aber nur in geringem Grade, da gleichzeitig mit der Ab-
liahme der BerÖlkerung auch das durchschnittliche Einkommen sank. Dagegen
i»t die durchschnittliche Einwohnerzahl der Häuser seit 1830 bis 1847 fortdauernd
gestiegen. Auf ein Haus kamen nämlich: 1830: 37,1 Einwohner; 1840: 42,9;
1845:45,1; 1847:46,8; 1848: 46,1; 1849: 4§,1 Einwohner. Die durchschnitt-
liche Gkösse der Häuser muss also in diesem Zeiträume gewachsen, gleichzeitig
aber auch mit dem Kaume sparsamer umgegangen sein. Vergleicht man die
gegenwärtige Periode mit einer früheren, so springt die grössere Sparsamkeit,
welche jetzt im Verbrauche des Raumes herrscht, noch mehr in die Augen.
Nbch Mirabeau hatte Berlin 1786: 6500 Häuser und 111136 Givil-Einwohner, also
in jedem Hause durchschnittlich nur 18,7 oder halb so viel Civil -Einwohner als
1830; im Jahre 1450 hatten Berlin und Cöln a. d. Spree zusammen 1600 Häuser
und 16000 Einwohner, es kamen also auf jedes Haus nur 10 Einwohner. Die
durchschnittliche Anzahl der Wohnungen, welche jedes Haus enthält, ist seit
1830 sehr gestiegen; dieselbe betrug 1830: 7; 1849: 9. Könnte man annehmen,
dass nicht auf den 1880 schon bebauten Grundstücken die Zahl der Wohnungen
vermehrt wäre; so müsste jedes der seit 1830 neu erbauten Häuser durchschnitt-
lich 19 Wohnungen enthalten. Die grössere Anzahl von Wohnungen, welche auf
ein Grundstück kommen, ist ein Zeichen der grösseren Sparsamkeit im Raum.
Gleichzeitig mit dem Wachsthum dieser Sparsamkeit ist das Roheinkommen der
städtischen Grundbesitzer gestiegen. Das Roheinkommen eines Hauses betrug
1830 durchschnittKch 597 1^ Thlr.; 1840: 754 »/o Thlr.; 1843: 816 »^o Th^r.;
1844: 837 I/o Thlr.; 1845: 863 «^o Thlr.; 1846: 885 Thlr.; 1847: 90n^ Thlr.;
1848: 858 *4o Thlr. Der Ausfall an der Brutto - Einnahme betrug also 1848 fast
5 pGt. Das Jahr 1849 wird kaum günstiger gewesen sein. Eine erhebliche
Steigerung der Miethswerthe machte sich erst 1851 und 1852 geltend, die noch
dadurch vermehrt wurde, dass in diesen Jahren mit der Zunahme der Bevölkerung
nicht -gleichzeitig die Baulust stieg, so dass seit dem Anfange des Jahres 1852
geradezu ein sehr drückender Mangel an Wohnungen herrschte und die Miethfl-
preise fast unerträglich gesteigert sind.
Von grösserem EinfluBS noch als die Wohnungsverhältnisse sind die Lebens-
mittelpreise auf das Gedeihen der städtischen Bevölkerung. Für Berlin ist
kürzlich eine weiter als zwei Jahrhunderte zurückreichende Uebersicht dieser
Preise zur Oeffentlichkeit gelangt, indem das statistische Bureau durch den
Berliner Magistrat in 14 Folianten die Getreidemarktpreise in Berlin seit dem
Jahre 1624 erhalten und daraus in seinen Mittheilungen eine Uebersicht derselben
zusammengestellt hat. Danach kostete im Jahresdurchschnitt von 1624 zu Berlin
der Scheffel Weizen 493^2, Roggen 42 ^^ Silbergroschen;
1625: 46«/ia und 35»%a 1760: 60»% 2 und 44>o/,a 1813: 74 «»A und 5 P^
1626: 37Vn „ lOVn 1761: 76*7,2 „ 57 1814: 67Ma „ 49»^
1630:42^/12 » 3iyi2 1770: 47»/,4 „ 35Vs, 1815: 76Vt
1640: 65 „ 30V,2 1772: 80»o/i, „ 64V,2 1816: 91»ii
1650: 36V,2 „ 28V,2 1780: 41V,a „ 31"/,a 1817: 124«Mi
1660: 41«>/,j „ 30V,2 1790: 55V,2 „ 43y,2 1818: 105«Xf
1670: 20Via „ 13Via 1800: 76y,a „ 58Via 1820: 61 %i
1680: 3iy,a „ 14Via 1805: 134y,a „ 106%, 1830: 70*»Xi
1690: 20yta » 16»/,a 1806: 115y,a „ 97»/t2 1840: 75«X,
1700: 47yia „ 38yia 1807: 100 „ 79V,a 1846: 82«Xi
1710: 40y,a „ 25 1808: 113y,a „ 100y,a 1847: 109«/
1720: 50y,a ,. 39«/, a 1809: 75% a „ 59%, 1848: 67 »^
1730:'25y,a „ 15Via 1810: 75%, „ 59%a 1849: 69«;^
1750: 36 Via ,» 21%, 1812: 86%, „ 63%, 1850: 66
1851; 67»{, und 51 "^ und 1852: 74*Xi ^d 62?fi
»
II
fi
Devtflobei 6tftdt»w6sen. 417
Die Mittel der 10 jtthrigen Dorchscbnitte in dem Jahrliimderte . von 165^
bis 176S flind femer berechnet bei
Weizen Boggen Gerste Hafer Erbsen
33«^ 23«^ 20»^ 14»^ 30V, ßgr.
Der Durchschnitt von 1758 bis 1761 aber ergiebt:
58 »X, 41 'Xa 35 «X, 27 «Xa 53»^ Sgr.
Die Getreidesorten sind- im grossen Durchschnitte vor und nach 1758 etwa
im Yerhftltniss ron 4:7 gestiegen. Seit 1758 tritt nach den 10jährigen oder
tthnlichen Durchschnitten mit dem Ende des Jahrhunderts wiederum eine Steigerung
der Getreidepreise ein ; sie war zwar nicht so bedeutend als in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts, indessen doch immer noch sichtlich genug. Ausserordentlich
hohe Preise zeigen sich in diesem Jahrhundert in den JeJiren 1805, 1806, 1807,
1817, 1818 und 1847. Es ist auffallend, wie in dem letzten Jahre vor dem Aus-
bruch des französischen Krieges 1805 so ausserordentlich hohe Preise des Getreides
eintraten; sie steigerten damals ausserordentlich den Preis der Güter. Das
Jahr 1806, als der Krieg ausbrach, hatte zwar etwas geringere Getreidepreise,
doch waren dieselben 1806—1808 immer noch sehr hoch. Der Krieg mit seilen
Verwüstungen mag für mangelhafte Erndten wesentlich Veranlassung gewesen
sein; und sehr schwer muss die Zeit für die Einwohner Berlins gewesen sein,
da neben der Einquartirung feindlicher Truppen, entsetzliche Kriegslast (wir er- ^
innem an die 15 Millionen Thaler extraordinärer Ausgaben in zwei Jahren), ge- '
störtem Handel und Verkehr, auch noch so hohe Getreidepreise bestanden. Die
hohen Getreidepreise 1817 — 18 und 1847 waren Folgen von Missemdten.
Die Zufuhren nach Berlin zu Wasser und zu Lande betrugen:
Weizen Roggen Gerste Hafer Erbsen Oelsaat
5665 31998 1500 12920 Wispel
11971 39152 3084 17383 ,
7000 29500 2500 13500 »
Leinöl Thran Spiritus
11719 1292 Ctr. 11000000 Quart
8692 880 „ 13000000 „
11000 1200 „ 10000000 „
Am Schlttss des Jahres 1852 waren Bestände mit Inbegriff der Vorräthe auf
den Mühlen, etwa 2300 Wispel Weizen, 4000 Wispel Roggen, 200 Wispel Hafer,
500 Wispel Gerste, 450 Wispel Oelsaat, 20000 Ctr. Mal, 20000 Ctr. Rüböl,
3000 Ctr. Leinöl, 320000 Quart Spiritus.
Für Berlin hat der Handel mit Roggen eine besondere Bedeutung, da der
Berliner Markt den Mittelpunkt der Speculation bildet, die weit über die Mo-
narchie hinausreicht. Zu dieser Bedeutung haben wesentlich die Credit- Anstalten
in Verbindung mit den Eisenbahnlinien beigetragen, die in Berlin einen Knoten-
punkt bilden, und haben die in beständiger Zunahme begriffenen Handels-
beweg^gen in diesem Artikel wie in manchem andern concentrirt. Dazu trat
in letzter Zeit noch der Umstand, dass Berlin den Vermittler machen konnte
zwischen dem Ueberfluss der östlichen Provinzen mit dem Mangel der westlichen
Gegenden.
Wir haben nachgewiesen , dass in Berlin die Miethspreise der Wohnungen
so wie die Preise der ersten Nahrungsmittel im Laufe der Jahre regelmässig ge-
stiegen sind. Dass sich im Verhältniss dazu die Lohnsätze' der Arbeit gesteigert
hätten, dürfte schwerlich nachzuweisen sein. Es ist sogar durch langjährige
Beobachtung in England die Thatsache constatirt, dass bei niedrigen Getreide«
preisen die Arbeitslöhne gestiegen und bei hohen Getreidepreisen gesnbkentsind,
was zwar paradox klingt, aber aus zureichenden (gründen sich erklären. IMtat.
1850:
32575
37378
1851:
38758
59906
1852:
32000
73000
Femer:
Mehl
Rüböl
1850:
181131
85087
1851:
234157
79212
1852:
320000
72000
418 I>eitt0obtt 0iftdteweB«iL
Ib dem ktstOB Fall tHtt aar zu leicht eine Concnrrens ä^ Azi>eiter «nf Lbhn-
herabsetznng ein. Jedenfalls ist, abgesehen von den mann^fachen Grttnden, die'
gewöhnlich zur Erklärung der Nothzustände eines bedeutenden Theils der Be-
völkerung in grossen Städten vorgebracht werden, das oben angedeutete Missver-
httltniss ein Hauptmoment. Und dass Berlin an diesem Missverhtlltniss seinen
bedeutenden Antheil hat, beweisen ausser dem alljfthrlich gestiegenen öffentlichen
Armenbudget der städtischen Verwaltung viele andere. Thatsachen, von denen wir
nur einige hier erwähnen wollen. In den Jahren 1834 — 1862 wurden z. B. bei
königlichen Leihämtern (es bestehen aber ausser ihnen noch viele Privatinstitute
der Art) 2892892 Pfänder für 12321576 Thlr. versetzt und davon 2666422 JStück
mit 1147^817 Thhu. wieder eingelöst.
Das Jahr 1836 zeigte die geringste Zahl des Versatzes, nämlich 37483 Pfän-
der för 269665 Thlr., von denen nur 959 nicht wieder eingelöst und verkauft
wurden; das Jahr 1852 die höchste, nämlich 322968 Stück Pfänder für 1019793 Thh*.
Die höchste Zahl der nicht eingelösten und verkauften Pfänder hat das Jahr 1861:
6780 Stück für 22503 Thlr. (der 42. Thefl der eingelieferten Pfänder). Auffallend
ist die plötzliche Steigerung vom Jahre 1845 zu 1846 um circa 200000 Thlr.
1847 und 1848 stehen sich ziemlich gleich, 1848: 271414 Stück mit 1006429 Thh*.
und einer Einlösung von 273242 Stück mit 980018 Thlm., worunter jedoch
118756 Pfänder zu 259311 Thlrn., die in Folge königlicher Gnade frei zurück-
gegeben wurden. In den nächstfolgenden zwei Jahren, 1849 und 1850, ist die
Zuil der Einlieferungen gefallen, die der Nichtauslösungen aber gewachsen, That-
sachen, welche der Annahme eines wachsenden Wohlstandes in Beilin wider-
streiten. Des Contrastes wegen mag bemerkt werden, d&ss das vergnügungs-
süchtige Berlin vom 11. Februar 1844 bis Ende Octbr. 1845 einen Betrag von
78589 Thlm. 13 Sgr* als Entreegeld dem Krollschen Wintergarten ssukommen Hess,
was immerhin nur ein sehr geringer Theil von den für Vergnügen und Lustbar-
keiten der verschiedensten Art überhaupt verausgabten Geldern sein dürfte. Ueber
die Sparsamkeit der Berliner giebt der Bericht über den Zustand der Berliner
Sparkasse am Schlüsse des Jahres Aufschluss. Danach betrug das Guthaben der
Interessenten am Schlüsse des Jahres 1851 : 901289 Thlr. Es traten im Jahre
1852 zu an Einlagen 374351 Thlr., an Zinsen 31739 Thlr., im Ganzen also betrug
die Summe der Sparkasse 1307379 Thlr. Dagegen sind im Laufe des Jahres 1852
zurückgezahlt 231233 Thlr. und stellt sich daher die Forderung der Interessenten
am Schlüsse des Jahres 1852 auf 1076145 Thlr., wonach sich die Forderung der
Interessenten gegen ultimo 1851 um 174856 Thlr. erhöht hat Am Schlüsse des
Jahres 1851 waren ausgegeben 27067 Quittungsbüeher; neu ausgegeben sind im
Jahre 1852: 9273; zui^ckgegeben sind 5411, so dass sich am Schlüsse des
Jahres 1852: 30926 Quittungsbüeher, 3862 mehr gegen das Jahr 1851 in den
Händen des Publikums befinden. Auf ihren wahren Werth werden diese Spar-
samkeitszeichen der Bevölkerung Berlins erst gebracht, wenn man sie mit Ergeb-
Bissen der Sparsamkeit in andern grossen Städten vergleicht; wir wählen z.B.
Magdeburg, welche Stadt „die Neustadt und Sudenburg eiageschlossen,*' sammt
der Garnison im Jahre 1852 eine Bevölkerung von 77195 Seelen zählte, also
zwischen dem fünften und sechsten Theil der Einwohnerschaft von Berlin. Und
demioöh betrug die in der Magdeburger Sparkasse befindliche Sunune beinahe
eben so viel als die in der Berliner, nämlich am 2. Januar 1852: 970982 Thlr.,
welche sich auf 17930 Quittungsbüeher vertheilten. Mit dem Maassstabe Magdeburgs
gemessen, müsste die Berliner Sparkasse eine Summe von 4 bis 5 Millionen Thalem
statt Einer enthalten.
Wenn nun auch Berlin grade keine sparsame Stadt genannt werden darf,
so steht sie doch seit Menschenaltem mit Beoht in dem Bufe einer mild- und
wohlthätigan« Es kmm hierbei nicht die Bede sein von den zahllosen Spenden
der Wohltätigkeit' im Piivatrerkehr oder von den Hül&leistungen bei grossen
md kleinen Unglfioksfällen, worin. Berlin immer ein rühmliches Vorbild ab-
D'enCscIies Städte weaeii.' 41$
gegeben hftt; es soll fielmelir ütnr an die grosse Reltie von milden Stiihnigefi mt9
vereinen erinnert werden, die ihr Wirken zur Linderung der Notb und AbhiHe
der Leiden nacli den verschiedensten Bichtun^en mit zahlreichen materiellen
IGtteln und persönlichen Opfern Jahr ans Jahr ein betreiben. Wir haben dabei
aber nicht blos die Zahl der 442 milden Stiftungen etc. im Auge, die ein Ver-'
mögen von etwa 8 Millionen Thlm. besitzen und deren jährliche Einnahme nebdt
Ckmektein auf mehr als 1^^ Million Thlr. veranschlagt werden kann, es sind
dahin mit gewissem Recht auch die verschiedenen Anstalten und Einrichtungeii
zu rechnen, die zum Theil in neuster Zeit entstanden auf dem Prinzip det
Association und gegenseitigen Leistungen beruhen, um mit vereinten Kräften
eventuellen Leiden und Nothständen zu begegnen. Das Gebiet solcher Anstalten,
wohin wir die immer noch zahlreichen Bezirks - Hilfskassen , eine Schöpfung des
Jahres 1848, die Berliner gemeinnützige Baugesellschaft, die Gesellschaft für
öffentliche Wasch- und Badeanstalten, vor allen aber die Gesundheitspflege -Vereine
rechnen, hat sich besonders durch die jüngste Entwickelung des Associations-
triebes bedeutend erweitert. Für die Ausdehnung seiner Thätigkeit, welebe z. Bi
der am 2. April 1853 durch polizeiliches Dekret aufgelöste Gesundheitspflege*
Verein übte, spricht sein Bericht am Schlüsse des Jahres 1851, wonach ihm
10695 Personen aus 81 verschiedenen Handwerksgenossenschaften angehörten und
Ewar darunter 1625 Schneider, 982 Schuhmacher, 1040 Seidenwirker und 4088 Ma^
schioenbau- Arbeiter. Am Schluss des Jahres 1852 betrug die Anzahl der Mit-
glieder nur noch 9585, worunter 1518 Schneider, 877 Seidenwirker, 4722 Ma«
«chinenbau- Arbeiter; die Schuhmacher waren ganz ausgeschieden. — Solehe durch
. Vereine und Mittel der Gegenseitigkeit geförderte Krankenpflege übte selbstverstind*
Heh keinen Einfluss auf die Verminderung der Kranken, welche in den öffentlicheii
Krankenhäusern auf Kosten der Commune verpflegt wurden. Die Zahl solcher
öffentlichen Kranken- Anstalten hat sich in Berlin während des letzten Jahrzehnts um
ein bedeutendes vermehrt und ist den Ansprüchen der angewachsenen Bevölkerung
gefolgt. Wir nennen die durch königliche Munificenz hergestellte Stiftung >,Be-
äanien'*, welche als Musterkrankenhaus ein nachahmenswe^'thes Vorbild für ahn-
fiche Einrichtungen sein dürfte. Die Mehrzahl der auf öffentliche KoBteai ver-
legten Kranken enthält aber immer noch die Charit^, in welcher ^ugleieh di^
heranzubildenden Jünger Aesculaps nach ihren theoretischen Studien an der Uni^
versität die ersten Schritte auf praktischem Boden zu thun angewiesen sind, in
diesem Krankenhause betrug die Gesammtzahl der auf Rechnung der Commune
verpflegten Kranken
im Jahre 1844 5087, im Jahre 1847 5038, im Jahre 1850 4462,
„ 1845 4059, „ 1848 5847, „ 1851 4826,
„ 1846 4454, „ 1849 5681, „ 1852 5391.
Zugewiesen werden der Anstalt diese Kranken von dem Arbeitshauee,' Friedrichs-*
Waisenhause, dem Hospital und den Armencommissionen und deren Medioinal-'
Beamten, endlich von den Polizei-Behörden. Wir müssen es uns versagen, auf
eine Skizzirung der sozialen Zustände der Hauptstadt Berlin nach ihrer Schatten-
seite weiter einzugehen, weil dies von der allgemeinen Aufgabe uns mehr ent-
fernen würde, als es der Raum verstattet, und wollen deshalb nur noch ein Blick
auf den Punkt werfen, von welchem aus vielleicht die wirksamsten Mittel gegeik
dos Emporwachsen und die Verbreitung jener aus Noth und Elend, Verwahr-
losung und Verbreichen entstandene Zustände geboten sind, die im Leben unsere^
grossen Städte greller hervortreten^ als dies in vergangenen Zeiten der Fall wan
Denn die Massenarmuth, bemerkt W. H. Riehl*), gestützt auf historische Fcwchun-
gen, mit vollem Rechte, ist kein Kind der neueren Zeil Es bedarf nur eine«
gründlichen Einblickes in die Bücher der Geschichte, um die Uebenn^ugung^ ig«
gewinnen , dass im Gegentheil die Massenarmuth im Laufe der Jahrhunderte sich
*) Di« bürgerliche Gesellschaft von W. H. RieU, 1851, p. 369.
490 Deatsohes StttdtQwesen.
tuanierbroohen rernngert habe. Der Verdienst der arbeitenden Klasaen war in
allen Zeiten ein TerhAlt^isfimässig weit geringerer als gegenwärtig, ja das eigent-
liche Proletariat ist Tordem m weit furchtbarerer Ausdehnung vorhanden gewesen,
aber die Schreckgestalt des modernen ,,Pauperismu8" hat gerade erst mit der
Besserstellung der unteren Klassen und mit der gleichzeitig wachsenden lieber-
scJitttznng des Besitzes ihren Anfang genommen.
Ftfr diese Ansicht sprechen die oft wiederholten Beweise, welche Maoaulay
«OS historischen Thatsachen in seiner Geschichte Englands, Kapitel m beige-
bracht hat, indem er die Wohlthaten aufzählt, welche das Volk durch den Fort-
schritt der Giyilisation empfangen hat, und die Täuschung beleuchtet, welche die
Menschen verleitet, das Glück der vergangenen Generationen zu überschätzen.
Wenn, wie nicht zu leugnen ist, der moderne Pauperismus mit seinen An-
sprüdien xmd Gefahren durch die Bildung und Civilisation wesentlich herange-
zogen ist, so wird auch diese dazu beitragen müssen, den Weg zur bessern £Sn-
sicht unter allen Yolksklassen über die Verhältnisse der Arbeit zum Kapital, über
Erwerb und Besitz zu bahnen, endlich aber an die Erfüllung der Aufgabe gehen,
welche dem Wissen, der Philosophie überhaupt gestellt ist, dass, wie man von
ihr gesagt hat, sie bei oberflächlicher Betrachtung von Gott abfGLhre, bei tieferem
VerständnisB aber den Weg zu Gott zeige.
Die reichen Mittel, welche in Berlin auf Unterricht und Bildung verwandt
werden, haben dieser Hauptstadt mit Recht den Beinamen einer Metropole der
Intelligenz verschafft Sollte hier auch nur eine summarische Uebersicht der
ganzen Thätigkeit und ihrer weithin reichenden Wirkungen gegdben werden,
welche von den höchsten Instituten der Wissenschaft, Kunst, Gewerbthätigkeit
bis zu den Elementar - Anstalten für den Unterricht, die Erziehung und Bildung
der verschiedenen Lebensalter aller Volksklassen reichen und sie umfassen, so
müsste eine eigebe Abhandlung entstehen. Nur einige Bedeutungen mögen ge-
nügen, um auch von dieser Seite die Bedeutung einer Stadt, wie BerUn, sowohl
im Vergleich zu andern kleinem Städten der Gegenwart als zu dem Städteleben
der Vergangenheit zu berühren. Dass sich in Preussen überhaupt eine Zunahme
des Schulbesuchs herausstellt, ergeben folgende Zahlen: die Elementarschulen
besuchten 1846 : 2433333 Kinder, ein Verhältniss zur damaligen Bevölkerung von
16112988 wie 1 : 6,62. 1849 besuchten die Elementarschulen 2605647 Kinder,
ein Verhältniss zur damaligen Bevölkerung von 16331187 wie 1 : 6,27. Die Be-
völkerungen des preussischen Staats stiegen von 1846 zu 1849 wie 100 : 101,35.
Die Zahl der Schulkinder in den Elementarschulen stieg wie 100 : 107,08. Die
höheren Bürgerschulen mit Einschluss der Progymnasien und lateinischen
Schulen (die sonst überall entweder in sogenannte Realschulen oder in Vor-
bereitungs - Anstalten bis zur Secunda der Gymnasien sich umgewandelt haben)
die Mittelschulen fär Söhne und Töchter, diese 3 Kategorieen zusammengenommen
besuchten 1846 : 109468 Kinder und 1849 : 122872 Kinder. Diese Zahlen vet^
halten sich wie 100 : 112,25. Die Bevölkerungen stiegen wie: 100 : 101,35. Die
eigentlichen Gymnasien besuchten im Wintersemester 184^: 27399 Schüler, und
im Wintersemester 184*^0: 29474. Es stehen diese Zahlen im Verhältniss
wie 100 : 107,57. Im Wintersemester 185 ^ betrug die Zahl der Gymnasiasten 31,433.
Die sechs Gymnasien in Berlin hatten im Wintersemester 185 ^^ zusammen
2500 Schüler, d. i. von 4747 aller Schüler in den 17 Gymnasien der Provinz
Brandenburg 52,66 pCt. und im Jahre 185^ entliessen die Berliner Gymnasien
89 von Überhaupt 162 in der ganzen Provinz, oder 54,94 pCt zur Universität
Wir schliessen an diese Mittheilung zwei Uebersichten, welche in Berlin be-
findliche Institute betreffen, deren Wirksamkeit vomemtlich dem preussischen Heer-
wesen angehört, ea ist
DentselieB Stftdtowesen«
421
. 1) die Uebersioht des königlichen mediciniscli-chinirgiBclien Friedioh-Wil-
helms Institut seit dessen Stiftung am 2. August 1795 bis zum 2. August 1858:
Gresammtzalil der
Studirenden seit dem
2. August 1795
Eleven .... 1275
Volontairs ... 135
attachirte Chirurgen 1540
überhaupt . . 2950
hiervon sind abgegangen und zwar:
in d. königl.
müitair&rzt.
lieh. Dienst
ein-,
resp.xnrüek-
getreten
955
41
1478
2474 *)
theUs vor,
theils nach
beendeter
Ausbildung
anderweitig
ausgeschied.
im Laufe
der
Studienzeit
gestorben
187
87
11
285
47
5
19
71
Gkgen-
wXrtiger
Bestand
der
Studirenden
86
2
32
120
2) Uebersioht der Studirenden der königÜohen medicinisch-chirurgischen Aka-
demie für das Müitair, seit deren Stiftung am 2. Aug. 1811 bis zum 2. Aug. 1853:
hiervon sind abgegangen und zwar:
Gesammtzahl
der Studirenden
seit dem
S. August 1811
in d. könlgl.
mllitairärzt-
lieh. Dienst
eingetreten
als Zöglinge
in das me-
dlcinisch -
chirurgische
Fried.-WUh.
Institut auf-
genommen
vor beende-
ter AusbU-
dnng ent-
lassen
im Laufe
der
Studienzeit
gestorben
Bestand
der
Studirenden
844
500
98
168
14
64
Fügen wir nun noch schliesslich eine Uebersicht der Schulen Berlins hinzu,
so besitzt die Hauptstadt ausser den Gymnasien vier Realschulen, die zu
Ostern 1853 von 2385 Schülern besucht wurden, eine Städtische Gewerbeschule
mit 175 Schülern, die seit Ostern 1850 eröffnete Friedrich-Wilhehnstädtische hö-
here Lehranstalt mit 430 Schülern, eine Privat -Handelsschule mit 82 Schülern,
83 höhere Töchterschulen, von denen 28 Privat-Untemehmen sind. Mittel-
und Elementarschulen, welche direct unter Leitung der Communal-Behörden stehen,
C^ebt es 22. An Schulen, welche unter Specialaufsicht von Vereinen, Kirchen-Minis-
terien etc. gehören, bestehen 9 Erwerbschnlen mit 720 Schülerinnen, 12 Parochial-
schulen, mit Waisenhäusern, Erziehungs- Anstalten etc. verbundene Schulen, 8 an der
Zahl, katholische Schulen 5 und jüdische ebenfalls 5. Die ausserdem bestehenden
sogenannten Privatschulen zerfallen wieder in 8 höhere Knabenschulen, 6 mitt-
lere Knabenschulen, 17 Elementar -Knabenschulen, 13 mittlere Töchterschulen,
14 Elementar - Töchterschulen und 17 Schulen für Kinder beiderlei Geschlechts.
Dazu kommen endlich 33 Klein -Kinder -Bewahranstalten, 9 städtische Sonntags-
schulen, 8 sonntägliche Freischulen für „versäumte Lehrlinge'', eine Sonntagsschule
des Louisenstädtischen Wohlthätigkeits -Vereins und 3 städtische Fortbildungs-
Anstalten, welche mit 3 Realschulen verbunden , sind. Die städtischen Volks-
Bibliotheken, welche seit dem 1. August 1850 eröfihet sind, stehen jedem unentgeldlich
zum Gebrauch und werden gegenwärtig von etwa 2000 Personen benutzt. — Ein
*) Hiervon sind später als Aerzte und resp. Chirurgen grösstentheils Ins Civfle des Inlandes,
KU einem kleinen Thette ins Givile oder Militalr des Auslandes oder in anderweitige Yerhftit-
nlsse getreten: 386 Eleven, 3S Volontairs und 640 attachlrtc Wnnditrzte; überhaupt (vor ihrem Ab-
gange durch Pensionirung eder Tod) ausMem militairSrztlichen Dienst wieder ausgeschieden : 1069.
ä2ß ^ De«ft»Ake»ßtft4tfrw«4ep.
in uamt AH eigmihSaSßhea Ervieiiungfl- und Uji^^oht;ß<I]i9tit9t, Kopsen: Prin-
eipieii yielleic^t eine ausgedehntere Nachfolge und Anwendung yerdienten, m^g
noch erwähnt werden, das von Malm^ne begründete und geleitete, in welchem
theils elternlose, theils verwahrloste Knaben nicht Waisenhaus- sondern familien-
artig erzogen und zugieioh durch angemessene Beschäftigung auf bürgerliche Ar-
,beit vorbereitet werden. Im Jahre 1850 befanden sich 42, im Jahre 1851 40 Knaben
in der Anstalt, wobei der Umstand bemerkenswerth, dass die Erhaltung pro Kopf
und Tag 5 Sgr. 3 Pf. betrug.
Nach Berlin ist Breslau die grösste Stadt der preussischen Monarchie,
und i^eht an Grösse der Bevölkerung nur hinter Wien, Hamburg und München
in Deutschland zurück. Die historische Bedeutung Breslaues, wie der übrigen
Bchlesischen Städte trat zuerst sichtbar in den Vordergrund, als sich an ihnen
die heranstürmende Macht der Mongolen, welche Deutschland unter das Joch
der Barbarei zu beugen drohte, brach. Zum Heile des Kelchs, wie des ger-
manischen und romanischen Europa^s hatte auch hier deutsches Leben bereits
tiefe Wurzeln gefasst. Die Spuren deutscher Ansiedlung neben alten Slavenstädten
reichen bis in Kaiser Heinrichs des Frommen Tage hüiauf. Kr o säen, G- log au
und Breslau wurden früh schon als Ortschaften kundbar, öffnete sich gleich-
wohl dieses Land erst einer nachhaltigeren Niederlassung deutscher Einwanderer
.nach dem Einflüsse Kaiser Friedrich L auf das zwistigp Piastenhaus, die Söhne
Wladislav's U. von Polen, des Ahnherrn .aller schlesischen Piasten. Erat ums
Jahr 1175 unter Boleslav L von Breslau, dem Erbauer des nach ihm benannten
Bunzlau's (1190), ist die planmässige Ansetzung deutscher Ansiedler urkundlich
und ^unter Hei-zog Heinrich L Regierung über Niederschlesien (1201 — 1239) be-
ginnt die Gründung deutscher Städte durch sogenannte „Unternehmer**, grössten-
theils Adlige, welchen die Vogtei als Erblehn mit den herkönunlichen Ehrenrechten,
Einkünften und Verpflichtungen eines Stadtvoigtes oder Richters blieb. „Deutsches
Rechtes im Allgemeinen der Inbegpriff der Rechtsverhältnisse, welche der deutsche
Bürger als erste Lebensbedingung erachtete, im Gegensatz des „slavisohen oder
polnischen", war die erste Mitgift neuer Gemeinwesen, oder die Ausstattung älterer,
slavischen, deren Ureinwohner in die Vorstädte oder nahen Dörfer zu weichen
oder ländliche Beschäftigung fortzusetzen liebten. Zu den allgemeinen Grund-
zügen des deutschen Rechts, welches nicht allein ein festes oder wählhAres
Schöffenthum, sondern auch gemeinderechtliohe Einrichtungen bedingte, kam
später als etwas besonderes, doch nicht bei allen schlesischen Städten „deutschen
Rechts^ die Uebertragung der Magdeburger Rechtsverfassung hinzu, mit
der Verpflichtung, entweder von der Mutterstadt oder von der angesehensten Tochter
Weisthümer und Rechtsbelehrung zu holen. Das schlesische Städtewesen , als In-
begriff deutschen Bürgerthums, erhielt unter Herzog Heinrich HI. von Breslau
neue Ausdehnung und innere Kraft. Der Herzog gründete im J. 1250 Brieg,
„den Ort am Uffer^ (Brzega) als deutsche Stadt; stattete Trachenberg im J. 1253
.aus, einigte sich mit dem Bischöfe von Breslau über die Anlegung Glogau^s als
freie Gemeinde, sah im J. 1255 als solche Oels entstehen, erlaubte im J. 1261
den Neissem ihren Ort mit Planken oder Mauern zu befestigen; am thätigsten
aber sorgte er für Breslaues Blüthe und Bedeutung. Die hohe St. Elisaheth-
Kirche mit dem prachtvollen Gewölbe, dem weithinragenden Thurme soll schon
im Jahre 1256 fertig gewesen^ im Jahre 1260 statt der früheren Umwehrung von
Lehm und Planken die innere Stadt und Neustadt mit hohen Steinmauern um-
schlossen worden sein« Urkundlich ist, dass im Jahre 1261 die Schöffen von
;Magdeburg ihr Recht d^m Herzoge Heinrich Xu. und den Bürgern von Breslau
in grosser Vollständigkeit, 79 Artikel zählend, mittheilten und der Herzog das-
selbe im December 1261 mit einigen nähern Bestimmungen bestätigte. Derselbe
.erstreckte im Jahre 1263 den Gerichtszwang seines Erbvoigt^s in bürgerlichen und
peinlichen Sachen auch über die EdeUeute in Breslaues Weichbild, verkaufte der
Stadt im Jahre 1266 alle Zölle, im gleichen Jahre die Fleischbänke und den
Dentiobei Btftdtewesiü. .4Sß
EjAmdiis für den »»Reiidaram.** Bein Sohn Heinridi IV. verlieh auch die Biodr vnd
^chuhblinke smn Nntssen gemeiner Stadt, das Recht die Innung m terkanfen,
und im Jahre 1274 die Niederlage von allerlei Kanfmannsschatz. Mehrte sich so
die bürgerliche Wohlhabenheit Breslau^ ward die Stadt znr Matter flhr nnmittd-
hare £rtheilang des Magdeburger Rechts an andere Gemeinden, so bildeten In-
nungen nnd Güden sich doch erst gegen das Ende des 13. Jahrhunderts aus, und
war zwischen der politischen SelbststAndigkeit der Hauptstadt Schlesiens und den
rheinischen, westphftlischen und s&chsischen Städten noch eine weite Kluft Selbst
die gemeinheitliche Verfassung Breslao's zeigt landesfürstliche Hemmnisse. Vom
Jahre 1266 bis 1281 finden wir in Breslau nur 5 BathmAnner, im Jahre 1833 da-
gegen 32; sie, so wie Rathsmeister , Btirgermeister (in Breslau vor 1290) wurden
jAhrlich gewühlt, nicht ohne Einflnss des Fürsten; ihr Wirkungskreis blieb
lange auf polizeiliche Aufeicht, über öffentliche Ordnung, Handel und Wandel,
Maass und Gewicht, über die Zünfte beschränkt*). Ein beachtenswerthes Ver-
hftltniss, welches in sehr vielen deutschen Städten während des Mittelalters wieder-
kehrt und bis in ihre neuere Geschichte hineinreicht, ist die Stellung der
Juden in Bezug auf Handel und Gesetzgebung. Auch Breslaues Verkehrs- und
Handelsverhältnisse sind von den Einwirkungen der Juden und der Opposition
gegen dieselben afficirt. Die Juden wurden im Jahre 1219 in Folge eines ihnen
scbuldgegebenen Brandes, wie 100 Jahr später bei gleichem Anlass, aus der
Stadt vertrieben, kauften sich jedoch wieder ein. Sie wurden damab schon ab
die sogenannten Eammerknechte der Fürsten betrachtet, und genossen als solche,
obgleich häufig misshandelt, doch auch Schutzrechte. So gab ihnen Herzog
Heinrich IV. ein besonderes Recht , wodurch ihnen sowohl Schutz für ihre Per-
sonen, Güter, Gottesdienst, Schulen und Geschäfte zugesichert, als auch ihre
Rechtsverhältnisse im Handel und Leihen auf Pfänder , so wie das Verfahren bei
Prozessen festgesetzt ward. Danach entschied nicht der Stadt- oder Landrichter
in ihren Rechtssachen, sondern nur der Palatin, später der Landeshauptmann
oder dessen Stellvertreter. Die Juden wurden reich durch Wucher, d. h. dutch
Ausleihen des Geldes auf Zinsen im Gegensatz von Rentenverkauf, bei welchem
Gewährleistung durch Grund und Boden stattfand, so dass Wucher jeden Geld-
zins überhaupt, nicht unerlaubten Geldgewinn bezeichnete. Der gewöhnliche
Zinsfuss war damals 10 pCt, selten geringer.
Die Lage Breslaues gegen Polen, Ungarn und Böhmen brachte die Stadt in
vielfache Berührung mit den politischen Bewegungen dieser Länder, durch welche
wieder mannigfache Einwirkungen auf die ethnographischen und inneren Zu-
stände Breslaues geübt wurden, so dass die Erhaltung ihres deutschen Wesens an
der Spitze eines Landes, das der Ueberfluthung durch nichtdeutsohe Stämme so
leicht ausgesetzt war , den hervorragenden Momenten in unserer Geschichte bei-
gezählt zu werden verdient, und sie ein wohlerworbenes Recht auf den Ruhm be-
sass, der ihr zu Theil ward, als im Jahre 1813 aus den Mauern Breslaues die
deutsche Erhebung gegen fremdländische Unterdrückung ihre Siegeslaulbahn be-
schritt.
Bei der im Jahre 1817 vorgenommenen ersten Bevölkerung« - Zählung des
Preussisehen Staats, nach seiner damaligen Restitution, betrug die Bevölkerung
Breslaues nach Hoffinann**) 76813 Seelen, nach der Zählung vom Jahre 1849
110702 Seelen, die Zunahme betrug also 34889 Seelen, oder 50 pCt fftr ein^n
Zeitraum von 32 Jahren, d. h. fär's Jahr etwa 1,5 pCt. Es steht diese Zunahme
in der Mitte zwischen der Bevölkerungs- Progression anderer grossen Städte der
Preussischen Monarchie in demselben Zeitraum , die nicht , Berlin von
188486 Einw. auf 423992 Einw., etwa um 130 pCt, oder Cöln von 54938 Einw.
*) Barthold, Geachiohte des deutsoben St&dtewesens . Bd. II. 8.282.
•♦) UebersiGht ete.
434 Devtseb'es Btftdiewesett.
«nf 95000 Eittw., also anteliftlicli sduieller gewachsen sind , oder Hinter der 2«ä-
nähme Breslaues ssurüokgeblieben sind, wie Königsberg, das sich Ton 63299
nur bis auf 75240 Einw. in demselben Zeiträume vermehrt hat, oder wie Danzig,
das von 52821 auf 63917 Einw. gestiegen ist.
Diese einfachen Zahlenrerhftltnis^e deuten in ihrer Zusammenstellung yon
verschiedenen Stttdten jedenfalls auf mannigfache mit der Lage, den inneren Lebens-
bedingungen und sonstigen Beziehungen derselben verknüpften Gründe hin , deren
Erörterung einer Lokalstatistik jeder einzelnen Stadt angehört, sie geben aber
auch schön durch ihre blosse Aufzählung zu weiteren Betrachtungen Anlass, wess-
halb hier noch für den vorhin erwähnten Zeitraum von 1817 bis 1847 die Zahlen-
verhttltnisse der Bevölkerung einniger Städte folgen mögen. Es vermehrte sich
also die Bevi^erung von Memel von 8220 auf 10779 Einw., Tilsit von 11497
auf 14588 Einw., Gumbinnen von 6000 auf 7000 Einw., Elblng von 18534
auf 21637 Einw., Thorn von 9016 auf 13000 Einw., Graudenz von 7572 auf
^0093 Einw., Posen von 22711 auf 37000 Einw., Potsdam von 23362 auf
39864 Einw., Brandenburg von 12304 auf 18309 Einw., Prenzlan von 9299
auf 12985 Einw., Spandau von 6162 auf 9000 Einw., Frankfurt a. O. von
15543 auf 29969 Einw., Landsberg a. W. von 8639 auf 12630 Einw., Stettin
mit Damm von 27220 auf 47202 Einw., Stargard von 8232 auf 12127 Einw.,
. Colberg von 7361 auf 10000 Einw., Stolpe von 5547 auf 10583 Einw., Stral-
sund von 16876 auf 19000 Einw., Greifs wald von 7471 auf 13000 Einw., Brieg
von 9942 auf 12115 Einw., Neisse von 8638 auf 17164 Einw. (Bemerkenswerth
ist , dass mehrere Festungsstädte eine ^ sehr starke Vermehrung der Bevölkerung
er&hren haben) Seh weidnitz von 9913 auf 13850 Einw., Glatz von 7191 auf
11564 Einw., Gross-Glogau von 10245 auf 15336 Einw., Görlitz von 9856
auf 19000 Einw., Grüneberg von 9141 auf 10548 (wohl die geringste Zunahme
einer ähnlich grossen Stadt im preussischen Staate, trotz des emsig betriebenen
Weinbaues), Liegnitz von 9142 auf 14934 Einw., Halberstadt von 14677 auf
20000 Einw., Quedlinburg von 11464 auf 14000 Einw., Burg von 9101 auf
14673 Einw., Halle a. S. von 21579 auf 34000 Einw., Erfurt von 18218 auf
32000 Einw., Mühlhausen von 10055 auf 14000 Einw., Nordhansen von
^9684 auf 14000 Einw., Münster von 14435 auf 25000 Einw., Minden von
8339 auf 13000 Einw., Bielefeld von 6550 auf 11000 Einw., Herford von
6208 auf 9000 Einw., Paderborn von 5845 auf 10000 Einw., Soest von 6745
auf 9000 Einw., Iserlohn von 5196 auf 11000 Einw., Hamm von 5042 auf 6000
Einw., Dortmund von 4476 auf 9000 Einw., Siegen von 4337 auf 6000 Einw.,
Arnsberg von 2633 auf 5000 Einw., Bonn von 9926 auf 17000 Einw., Düssel-
dorf von 23625 auf 26000 Einw., Barmen von 19171 auf 35000 Einw., Elber-
feld ton 15681 auf 39000 Einw., Crefeld von 14791 auf 36000 Einw., Solin-
gen von 8540 auf 7000 Einw., Wesel von 11737 auf 16000 Einw., Kleve von
6736 auf 8000 Einw., Coblenz mit Ehrenbreitstein von 15597 auf 26000
Einw., Kreuznach von 7206 auf 10000 Einw., Trier von 12760 auf 19000 Einw.,
Saarbrück von 6381 auf 9000 Einw., Saarlouis von 6888 auf 7000 Einw.,
Aachen von 32306 auf 51000 Einw., Eupen von 9655 auf 12000 Einw.,
Düren von 4938 auf 8000 Einw., Burscheid von 4628 auf 6000 Einw.
Diese Zahlen geben eine Uebersicht der bedeutendsten Städte der preussischen
Monarchie nach dem Zuwachs ihrer Bevölkerungen während der Dauer eines
Menscbenalters und sind daher geeignet, durch Yergleichung untereinander
belehrende Aufechlüsse über die Yerschiedenartigkeit in der Progression der Be-
völkerung zu geben, die zwar von den mannigfachsten'; oft rein lokalen Ein-
flüssen abhängig ist, auf die aber in neuester Zeit unstreitig die so gesteigerte
Bedeutung und durch die Eisenbahnen theilweise veränderte Richtung des Ver-
kehrs, so wie Handel und Gewerbe die nachhaltigste Einwirkung geäussert haben
dürft». Kehren wir nun zur Stadt Breslau zurück, so ist der Brutto-Mieths-
werth derselben auf 1791855 Thlr. veranschlagt, was pro Einwohner 16 Thlr.
Deutiohes 8tftdtewet«&. 425
& Sgr« erdebt, der HieÜtswerth in BreBlan geht danach über den in BerHn^ -«ro er
nur 14 TUr. 28 Sgr. pro Einwohner, und den in Königsberg, wo er 13 Thlr. 7 Sgr.
pro Einwohner betriigt, hinaas. Dagegen steht Breslau Stettin nach, wo der
Miethswerth pro Kopf 18 Thlr. 18 Sgr. ausmacht. Im Allgemeinen ist für den
itegierungs* Bezirk Breslau (mit 55 servispflichtigen Städten) der Miethswerth
Yon 2587054 Thlr. auf 284377 davon betroffene Einwohner berechnet, pro Kopf
also 9 Thlr.; im Begierungs>Bezirk Liegnitz (mit 37 Städten) auf 737028 Thlr.
bei 145394 Ein wohoern, pro Kopf 5 Thlr. 2 Sgr.; im Regierungs -Bezirk Oppeln
(mit 38 Städten) bei 146424 Einwohnern auf 632384 Thlr. oder 4 Thb*. 9 Sgr.
pro Kopf. Die Dichtigkeit der Bevölkerung in Breslau je nach den einzelnen
Häusern» ergiebt.sich aus folgender, für das Jahr 1838 berechneten Uebersicht.
Es wohnten damals in 2991 Häusern und in den Kasernen 96875 Personen und
Bwar in 191 je 2— -3, in 343 Häusern je 5—10, in 719 Häusern je 10—20, in
619 je 20—30, in 401 Häu§em je 30—40, in 276 Häusern je 40— 50, in 158 Häusern
je 50—60, in 54 Häusern, je 60—70, in 106 Häusern je 7^—80, in 45 Häusern
je 8Q— 90, in 21 Häusern je 90—100, in 62 Häusern je 100—150, in 7 Häusern
je 150—200, in 7 Häusern über 200 bis 300 Personen.
Einen einflussreichen Unterschied zwischen dem Wesen deutscher Städte in
der Vorzeit . und in der Gegenwart bildet die Lage der städtischen Finanzen so-
wohl nach Höhe ihrer Budgets, als nach Art und Weise des Einkommens, vor^
zugsweise natürlich in den grossen Gommunen. Wie die Bedürfnisse der Ein-
i^elnen mit dem Fortschreiten der Civilisation gewachsen sind, so auch im Allge-
meinen die der Conununen; sie haben ihr Einkommen steigern müssen, um den
Ter schieden artigen Ansprüchen zu genügen; kaum eine grössere Commune hat
sich von Schulden frei erhalten können. Das Grundvermögen, auf dessen Ein-
kommen früher ein grosser Theil der Yerwaltungskosten übertragen war, ist in
den Zeiten der Noth theilweise verbraucht; auf indirekte Steuern konnten die
Städte nicht allzu sehr reflektiren, indem diese schon zu den Bedürfhissen des
Staats in der Begel ausreichend beansprucht waren — Zuschläge auf Mahl^ und
Schlachtsteuer bildeten hin und wieder wohl noch ein Auskunftsmittel — desshalb
findeii wir auch gerade durch die Noth der Gommunal- Budgets den Weg zur
direkten Besteuerung gebahnt, wie diess die Mieths- und Einkommensteuer be*
künden. Wir lassen hier einige Mittheilungen über das Breslauer Budget folgen,
weil es an sich von Interesse, auch Anlass zu Yergleichungen bieten mag:
Die Einnahmen der Stadt Breslau betrugen
1835 1838 1849 1853 (nach dem Etat)
421179 Thlr. 442625 Thlr. 472637 Thk. 368114 Thlr.
Die Ausgaben derselben:
403621 „ 383421 „ 465215 „ 405714 „
Eine Ansicht dieser Zahlen ergiebt, dass eine über das Yerhältniss der Volks-
Vermehrung hinausgehende Steigerung des Budgets hier gewiss nicht eingetreten
ist; im Jahre 1838 traf auf eine Bevölkerung von 88869 Einwohnern die Summe
von 442625 Thhu., und 1849 kamen 472637 Thhr. auf 110000 Einwohner. Die
Etatsangaben für 1853 enthalten nur die Soll-Einnahme und Ausgabe und können
desshalb nicht in Betracht kommen, versprechen aber jedenfalls ein niedrigeres
Budget, als es die vorangegangenen Jahre erheischten. Vergleicht man nun Be-
völkerung und Budget von Breslau und Berlin, so ergiebt sich auch hier gerade
keine ungünstige Bilanz für Breslau. In Berlin ist die Einnähe — und be-
kanntlich richten sich bei öffentlichen Verwaltungen diese nach den Ausgaben,
.während bei soliden Privat -Budgets sich die Ausgaben nach den Einnahmen
richten sollen — von 1013782 Thkn. im Jahre 1838 auf 3739343 Thlr. im
Jahre 1849 gestiegen. Auch die Stadtschulden von Berlin und Breslau verhalten
sich unge^r im Verhältnis» ihrer Bevölkerungen, für Berlin 1849 eine Summe
27
42§ D9«e»'c1ye<hStftdt«Pvr680di^
Ti$n 4918079 und: för Bpes]«l> in d^nwelben Jahre 14272!62 l?hlr. ilus der Ver-
waHung der Eftminerei-Oüter, Forst«) und des Bt&dtisclien Gruudeigentlituiis
flössen dem Budget Bre3lau3 zu: im Jahre 1838 4>l635 Thlr., im Jahre 1849
58664 Thlr. und; für 1863 waiien verMischlagt 34371 Thb-.; Beriins K&mmerei-
Verwaltung erttug für I862^*.6l 604 Thlr. Der Grundbesitz Breslauer ist deBOnaoh
ein Terhaitnissmässig betrttchtlicher; städtUche Grundstücke gehören der Kammer^
allein an 80, welche mit 339440 Thlm. yersichert ^d, und zum grossten Tfaeil
zu städtischen Zwecken b^nutst werden , ausserdem aber noch eine Jahi^s- Ein-
nahme von mehr als 18006 TfalnK gewft^eui Hierbei kann erwllhnt werden,
dass bei der städtischen Feuersozietftfc im Jahre- 1849 3090 Grundstücke mit
33408535 Thlm. versichert waren» und dass in diesem Jahre An 28000 Thlr. Brand-
schäden gezahlt werden mussten, welche durch Beiträge von 2\i Bgr. von
100 Thlm. aufgebracht wurden. Wie ungünstig ^eses Verhäitniss witr, ergeben
nachfoigende Data. Im Jahre 1836 betrugen die Ausschreibungen ven 100-Thlrn.
der Versiöherungssufflme 1 Sgr. 9 Pf., überhaupt 12791 Thlr., im Jahre 1837
10 Pf., überhaupt 6288 Thlr.; im Jahre 1838 2ßgr., überhaiapt ^5 188 Thlr., im
Jahre 1839 10 Pf., überhaupt 6422 Thlr., im Jahre 1841 10 Pf., überhaupt
6681 TMr., im Jahre 1842 6 Pf., überhaupt 4026 Thlt. In den Jahren 1833, 1834,
1836 und 1840 fanden keine Ausschreibungen statt Versichert waren Ende
Deobr. 1&42 2914 Grundstücke mit 25760900 Tiikn.
Einen betrftehtUchen Einnahmeposten bildeten früher für Breslau die Waage*
gefalle, eine .d«r alten städtischen Abgaben, wi^ sie in vielen Städten vorkamen;
sie betrugen noch 1819 für Breslau 54264 Thlr., für 1849' aber nur 6134 Thlr.
Der Gmnd war, das» im Jahre 1820 der Stadt das Zyrangs -Waagerecht, das sie
seit' dem Jahre 1272 besessen hatte, im Verfolg der neuen Gesetzgebung entzogen
wurde. Seitdem gingen die GefWe daraus schnell hemnter, bis sie bereits 1841*
auf nur 62 J 8 Thlr. gekommen waren und sich in dieser Höhe während des letzten
Jahrzehnts erhalten haben. Ein ähnlicher ZoU aus alter Zeit hat sich* in Breslau
erhalten Unter dem Namen „Brücken- und Pflasteroölle,*^ welche noch im
Jahre 1842 23320 Thh-., im Jahre 1849 aber nur 14432 Thlr. eintragen, was auf ein
allmähliges Aufhören hindeutet. Es sind diess nämlich Zölle, welche zum Theil
noch an den Gresizen der innem Stadt bestehen und ftlr jeden Wagen und
Schütten erhoben werden, welcher, mit Brod und Fleisch in Breslau einpassirt,
um sich behufs des Verkaufs der Ladung auf den öffentlichen Plätzen und Strassen
der Stadt aufisustellen. Für die Verwaltung der gi^istlichen - , medicinal- imd
höhere Unterrichtsangelegenheiten sind nach dem Budget von 1849 in Breslau
23031 Thlr. als Zuschuss verausgabt, im Jahre 1841 waren, es 18681 Thlr. und
1842 14077 Thlr. Von den 23031 Thlm. kämen 3899 auf küchliche Zwecke,
während nach dem Budget Berlins im Jahre 1852 11906 Thlr. zu kirchlichen
Zwecken verausgabt wurden. Ueberhaupt hat aber das Kirchenwesen Breslaus
im Jahre 1849 eine Ausgabe von 35578 Thlm., und das höhere ünterrichtswesen
von 46654 Thlm« verursacht.
Die Elementarschulen erforderten Zuschüsse aus dem städtischen Budget im
Jahre 1841 10980 Thk., im Jahre 1842 nur 3460 Thlr., im Jahre 1849 39853<Thlr.,
im Jahre 1852 21883 Thlr.; für das Jahr 1853 sind veranschlagt 28060 Thlr.
Breslau hatte im Jahre 1849 an Elementarschulen 21 evangelische^ 3 katholische
und eine Fabriksohule zu erhalten, deren gesammter Bedarf sich auf 97582 Thlr.
belief, wozu die Schulgelder ungefähr 42000 Thlr. einbrachten, die Vermächtnisse
und Fonds etwa 16000 Thlr. ergaben. Die Schülerzähl in den städtischen Schulen
belief sich auf 8460, worunter 3596 Freischüler, welche von 181 Lehrern unter-
richtet wurden, die ein Gehalt von über 60000 Thlrn. bezogen» Ueberhaupt waren
im Jahre 1849 zu Breslau 15337 schulpflichtige Kinder, von denen 14S63 die
Schulen besuchten. — Da» sogenannte Serviswesen ist: ein Punkt, in welchem
die städtischen Budgets mit den Staatsflnanzen ziemlich eng Kusammentreifen;
die darauf fallende Ausgabe ist fUc Breslau, verglichen mitBeiün^ ziemlieh hoch:
sie* betrüg üa Jalire 18^9 fOr Brtolttu 56000; ffLr Berlin 151600 Thlr.; yrüräß aiber
im Verhältnis« der Bevöikerung entweder fö^ Berlin 224000 Tfahr., oder illr Breslau
etwa 88000 Thlr. haben betragen müssen. ' >
Wir erwähnten schon, dass die Schulden der Stadt Breslau sich zu denen
Berlins in dem ihren Bevölkerungen entsprechenden^erhftltniss befänden; auch
darin sind sich die bdderseitigen Schulden ähnlich, dass sie trotz ziemlich regel«
massiger Tilgung- mit den Jahren wachsen und nach 10 bis 20jähriger Tilgungs^
periode durch neue Schulden über den frühem Etat hinausgehen. Das Schulden^
wesen hat sich der meisten Communen bemächtigt und ist ein Beitrag mehr za
dem Gewebe der sogenannten materiellen Interessen unserer Gegenwart geworden.
Breslau hatte zu Anftemg des Jahres 1804 nur 746227 Thlr; Schulden; das Jahr
1807 vermehrte dieselben schon auf 858475 Thlr,, die Jahre 1808 --15 waren
theilweise erfinderisch im Schuldenmachen, weil die bittere Nothwendigkeit» hinzu-
trat; auch noch das Jahr 1831 erforderte zur Abwehr und Bekämpfung der
Cholera eine neue Stadtsohnld von 128000 Thlm., so dass sich die ganze Schulden-
Summe damals auf 17&2702 Thlr. stellte. Durch Tilgung sank dieselbe bis 1842
mi 1218184 Thlr. herunter, und belief sich Im Jahre 1849 wieder auf 1427262 Thlr.
-^ £ine £innabmequelle waren die sogenanntefu Bürgerrechtsgewinnungs-
gebühren, die mit der Umwandlung der alten Städteordnung in Wegfall ge--
kommen sind. Sie betrugen für Breslau durchschnittlich der loteten Jahre
ISOOO Thlr., während sie bei vierfach stärkerer Bevölkerung in Berlin durch-*
schnittlich um dieselbe Zeit etwa 51000 Thlr. einbrachten , also ganz genau fast
dasselbe Verbiitniss. Auch die Zahl der ins Bürgerrecht Tretenden war ver-
hält nissmftssig dies(^be, in Breslau zu Ende des letzten Jahrz^nts etwa 500
jttliylieb , in Berlin 2000. Damit diese Einnahmequelle auch für die Folgezeit
fliessen möge, haben die Gemeindebehörden statt der Bürgerrechtsgelder sogenannte
EinzhgB- und Hattsstafidsstener eingeführt, welche, wenigstens ^r Berlin keinen
Ansfall gegen früher befürchten lässt; denn sie betrug 1851 581 57 Thlr., und
stieg 1852 auf die beträehtUche Summe von 100011 Thalem , wonach also
Broslau für 1852 immerhin müsste 20000 Thaler unter demselben Titel verein-
nahmt haben.
£^1» bedeutendes Steuerquantum wird in Breslau • für die Bedürfnisse der '
Commune durch die sogenaumte Bealsteuer *— vom Grundeigenthum — und die
Persenalsteuer- — vom Persbnaleinkommen — aufgebracht; sie lieferten 1849 die
Summe von 199836 Thlm., und würden der in Berlin bestehenden Haus- und
Mlethssteuer entsprechen, die 1849 632340 Thlr. eintrugen. Die Personalsteuer
entrichten in Breslau alle Bürger (ind. die ^ühern Schutzverwandteu) insoweit
sie nicht Almosengenossen sind; sie< wird von allem Einkommen berechnet, das
Jemand aus dem Betriebe eines Gewerbes, aus dem Ertrage oder der eigenen
Benutzung von Grundstücken, aus Zinsen von Kapitalien, oder aus sonst irgend
wdchen Einnahmequellen bezieht, ohne Unterschied, ob die Objecto, von denen
das Einkommen bezogen, am Orte, oder ausserhalb desselben belegen sind. Im
Jahre 1841 betrugen beide Steuern 177441 Thlr., wovon die erstere 84028 Thlr.,
^e zweite 93413 Thlr.; für das Jahr 1842 brachten beide Steuern 185721 Thlr/
^n. Die Personalsteuer verstattet durch Yergleichnng verschiedener Zeitperioden
eine Einsicht in die Veränderung der Vermögens Verhältnisse der Breslauer Be-
völkerung; die Steuer betrug 1820 86479 Thlr. bei einer Bevölkerung, excl. Mi-
litair, von 78865 Einwohnern; es steuerte daher der Kopf etwa 1 Thlr. 2 Sgr. 10 Pf.;
1888 kamen ein 86363 Thlr. bei einer Einwohnerzahl von 82894 Seelen; die
Steuer betrug pto Kopf 1 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. 1842 ertrug die Steuer 98210 Thlr.,
bei einer Bevölkerung von- 98110 Einwohnem, so dass der Kopf 1 Thlr. 1 Sgr. 11 P&
steuerte. 'Wirkliche Contribuenten waren aber 1820 11481, 1833 1155S und 1843^
12487. Von diesen letzteren steuerten 11931 von einem Einkommen von 100
M^ incl. $000' Thlr. 51748 Thlm., und &56 von einem Einkommen voii 1100
biA 15000 Thka^ 32141 Thir. 4833 contribairteu bds 1000 Thlr. 10965 Befsonen
27*
438 • DeutflClies StUdteweaen.
nnd Ton einem hohem Einkoixkmeii 588 Personen; im J. 182O.da£eg«ai-fit«iiett0a
von einem Einkommen bis lOOOThalem 10654 Personen und aarflher hinaas
836 Personen.
Diese Btenerrerhältnisse ergeben, gleiche GnmdsHtze der Einsehätzung an-
genommen, dass die .wohlhabendere Klasse sich seit dem Jahre 1820 eirheblich.
vermindert, die mittlere und ärmere dagegen bedeutend vermehrt hat. Diese Yer*
mehrung trifft namentlich die Steuerklasse bis zu einem Einkommen von 200 Thlm.
1820 waren solcher Contribuenten 6748, 1833 7560, 1842 8102 vorhanden. Da-
gegen steuerten von einen Einkommen von 1100 Tlüm. und darüber 1820 836f,
1838 588 und 1842 556.
Nach der Gewerbesteuexrolle waren zu Ende 1849 von den 8366 Grewerbr
treibenden Breslaus : 990 Händler mit kaufmännischen Bechten, 2305 Händler ohne
solche Rechte, 480 Gast- Speise -Schankwirthe (einschliesslich 290Liqueur- und
Branntweinschänken), 136 Bäcker, 136 Fleischer, 81 Brauer, 1128 gewerbeateuer-
Pflichtige Handwerker mit 2886 Gesellen, 2656 Handwerker, welche das Grewerbe>
mit 780 Gesellen in steuerfreiem Umfange betreiben, 22 Müller, 61 Schiffer mit
105 Schiffen, 145 Lohnfuhrleute, 136 Hausirer. Unter den vorhin erwähntüft
Handwerkern blanden sich 720 Schmiede mit 486 Gesellen, 692 Schuhmacher mit
533 Gesellen, 81 Maurermeister mit 400 Gesellen, 19 Zimmenueistei: mit 198 Gre»
seilen und 19 Tuchmacher mit 29 Gesellen. Im Ganzen haben »ch die Geschalt-
und Gewerbetreibenden in Breslau seit 1821 bis 1847 von 7447 auf 8641 ver^
mehrt, von 1847 bis 1849 dagegen auf 8366 veimind^rt.
Wenn für die Breslauer Armenverwaltung 1849 201290 Thlr. verausgabt,
wurden, so ist das im Yerhältniss zu Berlin, welches in demselben Jahre 608450«
unter demselben Titel in seinem Budget aufßihrte, gewiss eine stärkere BeiUiatung
für Breslau.
Die zweit- grösste Stadt Schlesiens ist Görlitz, deren Bevölkerung 1817
nur 9856. Seelen, 1831 12206 Seelen, 1841 14970 Seelen und 1851 20344 Seelen,
betrag; von 1831 bis 1851 ist ihre Bevölkerung um 8138 Seelen oder um 66,7 pCt.
gewachsen, eine Schnelligkeit der Zunahme , ixt welcher sie . unter den .grossem.
Städten des Preussischen Staats bis zu 20000 Einwohnern nur von Crefeld^.
das in derselben Zeit um 107 pCt. von 18738 Einwohnern auf 38787 Einwohner
gewachsen ist, von Berlin, das um 74pGt. und vonElberfeld, das um 70pCt.
zugenommen hat, übertroffen worden ist. Görlitz nahm 1851 die 21. Stelle unter
den grossem Städten der Preussischen Monarchie ein, nibch ihr hat Halberstadt
20210 Einwohner. Im Jahre 1817 waren nur 12 Städte in PrCussen aufzuzählen,
die mehr als 20000 Einwohner zählten. Eine stärkere oder fast gleich grosse Be-
völkerung wie Görlitz zählten bereits 1817 folgende schleaische Städte, die so
mit im Wachsthum hinter ihr zurückgeblieben sind: Gross- Gl og au, Schweid-.
nitz, Grüneberg, Liegnitz und Brieg. Die Stadt Görlitz führt ihren
Ursprung in das 12. Jahrhundert zurück und bildete Jahrhunderte lang einen be-
deutenden Mittelpunkt für die Geschichte der sie umgränzenden Länder, deren
Bevölkerungen Her im nationalen und politischen Kampfe aufeinander trafen.
Nur wenige deutsche Städte erfreuen sich einer so ausführlichen und gründlichen
Darstellung ihrer historischen und statistischen Verhältnisse, wie sie diese Stadt
in dem Werke „Geschichte von Görlitz** in vier Büchern von Dr. Neumann, 1850
gefiinden hat. Für die Kenntniss des' deutschen Städtewesens ist in diesem Buche
ein reichhaltiges Material verarbeitet; vornehmlich ist es die Bechts- und Ge-.
richtsverfassung deutscher Städte während des Mittelalters, die aus der Geschichte
dieser Stadt am klarsten hervortritt, indem ihr schon 1303 Magdeburger Becht
zu Theil wurde, wie das am ausführlichsten in dem Bechtsbuche dargelegt ist,
welches die Stadt von Magdeburgs Schöffen in demselben Jahre empfing. Einen be-
sonders nachhaltigen Au&chwung erhielt die Stadt Grörlit«: durch die aus der
Mark eingewanderten vlämischen Wollenweber, di^en Nachkommen bis in die
neueste Zeit hinein ihre Geschäfte so ezfolgreioh betrieben h«b«Q». 4m8 giegenwärtig.
Dentflchdtf Btftdtewesen. 4SS9
¥on Gttriftä ftot TnoUiftikdliuigen ihren Weg nach England, der Türkei und yvt-
«chiedenen L&ndem Amerikas finden.
Unter den historisch bedeutenden Stftdten nimmt Liegnitz eine hervor-
ragende Stelle ein; in ihrer Umgebung war es, wo wiederholt das Schicksal
•Deatschlands nnd Prenssens erfolgreich entschieden wurde; dafür sprechen die
Mdngolenschlacht, Friedrich des Grossen Sieg nnd die Schlacht an der Katzbach.
In den £benen Ton Liegnitz hatte Herzog Heinrich der Fromme im Jahre 1241
gegen die heranstürmenden Mongolen die flüchtigen Polen nnd Sohlesier, deutsche
Kriegsleute, auch wohl die Bürger s^ner Städte, gewiss aber 500 wackere Berg-
knappen von Goldberg Ycrsammelt, um die Schlacht zu wagen. Nach tapferem
Streite unterlag das kleine Heer den zehnfach Ueberlegenen am 9. April; aber
der Vernichtung jenes ersten christlichen Haufens ungeachtet machten die Sieger
Halt, konnten selbst die nahe Burg von Liegnitz nicht zwingen. Der Widerstand
des gehamischten Volkes, die zahlreichen Burgen, festen Stftdte, tmtimauerten
FeldUöster, der neue Anblick einer so streitbaren Staatsgesellschaft, ingleichen
sie auf ihrer blutigen Laufbahn noch nicht gesehen, gebot den Mongolen die
Umkehr. Vom Amur nnd von Koreas Küsten bis zu den deutschen Vormarken
hatten die Mongolen 120 Grade der LHnge, ein Drittel des Erdumfanges als
Sieger durchmessen, sie blieben noch Jahrhunderte in Russland; ein ewig denk-
würdiges Ereigniss, dass sie Anatoliens Küsten unaufhaltsam erreichten, der
Ostnanen frischeste Jngendkraft brachen; an Deutschlands östlichem Saume da-
gegen nmlenktent Und seitdem hat Liegnitz die wechselvollen Zustände Schlesiens
ffetheilt, zu einer für die Landschaft immer segensreichem Stellung sich empor-
hebend. Ueber die städtische Verwaltung existiren seit dem Jahre 1844 öffent-
liche Berichte. In jenem Jahre betragen die Einnahmen des städtischen Haus-
halts 66437 Thlr., die Ausgaben 61341 Thlr. Bemerkenswerth ist, dass in den
Einnahmen ein Posten ans den Forsten mit 19234 Thlm. sich befindet, was für
das ansefanli^e Grandvermögen der Stadt spricht, wie denn auch bei Görlitz
und andern schlesischen Städten die £iinkünfte aus der Forstverwaltung sehr an-
sdmlich sind. — Wie in Bezug auf städtische Verhältnisse seit einem Jahrzehnt
die Sachlage sich geändert hat, ergiebt sich unter Anderm aus der Thatsache,
dass heutzutage die Communen durch Einzugsgelder etc. sich vor dem gefurchteten
Proletariat zu schützen suchen, während die Communalbehörden von Liegnitz z. B.
noch vor eilf Jahren vergeblich um die Festsetzung von 10 bis 15 Silbergroschen
ein ''für allemal von jedem neu anziehenden Schutzverwandten bei dem Ministerium
.vorstellig wurden. Der Antrag wurde damals abgewiesen, „weil durch diese Ab-
gabe theils der allgemeinen Freizügigkeit widersprochen, theils den Sohutzver-
vandten zum Besten eines Listituts (die Steuer sollte zum Nutzen des Liegnitzer
Bfirgerrettungs- Instituts verwendet werden), aus dem sie niemals Vortheil ziehen
könnten, eine Last aufgebürdet werden würde.'' In Hinsicht seines Schulden-
wesens befindet sich Liegnitz in einer gtinstigen Lage. Der 7jährige Krieg hatte
der Stadt eine Schuldenlast von 48089 Thlm. zugezogen, welche 1805 bis auf
6836 Thlr. getilgt waren. Die Leiden des Krieges von 1806 und seine Folgen
steigerten die Schnldensummc bis zum Jahre 1816 auf 73792 Thlr. Davon wur-
den von 1817—27 getilgt: 34584 Thlr. und neue contrahirt im Jahre 1827
6600 TUr., desgleichen 1828 10000 Thb«. Getilgt wurden von 1828—39 18148 Thlr.,
und im Jahre 1839 neu contrahirt 19350 Thlr. Getilgt wurden von 1840—44
47860 Thlr., woraus sich ereiebt, dass die Schulden der Stadt damals nur noch
9150 Thlr. betragen. Die Bevölkerang von Liegnitz, welche 1817 9142 Seelen
Bählte, und im Jahre 1849 auf 1'4934 Einwohner angewachsen war, hat demnach
anch eine wachsende direkte Oommunalsteuer au&ubringen bekommen, indem die*
eelbe 1843 z. B. 9745 Thb. und 1«51 13367 Thlr. betrag.
Eine an Bevölkerang Liegnitz gleichstehende sehlesische Stadt ist Gross-
Glogau, im Jahre 1817 mit 10245 Einw., 1849 mit 14336 Einw.j doch erreicht
fl&e jene mit ihrem Sinnahme* und Ausgabe -Budget nicht ^ denn dieses betrag
M
i|^ Dentsehes Stttdtewesefi.
Bi 1842 iXfA 4S542 Tbir. ttixd 43522 Tiib. Bhie etgoatfiebe Btsdtsdnild liM Oros»-
Glogau seit 1838 nicht mehr. Eine bei vielen scfalesischea Städten roükominende
Position des Budgets betrifft die Ablösungen alter Gewerbegerecftrtigkeiten, So
■waren in Gross -Glogau in Folge des Gewerbe^Gesetzes Ton 7. September l'Sll
drei Arten der Gewerbsbereehtigungen : die Barbier-, Scbnhbank- nnd BAoköU-
bank- Gerechtigkeiten abzulöisen. Das Ablösungsrerfahren hat hier früher, dort
später begonnen; in Gross -Glogau seit 1828 und 1834. Auf diese Weise mussteii
6 Barbier- und 2 Badestuben-GereChtigkeiten im Werthe von 4798 Thlm., 52 Schuh-
IjÄnke im Werthe von 18336 Thlm. und 42 BÄokerbänke im Öetrage von 48131 Thka.
abgelösst werden, eine Operation, die noch thellweise bis in die Gegenwart faipeinr
reicht. Die städtische Forstkasse brachte 1852 eine Einnahme von 11687 Thlm.
indem der stadtische Forst einen Umfang von 1 1000 Morgen hat. Gleichzeitig
besitzt die Commune eine Ziegelei, in welcher 1842 563835 Stück Mauerziegelti
and 151100 Dachziegeln, und 1852 überhaupt 706425 Ziegeln aller Art verfertigt
und auch verkauft wurden; dessen ungeachtet sind in der Stadt "virähraad des
Jahred 1852 Neubauten gar nicht vorgekommen und hat auch die Anzahl der
'noch vorhandenen Schindeldächer trotz ihrer FeuergefilhrBohkeit iiicht' abge-
nommen. Vielleicht hängt mit diesem letzteren Umstände die Notiz zusammeri,
dass die städtische Yersicherungsumme bei der Frovinzial- Städte -Feaersoöo^
Ende 1852 727280 Thlr. betrug. In der Sparkasse befanden sich 1852 85498 Thlr.,
um 28244 Thlr. mehr als 1851. Sonst hatten sich auch die mit der städiäsehen
Verwaltxmg verbundenen Geschäfte der Polizei seit 1847 bis 1S52 mn melir als
d&3 Doppelte vermehrt.
Ein Beispiel schneller Bevölkerungszunahme giebt die oberschlesiBche Stodt
Gleiwitz, die 1817 noch unter 4000 Einw. zählte and 1849 über 8000V indem
sich hier eine lebhafte Industrie in Wolle, Glas und Eisen entwickelte. Die
Communal- Einnahmen der Stadt hielten aber mit dem Bedürfhiss der Ausgaben
nicht gleichen Schritt, so dass in den letzten Jaliren eine für die Bevölkerung
aiemliä ansehnliche Schuldenlast entstanden ist.
Es ist schon wiederholt auf den Zusammenhang der städtischen RechtsenA-
Wicklung zwischen schlesischen Städten und Magdeburg hingewiesen. Diese
Stadt hat einen weithin reichenden Einfluss geübt und im Mittelalter eine Be*
deutung gewonnen, welche durch ihre heutige Stellung, so wichtig auch ihre
verschiedenen Beziehungen als Mittespunkt einer Provinz, als einer der bedeutend-
sten Fabrik- und Handelsstädte des innem Deutsehlands und als eine der Haupt-
festungen des preussischen Staates sein mögen, nicht übertroffen werden dürfte.
Unter der glanzvollen Begierung Otto des Grossen wurde bereits Magdefattig
zum Mittelpunkt für Sachsen umgeschaffen, zuerst als slavisoher Handelsort zur
Zeit Karls des Grossen genannt. Sie soll der ersten Gemahlin Otto^s, Edit&a,
der Tochter Edward's, Königs der Angelsachsen, Wegen der Aehnlichkeit der
Lage mit ihrer Heimathstadt an der Themse, so gefidlen haben, dass sie ihren
Lieblingssitz der zugleich ihr Leibgeding war, mit grösserem geistliohem und
städtischem Leben zu schmücken beschloss. Otto gründete auf der Stelle der jetzigen
Domkirche dem Apostel Petrus, dem heil. Maurizius und Innocenz ein Bonedäc-
tinerkloster und stattete es mit allen auf der Ostseite der Elbe zu seinem Holb
gehörigen Orten aus. Später erhielt daa Kloster den ganzen Zoll, der zu Magde-
burg bereits angelegt war, oder künftig noch erhoben werden sollte; Güter imd
Leibeigene in Nordthüringen, die sämmtlichen Einkünfte der Münze. Die Be-
günstigung des Stifts, welchem seit dem Jahre 964 auch die Gebeine des heil,
Maurizius selbst anvertraut wurden, beförderte unmittelbar die Bevölkerung lud
die Blüthe der Stadt. Der Schutz des Heiligen so wie die Yortheile der Lieb-
lingspfalz zogen eine Menge Leute, besonders Kaufleute dorthin, und die gleldli-
zeitig angelegte Schule für vornehme Zöglinge und zukünftige .Geistlicbe ver-
mehrte die Bedingangen gewerbthätigen Lebens. Der Umf«ng «rveitarte sich
ansehnlich; die Märkte fäUten sich aus nah und fem. Das altkaroUnbolie StapcÜT
f^oht '|fenr4im.> «n Bfl^^evtang i^it ^im ^egen 4er -dentsobw Wiiffon tmächm der
Elbe und Oder ; die Waas6retra«»e stPomabwArts und aiifwlirtd dorob Markgrafen-
tbiimer gesichert» £ahrte reiche Ladungen an die 2olUtJitte. So wuaste diese vor*
9E[ig8wei3e als ^königUch'* bezeichnete Stadt mit ihren kaufmännischen -Bewohnern
noch Tor der GkündvAg des Entbisthums alle diejenigen Freiheijten eu entwickeln
und fruchtbar zu machen , welchen die alten königlichen Städte ihre Wohlfahrt
verdankten. Am Abend seines thatenvoUen Lebens krönte Otto seiner Editha
Werk, indem er durch Errichtung des weit gebietenden f^rzbisthums der ,,Jung-
frauenstadt" unvergängliche Herrlichkeit verbürgte. *) Die innere städtische
Verfassung Magdeburgs bildete sich im eilften und zwölften Jahrhundert schon
so weit aus, dass sie ein Vorbild anderer Communen wurde; es lässt sich damals
ein Bürgerconvent und ein ausgebildetes Zunftwesen erkennen. Sogenannte Gon-
suln und «in Stadt^ath treten erst später, während des grossen Zwischenreichs,
anf. Seitdem bildete Magdeburg auf Jahrhunderte lang das Vorbild städtischer
Bechtsverfassung für einen grossen Theil der im Norden und Osten gelegenen
Detltsehen Städte, und ging in allen wichtigen Fragen der innem Deutschen
Staatsgeschichte mit seinem Entscheid voran, wie es denn nach dem Eintritt der
Eirchenverbesserang und in dem darüber entbrannten Kampfe als Märtyrer vor-
•Aitg^i^g.v^d die Bluttanfe empfing* Die Greschicht^e Magdeburgs, sowohl in Be-
aiehuug auf die allgemeinen Verhältnisse Deutschlands , als auch nach der Seite
.der innern Entwicklang des Hechts, der Verwaltung, der Gewerbthätigkeit und
.des Handeln bietet unbedingt lehrreichen und anziehenden Stoff in Fülle. Nach
;SHLemUeh zuverlässiger Angabe beti'ug die Bevölkerung Magdeburgs^ die Neustadt
und Sudonburg sammt der Besatzung eingeschlossen, im April 1853: 77159Einw.
.In demselben Stadtcompkx befanden sich 7265 Gebäude, von den^n 226 öffent-
liche, 3845 (2580 in Magdeburg, 1205 in den Vorstädten) Privatwohnhäoser,
-391' Fi^brikgebäude, Mühlen und Privatmagazine, 2803 Ställe, Scheunen und
Schuppen. . Aus der Angabe über die Zahl der Privatwohnhäuser geht hervor,
daaiB die Altstadt Mt^deburg, obgleich beinahe 4mal stärker bevölkert, als die
Vorstädte Neustadt und Sudenburg, dennoch nur wenig mehr als die doppelte
Anzahl der dort vorhandenen Wohnhäuser enthält. Die Bevölkerung Magdeburgs
nebst den beiden Vonstädten betrug im Jahre 1817 nar 35957, von denen 31529
£Jinw. auf die Altstadt mit 2357 Wohnhäusern , 3664 Einw. auf die Neustadt mit
500 Wohnhäusern und 764 Einw. auf die Sudenburg mit 105 Wohnh. kamen. Im
Jahre 1852 hatte die Neustadt eine Bevölkerung von 10,000 Seelen und die Suden-
burg von 4300 8., worin sich eine Progression bekundet, die nur durch die Ver-
bältnisse der Altstadt als Festung erklärt werden kann. Die Bevölkerung der
Ailtstadt betrug 1780 22389 £. Nach zuverlässigen Nachrichten war bei der Be-
laigerung Magdeburgs im J. 1550 die Altstadt mit 34000 E. und kurz vor der
Belageiiung und Eroberui^ im J. 1631 mit 35000 £. bevölkert. Die städtische
flinanzltige ergiebt sich etwa aus folgenden Positionen: 1851 belief sich die Stadt-
schjald auf 364000 Thlr., die Ausgaben auf 160000 Tblr. In dem Etat für 1863
war bei den Ausgaben ein Deficit von 49000 Thlrn. herausgekommen, für dessen
theilweise Deckung die Einführung einer Oommnnal-Einkommensteuer mit 1 pCt.
von allem Einkommen bis zu 300 Thlrn. jährlich herab und ausserdem ein mit
•4 pCt. zu verzinsendes Darlehn von 40000 Thlrn. bei der städtischen Sparkasse
aufzunehmen beschlossen wurde, lieber den blühenden Zustand dieser Magdeburger
Sparkasse ist schon früher, im Vergleich mit der Berliner Sparkasse, das Nöthige
bemerkt worden* Die Communalbehörden Magdeburgs beschäftigen sich mit der £r-
xichtui^ e^es untQr dem Namen „Credit verein für Handwerkerin Magdeburg^ zu grün-
denden InaU^uts und sind. bereit, demselben aus städtischen Mitteln ein zinsloses
Darlehu. von iOOOP Thlrn« zu überweisen. — Für die Bedeutung Magdeburgs im
•) a0«bi«I(te4es 4eat9Qhei|.4aitK4tewBseas vouF. Wr Q.arUiol4i If S,liO&,
4S2
Deutsches Btädtewesen.
Handel tmd in der ladostrie sprechen folgende Data: Ueber den Magpdebnrger
Packhof gingen mit Begleitstihein ein: 1860 630910 Otr. Waaren und 18061
Tonnen Heringe; 1851 541658 Gtr. Waaren und 12831 To«ineo Heringe. Für
beide Jahre sind unter den angegebenen Zahlen nur die Hauptartikel begriffen,
auch fehlen die Angaben über diejenigen Quantitäten^ welche nicht den Packhof
passirten. Der Ausfall yon 1851 gegen 1850 war besonders stark in Baumwolle,
Twist, Südfrüchten, Wein, Hftuten, Salpeter etc. An Rohzucker fär Siedereien
gingen (statt 8012 Gtr. im J. 1850 noch) nur 1312 Otr. ein. Die Einfuhr der
wichtigem Artikel betrug 1851:
117328 Ctr. Kaffe,
67189 Ctr. Baumwolle und
47500 „ Reis,
40687 „ Twist,
34183 „ Tabacksblätter
7529 „ Gewürze aller Art,
(daneben 4372 „ Cigarren und
17625 „ Thran,
603 „ Rauchtaback)
10531 „ HÄute,
22188 „ Wein,
14433 „ Cocus-, Palm und
3419 „ Rum,
WaUrathöl,*
3357 „ Südfrüchte,
3575 „ ehem. Fabrikate.
Die zunehmende Cultur der Runkelrüben hat um Magdeburg eine Beschränkung
des Anbaus der Cichorie veranlasst. Doch sind 1851 noch 7 — 8000 Morgen zur
Cichorien-Cultur verwendet worden, der Ertrag — etwa V einer Durchschnitts-
emdte — wurde auf 200,000 Ctr. gedarrte Wurzeln veranschlagt. Dem bedeutendem
Exporte des Cichorienfabrikats nach England und Amerika steht nur der auf
diesem Artikel lastende hohe Elbzoll im Wege.
Die Damp&chifißfahrt der vereinigten Magdeburg-Hamburger Compagnie be-
förderte an Gütern zwischen Magdeburg und Hamburg, und Magdeburg und
Dresden etwa 335000 Ctr., die Gesammteinnahme betrug 66500 TUr. , darunter
nur 6000 Thlr. für Personenbeförderungen. Die Segelschififahrt, die 1838 strorii-
aufwttrts 8049, stromabwärts 2350 Schiffe zählte, hat auch 1851 eine weitere Ver-
minderung erlitten, obgleich sie den Centner zwischen Magdeburg und Hamburg
für 3 1^ Sgr., die Dampfschiffe für 5 Sgr. beförderten.
In der preussischen Provinz Sachsen ist nächst Magdeburg die bevdlkerste
Stadt Halle an der Saale, im Jahre 1817 mit 21579 Einw., im Jahre 1831 mit
25759 Einw., im Jahre 1841 mit 29219 Einw. und im Jahre 1851 mit 35163 Einw.;
ihre Bevölkerung hat also von 1831 bis 1851 um 9404 Einw. oder 36,5 pCt. zu-
genonmien, während bei Magdeburg diese Zunahme in demselben Zeitraum 21598
Einw. oder 41 pCt. betrug. Der Etat der Einnahme der Stadt Halle ist fttr das
Jahr 1853 auf 83111 Thlr. festgestellt, daranter 21639 Thlr. vom Grundeigenthum
und 54712 Thlr. von Communalsteuern, resp. Mahl- und Schlachtsteuer-Zuschlag.
Unter den Ausgaben, welche der Etat ebenfalls adf 83111 Thlr. normirt, befinden
sich 18766 Thlr. Verwaltungskosten, 6037 Thlr. Zinsen von Passivis, 6939 Thlr.
für Unterhaltung der Schulen, 14079 Thlr. ftir Unterhaltung der Grundstücke,
20537 Thlr. Zuschuss zur Armenpflege, 8905 Thlr. zur Strassenerleuchtung,
Wasserkunst, Bmnnen etc., 1800 Thlr. zur Schuldentilgung und 81 Thlr. zur Ver-
mehmng der Bibliothek.
Wenn man die Entwickelung des deutschen Städtewesens bis auf ihren Ur-
sprung verfolgen will, so sind es die Städte des Rheinlands, welche dahin führen.
Unter ihnen ragt aber Cöln besonders hervor. Diese Stadt, deren erste Anfänge
sich an eüie friedliche Ansiedlung der Ubier knüpfen, gewann seit dem Jahre
50 n. Chr. als römische Colonie, Golonia Agrippina, politisch die Bedeutung,
welche sie im frühen Mittelalter als heilige Stadt Cöln fär die Kirche und ids
Sitz des Handels und der Gewerbe, so wie eines georteten BÜrgerthums f&r die
Verbreitung von Recht und Gesetz behauptete. Von ihr gingen die ersten An-
fänge bürgerlicher Ordnung für einen grossen Theil des westlichen Deutschlands
aus; der Zusammenhang In dieser Himcht lässt sieh aus den Stodtrechten yon
r
D^vtsebei 8t;ftdtewe8ftta« 4S8
So68t bit Litb^k und 4^ fihein atifwttrts bis su dem echweizeriscben Freibarg
nackweisen. Ebenso einfluwreich auf den deutschen Handel und die Qewerbf
ihätigkeit nach Aussen hin erscheint Oöln bereits in frühen Jahrhunderten; denn
diese Stadt vermittelte zuerst mit der StromschifECahrt auf dem Bhein den Bee-
yerkehr nach England. C<5lnische Kau^leute besassen schon zur Zeit Wilhelms
des Eroberers bedeutende Yorreohte in Etigland. Um dieselbe Zeit bildete sich
in der Stadt das „kdlnische Recht" aus, welches an die Städte des alten Sachsen-
landes bis nach Lübeck hin und rermittelst der Zfthriiiger auf das südwestliche
Deutschland überging. Seitdem war die Geschichte Gölns derart in die Ge-
schichte Deutschlands- verwebt, dass Göln Jahrhunderte lang oft genug Impuls
und Entscheidung gab, bis auch diese stolze Stadt unter geistlicher Herrschaft
in Schwäche und Bedeutungslosigkeit versank, aus welcher sie sich aber wieder
rüstig zu erheben begann, seitdem sie der preussischen Monarchie einverleibt
war. Ihre Bevölkerung, wobei Deutz eingeschlossen, war im Jahre 1817 nur
54988 Seelen stark; im J. 1831 zählte sie bereits 72033 Einw., 1841 82980 Einw.
und 18Ö2 96541 Einw. oder mit Einschluss von Deutz 104757 Einw. Das für
1853 veröffentlichte Budget der Stadt Göln veransjchlagt eine Total • Einnahme
von 404200 Thlrn.; während dieselbe 1852 nur 344526 Thlr. betrug. Ausseardem
sollen aus der Anleihe von einer Million Thlrm noch 54371 Thlr. zur Verwendung
kommen, während im Jahre 1852 davon 68584 Thlr. verbraucht wurden. Die Ein-
nablnä-ycfrmehrong von 46000 Thlrn. sollte, grösstentheils aus einem neuen Zu-
schlag zur Mahl- und Schlachtsteuer beschafft werden. Nachdem im Jahre 1851
die 3.0 pGt. Zuschlag zu dieser Steuer 43028 Tbk. betrugen und för 1852 44000 Thlr.
InBochnung gebracht sind, wollte man 1853 etwa 75000 Thlr. aus dieser Steuer sieben^
indem der Zuschlag auf 50 pGt erhöht wurde. Die Einkommensteuer muss für 1858
mit 113950 Thlm. aufgebracht werden; 1850 war dieselbe auf 121260 Thlr. nonuirt.
Bei den Ausgaben für 1853 sind zur Deckung des Defizits von 1849 58460 Thlr. an-
gesetzt gegen 35756 Thlr. im J. 1852, für Straasenpflasterung 2500 gegen 5000 Thlr«
im J. 1852, für Verbesserung des Strassenpflasters 7500 Thlr. Die Bdeuchtung kostet
IdOOa Tbk., die Strassenreitigung 6600 Thlr., Verwaltungakosten betragein 14600
Thh:., Schulen 28000 Thb:., Zuachuss zur Armenverwaltung 48249 Thh:. Das
Budget der Annen Verwaltung pro 1853 war angesetzt auf 175387 Thlr., während
dieselbe 1852 nur 167670 Thlr. kostete. Nach Inhalt der Gewerbesteuerrolle
pro 1853 hatte Göln 808 Handelsfirmen in Klasse A, also mit kaufinännischeh
Rechten, 2007 Krämer und Victualienhändler, 607 Wirthe, 206 Bäcker, 187 Fleischer
129 Bierbrauer, 972 Handwerksmeister mit zwei oder mehr Gehilfen^ 10 Müller,
159 I^utscher oder Fuhrleute mit zwei oder mehr Pferden. Erhebliche Verän-
derungen gegen 1852 waren nicht vorgekommen. Die Klasse A hatte siöh um
17 Firmen vermindert; die Krämer hatten sich um 174 vermehrt; die steuer-
pflichtigen Handwerker um 31 zugenommen. Das Gesamm taufkommen an Ge-
werbesteuer betrüg, vorbehaltlich der Ab- und Zugänge, 69921 Thlr., gegen 1852
ein Mehr von 1554 Thlm.
Aachens Bevölkerung belief sich 1817 auf 32300 Einw., 1831 auf 38884 Einw.,
1841 auf 44078 Einw., 1851 auf 51969 Einw. Das städtische Budget, welches
für 1853 festgesetzt wurde, betrug 164821 Thlr. oder um 4000 Tbk. weniger als
1852 mit 169291 Thlm., eine Erleichterung, die dadurch bewirkt wurde, dass die
Verzinsung und Tilgung der Stadtschulden eine beträchtlich - geringere Summe
erforderte. Die Ausgaben vertheilten sich, wie folgt:
185 2 185 3
Verwaltungskosten 17805 Thlr. 17401 TUr.
Polizei eto. 13933 <» 14964 ,i
öffentHche Arbeiten . 15653 „ 16537 n
OffeDtliche UntersfüitUBg und Beiträge zuPfOTinziiil-
Anßtahed ...... ^ ....«« « 35339 » 39645 »
43i Oe«t«objoil 8ttldt«w»»ett.
■ l^M ' 11^4 8 •
UTitcrri<*ht«-AttsUlt»n . . 23550 Thlr. 25619 Tbir,
Cnltua -Ausgaben , 3880 , 1^405 «
Tilgung und Verainsung der Sdiulden .... 33543 n 18301 ^
Der Zusebass zu der ArjnenTerwaltvsg ist pro 1853 mit 33005 Thlm. A«»g96e(i(t,
620 Tblr. weniger als 1852. Die Eanaabme yoa 4er Einkomnaeusteuer) w^b6
1852 39231 Tblr. betrug, Ut 1853 nur m 29^74 angesetzt.
Die 6tadt Trier hatte 1817 einschliesslich de» Milit«irs dne BevÖlkpnipg
Ton 12750 Seelen, ^ie 1849 auf 1*9609 angewachsen war. Das laufende stSdtisdie
Einkommen fftr 1851 betrag 42042 Thlr. die Ausgaben da^e^n 34697 Thli;. IMo
Summe der im Jahre 1851 gezahlten Schulden betrug an Kapital 61 37 Thlr^ an
Zinsen 2051 Thlr., zusammen 3188 Thlr. 1850 wurden bezahlt 4448 Ttör., und
1849 1660 Tlilr. In dem Pfandhause zu Trier betrug in -den Jähren
184 9 1.8 5 0 185 1
«He flSabl der Darlehen ...... 7612 8973 ICMtdO
denm Geldwerth ........ 16028 Thlr. 1848'! Tblr. 20624 Thhr.
die £«hl der nicht eingelteeten PfUnder . 5074 4991 5153
der Betrag der doftlr gi^lsteten fitold-
▼orschttBse 10060 Thlr. 13233 Thlr. 15679 lUr.
die Zahl der aar 4iiffentii€!hen Yersteigerang
gebKaehten Pfänder 446 « -610 « 630 „
den Erlös dafür 1123 » 1220 « 1248 «
der jährliche UebenidiQss 171 « 374 « 195 «
die jährlichen Verwaltn&grfcwten . . . 1410 n 1418 n 1462 «
die erhobenen Zinsen 1503 « 1678 « Idll »
dieTeMteigemngsfkosten and nicht zuröck-
•geaog«ne UelMmobüsse 78 ,» 115,» 86 ^
{Eine ^nstigere Ansicht von den inneren Zuständen Triers gewinnt man dagcjgen
aoa den Ergelmissen der Sparka«6en-Beehnnngen für die Junre
1849 1850 1851
£8 betrag nämlich die Zahl der Sparenden 174 206 228
der Betrag des niedergelegten K^Hiitals . 13268 Thlr. L3990 Tbk. 16068 Thlr.
die Zinsen 966 >, 1172 •, 1210 «,
Die Gewerbesteuer in Trier ertrag 1851 die Samme von 9543 Thlm., 1^60
9178 Thlm., 1849 9596 Thlm. und «war traf sie
1849 1850 1S51
Handeltreibende 478 459 465
Gast- und Schankwirthe 149 143 154
Debitanten geistiger Getränke .... 26 26 17
Bäcker 62 58 75
Metzger 46 47 45
Bierbrauer 18 17 13
Besteuerte HandweAer ...... J95 J90 187
Fuhrleute 31 32 33
Schiffer 42 52 49
Summa der besteuerten Gcwerbtreibenden 1057 1022 1033*
Düsseldorf mit einer Bevölkerung v«n 23625 Seelen im. Jahre 1817,
1851 27762 Einw. Die Yermebrung der Population von 1881 bis 1861 tum
3017 Seelen oder 12,2 pCt., stcilt >diese «Stadt imte iden ^ dtildten der iptasuiA*
sehen Monarchie, die 1351 aber 20000 Einw.. zählen, beinahe in die letdle^tiiUe
hinsichtlicli der Progression ihrer Beyölkernngen; denn nnr noch Danzig, welches
in demselben Zeitraum von 62704 nur bis 66012 Einw. zunahm, also um 3308
Seelen oder 5,3 pCt.» steht hinter Düsseldorf zurück. Die nftchste Stadt vor
Düsseldorf in der Bevölkerungs -Zunahme ist Münster, das von 1831 bis 1851
seine Bevölkerung von 21983 auf 25036 Seelen wachsen sah» oder um 3053 =
13,9 pCt. Das städtische Budget Düsseldorfs für 1853 ist in den Einnahmen auf
129700 Thlr. veranschlagt; in den Ausgaben auf 120060 Thlr. von den letzteren kamen
auf die Verwaltungskosten 13010 Thlr., während 1852 dieselben nur die Summe von
10d65 TUr. betragen. Aach die Stadt Düsseldorf hat damit den Anfang gemacht, die
Alugaben für die Armenverwaltung zu beschränken. Schon 1851 würde die Verab-
reichung von Un{er8tützung«n auf das geringste zulässig^ Ikfaass beschränkt und ist
daxmt 1852 fortgefahren, ^nach stellten sich die Geldausgaben an Geld und Ka*
tnraUen in der wöchentlichen Pflege, welche 1851 noch 14913 Thlr. betragen, 1853
auf 12503 Thlr., was ein Erspamiss von 2410 Thlr. macht und gegen 1850 mit 18S79
Thlr. von 5875 Thlr. Für die Armenbedürfhisse überhaupt wurden 1852 aus der
Stadikasse 30830 Thlr. gezahlt, für 1863 aber sind nur 29000 Thlr. in den Etat
aufgenommen. Ausserdem hatte die Armenverwaltung aus eigenen Mitteln und
ionstigen ihr überlassenen Einkünften eine Jahres-Einnahme von 366(> Thlm., so
dass ihre Gesammt-Einnahme sich 1852 auf 40730 Thlr. belief; fär 1853 ist die-
selbe auf 38670 Thlr. veranschlagt. An directen Communalsteuem wurden 1852
anf^ebraefat 58400 Thfr. oder per Kopf 1 Tlilr. 11 Sgr., wogegen 1851 auf den
Kopf 1 Thlr. 14 Sgr. 1 Pf. kamen. Die Steuereinnahme wurde gebildet durch
Zuschläge zu den direclen Staatssteuem im Betrage von 15400 Thlr. und durch
die Einkommensteuer bei einem Umlage - Capital von 1 ^^ Million im Betrage voft
43000 Thk. Der städtische Zuschlag von 50 pCt, auf «e Mahl- und Schlaoht-
steuer ergab 1852 die Summe von 20996 Thlr., während 1852 daraus nur 19628 Thb.
aufkamen. Das ^ des Rohertrags der Mahlsteuer, welches der Gemeinde eben-
üsUs zugewiesen ist, betrag 1851 6559 Thlm., 1851 7328 Thlr. Bei der städtischen
8parka£e war am Schlüsse 1851 die eingelegte Summe 162253 Thlr.; am Schlosse
des Jahres 1856 154148 Thlr. Bei der städtischen Leihanstalt waren am Schlüsse
des Jahres 1851 24000 Pfänder vorhanden; 1852 kamen 55845 Pfänder hiwsn,
eingelöst wurden 1852 55256, so dass zum Sohlasse verblieben 24589. Der auf
dieselben gegebene Vorsohuss belirfsioh am 1. Jan. auf 41789 Tlilm.; am Schlosse
des Jahres 51388 Thlr.
Der Gemeindehaushalts-Etat von Elberfeld, das 1851 39944 Einw. zählte
<1817 nur 15681) beträgt für 1853 in Einnahmen und Ausgaben 148046 Thlr.
Eine verhältnissmässig starke städtische Bevölkerung enthält das
KönigreichSachsen. Ueberhaupt ist die Einwohnerzahl des Königr. Sachsen
seit 1834, in welchem Jahr die erste genaue Volkszählung (nach dem vorange-
fangenen Anschlüsse Sachsens an den Zollverein) vorgenommen wurde, von
595668 Seelen auf 1894431 im Jahre 1849 gestiegen, hat sich also in diesen
15 Jahren um 298763 Seelen oder 18,72 pCt. vermehrt Diese Vermehrung fällt
aber hauptsächHch auf die Städte, welche 1834 523777 E. und 1849 663040 E.
hatten, was einer Zunahme von 26,59 pCt. gleich kommt, während die Land-
bewohner nur von 1071897 auf 1231391 sich hoben, was eine Zunahme von 14,89
pCt ausmacht. Betrachtet man die grossem Städte — es existirten 1849 im
Königreich Sachsen deren 29, welche über 5000 Einw. hatten •— so ist der Zu-
waohs in folgenden 10 Städten am grösstea gewesen:
IQAj iQiQ Zuwachs In
1004 1Ö4» prooenten
Zwickau 6701 £. 12708 86,64
Orimmitsohtta 3767 7068 87,63
Ifieerone . . . 4172 7345 76,03
GlfttiobM . . . 6296 10350 64,39
1884
1949
Beicilenbach
. 5165 E.
8075
Chemnitz . .
21137
30953
Dresden . , .
66133
94092
Annaberg . .
6697
9437
Werdau , . .
4994
6966
Leipzig . . .
44802
62374
4S6 Dentftolies (^tüdiewesen;
Zniraehs 1« ' .
Procentea
56,34
46,44
42,28
40^1
39,46
39,22
Die Bevölkerung hat hiemach in einer Boi'he von Fabrikstädten noch mehr
zugenommen, als in der Hauptstadt Dresden und in der Handelsstadt Leipzig.
Zwickau^« Aufblühen häugt mit der ausserordentlichen Ausdehnung der Stein-
kohlen-Produktion in der nächsten Umgegend und mit der dorthin verzweigten
Bttchsiflch-bayrischen Eisenbahn genau zusammen. Die Stftdte Oschatz, Leimig,
ßchneeberg haben nur um 8 bis 9 pCt zugenommen. Speciell von 1846 bis 1B49
hat Schneeberg etwas an Einwohnerzahl abgenommen, was auch mit der frfiher
so wohlhabenden Stadt Zittau der FaJl gewesen ist. Was die zahlreichen kleinen
Städte Sachsens betrifit, die zum Tb eil nur, wie meistens die Kleinstädte Deutsch-
lands eine kümmerliche Existenz fristen, wenn sie nicht eine bedeutende Feldmark
besitzen, so hat doch auch bei ihnen in der ganzen Periode von 1884 bis 1849
eine, wenn gleich nur unbedeutende Zunahme der Einwohnerzahl stattgelunden,
mit Ausnahme der kleinen Stadt Ostritz, welche 1849 etwa 3 pCt. weniger Ein-
wohner als 1834 hatte. Sachsen hat 118 Städte von weniger als 5000 E., dar-
unter 41 von weniger als 2000 E. und 11 von Weniger als 1000 Einw. Die kleinste
Stadt — Bärenstein — hat nur 470 Einw., während es sächsische IndnstriedörfiBr
Yoa 5000 Einw. und darüber giebt.
Wenn Leipzig auch der Bevölkerung nach die zweite Stadt des König-
reichs Sachsen ist, so steht es durch seine Industrie und Handelsthfttigkeit doch
an Wichtigkeit seiner Verhältnisse und weithin reichenden Einflüsse in erster
Stelle. Darauf haben unbedingt die Messen eingewirkt, die, wenn sie auch für die
heutigen Verkehrs- und Handelsverhältnisse nicht mehr von der Bedeutung sind
wie vormals, doch immer noch für die innere Entwicklung des Messplstzes fottr
wirkeQi wie sie überhaupt den Anstoss zur freien Entfaltung der gewerblicheB
Kräfte gegeben haben. Früher war in Leipzig, trotzdefn dass es Meesplatz war,
den fremden Handwerkern das Einbringen und Feilhalten unbestellter Waaien
verboten. Durch die Zollvereinsverträge trat die wesentliche Aenderung ein, dass
keinem Gewerbtreibenden eines Zollvereinsstaates ein Vorrecht vor dem andern
eingeräumt werden sollte, somit allen Gewerbtreibenden des Vereins der freie Ver-
kauf während der Leipziger Messe eröffiiet wurde. So sehr man in Leipzig da-
von eine Krisis für die städtische Gewerbthätigkeit fürchtete, so wem'g ist in
Erfüllung gegangen. Ungeachtet von auswärts billige Gewerbserzeugnisse massen-
haft zu den Messen gebracht werden, so sind doch einheimische Handwerker,
welche gute Waaren liefern, mit Arbeiten fast überhäuft. In vielen Zweigen des
Handwerks wird zu Leipzig ein ansehnlicher Theil der Arbeiten für das Export-
feschäft geliefert. Die Zahl der Juweliere z. B. hat sich zu Leipzig in hundert
ahren verdoppelt, Und doch hat ein einziges Geschäft der Art gegenwärtig ein
grösseres Lager von Waaren und einen bedeutenderen Absatz, als alle 18 Juwe-
fiere hatten, welche 1746 zu Leipzig bestanden. Dasselbe trifft andere sächsische
Städte. Die einzige preussische Stadt Burg bringt jetzt mehr Tuch zur Messe
nach Leipzig, als vor ungefähr 36 Jahren aus ganz Preussen und Sachsen dort
zu finden war, und doch hat sich nebenbei die Tuchfabrikation in den sächsischen
Städten Oederan, Grossenhayn, Döbeln und andern bedeutend gehoben. Für
eine ganze Beihe von gewerblichen Streitfragen, wie auch iti Bezug auf die Ent-
scheidung allgemeiner Gontroverspunkte über Freizügigkeit, Nfederlassungsrecht
etc. ist Sie statistische Zusammenstellung der Bevö^erungszahlen verschiedener
Städte so wie Landestheile, und der darunter sich befindlichen QewerbBgenoasen
Pc^^ta-ches StMi^weien. 437
«19 4991 mthx.oifs weniger lii^tfteiid«n Handwerken in. yefteliiedenen Zeiiperioden
Tcm sehr wesentUcJikesa Interesse* £in Versuch der Art itt gemacht in der Zeit^
Bchrift für deutsche Statistik, Jahrg. 1847, p. 763, indem dort die Berölkerungen
und die Zahl de^ Gewerhtreibenden in 14 deutschen StÜdten für das Jahr 1845
yergleichend zusammengestellt sich finden. Dann ist in diesem Jahrbuch pro
1852 p. 91 eine yergleichende .Zusammenstellung der Berliner Handwerker in
Bezug auf die Gesammtbevölkerung von. 1784 und 1847 gegeben. In Bezug auf
Leipzig liegt nun eine solche statistische IJebersicht des dortigen Grewerbe- und
Handelsstandes seit 134 Jahren Tor, aus welcher einmal an sich sehr lehtreiche
Aufschlüsse in Hinsicht der .eben erwähnten Streitpui&te entnommen werden
kennen, und die dann zu ähnlichen Combinationen gleicher oder grösserer Umkreise
geeignete Anleitung zu geben im Stande sind. Wir entnehmen dieser statistischeii
Uebersicht, der im Allgemeixiea die Aufzeichnungen Yon den Jahren 1716, 1746,
1770,. 1736» 17J98, 1813 und 1849, daneben aber auch Angaben aus den Jahren
1789 und. 1815 zu. Grunde, liegen, das Wes^itlichste im Folgenden. Yorauszu-«
spicken ist, um die ZahlenirerCftltnisse richtig zu würdigen, .dass die Bevölkerung
Yon t-eipzig in runde» Zahlen 1616 27000, 1746 29000, 1770 27000, 1786 29 —30000,
1798.32000, 1813 32000, 1849 62000, 1852 nach der jüngsten Volkszählung 666S2
(darunter 32813 männliche und 33869 weibliche) Einwohner betrug. Diese letzte
Ztid yertheilte sich auf 13455 Haushaltungen. Noch mag hinzugefügt werden,
dass 1834 in Leipzig auf. ein Wohnhaus 30,94, 1849 32,74 Personen kamen.
Bei d^ meisten. Innungen maeht sich eine bedeutende, gerade nicht im Yer*
hältni3s zur . Bevölkerung immer gleichbleibende Zunahme der selbstständig^d
Meister beoierkbar. Besonders ansehnlich haben sich, wie der Begel nach in
«lleDI gpröss^en Städten, die Schneider, Schuhmacher und Tischler yer^
ijiÖlMrt. 0ie jZahl derseU)en war .
' ' 1716 183 Schneider, 108 Schuhmacher, 30 Tischler.
1746 209 ' „ 131 „ 34 „
1770 294 „ 204 „ 38 „
1786 354 „ 219 „ 45 „
'1798 368 „ 236 „ 45 „
1813 397 „ 283 „ 50 „
1849 555 „ 371 „ 96 „
Erwägt, man, dass Xicipzig 1849 mehr als das Doppelte der Einwohnerzahl
yon .1786 hatte, so. kann man die Zunahme bei den ersten zwei Gewerbklassen
d>!ensowenig gleichxnässig finden, als wenn man in Beimacht zieht, dass die Yolks-
zabX^in den Jahren 1746 und 1785 ungefähr gleich war, während die Zahl der
Schneider und Schuhmacher in der Zwischenzeit um fast 70 pCt. zugenommen
kattd. Letztere Erscheinung lässt sich aus dem seit Mitte des vorigen Jahr-
hunderts rasch steigenden Luxus, erstere aber aus dem Umstände erklären, dasa
die Meister im Durchschnitt jetzt mehr Gesellen als früher beschäftigen. Die Zahl
der Bötticher hat im Laufe des vorigen Jahrhunderts fast immer zwischen 22
(1716) und 29 (1789) geschwankt» und sich nur 1770 bis zu 30 erhoben; 1813
finden wir 26, 1849 35 verzeichnet. Die Zahl der Buchbinder, welche 1716<
20 und 1749 19 betragen hat, hielt sich in der zweiten Hälfte des vorigen. J^r-
hunderts fast immer auf 26, und ging nur 1770 auf 23 zurück; gegen Ende des
Jahrhunderts stieg sie auf 28; 1813 war sie 30 und 1849 82. Die steigende
Uterariache Thätigkeit, die grosse Vervielfältigung der Druckschrilten und die
zumehmende BeUditheit der Cartonage -Arbeiten konnten natürlich auf die Vor- .
mehrung dieses Gewerbes nicht ohne Einfluss bleiben. Eine ähnliche Zunahme
in jüngster Zeit zeigte sich bei den Buchdruckern. Man zählte 1716 17;:
1746 19, 1770 13, 1786 12^ 1798 18, 1815 18y 1849 30 Buchdrackereicin. Einei
ähnliche Progression zeigen die Buchhandlungen; es bestanden 1716 17, 1746'
29^1770 .17,^ 1789. 27, .1798 46, 181^ 66 und 1849 147. Die.Zahl der Dreehslet
48S ]>eiit9ebeift fttft'd't«v6i^0n*
Kdir gesoldaefatet. *- YerUtlt&iuiittftrig' am tadtHlämisUiii ist die Std^^rdlig^ M
itm^ Q<9l-bg(ies»erii; rot den nettneiger Jabren des Toi%ea Jahrliiifidertis gab
es' keinen' Qelbgiesser in Leipzig) sondern nur 3 bis 5 Roth'- imd Glockc^gieBser;
1798 wird eia^ enndger Munhaft gemacht, 181S 2 and 1849 7. Die Glaser,
deren 1716 30 waren, ▼erminderten sich 1746 auf 18, 1770 anf 15 und 1786 auf
12; 1798 sind wieder 15, 1812 nur 12, 1815 13, 1849 aber 40 aofgeföhrt Die
Zahl der Gald- und Silber- Arbeiter betrag schon 1716 20, 1746 18) 1776 24;
in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts hielt sie sich zwischen 16- und 19^
1815 belief sie sich auf 22 und 1849 auf 34. Gold- und Silbersehl&ger
kommen erst 2 an der Zahl in den beiden letzten Jahrzehnten des vorigen Jahr-
hunderts vor; jetzt existiren 3. Bei den Kammachern findet sich schon 1746
ein Herabgehen von 7 (1716) auf 5; seitdem hielt sich deren Zahl zwischen 4
und 6, biä 1849 ihre Zahl auf 11 gestiegen ist« Noch stärker ist die Verschieden^
heit der Meisterzahl in den verschiedenen Zeitpunkten bei den ElempneTn; sie
betrug 1716 6, verdoppelte sich bis 1746 und stieg bis 1770 auf 14, während in
dieser Periode die Zahl der meisten Grewerbe wegen der Kriegszeiteil eher in Ab*
ni^e war; allein schon 1786 finden sich nur 9, 1789 und 1815 nur 9, 1849
aber 2a Korbmacher gab es 1716 6, 1746 8, 1770 nur 5, 1786 schon 11)
1798 und 1813 9, 1849 22. Die Zahl der Kupferschmiede hidt sich wfthi«nd
des ganzen vorigen Jahrhunderts zwischen 5 u. 7; 1813 betrag sie 6, und 1849 10.-
«^Maurermeister waren 1716 8, 1746 8, 1770 6, 1786 5, 17984, 1813 7 u. 184^
11. In ilhnlicher Weise ist die Zahl der Zimmermeister in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts gefallen und erst neuerlich wieder gestiegen ; sie betrag
1716 11, 1749 9, 1770 6, 1786 7, 1798 7, 1813 6 und 1849 20.— Schlosser,
Sporer und Win denm acher haben sich fortdauernd vermehrt; es gab 1716
24, 1746 29, 1770 32^1789 38, 1798 39, 181341 und 1649 43. Me>ss^schmid4«|'
Schleifer und Po lirer finden wir im vorigen Jahrhundert stets 7 — 9 aufge-
zählt; 1813 gab es nur 3 Messersehmiede und 1 Schleifer; 1849 dagegen 9 Messer-
schmiede und 3 Schleifer. Die Zahl der Nadler stieg von 171*6 bis 1746 von 4
auf 6, 1770 auf 9, fiel daun auf 4 — 5, erhob ^ich 1815 auf 8 und 1849 auf 19.
Die Seifensieder vermehrten sich im Laufe des vorigen Jahrhunderts aUmählig
von 10 auf 15, 1813 waren 13' und 1849 19. Seiler gab es bis nach 4en Kriegs-
jahren in der Segel 16 bis 19, nur 1746 sind 21 aufgeführt; 1849 2iählte man
25. Tapezierer, deren Zahl sich seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts fort-
dauernd 'zwischen 4 und 8 erhielt, gab es 1849 44. Uhrmacher^ waren 1716
nuff 4, seit 1746-1815 8—10, 1849 23. Die Zahl der Wagner betrug 1716
9, äank aber seitdem fortwährend bis 4 im Jahre 1789> stieg bis 1813^ auf 9 und
1849 auf 12. Von mehr fabrikmässig betriebenen Gewerben zählte man Blei-
Dosen-Fabriken 1815 2, 1849 2; Ghemischs Fabriken 1813 4, 1849 7; Chokolade^
Fabriken 1813 4, 1849 8; Tabak-Fabriken 1815 9, 1849 12; Oigarren-Fabriken^
1815 1, 1849 30; Liqueur- Fabriken 1813 2, 1815 11, 1849 49; SiegeUack- Fa-
briken 1615 4, 1849 7; Strohhut-Fabriken 1813 1, 1849 8.
Der neuem Zeit angehörige Klassen von Gewerbetreibenden sind Blumen-
macher (10)) Kolonisten (14)., Halsbinden- und Modenwaarenerzenger (14), Ver-
fdttiger von chemischen Feuerzeugen (11), Mütaenmacher (30)» Begensohirmver*
fertiger (17), Fleisch waarenhändler (U), Glaswaarenhändler (9) und Mdbelhändler
(33). — Zu den Gewerben, welche jetzt zwar stärker vertreten sind als frfiher,
aber doch während der 134jährigen Peiiode einmal zahlreicher waren, gehören
Beutler und Handschuhmacher (1813 10, 1849 nur 7). Formenstecher, Gfirtler
(1746 11, jetzt nur 7)» Hutmacher (1716 16, 1849 12) Kartenmaler, Kürschner
(1786 67^ 1849 nur 45), Kunst- und Schjtnfärber, Posamentirer (1746 26, 1S49
22). YdUig untergegangen oder doch in fortdauernder Abnahme begriffen sindt*
Fischer, Gkdd- und äitterdrathzieher. Plättner und Spinner (1746 42 1 ' 1S49 7),>
Kaopfmacher (1789 39) 1649 13}« Lein^uodZeug^ber, Lohgeiber 1770; B9) 1849-
9)t Nagelschmiede. Am bedeutendsten ist die Abnahnfe der Pexrttokenmaoberi
8^ toii 7 (1716) auf tO- (1746)^ Kielt sid» dann 18I& smiscKen 8 tmd 19, imd
betrag 1849 19. Bin* gfvössere Yeriltideniiig zeigte sich b«i den stftdtlsiiiliett
Fleischern; 174(^ gab es deien 48 ; 1770 war diese 2ahl anf 39 und 1786 auf
27 gesunken (auf ungefähr die H&lfte bei gleicher Bevölkerung) ; sie erhob sich
1798 auf 35, fiel: 18U$ auf 33, war 184i) 62 und 1852 61, welche^ Schlächter vom
1. April 1852 bis. 34. März 1853 zur Consumtion der Stadt Leipzig 28497 Stück
Vieh schlachteten, während 34502 von 80 Landschläohtem noch hinzukamen,
im Ganzen also 62999 Stüek, wovon 7498 Rinder, 12235 Schweine, 294GD Kälber,
13528 Schöpse und 2S3 Lämmer. Im Jahre 1851 wurden im Ganzen 35 Stück
es gab deren 1716 73, 1746 46, 1770 81, 1786 164, 1798 137, 181^ 112, 1815 65,
1849 25. In diesen Zahlen prägt sich der Gang der Mode uud deren mächtiger
ifinflnsB auf die Industrie deutlich , ans. Der steigende Luxus in der zweiten Hälfte
6b8 voiCgen Jabrhimderts bewirkte, dass sich die Zahl dieser Klasse von Gewerbe
treibenden nahezu vervierfachte, während die Bevölkerung im Jahre 1786 der
Ton 1746 gleieb kam. Die Rflekwirkung der französischen Berolation vermin'-
derte die &1I1L der Penüekenmaeher in wenigen Jahren um fast 20 pCt. un<l
dl» Beste d^ einst blähenden Gewerbes, welche sich bis au den Krieg^eeiten er-
halten hatten, werden nach diesen rasch beseitigt, um der neuen Gestaltung des-
aelben Platz zu machen. Während 1746 auf 650 und 1786 sogar auf 1^ Einw.
ein Perrückenmacher kam, fällt 1849 ein FrLseur auf etwa 2600 Einw. Fast
gaa» nntergegangen ist die 8«mmetmanufaktur. Sie blüthe gegen die
Matte des vorigen Jahrhunderts auf; 1746 waren 3 Fabriken, 1770 12 Fabriken
und ihi den achtziger Jahren, als daneben auch die Seidenstmmpfwirker aufkamen,
beütaB'deB (mit diesen) stets 9**- 11 FabrOsen. 1813 finden wir nur noch 4 und
ifitö ein<^ Bolcho Fabrik. Eine starke Abnahme zeigt sieh auch bei den Stnimpf-*
AtiiakflUn Und Strampfwirkem. Der Erstem gab es im vorigen Jahrhundert stets
6-*«9r 1770 sogai- 12, 1813 noch 4, 1849 1. Die Letzteren finden sioh in> der
Uiüm des vorige Jahrhunderts 1770v an Zahl 35, 1789 55, 1813 wai-en noch 38j
1^9 17. Die Zahl der Tuchmacher war inLdpzig nie bedeutend, am grössten
(15*) im J. 1746, bis 1798 sank sie auf 3 herab, 1813 zählte man 5 und 1849^
nnif 2. Zlnngieisser gab es früher 8--~10^ in den achtziger Jahren 12;
1849 5»
Uebet den Hände ladt and ist Folgendes zu notiren (wobei die Bemerkung,
diM^ zu* Leipzig, im vorigen Jahrhundert die „deutschen Kauf* und Handelsfirmen*^
YiOt' den f^franaöttschen und italienischen Kaufleateii** getrennt aufgefUirt wurde»),^
gab ^ ^
Summa
115
224
194
163
198
Während sich die Zahl, der Kaufleute gegen Ende des verigen ^hrhunderts
wieder gehoben hatte, sank sie in den spätem Kriegsjahren h^rab, so dass 1813
Bnr 188 und 1815 erst wieder 196 gezählt wurden. Gegeikwärtig werden Kauf-
lente und Kriüner zusammen anfgeföhrt; ihre Gesammtzahl beMg 1849 1124,
darunter befanden sieh 564 Krämer. Die Zahl der Kaufleute muss man jedoch'
höher als auf 560 veranschlagen, da mehi^re Kaufleute zugleich Krämer sind.
Krftmer werden aufgeführt 1716 149« 1746 264, 1770 298, 1789 270, 1798 302,
1818 365 und 1849 564. Das Steigen und Fallen dieser Zahlen trim, wie man'
aiehi; , mit jenem dtor Kaufleate uieht in die gleiehen Zeitriliune.- Wlfiirend die^
ZaU dev letzteren sohl« um die Mitte des vorigen Jahrfaunderts an aii^en be-'
gana, hol» sioh die der Krilmer bis 1770» und ging erst von da bis za den nenn-'
v§fis Jahfen smrüok, atisg/ aber daim irieder tangeiaohtet der Krieg^ahn« Ifimmt-
4eat8Gh6
fhnuöa. <
italienische
Kaufherrea
Kaufleute
Kattflj9ute
1716
115
—
—
1746
189
23
12
1770
152
27
15
1786
128
23
12
1798
170
21
7
4^ Deutflolies Städieweson;
juAii an, dass 1849 in innder SmoHke die ZaU der Kanflente 000 und cUe der
Krämer 560 betrug, so kamen auf 1 Eaufinann 1716 235 Eiüw., 1746 131 £inw.,
1786 181 Einw. und 1S49 105 Einw. und auf einen Kxikmet 1716 ISO Einw.,
1746 155 Einw., 1786 102 Einw. und 1849 111 Einw.
Wir erwähnen nodi schliesslich der in Leipzig bestehenden Armen-
anstalt, welche mit dem Bericht über ihre Thfttigkeit vom I.Juli 1851 bis
30« Juni 1852 ihr 50jähriges Jubiläum gefeiert hat Die Einnahme dieser Austalt
betrug in dem letzten Jahre im Ganzen 54302 Thhr. (im Jahre yorher nur 49793),
zu ihr gehörten die Beiträge des Stadtraths aus Oommunalibiids 10468 Thb*.,
15902 Thlr. Subsoriptionsbeiträge , 9992 TMr. aus eingegangenen Legat^m, 919S
Thlr. aus einem besondem Yermächtniss. Die Ausgaben bettrugen 41495 Thlr.
(im Jahre vorher 41568 Thlr.) Unter den. Ansgaben befanden sich 1132 für di^
Verwaltung, 10902 Thlr. für die Schule, in welcher in 26 Klassen von «20 Lehrer»
1727 Kinder Unterricht erhielten, 3719 Thlr. för die.Bdkleidungsanstalt (im Jahre
vorher 5267 Thlr.); bekleidet wurden 207 Männer, 806 Frauen und 1150 Kinder»
^12 für die Brodbäckerei; es wurden gebackra 365921 Pidi Beod und vertheik«
Andere Ausgaben betrafen die Krankenanstalt mit 1432 Thlm., zwei Atmeiihftnaei^
. Brennholz, wöchentliche Unterstützungen , hierfür wurden 9214 Thlr. an 137S^
Personen vertheilt. An Fonds besitzt die Armenanstalt 119099 Thlr. in Hypo-
theken, Obligationen etc.
Dresdens Bevölkerung hat sich, wie schon früher bemeirkt, in dem Zeitraum
Ton 1834 bis 1849 von 66133 auf 94092 Seelen Termehrt, also im Oanzen um
etwa 28000 oder durchschnittlich im Jahre um 1120 Seelen, welche YeumeliruDg
durch einen verhältnissmässig starken Zuzug von aussen bewirkt ist, indem d«r
jährliche Uebersehuss der Geborenen über die Verstorbenen kaum die Hälfte jeher
Vermehrung betragen dürfte. Denn noch im Jahre 185^ worden in Dresden
sammt seinen FarDchialdörfem nur 3916 geboren, während 3^0 starben, also der
Uebersobuss nur 579 betrug. Will man die sittlichen Verhältnisse eineir Stadt
nach dem Verhältniss der ehelichen und un^elicben Geburten benrthdlen , . so
gi^en für Dresden folgende Zahlen den Maassstab. Die 1852 Geborenen bestanden
in 2437 ehelichen (1072 Söhne und 1401 Töchter) und 1446 unebeUchen (958 Söhne
und 488 Töchter). Confirmirt wurden zu Ostern 1852: 716 Knaben und
725 Mädchen. Die Zahlenverhältnisse über kirchliGhe Handlungen, an denen' eine
städtische Bevölkerung zu. vemohledenen Zeiten sich betheiligt hat, sind jedenfidla
lehrreich und von Interesse. In Bezug auf Dresden mögen f<%ende Data hier
angefahrt werden:
Paar Getrsnte Getaafta OoAmmanicanten Begrabene
Im Jahre 1052 gab es dort 206 - 732 40389 450
„ „ 1752 „ „ „ 473 1984 . 93529 2048
„ „ 1852 „ „ „ 954 3704 48615 3340
Diese Zahlen geben Stoff genug zu Betrachtungen, wenn man sie unterein-
ander in demselben Jahre, wie auch in Bezug auf die verschiedenen Jahrhunderte
vergleicht.
Das städtische Budget Dresdens enthielt an Einnahmen im- Jahre 1848
272000 Thlr., an Ausgaben 267764 Tbk.; 1851 Einnahmen 306837 Thlr., Aus-
gaben 287029 Tbk. ; 1852 Einnahmen 268493 Thhr., Ausgaben 264057 Thlr. ; fßr
1853 sind veranschhtgt Einnahmen 260551 Thlr., Ausgabe 260521 TUr. Von
den Ausgabien für 1853 beträgt der Bedarf des städtisohen Haushalts an und für
sich 130122 Thlr. Die Ausgaben bei der Sioherheits* und Wofalfishrtspolizei sind
auf 40568 Thlr. veranschlagt, wobei zu erwähnen, .dass der Zusohuss zur Polizei*
deputation. von 26600 Thlr. auf 31472 Thlr. hat erhöht werden müssen, und der
Aufwand für^ das Nachtwftchterinstitut von 1965 Thkn. aUf 6494 Thle. gewachsen
ist Uebec die ansgedduiten Geschäfte der PoUseidepataticb sollen weiter- unten
eiijüige Bemerkungen« folgen. Für Zuschuss an die Schulen sind 19600 l%li'. aufi*
ge«(et$st, für Axmeik- Krankenanstalten 60221 TMr.y nvnbei «iob'daii'DyeBdene»-
Deutsches Stftdteweseti. 44t
Budget darauf bezieht, dass in Wien der Bedarf des Armenwesens mit 800000 fl.
▼eranschlagt sei und Berlin allein im Jahre 1852 für die städtische Kranken-
pflege 58000 Thlr. ausgegeben habe. Die st&dtischen Aktiva Dresdens betrugen
2385594 Thhr. und die Passiva 979525 Thlr., so dass der oommunale Vermögens-
bestand sich auf 1406068 Thlr. belief, während er 1847 1317619 Thlr., 1848
1376263 Thlr., 1849 1836794 Thlr. und 1850 1336997 Thlr. betrug.
Ueber die Ausdehnung der Geschäfte, welche der Dresdener Stadtpolizei-
deputation während des Jahres 1851 oblagen, und den vorhin aufgeführten ver-
mehrten Zuschuss im Budget wohl erklärlich machen, mögen folgende Andeutun-
gen genügen. Bei ihrer Hauptregistrande und den Registranden der verschie-
denen Abtheilungen gingen 22234 Sachen ein, also Sonn- und Festtage abge-
rechnet, etwa täglich 74, Vernehmungen wurden expedirt 9610, Passkarten wur-
den ausgestellt 3779, aus den Gasthäusern wurden Fremde gemeldet 75941, aus
Privathänsem 9480 1 in die Steckbriefregister wurden 1497 Personen eingetragen,
19470 Gresellen wanderten ein, 16374 wanderten aus, 165 wurden zur Vernehmung
wegen Fälschung der Wanderbücher sistirt, 1609 Signalements wurden aufge-
nommen, 10276 Arbeits- und Gonditionskarten wurden an Gesellen ausgestellt,
673 ausgewiesene Personen wurden eingetragen, 2996 neue Dienstboten wurden
eingetragen, 6546 Diensteintrittsscheine, 6361 Dienstverändernngsscheine und
488 Dienstbücher ausgestellt, 82 Presserzeugnisse mit Beschlag belegt, andere 2200
geprüft und zum Stadtgericht abgeliefert, 57 Haussuchungen vorgenommen,
109 Vereine beaufsichtigt, 1056 Protokolle, Berichte etc. in Pressangelegenheiten
expedirt, 163246 Reisende vom Eisenbahnpolizeibureau expedirt und an Polizei-
steÜe 181 von den Bahnhöfen sistirt, worunter 4 steckbrieflich Verfolgte, 58 wegen
falscher oder mangelhafter Legitimation, 12 wegen Diebstahlsverdacht, 7 wegen
Pasafälschung, 4 wegen unbefugter Rückkehr und 77 wegen Legitimationsmangels.
Diese Zahlen und £bre Beziehungen auf die Geschäfte deuten wohl hinreichend
die Mannichfaltigkeit und den Umfang eines städtischen Lebens auch nach der
Seite der Polizei -Verwaltung hin an.
Die drittgrösste Stadt Sachsens ist Chemnitz; ihre Bevölkerung ist von 21137
im Jahre 1834 auf 30953 im Jahre 1849 gestiegen, sie ist die erste Fabrik- und
Manufakturstadt Sachsens und schliesst sich mit ihrer heutigen industriellen
Blüthe an Städte wie Elberfeld, Berlin und andere an. Dass die Stadt auch
reich an Communalvermögen ist, beweist ihr Budget, das im Jahre 1851 folgende
Positionen aufiuhrte: Die auf 84794 Thlm. sich belaufenden Einnahmen wurden
nur ^u 28242 Thlr. durch erhobene Commnnalanlagen nach dem Klassensystem
nnd zu 16981 an diversen Einnahmen beschafft; auch unter den letztern befanden
sich noch 2120 Thlr. aus der Sparkasse als Hälfte der Reinüberschüsse bei dieser
Kasse. Ausserdem^ kamen zu den Einnahmen 5579 Thlr. Ueberschuss von Ge-
richtssporteln und 2646 Thlr. von Bürgerrechtsertheilungen ; die übrigen Einnahme-
posten bildeten z. B. 6689 Thlr. von unbeweglichen Gütern, 3211 Thlr. von Ge-
rechtsamen, welche bestimmte Nutzungen gewähren, 17973 Thlr. von Gerecht-
samen, welche steigende nnd fallende Nutzungen gewähren — darunter die schon
angeführten Geriditssporteln und Bürgerrechtsgelder — 3977 Thlr. von aussen-
stc^enden Forderungen, Eapitalzinsen, 5496 Thlr. an Eaufgeldem. Die Ausgaben
der Commune beliefen sich im Jahre 1851 auf 73239 Thlr., so dass 11554 Thb.
baarer Geldvorrath übrig blieb. Von den Ausgaben kamen 21008 Thlr. auf Be-
soldungen, Remunerationen und Einnehmergebühren, 10535 Thlr. Zuschuss zur
AAnenverpflegnng, deren Einnahme überhaupt 13176 Thlr., Ausgabe 12778 Thlr.
betrug, also auf den Kopf der Bevölkerung etwa 12 Sgr. in einer der industriellsten
Städte Deittschlands, was Üir die Entscheidung der Frage, ob Industrie und
Proletariat in nothwendiger Beziehung stehen, wie oft behauptet wird, nicht un-
beaohtenswerth sein dürfte. — • Die Stammvermögensübersicht der Stadt Chemnitz
für 1851 wies einen Aktivbestand von 464379 Thkn. nnd Passiva von 54421 Thlrn.
nach, wönadi 4er Vennögensbestand ^9958 Thlr. betrug.
2S
442
Deutsches Stttdtewesen.
unter den norddentseben grösseren StAdten, die weder dorcfa bedeutenden
Handel nocli durch eine umfassende Industrie auf eine sehnellere Vermehrang
hingewiesen sind, hat die Residenzstadt Hannover doch in den letzten Jahren
eine yerhältnissm&ssig bedeutende Zunahme ihrer Population erfahren, was sein^i
Grund sowohl in der königlichen Hofhaltung als auch darin findet, dass sie der
Kreuzpunkt bedeutender Eisenbahnen geworden ist. Die Residenzstadt Hannover
umfasst gegenwärtig mehrere Stadttheile, die nicht alle unter der Verwaltung, des
Stadtmagistrats sich befinden, der Lage, dem Verkehre und ihren sonstigen Ver-
bindungen nach aber ein Ganzes bilden. In Bezng auf diesen ganzen Complex
ergab die Zählung vom 3. Dezember 1852 folgende Resultate:
AltsUdt, Neu-
stadt nnd Ernst-
Aug. Stadttheil
Vorstadt
Hnnuoyer
yorsUdt
GlockBee
Vorstadt
Linden
Zusammen
Seelenz'ahl mit Einschluss
des Militairs ....
Die Zählung vom 1. Juli
1848 ohne Militair . .
In 4^ Jahren beträgt die
Vermehnmg ....
31876
28030
3846
12454
8901
3553
586
504
82
4993
3350
1643
49909
40785
9142
Rechnet man aber das im Jahre 1848 zu Hannover befindliche Militair^ be-
stehend in 2129 Köpfen zur vorletzten Reihe hinzu, so beträgt die Vermehrang
nur 6995 Seelen, oder fiirs Jahr 1554 Seelen. Ans derselben Zählung dieüen #ir
noch folgende nähere Data, welche zur Beurtheilung der PopulationffrerliäHnisse
dienen können, mit:
Es befanden sich
in der Altstadt,
Vorstadt
Vorstadt
Vorstadt
Neustadt etc.
Hannover
Qlocksee
Linden
ZUMMUMU
Wohnhäuser ....
1926
1398
72
380
3776
Männliche Einwohner .
16736
5761
307
2566
25370
"Weibliche „
15140
6693
279
2427
24539
Verheirathete ....
7964
3976
158
1580
13678
Wittwer
337
109
6
40
492
Wittwen
1532
534
16
194
2276
Lutheraner
29209
11890
567
4534
46200
Reformirte
441
98
5
75
519
Katholiken
1524
349
11
242
2126
Sonstige christliche Sekten
6
15
—
1
25
Juden
668
102
3
141
914
Vergleicht man die Hauptpositionen dieser neuesten Zählung. Tsdt den Resul-
taten älterer Aufnahmen, so ergiebt sich, dass zu Ende des Jahns 1815 und An-
fang 1816, um welche Zeit die Regierung eine amtliche Zählung aller Fener-
Btellen und Einwohner des Königreichs vornehmen liess, zusanrnrnn fSr die Stadt
Hannover und ihre Vorstädte 21 10 Feuerstellen und 26126 Einw. herauskamen.
In dieser Einwohnerzahl war das Militair nicht mit einbegriffen. Dieser Zählung
folgte zunächst die Aufiiahme von 1821, nach welcher die Stadt Hannover mit
ihren Vorstädten 2455 Feuerstellen und 27517 £inw. Eählte. Aber die beiden er-
Denttehes Stttdiewesern. 443
wKlmten ZttUmigdn sind zum Theil sash so toh einander abweichenden Grmid-
Bätsen vorgenommen, daaa die daraas gewonnenen Besultate theils unvollständig,
theila widersprechend bleiben mnssten. Erst vom Jahre 1833 an hat man genaue
und umfassende amtliche Nachrichten über Volksmenge und Wohngebäude des
Königreiehs Hannover; seitdem wurde von 3 zu 3 Jiüiren gezählt, und danach
hatte die Stadt Hannover mit ihren Vorstädten an Wohngebäuden und Einwohnern
WohngebSade
Einwohner
im Jahre 1833 .
. . . 2765
32177
„ 1836 .
. . . 2821
33463
1839 .
. . . 2855
34789
y> 1842 .
. . . 3044
36860
, 1845 .
. . . 3433
40248
Man sieht, von 1816 bis 1889 ist die Vermehrung nach einem und demselben
massigen Verhältnisse (jährlich 1,3 pCt.) vor sich gegangen , von da an aber be-
ginnt eine erheblichere Steigerung, die zwar von 1845 bis 1848 bedeutend herunter
geht, dann aber in der Periode von 1848 bis 1852 ihren höchsten Grad erreicht
g'ährlioh 3,5 pCt.) Ein Vergleich der Aufuahme von 1821 mit der von 1852 er-
giebt, dass sich me Bevölkerung der Stadt und Vorstädte in ungefähr 32 Jahren
um 22392 Seelen oder 81,4 pGt. vermehrt hat. Diess beträgt för ein Jahr eine
durchschnittliche Vermehrung von 700 Seelen oder 2,5 pCt.
Vergleichen wir bei dieser Gelegenheit die Progression in der Bevölkerung
einiger bedeutenderen Städte Deutschlands, so hat Berlin in der Zeit von 1803
bis 1851 durchsnittlich jährlich 3,83 pCt. zugenommen, in den letzten 5 Jahren
vor 1851 aber nur 2,28 pGt. Wiens Bevölkerung, die im J. 1800 232638 Seelen
und 1846 407980 Seelen betrug, also in 46 Jahren um 175342 wuchs, während
Berlin in 48 Jahren um 281567 Seelen zunahm, hat sich somit durchschnittlich
im Jahre um 1,64 pCt. vermehrt. In den sechs Jahren von 1840 bis 1846 be-
trug die Vermehrung Wiens 51111 Seelen oder im Jahresdurchschnitt 2,39 pCt.
Dresdens Bevölkerung betrug 1846 89327 Seelen upd 1849 94092. Der Zuwachs
war in 3 Jahren 4765 Seelen = 5,33 pCt., oder im Jahresdurchschnitt = 1,78 pCt.
Leipzig zählte Ende 1846 60205 Einw., Ende 1849 62370, hatte sich also ver-
mehrt um 2165 Seelen odOT um 1,20 jährlich. Münchens Bevölkerung stieg
von 1846 bis 1849 von 94830 auf 96398 Seelen, in drei Jahren also um 1568 -»
1,65 pCt oder im jährlichen Durchschnitt um 0,55 pCt Nach der Zählung von
1843 hatte München 90055 Einw.; folglich bis 1849 um 6343 zugenommen, was
für diesen Zeitraum eine Zunahme von jährlich 1,17 pOt. bildet. Nürnberg hatte
1846 50460 Einw., 1849 50828, mithin Zuwachs in drei Jahren 386 »» 0,73 pGt.
oder jährlich 0,24 pG. Augsburgs Bevölkerung betrug 1846 38206 Seelen, 1849
37986, Abnahme in 3 Jahren 220.
Wenn Hannover als Hauptstadt eines Königreichs seine Bevölkerung für
1852 auf 49909 Seelen vermehrt sah, so steht ihr Braunschweig, die Haupt-
stadt eines Herzogthums, an Seelenzahl der Bevölkerung nicht selu: viel nach;
es betrug dieselbe nach der Zählung vom 3. Dez. 1852 37694 Seelen , darunter
männliche über 14 Jahren 13246, weibliche über 14 Jahren 14977, männliche
unter 14 Jahren 4653, weibliche 4583. Rechnet man das in Braunschweig gar-
nisonirende Militair mit den dazu gehörenden Personen hinzu, so kommt die
Bevölkerung nahe an 40000 Einw. Die Anzahl der Familien betrug 7508, ver-
iheilt in 3194 Häuser. Nach dem städtischen Etat für 1853 hatte Braunsohwelg
eine Einnahme von 34960 Thlr. ohne eigoatliche Gommunalsteuer , indem von
BereehtigungeD 21893 Thlr. von Grundstücken 3197 ThL-., vom Proviantgelde
8400 Thlr* und andere kleinere Summen aus andern Titeln eingingen. Die Aus-
gaben aber wurden berechnet auf 76378 Thlr., so dass noch eine Summe von
-41417 Thlr. durch £a veranlagende Gommunakteuer zu decken übrig blieb. Unter
•dea AosgalbelMfelii sind bemerkenswerth : Besoldungen und Löhne 9646 Thlr., aur
28*
444
Deutsches Stftdtewesen.
Unterhaltung der Gemeindeschnlen 3876 Thlr«, für Straflsenreinigung 1050 Thlr.,
für Fenerlöschnngs-Anstalten 2635 Thlr., fät Strassenbeleucbtung 9114 Thb,, für
die Bürger wehr IIÖO Thb., für das Armenwesens 32086 Thlr. Unter dem Titel
der Armenpflege betrugen die Kosten für Unterhaltung der Freischulen 5249 Thhr.,
die eigentlichen Unterstützungen 25620 Thlr. die Krankenpflege 2055 Thlr.
Wir knüpfen hier einige Notizen über mecklenburgische Städte an,
die immerhin diesen und jenen Yergleichungspunkt mit den Verhältnissen anderer
Städte darbieten, abgesehen davon, dass selbst diese beschränkten Notizen schon
über die eigenthümliche Stellung dieser Städte vielleicht einige Belehrung zu
geben vermögen. Die volkreichste aller mecklenburgischen Städte ist Rostock,
nach ihr Schwerin, dann folgt Wismar. Im Grossherzogthum Mecklenburg-
Schwerin lebten Ende 1852 542763 Eiriw., darunter 3332 Juden,was mit der gewöhn-
lichen Vorstellung nicht übereinstimmen dürfte, die eine zahlreiche jüdische Be-
völkerung in Mecklenburg voraussetzt. Von Römisch-Katholiken werden nur 605 in
Schwerin und 82 zu Ludwigslust aufgezählt. Von der Gesammtbevölkerang
wohnen in Rostock 23751 Menschen, also beinahe der 238te Mensch des Gross-
herzogthums wohnt in Rostock, während in Preussen etwa nur der 40ste in
Berlin wohnt. Rostocks Bevölkerung während der letzten Jahre zerfiel in fol-
gende Altersklassen:
m m
fiber 14 Jahr
V. 5—14 Jfthren
unter 5 Jahren
^m
Jahr
mKnnl.
ireibl.
mfinnl. weibl.
männl. j wefbl.
Summa
1849
7793
8820
1991
1822
1130
1096
22652
1850
7987
8852
1879
1818
1103
1095
22734
1851
7941
9010
1934
1857
1166
1131
23039
1852
8286
9267
1917
1808
1233
1240
23751
Hieniach würde die Einwohnerzahl von Rostock in drei Jahren um 1099 S.
gestiegen sein. Geboren wurden in Rostock vom ersten Advent 1851 bis dahin
1852 694 Kinder, und starben 469 Personen, mithin waren 225 mehr geboren;
getraut wurden in derselben Zeit 229 Paare und conflrmirt 242 Kinder. Ueber
das Armen-Institut der Stadt Schwerin, die eine Bevölkerung von etwa 2100OS.
zählt, sind folgende Thatsachen beachtenswerth. Die Einnahmen der Armenkasse
betrugen von Ostern 18*^, 17189 Thlr., die Ausgaben 14043; das Vermögen
war Ostern 30256 Thlr.; von Ostern lS*^/i^ betrugen die Einnahmen 14678 Thlr.,
die Ausgaben dagegen 14412; der reine Vermögensbestand war auf 31247 Thlr.
gestiegen. Die beiden Hauptinstitute der Armenpflege sind das Stadt -Arbeits-
haus und das Stadtkrankenhaus, welches z. B. während des erstem Jahres, in
welchem darin 668 Kranke ärztlich behandelt und verpflegt wurden , nur einen
Zuschuss von 31 Thlr. brauchte; dagegen für 18*'/^s einen Znschuss von 1076 Thlr.
bei 545 Kranken erforderte. Unterstützungen wurden 1851 — 52 an 545 Personen
4503 Thlr. gezahlt.
Die ansehnlichen Budgets [mecklenburgischer Städte lassen sich an folgenden
Beispielen erkennen: Waren, eine Stadt von 5000 Ein w., die allerdings eine
für ihre Zahl und die Verhältnisse einer mecklenburgischen Stadt ansänliche
Gewerbs- und Handelsthätigkeit entwickeln, indem sie Leinen- and Tuchweberei,
starke Branntweinbrennerei und Brauerei, Maschinenbau, Müllerei und Schififahrt
betreiben, hat für 1853 ein Budget, wonach die Einnahmen 36330 Thlr. Cour,
und 97 Thlr. Gold, die Ausgaben 37712 Thlr. Ck>ar. betragen, mithin eine Mehr-
ausgabe von 1391 Thlr., wdche durch eine entsprechende Anleihe gedeckt wer-
den sollte. Nach dem Maassstabe der Bevölkerung gemessen» würde 4as BerUnor
Deutscbes Stttdtewesen.
445
Budget danach immerhin Über 3 MilL Thh*. jtthrlich betragen können , um mit
dem von Waren in gleichem Verhältniss zu stehen. Eine andere Stadt, Ribnitz,
deren Bevölkerung noch nicht 4000 Seelen erreicht, hatte ISoI Ausgaben 13392 Thlr.
nnd eben so viel Einnahmen; daneben noch eine verzinsliche Schuld von 14450 Thlr.
Wenden wir uns nun der Betrachtung einiger süddeutschen Städte zu, so ist
es Bayern, in welchem nächst den Bheinsfädten die historisch bedeutsamsten
Mittelpunkte des frühem deutschen Bürgerlebens gelegen sind. Bayerns gesammte
Bevölkerung betrug nach der Zählung von 1852 4559452 Seelen, oder 38701 Seelen
mehr als im Jahre 1349, in welchem 4520751 gezählt wurden. Von 1834 bis
1852, in achtzehn Jahren überhaupt hat die Bevölkerung Bayerns um 312674 S.
zugenommen, was aufs Jähr 17371 Seelen ausmacht. In Procenten ausgedrückt
war die Zunahme während der 18 Jahre etwas über ^^^ pCt. der anfänglichen
Bevölkerung; in den letzten drei Jahren aber nur l/^g pCt. der Bevölkerung vom
December 1849.
Von den bayrischen Städten in den Kreisen diesseits des Rheins haben fol-
gende in den drei Jahren 1849 — 52 eine Vermehrung der Givilbevölkerung erfahren :
^
1849
1852
Gesammt-
Gesammt-
Namen der Sttdte
Civil.
bevölkeruDg
einschliess-
Civil-
bevSlkerung
einschliess-
bevölkerung
lich des
bevölkeruDg
lich des
MiliUini
Milit&irs
München ....
82349
96398
87880
106715
Landshut
9528
10604
10105
11437
Passau
8637
11899
8706
11205
Straubing .
8732
9112
8955
19021
Amberg . .
Regensburg .
7727
10301
7922
10167
21262
24574
22285
25897
Baireuth .
14145
16493
14367
18640
Bamberg .
18531
19320
18535
20594
Hof . . <
8547
...
9065
—
Erlangen
10857
—
10910
Fürth . . ,
16061
—
16745
Nürnberg
47332
50828
49841
53638
Sohweinfurt
7773
...
8591
—
Würzburg ,
22853
27612
24472
30804
Augsburg
32749
37986
34211
^9340
Kempten . <
7223
8070
7856
—
Kanfbeuren
4111
—
4180
—
Lindau . <
3274
.~
3548
4577
Neubarg .
5527
6765
5661
7952
(Siehe Tabelle Seite 446.)
In der bayrischen Pfalz, in welcher die Bevölkerung von 1849 bis 1852 von
616370 auf 611476 Seekn herabgegangen ist, haben doch innerhalb derselben Zeit
die meisten Städte an Einwohnern Tom Givilstande zugenommen, Frankenthal
von 5393 auf 5826, Kaiserslautem von 9475 auf 9962, Speier von 10410 auf
11088, Zweibrüoken von 7146 auf 7554, Landau von 6002 auf 6249 Seelen. Da-
bei betrugen die Einwohner vom Militairstande im Jahre 1852 in Kaiserslautern
2234 Seelen, in Speier 661, in Zweibrücken 266, in Landau 5405. Eine Ab-
nahme fand sich in Neustadt um 501 Seele, nämlich Ton 7580 auf 7079 Seelen.
In der stattlichen Reihe historiacih denkwün^er Städte, welche das König*
446
DeatBohes Städtewesen*
Dagegen hat die CiTÜberÖlkerang in nachbezeichneten Stttdten abgenommen:
1849
1852
Name der BVUU
ber&lkenuig
Gcsammt-
beyölkenmg
einsehl. des
MUitAirs
CItU.
bevdlkenmg
Oesammt.
bevölkernng
einschl. des
MUltoirs
Ingolstadt
Ansbach
Dinkelsbühl . . . .
Eichstädt
Bothenbarg . . . .
Schwabach
Aschafienburg . . .
Memmingen . . . .
Nördlingen
Donauwörth . . . .
6912
10564
5043
6396
5223
6861
7311
6627
6921
3191
11920
12206
7608
9378
3294
6514
10429
5037
6257
5125
6439
7143
6607
6749
3035
14386
12120
7303
8140
3139
reich Bayern in sich vereinigt, gehört München nicht zu den ältesten, sie ver-
dankt ihren Ursprung dem welnschen Herzog Heinrich dem Löwen, der zugleich
als Begründer von Lübeck betrachtet werden muss, wie Barthold in seiner Ge-
schichte des deutschen Städtewesens in einer geistreichen Parallele aasfuhrt.
Schuf der kluge Gewaltsinn des Weifen, bemerkt derselbe, im südwestlichsten
Winkel der Ostsee mit Bewusstsein ein neues, unverwüstliches Bürgerleben, durch
die Begründung von Lübeck, so hatten gleichzeitig schrankenlose Herrscherlaune
und staatswirthschaftUche Berechnung am wüsten Ufer eines unschifFbaren Aljpen-
flusses die Anfänge einer Ortes hervorgerufen, welcher erst nach einem Jahr-
hundert massiges, bürgerliches Gedeihen umschloss, nach einem halben Jahr-
tausend dagegen als die prachtvollste Königsstadt erwuchs. Bayerns alte Herzoge
wohnten vor Landshuts und Straubings Erbauung entweder auf ihren Stamm-
schlössern hier und da im Lande, oder in der Hauptstadt Begensburg, wo sie ihre
Landtage hielten und deren Bürger bei schwankender Berechtigung des Kaisers,
des Bischofs und Bayerischen Landesherm, Heinrich dem Löwen gehuldigt hatten.
Wo sich jetzt München mit seinen Vorstädten über beide Ufer der Isar ausdehnt,
war vor jenes Herzogs Tagen eine unwirthliche, unfruchtbare Wildnis, Moos
und Kieslager, zumsd dem Gasteig, dem östlichen hohen Flussrande gegen-
über, entweder ganz unbewohnt oder spärlich benutzt von den Mönchen des
nahen Klosters Schöftlaren und örtlich desshalb als Hofinark Muniohen ge-
nannt. Dagegen besaas der Bischof von Freisingen, damasOtto, unterhalb Muni-
chens den Flecken Yöhringen, bei welchem eine Brücke über den Strom führte
und eine Münz- und ZoUstätte lag, für den geistlichen Gebieter von Wichtigkeit,
weil die Erzeugnisse der ergiebigen Salzwerke von Beichenhall nur auf dieser
Strasse nach Schwaben, der Schweiz, dem Obeirhein und Franken ausgefclhrt
werden konnten. Missgünstig über solchen Ertrag, seinen Markungen so nah,
brauchte Heinrich der Löwe, nach vorhergegangenen Streitigkeiten, Gewalt, liess
die Brücke bei Vöhringen abbrechen, bei Muniohen wieder aiäohlagen und zwang,
indem er dorthin Zoll und Münze verlegte, und die Salzvonräthe aufttapelte, den
Kaufmann und Kämer über seine Strasse ra ziehen.
Durch kaiserlichen Spruch entschied Friedrich Barbarossa, im kanbardischen
Krieg des mächtigen Weifen bedürftig, mittelst eines Vergleichs zu Augsburg
am 14. Juni 1158, dass Markt, Brücke, Münze und Zoll bei Vöhringen aufhören,
der Herzog dagegen dem Stifte den dritten Theil aller derffftigen Einkünfte
seiner Anlage zu München entrichte. Als später Friedrich diesen Sprach wider-
DeutisolieB Stttdtewesen. 447
nef, zeigte anoli der neue Herzog von Bayern, Otto von Wittelsbach, wenig Lust,
den für seinen Ort einmal erlangten Yortheü aufzugeben; München bHeb im
Besitz und als einzige Bchadlosbaltung erwirkte das Btift endlich im Jahre 1204
eine unbedeutende jttbrliche Summe, 'welche noch bis znr Aufhebung der bischöf-
lichen Landeshoheit gezahlt wurde. Das fernere Geschick jener gleichzeitigen
Schöpfungen Heinrich des Löwen; Lübecks und Münchens ging bis auf diesen
Tag merkwürdig auseinander. Die Stadt an der Trave, Barbarenvölkem die Grc-
setze der Humanit&t bringend, stieg im 14. Jahrhundert zur Schiedsrichterin der
nordischen Kronen, zur Herrscherin der Ostsee und des deutschen Meeres auf, sank
um die Mitte des 16. von ihrer Gebieterhöhe, und bewahrt im 19. neben einer
gedrückten Autonomie nur noch die Erinnerung grosser Vorzeit und seinen un-
ermesslichen steinernen Schmuck an Kirchen, Rathhaus und Wohngebäuden.
München, erst im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts durch einen sehr unselbst-
ständigen Stadtrath verwaltet, hob sich, unbemerkt von der Geschichte, hinter
engen Mauern unter Herzog Rudolf mit Anfang des 14. Jahrhunderts , nachdem
Ludwig der Strenge aus dem abgetretenen Landshut seinen Hof dahin verlegt
bütte. Kfuser Ludwig gewährte einem bescheidenen Bürgerthume, das durSi
waffenrüstige, treue Handwerkszünfte sich auszeichnete, zeitweise den Glanz einer
deutschen Hauptstadt. Dagegen als der Däne und Schwede die Ostsee als sein
ansprach, und der hanseatische Vorort demuthsvoll das Haupt senkte (nach 1620),
gebot ein neuer Kurfürst vom prunkenden Schlosse und der Jesuit vom prächtigen
CoUegium an der Isar aus über das eingeschüchterte Deutschland; im Jahre, als
Lübeck den Feind seit mehr als einem halben Jahrtausend mordend und plündernd
in seinen Gassen sah (1806), bald darauf zu einer fhmzösischen Departementsstadt
herabgewürdigt wurde, begann München als Königssitz sich zu erweitem und an
monumentaler Kunst und Bauwerken Florenz zu verdunkeln, während die be-
scheidene Frelatadt an der Trave ihre in Stein gegrabenen Züge zu verwischen
trachtet. Nur in zwei riesigen Denkmälern begegnen sich die Töchter derselben
Zeit als Trägerin desselben andächtigen Sinnes: in der ungeheueren Frauenkirche,
welche am Daohgiebel und mit ihren wunderlich bekuppelten Dachthürmen, noch
sichtbar auf den Alpen, alles moderne Werk neben sich weit überragt, und in
der St. Marienpfarre, deren Gewölbe und Nadelpyramidenpaar der Schiffer im
Golf von Wagrien als Landmarke begrüsst.
Auf eine Darstellung der kulturhistorischen Bedeutung, welche München
namentlich für das südliche Deutschland in den letzten Jahrzehnten eingenommen
hat, müssen wir, weil uns dieselbe von dem hier vorliegenden Zwecke zu weit
abführen würde, verzichten. Dagegen sei es erlaubt, nocn in Beziehung auf die
Innern gewerblichen Zustände dieser Stadt, die in mannigfacher Weise ein Vor-
bild und Beispiel für andere Städte des südlichen Deutschlands -sind, einige Be-
merkungen hinzufügen. In München hat sich, wie überhaupt im südlichen
Deutschland, die Gewerbthätigkeit viel mehr in geschlossenen Schranken durch
Linungen und Zünfte erhalten, als im Norden Deutschlands, namentlich in Preussen,
das erst wiederum in den letzten Jahren durch das Andringen der Gewerke selbst
zu mehr beschränkenden Bestimmungen gegen die freie Gewerbthätigkeit vorge-
gangen ist. Da nun aber auch in den Gegenden, wo der Zunftzwang sich
kräftiger erhalten hat, die freie Mitbewerbung in den verschiedenen Fächern des i
Gewerbes nicht ganz entfernt gehalten werden konnte, so sind auch in diesen j
Kreisen Rivalitäten entstanden und Beschwerden laut geworden, welche auf grössere -^
Beschränkung einerseits oder eine freie Bewegung der Gewerbthätigkeit anderer-
seits hindrängten. Für München^s Verhältnisse auf diesem Gebiete ist besonders ^
lehrreich eine Denkschrift, welche der dortige Magistrat bereits im Jahre 1845 i
an das Oollegium der Gtemeindebevollmächtigten richtete, und worin die in jener
Stadt vorkommenden Beziehungen der Privilegien, Licenzen und ähnlicher Fragen
innerhalb der Gewerbsthfttigkeit erörtert werden. Wir sehen, wie sich die dortigen
GFewerbe sowohl durch d^e Inhaber von PriTÜegien wie von Lioenzen für beein-
448 Deutsches Btädtewesen.
träclitigft halten, wie diess an andern Orten durch die Gewerbefireiheit o^er das
Patentwesen der Fall ist. Die 'Ertheilung yon sogenannten Licenzen in München
schreibt sich aus dem Anfang dieses Jahrhunderts, indem die erste Licenz, d. 1.
die specielle und obrigkeitliche BewiUigung für eine Beschäftigung, für einen
Erwerb, ohne Üasa mit ihm der Charakter der ausschliessenden Berechtigung,
d. i. der Charakter eines Gewerbes verbunden war, im Jahre 1801 zum Brillen-
machen verliehen wurde. Seitdem wurden für München ähnliche Licenzen zu
Putzarbeiten, zum Bandmachen, zUm YeHiauf von Schreibfedem, zum Handel mit
Winterschuhen, zur Gürtlerarbeit, zum Kleiderhandel, zum Lithographiren etc. ertheilt.
Es wurde dabei nach dem Grundsatze verfahren: «Was keinem Gewerbe zukommt,
ist freigegeben.* Dieses und jenes Gewerbe aber entdeckte bald hier bald dort
Concurrenz und so entstanden Conflikte, die sich mit der fortschreitenden Ent-
wickelung der Theilung von Arbeiten natürlich vermehren mussten, wenn auch
die Licenz ausübenden Personen nur weibliche Individuen waren, wie es deren
1065 im Jahre 1845 zu München gab und nur 457 Männer. Es verdient erwähnt
zu werden, wie selbst der Magistrat von München, in einer von Zunftzwang
beherrschten Stadt, die freie Gewerbthätigkeit vertritt, indem er bemerkt: hatte
das Mittelalter durch den Einfluss des Christenthnms und der christlich -germa-
nischen Ideen den Druck der Sklaverei gelöst und in dem System des FeudaHsmus,
der Leibeigenschaft, des Zunftverbandes etc. das gelindere Prinzip des Nexus
oder der Abhängigkeit in allen Beziehungen des gesellschaftlichen Lebens an
deren Stelle gesetzt, unter dessen Herrscht^ die Geschlossenheit der — auf den
Grundsatz der Gegenseitigkeit basirten — in hierarchischer Unterordnung ge-
gliederten partikularen Verhältnisse — die Subsistenz aller Glieder jener in
kleineren oder grösseren Ringen aufsteigenden Kette — wenigst bis auf die Noth-
durft — sicherte und ein gänzliches Verkommen des Einzelnen nicht wohl zuliess
— so waren es die neueren Jahrhunderte, welche auch jenen mittelalterlichen
Nexus allmählig verdrängten, und statt dieses GeseUschidfts- Prinzips die volle
Freiheit der Person, des Eigenthums, der Gewerbe nebst der humanen indivi-
duellen Geltung proklamirten, durch welches Heraustreten aus dem Nexus, aus der
geschlossenen Gliederung das Individuum zwar frei wurde, persönliche Selbst-
ständigkeit erlangte, aber eben dadurch zugleich auf sich selbst angewiesen, sich
selbst überlassen, in seinen Subsistenz -Verhältnissen mehr oder minder verlassen
und dem Zufall preisgegeben, mit einem Worte, frei aber isolirt ward. Als ein
Ergebniss und Frucht solcher veränderten allgemeinen Zeitverhältnisse muss nun
auch die neue Kategorie der freien Gewerbe, der freien Erwerbsarten nach der
Ansicht des Münchener Magistrats bezeichnet werden. Das Erwerbswesen über-
haupt muss als der Körper eines Volkes betrachtet werden, von dessen Organi-
sation sein physisches und geistiges Wohlbefinden abhängt; es ist die organische
Grundlage der Staatenbildung, aus welcher alle politischen Institutionen entwickelt
worden sind. Es ist eine allgemeine Thatsache, dass sich das Gewerbswesen —
in Gesetzgebungen wie in der Wissenschaft — in der neuem Zeit immer mehr
und mehr zum Erwerbswesen — als Inbegriff der gesammten Thätigkeit eines
Volkes — erweiterte, in welchem die Thätigkeit des Gelehrten und des TaglÖhners,
die des Fabrikanten wie des Gewerbsmannes nach denselben Prinzipien , je nach
dem Maasse ihrer Wichtigkeit für den Staatskörper in Beurtheilung und Wür-
digung gezogen wird.
Im Jahre 1825 bestanden in München 2129 Gewerbe, d.h. Personen oder
Finnen, welche selbstständig ein Gewerbe betrieben; bis 1840 hatte sich die Zahl
derselben auf 3020 vermehrt, von denen 1684 personelle Concessionen, 1151 reale
Hechte" und 185 radicirte Gewerbe waren. Zu Ende des Jahres 1845 bestanden
3149 Gewerbe, so dass die Zahl derselben binnen sechs Jahren um 129 gestiegen
war. Aus den persönlichen Concessionen waren seit 1840 als real erklärt wor-
den 80, wonach 1840 der Bestand der Gewerbe war: 1718 persönliche Con-
cessionen, 1231 Realrechte und 200 radicirte Gewerbe. Unter denselben wurden,
Deutsches StädtOTresen.
449
«insoMiesBlieh der 33 in Betrieb stehenden Branereien, fabrikmttssig betrieben 92;
Privilegien bestanden 214, nnd die Zahl der sogenannten Gewerbs- Niederlagen
fUr Banmaferial, Bettfedem, Bier, Bhimen, Butter, Cement etc. betrug 41. Von
den eben erwähnten Gewerben entfielen auf den Handwerksbetrieb 1559, anf
Fabriken 92, auf den Handel 529- nnd auf Polizei-Gewerbe 969. Zu den letzteren
werden gerechnet die Apotheker, Branntweiner, Weinwirthe, Kaffetiers, Bäcker,
Garköche, Lohnkutschor, Kaminkehrer etc.
Wir fügen hier eine Uebersicht der selbstständigen Gewerbetreibenden mehrere
Städte in ihrem Yerhältniss zur Grösse der Orts-Bevölkerung aus dem Jahre 1845
an, indem aus späterer Zeit zuverlässige Data nicht aufgefunden werden konnten:
Bt&enmug der Städte
München (ohneVorstädte)
Augsburg
Regensburg ....
Passau
Würzburg
Baireuth
Ansbach
Speier
Berlin
Stuttgart
Karlsruhe
Dresden
Kassel
Darmstadt
Salzburg
Wien
Be-
völkerangs-
zahl
85000
33566
20678
10211
22114
13897
10843
10200
371088
40089
24238
78995
32516
26300
15616
375933
Total-
Samme
der
Gewerbe-
treibenden
3149
2214
1365
589
1739
940
1096
863
37083
2598
1503
5307
3033
2211
895
30501
Treffen
aut einen
Gewerbe'
treibenden
Indiriduen
26
15
15
17
12
14
9
11
10
15
16
14
10
11
17
12
An Bevölkerung steht Nürnberg der Hauptstadt am nächsten; sie zählte
1852 53398 oder 53638 je nach verscUedenen scheinbar offiziellen Angaben. Die
Zahl der Familien wurde auf 10175 angegeben, worunter 10041 von Inländern,
70 von Ausländem und 64 vom Militair. Unter der Gesammtzahl der Bevölke-
rung waren 48551 Inländer, 1021 Ausländer und 3826 Militairpersonen begriffen.
Dem Glaubensbekenntnisse nach gehörten 836 Familien mit 6633 Individuen der
römisch-katholischen Kirche, 9183 Familien mit 46184 Individuen der lutherischen
Confession an; 41 Familien und 155 Individuen waren reformirt; 1 Familie und
4 Individuen Griechen; 103 Familien und 335 Individuen freie Christen; 11 Fa-
milien nnd 87 Individuen Juden. Nach Ständen eingetheilt waren unter jener
Gesammtzahl 339 Familien und 1574 Individuen landwirthschaftliche Bevölkerung,
6476 Familien und 37033 Individuen lebten von Grewerbe , Industrie und Handel,
2340 Familien und 8761 Individuen lebten von Beuten, hohem Diensten, Wissen-
schaft und Kunst, 956 Familien und 2204 Individuen waren conscribirte Arme.
An Gebäuden zählte Nürnberg im Ganzen 5217, woranter 14 Kirchen, 25 Cnltus-
gebäude, 34 Schul- und Wohlthätigkeitsgebäude, 95 Bureaus und Dienstwohnungen,
4202 Privatwohngebäude und 847 Gebäude zu andern Zwecken. Nürnberg ist
heute eine der gewerbthätigsten Städte Deutschlands, wie sie seit vielen Jahr-
hunderten eine Zierde des Reichs war. Ihren Ursprung verdankt sie nach
Barthold wahrscheinlich den Tagen Kaiser Konra^s U; bald kam sie an Gewerb-
thätigkeit und Handel den älteren Schwesterstädten gleich, und überflügelte an
450 Deutsohes Städtewesen«
bürgerlichem Freiheitfleifer und prebwürdiger Treue für den Kaiser manehe ron
ihnen, nnd erlangte dadurch urkundlich fast am frühsten, als dem Kaiser allein
achutzbefohlen, Beichsunmittelbarkeit, welche sie mit den unvermischten Spuren
altdeutscher Bürgerherrlichkeit und Zier, kunstsinnigen und gemüthHch- heiteren
Lebens am längsten bewahrt hat Obwohl aber bevorzugt in alter Zeit schon
durch wiederholte Reichstage und Fürsten Versammlungen , sah sie eine erbliche
Macht auf der Reichsburg über ihr wurzeln, welche die Geltung ihres selbst schon
als reich^frei anerkannten G-emeinwesens noch spät gefährdete. Ums Jahr 1210
traten als Burggrafen von Nürnberg die Hohenzollern, wohl schon früher
mächtige Träger kaiserlicher Rechte in Ostfranken, urkundlich hervor; sie waren,
in Ausübung ihres Amtes, ganz andere Burggrafen als die bald verschwindenden
bischöflichen Stadt- und Burggrafen in Regensburg, Strassburg, OOln, selbst als
die von Meissen, Magdeburg und Altenburg. Das Jahr 1219 brachte durch
einen kaiserlichen Freibrief den Nümbergem einige Gewährleistung ihrer Zukunft
ab selbstständige Commune, die sie auch trotz aller Stürme der Zeiten bis zum
änssersten und letzten Verfall des deutschen Reichs bewahrten.
Eine der ältesten und tief in die Geschicke Deutschlands verflochtenen
grossem Städte ist aber Augsburg, diese Augusta Vindelicomm, welche un-
mittelbar nach der ersten Eroberung Yindeliciens durch Augusf s Stiefsöhne und
wohl durch Drusus selbst begründet, sich zwischen Lech und Wertach erhob;
TÖmische Bürger, besonders Kaufleute strömten in der neuen Colonie zusammen;
belebt durch Handel mit den friedlichen jenseits der Donau wohnenden Hermun-
duren, galt sie schon in Tacitus Tagen als glänzende Römerstadt, der Sitz des
Landpflegers über Rhätien, geschmückt mit einem Capitol und prunkenden
Tempeln. Durch vielfache Bedrängnisse hindurchgegangen, bildete sie im Mittel-
alter fär Handel und Gewerbe, wie för ächtdeutsche Sitte und Leben einen
strahlenden Mittelpunkt und ein würdiges Vorbild. Dieser Stadt frühere Industrie
hat kürzlich Herberger, ihr städtischer Archivar beschrieben und dadurch sich
ein dankenswerthes Verdienst um die Aufklärung über diesen wichtigen Zweig
des bürgerlichen Lebens zu unserer Voreltern Zeiten erworben. Können auch
andere deutsche Städte, bemerkt die A. A. Ztg. bei Anzeige jener Schrift, eine
höhere Kunstblüthe des Mittelalters aufweisen als Augsburg, so ist doch keine,
welche ihr in der Entfaltung des Gewerbebetriebs durch lange Jahrhunderte
den Preis streitig machen kann. Namentlich zeigen sich jene höheren Gewerbe,
welche schon hinübergreifen in die eigentlich freie Kunstthätigkeit in ihrem
höchsten Glänze. Darum sind auch die in Augsburg noch vorhandenen Reste
mittelalterlicher Baukunst und Bild^erei für die Geschichte des Technischen, des
Handwerks in der Kunst bedeutsamer als für die Kunstgeschichte im engeren
Sinne. Vereinzelte Gewerbszweige mögen in mancher andern Stadt reicher ge-
blüht haben ; dagegen zeichnet das gemeinsame Ergreifen aller wichtigen Indostrie-
tiiätigkeit Augsburg vor allen aus. So war es auch (im 16. Jahrhundert) diese
Stadt, in welcher ganze Gruppen verwandter Gewerbe sich zuerst vereinten, um
gemeinschaftlich grosse Werke der Kunst-Industrie auszufuhren. Wir sehen hierin
den entscheidendsten Schritt des üeberganges vom alten Handwerk zur modernen
Industrie, deren entscheidender Grundgedanke ja gerade darin liegt, dass nicht
mehr der einzelne Meister beim einzekien Werke stehen bleibt, sondern ganze
Gruppen von Gewerben die Arbm^t am gemeinsamen Werk im grossen Stil unter
sich theilen. Zu dieser Universalität des alten augsburgischen Gewerbebetriebs
gesellt sich ein anderer Punkt, der uns für die industrielle Grösse der alten
Reichsstadt vorzugswdse entscheidend dünkt. Fast überall wo ein neuer Ge-
werbszweig aufblühte, wo eine neue Erfindung gemacht wurde, ergreift Augsburg
im Mittelalter die Initiative zur Ausbeutung derselben. Es nahm in diesem Be-
tracht die nämliche Stellung unter den deutschen Städten ein, welche jetzt
England unter den Nationen sich errungen hat. So wurde die Erfindung des
Leinenpapiers in Augsburg sogleich praktisch ausgenutzt, nicht minder die &-
Deatsohe» Stftdtewegen. 451
findong des Schiesspnlyers. Kaxun wat die Bachdrackerknnst ei:fUndeii , so trat
aach schon Augsburg als eine ihrer ersten und wichtigsten Pflegest&dte au^
bildete die Kunst selbst nicht nur weiter, sondern ging auch sofort zu der neuen
Betriebsamkeit des Buchhandels über. Schon im 15. Jahrhundert wird derAngs-
burger Buchhändler Johann Rynmann „der deutschen Nation namhaftester Buch-
händler^ genannt, und Kaiser MaximlKan konnte die Ausführung der Pracht drucke
seiner Lieblingswerke in keine bessere Hände legen als in die der Augsburgisehea
Buchdrucker. Aehnlich war es mit der Ausbeutung der Geschützgiesserei ^er-
gangen. In diesem genialen Instinkt, der das neu Ersonnene sofort auch in
seiner praktischen Bedeutsamkeit erkennt, in dieser Entschlossenheit, die nicht
säumt mit einem neuen Gedanken auch alsbald eine neue That zu wagen, be-
kundet sich die eigentliche schöpferische industrielle Produktivität der Einzelnen
wie der Nationen. Dieser Drang, die theoretischen industriellen Fortschritte so-
fort im grossen Maassstabe praktisch anzuwenden, war in Augsburg selbst in den
spätem «Jahrhunderten des Verfalls noch immer nicht ganz erloschen. Das Auf-
blühen der neuen Kattun- und Zitzdrackereien nach dem 30jährigen Kriege
spricht dafür. Auch die jetzt in diesem Fache so ausgezeichnete Firma Schöppler
und Hartmann wurde im 17. Jahrhundert begründet. Die Baumwollspinnmaschinen,
welche gegenwärtig in der Augsburgischen Industrie eine grosse Rolle spielen,
wurden schon im 18. Jahrhundert dort eingeführt, und schon damals vielfach ver^
▼ollkommnet. Schon vor hundert Jahren machte man bei Augsburg (in Aystetten)
Versuche mit der Seidenzucht und der Anlage von SeidenmauHfakturen, und die
erste Seidenspinnerin wird bereits im Jahre 1490 erwähnt. Ja selbst noch in
neuster Zeit fand eine der wichtigsten Erfindungen, die Lithographie, in Augs-
burg ihre erste erhebliche Unterstützung und praktische Anwendung. Freilieh
ist auch die Blüthe gar mancher neuen Gewerbsbetriebsamkeit, welche in Augs-
burg zuerst zur Anwendung kam, längst wieder verwelkt. Der Seltsamkeit halber
möge nur daran erinnert werden, dass das Strassenpflaster, welches jetzt dieser
Stadt wenig Ruhm mehr bringt, einen um so grossem historischen Namep be-
sitzt. Augsburg war die erste deutsche Stadt, welche ein vollständiges und
wohlgebautes Strassenpflaster (bereits am Ausgange des 15. Jahrhunderts) auf-
weisen konnte. Die Augsburger Pflastenpeister waren damals in ihrer Kunst
so ausgezeichnet und berülimt, dass sie selbst nach andern Städten berufen wurden.
Beispielsweise haben auch die Münchener von den Augsburgem das Pflastern ge-
lemt. Die heute noch übliche Einlegung von allerlei Figuren, Jahreszahlen
und Namenszüge, durch Steine verschiedener Farbe in das Strassenpflaster, weist
sicherlich auf diesen mittelalterlichen Ursprung zurück.
Unter den bayrischen Städten sei noch PaSsau erwähnt, die ihren Ursprang
ebenfalls der Römerzeit verdankt und eine Dauer von mehr als 2000 Jahren zählt;
seit 1100 Jahren ist sie der Sitz eines Bischöfe und Domkapitels. Ihre Bevölkerung
betrug nach der letzten ZMhlung, einschliesslich des Militairs 11205; die Zahl
der Wohngebäude über 900. Die der Commune angehörigen 26 Wohlthätigkeita-
stiftungen besitz^i einen Gesammtfond von 1654056 fl. Die Zahl der Gewerb-
treibenden wurde schon früher mit 589 angegeben, woranter 3 Apotheker, 26 Bädker,
84 Bierwirthe, 33 Fischer, 18 Metzger, 15 Obstlerinnen. 27 Schneider, 33 Schuh-
macher, 13 Weber und Zeugmacher sich befanden. Die übrigen Gewerbe, worunter
wir der süddeutschen Benennung wegen die Binder, Beinringler, Fragner, Ha&er,
Klampferer, Melber, Tandler, UferfÖrgen anfahren, sind meist nur durch 2 — 8,
häufig auch nur durch eine Person vertreten.
Württembergs Hauptstadt, Stuttgart, zählte 1845 40000 Einw. und im
Jahre 1850 etwa 47000, eine Vermehrung von 17 pCt. in fünf Jahren oder im
jährlichen Durchschnitt etwa 3,5 pOt., welcher letzter Procentsatz ungefähr . der
Zunahme der Bevölkerang in ganz Württemberg von 1757737 auf 1802352, d. h.
3,2 pCt. entspricht. Die hauptstädtische BevÖlkemng ist also jährÜeh in der-
selben Progression gestiegen, wie die des ganzen Lan£s innerhalb der fünf Jahre
452 Deutsches StHdtewesen.
von 1845 bis 1850, und doch ist Württemberg mit dieser verhältnissmüssig nicht
allzu raschen Zunahme seiner Bevölkerung bereits zu einer Dichtigkeit der Po-
pulation gekommen, dass im Jahre 1851 auf einer Quadratmeile 5121 Seelen durch-
schnittlich lebten, was theilweise die stärkere Auswanderung erklären mag. Dass
dieselbe nicht die grösseren Städte, wie z. B. Stuttgart betrifft, dass dort wenigstens
immer noch mehr ein- als auswandern, erhellt aus den angeführten Bevölkerungszahlen
Der jüngste städtische Etat, welcher in Stuttgart für das Verwaltungsjahr vom l. Juli
1853 bis dahin 1854 festgestellt wurde, giebt als Einnahme die Gesammtsumme
von 110510 fl., als Ausgabe aber 211766 fl. an, so dass ein Deficit von 101256 fl.
bleibt. Von diesem Deficit sollen 21000 fl. auf die Rest Verwaltung des vergan-
genen Jahres übernommen und 80000 fl. als Stadtschaden, wie es in den
officiellen Mittheilung heisst, übernommen werden. Die einzelnen Posten des Ein-
nahme- und Ausgabe - Etats sind für die Beurtheilung der innem Verhältnisse
jener Commune so maassgebend, dass wir mehrere derselben hier folgen lassen.
Zuerst giebt es einen Stift ungsetat, welcher dea Etat des Katharinenhospitals
Ah 31457 fl. Einnahmen und 34022 fl. Ausgaben, die Gebäranstalt mit 3120 fl.
Einnahmen und 4783 fl. Ausgaben, das Bürgerspital mit 28510 fl. Einnahmen
und 35799 fl. Ausgaben, den AUnosenetat mit 18273 fl. Einnahmen und 33707 fl.
Ausgaben, die Armenkastenpflege mit 19693 fl. Einnahme und 27328 fl. Aus-
gaben umfasst. Die zum Theil erheblichen Deficits bei diesen auf milden
Stiftungen beruhenden Verwaltungen des Kranken- und Armenwesens überträgt
meistentheils die Stadtkasse, bei dem Eatharinenhospital tritt der Staat theilweise,
bei der Gebäranstalt ganz tärs Deficit ein. Dann kommt der Stadtpflege-
Etat; dessen Einnahmen ressortiren nun aus sehr mannichfachen und mitunter
den bisher von uns aufgef[ihrten Etats anderer Städte ungewöhnlichen Titeln und
Posten. Es werden da aufgeführt 9500 fl. Bürgersteuer, 330 fl. Beisitzgeld,
6100 fl. Wohnsteuer, 25000 fl. Kapitalsteuer, 9000 fl. Einkommensteuer, 12000 fl.
Bürgerannahme- Gebühren, 9049 fl. Pflastergeld,' 14617 fl. aus der Wald Verwaltung,
3358 fl. Erlös aus Gras und Obst, 1800 fl. GüterbestättereigefäUe. Unter den Aus-
gaben nehmen in Anspruch die Besoldungen 14897 fl., Büreaukosten 2285 fl., Be-
völkerungsliste 75 fl., Prozesskosten 50 fl., Zinsen aus Passiv-Kapitalien 11313 fl.,
heimbezahlte Kapitalien 10300 fl., Stadt-Polizei, einschliesslich des Holzverbrauchs
24590 fl. (gegen diesen Posten blieb wegen seiner Höhe eine besondere Remonstration
bei der Staatsregierung vorbehalten, indem die städtische Behörde darauf antragen
wollte, eine Verminderung der Kosten durch Reorganisation der Polizei herbeizu-
führen); die Nachtwächter sind mit 1964 fl. angesetzt, das Feuerlöschwesen mit
(Mannschaften und Geräthe etc.) mit 3950 fl., die Strassenbeleuchtung mit 9500 fl.,
Stadtpflaster 12000 fl. , Strassenreinigung 9012 (auch ;in der Stuttgarter Stadt-
verordneten-Versammlung, oder den bürgerlichen Collegien wurde der Wunsch
laut, dass dieser Posten statt Ausgaben Einnahmen bringen sollte). Die städtischen
Lehranstalten Stuttgarts erfordern folgende Zuschüsse, das Gymnasium 711 fl. die
Realanstalt 5600 fl., die Elementarschule 5087 fl., Sonntags- Gewerbeschule 450 fl.
Kleinkinder- und Industrieschule 3(X)fl. , Winterbaugewerkschule 800 fl., Tum-
anstalten 150 fl. Verluste wegen Uneinbringlichkeit wurden auf 2000 fl. gesetzt.
Um einen bedeutenden Theil wichtiger für Deutschlands Geschichte ist Ulm
durch seine frühe Blüthe in Gewerbe und Handel; an Bevölkerung ist die Stadt
jetzt kaum halb so stark wie Stuttgart, denn viel über 20000 Einwohner zählt
sie nicht, obwohl sie seit 10 Jahren zu einer deutschen Bundesfestung erhoben
und der Bau ihrer Festungswerke seit etwa 11 Jahren betrieben worden ist. Sie
wird schon unter Ludwig dem Deutschen urkundlich erwähnt und schwang sich
im Mittelalter schnell zur schönsten Blüthe reichsstädtischer Freiheit, ausgedehnten
Handels und Kunstfleisses empor. Als deutsche Kaiserpfalz erscheint Ulm 854,
um welche Zeit Kaiser Ludwig in seinem Palatium daselbst eine öffentliche
Fürsten- und Volksversammlung abhielt. Heutzutage ist auch für Ulm die
wichtigste Angelegenheit die Regulirung der städtischen Einnahmen und Aus-
Deutsclies St&dtewesen. 453
gaben, die nacb dem Etat Yom 1. Jnli 1853 bis dabin 1S54 nicbt ganz bh bar-
moniren scbeinen, indem zwar bei Berechnung der ordentlichen Einnahmen
83610 fl. herauskommen, wobei die Zinsen aus 252282 fl. Aktivkapitalien
einen annehmbaren Posten bilden, und die ordentlichen Ausgaben sich auf
S4344 fl. belaufen , so dass also ein unbeträchtliches Deficit verbliebe. Zu diesem
Defizit kommt aber noch ein Minus von 7162 fl. aus der Hospitalverwaltung,
und ein gleiches von 9273 fl. aus der Kirchenstiftungsverwaltung, so dass im
Ganzen das Defizit die Summe von 18170 fl. beträgt, wofür wieder der soge-
nannte Stadtschaden in Anspruch zu nehmen ist, d h. eine direkte Steuer zur
Tilgung des Defizits, welcher Umstand der contribuablen Bevölkerung um so
unangenehmer sein mag, als sich noch viele der mitlebenden Ulmer* der Zeiten
erinnern, in welcher der Begriff und Name „Stadtschaden*' eine unbekannte
Grösse im Weichbilde der ehemaligen Reichsstadt Ulm war. Uebrigens kommen
unter den Einnahme- Und Ausgabeposten Ulms ziemlich ähnliche Rubriken wie
bei Stuttgart vor, was ein Beweis für die ähnlichen Verhältnisse beider Städte
ist. Die Bürgerannahmegelder sind auf 7000 fl. veranschlagt, vom Pflastergeld
erwartet man 5000 fl. , von Polizeistrafen durch den Ortsvorstand 1500 fl, wobei
Ueberschreitungen der Polizeistunde durch zahlungsfähige Excedenten nicht ausser
Acht gelassen sein durften. Unter den Ausgaben nehmen die Besoldungen,
ind. Pensionen Aber 10000 fl. in Anspruch, die Sicherheitspolizei kostet 12420 fl.,
die Stadtbeleuchtung verlangt 3725 fl.
Zu den modernen Städten, die man im Gegensatz zu den mittelalterlichen
Reichsstädten so bezeichnen kann, gehört Darmstadt, die Hauptstadt des
Grossherzogthums Hessen bei Rhein. Die Bevölkerung dieser. Stadt wurde 1845
auf 26300 Seelen, 1 850 auf 30000 angegeben , wonach sie sich in 5 Jahren um
3700 Einwohner oder 12pCt., und im jährlichen Durchschnitt um 2,4 pCt. ver-
mehrt hat. Für 1852 betrug die städtische Einnahme an Octroi 82314 fl.; die
Armenkasse erhielt aus dem städtischen Aerar einen Zuschuss von 25000 fl. Der
Kapitalwerth der nutzbaren Rechte der Stadt wurde auf 2408182 fl. angegeben,
die städtische Schuld auf 772075 fl., welche durch den Boden- und Holzweräi
der Gemeindewaldungen im Gesammtbetrage von 1960494 fl. als hinreichend gedeckt
erscheint.
Eine zweite moderne Stadt in dem angegebenen Sinne, deren wir hier Er-
wähnung thun wollen, ist Mannheim; sie steht an Bevölkerungszahl ganz nahe
der Hauptstadt Karlsruhe; denn sie zählte 1849 etwa 23000, während Karlsruhe
1845 24000 Einwohner hatte. 1852 wurden in Mannheim 617 Kindes geboren,
329 Knaben und 288 Mädchen , getraut wurden 106 Paare und gestorben sind
528 Personen; also durch Geburten ein Ueberschuss von 89 Personen erzielt.
Unter den Geburten fanden sich 70 uneheliche gegen 547 eheliche, was kein
ungünstiges Yerhältniss im Vergleich zu andern Städten genannt werden kann.
Nicht so günstig sind die Finanzverhältnisse der Stadt, was seinen zureichenden
Grund in den voraufgegangenen Revolutionsjahren haben mag. Die Einnahmen
sänmitlicher städtischer Kassen für 1852 beliefen sich auf 350000 fl., ein enormes
Einnahme -Budget im Yerhältniss zur Bevölkerung und doch musste die Stadt
so viel aufbringen, wenn man die nothwendigen Ausgaben damit vergleicht. Das
BmttovermÖgen der Stadt, bestehend in Grebäuden, Liegenschaften, Grundgefällen,
Kassenvorrath etc. betrug Ende 1852 734727 fl. Die Schulden, nämlich heim-
zuzahlende Kapitalien der städtischen Brüdkenschuld , der Ezercierplatzschuld
und höhere Bürgerschulschuld, Ausgabereste und Kapitalwerth der Grundlasten
(Zehnten) beliefen sich auf 461272 fl. Die Gesammtschulden der Demolitions-
kasse, der alten Kriegsschuldentügungskasse, der neuen, der Stadtkasse, Strassen-
"beleuchtungs - und Friedhofskasse betrugen 1851 827733 fl., wozu noch der Rest
der Kosten für das Gaswerk mit 30000 fl. und ein anderer Posten von 3000 fl.,
in Summa 860733 fl. hinzukommen; dagegen am Schlüsse des Jahres 1852, ob-
gldoh noch die aus den Revolutionsjahren herrührende Theaterschuld von 20000 fl.
454 DeutBcbes Btftdtewesen.
biazugekommen war, nnr noch 846226 fl. SftmmtUclie Sohuldposten gehen durch
regehnftsaige Tilgang ihrer Yenoiaderung, resp. Ablösung entgegen, was für die
Steuerkraft der Bevölkerung und für einen gut yerwalteten Haushalt spricht.
Der Betrag der Steuer für 1852 war: Gemeindesteuer 16 Kr., alte Kiiegssteuer
4 Kr., neue Kriegssteuer ebenfalls 4 Kr., Strassenbeleuchtungs-Umlage von JOOfl.
Steuerkapital ; 1853 hat die Gemeindesteuer auf 14 Kr. und die neue Kriegssteuer
auf 2 Kr. herabgesetzt werden können.
Von den alten deutschen Städten, die in grosser Zahl sich der Reichs-
unmittelbarkeit Jahrhunderte laug erfreuten, haben vier während der wechsel-
Tollen Schicksale Deutschlands bis in die Gegenwart eine gewisse Selbstständig-
keit und unmittelbare Bundesangehörigkeit bewahrt; es sind diess die Städte
Frankfurt a. M., Bremen, Hamburg, Lübeck. Sie alle sind für den innem Ent-
wicklungsgang Deutschlands von grosser Bedeutung. Frankfurts erste Anfänge
fallen in die Zeit Kai'ls des Grossen, der schon 7B4 hiw eine Pfalz erbaute und
dadurch den Grund zu einem Städtewesen legte , an welches sich bis auf diesen
l'ag die Erinnerung an die glanzvollsten und merkwürdigsten Dinge des deutschen
Beiches und Volkes knüpft. Die „Frankenfurt ^* an einer seichten Stelle des
Mains war gewiss längst bekannt, und bei Heereszügen und kaufmännischem
Verkehr benutzt, aber erst in dem gedachten Jahr liess Karl in Franconofurt
sich wohnlicher nieder, sammelte dorüierum den Heerbann zu einem der letzten,
nachdrücklichen Sachsenkriege, und pflanzte, dem Flecken gegenüber, eine An-
Siedlung des bezwungenen Volks, die noch jetzt den Namen Sachsenhausen
trägt Obgleich Kaiser Ludwig 822 einen grösseren, bequemeren Palast in Frank-
furt erbaute, dessen Andenken sich noch im Saalhof erhalten hatte, konnte der
noch offene Ort in städtischer Weise erst später sich entwickeln, und hat viel
später .als alle wichtigeren deutschen Städte die Bedeutung einer Handels - und
Gewerbsstadt gewonnen. Der eigenthümliche Ursprung als ausschliesslicher
kaiserlicher Pfalz ohne Bischofssitz, mit Hofbeamten, Ministerialen, webr-
ständischen Geschlechtern besetzt, verlieh der gemeinheitlichen Ausbildung Frank-
.furts ein besonderes Interesse, das sich auch noch an die neuesten Versuche
der Verfassungsänderungen, welche Staat und Stadt gleichmässig umfassen, knüpft
Hier sind es vornehmlich die städtischen Verhältnisse, auf die sich die nach-
stehenden Zahlenangaben beziehen. Die Bevölkerung der Stadt Frankfurt betrug
1823 41458 Seelen, 1838 54822 Seelen, 1841 55269 Seelen, 1847 58440 Seelen,
1852 62511 Seeleu, während der ganze Staat 73150 Seelen zählte.
Es ist ein seltenes Vorkommniss, dass aus alter Zeit deutscher Städte die
Angaben über Trauungen, Geburten, Sterbefälle eines Jahres erhalten sind. Hier
bei Frankfurt ist diess aber der Fall, indem aus dem Jahre 1605 solche Angaben
vorliegen, die mit den entsprechenden Thatsachen der Gegenwart zur Vergleichung
dienen können. In jenem Jahre wurden zu Frankfurt 187 4^aare getraut,
(146 Deutsche, 41 Welsche) während vom 1. Dezember 1846—47 278 Paare,
263 christliche und 15 jüdische, in Fraukfort und Sachsenhausen getraut wurden.
Die Zahl der Geburten betrug 1847 1233, 1605 737, darunter nur 6 uneheUche
Kinder, während unter den 1233 Geburten des Jahres 1847 sich 218 uneheliche
befanden, also 1 auf 5,6 eheliche, und 1605 1 auf 128 eheliche. Es starben 1847
in Frankfurt und Sachsenhausen 1185, im Jahre 1605 aber 1621. Während
gegenwärtig zu Frankfurt auf JOO Geburten 87 Sterbefälle kommen, war dieses
Yerhältniss damals wie 1 : 2,203, was gewiss Beachtung verdient. Uebrigens sind
noch 1822 zu Frankfurt 60 mehr gestorben als geboren worden; dagegen betrug
der Ueberschuss der Geborenen über die Gestorbenen 1840 83, 1841 48, 1842
164, 1843 159, 1844 51, 1845 117, 1846 88, 1847 48, welche Zahlen imVer-
•gleich zu andern gleich gössen Städten keine bedeutende Progression der Be-
völkerung von dieser Seite anzeigen. lieber die Finanzverwaltung Frankfurts,
die Stadt und Staat zugleich trifft, ist 1847 zum erstenmale das Ausgaben-Budget
veröffentlicht, dessen Ge^ammtsumme sich auf 1405277 fl. belief, während von
Deutselies Stüdtewesen. 455
den Einnahmen nnr der Antheil an den Einktinften des ZoUrereina bekannt ist,
welcher für das Jahr 1S46 430098 fl. reine Einnahme betrug, so dass Dr. Btrikker,
welcher sich mit statistischen Arbeiten Über Frankftirt yielfach beschäftigt hat,
mit Recht sagen konnte, dass Frankfurt in statistischer Beziehnng einer der un-
bekanntesten Staaten Deutschlands sei. — Für Arme und Kraadce wird in Frank-
tot ihdls durch milde Stiftungen theils durch st&dtische Zuschüsse gesorgt,
welche letztere in der neusten Zeit mit den zunehmenden Ansprüchen um vieles
beträchtlicher geworden s^ind, als sie früher waren. W&hrend z.B. 1792 nur
753 Arme auf öffentliche Kosten unterstützt wurden , betrug die Zahl derselben
in den letzten Jahren gegen 7000. Während die Unterstützung 1792 die Summe
▼on 2079Ö fl. und 24533 Laib Brod k 3 Pfund betrug, reicht gegenwärtig die
Unterstützungssumme von etwa 40000 fl. und gegen 120000 Laib Brod bald
nicht aus. Das Vermögen der acht zu Frankfurt bestehenden Almosenkassen be-
trägt über 1900000 fl. mit einer jährlichen Einnahme von etwa 104000 fl.
Die acht Hospitäler besitzen ein Vermögen von nahe 2 Millionen Gulden mit
148000 fl. Jahreseinnahme. Das Vermögen der vier Waisenanstalten beträgt
680000 fl. mit 33000 fl. Jahreseinnahme und die sieben Versorgungsanstalten
hid>en ein Vermögen von nahe 1610000 fl. mit circa 76000 fl. Jahreseinnidane.
Das Gesammtvermögen der Frankfurter öffentlichen Unterstützungsanstalten be-
trägt mithin an 6190000 fl. mit jährlichen Einkünften von 361000 fl. Aus der
Staatskasse werden zu milden Zwecken noch etwa 50000 fl. jährlich gezahlt
Diesen Armenverh<nissen gegenüber zeigt aber der Consumtionszustand Frank-
furts eine immer noch sehr erträgliche Lage der Gesammtbevölkerung; denn es
werden in Frankfürt jährlich 112000 Malter oder wöchentlich etwa 2000 Malter
Mehl verbraucht, wonach man auf den Kopf ungefähr 322 Pfund jährlich zu be-
rechnen hat. Frankfurt erzeugt auf seinem Gebiete nur etwa 19000 Malter
Weizen und 8000 Malter Roggen, wesshalb es aus den Nachbargegenden seinen
Brodbedarf ziehen muss, und in Zeiten der Theurung durch Zuschüsse ans
Staatsmitteln gewöhnlich dafür gesorgt wird, dass die Brodpreise nicht über den
mittleren Durchschnitt, etwa 32 Kr. für den Öpfändig^i Laib Brod, steigen. Diese
staatliche Fürsorge kostete der Stadt Frankfurt in der Theurung von 1817 gegen
74000 fl. nnd den Vereinen 150000 fl.; die Theurung von 1831 kostete dem
Staat 28000 fl. und die von 1847 etwa 1 20000 fl. An Fleisch werden jährlich
in Frankfurt nahe an 100000 Ctr. consumirt, wovon 49300 Ctr. Bindfleisch. Auf
den Kopf rechnet man jährlich 160,79 Pfd., während eine solche Dnrchschnitts-
berechnung für den Kopf des preussischen Staats im Jahre 1842 nur 35 Pfd. er-
gab. Bemerkenwerth mag noch die Umwandlung sein, welche der Verbrauch
von Brennstoffen in Frank&rt erfahren hat. Im Jahre 1830 betrug die Zufuhr von
Holz 42000 Gilbert, 1846 nur noch 23000. Dagegen war die Einfuhr von Stein-
kohlen, welche 1830 kaum nennenswerth war, bis 1846 auf die Menge von
350000 Ctr. jährlich gestiegen, wovon '^ für den eigenen Verbrauch von Frank-
furt. Es gab dies sein jährliches Erspamiss von 50000 fl., würde aber, wenn,
wie unausbleiblich bei jenem frühem starkem Gebrauch, der Holzpreis in seinen
alten Verhältnissen gewachsen wäre, während gleichzeitig die Steinkohlen im
Preise gesunken sind, in der Wirklichkeit ein Erspamiss von 170000 fl. jährlich
ausmachen.
In einer Uebersicht deutschen Städtewesens darf nicht die Erinnerung an
die grossartige Machtentfaltung fehlen, zu welcher deutsche Seestädte sich er-
hoben, als sie ihre Kräfte vereinigten und in der deutschen Hansa ein ruhmvolles
Zeugniss für alle Zukunft deutscher Geschichte aufstellten , was dieses Land im
Welthandel und in der Seegeltung vermag, wenn es will; Lübeck, Hamburg,
Bremen sind die glänzenden Steme aus jener ruhmvollen Periode, an welche die
Erinnerung für Ltibeck am schmerzlichsten sein möchte, während Bremen nnd
Hamburg mit der Erhaltung ihrer Seegeltung bis in die Gegenwart erfolgreich
fortgestrebt haben.
456
Dentsches St^diewesen.
Brom'enä ente Grüadang gebort wie die yom Hamburg Karl dem Qroaaea
an; vielleicht aehon unus Jahr 787. Obwohl Bremen enm äehandel so überaus
günstig lag, so blieb doch seine sächsische Beyölkenuig der ßchiflfahrt nnd dem
Kaufbxannsleben in dem Maasse abgewandt, dass der neue Bischofssitz, st&dtisch
bedeutungslos, noch bis «ofErzbisohof Adalbert Ton winzigem ümfanse bUeb, und
erst im Jahre 966 die Errichtung eines Marktes, Bann, Zollrecht una eine Münz-
stätte erwirkte durch den Freibrief des Kaisers Otto, seit welcher Zeit nun
Bremen seine Schiffe zuerst in die hintersten Buchten des baltischen Meeres, und
nach dem nördlichen Eismeere leitete, ja, wetteifernd mit den seevertrauten Nach-
barn in Friesland, die gefährlichen Pfade ins Mittelmeer aufspürte. Im Jahre 1111
erhielt die Stadt von Kaiser Heinrich Y die Reiohsireiheit, diie es bis zum Unter-
gange des deutschen Reichs bewahrte. Eine Zeit lang, von 1810 — 13 war
Bremen eine französische Provinzialstadt und erhidt mit der Begründung des
deutschen Bundes eine den Verhältnissen angemessene Selbstständigkeit zurück.
Bremens Gebiet umfasst 4,60 Quadratmeilen mit einer Bevölkemng von
85000 Seelen im Jahre 1852; davon kamen auf die Stadt, die 1842 49700 Ein-
wohner zählte, 58840. Die Vermehrung wurde bewirkt durch den Ueberschuss
.der Geburten um 4140 Seelen und durch Eingewanderte, die Bürger geworden
sind um 5000 Seelen. Im Jahre 1842 war das Verhältniss der unehelichen Ge-
burten zu den ehelichen wie 1:6,5, im Jahre 1852 wie 1:7,4. Die Zahl der
geschlossenen Ehen war in der Stadt fürs Jahr 1846 466, für 1847 486> fär 184d
427, für 1849 461, für 1850 523, für 1851 561 und für 1852 458. Die Zahl der
SterbefäDe war in der Stadt 1850 1279, 1851 1202, 1852 1415, während die Ge-
burten sich beliefen 1850 auf 1786, 1851 auf 1870, 1852 auf 1840.
Die Fundamente von Bremens Dasein liegen in der Schiffiahrt, im Handel;
auf diese Verhältnisse ist hier ein Blick zu werfen, nachdem wir eine Seite des
städtischen Stilllebens zuvor noch berührt haben, die in ihrem allgemeinen Zu-
sammenhange von so unendlicher Tragweite ist, nemlich die Lohn- und Lebens-
mittelpreise der handarbeitenden Volksklassen, welche bereits Herr von Beden
in der Zeitschrift für deutsche Statistik, Jahrgang 1847 einer gründlichen Prfifimg
und Darstellung unterzogen hat, unter andern auch mit Rücksicht anf die Städte
Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt. In einer Uebersicht städtischer Ver-
hältnisse» wie die vorliegende, kann diese wichtige sociale Seite nicht ganz un-
Jtorührt bleiben.
Dar Preis in Silberpfennigen für ein preussisches Pfund. Roggenbrod war in
In Jahre
Hamburg
Bremen
Rogj
enbrod
Boggenbrod
htekster
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•Mrinttr
Preis
Preis
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8 Pf.
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Lübeck
grobes oder haaa-
backnes Brod
Darehschaittspreis
Frankftirt
gemischtes Brod
hkktttt
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fnn
1837
1838
1839
1840
1841
1842
1843
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1845
1846
1847
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11
•»I
I»
Deatsohes StKdtewesen.
457
üeber den dnrohselmittliclien Marktpreis der Kartoffeln lassen sich kdne
80 genauen Zusammenstellungen machen, wie bei den Preisen der Brodfrüchte;
es folgen desshalb nachstehende mittlere Preise:
Der preussische Scheffel Kartoffeln kostete
!■ Jakre
In Hanbiirg.
Bremen.
Lflbeok.
Frankfltett
1837
Tn den Jahren von 1837 Von 1837 bis
«.
1838
1839
bis 1844 war der ge-
wöhnliche Preis 19 bis
1842 incL war
13
17
16
1840
21 Sgr. pro Scheffel; im
der Durch'
17
—
1841
1842
Spätherbst 1845 war er
bedeutend höher bis
Schnittspreis
17
24
^tmm^
1843
37 Sgr., im Winter 18 * «^j
12 ^A Sgr., von
23
17 ti
1844
1845
stieg er bis auf 56 Sgr.
pro Scheffel.
1843 bis 1846
13
17
10
17
1846
•
V^\i Sgr.
30
20
Der jährliche Durchschnittsverbrauch einer Normalfamilie (Mann, Frau,
3 Kinder oder andere Familienglieder) aus den handarbeitenden Yolksklassen an
Brod und Kartoffeln ist nach Angabeo, die sich auf mehrjährige Erfahrungen und
vielfältige Erkundigungen stützen, folgender:
in Hamburg Bremen Lübeck ^
an Brod auf 60 Thlr. 55 Thb. 45 Tbk. ,
an Kartoffeln auf 23 Scheffel 21 Scheffel. 14 Scheffel,
im Werth von 15 «^ Thlr. 14 TWr. 9 ^i Thhr.
wenn man fär den Scheffel Kartoffeln einen Durchschnittspreis von 20 Sgr.
annimmt.
Geht man von dem Verbrauch dieser nothwendigsten Lebensmittel einer
Arbeiterfamilie zu ihrer jährlichen Einnahme über, so sind darüber folgende An-
gaben gemacht: in Hamburg möchte der Verdienst eines Handarbeiters 120 bis
160 Thlr. pro Jahr betragen , wozu noch der Erwerb der Frau im Durchschnitt
auf 20 bis 25 Thlr. jährlich berechnet werden könnte. In Bremen ist die Jahres-
einnahme einer solchen Familie auf 110 bis 165 Thlr. berechnet; in Lübeck
auf 140 Thlr. In Frankfurt schwankt die Jahreseinnahme einer Handarbeiter-
familie zwischen 170 und 230 Thlr. Femer kommt in Betracht der Miethszins
der Wohnungen; die Angaben darüber sind sehr abweichend und verschieden-
artig. In Hamburg ist der geringste Miethszins für Wohnungen einer Familie
(Stube, Kammer, Diele und Kochstelle) 24 Thlr. pro Jahr, etwas bessere Wohnun-
gen kosten 30 Thlr. In Bremen ist der geringste Miethszins 16 — 22 Thlr. In
Lübeck beträgt die Miethe für eine solche Wohnung 9 bis 10 Thlr. und in Frank-
furt 36 bis 40Thh-., in Sachsenhausen nur 24 bis 30 Thlr. •— Was die Ab -
g ab en der handarbeitenden Yolkäklassen an Staat, Kirche, Schule, Gemeinde etc.
betrififl, so kann darüber Folgendes mitgetheilt werden: In Hamburg selbst sind
diejenigen Personen, welche zu 40 Thlr. und darunter Miethe wohnen, von allen
direkten Abgaben befreit ; indirekte zahlen sie durch die auf Lebensmitteln haften-
den Abgaben. Der Mann ist bis zum 45. Jahr zum Dienst im Bürgermilitair ver-
pflichtet. Eine solche Familie aus handarbeitenden Volksklassen sucht in der Regel
um freie Schule für ihre heranwachsenden Kinder nach, die ihr selten verweigert
wird, und in Krankheitsfällen geniesst sie freie ärztliche Behandlung In Bremen
sind die Abgaben cm den Staat folgende : Der Eigenthümer eines Grundstücks bezahlt
1 /^ per Mille des Werths desselben. Sodann hat Jeder, er sei Grundbesitzer
oder nicht, eine Steuer zur Reinigung und Erleuchtung der Gassen zu bezahlen
29
458 Dentflo^es Siftdiew^tei^
imd Bwar di^enigen, welche Grondsteuer bezahlen, von dem Taxate desselben
9^ per MiUe, diqjeiBigeii , welche zur Miethe wohnen, 4pGt. Ton ihrem Mieths-
betrage. Ausser dieser Steuer sind noch die Consumtions* und Accisabgaben za
nennen. An die Gemeinde bestehen die Abgaben darin, dass jeder Einwohner,
ohne Ansnahme, für das Armen-Institut wöchentlich 1 Grote = 6^Pf. entrichtet.
Die Bteuem and Abgaben in Ltibeek betragen jährlich für eine Familie mit drei
schulpfliohtigen Kindern Minimum 8 Thlr. 23 Sgr., Maximum 11 Thlr. 24 ßgr.
An directmi Steuern best^en in Frankfurt a.M. nur die Einkommen- und
die Miethssteuer. Der geringste Ansatz für erstere ist 4 \i ßgr. ; für letztere 8 "^^ Sgr.
▼on 28 'Xa Thlr. Miethe; von 40 V-'^^ Thlr Miethe aber 20 Sgr.; das Schulgeld
in den Volksschulen beträgt jährlich 5 ^ Thlr. ; für Arme ziüUt der Staat die
Hälfte oder das Ganze. Ausserdem sind noch indireete Steuern vothanden, nament-
lich die Accise für die nothwendigsten Lebensbedürfnisse. Entwirft man aus den
vorenthaltenen Angaben eine Einnahme- und Ausgabe - Bilanz, so ergiebt sich etwa
Folgendes: I. Durchschnittliche Jahres-Einnahme einer Handarbeiter-Familie, unter
der Yeraussetzung siteter Beschäftigung sowie Mitarbeit der Frau oder eines an-
dern Gliedes der Kormalfamilie : in Hamburg 160 Thlr., in Bremen 155, in Lübeck
140, in Frankfurt 185 Thlr. H. Durchschnittliche Jahresausgabe einer solchen
Familie bei Mittelpreisen: 1) für Brod und Kartojffeln in Hamburg 75 Thlr., in
Bremen 69 Thlr., in Lübeck 54 Thlr.. in Frankfurt etwa 78 Thlr. 2) Miethzins
in Hamburg 30 Thlr., in Bremen 20 Thlr., in Lübeck 10 Thlr., in Frankfurt 36 Thlr.,
8) Abgaben an Staat, Kirche, Schule, Gemeinde in Hamburg 0, in Bremen 1 Thlr.
14 Sgr., in Lübeck 8 Thlr. 23 Sgr., in Frankfurt 3 Thlr. 14 Sgr. 4) Für Feuerung
und Beleuchtung 7— -9 Thlr. 15 Sgr. 5) Für Bekleidung 15 — 20 Thlr. 6) Für
Gegenstände der Ernährung (ausser dem bereits in Rechnung gebrachten Brod und
Kartoffeln) in Hamburg 37 Tbk. 15 Sgr., in Bremen 34 Thhr. 15 Sgr., in Lübeck
35 Thlr., in Frankfurt 39 Thlr. 7) Für verschiedene kleine Bedürfhisse etwa3 % Thhr.
Obgleich alle diese Ansätze nur als annähernd richtig, und in der Kegel als ein Mi-
nimum zu betrachten sind, so düifte doch die mehr oder minder günstige Stellung
der Handarbeiter geringster Klasse in den freien deutschen Städten dadurch ziem-
lich richtig bezeichnet sein. Und die in diesen Städten gültigen Verhältnisse
dürften wiederum mit den nöthigen Modiücationen auf die Lebenslage gleicher
Arbeiter in den übrigen grossem Städten Deutschlands angepasst werden können,
so dass damit eine sehr breite Schicht der grossstädtischen Bevölkerung nach den
wichtigsten Beziehungen des materiellen Seins dargestellt ist, woraus von selbst
die Wichtigkeit resultirt, welche die Preise der ersten und nothwendigsten Lebens-
mittel vomemlich nach dieser Seite hin haben. Von dem richtigen Yerhältniss
zwischen ihnen und den Arbeitslöhnen hängt das Wohlergehen eines sehr ansehn-
lichen Bruchtheils der grossstädtischen Bevölkerung ab, und in der That ist dieses
Yerhältniss auf die Erhaltung eines kräftigen staatlichen Organismus gewiss nicht
wem'ger einflussreich, wie die Ausdehnung des Verkehrs und die Entwickelung
der Industrie. Wie es mit Bremens, um auf diese Stadt wieder speciell zurück-
zukehren, Verkehrs- Ausdehnung nach der See sich verhält, ersehen wir aus nach-
stehendem Verzeichniss der in den letzten Jahren UHch auswärts abgegangenen
und von aussen angekommenen Schiffe. Der Seeverkehr Bremens war nun fol-
gender:
Dentsohes BtKdteweBen.
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Asiatische u. EuropWsche Türkei,
Aegypten so wie Schirarzea Meer
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Polynesien
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ZusanuDeii . . .
295
S25
295
301
416
3«
508
443
Dass noh Bremens' Handel über die ganee Erde verbreitet and «war in scImeUer
Zonahme begriffen ist, beweist vorstellende Ueberaioht aogenecbeinlicb. Es ist
dies aber nur die fimnale Seite des Verkehrs; eisige Bemerkungan über den mA-
teiidlen Inhalt dieser ein- and aasgelaufenen Schiffe mägen sich hier ansobliessen.
An VeizehmiigsgegenstAndeD (aämlich neben GeUeide, Fleiseb, Wein etc. hanpC-
.sKcblicb ColomJwaaren, wie Kaffee, Reis, Tabak, Thee and Zucker) wurde 1S61
in Bremen ffir einen Werth ron 16 V UiU. Thlr. eingeführt und IBr 16 MiU. Thlr.
■usgetiibrt; sie machten volle 40 pCt. des Imports und 4S pCt. des Exports aus,
.und bildeten also entscbieden das vorwiegende Otject des Bremer Handels. Im
Jahre 1661 betrug sowohl die Ein- wie Annfuhr von Ver2ebruiige|[egenstKndfin
ungeftbr 13 ■j' Million Thlr.; beide haben sich also in einem Jahre mn etwa
2'ji MiU. sesteigert In Tabak allein ist die Einfuhr von 5 Mill. Thlr. 1851 auf
T200000 Thlr. und die Ausiuhr von 5300000 Thlr. auf 7300000 Thlr. gestiegen,
obglacb die Ausfuhr Bremer Cigarren bedeutend gesunken ist; denn 18S1 ^fwc-
" ' a Ganzen aas Bremen 327 1^ Mill. BtSck Cigatren versandt, im Jahre 1852
"" ' 1 111 MilL (' ' - "■ "■
r noch 216'^ MUL, also 1
. oder &st S4 pCt. weniger. Zar
29*
460
Deatsobes Stftdtewesdn.
Vereleiehaiig des Bremer See - Lnportl dient folgende Uebersicht einiger der
wiöntigflten Einfkihrartikel :
lt51
Pflind Thlr.
ItSl
QaMttaai Werth
Pftiad Thlr.
Kaffee . . .
12440000
1587000
11000000
1462000
Bei8 . . . .
22652000
677000
3520000
185000
Tabak . . .
68000000
6700000
24300000
2640000
Wein ....
—
511000
—
637000
Zucker . • .
18000000
1060000
27000000
2130000
Die (^esammteinfhbr der soffenaonten Bobstoffe betrag 1852 6 HüI., die Ane-
ftibr h]4 Mill. Tblr., der Wertb der Halbfabrikate war in der Einfhbr 871000 Tblr.,
in der Ausfubr 726000 Thlr. Die Gesammteinfubr von Manofacturen betrag
10641000 Tblr.» wovon für 10435000 Tblr. aus dem deutseben Inland kamen. Die
Gesammtausfübr dieser Artikel war 8396000 TbLr., wovon fOi 7068000 Thlr. über
Bee gingen. Die Gesammteinfubr aller Industrie- und Eunsterzeugnisse betrag
6^Mill., die Ausfahr 6'/^oMilL Thlr. Bemerkenswertb ist die Zunahme der an
den Bremer Markt kommenden, im deutschen Binnenlande fabricirten Cigarren,
von denen im Jahre 1852 schon 40 Mill. Stack, grÖsstentbeils seewftrts Qber
Bremen versandt wurden. Bremen importirte 1852 aus dem deutschen Zollverein
im Ganzen fär 13321000 Thhr., was 33 pCt. der Totaleinführ ausmachte; im J.
1851 war diese Summe nur 12413000 Thlr. Wenn man den Steuerverein ssnm
ZoU verein hinzurechnet, so hatten diese beiden Yerb&nde 1852 47 pCt. der Gto-
sammteinfiihr repräsentirt, ditfegen 88 pCt der Einfuhr von der Land- und Floas-
seite. Von der gedachten Summe der ZoUvereinseinftihr kamen auf Preussen
5127000 Thlr., Königreich Sachsen 6110000 Thlr., Bayern und Braunschweig jedes
.580000 Thlr. Nach Oesterreich war die Ausfuhr von Bremen 1582000 Tbbr., die
Einfahr von dort nur 27000 Thlr. Der gesammte europäische Verkehr Bremens
Mief sich auf 27066000 Thlr. Einfuhr und 24044000 Tblr. Ansfohr.
Hamburg*8 Geschichte erwartet noch in diesem Jahre eine anf Urkunden
und sorgfältige Forschung gestützte Geschichte von Dr. Gallois, die besonders
'mT die Yerfassungs- und HandeLügescbicbte, die nnerlfts^chen HauptpfeUer jeder
gründlichen Stadtgeschichte, gerichtet sein soll; und in der Tbat, wenn die €le-
sebichte einer Stadt in Deutschland lehrreichen Stoff in beiden erwähnten Be-
siehungen bieten kann, so ist es Hamburg; aber auch für die allgemeine Ge-
schichte, namentlich des nördlichen Deutschlands wie des earopäi8<men Nordens
verspricht eine solche Darstellang manche schätzenswertbe Aofkläning« Aneli
Hamburg bat aus seiner hanseatischen Zeit, wenn aacb nicht die selbstständige
Macht jener Zeit, doch seine Handelsbedeutung für Deatschlaad bewahrt und er-
halten, wie aus den einzelnen Andeutungen, die folgen, leicht zu ersehen ist.
Hambarg mit seinem Stadtgebiete umfasst 7 GevieMmeilen, auf wdohen lebten;
1834 . . . 158091 Seelen, 1840 . . . 170969 Seelen, 1846 . . . 188054 Seelen,
1837 . . . 163479 « 1843 .. . 179510 „ 1849 . . . 197000 ,
anf die Stadt selbst mit Ihren beiden Vorstädten St Pauli und St Geoi^ kamen
1826 . . . 122861 Seelen, 1838 . . . 135375 Seelen, 1846 . . . 148754 Seelen,
1834 . . . 130385 „ 1840 . . . 136986 • 1852 . . . 157450 »
DentBckeB Siftdtewesen.
461
Die EheTerWinisse» Ckburten und TodesftUe in Hamburg (incL der Voc^
•Udte St Pauli und 8t. Georg) waren in nachstehenden Jahren folgende:
laJahre
OopnUrU
Geborene
Damnter
nneheliobe
Begraben
1826 . . •
1323
3996
608
4411
1828 .. .
1303
4051
697
4308
1830 , . .
1310
4160
755
5351
1832 ^^^^'*
1188
4151
760
5694
1279
4312
884
6325
1833 .• .
1766
4533
808
4757
1834 .. .
1875
4774
779
4986
1836 . . .
1441
4707
763
4385
1837 Grippe
1474
4619
725
5454
1838 .. .
1512
4718
707
5431
1840 . . .
1598
4722
690
4960
1841 .. .
1525
4784
696
5379
1847 .. .
1535
5008
641
5573
1852 . . .
1630
5322
759
5565
Bflrger aind geworden im Jahre 1828 1068, 1829 1498, 1830 847, 1831 904^^
1832 1016, 1833 1456, 1834 1646, 1835 758 (weil eine Erhöhung des Eintritte-
geldes zum Bürgerwerden eingeführt war), 1836 851, 1837 921, 1838 986, 1839
1109, 1840 1156, 1641 1270, 1842 1289, 1843 1506, 1844 1656, 1845 1586,
1846 1265.
Nach den Toranstebenden Zahlen wäre anzunehmen, dass der Wohlstand sich
in den Jahren 1880, 33*- 84 schnell rermehrt habe, und doch zeugen die Um*
sUfaide, nltmlich der AjB&tand 1880, die Errichtung zweier Hüfsyereine zur Ab-
bQfe der Vexarmnng nm dieselbe Zeit von ausserordentlichem Elend. Auffallend
ist die Yerniehning der unehelichen Geburten in den beiden stärksten Cholera-
Jahren. Für die Zeit ron 1826 bis 1835 ist auf je 97 Personen eine Ehe ge-
schlossen worden, welches Verhältniss auch auf das Jahr 1852 beinahe zutrifft,
die Copulation ist also in gleichem Verhältniss zur Bevölkerung geblieben. Im
Jahre 1799 dagegen kam in Hamburg noch eine Ehe auf 45 Personen; diesem
Jahre gegenüber werden also jetzt nur noch halb so viel Ehen eingegangen. In
den Jiuren 1790 — 1800 stand das Verhältniss der unehelichen Geburten zu den
ehelichen wie 1 : 9, jetzt steht es wie 1:7; freilich war diess Verhältniss früher
noch grösser, z. B. im Jahre 1832 wie 1:5, und in andern Jahren wie 1:6.
In Betreff des christlichen Sinnes geben yielleicht folgende Data Aufschluss : Die
Gesammtzahl der Oommunicanten betrug 1851 24940, wovon auf die freiwilligen
lutherischen Communicanten 20234 kommen. Im Jahre 1852 war die Gesammt-
zahl der Communicanten 25248, wovon aber 5544 auf die römischen Katholiken,
anf die Strafanstalten, Militair etc. kamen, so dass für die freiwilligen lutherischen
Communicanten nur noch 19704 übrig bleiben.
Die Zahl der Selbstmorde ist in Hamburg gestiegen, wie diess wahrschein-
lich^ den meisten grossem Städten der Fall sein dürfte; 1830 betrugen sie 44,
1831 33, 1832 29 und 1845 50, 1846 64, 1847 61. Dagegen sind sich die Fälle
eines gewaltsamen Todes durch Unglück der Zahl nach immer gleich geblieben ;
V kommen solche 1830 130 und 1846 134, 1847 129 vor. Das Verhältniss der
Polisd-Gefangenen md der Gefangenen in den Strafhäusem zu der Bevölkerung
ist mit den Jahren ein ent6<^eden ungünstigeres geworden, denn es stellte sich
das Verhältniss der Polüseigefangenen zur Bevölkerung im Jahre 1826 wie 1 : 24,
462
Deutsohei Stäfltdwesen.
1838 wie 1 : 26, 840 wie 1 : 21 und 1^46 wie 1 : 1§ ; das der Strafgefangen 1826
wie 1 : 176, 1834 wie 1 : 159, 1838 wie l : 163, 1840 wie 1 : 162, 1846 wie 1:148.
Das Armenwesen Hamburgs hat eine sehr interessante Geschichte, wie aus
des Herrn von Yoght^s ,Werk «Gesammeltes aus der Geschichte der Hamburger
Armenanstalt** erhdlt. Die frühesten Nachrichten über ein geregeltea Armenwesen
Hamburgs stammen aus der Zeit der Reformation her, in welcher alle milden
Stiftungen aus den Hftnden der die Stadt verlassenden katholischen Geistlichkeit
in die der bürgerlichen Kirchenvorsteher übergingen. Die Pest im Jahre 1711
zerrüttete das alte Armenwesen gftnzlich, und nach Aufhören desselben, wurde
eine neue Armenordnung nöthig, bis im Jahre 1787 die unerträglich gewordene
Bettelei eine abermals umgestaltete Armenordnung hervorrief. Einem vom Jahre
1788 bis in die Gegenwart fortgeführten Berichte über die Armenverwaltung
Hamburgs entnehmen wir folgende Data, die auf die socialen Zustände Hamburgs
in den betreffenden Jahrgängen einen Einblick verstatten, zugleich aber ihrer-
seits zum Nachweis dienen können, was es mit der Behauptung der zunehmen-
den Massenverarmung für eine Bewandniss hat:
Familien Thir.
1789 erhielten in Hamburg Unterstützung 3903 die Ausgaben betrugen 88501
1791 f, n n
1795 «
1799 n «
1801 , n
1805 «
1807 , « *
1809 *
1815 « n t»
1820 , 4
1825 «
1830 „
1835 ,
1840 » » „ •
1845 r> « *
Der Brand von Hamburg hatte keinen grossen Einfluss auf 'die Ausgaben ^e^
Armenanstalt gehabt. Dieses Unglück, was Alle traf, traf nicht Alle gleicii;
die ärmere Klasse fand nicht allein in den Hilfswohnungen eine wohlfeile, ge-
sunde Wohnung, sondern, abgerechnet die unmittelbaren Geld - Unterstützungen,
in mannigfachen Ai'beiten einen reichlichen Erwerbszweig.
Die Ausgaben des allgemeinen Hamburger Krankenhauses betrugen 1843
134373 Thlr. worin etwa 93000 Thlr. als Zuschuss des Staats enthalten waren; 1844
waren die Ausgaben 131157 Thlr. mit einem, gleichen Staatszuschuss, der sicti in
den Jahren 1846 und 1847 auf 90000 resp. 88000 minderte, während die.Gesammi^
ausgaben in diesen beiden Jahren 150988 Thlr. und 154844 Thlr. betrugen.
Milde Stiftungen giebt es nach Lappenbergs Werke »Die milden Privatstiftungen
in Hamburg** 256. Derselbe schätzt die Fonds derselben auf 3197694 Thlr. und
die approximative Summe der jährlichen Einnahme auf 90536 Thlr.
Wenn aus den eben angefahrten Zahlen der Schluss gezogen werden äaxL
dass der Wohlstand Hamburgs im Fortschreiten, begriffen ist, so beweisst . £ess
der in immer grösserer Ausdehnung sich verbreitende Verkehr^ dieser ersten deu^
beben Handelsstadt nqph mehr. Der Schiffsverkehr dCr dort angeHöinäieneii \m4
abgegangenen Seeschiffe nach' Anzahl und Ladungsfähigkeit war folgender: '
3890
it
n
101006
3015
»
f*
100664
2326
»
n
164160
2012
f)
n
164131
1690
n
ft
161542
1678
»
ft '
W7003
1680
91
n
18767«
1589
ft
^
57655
2728
1»
«
115704
2394
«
w
98827
2666
«
»
183079
2511
W
Vi
124020
1691
•*'
*
i^^m
2387
' W
■ " * 'rt
13^738
.Ü" \ - »
Doutsolies Stftdtewesan.
463
1848
1849
1850
1851
1852
Schiffe
list
Schiffe
Last
Schiffe
Last
Schiffe
Last
Schiffe
Last
Am 1. Jan. lagen
im Hafen. . . .
Angekommen
mit Ladung . . .
Ladung in Ballast
Zusammen . .
Desgl. abgeg. . .
Demnach ultimo
Dec. im Hafen .
184
3005
299
3488
3298
190
9012
186538
11340
206890
197668
9222
190
3164
295
3649
3416
233
9222
177782
10312
197316
185448
11868
233
3738
356
4327
4114
213
11868
230667
12865
255400
243062
12338
213
3803
366
4382
4129
253
12338
235950
12229
260517
247712
12805
253
4037
403
4693
4480
213
12805
262100
18500
293405
281798
11612
Die Zahl der angekommenen Dampfschiffe im Jahre 1848 war 89 ^ ihr«
Keisen 883, im Jahn 1849, 49, ihre Beisen 893, im Jahre 1850 88, ihre Beuen
535, im Jahre 1851 41, ihre Beisen 607, im Jahre 1852 52, ihre Beisen 725.
Der Inhalt dieses Schiffsverkehrs und die Bedeutung desselben zugleich fOt
das innere Deutschland Ittsst sich theilweise nach folgenden Angaben bemessen:
Die direkte Ausfuhr nach transatlantischen Ländern im Jahre 1851 betrag
41228510 M.-B.; die direkte Einfuhr von transatlantischen Ländern in Hamburg:
41821830 M.-B. Unter dem Export befand sich von den nach Hamburg aus
Deutschland importirten Manufakturwaaren und Leinen nach transatlantischen
Lttndem im Jahre 1851 ftlr 28250540M.-B. ; mit der Berlin-Hamburger Eisenbahn
kamen 1851 in Hamburg far 26134580 M.-B. solcher Waaren an, während über
Harburg f&r 16820550 M.-B., und Ton der Oberelbe für 699280 M.-B. Unter den
Exportartikeln Hamburgs heben wir einen herror, der für die Consumtionsrer-
hftltnisse des innem Deutschlands bereits von bemerkbarem Einfluss geworden
ist, es ist die Ausfuhr Ton gesalzenem Fleisch für die britische Flotte, welche
vonugsw^e von Hamburg aus, nftchstdem von Danzig betrieben wird. Von
dem Wachsthum dieses Ausftihrgeschäfts für Hamburg geben folgende Zahlen
dneYorstellnng: 1848 wurden 17928 Ctr. gesalzenes Ochsen- und ßchweinefleisoh
ausgeführt, wovon 14960 Ctr. nach England gingen. 1849 betrug dieser Expoct
schon 58089 Ctr. , wovoii 46378 nach England. 1850 aber stieg die Ausfithr auf
119817 Ctr., wovon 112024 Ctr. den Weg über den Kanal nahmen. Diese letzter«
Gesammtausführ hatte einen Werth von 8257990 M.-B. An dem gesammteüi
Schiffsverkehr Hamburgs war die dortige Bhederei im Jahre 1852 mit 869 Schiffen
beiheiligt, die 87628 Commerzlasten & 6000 Pfd. oder 56442 Boggenlasten h 4000 Pfd.
hielten und etwa 4000 Boggenlasten grösser als die bremer Bhederei war.
Ein in Hamburg besonders blühendes Gesch&ft, welches zugliHdi die Be>
deutung dieses ersten deutschen Seehafras ins hellste Licht setzt, ist dasAssieoU'»
ranzwesen und darunter wieder die Seeasseouranz. Kein anderes G^chkft
hat sich zu Hamburg in den letzten Jahrzehnten so gehoben wie dieses. Im
Jahre 1814 betrug die Summe der Seeversicherungen 41189909 M.-B., 1851 aber
816826500 M.-B. Die Durchschnittsprttmie war in jenem Jahre 8«^spCt., iü
diesem 1 * ^^^ pCt., wonach etwa in einem Menschenalter die versicherten Summen
nm mehr als das Siebenfache sich gehoben haben und die Pr&nuen daaraof mehr
als die Hälfte zurückgegangen sind.
Neben dem Handel Hamburgs ist noch der des benachbarten Altonü's ita.
erwähnen, wo im Jahre 1852 1728 Schiffe ankamen, von denen in Ladung
1498 von 44120 Lasten und 285. in Ballast. Die Stadtrechnung Altona^s» deren
Bevölkerung etwas über 30000 Seelen beträgt, ergab für 1851 eine Einnahme van
848295 M.-Ctrt., wovonr aber 869300 M. auf Anleihen kamen und eine Aasgabe von
464 Dentsolies Sittdiewesen.
752897 M.-Crt. Die PassiTa betragen Ende Dee. 1851 1641400 M.-Crt., die Acthra
beliefen sich auf 648410 M.- Ort.
In Lübeck's Hafen liefen 1851 1096 Segel- und Dampfschiffe ein mit
64798 Last, 1850 1153 Schiffe mit 71020 Last, 1849 918 Schiffe mit 77295 Last
und 1848 816 Schiffe mit 64790 L&st. Die Rhederei Lübeck's nmfasste am Schloss
des Jahres 1851 73 Schiffe mit 7030 Lasten und waren im Ban begriffen 4 Schiffe
yon 1540 Lasten. An Waaren wurden eingeführt 1851 landwärts 50463308 Pfd.
nnd seewärts 214192119 Pfd. 1850 landwärts 55942000 Pfd. und seew&rta
184409838 Pfd.
Erwähnen wir zam Schluss dieser Uebersioht noch einige Verhältnisse zweier
österreichisohen Städte, die innerhalb Deutschlands liegen, so ist Tr lest die süd-
lichste deutsche Stadt, zugleich die bedeutsamste fär die Förderung deutscher
Gewerbe- und Handelsinteressen. Dai^ Budget dieser Stadt für das Jahr 1852
spricht ihre grossstädtischen Aufgaben ziemlich deutlich aus. Ihre Einnahmen
beliefen sich auf 2008798 fl., wovon 1279235 fl. die ordentlichen Einnahmen trafen.
Dieselben flössen hauptsächlich aus den städtischen Abgaben von Getränken und
Fleisch (896692 fl.), der Häusersteuer (195590 fl.), den Zins- und Pachtgeldern
(52012 fl.), den Taxen (60835 fl., worunter allein an Stein pflastergeld 48386 fl.),
den Interessen (7552 fl.) und verschiedenen (66551 fl.). Die Ausgaben hingegen
betrugen 2003498 fl., worunter die ordentlichen mit 1206557 fl. bereiiihnet waren.
Dieselben vertheilten sich folgendermassen : Verwaltung 103367 fl., Pauschal-
abgaben an den Staat 513396 fl., Cultus 12809 fl., öffentlicher Unterricht 78748 fl.,
darunter für Volksschulen 50748 fl., Tumschule 957 fl., Gesangschule 2532 fl.,
Gymnasium 10333 fl., Handelsakademie 5485 fl., Stipendien 4950 fl., öffentliche
Bibliothek 1580 fl., wissenscbaftliche Anstalten 2358 fl., Wohlthätigkeitsanstalten
56552 fl., Bürgerspital 143666 fl., Bürgermiliz 5279 fl., Polizeidienst, wohin
Gensd^armerie , Sicherheitswache, Gefängnisse, Feuerlöschanstalten, öffentliche
Reinlichkeit und Beleuchtung gehörten 154239 fl., öffentliche Festlichkeiten
9055 fl., Theater 6565 fl., Erhaltung öffentlicher Werke 76898 fl. Die ausser-
ordentlichen Ausgaben mit 373297 fl. wurden auf Neubauten verwendet. Das
städtische Vermögen hatte einen Gesammtwerth von mebr als zwei Millionen Gulden.
Wien hatte Anfang 1851 eine Bevölkerung von 431147 Seelen ohne Militair;
im Jahre 1846 betrug dieselbe 410947; die der Militaiijurisdiktion zuständigen
waren annäherungsweise 17418. Die Zahl der Geborenen betrug 19757, darunter
10118 Knaben und 9639 Mädchen; im Jahre 1845 wurden 19206 geboren; es
kam also auf 20 Einwohner 1 Geburt. Es starben 17132; von 23 Einwohnern
•tarb also Einer. Getraut wurden 3645 Personen , eben so viel als 1845. Von
61 Einwohnern heiratbete Einer. Die Stadt mit ihren 34 Vorstädten hatte
8776 Häuser auf einem Flächenraum von ^g geographischen Quadratmeilen. Um
eine Vorstellung von den Consumtionsverhältnissen der Stadt, die eine weithin
reichende Anerkennung in der civilisirten Welt gefunden haben, zu geben, führen
wir die 1851 in Wien theils eingeführten, theils dort erzeugten Gegenstände an,
welche ihrer Natur nach beinahe ausschliesslich zum Verbrauche bestimmt sind.
An geistigen Flüssigkeiten wurden in dem erwähnten Jahre erzeugt 197499 Eimer
im beiläufigen Werthe von 6319968 fl.; Weine wurden eingeführt 328332 Eimer
im Werthe von 2056075 fl., Bier "57 1816 Eimer im Werthe von 3002034 fl., und
überdiess in den Brauhäusern innerhalb der Linien 323940 Eimer im Werthe von
1700685 fl. erzeugt. Ochsen, Kühe und Kälber über ein Jahr wurden eingeführt
92465 Stück im Werthe von 9708825 fl., Kälber bis zum Alter eines Jahres
124125 Stück, verwerthet mit 2482500 fl., Schaafe, Widder, Ziegen, Böcke und
Hamiflel 43266 Stück mit 288440 fl. im Werthe, Lämmer bis 25 Pfd. , Kitze und
Spanferkel. 52499 Stück verwerthet mit 183747 fl., Frischlinge, d. h. Schweine von
9 bis 35 Pfd. und Schweine über 35 Pfd. 86514 Stück im Werthe von 4825700 fl.,
Hasen 61374 Stück verwerthet mit 85924 fl. ■— Ausgehacktes Roth- und Schwais-
wild nur 41 Ctr., Trathühner, Gänse, Enten, Kapaunen 314579 Stück im Prdse
Deutsohei Stidtewesen. 465
Ton 566242 iL , Hfiboer nad Taaben 1288224 Stttek im Wertbe Ton 515290 fl.,
Reppliühner und Wildtanben 61384 Stück mit 30692 fl. verwerthet, Fische nnd
Schaalthiere aus dem Meer nnd Flüssen 9558 Gtr. im Werthe von 210276 fl.,
Mehl ans Getreide etc., Gerste, Brod etc. wnrden eingeführt 1031753 Ctr. im
Werthe Yon 7480109 fl., Brodfrfichte 296609 Ctr. im Werthe von 1285306 fl.,
Eier 50076395 Stück im Werthe von 667685 fl. (in London wnrden in dem ein*
zigen Monat Jnni 1853 16030834 Eier eingeführt, 4 MilL Stück mehr als im
Jani 1852).
Hiermit schliessen wir diese üebersicht, zu welcher nns während mehrerer
Jahre gesammelte Notizen zur Grundlage dienten. Aber indem wir noch einmal
diese Auswahl von Materialien und ihre Bearbeitung überblicken, können wir
uns nicht verhehlen, dass die über die innem Zust&nde und Yerhiltnisse deutscher
IMdte zur öffentlichen Kenntniss gelangenden Mittheilungen nur auf einen ge-
ringen Kreis sich beschrAnken und überhaupt der Vollständigkeit entbehren, durch
welche erst eine gründlichere Darstellung des für den Staatsorganismus so wie
Ar die Volkswirthschaft so wichtigen st&dtisohen Wesens ermöglicht werden
könnte. Dieser Behauptung wird jeder Kundige wohl schwerlich seine Bei-
stimmung versagen. Welche Nachtheile aber aus der Unkunde der hier in Be-
tracht kommenden Beziehungen für das öffentliche Leben eines Volkes entstehen,
denen nur dadurch begegnet werden kann, dass die Communalbehörden es sich
angelegen sein lassen, über die verschiedenen Theile der ihrer Leitung anver-
trauten Communalverbftnde öffentlich Rechenschaft ablegen, dadurch der Presse
Stoff und Gelegenheit geboten wird, sich mit der Erörterung inhaltrcicher und
das unmittelbare Interesse des Btlrgers angehenden Fragen zu beschäftigen, und
auf diesem Wege eine wahrhaft politische BUdung der städtischen Bevölkerung
befördert wird, das bedarf keiner weitem Ausführung. Vielleicht giebt die vor-
stehende Üebersicht hin und wieder Anlass zur Ausführung der eben angedeuteten
Wünsche und würde damit ihren wesentlichen Zweck erreicht haben. Es sind
in dieser Üebersicht, wie' sich die Gelegenheit gerade bei den einzelnen Communen
darbot, hier diese dort jene der wichtigsten Verhältnisse und Zustände berührt
worden, so dass sich aus dem Ganzen wohl eine Anschauung von dem heraus-
stellen dürfte, auf was das Interesse jeder Gemeinde mehr oder weniger gerichtet
sein muss. Dem kosmopolitischen Sinne der Deutschen thut vor Allem Lokal-
kenntniss ihrer Zustände noth.
wa|a| =
mit
Banken.
S ||S-|
3 gilgl
i "* I 15 I I I I fe» I ^
IS g eai I I I 62
,11 iiä,ass
in
l|l
IM
Deütsehe Banken.
467
Gesehäftsimisatz deutscher Banken.
A. Preussische ßank*)
bei der
diese disoontlrte**)
1851
18da
Uek auf Pfftnder i)
1851 1852
Hauptbank
Braunsberg, Insterburg . . .
Breslau
Liegnitz und Oppeln . . .
Göln und Aachen ....
Düsseldorf
Siegen .
Crefeld
Danzig
Marienwerder, Gulm, Graudenz
Thorn ....<•...
Elbing und 1852 Osterode .
Elberfeld
Frankfurt a^O
Gleiwitz
Görlitz
Grikiberg und Spremberg . •
Halle ;
Königsberg .
Tilsit
Ragnit
Magdeburg und Erfurt . * . .
Memel
Münster
Minden
Posen und Nebenorte ....
Bronibeiig . . . . . . .
Stettin
Stolpe
Göslin
Stralsund
Landsberg
Greifs waid und Wolgast . .
Preussische Bank Summa
B.* Berliner Cassenverein . . .
G. Rftterschaftlicbe Privat -Bank
zu Stettin
D. Städtische Bank zu Breslau .
fj. Landesbank zu Dessau . . .
F. Leipziger Bank.
6243223
2532799
4072031
89001
104739
759937
359109
249689
50621
31286
17149
35606
613690
1399129
636383
8431409
606830
6074851
1671777
19385
4327154
3356801
58594
85346
33338055
4258947
8034441
2287663
10242536
4111001
6361533
12065225
660150
2690960
3057970
832930
4361386
2498550
—
20580
210688
333585
132420
U00173
826595
11890
463032
337920
74fS273
492810
100374
29200
218951
234110
307469
165630
293613
144330
1568543
603850
1503094
5663360
1080976
506550
14470
11315577
751640
770893
2193648
1258559
268120
7530
1664073
1724670
223898
44160
4943204
2313370
278374
113380
63376
179960
140462
153760
16093
— i.
—
bei Slralsand
42007159
35675788
5351367
. 7407030
9398768
4169150
2690813
1935865
11889294
769603
5643848
2244392
8531320
314700
3654510
784165
4079280
7930
178600
1041100
23651Ö
192060
940720
54060
333300
343750
490950
7000
1104110
4958850
266220
40110
653660
1413180
432220
12895
2030970
70100
1500290
95340
11234Ö
225140
83360
192870
44594960
9437560
4636651
4299810
795626
2607051
«) Ib der bereits erschienenen ersten Lieferung der ,3Anken'' yon O. Hübner ist die Zsv
sammenstellang der tiOmbard-GeseliSfte der preussischen Bank im Jahre 1852 von Seiten der
Draokei^ »im TheU nnierAl&ander geworfen worden und hierdurch mancher Fehler entstanden,
der bei der 8. Lieferune bWlchUtt'al'erden wird. ^ «•) Ohne Hypotheken. -^ -fc) Wo diePlatz^
wechMl ermittelt werden konnten, sind nur diese angeftlhrt.
468
Daotsche Banken.
bei der
G. Privat - Darlehns - Bank zu
Lübeck
H. DiscoDto-Cassa Berlin . . .
I. Rostbcker Bank
K. Oesterreic bische Nationalbank
a. Wien
b. Prag
O* Ir CoLU •••••••
Bayerische Hypotheken- und
Wechsel- Bank
a. Mönchen
b. Augsburg
Landständ. Bank zu Bautzen
N. Bremer Oisconto-Casse . . .
O. Schaaffbausenscher Bank-Ver-
ein zu Cöln
L.
M
«tose dlflOMtlrte
lesi
264455
263458
228641735
3722033
657848
2351505
506609
3855206
1852
na Mf Pfiiutar
1851
1852
269392
9560977
459395
121719705
5966860
5062131
2643411
1559231
3307126
200820
520588
52991600
4463626
162260
104722
202620
665767
50742400
51303%
698718
124200
giebt keine gensaen Berlehte
Summa Thir. |24O262849|227529477|ll0645444| 123935759
Hieraus ergiebt sich, dass mit Ausnahme der Oesterreichiseben National-
Bank und der Bremer Disconto-Cassa die angeführten deutschen Banken
ihr Platz-, Disconto- und Leihgeschäft im Jahre 1h52 bedeutend zu vermebren
Gelegenheit fanden. Die Abnahme bei der österr. Nat.-Bank rUhrt baupt-
sächhch wohl von der Verminderung; der Geschäfte mit der Regierung her.
Die einzelnen RechenschafLsbenchte ergeben:
A. Prevssiacbe Bank. (7,
Discontirte Wechsel .... Thlr.
ff n (Durchschnittsbe-
trag 896 Thlr.)
Wechsel-Rimessen aufs Inland . . •
i> 9 aufs Ausland . .
« »in Casso .
Lombard
. . •
Anweisungen ausgestellt
Effekten mr Behörden
Depositen
Giro-Verkehr
n Anweisungen
Versiegelte Depositen . . . Stück
Gorrcspondenten Thlr.
In casso für Behörden
Effekten der Bank
Es betrugen die Verwaltungskosten 260491 Thlr, Reingewinn 796801 Tblr.
Gesammtumsatz 58648510 Thlr., Dividende ausser den Zinsen ä 3«^ pCt,
(1«o pCt fQr das AcUen-Capital , 10 «• pCt. für die SuaU-Einlage , der
durchschnittliche Banknotenumlauf war 1999400 Tblr.)
Rechnnngf-Jahr etc.)
Yortng
Zawacbs
Abgang
6907273
42007159
40652035
4191899
53927137
52042291
847116
6710199
6273^7
-_
828902
—
10233576
44594960
44279229
...
20718362
—^
3033545
_
24183751
14931561
14847551
10)2374
31681299
32218287
7806200
11924200
10424300
—
1600
16.10
1200006
3620785
3069909
87817
10821490
10819051
17511752
—
140900
Deutsche Banken. 469
B. Bedlair lusen-TeretaL (2. Jahresbericht)
Vortrag Znwaoh« Abnng
Wechsel gekauft und discontirt etc. . 837951 701Ö43] 6883274
(Dorchschmttsbetrag 775 Thir.)
Lombard 587800 0437560 9007780
Effekten 526550 — 500658
Giro-Verkehr 171086! 05409293 95847364
(Der Gesammt-Umlauf war 225573877, der durchschnittliche Noten-Umlauf
968849, Gewinn 80760, Verwaltungskosten 22064 ThIr., Dividende per
Actie Yon 1000 Thlr. 52 Thlr. = b]i pCt.)
C. Rlttersehaflllche PrintBaBk Ar Pommern in Stetttn.
(20. Rechnungs-Jahr.)
Depositen 3196055 2982125 2116385
Wechsel, solidarische 927904 1727430 —
« andere discontirt o. gekauft 2587365 20521719
gel
ITI
(DurchschnitUbetrag 786 Thlr.)
Effekten 559477 1308366 —
Lombard 1772081 2864570 3202329
Conto-Corrent u. Giro-Geschäft-Umsatz — 18887200 —
(Der Gesammt-Umsatz betrug 79456512 Thlr., die Verwaltungskosten beliefen
sich auf 38268 Thlr., der Rein-Gewinn war »51508 Tlilr., der durch-
schnittliche Noten-Uqulaof war 935000 Thlr. , ausser den 4 pGt Zinsen
wurden 8 Thaler p. Actie Dividende bezahlt, was b*^ pCt ergiebt Die
Zahl der ausgegebenen Actien war 3069.)
*
D. Bank im Breslau. (5. Rechenschaftsbericht) *
Wechsel-Disconti (672 Thlr. pr. StQciO — 2690813 —
Lombard Darleihen — 4299810 —
Giro- Verkehr zu- u. abgeschrieben . — 6487654 —
Depositen — 119763 —
(Die Verwaltungskosten betrugen 4170 Thlr., der Gewinn 13391 Thlr.)
L Dessauar Landeskank. (6. Rechnungs-Jahr.)
Pfand-Conto 649376 795626 878033
Wechsel-Conto 2234244 11889294 11590354
Effekten 57832 1105519 1125335
Conto-Gorrente 807928 10410667 10102076
Depositen 446699 465342 287705
(Der Reingewinn war 127444 Thlr., die Actionäre erhielten 4 pCt. Zins und
6 p€t Dividende.)
F. Loipiiger Bank. (14. Rechnungsjahr.)
Pfand-Gonto 935872 2607051 2410690
DisGontirte Wechel (589 Thlr. pr. Stück) 540504 5643848 3377 1 75
Conto-Corrent- Wechsel 191700 1251142 1237950
Auswärtige Wechsel 27*2948 2617132 2605182
Conto-Corrent-Conto 112311 6027629 5739414
do. gegen hvpothe-
karischeSicherheit 86084 65550 62054
(Der Reingewinn betrog 83665 Thlr., ausser den Zinsen i 3V pCt. wurden
13 li Thlr. pr. Actie = 5«« pCt vertheilt)
470
Daatachei Btpkun.
fi. Prifit-, BlSGOiitft- mi DarMis-ÜM» in LftMck.
(32. Recbnungs-Jahr.)
VoTtng Zawtthn Abgang
Vorschüsse auf Unterpfand Gt.-Mrk. 452200 506550 476700
Discontirte Wechsel 183996 673485 699005
(Ausser den Zinsen blieben 14895 Mark Gewinn auf das einbezahlle Kapital
von 62500 Mark.)
H. Dl8fiO]it0>Ktt86 tu Bailin.
(Vom 1. Oct 1851 bis 3h Dec. 1852.)
Discontirte Weeheel (k 439 Tbir. fiter
Stück) etc. . * -- 9560977 —
Statatensemässe Greditgewährung: I. Quartal 642692, 11. Quartal 811157,
III. Quart. 1299501, IV. Quart 1513051 Thlr., (der Gesammtgewinn iwar
26534 Thlr., wovon ftir die Mitglieder 19501 Thlr. = 7»^o)-
die Bilanz war
Kassa
Wechsel .
Debitoren
Invenüir .
Activa pr. Ende Decbr. 1852
Thlr. 133252 Baar; Einlagen der Mit-
Passiva
908972 glieder
. « 490276 Depositen ...
. 0 1728 Creditoren .
Thlr. 1934228 f^Ä-Hei^rve '.
Unerhobene Zinsen
Gewinn für Reserve
Zur Vertheilung
I. Rostocker Bank. (3. Rechnungs-Jahr.)
Thlr. 368610
6404 U
309299
184944
4200
230
1354
25180
fi
n
9
n
n
n
Thlr. 1534228
Lombard Thlr.
Discontirte Wechsel
pr. St.)
n
285987^
107787
43229
71750
1978»4
1631-24
665767
459395
900031
279809
7ti6119
2239371
666160
401997
828750
225309
4010^5
21 16370
(Durchschnitt 810 Thlr
Auswärtige Wechsel
Waaren-Lombard .
Depositen ....
Gonto-Corrent . • .
(Der Gewinn betrug ausser den Zinsen von 4 pGt. 7473 Thlr., wovon eine
Dividende von 1 pGt. veriheilt wurde.)
K, k. k. prif. OestereichlsGhe National-Bank in WUb.
(34. Rechnungs-Jahr.)
Staatsschuld ....... fi. wM. 145549755
Münzstand „ 42827656
Banknotenumlauf ..... » 215636519
Anweisungen ausgestellt . . „ —
Leihgeschäft « 15058200
Wechsel-Disconti , 81156563
(Durchnitt 2624 fl. pr. Stück.)
(Das Depositengeschäft stieg auf 93245328 fl., das Giro-Geschäft auf 1914063380.
In diesem Jahre wi^rde eine FüiaUEskompt-Ansiait zu Linz errichtet Der
Gesammt-Brutto- Gewinn betrug 5640486 fl., .die terwaliungskosten 706123 fl..
43419195
2792377
79927089
76119100
182579557
18307672
2372668
2069320^
73400200
231388666
. 0eat«cfa6 Baolfen. 471
der Reingewinn 4446213 fl., von Letzterem wurde k 70 fl. pr. Actie
354340 fl. vertheilt, der Rest in den Reservefond gelegt. Seitdem wur^e
die Ausgabe der noch reser¥irten 49779 Actien oescnlossen.)
L. Königl. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank in Ittnchen.
(17« Rechnungs-Jahr.)
Discontirte Wechsel fl. 1360578 4875968 4791124
Protongirte „ 7925066 fl.
Leihgesehäft „ 4476640 8978193 . 47t256n
Prolongationen 8729156 fl.
6iro-Ges<ihäft „ 112329 1802199 1843208
Geld-Uebernabme-Geschäft . . . « 1725343 3041112 2633244
Depositen « 227978 1444098 I51b3i»6
Darleihen auf Hypotheken ...» 15277244 21844^6 1270401
Dito Filiale Augsburg Wechsel-Dise. 171093 2753655 2254726
Prolongationen 1488ü73 fl.
Leibgeschäft « 193738 1212756 833621
(Das Versicherungsgeschäft der Bank findet sich unter MVersicherungswesen"
in diesem Buche aufgeführt)
Es war der Bruttogewinn 1044970 fl. , der Reingewinn fl. 935790. Die Ver-
waitunj;skosten betrugen 42329 fl. Die Actionaire empfingen an Zinsen
und Dividende 5« pCt. Das Capital der Bank ist von 15 Idillionen auf
20 Millionen Gulden erhöht worden.
H. Landständisehe Bank zu Bnditsin.
(9. Rechnungs-Jahr.)
Hypotheken-Forderungen . . Thlr. 862615
Pfandbrief-Ausgaben . . . . « 641386
Effekten im Portefeuille ' . . . « 442740
Gapital-Debitoren „ 46495
Darleihen auf Pfänder . . . . „ 47677
Ausser den Zinsen ergab sich ein Gewipn von 7460 Thlr.
H. Die Bremer Diseont(hKa88e.
(32. Rechnungs-Jahr vom 1. Febr. 1852 bis 31. Januar 1853).
Depositen: Vortrag und neue Einlagen war Thlr. Gold 1163976, wovon 625128
Thlr. zurückgezahlt wurden , sie discontirte für 3006479 Thlr. und der
Reingewinn betrug 16859 Thlr. Auf das Actien*Capital von 300000 Thlr.
wuroen k 25 Thlr. pr. Actie 5 pGt vertheilt.
499475
28825
32-2500
30870
310f)36
126929-
43300
4225-
124200
107002
^. Der A. Sehaaffhansei'sche Bank-Verein zu Kdin
^ebt zu unvollständige Berichte, als dass sich dessen Zahlen mit den-
ienigen anderer Banken vergleichen Hessen. Nach dem Bericht für das
^ahr 1852 war der Umsatz 51 Millionen, nämlich 16 Millionen aufRassa-
Gonto, 26 Millionen auf Wechsel-Gonto, 4 Millionen aufEfiPckten-Conto,
1 Mill. auf Darlehns-Gonto, 4 Millionen auf diverse Gonti. Die Zahl der
eingelaufenen Wechsel war 103313 Stück im Durchschnitt von 251 Thlrn.
Der Rein-Gewinn betrug 154239 Thlr., wovon .ausser den Zinsen k 4 pGt.
eine Super-Dividende von 2^^ pGt. an die Actionaire vertheilt wurde.
Der Rechnungs-Abschluss pr. Ende December ergiebt:
472 Deutsche Banken.
Actiya. Thir. Passiva. tut.
WeGhsd- u. Kassen*Vorrath 1578596 Noch nicht znrEinlösnn^prH-
Gnth.b«n bei Banquier. . . 1253184 ^^^^f^^^ Aktien Lit A.,
Debitoren in laufender Rech- Konigl. Bank hinterlegt . 2800
nung 3211525 Actieo-GapitalB., nach $.80
Mobilien 4298 ^.^?2 ^Iftuts ... . . .5187000
^ ,, _. ^ , „^^^ Difidenden-ContoderActien
Darlehen gegen Unterpfand . 332392 Lit. a 3464
Effecten 1608588 Di?idenden-Gonto der Actien
Zweifelhafte Debitoren . . . 308*31 c,^^^-.^^^;^f^^^^^j^^-^^ ^^
Hypotheken 804586 Depositen auf sechsmouat-
Betheiligung bei industriellen df*lJn**" ^""5^*^"^® ^^'^" 793883
Unternehmungen .... 497332 Avals . ! .' .' . . ! ! 407174
Eigene Immobilien .... 805030 Accepte !.'!!!!!! 259221
VorschüsseundBeiheiligangen jES;Äto-.. beiking **""
bei fremden üntemehmun- y^j^ Verlusten u. Ausfällen 913817
gen in Immobilien . . . 1193572 Gewinn- und Verlust -Conto 154238
11497534 11497534
Das in diesen verschiedenen Banken anselegte Actien - Capital genoss
im Jahre 1852 einen Gewinn und es war Ende des Rechnungsjahres
Gkwiim YerhJUtn. d. Baanehaft s. Banknotenomlaiif :
bei der preussischen Bank . . 5,10 pCt 1 : 0,92
„ dem Berliner Kassen -Verein 5^20 n 1 > 0,83
n der Ritterschaftiichen Privat-
Bank Pommern . . . 5,60 « 1 : 1.32
n « Dessauer Landes-Bank . 10 „ 1 : 3,23
n » Privat -Discontobank zu
Lübeck 0.20 « 1 : 2,75
n 9) Discontobank zu Berlin 7,70 »
n „ Bank zu Rostock . . . 5 » 1 : 1^40
n n Oesterr. National -Bank
zu Wien 11,66 « 1:4,.')1
„ » Konigl. bayerischen pri?.
Hypoth.- u. Wechsel-
bank zu München . . 5,6 « 1 : 1,99
„ fi Discontokasse in Bremen 5 ,
n dem A. Schaafhausenschen
Bankverein zu Cöln . 6,20 „
« der Leipziger- Bank , . . 8,65 „ 1:1,33
Die Württembergische Hofbänk und die Chemnitzer Stadtbank ver-
öffentlichen keine Berichte.
Im Jahre 1853 sind in Deutschland folgende neue Banken gegründet :
1) Bank fUr Handel und Industrie in Darmstadt Capital 25(x)0n00fl.
2) Niederösterreich. Escompte-Gesellsch. zu Wien „ 10000000 fl. C-H.
3) Braunschweigische Bank zn Braunschweig „ 3000000 Thlr.
4) Weimarscbe Bank zu Weimar „ 5000000 ,
Die letzteren beiden sind Zettelbanken. — In Gründung begriffen ist
die Thüringische Bank zu Gotha mit 2000000 Thlr. Cap. u. Noten-Ausgabe.
Ueber die Banken der ganzen Erde ist NfibereB an lesen in Hübner's nBanken**, Verlag
Ton Heinrich Hftbner in Leipzig.
vertitbifangfeii-*
d
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V«f^l)h«rn«gin4V!ii-
D. Feierrinieherugs-
y: -^z Im
Berliacr j'euerren
LeipiigeE ■ -i ■''■
VateriäA!;^ -■ .
Erste ösiei^. Vers,
Aiienda- Awieurati
Assicurjiiähi gtht
Biunlone Attriat. i
Mobiliat^^uerltd
und We^ullnr
ColaniarFetiervers —
Feiier-ÄBsecOTTOi-Comp. 3nJB«;ntn]t^ . . . . U 18*1
HagdebartKrFeüerTers.-GesEllsebi iäUagäeburg ]| 1^
I>eulsch«rPhl}ni^, FeuerTea.^Guetlseb. ia Frank-
furt am.. ".. ::- . . .7. . .. t. . . . . .
BomMM. Fett«rvers.«tie>. =lti Berlin . . ^ „^ .
PrensB. -Ntti<niaWer.4-Ges4J9Ch. in- Stettin . . .
Schles. 7e^erven-Gei. ii^KesTau.-.: .' . . .
AachuL-Man^ner_yerS;-GeR)lschalt in Aachen
ßuerrersicherungs - Bank:- for, DeutsChttnd in
~Go^ . . _.^_ '.■.'. . .'. . . .
Qsifrieii Hol^-^euerversEcK-Societat in Norden
TflterL Tettervsrsich.-Soc&tal ita Roätock . . .
f^uerrersich^Vercin in Altona
l|obilial6-BrjäidTenicS,-Si)icietät in NenbraSadenb.
i » l '- z-" " ^ ■ "" Scbweai . .
^ ■ ~ — ■- ■ I ;- II- «• MarieiweHfert
S , ->—■,: r i; ^7 « j (keifsffai*' .:
■"■*-■=■- - - Biiandaibü^ '
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le» -Mficktf n-
mia Bosbck
KcHeadurg-,
leito.-. .. .
1) V*S 9En~ Acttar liA aa^m) 4 tfü TfclirMiKWtliw. — «
fMmen VarBjSiaruBgsii. — — »)^«t 3*rIÄe*»ll>*t. — ,.4)rt
y«r»icheriiiig4i*«««a-
«76
Gesell»
«iiaftea
mt.
Versichertes
Kapital
Thlr
■»
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Pztbnien»
Eiimahm^
Thlr.
Thlr.
e. 55000000
iH^ aigii4eii
146266302
321774626
324195150«)
26560904»
232396761
103113048«)
368675267 >)
26799314»)
2331353^8
138294352 ♦)
licht anfrgitkeD
1121197U
138958377»)
547841233»)
35790252B
520777^
980000Ö
18042160»)
36794675
44200640«)
260007Ö0
212552Ö0
1072925
nicbl bekiDit
6580p
384125*)
234910
116144$
542670
1467623
1130639
2301*96
. 744538
119387
526607
296365
160126
294587
383538
1044795
1163343
11975
55019
235578
188023
350905
240314
706257
592599
53976
753078«)
8797'
266679
81800
92383
174279
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118052
1037342
274445
346899
331287
108475
289678
12620^
1639287»)
16887
445i3
:20307
91133
77304
145919
91455
82544
96000
60000
65492
44404
21027
37140
95538
312000
2§
1«
26
17
56
30
48260
22
15
44.
10%
8
1
U
52
10
5*
5
15
*
_*
_*
*
10
1347999
29726
hat keinen Bericht eingesandt
67581
26288
2Sgr.
6 ggr 8 Pf.
38S69
45722
90748
60655
14170
2356
124362
169751
214874
Bemerkungen. .
EinschliessL 674691 Thlr. Üeber*
schuss von 165^ Die Versicherten
erhalten &5% Dividende.
Die Versicherten erh. 22% surttck.
Die Versicherten erh. 57% EurUok..
6 Monate.
Vom 2. M&ra bis 2. Sept. 1852.
21889515 [ —
1. Klasse 1 \4 Sgr. u. s. w.
19364095
33613600
29597600
3t Ggr. pCt.
47123
85347
B2462
55836
sene Versicherutgen. r- |6) Abefigttci der Rückversicherungen. — ^ aA-bfUglich der
Bückversichemnf. — ". 7) Äusserdem-fllr vorausbezahlte Prämien 446937 Tlür -«* •« 8) Die
mit * bezeichnein geben keinen Zi^s.
30 *
4tlt ' Teri^ckerutiKtveaen.
Versieherangea.
477
T. Deitsehe Renten-AiistalteB 18S2.
Name and Slti der
GeseUsokaften.
Er-
rieh.
tet
Preussische Rentenyersich.-
Anstalt in Berlin . . .
AUgem. Versorgangs -An-
stalt in Wien . v . . . .
Frankfurter Lebensvers.-Ges.
RentenTersicherungs - Anst
in Hannover
Renten -Anstalt der bavr.
Hyijotheken- u. Wechselb.
Säcbsiche Rentenversich.-
Anstalt in Dresden . . .
AUg. Rentenanst in Stattgart|
Lebensversich. - Gesellschaft
in Labeck
Renten-Anst. zu Darmstadt
AUgem. Versorgungs-An-
stolt in Garlsruhe . . .
Des^I. in Hamburg . • .
Assicurazioni generali in
1839
1841
1844
1850
1841
1833
Einlag. a. JahraschL
Zahl
Benten-
Kapital
Thlr.
33081
•127
9359
36128
1*11705
Vtr-
mögena-
stand
TMr.
fiemerkong
5379
•25800
1852,
loaii U119
1778
6268720
199157
209288
356796
479252
970585
156911
505957
376387
14
9
8
12
18
17
6637575
R. IcbeHTin.
s. Leb«icTen.
382098
' 587085
569739
1085228
g.Lll«ITtf|.
2443565
648682
107792
einaehl.
staner ate.
sohnld. Bantan
ü, 191651
Ueber die dantaehen yandcharnngfl-OeseUschaftan haben wir vorstehend diejenigen Notüsim
gageben, waleha sieh ans ihren YeröifentHehangen ermitteln lassen. Die UnTol!st£ndigkeit
ist den Beriahtan dieser Anstalten xnr Last an legen. Mehrere Institata yarSffentliehan die
wichtigsten Zahlen oder ihren ganaen Betrieb gar nicht, obgleich es gerade im Versiehemnga-
Wesen tor Allem auf OeffentUchkeit ankommt und kein VerstXndlger Anstalten vertrauen wird«
die das Licht schauen. Namentlich gilt diess von vielen gegenseitigen Provinaial- und anderen
Versieherungs- Vereinen.
Bei manchen Anstalten, welche .ihre Berichte verö£fentliehan, ist die Art der Aufstellnag
ein Hindemiss zum Vergleich mit anderen Gesellschaften. Manche vermischen Feuer-Ver-
sichernngs* und Transport-VeraicherungsgesehiUte etc.
Neue Anstalten sind seit onserem voijKhrigen Berieht entstanden: die Capital-, Baata».
und Lebens-Versiehemng der Rennione adriatica, die k. k. priv. HagelschiUien-Versicheninga-
Gesellschafl für Böhmen, die Lebens-, Benten-, Aussteuer- undBegr&bniss-VersicherungS'Bank
Vorsicht in Weimar, die Allgemeine Renten-, Capital- und Lebens- Versichemngs-Bank Teutonia
in Lelpsig, die Aachener Rtlckversichemnga - CteseUsohalt, die Thttringia. Elsenbahn-Versleha-
ruugs-Gesellschaft in Erfurt, die mecklenb. Lebens -Versicherungs- und Spar-Bank. Dia thtl«
ringische Hagel- Versicherungs-Gesellschaft ist in eine neue anfeegan^en, welche Union haisst
nnd 8 Millionen Thaler Actien -Capital hat, die Magdeburger Hagel -Versicherung ist in eine
Aetlan-Gasellschaft mit 3 Millionen Thaler Oapital, die Verafeharangs-OeseUaehaft >a Magd«,
bürg in eine solche mit 1 MilL Thlr. Capital verwandelt worden«
•) UnvollstXndiga Einlagen.
**) Zahl der Personen, welchen 8971 Thlr. Leibrenten und 8053 Thlr. Pensionen gesichert
sind. Von dem Oapital gehOren 97061 Thlr. der Versorgungs-Anstalt
••
Statistiselie Notiicn
die detttsehe HiissfiieUffffihrt
Wie alle deutsche Statislik, ist auch die über die Flussschifffafart sehr
unvollständig, wenige statistische Bur<;aus haben der&elben ihre Aulanerl^r
samkeit zugewendet, sie besteht eiffenilich nur als Lokalstatistik, Wo em
grösserer Handei$platc, wo eine Zolistätt^ ist, pflegt Kenntniss von der Zahl
.-der Fahrzeuge und ihrer Ladungen genommen zu werden, die meiste^
Notiien darüber bleiben aber rn den Akten begraben, und was bekannt wir4,
giebt in der Regel gerade über das keine AuBkurrft, was am Wissens**
wer thesten wäre. Zu letzterem rechnen wir namentlich di« an jedem OHrte
von den Schiffen ein- und abgeladenen Waaren- Mengen, Ort der Be-
stimauinff und der Herkunft, solcner Waaren.
Sölcne Angaben würden zur Beurtheilung des Binnenverkehrs und ib
soll vereinten Ländern zur Beurthetlung ihres Verkehrs nntereinaiider einen
wesentKchcnBeHr^ liefern, sie würden eine Einsicht in die Fragen möglich
machen^ welchen Einfluss die Kionkurrenz anderer Verbindungswege, und
welchen das Unheil der Wasserzölle übt. Diese letzteren aienen nicht
etw:a zum Ersatz solcher Unkosten, welche die SchiffTahrt selbst veranlassen;
auf fremde Guter erhoben ein Rest der berüchtigten Geleitsgelder des Mittel-
aitors« auf inländische Güter eine Steuer ohne Gerechtigkeit ^ sind sie
eitit Art Schutzzoll zu Gunsten von Chausseen und EisenbaEnen, welchen
die Bewohner der Flussgebiete bezahlen müssen. Es ist wohl unzweifelhaft,
datft je .mehr die Konkurrenz nnter den Eisenbahnen sie zu massigen
Frachten veranlasst, desto wcnijger der Wassertransport mit seinem Zeit-
verjusl und seinen Gefahren seine bisherige Ausdehnung behaupten kann,
es ist aber nicht eininseheto, warum man diese Ausdehnung durch eine harte
Besteuerung noch gewaltsam beschränken will.
Die SchiffTahrt ist eine Industrie wie jede andere, sie produzirt wie
i'edes TransportpiUel. eine Menge Güter, deren GenusS sonst ausser unserem
Serefch liegen würde. Wie die Arbeit, welche das Eisen aus 4er Tiefe holt,
so ist der Transport, welcher das Eisen befördert, ein nothwendiger Theil
der Produktion, ohne den Transport würde das Eisen für die grössten Orte,
wo es Bedürfniss ist, nicht producirt sein. Wie mit Eisen ist es mit allen
Gütern und dieser Dienste der Transportindustrie ungeachtet will man sie
fif i ä t^^üW ¥rd^Sk 6i9tMhVt
<«I0
tinem aogenblicklichen fiskalischeR'lirtJereiie opfern, will das Huhn schlachten,
am ein Eii zu erht90ben. i^.^^
Die Notizen, welche vwir hier ioken laaseB« können freilich den Nutien
einer vollslfttidigeB Flu^skchifffahrl^^Statistik ikicht faistmir/^vMleicht werden
sie aber Aifhis$\ dass Ahdere nun «MiMateHlf- Iieferav,cli^ l^rossen Lücken
künftig a'us^iifWen, welche diesn^l unvermeidilich ^CjWprden sind.
Von preussischer Seite wurde neulich, die Meilenzahi ermittelt, welche
von den verschiedenen Pifissen ^üf' i^etr^Jischen^' G^ebiete Mp^Bpliiffil und
Flösse fahrbar sind. Diese Ermittlui^ er^^l^ 77(),3 -MeiliBn' 9Chrftop)laDd
491,1 Meilen flossbacj worunter die *' V " /i
Oder* Warte Elbe ^' Rhein* *$jü|ee* Weichse|*. jMöiiel* Liog
107 48,3
;ah
46;5 45.1
e Netze
26,9
Saide* Pregel •■ Weser Ruhr llfottuä
17,8 . 17 .15,4 10 fl,1 '-^"^ n-./ f'oiHiil iit
Wir haben nur Abe^ die nlft * '^ezei(9ideten ^^e^äMter einige Berichte
mitzutheilen und diese zum Tbeil'noch nicht füi* Itod«"^ Noch schlimmer
sind wir bezüglich, einiger südd^tßchen Flüsse bcmAhm, in der Regel ist
res nnr dieDfam^ifsihifffahrt, übeir wddhelmr M»{}deftM8«rif;MiA cwM^elner
Gesellschaften Angaben enftileiiliwh koniMetu . : •! / 'f! I ^init' >: •?? ifWUia
'[)
f >
) , '
< • )
I. Düsseldorf. "
fMA^^WiAi atid^>S«gelsehiile laüigekomnieh untl • ' <tr<
abgefahren .' -: blö4
Dampfschiffe angekommen und abgefahren , 3008
Einfuhr Centner 1280853
: Au^ftihr' w • 448205
!I
n-- ;
• >^i.tl<lB52
t-!'io.»iaiiri
2972
1730510
ßl6471 •
I I
Dampfschiffiahi!^- , , . ^ : i
DüssHdorfpr ( 10 Sohiflfe 2ttReisQii ¥ob bter nach
Sl schaff MaTOhemiuB4.zurück und 148 Re^ef^.^, ^ .,
ueseiischan ^ „ach Rbtterdam und zurück ^ ötitdr ctr. Pwsonen
■ « -"1 "^ • ■ •*• li*fW»rtsi''. ■'."• i "/ ".! ^^fum^ ."'!;14I861
'' '' ^^'' ■'.' '-.abwärt« . vi.- . '..'1 :^ BIMTS: 'MnilöSSOft»
gSÄ' ! »ÖSchiffe 2Ö5 Berg: u. 29dthaf4hrlen '' l^«;:' ,;",il'^'-^"
NiederländiscÄe SÄTd"'Ä*^''"''^' •""-''^■'•''
Gesellschaft' J'.:' \ "^^ #0 Bergfahrten 35783
- f' '' •' • ' ■'• SSO Thalfahrten 54818
Rhein -Mosel i2 DampfSeWffe l3'Bferg- und 73 Thal-
Gesellschaft jfahitÄi*' .; . : . »; !. l /» . . . '-:• wJ-i'Mi 19886
Dampfschleppsct^^ !•',,! 0?' ,,, , ,«
Niederrheinische (Dö^Wdorfer) oGisjell^cMft mä'
2 Remorqufuren^ 12 .ScWeppWtiJen uq4. . /;
74Miethsschifi)^|ZU Berg: ..;,}...' —
zu tiw, M • ' '"f •rl'notji'iri ~
ausserdem durch die Remorquci^^- j '• -i
14 leere gb^ad^jp, Schiffe zu Thal —
214
6477
642
616158
69512
und mi Bereiche desJ||lMr4eiim[m.^^^ Duis-^'
bürg, Riibrort und Dü^seidornS fcoUenschiffe .
16968
194048
276588
,!f'ln H;lii')^ fHivU .•» I> Wir ;-;'>l \n .Utj'MH'^i' • ■'• .'^«'1 II'. .1 »i, .'•:!'). «-i HB (.i -..'l :
ff^v n/-. jiMi. :. { ff., •■ #ahtt«ig«r • iJÄ. I . FAfercwge ' ,Otr. . •
< • '' ! i rilia€koiiilinA . 5475 3t2d7Ctt 5486 a&76l4ft <>. t ..
•« -= • » " at^eiitogett 34» 1409067 4606 1906888 • .
: . . ' I ! ' - • • . '
tejkanCü.toGöto mar . ^ ^ ^.
Schiff« Passagl^e Otter
svH/ . .1! iM*^'ß«»8 . f^ ,3256 19145 Ctr. ,
p/ '; '' '?^t?.ThaT lS4T 110941 98570 ; . '
$mm ,<17;IS mi97 1171» ,
«s ftihren ron Cöln ib
.1 ii'J :.. «iB«»; im< 77ig6 i899«l ,.
I immii:! •■: .!'.. ^ sv^lbal' 29!^ . .13336' 1S29S 4 : .
. I
i?i i'>:' '-i •-• • -n .ftimh«« 1748 85344 197856 ,«
i'"' Aitft ll«i^ ' ganfeii Strecke zwischen Strasshurg und Arnheim wurden
mittelst 19 Dampfschiffen in 3714>Rcneh bcfördcM: i i
PMsagiere Wagea Pferde Hände Ottter
ZU Berg 286989 127 304 274 277855 Ctr.
zu Thal 314»9» .W ,,13^1 m ^<*4885 „
Summa 601982 ^^^96 438 . 496 472740 „
^ ("Cßlnische DattipfschleppschiffTahrt-Gesellschaft:
Die Verfrachtunff nath .und von CöIb und nach und von Plltien imter-
hlttiGoblenz Mif 1852: . i .
'^^^"i '"••'• nach . ■ '• •■ ' •■ -von: ■ •■•'.'■•
nii.nf.tl n fMitÜB (9te. . <' Schiffe Ctr.
M^'H'» (• :-44 105167 Amsterdam 58 257602
52 181139 Rotterdam 118 607042
27 184491 Dortrecht 5 2092S '
— ^^^^ Adtwerpen 29 198858' )
125 47ÖM ' ' ""Wnüsssr
'<)^Q4gen ScMp^hn wurden auf ver^fihiedenen Strecken des Rheines in
4i(7^Sciiffen 1^6101 Gtr. befördert, so dass überhaupt durch die Gesellschaft
im Jahre 1852,793 Schiffe mit.21^70851 Gtr. gegen 702 Schiffe, mit 8MM99 Ctr.
b8fö?dert wui'den.- « ' ''^^ ^ ..
Bayerische D^mpßcfaiffiii iü^tff 76 204 tO Ctr.
Äl 71
. -
:. . 1 ;■;
>i
zulTial 7« 11372
t
, Summa 150 3778äf ,,
Md '^r^i^: Duisburg 1850 1511163 7549906 Ctr.
1851 1601261 73Ö2068 ,.
Ruhrort 1850 1286734 ^Soit ,
I ' 1851 1475947 8576648
WesiA' '1850 408626 228555 >
^ /' ' 1851 5148W 196651 *
' * '* Emmerich 1850 1210^18 —
,, 1851 12221636 ' -
^"•'< Goblenz 1850 6647943 5258tS3
_ . 1861 69W705 ia2»»6
Deat8ch# Fluasschifffvbrt«
481
An den Rheinzoll- Aemtern wurde 1851 erhoben:
bei
iRecognitions-
, gfibttbren
Altbreisich • . .
Strasstarg • . *
Neubur^ . . . .
MaDDheim . . .
Mainz
Caub
ULDistrict: Total
Goblen^ . . . . .
Emmerich . . »
Preussische
Binnen-Aemter
Total
FraiMs
Cent
Waaren-
gebühren
Francs
f
13
207
1217
10367
21760
35068
126954
80487
43194
67
73
76
25
10
70
97
95
38
596
1447
4913
102572
325514
409803
446961
762721
58069
Gent.
Flösse-
geb&bren
Francs
48
60
69
28
65
41
33
90
73
673
74870
470&5
65543
1002
C«nt
71
34
76
10
83
78
Total
615
1655
6804-
187810
384399
510415
1091632
574919
843209
96264
1514393
Cent.
86
33
79
29
85
94
6
8
85
11
' 4
Bssind 1852 im Erft-Kanale a) angekommen: 591 Seh. mit einer Ladung
Ober 10 Lasten und 30 Schiffe mit einer Ladung unter 10 Lasten, b) abge-
fahren: 181 Schiffe mit einer Ladungtüber 10 Lasten und 11 Schiffe mit
einer Ladung unter 10 Lasten, so dass im Ganzen 813 Schiffe .mit Ladung
angekommen und abgefahren sind. Die Zahl dieser Schiffe belief sich iin
Jahre 1851 auf 754 , wonach also eine Vermehrung von 59 Schiffen einge-
treten ist. Von den eingelaufenen Schiffen waren belastet: 621 Fahrzeuge
mit 1166667 Ctrn. Güter; von den ausn^laufenen Schiffen waüeQ belastet:
192Fahi«e«ge mit 186018 Gtrn. Güter.
B. Donau.
Ueber den Verkehr auf diesen Strom liegen uns von 1852 keine anderen
Berichte als diejenigen über die Dampfschifrnihrt vor.
1) Verkehr und Einnahme der Königl. Bayerischen Donaudampfboote
(Donauwörth - Regensburg -^ Linz).
,1851 1852 1850 1851
Fahrten 469 — 395 —
Personen 49572 137711 45751 118143
Frachtgüter Gtr. 172550 91696 68^1 3505^
Gepäck« Equipagen, Thiere etc. — 4537 — 4686
fl. 233944 157881
2) Verkehr der ersten K. K. priv. Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft.
auf der obem I>onaa
Verschifft sammt KebenilllBse
1851 1852
Passagiere . . . Zahl 1414800 1611178
Gepäekübergewidit Gtr. 33781 10700
Waaren Zafal der Colli 3577459 4491471
Gewicht Gtr. 6926380 10420626
Claviere .... Stück 450 605
Wäg^ » 1743 1924
Pfer#, B^4e etc. » 1832 2130
aaf der untern Donau
1851
16934
405
103822
290247
82
526
Ul
1:852^^
1414800
338
130890
234949
79
516
123
'482
Deatsck« Flassschif ffahrl.
Remorquirt
;i
.» M /
Schiffe .
Geldgroaps
156586. 213268
3U0 4357
23000 29718
*2I2' 142
Zahl 23000 29718 3019 3640
Werth Fl 19870556 29742961 4011419 7584198
Di«M Gesellschaft hat Ende 1852: 58 Dampf- und 196 Schleppschiffe.
3) Zur Beurtheilung des Donau -Verkehrs durch andere Schiffs und
durch Flosse bemerken wir, dass derselbe cwischen Engelbartsieil, Eidtritt
der Donau in Oesterreich und Theben, Grenzpunkt zwischen Oesti»raieh
und Ungarn 1852 umfasste:
^'**"j*»*f*^ Schiffe ' ' %Ssse
Ankunit beladen leer beladen l^et
im Verkehr mit dem Auslande 1(^27 162 525 74
„ n » Inlande 1775 229 53 5
39r"
Bergfahrt
Schiffe, .
belaflen leer
47 76
15 28
t)2' ^
Summa 2802 39t 578 n^
Slmmtliche Flösse, 59128 Baumstämme und die Mehrzahl der Schife,
werden nach Beendigung ihrer Thallahrt als Nutzholz verkauf Der durch
die beladenen Fahrzeuge yermittelte Verkehr bestand:
Siromiiufirärts 8bromal|wärts
^ , ^ Zahl Ladung Otr. Zahl LaJongCtr.
Boderfahrzeuge aus Bayern 1552 2879^72 47 44934
n , aus Tirol. Salzburg, Innkreis 1828 1798031 15 7394
Bayerische Dampfschiffe 205 4906 198 8840
Oesterreichifiche Dampfschiffe ..... 21 4489 21 9301
3606 4686698 ^i 70469
In Theben wurden aufgezeichnet
in der Thalfahrt
in der Bergfahrt
BudeMtiMffe
891
84
PiVfse
229
Ladung' Otr.
701910
180810
975
229 885020
G. SlbschiilEahrti
I. Auf der böhmischen ElbiC.
Oewfoht in Elbxolloentner Werth in Gulden C.-M.
Ausfuhr aus Bbhmen .
Eänfuhr nach Böhmen .
Binnenverkehr . . . .
1851.
1736711
40058
1859
486200
11443
K)430
1851
461226
15350
1859
i47472
630462
6952
1776769
50b073
476576
884886
II. Schandau.
6 Dampfi^chjffb machten 1363 Fahrten mit 53052 Passagieren.
elbaufirSrtA: '• ^
Segelschiffe, beladen . . 365 mit 436354 Gtf.
' leer .' 1639
Flösse gingen zu Thal 989 mit 1190390 Ctr. Holz.
Von den beförderteil Gütern kamen aus . . >
Hamburg und Akona Preussen SachMth '^
SE3255Ctr, '42925 Otr., ^ t7W4Gllf.i^i
elbal^WtKk:
iSTO mit 31600048 Gtr.
321
Deutsche Flvssicblfffahi'ii
^
es gjneen naeh •'
Sacnsen Anhalt Preussen Hannover
1992901 Gtr., l^'iO Ctr., 1 142070 Gtr., 850 Ctr.
Lauenburs Hamburg und.AUona
7505 CITm 164017 Ctr,
. ; 1 !
Mecklenburg
• 65 Ctr,
IIL Magdeburg.
' Hamburg
Ctr. 47659 77877
« 205841 U 288641 U
Reisen^ • .93
DurGhschöitt per Reise zu Thal Ctr. 837 H
« « „ Ber«^ « , 3l03}i
l^innahme für Fraclit u. Zolle Thlr. 108520 ;
Personenverkehr « 5885
per Dampfschiff
zu Thal . . .
D Berg . . .
Dresden
288i641 ^^ 3150
60134 >i 106856«^
55
5661^
3^15^
1 1
• > i
Segelschifle von Hamburg ausser einigen Ladungen im freien Verkehre
1^2 . ^ 89 Jaehten 60 Separatladungen, 15 Hcringsjachten
- 1851 . . 79 , » 29 • • . r. n --
Die Magdeburger Wasser-Assecuranz-Compägnie versicherte 1851
Thlr.
von Hamburg per Segelschiffe . . 191400 2
Dampfschiffe .....'... 145«0 16
Segelschiffe 40400 46
n Dampfschiffe . . ^ 39450
nach
n
n
n
TV. Hamburg, Elbfchiffahrt.
■p*
4^
m^ittttmm
«
^
iftader
Preussen, Segelsch.
n Dampfsch.
ft ■ Scbleppsch.
n Holzflösse
Palen . . . Sehiffe
Böhmen und
Sachsen .
Anhalt . .
Mecklenburg
Hannover . „
» . Flösse
Laoenburg . Schiffe
Lübeck . . n
Zum Abbrechen . ,
Zusammen .
n
«»
*»
angekommen
1>eladea
Zahl
1129
92|
118
2
227
91
565
276
3
125
113
27i\
TriUshtii^
keit
2014905
37897«
952263
3688
399239
148794
376586
251977
6290
216315
80232
4829261
Zahl
leer
Trächtig'
keil
1455^2609299
195480
91
9
2
71
62
53
102
1845
21384
3672
107635
62629
77177
141448
abgegan.g4ini
^atil
3?räohüg- ^.,
keit I *äW
.Trächtig-
keit
2589
1
ido
13
304
146
257
145
~k
161
8216724 ($755^
4457843
2520
^9204
14157
» 9
P
tmmA
24051 r
147050
87922
•w : I
30l(k)
m»m
8
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26i
2SS
169
65
«94
14752
184680
3915
171386
439027
339937
2070
115725
1011492
Zusammen angekommen: 4S86 Fahrx^üg« mit 9(Hlf^'t,^flP€it^ T^ädMi^eft*
abgegangen: 4659 ^ „ 7339690 « „
Bemannung 15471 19364
1
484 Dentftche Flotsschifffahrt
Der Flagge nach waren die Fahrzeuge und ihre Ladung:
angekommen
Flagge
mit Zoll-Centner
Preuflsen .
Meddenburg
Lauenburg
Sachsen
HannoTer
Anhalt .
Lttbeck .
Hamburg
Oesterreich
Vierlanden
^^~'
belndeii
leer
•VWv* »wV»"»* HBB
ItMillir
. . 1313
1382
402858
1719457
207757
. 603
88
344286
98668
21634
190
155
19448
159482
2702
, 142
44
36601
55878
75386
. 240
12
37188
112510
6937
63
99
58074
14537
^803
. 121
42
5435
19136
19516
35
20
5017
31751
379
27
-^
50
17479
3963
1
3
—
1800
—
Zusammen 2741 1845 908957
Procent der Güter-Gattungen . . 26,11
Flagge
2230698 342077
64,07 9,82
abgegangen
Preussen .
Mecklenburg
Lau^bui^
Sachsen
Hannover
Anhalt .
Lübeck .
Hamburg
Oesterreich
Vierlanden
beladen
. 2203
leer
250
^^0
lli^ nl Mit
580880
'MS?
. 493
263
288890
48930
79360
. 249
191
433130
33820
18450
. 147
56
7530
87460
151840
. 204
54
108310
17350
26530
. 147
18
241890
28320
17530
. 157
11
1300
1700
87280
47
12
64040
9780
9020
4
40
2770
2150
780
4
—
10690
—
—
Zosammen 3755 904 4022320
Procent der Güter-Gattangen 63^76
810390
12,86
1475390
23,39
y. Harburg.
An Segel* Fahrzeugen sind angekoumien und abgegangen^ zusammen
7089--8158. Dieselben fuhren unter folgenden Flaggen:
1851 1852
Hannoverscher 4888 5836
Hamburger 1864 1742
HoUsteinischer 184 92
Lübecker 46 70
Preussischer 23 332
Sächsischer 34 30
Lauenburger 10 —
MecUenburger 40 56
Total . . . 7089 SlSS
Ausserdem machten die zur Fahrt zwischen Harburg und Hamburc
bestimmten Dampfschiffe zusammen 2470 Fahrten im Jahre 1851 und 23lo
im Jahre 1852. Sie beförderten von und nach hier:
Devttcke Fln»sielilfffal»rl. 186
1851 1^52
29064O 289517 Penonea,
172 153 Wagen,
46S9 6232 Pferde»
6900 7971 StQck Schlacht?ieh,
5766 4047 Colli Waaren.
Aaf der Elbe wurden im Jahre 1850 768324 Thir. Zölle erhoben. Da-
von kamen auf Oesterreioh 13897 Thlr., auf Sachsen 21510 ThIr., auf Freussen
73462 Thlr , auf Anhalt22188 Thlr., auf Hannover für die Ober-Elbe 204910 Thlr.,
für Brunshausen 201343 Thlr , auf Mecklenburg 148060 Thlr., auf Lauen-
burg 69003 Thlr., auf Hamburg und Lübeck 13950 Thlr.
Oesterreich hat seitdem afle Elbzölle auf seinem Gebiete aufgehoben.
D. \7ire8er.
Der Bericht des Bremer handelsstatistischen Bureaus giebt folgende
Statistik der Flussschifffahrt :
Auf der Oberweser im Jahre 1852
beladen angekommen 14% Segelschiffe j ^^ ^^^^^^ ^^ ^^^
l l 87 Dampfschiffe « 4247 „ „
1852 1496 Segelsch., 573 Flösse, 87 Dampfsch. mit 1833320 Ctr. Gttter.
1851 1485 n 374 , 63 , „ 1869312 „ ,
beladen abgefahren
578 « ^ mit 843506 „ .
• - ~ 100 , . 31424 , ;
1852 578 , — 100 , „ 874930 ,
1851 495 , - 68 , n 619617 „ „
Auf der Unterweser im Jahre 1852 :
bei der Stadt an-
gekommen . . 5082 Schiffe von 1M320 Lasten mit 11467 Mann Besatzung
von der Stadt ab-
gefahren ... 4968 , „ 13Q524 , , 11097 ,
•inkommend ansgehend
davon unter Bremischer Flagge . . 1812 Schiffe 1764 Schiffe
n n Oldenburgischer « . . 1879 « 1850 «
n n Hannoverscher ' « . . 1391 w 1354 n
5062 ^ 4968 „
Ausserdem die Fahrten von 9 Dampfschiffen, welche die Verbindung mit
allen Weserhäfen und den Nordsee-Badeinseln unterhalten und gewöhnlich
taglich 4 Mal ankommen und 4 Mal abgehen.
Die Oldenburgische amtliche Statistik giebt für 1852 folgenden Bericht
über den Verkehr der Küsten - und Flusaschiffe im Wesergebiet (den der
Seeschiffe haben wir unter Seeschifffahrt aufgelührt):
88»
B«ltUcMe. ftUulsiekiff kkff U
:ib
angekommen:
QQ
ja
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a
0
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1,1 •. f'
Baum
<l I ■ ■■Jl>«W
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gegangen
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•
1
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36
49
10
U
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20
1006
2
116
5
335
220
402
255
65
460
197
liS6
444
74
m
267
la
81
18
17
43
30
2043
3
228
to
676
470
835
509
129
924
361
354
890
539
«53
488
34
. 4S6
75
38
182
65
11595
4
1743
44
4196
1298
4470
2842
702
&m
2Ö07
1198
5175
36
67
161
8
45
8
11
21
20
944
2
116
• 5*
332
146
331
170
65
452
168
91*
388
2
3
4
2
.—
4
62
3
74
71
85
Ü
29
35
56
Ochtum . . J . .
Wat>fleai
Weserdeich . . .
Wchrder . . . . •
Dreisielen • . . .
Sthime ......
Beroe • •
Huntebrück . . .
Neuenhuntorf . .
Oldenburg. . . .
Altenhuntorf . .
Elsfleth
Harrien
Brake
Holzwardersiel .
Strobausen ....
Esen^hammersiel
Dedesdorf . » . .
Grossensiel . . .
Tetteniersiel . .
Buchhaversiel . .
Fedderwardersiel
39
505
J95
7
4ö
3
10
15
2
958
126
13
191
235
444
253
66
245 490
97
125
426
81
e66
338
10
80
4
17
28
2
1915
258
24
374
496
906
505
127
17b
252
852
697
878
979
10
^6
5
37
182
2
9883
1163
70
2801
132K
4558
2859
698
2313
m
1187
49H1
39
495
192
7
40
3
7
13
1
842
40:25 180 ra 142897 |358r 1438 1|
p999|:
10
3
3
2
1
116
MMia 17603 135301 13355 1644
E. Oder.
1) Stettin. Die DampfscbifTe machten rSl Reisen, davon erreichten
59 Frank^rt und y ar der Verkehr
I . tMl: t8&$l;
Personen ca. 7000 6000
Güter-. „72000 150000
Kähne
' ' kamen nn ' gingen &b ^
1851: 7194- mit 178098 Ctr. 7390 mit l8148iClr.
1852: 7123 mit 169825 Ctr. 7111 mit 167473 Ctr.
Die hiesigen Gesellschaften versicherten gegen Gefahr der Slromreise
1851 : 10112280 Tblr, 1852: 11591688 TUr.
2) Es pjiasirten di6 Schleuase bei Briegi
1850 1851 1858 1850 1851 185&
stromanfV^a stromabwfirta
R&hne' ^94d 2509 1633 499 835 765
Flosse' ' 9054 2883
3) Es passirten die OM^rschleusse in Btirgen^rerder bei Breslau:
ganz beladen unter der Hälfte beladen
1850: 1331 1110 Kähne
1851: 1675 1511
1852: 1309 1225
(Ausser 22 Handkähnen und eine Anzahl Holzflössen.)
9)
D6«tiieUci riiu8sciiif{f«|irt^ 387
Diese Kähne beförderten
fltroluibirlrW* stroiiiMftrirti
IS&U I9«3»14 , 190OB6 ,
• <
4) Das Beuthener Wehr wurde stromabwärts — andere Angaben
fehlen — passirt 1851 1852
von Kähnen mit verschiedenen Gütern 1702 1557
• W '<» > üilSsif . ...... 743 aoi .
mit leeren Fahrzeugen 310 110.
•»•■*• ....
F. VITeichsel (und Nogat).
Es Jtamen 1852 auf dem Tiege- Kanal an: 460 beladene Kähne, die
Dampfboote beförderten 19536 Personen, 67600 Centner.
♦
Danzig.
Dampfschifffabrt. Es sind im Ganzen 54 Gabarren beladen von hier
q»eh Polen expedirt worden mit 741 Last Stück- GOter, 6570 Tonnen Hä-
ringen, 80 L. Steinkohlen, 4224 Ctr. Eisenbahnschienen, 843 Ctrn. Maschinen-
Stücken, 30000 St. Chamotsteinen. Ausserdem wurden 2 mit Maschinen be-
ladene.) Oderkähne von hier nach Warschau buxirt.
G. IMBftill.
Main - Damp&chiflTahrt - Gesellschaft
>
Zahl der Reisen
„ der zurückgelegten Fahrstunden
, . ^ der beförderten Personen • .
Equipagen . .
' Tbiere . . .
Güter . . Ctr.
Geldsendungen 561105 617074 778739
B. l>onaa-Maiii-"KaiiaL
Verkehr auf dem Ludwigs-* Kanal in den Jahren 1852 und 1851.
Angekommen in den verschiedenen 1852 1851
Häfen und Landungsplätzen Ctr. 2378456 9080209
Abgegangen Ctr. 2281091 1^83588
Schifffahrtsgebühren etc. . . fl. — 160201 — 130830
I. MoseL
1650
1851
1852
599
734
1019
18683
18221
^338
104722
130313
161132
7
10
9
383
514
496
71396
75896
131411
Coblenz 1850
1851
Trier 1850
'iii ' . 1851
1882
zu Berg zu Tbal
Söhlife l/Mttn^ -Sflliift) ' Ln^tttig
286896 660903 Ctr.
588 474732 669 1003267 „
1836982 165492 „
2025 1947383 S195 BVm ^
776 312424 967 0«4D36 ».
488'
Aetllthe Flttss«ebirff4lbiift.i
s; Stockar.
> ' tiii
In HrfRironti sind im Jiih^e!898 luBere angekommen 8M Segtfscbiffe,
1402 Nachen, 210 Dampfboote, weli^e 1253100 Gentner Güter bracbten. Die
zu Thal beforderten Güter^ ausser den Flusshölzem, wogen 432567 Ctr.
.)
I.. EmsschiflRTahrt.
Es war der Verkehr der Kähne und Fluasachiie in dem
1 oldenburgiscben
Gebiete der Ems:
•
%^
angekommen
Hafen
1»
abgegangen
1
»
1
1
1
£
1
>i
1
t
i
19
38
149
__
19
Bökel
19
38
149
19
_^
119
238
979
33
86
Aagustfebn . .
120
240
1004
112
8
4ßA
8oa
3949
168
236
Apen
405
810
3965
887
68
323
64$
2984
69
254
Nordlob ....
311
624
2866
978
3$
.11
22
62
8
3
Weslerschaps
9
18
54
9
—
19
38
163
13
6
Edewecht . . .
19
38
167
19
..^
167
332
1396
134
33
Barssel ....
122
246
1034
67
55
44
44
44
25
19
Friesogthe . .
44
44
44
39
5
14
29
316
3
11
RoggfsoJMerg .
14
28
316
14
—
7
14
94
—
7
Osterhausen .
7
14
94
7
—
7
15
116
7
—
Ubbefaausen .
7
15
116
7
^
234
325
298
95
139
Ellerbrock . .
233
240
296
232
1
1368 1 2551 Jl0550|fö5| 813 1
1 1310 1 2355 .| 10105 |l 140 1 170
Hannovers Stromschifffahrt auf der Ems, Weser etc.' ist id der
Seite 356 --357 gegebenen allgemeinen Schifffahrtsliste inbegriffen.
M> Spree«
lieber den Schifffahrtsverkehr auf der Spree ist bereits Seite 68 des
Jahrbuches in dem Aufsatze tiber Berlin angeftinrt, dass
eingelaufen durchgereist ausgegangen
beladen leer beladen leer beladen leer
1123 4749 1134 2990 1)863
816 3398 1153 2917 19267
19429 27 32698 — 11
17479 46 31007 — 1
Schiffe 1851 20348
1852 21605
Flösse 1851 27
1852 45
If. Saale.
G a 1 b e. Die Saalschleusse bei Galbe wurde passirt von Kähnen
beladen leer
I8d0 : 2249 789
1851: 2125 599
Hohe Schleussengelder nnd der Zoll, welchen Bernburg erhebt, ohne
irgend etwas dagegen zu leisten, bilden hier die Klage.
I
I
Deatsche Flussschifffahrt*
O. Jahde.
489
Oeber den Verkehr der Kahne und Flussschiffe auf diesem Flusse be-
richtet die oldenburgische Statistik (den Verkehr der Seeschiffe siehe unter
SeeschijGEGihrt):
angekommeD
Hafen
abgegangen
•
2
■
1
1
1
fi
•g
3
S
1
•
^
»
a
ja
h)
Z
144
259
1372
130
14
Eckwardersiel . . .
138
251
1346
53
85
227
478
2825
170
57
Varelersiel
221
459
2665
166
55
243
529
3396
109
134
Ellenserdammersiel
241
533
3355
205
36
35
70
430
33
2
Mariensiel
31
62
388
9
22
193
375
1992
163
80
Rüstersiel
193
371
2003
109
84
50
97
459
44
6
Inhausersiel
50
97
467
21
29
.^14
636
3359
276
38
Hooksiel
320
649
3368
172
148
29
58
298
19
10
Orildumersiel . . . .
29
58
298
19
10
163
326
1679
140
23
Horumersiel ....
155
309
1635
76
79
52
107
651
45
7
Wangerooge ....
46
94
563
16
30
1450
2935
16461
1129
321 1
1
1424
2883 16088
846
578
P. Moldau.
lieber diese finden wir für 1852 eine Notiz in dem Berichte der Handels-
kammer zu Budweis, wo es heisst:
Es wurden auf der Moldau verschifft
235155 Gtr. Salz, 70755 Gtr. verschiedene Kaufmannsgüter Graphyt, Gips etc.,
zusammen 305910 Gtr. Die Versendung geschah in 596 Schiffen, von
welchen fast drei Viertheile nicht zurüclkebrten , sondern in den unteren
Moldau- und Eibgegenden verkauft wurden. Nach dem Jahresbericht von
1851 der Handelskammer zu Reichenberg werden auf der Moldau, Maltsch,
Nezarka und Luznitz durchschnittlich im Jahr 5000 Schock Bretter,
73000 Kubikfuss Bauholz , 99500 Klafter Scheiterholz verschwemmt, und
v^rflösst.
31
Die Deutsche Auswanderung^
Jahre 185t
Nach zuverlässigen Nachrichten sind im Jahre 1852 nach überseeischen
Ländern Ton Deutschland ausgewandert:
, Qber Hamburg 30541 Personen,
Altona
160
0
Harburg
200
■ «
Emden ,
76
n
Rostock .
72
n
Stettin .
200
n
ßremen
58551
f)
Antwerpen 14428
n
•
1
Havre
24289
n
holl. Häfen 2698
»
andere „
31086
ft
*
Die Zusammenrechnung dieser
Zahlen
ergiebt
eine
Totalsumme
von
162301 Personen im
i Jahre 1853
gegen
112547
n
n
1851
82404
n
m
1850
89102
n
n
1849
»
81895
f>
n
1848
V _ _
109531
f)
w
1847
In diesen 6 Jahren sind daher ausgewandert 637780 Personen, ohne die un-
bekannte Zahl derjenigen, welche als Rajüten-rPassagiere und ohne Kund-
gebung ihrer Absicht auszuwandern, das Vaterland verlassen haben.
Das Jahr 1852 hat die grösste Ziffer erreicht, welche bis jetzt von deut-
scher Auswanderung gemeldet wurde. Im vorjährigen Jahrbuch hat Herr
Regierungs*Rath Gaeoler für alle Jahre, von 1819 bis 1851, Zahlen auf-
gelruhrt, nach welchen bis zum Jahre 1844 die grösste Auswanderung in
einem Jahre, die von 1837, 33000 Personen zählte, im Jahre 1844 aber auf
43701, 1845 auf 67209, 1846 auf 94581 und dann 1847 auf obige Ziffer stieg,
welche in den Jahren 1848, 49 und 50 wieder unter die von iSiÜ herabsank.
Deatsche Auswanderang. 491
Die Zunahme der Aaswanderung ist eine natfirliche Erscheinung, weil
mit der Vermehrung der Ansiedlung von Stammverwandten und der Nadi-
richten ron den Erfolgen Einzelner, die Furcht ror der Fremde sich min-
dert und die Unternehmungslust. angeregt wird.
Das rasche Steigen von .1846 und 47, ebensowohl wie das von 1851
und d2, entspricht den Bewegungen des Getreide-Marktes. Seit 1819 sind
diese 4 Jahre die theuersten gewesen. Es ist möfflich , dass jedesmal in
dieser Theuerung der Anstoss zu der Zunahme der Auswanaerung lag,
vielleicht aber, und wir halten diess für wahrscheinlicher, war der Strom
ihrer Absicht aufschoben und weil die Nichtbesitzenden von der Verände-
rung der politischen Einrichtungen, wie uns scheint irrthümlicherweise, eine
Besserung ihrer Lage erhofften, diese Hoffnung aber nach erfolgter Wieder-
herstellung der alten Zustände wieder aufgaben.
Für die letzten beiden Jahre ist auch der Einfluss der Goldentdeckungen
in Anschlag zu bringen, die Californischen vermehrten sich, die Australischen
kamen dazu.
Der allgemeine Eindruck, dass in der Ferne das Gold am Wege liege,
welchen die Menge aus den einlaufenden Nachrichten schöpfte, musste ein
mächtiger Hebel werden, die Bemühungen der Auswanderungs -Agenten
erfolgreich zu machen.
Diese Bemühunsen vervielfältigten sich in den letzten Jahren zu Gunsten
der deutschen Rheder. Theils haben die traurigen Erfahrungen, welche
in nichtdeutschen Häfen bei der Beförderung der Auswanderer gemacht,
und welche namentlich von dem Berliner Centralverein unermüdlich be-
leuchtet worden sind, deutsche Behörden veranlasst, auf den Unterschied
aufmerksam zu machen, theils wurden die Vortheile dieses Verkehres und
die Gedrücktheit des Handels der Anlass, dass man sich in den deutschen
Seehäfen mit grösserer Lebhaftigkeit dieses Geschäftes annahm.
Als Folge hiervon sahen wir zum ersten Male im Jahre 18^ die
deutsche Auswanderung über deutsche Häfen grösser, als diejenige über
nichtdeutsche Häfen. Wie bis zum Jahre 1851 schon im vorjährigen Jahr-
buche nachgewiesen wurde, war die deutsche Auswanderung über
1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852
deutsche Häfen 3^058 42382 37532 36249 37061 56070 89800
nichtdeutsche „ 56523 67147 44368 52853 45343 56477 72501
Also der Antheil der deutschen Häfen
in Procenten 40 38,8 45,9 40,4 45 49,8 55,3.
Die Gesammtzunahme der Auswanderung von 1846 bis 1852 war
67 7a> Personen — 71,6 pCt
von dieser Zunahme trafen auf deutsche Häfen 51742 » 764
auf fremde Häfen. 15978 == 23,6.
Im Vergleich zu der Zahl von 1846 war 1851 die Zunahme in deutschen
Häfen 136 pCt, in fremden Häfen 28pGt.
Die Zahl der Auswanderer, welche von Hamburg nicht direkt nach
transatlantischen Ländern, sondern über Ensdand gingen, war 1852: 8625.
Die direkte Beförderung über deutscne Häfen betrug daher 81175,
also volle 50pGt der ganzen Auswanderung.
Die Berichte von Hamburg und Bremen geben das Reiseziel der durch
diese Häfen beforderten Personen an, und wanrscfaeinlieh würde der Antheil
der einzelnen Zielpunkte sich nur wenijg verändern, wenn die Statistik von
Antwerpen, Rotterdam, Havre etc. uns in gleicher Vollständigkeit vorläge.
31*
Deutsche Aaswanderung.
ifi I is-l'ili
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l«! I l»! I I
gl I I SS
I SI I I I I I I I El
ISI I I I I I I I 3:
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I
Deutsche Auswanderung. 493
Britisch Nordamerika nimmt unter den Colonisationsländern den zweiten
Rang ein, die Bremer Berichte bezeichnen aber dasselbe nur als Routa
nach den Vereinigten Staaten.
Brasilien hat im Jahre 1852 die drittgrösste Zahl der Auswanderer über
deutsche Häfen an sich gezogen. Die Mehrzahl , 2047 , schiffte sich in
Hamburg, 46 in Bremen ein. Unter den Ersteren befanden sich 446 Per-*-
sonen, , welche von dem Golonisationsverein von 1849 nach dessen Golonie,
Donna Franzisca, befördert wurden. Diese Colonie, mit c. 750 deutschen
Einwohnern, San Leopoldo mit 1 1000 deutschen Einwohnern und die von
Blumenau werden als solche bezeichnet, welche deutsch, auch für Deutsche
die meisten Vorzüge und eine genügende Rechtssicherheit bieten, während
der Manj^el der Letzteren in anderen Theilen Brasiliens lebhaft beklagt
wird. Die brasilianische Regierung sowohl als das brasilianische Parlament
haben es nicht an Gesetzen zu Gunsten und zum Schutz der Einwanderer
fehlen lassen, und neuestens, im August 1S53 auch die Ausföhrung dieser
Gesetze beschlossen, es scheint aber bisher für diese Ausführung an geeig«
neten Organen zu fehlen. Entfernt vom Sitze der Landes- und der Provinzial«
Regierungen, sind die grossen Grundbesitzer so ziemlich selbstherrlich,
die Eigenschaften mancher brasilianischen Grossen scheinen nicht die besten,
und überdiess ist der Betrieb der Auswanderung nach Brasilien in Deutsch-
land zum Theil unvorsichtigen Leuten anvertraut, welche ohne Auswahl
alles Gesindel bin befördern. Unter diesen Umständen kann es weder an
Missgriifen und Willkürlichkeiten noch an der Herausforderung zu solchen
fehlen. Der Umstand, dass die Reise nach Brasilien ungleich theuerer als
die nach Nordamerika ist^ die Verschiedenheit des Klimas, der Sitten, der
Lebensmittel, die hohen Schulzzölle, welche den Güteraustausch verhindern,
der Mangel an Bevölkerung und an Communicationsmittel , also an Absatz
für Bodenerzeugnisse, erklären die Enttäuschung, von welcher die Berichte
deutscher Auswanderer in Brasilien meistens erzählen, so schön auch das
Land, so wohlwollend auch seine Regierung ist.
Die deutsche Auswanderung nach Australien erscheint in den Bremer-
und Hamburger-Auswanderungslisten als die nächst bedeutende. Es ist je-
doch anzunehmen, dass sie im Jahre 1852 die nach Brasilien weit übertraf,
und dass in der Ziffer der über nichtdeutsche Häfen ausgewanderten eine
grosse Zahl enthalten ist, welche nach Australien zog. — Die deutsche
Auswanderung nach Peru, im Jahre 1851 ziemlich bedeutend, hat 1852 keine
Fortsetzung gefunden. Die Berichte über das Schicksal der Deutschen in
jenem Lande lauten zum Theil grässlich.
Nach anderen Ländern war die deutsche Auswanderung unbedeutend.
In Peutschland vermehrten sich die Vereine , welche die Interessen
der deutsehen Auswanderung durch Belehrung zu fordern, und vor über-
eilter Auswanderer abzurathen sich bemühen.
Ausser dem Gentralverein in Berlin bestehen Mitte 1853 Vereine in
Bremen, Hamburg, Breslau, Frankfurt a. M., Göln und Braunschweig.
Die Zahl der Auswanderer, welche bei dem Gentralverein in Berlin Rath
einholten, war 1852 6090 gegen 5018 im J. 1851. Es waren
Termögend und besassen per Kopf
1851 2341 605305 Thlr. 259Thlr.
1852 4309 1012341 „ 235 „
Auf die Gesammtzahl der in Berlin berathenen Auswanderer vertheilti
war der Durchschnitt des Vermögens 1851 : Thlr. 121 und 1852: Thlr. 161.
Der Frankfurter Verein hat vom 31. Januar 1852 bis 1. Februar 1853
2052 Personen Rath «rtbeilt, welche m Durphsc^mitt ^74 fl, » 214 Thlr, Ver*
mögen besassei^,
494 Deatsehe Aoswanderang.
Nach der ttbüehfn Annahme, dass mit den Reisekosten jeder Aaswaii-
derer im Durchschnitt 200 Thir. ans seiner Heimath fortführt, sind im Jahre
1852 etwa 32 <^ Mill. ThIr durch die Auswanderung dislocirt worden. Aus
der Hamburger Liste ist nicht zu ersehen, in welchem Maasse die Aus-
Wanderungsbeförderung durch deutsche Schiffe stattfand; nach den -Bremer
Berichten waren von 339 in diesem Transporte thätigen Schiffen 263 deutsche
und 7tt fremde, da jedoch die Vcrproviantirung etc. Aller im deutschen Hafen
stattfand, so ist durch die Beförderung über deutsche Häfen auch durch fremde
Schiffe ein Theil des eben erwähnten Vermögens in Deutschland zurOckge-
blieben. Nach den Bremer Berichten war der Werth der Auswanderer-
Effecten 1116927 Thlr. in Gold, was circa 20Thlr. preuss. Cour, per Kopf
sein würde; in dem Hamburger Berichte sind 4973830 M.-B. als ausgeführtes
Passagiergut angeführt, was einen bedeutend höheren Durchschnitt ergeben
würde, selbst wenn man auch von der Gesammtsumme einen namhaften
Theil für die Effecten derienigen Passagiere abziehen würde , welche nicht
in die Kategorie der 'Auswanderer fallen. Ohne diesen Abzug , zu
dessen Feststellung jeder Anhaltspunkt fehlt, beträgt jenes Passaffiergepäck
113 Thlr. auf jeden Kopf der über Hamburg gezogenen Auswanderer, ein
Betrag, welcher in eben dem Maasse' zu gross wie der für die Bremischen
Auswanderer, zu gering erseheint.
Die Zweifel, welche der grosse Unterschied beider Berechnungen ver*
anlasst, machen eine Schätzung des Theiles, welches von dem Yermö^^en
haar aus Deutschland ausgeführt worden ist, sehr schwierig. Wir halten je-
doch für unwahrscheiniicn, dass diese Baar-Ausfuhr die Hälfte der ganzen
Summe erreicht, theils weil die Reise bis zum Hafen, die Yerproviantirung
der Schiffe, das den deutschen Rfaedern zufliessende Passage^eld, die üb-
lichen Einkäufe am Einschiffungsort u. dgl., nothwendigerweise das reali-
sirte Vermögen der Auswanderer vor der Einschiffung bedeutend schmelzen
theils weil em Geldabfluss von jährlich 16 Mill. Thlrn. auf dem Geldmarkte
bemerkt werden müsste, was, bis jetzt wenigstens, in Deutschland nicht der
Fall war. Wichtiger als die Geldausfuhr ist der Verlust von Arbeitskräften,
welchen die Auswanderung verursacht, und der sich in manchen Geben-
den bereits dadurch äussert, dass der Preis des Grund und Bodens sinCl,
weil der Fortgang der bisherigen Bearbeiter desselben und der bisherigen
Gonsumenten seiner Früchte, dessen Benutzung und also dessen Werth ver-
mindert Wir fürchten sehr, dass der Verlust von Arbeitskräften sich in noch
viel stärkerem Maasse äussern und dass trübe Erfahrungen die irrthümliche
Voraussetzung, dass die Auswanderung das Proletariat vermindere, berich-
tigen werde.
Das Proletariat in Deutschland geht nicht aus einem Mangel an Boden und
Bodenfrüchte hervor, welchem durch Verminderung der Bevolkerang abge-
holfen werden müsste, wo man sich abschliessen und den auswärtigen Handel
verhindern will, im Gregentheil, Deutschland erzeugt mehr Bodenfrüchte als
es braucht, und wenigstens ein Viertel ded urbaren Bodens ist noch ^ar
nicht benutzt. Das Proletariat entsteht lediglich aus den zahllosen* Hin-
dernissen, welche die sogenannten Gewerbe- und Handelsgesetzgebungen
der Arbeit in den Weg legen.
Man hat blos zu untersuchen, welche Güter den nationalen Reichthum
bilden, man wird dann leicht entdecken, dass mit Ausnahme von Grund
und Boden alle jene Güter durch die Arbeit gewonnen und ins Hundert-
fältige vermehrt werden können, indem man diejenigen Dinge anfertigt, zu
welchen die Natur des Klimas und der Menschen uns vorzugsweise befähigt
und indem man das, was man nicht selbst gebraucht, für diejenigen Güter
hingiebt, deren Erzeugung anderen Völkern eigenthümlich ist
f
Deutschis Aus^af'nderd&l^. ' 40&^
Wenn in den Vereinigten Staaten eine Gewerbe^ <!fosi»l«gelMing: be-*
stünde wie in Deutschland, die Auswanderer wären dort schfimmer ««iM^ini
als hier.
Die Arbeit, die Freiheit der Arbeit, das Recht von d^r G'ottesgabe
seiner beiden Arme und seines Verstandes ehrlichen Gebrauch zu macnen^ *
das ist die grosse Goldgrube der neuen Welt.
Anstatt diesen Schatz auf unsem Boden zu yerpflamen, bemühen wir uns -
durch ein sdilechtes Beispiel ihn aueh in der Ferne zu aerstören, so sind t* B.
die Schutzzölle bei^eils in Amerika eiitffeföhrt und tt^erden dort vertheiiiigti -
zumTheil als Repressalie gegen Europa. Diese Schutzzölle trennenuns vondeA,«
ausgewanderten Landsleuten, welche sonst in der Ferne Kunden derdeu^
scheu Gewerbsamkeit bleiben würden. Der Verlust dieser Kundschaft ist
kein geringes Hinderniss für diese Gewerbsamkeit. Man darf sich nur er-
innern, dass in einem Deceonium 1 Mill. Menschen fortgezogen sind, dass
jeder derselben mindesten 10 Tblr. Fabrikate verbraucht, man wird dann
finden, dass die Auswanderung der Gewerblhäligkeit einen jährlichen Absatz,
von 10 Mill. Thlrn. entzogen hat, 10 Mill. Thlrn., welche dem Arbeitslohn von '
mindestens 100000 Arbeitern gleichkommen! Dem FiBanzmami k«m»-«0-
nicbt entgehen, dass z. B. die lialbe Million Menschen, welche seit einem
Jahrzehnt aus Prcussen ausgewandert sind,^ die Steuer-Einnahmen vermin-
dert; z. B. bei der Abrechnung des Zollvereins entscheidet die KopAtäU.
Eine Ahnung, dass die Auswanderung kein Vortheil sei, scheint sich
aber auch bei den Gesetzgebern endlich geltend zu machen. Leider äussert
sich diess nicht durch Abschaffung von Gesetzen, sondern durch deren Ver-
mehrung. Preussen, Bayern, Sachsen, Baden und Hessen haben Gesetze er-
lassen, welche die Auswanderung erschweren. Der Form nach sind sie
gegen die Missbräuche bei der Auswanderungs-Beförderung gerichtet und
tragen den Ausdruck der wohlmeinenden Absicht, die Auswanderer zu
schützen. Diese Gesetze verlangen meistens srosse Gautionen von denjenigen,
welche die Beförderung der Auswanderer über See übernehmen und von
denjenigen» welche für sie die Ansammlung von Auswanderern, den Ab--
schfuss der Kontrakte mit denselben Termitteln wollen.
Dem Beispiel jener Staaten werden andere folgen. Der Bremer und
Hamburger Spediteur^ schon strengen.Bedingungen durch die Gesetze dieser
Staaten unterworfen, der Spediteur in Holland und l^ngland wird noch in
Deutschland einige dreissig Gautionen für sich,^ einige hundert für seine Agenten
geben müssen, diess kann nur wenigen Häusern möglich sein, die meisten
werden mit ihrem Kapitale einen grösseren Nutzen zu erzielen wissen^ als
die gegenwärtigen Preise der Passagegelder gewähren. . Andere werden
zögern, ihr Kapital dem Urtheil von Richtern zu unterwerfen , welche ger
wissermaassen als Vertheidiger der auf der Reise nie befriedigten Aus-
wanderer dastehen und jedenfalls selten mit dem Schiffswesen vertraut sind.
Die Regierungen werden absichtlich oder unabsichtlich durch ihr wohlge-
meintes Gesetz die Anerbieten vermindern, welche jetzt ihre AngehÖriffea
zur Auswanderung aufmuntern, sie werden einzelnen Häusern oder den
aus bisherigen Concurrenten wahrscheinlich nun entstehenden Associationen
ein Monopol schaffen, und durch ^diess Alles ein Steigen der (Jeberfahrts- .
preise herbeiführen, wie es die Folge jeder Verminderung des Afi^gebQtes
und der Schöpfung jedes Monopoles ist ' m .
Es «cheint uns hierin eine grosse Gefahr für die Erreichung der ho- '
manen und volkswirthschaftlichen Absicht zu liegen, von welcher die fte-'
Sierungen bei jener Gesetzgebung geleitet wurden, wir weichen (daher von
er Ansicht des Berliner und anderer Vereine ab» welche diese Gesetz*
ff
Ti
Deutiche Aaiwanderung.
fibiiDK «1« nBtalich lu . b«tr«chUii scheinen, wir wUrden die GeieU«. und
ribUDale in Hanburg und Bremen iUr die Auswanderung Über diese Safen
als genügend betrachten und gegenüber nicbtdeutscber Ausbruchslalionen
»eine Vereinigung der deutschen Regierungen zur Entgegennahme einer allein
bafleDden Caution'', als das Extrem der durch den Zweck zu entschuldi-
genden Haassregeln betrachten.
Die Ermittelung des Heimathlandes und des Gewerbes der Auswanderer,
scheitert an der 11 n Vollkommenheit der Statistik,
Die Ermittelung der Herkunft ans der amtlichen Statistik begegnet der
Sehwierigkeil, dass dieadbe nnr von derjenigen Auswanderung Notii nehmen
knn, wdobe mit EntlassungsscheineD stattfindet, während die Andere
grScser ist.
Nach einer Uittheilung, welche wir dem KSnigl. statistischen Bureau
verdanken, war die Zahl der im Laufe des Jahres, vom 1. Oct. 1851 bis
90; Sept. 1852, in den Preussischen Staat Eingewanderten, welchen Natura-
lisationsurkunden, und den Ausgewanderten, denen Entlassungsscheine ans
dem UnterthanenTerbande ertheilt worden sind;
Deotsehe Ausvaaderung; 497
YcMi 014 Etngewandeiien und 3168 AiMge wanderten sind die Vermögen«
Terfaäknisse »icbt ermittelt.
Da nach der Uebersicbt, welche in einem folgenden Aufsätze gegeben
wird, in Preossen von 1849—52 der Ueberschnss der Geburten über die
Gestorben
687778
die Einwanderung 8073
Zusammen 695851 Seelen war,
nach den Zählungen aber die Vermehrung der Bevölkerung nur 538599 S.
betrug, so scheinen ausgewandert zu sein 157252 Seelen. In diesen 3 Jahren
gelangten zur amtlichen Kenntniss 37903 Auswanderungen, was 24,104 pGt.
der wahrscheinlichen Auswanderung entspricht. Vorausgesetzt, dass dieses
Procentverhältniss in allen Jahren gleich war, so sind aus Preussen aus-
gewandert:
18*»A 18"A 18»»^
31205 37132 88915 Seelen und dieselbe Be-
rechnung auf die, im Jahre 18 ^^^^^ über See gegangene Auswanderer aq-
gewendet, würde sich deren Zahl auf 77617, oder nahe auf 48 pGt derge-
sammten deutschen Auswanderung stellen.
Von den 963 zur amtlichen Kenntniss gelangten Auswanderungen Öld^n*.
burgs sind 31 nach europäischeh Orten, also 932 über See gegangen.
Betreffs anderer deutschen Staaten sind uns nur die Angaben zuge-
kommen, dass aus Baden 14366, aus Mecklenburg 4918, aus Württemberg
13767, aus firaunschweig 966 Personen ausgewandert seien.
Wie viel davon über See gingen, welches Wahrscheinlichkeits - Ver-
hältniss zwischen der bekannten und der unbekannten Zahl der Auswan-
derer besteht, ob die Angaben sich auf das Kalenderjahr beziehen oder
nicht, diess Alles wissen wir nicht.
Die A)r Preussen gefundene Zahl der über See Ausgewanderten, die
für Oldenburg angegebene und die amtliche Gesammtzanl der anderen'
Staaten geben eine Summe von 112565 Auswanderern, welche allerdings
einige Wahrscheinlichkeit für sich hat, wenn man einerseits die Ge-
sammtzahl der deutschen Auswanderung und andererseits die Tbatsathe
berücksichtigt, dass, mit Ausnahme von Hessen, obige Länder diejenigen
sind, aus welchen die verhältnissmässig grösste Auswanderung stattfindet,
während sie in anderen deutschen Staaten theilweise geringer als die
Biawandemng ist und z. B. im Königreich Sachsen, 1849— 52 um 2K)00 Seelen
hinter dieser zurückblieb.
Das Gewerbe wird nur von den Vereinen zu Frankfurt und Berlin für
die bei ihnen anfragenden Auswanderer und von der Oldenburgischen
Regierung angegeben, von letzterer nur, insoweit sich Grundbesitzer dar-
unter befinden.
Der Centralverein in Berlin hat die betreffende Gewierbstabelle in
No. 24 — Brster Band — der «Nachrichten aus dem Gebiete derStaiats-*
und Volks wirthschaft*^ veröffentlicht Hier möge blos bemerkt werden, dass^
sich meldeten:
in Frankf. a. M. in Berlin
Land und Arbeitsleute 912 » 70pGt 2515 » 41 pGt
Andere 424 « 30 „ 3575 « 59 „
wobei jedoch in Frankfurt die 716 Frauen und Kinder nicht in Betracht
gezogen sind.
498 Deutsche Answanderung.
f
Die Herkunft der Auswanderer wird in dem Berichte des HamlMifger,
des Frankfurter und des Berliner Vereins angegeben. Dieselben Personen
erscheinen natttriich in den binnenländischen mireaus und in denjenigen
der Seehäfen. Erstere werden daher Kar nicht, letztere nur dann zur ?oil-
ständigen Ermittelung der Herkunft führen, wenn die Aufnahme der Natio-
nalität in allen Häfen stattfindet. Es wäre daher zu wünschen, dass das
BeisDiel der genannten Vereine auch in Bremen, in Holland, Frankreich
etc. Nachahmung fände.
Als Palliativ gegen die Auswanderung ist die Colonisation im Inlande
von dem Berliner Central- Verein mit Lebhaftigkeit angerefft worden. Sicherer
wäre es freilich die Uebelstände zu heben, welche im Allgemeinen zur Aus-
wanderung veranlassen, was vollkommen in der Macht der Regierungen
liegt, inzwischen mag es aber als ein dankenswerther Versuch bezeichnet
werden, denjenigen Theil der Auswanderung, welcher durch die Ungunst neuer
lokaler Verhältnisse veranlasst wird, zurückzuhalten. Merkwürdigerweise sind
jedoch die auf mehrere hundert Schreiben des Gentral-Vereins an denselben
eingelaufenen Antworten der Behörden mit sehr wenig Ausnahmen von der
Versicherung begleitet, dass in ihren Bezirken Mangel an Arbeit und
nicht ah Arbeitern sei.
Mangel an Arbeit und Proletariat, d. h. Mangel an Lebensgenüssen,
welche durch Arbeit geschafft werden können, ist diess nicht ein Wider-
spruch, welcher unsere Ansicht bestätigt, dass die gesetzliche Verhinderung
der Arbeit die Haupt-Ursache der in Deutschland bestehenden Noth ist?
Ausser jenem Grunde, welcher die meisten Localbehörden abhält, den
Zuzug von Ansiedlern zu begünstigen, liegt für die innere Colonisation
erstens der Mangel an Freizügigkeit und zweitens die Unmöglichkeit vor,
sich in Deutschland einen genügenden Grund und Boden mit den Mitteln
zu erwerben, welche zur Auswanderung und zum Ankaufe jenseits des Oceans
hinreichen. Die Gemeinden in Preussen fangen an, durch sogenannte Ein-
zugsgelder Schutzzoll gej;en die Arbeitskraft zu erheben, die preussische
Gewerbe-Gesetzgebung giebt gänzlich vorurtheilsvollen und urtheilsunfähi-
fen Gewerbtreibenden das Mittel in die Hand, Niederlassungen zu ver-
indem, der hohe Stand des Bodenpreises der mit der Dichtigkeit der Be-
völkerung steifft, ist nicht zu heben. Die grossen Grundbesitzer in Preussen,
welche zum Tneil an Arbeitskräfte Mangel leiden, wünschen genau wie die
in Brasilien, die Hülfe nicht in Gestalt von kleinen Grundbesitzern^ son-
dern in der von Taglöhnern.
Dies Alles sind Hindemisse, welche den Bemühungen des Berliner
Centralvereines entgegentreten.
Auf europäischem Boden würde vielleicht als Ziel der Auswanderung
Unffarn am besten die überseeischen Länder ersetzen können. Seine wenig
diente Bevölkerung, sein wohlfeiler Boden , seine Fruchtbarkeit, die Aus-
dehnung der deutschen Sprache daselbst, die Anwesenheit vieler Deutschen,.
die neuerdings organisirte Rechtspflege scheinen wichtige Gründe dafür,
die Colonisation dorthin zu lenken; der Eifer, mit welchem die österrei-
chische Regierung die bisher dort seltenen Communicationsmittel vermehrt,
versprechen dem Erwerb von Boden in Ungarn einen Gewinn schon durch
diese äussere Erhöhung seines Werthes.
In früheren Zeiten wurden aber Colonisationsversuche in Ungarn leicht-
sinnigerweise gerade in den Gegenden vorgenommen, deren Klima dem
Nichteingeborenen verderblich ist, in neuerer Zeit* hat die österreichische
Regierung nichts gethan, die Einwanderung aufzumuntern und Privatunter-
Deutsche Aoswanderang. 499
nebmaogen, welche die Colonisation beabsichtigen, sind von keinen ver-
traaenswerthen Händen unternommen worden, eine derselben bat bereits
damit geendet, dass die enttäuschten und beraubten Colonisten bettelnd ihre
Heimatn wieder aufsuchten.
So scheint denn kein Grund vorhanden, an die Fortdauer der gegen-
wärtigen Völkerwanderung und ihrer Richtung Ober See zu zweifeln.
Es ist vielmehr anzunehmen, dass die neuesten Erfindun(;en im Schiff-
bau und die wachsende Ausdehnung der SchiflTahrtsfreiheit die Reisen
wohlfeiler und schneller machen, da^s die Erfahrung die Regierungen
aller überseeischen Länder zur Erleichterung der Einwanderung bestimmen
werde, und dass auf diese Weise d^s Ventil eine Erweiterung findet, durch
welche der Schmerz, welchen falsche wirthschaftliche Systeme in Europa
hervorrufen, seine Kinder eniOiehen lässt!
Verzeichniss
der «•Mercielki Tertrige nd Eedipr«cItUi-lrklinuigei
^us dem Jahre 1852.
ProasieiL
Preassen und Belgien. Post-Vertrag Tom 17. Januar 1852.
Preussen und Spanien. Post- Vertrag vom 19. Januar 1852.
Preussen und Grosshritannien. Laut Ministerial-Erlass vom 19. Dec
1852,. hat zwischen beiden Ländern eine Verständigung wegen gegen-
seitigier Auslieferung desertirter Seeleute stattgefunden.
Preussen mit Sachsen und Thüringen. Vertrag vom 4. April i853 über
gleiche Besteuerung innerer Erzeugnisse.
Desgleichen, betreffend die Theilung der Aus- und Durchgangsabgaben
und Theilung der Branntweinsteuer-Erträgnisse.
Sachsen, Thüringen, Hannover, Kurhessen, Braunschweig, Oldenburg
desffl. wegen Gleichbesteuerung von Wein und Taback und Gemeinschaft-
lichKeit der Uebergangsabgaben.
Preussen mit Sachsen, Thürinsen und ßraunschweig. Protok. v. 4. April
1853 wegen Gemeinschaftlichkeit aer Biersteuer oder Uebergangsabgabe«
Preussen und Braunschweig. Desgl. wegen Gleichbesteuerung inlän-
discher Erzeugnisse.
Preussen und die anderen Staaten des Thüringischen Zoll- und Handels-
Vereines. Vertrag vom 4. April 1853 über die Fortdauer des Vereines.
Handelsverträge. 5QS
ZaÜTtrilD.
Zollyerein und Oesterreich. Zoll- und Handels-Yertrag fom 19. Febr.
18d3 (s. S. 307 dieses Buches).
Dieselben. Vertrag über Steuer-Fortdauer zwischen allen Betheiligten
Staaten Tom 4. April 1853 (s. S. 300 dieses Buches).
Zollverein und Belgien. Additional-Gonvention zum Vertrag von 1849
und 18. Februar 1852.
Gestenreiche
Oesterreich und Russland. Vereinbarung vom 3. Oct. (21. Sept.) 1851,
ratificirt am 2. (14.) Januar 1852, betrifit die Unterdrückung des Schleich-
handels zwischen dem Königreich Polen und dem Kaiserreich Oesterreich.
Oesterreich und Bayern. Verträge vom 2. Dec. 1851 zu Wien, wegen
der SchiffTahrt auf der Donau und ihren Nebenflüssen, we^en Regulirung
der Hoheits -Grenze an der Dpnau, wegen polizeilicher und ZoUaufsichts-
massregeln an den Grenzflüssen.
Oesterreich, Modena und Parma. ZoU-Einigungs- Vertrag vom 9. Aug.
1858^ ratifickt den 13. Sept 1852.
Friakreieh.
Frankreich und Niederlande. Declariation zu Art 2 des Vertrages vom
25. Juli 1840 d. d. 27. April 1852, ratificirt den 30. April 1852, bestimmt
gegenseitige Gleichstellung bezüglich der Lootsen-Abgaben.
Frankreich und Belgien. Provisorische Handels -Uebereinkunft* am
9. Dec. 1852 zu Brüssel abgeschlossen und die Ratificationen am 31. Dec.
1852 ausgetauscht.
Frankreich und Toscana. Handels- und SchifiTahHs - Vertrag vom
15. Februar 1853.
Hie<lerUnde.
Niederlande und Frankreich (s. Frankreich).
Niederlande und Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Uebereinkunft
vom 26. August 1852, bezüglich Gleichstellung der beiderseitigen Flaggen
auch bei indipecter Fahrt.
Niederlande und Belgien. Vertrag vom 20. Sept 1851 und Verstand niss
über Art. 13, veröffentlicht im Staats-Gourant vom 31. Aug. 1852.
Belgien.
Belgien und Frankreich (s. Frankreich).
BeiKien und Peru. Handels- und Schifffahrtsvertrag vom 16. Mai 1850
zu London abgeschlossen, Ratificationen am 16. Mai 18m) ausgewechselt
gOl Haadelsverträge.
Belgien und Bolivia. besgL vom St* Oct. 1850.
/ •—— . —
Belgien und Nicaragua. Desgl. v. 27. März 1810.
Belgien und Grossbritannien. Handels- und SchiATahrts-Vertrag Yom
27. Oct. 1851 und Protokoll dazu vom 5. Febr. 1852. Die Ratification wurde
am 7. April 1852 ausgewechselt.
I _ _ _
Grossbritaniden.
Grossbritannien und Preussen (s. Preossen).
Grossbritannien und Peru. Freundschafts-, Handel- und Schifffabrts-
vertrag vom 10. April 1850. Auswechslung der Ratificationen d. 15. Oct. 1852.
Grossbritannien und Hawaii (Sandwich- fnseln). Desgl. vom 10. Juli
1851. Auswechslung der Ratificationen d. 6. Mai 1852.
Russland.
Russland und Oesterreich (s. Oesterreich).
Russland und Portugal. Handels- und SchifflTahrts- Vertrag v. 28,Febr J8dl.
SardiiteB.
Sardimen mit Schweden und Norwegen. Handels-*- und Schifflkhrts-
vertrag vom 25. Jiouar 1858, ratificirt am 13. März 1852 zu Stockholm, am
30. März zu Turin.
lehweden und Horwegen.
Schweden und Norwegen mit Sardinien (s. Sardinien).
Dieselben mit Lübeck. Handels- und Schiff fahrtsvertrag vom 14. März
iS52, Auswechslung der Ratificationen am 16. Febr. 1853.
Yereinlgte SUat«B von Hord-imerika.
Vereinigten Staaten und Guatemala. Friedens-, Freundschafts-; Han-
dels- und SchiffTahrtsvertrag vom 3. März 1849, ratificirt am 13. Mai 1852.
Brasilien.
Brasilien und Canguay. Handels- und Schifffahrtsvertrag v. 12. Oct. 185L
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VolkswirthschafUiche Lileraliir.
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IILäeftV Hannover. "" ' "•^'- ^
Von keinem defOtechen Staate liesitzeti wir über die Amrstatistik ähnlich
YöIIstündige Arbeiten wie diejenigen, welche das stlitistiftm'lNreia i4 Han-^
nover yeröffentlicht hat. Wir habeii in uns^m lahrbuch für 1852l>ereits auf dik
ersten beiden Hefte hinji^ewieseii^ da^ dritte Hell« 'Welches so eben die PreM
verlassen hat, behandelt dieGemeinbeitsthisilungeii'und Verkoppelunges ekfc
Dieselben gewannen in Hannover erst zn A^lrg- dieles Jahrhuiiderts gröisere
Ausdehnung und Entwicklung, besonders seit Einrichtung des«Landes-Oeko^
nomie-Gollegiums im Jahre 1802. Die Wirksamkeit desmM»''er«tretekteiii^k
zunädhst nur auf das Fürslenthum Lüneburg,' bis es im Jahre 1816 auch
auf andere Proriozcn ausgedehnt, 1833 aber d»s OaUegium/buCiehoben und
seine (»eschäflsf&hrung auf die Landdrosteien übertragen wiirm^ welche in
Stade,. Osnabrück und Auricb schon seit 1822, wie das Landes -Oekonomie-
tollegium für die bbrigen Provinzen die zuständU^ Bcthbrden 'j^i^t^ese^
waren. In dem vorliegenden Buche (hiden sich die tabellarischen lieber-
sichten, welche sich aus den zu verschiedenen jl^eiten voii dem Landes-^
Oekonomie-Collegiom und Von den Landdrostefen erstattetet Berichte er-^
geben. Die Gemeinheiten hatten sich in der Resel unter mehreren Ge-
meinden, Gütern, Domanial- und klösterlichen Haushaltungen gegründet
und worden gemeinschaftlich zur Hütung etc. benutzt. Es waren daher
zweierlei Arbeiten nothwendig, die eine, welche als Geüeraltheiluug äuf-
feführtwird, bestand in der Tncilung der Grundstücke unter den verstihie-
enen Gemeinden und Corporationen, die anderi^, welche als Specialtheiluhg
bezeichnet wird, in der Theilung der den Rörperschafleh dtircn die General-:
theilung^ zuftcfaJJenen Grundstücke. Anfangs ist die Kultur def auf dies^
Weise ih Privatbesitz gelangten Flächen sehr langsilmvol^ sidi ^egang^
Die feindliche Occupation, Kriegsjahre, Gapitalsmangel , ungünstige Cou-
junkturen, die Dienste , welche den Bauern drückten «aid auch' d«Ma Ab-
neigung ^egen Neuerungen werden als Hindernisse erwähnt,, welcbe sicfe
zum Thefl erst allmälig gehoben. Die BerichU des Lajsdes-^Oekooemien
Gollegiums widerlegten den Einwurf, dass die Pferde- und Scbaafaucht
durch die Specialtheilungen beeintrld)tigt worden ^ei» die bessere, Futtert
erzeuguiig war diesen viebnebr forderlicb. Gleiche Erfolge wareii' von 4et
Theilung der Forsten gem^eldeL^- . u • - . .nii .. : . <
32
506 Volkiwirtbicbiniichfl Literatur.
Adi d«n Jahren geltt berror, dut die auiiiflfUhrten
CI«»nIlli*ItaiiR«i SpaciiLlttanimf««
bit Ende 1831 ... . 7IM8T Morgen 344445 Morgen
von I83S bb Ende 1B!^ 1076T42 , 1703004 ,
betmaen oDd ■nhaDgig waren.
Anfang 1955 . . . . 480371 , 133ÖÖ08 ,
Dem BocEe ist ein Bericht Aber die Zahl der Geborenen etc. des KSnig-
reicbt Hannorer in den Jahren 184(t~1652beiKefl]gt Die Addiüon ergiebt:
1648 1849 1850 1851 185S
Seboren 64084 60579 60075 60153 58165
aron todt 2208 2454 25«Ö 2536 2351
bleiben [.ebendgeborene . . 52776 58125 58110 57616 56414
Gettorbene .^ . . -■ . . .r4386(h 38Ö11 ., 38504 ,^7L51 41967
Von den LebendKeborenen waren
ehelidi. . . .' . 24540 26558 2A442 26387 25987
unehelich .... 2780 3384 3332 3267 3110
.^Mf^ ] ehelich 22818 24948 25105 2481S 24400
weiblicb unehelich .... 2578 3235 3231 3137 291J
Getränt wurden Paare 14283 15251 15414 15091 14670
I.Juli 1848 _';^;'3f toU:!)/' tob"
1) 'iH'toDddMHMrtL'^ HaoMV^ '"**!^}'l*'
tt ■.>!.. ...<«' -I :■: : aildmlinin .. 5157.1.
■,.'l-.ii. ■->..-. -... ■■ LtMWrg. . 41MI3
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,..,.1^^:,.;,. '„lu.. OwitoitRk H-4MI3,,. 25^862 .. ^^, .S
!rf). .,!.„. k..; .:■,. AuiiJh . .28677! 1743»,. '°'''' '
;iii ,dff BwghauptmaBMchaft ." ■, ■ ,, ,,,^, , ; ■<-n
,. I- ... i i" - .iCUnathal »4T 34874 3i92 .W».
i ' iii«K««igraM' BannMer 865940 11590X7 9i27W ' IM»2&>
^ ahb «tatTVeraehruaK 'fön *8a« ' 00126 ^JUII O^pOt-
Lern joben. erwät^nl^n Uebersc)ius» der Gebieten \b^
100 von 1852 "/,. ao würde äin ZuDWine der ße^-
184S bii «.December 1852 7737^, al» I,flö3 liiel^
ZäUuns herausstellt. Ueberdiess wird angeuommett,
W84ff 177371t Seelen ergj*. also t)is iSWeii^e
!rfnin,d«ruog stattgefunden baf)eQ.mQ^sle> die ^JljAlung
Wialigen Wirren ungenau, ihre Seelenzahl in garing
'SluDg wUrde. 'b|so wabrsclieinlict^ (üe.Vef^äl'uPV
vnd dfe Abweicbung von der natl|rli^en fie-
dMuDg wUrt^. 'b|so wabrsclieinlict^ (ücVef^t
K vnd dfe Abweicbung von der natl|rli^(
iocb,gfÖsaer eracheineh lassen. Für diese Ao.ivcichüjng
iri^e ^ex Auswanderung eine Erklärung.
i.^,.M'>'^ft''ftr»!Spe,»,«!ii,iff^hr,l.,, Verlag' von p. B.'?o|)& ip
.' DieM'kleine'BKbaiithalt »ine aargfilltige, histoviicfae and statisüaeha
torshdlilng ikrftrtilin'ahrt iHdanbrers. nftti B«einiüHiiscfaer Energie werden
dellhM« PAmri 'NMfaentlicb itta Hivalkät rwisäien Bamburg und' Harburg
Atrtn'ilHbAimllf und ^mabcb^ Aniicbt )te1ieiid gentaebt, weleh» *om an^
pMlcJfccbni' Aandpunkt vieHeicUt ni^t getheilt werden kann. Wir erw
MranaMcp 'Anderieai 4traiiti, data iDk«n int'in/Juibrhttndert fltrborga
Schiffahrt efaie grosse Bedeutung hatte. S» lUfea'damais 'Nn^HaüMi än<i'
H
. yjo^ksurirtartkiftlicIi&EHevfttUic/ 6017
16011 87 hoirändiseke and U andere SdiMfe. v*
16651 834 , » S « . ,
1666 286 ^ » 15 « « ■
Unter de« teraehiedenen Mitteln der Schiff£ahrt und dem Handel wsd*-
«obelfen, wird aneh das Forgesfihlage», der in Hanaoyer bestehenden
Landei^Greditkasse auch die Gesokafte ekier DIscontdbank au fibertragen. =
inonni, Der Landbau in Preuss-en and was ihm fehlt. Beriifl.
Idö3, bei Schneider & Ca.
' Mit detti Motto : '
€hr«lft nur hinein tn's toU« Meniehenle'bmi 1 '
i&n Jefl«r le|»i'«/ nieht VMtn tofs bekannt.
Aancht hier ein Meister seine Feder in die Fluth der Leiden und Mi&ngel
der gesellschaftlichen Einrichtungen, welche a]if dezo^Landban labten I tm
ökonomische Frage ist die Yorherrschende in diesem Buche, und wenn man
über manche Schlüsse mit dem Verfasser nicht einverstanden sein mag,
,aiusi; m^n doch ein^n Reichthum an Wahfl^eiten und an Gei^t, sie hinza-
^tellen, äneilcentieti, welcher d^s Kritikers Aassprach nNational-Oek^onpfme
sei langweilig^ gründlich widerlegt.
,.< »Der Maigen regiert die Welt,^ mit dieser Thatsache tiiit er ^wissen
Erfindungen auf politischem oder auf handelspolitisdkeki Ciebietei siegreich
entgegen; von der Bagatell -Frage über Majorilat und Autorität bis ftu der
praktischen, ob Schutzzoll oder Freihandel, wird hier nicht durch die Theorie,
sondern durch Darlegong der Verhältnisse entschieden, *
JMH4^9r, SlecDr* Dr» der Rechte, k. k. osterr. Ministerial-biatb« Die V'olks-
wirthscnaft, Verlag von J. B. Wallishauser, Wien.
"'• ber Herr Verfasser, als Statistiker längst iti weiten Kreisen vortheilh^^
'bekannt, hat die schwierige Aufgabe unternommen, die ganze grosse Wissen-
Sf^haft der Volkswirthsehaft darzustellen und ein eiffen System aofzustelleh.
Seine Einleitung beginnt: «Das Ziel der höchsten Volksentwicklung erkennt
die Volkswirthsenaft in der harmonischen Verbindung*und Verscbriiefzcrng alli^,
dem Boden eines Staates^ den natürlichen Anlagen und Fähigkeiten seiner Ber
«rBlkernn^ eigenthfimlichen Gegensätze,*^ und in diesem Sinne baut der Vet^
fasser sem System auf, indem er überall die staatliche Gesetz-Fabrik zu Hilfe
mfi, die gewünschte „harmonische Verbindung und Verschmelzung'* soge-
nannter Gegensätze zu bewerkstelligen. Das Ziel der höchsten Volksent-
wicklnng ist aber kein anderes als das grösstmögliche Wohlbe6nden, das
feistige und materielle Wohl des Volkes. Die Volkswirthsehaft kann auch
ein anderes Ziel erkennen, die Versöhnung von Gegensätzen kann nur als
ein Mittel zu dem Ziele bezeichnet werden — wenn solche Gegensätze über-
haupt bestehen. In der That aber fehlen diese Gegensätze von Natur aus,
ea ist Alles harmonisch geschaffen und nur, die Irrthümer der Menschen
haben die Disharmonie in die Schöpfung getragen. /,
In dieser Grundanschauung von dem Verfasser abweichend* sind wir
natürlich auch in den Folgerungen nicht einig mit ihm« Vjdem vortreft
liehen ungeachtet, welches nie und da auch in diesem Buche seiner Feder
entschlüpft, gleichsam, als sträube sie sich^ eine bessere Ueberzeugung dem
Zwange zu opfern, welche die erste irrige Voraussetzung den Ai^umenteil
des Verfassers auferlege. *
Wir finden in dem Buche die Handelsfreiheit als gut und das .Schutz
«vstem als nützlich, die Gewerbefreiheit als eine Wohltnat und zur Lösung
aer volkswirthschaftlichen Frage, die staatliche Organisation der Gewerbe
stets die Freiheit und dann eine Bedingung dazu anempfohlen. Freiheit
und Beschränkung =^ gezwungepe Freiwilligel!
32»
fi08 V^ilfeftwirtftsckaftHilie Lit^r^atnr.
Der Verfasser geht soweit, List la citiren, der unter andern unglück-
lichen Sätzen auch den niedergeschrieben ,. es sei falsch, dass das IndiW-
diuro um so besser im Stande sei su produciren und zu erwerben, je we-
nigei^ es der Einwiricung der Gesellschaft ausgvsetzt sei, ndean es milssten
jonst die Völker in den Steppen von Asien und Afrika dieproductivsten
und reichsten der Erde sein, weil dort jedes individoum sich seihst Über-
lassen, nirgends der Einwirkung eines Vereines oder der Staatsgewalt aus-
gesetzt ist/' Den Werth der Phrase hätte Herr Becker ermitteln können,
wenn er sich gefragt hätte, ob jene Völker besser produciren snd mehr
erwerben würden, wenn seine Gewerbegesetzgebung bei ihnen eingeführt
würde?
Dass der verehrte Verfasser solche einfache Kritik nicht öfters ange-
wandt, ist ein Fehler den wir beklagen müssen, bei aller Geneigtheit oen
Versuch, Volks wirthschaftliche Anschauungen zu verbreiten, dankbar -anzu-
erkennen.
Belgien, Gommissioncentrale. Diese Muster-Anstalt für Statistik hat seit
ihrer neuen Orgataisation im Jahre 1841 folgende Werke veröffentlicht:
' 1. Bevölkerung, 10 jähriger Ueberblick von 1830—40 uiid ihre Bewegung
im Jahre \SiO;
II. desgl. von 1841—50;
III. Gensus vom 15. Octbr. 1846 Bevölkerung;
IV. „ „ „ „ Landwirthschaft;
V. „ „ „ „ Industrie;
VI. Darstellung der Lage des Königreichs in der 10jährigen Pericfde
von 1841—50;
mid ferner vier Bände Bulletins de^r Comnaission centrale, enthaltend die
Denkschriften und Mittheilungen der Mitglieder, Protokolle von 215 Sitzungen
und bibliographische Notizen über die nationale und fremde Statistik,
Ausserdem sind durch das Finanz -Ministerium alljährlich ausführliche
Berichte über Handel und Schifffahrt Belgiens veröffentlicht worden.
B^f^i]l8^ Carl Julius, königl. {»reuss. Regierun^s-Rath. Von diesem Verfasser
. sind m gewohnter ausgezeichneter Bearbeitung folgende Uebersetzungen
veröffentlicht worden: Geschichte Englands während des 30jährigen
Friedens von 1816—46, von Harriet Martineau. I. und II. Theil, Verlag
von Franz Dunker in Berlin. Friedrich Bastiasts Schriften: 1. V^as
man sieht und was man nicht sieht. 2. Frieden und Freiheit oder das
Budget. 3. Der Kriee gegen die Lehrstühle der politischen Oekonomie.
.Verlag von Heinrich Hiibner in Leipzig.
Ferner hat der Herr Verfasser im September 1853 herausgegeben:
Die Grundsteuer und die Mahl- und Schlachtsteuer, bei W.
G. Korn in Breslau.
Was die Grundsteuer anbetrifft, so Iheilt der Verfasser mit den hervor-
ragendsten Oekonomen die Ansicht, dass sie weder eine sichere noch eine
Eweckmässige Steuer ist; dass sie durch Reformen in dem Steuer- System,
durch PinanzzÖlle an Stelle der Schutzzölle etc. reichlich ersetzt werden
keene. Er missbilligt das Provisorium, welchem die Grundsteuer-Frage
durch die Resultate der Kammer -Verhandlungen abermals verfallen ist.
Er kommt nach einer Kritik der mannichfachen Ansichten über die Grund-
steuer und Grundsteuer-Befreiung zu dem Schlüsse, dass es dem Interesse
des Staates und der Einzelnen ungleich mehr entsprechen würde , anstatt
einer Aufhebung der Grundsteuer-Freiheit und anstatt einer Entschädigung
dafüT; die Ablösharkeit der Grundsteuer Überhaupt zu verfügen. *
¥'0lk»wiribftikaftH^^e Ltiit«riitttii Wg
Wie die erste Abhandlung, ist auch die 'OberMaU* andlMblaöbMeaer
eine Kritik der zu Terschiedenen. Zeilen von. verschiedenen Aolentäton aus*
gesprochenen Ansichten, begleitet mit zahlreichen interessanten' statistischen
lelegen. .
Der Herr Verfasser entscheidet sich gecen die kostspielige Mahl-« uqd'
Schlachtsteuer» you welcher die Denkschritt des Preussischen ProTiDztal^
Landtages an Se. Maj. den König sagt, dass „die un^letchnrässige Ver«
theilung," also die Ungerechtigkeit, „unzertrennlich Ton ihr seiv^ er weisat
namentlich auf die Foisen hin, welche die Vertheuerung der nothwendigen
Nahrungsmittel auf die Sittlichkeit des Volkes hat, und entwickelt die Gründe,
welche für einen Preussischen Anti-Mahl- und Schlachtsteuer -Verein nicht
wenigier Stoff bieten, als die Englische Anti corn-law-league hatte. Nament«
lieh schlagend scheinen uns die Nachweise, welche durch einzelne Local-
Statiistik, z.B. von Breslau, bezüglich der Thatsache «»geben werden, dass
die Einnahmen von Mahl- und Schlachtsteuer zum Theil illusorisdi sind^
da sie die ärmeren Klassen ausser Stand setzen , Schulgelder u. s. w. zu
bezahlen.
Welchen Einfluss der Preis der Nahrungsmittel . auf die Armea übtr
beweist z. B. die Statistik Breslaus, wo die Zuschüsse der Stadt zur Haupt-
Armenkasse per Kopf der Bevölkerung betrugen:
1843 1844 1845 1846 1847 1846
0,23 0,22 0,16 0,20 0,42 0;d7 Tfalr. >.
1849 1850 18Ö1
0,34 0,29 0,31 Thlr.
Höchst intieressant ist auch der Hinweis auf das Verhältniss des Ge-
treidepreises zur Zahl der Verbrechen. So wat in Frankreich
A. der Weizenpreis und B. die Zahl der Vergehen gegen das Eigenthnm
1844 19 Fr. 75 C. 3396
1846 24 „ ö ,, 3581
1847 29 „ 1 „ 4235
1848 16 „ 65 „ 3020
1849 14 „ 15 „ 2895
In England warA. der Weizenpreis und B. die Zahl der Verhaftungen-
1841 64 s' 4 d 27760 1846 54 s 9 d 25107
1842 57 „ 3 „ 31309 1847 69 ^, 9 „ 28833
1843 50 „ 1 ,, 29591 1848 56 ,, 6 „ 30349
1844 51 „ 3 „ 26542 1849 44 „ 2 „ 27816
1845 50 ,. 10 „ 24303 1850 50 „ 3 „ 26813
wobei berücksichtigt werden muss, dass im Jahre 1847 eine umfassende
Mildthätigkeit Tausenden die Nahrungssorge abnahm, und dass in den*
letzten Jahren die Verbesserung der Polizei weniger Verbrechen ent-
schlüpfen Jiess.
Bodemer, Dr. Heinrich. Die Wirkungen der Creditpapiere in Be-
zug auf die Vermehrung der Banken in Deutschland. Vertag
von Heinrich Hübner in Leipzig. ='
Der Verfasser geht von der Ansicht aus, dass nicht der Gebrauch, sqn*,
dern der Missbrauch des Papiergeldes verderblich sei. Von diesem Stand-,
punkte aus bemüht er sich nachzuweisen, welchen Nutzen der Gebrauch;
des Papiergeldes und die Notenausgabe der Banken, welchen Na<;htheU
der Missbrauch haben könne. Die Schrift beweiset ohne Zweifel die. Be-
lesenheit und die Kenntniss des Herrn Verfassers^ wir vermissen aber den Ab**
SI0 ¥9lkfwl«llHifcli4iflH^li«r;L1tvr«IUiW
■Bhi<iJHd#t»^g6%aroHfcfen 'midiym' miw n die Wis96iisblialfe»'fogeh tHüeliie
SäUe Terwafareli, irie^b 1. der, desa veno der Privatbancfaier, weinyaacfc»
der nütiliche Reguklori der ällgeaieinen Wechselordiiuiig, doob sdne Se^
sch'äftigung eine unproductive sei, weil der Gewinn, den er aus solchen
OperatMo^n aeU, keine heaen Werihe enengti sondern Ton den schon
▼mamdenen Werthen weggenommen wird. Wir können nicht cii||[eben,'
dtss in der Wirklichkeit der Banquier einen Gewinn mache, ohne Dienstei
adn leisten, tind dass diese Dienste unproductiy sind. Selbst bei denjenigen
G«schäAen^ welche am wenigsten unmittelbar deir Industrie dienen, i. B. bdm
$iaatspapier-*Kauf und Vencaof sind productive Dienste yorhmden, wenn'
der Banquier auch weiter nichts a>s seinen Vortheil dabei im Auj^e hat
Treibt er z. B. die G6urse d&t Staatspapiere, so drückt er daiitit TieHeicht
den Zinsfase herab, dessen Billigkeit der Verfasser selbst als förderlich fftf'
die iqdustrie anerkennt, bewiri^t er ein Fallen der Goorte der Staatspapiere,
s^ hindwl er dadurch ?ieUeicht die Vermehrung der Anleihen*, wetewe did'
JütpiUlLui iderjndiistrie so -oft entaiehen!
Bfliltert K. Blätter für administrative Praxis, Verlag von G..H. Beckr
in Nßrdllngen. . .*
Diese -fleitschrift , wielche niin in zwei Jahrgänj^ vor mis lie^ und
den dMtlefi' mit mancherlei Verrollkommnungen begonnen hat^ ist eine der
werlhvollsten Erscheinungen in der Literatur des Rechts- und Verwaltungs-
wesens.
•Zuikäohst far Bayern bestimmt, beschäftigt sie sich auch' vohporffsweise
mit den Einrichtunffen und der Gesetz^ci>ung dieses Landes. Bei cwr Ae-^'
mrÜiiiliiQg wird jedoch der ellgemeine wissenschaftliche StiinidpniUct /fest-
gehalten und er dient als Maassstab der Rfitik, welche sich durch Scharf-
sinn und Freimulh auszeichnet.
Mit besonderem VergnQgen bemerken wir, dass der Heransgeber und
seine Mitarbeiter die administrative Praxis und die Erfordernisse einer wahren
Staats- und Volkswirthsbhafl in Einklatig zu bringen streben, und die Dis-
harmonie mit deren Gesetzen als einen Fehler aer administrativen Praxis
bekämpfen. ' :J
Der Hauptinhalt des letzten Jahrganges ist: die Verantwortlichkeit der
Vorstände iiiddVerwaltuBgB'Aemtler DezOgltCh ihr^r Unterschrift, der ad-
ministrative Wirkungskreis < bezüglich der fiaulast an ^ürchlichen Gebäuden,
Studien üb^r die Baupflicht bezuglich der Rantons "Gefängnisse, Beiträge
zur Lehre von der Heimath nach Bay^schem Recht « ober Landwehr-
pflichtigkeit und Reluition, die' Pressgesetzgebung, B^örterungen Aber Ge-
sfiUlereeht, Präjadicien und leitende Entschliessongen. die Organisation dei'
Vei^altung in der Pfalz , Bemerkungen zur Gemeinde -Wahl -Ordnung'
vem^. August 1^8 über- Gemeinde-Guratel und TheHung von Gemeinde-
Gründen, Studien über die Baupflicht bezüglich der Rantons^-Gefängnisse,
Entscheidung im Rostenpunkt bei ßinstelleng einer polizeilichen Unter-
sucbtng ; wegen mangehf^den Ae weises» Uiier Administrativ,- Registrttnren«
über das VereinstGe^etz, Ansässigmacbwie; und Verehelicbung von MiUtalr-
personen, über bedingten Gewerbs -Verzicht, das Heimathwesee in der
Pfalz, fragen aus dem Bayerischen Heer -Ergänzungs -Gesetze, die neue
BifbndVersicherungS'Ol*dnnng, die Erhebung und Vertneilung von Districts-
U^^lagen, Literatur, zur Lehre vom Nachdruck, Erläuterung des Gemeinde-
Bdictes, d^r Berofungsfrist in Ansässigmachungs- und Vcrehelichungssachen,
filerechtigüng der Gemeinden ztim Eintritt in den Districtsrath als höchst-
besteuette Gtondbesilzter, Landrathswahl, Wahlstimmb^rechtigung und Wähl-
barkeit zum Landrath im Fall eines gememschaftiiöliMi' Grundbesitzes, die
lt*lk«viiMlm*MntiHMlIj«teritaV. BtC
Coia|Mlrta4arWliiet-BebOrdeD, von GcBII. ioibeiondLiu1IHHUIHt.MBilait-
gen. Ober dis Tn^RegulatiT, aber den VoU»it>ü«r>ae«eri><HIMtergeseti«i
Toro 2S.M« 1t»52, Sparkusen, Besdiwerdttfeefal dcb-AMoktlMVlCegen Bit-
ciplinaiMnfen, ahandHlTaiUwicbfatlltifimiirciifalltobselBajMMiTSn BeioB
auf StaatsaBKehoriKkeit und Heimatb, dieDistncUrJUmeauaHce in det
Pfalz eia...r , . i..,i.; l.iii. ..■..■ i-^ ■ ,i iß-iT^iM-
Das Ji>|idel3stalistäche Büreaa das'e^ VeiiiifeiiUkM alKMiriidi
isnihrJich<% .YollsUndiKeD fiericbt Ubcf. Haiidel upj $^illfaitqti;i,j
Wir hf,l,eri über 'die^Ssl^&hljt ». ^nde;)er J$t,m finigftlÜttii
tbeD,jijibu'|den Werlh des Handels lassen wir ai^|^ige||i «jol^
iKD ge-
~.._, IV»— I •>>- anaeis lassen wir aunitMta^m. anor'-'
'erke;ein^ [lebersichl folgen:
. . .Bremens Handel 18M. '
47»86 Hannover . ..'ni><<i 'C <fl6tMT
lOlOaoS Oldenburg . . -.".<'. '^.<' .< ;^ 18S&I97
'185106 dem Steuervereku-GebM (TNrfirill*4ai) JS^m
«te»20 Sachsen. ...... j . .< ^TäM
880216 Braunichwelg' : \: :<.".' \ -::-'. > i ''«833'75
— Sachsen - AUenburg . .. . . : / 26028
114966 Sachsen- Coburg-Golba . . -.' ''I^DM
Wb2l Sachsen -Meinln^tol <'-^ 'j ;,' '.' .
41685 Sachsen -Weimar . ■•'!' ■' , ' - .<V- :
ideiv anbaltiniseben HenogUiDi»4ttt ' >'
den Reuasiicben FOrstenlhODieni '. i
denSchwartburgiiebntFttrsteiKhlHMrfl''
18085 Bau«" '■'. •'. ■'. '. ■'. ■'. •.' i !'
'■■ ■ 708 WUrtUmberg ■. . . -. . •.■ >■
■ ■ 1— Nassau ■ . 'j ■ '
■■ caai PrimfcAirl ai M;
'49»7S» KlJrfabBsen
8156 Lipse-Detmold . '. -s-
: «OBMi SiAavmbwg-'Lkipe <^ '^^^ '
i. 12e0i. Waldeck und iB&bearddl ... /. imL . 'i3»a3i.
— Luxemburg 503
■ .f. •■ .,, f. v.'MW??S -Jim
9254 LülÄck . : . . : . ... 27M
833» ..£qblM«if).at»llMin!iiMl LwMtdMigK <>; :/ r'"'
SaOU JUtekleafiirg ... . . >.
■m^Ü .RussfaDdttlid ßoleo' <
um ,.I>ä)t«nM'k ... . :.<. ,-, .../ -.. i,..M.iil ':
, laSöÜä EiSithwedaii ... .'-■.; , - -i. > '. .J.^i-.
56083 Norwegen il
448MI Hollwd . . . .. .;. . . ..'.;'.-.(.-
UI396 Belgien -.. ... . .,....;..!-
90641» Frankreidi . . . , .< . . . < . >
270 dar.Sohmü. . . . . . . .>'
638491 Sunieii und Portugal. . . . .
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OesterrMdi «
JoDuche InMln
der «oropiusehcii Türkei und der Levante
Egypten .. .
GrossbritanDieii ood Irland .
den Bremischen Weserkifen und
Bremens Umgiegend
Britisch Amerika . . • .
Vereinigte Staaten . . . .
M eiiko^ 'Ost- und Westküste .
Cnba
Hayti.
Jamaica .'
Portorico
St. Thomas
Britisch Honduras ...
Cen^al^ Amerika . •
Venezuela und Neu- Granada
Brasilien
der argentinischen Republik
Chili} . .
Peru .
(den Ganarischen Inseln
I Cap-Colonie
Calc^iU . . »
Aracan <
Swgapore
Java .
Sumatra .
Manflla .
Ghinji
Süd-Australien und den SfldseerlnselQ
Zur Ausrüstung der Handelsflotte. .
Europa und Levante . . • Xhlr
Transatlantische Ausfuhr . . • «
' 4
■>;.'
15822»!
11688
757510
11021946
46960
iToirr
18871 1
74186
40580
B6003
2421»
^5628
168908
70085
4239
2670
5(2458
4400
. 38709
380O
34158
- 800
1180
34800
486162
25762483
11635656
1852 Ld'or Thir. 37308139
Im Vergleich m 1851 « » 32868047
■rickiet't.V. Fnfesior. Landeskunde des Herzogthums Bfeliifngen,
Veriag Von Brückner und Brenner in Meiningen.
Von einem kleinen .Stttbke ddr idhsatsdienfirde bieten «ms diese 2 Bände
eine Darstenuh^;, welche an Genauiskeit vielleicht alle andern deutschen Sta-
tistiken ^Mnfft. Die Hauptabschnitte sind im I. Bande, Geschichte des
Landes, Land« Volk- und des Volkes Wirthschaft, Sta«t;> im II. Bande wird
düe Spec$alstfllistik, Geschichte der Gewerbe jedes eintelnen'Ürtes'des Herzog-
thums gjegeben,
DasvoIlsHSindige hbtorisch-geograpisch- statistische GemüMe, welches
ans der {Verfasser vorlebt» hat nicht allein für diejenigen, welche gerade
für Meinigen ein besonderes Interesse haben , sondern es hat auch für die
Wissenschaft' ein hohes. Interesse, denn es ist- vollkommen geeignet als Bei-
spiel zu "dieiien für die gössen Lücken, wel<^e sich iei«kf nodi in' der Be-
schreibung des deutschen Vaterlandes vorfinden. Es list^iiicht^ möglich, aus
dem Inhalt durch Auszug auch nur eine oberflacbtfiJiM'ldee' von dessen
Volkswirthschaftliche Litetatiif. 518
fieiciltlium zu geben, wir müssen uns daber darauf bescBranken, ^eser'
Arbeit unsere lebhafteste Anerkennung auszudrücken und sie der Aufmerk-
samkeit aller Freunde der Statistik aur das Angelegentlichste zu empfehlen.
BQcher, C. Drei volkwirthschaftliche Vorträge von Georg R. Z.
Riiekards übersetzt, Verlag von Hempel, Berlin lS53.
Bastiat's Werke, die durch die Uebersetzungen von Prince Smith und
Berlins bereits bei uns eingebürgert sind, waren eine lu bedeutende Er-
scheinung, als dass ihre Wirkung mit dem {«eben des zu früh verschiedenen
Verfassers abschliessen konnte. Sie werden von den Männern der Wissen-
schaft stets als ein gewaltiger Hebel zu der EKkenntniss der volkswirth-
schaftlichen Fragen, als eine neue Offenbarung für die leidende, durch ihre
Irrthümer leidende Menschheit gefeiert werden. Es kann daher nicht über-
raschen, Bastiats Lehren von dem Lehrstuhle einer Englischen Hochschule
verkündet, Männer, wie Rickards, in seine Fusstapfen treten zu sehen.
Herr Rickards denkt aber nicht allein Bastiat nach, sondern er denkt
ihil weiter, er fol^t ihm nicht allein in seinen Lehren, sondern er baut auf
denselben fort. Dieses verdienstvolle Wirken auch uns zu Nutzen zu machen,
hat Herr Bucher seine Meisterfeder und seine Sachkenntniss zu einer lieber-'
Setzung von drei Vorträgen des Professor Rickards hergeliehen. Die drei
Vorträge behandeln „die Harmonie in dem Haushalt der Gesellschaft,'* ,,die
Wirksamkeit des Selbstinteresses in dem Haushalt der Gesellschaft," „die
Wirksamkeit des Wett-Erwerbes in dem Haushalt der Gesellschaft. **
Canal, R. v., Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salineur
Wesen im Preussischen Staate, herausgegeben mit Genehmigung
der Ministerial -Abtheilung für Berg-, Hütten- und Salinenwesen. Berlin«
Wilhelm Hertz.
Ist es überhaupt wünschenwerth , dass Fachmänner ihre Erfahrungen
veröffentlichen, sei es, um die Interessen der Industriegenossen zu fordern,
sei es, um dem Publikum eine Gelegenheit zu bieten sich zu unterrichten,
so ist es ohne Zwdfel doppelt erfreulich, wenn^ wie in der vorliegenden
Zeitschrift, ein Name, von allen Fachmännern so sehr gefeiert, wie der des
Herrn Geheimen Bergraths v. Ca mall, jenen Schritt unternimmt.
' Von Herrn v. Garn all sind bereits mehrere Schriften erschienen; sie,
berechtigen die Erwartung, dass auch das neue Unternehmen, was die
teclmischen Fragen der Bergwerks- und Hütten-Industrie und die Orga-
nisation der Verwaltung anbelangt, an Sachkenntniss Unübertroffenes
bieten werde.
Der Eif^r für sein Fach hat Herrn v. Carnall in früheren Schriften
veranlasst, auch Handelspolitik zu treiben, und im Gegepsatz zu der wohl-
verdienten Anerkennung, die diesem Herrn auf seinem Gebiete allgemein
eingeräumt wurde, hat jene Handelspolitik lebhafte Anfechtung erfahren,
denn sie bestand lediglich in dem Grundsatze, dass der Staat Mittel er-
grdfen müsse, die Preise der nothwendigsten Arbeitsmalerialien zu erhöhen,
amit die Berg- und Hüttenleute gute Geschäfte machen und damit man
theuer im Inlande erzeugen könne, was uns das Ausland wohlfeil zu ver-
kaufen gern bereit ist.
^ Es scheint gehefit werden zu dürfen, dass Handelspolitik aus der neuen
Zei^chrift entfernt bleiben werde, und wird die Erfüllung dieser Hoffnung
eine gute Eigenschaft mehr sein. —
Es wird eine Ergänzung des gegenwärtigen Jahrbuchs sein, wenn wir
die auch in Herrn v, Garn a 11s Schrift befindliche Statistik der preussischen
Bergwerks- und Hüttenproduktion hier einschalten:
S14
V«iHeswfrfl»«^liidrtlklM Lit#v«tiiK
T
Zusammenstellung
L Borfvcirk6b
1) Steinkohlen
2) Braunkohlen
3) Eisenerze .
4) Zinkerze .
5) Bleierze .
,6) Kupfererze
f) KobalteT»^
6] Nickelerze
9) Arsenikerze
10) Antimonerze
tl] Manganerze
12] Vilriolerze
13) Alaunerze
14) Graphit .
t5) FInssspath
16) Dachschiefer
Summe I
TL Hitton.
1) Eisen.
äi Roheisen in Gänzen ete
h. Rohstableisen . .
c. Roheisen i. GrussstQcken
d. Eisengusswaaren
Schmiedeeisen.
e. Stabeisen . .
f. Schwarzblech
g. Weissblech
h: Eisendraht
Stahl.
h Rohstahl . .
k. Gussstahl . .
1. Rafflnirter SUM
2) Zink.
a. Rohzink . . .
b. Zinkblech . .
3) Gold
4) Silber
»4
I
346
402
921
78
111
56
7
4
2
2
12
I
3
190
2142
122
7
14
108
509
24
"90
82
5
101
47
4
1
2
der Produktion
TonndBn
Thlr.
I
9
5'.
25788268
11761346
1398589
Ceotiwr
3620960
281697
1243093
4670
458
14470
. 332
6528
55481
Voonea
rtwaa
Tonnen
7713
rersch. Mss.
9231
mc.
Ceiitn^
2736647
109189
380046
9ä9738
3574580
302870
25716
276570
116387
32711
99824
694417
99962
Mark
16
42836
8856692
1533232
804926
1014043
637841
607883
21835
15000
4111
964
6241
12533
14893
630
5656
78637
13615107
4198992
205606
1152382
4712084t
14822452
1890415
291666
11189366
605872
548700
758413
3236156
898409
3360
87078
1.
36444
7678
8313.
5647
3574
3620
166
I7
25
52
35
209
4
1092
66945
5043
' 98
279^
8818
13605
978
fSOo
432
925
429
361»
154
r
0 'S
u ■•■
8640 ;
6140.;
6054
369.,;
1«';
V.
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I ,^
11422
■"Mf
2DT40
35828
2813
m\
1334
2416
1339
6395
4S»
X '•■*!
V«lfk»wirflit^kiirtli«h«.Vt«r«'tiBM
tis
mm
ZasaihmenstelloDg
5) Bleiiscfae Produkte
a. Kaufblei . . . •
b. Kaufglätte ....
6) Kupfer
a. Gaarkupfer . . *
b. Grobe KupferWaaren
7) Messing ....
8) Smalte (Waschblau)
9) . J^tickel . , . . ,
lOrArsenik- Fabrikate
11) Antimon ....
12) Alaun
13) Vitriol
a. Kupfervitriol . » .
b. Eisenvitriol . . .
c. Gemischter Vitriol •
14) Schwefel ....
Summe II
m. Salinen.
1) Kochsah (weissem) .
9} Schwarzes ....
Summe IIL
Hanptsumme
24
15
24
10
3
1
.i
2
5
1
w
Menge
Werth
AKmaid der
der Produktion
Gtr.
119285
16419
30988
27844
23964
5067
188
2002
107
72482
TUT.
1223
22
22
4114
38453
3227
354
9753151 C.
42852 M.
59051
251
59302
3337
649532
85031
950659
(057329
854761
80494
22125
10740
. 2056
302383
48662
43561
16718
1505
39426449
143J066
2385
1433451
:*«
505
831
405
111
44
429
10
92
40701
243Q
2436
110082
I
II
I
fr«
1153
1681
864
329
96
11
1563
4
276
99339
5089
5089
232152
Es ist dabei zu bemerken, dass der Werth der Hüttenproduktion zum
grossen Theil schon unter Bergwerksproduktion bei Erzen und Steinkohlen
aufffeftkhrt, das Slabeisen auch zum Theil aus eingeführtem Roheisen h^r-»
gestellt ist.
Ozoerlnr, Ausweis über den Handel von Oesterreibh im Verkehr
'mit dem Auslande und den Zollausschlilsssen im Jahre 1850.
do. von 1841-1850.
Zwei groAse umfassende Bande von der k. k. Direction für administra«*
tiye Statistik mit der bekannten Sorgfalt angefertigt» welche die Arbeiten
dieser Behörden auszeichnen, rollen das Gemälde des Verkehrs des grössten
Theiles von Mittel -Europa vor uns auf, was in einem Augenblicke um so
werthvoller ist, wo die Vereinigung dieses Zollgebietes mit demf Zollvereine
bevorsteht
SI8
yalkswirthtehaftliehe Literatur/
der Werth der Zollertrag
der Einfuhr der Ausfuhr der Einfuhr der Ausfuhr
Gulden G-ulden Golden Golden
1841 101322807 10<i882373 13920684 1405046
1842 106004938 103415923 14698250 1179136
1843 111908358 104133955 15172918 1299758
1844 115018253 109H37825 15599609 1114815
1B4Ö 116283855 107542267 14411745 1243477
1846 126742236 10Ö$21427 15990385 117.6342
1847 127997254 112208285 16627712 1530344
1848 83710467 46360997 8593977 267136
1849 88076946 59456020 '9892485 352039
1850 156955431 104847458 18467132 1063903
1136020605 960306530 143374901 10731996
Von der Durchfuhr werden erst seit dem Jahre 1842 Nachweise ange-
führt. Es war deren
Gewicht Werth ZoHertrag
Ctr. Gulden Gulden
1842 1342704 71857327 90927
1843 1441377 71679251 96399
1844 1568574 71348877 77497
1846 1527520 70705879 75241
1846 1713390 71459418 75662
1847 1928293 77343145 78952
1848 601605 27864007 31245
1849 625991 39071847 34181
1850 1337752 70612870 64112
Waaren Ein- und Ausfuhr zur Zubereitung oder auf ungewissen Ter-
kauf sind in obigen Ziffern nicht enthalten , weshalb sie von den in dem
vorjährigen Jahrbuche semachten Angaben etwas abweichen. Zur Be-
richtigung leines Seite 173 bei der Uebersicht des österreichischen Handels
nach den Grenzen vorgefallenen sinnstörenden Druckfehlers, entlehnen wir
aus dem vorliegenden Tafelwerke der k. k. Directioo,, bezüglich dieses
Verkehres folgende Angabe: Einfuhr Ausfuhr
Ig4i/ 1850 18*^/ 1850
über Süddentschland . . 12886M)1 15494749 142070^7 11119737
Sachsen 164174312 22540453 153837756 13562899
Preussen 84309369 13864475 64531890 7528832
.Rrakau (bis Febr. 1847) 3672510 - 16865462 . -
.Polen 4718329 991221 14313728 1682081
Russland (über Brody) 11458252 1422416 14428563 1364021
(über andere Grenzen) 22165416 2192435 8376142 708388
Türkei 128027520 1884324t 85268121 11898888
fremde itaTien.. Staaten 116688846 19243260 110820006 11956512
Schweiz . . . , . . 19748061 3126533 15512116 19786872
Verkehr zu Land .Tff 684623216 97718789 7640S24771 79608230
über riume 3872467 1332096 14799256 1855346
Triest 283670453 35542131 125688362 14453120
Venedig 119664314 16164284 33969369 5317183
sonstige SeekUsten . . 44190155 8298131 21824772 3613579
Verkehr mit den Frei-
häfen und über See 461397389 61236642 196281759 25239228
Total 1136020605 158955431 9603()6530 104847458
Yolksivirthschaftlicke Lit^ratiil'. &17
BImmarfc. Das hiesne kSrngl. statisHsche Biireaa, nnter der ansee-
zeichneten Leitung des fiLerrn Professor Bergsoe, hat 9 Bände eines Tatel-
werkes yeröffentlicnt, welches die Bevölkerung Dänemarks und seiner Go-
lonien, über die Verhältnisse des Grund ^Eigenthums, über Geburten, Sterb-
lichkeit und Gewerbe, über Wahlfähigkeit etc. darstellt.
Ausserdem wurden von demselben statistische Mittheilun^en veröffent-
licht^ deren erster Band vor uns liegt und staatswirthschaftliche Abhand-
langen über einzelne Fragen enthält.
Wie das Tafelwerk sich durch seine umfassende Statistik auszeichnet,
80 die Mittheiiungen durch die historische und wissenschaftliche Behandlung,
durch welche die Werke des* Herrn Professor Bergoe — wir verweisen bei-
spielsweise auf dessen erosse Arbeit „Den danske Stats Statistik*' — einen
so wohl verdienten Ruf erworben haben.
Auszüge aus diesen, wie aus den meisten statistischen Veröffentlichun-
gen des Austandes sind bereits in den „Nachrichten aus dem Gebiete der
Staats- und Volkswirthschafl" erfolgt. Der Raum gestattet uns nicht, den
äusserst interessanten Inhalt hier näher zu erörtern. Wir können nur unsere
Ueberraschunff ausdrücken, in der kurzen Zeit der Existenz des statistischen
Bureaus zu iiopenhagen solch eine Fülle von Material uns vorgelegt zu
sehen. Solche Arbeiten sind ein wichtiger Hebel, die Hoffnung zu reaiisireil,
welche Herr Professor Bergoe auf dem statistischen Gongress zu Brüssel
aussprach, die nämlich, „dass die Givilisation in ihrem steten Fortschritte
bald Jedermann begreiflich machen wird, dass der Staatsmann durch die
Statistik die Krankhieiten der Gesellschaft studiren muss, um die besten 'Mittel
zu ihrer Heilung aufzufinden/'
Dieterici. Mittheilungen des statistischen Bureau zu Berlin*.
Der fünfte Jahrgang dieses Blattes entspricht seinen Vorgängern. Hie
und da vielleicht etwas weiter ausgedehnt, als dem beschränkten Räume
einer solchen Zeitschrift entspricht, bieten die Aufsätze im Allgemeinen eine
treffliche Quelle für statistisches Material , welches sonst nirgend zu finden
ist. Jedoch sucht man auch hierin, wie in andern Veröffentlichungen ver-
geblich nach gewissen statistischen Angaben über Preussen, welche von
andern Ländern bereits vorhanden sind Möchte der hochgeschätzte Heraus-
§eber den Wunsch berücksichtigen, dass die Verbrecherstatistik, die Statistik
er Mahl- und Schlachtsteuer, der Branntwein- und Braumalzsteuer, die
Armenstatistik, die Sparkassenstatistik etc. regelmässig zur Kenntniss des
Publikums gelange.
Das Resume des wichtigeren Inhaltes bilden folgende statistische
Nachrichten :
1) Kinderbewahranstalten in Preussen im Jahre 1851: 382 Anstalten mit
25630 Kinder. Da die Zahl der Kinder bis zum vollendeten 5ten Jahre in
Preussen 2454438 beträgt, so werden also 1,07 von Hundert in den Bewahr-
anstalten beaufsichtigt.
2) Dampfmaschinen im preussischen Staate, welche Seite 57 des vor-
jährigen Jahrbuches besprochen sind.
S) Herzogthum HohenzoIIern-Hechingen 4]4 Q^* mit 28 Qrtschaften ;
„ „ Sigmaringen 16 sj „
Die Bevölkerung war 1849
männliche weibliche rp^.. var^*u^„ '
«nur 44 J. üb« 141. mierUJ. iin iii. ^®*** Familien
Hechingen ... 3331 6570 3367 7203 20471 5058 .
Sigmarmgen . . 6892 15784 7080 16031 45790 9362
1850 wurden geboren essUrtenia im es wurden a«v„ivoflWAi, Zahl
unehelich Im Ganzen Voebenbett Ganzen getraut o«'»"*»«suon ^ ^^^^^^ ^ cotteshsBJtr
Hechingen 103 854 11 603 137 1778 28 42
Sigmaringen 317 2903 26 1476 284 7383 85 66
ms ¥olk«ivii(tbs.cliaiym:>heIiiterMiiy.
4) Die üdbwsielit dtft lindllellcii GrätfHbsvefliSKnnilS in^den
denen Re([ienuigsbezirken des preussisdlietiStiates, f^de des Jahres tlSÜ)^
ist schon im Janrbacbe von 1862 benutzt /
a) StaOstik der vom l. August 18ö0 hi» ai. Juli 18Ö1 in Preussen erthmlteii
Jagdscheine. Aus deitseHien geht hervor, dass in ganzeti Staate 80699 Jajgil-
karten, also auf je 1685 DlMeilen eine ertheilt wurde, und auf jeden 'Jagd-
beveoktigteli dterchschiiittüch 3861 Morien Waldfläche trafen. !
6) Statistische Nachrichten über die im preussischen Staat« bestdiieol-
im öffentlichen und PHvat-lrren-Heilanstalten für das Jahr 1860. Da nach
dneaa späteren Bericht des statistischen Bureaus diese Mittheüung^n nicht
toilstenaig zu sein scheinen, so unterlassen wir Auszüge aus diesem übii-
igena interessanten Au&ati.
7) Uebersicht der Durchschnittsmarktpreise von Getreide und Kartoffeln
in den verschiedenen Provinzen des preuss. Staates für das Jahr 1851, die
Üebersidit der Ein-^ und Auswanderungen und die des Bremischen Hans-
dels sind durch unser Jahrbuch sowohl, als durch andere Schrillten schon
•vielfach bekannt und durch neuere Angaben ergänzt worden.
8) Wahrsoheinliohe Mittelsätze des auskömmlichen Unterhaltes einer
ländlichen Arbeiterfamilie von 6 Personen in den verschiedenen Regierunga-
Bezirken Preussens. 9) Uebersicht der in Preussen im Jahre
Geborenen vorunter unelielii^e Gestorbenen Geilvwiten Paar«
1850 676984 53903 443838 156763
185t 675465 53528 455833 153019
Im Jahre 1850 hatte die Cholera 14899 Todesfälle veranlasst; ;
„ 1851 „ „ „ 133 ,, „
Dm Zahlen vertheuten sich zwischen Stadt und Land
Btadt Land '
Geborene ..... 182391 493074
— 1 auf 25,54 28,12 Lebende
Getraute Paare . . 45290 107729
== 1 auf 102,89 110,39 „
Gestorbene .... 127082 316756 „
= 1 auf 36,66 37,54 „
Unehelich Geborene 17728 ^800
:= 1 auf 9.29 12,77 ehelich Gebome.
Das statistische Bureau knüpft an die Wahrnehmung, dass auf de^ti
platten Lande das Verhältniss der unehlichen Geburten zu den eheliche^
günstiger ist, als in den Städten u.,s. w. verschiedene Betrachtungen Diese
sind unseres Erachten's darum irrig, weil nicht die uneheliche Geburt,
sondern die uneheliche Erzeugung, den moralischen Moment bildet und letztere
auf dem Lande viel häufiger als in den Städten durch eilige Verheirat^ung
der Statistik der unehelichen Geburten entrückt wird.
Engel 2 Dr. Ernst, königl. Ministeria] -Secretair« Vorstand des k5nigl. Sachs.
' statistischefi' Bureaus, Die Branntweinbrennerei in ihren Be-i-
ziebungen zur Landwirthschaft, zur Steuer und zum öffent-i»
liehen Wohl. Dresden, Rudolph Runtze, Hofbuchhändler.
Unserm Urtheil iiber dieses Buch können wir keinen bessern Ausdruck
verleihen, als indem wir einen Auszug aus dem Brief geben, welchen Justus
Liebig an den Verfasser gerichtet hat: „Sie haben gezeigt, dass die Statistik
im Vereine mit der Naturwissenschaft die bedeutungsvollste Wissenschaft
ist, dass man durch sie zu Wahrheiten gelangt, welche auf keinem anderen
Wege erreichbar sind, Wahrheiten, welche die nächsten Interessen der
Menschen auf das Innigste berühren. In der Regel schreibt man der Stai-
tistil^ nur 4en Ni|t^p zu, ,dass sie Thatsächliches.feststeliq vnd zeigf»« ^^
Mlteiii>a|4ii8tei ironton-slnd «od ^^ matt im Xkiben nkiil tlmii boU«. Uhtdr
ifalrer fiand'*smf geivribn^ii die Zahlen ein eigenthUmlicheß Leben. Indem
Sie die Resultate der Naturforschung mit in Recbnung ziehen y verlorpem
Siesich zu positiven Schlüssen, welche den Weg des Staatsmannes auf eine
unzweideutige Wefee bezeichnen.*
Erlauben wir uns nach der Anerkennung, die wir- dem Schopfer schul-
dciiv'iuf den Inhalt «eines Buches näher einzugehen, so m^sen wir vor<^
mw^cfaicken, dass wir es mit einem Kunstwerk zu thun haben, dessen
Ciances allein den vollendeten Eindruck giebt, während hier höchstens einige
Stücke in- Betracht kommen können , dass d[as Ganze eine Abhandlung ist,
welche ans allen "Wissenschaften das Material schöpft, während hier nur der
Resultate gedacht werden kann, zu welchen die sorgfältige Forschung den
Yerfas9er fuhrt Zunächst weilt der Verfasser auf den Unterschied, welcher
zwischen der Wirkung von Brauerei und Brennerei für die Landwirthschaft
iMstehU Erstere zieht den Alkohol und die nährenden Stoffe aus den Brodi-
frikchtenv letztere nur den Alkohol. Der Rückstand der Bierbrauerei ist
daher ungleieh weniger nahrhaft fUr das Vieh, als der der Brennerei. 100 Pfund
nir Brsoerei verwendetes Getreideschroot ist »» 100 Pfund Heu, zur Brennerei
»erweiidet «« 400 Pfund Heu. Wo sonstiges Futter unzulänglich , wird det
Bttf MngoDg nöthige Viehstand hlufig nur durch die Brennerei möglicü
Verlh«iierang ies Rohmaterials und die Branntweinsteuer haben die Brennerei
und ihre wohltbätige Wii^ng vielfach gehindert. Erst seitdem die Brauch«^
fiarlteiti der Kartonel zur Brennerei ermittelt ist, wurde diesMbe vorzugS'»'
*e&e du ländliches Ge^ei^be. In Sachsen war 1851 das Verfaältniss der
i> Kartoffeln verarbeitenden Getreide verarbeitenden
.': . -Brennereien Brennereien
(Od dem Lande 17,2 82,8 pGt.
fti den Städten . * . . . dö,2 44,8
^obei ZQ bemerken, dass als ländliche Brennereien nur die angesehen weiH-
jdeh» WtMe selbst erzeugte Substanzen verarbeiten. Kartoffeln erfordern
jedoch stete einen Zusatz von Gerstenmalz« Naeh der Menge war der Jähr^
liehe dupohschnittliche Verbrauch der Brennereien (Hr XS**^^ 87222 Sckfff.
iktreidev b(iai91 Scfaffl. Getreide -«- ll,tt2: 88,38 oder nach den mitüeren
Ki^toffel- und (ktreide-Preisen des Jahres 778144 Thir. Kartoffeto, 251974 Thir.
Getreide (Siehe übrigens die Statistik der sächsisefaen Brennerei Seite .2^
bis 292 dieses Jahrbuches) «• 7d,14 : 24,41^. Die Production war im Durch*
«ehiiitt VOM 18«% ^rlich 48456 Eimer aus Getreide, 184219 Eimer aus
Kiirtoffeln«**^20,82:79,l8. Der durchschnittliche Werth der ganzen Production^
«KCl.. Steuer 940704 , incL Steuer 125063a ThIr.
Das Alilage^Kapital in Gebäuden, Apparaten und Gerethen nimmt dot
Verfasser auf 8 Thaier per Eimer Spiritus^Production an, er berechnet, dass
im Durchschnitt des Janres 1851 enne sächsische Brennerei an Spiritus zu
80« Tr. 187,8 Eimer zum Werthe von 1652 Thlr. abzüglich Steuer erzeugt,
bei mittleren Rohstoffpreisen derselbe 91,52 pCt des Erzen gongs werthe« ge*
kostet hat. Im Durchschnitt der Jahre 18««^i kosteten die Rohstoffe bei
den niedrigsten Jahrespreisen 74,40, bei mittleren 109,50 pCt des £neugungs<»
werthes ohne Steuer, bei letzteren Jahrespreiso» wurden also die Kosten
nicht gedeckt und die Schlempe war keineswegs ein reiner Gewimi. Diese
deckte jedoch im Durchschnitte bei den niedrigen Heupreisen des Jahres
3*7^88 , bei den höchsten 37,1 1 pGt SieJ^reichte im Jahre 1851 hin, durchs
9ehnittlich auf einer Brennerei 8 Milchkühe zu 700 Pfd. Gewicht zu erhalten.
Ob es- staatswirthschafllich nützlich ist, auf diese indirekte Weise einen
Viehsland zu ernähren, sucht der Verfasser dadurch zu beantworten, dass
er untersucht, ob die direkte Fütterung der Nahrungsstoffe mehr Areal be«
dairf ader die indirekte, er findet so > dass im Durchschnitt der letzten
520 Volk0wirth9chiftUche LUeraturi
10 Jiihre Jede Brenottei 4tS2Aeker in Anspruch nabm, w^khe bei diBtitter
Ffitterunff weniger gebraucht worden waren. Die Ertragsberechnung ftr
einen Acker Land ergiebt im Dienste
der Getreidebrennerei der Kartoffelbrennerei
Thir. 68 24 1 Thlr. 223 20 Brutto
» 20 23 7 „ 58 I Netto
wobei die neueren günstigen Preisverhältnisse zu Grunde Kelegt sind. Gegen
die Behauptung, dass das Branntwein erzeugen Menschen Nahrung wegnehme
und Säufer mache, legt der Verfasser dagegen die Erwägung in die Wag-*>
schaale, dass das allgemein viele Kartoifelnessen noch schädlicher als das
viele ' Trinken Einzelner sei, dass aber die Branntweinbrennerei Genuas
von Fleisch möglich macht durch seine Unterstützung der Viehzucht und
durch den Erwerb, welchen sie vielen Menschen gewährt» In Sachsen allein
betragen die auf diese Industrie verwendeten Arbeitslöhne jährlich übcir
100000 Thlr. Vorzuziehen wäre freilich, wenn Kartoffeln und Arbeitskräfte
lu anderen Produktionen verwendet werden könnten und Dr. Engel weist
mU Recht auf die günstigen Erfolge hin, welche die Bierbrauerei aus
Kartoffeln bereits in kleinen Versuchen gewährt hat. Die Prüfung der
Steuersysteme führt auch zu einer Kritik der Besteuerung des Maischraumes;
Diese wirkt natürlich nach Grösse und Ausbildung der Fabrikatioo veiw
schieden. Zur Erzeugung von l Eimer Branntwein k dO<> Tr« waren 183?
924,6, 1851 479;6 Dresdner Kannen Maischraum nötbig,
auf den Eimer Spiritus betrug sie 1840 Thlr. 2. 6. 4., 1851 Thlr. 1. 2».. 71
« • « Branntwein von 50» Tn 1840 „ 1. 11. 5., 1851 « I. äJb
Bei der Statistik der Ausfuhrbonifikationen zeigt sich, dass Sachsen im
Jahre 18Ö0 von den Zoll Vereinsstaaten 54428 Eimer Branntwein bezogen,
12391 Eimer dorthin ausgeführt hat« Da die Steuerbonifikationen auf Brantat»
wein Thlr. 1. 9. 6., die wirkliche Steuer aber gegenwärtig nur Thlr. U»?« ft
ist, so legt der Fiskus offenbar 2^ Ngr. per Eimer zu. Die Ufitenucbtang
des Branntweinverbraucbs und seiner Folgen giebt dem Verfaaaer Anlas%
auf den ffrossen Unterschied in der Lebenserwartung der Trinker -utfd öer
Normallenenden hinzuweisen, fm DurobschBÜt der Jahre 1840^51 traf auf
einen Bewohner Sachsens 9,10 Kann^ jährlicher Branntweinverbraneh, der
Geldwerth dieses Verbrauches ist a 5 Ngr. per Kanne, Thr. 1. 15. 9. ^
Kopf Die Verbrauchssteuer beträgt etwa I0,4<l pCt., wobei nicht zu über*
sehen, dass die Berechnung Branntwein von 50« betrifft, während der all
Trunk verbrauchte selten diese Stärke hat. Das Verhältniss des BierlrinkeM
vum Branntweintrinken bezeichnet Dr. Engel als ein abnehmendes, fir
glaubt, dass im Durchschnitt jetzt weniger Kannen Bierverbrauchaof ein«
^anne Branntweinverbrauch kommen als früher, er stützt diese Atisioht na-
mentlich auf die Zahlen von 1848 und 1849, wo jedoch unseres Erachtens dw
Branntwein verbrauch so gross war -^ etwa ein Drittel mehr als 1846 und
1847 -- dass in der Produktion des Bieres und der Zahlungsfähigkeit der
Menge ein Hinderniss lag, das$ sich der Bierverbrauch in gleichem Maass^
vermehrte. Auf die über 14 Jahr alte männliche Bevölkerung Sachsens be*
rechnet sich der Branntweinverbrauch auf 54 Kannen jährlich, was so enorm
scheint, dass man sich ohne Zweifel darüber mit dem Verfasser einver^
standen erklären muss, dass wenn die. eingeführten Spirituosen auch durch
den Mund verbrauc|it seien, die Quantität bis zum Bedenklichen heran-
wachse. V^ir möchten der Vermuthung. Baum geben , dass nicht nur die
männliche Bevölkerung bei der Branntweinconsumtion in Betracht kömmt,
dass der Verbrauch für technische Zwecke in Sachsen grösser ist als die
Schätzung, und dass vielleicht auch ein Schmuggel von Spirituosen nadi
Oesterreich stattfinde. Ein Vergleich des Branntweinverbraucfaes mit dem
Fleischverbrauch zeigt, dass in Sachsen auf 1 Kanne Brannlweinverbrauch
Yolkswirthschaftliche Literatur. f^
nur ca. 4 Pfd. Fleischverforaach trefTen, wobei noch zu berUcksich^pen, dan
die Branntweintrinker den Fleischverbrauch mit den Niehtbranntweintrinkerii
zu theilen haben. Die Untersuchung dieser Frage nach Ortschaften scheint
uns weniger erfolgreich , weil Erzeugung und Verbrauch sich nicht immer
zusammenfinden und nur die Erstere controlirt wird. Einen Grund der
Abnahme der physischen Wohlfahrt des sächsischen Volkes sieht der Ver*«*
fasser in der Tnatsache, dass die Fleischnahning durch Getreide, Hölsenf*
fruchte und Kartoffeln ersetzt und dadurch, dass dieses Verhältniss rwi^chea
stickstoflhaltiger und stickstofffreier Nahrung vermehrt wird.
Eine bewunderungswürdige Arbeit, die statistische Ermittelung der Be-»>
Ziehungen der Branntweinbrennerei zum Staatsganzen lässt sich im.AuSf*
zuge hier nicht darstellen. Sie bildet die Krone des Werkes. Der Ver-n
fasser ttberlässt es dem Leser; die Selbstcombinationen aus den zur Ziflfet
gebrachten Thatsachcn zu machen, »wodurch eine Menge von neuen und
berraschenden Schlaglichtern auf Zustände geworfen wird, die für ge««
wohnlich der Beachtung entzogen bleiben,, wie erspriesslich und lohnend
es auch sei, ihren verborgenen Einfluss kennen zu lernen.**
luel, Dr. Ernst, Jahrbuch für Staatswirthschaft des Königreichs
Sachsen. Im Aufirage des statistischen Bureaus des kötnigl. Sachs.
Ministeriums des Innern bearbeitet und herausgegeben von dem Ver^
fasser, Ministerial- Sekretair etc. .»
Der Inhalt des sächsischen Jahrbuches hat dem Aufsatze zur Unterlage
gedient» welcher im gegenwärtigen Jahrbuche von dem Verfasser veröffenin
nebt werden ist Wir laden daher den Leser ein, diesen Aufsatz als eine^
Uioriss des Gemäldes zu betrachten, welches in dem Jahrbuche für Saehseg
in grosserem Umfange mit ausgedehnteren Details zu finden ist. Die An^
Wendung der Zahlen zur Beweisführung für staatswirthschafLliche A^'t
sehauiHifen tritt hier auch in einem grosseren Maasse hervor» als in deoi
Bevölkeraiiffsverzeichniss des Jahres 1849. Das statistische Bureau lie&rt
durch das Jahrbuch den Beweis, wie es von der richtigen Anschauung ge-^
leitet wird, dass niebt die Beafbeituns eines einzelnen Zweiges > sondern
nur die B^rachtunc aller Theiie des Volkes im Staatsieben, die Statistäi
Inraucbbar für die höhere Staatsverwaltung machen. Die Betrachtung^ dfif
(yesamn^eit ist eine nothwendige Voraussetzung, wenn nicht das Prtnzä
von vornherein festgestellt und nur die Statistik aufgesucht werden will,
weiche jene Prinzipe zu entsprechen scheint, sondern wenn man die
Grundsätze» welche dem öfSestlichen Wohle am meisten zusagen, den Ef^
lahrungen abgewinnen will.
lügland. Von dort gelangen an das statistische^ Centralarchiv vorzugsweise
die reichen Mittheilungen über Handel und Seh ifffahrt, welche in der sta^
tistischen Abtheilung des Handels - Ministeriums unter der Leitung voti
Herrn Fonblanque veröffentlicht werden. Diese Mitibeilungen bestehen In
einem Bericht, jeden Monat etwa 14 Tage nach dem &ten erscheinend und
bis zu letzterem Tage Handel und Schifnahrt Grossbritanniens und Irlands
umfassend. Diese Berichte kommen dem statistischen Gentralarchiv von
Hübner in einer grösseren Anzahl von Exemplaren zu, und können von
demselben onentgeldlich bezogen werden. Femer sind von solchen Mit-
theilungen zu erwähnen: die Jahresberichte über den Handel, Schifffahrt
und Accise Englands, die Gonsulatberichte, über auswärtigen Handel, Zoll-
gesetzgebung etc.
Das Registrar general office hat über den Gensus von 1851 bis jetzt
drei Bände erscheinen lassen, in welchen 17150 Orte, in topographischer
Ordnung mit Angabe der Bevölkerung nach den verschiedenen Zäniungen
seit 180D aufgeführt sind.
33
YolkawiüthAcJiaftlUhQ Xit«riUf.
hMknbh. Dm ^atftt Burtau von Frai^etch, iiebMidiBn^pecian>iireaii»4e#
MinitteriaiiiB des Innern und der Finansen, seit 1834 erricatet, hat seitdem
18 grosse Quartbünde über Bevölkerung, Finanzen, Handel, Ackerbau, In*
dnatrie etc. veröffentlicht. Früher unter der Leitung des ausgezeichneten
Nationat-Oekonomen Moreau de Jonn^s auf einein hohen Standpunkt ge-
hoben, ging es im vorigen Jahre in die Leitung des Herrn Legoyt üb4*r,
und hat durch Decret vom 1. Januar 1853 eine neue Organisation erhalten*
Die äsherigen Veröffentlichungen des statistischen Bureaus von Frankreich
sind die einzigen, welche in solcher Vollständigkeit von einem so «rossen
Lande veröffentlicht worden sind. An Menge werden sie vielleicht von
den Veröffentlichungen der englischen Regierung übertroffen» keinesvinegi
aber mit Bezug auf aie Berück8ichtigun|; aller Verhältnisse erreicht. Nament*
Kdi ist die landwirthschaftliche und die Gewerbestatistik einzig in ihrer Art,
liltf*^ Joief Ritter ?., k. k. Geheimen Rathe. Neuere Uebersicht des
Utavdes der Verfassung, der Administration und des Haus«^
haltes der Oesterreichischen Monarchie zu Ende April 1833»
lott statistischen Daten beleuchtet. Wieix 1853 bei Wallishauser.
Dieaes Buch bildet die Fortsetzung zu einer Bdhe werthvoller Schriften,
nüdehe der Verfasser seit dem Jahre 1848. veröl&Btlickt hat, und voti,3tel*
dien die einen die Administrations- Verhältnisse vorgangener Zeit^ die andern
die ISntwickeliiiia derselben in neuerer Zeit dartttaen. Das vorliegende Heft
behandelt die Epoche vom März 1852 bis Ende 1853, mit den geeieiMtoi
ftüddiilieken auf die vorhergi^enden Ereignisse* Uti der ungeCesten
Thätigkeit der Gesetzgebung in Oesterrtich, bei den vielen Anordnuageil
md widerrufen, welcne den Gähningsprocess dar administrativen Wider-i
geburt bezeichnen, sind solche Werke ein zu nfttzlichea HQI&mittel, alsidMZ
lie nicht dankbar begrüsst werden sollten. Der Herr Verfasser glaubt aeiiMt
liohe Befriedigiing und Bewunderung über, alle- und jede Maaasragel und
Verättderang aussprechen tm müssen, welche die gegenwärtige Gelter--
fetdiische Regienin^ getroffen hat. Er vecaäMttnt jedoch nicht» andere Ai^
iiehten über verschiedene Gegenstände den Lobe der Thatsadien folgen
tu lassen* Eine Schattenseite der Arbeit scheint uns» daas Herr v. HaueC
atotnals die schon oft bekämpfte Theorie aufstellt, der Siaaftisfii nicht ve(*
banden^ das Papiergeld zum Tageskurs einzulöseB^i
*
laailiVg. Bas hiesige handels*-statistisefae Bureau des Commerziums hat
abermals einen jener trefflichen Berichte veröffentlicht, durch weldien d«r
ÜMlel dieses nösstea deutschen Haudelsplatzes dargestellt wird, Vo& dem
reichen Materid entlehnen wir zur Ergänzung der in den anderen TbeÜen
dieses Buches gegebenen Nackichten vom deutschen Handel folgende
ZvsemmMStellung über den Verkehr Hamburgs im Jahre 1852:
Xlnftihr Ton Ausftihr naeli -
BCark-Bftiwo Mtrk-Bmco
507930 Australien und Saadwisch*Inselo 090210
— Kamtschatka .140110
1047320 China . 541750
179500 Philippinen 389810
971820 Singapore . * . , , . . meOSO
1366250 Jav? SWOO
1263270 BriUsch Ostindien .... ^m»
384530 Afrikas Ostküste . ; . . . 4gi00
98480 GapsUdI ....... 154080 ,.
377840 Afrika's Westküste ..... 277680
Talk*wirtlis«b«nUche LUeratai.
V^^^ 1852 '
33&3TO Madeira, Teneriffa, Aioren .
— Russisch Nord-Amerifca . ,
— Calirornien
»544M Amerikas übrige Westkttsle
llS »S^-Ayresond Montevideo
2866050 Veneiueia ' '
106310 Neu-Granada . .
— SL Thomas und Porlorico
mT;« Niederländisch West-Indien
Ä^ S""^<='' West-Indien .
6090530 Cuba ...
a^*0 MMiko's Oslküsle : ;■ ,
TanHTO -Yereinigle Staaten . .
— Britisch Nord-Amerika .
ii^in Grönland, SchiffsproriaiU
"3760 Russland . .... .
fu5j29 Nonregen ....
^3660 SchweSen . . . .
J'o'O Preussen
WrB Mecklenburg ....
74950 Dänemark ...
,^» SchJeswiß .....
^^^ Holstein^ . . ! .
loS^ Helgoland vnd Cuihaten
^^0^ 5'*^«'» ""■* Weser . .
4fl800 0 deabnrR
,?!???K ost-FrtoLd ; :
«iil^ Niederlande • . . .
29)3330 Belirien
'^?Si oÄrii.;.»,, ,; : ,:
63«W. Fr.nl,.idi ....
"MW Suifln
i«2?§S Mbniur. : : ;
IS S'""«»» . . .
, ,SS Toiün. . . .
IS ''"«" ■ • ■ • ■
ÄSÄ,™,. -.: :
iS Griechenland . . .
J9«?;?n Klein-Asien . . .
42365870 Altona
J™J*jO Schleswig-Holstein p.^Eisenbähn'
iSnu^ Lübeck per Land und Steckniti
»I24MO 5f '"•-Hamburger Eisenbahn .
, MOMnn Wper-Elbe , , . . . ,
*^"0 Nieder-Elbe ; . . . . .
_8«}g Löneberg ...■,;
"^™ Harburg ..,!...
.f**"'» landwärts per Fahre nnd Pgrt .
Total
13910
1797«!
I2IS430
I1221Q4Q.
367 {{»20
183170
I4R800
561630.
382»g30
1023610
5uoaoo
1460590
3819270
709110
1439580
10240
410310
403 108
132980
411290
1507850
213410
401030
214600
517027»
I8S6710
541310
1113620
123340
32760
20100
3407Q
1141560
524
VoHtswirthschaftliche Literatur.
■•rmaBB, t«, Htnisterial-Rath, Vorstand des statistischen Bureaus, hat den
2. Theil seiner Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern veröffent-
licht Dieser Theil enthält: A. eine umfassende Statistik der Leistungen
der Sicherheits-Polizei im Königreiche Bayern in den Jahren 1835 u 36
his 1849 u. 50. B. Strafrechtspflege im Königreiche Bayern in den Jahren
1832 u. 33 bis 1849 u. 50. C. Uebersicht der Selbstmorde im Königreich
Bayern.
Aus dem ersten Theile entnehmen wir die Zahl der Verbrechen und
Vergehen (L angezeigte. II. roa welchen die Urheber entdeckt wurden):
feitai7KralMB |
Oegon,
G«t«n
Oegan
Polizei.
ilestttt 1
du Person.
du Slg0i^tham.
den Btaa«
Uebertretangen
I.
II.
I.
IL
L IL
I. II.
1835-36
2096
1779
1O610
4284
715 638
256584 250734
1836—37
1971
1558
10802
4497
655 630
262490 263632
1837-38
1903
1457
11088
4942
651 574
287135 285028
1838—39
1980
1603
11589
5437
737 665
287883 295085
1839-40
1954
1552
12065
4714
706 610
319S56 310655
1840-41
2340
1808
9558
4072
743 637
321138 309060
1841-42
2259
1747
10275
4307
611 532
325938 318132
1842-43
2097
1589
13269
5719
666 534
343606 332611
1843—44
1993
1517
11463
4627
748 590
308632 298478
1844-45
1944
1477
10984
4384
671 496
314630 302330
1845—46
1966
1464
13469
5527
686 533
322111 310918
1846-47
1906
1425
15817
6240
790 608
355738 344608
1847-48
2074
1565
13159
5018
856 661
282629 271228
261940 250446
1848-49
2833
2242
12419
4875
1156 949
1849-50
2598
2190
10419
4527
932 746
399555 289130
kteMH.
,
1835—39
551
528
948
787
233 119
""*T76229~'
1839-40
407
353
860
643
253 230
200123
1840-41
338
297
736
665
256 229
139934
1841—42
314
250
575
377
222 191
159841
1842-48
302
250
674
488
209 • 206
189741
1843-44
923
820
1162
803
424 368
137559
1844--45
350
321
526
290
215 174
139250
1845-46
376
320
852
672
221 191
147829
1846-47
552
263
2019
1127
878 204
195040 6455
1847-48
603
278
1349
1032
914 313
92211 4324
1848-49
862
275
1493
645
1364 337
126572 5519
1849-50
623
281
1202
775
1322 333
134338 12540
Die hier zusammengefassten Verbrechen gegen die Person bestehen in
Mord, Todtschlag, Kindermord, Abtreibung der Leibesfrucht, Aussetzung
▼on Kindern, Körper- Verletzung, Nothzucbt, unfreiwillige Unzucht, wider-
rechtliches Gefangenhalten, Menschenraub, EntfUhrang, Missbrauch des
Zttchtigungsrechtes, Verführung zur Unzucht. Verbrechen gegen das Eigen-
thum begreifen Diebstahl, Unterschlagung, Raub» Erpressung, Wilddiebstahl,
Verderbet von Lebensmitteln, Verbreitung voti Vieoseuchen, Brandstiftung,
Ueberschwemmungs -Verursachung, Anlegung von PulvermQhlen, Betrug,
Wucher, Urkundenfälschung, Meineid, betrügerischem Bmkerot^ Verleum-
VolkswirthschaftUche Literatur.
m>
düng, Unifeae. Yerbreehen gegen den Staat umfasieii; Hochverratli, Sil«|ts-
verrath» Majestatsbeleidigung, Widersetzunff gegen die Obrigkeit, Störung
des öffentlichen Friedens und des Gottesdienstes, SelbslhöTfe, Fälschung
öffentlicher Urkunden, Betrüg, Münzfälschung, fiestechunff, Missbrauch der
Ämtsgewalt, Untreue im Amte, Entwendung und Beschäaigang öffentlieher
Güter.
Die Polizei-Uebertretungen nm&ssen PolizeifreTel, Holzfreyel, Entrie-
hung der Militair - Pflicht , Desertion , Schwärzen, Hausiren, Bettelei,
Yagabundiren.
In der Pfalz ist der Inhalt der Kategorleen etwas abweichend, indem
hier die bekannten Bestimmungen des französischen Cpde pi^nal mass-
gebend sind.
Eine Zusammenstellunff des vorliegenden Werkes zeigt für die sieben
Kreise diesseits des Rheines folgende Resultate:
Verbrechen
n. Vergehen
Tota
SeelennU
Einestralbare
Handbmg
Jakr
TbXter
ThSter
bekannt
«nbekannt
auf Seelen
290,5
288,2
/
1832-33
1833-34
6003
7275
6375
5203
12378
12478
3595902
1
1834—35
7550
4856
12406
12049
12802
i
297,6
1835-36
7846
4203
i 3691846
306,4
1836-37
8658
4144
2883
1837—38
8800
4099
12899 ,
290,7
1838-39
8702
4181
12883
. 3750124
291,1
1839-40
9208
5249
14457
'
259.4
1840—41
8142
4610
12752
1
297,3
1841-42
7914
5466
13380
► 3791857
2834
1842-43
8423
6229
14652
►
258,8
1843-44
9472
6723
16195 ;
{3845134
237,4
1844-45
9610
6397
16037 ;
239.7
1845—46
12328
7623
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unter 20 Jahren
27
17 5
n 29
14
27 22
80
V. 20 bis 50 Jahren
168
168 1(
^ 199
164
150 162
197
üb. 50 Jahre oder
unbekannt .
105
94 i
)2 95
81
88 98
107
katholische • .
145
144 1)
U. 150
107
131 123
148
protestantische
150
131 1^
19 166
137
126 147
165
andere . « .
5
4
4 7
15
8 12
21
Charakter
religiös -sittlieb
188
165 . 11
^1 202
170
179 171
210
zweifelhaft . .
57
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15 76
42
32 37
51
mangelhaft . .
unbekannt . .
55
70 (
il 45
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58
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8
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gesund • . .
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178
geisteskrank .
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tÜß Tdtksirirthstiiaftliche titeratar.
MMmiMitft
1914
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1846
1847
1848
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krank od. unbek.
53
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59
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Barger . . .
157
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Bauern . • ,
96
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84
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120
120
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Famil.-Verhälln.
47
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69
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79
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gfinsUff . . •
•nngfirStig . .
144
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67
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97
103
149
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zweifelhaft . .
127
85
83
89
82
105
82
101
«Yermög.. Verfallt,
'gthistig . . .
120
189
130
121
97
103
125
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ungünstig . .
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126
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27
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287
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1^947
17393-
IVJJJ '
16031
13635
Heuschling, F. X., Divisions-Glief der Al^endeincn Statistik Im Bünisterium
des Innern etc., Rcsuni6 de la Stattsticrae g^n^rale de la Belgique.
Brüssel I8§3.
Von diesem uncnnOdlichen Förderer der Statistik ist unter obigem
Titel eine Bearbeitung des ausführlichen reichen Materials erschienen,
welches die Gommission centrale in ihren Bulletins angesammelt hat. Nach
einem Vorwort, welches eine Biographie des seeligen Professor Wagemann
ist, behandelt das Buch in ($ Uauptantheilungen: Boden, Bevölkerung, po-
litische, moralische und religiöse Verhältnisse, Landwirthsebaft, Industrie
und Handel mit der bekannten klaren Einüacbheit des Verfassers. Dieses
werlhvolle Werk ist bereits durch Hörn übersetzt
Hom, J. B., Statistisches Gemälde des Königreiches Belgien.
Nach der gleichzeitig erscheinenden, vom Ministerium des Innern heraus-
ffegebcnen Statistique generale de la Belgique und anderen amtlichen
Quellen bearbeitet, mit einer Einleitung von Xavier Heuschling, Chef
der statistischen Devision etc. Dessau, bei Gebrüder Katz, 1853. 228 Seiten
Quart. Preis 3 Thlfe^.
Dieses Werk ist ein sebr gelungener Auszug aus den bekannten aus-
gezeichneten Arbeiten der Gommission centrale de statistique in Brüssel und
zwar aus den neuesten dieser Arbeiten.
' ' Bei dem hohen Preise der umfangreicheren Belgischen Ausgabe muss
et. selbst dem Fachmann, welcher von den Originalen Gebrauch zu machen
Vermag, angenehm sein, einen mit solcher Sorgfalt nnd Sachkenntniss ge-
richteten Auszug für so geringen Preis sich aneignen zu kö^nnen.
. Die Verleger haben durch eine schöne^ Ausstattung der Quelle nnd
dem Herrn Uebersetzer die verdiente Aufmerksamkeit erwitsi^n. Es i^t dies
mn so mehr anzuerkennen, jus das Publikum, welches sich für auslUddisebp
^tistik interessirt, äusserst klein und die Herausgabe solcher Werke vom
ibuchhändlerisch^ Standpunkt ktets ein Opfer ist.
' Wir. haben in den Nachrichten aus amn Gebiete des Staats und der
VolkswirthschafL aus dem reichhaltigen Werke eine Tafel zusammengestellt,
•vrelche Jedoch weniger als ein Auszug, denn als *ein Rligister zu be-*
trachten ist, über die wichtigeren Gegenstände, welche in dem vorlle|[en*
4<en Werke, -verglichen mit Vorjahren und aus den politisehen und htsto-^
Aschen Verhältnissen Belgiens erklärt, vorfinden.
i
Tl^lkswiribscbufOiche LH«r«tiir. SflKT
flÜmiHr, mo, Von denHeibeB erschien im V^\t^ inm Hehtfidk-MfSkmr in
• Leipzig:
Statistische Tafel aller Länder der Erde« IIL Auflage» in Thaler
und ZoHvereinsgewicht. Preis 4 Sgr.
^ n IV. Auflage in Gulden und österreichischen) Maas«
und Gewicht Preis 4 Sgr.
TableauSlatistique Universel in französischer Sprache, französischem
Maass und Gewicht Preis 6 Sgr. ^ .
(Diese Tafeln sind durch Nachdruck auch in italienischer und hoUändisci^er
Uebersetznng erschienen)
Die Banken, Abtheilung I. Geschichte und Statistik der bestehendem
BiLokeiL AbtheiiuDg IL Geschichte und Theorie des Bankwesenit.
2 Bände. 3 Thir.
Im Verlag von Brockhaus in Leipzig erschien: .
^cjiuizzoll und Handelsfreiheit, eine Örochüre als das 12. Bändchen
der unterhaltenden Belehrungen zur Förderung allgemeiner Bilduqg.
bau Selbstverlag die Wochenschriften:
;Ivachrichten aus dem Gebiete der Staats- und VolkswirtLr
> .: . Schaft Preis 4 Thlr. ganzjährig mit Versicherungs-Zeitung.
,Vß.rsicberuags«Zeitung. Preis 2Thlr. ganzjährig.
• • ' *
iKerst, S. f^ottlHed, Ueber Brasilianische Zustände der GegenwaM
' mH Bezug auf die deutsche- Auswanderung nach Brasilien und das System der
Brasilianischen Pflanzer, den Mangel an Afrikanischen Sklaven durch
deu^Dhe Proletarier zu ersetzen, zugleich zur Abfertigung der Schrift
des Kaiseyl. Brasil. Prof. Dr. Gade : Bericht über die Deutschen Golonieen
am Rio Preto. Berlin, 1853 bei Veit <k Comp.
Diese Schrift leidet unseres Erachtens unter dem Irrthume, dass Hi^rr
Gade, weil er Professor in Brasilien ist, gewissermassen auch die Brasi-
lianische Regierung vertrete, und seine Angriffe gegen den Verfasser eine
erwähnenswertbe Bedeutung hätten, was uns nicht der Fall zu sein scheint
Im Uebrigen ist die Schrift, wie sich nicht anders von dem ehren werthen
Verfasser erwarten lässt mit jener grossen Sachkenntniss geschrieben, welche
die Stärke des Oppositionsmannes ausmacht In Opposition gegen die Bra-
silianische Regierung befindet sich aber Herr Kerst in solchem Masse, dass
er über der langen Reihe unzweifelhaft gerechter Punkte des Tadels hie
und da den Unterschied zu vergessen scheint, welcher in den Ansprüchen
an die längst geordnete Verwaltung civilisirter Länder und an die jugend-
liche eines Staates, mit zum grossen Theil uncivilisirter Bevölkerung zumachen
ist! Es ist gewiss sehr gut und nützlich, dass den vergoldeten Beschrei-
bungen der Lichtseite eines Landes, welches den Auswanderern als Ziel aa-
empTohleu wird , auch die Schattenseite vorgekehrt wird , und wer diese
kennen zu lernen wünscht, der wird die dunkelsten in diesem interessanten
Buche ohne Zweifel finden.
Knies, Karl, Die politische Oekonomie vom Standpunkt der ge-
schichtlichen Methode. Braunschweig, M. Bruhn, 1B53, 8.
Eine Anzeige dieses Werk hat die nicht geringe Schwierigkeit zu übeh-
winden, von der Reichhaltigkeit seines Inhaltes bei strenger wissensdttft-
licher Methode, welcher sich der sprachliche Amsdruck fügen miiss, «Itte
annähernde Vorstellung zu geben. Und doch dürfte diese genügen»' imn dtts
Interesse jedes sachkundigen Mannes auf das vorliegende Werk %n HchMn
und e» kritisch zu w^digen.
Y«lk$wirthschaftliche LiUratur.
Was demielbra eine «dagexeiciutete Stelle in dem Gebiete Tdksvüiii-
schaftlicher Schriften anweist, ist eben sowohl die Methode der Darstellung
als die Fttlle des Stoffes und die Durchdringung beider Seiten^ so dass
hier eine Entwickelung historischer Verhältnisse auf dem Boden der poli-
tischen Oeconomie, gebunden an eine streng wissenschaftliche Darstellung
geboten ist, wie sie der Würde und Tiefe deutschen wissenschaftlichen
Geistes sich eignet. Der Verfasser hat sein Werk, welches er in Marburg
als Universitätslehrer geschrieben und in Schafihausen als Gymnasiallehrer
bevorwortet, Herrn W. Röscher als einen Beweis seiner grossen Hochachtung
für dessen Verdienste desselben um die politische Oekonomie gewidmet.
In der kurzen , aber beachten swerthen Vorrede weist der Verfasser darauf
hin, dass sein Buch inmitten der erbitterndsten Erfahrungen und in der be-
nnruhiffendsten äussern Lage entstanden, zwar hinter der Vollendung za-
rückgeblieben sei, die ihm bei dem Beginne der Arbeit vorschwebten, be-
merkt dazu aber mit Recht, dass die Schrift dessenungeachtet die volle
'Rechtfertigung ihres Erscheinens in sich trage. Was diese Rechtfertigung
neben der umfangreichen Fülle historischer Forschung wesentlieh bedingt,
ist die wissenschaftliche, dem Stoff vollkommen entsprechende Methode, m
welcher sich die Beobachtung und Prüfung der Thatsachen mit der logischen
Beweisführung zu einem harmonischen Ganzen gestaltet. Der Verfasser hat
am Schlüsse seines Werkes den Versuch gemacht, die hauptsächlichsten
Punkte zu erörtern und festzustellen, aufweiche es, wie ihm scheint, in
der Frage nach der richtigen Methode der Nationalökonomie ankommt Und
da er nach den von ihm dort festgestellten Grundsätzen die Darstdlung des
historischen Stoffes vollzogen hat, so wird eine vorläufige RenntnissBafame
von diesem Abschnitt des Werks das Verständniss desselben beföitlero, oder
den richtigen Standpunkt zur Beurtheilung desselben leichter finden lassen.
Bei der Erörterung der Gesetze, von welchen die Methode für die Dar-
stellung der Nationalökonomie abhängig ist, wird von dem Verfasser zu-
nächst der gebräuchliche Gegensatz zwischen philosophischer und his-
torischer Methode erläutert, welcher ihm mit Recht für nichtssagend
oder als Missgriff im Ausdruck erscheint. Und indem er auf die Ent-
* Wickelung der nationalökonomischen Thatsachen selbst eingebt, stellt er
zur Umgränzung der von ihm angewandten Methode zunächst die Sätze auf:
„Von welchem Punkte aus man auch die Theorie über die Ökonomischen
Dinge betrachten mag, immer wird man es als eine unerlässliche Bedingung
erkennen, sich den Thatsachen des geschichtlichen Lebens hinzugeben, sie
als das Fundament anzunehmen, wodurch sich die Theorie bestimmen lassen
muss, und ^egen welche sie keine Wahrheit beanspruchen kann. Wo dies
nicht geschiebt, wo mithin durch eine einseitige und gegen die lebendige
Erfahrung rücksichtslose oder gleichgiltige Tbätigkeit der menschlichen Ver-
standeskrafte das Ergebniss erzielt wird, mit andern Worten , wo auf dem
We^eder Gonstruction und durch blosse Denkevolutionen die
Basis gewonnen, das Raisonnement begründet wird, da ist keiner-
lei Garantie gegen den Irrthum und die Unwahrheit gegeben, und wir können
im besten Falle unbewiese/ie Wahrscheinlichkeiten erwarten. ** Eine einzige
Beobachtung, bemerkt der Verfasser ferner, kann ein Gesetz constatiren
und für das Raisonnement vollständig begründen, denn das Naturgesetz-
liche muss sich immer und ganz in derselben Weise manifestiren, sobald
die realen Bedingungen für seine Darstellung gegeben sind.
Dass mandiese Bedinffungen ohne Weiteres überalfund immer
'als gegeben und vorhanden ansieht, davor hat sich die Schluss-
f^lgevung zu hüten. Auf dem Gebiete der Nationalökonomie handelt es sich
■ gaf hiva^ um Erscheinungen und um Gesetze der Erscheinungen bei welcher
* eine Gleichheit und eine Verschiedenheil zugleich in Betracht kommt; dem-
Yolkswirthscbafilielie Literatur. 6g9
Semäss kdmeii nur Gesetze der Analogie gewonnen werden. Da nun die
[etbode der Untersuchunff und Beweisführung immer im engen Verbände
sieht mit dem Charakter der zu lösenden Aufgabe, so ist es noth wendig,
dass min auf dem Gebiete der wirlhschafUicben Dinge darauf verzichtet,
eine Methode in Anwendung zu bringen, welche darauf berechnet ist und
davon ausgeht, eine Gesetzmässigkeit absolut identischer Erscheinungen
nachzuweisen. Da es sich nur darum handelt, die ffesetzmässig sich heraus-
stellende Analogie der volkswirthschaftlichen Erscheinungen klar zu stellen,
so muss die Methode angewandt werden, welche die Erkenntniss dieser
Analogie vermitteln. In der Nationalökonomie lehrt die Erforschung der
Analogie nicht nur das Gesetzmässige an den Erscheinungen zuerst erkennen,
sondern es ist dieses auch der Weg, auf welchem unrichtige Formulirnn-
j$en berefts erkannter und festgestellter Gesetze verbessert werden. Und
indem der Verfasser mit der Untersuchung über die Methode der National-
ökonomie sein Werk abschliesst, nimmt er fUr diese eine Bedeutung und
Würde in Anspruch, welche Herz und Verstand des Verfassers gleichmässig
ehren. «Man bat so häuGg, so lauten seine Worte, das Ökonomische und
das politische Leben der Völker wie ein körperliches und ein geistiges
gegenüber gestellt, und so auch die Wissenschaft der Politik, der Psychologie,
die Nationalökonomie dagegen der Physiologie verglichen. Niemals würde man
einem solchen Vergleiche zustimmen können, wenn er es in Abrede stellen
sollte, dass auch durch alles wirthschaflliche Treiben und Schaffen der Indi-
viduen wie der Völker, ein geistiges Leben und Weben sich hindurchzieht,
welches die nationalökonomische Theorie nicht bloss ins Auge zu fassen und
klarzustellen, sondern auch mit den allgemeinen Maassstäben der sittHch-
Bolitischen Entwickelung des Volkslebens in Einklang zu bringen hat. Die
ledeutung dieses Theiles in den Aufgaben der Nationalökonomie wird sich
um so sicherer herausstellen, jemehr man sich vergegenwärtigt, wie diese
Wissenschaft es doch bei aller Behandlung von Fragen aus der sachlichen
Güterwelt immer wieder mit dem Menschen, mit einer geistigen und von
geistigen Triebfedern bewegten Persönlichkeit zu thun hat. Und so scheint
es nicht ungerechtfertigt zu sein, wenn man den althergebrachten, aber
doch auch von Adam Smith mitten in seinen ökonomischeu Erörterungen
ausgesprochenen Satz: »Glückseligkeit und Elend des Menschen ruhen allein
im Geiste, «gegenüber der nationalökonomischen Wissenschaft in der For-
derung aufrecht zu erhalten sucht, dass man den Werth ihrer Leistungen
insbesondere nach den Früchten zu bemesen habe, welche sie den sittlichen
und jpolititischen Elementen des Volkslebens darzubringen im Stande ist*'
Kehren wir nun von dem Ziel und der Weise des Verfahrens in diesem
Werke zu dem Wege zurück, welchen der Verfasser auf dem weithin reichen-
den Gebiete der politischen Oekonomie durchmessen hat, so zerfällt dieser
in nEinleitendes,*' worin die geschichtliche Entwickelung der politischen
Oekonomie einmal als Aufgabe der Geschichte, und sodann als Grundsatz
der nationalökonomischen Theorie beleuchtet wird. Es folgt dann der Ab-
schnitt »Volkswirthschaft,^ welcher die concreten Grundbedingungen
der geschichtlichen Volkswirthschafl behandelt, und daran schliesst sich die
Darstellung der Volks wirthschaftslehre nach ihrem substanziellen In-
halt, so wie nach den Systemen, welche diesen Inhalt auf Grund der ver-
schiedenen historischen Einflüsse verschiedenartig verarbeitet haben. —
Indem der Verfasser zuerst das Gebiet seiner Aufgabe sich umgränzt, weist
er nach, dass die ^Geschichte der politischen Oekonomie* vor der Be-
hdO T^Ui^witlb^HaftHche tlteretar.'
i9ekhe «Uä, winhsctiftftllehe Cedchfdtte der Volker liefern irill, mtf^s ein
i^rdi^s^rei Qcfbiet bä^^öidhnät l^erden als dasjenige ist« welches Wenigstens
m Deulschland gewöhnlich mit dem Namen der politischen Oekonomie be*^
zeichnet zu werden pflegt. Sie hat nicht nur die geschichtliche £ntwick<!-
lung der national-Ökonomischen Theorie, die Intentionen und die Praxis der
allgemeinen Staatsgewalten für die Gewinnung ihres Bedarfs in sachlichen
Gütern und zur Förderung der wirthschaftÜchen Volksinteressen, sondern
auch die ökonomischen Zustände und Entwickelungen an dem wirklichen
lieben der verschiedenen Nationen und Zeiten zu erfassen und darzustellen.
Von diesem Standpunkte aus kritisirt der Verfasser in kurzer Uebersicht
einige Geschichts werke der politischen Oekonomie, wie vom Grafen J.Pecchio,
L. Librario, des Engländers Travers Twiss, der Franzosen A. ßlanqui tmd
Villeneuvc-Bargcmont, der Deutschen G. F. Krause, Fr. List und W. Roseber,
und knüpft daran eine Uebersicht der bisher noch sehr ungenügenden
historischen Forschungen zur Erkenntniss volkswirthschaftlicher Zustände
und Lebensverhältnisse in den früheren Zeiten. Derselbe Mangel und die-
selben Schwierigkeiten sind natürlich auch für den vorhanden, welcher der
geschichtlichen Entwickelung der Theorie der politischen Oekonomie nach-
rorscht.
In dem zweiten Theil der Einleitung stellt der Verfasser seine eigene
Aufgabe gegenüber den Theorien in der National-Oekonomle fest, indem er
es ausspricht, dass im Gegensatz zu dem Absolutismus der Theorie (wor-
unter der Anspruch, Unbedingtes für alle Zeiten', Lander und Nationali-
täten darzubieten, verstanden wird) die historische Auffassung der politischen
Oekonomie auf dem Grundsätze beruhe, dass, wie die wirthschaftÜchen
Lcbenszustände, so auch die Theorie der politischen Oekonomie, in welcher
Form und Gestalt, mit welchen Argumenten und Resultaten wir sie auch
finden, ein Ergebniss der geschichtlichen Entwidclung ist; dass sie in
lebendiffcr Verbindung mit dem Gesammtorganismus einer menschheitlichen
und vülKergeschichtlichen Periode mit und aus den Bedingungen der Zeit,
des Raumes, der Nationalität erwächst, mit ihnen bestem und zu fort-
schreitenden Entwickelungen sich fortbildet; dass sie in dem geschichtlichen
Leben den Fond ihrer Argumentationen hat, ihren Resultaten den Charakter
geschichtlicher Lösungen beilegen muss; dass sich anch „die allgemeinen
Gesetze^ in dem allgemeinen Theile der National - Oekonomie nicht anders,
denn als eine geschichtliche Explication und fortschreitende Ma-
nifestation der Wahrheit darstellen, auf jeder Stufe nur als die Verallge-
meinerung der bis zu einem bestimmten Punkte der Entwickelung erkannten
Wahrheiten dastehen, und weder der Summe noch der Formulirung nach
für absolut abgeschlossen erklärt werden können, und dass der Absolutismus
der Theorie, wo er sich auf einer Stufe der geschichtlichen Entwickelung
Geltung verschafft hat, selbst nur als ein Kind dieser Zeit dasteht nnd nnr
einen bestimmten Grad in der geschichtlichen Entwickelung der politischen
Oekonomie bezeichnet.
Um eine Uebersicht von der seitherigen Haltung der Theorie der poli-
tischen Oekonomie zu geben, kritisirt der Verfasser in der Kürze die
Schriftsteller des Merkantilsystems, die Physiokraten, bespricht die
Arbeiten Adam Smith's als »das eminente Resultat eines ausgezeichneten
Denkers, womit die Wissenschaft einen jener grossen Schritte vorwärts
that, durch welche eine grosse Masse von neuer Einsicht plötzlich verbreitet
und zugleich das ößenlliche Urlheil allgemein überzeugt wird;* und
knüpft daran eine Erörterung der Bestrebungen, welche bis in die neueste
Zeit zur Entwickelung ökonomischer Theorien gemacht worden sind von
AdamMüller, Fr. List, H.Storch, Rau, W. Röscher, Hildebratid.
In dem Abschnitte des Werkes, welcher die Volkswirthsciraft als
YölksWirthsciiartnche Literatur. 531
solche behandelt, ist die erste Abhandlung, Ȋa$ indtviduelte Territorium^
betreffend^ von anziehendem Interesse. Der Verfasser hat hkt aus äiniinji
reichen Material eine kurze nnd klare Uebersicht von den natärlicncä
Unterschieden und Gegensätzen in den wirthscbafllichen Fundamenten der
einzelnen Volker gegeben. Daran reiht sich consequcni eine zweite At>-
handlun^, „der nationale Mensch ** überschrieben. Die Untersuchun^p di^T
menschlichen Natur, soweit dieselbe für die wir thschaft liehe Thäligkeit
des Menschen in Betracht kommt, ist nur die nothwendige Ergänzung «u
der Untersuchung über die produktive Kraft der Natur, und sie ist nur za
häufig .vernachlässigt worden. A. Smith hat gerade dadurch, dass er den
Tbätigkcitstrieb des Menschen scharf in Erwägung zo^, eine der haupt-
sächlichsten Grossthaten vollbracht, durch welche er sich weit über seme
Vorgänger hinaushob. Nächst den beiden fundamentalen Potenzan im
'Gebiete der Volkswirthschaft, dem individuellen Territorium und dem
nationalen Menschen, steht nach des Verfassers Auffassung die Wirksam-
keit der Zeit; diese wirict auf das Territorium und dem Menschen, indem
aie dazu führt, das Capitis zii er«euf€A, dessen Bedeutung in äeiaen mannig-
fachsten Beriebungee und Verhältnissen mündlich bespifochen wird. Sind
die Fundamente der Volkswirthschaft auf diese Weise vorhanden, so ist
.4er £influss der politischen Staatsgewalt, der Religion und Jiirche mit ihren
herrschenden Ideen und geistigen Strömungen auf dieselbe nachzuweisen,
und endlich dieselbe im einheitlichen Zusamolenhaiige mit dem geaammtmi
geschichtlichen Volksleben darzustellen.
Nachdem der Verfasser in dem Abschnitte von der Volkswirihsohaf li-
.lehre das Untersuchungsgebiet« nadi seiner früher schon erwähnten Me-
thode festgesteltt hat, gelangt er zu den ersten Begriff innerhalb dtesAr
Sphäre, zum Begriff des Privateigenthuma, und verfolgt denselben alif
.historischem Wege durch die Entwickelungsstufen der Cuiturvölker, der
Griechen, Römer und Germanen. Mit der Lehre vom Privateigeoihttin ver-
knüpft sich unmittelbar die Darstellung des Privategoismus, des Eigennutzes,
. der in der Theorie der Nationalök#Bome eine so bedeutsame ttolle spielt,
dass eine umfassendere Besprechung desselben dem Verfasser gerechlfeiHigt
erscheint. Das geschieht denn iaufih auf S. 147—168, indiem die Ansichten
von A. Smith, Bau und anderen Nationalökonomen darüber kritisirt werden
und der Verfasser dahin gelangt, dass er den Eigennutz durch den Billig-
keits- und Rechtssinn beschränkt, wenn auch nicht für tiberwunden erklärt
Die Bewegung der Volkswirthschaftslehre von ihrem Beginn bei den alten
Völkern bis in die neueste Zeit ftillt mit ihrer Darstellung den noch übrigen
Theil des Werkes. Hier kommt in der Entwickclung der Theorien aber-
mals zur Sprache das System der Merkantilisten und der Physiokraten, als
Grundlegung der Revolution, Adam Smrth und der tiers ^t in der Revo-
lution, Adam Müller und die Restauration, die Spaltung des siegreichen
dritten Standes, die Gewerbtreibenden und Friedrich List, der Handeisstand
und die FreihandelsJehre, endlich die grösste Weiterung des Gegensatzes,
die Capitalisten und das System der absolulfreien Privaltnätigkeiten gegen-
über dem Socialisraus als die Theorie des vierten Standes.
Um die hier aufgestellten Gegensätze in ihren verschiedenen Beziehungen
zu beleuchten und sie gleichsam zu erschöpfen, folgen nach einer Reihe
von Entwickelun^en , die sich an bestimmte hervortretende Erscheinungen
und gleichsam Stich worte jener Gegensätze anknüpfen, wie z. B. die »gute*
Vertheilung neben der „grössten** Summe der Güter, oder der Privateigennutz
und das allgemeine wirlhschaftliche Wohl. Seinen Standpunkt spricht der
Verfasser am bestimmtesten aus, indem er von dem Absolutismus der
Lösungen und dem Gesetz der Relativität die entsprechende Anwendung
auf die Frage über grosse und kleine Landgüter, Schutzzölle und Freihandel
532 yolkswirthscJbaftliche.Literatar.
machU und die Bedeutung der nicht-okonomischen Falctoren und Güter für
die Erledigung Skonomisciier Fragen berrorhebt, auch eine Ctotscheidunga«
norm nach den Grundsätzen der Pflichtencoilision auf die Streitfragen der
modernen Handelspolitik gelten lassen will. Fassen wir nun noch die ße-
' deutung des vorliegenden Werkes in ein Wort zusammen, so ist sein Wcrth,
abgesehen von dem reichen darin verarbeiteten Material und der streng
wissenschaftlichen Methode der Darstellung, auch vorn emlich darin ent*^
halten, dass es vom Standpunkt der historischen Forschung die politische
Oekonomie als eine moralisch -politische Wissenschaft mit ernster Würde
zur Geltung zu bringen sucht, und in dem ökonomischen Gtiterleben, neben
eer Causalität der naturgesetzltchen Erscheinungen die Gausalität der sittlich-
freien Zwecke des Menschen weder verlaugnet noch unberücksichtigt lässt
Kotelmann, A., Die preussischeLandwirthschaft, nach den amtlich^i
Quellen statistisch dargestellt und mit besonderer Beziehung auf Be-
. Steuerung und Zollgesetzgebung betrachtet Berlin 1853. Jeanrenaad.
Ein sorgfältiger, mehrere Decenmeo Hmfassender Auszug aus der amt-
lichen Statistik üner ProduktioA, Gonsonrtion, Ein- und Ausfuhr aller Er-
seugnisse der LandwirthschafI, findet sich hier von Bemerkunsto begleitet,
welche meistens denjenigen Grundsätzen entsprechen» die aucn von diesem
Buche vertreten werden. Ausführlich wird der Schaden nachgewiesen,
welchen die Untersütiung der Unfähigkeü in der Form des sogenannten
Schutzes der Rüben -Industrie dem Lande gebracht hat. Ebenso ausführ-
lich wird die Maischsteuer besprochen, deren Erhöhung von dem Verfasser
nicht gebilligt werden kann. Das Werk zerfällt in (» Antheilungen : 1) Ge-
treide- und Kartoffelbau. 2) Der Handels -Gewächsbau« 3) Die Viehzucht
4) Die Forstwirthschaft. 5) Die landwirthschaftliehen Fabrlcattous -Gewebe.
€) Statistische Bemerkungen über die preussische Landwirthschaft im
Allgemeinen.
Krase, A. T., Altermann des Gewandhauses lu Stralsund. Ein Gutachten
über die Frage, »ob und welche Veränderungen der bevor-
stehenden Gewerbesteuer-Gesetzgebung in der That als Be-
dürfnis'S anzusehen sein mögen.** Im Selbstverlag,
Der Verfasser bezeichnet die Classification nach Mittelsätcen und die
Selbsteinscbätzung als ein erprobtes gutes System und wünscht dessen
Ausdehnung. Er verwirft die nöhere Besteuerung des städtischen Gewerbs-
mannes vor dem ländlichen,
Lehxen, W., Hannovers Staatshaushalt, früherer Vorstand des Finanz-
und Handels -Ministeriums. Erster Iheil. Hannover. Hahnsche Hof-
^ Buchhandlung.
Seit dem Erscheinen des Ubbelohde*schen Werkes über die Finanzen
des Königreichs Hannover sind zwanzig Jahre verflossen, und in diesen
Zeitraum fällt eine Reibe der wichtigsten Ereignisse für den hannoverschen
Staatshaushalt, welche denselben beinahe ganz umgestaltet haben: die erste
Vereinigung, die Trennung und Wiedervereinigung der Kassen, die Grün-
dung des Steiiervereins, die Entstehung des Domanial-Ablösungs-Fonds,
der Bau der Eisenbahnen etc. Das Bedürfniss eines neuen Werkes, welches
dem Ubbelohde'schen als Fortsetzung dienen kann, war daher unverkenn-
bar, und es ist dankenswert!), dass ein Mann, so vollkommen Meister seines
Stoffes, wie Herr Lehzen, die Arbeit übernommen hat Als das Staats-
grundge^etz vom 26. September 1833 die Vereinigung der königlichen
Volkswirtbscfaaftliebe Literatur. 533
General -Kasse und der General -Steocr-Kassen ausspracli, hatten beide
ein Deficit, jene etwa 180000, diese etwa 140000 Thlr, Der König bewilligte
für erstere einen Zusebuss aus der Krön- Dotation für die nächsten drei
Jahre, d.h. bis zn dem Zeitpunkt, wo die geeigneten Ersparnisse eintreten
konnten; für die General-Steuer-Kasse sollte durch Erspamiss im Militair-
Etat das Deficit gedeckt werden. Die mannichfachen Veränderungen, welche
das Staatsgrundgesetz und dann die Steuer -Vereinigung mit den Nachbar«'
ländern sowohl als die nothwendige Reform des Posttax-Gesetzes, des Weg-
geld-Gesetzes, des Sporteln-Gesetzes etc. bedingten, erschwerten jene Er-
sparnisse und verzögerten jene Berathung über die Gesetze, durch welche
sie herbeiffeführt werden sollten. Die Kammern waren noch mit der kurz
vorher erfolgten Regierungsvorlage beschäftigt, als König Wilhelm IV. am
90l Jimi 1837 staife. Wenn auch nicht durch Ersparnisse, war inzwischen
durch die Vermehrung der Einnahmen die Finanzfrage günstiger gestaltet
worden. Das Deficit des nun vereinigten Gesammt- Staatshaushalts betrug
in der Finanzperiode von 1834—35 nur 50000 Thlr., und in der von 1835—30
und 36—37 wurden nicht nur die gesteigerten Ausgaben gedeckt, sondern
es blieb noch ein Ueberschuss, der zu ausserordentlichen nützlichen Zwecken
verwendet werden konnte.
Nach dem Tode des Königs Wilhelm IV. wurden bekanntlich die Stände
von seinem Nachfolger vertagt, das Staatsgrund^esetz umgestürzt und die
Verfassung von 1819 wieder hergestellt, so weit dies dem König Ernst
August zusagte. ^Es trat,^ sagt Lehzen, «wie für die öffentlichen Ver-
hältnisse des Königreichs Überhaupt, so auch für das Finanzwesen ein Zu-
stand der Rechtsunsicherheit und Verwirrunff ein.**
Unter den Dingen, welche an der Verfassung von 1819 nicht wieder
hergestellt wurden, befatid sich auch das Schatz -GoUegium, welches mit
seiner Controle wohl einige Garantie für das Volk aber der Regierung
schon früher unangenehm gewesen war. Merkwürdige Entwürfe des neuen
Herrschers, zum Theil solche, welche dessen Geldvortheil als einen der
Zwecke des Staatsstreichs erscheinen lassen, zählt Lehzen auf, Entwürfe,
welche selbst bei den Ständen, die jetzt berufen wurden, solche Bedenken
veranlassten, dass sie nur mit wesentlichen Abänderungen im Jahre 1840
angenommen wurden. Die Trennung der Kassen wurde wieder durchge-
führt, ein Schatz - Gollegium , etwas verschieden von dem alten, gebildet.
Wir übeii^ehen die äusserst interessante Darstellung, in welcher Herf Lehzen
nachweist, wie der Verfassungsumsturz und zwar serade die Beseitigung
deijeingen Paragraphen des Staatsffrundgesetzes, weiche die Regierung am
meisten fürchtete« ihr am meisten Verlegenheit bereitete, wie eine Wulkttr
zu der andern führte, wie aber die einzige Weisheit eines massigen FinanzT
zolI-Systems die Finanzlage so günstig gestaltete, dass selbst Eitravaganzen
in den Ausgaben verschmerzt werden konnten.
Die Schulden der Königlichen und der L^ndeskassen ohne die Eisen-
bahnschuld am I.Juli 1834 21373000 Thli'.
betrug am 1. October 1847 ........ 15263000 ,
waren also vermindert um fiiiaOOO « *
und ausserdem waren Tilgungsmittel zur Abtragung von
Schulden zu Anleihen an die Eisenbahnkassen ver- *'
wandt für . . 2486000 ,
„ . ^ o. * Ar zusammen 8596000 Thlr.
Verbesserung des Staats -Ver moeens.
Verschiedene, wenn auch nicht erhebliche Steuer-Erleichterungen hatten
stattgefunden und das Jahr 1848 mit seiner Verfassungs-Veränderung brachte
die im Jahre 1846 beschlossene Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer
und die Herabsetzung des DurcbgangszoUes auf 1 gGr. zur Ausführung.
581
Yolktwirthtebiftllelie LiUraUr.
In Jahre 1810 woideD die Kaspen ineder Tereinigt Nar die Ebeiibalii^
scholdeD-Tiiomgskasse blieb noch ebf esondert beetehea» obwohl die £isei^
|>abp-Hainüut8fte einging. EUnrch jene ist eine Schuld Ton l31liU. Thir*
oder richtiger (da die der General- und den Tilgongs-KaMen zuateheadcü
Forderungen abzuaetsen sind) von 9^MiU. Tblr. conlrahiriy welche wer
durch Tilgung bis zum Jahre 1851 schon auf 8Ulfili. Tblr. TerrlMeirt watr
und deren Verzinsung und Tilgung aus dem Eiseiibahnbetrieb sc&at be-
stritten wird. Selbst diese Anleihen wären aber unnöthig gewesen, wena
die Regierung die aus Ablösung ?on Domanial-Recbten bis zum I. Jali tddft
aufgenommenen 10^ Hill. ThIr. nicht mit Ausnahme von 1 MilL Thlr* »a
andern Zwecken, namentlich Anleihen ap Oeditvereine und Privatpersoiie»
verwandt hätte.
Der vorliegende erste Theil des äusserst interosaanten Buches des 0ema
Lebzen behandelt die „Einnahmen*'.
Nach einer in dem Buche befindlichen Zusammenstellung waren wirldiclie
1834/35
35/36
3ft/37
87/38
• 38/39
39/40
M/41
41/42
42/43
43/44
44/45
45/46
46/47
47/18
48/49
öO/ol
EinnahiPtn
5668069
6208636
6346729
6562144
6646138
6509858
6654494
6944031
6541645
6586760
6472126
6636320
6326S24
6394953
6274809
8058477'
AaBgthvk UtbencbfisM
5719056 - *)
5770490 438146
5746635 600094
5616334 945810
5661850 984288
— 60683 nachträglicheErsparniaae
5744913 764045
5738957 91K37
5977079 1266952
5S16818 724827
6035052 551708
6178283 . 293H43
6520408 115912
6577017 -••)
6323363 71590
6258243 16566
7695046 363431
, • ♦
*■ ■. ■
XiÜbeel;« Der Verein (ÜrLttbeckischeStatisUk hat nach den amtlichettlislfli
diei Zählung in. Lübeck und dessen Landbesirken» so wie die in StedtioBd
Aipt Bergedorf in einem ausföhrliehen sorgföltiÄsn Berieht KdsamnMjgtf^
stellt« .£s ergeben sich aus demselben folgende Resultate;
LQb ec lt. Zähl, vom 1. Xov. 1815, vom 1. Sept. 1845
männl. weibl nKnnl. weibl.
In der $tadt . 10691 13976 . 11560 13800
Juden u. Fremde 476
ausser der Stpdt 6068 6253 8293 8500
ToUl*^SMume ' 36464"^" """"'12162^
Bergedorf. Zählung vom l.Sept 1851
m&nnl. weibl. coBammeii
Stadt 1278 1291 2577 ^m . iiifti «ooio«
Amt 4374 4530 8904 Total 11481 Seelen
vom LScpCIKl
12244
8S06
.13954
6381
•) 1834/a DeftcU 60987 TMr.
••) 184^/47 „ SföOlW M
> ' .
V^lk^wlrihsehafllicho Litcrälaft 685
Ldibeck. Prerdo Klndvteli Selitafe ficKweliM Z!tgefi FMIefrlCh'BflMleiistOolEe Esel
Stadt 312 67 -- — — — -, ^'
Vorstädte 335 756 783 819 113 1736 217 -^
Lanabezirke 2192 7839 9817 5096 &36 16339 1^1 9
Bergedorf 1057 2485 179 1440 933 U&7 54 *-
Die Bevilkerung von LUbeek ist 2war in den letzten ß/ahrea otGhit
wesentlich gestiegen , es lassen jedoch verschiedene Ausweise auf eine Zu-
nahme des Wohlstandes schliessen. So war in der Stadt der YerlM'auch
an Ochsenfleisch im Jahre 1850 442000 Pfd., 1851 304000 Pfd., Ruhfleisch
251000, 466000, gemästetes Kalbfleisch 200400, 184100, nüchternes Kalbfleisch
148290, 146280, Schweinefleisch 639100, 726900, Hammel- und Lammfleisch
185Q 2040302 Pfd., 1851 2191237 Pfd., per Kopf 1850 80 Pfd., 1851 84Pfd.;de#
Verbrauch an Weizen 1845 115728 ScheflFef, 1851 16428 Scheffel, Roggen
51388, 53294, Kartofleln 85118, 92358, Milch 1750245, 1865085 Kannen,
Butter 639404, 691121 Pfd., Käse 174397, 181821 Pfd. Der Handel Lübecks
ist von 158824861 Pfd. Einfuhr im Jahre 1845, auf 264655427 Pfd. im Jaht«
271840, 292550, gesalzenes und geräuchertes Fleisch87022, 71207, zus. hn Jahre
1851, gestiegen. Im Jahre 1852 belief sich die Gesammtsumme der Gesammi-
Einfuhr auf 244414950 Pfd. und 11901 Stück Vieh. Speciell kamen itl
436 Frachtfuhten von Hamburg und Altona 3925391 Pfd., in 136 Fracht-^
führen von Mecklenburg, PreusSen, Sachsen und Landern jenseits der Elbe
855165 Pfd., in 1098 Eisenbahnzügen 26919279 Pfd., in 225 StecknitzschifftA
von Hamburg und Lauenburg 11298952 Pfd., in 135 Fahrzeugen von de»
Oberlrave 6460436 Pfd. , in 82 Wackenitz-Boten, in Landfuhren und PosteA
circa 65882^4 Pfd. — zusammen 56047467 Pfd. Zur See wurden eingeführt
in 193 Dampfschiffen 23378»^ Last Lüb., in 829 Segelschiffen 401909^ Last
Lüb., und in 528 offenen Fahrzeugen 4915 Last Lüb. «^ zusammetf
1883674S3 Pfd. Die Gesammt-CapitaYe bei der 3par- und Anldhe-^Kas«d,
Ende 1845 1428765 Mk, waren Ende 1851 1695170'Mk. Nach der amdfehen
Abrechnung der Stadtkasse von Lübeck waren die wirklichen Elftiiahiliea
im Jahre 1851 1.138707 Mk., die wirklichen. Ausgaben 904678 Mk. und der
baare Kassen -Saldo 2340sä Wc. Die Einnahmen erscheinen niK^h' Abp4
der Erfaebungskosten in den Rechnungen uhd ist es daher nicht ndgiieh,
die Belastung der Bevölkerung zu ermitteln.
• . ' ■ ... ■' / *
Mahlmaiin, ff. Statistisches Wörterbuch von Detftifbhland mit Aus-*
. schluss des Oesterreichischen Antheils, den Preussisehen Provinzen Prenssen
'' und Posen und den Königreichen der Niederlande tind Belgien, mit be-
sonderer Rücksicht auf Gewerbe, Handel und Schifffahrt. Berlin, DietricÜ
Rdkner. Mit einer Karte von diesen Ländern 134^ Thir., ohne Karte 20 Sgf«
Dieses Werk ist eine jener Arbeiten, welche ungemein* viel Arbeit er--*
sparen, tfit einer Sorgfalt, welche den Sachkenner überraschen mms, sind
alle, selbst kleine Orte, sind die Gebirge, Flüsse, Seen der beseicbnetiai
Gebiete angegeben, geographische' und statistische Beschreibung. deraelbeit
und die ihrer handelspolitischen und gewerblichen Bedeutung beigefö^.
Die Karte enthUlt alle selbsständigen Staaten, mit den daiu geböngeA
Endaven und dereA Hauptorte, alle Städte und Flecken ton 5000. und mehü
Einwohnern, alle befestigte, alle Hafenorte und Rheden, a«ch Seeltucht^*
alle vollendeten und im Bau begriffenen Eisenbahnen, alle Chausseen, die
Begrenzung der Zollgebiete, die provkizleHe Eintheilimg der grfiaserttiSrttatcnQ
alte Ortschaften, welche als Sitz von Aemtern u. s. w. wichtig sind. E$ ^eben
ferner zwei Gartons eine Nalionalitäts- und Sprachenkarte, elfte AeügiaQS-
und Qqqfesfjoi^^kArte«
1
586 VolkswirthsehafiUelie Literator.
Wir haben ansier den VoriUgen der Arbeit an' diesem Werke anch die
WohlfetMieit aniaerkennen, welche das üandbach za einem Buch auch (fSat
die Hände sa machen geeignet ist, welchen grössere Kassen nicht offen
stehen. Es ist dies von Wichtigkeit für Werke, welche so sehr dem ge-
schäftlichen Verkehr angepasst sind.
■almrtla 0. 1. tob, Dr. phil., KSnigl Hannoverschem Ober-Hofinarsdiall,
Die Verwaltung herrschaftlicher Bauten und Girten. Hannover,
Hahn'sche Hof- Buchhandlung, 18d3.
Der Herr Verfasser, vortheilhaft bekannt durch sein Buch «der Hof-
marschall,* bringt in dem vorliegenden Werke zwei Zweige der Thätigkeit
lur Sprache, welche er dem Hofmarschall- Amte zuordnet.
Das Buch enthält eine Einleitung, welche zunächst unsere Aufmerksam-
keit auf sich zieht durch die voIkswirthscbafUiche Auffassung einer Ver-
waltung, welche man so leicht geneigt ist zu dem Luxus zu rechnen, der
die öflientlichen Lasten ersatzlos vermehrt Die Auffassung ist nicht etwa
leoe aus den Zeiten Louis XIV., wo die Verschwendung des Hofes als eine
Wohlthat für die Steuerpflichtigen angepriesen wurde, sondern es ist die
würdigere, das der Genuss der Fürsten zu einem Genuss für das Allge-
meine werden soll. Mit wenig Aufwand möglichst viel zu leisten, ist es die
Voraussetzunj; aller weisen Sparsamkeit, die Ordnung, welche hier an-
empfohlen wird, Haus und Garten des Fürsten zu einem Förderungs-
mittel für die Künste und den guten Geschmack ztt machen.
Von diesem Standpunkte aus wird in dem Buche dem Fachmann eine voll*
ständi{;e Anleitung zur vortheilhaften Organisation der Verwaltung gegeben.
Die einzelnen Abschnitte besprechen: das Verwaltüngspersonal, den Be-
trieb des Garten- und Bauwesens, die Finanzen für Gärten und Bauten»
das Kassen- nnd Rechnungswesen. 32 Anlagen enthalten die Instructionen
ftkr alle bei der Bau- und Gartenverwaltung Angestellten» Formulare zur
Rechnungsführung u« dgl. m«
■•f #r J. JL A^ Archiv für Landeskunde in den GrossherzoK-
thümern Mecklenburg und Revue der Landwirthschaft Im
Verlage des Herausgebers.
Dieses Werk, unter dem früheren «Namen Gemeinnützf^es Archiv*', schon
in vielen K^eis6n bekannt, scheint das Organ des statistischen Bureaus zu
Schwerin zu sein und zählt ausserdem unter seinen Mitarbeitern die bekann-
testen Namen der Mecklenburgischen Statistiker. Wir haben einen grossen
Theil der in unserem Buche befindlichen Beschreibung Mecklenburgs aus
dem reichen Materiale dieses Archivs geschöpfU Es enthält dasselbe .aber
nicht nur statistische Daten, soifdem auch gründliche Abhandlungen Über
einzelne voIkswirthscbafUiche Fraj^en.
Mecklenburg besitzt zwar seit Jahrzehnten in seinem Staatshandbuch
ein werthvolies Organ der amtlichen Statistik , die Mittheilun^en sind aber
in demselben naturgemäss zu beschränkt, als dass eine Thätigkeit wie die
des Bureaus zu Schwerin sich damit belügen könnte. Es ist unseres Er-
achtens eine doppelt erfreuliche Erscheinung, dass sie den grössern Raum
im Verein mit der Privatstatistik zu bebauen sucht, deren Leistungen nament-
lich in Mecklenburg alle Anerkennung verdient.
Oaiterraieh. -Mittheilungen ausdemGebietederStatistik. Heraus-
gegeben von der Direction der administrativen Statistik. Wien, k. k. Hof-
und Staatsbuchdruckerei
Der 2. Jahrgang dieser ausgezeichneten Arbeiten besteht ans 4 Heften.
>
f
I
t-
Vblkiwirthschaftliche Literataf. 537
Bas erste Heft enthält eine allgemeine Statistik der 6sterre£ciiischen
Verwaltung, welche bereits in dem vorjährigen Jahrböehe benütet w«hp4».
Das zweite Heft enthält eine Darstellung der österreichischea Eisen-
bahnen im Jahre 1850.
Diese Darstellung ist etwas verspätet, es muss jedoch berücksichtigt
werden, dass das Bedürfniss der neuen Daten durch die küirzeren Jahres-
berichte befriedigt wird, welche die österreichische Directiop der Staats-
Yerkehrs-Anstalten schneller als irgend eine andere deutsche Behörde zu
veröffentlichen pflegt.
Das dritte Heft berichtet über die Dampfmaschinen der Österreichischen
Monarchie im Jahre 1851.
Das vierte Heft über die höheren Lehr -Anstalten und Mittelschulen
Oesterreichs.
Es gab in Oesterreich Ende 1851 :
" Zahl Pferdekraft
A. Stehende Dampfmaschinen 903 ISIU"!^
durchschnittlich hatte jede Maschine .... 13,4
Von obigen Maschinen waren in der Aufstellung
begriffen ,^ 38 . 61ß
ausser VerwerTdung 32 507
daher in Thätigkeit 833 1-0991 »^
es gehörten der Staatsverwaltung 72' 1295
es gehörten Privaten und Gesellschaften .' . f<3\ 108t9«f
B. Dampfboote 121 14301
n der k. k. Marine 1-1 . 1474
n der k. k. Flotille au^ dem Lago maggiore,
dem Gardasee, dem Comersee und auf
der Donau 9 590
j, der österreichischen Lloyd 34 5550
» der Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft 58 ()361
n der Privaten auf den Landseen ... 9 326
es hatte durchschnittlich jedes Boot .... 118*
es waren in Aufstellung begriflfen . . . . : 9 984.
ausser Verwendung .........:' 1 120'
in Thätigkeit 111 13197
C. Locomotiven 473 30737 ,
„ der nördlichen Staats -Eisenbahn , . 104 7728"
n der südlichen „ . . 87 6480
der südöstlichen „ . . 60 5760
« der östlichen » . . 8 . 360
n der Mailand -Gomo ^ . . 12 654
n der lombardisch-venet. Ferdinandsbahn 45 21IK) .
r, der Kaiser -Ferdinands -Nordbahn 105 4855 .
„ der Wien- Gloggnitzer Eisenbahn . . 52 2740
die durchschnittliche Pferdekraft war ... 38
es waren ausser Verwendung 23 947
in Thätigkeit 450 29790
Im Ganzen gab es 1497 Dampfmaschinen mit 57152514 P^rdekraft.
I
34
538 Volkswirtbschafllieh^ Literatur.
Nach den Jahren der Aufstellung ergiebt sich folgende Uebersicht:
Im Jahre
Zfthl
Krftft
im Jahre
Zahl
Kraft
im Jahre
Zahl
Kraft
1804
8
1833
6
134
1844
57
1512
1816
16
1834
11
260
1845
136
5561
1818
8
1835
10
317
1846
145
7540 ^^
1819
15
1836
19
519
1847
144
62871^
1822
4
1837
24
1051
1848
114
5469
1823
3
60
1838
26
878
1849
110
5479
1824
4
1839
30
852
1850
186
7313V
1829
24
1840
31
663
1851
217
6872
1830
5
99
1841
69
1732
Anfang
1831
3
14
1842
53
1750
1852
2t
1033
1832
4
47
1843
40
1440
unbekannt
26
190
Der statistische Bericht über die höheren Lehranstalten und Mittel-
schulen, welcher jedoch von der k/k. Direction der administrativen Statistik
noch als unvollständig bezeichnet wird, weist für die Civil - Institute unter
anderen Zusammenstellungen auch den Besuch nach Nationalität aus.
Demnach waren auf
Ltlnuistaltea.
1
A
SS
1
1
e
1
1
1
'öS
1
1
a
tS]
262 Gymnasien . . .
11493
12257
9732
17762
970
53
1919
54186
38 Real- und nau-
tische Schulen .
1685
1669
292
236
68
4
297
4251
12 landwirthschaft-
liehe « .
80
116
~.
—
—
——
— _
196
3 montanistische .
42
3
1
—
1
_-
47
8 höhere technische
Lehr -Anstalten .
1078
2271
183
274
1
6
339
4152
1 höh. landwirth-
schaftliche Lehr-
anstalt
29
8
18
2
1
58
4 höhere monta-
nistische U.Forst-
Lehranstalten . .
147
98
24
4
—
5
—
278
9 chirurgische . . .
425
274
117
16
—
—
137
971
11 Hebammenschul.
305
363
100
143
3
—
14
928
10 Universitäten u.
5 Rechtsakademien
2100
2995
585
3297
65
15
489
9465
Summa 117386
20054
11052
21732 1 1108 I 85 | 3196
74613
Oesterreichische Handelskammer Berichte.
Von dieser sind uns diejenigen der Handelskammer zu Linz, zu Reichen*
berg, Budweis und Groatien zugekommen, sämmtiich in Bezuff auf Dar-
stellung wahre Meisterstücke, welche anderen deutschen Handeiskammern
als Muster empfohlen werden können. Es findet sich in denselben ein
Volksiwjrllischaftli^he Ljili»r«la9
m
M»t(8rial von SUtistik, eioe kl^ire Instnu^tioQ aber die Ycirhaltoisse
der betreffenden Kammerbezirke und als ein Zeichen des Interesses, wekhea
sie erregen, mag betrachtet werden, dass sie zu denjenigen Schriften des
statistischen Central -Archiyes von Otto Hübner zu Berlin gehören, welche
Yon Kaufleuten am meisten zur Einsicht verlangt wurden.
Was die handelspolitischen Ansichten anbetrifft, wenn sie sich In den-
selben geltend machen, so spricht sich die Handelskammer zu Linz am leb-
haftesten flkr ein freisinniges Handelssystem aus, während die Kammern von
Budweis und Croatien wenigstens die Wirkung der Tarifverändercingen als
günstig bezeichnen. Die Reichenberger Handelskammer hat nur zu be-
auern, dass das Prosibitiv-System aoleegeben und hierdurch d^r Möglich-
keit Raum gegeben ist, dass eine Konkurrenz, wenn auch eine hoch be-
steuerte, ins Land dringt. Bezüglich der Gewerbegesetzgebung scheint immer
noch deren Besserung den ehrenwerthen Handelskammern vorzuschweben,
sie wollen dem eisernen Käfig, in welchem die Gewerbefreiheit vorläufig
eingeschlossen ist, nur eine modernere Form geben. Am meisten spricht
sich für den Käfig noch die Handelskammer von Croatien aus. *-
Oldeabnrg, Hof- und Staatshandbüch des Grossherzogthums
für 1853. Verlag der Schulzeschen Buchhandlung.
Dieses Werk, welches ausser dem übUohen Inhalt von Staatshandbüchem
auch ein reiches statistisches Material enthält, ist unseres Wissens vorläufig
die einzige Veröffentlichung amtlicher Statistik der grossherzoglichen Re-
gierung, welche jedoch ein schätzbares Material über alle Zweige der Ver-
waltung sammelt und dasselbe depn statistischen Central-Archiv gütigst zu-
kommen lässt. Es wird der nächste Jahrgang des Jahrbuches dieses Material
In aus{;edehnterem Maasse benützen. Deber die Schifffahrt haben wir S. 35$
verschiedenen Zahlen mitgetheilt, über andere Verhältnisse führen wir hier
nach dem Staatshandbuch u. den besagten Mittheilungen noch einige Daten an:
1) Herzogthum Oldenburg.
Zahl der
Aemter Eörchspiele
4
Eintheilung :
Kreis Oldenburg •
n Neuenburg .
„ Ovelgoenne
ff Delmenhorst
n Vcchta . .
n Cloppenburg
Herrschaft Jever .
Gr6Bd«
in p Meilen
. 14,12
. 15,29
. 8,64
. 14,46
. 13,52
. 25,95
. 6,47
98,75
Einwohner
4
5
4
3
5
4
29
141)
9
18
17
14«)
18
21«)
111
40292
35438
29881
347^
33441
32654
20388
226819
Militairpersonen 1 1 15
Zählung vom 3. Decbr. 1^52 . . 227984
Von der Bevölkerung waren männl. Geschlechts . . 114299
„ n « « weibL , . . 113635
Es waren Lutheraner 159336, Reformirte 462, Römisch-Katholische 65929,
andere christliche Sekten 367, Israeliten 725.
In der Ehe lebten 70516. Es gab 4582 Wittwer, 10205 Wittwen. 10t Taub-^
stumme.
Es war die zur amtlichen Kenntnissnahme gelangte
Einwanderung , Auswanderung
männlich ireiblich mfinnlich weioUeh
1851 ... 93 85 350 280
1852 . . . ? ? .509 454
^) 1 Stadt, ILudgemeinde, 18 EJrohapiele. *) 1 SUdt ond lltfcndgBmelnde,' «) l aoidt.
33*
540 ^dikflwiribselii^filifche Lit«r»iiir(
fm MJt^reti läftre w^ren nnikft d^tt Auswanderefti IIO PMHien' mit
M% Gliedern. Ausser deotttdthigen Reisegelde nahmen 51 Familien «in Ver^
m&gco von 22590 Tblr., von den 394 Einzelnen aber 71 ein Vermögen von
15891 Tbir. mit.
2) .FürsteHtbin» Lübeck.
Flächen-Inhalt 6,46 DMeilen, 22148 Einwohner nach der Zahlung von 1850:
männlich weiblieh
Stadt Eutin
Amt Eutin, 9 Kirchspiele ....
Amt Schwartau, 5 Kirchspiele . .
1421
1518
4687
4534
5016
4871
11124
10923
99
Militair
^""^22146.
Es waren davon 21995 Lutheraner, 2Reformtrte, 24 Katholiken, 2 Men-
noniten, 13 Israeliten, 1 1 Ungetaufte.
Ehepaare gab es 2373, WiUwer 383, Wittwen 766.
3) Fürstenthum Birkenfeld.
Pföichen-Inhalt 9.15 n Meilen; 30966 Einwohner nach der Zähhmg von 1849:
3 Aemter, 9 Bürgermeistereien, 22 Kirchspiele.
5902 Familien, 15531 raannl., 15435 weibl. Einwohner.
Unter 14 Jahr 5116 „ 4955 „
üebef 14 Jahr 10415 ^ 10480 , • «
Darunter waren 23950 Evangelische, 6249 Röm.-Katholisehe, 17 Deutsch-
Katholische, 750 Israeliten.
41 Die Herrschaft Knyphausen
mit 0,82 DMeilen Flächen-Inhalt, zählte 3112 Einwohner.
Es lebten auf der Quadratmeile im Herzogthum Oldenburg .... 2304
im Fürstenthum Lübeck 3428
4m Fürstenthum Birkenfeld .... 3392
in der Herrschaft Knypbausen . . 3795
in dem ganzen Gebiete ...... 2474
Im Jahre 1851 wurden
getraut.. _^._f^^ü°^.--^ gestorben
Paare ■^- Knaben MKdollen unelieUch, todt ■ aiad
im Herzogthum Oldenburg . 1895 .3667 3494 398 264 4547
im Fürstenthum Lttbeck ... 163 328 329 108 32 433
im Fürstenthum Birkenfeld . 329 ^81 541 86 63 639
2357 4576 4364 592 3ö6 5619.
Ueber Knyphausen liegen amtliche Nachrichten nicht vor.
(Jeher das Alter der Gestorbenen wird nur aus Oldenburg und Birken-
feld berichtet.
Es starben 1851 :
unter Jahre
5 10 20 34 40
in Oldenburg
männlich . . 751 109 123 184 137
weiblich . . 615 85 159 166 205
in Birkenfeld . 261 29 28 27 33
■
Über Jahre
so
'"öO^
60 70 80
90
193
192
42
218
225
50
249 210 79
292 250 96
80. 68 19
3
6
2
yolkawirth^eb-nlUiche LiUraiuir. 541
Da die B6?ölkerung cier aogtitihrten dcoi .JLandesiheilei 278811 Seelea
zählte, so trifift auf je 1000 Seelen 8,5 Trauungen,
32 Geburten,.
2,01 uneheliche Geburten,
20,05 Todesfälle
Das YerMItniss der Geborenen zu den Gestorbenen gehört zu den
günstigsten, we{che in Europa yorkommen.
Von den Geburten war Eine
unehelich . todt geboren
. zu Oldenburg auf 18 27
zu Lübeck auf 6 20
zu Birkenfeld auf 13 18
Bei den Sparkassen waren
Bestand Einlagen
am I.Januar während des Jahres
Gold.Thlr Cour.-Thlr. Zähl Gold-Thlr. Cour.-Thlr. '
Oldenburg 1851 355721 9736 6296 105472 7459
1M52 410487 14678 4)986 109063 14469
Jever 1851 — 29404 — 1260 6907
Birkenfehl u. Oberstein 1851 - 4719 82 ^ S^33
Rückzahlung Bestand am Jabresschluss
GoldrThlr. Coun-Thlr, Gold-Thlr. Cour.-TWr.
Oldenburg 1851 50605 2517 410587 14678
1852 56465 3818 463186 11952
Jever 1851 5356 1592 - 29580
Birkenfeld u. Oberstein 1851 - 1406 — 5746
Es sind bei der Brand -Versicberungs-^Gesellschafl in Oldenburg Ter*-
sicbert 56836 Gebäude für 27004450 Thlr.
Die WiUwen-, Waisen- und Leib- Renten -Kasse zu Oldenburg hatte
im halben Jahre, endigend L Juli 1852:
G«ld Cour.
Einnahmen von Zinsen .... 7311 1556
n i> Interessenten . . 9241 6895
andere • . . . . 979 1636
Zusammen 17532 10087
Das Vermögen betrug Ende Juli 748938 Thlr. Gold.
Gold-Thlr; OomvThfr.
Ausgaben: Pensionen und Reuten . 20201 2186
„ andere.. . . . . . . 1494 1094
Zusammen 21695 3210.
Der Viehstand war im Sommer 1852 im Herzogthum Oldenburg :
Kälber Rinder Quenen Milchkühe Ochsen Fette Kühe FMe Ochsen
32041, 32575, 16077, 80174, 9904. 12427, 6322.
Schweine ^^^_^ '' Schaafe
alte junge darunter fette Mutter- Lämmer Hammel u. Bocke
23590 '51411 40353 102813 69792 103425
Ziegen Bienenstöcke
6969, 44371.
Der Bestand des Obersteiners Fabrikwesen war 102 Schleifmühlen, 394
dergl. mit Schleifsteinen, 346 Achatschleifer, 86 Achatbohrer, 344 Gold-
schmiede ^ 7 Schmelzer« U Metall drechsler, 4 Dosenmacber^ 73 Uandels-
leatei en grp», . ; . .
^
542 Yblkswirihschaftliebe Ifteratar.
Rtohl, W. H., Die bürgerliche Ge'gelhchaft Vertag der Götta'schen
Buchhandlung. Stuttgart 1851. B.
Es gehört diess Buch zu denjenigen, die Niemand so leicht ungelesen
wieder fortlegt, wenn er einmal einen Blick hinein gethan hat, auf das
er auch gern wieder später zurQckiiommt, um die darin niedergelegten
Ansichten und Erfahrungen ab und zu mit den seinigen zu rergleichen und
danach die Erscheinungen der Zeit zu controliren. Der Gegenstand des
Buches ist gewiss ein umfassender, mächtiger, tiefer, und was nicht zu
leugnen, auch ein für die Darstellung schwieriger, verwickelter, ja ver-
worrener; denn er betrifft und umfasst das ganze innere Leben eines
f rossen Volkes nach seinen verschiedenen Ständen und ihren Eigenthümlich-
eiten. Und vergleicht man nun mit der Aufgabe die Lösung, so über-
rascht die Einfachheit, Klarheit und Bestimmtheit der Darstellung, die eben
nur dadurch möglieh wurde, dass der Verfasser im vollen Besitze des
reichsten Schatzes voj% Beobachtungen und Erfahrungen über das deutsche
Volksleben, für deren Sammlung er einen bewundemswerlhen inductiven
Verstand besitzt, nur das mitzotheilen brauchte, dessen er vollkommen Herr'
und Meister war. Deitigemäss bespricht er in einer Einleitung die Zeichen
der Zeit, welche auf die Bedeutung der socialen Interessen hinweisen, ferner
den Sondergeist und Einigungslrieb im deutschen Volksleben und fuhrt
drittens den Nachweis, dass die Wissenschaft vom Volke als das Urkunden-
buch der socialen Politik zu betrachten sei. Das deutsche Volk bilden
gegenwärtig nach Riehls Auffassung vier Stände, von denen die Bauern
und die Aristokratie als Mächte des socialen Beharrens, das Bürgerthum
und der vierte Stand als Mächte der socialen Bewegung zu betrachten. sind.
In dem Abschnitte von den Bauern ist es der Bauer von guter Art, der
entartete Bauer, der Bauer in den Bewegungen der Gegenwart, weicher
jeder für sich eigens in einem Kapitel behandelt wird, daran sehliessen
sich die weiter zu ziehenden Resultate, wie diess auch bei den Übrigen
Abschnitten geschieht. Die Aristokratie wird betrachtet nach ihrem socialen
Beruf als Mikrokosmos der Gesellschaft, während des Mittelalters und ihrem
Verfall seit jener Zeit. Im Bürgerthum giebt es den Bürger von guter
Art, den socialen Philister, die unäcUten Stände und endlich das Verhältniss
des Bürgerthums zum politischen Leben. Endlich wird das Wesen und
die EntwickeluDg des vierten Standes und darin das aristokratische Prole-
tariat, die Proletarier d^ Geistesarbeit und die der materiellen Arbeit, so
wie zuletzt das Standesbewusstsein der Armuth erörtert. Diess ist die eifrige
Gliederung einer der verwickeltsten Aufgaben, an deren praktischen Lösung
sich freilich noch eine geraume Zeit lang die Geschlechter der Menschen
zerarbeiten dürften. Wir müssen bekennen, dass ein weiteres Eingehen auf
den Inhalt desWerkes von uns desshalb vermieden wird, weil jede einzelne
Ausführung darin ein gleiches Recht auf Erwähnung und Mittheilung be-
anspruchen kann und wir desshalb lieber uns mit der Voraussetzung be-
gnügen, das Werk werde zu den vielen Lesern, die es bereits gefunden,
immer noch neue gewinnen, die nach dem „ Herzenswunsch des Verfassers
in seinen Beiträgen zur Wissenschaft vom Volke ein Dokument erkennen,
welches bezeugt, dass eine mit liebevoller Hingabe an die Eigenthümlich-
keiten des Volkslebens unternommene Durchforschung der modernen Ge-
sellschaftszustände in letzter Instanz zur Rechtfertigung einer conservativen
Social -Politik führen müsse.**
RfngkUb, Heinrich, Calculator im statistischen Bureau zu Hannover.
Statistische Uebersicht der Eintheilung des Königreichs
Hannover, nach Verwaltungs- und Gerichts -Bezirken in Folge der
neuen Organisation der Verwaltung und Justiz, nebst angehängtem
Volkswirthschaftliche Literatur. 543
staüstischem Wörterbache aller Ortschaften und Gemeinden des König-
reichs mit Angabe der Behörden, Verwaltunj^en etc., mit Genehmigung
der königlichen Ministerien aus den amthchen Acten veröffenthcht.
Schlüter'sche Buchhandlung in Hannover. Zweite Auflage.
Eine erste Auflage von anderthalb Tausend dieses Werkes ist in wenigen
Monaten vergriffen, die zweite liegt vor uns. Es ist die praktische Nützlich*
keit dieses Buches, welche diesen Absatz erklärt. Für die Post, für die Be-
hörden überhaupt, für die Versicberungs - Gesellschaften und dergl. sind
solche Bücher ein unentbehrliches Hülfsmittel, für geographische Arbeiten
eine vorzügliche Unterlage, für den Juristen und den Geschäftsmann ein
werthvolles Nachschlagebuch. Man würde aber Unrecht thun, den Werth
des Ruches nur nach der Schnelligkeit zu beurtheilcn, in welcher eine
zweite Auflage nöthig wurde. Ein Blick in dasselbe überzeugt uns, dass
es nicht nur für den Buchhandel zurecht gemacht, sondern mit jenem
Fleisse und jener Genauigkeit ausgearbeitet wurde, welche nur der Wissen-
schaft und der Liebe zu derselben eigenthümlich ist. Wir finden nicht
allein die Namen der Bezirke, Gemeinden und Ortschaften, sondern ihre
Grösse, Häuser und Bewohnerzahl, nicht nur den Sitz der Behörden,
sondern die Eigenschaften derselben, die Gesetze und Grundsätze, welche
sie ins Leben gerufen, das Recht, welches gilt, Ver^leichung der neuen
Eintheilung mit der alten. Das Buch ist daher auch eine Analyse des Be-
stehenden, eine Erzählung seines Entstehens, ein Stück gewissenhafter
Geschichtschreibung. Man wird sich daher dem günstigen Urtheile ent-
schieden anschliessen müssen, welches von der Tagespresse bereits bei Er-
scheinen der ersten Auflage so lebhaft ausgesprochen wurde. Wir wünschen,
nicht ohne Eigennutz, dass auch über andere Staaten solche Arbeiten uns
bald vorgelegt werden möchten.
Sachsen. Statistische Mittheilungen aus dem Königreich
Sachsen. Herausgegeben vom statistischen Bureau.
L Abtheilung. Stand der Bevölkerung vom 3. Decbr. 1849.
IL n Bewegung der Bevölkerung in den Jahren v. 1834—50.
Während die Verwaltungen deutscher statistischer Bureaus in der
Regel nur die Zahlen mittheilen, deren Erhebung sie veranlasst haben, hat
das königl. statistische Bureau zu Dresden es unternommen, theils durch
Gruppirung, Vergleich und Berechnung der Zahlen, theils durch einen bei-
j;egebenen Text auf die staatswirthscbaftlichen Beweise hinzuleiten, welche
in diesen Zahlen liegen. Die Statistik ffewinnt dadurch an Nützlichkeit flir
das ffrössere Publikum und für die Behörden selbst, welche nicht immer
mit dem Gebrauch der Zahlen so vertraut sind, um selbst das Facit daraus
zu ziehen. Wenn wir annehmen, dass letzterer Umstand es hauptsächlich
war, welcher bisher in Deutschland die Statistik vernachlässigen oder ge-
rin(|[schätzen Hess, so müssen wir uns von der Methode des königl. sächs.
Statist. Bureaus zu Dresden für das öffentliche Leben ebensowohl, als für
die Statistik selbst die günstigsten Folgen versprechen. Wir fürchten nur,
dass die Methode zunächst auf einzelne Länder und Zeiten beschränkt blei-
ben wird, wo der Zufall die zu solchen Arbeiten nöthigen hervorragenden
Kräfte in den statistischen Bureaus vereinigt hat. Die Schule gewöhnlicher
Beamten ist gänzlich unzureichend hierzu. Die Thätigkeit eines Statistikers,
welcher zugleich die Anwendung der Statistik umfassen will, erfordert eine
Liebe zum Fache, eine Aufopferungsfähigkeit und ein ununterbrochenes
Studium, wie es der grossen Mense von Beamten nicht eigenthümlich ist,
welche das Slaats-Examen als die letzte Anstrengung und das Amt als den
erreichten Ruhepunkt zu betrachten pflegen.
544 Volkswirthscbaftli^he Litor«tar^
Geheim-Rath Weioüg und Dr. Engel, der erstere als Birector der bandels-
polilischeu Abtbeilung des Ministeriums des Innern, der letzlere Special-
Pirektor des stalistiscnen Bureaus, haben in wenigen Jabren die Statistik
Sachsens zu einer Vollständigkeit erhoben, die in keinem andern Lande
übertroffen wird. Solchen Kräften ist auch die neue Methode möglich ge-
wesen, Yon welcher wir wahrscheinlich vergeblich wünschen, dass sie all-
gemein werden möge
Schmidt, Carl, Sccretair im Amerikanischen. Consulat zu Leipzig. Dies
Buch gehört dem deutschen Auswanderer. Eine geographisch-
statistische und geschichtliche Beschreibung der Vereinigten Staaten von
Nord -Amerika, mit besonderer Bücksichtnahme auf Auswanderung und
Colonisation. Ein vollständiger Bathgeber für Auswanderer nach und
durch Nord-Amerika, Canada, Texas, Californien etc., nebst Angabe der
verschiedenen Beiserouten zur See und im Inneren. Mit einer sehr voll-
ständigen Karte. Leipzig. Otto Wigand.
Die Zahl der den Auswanderern gewidmeten ßUchcr ist sehr gross, die
Mehrzahl sind aber Traktätlein zu Gunsten von Schiffs -Expedienten und
Gasthaus-Besitzern, oder mehr darauf berechnet» zum Abschiede noch einige
Gulden jedem Auswanderer abzunehmen, als ihm Nutzen zu leisten.
Solche Industrie liegt dem vorliegenden Buche fern. Aus dem besten
Material hat der Verfasser systematisch Alles zusammengestellt, was zur
Kenntniss der neuen Heimatb dienen kann, welche alljährlich von ein paar
Mal hunderttausend unserer Landskute aufgesucht wird. Dem gebildeten
Auswanderer kann ein besseres Buch kaum geboten werden. Dem Titel
wird mit grosser Gewissenhaftigkeit Gentige geleistet.
Schmidt, Th., Beiträge zur Kunde Pommerns Herausgegeben von
dem Verein für Pomm ersehe Statistik, ö. Jahrgang. Erstes Heft.
' Inhalt: Die Pommerschen Chausseen. Stettin bei T. H. Morin.
In dieser neuesten der trefflichen Schriften, welche von dem Verein
für Pommersche Statistik veröffentlicht worden, wird in eindringen-
der r^eisterhaftcr Weise das ßedürfniss der Chausseen geschildert.
DiQsem ßedürfniss gegenüber werden d^e wohibegründeten Klagen auf-
geführt, zu welchen der,Stra$senbau in Pommern, verglichen mit dem in
anderen. Provinzen Preussens, Anlass giebt Das Verfaä,ltniss der Staats-
strassQn zu der Ausdehnun^^der einzelnen Begierungs-Bezirke zeigt im
Jahre 1852 eine Meile Staats-Chaussee auf 5,7 a Meilen in Königsberg, 6,1
in Gumbinnen, 3,3 in Danzig, 5,3 in Marienwerder, 7,2 in Posen, 0,5 in
Qromber^, 3,6 in Stettin, 3,7 in Köslin, .3,8 in Stralsund, 2,8 in Breslau, 2,1
in Liegnitz, 4,4 in Oppeln^ 2,1 in Potsdam, 6 in Frankfurt, 2,6 in Magde-
burg, 1,8 in Merseburg, 1,2 in Erfurt, 2,4 in Münster, 1,5 in Minden, 0,12
in Arnsberg, 1,5 in Coblenz, 0,15 in Düsseldorf, 2 in Köln, 2,1 in Trier,
2^5 in Aachen, 2,93 in der ganzen Monarchie.
Der Chausseeball in P.ommern mag in 3 Abschnitte getheit werden:
iin ersten, der die Zeit van 1823 bis 1842 umfasst, wurden die Chausseen
auf Staatskosten erbaut upd ebenso die Unterhaltung vom Staate übernommen,
wenn auch Stadt und Land einzelne selbstständige Opfer bringen musstcn.
Im zweiten Abschnitte begann der Bau auf Kosten der Kreise und der Pro-
vinz, der Hauptleistang dieser beiden Factoren stand eine Staatsprämie von
10,000 Thlr. pro Meile und die Unterhaltung aus Staatsmitteln zur Seite.
Im dritten Zeitabschnitte, seit 1847, tritt die Thätigkeit der Kreise ul3d
Commnnen in den Vordergrund; sie bauen zwar mit Hülfe einer StaaLsprämie
von 3000 Thlr., aber übernehmen selbstständig die Uniediallung der Strassen.
y«lk8wirthyel)|i'ftUehe LfUratur. 546
Der Herr Verfasser hält den GruBdsaU fest, dass/so lange der Staat
Strassen baut, kq welchen die Steuern aller Theile des Staates beitragen,
auch alle Theile eine gleiche Terhällnissmässige Berücksichtigung eu er-
warten berechtigt sind. Für Strassen jedoch, deren Bedürfniss mehr locaier
Natur ist, will er das: «Hilf dir selbst!*^ in vollem Maasse in Anwendung
gebracht wissen.
Dieser Grundsatz hat in Schlesien und in der Rheinprovinz die meisten
Provinzialstrassen geschaffen, während am Ende des Jahres 1845 in Pommern
noch keine einzige Meile von solchen Strassen war, zählte die Rheinprovinz
circa 178 M. Die neue freihändlerische Schule von Schriftstellern, welche
die politischen Fragen weniger beachtet, dagesen die materiellen Vortheile
eines Volkes vorzugsweise im Auge hat, demselben billige und gute Kleider»
nahrhafte und reicnlicfae Lebensmittel, süssgezockerten Kaffee, preiswürdige
und wohlriechende Gigarren, gute Wohnungen, billiges Feuerungsmaterial,
billige eiserne Werkzeuge jeder Art, billige Fahrpreise auf Ghausseen und
Eisenbahnen beschaffen will, sucht besonders in die Selbstständigkeit der ein-
zelnen kleinern Gemeinschaften emporzuheben« die communistische Gentrali-
sation des Staates zu durchbrechen und dadurch die Selbstbätigkeit einzelner
Kreise Air ihre eigenen Bedürfnisse zu befördern. Zu diesem Zwecke hebt
sie zugleich die Nothwendigkeit vermehrter Geld-Institute, die Bankfreiheit
etc. hervor, und an die richtige Grundlage und Ausbeutung solcher Ein-
richtungen knüpfl jene Schule auch für die Zukunft die weitere Förderung
des Strassenbaues.
Die grossen Ganal- und Strassenbauten in den Vereinigten Nordameri-
kanischen Freistaaten sind durch eigene Thätigkeit und durch Unterstützung
solcher Geld-Institute ins Leben gerufen!
SahiiUa*Ddit£S<^, 1., Associationsbuch fttr deutsche Arbeiter und
Handwerker. Leipzig 1853. Ernst Keil.
Alle jene grossen industriellen Unternehmungen, deren Erzeugnisse
mit denjenigen des Arbeiters in Goncurrenz treten, beruhen auf Association
in irsend einer Form. Der Fabrikant und sein Banquier, oder Actien-
Gescilschaften liefern das Capital, die Fabrikarbeiter sind die Associe's des
Fabrikanten. Die Goncurrenz dieser Associationen, wie kann sie natürlicher
gehalten werden, als durch Associationen?
Dies scheint die Grund -Idee 'von Herrn Schulzes Buch, welches die
Association als das Mittel anempfiehlt, die Lage des Handwerkers, die Lage
der Arbeiter zu verbessern.
Uns scheint es eines jener unbeugsamen Gesetze in der Entwickelung
der Cultur-Vcrhältnisse zu sein, dass das Handwerk in dem Fabrikwesen
untergehen muss. Wir betrachten es daher als vergeblich, (;egen dieses
Schicksal anzukämpfen, wir betrachten es aber als weise, sich mit dem
Schicksal zu vertragen und sehen den Vertrag in der Association, weil sie
eben die Haupteigenschafl des Fabrikwesens ist.
Unsere Ansicht wird bestätigt durch die Thatsache« dass in dem grössten
Fabrik-Staate der Welt auch die Association der Arbeiter zuerst ins Leben
getreten ist. Zuerst war diese Association eine abwehrende. Sie bildete
sich zunächst im Jahre 1824 in den englischen Fabrik- und Bergwerks-
Distrikten zur gegenseitigen Unterstützung der Arbeiter in der Noth oder
gegen Bedrückung der Fabrikherren, eines ihrer Mittel gegen die Bedrückung
war die Arbeitseinstellung in Masse (diese ist bekanntlich in deutschen
Staaten verboten, während die Arbeiter-Entlassung in Masse, die Vereinigung
der Fabrikherren zu Lohnherabsetzungen und dergleichen vollkommen frei
ist). Von jenen Anfängen , ging man in England zu den wicthsehafUichen
546 Yolkswirthschaftliche Literatur.
Associationen über, welche den Elnkaof der nothwendigen Lebensbedürf-
nisse im Grossen und die Verabreichung derselben an ihre Mitglieder in
kleinen Partien zu dem Engrospreise bezwecken. Es lag nahe, dass dem
Einkauf im Grossen auch die erste Zubereitung für (gemeinschaftliche
Rechnung folgte. Es giebt Vereine, welche eigene Mühlen, eigene Bäckereien
und Schlächtereien haben. Den wirthschaulichen Verbänden folgten in
England die Sicherheitsverbände. Zuletzt von allen traten die gewerblichen
Associationen auf; obwohl von so neuem Datum, obwohl durch die Gesetz-
gebung und durch die Verhältnisse keinesweges begünstigt, erfreuen sie
sich doch bereits eines grossen Erfolges.
In Frankreich, wo man alle Methoden des Organisirens durchgemacht,
kam die Regierung schliesslich selbst darauf, die Arbeiter- Associationen
hervorzurufen. Sie bewilligte im Jahre 1849 einen Credit von 3 Millionen
Franken. Wenn dieser Credit auch der Anlass war, die illusorischen Hoff-
nungen auf die Hülfe der sogenannten Organisation abzuwenden, so brachte
sie doch der Association den Nachtheil, dass die Verbände mehr durch
Gunst als durch die Natur gebildet wurden. Es verunglückten daher die
meisten, jedoch zählte man noch im Sommer iK^l im Seine- Departement
40 grosse Manufaktur-Associationen mit etwa 2000 Theilnehmern und circa
120 kleine, von welchen viele nur d — 10 Mitglieder halten. Dort ist auch
die Einrichtung getroffen, dass viele nur als adherents, d. h. durch ihre
Geldbeiträge zum Betriebsfond sich belheiltgen und bis es mödich ist, sie
in den Werkstätten aufzunehmen, ausserhalb Beschäftigung suchen. In den
Departements werden nur etwa 30 solcher Verbände gezählt, weil kleinere
Orte nicht die erforderliche Kundschaft bieten, um grössere Arbeitergruppen
zu beschäftigen. Wirlhschaflliche Vereine bestehen dagegen auch in den
Departements mehrere.
lieber die verschiedenen Associationen zu Paris entbllt das vorliegeade
Buch ausführliche interessante Berichte.
In Deutschland wurden namentlich im Jahre 1848 verschiedene Arbeiter-
und Handwerker -Vereine versucht, aber sie strebten meistens nach socia-
listischen Organisationen, und manche Gewerbegesetze beweisen, dass dies
nicht ohne Erfolg geschah. Eigentliche Associationen zu bestimmten wirth-
schafllichen und gewerblichen Zwecken kamen erst seil 1849 auf; bezüglich
des Gewerbebetriebs auf gemeinschaftliche Rechnung sind einige Schneider-
Associationen in Berlin zu erwähnen. Von wirthschafllichen und solchen
gewerblichen Associationen, welche den gemeinschaftlichen Ankauf von
RohslofTen bezwecken, bespricht das vorliegende Buch namentlich die in
seiner Gegend^ befindlichen. Es sind in Delitzsch, Eilenburg und Bitterfeld
seit 1849 im Ganzen 12 Associationen ins Leben getreten, Wovon sich 6 auf
specielle Gewerbe, 2 auf die Krankenpflege beziehen, 2 den Vorschuss-
Vereinen angehören und zwei für nothwendige Subsistenzmiltel sorgen.
Der Verfasser theilt die Statuten und Rechnungsablagen dieser Vereine so-
wohl als anderer in Braunschweig bestehender ausführlich mit. Wir er-
wähnen hier nur, dass die Vereine sich sämmtlich in guter Lage zu be-
frnden und äusserst wohlthätig zu wirken scheinen. Der Herr Verfasser
ruft die deutschen Handwerker auf, durch Gründung von Associationen,
diesen Innungen der Zukunft, sich und dem Gemeinwohl aufzuhelfen.
Schulze, H. F. J. Dr., ausserordentl. Professor der Rechte an der Universität,
Beisitzer des Schöppenstuhls und Lehrer des Landwirthschaftsrechts am
landwirthschaftl. Institut zu Jena. National-ökonomische Bilder
aus Englands Volksleben. Mit besonderer Berücksichtigong der
landwirthschaftlichen und industriellen Verhältnisse. Jena. Druck und
Verlag von Friedr. Mauke, 1863. 8. 8. XVI und 383.
!
yolkswirlbsehamiohe Literatttr. 547
Das Bestreben der Wissenschaft, sieb den Kreisen des gebildeten Publi-
kums im weiteren Sinne durch zweckmässige Auswahl der Materie und
anziehende formelle Darstellung zugänglich zu machen, hat in dieser Schrift
eine sehr glückliche Losung gefonden. Der Verfasser, Sohn des in weitem
Bereiche so rühmlich bekannten Directors des besuchtesten landwirth--
schaftlichen Instituts, lässt es nicht dabei bewenden, das materielle des
landwirthschaftlichen und industriellen englischen Volkslebens von den
wichtigsten Gesichtspunkten aus zu schildern un(l zu beleuchten, sondern
er fasst das Leben in seiner Gesammtheit, zieht Kunst und Wissenschaft,
Politik und Humanismus, mögen sie als Wirkung oder als Tendenz sich
zeigen, in seinen Gesichtskreis. Es umfasst das Buch L Abtb.: Volk und
Land im Allgemeinen. Die englische Nationalität in ihrer geschichtlichen
Entwickelung und ihren gegenwartigen Bestand. 1) Gälische oder keltische,
2) germanische Betölkerung. Bevolkerungs -Verhältnisse. Hauptbeschäfti-
gungen des Volkes. Physische Beschaffenheit des Landes. Politische Ein*
theitung des britischen Reichs. 11. Abth.: Landwirthschaft und Landleben.
Physiognomie und Landes- A^ranrerfassung. PachtTcrhältnisse. Die ver-
schiedenen Klassen der ländlichen Bevölkerung. Deren sociale St-ellung,
Lebensgewohnheiten und ökonomische Bedeutung. 1) Die Landlords. Ein-
richtung der grossen Herrensitze und Parks. Juristische Gestaltung des
Grundeigenthums. Erbrecht und Fideicommisse. 2) Die Farmer. 3) Hand-
arbetter bei den Landw, Der Charakter der englischen Landw. im Allge-
meinen. Physiognomie eines englischen Farmhofs. Landwirthschaftiiche
Gebäude und Maschinen. DOngung. Einhegung. Trockenlegung des Landes.
Die wichtigsten Gulturpflanzen. Thierzucht der Engländer. Ihre wichtigsten
landwirthschaftlichen Thiere. Der Markt von Smithfield. Uebersicht ober
den Gesammtbetrieb der Landw. Bebautes Land und wüste Strecken.
Gemeinheitstheilung. Waldbau, Jagd, Bergbau, besonders auf Kohlen'.
Die englische Fischerei. ■ III. Abth.: Industrie und Stadtleben. Englands
industrielle Grosse in ihrer geschichtlichen Entwickelung und ihren gegen-'
wärtigen Bestand. I) Physische, 2) moralisch -politische Gründe. Die Ver-
arbeitung der Baumwolle Der Höhepunkt der englischen Industrie. Man-
chester. Die übrigen Hauptzweige der englischen Industrie. Wolle. Lein-
wand. Seide. Metallverarbeitung. Irdene Waarenindustrie. IV. Abth. : Licht
und Schatten im englischen Volksleben.
Soetheer, Ad., Andeutungen in Bezug auf die vermehrte Gold-
production und ihren Einfluss. Hamburg 1^52.
Eine jener sorgfältigen Arbeiten, deren wir dem Verfasser so viele
verdanken, mit Bezug am die Frage, welche die Gegenwart vielleicht am leb-
haftesten berühren. Der Verfasser giebt zuerst eine übersichtliche Zusaoamen*
Stellung statistischer Nachweise und Schätzungen über den Betrag der frühe-
ren und jetzigen Production und Gonsumtion von edlen Metallen, über die
Menge des circulirenden haaren Geldes, über das bisherige Werthverhäit-
niss des Goldes und Silbers zu einander, dann macht er den Leser mit den
auf dies Verhältniss sich beziehenden Bestimmungen verschiedener Münz-
gesetzgebungen und einige der wichtigeren Bankverhältnisse bekannt. Schliess-
lich erörtert er, welchen Einfluss man von der vermehrten Goldproduktion
auf das gegenseitige Verhältniss der beiden edlen Metalle erwarten darf
und was die Folge einer erheblichen Vermehrung der haaren Girculations-
mittel in Bezug auf die Preise überhaupt sein wird.
Die Metallproduction anbetreffend, so führt der Verfasser für das Jahr
1851 143400000 Thfr. Werth der Gold- und 61000000 Thlr. Werth der Silber-
Sroduction an und gelangt durch Vergleiche mit früheren Zeiten zu dem
chluss, dass das jährlich gewonnene Gold sich xum Silber verhielt
!H8: V<)r|k5wirtiisdbMUjehe LiUrttuf.
zu Anlinf des lalniiuiHlerU geoeawäftlg
Procent des Gewicht 2,6 : 97,4 13,6 : 86.4
„ Wertbes 20:7,1 70:30
luad d«sft das baar circulirende Medium sieh im Laufe der ieteten 5 Jahr,
iocl I8§2, um mebr. als (SOOMill« Tblr. vermehrt habe.
Der Gebrauch upd Verbrauch v«(d edlen Metallen lässt sich noch weni-
ger genau schätzen, jedoch erwähnt der Verfasser Angaben, nach welchen,
man Anfanas 1848 Barren und Münzen auf 3000 bis 36000 Millionen liilr.
Werth aoscmagen kann«
Das Vef bältoiss des Silber Wertbes zu Gold flndet sich dOO Jahre vor
«iMserer Zeitreebnung wie 1 : 13, hundert Jahre später in Griechenland wie
1 : 10, 40 Jahre v. Chr. Geb. bei der römischen Ausmünzung wie t : 11,90470;
400 nach Chr. wie 1 : 11,40, im 13. u. 14. Jahrhundert 1:11, nach Adam Riese
im J. 1522 wie 1 : 10,50 angegeben. Die ReiehsmUnzvörodnung yqii 1559 be-
stimmi das Verhältniss auf f: 11,44, die französische Münzordnun^ v. 1641
auf 1 : 13,80, der Leipziger Münzrecess von 1690 auf t : 15,22. Nach denn
Hamburger Courazettel berechnet der Verfv das Verhältniss des Goldes zum
Silber 1700 14,80 : 1, 1720 15,06: 1, 1740 14,98 : 1, 1760 14,91 : 1, 1780 14,69: 1,
1800 15^64:1, 1820 15,62:1, 1840 15,43: l, 1850 15,59:1, 1852 15,43:1.
In der Geschiebte, in. der Praxis des Gescbäftstebens, findet der Yer*-
fasser verschiedene Anhaltspunkte zu der Annahme, dass in den meisten
Ländern die Goldwährung an die Stelle der Silberwährung treten werde.
Von der Erörterung des Werthverbältnisses zwischen Gold und Silber geht
der Veriaflser aul den Einfluss der Veränderung dieses Verhältnisses und
der Zunahme der edlen Metalle auf die Preise detr Güter über. Auch hier
glaubt er in Preis -Angaben früherer Jahrhunderte die Bestätigung des
ökonomischen Salizes zu finden, dass dii& Preise dar Dinge mit. der Ver-
mehrung der Umlaufmittel steigen. Wir halten die Richtigkeit dieses Satze»
für umweifetiMH. Wir können aber i einen Zweifel nicht. unterdrücken, ob
sich das Vertrauen zu jenen Angaben und der Vergleich daa^iger Ver^
hältnisse mit heutigen rechtfertige lässt, wenn wir erwägen, wie lokal da-«
mals der Handel bat Mangel an Strassen etc. sein musste, namentlich in
Getrade, dessen frühere Preise allein mit einiger Sicherheit zu ermitteln
sind. Der Verfosser bestreitet die Ansicht, dass der Credit zur Entwerthung.
des haaren Geldes beitrage, dass die Vermehrung der Metalle den Zins«*
fuss bedeutend herabdrücke; er zieht auch das Papiergeld und Banknoten
in den Bereich seiner Betrachtungen, er zeigt dass im Vernältniss ^nr Zunahme
des Handels eine grosse Vermehrung edler Metalle eine Nothwendigkeit
ist, er ciebt der Vermutbung Raum, dass die Entdeckung edler Metalle
einen allgemeineren und gleicmnässigeren Maassstab im Wertne herbeiföbren,
dass durch sie einer Verthetierung der edlen Metalle Torgcbeugt wird,
dass die Mittel einer sicheren Geldeirculation gekrafligt und Handelskrisen
vermindert werden.
Sick, Faul B., Secretair des König], württemb. statistischen topographischen
Bureaus, Beiträge zur Statistik der Landwirthschaft des König-
reichs Württemberg. Stuttgart, J. B. Müllers Verlagshandlung.
Durch die im Jahre 1818 angeordnete Vermessung des Landes ist der
Württembergische Landstatistik eine Unterlage gegeben, welche aus unbe-
greiflichen Gründen erst jetzt von dem statistisch -topographischen Bureau
benutzt werden darf.
Aus der vorliegenden interessanten Arbeit entlehnen wir folgende sum-
marische Angaben über die Benuts^ung der Bodenfläche, nach den Katastor-
Angbcn von 1818—35 in Morgen*) und in %,
1) l wiirtteiiib«rgtseb«r Itergen » 1*>^ preufitisoto 'Morgen i« (jF^^^yrUn^i JCoi|;en.
Yollrswirftbsciitftliche Litieraiar.
549
Im Kreise
■^
m
m
Benntznng der Bodenfläohe.
Neokar
u*.i:j»4'a
Schwaxa-
waTd
Jagst
'1 I flu
Donau
. / ■ I 1 lASH
Im
ganzen
Lande
issssz
^a±
a) Gebäude und Hofstätten :
Friedhöfe
B)GTIrt6n:
Gemüse u. Baumgärten . . .
Gras- u. Baumgärten . . . .
Länder^)
Hopfengärten
Lustgärten
c) Acker:
flürlich gebaut ohne Bäume .
„ n mit Bäume . .
willkürlich gebaut ohne Bäume
M 9 mit Bäumen
Wechselfelder, gebaute *) .
» un gebaute*) .
n mit Holz . .
d) Weinberge,
zum Weinbau bestimmt . .
anders angebaut ....
e) Wiesen,
2mähdig mit Obstbäumen .
^ ohne Obstbäume .
1 mähdig mit Obstbäumen .
n ohne Bäume . .
fi mit Busch- u. Waldb
f) Waldungen,
Laubholz
Nadelholz .
gemischt .
unbestockl .
Parke . .
g) Weiden,
mit Obstbäumen .
mit Holz bestockt
blos mit Gras . .
h) Nicht culturfähig
i) Gewässer . . .
k) Strassen u.Wege (ohne Eisenb.)
5958 «
2124'
12821*
7264«
60«
470»
^427982*
10269*
31698«
9440»
3885«
55»
2«
52103»
2212'
16672»
91222»
If' 1429»
13038
3341
246822
22198 <
28411»
73*
3337»
1921»
4344»
11388'
10600*
7461»
27910*
6189»
1691*
13746 *
9564»
74»
21
411603
■13074
86332*
7977*
52373
' 2859
428»
6433*
645»
16163
121792 1
1033*
'20657'
9929
147888
373563
'70219
920»
1372»
30943 '
52875'
16972*
5683*
31436»
7121*
2167'
23754»
9137*
151»
270»
«
527702*
?881'
74993*
5386«
29401 *
3868»
-211»
18824»
• 307»
9088*
215757
1749'
■32782
2677
270106»
173272
6271 [ *
505
0
943*
27591 '
54401»
25671 »
8460
38507
8651'
2095
24432
11384
164
107
623700
925
14S455
• 1140
152818
3328
576
2993
• • 0
12960
170040
441
123258
17578
254234
182409
81810
211
3
490
•20424
60232
31216
18630
35029
27920'
8079*
74754*
37350»
450'
869*
1990987*
27151»
336479»
23908'
238478«
10111»
1219»
79755«
3165'
54879»
598811»
4653»
189737«
33525*
919101*
751443'
243212»
1711*
3342
4728*
83804»
178898*
84460»
40236
132883'
Der Gesammtflächeninhalt ist 6188252 Morgen. Die Zahl der ParcellejQ»
in welchen dieses Areal vertheilt ist, 5005979 Morgen.
Von dem Jahre 1852 hat das topographisch -statislische Bureau nach
Schätzungen, welche von Feldkundigen in jeder Ortsmarkung vorgenommen
wurden, die gegenwärtige Ausdehnung der einzelnen Kulturen und den
1) Länder heissen in Württemberg diejenigen Gmndstücke , welche aanfiehst aa den Ort-
schaften gelegen, keiner Zeig angehören.
2) Wbchfrelfelder sind nach der Katasterinstruktion solche, welche in der Regel wüste liegen
nnd nur zuweilen angeblümt sind.
3) Ungehante Felder sind solche, welche cur Zeit nicht bebaut werden, obwohl sie nicht
ganz eulturunfShtg sind.
650
Volkf wirlhscfaaftiibbe Literatur.
Entte-Brtnrg des betreffenden Jahres zcis^mmengestelt, letzteren nach den
Berichten, welche die Oberämter unter Beiziebung von Mitgliedern der
laodwirthscbafüichen Bezirks-Vereine über den Durchschnitt der £rnte
in ihrem Bezirke zu erstatten verpflichtet sind. Hiernach waren im ganzen
Königreich
bepflanzt mit
1 , *• I I I II I III 1 1
Winterweizen
Winterroggen
Wintergerste
Winterdinkel ,
Mengfrüchte im Winterfeld . . .
Sommerweizen
Sommerroggen. ......'.
Sommergerste .
Sommerdinkcl
Mengfrüchte im Sommerfeld . .
Hirse
Buchweizen
Erbsen
Linsen
Wicken
Acker bohnen
Andere Hülsenfrüchte .....
Mais
Kartoffeln
Kopfkohl
Winter- und Sommerraps . . .
Mohn
Flachs .
Hopfen
Taback
Andere Gewerbspflanzen ....
Futtergewächse
Wurzel- und Knollengewächse • .
Hierunter Runkelrüben . . . .
Kornobst .....;....
Steinobst
Weine 81432 Morg. wovon in Ertrag
Morgenzabl
fS52
mittlerer
Ertrag
Ernte von
1852
22623
115252
. 8822
655658
6593
16612
19160
251757
160792
2714
11419
364
532
15554
20795
39286
17355
2410
6454
120995
32192
29448
6453
22557
2243
396
58
270592
48782
1212
B&ame
4724102
3223572
Morgen
58045
Scheffel
60504
328120
32569
3997710
43838
42382
903345
1933936
37747
46788
115736
53267
23100*)
Slmri«)
18859511
Scheffel
Pfd. gehechelt
Centner
Simri
7717561
1360253
SeheffeP)
75805
283999
39456
4170751
19779
47691
52620
1077211
1849998
13570
39966
1784
2128
37376
45756
10Q776
56389
27250
Simti»)
9563294**)
107 Mill. St.
Scheffel
71041
12978
1823976
9133
3861
11635456
7941466
638571
Simri
3395726
720934
Eimer
89571
1) 1 -wUrttemberglscher Scheffel ■■ S*** preuBs. Scheffel « S**» Wiener Hetzen.
8 Simri — 1 Scheffel, bei Kartoffeln versteht sich gehänftes Msass «'86—40 Pftwd.
*^ Einschliesslich des als Zwischenbau in den Weinbergen geronnenen.
womnter 1091819 Simri Kranke.
VolkswirthschafUiche Litemtar. 651
Der ViehsUDd war 1. Jan. 1653 84878 Pferde 10163 Fohlen, 126407 Ochsen
und Stiere, 425266 Kühe, 238675 Rind«»:. 21 1 U Kälber, 351 Esel, 52537 spanische
Schaafe, 309968 Bastardschaafe, 95983 Landschaafe, 143524 Schweine , 42064
Ziegen, 75358 Bienenstöcke.
Stolle, Dr., Uebersichtskarte der Zucker-Industrie.
n der Zuckerproduhtion.
Verlag von J. A. Herbig in Berlin.
Zwei Karten, welche dem Titel entsprechend durch Zeichnung und
Farbe die Ausbreitung der verschiedenen Zucker-Industrien darstellen und
als Staat eine Statistik dieser Industrien enthalten > welche einen seltenen
Grad von Vollständigkeit erreicht.
Nach Dr. Stolle ist die jährliche Production
von Rohrzucker 41153070 Ctr. =■ 87,7 pCt
„ Rübenzucker 3296417 „ = 7,3 „
„ Palmenzucker 2000000 „ = 4,2 „
n Ahornzucker 404957 „ = 0,8 «
Zusammen 46854444 Ctr. ^ 100 p€t.
Die grösste Anzahl von Rübenzucker-Fabriken ist gegenwärtig in Russ-
land, nämlich 360; Frankreich mit 334 Fabriken nimmt den zweiten Rang,
der Zollverein mit 237 Fabriken den dritten ein.
Die grösste Quantität Rübenzucker wurde 1851 in Frankreich producirt,
die zwei^rösste im Zollverein.
Die grösste Anzahl von Rübenzucker -Fabriken, welche über 7500 Ctr.
Zucker jährlich produciren, ist im Zollverein. Der Durchschnitt des von
jeder Fabrik erzeugten Rübenzuckers ist im Zollverein 5150 Ctr., in Frank«
reich 4000 Ctr, in Belgien 3700 Ctr., in Oesterreich 1500 Ctr.
Die grösste Menge Rohrzucker liefern, nach Stolle* die britischen
Colonien auf den Weltmarkt.
Der grösste Zuckerverbrauch ist in Venezuela, d. h. etwa 180 Pfd. per
Kopf, der geringste in Russland, d. h. 1 \i Pfd. per Ko|}f jährlich.
Die Besteuerung des Zuckers beträgt im Ganzen in England nahe an
5 mal, in Frankreich über 4 mal so viel als im Zollverein.
Auf den Kopf trifft in England 29 Sgr., in Frankreich 16 Sgr. 7 Pf., in
Belgien 7 Sgr. 5 Pf , im Zollverein gegenwärtig 4 Sgr. 7i^Pf. Zuckersteuer!
Strackeijan, F. Ant, Schifffahrts-Handbuch. Eine Sammlung der
Handels- und Schifffahrts -Verträge und der Schifffahrts -Gesetze und
Verordnungen Oldenburgs. Mit den Angaben der Schiffs -Unkosten an
den Oldenburgischen Hafenplätzen, mit einem Anhange, enthaltend die
Verzeichnisse der Oldenburgischen Schifffahrts -Behörden und Consuln,
Nachrichten über Versicherungs -Gesellschaften und Schiffer -Witt wen -
Kassen etc., die Schifffahrts -Geschäfts -Adressen und das Verzeichniss
der Oldenburgischen See- und Küsten schiffe. Oldenburg 1853 bei Schulze.
Es darf von diesem Buche gesagt werden, dass es den Wunsch rege
macht, auch von anderen Deutschen Seeländern gleiche sorgfältige Arbeiten
erscheinen zu sehen. Es würden solche dem Geschäftsmann« ein äusserst
nützliches Material, dem Statistiker eine werthvolle Quelle bieten. Der
Inhalt des Buches entspricht dem Titel und zeichnet sich aus durch syste-
matische Anordnung und Vollständigkeit der Angaben.
Wiese, H. 8., Brotbriefe. Verlag von Heinrich Hübner in Leipzig, 1853.
An diesem Werke ist der darstellende Theil und derjenige zu unter-
scheiden, welcher die Ansichten des Verfassers enthält. Der erste ist eine
552 ?olkswirthflchaft!icfae Literatur,
interressahte Arbeit, mit einer Fülle von Sachkenntniss ausgestattet, der
letztere Theil bat venig Ansprach auf den Beifall der Kritik. Eine Origi-
nalität tritt darin allerdings hervor, es ist aber unseres Erachtens keine
glückliche, wenn sie ein sogenanntes providentielles System, welches
schliesslich nichts als den alten Staat anempfiehlt, mit seiner Bevormundung
aller und jeder TbStigkeit , oder wenfn sie den Credit wie er besteht,
oppretiv nennt imd ein Beispiel anführt, dass sogar das Anleihen eines
deutschen Fürsten - Vereines erst von den Geldleuten garantirt werden
musste, während eben der Mangel an einer solchen Garantie kürzlich die
Zahlungssuspension desselben Vereines veranlasst hat.
Der Verfasser ist ein ausgezeichneter Landwirth, der mit Leib und
Seele für die Interessen der landwirthschaft wirken will. Wir zweifeln
aber, ob ihm diess gelingt, indem er ein Svstem anempGehlt, welches in
seinen Consequenzen genau die Handelspolitik haben muss, welche in
Oesterreich lange geherrscht, und so viel uns bekannt, mehr als alles andere
der Landwirthschaft geschadet hat. Vom Absolutismus mehr zu erwarten
als von dem constitulionellen System, ist Geschmacksache. Die Vergangen-
heit beweist nichts für Ersteren, sonst wäre es unerklärlich, warum Herr
Wiese die Laffe der Oesterreichischen Landwirthschaft so beklagenswerth
findet. Das Üebel liegt unseres Erachtens nicht an der politischen Form,
sondern darin, dass zu jeder Form, wenn sie nützlich sein soll, Menschen
gehören, wie man sie eben sehen findet. Auch wir sind £ür eine provi-
dentielle Gestaltung der socialen Zustände, uns scheint aber, dass diese
Providenz seit Erschaffung der Welt, weit über alle Staatsformen besteht,
und das zur Verbesserung der Zustände nur abgeschafft zu werden braucht,
was von den Menschen im Widerspruch mit jeder Providenz hineingetragen
wurde.
)
j
Das statistische Central -Archiv.
Bericht für das erste Semester 1853.
Ende Torigen Jahres habe ich an die verschiedenen Begierungen, an die
Yerwaltangen öffentlicher Anstalten und an die Freunde der Statistik Überhaupt
die Einladuag gerichtet, mich in dem Versuche zu unterstützen, ein statistisches
Central-Archiy zu gründen.
Als Zweck dieses Archives bezeichnete ich die Ansammlung und Nutzbar-
machung der Thatsachen und Erfahrungen, welche der Gesetzgebung, der Wissen-
schaft und dem Geschäftsleben als Material und Leitfaden dienen können.
Zur Erreichung dieses Zweckes erbat ich mir die Einsendung von Gesetzen
und statistischen Veröffentlichungen der Begierungen, Vereine, Anstalten u. s. w.,
indem ich mich bereit erklärte, dagegen mit Mittheilungen zu diesen, wo solche
gewünscht werden, unentgeldlich , in so fem es sich nur um Abschriften und
Auszüge aus dem vorhandenen Material handelt, gegen Honorar, in so fem voll-
ständige Bearbeitungen des Materials gefordert werden.
Das Unternehmen sollte auf diese Weise einfach ein Organ sein, die Statistik
immer mehr von der Stellung der Guriositäten-Sammlung zu der eines nützlichen
Hülfsmittels für die Thätigkeit der Verwaltung, und des Geschäftslebens zu
erheben.
Der Prüfstein für die Nützlichkeit dieses Versuches lag in seinem Gelingen,
denn dieses Gelingen hing davon ab, ob dem Archiv die Mittheilungen gewährt
und ob ihm Aufträge gegeben werden, deren Bezahlung die Unkosten und Mühe-
waltung deckt.
Mit besonderer Genugthuung bin ich im Stande, schon in dem gegenwärtigen
ersten Bericht über die Thätigkeit meines Central- Archives mittheilen zu können,
dass dieses Gelingen vollkommen gesichert, die Nützlichkeit des Untemehme^
anerkannt ist.
Beinahe sämmtliche Begierungen der civilisirten Welt haben meine Einladung
mit Wohlwollen aufgenommen. Eine abschlägige Antwort ist bis jetzt von einem
einzigen kleineren Deutschen Staate eingelaufen. Die ersten Deutschen Journale
haben meine Schritte dadurch unterstützt, dass sie dieselben befürworteten.
554 Statistisches Central-Archiv.
Jene Begierungen, mehrere statistische Vereine, viele öffentliche Anstalten
und Private haben mich bereits mit Zusendungen begünstigt. Die Zahl der mir
zugekonmienen Documente, Druckschriften etc. beläuft sich auf einige Tausend.
Die von denselben Seiten mir ertheilten Aufträge zu Arbeiten haben die be-
deutenden Kosten des Archives nicht allein gedeckt, sondern bereits einen kleinen
Ueberschuss gewährt.
Dieser setzt mich in den Stand, in der Folge durch Vermehrung der Arbeits-
kräfte das Material systematisch ordnen zu lassen , und in einem geeigneten Lo-
cale Denjenigen zur Einsicht freizustellen, welche sich dafar interessiren.
Die vorläufige Organisation des Archives besteht:
1) in einer ftUg6niela6ll Abtheilung, aus welcher allmählig die Unter-
abtheilnngen abgezweigt werden sollen;
2) in einer Abtheilung für AüSWandeniDgS- Und GolOllisatiOllSWtSeil,
durch die bestehenden Beziehungen mit dem hiesigen Vereine für die
Deutsche Auswanderungs - und Colonisations - Angelegenheit vervoU- '
ständigt ; , .
3) in einer Abtheilung f&r das YersicheniftgaWeseB, durch die Mitwirkung i
der ersten Deutschen Versicherungs-Gesellsohaften gegründet.
Das Material der ersten beiden Abtheilungen wird zum Theil auszugsweise
durch die ,, Nachrichten ans dem Gebiete der Staats- nnd der Yolkswirthschaft,"
das der dritten Abtheilung durch die „YersichernngS-Zeitung" veröffenüidit.
Beide Blätter decken bereits ihre Kosten und gewähren einen, freilich noch
sehr bescheidenen, Arbeitslohn.
Die nächste Ausbreitung des Central- Archives besteht darin, dass eine vierte
Abtheilung für Bankwesen^ eine fünfte für ZoUwesea und eine sechste fUr
Eil enbahaweaen errichtet wird.
Die Abtheilung über das Bankwesen ist bereits durch die Verbindung mit
einigen hundert Banken gesichert, deren Einsendungen demnächst in meinem
Buche „Die Banken^' veröffentlicht werden.
Die Abtheilung für Zollwesen ist durch die zahlreichen Büttheilungen be-
gründet, welche mein Werk, die „Zolltarife aller lioder^S ^' Folge hatte.
Bezüglich der Abtheilung für Eisenbahnwesen habe ich noch den Mangel
der Miltheüungen einiger Eisenbahn -Gesellschaften zu beklagen.
Ich ergreife diese Gelegenheit, meinen Dank für die dem Unternehmen bis-
her gewordene Unterstützung auszudrücken und mir dieselbe fernerhin zu erbitten.
Berlin, im September 1853.
Otto Hühner.
l
I
Register.
■Aachen, Einw., Budget 433, Armenverwaltung
484, Finanzen 435, Versich.-Ges. 474.
Altena, See-SchifTf 214, 218, Yersiclu-Ges. 474.
Anhalt, ElbSchifiTahrt 484, ZollTerein 309.
Ansbach, Bevölkerung und Gewerbe 449.
Annaberg, Einw. 435.
Antwerpen, Deutsche Auswanderung 490.
Arnsberg, Einw. 424. AschaflFenburg 446.
Augsburg, Bevölk. 443, Geschichte, Gewerb-
th&tigkeit 449, 450, 451.
Aurich, Landdrostet 303.
Australien, Deutsche Auswand. 492, Australien,
Afrika, Amerika, Asien, Schifffahrts-Verkehr
mit Deutschland 361.
Baden, Zollvereins-Verträge 308, Rübenzucker-
Fabriken 330, Zoll - Einnahmen 330, 331,
Bevölk. 335, Eisenbahn 370, 376, Gemeinde-
Ordnung 404.
Baireuth, Bevölkerung u. Gewerbe 449.
Bautzen, Bank 466, Versicherungswesen 476.
Bayern, ZoUvertrXge 308, Rttbenzucker - Fa-
briken 330, Zoll -Einnahme 330*^ 331, Bew
335, Geschichte 445, Flussschifffahrt 481,
Kanalschifffahrt 487, Bank 466, 471, Yer-
brecherstatistik, Städte 445, Gewerbe 449.
Belgien, Import v. Mecklenburg 186, Verkehr
mit d. Zollverein 321, Schifffahrt in deutschen
Häfen, Commission centrale 508, Handels-
Verträge 503, Zuckerproduktion 549.
Berlin, JÜeteorol. Beobachtungen von 1842—52
12, Wasserstand 13, Bevölkerung 14, Ge-
burten 17, Ehen 21, Todesfälle und ihre Ur-
Sache von 1842^52 23, Gewerbliche Verhält-
nisse 37, Beamte 49, Fremden -Verkehr 41,
' Grundbesitz 40, Gebäude und Wohnungen
von 1819-~43 50, 415, Nahrungsmittel 54, 417,
Mahl- und Schlaohtsteuer 59, Märkte 60,
Brennmateriale 60, Marktpreise 61, 417, Ein-
fuhr von Getreide im Jahre 1851 u. 1862 65,
Schankstätten 66, öffentliche Fuhrwerke 67,
Sehifffahrt 66, Yiehstand 69, Schulen 70, 420,
Universität 74, Zeitschriften 77, Religions-
verhältnisse 78, Armenpflege 80, Medicinal-
i wesen 84^ 419, 421, JKrankenTerein« ete. 99,
Erankheitsarten 95, Cholera 99, Badeanstalten
HO, Hunde 109, Militair- Aushebung 110,
Kranken- und Sterbekassen 113, Berliner
Kassen - Vereine 466, 469, Sparkasse 115.
Renten -Versicberungs -Anstalt 117, Leihan-
stalten 120, 418, Feuerversicherung 122, Ver-
Bicherungs-Gesellsch. 473, 474, 476, Feuers-
brünste 123, Sicherheits-Polizei 126, Civil-
u. Griniiual-Rechtspflege 129, Auswanderungs-
vereiue 403, Gefangniss und Arbeitshaus 132,
Armenwesen 133, Steuern 415, Häuser-Ei--
' irägniss 416, Verkehr mit Mecklenburg 183,
Verbindungsbahn 372, Kriogsleistun^en 415,
Arbeitslöhne 417, Kassenverein 4^, Ge-
treidehandel, Spiritus-Einfuhr 417, Gewerbe
■ 37, Finanzen 415, Finanzverwaltung 402.
Bernburg, Eisenbahn 372.
Bielefeld, Bonn, Burg, Burgscheid, Einw. 424.
Brake, Schifffahrt 345.
Brandenburg a. d. H., Versicherungs-Ges. 474,
Bevölkerung 424.
Brasilien, Deutsche Auswanderung 492.
Braunschweig, Zollvereins-Verträge 308, Be-
völkerung 335, Rübenzucker -Fabriken 3.W,
Zollvereins-Einnahmen 331, Eisenbahn 369,
376, Messen 340, Auswanderungsverein 493.
Arbeiter-Associationen 546, Bank 472, Haupt-
stadt 443.
Bremen, Schifffahrt 345. 361, 400, Handel mit
Nahrungsmitteln und Gigarren 458, Rhederei
359, Diskonto -Kassa 471, Brodpreise 456,
Auswanderungsverein 490, Getreide - Import
von Mecklenburg 186, Bremen - Verdensche
Versich.Gesellscb. 474, Weserschifffahrt 485.
Breslau, Gewerbe, Steuern 428, Grundbesitz
426, Finanzen 425, 427, Geschichte 422,
Armenwesen, Bevölkerung 423, Miethswerth
der Wohnungen 424, uneheliche Geburten
307, Brod- und Kartoffel preise 456, Ver-
sicherungs-Gesellschaften 474, Bank 466, 469,
Auswandernngsverein 493.
Brieg, Bewohner 424, Oderscblfffahrt 486.
Britisch Nord -Amerika, Deutsche Auswande-
rung 492.
556
Register.
Budissin, LftndstXndlselie Bank 471.
Bndwelss, Schiflfahrt 489.
Bargenwerder, OderschÜIffthrt 486.
GalbeschUrrahrt 488.
Galifomien, Deutsche Answandernng 493.
Gapstadt, Deatsche Aaswandening töi.
Gassei, ZoUvereinsTertrag 808, Zoll-Einnahmen
331, Bevölkerung 335, Eisenbahnen 876.
Ghemnitc, Gewerbeachale 237, Einwohner 435.
Bank 414.
Giere, Einwohner 484.
Goblenz, Flussschifflfahrt 345.
Golberg, Schifffahrt 345.
Göln, Geschichte 432, Gewerbe, Einwohner,
Finanzen 433, Schulfahrt 480, Yenicherungs-
Gesellschaft 474, Auswanderungsverein 493,
A. Schafifhausen'scher Bankverein 471, 472,
Goln-Mttnster Hagel -Versieh -Gesellsch. 476.
Grefeld 424.
Crimitsehau, Einwohner 435.
Grivitz, Amt 170.
Danzig, SchllRahrt 345.
Dänemark, Schiffahrt in den deutschen H&fen
185, 361, 363, Getreide-Import von Mecklen-
burg 186, statüitlsches Bureau 517.
Darmstadt, (siehe Mainz) Zollvereins-Vertrfige
308, Zoll-Einnahmen 331, Bank 472, Bevölke-
rung 335, Eisenbahn 376, Budget 453.
Dessau, Landos-Bank 466.
Deutschland, Sandschifffahrt 185, Getreide 393,
Schlfffalurt und Rhederei 345, Eisenbahnen
365, Geü-eide-Einftihr in England 395, St&dte
412, Versicherungswesen 473, Auswand. 490.
Deutz, (s. Göln)
Dünkelsbühl 446.
Doberan 170, 174, 213.
Dömitz 170, 174, Heilanstalt 213.
Douau-Main-Eanal 487.
Dortmund 424.
Dresden, Finanzen 440, Kreis -Direction 224,
Sparkassen 248, chirurgische Akademie 240,
Einwohner 434, Armenpflege 440.
Düsseldorf, Einwohner 434, Finanzen, Arme,
Sparkassen, Leihanstalt 435, Bheinschlfff. 480.
Eichstädt 446.
Elberfeld, Einwohner, Finanzen 435, Versiche-
rungs-Ges. 475.
Elbing, Hafen, Einwohner 424, Flussschüff. 487.
Eide, Schifffahrt 184.
Emden, Schifffahrt 345, Auswanderung 490.
EmsRchifffahrt 488.
Engelhartszell, Donauschifffahrt 482.
Erfurt, Hagelversicherungs-Ges. 476.
Frankfurt a. M. , Zollvereins - Verträge 308,
Rübenzucker-Fabriken 830, Zollvereins-Ein-
nahmen 331, Bevölkerung 335, Messen 341,
Eisenbahn 371, Versicherungs-Ges^ 473, 474,
Auswanderungs-Verein 493, Brod- u.Eartoffel-
prelse 456, Erwerbs-Verhältnisse 457.
Frankfurt a. 0., Messen 336, 343, Bevölk. 424.
Frankreich, Schifffahrt in deutschen Häfen
185, 361, 363 Verkehr mit dem Zollverein
321, Städte 412, Handelsverträge 503, Ver-
brechen 509, Arbeiter-Association 546, Rüben-
zucker-Fabriken 549.
Freiberg, Bergakademie 239.
GeestemUnde, Schfffahrt 3l6.
Glatz, Bevölkerung 424.
Glauchau, Elnw. 435.
Gotha, Versicherungswesen 473.
Görlitz, Bew., Geschichte 428, Finanzen 429,
Leihanstalt 421.
Graudenz, Bev. 424.
Greifiswalde, Schifffahrt 345, Bev. 424, Yer-
sicherungs-Gesellschaft 474.
Griechenland, Schifffahrt in dentachen Häfen
361,363.
Grossbritaanlen, Sparkassen 391, Getreide 3^
Getreide-Import von Mecklenburg 18^ Schifl-
fahrt in den deutschen Häfen 185, 361, 368,
Eisenbahnen 386, Reform der Handels-Gesets-
gebung 387, Schiffbau und Zoll -Einnahme
1841 und 1852 391, Städte 412, Statistik 521,
Handel, Armenpflege 391, Handelsvertr. 503.
Arbeiter- Association 545, Zuckerbesteuer. 549.
Gross -Glogau, Gewerbe 430, Bew. 424, 434,
Finanzen, Feuer -Versicherung, Sparkasse.
Polizei 430.
Gumbinnen, Bev. 424.
Hagenow, Elnw. 170, 174, Eisenbahn 183.
Halberstadt, Einw. 424.
Halle, Einw., Finanzen 432.
Hamburg, Gholera, Armenpflege 461, Verkehr
mit Mecklenburg 183, Elb-Schiff&hrt 185,
846, 361, 483, Getreide von Mecklenburg 186,
Ein- und Ausfuhr mit Mecklenburg 187,
Rhederei 358, Englischer Handel 397, Handel
im Jahre 1852 522, Eisenbahn 370, Versiche-
rungswesen 473, 474, Brod- nnd Kartoffel-
preise 456, Erwerbs-Verhältnisse 457, Aus-
wanderung 490, Auswanderungs-Verebi 493,
Geburten und Ehen, Selbstmorde, Armen-
wesen, Verbrechen 462, Strafanstalten 460,
Wohlthätigkeits-Anstalten 462, Seeversiche-
rungs-Assecuranz 463, Bev. 460.
Hannover, Eibhäfen 357, Landdrostel, Ver-
theilung des Grundelgenthums 303, Zoll-
Vereins- Vertrag 308, Schifffahrt 346, Verkehr
mit dem Zollverein 321, Rhederei 354, Eisen-
bahnen 369, 376', Bevölkerung der Haupt-
stadt 442, Verslcherungs- Anstalt 473, Elb-
schifff. 484, Gemeinheitstheilung etc. 505.
Harburg, Eibschifffahrt 346, 357, 484, Ans-
Wanderung 490.
Havel, Schifffahrt 184.
Havre, Auswanderung 490.
Heilbronn, Neckarschifffahrt 488.
Herford^ Einw. 424
Hildesheim, Landdrostel 303.
Hohenzollem (Hechingen und Sigmaringen).
Bev., Geborene, Gestorbene, Schulen und
Kirchen 517.
Holländische Häfen 490, andere Häfen 490.
Jahde, Schifffahrt 489, Jahdeplätze 346, 489.
Jamaica, Deutsche Auswanderung 492.
Italien, Schifffahrt in deutschen Häfen 861.
Iserlohn, Einw. 424.
Ivenack 170.
Kiel, Schifffahrt 346.
Königsberg, Elnw. 424.
Eireuznach, Einw. 424.
Landsberg, Einw. 424.
Lauenburg, Eibschifffahrt 484.
Leer, Schifffahrt 346.
Leipzig, Kreisdirection 224, Sparkasse 248,
Elnw. 436, Verkehr mit Mecklenburg, Uni-
versität 240, Messen 338, 343, Wohnungen
437, Armenpflege, HandeLsstand, Gewerbe 439,
Bank 466, Verslcherungs - Ges. 473, 474,
Finanzen 435, chirurgisch - medicinische
Akademie, Entbindungsschule, Thierarznei-
schule 241.
Liegnitz, Finanzen 429, Einw. 424.
Lübeck, Handel, Seeschifffahrt 183, 846, 360«
Register.
557
Elsenbaliii, 372, Bev., Flasssehiflifolirt 484,
yer8ich6ranga-GeB.473, Verbrauch, Finanzea,
Spar- und Änleihekasse 534.
Luxemburg, Zollvereins -Verträge 308, Zoll-
yereins-Einuahme 380, Bev. 331.
Magdeburg, Gesehichte 430, Sparkasse, Einir.,
Finanzen, Greditverein 431, Handel, Schififf.
482, Versieber. - Ges. 474, 476, Magdeburger
Wasser -Asseouranz 483.
Mainschifffahrt 487.
Mainz, Bevölkerung überhaupt 136, Aenderung
derselben 140, Geburten von 1798—1852 142,
Ehen von 1798^-1852 145, 147, Uebersicht der
Getrauten 149, SterbefKUe v. 1798—1852 150,
Sterblichkeit und mittlere Lebensdauer nach
dem Lebensalter 153, Geschlecht, Ehen. Fa«
mUien 157, Alter 158, Religion 160, Stände 162.
Marienwerder, Versich.-Gesellsch. 474, 476.
Meeklenboig-Schirerin, Kirchl. Bevölkerungs,«
Geburts-, Heiraths- u. Sterbeliste von 1795
bis 1852, 167, uneheliche Geburten, Selbst-
morde, Todtgeborene 169, Procentale Be-
rechnung der Bevölkerungs- Vermehrung 167,
der Geburten, Trauungen, Todesfälle 168,
Grundbesitz : 1) Domanial-Hufenstand, Aem-
ter 170, hauptsächlichste Bestandtheile der
Domainen 171, 2) Hufen -Bestand und Ein-
wohnerzahl der ritterschaftlichen u. flbrigen
Landgüter 172, Grundherren und ihre Be-
sitzungen, gewerbl. Industrie auf dem Land«
173, Städtisches Gataster 1852 174, Städtische
Gewerbe 175, Landwirthschaft , Bodenbe-
nutznng, Viehstand 176, Wollproduktion 177,
Bienenzucht 178, Forsten, Gewerbewesen 179,
Hindemisse der freiem Bewegung des Han-
dels und der Gewerbe 180, Handel, Eisen-
bahnen und Chausseen 183, Fluss- und See-
schifffahrt, Rhederei 184, Schrauben-Dampf-
schiflfahrts - Ges. , Sundschifffahrt, Steuer-
Verhältniss der See -Städte 185, Rostocks
Getreide-Export, desgl. Wismar 186, Mecklen-
burgs Handel, Werth der Ein- und Ausfuhr
1851, 187, Rostocker Bank 191, Finanzen 193,
. Steuerverhältnisse 198, Zölle: Eibzölle 205,
Staats -Schulden 207, Sparkassen 208, Ver-
sicherungswesen 209, Kirchenstatistik 210,
Schulwesen 211, Medicinalwesen 212, Bäder
213, Advokaten und Proknratoren 214, Ver-
kehr mit dem Zollverein 321. Städte 444.
Meeklenburg-Strelitz, Ergebnisse der Volks-
zählung von 1851, Gebäude und Wohnungen
214, Menschen, Zahl, Alter, Heimath 215,
Religion, Ehen, Taubstumme 216, Blinde,
Viehbestnnd, Jüdische Gemeinden, Güter,
Grundbesitzer, Forsten, Chausseen 217,
Pfarrgeistliohe, Schulen, Aerzte und Ad-
vokaten, Erspamiss -Anstalt, Vorschuss -An-
stalt zu Neustrelitz, Steuern 218, Finanzen,
Einnahmen 219, Ausgaben 220, Eibschiff-
fahrt 484.
Memel, Sch{ff£ahrt 346, Meusingen 446.
Minden, Münster, MÜhl hausen Einw. 424.
Moldan, Schifffahrt 489.
Moselschifffahrt 487.
München, Geschichte446, Einw. 449, Versicher.-
Gesellsch. 473, 474, HTpotheken- u. Wechsel-
Bank 471, Gewerbe 449.
Naumburg a. d. S., Messe 338.
Nassau, Zollvereins- Verträge 308, Zollvereins-
Einnahmen 330, 331, Rübenzuckerfabr. 330,
BevÖlk. 335.
Nicaragua, Deatache Aaswanderang 492.
Niederlande, Getreide-Import von Rostock 186,
Schifffahrt in den deutschen Häten 185, 861,
363, Verkehr mit dem Zollverein 321, Handels-
Verträge 503.
Norden, Vers.-Ges. 474, Nördlingen 446.
Nordsee, Zollvereins • Verkehr 322, Nordsee-
Häfen 356.
Norwegen Getreide -Import von Rostock 186,
Schifffahrt. in den deutschen Häfen 185, 361.
Nürnberg, Geschichte, Bev., Gewerbe 449.
Oesterreich , Vertrag mit dem Zollverein 318,
Verkehr mit demselben 321, Eisenbahnen
378—886, Handel 1841—1850 516, Dampf-
masch. 537, Flussschifff. 481—484, Handels-
vertr. 503, Bank 466, Schulen 538, Städte 401.
Oldenburg, Weser-Schifffahrt 285, 346, 347, 485,
488, 489, Rhederei 353, Bevölkerang 539,
Auswanderang 540, Versicherang, Sparkassen,
Wittwenkasse, Viehstand, Fabrikation 541.
Osnabrück, Landdrostei 303.
Ostfriesische Häfen 347.
Ostindien, Schifffahrtsverkehr mit Deutsch-
land 361.
Ostsee, Zollvereins-Verkehr 321.
Passau, Bevölkerung 445, Gewerbe 449, Ge*
schichte 451.
Peru, Deutsche Auswanderang 492.
Portugal, Schifff. in deutschen Häfen 361, 363.
Posen, Potsdam, Prenzlau, Einw. 424.
Preussen (s. Berlin) Getreide 393, Chausseen
545, BevÖlk., Auswanderang, Einwanderung
496, Zollvereins-Verträge 308, Getreide-Im-
port von Rostock 187, Schifffahrt 185, 346,
348, 349, 361, 363, Rhederei 351, Messen 33ü,
343, Zollvereins-Einnahmen 331, Post-, Han-
dels- etc. Verträge 502, RÜbenznckerindustrie
330, 332, Getreidepreise, Getreidehandel 393,
Städteordnung 401, Eisenbahnen 365, Schiff-
bare Ströme 480, Mahl- u. Schlachtsteuer 000,
Berg-, Hütten- und Salinenwesen 513
Redentin, Ribnitz, Rehna, Rossewitz 170, 172,174.
Regensburg, Bevölkerung 445, Gewerbe 449.
Reichenbach, Einw. 435.
Rostock, Getreidehandel 186, Bank 192, 466,
470, Sparkasse 208, Schifffahrt 183, 185, Ver,
Bicherungswesen 209, 474, Universität 244,
Auswanderung 290, Bev., Armenwesen 444.
Russland und Polen, Schifff. in den deutschen
Häfen 485, 361, ZoUvereins- Verkehr 322, Han-
dels-Verträge 502, Rübenzucker-Fabriken 549.
Saale, Schifffahrt 488.
Sachsen, Königreich. Eintheilung für die innere
Verwaltung, Kreis-Direktions-Bezirke, Amts-
hauptmannschaften 224, für die Justiz -Ver-
waltung 224, iür die Finanzverwaltung 225,
für die Verwaltung der Kirchen- und Schul-
etc. Angelegenheiten 225, Beschaffenheit u.
Benutzung der Oberfläche 226, Beschaffen-
heit und Benutzung der Oberfläche 226, Be-
lebung der Oberfläche, Zählung von 1852
227, Vertheilung der Wohnplätze, Gebäude
u. Haushaltungen 228, Vertheilung des Vieh-
standes 230. Bevölkerang, Zählung von 1852
233. Physische Beschaffenheit der Be-
wohner, Fleisch-, Bier- u. Branntwein-Consum
y. 1840—52 233, Sterblichkeitstafel 234, Ge-
sammtausgaben pro Kopf für täglichen Be-
darf 234. Geistige Beschaffenheit der Be-
wohner, Confessionen 235, Schulen u. Schüler
1847—1849 236, Technische Anstalten 237,
Handelsschulen 237, Gymnasien 239, Univer-
sität 240, chiraigisch-iQ9di2ini8che Akademie