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Full text of "Jahrbuch für volkswirthschaft und statistik"

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Volkswirthschaft  nnd  Statistik 


herausgegeben 


Ton 


Otto  Httbner. 


IJahcipH. 


Iielpiig. 

Yerlftg  TOD  Heinrich  Httbner. 


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Vorwort. 

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•  ,  Öie  nachsichtige  Aüfnjeihme,  welche  der  erste  JaBrgafng  dieses 
Werkes  gefunden  hat;  ermuthigte  mich  »u  der  Fortsetzung  eines 
tJnternehmens,  welches  von  vornherein  mit  der  grossen  Schwierig- 
keit zu  ringen  bat,  .dass  es  auf  Voraussetzungen  gegründet  ist,  deren 
Krfüllung  zum  grossen  thcil  nicht  Von  mir  abhängt. 

Zu  dfpsen  Voraussetzungen  gehört  namentlich:  die  Herstellung 
'amtlicher  Statistik  in  allen  deuftscben  Staaten,  deren  Gleichheit  in 
Methode  und  Ausdehnung  und  flie  pünktliche  Mittbeilung  derselben 
an   meiOj  Ceyntral -Archiv  für  Statistik. 

'  Die'a\htlifcfi<^^Statistik  bat  seit  einem  Jahre  in  Deutschland  nicht 

feür  in  ..Menge,'  s'pnderii  auch  in  Qualität  zugenommen.  Mehrere 
Regierungep ,  welche!  bisher  die/Statistik  gänzlich  vernachlässigten, 
l}a|)en  dljöEinifithtüng  statistl$cfcer  Bureaus  beschlossen,  mehrere 
ytatistische  Rüreäbs  —  wir  erlauben  uns  Beispielsweise  das  iSäch- 
si^che  anzuföhyeiH  '-^'  haben  ihre  Arbeiten  ,<'uif  eine  Weise  ausgedehi^t 
fcirid  vei*voUkbttiinnet ;  wie  diess  in  Döulscill^ndals  gänzlich  nep,  be- 
zeichnet werden  muss. 

So  erfreulich  aber  diese  Thatsadiöa  •  sind;  Btehehlsie  '^genüber 
der  grossen  Zahl  unserer  deutschen  Vaterländer  doch  nur  vereinzelt 
da.  DliQvV^^b(e4^B|^f{t  der  Institutionen  dieser  Staaten,  der  Mangel 
an  Organen  zur  Erhebung  und  an  Gapacitäten  zur  Bearbeitung  der 
Statistik  in  manchen  derselben,  lässt  noch  für  längere  Zeit  die  Fort- 
dauer der  Hindernisse  befürchten,  welche  einer  deutschen  Gesammt- 
Statistik  im  Wege  stehen. 

Was  die  Mittheilung  der  amtlichen  Statistik  anbetrifft,  so  bat 
sich  mein  Central  -Archiv  von  Seite  nahezu  sämmtlicher  deutschen 
und  ausländischen  Regierungen  zu  erfreuen,  mehrere  haben  mir  die 
Veröffentlichung  ihrer  statistischen  Erhebungen  übertragen,  mehrere 
werden  dieselben  künftig  nach  den  Tabellen  anfertigen  lassen,  welche 
von  mir  in  Uebereinstimmung  mit  den  Beschlüssen  des  statistischen 
Gongresses  zu  Brüssel  entworfen  sind.    Es  werden  hierdurch  die 


VI  Vorwort 

Mittel  zur  Yervollständigong  des  Jahrbuches  so  vermehrt,  dass  dessen 
künftige  Ausdehnung  bereits  als  eine  Nothwendigkeit  erscheint. 

Die  Zweckmässigkeit  eines  Jahrbuches  hat  darin  eine  Bestätigung 
gefunden,  dass  mehrere  statistische  Bureaus  ihre  Leistungen  in  gleicher 
Form  dem  Publikum  zugänglich  zu  machen  angefangen  haben. 

Neben  dem  Wunsche,  die  mir  gebotenen  Hülfsmittel  gemein- 
nützig zu  machen  und  die  mir  gewordene  vielseitige  Anerkennung 
zu  rechtfertigen,  musste  mich  bei  der  Herstellung  des  zweiten  Bandes 
auch  die  Bücksicht  leiten,  welche  eine  acbtungswerthe  Kritik  und 
der  schonende  Tadel  verdient,  der  von  ihr  hie  und  da  gegen  den 
ersten  Jahrgang  ausgesprochen  wurde. 

Dieser  Tadel  war  zunächst  gegen  die  Art  und  Weise  gerichtet, 
in  welcher  der  erste  Jahrgang  das  freihändlerische  Princip  vertrat. 

Ueberzeugungen  lassen  sich  nicht  ändern;  ich  habe  jedoch  dafür 
Sorge  getragen,  dass  die  Form  ihres  Ausdruckes  in  dem  vorliegenden 
Bande  einen  Anstoss  nicht  erregen  wird. 

Es  wurde  ferner  getadelt,  dass  das  erste  Jahrbuch  sich  nicht 
ausführlicher  mit  der  Statistik  des  Gemeindelebens  beschäftige. 

Ich  habe  mich  daher  bemüht,  für  das  Jahrbuch  Arbeiten  zu 
gewinnen,  welche  die  Lokal  Statistik  in  einem  reicheren  Maasse  geben, 
als  diess  in  dem  ersten  Jahrbuche  der  Fall  war. 

Vielleicht  berechtigen  mich  diese  Bemühungen  zu  der  Hoffnung, 
dass  auch  dieser  Jahrgang,  ungeachtet  er  auch  noch  an  grossen 
UnVollkommenheiten  leidet,  eine  wohlwollende  Aufnahme  finde. 

Leider  muss  ich  bitten,  diessmal  das  Druckfehler -Verzeichniss 
besonders  zu  berücksichtigen,  weil  durch  einen  unglücklichen  Zufall 
während  einer  Geschäftsreise,  die  mich  von  der  persönlichen  Ueber- 
wachung  des  Druckes  abhielt,  einige  Bogen  ohne  vorherige  Revision 
abgedruckt  worden  sind. 

Berlin,  I.November  1853. 

Otto  HAbner. 


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Inhalts  - Verzeichniss. 


Belta 

Jahresbericht  des  statistischen  Amtes  des  Rönigl.PoIizei- 
Präsidiums  zu  Berlin,  von  Dr.  E.  H,  Müller,^  Regierungs- 
und Medicinalrath,  und  G.  F.  Schneider,  Dr.  phil.    ....      10 
DieBeTÖlkerungs-Verhältnisse  der  Stadt  Mainz,  ▼.  F.  Da^l^ 
Dr.  der  Rechte  und  Staatswissenschaften  und  Richter  am  Rreis^ 

Gericht  zu  Mainz       .      .      .      , 136 

Die  Grossherzogthümer  Mecklenburg,  vom  Herausgeber  .     «    165 
Das  Königreich  Sachsen,  von  Dr. E.Engel,  Königl.  Ministerial- 

Secretair,  Chef  des  statiistischen  Bureaus  zu  Dresden     ....    223 
Notizen  über  die  Yertbeilung  des  Grund-Eigenthums  im  Königreich 
HannoTer,  von  Dr.  Abeken,  Vorstand  des  statistischen  Bureaus 

zu  Hannover 903 

Einfluss  der  Gewerbegesetzgebung  auf  die  unehelichen  Ge- 
burten in  Preussen,  von  Dr.  Bergius,  Königl.  Reg.-Rath  etc.      •    305 
Der  deutsche  Zollverein,  vom  Herausgeber    .....    308 

Die  Deutschen  Messen,  von  demselben 336 

Deutschlands  Seeschifffahrt  undRhederei,  von  demselben    345 
Die  Deutschen  Eisenbahnen  im  Jahre  1851  und  1852,  von  Dr. 

Schwägermann      • 368 

lieber  den  Einfluss  der  neueren  Reformen  in  der  Briti- 
schen Handelsgesetzgebung  auf  Deutschland,  von  Dr. 

Soetbeer 387 

Deutsches  Städtewesen,  von  Dr.  Rutenberg 401 

Die  Deutschen  Banken  im  Jahre  1852,  vom  Herausgeber  .  466 
Das  Deutsche  Versicherungswesen  im  J.  1852,  v.  demselben  473 
N 0 1 i z e n  über  die  Deutsche  StromschiflTahrt  im  J.  1852,  v.  demselben  478 
Die  Deutsche  Auswanderung  im  Jahre  1852,  v.  demselben  .  490 
Uebersicht  der  Einwohner  in  den  einzelnen  Regierungs-Bezirken 
des  Preussischen  Staates  nach  der  Zählung  zu  Ende  des  Jahres  1852    500 

Handels-Verträge 502 

Literatur 505 

Bericht  des  statistischen  Gentral-Archives    .....    553 
Register      .     •     .     .     , 555 


Berichtigungen. 


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65 

11 

69- 

Seite  13.    Thermometrograpli  Minimum  pro  Febr.  nicht  plus  (y,47,  sondern  ^minus)  — 0'',47  desgl. 

pro  März  nicht  plus  1^68,  sondern  (minus)  —  1^,68 
„      „      ist  der  Thaupunkt  pro  1862  nicht  4P,9,  sondern  d",!  R. 
„     14     ist  die  Normaltemperatur  pro  Januar  nicht  — 19 \0,  sondern  — 1°,90,  das  Komma  muss 

daher  nicht  hinter  19,  sondern  hinter  der  1  stehen. 
..     25     Rubrik  1848  an  der  Ruhr  lies  M2  anstatt  1142,  an  der  Cholera  1536  anstatt  536. 
,,      31     sind  im  Jalire  1849  nicht  1,  sondern  18  Personen  an  der  Zellgewebeverhfirtung  gest 

„        „      „       „         „     nicht  2,  sondern  1  Person  an  der  Rttckgradspaltung  gest. 
.,      „        „      „       „         „     nicht  18,  sondern  12  Personen  an  den  Pocken  gest. 
„     33        „      „       „      1848  nicht  1142,  sondern  142  Personen  an  der  Ruhr  gest. 
,,      „         „     „       „      1849  nicht  -f)32j  sondern  39  Fersonen'  an  dfer  Anhr  gest. 
„      „         „     „       „      iB^  nioht  l^,^  $pndern  4^  Personen  «q  4i^.  Cholera  gest. 
.,      ,.         ,,     „       „       1849  nicht  620/  sondern  3620  Personen  an  der  Cholera  gest. 
,.     41.    D.  Fabrik  No.  13,  Strumpfwirkereien,  nicht  273,  sondern  1  veibliche  über  14  J. 
„     43.    F.  Fabriken,  Dampfmaschinen  fUr  Eisenbahnen  nicht  169,  sondern  nur  69  Anstalten. 
„       „      unter  Bezeichnung  der  Werke  No   4  hat  sich  nachträglieh  durch  Recherche  festgestellt, 
dass  nur  2 Eisen-  und  Blechwaaren- Fabriken  mit  25  männlichen  über  14  Jahr,  also 
•  ;.,-.  überhaupt  nur  25  Personen  in  diesen  Fabriken  arbeiten. 

„      ,^.  I  ^^:  %^  ird^BetWftaren-Fii^iiken  s\M  »vsi\\.\  l^,\  sondern.  3  märölilBUe  iin(t«r.  U  J^ht-fnt 
ferner  keine  Kinder  weiblichen  Gleschleehts  upiter  14  J.^  die  Zahl  18  f^llt  also  fort. 
Nb.  13  Fabr.  chemischer  ProdtVkte  feMeti  14  männliche  imd  18  welbHeh'e  untef  I4  J. 
No.  19  MetallgMsSoreien  unter  Veberhaupt  ist*  statt  der  Zahl  4  Öle  Zahl  7  zu  setzen. 
Summa  des  Einganges  pro  1852  X>k^mmwild,  sind  Statt  ^55,  553  ni  setzen; 
Ausfuhr  pro  1851,  Weizen  bleitt  Zufuhr  nicht  10415,25,  sondern  1011^'),25  Ctr.  . 
XIX.  Viehstand,  hhiter  E.  'Bin  Rückblick  auf  frühere  Jahre,  im  Jahfe  1819  nicht 
2593,  sondern  3593  Schaaie. 
.  ,,  -   79     B.  Qeiseh&ftsverhältnisse  der  Männer  der  Ja4aBBoha|||  der  Lief^iiapten  eto,  piahtlÄ^j 
sondern  166  zu  setzen.  ..    ■  .  .  '5 

f,      89     2.  Das  Cbaritd-Krankenhaus,  d6r  Zugang  pro  18^  Ist  nicht'  S436,  äondein  3336 Welbei^ 
\ .  and  die  Summa  sonach  8658  Personen. 

„      9a     No.  3  Anzahl  der  Vei-storbenen  pro  1851  nicht  426,  SQikö^Bii  32Q  W^)»er-, 
„      92     In  der  Reihe  Todesfälle  der  im  Lazareth  verstorbenen  105  Fersonen  sind  «üi  Apoplexie 
be*  Scannern  hoch  2  Weiber  hinzuzusetzen  '  .      •■' 

L,ivi   95     In  der  Reihe  über  die  Krankheitsarten  ist  der. Bestand -des  Zugänge»* bei  Alkohol 
intoxioatlDn  ni«)>t  £i6;  sondern  46,  bei  Entzündung  d^r- AÜwaingpoii-gan»  ni41it<2b2i 
sondera  332« 
„     129    I.  Givilsäebe,  b.  Injuriensachen  statt  1887,  sind  1187.  •  ,  • 

-,.     130    In  dec  letzten  Reihe  No.  10  wegeA  Verleüüton'g  dar  EHi«  falobt  l,  BMidem  2  Personen} 
„     131    No  22 -wegen  Vermögensbesebädigiing  überhAupt  9  nicht  4.  '  '      '  *       .    ' 

„      173  erste  Zeile  unter  der  Tafel  lese  Steuer -Registern  anstatt  neuere  Registern.    •    ., 
'„      1^8  Zeile  12  lese  dicht bevölkett  anstatt  festbevölkert.. 
„       „       ,,    -33  Ist  ein  Komma  soistAtt  des  Punktes  >zu  setzeb. 

,)  ;    180      ,,       3    „    selbst  gebaut  anstatt  selt)st  gebraut.     ,  \     "*. 

„       „  •    'fx       5    ,%    aber  statt  aller.  '  .'•;.< 

„      182      „      14    „      nns  anstatt  k"as.  *    .        ' 

„       „.      ft'    15  Terkehrsverfaältnisse  im  Allgemelitto  gehört  Afifing  des  Abschnittes  Über 
i  Handel.  ,        .  )'*,•.'.' 

„      184  Seeschiffe,  lese  Zahl*  der  ^rahiner  Q9d  jtieichter,  anstatt. zäh^  der  nach  Pml^mer  ^f  j 
„'     18C  letzte  Zeile  lese- Hafer  anstatt  Ha^n.  •  .  ,       .  . 

,.      1?9  u.  190  Im  Kopf  der  Tafel  lese  Zollvereins  defot'ner  anttilt-Z^llTereins- iStaaten.  ' 
„.    190  dtaZahlep  der  d^i  letstpn  Zeilen  geJiörßQ.  onieir  dlq  beiden  Jetaten  QoJiumHiftt  der  TaCetJ 
„      l9l  Zeue  5  lese  musste  anstatt  müsste.  ., 

'„        „       ;,    10    „     diirfte  aiistatt  dürfe.        .  .  • 

>,      194     „'^i    „     seti  den  anstatt  sondern.       '      .    .        :  ' 

„       gf       „•.  20  anderen  fällt  weg.  ,...•.'• 

„       „       „    32  fällt  d.  h.  weg. 
'  „       „       „    47  lese  60  anstatt  70  pCt.    Zelle  49'  lese  20  anstatt  28  pCt.  " 

'  >4        „        „    55  lese  beitragen  soUen.  •        •  •  '  <  '        '   ■    . 

„.     199      „    26  fällt  und  nach  Kirchen  w^g.    .  ,"...•','»,• 

„       „       „    24  lese  25  p Ct.  anstatt  V.«        •  i  •       • 

.  „*•    206  2to  Addition,  lese  878256  anstatt  886256. 

t.'H-    207  Zelle  21  lese  sind  anstatt  ind.      ....  >       ,        ti 

„      209      „      vierte  Zeile    lese  Schuldwesen  anstatt  Schulwesen. 
„      332  4.  Zeile  von  unten  lese  Rohzucker  anstatt  Rübenzucker 
„      348  Zeile  1  fällt  dass  weg,  und  Zeile  2  lese  angiebt  anstatt  angegeben  ist 
„      .Sv52  vorletzte  Zeile  lese  aufgestellte  anstatt  auffallende. 

„     477  vorletzte  Zelle  lese  Viehversicherungs-Gesellschaft  anstatt  Versicherungs-Gesellschaft. 
„      496  Zeile  4  lese  allen  anstatt  allein. 
Die  Seitenzahlen  386  nnd  387  auf  Bogen  30  müssen  486  und  487  heissen. 


Jahresbericht    , 

des  statistischen  Amtes  im  Ic.  Polizei-Präsidio  za  Berlin 

für  das  Jahr  1852. 

Von 

Dr.  E.  H.  Hilller, 

f  Regierangs-  und  Medicinal - Rathe, 

( 

Dr.  phil.  C.  F.  Sehneider. 


L 


A 


Jemehr  die  Neuzeit  ihre  Ansprüche  an  die  Statistik  steigertei  und  je^ 
mehr  Kräfte  die  zunehmende  Bevölkerung  Berlins  zur  yollstandigeren 
Bearbeitung  der  hiesigen  Statistik  beanspruchte,  um  so  fühlbarer  ward 
für  das  Polizei -Präsidium  das  Bedürfniss  der  Errichtung  eines  eignen 
statistischen  Amtes.  Es  ist  dasselbe  auf  Veranlassung  des  gegenwärtigen 
Herrn  Chefs  des  Präsidii  am  1.  April  d«  J.  ins  Leben  getreten  und 
hat  sich  «eine  dreifache  Aufgabe  gestellt  Zunächst  raosste  der  Erek, 
auf  den  die  bisherigen  statistischen  Arbeiten  wegen  Mangels  an 
Kräften  beschränkt  waren,  durch  Sammlung  von  Materialien  über 
bisher  nicht  berücksichtigte,  für  die  Statistik  nichts  desto  weniger 
wichtige  Verhältnisse  ausgedehnt  werden.  Die  dazu  erforderlichen 
Verbindungen  mit  den  betreffenden  Behörden  sind  bereits  eingeleitet, 
doch  nur  allmalig  wird  die  wünschenswerthe  grössere  Vollständigkeit 
zu  erreichen  sein. 

Nicht  minder  nothwendig  war  es,  die  gesammelten  Materialien 
in  gewissen  Zeitabschnitten  zu  ordnen,  weil  ungeordnet  sie  nutz— 
und  werthlos  in  den  Begistraturen  sich  anhäufen  und  am  Ende 
wegen  Mangels  an  Raum  der  Vernichtung  entgegen  gehen.  Diese 
Ordnung  der  Materialien  hat  mit  dem  abgelaufenen  Jahre  1852 
begonnen,  und  ist  dadurch  ein  Abschluss  der  früheren,  mit  dem 
Einwohner -Melde -Amte  verbundenen  statistischen  Verwaltung  und 
eine  Basis  flir  den  ferneren  Anbau  der  Statistik  gewonnen.  Benutzt 
sind  dazu  theils  die  aus  dem  vorigen  Jahre  bereits  vorhandenen 
Materialien,  theils  diejenigen,  welche  in  Gemässheit  der  ersten  Auf- 
gabe aus  dem  Jahre  ISSi  die  Zeit  zu  beschaffen  gestattete.  Die 
Zeit  aber  masste  hierin  eine  Beschränkung  gebieten  wegen  der 
Nothwendigkeit,  die  Statistik,  als  Wissenschaft  der  Gegenwart,  in 
der  Gegenwart  zu  bearbeiten.  Der  Jahresbericht  pro  1852  musste 
geliefert  werden,  ehe  der  Ablauf  eines  neuen  Jahres  aus  der  Gegen- 
wart von  1852  eine  Vergangenheit  gemacht  hatte.  Ob  ein  solcher 
Abschluss  ferner  alljährlich^  oder  etwa,  wie  die  Berichte  des  Königl. 
statistischen  Bureau  im  Ministerio  des  Innern,  in  dreijährigen  Zeit- 
abschnitten geliefert  werden  könne,  darüber  fehlt  es  zur  Zeit  dem 
statistischen  Amte  an  der  nothwendigen  Erfahrung.  Das  Erste  ist 
wünschenswerth,  um  nicht  die  Gegenwart  zur  Vergangenheit  werden 


12  Berlin. 

zu  lassen,  und  möglich,  weil  sämmtliches  Material  an  Ort  und 
Stelle  in  Empfang  genommen  wird,  ein  Yortheil,  den  das  Königl. 
statistische  Bureau,  dessen  Wirksamkeit  den  ganzen  Preussischen 
Staat  umfasst,  nicht  hat.  Aber  es  wird  in  Frage  kommen,  ob  jähr- 
liche Zeitabschnitte  in  der  Regel  nicht  zu  kurz  sein  werden,  um  die 
charakteristischen  Erscheinungen  der  Gegenwart  klar  und  deutlich 
genug  aus  der  früheren  Zeit  heraustreten  zu  lassen. 

Die  dritte  Aufgabe  endlich  ergiebt  sich  aus  der  zweiten.  Es  ist 
die  Yeröflfentlichung  des  aus  der  Zusammenstellung  der  Materialien 
resultirenden  Abschlusses»  Die  Statistik  muss,  wie  die  Geschichte, 
in  die  Oeffentlichkeit  treten;  in  den  Fächern  der  Akten-Repositorien 
wertblos,  soll  sie  Lehrerin  sein  eben  so  sehr  für  den  Gesetzgeber 
und  den  Verwaltungsbeamten,  wie  für  einen  Jeden,  der  seiner 
Stellung  zur  Gegenwart  sich  bewusst  werden  will.  Die  Veröffent- 
lichung bringt  übrigens,  abgesehen  von  ihrer  Noth  wendigkeit,  zugleich 
den  Vortheil,  dass  sie  das  Interesse  an  der  Statistik  weckt  und  dass 
sie  Willfährigkeit  zur  Ablieferung  brauchbaren  Materiales  bei  denen 
schafft,  die  nicht  ohne  Grund  mit  Unlust  ihr  Material  hergeben, 
wenn  sie  wissen,  dass  es  lediglich  zu  den  Akten  genommen  wird. 

Dieser  dritten  Aufgabe,  die  das  statistische  Amt  sich  gestellt 
hat,  gemäss,  wird  der  nachstehende  Bericht  veröffentlicht.  Wenn 
er  mehr  liefern  sollte  als  todte  Zahlen,  die  dem  Leser  zum  Denken 
keinen  Anlass  geben,  oder  ihm  selbst  die  Mühe  auflegen,  nach 
früheren  Zuständen  zu  forschen,  so  musste  er  nothwendig  ver- 
gleichende Rückblicke  gewähren.  Dies  ist,  so  weit  das  Material 
aus  der  Vergangenheit  zu  Gebote  stand  oder  ohne  grossen  Zeitver- 
lust beschafft  werden  konnte,  geschehen;  da  wo  die  Zeit  dies  nicht 
verstattete,  muss  die  Ergänzung  späteren  Jahresberichten  vorbehalten 
bleiben  und  das  Gelieferte  vorläufig  als  Material,  welches  erst  in 
der  Zukunft  sich  verwerthen  lässt,  gelten. 

Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass  der  nachstehende  Bericht  keinen 
höheren  Anspruch  zu  machen  wagt,  als  der  Anfang  zu  Besserem 
zu  sein. 

Mit  dem  grössten  Danke  ist  schliesslich  die  Bereitwilligkeit  an- 
zuerkennen, mit  welcher  das  statistische  Amt  von  den  betreffenden 
Königlichen  und  Kommunalbehörden  und  von  Privatpersonen  unter- 
stützt worden  ist. 

Berlin,  im  Juli  1853. 


^ 


Berlin. 


13 


L    Heteorologiselie  Beobaditiiig« 

(n»ch  den  Beobftclitangen  des  Dr.  Schneider). 


Feuchtig- 

Thermome- 

2    F 

1862. 
Monat. 

Lnftflmok, 
mittlerer. 

ig 
II 

1^ 

keit. 

trojpraph. 

Wetter, 
dorehschn. 

Torherrseh. 
Wind. 

e    .5 

sei 

•mm 

11 

II 

Jannar. 

886,"17Par. 

2^66R. 

«,'"12 

81pCt. 

O'SSR. 

4°19R. 

bewölkt  und 

W.  u.  SW. 

2l/"70 

o 

A 

0 

trttbe. 

^ 

Februar. 

8S4,'"58Par. 

1> 

0 

l/"92 

83  » 

0,47 

3,21 

trübe  be- 
wölkt. 

W.  u.  SW. 

29 '"61 

H&rs. 

887/"62Par. 

1^ 

n 

l/"69 

74  , 

4,72 

heiter  be- 
wölkt. 

W.  n.  KW. 

6,"'26 

April 

S37/"14Par. 

4^24 

0 

1,'"97 

67  „ 

0,38 

n 

8,16 

0 

heiter  be- 
wölkt. 

O.  u.  NO. 

9,'"99 

Mai. 

885/"19Par. 

11,56 

8/"52 

65  ^ 

7,95 

16^08 

heiter  be- 

W. SW.  u. 

d9,'"56 

0 

0 

wölkt 

0. 

Juni. 

S84/''21Par. 

13,99 

4,'"59 

70  , 

10,62 

18,06 

n 

heiter  be- 
wölkt. 

W.  u.  SW. 

54,"'95 

J^li. 

336,"'26Par. 

16,68 

o 

4,'"93 

6«  » 

12,70 

21,39 

heiter  be- 
wölkt. 

W.  u.  NO. 

16,"'79 

Angnst 

834,'"95Par. 

15,29 

0 

4,'"98 

«9  » 

11,82 

n 

19,95 

0 

heiter  be- 
wölkt. 

W.  0.  SO. 

85,"'49 

Septembe?. 

335/"öOPar. 

11,54 

0 

3,  "96 

74  » 

8,68 

15,50 

heiter  be- 
wölkt. 

0.  SO  u.  W. 

24,"'04 

Oetober. 

384/"99P«r. 

6,94 

2,"'86 

77  , 

4> 

9,76 

heiter  be- 

SW. n.  W. 

18,'"10 

0 

0 

0 

wölkt. 

Koyember. 

333,'"99Par. 

4,73 

0 

2,"'71 

85  « 

2,43 

0 

6,76 

0 

heiter  bew. 
trübe. 

W.  u.  SW. 

17,"'21 

Peeember. 

834/"74Par. 

4,25 

8,"'50 

83  „ 

2>1 

6,02 

bewölkt, 
Begen. 

W^.  S.  n.  SW. 

24,"'88 

Jahres- 
OütteL 

335/"36Par. 

7°88R. 

8/"14 

74pCt. 

4^99B. 

11°16B 

gemischt 

W.  «.  SW. 

297,'"98od. 
24,83  ZoU. 

Vergleicht  man  die  Jahresmittel  pro  1852  mit  denen  der  Vorjahre  von 
1842  ab,  so  gewinnt  man  folgende  Uebersicht: 


Beseieh- 
nung. 

1842 

1843 

1844 

184% 

1846 

1847 

1848 

1840 

1850 

1851 

1852 

Mittel  y. 

1842  bis 

1852. 

Luftdruck. 

liuftwärme. 
Thaupunkt. 

Pnnstgehalt 

ElasticitXt 
der  Wasser- 
dampfe. 

Witterung.. 

Yorherrsch^ 
Wind. 

336',89 
Par. 

7.00  B. 

3.01  B. 

74pCt 

iniaeht. 
W.U. 

Inw. 

335','84 

P«r. 
7,08  B. 
3,06  B. 

73pCt 

misahL 

W.U. 

NW. 

335"82 

Par. 
6,05  B. 
2,08  B. 

75pCt 

irfib«. 

W.u. 
NW. 

335',69 

Par. 
6,04  B. 
3,01  B. 

77pCt 

trttbe. 

W.u. 
SW. 

335;'76 

Per. 
8,02  B. 
8,09  B. 

74pCt. 

mehr 
heiter. 
SW.W. 

n.NW. 

1*1 

336.34 

Par. 
6,06  B. 
2.06  B. 

75pCt 

mehr 

heiter. 

SW.u. 

NO. 

335;74 

Per. 
6,09  R. 
3,01  B. 

76pCt. 
2,"'94 

niaeht. 
W.U. 
SW. 

335,"73 

Par. 
6.07  R. 
3,00  R. 

73pCt 
2/"81 

miaeht. 
W.u. 
SW. 

335,"63 

Par. 
6,08  R. 
8,02  B. 

74pOt. 

2,"'90 

bew. 

(rttb*. 
W.O. 
Q.8W. 

535'95 
Par, 

7,00  R. 

8,<«R. 
76pCt 

2,"'98 

nlsebt. 
O.SW. 
U.W. 

335)36 

Per. 

7.08  R. 

4.09  B. 

74pCt 

3/"14 
heiter 

'     bftW. 

O.SW. 
u.  W. 

335,'88 
P«r. 

7,<t)6R. 
3,027  B. 

75pCt 
raiflihri. 

gea  Mittal 

§,'"95 

Par.Lln. 

SW.W. 
u.  NW. 

Was  iDsbesandere  die  Lufttemperatur  betrifft,  so  erKJebtBich  diese 
für  das  JahrlBSS  als  eine  sehr  geliode,  da  aus  24jährigeD  Beobachlangen 

folgcDde  Normal temperaturen  ■* !"--i"~"  »«---■-  —'  ■• .-i._-- 

sicfi  gefunden  haben  (Dowe): 

Jan.    Febr.    Häre.  April.    Hai.    Juni.    Juli.    Aug.    Sei 
—19,0-0,15     2,74     t(,88     10,92  13,94   15,04   14,43    11, 

Ganzes  Jahr:  7,16. 

Namenllich  war  die  Temperatur  des  Januar  fast  um  5  Grade  höher,  als  die 
normale  Temperatur  dieses  Honats.   Eine  ebenfalb  sehr  ansehuliche  Tem- 

Eeratur-Erhöhung  fand  im  December  statt.  Uärz,  April  und  October  waren 
älter,  alle  übrigen  Monate  Würmer,  als  die  Mittel  vier  und  iwanrig  jahri- 
ger Beobachtungen. 

lieber  die  Temperatur  der  Erdwärme  sind  seit  dem  Juli  1651  von 
dem  Dr.  Schneider  Beobachtungen  angestellt  und  ergeben  diese  filr  die  iweite 
Häine  1S51  und  fiir  das  Jahr  1652  folgende  Resartate; 


1 

Juli. 

August. 

Septem  her. 

October. 

November. 

December. 

1652. 

Januar. 

Februar. 

Man. 

April. 

Hai. 

Juni. 

Juli. 

August 

September. 

October. 

November. 

December.' 


IM 

12,8 

10,8 

10,5 

10,2 

10,1 

9,8 

_ 

15JI 

1» 

12,? 

11,7 

11,5 

11,4 

111 

10,2 

9,0 

9,9 

9,9 

9,9 

10,1 

10,2 

9,1 

8,9 

9,3 

9,5 

«,5 

9,7 

98 

i,a 

2,0 

4,3 

5,0 

5,6 

6,2 

7,1 

1,3 

1,1 

3,3 

3,8 

4,2 

4,8 

5,5 

- 

2,43 

2,40 

7 

3,J2 

4,03 

4,55 

5,13 

_ 

1,35. 

1,52 

325 

3,65 

417 

476 

1,«1 

1,41 

9 

2,60 

2,86 

3,3« 

3,98 

5,21 

428 

6 

4,25 

4,35 

4,74 

5,03 

13,33 

10,14 

0 

8,54 

8,21 

8,27 

7,81 

7,55 

13,52 

11,87 

1      1 

11,26 

11,05 

11,06 

10,48 

9^99 

1«,88 

14,52 

1      0 

13,43 

1318 

13,05 

12,43 

11,67 

15,26 

13,36 

i      1 

1J99 

12,9« 

12,88 

12,61 

ia08 

ll,ä3 

10,65 

1    a 

11,69 

11,82 

11,81 

11,71 

11,68 

7,05 

6,68 

1 

8,49 

6,76 

8,82 

9,09 

9,66 

4,75 

479 

1 

«'S 

6,78 

689 

727 

8:oi 

4,14 

3,97 

7 

5,09 

5,29 

5,38 

S,81 

6,60 

9,42 
10,06 

n,6g 

11,49 
10,0S 


n.    iraascratuj. 

Die  Höhe  des  Wasserslandes  ist,  ausser  ihrer  Bedeutung  ftir  die  Schiff- 
fahrt und  Vegetation,  von  grossem  Einflüsse  auf  die  menschliche  Gesund- 
heit, wenn,  wie  dies  in  Berlin  der  Fall  ist,  die  Keller  und  besonders  die 
bewohnten  Keller  der  Hauser  tief  belegener  Stadttheile  bei  hohem  Wasser- 
stande mit  Grundwasser  gefUllt  werden. 

Für  das  Jahr  1652  war  der  höchste  Wasserstand: 

a)  fUr  das  Oberwasser     t1  Fuss  8  Zoll ; 

b)  „      „    Unterwasser       9     „     4    „ 
dagegen  der  niedrigste  Wasserstand 


Berlin. 


iv 


9)  für  das'  Oberwasser    7  Fass  1t  Zoll  and 
b)     „     .,    Unterwasser  9    „     10    „ 

Um  Anhaltspunkte  für  die  B^urtbeflang  des  Wasserstandes  des  Jahres 
1852  zu  gewinnen,  ist  nachstehend  der  höchste  Wasserstand  der  Jahre  1890 
bis  1851  zusammengestellt: 

Höchster  Stand 


des  Oberwassers: 

1830 13  Fuss    5  Zoll. 

1831 

1832 

1833 

1834 

1835 

1836 

1837 

1838 

1839 

1840 

1841  

1842 

1843 

1844 

1845 

1846 

1847 

1848 

1849 

1850 

1851 


dßs  Unterwassers: 
10  Fuss     7  Zoll. 


12 

y« 

5 

99 

»     „ 

10 

11 

)} 

— 

99 

8    .. 

10 

10 

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12 

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11 

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10 

11 

99 

11 

99 

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9 

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10 

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11 

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10 

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11 

99 

8 

10 

12 
11 

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ni.    BeTölkeraiig. 


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W 

184,850  Einwohner. 
192,383 


Am  Schlosse  des  Jahres  1852  zätiUe  Berlin  i^ach  Ausweis  der  damals 
vollendeten  Zählung,  ausschliessh'ch  der  ir;189Mann  starken  Garnison  und 
deren  Angehörigen,  423,846  Einwohner* 

In  welcher  Weise  die  Einwohnerzahl  Berlins  in  den  letzten  Jahren  zu- 
genommen hat,  ergeben  die  nachstehenden  Resultate  der  in  Zeiträumen  von 
je  drei  Jahren  stattfindenden  Zählungen: 

Berlin  hatte  im  Jahre  1819  . 

1822  . 
1825  . 
1828  . 
1831  . 
1834  . 
1837  .  . 
1840  .  . 
1843  .  . 
1846.  . 
1849  .  . 
1852  .  . 


203,668 

219,673 

229,843 

247,336 

265,394 

290,606 

309,260 

388,852^ 

401,802 

423,846 


99 
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99 
99 


99 
99 
I» 


•)  Die  nnyerh&ltniflsmSsBige  Zanahme  von  184S  bis  1816  litost  die  Genauigkeit  der  Zählnn- 
gen  oiestr  Jeliie  einigermaBaen  beiweifeln. 


# 


IQ  fierlin. 

Demnach  hat  die  BeYÖlkening  seit  33  Jahren  beinahe  sich  verdreifacht 
Ein  Theii  dieser  Zunahme  beruht  in  dem  Ueberschuss  der  Geburten  über 
die  Todesfälle,  ein  weit  grösserer  aber  in  der  Anzahl  der  von  ausserhalb 
zugezogenen  Personen. 

Seit  dem  Jahre  1851  fand  eine  Vermehrung 

1)  durch  den  Ueberschuss  zugezogener  Personen  um 5787 

2)  durch  den  Ueberschuss  der  Geburten  über  die  Todesfälle  um  3875 

zusammen  um  %62 
Personen  statt. 

Der  Ueberschuss,  welchen  die  fievölkerung  seit  den  letzten  8  Jahren 
durch  den  Ueberschuss  der  Geburten  über  die  Todesfälle  erhalten  hat,  be- 
trägt im  Ganzen  27,474  Personen,  nämlich  in  den  einzelnen  Jahren 

1845 4417 

1846 4070 

1847 3272 

1848 1935 

1849 1234 

1850 3854 

1851 4817 

1852 3875 

Summa  27474 

und  durchschnittlich  in  jedem  dieser  8  Jahre  3438.  Nimmt  man  die  durch- 
schnittliche Bevölkerung  jedes  dieser  acht  Jahre  auf  380,940  Personen  an, 
so  verhielt  sich  die  jährhche  Zunahme  durch  den  Ueberschuss  der  Gebur- 
ten zu  der  vorhandenen  Bevölkerung  wie  1  zu  111.  Dies  Yerhältniss  wird 
übrigens  fast  als  Minimum  gelten  dürfen,  da  unter  den  acht  zur  Berechnung 
gezogenen  Jahren  das  Theuerungsjahr  1847,  das  durch  politische  Wirren 
und  Cholera  unglückliche  Jahr  1848  und  die  Gholerajahre  1849  und  1850 
sich  befinden. 

Der  Ueberschuss  der  Zugezogenen  über  die  Abgezogenen  betrug 

1845 8271 

1846 9953 

1847 11006 

1849 2245 

1850 11280 

1851 13530 

1852 .  .    5787 

Summa  62072, 
davon  geht  ab  pro  1848  der  Ueberschuss 
der  Abgezogenen  über  die  Zugezogenen  von    5153 

bleibt  56919; 

und  durchschittlich  in  jedem  dieser  acht  Jahre  7115.  Es  verhielt  sich  also 
die  alljährliche  Zunahme  durch  den  Ueberschuss  der  Zugezogenen  über  die 
Abgezogenen  wie  1  zu  53,  ein  Yerhältniss,  das  ebenfalls  wieder  mit  Bezug 
aufdas  Jahr  1848  als  Minimum  gelten  darf. 

Unter  den  am  Schlüsse  des  Jahres  1852  lebenden  Einwohnern  befanden 
sich  dem  Alter  und  dem  Geschlechte  nach: 

A.  Personen  unter  16  Jahren : 

1)  Bis  zum  vollendeten  5ten  Lebensjahre  ......  30,453  Knaben. 

M     „  I»  „  „  29,520  Mädchen. 

zusammen  59,973  Kinder. 


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Berlin. 


17 


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2)  Vom  Anfange  des  6.  b.  z.  Vollend.  7.  Lebensjahre    8,205  Knaben, 

„  „        „  „  „  8,259  Mädchen, 

zusammen  16,464  Kinder. 

3)  Vom  Anfange  des  8.  b.  z.  vollend.  14.  Lebensjahre  25,182  Knaben, 

„  „        „  „  „  24,095  Madchen, 

zusammen  49,277  Kinder. 
Mithin  überhaupt  Kinder  bis  zum  Yollend.  14.  Jahre  125,714. 

4)  Vom  Anfange  des  15.  bis  zum  vollend.  16.  Jahre    7,512  männl., 

M  „       „  „         „  6.883  weibL, 

zusammen  14,395  Personen. 
B.    Ueber  sechszehnj'ährige  männlichen  Geschlechts. 

5)  Vom  Anfang  des  17.  bis  zum  vollendeten  19.  Jahre  12,188  Personen. 

6)  „    ,.    „  20.  „  „  .,  24.  „  24,168 

25.  „   „  „  32.  „  37,201 

33.  p,      „  „  tlö.  „  22,813 

40.  „  „  „  45.  „  13,694 

46 ..  60.  „  21,474 


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7,821 


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11)  lieber  60 jährige  männliche  Geschlechts  .    .    . 

überhaupt  über  sechszehnjährige  männl.  Geschl.  139,359  Personen. 

C.  Ueber  sechszehnjährige  weiblichen  Geschlechts. 

12)  Vom  Anfange  des  17.  bis  zum  Tollend.  45.  Jahre  109,161  Personen. 

13)  „        „  „  46.    „      „         „        60.     „       24,182        „ 

14)  Ueber  60jährige 11,035        „ 

überhaupt  über  sechszehnjährige  weibl.  Geschl.  144,378  Personen. 

Die  Zahl  aller  Einwohner  bestand  also  überhaupt  aus 

210,711  männlichen  und 

213,135  weiblichen  Personen. 
Davon  lebten  in  Familien  81863,  in  der  Ehe  59147  Männer  u.  59660  Frauen. 


» 


IV.   Geburteii. 

Im  Jahre  1852  wurden  nach  Ausweis  der  Kirchenbücher  'in  Berlin,  mit 
Ausschluss  der  Militairgemeinde ,  geboren: 


Ueberhanpt.         |  Daranter  unehliche.   Darunter  Mehrgebnrt. 

Darunter  sind  todtgebome. 

Knab. 

MSd. 

8um. 

Knab. 

Mäd. 

Sum. 

Knab. 

Mäd« 

Sum. 

ehi.     ebl. 
Kn.    MSd. 

nneb. 
Kn. 

uneb. 
Müd. 

Sam. 

7890 

7387 

15277 

1159 

1050 

2209 

146 

175 

321 

256  213 

76 

56 

601 

Auf  die  einzelnen  Monate  vertheilten  sich  die  Geburten  folgendermassen, 
wobei  zu  bemerken  ist,  dass  die  folgenden,  den  polizeilichen  Geburtsmel- 
dungen entnommenen  Zahlen  von  den  Zahlen  der  Kirchenbücher  abweichen, 
weil  die  Eintragung  in  die  letzteren  nicht  ffenau  nach  dem  Tage  der  Geburt 
erfolgt,  und  daher  Geburten  des  einen  Jahres  oft  erst  in  das  Kirchenbuch 
des  folgenden  Jahres  kommen.  Für  den  Vergleich  der  Geburten  mit 
Trauungen^  Todesfällen  und  Einwohnerzahl  wird  die  Angabe  der  Kirchen- 


1^' 


Berlin. 


bücher  beizubebalten  sein,  weil  sie  die  in  der  amtlicben  Liste  der.Preussischen 
Statistik  gebräucblichß  ist. 


Geboren 

tt 

überhaapt 

1  darunter  nnehl. 

Mehrgeburten 

ünt.  diesen  sind 

Im 
Monat 

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1 

1 

Januar    .    .    . 

768 

731 

1499 

109 

93 

202 

15m. 

15 

17 

13 

30 

Februar  .    .    . 

724 

660 

1384 

111 

98 

209 

22„ 

—. 

22 

20 

24 

44 

März  .... 

716 

725 

1441 

123 

107 

230 

25  „ 

~~~ 

25 

25 

25 

50 

April  .... 

611 

605 

1216 

67 

92 

159 

lö. 

..^ 

16 

13 

19 

32 

Mai     .... 

677 

626 

1303 

89 

75 

164 

22, 

22 

24 

20 

44 

Juni    .... 

639 

568 

1207 

89 

78 

167 

13, 

— 

13 

14 

12 

26 

Juli     .... 

682 

598 

1280 

87 

89 

176 

15, 

15 

17 

13 

30 

August    .    .    . 

635 

591 

1226 

99 

71 

170 

H, 

11 

11 

13 

24 

September  .    . 

645 

605 

1250 

111 

93 

204 

15, 

15 

13 

17 

30 

October  .    .    . 

673 

591 

1264 

103 

91 

194 

17, 

-^ 

17 

16 

18 

34 

November    .    . 

640 

581 

1221 

88 

81 

169 

12, 

1 

13 

14 

13 

27 

December  .    . 

639 

559 

1198 

115 

103 

218 

14, 

1 

15 

16 

15 

31 

Summa 

8049 

7440 

15489 

1191 

1071 

2262 

197m. 

2 

199 

200 

202  402 

Verglichen  mit  der  Einwohnerzahl,  fiel  auf  27,74  Ein  neugeborenes 
Kind.  Dies  Verh'ältniss  ist  günstiger,  als  in  den  beiden  vorhergehenden 
Jahren;  1850  kam  nämlich  Ein  neugebornes  Kind  auf  29,69  und  1851  auf 
28,68  Lebende ,  und  ist  überhaupt  für  Berlin  ein  sehr  güustiees;  vergleicht 
man  z.  h,  die  nächst  vorhergehenden  8  Jahre,  in  denen  volkszäbrungen 
stattgefunden  haben,  also  die  Jahre  1828,  1831,  1834,  1837,  1840,  1843,  1846, 
1849,  so  ergiebt  sich  daraus  das  durchschnittliofae  Verhältniss  Eines  neu- 
gebornen  Kindes  auf  28,21  Lebende.  Gegen  kleinere  Städte  und  das 
platte  Land. des  Preussischen  Staates  ist  dies  verhältniss  freilich  ungünstig, 
da  beispielsweise  in  den  Jahren  1850  u.  1851  in  sämmtlichen  Städten  des 
Preussischen  Staates  Ein  neugebornes  Kind  auf  25,54  bis  25,55  und  auf 
dem  platten  Lande  auf  24,  12  Lebende  kamen.  Nach  Dieterici's  Berech- 
nungen kommen  im  ganzen  Preussischen  Staate  für  den  Zeitraum  von  1748 
bis  1800  auf  24,62  und  für  den  ZeUrattu  von  1800  bis  1846  auf  24,64  Le- 
bende Ein  neugebornes  Kind. 

Unter  den  I^eugebornen  war,  wie  gewöhnlich,  die  Zahl  der  Knaben 
überwiegend  und  zwar  in  sehr  bedeutendem  Masse,  da  sich  unter  100  Neu- 
gebornen  51,64  Knaben  und  48,35  Mädchen  befanden« 

Das  Verhältniss  der  unehlich  Gebornen  zur  Anzahl  der  Gebornen  über- 
haupt war  gleich  1  zu  6,93,  es  war  also  unter  fast  7  Gebornen  Eins  un- 
ehlich, oder  unter  100  Gebornen  14,45  unehlich  Gehörne,  oder  es  kam 
1  unehliches  Kind  auf  5,91  ehliche  Kinder. 

Dies  Verhältniss  muss  für  Berlin  ein  günstiges  genannt  werden.  Nach 
den  Mittheilungen  des  statistischen  Bureaus  kam  in  Berlin  Eine  unehliche 
Geburt, 


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1816  auf  4,11  ehliche  Geburten 

1817  „  4,08 

1819  «  4,72 

1820  „  4,61 

1821  „  4,72 


1822  auf  4,79  ehliche  Geburten 

1823  „  4,96 

1824  „  4,94 

1825  „  5,86 

1826  „    5,87 


n 


n 

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,   5.30 

n 

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1841    n   5,32 

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„   5^2 

n 

n 

1842    „    5,52 

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.   5,39 

n 

n 

1843    „    5,37 

» 

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n 

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1844    „    5,51 

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91 

n    5,48 

n 

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1845    „    5,59 

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,    5,07 

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184«    n    5,94 

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,   4,64 

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1847    „    5,90 

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,    5,03 

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1848    ^    5,92 

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,    5.20 

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1849    n    5,48 

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„    5.66 

n 

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1850    ,    5,69 

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„    5,65 

n 

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1851    «   5,57 

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,    5,53 

n 

» 

1852    „    6,93 

91 

9» 

1827  auf  5^7  ehli€he  Geburten  1840  auf  5,63  efaliche  Geburten 

1828 

1829 

1830 

1831 

1832 

1833 

1834 

1835 

1836 

1837 

1838 

1839 

Es  bat  sich  also  dies  Yerhältniss  gegenwärtig;  sehr  wesentlich  gebessert, 
und  darf  daraus  ein  günstiger  Schluss  für  die  zunehmende  Sittlichkeit 
gezogen  werden. 

Im  Vergleich  mit  den  unehlichen  Geburten  des  gesammten  Preussischen 
Staates  ist  das  Yerhältniss  ungünstig,  da  von  1816  bis  1851  das  Verhältniss 
der  ehlichen  zu  den  unehlichen  Geburten  zwischen  1  zu  11,56  (im  Jahre  1850) 
und  1  zu  14,25  (im  Jahre  1848)  differirt. 

Nach  den  yerscbiedenen  Konfessionen  gestaltete  sich  im  Jahre  1852 
das  Yerhältniss  der  unehlichen  Kinder  zu  den  sämmllichen  Geburten 
wie  folgt: 

bei  den  evangelischen  Gemeinden,  wie  1  zu  6,68 
der  katholischen  Gemeinde  „    1  j,  9,80 

christkatholischen  „  _        _ 

jüdischen  „  „    1   „28,00 


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Ein  sehr  bedeutender  Unterschied  ergiebt  sich  ferner  in  dem  Yerhält- 
niss der  unehlichen  Kinder  bei  den  einzdnen  Parochieen;  es  verhielten  sich 
die  unehlichen  zu  den  ehlichen  Kindern 

bei  der  Parochialkirche  wie  1  zu  9,06 


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Domkirche 

Friedr.  -Werderschenkirche 

Dreifaltigl^eitskirche 

Dorotheenstädtschenkirche 

Jerusalemerkirche 

Neuenkirche 

Böhmischlutherischekirche 

Mathäikirehe 

Petrikirche 

Gertrautenkirche 

Louisenkirche 

Jacobikirche 

Nicolaikirche 

Marienkirche 

Geor^enkirche 

Sophienkirche 

Friedrichs-Waisenhauskirche 

Invalidenhauskirche 

Elisabethkirche 

Französischenkirche 

evang.  lutherischen  Gemeinde 

Hedwigsldrche  (kathol.) 


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1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
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1 
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1 
1 
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1 
1 
1 
1 


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13,86 
16,07 
9,88 
3,35 
9,51 
„  12,84 
,9  17,50 
99 15,17 
9,29 
3,76 
8,66 
7,89 
10,06 
7,90 
8,70 
7,50 
4,00 
8,42 
6,52 
21,71 
50,00 
9,80 


99 


99 


99 


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20  Berlin, 


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Garnisonkirche 

1.  Gardedivision  „  1  „05,67 

2.  ,f  ,9  1  „38,50 
,,  »»  jüdischen  Gemeinde  „  1  „28,00 
„  den  Dissidenten  ,>  1  „56,00 

Nächst  dem  Verhältniss  der  unehlichen  Geburten  ist  für  die  Geburts-  { 

Statistik  das  Verhältniss  der  Todtgebornen  von  grosser  Wichtigkeit.    Im 
Jahre  1852  kam  Ein  todtgebornes  Rind 

auf  25,41  neugeborne  Kinder  überhaupt, 
,.   27,86  eÜich  neugeborne  Kinder, 

„  16,73  unehlich  neugeborne  Rinder;  j 

ferner  Ein  todtgeborner  Knabe  ^ 

auf  23,76  neugeborne  Knaben  überhaupt >  ^ 

„  26,29  ehlich  neugeborne  Knaben, 
„   15,25  unehlich  neugeborne  Knaben 
und  Ein  todtgebornes  Mädchen 

auf  27,46  neugeborne  Mädchen  überhaupt, 
„  29,75  ehlich  neugeborne  Mädchen, 
„   18,75  unehlich  neugeborne  Mädchen. 

Im  Jahre  1842  kam  Ein  todtgebornes  Kind 

auf  23,37  neugeborne  Kinder  überhaupt, 
„   26,91  ehlich  neugeborne  Kinder, 
„   13,76  unehlich  neugeborne  Kinder; 
Ein  todtgeborner  Knabe 

auf  20,56  neugeborne  Knaben  überhaupt, 
„   28,56  ehlich  neugeborne  Knaben, 

„   11,80  unehlich  neugeborne  Knaben  i 

und  Ein  todtgebornes  Mädchen 

auf  27,23  neugeborne  Mädchen  überhaupt,  1 

„   36,37  ehlich  neugeborne  Mädchen,  ^ 

„   16J2  unehlich  neugeborne  Mädchen. 

Im  Jahre  1849  kam  Ein  todtgebornes  Kind 

auf  20,57  neugeborne  Rinder  überhaupt, 
„   23,81  ehlich  neugeborne  Rinder, 
„   12,38  unehlich  neugeborne  Rinder; 
ferner  Ein  todtgeborner  Knabe  auf  19,13  überhaupt, 
ehlich  neugeborne  Rnaben     „    21,06, 
unehlich  neugeborne  Rnaben  „    12,69 ; 
Ein  todtgebornes  Mädchen  „   22,85  überhaupt, 

ehiicn  neugeborne  Mädchen   „    27,57, 
unehlich  neugeborne  Mädchen  „    1 2,08. 

Im  Jahre  1851  kam  Ein  todtgebornes  Rind 

auf  22,57  neugeborne  Rinder  überhaupt,  • 
„   27,08  ehlich  neugeborne  Rinder, 
„   14,68  unehlich  neugeborne  Rinder; 

ferner  Ein  todtgeborner  Rnabe  ^ 

auf  20,92  neugeborne  Rnaben  überhaupt, 
„   22,54  ehh'ch  neugeborne  Rnaben, 
„    14,98  unehlich  neugeborne  Rnaben 
und  Ein  tQdt^ej)ornes  Mädchen 

auf  24,59  neugeborne  Mädchen  überhaupt, 
„   28,33  ehlich  neugeborne  Mädchen., 
^   14^38  unehlich  neugeborne  Mädchea^ 


Berlin. 


21 


Hiernach  haben  sich  die  YerhältDisse  der  Todt^eburten  zu  den  Neu- 
gebornen  überhaupt  und  zu  den  unehlich  Gehörnen  während  des  Jahres  18d2 
entsdbieden  günstiger  gestaltet,  als  in  früheren  Jahren* 


V.  Ehen. 

Die  Anzahl  der  im  Jahre  1852  getrauten  Ehepaare  betrug  4009. 

Unter  den  Ehen  waren  gemischte  überhaupt 2()3. 

Darunter  Ehen,  wo  der  Bräutigam  röm.-kathol.»  die  Braut  evanff.  145 

evang.,  die  Braut  röm.-kathol.  110 
evangelisch,  die  Braut  jüdisch  4 
iüdisch.  die  Braut  evancrelisch      4 


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jüdisch,  die  Braut  evangelisch 


203 

Nach  dem  Lebensalter  ergaben  sich  folgende  Verhältnisse.    Es  ver- 
heiratheten  sich: 


Männer  unter  45  Jahr 
alt,  mit  Frauen 

Männer  von  45—60  Jahr 
alt,  mit  Frauen 

Männer  über  60  Jahr 
alt,  mit  Frauen 

anter  30  J. 
alt. 

V.30— 45J. 
ftlt. 

über  45  J. 
alt. 

anter  30  J. 
alt. 

V.  30-45  J. 
alt. 

über  45  J. 
alt. 

unter  30  J. 
alt. 

V.  30-45  J. 
alt 

über  45  J. 
alt. 

2779 

871 

53 

44 

106 

49 

3 

5 

9 

Die  Zahl  der  Trauungen  verhielt  sich  zur  Einwohnerzahl  im  Jahre  1852 
wie  1  zu  105,52. 

In  den  nächst  vorhergehenden  Jahren  war  das  Verhältniss  so,  dass 
1846  Eine  neue  Ehe  auf    114  Einwohner 


1847 

1848 
1849 
1850 
1851 


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114, 

127,  • 

119," 

92,  •• 

96," 


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kamen.  Vergleicht  man  eine  Anzahl  früherer  Jahre,  z.  B.  die  Jahre,  in 
welchen  Volkszählungen  stattfanden  von  1828  ab  bis  1849  (1828,  1831,  1834, 
1837,  1841,  1843,  1846,  1849),  so  ergiebt  sich  das  Durchschnitts  verhältniss 
von  Einer  neuen  Ehe  auf  1 11,  i*  Einwohner  für  Berlin.  Im  Jahre  1848  wur- 
den begreiflicher  Weise  weit  weniger  Ehen  seschlossen,  fast  ebenso  auch 
in  dem  vorhergehenden  Nothjahre  1847;  nach  1848  hat  sich  die  Zahl  der 
Ehen  wieder  günstiger  gestaltet,  namentlich  im  Jahre  1850,  wo  muthmasslich 
viele  in  den  vorhergehenden  Jahren  verschobene  Ehen  geschlossen  wurden. 
Das  Jahr  1852  kommt,  wenn  man  den  obigen  Durchschnitt  als  normales 
Verhältniss  annehmen  will,  demselben  zieiniich  nahe.  Nach  den  Mitthei- 
lungen des  statistischen  Bureaus  kam  in  den  Jahren  1837  bis  1847  im  ganzen 
Staate  durchschnittlich  Eine  neue  Ehe  auf  110,»,  ein  Verhältniss,  welches 
von  dem  für  Berlin  gefundenen  Durchschnittverhältniss  kaum  abweicht; 
und  ganz  ähnliche  Verhältnisse  ergeben  sich  auch,  wenn  man  in  frühere 
Jahre  zurückgeht;  so  kam  1819  auf  111  und  1822  auf  110  Lebende  eine 
neue  Ehe. 

So  konstante  durchschnittliche  Verhältnisse  liefern  den  Beweis,  dass 
trotz  der  enormen  Zunahme  der  Bevölkerung  die  Sittlichkeit  sich  nicht 
vermindert  habe,  wie  sich  dasselbe  auch  aus  dem  Verhältnisse  der  un- 
ehlichen Geburten  ergiebt 


'02  Berlin. 

Man  hat  zwar  häufig  das  VerhäTtniss  der  unehlichen  tiehurten  und  das 
Verhältniss  der  Ehen  als  Massstab  für  die  grössere  oder  geringere  Sittlich- 
keit in  Abrede  gestellt,  weil  die  Gesetzgebung  durch  Zulassung  der  Vater- 
scbaftsklage  auf  die  Zahl  der  unehlichen  Geburten  und  durch  Beschränkung 
des  Niederlassungsrechts  oder  durch  Zunftzwang  auf  die  Zahl  der  Ehen 
von  dem  wesentlichsten  Einflüsse  ist.  Dies  ist  richtig,  sobald  es  sich  um 
den  Vergleich  von  Staaten  oder  einzelnen  Orten  handelt,  die  unter  dem 
'  Einflüsse  einer  verschiedenartigen  Gesetzgebung  stehen.  Handelt  es  sich 
aber  um  Eine  Stadt,  in  welcher  die  hierauf  bezügliche  Gesetzgebung  wesent- 
lich dieselbe  geblieben  ist,  so  wird  die  Zahl  der  zu  verschiedenen  Zeiten 
stattgehabten  unehlichen  Geburten  und  neu  eingegangenen  Ehen  als  Mass- 
stab für  die  Sittlichkeit^icht  zu  verwerfen  sein,  wenn  trotz  der  enormen 
Zunahme  der  Einwohnerzahl  und  des  Verkehrs  in  Berlin  alljährlich  eine 
in  gleichem  Verhältniss  zu  derselben  stehende  Anzahl  von  Ehen  geschlossen 
wird,  so  ist  das  wenigstens  ein  Merkmal,  dass  das  Proletariat  nicht  in  dem  Masse 
überhand  nimmt,  wie  die  Grösse  der  Stadt  fürchten  lässt,  denn  im  Allge- 
meinen gilt,  dass  wer  eine  Ehe  eingeht,  einen  Hausstand  begründet.  Was 
aber  die  unehlichen  Geburten  betrifft;  so  wird  es  Niemanden  einfallen, 
aus  ihrer  Zahl  einen  Schluss  auf  die  Anzahl  der  Prostituirten  ziehen  zu 
wollen,  denn  diese  haben  mit  den  Geburten  gerade  am  wenigsten  zu  schaffen. 
Aber  man  wird  daraus  auf  die  Sittlichkeit  der  nicht  prostituirten  weiblichen 
Bevölkerung  schliessen  dürfen,  und  wenn  man  finaet,  dass  die  Zahl  der 
unehlichen  Geburten  im  Verhältniss  zur  Einwohnerzahl  sich  verringert  habe, 
so  wird  man  auf  Zunahme  der  Sittlichkeit  oder  wenigstens  auf  Nicht- 
Abnahme  derselben  schliessen  dürfen,  oder  man  müsste  annehmen 
wollen,  es  habe  die  Prostitution  solche  Fortschritte  gemacht,  dass  durch  sie 
die  Zahl  der  unehlichen  Geburten  vermindert  sei.  Diese  Annahme  recht- 
fertigt sich  aber  den  strengeren  polizeilichen  Aufsichtsmassregeln  der  letzten 
Jahre  gegenüber  durchaus  nicht. 

Nichts  destoweniger  findet  sich,  wenn  man  die  Zahl  der  verheiratheten 
'  Männer  mit  der  Einwohnerzahl  vergleicht,   doch  eine  verhältniss  massige 
Abnahme  der  bestehenden  Ehen.    Die  Zahl  der  im  Jahre  1852  in  der  Ehe 
lebenden  Einwohner  betrug 

59,147  Männer  und 
59,660  Weiber. 

Es  verhielt  sich  sonach  die  Zahl  der  verheiratheten  Männer  zur  Ein- 
wohnerzahl wie  1  zu  7,16;  im  Jahre  1819  dagegen  war  das  Verhältniss  wi^ 
1  zu  6,29;  1822  wie  1  zu  6,38;  1828  wie  1  zu  7,1;  1837  wie  1  zu  7,36;  1843 
wie  1  zu  7,15. 

Dieser  Widerspruch  zwischen  den  Verhältnissen  der  neugeschlossenen 
und  der  bestehenden  Ehen  muss  dadurch  erklärt  werden,  dass  die  Zahl  der 
Trennung  der  Ehen  —  sei  es  durch  den  Tod  oder  durch  das  Erkenntniss 
des  Richters  —  zugenommen  hat. 

Vergleicht  man  die  Zahl  der  neuen  Ehen  mit  der  Zahl  der  neuge-^ 
bornen  ehlichen  Kinder,  so  ergiebt  sich  pro  1852  ein  Verhältniss  wie  1 
zu  3,32.  Ein  sehr  ähnliches  Verhältniss  findet  sich,  wenn  man  aus  einem 
21iährigen  Zeiträume  die  acht  oben  erwähnten  ZählungsJ9hre  zuaammen- 
stellt,  nämlich  von  1  zu  3,42.  Es  darf  sonach  auf  jede  Ehe  in  Berlin  die 
Zahl  von  3  bis  4  Kindern  als  die  durchschnittliche  angesehen  werden. 


Berlin.  ^ 


n.   Todesfälle. 

Nach  Angabe  der  kirchlichen  Meldungen  betrag  die  Zahl  der  Todes- 
fälle im  Jahre  1852  (excl.  274  bei  der  Militairgemeinde  ▼orgekommener 
Fälle)  männl.  Personen  5,902,  weibL Personen  5,259,  m  Summa  1 1  Jol  Personen. 
Es  war  daher  das  Verhältniss  der  Mortalität  der  männlichen  Personen  zur 
Anzahl  der  männlichen  BeTÖIkerung  (210,711)  gleich  1  zu  85,70;  das 
Verhältniss  der  Mortalität  der  weiblichen  Personen  zur  Anzahl  der  weib- 
lichen Bevölkerung  (213,135)  gleich  1:42,^>  und  das  Verhältniss  der  ge- 
sammten  Mortalität  des  Jahres  1852  zur  Einwohnerzahl  gleich  1  :  37,*'. 

Im  Jahre  1849  verhielt  sich  dagegen  die  Mortalität  zur  Einwohnerzahl 
wie  1  zu  30, 0*. 

Im  Jahre  1850  verhielt  sich  dagegen  die  Mortalität  zur  Einwohnerzahl 
wie  1  zu  37,»*. 

Im  Jahre  1851  verhielt  sich  dagegen  die  Mortalität  zur  Einwohnerzahl 
wie  1  zu  37,7». 

In  dem  Zeiträume  von  1828  bis  1849  erhält  man  für  Berlin,  wenn  man 
die  Zählu^esjahre  1828,  1831,  1834,  1837,  1840,  1843,  1846  und  1849  zu- 
sammenstellt, ein  durchschnittliches  Verhältniss  der  Mortalität  zur  Ein- 
wohnerzahl von  1  zu  31, SS.  Es  ist  dabei  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  dass 
unter  den  zusammengestellten  Jahren  drei  Gholerajahre  sich  befinden«  wo- 
durch sich  das  Resultat  natürlich  ungünstiger  gestaltet  hat. 

Jedenfalls  aber  ergiebt  das  Jahr  1852  ein  sehr  günstiges  Mortalitäts- 
verhältniss,  nicht  nur  im  Vergleich  mit  der  übrigen  Berhner  Mortalität, 
sondern  auch  mit  der  Mortalität  im  Preuss.  Staate  überhaupt.  Nach  den 
Mittheilungen  des  statistischen  Bureau  kam  von  1748  bis  1790  dur-ch- 
schnittlich  Ein  Todesfall  auf  31,^1  und  von  1816  bis  1846  ein  Todesfall  auf 
33,  "Lebende. 

'        Für  das  Verhältniss  der  Gestorbenen  zu  den  Neugebornen  ergiebt  sich, 
dass  im  Jahre  1852  auf  100  Neugeborne  73,  so  Todesfälle  kamen. 

Aus  dem  Vergleich  der  oben  genannten  acht  Jahre  in  dem  Zeiträume 
von  1828  bis  1849  ergiebt  sich  dagegen,  dass  durchschnittlich  auf  100  Neu- 
geborne 89, "0  Todesfälle  sich  ereigneten,  so  dass  also  auch  hiedurch  sich 
für  das  Jahr  1852  ein  günstiges  Verhältniss  zu  erkennen  giebt. 

üeber  die  Krankheiten  oder  anderweiten  Veranlassungen,  welche  die 
Todesfälle  des  Jahres  1852  herbeigeführt  haben,  giebt  die  nachstehende  Ta- 
belle, welche  zugleich  das  Geschlecht  und  das  Lebensalter  der  Gestorbenen 
berücksichtigt,  Auskunft,  wobei  zu  erinnern  ist,  dass  wenn  die  in  der  Ta- 
belle angegeoene  Zahl  der  Gestorbenen  mit  der  obigen  Zahl  nicht  überein- 
stimmt, der  Grund  in  der  Abweichung  der  polizeilichen  Meldungen  von 
der  kirchlichen  liegt. 


in  den  Monaten                      1                                     im  Lebern- 

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1 

1 

13 

1 


32 

1 
1 
1 
2 
1 
S 

18 
1 

10 
41 

7 

10 

44 

10 

4 

52 

3 

2 

6 

1 

18 
513 

18 
106 
120 


l|  6260  I  5480||U614 

2* 


28  ^  Berlin. 

Die  in  der  vorstehenden  Tabelle  enthaltenen  Angaben  sind  den  kirch- 
lichen Meldungen  entnommen.  Die  am  Schlüsse  derselben  befindlichen 
Angaben  der  durch  Selbstmord  und  Unglücksfälle  herbeigeführten  Todes- 
fälle stimmt  mit  den  dem  Polizei  -  Präsidio  darüber  erstatteten  Polizei- 
Rapporten  nicht  vollständig  überein.  Letztere  sind  als  die  richtigen  anzu- 
sehen und  mögen  hier  zur  Vervollständigung  und  Berichtigung  der  Mor- 
talitätstabelle Platz  finden. 

1.   Selbstmorde. 

Männer     Fraaen 

Durch  Erschiessen .28 

„      Erhängen .55  7 

„      Ertränken .13         10 

„      Schnitte  in    den  Hals    und    andern 

Körpertheilen 6  1 

yy      Hinabstürzen  aus  Fenstern  etc.   .      .       3  3 

yy      Genuss  schädlicher  Substanzen   .      .        7  8 

yy       Eisenbahnzüge  haben  sich  überfahren 

lassen 2 

„       den  Bär  einer  Maschine  hat  sich  zer- 
schmettern lassen    •      .      .  1 

115        ^i 

144. 

Ausserdem  sind  35  Leichname,  25  männlichen  und  10  weiblichen  Ge- 
schlechts im  Wasser  gefunden  worden,  bei  welchen  nicht  zu  ermitteln  war, 
ob  der  Tod  durch  Selbstmord,  durch  einen  Unglücksfall  oder  durch  Ver- 
brechen eines  Dritten  herbeigeführt  worden  ist. 

2.   Todesfälle  durch  TerunglaekuDg  oder  durch  Schuld  eines  Britten 

herbeigefthrt. 

Personen 
mÜnnlich    weiblich    ■ 

Durch  Ueberfahren 9  3 

,y      Fall  von  Dachern,  Gerüsten  etc.       .14  2 

„      herabfallende  Gegenstände  beschädigt  5  — 

.   ,          „      Maschinen  und  Mühlen  zerschmettert  9  — 

„      Hufschlag  von  Pferden  beschädigt    .  2  — 

Bei  einer  Schlägerei 1  — 

Durch  Ertrinken 25  3 

„       Verbrennen 1  1 

„       Verbrühen 11 

„       Genuss  schädlicher  Substanzen   .      .  3  4 

„       Ersticken  in  Kohlendampf     ...  5  — 

„      Biss  toller  Hunde 2  — 

„       Erschiessen —  1 

„      Erstechen 1  — 

78  15 

93 
Ferner  erwähnen .  die  Polizeiberichte    des  Todes  '  von  19  Individuen 
(17  Männer  und  2  Frauenzimmer),  welche  plötzlich  ausserhalb  ihrer  Woh- 
nung gestorben  sind. 

Aufgefunden  wurden  15  Leichen  neugeborner  Kinder 

5     „        unausgetragener  Leibesfrüchte 

20  Leichen. 


r 


Berlin. 


29 


üeber  die  Todesart  der  gestorbenen  tineheliclien  Kinder  gibt  folg.  Tab.  Auskunft. 
Waohwtomig  ddr  im  Jalffe  1852  gntttthmn  mMhellokeii  Kiiifler. 


Bis 

Vom  . 

/    Vom 

Vom 

Vom 

Vom 

Vom 

1 — 

firt  ^_: 

Todesursachen. 

Eum  1. 
Jahr 

1  —  2. 

Jahr 

2  —  3. 
Jahr 

3  —  4. 
Jahr 

4  —  5. 
Jahr 

5  —  10. 
Jahr 

10-15. 
Jahr 

Summa  |  «^ 

m.  w. 

m.  w. 

m   w. 

m.  w. 

m.  w. 

m.  w. 

m.  wi 

m.  w. 

Hdo^a 

Todtgeboren 

70 

50 

• 

•  « 

70 

5oil   190 

LebensschirSche  nach  d.  Qeb. 

44 

48 

^ 

• 

• 

• 

44 

4fl 

92 

Zahnen     

21 

14 

4 

5 

1 

1 

26 

20 

46 

Nenrenfieber 

1 

1 

9 

9 

Gastrisches  Fieber   .... 

• 

1 

1 

1 

2 

3 

2 

5 

Gehirn-Entzündung  .... 

8 

4 

4 

4 

2 

1 

2 

3 

2 

17 

13 

ao 

Hals-Entcündung 

• 

• 

1 

• 

1 

1 

1 

9 

8 

Loftröhren- Entzündung    .     . 

1 

3 

2 

2 

• 

1 

4 

5 

9 

Häutige  Bräune 

6 

1 

8 

7 

4 

2 

1 

4 

1 

2 

2 

4 

1 

18 

20 

88 

Entzündung  der  Brustorgane 

14 

12 

6 

5 

1 

1 

1 

21 

19 

40 

Entzündung  der  Unterleibsorg. 

3 

2 

• 

1 

• 

1 

2 

6 

3 

9 

Venen -Entzündung  .... 

• 

1 

• 

• 

• 

1 

1 

Schlagflnss 

13 

17 

• 

• 

1 

1 

1 

1 

16 

8 

24 

Stiokfluss 

10 

2 

1 

• 

1 

• 

» 

1 

1 

12 

4 

16 

Kinnbackenkrampf    .... 

8 

6 

• 

• 

• 

8 

6 

14 

Keuchhusten 

• 

1 

1 

1 

Brustkrampf 

1 

1 

• 

• 

• 

1 

1 

8 

Anderweite  Krämpfe     .    .    . 

60 

51 

10 

8 

6 

2 

3 

3 

1 

1 

80 

65 

145 

Rose 

2 

1 

, 

• 

2 

1 

3 

Zellgewebe -Verhärtung.    .    . 

2 

1 

• 

• 

1 

2 

2 

4 

Pocken     .    .  ' 

4 

2 

1 

1 

1 

1 

6 

4 

10 

Scharlach 

2 

3 

1 
1 

6 
1 

2 

s 

2 

3 

3 

1 

6 
1 

7 

1 

21 
3 

16 

1 

87 

Masern 

1 

4 

2 

• 

■ 

• 

• 

2 

• 

2 

Schwämmchen ...'... 

2 

2 

2 

2 

4 

Hitzige  Himhöhlenwassersncht 

4 

3 

4 

8 

2 

2 

1 

1 

• 

14 

6 

20 

Herzbentelwassersucht  .    .    . 

fl 

• 

• 

• 

1 

1 

1 

Brustwassersucht 

• 

• 

• 

1 

3 

1 

1 

2 

Allgemeine  Wassersucht  .    . 

• 

• 

• 

2 

• 

1 

3 

X 

1 

4 

4 

8 

Brigfat'sche  Nierenkrankheit . 

• 

• 

• 

1 

• 

1 

1 

Syphilis 

4 

• 

• 

4 

• 

4 

Skropheln 

6 

3 

2 

1 

2 

2 

1 

3 

11 

9l 

20 

Lungenschwindsucht     .    .    . 

1 

• 

2 

• 

1 

1 

1 

1 

4 

9 

7 

Unterleibsschwindsucht     .    . 

• 

2 

• 

1 

1 

1 

s) 

4 

Abzehrung 

106 

72 

18 

26 

3 

6 

2 

1 

1 

2 

1 

1 

131 

m 

239 

Kolik 

• 

• 

• 

1 

1 

1 

Lungenkatarrh 

2 

30 

1 
3 

*3 

• 

1 

1 
81 

2 

34 

8 

Durchfall 

28 

65 

Brechdurchfall 

47 

44 

6 

3 

1 

53 

48 

101 

Ruhr    ....    

2 

1 

1 

1 

'2 

• 
• 

2 

*1 

1 

• 

2 

4 

4 

• 

2 

4 

Cholera 

2 

Organischer  Himfehler.    .    . 

1 

• 

6 

Organischer  Herzfehler     .  • . 

1 

• 

f 

• 

1 

• 

1 

Magenerweichung 

7 

11 

1 

2 

• 

8 

13 

21 

Organ.  Fehler  des  Unterleibs 

• 

• 

• 

1 

■ 

1 

1 

Knochenfrass 

1 

• 

• 

1 

• 

1 

Wasserkrebs 

• 

« 

• 

1 

1 

• 

l 

Nichtbenannte  Krankheiten  . 

2 

1 

t 

1 

2 

2 

5 

Unglücksfälle 

1 

1 

1 

• 

.      .  1 

2 

• 

4 

1 

5 

Summa   >   .    . 

481 

881 

75 

72 

87 

27 

13 

19 

10 

10 

22 

25 

Im 

~i 

643 

540| 

1183 

Jährliche.  ^Zusammenstellungen  der  speciellen  Todesursachen,  wie  die  yorstehenden  Nach- 
weisungen, sind  seit  einer  Reihe  von  Jahren  für  Berlin  nicht  gemacht  worden.  Man  beschränkte 
sich  ausser  der  Jährlichen  Aufstellung  der  allgemeineren  Kategorien  von  Todesursachen,  wie 
solche  von  dem  Kgl.  statistischen  Bureau  gefordert  wird,  auf  monatliche  Nachweisungen  der 
einzelnen,  mit  dem  Tode  abgelaufenen  Krankheiten  und  der  durch  Selbstmord,  Unglücksfalle 
und  Todtgeburt  veranlassten  Todesfälle.  Diese  Nachweisungen  sind  allmonatlich  durch  die 
Zeitung  des  Vereins  fQr  Heilkunde  in  Preussen  veröfifentlicht  worden.  Für  das  Jahr  1852  hat 
das  Polizei -Präsidium  zuerst  die  obigen  Tabellen  zusammenstellen  lassen,  wodurch  erst  eine 
übersichtliche  Anschauung  der  während  des  ganzen  Jahres  durch  die  verschiedenen  Krankheiten 
in  den  verschiedenen  Lebensaltern  und  in  den  einzelnen  Monaten  veranlassten  Sterbefälle  ge- 
wonnen worden  ist.  Um  aber  dieser  Anschauung  durch  einen  Vergleich  mit  der  Vergangenheit 
Werth  zu  geben,  sind  von  dem  statistischen  Amte  in  gleicher  Weise  die  MortaUtätslisten  von 
1842  ab  bis  1851  bearbeitet  worden  und  gibt  da«  nachstehende  Tableqn  eine  Uebersicht  der 
speciellen  Todesursachen,  welche  in  den  einzelnen  Jahren  von  1842  bis  1852  die  in  Berlin 
während  dieser  Zeit  erfolgten  Todesfälle  herbeigeführt  haben. 


30 


Berlin. 


Benennung  der 
Todesursachen. 


1842 


1843 


1844 


1845 


1846 


1847 


1848 


1849 


1880 


1851 


1852 


Samm*. 


Vor  und  nach  der 
Geburt 

An  Lebensschw. 

bald  nach  d.  Geb. 

Beim  Zahnen  .  . 

Am  Nerven- 
Fieber 

Am  gastrischen 
Fieber  

Am  katarrhisch. 
Fieber  

Am  rheumatisch. 
Fieber 

Am  Wurmfieber. 

Am  Wechselfieb. 

Am  Entzündungs- 
Fieber  

An  der  Gehirn- 
Entzündung  .  . 

An  der  häutigen 
Bräune  .... 

And.  Ohrspeich.- 

Drüsen-Entzünd. 

An  d.  Zwergfell- 
Entzündung  .  . 

An  d.  Hals-Entz. 

An  d.  Luftröhren- 
Entzündung  .  . 

An  der  brandigen 
Bräune 

An  Entzünd.  de 
Brustorgane  .  . 
An  Entzünd.  de 
Unterleibsorgane 
An  der  Rücken 
marits-Entzund. 
And.ZeI]gewebc- 
Entz.  u.  Vereiter. 
An  d.  Nabei-Entz. 
An  der  Venen- 
Entzündung   .  . 
Am  Kindbettfieb. 
Am  Schlagfluss. 
Am  Stickfluss   . 
An  der  Rücken- 
marks-Lähmung. 
Am  Starr- u.Kinn- 
backenkraropf  • 
Am  Keuchhusten. 
Am  Brustkrampf. 


479 

350 
238 

344 

116 

2 


227 

91 


614 


523 

312 
181 

252 

97 

6 

12 


526 

299 
258 

237 

97 

1 

15 


545 

330 
238 

297 

120 

1 

7 


585 

298 
248 

356 

121 


^26 
7tf 


618 


35 

485 
432 

9 

99 
28 
21 


169 
136 


1 
203 
118 


58 
11 


633 


37 
519 
435 

13 

117 
12 
25 


34 

552 
499 

6 

93 

123 

56 


312 

154 

4 

1 
1 

6 

47 

544 

433 

6 

96 
76 
29 


205 

141 

1 


566 

337 
227 

275 

113 

6 

7 


567 

328 
273 

361 

133 

1 

5 
1 


382 

139 

5 


10 

45 

578 

499 


117 
44 
30 


1 

1 

254 

75 

2 


61      49 


480 

145 

6 

2 

1 

5 

45 

531 

553 


99 

164 

24 


3 

5 

251 

104 

2 

1 

76 


553 

127 

1 

3 
1 

5 

44 

635 

428 


87 
65 
27 


663 

385 
274 

384 

137 


9 
3 
1 

288 
101 


673 

396 

256 

295 

115 

2 

16 


70 


346 

156 

3 

4 


14 

38 

703 

431 

6 

104 
50 
28 


7 
4 

301 
256 


81 

15 

2 

500 

169 

13 

3 
1 

4 

49 
604 
493 


107 

116 

16 


674 

380 
273 

282 

123 

5 

10 


292 
351 


1 

6 

108 


402 
129 


*5 

93 

629 

475 

2 

129 
83 
18 


635 

399 
304 

392 

130 

1 

5 

4 


332 

371 

1 

1 
14 

119 


451 
153 


4 
2 


6436 

3841 

2770 

3475 

1305 

25 

99 

1 

27 

12 

2748 

1820 

6 

3 
415 

253 

12 
1865 

3426 

1172 

40 

17 

8 


9 

58 

68 

535 

562 

6342 

419 

5097  ^ 

1 

53 

109 

1157 

28 

793 

24 

298 

Berlin. 


81 


Benennung  der 
Todesursachen. 


1842 


1843 


1844 


1845 


1846 


1847 


1848 


1849 


1850 


1851 


1852 


SomiBft. 


An  der  Epilepsie. 

Am  Veitstanz .  . 

Unter  andern 
Krämpfen .  .  . 

Am  Säuferwahn- 
sinn   

Am  Blödsinn .  . 

An  d.  Tobsucht  u. 
Wahnsinn  .  .  . 

An  der  Wasser- 
scheu   

An  d.  Folg.  d.  An- 
steck, d.  Rotzgift. 

Am  Milzbrand  . 

An  d.  Zellgewebe- 
Verhärtung   .  . 

An  d.  Rückgrad- 
spalte   

An  den  Pocken. 

An  den  Röthein. 

An  der  Rose   . 

An  den  Masern. 

An  den  Frieseln. 

Am  Scharlach  . 

Am  Blasenaus- 
schlaff   

An  Schwamm- 
chen 

An  d.  Mundfäule. 

An  der  Grippe « 

And.hitz.Gehim 

höhlen-Wassers. 

An  chronischem 
Wasserkopf.  . 

And.  Herzbeutel- 
Wassersucht.  . 

An  der  Brust - 
Wassersucht.  . 

An  der  Rücken- 
marks -Wassers. 

An  der  Bauch-  / 
Wassersucht  .  I 

An  d.  Eierstock- 
Wassersucht   . 

An  der  Gebär- 
mutter-Wassers. 

An  der  allgem.  j 
Wassersucht .  . 


532 
37 


18 


20 
2 

18 

32 
t 

93 

9 

14 

7 


184 
23 


416 


1 
2 

547 

41 
3 

1 


5 
4 

626 

37 


9 

I 

86 
2 

20 
5 
4 

86 

9 

11 
2 


216 
38 


14 


95 

14 
41 

66 


7 
2 


206 
43 


615 

44 

6 


633 
46 


614 
19 


385 


18 

2 
3 
1 

11 
27 

53 

9 

9 
2 
1 

187 

19 

19 

Hß 


.410/ 


20 


I  257 


13 

11 
1 

16 
51 

67 

11 

14 
1 

228 
16 
21 

108 


24 


663 

55 
2 

2 


626 

38 
1 


11 
2 
1 

83 

8 

14 
2 
2 

263 
16 
32 

102 


18 

4 
11 

"28 

112 

2 

94 

16 

8 

5 

13 

233 

12 

15 

97 


19 
2 


26 
4 


262    301 


1 
1 
2 

18 

¥1 

7 

120 

6 

6 
3 

177 
34 
22 
97 


24 
4 


281 


15 
1 

304 


1 

684 
46 

1 
1 


21 

1 

75 

Tl 
2 
1 

137 

6 

15 

"5 

169 

39 

16 

114 


22 

6 

1 

221 


646 
50 

3 
1 
1 


29 

47 

3 

24 

55 

187 

8 

13 
4 

10 

188 
21 
23 

112 


27 
3 

258 


753 
41 

1 
1 

1 
17 

2 

30 

24 

18 

422 
7 

13 

"2 

202 

13 

22 

108 

1 

20 
3 

297 


23 

II 

6930 

454 
^3 

18 

3 

4 
1 

199 

11 

395 

9 

218 

352 

e 

1408 

95 

124 
28 
33 

2252 

274 

170 

856 

1 
1211 

173 

27 

1 

218 


32 


Berlin. 


Benennang  der 
Todesursachen. 

1842 

1843 

1844 

1845 

1846 

1847 

1848 

1849 

1850 

1851 

1852 

Bamma. 

An  der  Bright*- 

schen  Nieren- 

krankheit .  .  . 

— 

^-. 

_ 

_ 

^_ 

10 

5 

5 

20 

Am  Rheumatism. 

und  Gicht  .  .  . 

9 

7 

10 

6 

11 

5 

12 

13 

6 

8 

5 

92 

An  d.  Darmgicht 

2 

2 

— 

-^ 

— 

1 

— ■ 

— 

— 

— 

1 

6 

An  d.  englischen 

12 

Krankheit  .  .  . 

— 

2 

3 

•— 

— - 

4 

1 

1 

— 

— 

1 

An  der  Syphilis 

1 

— 

3 

1 

— 

1 

1 

2 

2 

4 

15 

An  Elephantiasis 

1 

— 

— 

— 

— 

- — 

— 

— 

1 

An  Skropheln  . 

62 

57 

59 

72 

68 

81 

131 

92 

96 

107 

93 

918 

An  der  Hals-  und 

Lungenschwind- 

sucht   

1141 

1138 

1153 

1147 

1225 

1359 

1195 

1130 

1215 

1255 

1298 

13256 

An  der  Schleim- 

schwindsucht . 

— 

_ 

— 

3 

5 

3 

4 

5 

2 

3 

3 

28 

An  der  Rücken - 

markschwinds. 

— 

— 

— 

12 

3 

6 

5 

5 

5 

2 

5 

43 

An  d.  Unterleibs- 

schwindsucht . 

108 

112 

110 

81 

100 

96 

79 

71 

61 

72 

84 

974 

An    der  filasen- 

schwindsucht  . 

— 

.,— 

- — 

2 

— 

1 

2 

2 

1 

3 

11 

An  der  Abzehr. 

1144 

966 

980 

975 

1003 

1099 

1089 

919 

971 

927 

1091 

11164 

An  d.  Gelbsucht 

17 

15 

24 

22 

23 

15 

27 

25 

27 

30 

28 

253 

And.  Bleichsucht 

— 

>— 

1 

— 

—  • 

— 

._ 

1 

An  d.  Blausucht 

14 

9 

18 

9 

14 

9 

8 

5 

9 

14 

13 

122 

Am  Skorbut  .  . 

— 

— . 

— 

1 

— 

2 

— 

2 

_— 

1 

1 

7 

An  d.  Trommeis. 

4 

1 

1 

1 

3 

1 

3 

2 

2 

5 

23 

An  d.  Kolik   .  . 

— 

2 

1 

— 

— 

6 

— 

2 

2 

2 

15 

And.  Gallenkolik 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

.^ 

— 

— 

1 

An  d.  Harnstein- 

kolik   

— 

— 

— 

1 

— 

.... 

— 

.^ 

..i_ 

— 

— 

1 

An  d.  Bleikolik 

.—. 

1 

2 

1 

— 

_- 

_ 

.._ 

— 

4 

Am  Lungenblut- 

sturz 

37 

26 

25 

22 

33 

34 

46 

48 

28 

31 

37 

367 

Am  Blutbrechen 

13 

16 

13 

14 

12 

7 

7 

5 

18 

10 

,11 

126 

An    der  Nabel- 

blutung  .... 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

— 

1 

— 



3 

An  d.  Mastdarm- 

blutung  : .  .  . 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 



.3 

Am  Mutterblutst. 

6 

3 

7 

7 

5 

4 

6 

12 

6 

6 

62 

And.  Blutflecken- 

krankheit .  .  . 

9 

8 

4 

4 

4 

11 

7 

4 

11 

11 

4 

77 

An  innerer  Ver- 

l)lutung   .... 

3 

3 

4 

3 

3 

5 

3 

7 

7 

7 

45 

An  den  Hämor- 

rhoiden .... 

— 

— 

— 

. — 

— 

2 

— 

-.> 

_ 

— 

2 

Am  Lungenkat. 

25 

31 

34 

24 

41 

54 

64 

55 

42 

50 

58 

485 

Am  Blasenkat. 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

3 

— 

^-  • 

— 

5 

Berlin. 


33 


Benennung  der 
Todesursachen. 

1842 1843  1944  1845 1846  1847 

1848 

1849 

1850 

1851 

1852 

Summ*. 

An   Leibesver- 

stopfung .... 

^- 

— 

1 

_ 

^^ 

^^ 

_ 

._ 

^__ 

l 

Am  Durchfall   . 

151 

135 

84 

147 

170 

162 

144 

134 

152 

141 

231 

1651 

Am  Brechdurch- 

fall   

242 

193 

152 

286 

281 

249 

389 

493 

312 

275 

422 

3293 

An  der  Ruhr  .  . 

61 

64 

43 

31 

73 

156 

1142 

3  32 

50 

25 

33 

710 

An  der  Cholera 

_— 

— 

— 

_ 

^_ 

536 

620 

686 

184 

6016 

An  d.  Gallenruhr 

__ 

— 

-_ 

__„ 

. 

2 

3 

1 

1 

7 

An  d.  Harnruhr 

3 

1 

12 

.  , 

1 

2 

_ 

3 

3 

6 

6 

37 

■    An  der  Harnver- 

ballung   .... 

1 

5 

— 

4 

— 

>^ 

4 

14 

An  organ.  Fehl 

des  Gehirns  .  . 

43 

43 

41 

31 

64 

48 

67 

67 

58 

55 

85 

602 

An  organ.  Fehl. 

des  Herzens  .  . 

90 

91 

69 

95 

109 

94 

73 

81 

116 

114 

103 

1035 

An  chronischem 

Leberleiden  .  . 

_. 

41 

-— 

3 

3 

4 

5 

12 

2 

3 

-^ 

73 

An   der  Drüsen- 

• 

• 

Verhärtung    .  . 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

An  d.  Leberver- 

härtung   .... 

34 

-i— 

63 

50 

33 

22 

33 

27 

46 

52 

63 

423 

An  der  Milzver- 

härtung  .... 

2 

.— 

— 

1 

1 

1 

— 

2 

2 

7 

3 

19 

An    der   Magen- 

s 

verhärtung   .  . 

23 

21 

19 

23 

23 

;31 

24 

17 

20 

19 

21 

241 

An   der   Magen- 

durchlöcherung 

— 

1 

1 

2 

^ 

— 

1 

5 

An   der  Magen- 

erweichung .  . 

118 

103 

127 

103 

152 

134 

122 

92 

128 

89 

99 

1263 

An  Verengung  d. 

Speiseröhre  .  . 

2 

— 

3 

3 

6 

3 

2 

7 

1 

5 

82 

An  Darmvereng. 

2 

2 

— 

2 

1 

— 

3 

-^ 

— 

10 

An  Darmzerreiss. 

— 

— - 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

—— 

2 

An  Darmverwes. 

— . 

— . 

— 

— 

— 

— 

— . 

— 

•.— 

1 

^^ 

An  Niörenent- 

artung  .  •  *  ,•  • 

__ 

_^ 

— 

1 

— . 

>~ 

.__ 

_ 

A.Nierenvereiter. 

^_ 

__ 

— 

— 

1 

_— . 

.  ... 

— i. 

2 

An  Nabel  vereiter. 

1 

1 

— 

— 

^^^ 

— 

— 

— 

An  Blasenvereit 

— 

1 

4 

— 

1 

5 

— 

11 

An  der  Eierstock- 

Vereiterung  .  . 

1 

— 

— 

— 

— . 

^^^ 

1 

An  d.  ßauchspei- 

■ 

cheldrüsenver- 

härtung    .... 

1 

2 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

An  d.  Gebärmut- 

terverhärlung  . 
And.organiscnen 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

-3 

Gebärmutter- 

* 

krankheit   .  .  . 

1 

2 

4 

,___ 
^^^ 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

6 

34 


Berlin. 


Benennung  der 
Todesursachen. 

1842 1843 1844  1845 1846  1847 

1848 

1849 

1850 

1851 

1852 

Snmin*. 

Am  Riss  der  Ge- 
bärmutter .  .  . 

An    der    Tubar- 
schwangecschaft 

An    der   Molen- 
schwangerschaft 

An   Zerreissung 
der  Blase  .  .  . 

An   Zerreissung 
der  Harnröhre 

An  eimm  organ, 
Blasenübel.  .  . 

An  einer  Harn- 
fistel   

Am  Urinabscess 

An    Darmver- 
schlingung und 
Brucheinkiemm. 

An    Darmdurch- 
löcherung .  .  . 

Am  Kothbrechen 

An  einer  Koth- 
fistel  

Am  verschlosse- 
nen After  .  .  . 

An  anderweitigen 
org.  Fehlern  d, 
Unterleibs  .  .  . 

Am  Wolfsrachen 

An   einer  Kopf- 
geschwulst  .  . 

An  einer  Schlag- 
adergeschwulst 

An   andern    Ge- 
schwulsten.  .  . 

An    Vergrösser, 
d.  Thymusdrüse 

Am  Karbunkel. 

Am  Nabelbruch 

An     Knochen- 
brüchen .... 

An    Knochenge- 
schwüren  .  .  . 

Am  Steyi  .... 

An  Nierensteinen 

Am  Auffenkrebs 

Am  Krens  d.  Ge- 
sichts und  der 
Mundhöhle  .  . 

1 
1 
1 

19 

1 

27 
2 

1 

1 

3 
13 

— 

27 
23 

2 

8 
14 

1 

21 

14 

1 
1 
1 

11 
23 

1 

6 

4 
27 

19 

1 

1 

6 
21 

7 

1 

28 

2 

27 

1 

1 

13 
32 

3 

25 

1 
1 

24 

1 
1 

1 
16 
46 

4 

2 

27 

1 
29 

2 

17 

24 

1 

1 
4 

1 

38 

42 

1 
2 
1 

1 

2 

24 
1 

6 

1 
7 

24 

3 

24 

1 
1 
5 

1 

12 
33 

8 

38 

2 
14 

2 
2 

20 
44 

2 

1 

1 

1 

31 
1 

1 

32 

1 

1 
3 

4 

1 

10 
41 

7 

1 
1 
1 

3 

1 

12 

1 
2 

305 

1 
1 

1 

10 

275 
3 

4 

11 

17 

1 

10 
3 

118 

315 
2 

1 
1 

48 

Berlin. 


36 


Benennung  der 
Todesursachen 

1842  1843  1844 

1845 

1846 

1847 

1848 

1849 

1850 

1851 

1852 

Somma. 

Am  firustkrebs 

J3 

6 

5 

"Tö 

"IH 

13 

8 

17 

9 

12 

10 

123 

Am  Magenkrebs 

18 

33 

29 

27 

27 

35 

32 

31 

33 

38 

44 

347 

Am  Leberkrebs 

Am    Mastdarm- 

..— 

1 

... 

_ 

6 

10 

5 

3 

6 

13 

10 

53 

krebs  

I 

1 

7 

5 

4 

5 

3 

1 

3 

6 

4 

40 

Am  Mutterkrebs      26 

32 

48 

29 

44 

33 

28 

34 

42 

41 

52 

409 

Am  Krebs  der  Ge- 

schlechtstheile      — 

^ 

.— 

1 

— 

.m^ 

.mmm 

— 

— 

1 

— 

2 

Am  Krebs  ande- 

f 

rer  Theile  .  .  . 

4 

5 

5 

3 

6 

7 

11 

5 

3 

7 

3 

59 

Am  Wasserkrebs 

2 

6 

5 

6 

4 

5 

6 

7 

6 

4 

2 

53 

Am    Mark-    und 

Blutschwamm 

12 

25 

19 

12 

7 

10 

8 

12 

11 

13 

6 

135 

Am    Brand    der 

Alten 

5 

2 

1 

5 

7 

9 

4 

5 

5 

6 

— 

49 

Am  Brand  ...        8 

5 

9 

8 

9 

9 

12 

17 

10 

13 

18 

118 

An  den  Folgen 

einer    Chirurg. 

^% 

Operation  ...     — 

.i.. 

_ 

—mm 

— 

— 

— 

2 

— 

— 

2 

An  Entkräftung 

466 

468 

486 

497 

507 

621 

610 

563 

484 

497 

513 

5712 

An  nicht  benann- 

ten Krankheiten 

23 

13 

11 

3 

— 

2 

2 

7 

13 

11 

18 

103 

Durch    Selbst- 

^ 

mord  

56 

84 

56 

69 

80 

87 

87 

65 

87 

69 

106 

846 

Durch    Verun- 

glückung. .  .  . 

107 
9172 

121 
8914 

86 
9429 

107 
9130 

95 
9802 

114 

123 

98 

86 

120 
10518 

120 
11614 

1177 

Smuu  . . . 

10295 

12070 

13679 

11155 

115578 

Es  ergiebt  sich  daraus: 

Von  der  Gesammtzahl  der  in  den  11  Jahren  1842  bis  1852  vorgekommenen 
Todesfälle  auf  das  Jahr 
1842      1843      1844      1845      1846      1847       1848       1849       1850      1851     1852 

7,98«/o     7,71%     7,97%      7,88%     8,48%     8,89%      10,44%     11,83%     9,66%     9,9%     10,4% 

Das  Verhältniss  der  einzelnen  Krankheiten,  welche  zum  Tode  geführt  haben, 
ist  in  den  einzelnen  Jahren  wenig  von  einander  abweichend.  In  den  Jahren,  wo 
durch  eine  pestartige  Krankheit,  die  Cholera,  eine  grosse  Zahl  von  Todesfällen 
veranlasst  wurde,  1848,  1849  und  1850,  ist  die  Zahl  der  übrigen  Todesursachen 
kaum  geringer,  als  in  anderen  Jahren,  so  dass  die  Zahl  der  Todesfälle  fast  um  die 
Zahl  der  Choleratodten  die  durchschnittliche  Todtenzahl  andrer  Jahre  übersteigt. 
Im  Jahre  1852  war  die  Zahl  der  Choleratodten  so  geringe,  dass  das  gesammte 
Mortalitätsverhältniss  dadurch  nicht  wesentlich  beeinträchtigt  worden  ist.  —  Unter 
den  am  häufigsten  vorkommenden  Todesursachen  gestaltete  sich  entschieden  günstig 
im  Jahre  1852  das  Verhältniss  der  Sterblichkeit  durch  Todesgeburten,  durch  Lebens- 
schwäche bald  nach  der  Geburt,  durch  gastrische  und  Nervenfieber,  durch  Schlag- 
und  Stickfluss,  durch  Starr-  und  Kinnbackenkrampf,  durch  Keuchhusten,  durch 
Säuferwahnsinn,  durch  Wassersucht  und  Pocken;  ungünstig  durch  die  häutige 
Bräune,  Scharlach,  Durchfälle  und  Brechdurchfälle,  durch  Krebs  und  durch  Selbst- 
morde. Ungefähr  das  gewöhnliche  Sterblicbkeitsverhältniss  fand  statt  durch  Ent- 
zündungen, Schwindsuchten,  schweres  Zahnen  und  durch  die  Mehrzahl  der  orga- 
nischen Krankheiten. 


36 


Berlin. 


Ueber  einzelne  seltner  yorkommende  Krankheiten  ist  noch  der  Be- 
merkung werth,  dass  die  Zahl  tödtlicher  Kindbettfieber,  welche  im  Jahre  1851 
sehr  gross  war,  zwar  im  Jahre  1852  sich  verminderte,  dennoch  bedeutend 
blieb,  dass  an  Wasserscheu  im  Jahre  1852  ebenso  ^ie  in  den  beiden  vorher- 
gehenden Jahren  £ine  Person  starb  (nach  dem  polizeilichen  Bericht  2), 
während  die  früheren  acht  Jahre  dergleichen  Todesfälle  nicht  hatten ,  und 
dass  Eine  Person  am  Milzbrand  starb.  Die  auffallende  Verringerung  der 
Zahl  der  an  Magen-Erweichung  verstorbenen  Kinder  hat  jedenfalls  ihren 
Grund  darin ,  dass  in  früheren  Jahren  mancher  Brechdurchfall  mit  Unrecht 
für  Magen-Erweichung  angesehen  worden  sein  mag. 

Bei  der  Todesart  unehlicher  Kinder  ist  zu  bemerken: 
dass  während  die  todtgebornen  ehlichen  zu  den  ehlichen  Kindern  überhaupt 

wie  1  zu  27, »• 
sich  verhielten,  dies  Verhältniss  bei  den  unehlichen  „    1  ,.     16 '• 

war,  dass  während  die  Zahl  der  im  ersten  Jahre  gestorbenen  enlichen 
Kinder  sich  zu  den  lebend  gebornen  ehlichen  Kindern  sich  wie  1  zu  5,^* 
verhielt,  dies  Verhältniss  bei  den  unehlichen  „    1    „  3,*« 

war,  und  dass  die  häufigsten  Todesarten  dieser  Kinder  in  Lebensschwäche. 
Krämpfen,  Abzehrungen,  Durchfällen  u.  Brechdurchfällen  bestanden,  während 
bei  den  ehlichen  Kindern  im  ersten  Lebensjahre  entzündliche  Krankheiten 
zwar  nicht  die  oben  genannten  Krankheiten  überwiegen,  doch  als  Todes- 
ursachen verhältnissmässig  häufiger  sind,  als  bei  unehlichen  Kindern. 

Ueber  die  Todesfälle  durch  Selbstmorde  und  Unglücksfälle  geben,  wie 
oben  erwähnt,  die  Mortalitätslistcn  keinen  ganz  richtigen  Ausweis.  Es  folgt 
daher  hier  die  Zahl  der  den  Polizeirapporten  entnommenen  Fälle  dieser  Art 
aus  den  Jahren  1846  bis  1852  zusammengestellt. 


Im 
Jahre 

starben  durch      ^ 
Selbstmorde 

starben  durch 

Unglücksfälle 

oder  durch 

Schuld  eines 

Dritten 

wurden  Leichen  gefunden , 

deren  Todesart  nicht  zu 

konstatiren  war 

worden  Leichen 
neugebomer 
Kinder  auf- 

M&n.     Fr.    |  Bum. 

im  VTasser        auf  dem  Felde 

gefunden 

1846 

88 

22 

110 

129 

die  Angabe  fehlt 

2 

1847 

83 

22 

105 

103 

22 

2 

2 

1848 

78 

17 

95 

86 

20 

1 

die  Angabe  fehlt 

1849 

58 

18 

76 

116 

17 

_ 

8 

1850 

81 

23 

104 

105 

22 

— . 

13 

1851 

'  85 

25 

110 

92 

37 

__ 

17 

1852 

115 

29 

144 

93 

35 

— 

20 

Danach  hat  die  Zahl  der  Selbstmorde,  welche  während  der  Jahre  1848 
und  1849  wahrscheinlich  in  Folge  der  durch  die  politischen  Ereignisse  ver- 
anlassten Aufregung  sich  vermindert  hatte,  gerade  im  Jahre  1852  auffallend 
zugenommen,  vielleicht  in  Folge  der  der  Aufregung  nothwendig  folgenden 
Abspannung. 

Die  Zahl  der  Unglücksfälle  hat  abgenommen.  Bei  der  Zahl  der  auf- 
gefundenen Leichen  neugebomer  Kinder,  also  der  verheimlichten  Geburten, 
bei  welchen  auch  mehr  oder  weniger  der  Verdacht  fahrlässiger  Tödtung 
oder  des  Kindermordes  vorhanden  ist,  muss  die  höchst  auffallende  Zunahme 
beklagt  werden.  Ein  Schluss  daraus  auf  die  Sittlichkeit  im  Allgemeinen 
würde  sich  erst  dann  rechtfertigen,  wenn  dasselbe  Verhältniss  wirMich  an- 
dauerte; denn  die  Zahlen  aus  den  Jahren  1851  und  1852  sind  zwar  be- 
deutend genug,  um  die  Aufmerksamkeit  zu  erwecken,  aber  doch  glücklicher 
Weise  noch  zu  klein,  um  an  und  für  sich  Werth  in  der  Statistik  zu  haben. 


Vn.  dcwerbliche  Verliältiiisse. 

I.  lechanlgclie  Känsller  und  ludwerk«r, 
bei  denen  der  Meister  mit  Gehüiren  arbeitet.  Meister  ist  Jeder  genannt,  der 
sein  Gewerbe  selbstständig  treibt;  venu  aber  ein  sonstiger  Heister  sein  Ge- 
werbe als  Gehiilfe  oder  im  Lohn  eines  andern  Heisters,  also  nicht  aelbst- 
ständig  treibt,  so  isl  er  unter  die  Zahl  der  Gesellen  aufgenommea. 


Bleicher 

Attrappen  u.  Pappenmach. 
Auctionat.,  Commission.  . 

Bäcker 

Bäcker  (Kuchen-,  PrefTer- 

kttchler,  Conditoren) 
Brunnenmacher  .... 
Böttcher  (Gross-  u.  Klein-) 
Bürstenbinder  u.  Pinselm. 
Bilder-,  Blumen-  u,  Por- 

zeltanmaler  .... 
Bildhauer,  Kuprerslecber, ' 

Ciselcure 

Blatt-,  Geschirr-,  Spulen- 

und  Kratienmacher  . 

Barbiere 

Buchbinder  u.  Futteralm. 
Drechsler  aller  Art  .  . 
Fleischer  and  Schlächter 
Färber  aller  Art  .  .  . 
Friseure  u.  Toureninacber 

Fischer 

Gerber  aller  Art  .  ,  . 
Gold-,  Silber-  und  Seiden- 
sticker  

Glaser  und  Glasschleifer 
Grobscbmiede  aller  Art  . 
Gürtler,  Bronzeure,  und 

Schwerdtfeger  .  .  . 
GIockengiesser,Roth-,GeIb- 
Gold-  und  Silberarbeiter  . 
Graveure,  Steinschneider 
Gold-  und  Silberschläger 
Gärtner  aller  Art  .  .  . 
Gipsflgur.,A9phall,Celnent 
Gold-  u.  Silberdrahlzieher 


I    Rutmacher,  Filzmacher 

Holz-    und    Spielwaaren 
I  aller  Art  .    .    . 

\  Ho Izstittm acher  .    . 

Kürschneru.Raucbwaaren- 
!  händler     .    .    . 

Kammmacher .  .  . 
I  Korbwaarenm  acher . 
I    Kupferschmiede  .    . 

Klempner  in  Blech  u.  Zink 
1    Kunstgiesser  in  Metall 

Lackirer  aller  Art   .    . 
1    Haurer 

Haler,  Ziotmer-,  Schilder-, 
i  Anstreicher  .    . 

1  Maschinenbauer  in  Holz  . 
\  Mechanici  phjsikal.  etc. 
1  Instrumente  .... 

1  Mechanici  musikalelc. 
i  Instrumente  .    . 

)  Posamentierer  u.  Knopfm. 
I  Nadicr,  Haar-  und  Draht- 
i  siebmacber    .... 

Putzm.,  Putzmacherinnen 

1  Pantinen,  Leisten  in  Holz 

2  Pfropfenmacher  .... 

3  Peltschenmacher .    .    .    . 
Glas~Papiermacher  .    .    . 

)  Riemer,  Sattler,  Täschner 
S  Seifensieder  u.  Lichtzieher 
I    Schuhmacher,  Pantoifclm. 

j  Segelmacber 

3  Spritzen-  und  Spritzen- 
3  schlauchmacher     .    . 

B  Schneider  u.  Korsettmach. 
3  Scbicfer-  und  Ziegeidecker 


11.    Anstalten  nd  ÜBternebBisgeii  m»  litenrisckCB  Verkrtr  ^thMf. 


der 
Anitalten 

ZBbl  du 

Z«hl 
d« 

Buch-  und  Noten -Drudfereien  .    . 
Schriftgiessereien  .    .    .    .    .    .    . 

Dructereien    voq    Kifl)fer,     Stahl, 

Hok- Schnitten 

Bnch-,    Kunst-    und    Musikalien- 
handlungeu 

64 
13 

26 
51 

125 
31 
53 

218 

956 
230 

51 
344 

184 

Leihbibliotheken 

— 

Summt 

31« 

218 

Schl«>er,  FeUeuhaa' 


Berlin. 


39 


III.  landeb-flewerbe. 


Bezeichnung 

des 

Handels  -  Gegenstandes 

Geld-,  umlaufendes  Papier-  und  Wechselffeschäft  .  . 
.Grosshandel  mit  Waaren  ohne  offene  Läden  .... 

Weinhandinngen 

Getreidehandlungen 

Holzhandlungen 

Wollhandlungen 

Geld-,  Waaren-  und  Schiffsmakler  im  Grosshandel  . 
Mäkler  im  Kleinhandel,  Spediteure 

KudentOi  welche  offene  LIden  lialten. 

Gewürz-,  Material-  und  Spezereihändler 

Ausschnitthändler     in    Seiden-,    Baumwollen-    und 

Leinenwaaren 

Eisen-,  Stahl-,  Messing-  und  Metallwaarenhandlungen 
Galanterie-  und  Nürnbergerwaarenhandlungen  .  .  . 
Händler    mit    allen    anderen  hier  nicht   genannten 

Waarenartikeln -.    .    . 

Pferde-,  Viehr,  Pech-,  Theer-,  Trödler-,  Kohlenhändler 
Krämer  mit  kurzen  Waaren,  Nadlerkram  .    .    . 

Victualienhändler  und  Höker 

Herumziehende  Krämer  und  Lumpensammler    .    .    . 

SuBuiia 


Eigen- 

Faktoren, 

thümer 

Baohhalter, 

oder 

Commis 

Q-eschftfts- 

und 

Inbaber 

Lehrlinge 

124 

248 

431 

616 

103 

116 

47 

40 

167 

100 

52 

60 

48 

71 

595 

1081 

417 

764 

99 

159 

109 

72 

894 

549 

295 

136 

1637 

132 

—— 

I     5357     I     3805 


IT.   SeUfffahrt. 

Flussschifffahrt 


Zahl  der  zur 

Fraohtfkhrt 

bestimmten 

StromlUirxeuge 


Diese  können 

Lasten  tragen 

SU  4000  Pfd. 


Zahl  der 

SehlfTselgen- 

thttmer  als 

Hanptgewerhe 


Zahl  der 
Schiffsmann- 
schaften 


530 


16605,48  L. 


60 


1517 


Y.   tnthU,  Stadt-  and  Reise -Fahrwerke. 


EigenthQmer 

oder  Oeseh&fts- 

Inhaber. 


(HhUlfen 

oder 
Knechte 


385 


Zahl  der  zn  diesem  Geschäfte 
gewöhnlich  gehaltenen  Pferde. 


1514 


3058 


40 


Berlip. 


VI.    Clast-  und  SchankwiEthschaften. 


Gasthöfe  für  ge 
bildete  Btfinde. 


54 


Kruge  und  Aus- 
spannungen fttr 
das  Frachtfohr- 
weseh  u.  die  zu 
Markte  kommen- 
den Landleute. 


59 


Speisewirthen. 
GarkÖclio. 


SebAnkwirthe, 

Tabagisten   und 

Billardhalter. 


213 


1516 


Musikanten,  die 

gewerbswelse,  in 

Wirthshäusem 

und  bei 

Gastereien 

spielen. 


280' 


VU.    Landliche  Erwerbs -YerhaKnlsse. 


A.    Besitzungen  in 
Magdeburger  Morgen. 


Zahl 
derselb. 


Gesammt-Flächen- 

raum  in  Madebnrg. 

Morgen. 


von  300 -600  Morgen 
„     30-300      „ 
„       5-  30      „ 

Unter  5  Morgen   .  .  . 


3112,00 

3528,83 

653,25 

436,50 


Summa  |    280  |       7730,38 


B,    Flächen  der  nutzbaren  Grundstücke. 


Magdeb. 
Morgen. 


An  Gärten,  Weinbergen,  Obstpflanzungen  etc. 

Acker 

Wiesen 

beständiger  Weide 

Staats-  und  Privatwaldüngen  .    .    ._,    * 


>» 
»♦ 


728,23 
5889,85 
695,50 
511.00 
406,00 


Summa  .  .  7730,58 


G.    Es  ernähren  sich  vom  Landbau  ^ 
als  Hauptgewerbe 


Zahl  der 
Eigen- 
thümer 


98 


Zahl  ihrer 

Frauen,  Kinder 

und  anderen 

Angehörigen 


264 


Zahl  der 

Knechte,  Jungen 

und  Mädchen 


288 


Zahl  der 
Tagelöhner 

und 
Handarbeiter 


196 


Fabrikadons- Anstalten  und  Fabrik  -  Unternehmungen  aller  Art  Ar  das 

Jahr  1852. 

Zu  den  Fabriken  sind  alle  Gewerbe -Anstalten  zu  rechnen,  in  denen 
die  Fabrikation  im  Grossen  betrieben  wird,  und  zwar  auch  diejenigen,  bei 
denen  die  einzelnen  Arbeiter  nicht  in  grösseren  Gebäuden  vereinigt,  son- 
dern zerstreut,  aber  unter  der  Leitung  eines  Factors  oder  Fabrikverlegers 
arbeiten,  von  diesem  das  Rohmaterial  erhalten^  und  an  ihn  die  gefertigten 
Waaren  abliefern. 


Bariin 
A>    Gespiniute.    Haschinen-Spinnereien. 


-  Bezeichnang  der 

^s;^ij 

=il 

i£-s 

untBI  1«  J. 

über  14  J. 

* 

^  Z' 

1.  Für  Walle  zu  SlreichgarD 

3 

am) 

—     1    — 

3.  fllr  Flachs  (Hanf) 

4.  für  Werg 

- 

— 

-    1   - 

-  ' 

B.    Gewebe.     Gehende  Webestühle,  sowohl  fUr  eigene  Rechnung  ■)<  fllr 
Lohn,  mit  Einschluas  der  in  den  Fabriken  beschäfliglcn  Stühle. 


Zihl  d<r 

Weba- 

Z.hl  der 
KelBieroä 

bsttstideii 

ZM  d« 
aebflinn 

LehrUngs. 

1.  In  Seide  u.  Halbseide 

2.  Baumwolle  u.  Halbbaumwalle. 

3.  In  Leinen  und  Halbleinen  .  .  . 

4.  In  Wolle  und  Halbwolle  .... 

5.  In  Slnimpfweberei  u.  Slrumpf- 

wirkerei 

6.  In  Bandwetierei 

Geweben 

1731 

1603 

43 

2739 

t*I 
53 

235 

440 
77tt 
12 
736 

44 
20 

I5J4 

IIW 

37 

2773 

•w 

40 
207 

Bezeichnung  der  Fabriken. 

1.'  Fabriken  für  Zwirn,  Strick-  u 
Nähgarn,  aus  WoUe,  Baum- 
wolle und  Leinen 

2.  Für  Seiden-Mo  ulinage,  Seiden- 
Haspel-  u.  Zwirn-Anstalten. 

ä.  Dampf- Nähseide -Fabrik  mit 
4  Pferdekraft 

I.  Für  wo!l,  Zeuge.  Tuchftbriken 

>.  Sonstige  Fabriken  für  wollene 
und  halbwollene  Zeuge  .... 

i.  Fabriken  für  baumwoHene  und 
halb  baumwollene  Zeuge  .  ■  . 

I.  Für  halbwollene  Zeuge  .... 

t.  Für  seidene  Zeuge 

I.  Shawl- Fabriken 

I.  Band-         „  

.  Teppich-    „  

'.  Posamentierwaaren , ~ ,     vs 

i.  Strompfwiricereien |    9 


0.  Fabriken. 


IT 

18 

2 

6 

31 

228 

267 

_ 

12 

1 

7 

29 

128 

165 

- 

1 

2 

» 

1 

27 

1 

— 

103 

2» 

132 

4 

66 

134 

36 

1721 

448 

2339 

282 

38 

_■ 

^ 

4M 

99 

1« 

73« 

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4 

11 

14 

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1*1 

« 

IM 

116 

?73 

38 

- 

23 

m 

24 

« 

49 


Berlin. 


D.    Natur-  und  chemische  Bleichereien. 


Zahl  der    1 
Anstalten.  1 

Zahl 

der  gewöhnl.  beschäftigt. 

Zahl  der 

Beteichnang  der  Anstalten. 

Aroeuer.                       . 

Druck, 
tische. 

jii 

unter  14  J.  i  über  U  J. 

Uebep- 
hanpi. 

Es« 

mlnDl.iweibl.  IminDi. 

xnm. 

1.  Stück-Bleicherei 

2.  Garn-Bleicherei 

1 

2 
15 
44 

11 

1 

4 

70 

2 

41 

2 

6 

127 

463 

941 

2 

111 

55 

225 

2 

8 

239 

523 

1277 

166 

3.  Seidenfärbereien 

4.  Sonstige  Färbereien 

Druckerei  für  Zeuge  aller  Art 

43 

ZS.    Mühlen. 

Getreidemühlen  2U  Mehl,  Gries,  Grütze  und  Graupen,  auch  eum  Schroten 

von  Getreide  und  Malz. 


Bezeichnung  der  Mühlen. 


Zahl  der 
Mühlen. 


Zahl  der 
Mahl- 
gfinge. 


Zahl  der 

Book- 

mühlen. 


Z^hlder 
taotlftAd; 
Mühlen. 


Zahl  der 
Meister  oder 
für  eigene 
Rechn.  ar- 
beit. Pen. 


Zahl  der 
Gehülfen 
und  Lehr- 
linge. 


}.  Wassermühlen 

2.  Windmühlen 

3.  Durch  Ihier.  Kräfte  getricb. 

4.  Durch  Dampf   getriebene 

Getreidemühlen 


48 


21 


27 


3 
31 


63 

35 

7 

73 


Zu  den  Windmühlen  werden  27  Meister  und  dO  QehÜlf  en  und  Lehrlitf^  gecShlt. 


Andere  Mühlenwerke. 

Namentliche  Angabe  der  technisch,  u.  gewerblichen 
Zifvecke,  zu  welchen  dieselben  benutzt  werden. 

.  ■■■      ■  ■ ■    ■■  L»!'.         .  J  .1  .         ■  ■  ■         

1.  Tabaksroühle 

2.  Zur  Ofenfabrik  und  Knochenmehl 

3.  Zum  Kehlen  der  Gesimse  u.  zum  Silberwalzen 

4.  Zur  Gips-  u.  Cement-Fabrikatioo 

5.  Zur  Papp-  und  Weizenstärke   »        

6.  Zum  Fournierschneiden 

7.  Zu  Ziegclmebl    

8.  Zum  Glasurmalen    

9.  Zu  Kohlenstafib 

10.  Walkmühlen 

11.  Lohmühlen 


mtm 


SSTSeTdabel 

beschäftigten 

Arbeiter. 


Zahl  der- 
selben. 


1 

2 
2 

5 
4 
2 
2 
1 
1 
1 
2 


4 

4 
6 

26 
53 
28 
5 
3 
2 
1 
4 


Berlin. 


43 


Sägemühlen  durch  Dampf  und  andere  Kräfte  getrieben. 


Bezeichnung  der  Sägemühlen. 


Zahl  der- 
selben. 


Zahld.dab«! 

beschSftigt. 

Acb«U«c« 


Deutsche  mit  einer  Säge ■••*••  i      ^ 

Holländische  mit  mehreren  Sägen |     2 

Mühlen  mit  Kreissägen i     6 


10 

3 
31 


Dampfmaschinen,  deren  Dämpfe  mechanisch  wirken. 


Namentliche  Angabe  der  technischen  oder  gewerb- 
"  liehen  Zwecke. 


Zahl  der- 
selben. 


Für  Maschine-Spinnerei 

Weberei  .  , .[...!!!! 

Walkerei !'!!!!.!. 

Mascfainen-Fahriken '!!!...! 

Getreide-Mühlen 

Schneide-Mühlen , 

sonstige  Mühlen 

die  metallische  Fabrikation  aller  Art 

Eisenbarbnen    

alfe  übrigett  hier  nicht  genannten  Zwecke  .  * 


>» 

37 


5 
3 
3 

14 
6 
5 
7 

35 
16d 

75 


AnBiykl  d.  Pferd«^ 

]crifl9»  welcliB  sie 

ers^taen. 


37 

27 

25 

134 

124 

lOS 


3L7 

3784 

973 


T.  Fabriken  a)  in  Metall  und  überhaupt  d^m  Bergbau  angehörige  und 

verwandte  Unternehmiuigen. 


«i*i 


m>^ 


ße«eichnmig  der  Werke  und  Fabriken. 


1 .  Eisenwerke  (*"»  geboren  l  S l»nddlings-,  3  SohweUft-, 
lÄ  Gupol-  und  6  Flamm -Oefen)  • 

2.  Drahtwerk     

3.  Stecknadel-Fabrik '//////' 

4.  Eisen-  und  Blechwaaren- Fabrik  !  {  ',  .' 

5.  Stahlwaaren-Fabrik 

6.  Kupferwaaren-Fabrik     ........!.  . 

T.  Kupferhammer .....!. 

8.,  Messing  werk 

i>.  Bronzewäaren-Fabrik  .  .  .  .  .  .*  .*  [  ,  ,  '  ] 

10.  Fabriken  f.  Maschinen  u.  Maschinentheile 
aller  Art 

1.  Porzellan-Fabriken  ....  .  .  ..*.''! 

2.  Fabriken  sonstiger  irden.  Waaren  aller  Art 
A  ZnfV^^^  chemisch.  Producle  incl.  Zündw. 

4.  Kalkbrennereien 

5.  Ziegeleien  .  ^ ....!..... 

ö.  Rothgiesserei  - ..*....;.  .  .  .  ! 

7.  Zinkgiesserei 


Zahl  der  dabei  gewöhnlich  be- 
schllftigten  Arbeiter. 


unter  14  J.  |  ttber  U  J. 


i»IUBDl.iw«ibl,  itiämil. 


wtikl. 


haupti 


|.  Kt)nigl.  Stückgiesserei 
9.  MetalJitiessei*ei   .... 


12 
12 


giesserei   .......  .'  '  ' .'  *  .'  .'  [[\\    2    — 


3 
14 


18 


2729 

19 

3 

73 

T03 

170 

38 

19 

98 

842 

403 

246 

596 

4! 

3 

23 

26 

23 

7f 


15 
2 


114 


2729 

19 

3 

100 

118 

176 

38 

19^ 

98 

842 

403^ 

249 

742 

41 

3 

23 

26 

23 

4 


4A 


Berlin. 


b)     Andere  Fabriken. 


Bezeichnung  der  Fabriken. 


V  9 


Zahl  der  dabei  gewdhalieh 
beschäftigten  Arbeiter 


unt  14  Jahr  ab.  U  Jahr 


minnl  |w>ibl  Imünnl  |w»i|il 


Ueber- 
haupt 


Wachstuch-  und  Wachstaffent-Fabrikcn    .    . 

Papier- F:ibr(ken  (Eine  Maschine  für  Papier 
ohne  Ende) 

Tapetrn-Fabriken 

Guramiwaaren-Fabriken    .    .    .    .  ^    .    .    • 

Leder- un<t  Ledfrwaaren-Fabriken  (incl.  grosse 
Gerbereien) 

Tabaks-  und  Gitarren-Fabriken      .*    .    .    . 

Zucker-Raffinerien 

Frucht- Zucker-,  Syrup-Fabrik.     ...... 

Stärke-  und  Kraftinehl-Fabriken 

Siejzellak-,  Oblaten-  etc.  Fabriken    .... 

Fabriken  Tür  Kartonnage,  Portefeuilles,  Stick- 
und  Slrickkunst      

Steinpappen-,  Papiermache-  und  Pappe n-Fabr. 
mit  4  Bütten .    • 

Sonnen-  und  Uegenschirm-Fabriken    .    .    . 

Lakir-Fabriken  aller  Art 

Gold-  und  Silber-Manufakturen  .    .    .    .    . 

Neusilber-  und  Galvanoplastik-Fabriken'  •    . 

ÜTps-,  Asphalt*,  Gemeirt-  und  Schtemin- 
Kreide-Fabriken 

Watten-Fabriken      , 

Appretur-,  Press-,  Scheer-  und  Walk-Anst. 

Fabriken  für  Knöpfe  aus  Hörn,  Holz,  Perl- 
mutter, Metall  etc *    • 

Desgleichen  in  Seide    . 

Eisenbahnwagen-  und  andere  Wagen-Fabr. 

2 achslicht-  und  Wachswaaren-Fabriken 
okoladen-,  Cichorien-  und  Mostrich-Fabr. 
Seife-,  Licht-  und  Oel-Fabriken      .... 

Essig-Fabriken 

Spiel- Karten*-Fabrikcn .    •    . 

pJüsch-Fabr.  aus  Ziegenhaaren  auf  100  Hand- 
stichen   

Docht-  und  Nachtlicht-Fabrik      .    .    .    .    . 
Strohhut- Fabriken . 

ffumen-Fabriken 
apisserie-Manufaktur  und  Fabrik  weiblicher 

Handarbeiten     .    , 

Holzstifl-Fabriken 

Peitschen-Fabriken      

Bonhons-Fabrik 

Pfeifenschlauch-Fabriken 

Stock-Fabriken 

Hut-Fabriken 


ö 

2 
2 
4 

29 

49 
4 
1 
3 

10 

21 

15 
15 
13 
13 
11 
11 

13 
15 

3 

1 
12 

2 
16 
30 
13 

2 

1 
1 

12 
20 

1 
3 
3 
1 
3 
2 
6 


6 


26 
» 
9 

119 


44 

14 

"i 

3 

6 


3 
11 

?5 


15 


76 


18 

14 
2 


6 

38 


98 

65 

34 

89 

398 

680 

353 

f 

10 

14 

243 

113 
19 
lOi 
292 
259 
31 

42 

61 

65 

1 

545 

4 

125 

112 

23 

26 

100 

3 

61 

6 


13 
31 
13 
15 
24 
45 


12 

169 
1 
2 
4 

430 


76 

71 

48 

2 

84 

10 


13 
13 

6 
6 

44 
36 


60 

4 

346 

233 

180 

3 

19 

5 

5 

13 


119 

244 

61 
100 
411 

1305 

353 

2 

13 

14 

381 

212 

69 

110 

379 

275 

^  9f 

58 
85 

96 

7 

.545 

6 

190 

148 

23 


160 

7 

413 

277 

180 
16 
50 
18 
22 
24 


Berlin. 


45 


mmmit 


Bezeichnung  der  Fabriken. 


-Sä 


beschäftigten  Arbeiter 


ont.  14  Jahr|  ab.  14  Jahr 
mAnoi  j  wiM.[in*tinl  [w'hl 


Ueber- 


Goldrahm*  und  Leisten-Fabriken     .    .    .    * 

Bürsten-Fabrik 

Stickmuster-Fabrik 

Kohlenstaub-Fabrik 

Lampen-Fabrik 

Telegraphen-Bau-Anstalt 

Polster-  und  Haar-Fabrik 

Feine  Eisenguss-  und  Zinkwaaren-Fabrik     . 

Fischbein- Fabrik 

Gold-  und  Silberwaaren-Fabriken   .    .    .    . 

Zinn-^Spielwaaren«*Fabrik 

Daguerreolyp-Plallen- Fabrik 

Fabrik  feuerfester  Geldspinden 

Fabrikation  von  Mühlensleinen 

Beinschwarz-Fabriken 

Buss-Fabrik 

Shaddy-Fabrik  (Verarbeitung  wollener  Lum- 
pen zu  Wolle) 

Farben>Fabrik 

RuDstform-Fabrik  zu  grüner  Seife    .    .    .    . 

Gas- Aether- Fabrik 

Gold-  und  Silber-Aflinir-Anstalt     .... 

Bier-Brauereien    .  ^ 

Branntwein  -  Brennereien  aus  Getreide,  Kar- 
toffeln und  andern  Vegetabilien     .    .    . 

Destillir-Anstalten 

Fabriken  zur  Bereitung  wohlriechender  Was- 
ser und  Seife 


2 
1 
4 
3 


3 


31 

8 
100 

9 


24 

31 

52 

6 

9 

51 

3 

6 

7 

63 
9 
3 
55 
20 
8 
5 
9 

2 
2 
2 


317 

46 
305 

90 


30 


98 


24 

33 
52 
6 
9 
öl 
3 
6 
7 

63 

46 

3 

55 

20 

8 

5 

107 

2 
2 
2 


317 

46 
305 

90 


Ausser  den  vorstehend  genannten  Fabrik -Anlagen  besitzen  hiesige 
Fabrikanten  dergleichen  noch  an  andern  Orten,  und  zwar  in  Baumwolle 
und  Halbbaumwolle,  in  Wolle  und  Halbwolle,  Oel,  Wachstuch,  Neusilber- 
waaren-,  Tuch-,  Spiegel-  und  Grleans-Fabrlken,  Seidenweberelen. 


46 


Serlin. 


Vekerslekt  ter  ntnendtgehen  wsA  ntftintscbeii  Ittten  und  Fibriken 

Berlins  ffir  das  Mr  ISSZi, 


Benennung 

des 

Werks 


Zinkgie^serei    fttr 
Kanst  tt.  ArchKeoturl 
Prfige»  Anstalt    in 
Silbonraaren 

Oold-undSUber-Ma- 

nofaetor 
Kupfer-  und  Messing 

werk 


Kupfer*  und  Messing 

waaren 
Giessfrel    feiner 

Eisen-,    Zink-  and 

MetflJiwaaren 
Eisengnsswaaren 

aller  Art  nnd  Ma- 

schinui-Baa-Anstalt 
Feine  Elsengass- 

vaaren 
Drähte    nnd    Ge- 

spinndte 
Chemische  Prodac 

ten-Fabriken 


Angabe  der 
Betriebsvorrichtongen 


1  Tiegelofen . 

2  Schmelzöfen,   1  Hammerwerk, 
iPrägewerk,  4  Wabswerke,  6  Fall- 

werke  nnd  2  Drahtzüge      .    .. 
iSchmelzof^SWalzw.,  IHammer- 
werk,  IKettenzng  n.  3  Drathzüge. 

3  Messingöfen   k    8  Tiegel   fOr 
Messingblech    nnd   5   Oefen   k 
1  Tiegel,  4 Messingöfen a  1  Tie- 
gel, 1  Kapferflammofen,  4  Ham- 
merwerke zu  fertigen  Apparaten, 
1  Hammer  und  3  Walzenpaar  zu 
Kupferblech,  3  Stäbenwalzwerke 
und  19  Trommeln  zu  Drahtzügen 
und  2  Widzwerke  zu  Messingblech 

2  Schmelzöfen  k  1  Tiegel     .    . 


Quantum  der 
Produotion  in 


Geldwerth 

der  Prodocte 

in  Thalern 


2  Tiegelöfen 


14  Flamm-,     13  Cupol-  und  17 
Tiegelöfen     ....... 

1  Flamm-,   3  Cupol-  und  7  Tiegel- 
öfen   

2  Walzen  zum  Plätten,  2  Draht- 
zttge,  2  Spinnmaschinen     .    . 

Essig 

Schwefelsäure      .    . 

Salzsäure    .... 

Salpetersäure      .    . 
'    Chlorkalk    .... 

Salmiak      .... 

Salm.-Spiritus      .    . 

Alaun 

Glaubersalz     .    .    . 

Soda 

Schwefels.  Natron    . 

Bittersalz    .... 

Antichlor    .... 

Holzsänre  .... 

Dir.  ehem.  Präparate 


600  Clr.  Zink 
30  Gtr.  Blei 
65  Gtr.  Silber, 
Kupfer,  Zinn 
und  Messing 

2540  Ctr. 


27,450  jCtr. 
350  Gtr. 


250— 300  Ctr. 


233,135  Gtr. 

14,000  Gtr. 
4  Gtr.  Kupfer, 
Silber  u.  Gold 
1500  Oxh. 
8000  Gtr. 
4000 

300 

300 

156 

400 
1700 
1000 
1200 
4000 

700 

500 

300  Oxh. 
2000  Ctr, 


»> 
»» 
» 

;» 
» 
>» 
)f 
ff 


*> 


I« 


onbestimmt 

100,000 
15-20,000 


560,750 
16,000 

3599 

3,539,500 

51,000 

6000 
6000 
18000 
6000 
1950 
1650 
2400 
1600 
7650 
1250 
6000 
8000 
2100 
4500 
1800 
5000 


Anzahl 


I 


S'8 


40 


79 

80l 


66 

7 
6 


210 
11 


2596 
39 

12 

83 


370 
16 


73,900 


7884 
71 

338 


Berlin. 


47 


Nachweüiaiid;  der  in  Alt^Moabit  bestehenden  mineraliaeheii 
und  metallischen  Hütten  und  Fabriken,  deren  Beeitter  in 

Berlin  wohnen« 


Benennung 
des  Werkg 

Angabe 
der  Betriebs- 
Vorrichtungen 

Qeldverth 

der  Prodacte 

in  Thalern 

Ansahl 

Blech-  n.  Schmiede- 

3 Cupol-,  1  Flamm-,  3  Tiegel- 

eisen-Fabrik,  Eisen- 

13 Puddlings-,  18  Schweiss-n. 

werk  ,     Maschinen- 

2W&rmöfen,  6  DampfhXm- 

baa-  nndEIsengass- 

mer  von  26  Ctr. ,  2  Dampf- 

Anstalten 

hüBuner  von  60  Ctr.,  1  Dampf- 
maschine Ton  24  nnd  eine 
von  6  Pferdekraft,  2Bleeh- 
▼alzwerke,   1  LnppenwaU- 
▼erk  za   S  Paar  Waisen 
und   1  Kalibenralzwerk  zn 

5  Paar  Waisen  ' 

800,000 

694 

604 

Dampf-  Eisenham- 

2 Frischheerde  und  2  Dampf- 

^v«%^^^^ 

0% 

«B 

mer  zu  Stabeisen 

hämmer 

9000 

3 

3 

Zar  Beiirtbeitung  der  gegen^värtigen  gewerbliehen  Verhaltatose  Berlins 
ist  ein  Rückblick  in  die  frühere  Zeit  nicht  ohne  Interesse.    Nach  Ausweiii 
,  der  Gewerbetabelle  des  Jahres  1822  hatte  Berlin  bei  einer  Zahl  von  192,383  Ein- 
wohnern (ausschliesslich  der  Garnison): 

200  Bäcker  mit   495  Gehülfen    und       123  Drechsler, 


Lehrlingen, 
96  Kuchenbäcker, 
227  Fleischer  mit  370  Gehülfen  und 

Lehrlingen, 
&3  Seifensieder, 

109  Gerber  mit  184  Geh.  und  Lehrl, 
1213  Schuhmacher  mit  1343  Gehülfen 

und  Lehrl., 
72  Handschuhmacher   mit    86  Geh. 

und  Lehrl., 
26  Kürschner, 

150  Sattler  mit  214  Geh.  und  Lehrl, 
29  Seiler  mit  39  Geh.  und  Lehrl , 
1121  Schneider  mit  1183  Geh.  und 

Lehrl, 
193  Posamentirer, 

121  Putzmacher  u.  Patzmacherinnen, 
35  Hutmacher  mit  74  Geh.  u.  Lehrl, 
50  Zimmermeister  mit  778  Geh.  und 

Lehrl, 
700  Tischler  mit  1117  Gehülfen  und 

Lehrl, 
65  Stellmacher  mit  172  Gehülfen  und 

Lehrl, 
96  Bötteber  mit  150  Geh.  a*  Lehrl, 


38  Kammmacher, 

29  Bürstenbinder, 

48  Korbmacher, 

51  Maurermeister  mit  706  Geh.  und 

Lehrl, 
53  Töpfer  mit  218  Geh.  und  Lehrl., 
89  Glaser, 
67  Zimmermaler, 
84  Grobschmiede  mit  294  Geh.  und 

Lehrl, 
337  Schlosser  mit  498  Geh.  u.  Lehrl, 
110  Gürtler  mit  136  Geh.  und  Lehrl, 
34  Kupferschmiede  mit  76  Geh.  und 

Lehfl , 

41  Gelbgiesser  mit  53  Geh.  u.  Lehrl, 
27  Zinngiesser  mit  24  Geh.  u.  Lehrl., 
83  Klempner  mit  162  Geh.  u.  Lehrl., 

42  Mechanici, 

103  Uhrmacher  mit  71  Geh.  u.  Lehrl, 
190  Gold-   und  Silberarbeiter   mit 

124  Geh.  und  Lehrl, 
12  Steinschneider, 

25  Buchdrockereien  mit  92  Pressen, 
89  Buchbinder, 
5  Kaikbrenoereien, 


48 


Berlin* 


227  AasscbnitthaDdlunnen, 
47  Etseo-  u.  QuindKllenehandluiigeii, 
111  Handlungen  aiu|erer  Artikel, 
127  Krämer,  )ohnekauf- 

851  Viktualicnhändler,      |mänDische 
34  herumziehendeKrämer,^  Rechte, 
405  Slromfahrzeuge  zu  8266  Last, 
364  Fracht-   und  Lohnfubrleute  mit 

1337  Pferden, 
27  Gasthöfe, 
76  Ausspannungen, 
131  Speisewirlhe, 
775  Schankwirthe, 
224  Musikanten, 

2391  männliche  Dienstboten  zur  per- 
sönlichen Bequemlichkeit, 
167Q  Knechte  und  Jungen  zur  Land- 
wirthschaft    oder    anderen    Ge- 
werben, 
9114  weibliche  Dienstboten  zur  per- 
sönlichen Bequemlichkeit, 
2171  Mägde  zur  Landwirthschaft  oder 
anderen  Gewerben. 


8  Wassermühlen  mit  52  Mahlgängen, 
46  It^iBdmtlhten, 

6  R«issgetrefdaiDühleii  mit  9  Gängen, 
1  Oelmühle  mit  2  Pressen, 

9  Walkmühlen, 
5  LohHrählen, 

1  Papiermühle  mit  2  Gängen, 
1  Hüttenwerk«  durch  Wasser  getrieben, 
Weberstühle  zu  Zeugen, 
1846  in  Seide  und  Halbseide, 
4938  in  Baumwolle, 
70«  in  Wolle, 
109  in  Leinen, 
238  Strumpfweberstühle, 
658  Bandstühle  (Gän^e), 
36  Tuchscheerer    mit    110  Gesellen 

und  Lehrlingen, 

86  Färber  und  Zeugdrucker  mit 
1273  Gesellen  und  Lehrlingen, 

134  Kaufgeschäfte,  ohne  Läden, 
en  gros, 

50  Buch-,  Kunst-  «nd  Musikalien- 
handlungen, 

341  Materialbandlungen, 

Danach  hat  die  grösste  Zunahme  und  zwar  eine  solche,  die  das  Ver- 
hähniss  der  Zunahme  der  Bevölkerung  weit  übertrifil,  stattgefunden:  bei 
-den  Klempnern,  Tischlern,  Buchbindern,  Kürschnern,  Glasern,  Zimmgrmalern, 
Kaufleuten  ohne  offnen  Laden,  Händlern  mit  den  in  den  Tabellen  nicht  be- 
nannten Waaren,  herumziehenden  Krämern  und  in  der  Zahl  der  Wollen- 
webestühle.  Eine  der  zunehmenden  Bevölkerung  entsprechende  Zunahme 
findet  sich  namentlich  bei  den  Fleischern,  Schuhmachern,  Schneidern,  Buch- 
druckern, Buchhändem,  Dienstmädchen  und  bei  den  Leinewebestühlen. 
Dagegen  vermehrte  sich  in  geringerem  Maasse  als  die  Bevölkerung  die  Zahl 
der  Backer,  der  Handschuhmacher,  der  Sattler,  der  Posamentirer,  der  Putz- 
macher, der  Zimmermeister,  der  Stellmacher,  der  Töpfer,  der  Grobschmiede, 
der  Schlosser,  der  Kupferschmiede,  Gelbgiesser,  Zinngiesser,  Materialisten, 
Ausschnitthandlungen,  Eisenhandlungen,  Viktualienhändler,  Flussfahrzeuge 
(jedoch  mit  angemessener  Vermehrung  der  Tragfähigkeit),  Lohn-  und 
Frachtfuhrleutc,  Gasthöfe,  Ausspannungen,  Speisewirthe,  Musikanten,  männ- 
lichen Dienstboten  und  Mägde;  doch  war  die  Zunahme  der  Gesellen  und 
Lehrlinge  bei  Maurern,  Grobschmieden,  Schlossern,  Gelb^iessern  der  Zu- 
nahme der  Bevölkerung  theils  entsprechend,  theils  noch  viel  bedeutender. 

Eine  Verringerung  der  Zahl  hat  im  Laufe  der  Zeit  hauptsächlich  statt- 
gefunden :  bei  Gerbern,  Seifensiedern  und  den  Seidenwebestünlen ;  ferner  bei 
den  Baumwollenwebestüblen  um  mehr  als  das  Dreifache,  bei  den  Strumpf- 
webestühlen fast  um  die  Hälfte  und  endlich  bei  der  Bandweberei,  die  von 
658  Gängen  bis  auf  53  Gänge  sich  vermindert  hat. 

Da,  wo  eine  angemessene  Zunahme  nicht  stattgefunden  hat,  liegen  die 
'Gründe  theils  in  der  Schwierigkeit  ein  eignes  Etablissement  zu  gründen, 
woher  sich  dann  auch  in  solchen  Fällen  die  Lehrlinge  und  Gesellen  ange- 
messen vermehrt  finden,  theils  in  der  Konkurrenz,  weiche  die  einzelnen  Ge- 
werbetreibenden mit  dem  Fabrikwesen  zu  bestehen  haben.  Es  deutet  also 
die  geringere  Zunahme  oder  gar  die  Abnahme  einzelner  Gewerbe  nicht  auf 
eine  geringere  Gewerbstbätigkeit,  sondern  es  haben  einzelne  Gewerbe  sich 


Berlin.  49 

yerringert,  weil  an  ihrer  Stelle  die  mannigfachsten  und  grossartigst«n  Fa- 
briken entstanden  sind.  Die  Gewerbetabelle  des  Jahres  182B  erwähnt  zuerst 
der  Dampfmaschinen,  deren  1  zum  Betrieb  einer  Getreidemahlmühle  und  2 
zum  Betrieb  von  Sägemühlen  verwendet  worden;  die  Tabelle  des  Jahres  1840 
zählt  45  Dampfmaschinen  mit  774  Pferdekraft;  die  Tabelle  des  Jahres  1852 
zählt  322  Dampfmaschinen  incl.  Lokomotiven  (worin  die  Dämpfe  mechanisch 
wirken,  also  ausschliesslich  der  sogenannten  Dampfkessel)  mit  5601  Pferdekraft. 

Ein  Fabriken-Erwerbszweig,  welcher  eine  hauptsächliche  Abnahme  er- 
fahren hat,  ist  die  Zuckerfabrikation.  Im  Jahre  1837  fanden  sich  t5  Zucker- 
Raffinerien  mit  384  Arbeitern,  im  Jahre  1840  deren  13  mit  426  Arbeitern, 
im  Jahre  1843  deren  8  mit  426  Arbeitern,  im  Jahre  1846  deren  7  mit 
480  Arbeitern,  im  Jahre  1852  deren  4  mit  353  Arbeitern. 

Im  Laufe  des  Jahres  1852  sind  an  bedeutenderen  geweiiilicben  Anlagen 
entstanden: 

1  Dampfwebefabrik,  1  Nähseidenfabrik,  2  Posamentirwaarenfabriken, 
1  Neusilberwaarenfabrik,  1  Telegraphenbauanstatt,  1  Maschincnbauanstalt« 
1  Kunsteisengif^sserei,  1  DampfschneidemUhle,  1  Dampfmaschine  zum  Be- 
triebe einer  Baierschen  Biernrauerei,  1  Cichorien fabrik,  1  Fournirdampf- 
schneidefabrik  und  1  Shaddyfabrik  (Verarbeitung  wollner  Lumpen  zu  Wolle). 


Vin.   Beamte. 

Unter  den  Civil -Einwohnern  Berlins  befanden  sich  im  Jahre  1852  fol- 
gende Kategorien  von  Beamten: 

1.  Civil-Beamte  im  Staatsdienst 

a)  Verwaltungsbeamle,  deren  Amt  ein  Universitäfs-Studium 

erfordert 714 

b)  Anderweite  Yerwaltungsbeamte 3989 

c)  Justizbeamte,  deren  Amt  ein  Universitäts- Studium  er- 

fordert   434 

d)  Anderweite  Justizbeamte 683 

582Ö 
2)  Kommunalbeamte: 

a.  deren  Amt  «in  Universitäts -Studium  erfordert    ...      73 

b.  Anderweite  Kommunalbeamte 499 

572 
zusammen  6392 


IX.   Fremden -Verkehr» 

Im  Jahre  1852  sind  angekommen 218,233  Pers. 

Darunter  befanden  sich 

53,161  Ausländer^  die  aus  dem  Auslande  kamen, 
26,001  Ausländer,  die  aus  dem  Inlande  kamen, 
103,171  Inländer,  tbeils  aus  dem  In-^  theils  aus  dem  Aus- 
lande kommend, 
35,900  Handwerksgesellen. 
Im  Jahre  1852  sind  abgegangen 246,081  Pers. 


50  Berlin. 

DaruQter  hefondeii  sich 

61,282  Ausländer,  die  nach  dem  Auslände, 
27,991  Ausländer,  die  nach  dem  Inlande  sich  begaben, 
lld,()48  Inländer,   die  theils  nach  dem  Auslande,  theils 

nach  dem  Inlande  gingen, 
12,599  hiesige  Einwohner,  die  mit  Pässen  oder  Passkarten 

nadi  dem  Auslande  gingen, 
6,161  biesiffe  Einwohner,  die  nach  dem  Inlande  gingen, 
24,400  Handwerksgesellen. 

In  den  vorhergehenden  Jahren  von  1846  bis  1851  waren 

1846       1847       1848       1849      1850       1851 

Angekommen 139,011  162,528  121,896  155,639  195,500  213,246  Pers., 

DaruntHandwerksges.  25,284    26,618    19,896    30,691    22,263    31>620 

Abgegangen 121,723  144,178  114,789  138,201  189,217  212,687 

DaruntHandwerksges.  15,584    15,651    17,264    21,972    14,015    21,709 


99 


\.   debäade  und  Wohnangei« 

In  der  Residenz  Berlin  und  der  nächsten  Umgebung  sind  an  Öffentlichen 
und  Privat -Gebäuden  vorhanden  ^ 

A.  Oeffentliche  Gebäude. 

1)  Zum  öfifentlichen  Gotttesdienste  bestimmte  Yersammlungshäuser 

als:  Kirchen  und  Bethäuser 46 

2)  Schalhäuser  für  den  Öffentlichen  Unterricht 67 

3)  Zur  Aufnahme  und  Verpflegung  von  Waisen,  Kranken,  alters- 
schwachen und  verlassenen  Personen  bestimmte  Gebäude  .    .       50 

4)  Gebäude  zur  Versammlung  und  Geschäftsführung  der  Landes- 
kollegien, Justiz-,  Polizei-,  Steuer-Behörden,  des  Magistrates 

und  der  Gemeinde -Vorstände 64 

5)  Zu  andern  Zwecken  der  geistlichen  und  weltlichen  Civil-  und 
Communal- Behörden  und  Anstalten  bestimmte  Gebäude    .    .      133 

6)  Militairgebäude  mit  Einschluss  der  zu  Militairvorräthen  aller 

Art  bestimmten,  sowie  auch  die  Militair-Lazarethe    ....      125 

B.  Privat -Gebäude. 

1)  Privat -Wohnhäuser  und  zwar  Vorder-  oder  Strassen -Häuser  9349 

2)  Seiten-  und  Hinterhäuser 9378 

3)  Fabrikgebäude,  Mühlen  und  Privatmagazine 715 

4)  Ställe,  Scheunen  und  Schuppen 6860 

C.  Neuerbaute  VCTobiihKaser. 

Im  Jahre  1852  vermehrte  sich  die  Zahl  der  Häuser  durch  Neubauten 
und  zwar  an  Vorder -Wohnhäusern  130, 

Seitenflügeln  132, 
Quergbäuden    48 , 

zusammen  310. 


Berlin»' 


51 


Pie  in  Her  Zalil  üer  öffentlichen  Gebäude  wShrend  der  letzten  J^re 
vorgdcommenen  Veränderungen  beziebeii  sich  hauptsächlich  auf  den  Bau 
mehrerer  Kirchen  und  Miliiairkasernen. 

Für  die  Zunahme  der  Privatgebäude  erscheinen  weniger  wichtig  'die 
Ställe,  Scheunen  und  Schuppen,  daher  folgt  hier,  mit  Uebergehung  dieser, 
eine  Uebersicht  der  Privat -Vorderhäuser  und  der  Fabriken,  Mühlen  unc^ 
Privatmagazine  von  dem  Jahre  1819  ab. 

Berlin  hatte  i.  J.  1819:  7036  Privat-Vorderhäuser,  102  Fabrikgebäude,  MüWen 

und  Magazin  . 
1822:  7174  „  128 


1825:  6902 
1828:  7069 
1831 :  7330 
1834;  7815. 
1737:  8090 
1840:  7994 
1843:  8533 
1846:  9146 
1847:  9155 


83 
453 

368 
286 
371 
398 
445 
587 
634 


Hiernach  hat  die  Zahl  der  Wohnhäuser  nicht  in  gleichem  Verhältniss 
mit  der  Einwohnerzahl  zugenommen,  denn  im  Jahre  1819  kommen  durch- 
schnittlich nur  26,^%  im  Jahre  1852  aber  45,  ^^  Einwohner  auf  ein  jedes 
Haus.    Der  Grund  liegt  in  der  Vergrösserung  der  Häuser. 

Dagegen  ist  die  Zunahme  der  Fabrikgebäude  während  diesem  Zeit- 
raumes sehr  bedeutend  und  spricht  für  die  Entwickelung  gewerblioher 
Betriebsamkeit. 

Die  für  die  Kommune  von  den  Privatgebäuden  Beriins  im  Jahre  1852 
erhobenen  Abgaben  waren  folgende: 

Der  Ertrag  der  Hanssteuer  pro  1852  war  aus-  . 

geschrieben  auf  239815  Thtr.  29  Sgr.  4  Pf. 
davon  sind  niedergeschlagen       269     „      11   „    11 


bleibt  239546 

An  Nachtwachtgeldern    ist   auf  die   Häuser 

Berlins  pro  1852  ausgeschrieben       708 


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davon  sind  eingegangen  239142 


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so  dass  Rest  geblieben  sind      1112 

An  Miethssteuer  sind  pro  1852  ausgeschrieben  480044 

davon  niedergeschlagen    12912 


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davon  eingegangen  4605?8 


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so  dass  Rest  geblieben  sind      6603     „      18  „     7  „ 

Zur  Beurtheilnng  der  Zahl  der  Wohnungen  und  der  Miethspreise'  des 
Jahres  1852  dient  die  nachstehende  tabellarische  Uebersicht 


50 


Berlin. 


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18,76    ff                      n  j»  » 

14,90    D                      n  «  » 

1 5u4  •  w  ■                    »  1»  »> 

IO4I5    9)  »1»  » 

9»23    j»     ^                »  »  w 

0,40    «19  1»  n 

2,86   9)                    7)  »  « 

^14    j»                    »  1»  >» 

^»Sl    I»                      »»  »  » 

1»18   »                      »  9»  f»           « 

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0,42   „                      n  •    «  *» 

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0,18    0                     "„  9)  n    • 


1-30    Thlr. 

31-40      , 

41-50      „ 

51-75      „ 

76—100  , 
101—150  n 
151—200  , 
201—250  , 
251—300  „ 
301—400  „ 
401—500  „ 
501—750  „ 
70O-IOOO  „ 
1001—1500  „ 
1501  und  darüber. 


Die '  grösste  ZsM  der  Wohnungen  war  der  im  Preise  von  3t  bis  40 
Tblf*.  Die  fiillfte  aller  Wobnon^en  überstieg  nicht  den  Preis  von  50  und 
2Wei  Ditttel  aller  Wohnungen  nicht  den  Preis  von  100  Thtr.*) 

Die  Zahl  der  Wohnungen  verglichen  mit  der  Einwohnerzahl  ergiebt, 
dass  durchsehnilllich  auf  eine  jede  Wohnung  4,i9  Menschen  kommen. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  bemerKenswerlhe  Abnahme  der  le^- 
stehenden  Wohnungen  seit  den  letzten  Jahren.  Einen  Vergleich  derselben 
aus  dem  1.  Quartale  1847  und  aus  dem  4.  Quartale  1852  giebt  folg.  Uebersicht: 

Es  standen  leer: 
Wohnungen  von    im  1.  Quart.  1847    4.  Quart.  1852    mithin  im  4.  Quart.  1852 


1-30  Thlr. 

450 

271 

179  ^ 

pveniger 

31—40      „ 

232 

114 

118 

0 

41-50      „ 

174 

81 

93 

» 

51-75      „ 

221 

88 

133 

fi 

76-100    „ 

177 

73 

104 

9) 

101-150    „ 

154 

41 

113 

9) 

151—200    „ 

73 

25 

48 

9) 

201—250    „ 

67 

15 

52 

99 

251—300    „ 

39 

11 

28 

9) 

301-400    „ 

40 

18 

22 

91 

401—500    ^ 

16 

11 

5 

99 
9) 

501—750    „ 

13 

4 

9 

91 

751—1000  „ 

5 

5 

_^ 

1001—1500  „ 

3 

3 

¥9 

1501  Thlr.  und  darüber 

3 

3 

1667 


760 


907  weniger 

Das  Verhältnrss  der  leerstehenden  Wohnungen  aus  früheren  Jahren 
giebt   der    im  Jahre    1842    veröffentlichte    städtische    Verwallungsbericht 
für  das  J.  1830  in  7208  Häusern  mit  51794  Wohnungen  1549  leerstehende  W. 
1840  in  7730       „         „     60714  ,  1443 


^)    Kach  einer  Hittheilung  der  Hände  und  %)ener*soben  Zeitang  (X.  Juxd  1868)  macbtea  ii« 
JAhte  1824  die  Wohnungen  bis  30  Thaler  35  pCt. 

von  91  bis  50       „       26    „  ' 

von  61  bifi  100      „       19    „ 
sämmtlicherwphnnngen  aus,  woraus  geschlossen  wird,  da«  nicht  etwa  die  Bewohner  der  kleinen 
Quartiere  reicher  geworden  sind,  sondern  dass   sie  jetet  höhere  Miethe  zahlen  müssen.    Dass 
sie  nicht  releher  geworden  sind,   zeigt  der  Vergteleh  des  damaligen  und  jetzigen  Mahl,  und 
Scblachtsteuer  •  Ertrages. 


r 


m 


Berlin. 


Ntckwelsug  der  im  den  Jfakreii  18$!  «ad  IS52  fai  lerlb  da-  aad  mit 

pliektigea 


Mühlenfabrikate  und  Backwaaren 

- 

Art  der 
Entstehung. 

Puder,  Kraftmehl^  Graape, 
Grütze,  Gries  aus 

Mehl  ans 

Sehroot  aus 

Weizen 
Gentner 

Roggen 
Centner 

Weizen 
Centner 

Roggen 
Centner 

Weizen 
Centner 

Roggen 
Centner 

• 

pro 

Beim  Bfng&nge  rerstenert 

«082«/, 

12,619"/, 

97,475«'/. 

265,262»/. 

!*?(. 

713>»/. 

Mit  Ver^endungsscheinen 
steuerfrei  eingeführt  .  . 

1271  "^ 

3193«/, 

120"/. 

6»/. 

1 

^ 

In    steuerfreien    Mengen 
eingebracht 

62  »X. 

• 

135'/, 

7788»/. 

939'*/, 

— 

"/. 

Summa  des  Eingangs 

74l(i 

15.948»/, 

105,384»/. 

266,208«»/. 

2"^ 

714««/, 

Mit   Yersendangsseheinen 

nach  andern  steuerpflich- 
tigen Orten  ausgeAhrt  . 

699 '^ 

1520»/, 

234««/. 

206«»/. 

— 

%^A. 

pro 


Beim  Eingange  versteuert 

Mit    Tersendungsscheinen 

steneifrei  eingeführt  .  . 

In    steuerfreien   Mengen 

I 

eingebracht 

Summa  des  Eingangs 

Mit  Yersendungsseheinen 
nach  andern  steuerpflich- 
tigen  Orten  ausgeführt  . 


5879*/, 


4725*/. 


10,661  i»/e 


754 14^, 


11,669'«/. 

106,976«/. 

285,844'«/. 

•X. 

731«'/. 

3267'»/, 

189 

8194»/. 

— 

t^. 

88'/. 

8564'»/. 

151« t^. 

— 

!^. 

14,9^ 

115,730 

295,5öe<»/, 

•/. 

732 

893»/. 

298»/. 

49'^. 

M^ 

4'/. 

Berlin. 


57 


Ten^Jnptdiciiea  wieder  MsgelUrtei  imU-  mmi  «eUndltsteief- 
CegeMtimle. 


Sehlachüieh,  Fleisch  und  Fettwaaren 

Backwaaren  aas 

Ochsen, 
Stiere 

KQhe 

und 

F&rien 

KiUber 

QQ 

Ferkel 

Hammel 

und 

SohaaMeh 

LEm- 
Hier 

FleiflOi  und 

Wetzen 

Roggen 

FettwfartB 
1 

Centner 

Centner 

Stfick 

Stack 

Stfick 

StUek 

Stttck 

S.tttdc 

Stfi4^ 

Oentaer 

VuUA 

1881 

- 

322 

84,770  »^ 

16,352 

10,811 

52,070 

95,250 

297 

123,330 

1316 

15,249 

15 

.76*«/^. 

13.981»^, 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

6547 

10 

IW"^ 

1006«  V« 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1316 

1015 

2 

5»5»/. 

99,848 '^ 

16,352 

10^11 

52,070 

95,250 

21); 

123,330 

22,812 

11 

1 

^"At 

88*/. 

1 

^— 

3452 

2 

iBsa 


^9i'A^ 

95,912 1»/. 

16,370 

12,526 

52,933 

91,679 

243 

130,887 

1302 

15,534 

4 

«4"^ 

11,986««^. 



• 

■ 

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— 

— 

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66^ 

3 

240«»^ 

870'/. 



— 

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243 

« 

1302 

800 

2 

1099  >i^. 

108,749  •/. 

16,370 

12,526 

52,933 

91,679 

t30,b87 

22,966 

9 

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60  Berlin. 

V 

Xn.    Harkte. 

An  dreizehn  verschiedenen  Stellen  der  Stadt  werden  gegenwärtig  zwei 
Mal  wöchentlich  Wechenmärkte  gehalten.  Nach  möglichst  genauen  Er- 
mittelungen betrug  die  Zahl  der  Verkäufer  anf  sämmllichen  Märkten  9100, 
worunter  7850  hiesige,  1250  aus^rtige.  Ansserdem'  wurde  Sonntag-FrUh- 
markt  §ehalteii,  au?  welchem  ungefähr  1100  hiesige  und  250  auswärtige, 
zusammen  1350  Verkäufer  die  Waaren  feilhielten. 

Für  Getreide  fand  ein  tätlicher  Markt  statt,  zu  welchem  9^57  Wspl. 
Getreide  theils  zu  Wasser,  theils  zu  Lande  eingebracht  wurden. 

Die  ^ier  jihrlich  stalt6ndenden  Jahrmärkte  wurden  von  4000  Ver- 
käufern« unter  denen  2500  Fremde  sich  befanden,  besucht;  der  Weih- 
nachtsmarkt wurde  von  ungefähr  4000  bis  4500  Personen,  worunter  un- 
gefähr 100  Fremde,  bezogen. 

Die  vier  Ohstmärkte  wurden  von  Böhmischen,  Hamburger.  Gubener, 
Havelberger,  Werderschen,  Hannoverschen,  Ostpreussischen  und  Rhein- 
ländiscben  Verkäufern  besucht;  ihre  Anzahl,  sowie  die  Quantitäten  des 
Obstes  sind  nicht  ermittelt  worden. 

Zum  Verkauf  des  Schlachtviehes  wird  täglich  ein  Schlachtviehmarkt 
gehalten ;  auf  welchem  im  Jahre  1852 

d2S  ausländische  Ochsen.  43,830  ausländ.  Schaafe. 


18,795  inländische        „  1^,982  inländ. 

5^2  ausländische  Kühe.         Summa  224,812  Schaafe. 
8,540  inländische        „ 


f» 


Summa  28,245  Stück  Rindvieh.  6,415  ausländische  Kälber. 

8047  ausländ  Schweine.  , ^1^1°!?°'**''*'^       '' 

88993  inländ.  ,.  Summa  45,298  Kalber, 


Summa  969^6  Schweine. 

Die  Quantität  der  zum.  Wollmarkte  im  Jahre  1852  zum  Verkauf  ge- 
brachten Wolle  betrug  99,9ft5  Ctnr.  27  Pf.  und  wird  der  Umsatz  an  Geide 
auf  B  bis  7  Millionen  Thaler  geschätzt.  Vom  Jahre  1825,  wo  ungefähr 
10,000  Clnr  zu  Markte  gebracht  wucden,  stieg  das  Quantum  alljährlicn  um 
5  bis  10,000  Ctnr.  

XDL    Einfuhr  und  Verbrauch  von  BreHinaterialieB. 

Eingeführt  wurden  Im  Jahre  1852  an  Brennmaterialien: 

1.  294,1601^  Klafter  Holz. 

2.  72,0«!  „       Torf 

3.  99.309      Tonnen  Holzkohlen. 

4.  2,284,269  „       Sleinkohlen. 

5.  281,822  „       Braunkohlen. 

6.  1,098,169  „       Koaks. 

7.  1,319,100      SlUck    Lohkuchen. 

Das  konsumirte  Brennmaterial  bclief  sich  im  Jahre  1852  auf 

1.  258,418  Klafter  Holz. 

2.  70,269        „       Torf. 

3.  97.292  Tonnen  Holzkohlen. 

4.  2,259,513        „       Steinkohlen. 

5.  277,7h8        „       Braunkohlen. 

6.  1,096,521        „       Koaks. 

7.  1^7,100  Stuck     Lohkuchen. 


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Dnrdudmitts- 

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11 

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Roggen  ... 

2 

13 

11 

2 

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2 

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1 

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6 

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8 

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Gr.  Gerste    . 

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3 

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11 

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1 

1 

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1 

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11 

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28 

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KarloEfeln .  . 

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25 

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28 

9 

1 

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— 

27 

6 

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28 

9 

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Riodlleiscb  .  .  pro  Pfiind 

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3 

3 

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3 

3 

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3 

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3 

3 

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3 

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3 

Scbweinefleücb      ., 

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3 

6 

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Weiss  Biet .  .  pro  Tonne 

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BnoD  Bier  .  .  .     „ 

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Einfat^er  Koni- 

branolwein  .  pro  Quarl 

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3 

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3 

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3 

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Doppelter  Kom- 

branntwein  . 

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6 

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Hopfen pro  Ctor. 

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- 

- 

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50 

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50 

— 

— 

30 

— 

— 

30 

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— 

Leinsaat,  iBiand.  pro  Scbfl 

2 

15 

— 

2 

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2 

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1 

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l^bak    pro  Ctnr 

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3 

6 

d 

3 

6 

6 

3 

e 

« 

3 

« 

6 

3 

Talg pro  Stein 

2 

21 

— 

2 

23 

3 

2 

24 

_ 

2 

27 

— 

2 

25 

6 

2 

27 

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Flachs , 

2 

17 

6 

2 

IT 

6 

2 

17 

2 

17 

6 

2 

18 

9 

2 

18 

Leinenes  Garn .  (H-oStücl 

— 

3 

9 

— 

3 

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Brennbolz,  buchen. 

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17 

1 

Mark^reiae 

BrauDtwein,  Holi,  Hen  a.  i.  w.,  im  iihre  11^. 


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6 

5 

6 

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6 

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6 

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1 

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3 

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3 

6 

3 

3 

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2 

27 

2 

15 

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3 

15 

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2 

15 

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2 

15 

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3 

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9 

- 

3 

9 

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3 

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7 

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7 

15 

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7 

15 

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6 

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25 

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7 

25 

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7 

12 

6 

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— 

19 

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1 

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6 

5 

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11 

6 

9 

7 

7 

6 

0 

7 

6 

3 

7 

5 

11 

7 

27 

3,98 
« 

ll,7t 
3.11 

8.» 
8.84 
6,23 
11,76 
^30 


64 


Berlin. 


XV. 


fleticM^ 


Bezeichnung 
der 

Zufuhr. 


J 


0 


'Witpel 


Weizen 

Eoggen 
erste  . 
Hafer   . 

frbsen . 
inscn  . 

Mehl 

Weizen- 

Roggen- 
Roggenbrod 


Weizen 
Roggen 
Gersie  . 
Hafer.  . 
Erbsen 
Linsen  . 

Mehl 

Weizen* 
Roggen- 
Roggenbrod 


1937 
4372 
1746,50 
984i7,50 
267,50 
19,50 


Im 
CA 

es 
N 


WIspal      Wtopel 


per  Eisenbahn 


•5 
11 


19858,50 

46403,00 

2562,92 

6.135,91 

1758,50 

3a,25 


1^ 


Wiapel  I  Wlfpel 


n.4 


lä 


d 


^1 


Wispel 


869,55 
575,55 

282,75 
70,75 


104 

16 

130 

2634 


4860,68 
1264,84 
395,96 
202-,>,80 
1147,60 
80,72 


18,50 

223,00 

10,00 

14,50 

6,00 


i 


n 


Wlgpel 


90,35 

1510,44 

108,13 

25/3,60 

87,20 

1,15 


i 

s 

CA 


Vlgpel 


1989 
3610 
2202,50 
10:)89 
227,50 
27,50 


18478,50 

32310,50 

3597,96 

6302,33 

1084,50 

8,00 


BlifAr  ff  18SL 


1631,06 

636,33 

37,37 

69.33 

47,70 


11,25 

158,00 

77,00 

827,50 


4850,75 
201,60 
778,87 

4536,30 

729,17 

91,30 


4 
21,16 


63,15 

54,55 

271,20 

1880,50 

33,05 

1,00 


27747.58 

54364,83 

4953,49 

23<i8l,06 

3337,55 

140,62 

Oentner 

104140,06 

•282332,44 

110801,88 


2?02a,98 
36970,96 

6968,90 
24026J2 

2121,92 
127,80 

Oentner 

215,31 

205,50 

8%25 


Ordnet  man  die  Eisenbahnen  nach  der  grösseren  oder  geringeren  Qihantität 

folgonde 

pro  1852. 

Roggenznflihr.     Gentensafhhr. 


Gfsainmie  Znf.     WeisenstifUhr. 


Sfettioer  Bahn 
Hamburger  B. 
Anbaltiüehe  B 
Niedertichles.  B. 
Potsdamer  B. 


Stettiner  B. 
Niederacbles.  B. 
Anhaltiscbe  B. 
Hamburger  B. 
Potsdamer  B. 


Stettfner  B 
Hamburger  B. 
Niedersehles  B. 
Potsdamer  B. 
AnhaltiMebe  B. 


Stettiner  B. 
Anhaltische  B. 
Hamburger  B. 
Potsdamer  B. 


Hafersof^dir. 

Hambnrger  B. 
Stettiner  B. 
Anhaltische  B. 
Niedersehles.  B. 
Potsdamer  B. 


Gekämmte  Ansf.  Weixenausfiihr.    RoggenansAihr.     GenrtenAasfiihr,     Hafenuuftihr. 


Anh^ltisehe  B.     Stettiaar  B.  Anhaltische  B. 

Niedersehles.  B.  Potsdamer  B.  Niedersehles.  B. 

Potsdamer  B.       Anhattisebe  B.  Potsdamer  B. 

Stettiaer  B.         Niedersehles.  B.  Stettiner  B. 


Anhaltisebe  B.    NiedefBchlet.  B. 
Niedersehles.  B.  Potsdamer  B. 
Potsdamer  B.       Stettiner  B. 
Stettiner  B. 


Erbsen-  und 
Lins^snfhhr. 

Stettiner  B. 
Hambnrger  B. 
Niedersehles  B. 
Potsdamer  B. 


Erbsen-  und 
Linsencnftihr. 

Niedersehles.  B. 
Potsdamer  B . 


Berlin. 


66 


AtsAtki*  m  Cetrelde^  leU  und  Brtd  ftt  I8S1 


a 

CO 

N 

WIspel 

«n 

«n 

C0 

N 

Wlipel 

per  Eisenbahn 

CO 

i 

9 
CA 

Wispel 

kl 

Bezeichnung 

der 

Ausfuhr 

5'2 
Wispel 

• 

«  a 

Wispel 

«1 

Wispel 

Wispel 

.1 

«s 

Wispel 

0 

ja 
Wispel 

Weizen.  .  , 
Roggen.  .  . 
Gerste  .  .  . 
Hafer .... 
Erbsen  .  .  . 
Linsen  .  .  . 

Hehl 

Weizen.  .  . 
Roggen.  .  . 
Roggenbrod 

Weizen .  .  . 
Roggen.  .  . 
Gerste  .  .  . 
Hafer  .... 
Erbsen  .  .  . 
Linsen  .  .  . 

Weizen .  .  . 
Roggen.  . 
Roggenbrod 

* 

2822 
17144 

2018 
18859 

48.55 

2714,83 

299,00 

107,83 

400,90 

9,04 
49,33 
56,25 

87,08 
0,25 

2577 

14546 

1220 

km 
228,50 

;^o,60 

27,25 
2,00 
0,13 

205,32 
47:;92 
30,44 
17,80 

iMat  pr 

2831,50 

3310,00 

1906,00 

29,00 

110,88 

22f,91 

53,04 

95,04 

40,63 

1,00 

0  18SL 

157,66 
33,37 
50,12 
11.33 
33,71 

1 

22750 
42:1,50 

5763,75 

34674,66 

1602,48 

220,67 

44U53 

1,00 

Centner 

29K,50 

49,06 

1,31 

5244,70 
22282,30 

2062,12 

.552,91 

34,09 

21983.83 
19690,17 

3351,01 
23460.39 

2b96,02 
139,62 

104042,06 
2H22K3,38 
110600,57 

21779,28 
1468S,68 

4906,18 
23473,21 

2086,91 
127,h0 
Centner 

1041-5,-25 
282126,94 
110713,63 

▼on  Getreide,  welche  sie  nach  Berlin  brachten  oder  ausführte!) ,  so  erhäli  man 
Uebersicht: 


Gesammte  Zaf.      Weizenzafuhr. 


pro  1851. 

Koggenzuführ.      Gerstenznfuhr.       Hafetsnfabr. 


Stettiner  B. 
NIedersehles.  B. 
Hambnrger  B. 
Anhaltisehe  B. 
Potsdamer  B. 


Stettiner  B. 
Niederschles.  B. 
Hamburger  B. 
Anhaltiscbe  B. 


Kiederseliles.  B 
Stettiner  B. 
Ankaltlselie  B. 
Hambarger  B. 


Stettiner  B. 
Hamburger  B. 
Anhaltische  B 
Niederschles.  B. 
Potsdamer  B 


Stettiner  B. 
Hambnrger  B 
Anbaltiscbe  B.  , 
Niederschles.  B. 
Potsdamer  B. 


Gesammte  Ausf    Weizenansfbhr«    Boggenansfuhr.      Gersteausfahr.       Haferansführ. 


Brbsen^  und 

Linsenzufuhr. 

Stettiner  B. 
Niederschles  B, 
Hambarger  B. 


Erbsen-  and 
Linäenauafubr 


Stettiner  B. 
Hamburger  B. 
Anhalti«che  B. 
Potsdamer  B. 
Niederechies.  B. 


Stettiner  B« 
Anlialtische  B. 
Potsdamer  B. 
Niedenchlee.  B. 


Stettiaer  B. 


Stefttiner  B. 


HAmburger  B       Potsdamer  B. 


Niederschles.  B.   Niederschles  B.  Niederschles  B.   Niederschles  B. 


Potsdamer  B. 
Anhaltisehe  B. 


Potsdamer  B. 
Anbattieehe  B. 
Ha«Kburger  B. 


Stettiner  B. 
Potsdamer  B. 
Anbaltiscbe  B. 


Anbaltiscbe  B. 


66 


Berlin. 


XVl.  Sehaiütsttttei. 


/  ^^ 

Es  waren  ioBerbalb  des  engeren  Polizeibesirks  von  Berlin  am  1.  Januar 

des  Jahres  185^  cöncessionirt: 

398  Schankstätten,  in  denen  (hauptsächlich  Branntwein  geschSnkt  wn*d, 

995  „  „  „  Bier  „ 

251  Kaffee-  und  Weinhäuser   - 

247  Restaurationen  und  Conditoreien 

122  Gasthöfe  und  Ausspannungen 

Sum.2013 

dazu    874  Kleinhändler  mit  Getränken. 

Vergleicht  man  damit  die  Zahl  der  in  früheren  Jahren  vorhandenen 
Schankstätten,  so  ergiebt  sich  aus  den  Akten  des  Polizei -Präsidii  nach- 
stehende ücbersicht: 


Am  1.  Januar 
des  Jahres 

«.sä  ct^ 

Schankstätten, 
wo  aussehliessl. 
oder  hauptsächl. 

Bier 
geschänkt  wird. 

Kaffee - 

und 

Weinhänser. 

Restaurationen 

und 
Conditoreien. 

Gasthöfe 

und 

Ausspannungen. 

• 

-  1 

1  ä  1 
.   1 

Kleinhändler 

mit 
Getränken. 

1835 

965 

339 

49 

108 

125 

1586 

1836 

424 

632 

92 

175 

117 

1440 

1841 

548 

568 

146 

204 

108 

1574 

1843 

457 

621 

176 

219 

107 

U80 

1844 

292 

805 

197 

242 

115 

1651 

_— 

1845 

287 

^35 

194 

224 

111 

1566 

_— 

1846 

3ia 

841 

200 

239 

113 

2696  . 

993 

1847 

279 

919 

190 

244 

123 

2733 

978 

1Ö48 

295 

979 

198 

226 

114 

2747 

935 

1849 

329 

984 

208 

243 

117 

2755 

874 

1850 

311 

1010 

226 

235 

120 

2763 

831 

1851 

311 

1053 

214 

240 

116 

2737 

803 

1852 

398 

995 

251 

247 

122 

2:87 

874 

'  1851 

+  87 

-58 

+  37 

+  7 

+  6 

+  150 

— 

Die  Zahl  der  im  Jahre  1852  im  enteren  Polizeibezirke  vorhandenen 
Schankstätten,  in  welchen  nur  Branntwein  ausgeschänkt  wird,  betrug  192 
(4  Brennereien,  131  Destillationen  und  57  Schänken);  im  Jahre  1851  betrug 
sie  166,  so  dass  die  Zahl  im  letzten  Jahre  um  26  zugenommen  hat. 

Aus  dieser  üebersicht,  sowie  aus  der  auf  S.  67,  ergibt  sich  eine  erfreu- 
liche Abnahme  in  dem  Verhältnisse  der  Schankstätten,  in  welchen  haupt- 
sächlich Branntwein  geschänkt  wird,  zur  Einwohnerzahl. 

Im  Jahre  1835  kam  im  engeren  Polizeibezirke  eine  solche  Schankstätte 
auf  etwa  262  Einwohner  und  o  Häuser.^  Die  Differenz  gegen  das  folgende 
Jahr  1836  ist  aber  so  bedeutend,  dass  man  die  Richtigkeit  der  Angabe  pro 
1835  bezweifeln  muss.  Das  Jahr  1836  wird  för  den  Vergleich  mit  der  Gegen- 
wart mit  mehr  Sicherheit  zu  benutzen  sein.  Damals  kam  eine  Schankstätte, 
in-  der  hauptsächlich  Branntwein  geschänkt  wird,  ungefähr  auf  611  Ein- 
wohner und  auf  18  Häuser;  im  Jahre  1852  dagegen  nur  auf  ungefähr 
1064  Einwohner  und  auf  23  Häuser.  Im  äusseren  Polizeibezirk  kam  eine 
solche  Schänke  1841  auf  493  Einwohner  und  1852  auf  624  Einwohner. 


Berliit. 


67 


Dagegen  bat  dit  IM.  itr  ilUiltibfii  aas^QKr^enth'ch  zugenommen. 
Die  Verminderung  der  Zahl  der  letzteren  im  Jahre  1S32  gegen  1851  ist  Folge 
mehrfacher  Concessions-EnäMiilB^,  die  in  Fflge  strenger  Beaufsichtigung 
über  die  Sittlichkeit  dieser  Lokalitaten  vorgekommen  sind. 

Im  weiteren  Polizei-Bcj^irke  incl.  der  Dörfer-  und  Real-Schankgereehtig- 
keiten  waren  vorhanden: 


Am  1.  Januar 
des  Jalurea 

|9on- 

•  ^  i-i  • 

1^ 

i  i 

O     IM 

33   2 

Gasthöfe 

und 

Ausapannongen. 

all 

III 
-1 

1 

Zahl  der 
Einwohner. 

1841 

38 

43 

27 

2 

16 

126 

18739 

1843 

34 

45 

27 

2 

22  . 

130 

.w. 

21183 

1844 

40 

45 

28 

1 

18 

131 

20428 

1845 

37 

48 

26 

2 

20 

133 

— . 

21164 

1846 

33 

53 

27 

2 

20 

151 

16 

21523 

1847 

40 

50 

26 

3 

20 

158 

19 

22742 

1848 

42 

51 

22 

2 

24 

165 

24 

24894 

1849 

34 

58 

28 

2 

29 

176 

25 

25580 

IBöO 

32 

64 

27 

2 

.29 

184 

30 

26508  , 

1851 

34 

62 

-  28 

4 

30 

188 

30 

26702 

1852 

54 

64 

47 

6 

34 

205 

50 

33736 

XYU.   Concessionirte  Offentliehe  Fuhrwerke. 


1  Omnibus 

Droschken 

0 

der 
Linien 

der  Fahr.  ^ 
werke 

ein- 
spfinnige 

zwei« 
spSnnige 

-  1 

Nacht- 
droschke 

Thor-Pe 
sonenwag 

11  §1 

Am  I.Jan.  1852  Varen 

/ 

concessionfrt  .... 

9 

43 

938 

46 

984 

141 

496 

1164 

Im  Laufe  des  J.  18{^ 

wurden  concession. 

5 

8 

94 

94 

10 

29 

141 

Summa 

14 

51 

1032 

46 

1078 

151 

525 

1805 

Zurückgezogen  sind  . 

4 

8 

49 

35 

84 

9 

53 

154 

Sonach  befanden  sieh 

am  1.  Januar  1853 

in  Fahrt 

10 

43 

983 

11 

994 

142 

472 

1651 

In  den  vorhergehen- 

H 

den  Jahren  betrug 

die  Zähl  dieserFuhr- 

werke; 

L  Januar  1848 

5 

19 

839 

58 

897 

111 

408 

1435 

1.  Jaduar  1849 

5 

14 

875 

57 

932 

115 

227 

1488 

1.  Januar  1860 

7 

29 

907 

50 

957 

121 

454 

1561 

K  Januar  1851 

6 

33 

952 

47 

999 

128 

484 

1644 

68  Berlin» 

XYIIL  8eUflUHrts-¥erkekr. 

Im  Jahre  1852  sind  hicrselbst: 

I.  Beladen:     21605  eingegangen,  2917  ausg ,  3398  durchg.^  überh.  27920 
1851  dag<?gen  20348  ^  2990      ^      4794       ,  ^      2h|:j2 

Mithin  1852  mehr   1257  Eingegangen 

weniger  73  ausg.,  )396  durcbg.,  übcrh.      212 

IT.  Unbeladen:    816  eingegangen  19267  ausg.,  1153  durchg.,  ttberh.  21236 
1851  dagegen    1123  n  17b63     ^      UU       „  ^      20120 

Mithin  1852  mehr  1404  ansg.,      19  durchg.,  überh.    1 1 16 

weniger  307  eingegangen. 

B.  Beladene  Flosshölzer. 

1852                45  eingegangen,  1  durchgegangen,  überhaupt  46 
1851  dagegen  27  ,,  —  , 27 

mithin  1852  plus  18  eingegangen,  1  durchgegangen,  überhaupt  19 

C«  Andere  Flosshölser. 

1852  17479  eing.,    l  ausg.,  31007  durchg.»  übcrh.  48487 

1851  dagegen  19429     ,      11      ^      32698        n  n      5213S 

mithin  pro  1852  weniger    1950  cing.,  10  ausg.,     1691  durchg.,  überh.    365T 

Von  den  beladenen  SchilTsgefässen  führten 

21114  eingegangene,  2890  ^sg.,  3243  durchg.,  überh. 27247  diePreuss  Flagge  u. 
491  n  27     „       155       »  „         673  aoslilnd.  Flaggen. 

In  Ermangelung  eines  roltständtgen  Nachweises  aller  derfenigen  Uegaii- 
stände,  welche  durch  die  SchifÜahrt  ein-  und  ausgeführt  wurden,  wird  es 
interessant  sein,  wenigstens  die  Quantität  einzelner  solcher  Gegenstände 
kennen  zu  lernen,  wie  sie  ^ich  aus  einer  Nachweisung  des  hiesigen  Rönigl. 
Hauptsteuer- Amtes  ergeben. 

Es  gingen  zu  Wasser  ein: 
Getreide    pro  1851  78931  Wispel,  pro  1852  90462  Wispel, 

Obst  „     2680  Ctr.,   1 27,726  Scheff.,  n  öa78ar.,  1 15650 Schff., 

Stabholz  „     2.136  Ringe,  „  1862  Riiure» 

Nutzholz  «     19994  Schock,  54536  Stück,  »  25776Schck.,107689St, 

Brennholz  „     175583  Klafter,  «  211800  Kl;ifler, 

Gips  und  Kalk   „     384  Tonnen,  ,,  5843  Tonnen, 

Gips- U.Kalksteine  n  5520  Prahm,  „  7402  Prahm, 
Chamott,  Back- 

u.  Ziegelsteine  „     86146417  Stück,  „  58982407  Stück. 

Es  gingen  zu  Wasser  aus: 
Getreide    pro  1851  22812  Wispel,  pro  1852  23359  Wi<ipel, 

Obst                   „     319  Centner,  384  Scheffel,  „  24  Scheffel, 

Stabholz             «     929  Ringe,  „  667  Ringe, 

Nutzholz             „     2039  Schock,  16477  Stück,  »  5^2Schck.,  13890  St., 

Brennholz          „     559  Klafter,  »  658  Klafter, 

Gips  und  Kalk  „     630  Tonnen,  ^  423  Tonnen, 

Gips- U.Kalksteine  „  27  Prahm,  »  59  Prahm, 
Chamott-,  Back- 

u.  Ziegelsteine  •     929100  Stück,  »  908506  Stück. 


Berlin«  69 

XIX.   Tielistui«. 

Im  Jahre  1852  fanden  sich  in  Berlin 

A.  Pferde. 

n  Fallen  bis  zum  vollendeten  3.  Jahre 36  Stück. 

2)  Pferde  vom  Anfange  des  4.  bis  zum  vollendeten 

10.  Jahre 3671     „ 

3)  Pferde  über  10  Jahre 3983     „ 

7690  Stück. 

Esel    15     w 

B.  Rindvieh. 

1)  Sucre  (Bullen) 1  „ 

2)  Ochsen 9  „ 

3)  Kühe. 783  „ 

4j  Jungvieh    14  ,» 

807      ,. 

G.  Schaafe. 

1)  Ganz  veredelte 8  Stück. 

2)  Halb  veredelte 6.38     „ 

3)  Unveredelte ;   135     „ 

781  Stück. 
D.  Ziegen 1004     „ 

£.  Schweine .  -    729     „ 

Ein  Rückblick  auf  den  Yiehstand  früherer  Jahre  ergiebt: 

1819:  4100  Pferde,  4254  Stck.  Rindvieh,  2593  Schaafe,  248  Ziegen,  496  Schweine 

1822:  4968  ,.  4478  «  «  2888  «  350  „  467 

1825:  5162  „  3379  »  ,  565  »  203  „  395        „ 

1828:  4926  „  3084  ^  „  2a34  „  201  „  340 

lb3l:  4418  n  2095  «  n  1684  *»  210  „  323 

1834:  5157  „  1744  «  ,»  1714  „  444  „  344 

1837:5963  „  1419  «  „  2111  „  502  „  543 

1840:6535  ^  1H2  ,  „  1592  „  322  ,,  343 

1843:  7028  „  1133  n  »  797  „  461  „  350 

1846:  7069  „  1029  „  «  828  «  567  „  5'JO 

1849:  6765  n  931  ,  »  859  „  821  „  7b4 

Die  Verhältnisse  des  Viehstandes  sind  für  die  Beurtheilung  des  Wohlstandes 
Berlins  von  sehr  untergeordneter  Bedeutung.  Die  Abnahme  des  Rind- 
viehes und  der  Schaafe,  welche  während  dieser  Reihe  von  Jahren  statt- 
gefunden hat,  weist  nicht  auf  Abnehmen  des  Wohlstandes,  sondern  darauf 
hin,  dass  die  Elemente  ländlicher  Beschäfligungsweise  mit  dem  Wachs- 
thume  der  Stadt  immer  mehr  in  den  Hintergrund  treten. 

Die  auffallende  Zunahme  der  Ziegen  mag  in  dem  Entstehen  und  dem 
.  Aufschwünge  hiesiger  Alolkenanstalten  seinen  Grund  finden.  Bei  dem  Pferde- 
stande hat  sich  eine  fast  stetige  Zunahme  bemerklich  gemacht,  ein  Beweis, 
dass  durch  den  täglich  sich  steigernden  Eisenbahn -Verkehr  das  Bedürfniss 
an  Pferden  nicht  verringert  worden  ist.  Hinsichtlich  des  Alters  der  Pferde 
ergaben  die  statistischen  Tabellen,  dass 

pro  1846  2986  Perde  Lm  Alter  von  4  bis  10  Jahren,  4061  Pferde  über  10  Jahre 
pro  1849  2890     ,  n         «         »  n       3833     „         „  » 


»• 


A 


70  Berliiii 

vorhanden  'waren.  Hiernach  erscheint  pro  1852  der  Pferdestand  ein  besserer, 
da  fast  die  Hälfte  der  Pferde  im  Alter  unter  10  Jahren  war.  Einen  Unter- 
schied zwischen  Luxus-  und  Arbeitspferden  weisen  die  vorhandenen  Listen 
nicht  nach,  und  lässt  sich  daher  aus  der  Zahl  und  der  Beschaflenheit  der 
vorhandenen  Pferde  ein  Schluss  auf  den  Wohlstand  Berlins  nicht  ziehen. 


XX.   Selmleii. 

Im  Jahre  1852  waren  vorhanden: 

1)  87  Elementarschulen  mit  234  fest  angestellten  Lehrern,  196  Hölfslehrern, 

129  Lehrerinnen.    15621    Knaben    und    13296  Mädchen,    zusammen 
28917  Schülern.- 

2)  20  Mittelschulen  für  Söhne  mit  30  festangestellten  Lehrern,  86  Hülfslehreni 

und  3294  Schülern. 

3)  60  Schulen  für  Töchter,  welche  nicht  in  den  Begriff  der  Elementarschulen 

fallen,  mit  63  festangestellten,  287  Hülfslehrern,   54  festangestellten, 
128  Hülfslehrerinnen  und  7831  Schülerinnen. 

4)  14  höhere  Bürgerschulen  mit  65  festangestellten ,    108  Hülfslehrern  und 

4244  Schülern. 

5)  1  Progymnasium  mit  4  festangestellten,  3  Hülfslehrern  und  24  Schülern. 

6)  6  Gymnasien  mit  87  festangestellten,  56  Hülfslehrern  und  2616  Schülern. 

7)  1  Seminar  zur  Bildung  von  Elementarschuliehrem  mit  43  Zögfingen. 

Die  Frequenz  der  Schüler  und  Schülerinnen  in  den  einzelnen  Anstalten 
betrug : 

Schfitar  «.  S*Sr 

1)  Joachimthalsches  Gymnasium 349  — 

2)  Friedrich -Wilhelms      „          590  — 

3)  Französisches                ,♦           292  — 

4)  Berlinisches                .  „           z.  grauen  Kloster 508  — 

5)  Friedr.  Werdersches    „           467  — 

6)  Köllnsiches  Real-         „           410  — 

7)  Königliche  Realschule 619  — 

8)  Vorscnule  zu  derselben    .^  417  — 

9)  Städtische  Gewerbeschule 189  — 

10)  Königliche  Elisabethschule * —  480 

11)  Friedrichstädtische  Königl.  Töchterschule —  383 

12)  Seminar  für  Stadtschulen 43  — 

13)  Seminarschule 141  — 

14)  Städtische  Schulen  und  zwar 

Elementarschulen  mit  5380  Knaben.,  5459  Mädchen 

Mittelschulen  für  Söhne  mit    194       „ 

Höhere  Töchterschulen  mit  532  Schüler. 

Real-  u.  höh.  Bürgerschul,  m.  1952  Schülern ^7526        5991 

15)  Parocbial-  und  Privatschulen  und  zwar: 
Elementarschulen  mit  7880  Schülern,  6453  Schulen 
Mittelschulen  f.  Knaben  mit  2452        „ 

Höhere  Bürgerschulen  mit     1045        ,, 

Höh.  Töchterschulen  mit 4903      „ 

mit  H377      11356 


Berlin.  71 


16)  Schalen  der  jüdisdien  Gemeinde  und  zwar : 
Mittelschulen  mit  .    .    .    387  Schill. 
Höhere  Töchterschule  mit  152Schülerinn. 


ScMlT  n,    «SSn 


771 

•m 

186 

\m 

166 

122 

9 

6 

mit    287  152 

17)  Ratholische  Schulen  und  zwar: 
Elementarschulen  mit  771  Schüler  u.  731  Sehülerinn. 
Höhere  Töchtersch.  mit        62     „ 

mit 

18)  Schale  der  Hof-  und  Domkirche  )Fi*>m<>n    »» 

19)  „        „   Parochialkirche  urschä"  " 

20)  „        ,,   bömisch-reformirte  Gemeinde  r*'^^^"'-  „ 

21)  Die  von  dem  französischen  Gonsistorium  abhängigen 
Schulen  und  zwar: 
Höhere  Töchterschul.  mit  502  Sehülerinn. 

„      Bürgerschulen    „  439  Schul. 

22)  Friedrichst'ädtische  Knabenschule  (Mittelschule) .  . 
23]  Erwerbschulen  „ 

24)  Schulen  der  Brüdergemeinde  (Elementarschulen) 

25)  Königl.    Blinden- Anstalt) 

26)  „      Taubstummen  ,,   / 

27)  Friedrichs  Waisenhaus    )  (Elementarschulen) 

28)  Wadzecks- Anstalt  \ 

29)  Louisenstift  ; 

30)  Schindlersches  Waisenhaus  (Progymnasium) 

31)  Kornmessersches  Waisenhaus  Wi^«»*«*»» 

32)  Friedrichsstift  ^ll'Sun 

33)  Erziehungs-Anstalt  für  verwahrl  Kinder)  scnuien 

34)  Hospice  fran^ais  und  zwar 
Mittelschul,  f.  Knaben  mit  95  Schülern 
Höhere  Töchterschule  mit  92  Sehülerinn. 

' ^^      95  92 

Die  Schulen  von  27  bis  zum  Schluss  sind  milde 
Stiftungen. 

Summa    25,842      21,127 

Stellt  man  die  vorhandenen  Schulen  (mit  Hinweglassung  des  Seminars) 
in  drei  Klassen'  zusammen,  so  erhält  man 

Lehrer  und  Schüler  und 

Lehrerinnen  Schülerinnen 

87  Elementarschulen  mit     .    .    .    559       und       28,917 

95  Bürser-  und  Mittelschulen  mit    821  »,         15,393 

6  gelehrte  Schulen  mit  .    .    .    .    150         „  2,616 

Zus.    188  Schulen  mit 1530         „         46,926 

Es  kommen  üonach  durchschnittlich 
aof  jede  Elementarschule    .    .    .    332,38  und  auf  jed.  Lehr,  darin  61,73 Schüi. 
„     „    Bürger- und  Mittelschule    162,63    ,,      ,,     „       „       „     18,75    „ 
„     „    gelehrte  Schule     .    .    .    436,00    „      „     „       ^       „     17,40    „ 

auf  eine  jede  Schule  überhaupt     249,50    „      „     „       „       „     30,67    „ 
Von  den  sämmtlichen  Schülern  und  Schülerinnen  aber  befanden  sich 

61,62  pGt,  in  Elementarschulen, 
3%80pGt.  in  Mittelschulen 
5,58  pCt.  in  gelehrten  Schulen. 


439 

502 

>) 

266 

— 

725 

♦♦ 

>  80 

102 

24 

10 

l> 

53 

32 

>» 

296 

105 

>» 

50 

50 

»♦ 

42 

__ 

9) 

24 

_- 

»» 

18 

3 

i) 

38 

38 

»> 

70 

33 

ti 

u 

72  Berlin. 

Reobnet  man  das  schulpflichtige  Alter  vom  vollendeten  sechsten  bis 
zum  vollendelen  vierzchnlen  Jahre,  so  erhall  man  pro  1b52  die  Anzahl  von 
circa  57,477  schulpflichtigen  Kindern.  Nach  der  Zählung  von  18ö2  gab  es 
nämlich  Kinder  vom  vollendelen  fünften  bis  zum  vollendeten  siebenten 
Lebensjahre  IM^;  eine  Angabe  Ober  die  Kinder  vom  vollendeten  sechsten 
bis  zum  vollendeten  siebenten  Lebensjahre  ist  in  den  statistischen  Tabellen 
nicht  enthalten;  man  wird  eben  nicht  zu  gering  rechnen»  wenn  man  etwa 
die  Hälfte  davon  mit  8200  als  Zahl  der  Kinder  im  sechsten  Jahre  an- 
nimmt       8200 

Hierzu  kommen  die  Kinder  vom  Anfange  des  achten  bis  zum  voll- 
endeten vierzehnten  Lebensjahre 49,277 

Summa       .       .   57,477. 
Hiernach  verhält  sich  die  Zahl  der  schulpflichligen  Kinder  zur  Civil- 
bcvölkerung  (423,864  Einw.)  wie  1  zu  7,37  oder  auf  sieben  bis  acht  Ein- 
wohner kommt  ein  schulpflichtiges  Kind;  von  der  Zahl  der  schulpflichtigen 
Kinder  aber  besuchten  8i,(J7pCt  die  hiesigen  Schulen. 

Ver^^lcicht  man  mit  diesen  Resultaten  die  entsprechenden  Mittheilungen 
des  Königl    statistischen  Biireau  über  die  Jahre  1816  und  1846  (Milthei- 
lungen  1848  S.  33),  so  ergiebt  sich 
pro  1816  die  Zahl  von  30,334  schulpflichtij^en  Kindern  und 

deren  Verhällniss  zur  Einwohnerzahl  wie      1 : 5,99 
pro  1846  die  Zahl  von  57,655  schulpflichtigen  Kindern  und 

deren  Verhältniss  zur  Einwohnerzahl  wie  1  :B,75. 
Danach  würde  trotz  der  steigenden  Bevölkerung  die  Zahl  der  schul- 
pflichtigen Kinder  von  1846  bis  1852  abgenommen  haben,  wenn  nicht  an- 
fenommen  werden  müsste,  dass  in  dem  einen  oder  dem  andern  Jahre  die 
ahl  unrichtig  angegeben  worden  ist.  Es  wird  sich  daher  hier  kein  anderer 
Scbluss  ziehen  lassen,  als  dass  die  seit  1816  unzweifrlhafle  lÜinderzunahme 
der  Kinder  im  Verhällniss  zur  Einwohnerzahl  ein  Beleg  für  die  hauptsäch-  - 
liehe  Vermehrung  der  letzteren  durch  Einwanderung. 

Wenn  ferner  nach  den  genannten  Miltheilungen  die  Zahl 
der  im  Jahre  1816  vorhandenen  Schüler  und  Schülerinnen  13,144  und 
„     „       „     1846  „  „       „  „  39,061  betrug, 

so  dass  1816  43,33  pCt.  der  schulpflichtigen  Kinder  und 

1846  67,85    „      ,.  „  „       sich   in    den   hiesigen 

Schulen  befänden,  so  erscheint  das  Verhällniss  des  Jahres  1852  von  81,67  pCt. 
zwar  ein  wesentlich  besseres,  aber  es  wird  ebenfalls  mit  Behutsamkeit,  d  h. 
mit  Rücksicht  auf  die  obige  Differenz  der  Zahl  schulpflichtiger  Kinder  be- 
urlheilt  werden  müssen. 

Die  Zahl  der  Elementarschulen  betrug 
1816      79,  in  welchen  228  Lehrer  und  5898  Schüler 
1846    108,  „       „        643       „       „  26,816       „     sich  befanden,  so  dass 
1816    75  Kinder  auf  1  Elementarschule  und  25  Kinder  auf  I  Elementarlehrer 
1846  248        „        „  1  „  „    42      „        „    1 

zu  rechnen  waren.  Es  haben  sich  also  bis  1852  die  Schulen  verringert,  die 
Zahl  der  auf  eine  Schule  und  auf  einen  Lehrer  fallenden  Kinder  vermehrt, 
ein  Verhältniss,  welches  zwar  für  die  Stellung  der  Lehrer  besser,  aber  für 
die  Gesundheit  und  für  die  Ausbildung  der  Kinder  vielleicht  nicht  gerade 
günstig  genannt  werden  mag. 

Die  Zahl  der  Bürger-  und  Mittelschulen  betrug 
1816  79,  in  welchen  S)4  Lehrer  und  5457  Schüler 
1846  66,  „       „         624      „        „     9904      „       sich  befanden,  so  dass 
1816    69  Schüler  auf  1  Schule  und  10—11  Schüler  auf  einen  Lehrer 
1846  150     „  „    l      „        „  .  15-15       „        „       „ 

kamen.    Es  sind  also  bis  1852  die  Mittelschulen  ebenfalls  vermehrt,  und  es 


BerliiL  73 

konmeiit  ide  bd  den  Elemenlanchulen,  jetzt  melur  Scfattler  imf  eiDeSehufe 
und  auf  einen  Lehrer  als  frttl^r.  Das  Verhältniss  itt  den  Lehrern  ist  aber 
hier  günstiger^  als  bei  den  Elementarschulen.  :       .      ; 

Die  Zahl  der  gelehrten  Schulen  betrag  ' 

1816    6,  in  welchen    99  Lehrer  und  1789  Schüler 

1846    6,  ,,       ,,        135       „       „    2341       „     sich  befanden,  so  dass 

1816  auf  ein  Gymnasium  298  Schuler  and  auf  18  Schüler  1  Lehrer 

1o4d    „   ^  „  ,,  390        „         y,      y,     17         „        1         „ 

kamen.    Die  Zahl  der  Gymnasien  ist  demnach  dieselbe  geblieben,  aber  die 

Zahl  der  Schüler  und  Lehrer  hat  sich  bedeutend  vermehrt;  das  Verhältniss 

beider  zu  einander  hat  sich  nicht  wesentlich  yerändert. 

Von  besonderem  Interesse  ist  es,  zu  ermitteln«  wie  sich  die  Zahl  der 
Schüler  jeder  der  drei  obigen  Schoikategorien  zur  Gesammtzahl  der  Schüler 
Terhält,  weil  daraus  auf  den  höberen  oder  niederen  Kidungsgrad,  der  durch 
die  Schule  erreicht  wird,  und  auf  die  Art  der  Bildung  resp.  den  Stand, 
welcher  von  den  Schülern  erstrebt  wird,  geschlossen  Verden  darf.  Je 
geringer  die  Zahl  der  Elemeutarschüler  zur  Zahlder  übrigen  Schüler,  um 
so  flTösser  wird  der  Grad  der  Volksbildung  durch  die  Schule  sein;  je  mehr 
die  Frequenz  der  Mittelschulen  die  der  Gymnasien  überwiegt,  umso  Hehrere 
werden  zum  Stande  der  Gewerbetreibenden  ufiid  um  so  Wetoigere  zum  Ge- 
lehrten- und  Beamtenstande  sich  ausbilden  und  umgekehrt.  Mit  Hinblick 
auf  die  Zunahme  der  Bildung  würde  man  hiernach  erwarten  müssen,  die 
Zahl  der  Elementarschüler  in  geringerem  Verhältniss  zunehmen  zu  sehen  wie 
die  der  Übrigen  Schüler.    Das  ist  indess  auffallender  Weise  nicht  so. 

Im  Jahre  1816  waren  lU)erh.  164  Schulen  mit  831  Lehrer  und  13,144  Schüler 
»      „       1846     „  „       180      „  „   1402     „       „     39,061      „ 

»      >»        1oD2     „  „         loo      ,,  „    1030      „        „      4o,947      ,, 

Von  diesen  Schülern  besuchten 

im  Jahre  1816  44,87  pGt.  eine  Elementarschule^  ' 

„       „     1846  68,64  pGt    „  ,» 

„     1852  61,59  pCt.    „  ., 

im  Jahre  1816  41,51  pGt.  eine  Mittelschule,  13,61  pGt.  ein  Gymnasium 

„     1846  25,38  pCt    „  „  5,99  pCt.    „  „ 

„       „      1852  32,73  pCt.    „  „  5,62  pCt   „ 

Es  hat  also  die  Zahl  der  Elementarschüler  von  1816  bis  1846  ver- 
h'ältnissmässig  sehr  bedeutend  zu—  und  von  1846  bis  1852  wieder  abge- 
nommen. Der  Grund  jener  Zunahme  kann  kaum  in  etwas  Anderem  zu 
suchen  sein,  als  dass  im  Jahre  1816  das  Schulwesen  noch  weit  unvollkom- 
mener organisirt  und  die  Unterscheidung  zwischen  Elementar-  und  Mittel- 
schulien  unsicher,  die  Angaben  von  1816  mithin  nicht  richtig  waren.  Von 
1846  bis  1852  erkennt  man  das  richtige,  a  priori  zu  erwartende  Verhältniss; 
die  Frequenz  und  selbst  die  Zahl  der  Elementarschulen  hat  sich  verringert. 
Verringert  hat  sich  ferner  auch,  schon  seit  1816,  die  Frequenz  der 
Gymnasien;  der  Grund  liegt  in  dem  Entstehen  und  der  Btüthe  der  Real-' 
schulen,  in  deren  Ermangelung  sonst  von  Vielen ,  die  nicht  zur  Universität 
gehn  wollten,  die  Gymnasien  besncht  wurden.  So*  sieht  man  denn  in  den 
letzten  Jahren  ein  Zunehmen  der  Mittelschulen  auf  Rosten  der  Elementar- 
schulen lind  der  Gymnasien  und  darf  diese  Zunahme  eine  günstige  und 
zeitgemässe  Erscheinung  nennen,  weil  sie  auf  Verbreitung  d^r*  Bildung 
nach  unten  hin,  auf  Abnahme  der  Kandidatenzahl  für  den  Gelehrten-  und 
Beamtenstand  und  auf  zweckmässige  Erziehung  des  Erwerbstandes  deutet^ 

Ueber  das  Armenschulwesen  enthüllt  der  in  dm  Mbnatsblatte  für 
die  Armenverwaltong  %\k  Berlin  (Jahrj^.  1id53,  Stück  ö)  veroiSentiii^bte  Be- 
richt^ dass  wesentliche  Veränderungen  in  der  Verwaltung  desselben  während 

5 


74  BeHill. 

des  lafarei  1883  nkilt  eingetreten'  sind.  Die  ZM  siiiMtKciielr  Armeiifcinil« 
üader  am  Sdhlüsse  des  Jahres  1892  fiAdet  sidi  dirt  foif e*dermasl6H  Im- 
gegeben: 

1)  In  den  Kommanal-Anaenscai^a 

a)  in  der  Tagesschule    .    .    8990 

b]  in  den  Sonntagsschmen     1641 

ia839 

2)  Ib  den  Parachial-  und  Privatschulen  .  .  12»691 
a)  „  der  Weddingscbnle 218 

4)  »,    „    Schule  in  Neu-Moabit löB 

5)  ,,  „  ^  auf  dem  Gesondbrunnien  .  .  196 
9)  „  „  Dreifaltigkeits-Kirchschule  ....  170 
t)  Privatnnterridit  für  verwahHoste  Kinder  .  37 
8)  TaubstMMie  Kinder 21 

Summa   24,130. 
Im  Sähte  \m  betrog  dieselbe    .    23,553 

mithin  1852  mehr        577. 
Aüiserd'em  würden  auf  Kosten  der  Kommune  unter- 
riiihtet  im  grossen  Friedrichs- Waisenhause 

in  dessen  Filialen        407 
im  Arbeitshause 41 

Summa  .   .        448 
hieKu  ob^e     .    .    24,130 

im  Ganzen  .  .  .  24,578. 
Verglei^t  man  die  ZaU  der  Armenschulkinder  zur  Gesamratzahl  derer, 
welche  m  Berlin  zur  Schule  gingen,  so  yeiiiielten  sich  pro  1850  jene  zu 
diesen  wie  1 : 1,99  d.  h.  es  war  mehr  als  die  Hälfte  aAer  Schüfer  und 
Schülerinnen  Armenschulkinder,  wobei  nicht  übersehen  werden  darf,  dass 
ausser  diesen  städtischen  Armenschulkindern  auch  in  Königl.  Anstalten  eine 
Anzahl  von  Schülern  freien  Unterricht  geniesst. 


XSL  VaiTergitöi 

biB  ^hl  der  Ticbrer  beimg  jm  Sommersemester  1852: 
in  der  Iheol.  Fidtultät   5  ordentl.  Prof.,   4  ausserord.  Prof.,   4  Privatdoc. 

„      „    JUIlst       >,  9       „  ,,-4        „  "        iÄ        " 

„    it    med.       ,«        11      „         „      6      »,  "      15      *' 

„     „   jphilos.      „        27      „  „     27       „  „      33 

(in  der  pnilos.  Fakultät  ausserdem  7  lesende  Mitglieder  der  Akaqemie). 

Mit  Ausnahme  der  Privatdocettten  hat  sich  di«  Zahl  der  Universitäts- 
lehrer seit  einer  Reihe  von  Jahren  wenig  verändert;  beispielsweise  betrug 
im  Wintersemester  von  Michaelis  1840  bis  Ostern  1841  die  Zahl 
in  der  theol.  Fakultät   dordentl.  Prof.,    4aus8erord.  Prof.,    2  Privatdoc. 

>»   ff  junst.      „         ■/      „         „      3      „  "      «o       " 

„    „    med.       „        15      „         „     10       „  ,,      12       „ 

„    „    phijos.      ff        28      ,,         „25       „  „      24        „ 

(m  der  tneol.  PakuHät  ausserdem  1  Prof.  honor.). 

Die  WisaeUBCfaaltlicheft  Anstalten  der  Universität  bestanden  im  Jahre 

1852  in: 


I 


Berlin.  llf 

I.    Seminarien 

1)  theologisches  Seminar, 

2)  philosophisches  Seminar. 
IL    Klimsche  Anstalten: 

A.  Klinische  Institute,  die  für  sich  bestehien; 

1)  für  Chirurgie  und  Augenheilkunde, 

2)  Poliklinik  der  Universität, 

3)  klinisches  Institut  für  Geburtshülfe, 

4)  praktische  Unterrichts-Anstalt  für  Staat^anneiknnde. 

B.  Mit    dem    Charit^  -  Krankenhause   in   Verbindiang   stehende 

klinische  Institute: 

1)  medicinische  Klinik  für  Aerzte, 

2)  ^  „        „   Wundärzte, 

3)  chirurgische       „ 

4)  augenärztliche  ,; 

5)  ffeburtshülfliche  Klinik, 

6)  Klinik  fiir  syphilitische  Krankheiten, 

7)  „       „    Kinderkrankheiten, 

^)     ff       ff    psychische  Krankheiten, 

III.  -  Anatomische-Sammlung. 

IV.  Anatomisches  Theater. 

V.  Physiologisches  Laboratorium. 

VI.  Chirurgische  und  geburtshülfliche  Instrumenten-  und  Bandagen- 

sammlung. 

VII.  Zoologiscne-Sammlung. 
VIIL  Mineralogische-Sammlung. 

IX.  Physikalische-Apparaten-Sammlung. 

X.  Pharmakologische-Sammlung. 

XI.  Universiläts-Garten. 
XU.  „  Bibliothek. 

Die  Zahl  der  Studirenden  der  einzelnen  Fakultäten  für  das  Jahr  1852 
ist  in  der  nachstehenden  Tabelle  mit  denselben  Zahlen  aus  früheren  Se-. 
mestern  vom  Jahre  1841  ab  zusammengestellt  und  die  Zahl  der  nicht- 
immatrikulirten  Zuhörer,  welche  an  den  Vorlesungen  der  Universität  Theil 
genojnn^n  haben,  hinzugefügt. 

Siehe  die  Tabelle  S.  78. 

Hiemach  hat  sich  die  Zahl  der  Studirenden  überhaupt  seit  dem  Jahre 
1841  sehr  bedeutend  verringert  und  zwar  am  auffallendsten  in  der  theologi- 
schen, demnächst  in  der  medicinischen  und  wenig  in  der  philosophischen 
Fakultät.  Die  Zahl  der  Juristen  dagegen  hat  in  den  drei  letzten  Jahren 
sehr  bedeutend  zugenommen.  Die  Abnahme  der  Studirenden  überhaupt 
steht  ohne  Zweifel  im  Zusammenhange  mit  dem  Emporblühen  der  Handels- 
und Gewerbsverhältnisse,  und  namentlich  ist  nicht  anzunehmen,  dass 
andere  Universitäten  des  In-  oder  Auslandes  auf  Kosten  Berlins  mehr 
Studirende  gewonnen  haben.  Die  Abnahme  der  Theologen  scheint  in 
den  kirchlichen  Spaltungen,  an  denen  unsere  Zeit  reich  ist,  die  der  Medi- 
ciner  in  der  Ueberfüllung  des  ärztlichen  Standes  ihren  Grund  zu  haben. 
Für  die  Abnahme  der  Philosophie  Studirenden  ist  kein  anderer  Grund  denk- 
bar, als  der,  welcher  die  Abnahme  der  Studirenden  überhaupt  veranlasst.  Die 
Zunahme  der  Juristen  mag  der  neuerlichen  grösseren  Entwickelung  des 
Öffentlichen  Lebens,  und  der  durch  die  vermehrte  Zahl  der  Richter  und 
durch  die  parlamentarische  Thätigkeit  gestiegenen  Aussicht  auf  Broderwerb 
zuzuschreiben  sein. 

Die  Zahl  der  Studirenden  aus  dem  Auslande  hat  sich  ebenfalls  in  allen 
Fs^ultät^n  vermindert,  am  wenigsten  in  der  philosophischen  und  in  der 


76 


Berlin. 


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Berlin.  77 

juristischen,  mehr  in  der  medicinischen  und  ganz  besonders  in  der  theolo«- 
gischen  Fakaltät;  letzteres  ist  ebenfalls  den  kirchlichen  Spaltungen  zuzu- 
schreiben. 

Die  Zahl  der  nichtimmatrikulirten  Zuhörer  hat  sich  dagegen  seit  1841 
ungefähr  um  das  Doppelte  gesteigert.  Nach  ihren  besonderen  Fächern  waren 
darunter  im  Sommersemester  1852: 

Chirurgen 13 

Pharmaceuten 129 

Eleven  des  medicinischen  Friedr.-Wilh.  Instituts    .      73 
Eleven  der  med. -Chirurg.  Militär- Akademie  und  der 

bei  derselben  attachirte  Unterärzte   ....    115 

Eleyen  der  allgemeinen  Bauschule 389 

Berg-Eleven 31 

Remunerirte  Schüler  der  Akademie  der  Künste  .    .       6 
Zöglinge  der  Gärtnerlehranstalt 6 

zusammen     7^ 
so  dass  mit  der  Zahl  der  Immatrikulirten  .    .    .  1409 

im  Ganzen    .  2171 
an  den  Vorlesungen  des  Sommersemesters  Theil  genommen  haben. 

In  den  früheren  Semestern  vom  Jahre  1841  ab  ist  das  Verhältniss  dieser 
nichtimmatrikulirten  Zuhörer  fast  unverändert  geblieben  mit  alleiniger  Aus- 
nahme der  Schüler  der  allgemeinen  Bauschule;  nur  durch  die  Zunahme 
dieser  hat  sich  die  Zahl  der  nichtimmatrikulirten  Zuhörer  um  das  Doppelte 
gesteigert.  Vom  Jahre  1841  bis  1846  stieg  nämlich  ihre  Zahl  von  46  all- 
mäliff  bis  100,  Michaelis  1847  auf  133,  Ostern  1848  auf  190,  Michaelis  1849 
auf  370,  Ostern  1850  verringerte  sie  sich  auf  299,  stieg  Ostern  1851  bis  510 
und  hat  Mich.  1851  432,  Ostern  1852  389  und  Mich.  1852  355  betragen. 


XXII.  Zeitseliriftei. 

Ein  reger  geistiger  Verkehr  gjiebt  sich  kund  durch  die  Zahl  der  im  Jahre 
1852  in  Berlin  erschienenen  Zeitschriften.  Nach  ihrem  verschiedenen  In* 
halte  erschienen: 

1)  Politische  Zeitschriften 9 

2)  Politisch-satyrische  Zeitschr.      .    1    .    .    .     2 

3)  Handels- und  Goursnachrichtliche  Zeitschr.     6 

4)  Theologische  Zeitschriften 23 

5)  Medicinische  „  

6)  Physikalische  „  

7)  Landwirthschaftl.  und  gartenbaul.  Zeitschr. 

8)  Meteorologische  Zeitschr 

9)  Das  Gymnasialwesen  betreffende  Zeitschr. 
10)  Zeitschriften  für  Polizei,  Rechtspflege  und 

Sicherheitspolizei 3 

in  Amtliche  Verordnungsblätter 3 

'  12)  Anzeigeblätter 5 

13)  Theaterzeitschriften 4 

U\  Zeitschriften  für  Musik 2 

15)  Literarische  Zeitschriften      2 

l6)Belletri8tische        „               8 

17)  Moden-;  Master- und  technische  Zeitschr.    •  8 


78  Berlin. 

(^)  Statistische  Zeitschriften 2 

19)  Zeitschrift  für  Stenographie 1 

20)  „         „    Schachkunde 1 

21)  „         „    Pferde-  und  Jagdkunde     .      1 

in  Summa    94. 

Eine  Zusammenstellung  der  in  Berlin  überhaupt  im  Jahr  1852  erschie- 
nenen Ditickschriften  ist  zur  Zeit  nicht  vorhanden.  Beiläufl«  mag  bemerkt 
werden,  dass  die  Zahl  der  Leihbibliotheken  sich  im  Jahre  1852  auf 
sechzig  belief. 


XXIU.    Religionsrerliältiiisse. 

Von  den  423864  Civil- Einwotinern  Berlins  bekennen  sich 
zum  evangelischen  Ghristenthum .    .    .    396605  Personen 
n    katholischen  »         ...      13372       „ 

n    deutsch-katholischen  »         ...       1975       « 
ji    griechisch- kathol.       »         ...  50       ,, 

n    mennonitischen  „         ...  7       » 

also  zum  Christ  enthume  überhaupt    412009  Personen 

Zur  jüdischen  Keligion 11835       » 

»    mohamedanischen  Religion    ...  2       « 

Es  Tcrhiitt  sich  also  die  Zahl  der  RömischkathoHschen  zur  Einwohner* 
zahl  wie  1  zu  30,  der  Deutschkathosischen  wie  1  zu  214  und  der  Juden 
wie  1  zu  35.  Das  gleiche  Verhältniss  der  Römischkatholischen  fand  bereits 
im  Jahre  1846  statt,  wo  ihre  Zahl  12572  betruff;  im  Jahre  1849  dageeen  be- 
kannten sich  nur  10737  zur  römisch-katholischen  Kirche,  also  im  Verhält- 
niss von  1  zu  37  zur  Einwohnerzahl;  es  betrug  aber  1849  die  Zahl  der 
Deutschkatholiken  3200,  also  iiä  Verhältniss  V6n  1  zu  125  zur  Einwohner- 
zahl. Der  Deutschkatholicismus  hat  von  1849  bis  1852  ab  sich  wieder  ver- 
ringert und  das  Verhältniss  der  Römischkatholischen  ist,  roll  ständig  wieder 
das  frühere  geworden.  Es  folgt  daraus,  dass  der  gegenwärtige  Bestand  der 
Deulschkatholiken  sich  auf  Rosten  der  evangelischen  Kirche  gebildet  hat. 
Ein.  Vergleich  der  katholischen  Bevölkerung  früherer  Jahre  ist  werthlos, 
weil  in  den  statistischen  Tabellen  jedenfalls  unrichtige  Angaben  über  die 
Zahl  der  katholischen  Bevölkerung  enthalten  sind;  in  den  Tabellen  von  1819 
bis  1840  steigt  jene  Zahl  von  4157  auf  5699  und  im  Jahre  1843  finden  sich 
plötzlich  12397  katholische  Christen. 

Die  Zahl  der  Juden  belief  sich  im  Jahre  1819  auf  3599,  im  Jahre  1840 
auf  8275,  im  Jahre  1849  auf  9445,  und  verhält  sich  zur  Einwohnerzahl  1819 
wie  1  zu  51,  1846  wie  1  zu  46,  184^  wie  1  zu  42.  Sie  ist  dauernd  in  der 
Zunahme  begriffen. 

Zur  BcurtheiliRvg  der  persönlichen  und  gewerblichen  Verhältnisse  der 
Juden  wird  die  nachstehende  Uebersicht  nicht  ohne  Interesse  sein. 

A,  Persönliche  Verhältnisse  der  Jud^. 

Die  Gesammtzahl  beträgt 11800  Seelen 

1)  Darunter  sind  Kinder  bis  zum  TöUend.  14.  i,  1^38  ifenaben 

1762.Mädch. 
zusfonaAti    ....    3700  Kinder. 


Berlin.  70 

8)  Penonen  ¥oa  AnC  dei  l&  bis  m  Tollend.  W^  J.  40M  inUml 

zuaammen    .    .   /  .    fSttPenon. 

3)  lieber  sechszigjahrige 871  minnL 

9Sb  wttU. 

TOSJHlUpfH     •     .     •     .        OVO       n 

4)  In  der  Ehe  leben  1644  Männer  und  1652  Fraoep. 
Zur  Gesammtzahl  der  Juden  verhält  sich  die  Gesaautttutiil  jUdifieher 


Kinder  wie  1  zu  3,19,  während  zur  ganE«D  Bevölkenmg  Äe  QftSMpmlzalil 
aller  Kinder  sich  verhält  wie  1  zu  3,37. 

Die  Zahl  der  verheiratheten  JQdinoen  yerhält  sich  zur  Gesammtzahl  der 
jQdischen  Frauen  zwischen  14  und  60  Jahren  wie  1  zu  2,8. 

Die  Zahl  aller  verheiratheten  Frauen  verhält  sich  zur  ßfiS^papitM  aller 
Frauen  zwischen  14  und  60  Jahren  wie  1  zu  2,51. 

Es  erklärt  sich  aus  diesen  Verhältnissen  theilweise  die  gr^ere  Zunahme 
der  jüdischen  Bevölkerung. 

B.   Geschäflsverhältnisse  der  selbstständigen  Männer  der  Ji|taMchaft. 

1)  Merzte,  Lehrer,  Vorsteber  von  Bildungsanstalten  oder  ap^^eit  mit 
Wissenschaften  und  schönen  Künsten  beschäftigt,  sowie  ii(i  (Jommanal- 

Aemtern  stehend 'MT  Personen 

2^  Rentiers,  ohne  Geschäft^etrieb f   jBfiß       n 

3j  In  flandelsffeschäf^^n  ^nd  damit  verwandten  Ge^erb^n 


für  eiffen^e  Kvechni^ng  lebend:  ^ 

a)  Geld-  und  yv^ecn3|elKaufle^te 99       « 

b)  Grossh^ndler  und  Fiwrik^nten 1    .    300       „ 

c)  Kaufleute  mit  ofifnen  Läden )0S       ^ 

d)  Lieferanten.  Agenten,  Gonunisrionäre,  Ifökler  und 
Pfandleitier  .    7  .......'.....:.    IW       , 

e)  Pferdehändler 19       „ 

0  Victualienhändler  und  Höker ;       2       „ 

ff)  Trödler 109 

h)  Händler  mit  stebendf»  Kram,   die  nicht  unter  ^ 

vorigen  Rubnbw  su  Ixrjngan  sind H       f* 

i)  Umherziehende  Krämer  und  Handelsleute  .....    jHX)       ^ 

4)  Ga0t-  und  Schankwirthe  : 

a)  Gasthofswirtfae  £&r  ^  böberen  ^SUindie 2       « 

b)  Ausspannungswintfaa 4       » 

c)  Speisewirthe 7 

d)  Schankwirthe 6 

5)  Handwerker  und  meet^mwlkß  UVimfkft: 

a)  Gold-  u.  S^erarbeiter,  ^,Qttscfeiflrtecbqr,pj^CT\jcher 
undVerfertiger  mathematischer,  optischer,  chirurgischer 
Instrumente 59       » 

b)  Handwerker,  die  zutiftigKBMtflri.^ibe^,ffiy&ür8chner, 
Posamentirer,  Drecnner,  iiadfer  etc 87 


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c)  Ainderweiie  Öaodwertor  ^ W 

6)  Fracht-  und  Lobülubriv^ik  Aetreihend .,  .     Vi 

7)  (Brauerei-  und  Brenneceibesitzer  oder  anderweite  geistige 


^jetrünke  bereitend II       « 

8)  /Gewerbliche  Gehülfen: 

Ä)  bei  den  Geschäften  unter  3.  a,  b.  <c.  d 847       « 


80 


Berlin. 


d)  bei  künstlerischen  Arbeiten^  einscUieaslidi  der  meeha**  ' 

nischen  Künste 27 

'.    e)  bei  Handwerkern  aller  Art 265 

9)  Ai^serdem  nähren  sich 

a)  von  der  Verrichtung  geringer  Gommunal-  öder  Ge- 
meindedienste 12 

b)  von  Tagelöhner -Arbeit 52 

c)  vom  Gesindedienst 281 

d)  von  Almosen Sl 

e)  ohne  nachweislichen  Erwerb *    .    .    .  36 

An  Kirchea  und  Bethäusern  waren  im  Jahre  1852  vorhanden: 

A.  In  der  Stadt. 


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Die  Parochial  -        Kirche 
St.  Nikolai- 
Kloster- 
St.  Marien- 
Heilige  Geist- 
GarnisQn- 
Waisenhaus- 
St.  Georgen- 
Sopliien- 
Dom 

St.  Petri- 
St  Gertraudten- 
Louisen- 
St.  Jacobi- 
Friedrich-Werd. 


Kirche 


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Die  Hofgerichts- 
Dorotheen- 
Jerusalemer- 
Neue 

Dreifaltiekeits- 
Böhmiscne 
3  Französische  Kirchen 

Kloster,  Friedrichsstadt  und 
Louisenstadt. 
Die  Charit^-  Kirche 

Bethanien  y, 

Friedr.-Wilh.-Hospital-Kirche 
,    St.  Philippus-Kirche 

1  katholiscne  Kirche 

2  jüdische  Synagogen. 


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B*   In  den  Vorstädten. 
Die  Invaliden-     Kirche  Die  Nazareth-    Kirche 

Sl.  Elisabeth-     „  „    St,  Paul-   • 

St.  lohannis-     ,,  „    St.  Matthäi- 

Bethäuser 
der  Brüdergemeinde  der  Baptisten 

der  evangel.-lutherischen  Gemeinde    der  christ-katholischen  Gemeinde, 
Das  französische  Hospital  Englische  Kapelle. 

Sonach  betrug  die  IZahl  der  evangelischen  Kirchen  .    .    . 

der  evangelischen  Bethäuser    .    . 

der  katholischen  Kirchen .... 

der  christ-katholischen  Bethäuser 

der  baptistischen  Bethäuser      .    . 

der  jüaischen  Synagogen      .    .    . 

Summa  der  gottesdienstlichen  Gebäude 


34 
4 
1 
1 
1 
2 

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XXIV.    Armenpflege. 

Die  Monatsblätter  für  die  Armen -Verwaltung  zu  Berlin  enthalten  über 
die  Stadt -Armenpflege  des  Jahres  1852  folgende  Angaben: 

TWr.  Thlr. 

Die  Summe  der  Almosengelder  betrug  1852  20534»  dagegen  1851  20419 

Pflegegelder  „         „      44411,        „  „      48043 

„  Extraunterstütaungen        „     33575,       „  „     34566 

sonach  betrug  die  Hauptsumme  pro  1852  283327 ,  dagegen  1851  284028 
mithia  im  Jahre  1852  701  Thlr.  weniger  als  im  Jahre  1851. 


JBerlin.  81 

Pie  Zahl  der  Alnoiea-EmpfMiger  betrog  18S2  7351  •  1851  7419 
,,  Pfle{;ekinder  „         ,,     2692,      „     2927 

„  Waisenkostkinder  „         „      16^,      „      1Ö50 

Es  hat  also  die  Zahl  der  Almosen -Empfänger  um  68,  die  der  Pflege- 
kinder um  235  sich  verringert,  dagegen  die  Zahl  der  Waisenkostkinder  nur 
um  72  sich  yermehrt 

Nach  einem  veröffentlichteii  Berichte  des  Stadtraths  Duncker  waren  die 
Kosten  der  Armen -Verwaltung  vom  Jahre  1831  ab  bis  zum  Jahre  1850  um 
100^  pGt  gestiegen,  während  die  Einwohnerzahl  nur  um  82  pGt  zugenom- 
men hat  Diese  Steigerung  Hegt  nicht  in  der  Zahl  der  unterstützten  Personen, 
sondern  in  der  grösseren  Kostbarkeit  der  Stadtarmenpflese  und  der  Armen- 
Institute.  Duncker  berechnet,  dass,  während  in  den  Janren  1830  bis  1836 
ein  Almosen-Empfänger  durchschnittlich  zwischen  17  und  20  Thlr.  kostete, 
im  Jahre  1850  diese  Kosten  auf  26  Thlr.  3  Sgr.  sich  beliefen.  Bei  den 
Pflegekindern  fand  eine  Steigerung  der  Kosten  tou  13  Thlr.  17  Sgr.  bis 
16  Thlr.,  bei  den  Waisenkostkindem  ?on  18  Thlr.  7  Sgr.  bis  29  Thlr.  1  Sgr., 
bei  den  Hospitaliten  von  45  Thlr.  bis  78  Thlr.  29  Sgr.  6  Pf.  im  Jahre  1849 
und  bis  68  Thlr.  4  Sgr.  7  Pf.  im  Jahre  1850  sUtt  Die  Kosten  der  Kranken- 
pflege sind  seit  1831  um  164  pGt.  gestiegen,  doppelt  so  viel  als  die  Ein-« 
wohnerzahl.  Die  Extrauntersttttzungen  stiegen  von  1834  (13638  Tblr.)  bis 
zum  Jahre  1860  (47844  Thlr.)  fast  auf  das  Vier£aiche.  In  den  beiden  letzten 
Jahren  sind  sie  allerdings  wieder  bedeutend  vermindert 

Nach  Duncker  kam 

auf  100  Einwohner  im  Jahre  1831  1,90  Almosen-Empfänger,  1850  1,74 

1833  0,54  Pflegekinder  „    0,79 

1831  0,80  Waisenkinder  „    0,46 

„     0,23  Hospitaliten  „    0,i7 

„     0,84  Arbeitshaus-Hauslinge  „    0,i5 

j.  10,10  arme  Hauskranke  „  13,7o 

„  „  „         1836  1,52  in  der  Gbarit6  Behandelte,    ^    1,o7 

So  ungünstig  die  Resultate  dieser  Zusammenstellungen  fiir  das  Budget 

der  Armen -Verwaltung  sind,  so  gewähren  sie  wenigstens  den  Trost,  dass 

die  Zahl  der  Hülfsbedürftigen  im  Verhältniss  zur  Einwohnerzahl  nicht  zu- 

genoDQomen  hat. 

Eines  der  wichtigsten  Institute  der  Stadt- Armenpflege  ist  das  grosse 
Friedrichs-Waisenhaus.    In  demselben  betrug 

die  tägliche  Durchschnittszahl  der  Hauskinder 

im  Jahre  1852  433  Kinder 

«       1851  397      „ 

also  im  Jahre  1852  mehr     ~l6     „ 

die  tägliche  Durchschnittszahl  der  Kostkinder 

im  Jahre  1852  1572  Kinder 

1851  1574     „ 

also  im  Jahre  1852  weniger      2     „ 

Aufgenommen  wurden  im  Jahre  1852 

627  Haus-  und  185  Kostkinder,  Summa  812 

1851  dagegen  443  „  169  „      612 

1852  mehr    "184  l  16  l  ;;      äSO" 

Confinmrt  und  untergebracht  wurden  im  Jahre  1852   67  Knaben 

27  Mädchen 

Summa  94  Kinder« 


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82  Berlin« 

Zum  Laiaretb  der  Anstalt  kamen  m  dem  Bestände  von 

10  Knaben  22  Mädchen,  32  Kinder 
im  Jahre  1852  122       ,       145       ,        267     ^ 

zusammen  132       l       lÄT       ;;        555  l 

HiekTon  wurden  geheilt  112  Knaben  140  Mädehen,  258  Kinder 

starben 5  ,,           8  ^           13  » 

kamen  zum  Filial  I.  .     8  »           4  ^           12  » 

n      zur  Charit^     .    -^  y,          2  f,            2  « 

zur  Choleraheilanstalt      1  ,»         —  ,,            1  ,, 

wurden  gebessert  in  Kost—  ^ 2         » 2 

Summa    .    .    .  126       l       162        l        SST 
Bestand  1.  Jan.  1853     6       »  5         ,,  11 

In  dem  Filial  t  der  Station  fdr  skrophulöse  und  augenkranke  Kinder 
war  Bestand  am  L  Januar  1852    5  Knaben  4  Mädchen,  0  Kinder 
Zugang  im  Jahre  1852    9       „       6         „15     « 

Summa  14  «  10  ^  24  » 
daTon  geheilt  .  .  .  U  Knaben  9  Mädch.  20  , 
zum  Lazaretä  .    .    .     1       »      *^        ,         1      „ 

Summa    12       „       9        «       21      « 
Bestandam  I.Jan.  1853    2       „        1         „         3     ,, 
Von  den  267  im  Jahre  1852  ericrankten  Kindern  litten  an 
Augenentzündung %2  Kinder 

gastrischen  Beschwerden 76     » 
Latarrh.  HalsentzOnduag 27      „ 

Scharlach  •    1    .    .    • 4      „ 

Vergiftung  durch  Wasserschierling  .    .    13     „ 

anderen  Krankheiten 125     „ 

267     , 
Von  der  Durchschnittszalil  der  433  Hauskinder  starben  13,  mithin  von 
33  fiiiidem  1  oder  3iiGt 

Von  der  DurchschDittszabl  der  1572  Kostkioder  starben  31»,  wüw  von 
45  Kindern  I  oder  2%  pCt. 

Die  Verpflegungskosten  eines  Hauskindes  betrugen  80Thlr.  9^r  6i*f. 

dagegen  1851     .    .    .72    w    ^    »    5  « 
mithin  1852  mehr  .    .      8  \      9    »  •*-  « 

Die  Verpflegungskosten  eines  Kostkindes  betrugen  29Tlilr.  SSgr.  —  Pf. 

dagegen  1851      .    .    ,28     „     16    ,  10  , 

mithin     1852  mehr    .    --    «    16    n    2  „ 

Die  eigne  Einnahme  der  Anstalt  betrug  inel  köni^.  Zuschusses  von 

25203  Thlrn.  im  Ganzen  pro  1852 33375  Thlr,  11  Sgr^  —  Pf. 

Ausser  dieser  Einnahme  war  zu  der  Deckung 
des  Bedarfes  ein  Zuschuss  aus  der  Stadthaupt- 
kasse erforderlich  von  ....    .    .    .    .    .    48089    w      20    ^     •—  w 

Summa    .    .    81465    »        1    »      —  » 

In  den  genannten  Monatsblättern  flndet  sich  femer  etne  Uebersidit  der 
Wirksamkeit  der  SparTereine,  welche  mit  der  Ai«ien*Btirection  in  Ver- 
bindung stehen,  una  der  kirchlichen  Sparveveine,  welche  die  Embnisse  ihrer 
Verwaltung  der  Armen -Direction  mitgelheilt  haben.  Hiernach  b^triur  ^e 
Zahl  der  Sparer  im  Jahre  1852  1335;  von  4iAse^  war  eingezahlt  6947  Jhlr. 
16  Ser.  10  Pf.,  wovon  4185  Thlr.  13  Sgr.  6  Pf.  baar  zurückgezahlt  wurden 
und  4185  Thlr.  15  Sgr.  5  Pf  zum  Empfang  von  Naturalien  zurückzuzahlen 
blieben. 


Berlin.  88 

Ausser  dem  genannten  Friedrichs-Waiscnhaus  und  dessen  beiden  Filialen 
besitzt  die  Commune  an  Armenanstalten: 

das  Friedrich-Wilhelms-Hospital  mit  drei  kleineren  Filialhospitälem; 
das  Arbeitsbaus,  von  welchem  weiter  unten  die  Rede  sein  wird,  nebst 
einem  Filial. 

Eigne  Krankenhäuser  besitzt  die  Commune  nicht,  vielmehr  werden  arme 
Kranke  theils  in  ihren  Wohnungen  von  den  besoldeten  Armenärzten,  theils 
in  dem  k.  Charit^  -  Krankenhause  und  in  dem  Diakonissenhause  Bethanien 
behandelt.  Üeber  das  Armenkranken-  und  Armenschulwesen  finden  sich 
weitere  Mittheilungen  in  den  Abschnitten,  die  vom  Medicinalwesen  und 
vom  Schulwesen  Überhaupt  handeln. 

üeber  Privatwohlthätigkeits -Vereine  und  Anstalten  fehlt  es  pro  1852 
grossen  Theils  an  Berichten.  Besonderer  Erwähnung  verdienen  nier  der 
Aufsichts -Verein  für  Haltekinder  und  die  Kleinkinder-*Bewahranstalten. 

Der  Aufsichts-Verein  für  Haltekinder  hat  den  Zweck,  die  sog. 
Haltekinder  bis  zum  4.  Lebensjahre  vor  etwaiger  Verwahrlosung  Seitens 
der  Pflegeeltern  zu  schützen;  seine  Wirksamkeit  erstreckt  sich  nur  auf  Berlin. 

Im  Jahre  1840  ins  Leben  gerufen,  wurde  er  darch  AUerh.  Cab.-Ordre 
vom  30.  Juni  1840  bestätigt. 

Zur  Aufnahme  von  Haltekindern  wird  die  polizeiliche  Erlaubniss  nur 
solchen  Personen  ertheilt,  welche  nach  dem  Gutachten  des  Aufsichts-Vereins 
persönlich  dazu  qualificirt  sind  und  eine  angemessene  Wohnung  besitzen. 
Ueber  die  Wirksamkeit  des  Vereins  ergiebt  sich  aus  dem  ersten  Berichte, 
dass  am  Schlüsse  des  Jahres  1841  bereits  260  Personen  zur  Aufnahme  von 
302  Kindern  concessionirt  waren.  Fernere  Berichte  ergeben 
für  1843  1363  Conc.  und  1127  Haltek.,  davon  schieden  aus  nadi  erreiditem 
4.  Lebensjahr  oder  kehrten  zu  den  Eltern  zurück  204,  es  starben 

111,  mithin  blieb  Bestand 812 

für  1846  2468  Conc.  1767  Kinder,  davon  schieden  aus  nach  erreichtem 

4.  Lebensj.  527  und  starben  174,  also  fast  10  von  Hundert.  Best.    1066 
für  ia4(^  2053  Conc.  1399  Kinder,  davon  schieden  aus  394  und  starben 

112,  also  10  von  Hundert.    Bestand 893 

für  1852  2789  Conc.  1609  Kinder,  davon  schieden  aus  462  und  starben 

219,  also  13  von  Hundert,  während  1851  nur  11  von  Hundert 
starben.    Bestand 928. 

Die  Klein-Kinder-Bewahr-Anstalten  haben  den  Zweck,  die 
Kinder,  ehe  sie  für  den  eigentlichen  Schulunterricht  empfänglich  werden, 
in  Schutz  und  Obhut. zu  nehmen,  in  ihnen  die  ersten  Keime  des  Glaubens 
und  der  Sittlichkeit  zu  pflegen  und  sie  in  die  Anfänge  des  Unterrichts  ein- 
zuführen. Zu  diesem  Zwecke  haben  sich  Vereine  von  Männern  und  Frauen 
aus  Liebe  zu  den  Kindern  gedrungen  gefühlt,  zur  Beaufsichtigung  dieser 
Anstalten  zusammen  zu  treten. 

Die  erste  Anstalt  trat  im  November  1830  ins  Leben  und  fand  solche 
Nachahmung,  dass  im  Jahre  1838  schon  die  Zahl  derselben  bis  auf  23  her- 
angewachsen war. 

In  diesen  23  Anstalten  verblieben  Ende  des  Jahres  2536  Kinder,  1839 
wurden  angenommen  1856  und  entlassen  1535Kinder;  so  dass  1839  ein  Be- 
stand von  &57  Kindern  verblieb. 

Bis  zum  J^hre  1852  hatten  sich  diese  Anstalten  um  10  vermehrt,  so 
dass  gegenwärtig  33  dergleichen  existiren,  in  denen  circa  3840  Kinder  wäh- 
rend der  Wochentage  beaufsichtigt  werden. 

Die  Anstalten  2,  3,  5,  6, 12, 14,  16,  17,  19, 21,  22,  23,  24,  25,  27,  28  hatten 
ausserdem  im  Laufe  des  Jahres  1852  noch  7807  Kostkinder. 

Endlich  schliessen  sich  hieran  die  sog.  Krippen  (Gr^ches),  welche  Kin- 
dern unter  zwei  Jahren,  deren  JBltern  auf  Arbeit  gehen,  gegen  eine  geringe 


g4  Berlin. 

Vergtttnng  in  den  Wochentagen  Tom  Morien  bis  zum  Abend  Pflege  und 
Nahrang  gewähren.  Im  Jahre  1852  ist  in  der  Friedrich -Wilhelmsstadt  die 
erste  Anstalt  dieser  Art  mit  6  Betten  eröffnet  worden. 


XXV.   Hediciiial -Wesen. 

A.    Medicinal-Personen. 

1)  Die  Zahl  der  zur  medicinischen  Praxis  berechtigten  Aerzte  belief 
sich  am  Schlüsse  des  Jahres  18Ö2  auf 447 

Darunter 

a.  Militair -Aerzte  zur  Civil -Praxis  berechtigt  58 

b.  Armen-Aerzte    35 

c.  Aerzte  für  das  Diakonissenhaus  Bethanien.  3 

d.  fUr  das  französische  Hospital  und  Kranken- 
Anstalt  «. 4 

e.  fUr  die  jüdische  Kranken  -Verpflegungs  -Anst.  5 

f.  für  die  St  Uedwigs-Kranken- Anstalt .  ...  2 

g.  für  das  Friedrichs -Waisenhaus 1 

.  für  das  hiesiffe  Arbeitshaus 2 

i.   für  das  Elisaoeth- Krankenhaus 3 

k.  für  das  Elisabeth -Kinder- Hospital 3 

1.   für  die  Louisen -Kinder- Heil -Anstalt  ...  2 

zusammen  118 
Hierzu 

2)  Civil -Wundärzte  I.  Klasse 39 

Yon  denen  zur  Armen -Praxis 15 

und  für  die  Krankenanstalten  der  franz.  Colonie 

St.  Hedwigs 

Friedrich -Waisenhauses  und  des 

Arbeitshauses 4  admittirt  wurden 

ferner  3)  Civil -Wundärzte  II.  Klasse .  .    47 

zusammen 86 

hiernach  haben  also  ärztlichen  Beistand  ffeleistet  533 

4)  Die  Zahl  der  zu  besondern  ärztlichen  Hülfsleistungen  berechtigten 
Personen  z.  B.  Zahnärzte,  belief  sich  auf 36 

5)  An  Apotheken  einschliesslich  der  Schloss- Apotheke  und  excl.  der 
Apotheken  in  der  Charlie,  Thierarzneischule  und  Diakonissenhaus 
waren  vorhanden   . 38 

6)  Geprüfte  Hebeammen 104 

NB.  Städtische  Armen-Hebeammen  sind  nicht  angestellt;  indessen 
wird  in  einzelnen  Fällen  für  die  Entbindung  einer  Armen 
der  zugezogenen  Hebeamme  ein  Entschädigung  von  15  Sgr. 
Seitens  der  Armen -Verwaltung  gezahlt. 

7)  Boss-  und  Thierärzte  waren  vorhanden 

Aus  früheren  Jahren  ergeben  sich  folgende  Verhältnisse  der  Medi- 
cinalpersonen. 

Oiyil-  nnd      WandSrcte  -m«, 

Im  Jahre         MUitalr.        I.  and  H.      Apotheken      t,5!JI«^-« 
«rate  KUtfse  Hebeammen 

1822  130  49  26  52 

1825  191  .  26  51 

1828  240  —  26  51 

1831  318  —  27  54 

1834  329  ^  28  56 


Berlin.  85 

Oivü-  und      Wimdinte  ^  »i.«^«. 

Iiaj^bre        löUtgr.        L^n.       Apotheken    nSSSSin 

1837  298  88  31  54 

1840  286  79  32  51 

1843  330  84  34  53 

1846  424  74  34  59 

1849  459  73  38  53 

1852  447  86  38  104 

Hiernach  hat  sidi  also  gegen  das  J.  1822  die  Zahl  der  Aerzte  yermefart  um  317 

die  der  Wundärzte 37 

die  der  Apotheker 12 

die  der  geprüften  Hebeammen    52 
Es  kam  im  J.  1822  auf  1479  Einw.,  im  J.  1852  auf  %8  Einw.  Ein  Arzt 
„  „       „      „  3926     „        „       „     „   4928    „      Ein  Wundarzt 

»  n      „      „  7399      „        „        „     ,,11151     „      Eine  Apotheke 

„  „       „     „  3699     „        „       »     „   4075    „      Eine  Hebeamme 

Die  Zahl  der  Aerzte  hat  hiernach  verh'altnissmässie  bedeutend  zu  ~,  die 
der  Wundärzte  abgenommen;  das  MedicinalpersonaT  hat  also  an  wissen- 
schaftlicher Bildung  gewonnen;    die  Lage    der  Aerzte  dagegen  ist  eine 
schlechtere  geworden.  Die  La^e  der  Apotheker,  deren  Zahl  nach  dem  Er- 
messen der  Regierung  beschrankt  ist,  scheint  durch  das  Yerhältniss  zur 
Einwohnerzahl  Terbessert,  indess  hat  die  grössere  Wohlfeilheit  der  von  den 
Aerzten  verordneten  Arzneimittel,  der  Einfluss  der  HomöopaUiie  und  Hydro- 
pathie den  Umsatz  in  den  Apotheken  im  Allgemeinen  verringert.    ImVer- 
Sleich  i^it  anderen  Städten  des  Preussischen  Staats  erscheint  die  Lage  der 
ierliner  Apotheker  besonders  günstig;    dabei  ist  aber  zu  erwägen,   dass 
unter  den  hiesigen  Apotheken  die  auf  Königl.  Kosten  bestehende  Könij;!. 
Hof- Apotheke  mitgezählt  ist,  welche  die  grossen  Krankenhäuser  Ghant6 
und  Bethanien  mit  Arznei  versorgt  und  im  Ganzen  etwa  ein  Arzneigeschäft 
wie  vier  andere  Apotheken  macht    Nach  Abzug  dieses  Geschäfts  gestaltet 
sich  die  Lage   der  hiesigen  Apotheker  bedeutend  ungünstiger.    Bei  den 
Hebeammen  hat  erst  im  Jahre  1852  eine  Zunahme  um  das  Doppelte  statt- 
gefunden.  Bis  dahin  war  die  Zahl  der  Hebeammen,  welche  nach  dem  Er- 
messen der  Behörde  beschränkt  ist,  trotz  der  Zunahme  der  Bevölkerung 
seit  dem  Jahre  1822  fast  unverändert  geblieben,  weil  die  grosse  Anzahl  von 
Aerzten,  die  sich  mit  Geburtshülfe  beschäftigen,  eine  Vermehrung  der  Zahl 
der  Hebeammen  nicht  wünschenswerth  erscheinen  liess.    Wenn  aber  auch 
die  Hülfe  des  Arztes  an  und  für  sich  eine  bessere  sein  mag,  als  die  der 
Hebeamme,  so  entsprach  doch  die  Art,  wie  von  den  Aerzten  die  Geburts- 
hülfe betrieben  ward  den  Forderungen  einer  geordneten  Medicinalpolizei 
nicht,   weil   der  Arzt   nicht  selbst  bei  der   Kreissenden   blieb,    sondern 
eine  unapprobirte   Person,    die   sogenannte  Wickelfrau,   an   seine  Stelle 
setzte  und  sich  nur  zum  letzten  Akte  der  Entbindung  zurufen  liess.    Dieser 
Missbrauch  hatte   zur  Folge,   dass  viele  Entbindungen  von  Wickelfrauen 
selbstständig  verrichtet  wurden.  Zur  endlichen  und  gründlichen  Beseitigung 
dieses  Missbrauchs  wurde  der  bis  dahin  übliche  Unterricht  der  Wickelfrauen 
im  geburtshülflichen  Institut  eingestellt  und  bestimmt,  dass  die  zur  Erlernung 
der  Hebeammenkunst  qualificirten  bisherigen  Widkelfrauen  als  Hebeammen- 
schülerinnen zuffebssen  werden  sollen.    In  Folge  dieser  Massregel  sind  im 
Jahre  1852  44  Wickelfrauen  als  Hebeammen  unterrichtet  und  approbirt  und 
dadurch  die  Zahl  der  Het^ammen  so  auffallend  vermehrt  worden.    Diese 
Zahl  entspricht  übrigens,  wenn  angenommen  wird,  dass  einer  jeden  Ent- 
bindung, auch  wenn  sie  vom  Geburtshelfer  besorgt  wird,  eine  Hebeamme 
beiwohnt^  dem  Biedüfffniss  noch  nicht  vollständig,  denn  es  kommen  auf  eine 


86 


Berlin. 


1'ede  Hebeamme  durchschnittlich  im  Jahre  146  Gd»urten.  Im  Jahre  1822 
[amen  nur  140  Gebarten  auf  eine  jede  Hebeamme,  im  Jahre  1851  dagegen  239, 
so  dass  eigentlich  die  Aerzte  we^en  Mangels  von  Hebeammen  gezwungen 
waren,  zu  ihrer  Assistenz  sich  Wickelfrauen  anzunehmen. 


B.    Oeffentliche  Königliche,  Städtische  und  Privat- 

Kranken^Anstalteiu     ^ 


& 

9 

a 
•9 

s 

1^ 


Namentliche  Angabe  der  Kranken- 
Anstalten 


1 
2 

3 
4 
5 


7 

8 

9 

10 

11 

12 
13 
14 
15 
16 
17 

18 
19 
20 
21 
22 

23 
24 
25 

26 


27 
28 


Die  König].  Entbindungs- Anstalt  .  .  .  .  . 

Das  Klinische  Institut  für  Chirurgie  und 
Augenheilkunde 

Die  Königl.  Charit^  inel.  Pockenhaus   .  . 

Das  Lazareth  des  Gr.  Friedrichs -Waisenh. 

Die  Cholera-Heil-Anstalt  vom  28.  August 
bis  13.  December  1852 

Das  Lazar.  d.  Arbeitshauses 

„  „  Gemttthskrankenstation 

Das  Stadtvoigtei- Lazareth 

Das  Diakonissenhaus  Bethanien 

Die  Dr.  von  Graefesche  Klinik 

Das  französ.  Hospital  und  die  Kranken- 
Anstalt  

Das  jüdische  Krankenhaus 

Das  katholische  St.  Hedwigs-Krankenhaus 
Die  Louisen-Kinder-Heil-Anslalt   .... 

Das  Elisabeth-Kinder-Hospital 

Das  Elisabeth-Krankenhaus 

Die  Filtersche  Gemüths -Kranken -Anstalt 
Die  Klinsmannsche  desgl. 

Die  Dr.  Kranichfeldsche    desgl. 

Die  Dr.  Posnersche  desgl. 

Die  Mundsche  desgl. 

Die  Dr.  Eulenburgsche  Orthopäd.  Anstalt 

Die  Dr.  Behrendsche  desgl. 

I 

DieWeichenthal  u.  Dr.  Bühringsche  desgl. 
Die  Krügersche  desgl. 

Die  Dr.  Bambergsche  Anstalt  für  Electro- 

Magnetismus 

Die  Kaltwasser-Heilanstalt  des  Vereins  der 

Wasserfreunde 

desgl.       des  Ardbivar  Fidicin 
desgl.       des  Dr.  Preuss.  .  .  . 


Dorotheenstr.  5 

Ziegelstr.  bß 
Charit^str. 
Stralauerstr.  58 

Wallstr.  55. 
Alexanderplatz 

Molkenmarkt  1/2 
Marianenplatz 
Kochstr.  46 

Friedrichstr.  129 
Oranienburger- 
strasse d/7 
Kaiserstr.  29 
Elisabethstr.  57 
Pionierstr.  7. 
Potsdamerstr.  31 
Köpnicker  „  135& 
Schönhauser 

Allee  mo 
Chausseestr.  65 
Potsdamerstr.  64 
Marienstr.  5. 
Lindenstr.  14 
Oranienburger - 

Strasse  64 
Schönebergerst. 
Chausseestr.  31 

Louisenstr. 

Commandanten- 

strasse  9 

auf  dem 

Johannirtisch 

TaubeuBtr.  10 


224 

392 

9550 

382 

74 

968 

264 

599 

1253 

45 

399 

239 
624 

36 
111 
326 

17 

72 

1 
12 

1 
12 

die  Angabe 

fehlt. 


700 
31 


34 

160 

45 

160 

16-18 

circa 

142 

26 
56 

49 
49 
10 

42 
1 
6 
1 


55 

81 

21 


1006 

7 

7 


25 

39 


106 


i 


Berliii«  87 


C.    Städtische  Haus -Armen -Krankenpflege. 

l>ie  Stadt  Berlin  besitzt  eigne  Kratakenhänser  nichts  es  werden  vielmehr 
diejenigen  Kranken^  welche  Armuths  halber  auf  Kommunalkosten  verpflegt 
werden  müssen  und  der  Aufnahme  in  ein  Krankenhaus  bedürfen,  in  das 
^onigl.  Charit^krankenhaus ,  in  welchem  die  Kommune  laut  Allerhöchster 
Bestknmung  Jährlich  lOOOOO  freie  Verpflegun^stage  zu  beanspruchen  hat, 
oder  in  das  Diakonissenhaus  Bethanien  geschickt.  Dagegen  hat  die  Kom- 
mune zur  'arztlichen  Behandlung  Armer  in  ihren  Wohnungen  ein  eignes 
Armen -Medicinal -Wesen,  unter  Leitung  der  städtischen  Armendirektion, 
organisirt  Es  besteht  dies  aus  d6  Armen-Kommissionsbezirken,  in  welchen 
35  Armenärzte  und  15  Armenwundärzte  angestellt  sind. 

r 

Db   Magfirtratnajische  Slranken -Vereine. 

Der  unter  Oberaufsicht  des  Magistrats  bestehende  Gesundheitspflege- 
Verein  für  Gewerkskranken- Genossen  umfasst  36  verschiedene  Gewerke 
mit  einer  GesaamiUabl  von  12  bis  14000  Mitgliedern. 

B.    Privatkranken  -Vereine. 

1)  Der  Berliner  Gesundheitspflege -Verein. 

2)  Der  Gesundheits-  u.  Krankenpflege -Verein  der  Stadtbez.  25,  26,  62  u.  63 

3)  

4) 
ö) 

S> 

8)  „  Fnedrichsstadtische 

9)  „  erste  Louisenstädlische 

10)  Die  Krankenkasse  für  die  Bezirke  57  bis  60. 

11)  Der  Königsstädtische  Gesundheits-  und  Krankenpflege -Verein. 

In  Ermangehmg  vollständiger  und  gleidhmässiger  Nachrichten  über  die 
lUsultate  der  Krankenbehandlung  in  sämmtHchea  Kranken-Anstalten,  miKa 
Ȋi  die  Mittheilung  pro  1852  auf  Folgendes  beschi^nken. 

t.  Städtische  Armenpflege. 

Im  Laufe  des  Jahres  1852  wurden  in  den  sämmtlichen  Medicinal-Be- 
zirken  incl.  des  Bestandes  vom  Jahre  1851  mit  2282 

=51,537  Kranke  behandelt. 

a)  davon  wurden  geheilt  ......  42200    - 

b)  ungeheilt  entlassen 425 

c)  zur  Charit^  befordert 2267 

d)  Ton  selbst  aus  der  Kur  entfernt    2256 

e)  gestorben 1974 


9%  9» 


ff 

29  bis  34. 

des 

31. 

ff 

46. 

der 

48  a  und  b. 

ff 

69,  72  und  73. 

zusammen  49222—49222,  hiernach  blieben 
also  am  Schlüsse  des  Jahres  1852—  2315  Bestand. 


^ 


88 


Berlin. 


Nach  den  Krankheiten ,  an  denen  sie  gelitten  haben,  sind  gestorben: 


Namen  der  Krankheit 


Beim  Zahnen 

Am  Nervenfieber 

„    gastrichen  Fieber 

},    rheumatischen  Fieber  .  .  . 

f,    katarrhal.  Fieber 

An  der  Gehirn-Entzfindong .  . 

„   der  Hals-  u.  Luftröhr.-Entz. 

„   der  häutigen  Bräune .... 

tf   Entz.  der  Brustorgane .  .  . 

„  Entz.  d.  Unterleibsorgane  . 
Am  Kindbettfieber 

„    Schlag-  u.  Stickfluss  .  .  . 

M    Keuchhusten 

M    Starrkrampf 

Unter  Krämpfen 

An  der  Mundfäule 

Am  Scharbock  .  .  * 

An  den  Masern 

An  den  Pocken 

Am  Scharlachfieber 

Am  Blasenausschlag 

An  der  Rose 

Am  hitzigen  Wasserkopf.  .  .  . 
An  der  Brustwassersucht.  .  .  . 

„      y,   Bauchwassersucht .  .  . 

,»      „   allgem.  Wassersucht .  . 

„      „   Schwindsucht 

Am  Säuferwahnsinn 

Am  Wahnsinn 

An  der  Gicht 

An  den  Skropheln 

An  der  Lungenschwindsucht  . 

„      „   Darmschwindsucht   .  . 

„     „   Abzehrung 

„     „    Blausucht 


30 
45 
54 
11 
15 
52 
92 
55 
85 
23 
2 
35 
7 

17 

79 

2 

2 

2 

2 

163 

1 

3 

75 

14 

12 

48 

2 

3 

2 

3 

37 

285 

18 

233 

1 


An  der  Gelbsucht 

Am  Lungenkatarrh 

Am  Durchfall 

Am  Brechdurchfall 

An  der  Cholera 

Am  Blntbrechen 

An  innerer  Verblutung 

An  Blutflecken  Krankheit  .  .  . 

An  Hämorrhoiden 

Am  Mutterblutfluss 

Am  organischen  Gehirnfehler. 
Am  organischen  Herzfehler  .  . 
An  der  Leberverhärlung .  .  .  . 

An  Magenerweichung 

An  andern  organischen  Fehlern 

des  Unterleibes 

An  der  Lustseuche 

An  Geschwüren 

An  der  Rückendarre 

Am  eingekl.  Bruch 

Am  Drüsenkrebs 

Am  Brustkrebs .  .  , 

Am  Magenkrebs 

Am  Mutterkrebs 

Am  Krebs  anderer  Theile .  .  . 

An  Verbrennung 

Am  Brand 

An  Entkräftung 

An  Kopfverletzung 

Unbekannt  

Von  den   Gestorbenen  waren 

männlich 
weiblich 

Summa 


4 

49 

195 

6 

14 

3 

1 

1 

1 

1 

3 

17 

6 

7 

7 
1 
4 
2 
3 
2 
3 

13 
7 
4 
1 
6 

99 
2 
2 


977 
997 


1974 


Von  den  Armenwundärzten  behandelte  sogenannte  chirur- 
gische Kranken. 

Unter  der  Zahl  der  ad.  1  angegebenen  Kranken  wurden  von  den  Armen* 
Wundärzten  chirurgisch  behandelt -<-470(). 

a.  Davon  wurden  geheilt  entlassen    .    .    .    2904 

b.  ungeheilt 90 

c.  zur  Gharit6  befördert 252 

d.  von  selbst  aus  der  Kur  fortgeblieben     .      122 

e.  gestorben 26 

•  sind  3394—3394, 

mithin  blieben  am  Schlüsse  des  Jahres^  Bestand    1312. 
Von  diesen  Kranken  wurden  also  vom  Hundert  61,70  pr.  geheilt. 


Berlin. 


89 


Nach  dem  Lebensalter  .3ind  gestorben: 
im  ersten  Lebensjahre  586  od^  yoin  Handert  29,68.  pC^* 


2u.  3. 

4-10. 
U-15. 
16-30. 
31-60. 
61  —  70. 
71—80. 
81-90. 
i)ber  90  Lebensjahre 


» 
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» 


399 

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275 

i9 

•       28 

J' 

ff 

90 

Jt 

336 

1« 

144 

♦» 

119 

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35 
2 

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ire 

»» 

18,19 
13,93 
1,42 
4,56 
17,02 
7,30 
6,03 
1,77 
0,10 


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>» 


1974. 


100. 


Von  sämmtlichen  Kranken  stellt  sich  das  Verhältniss  auf  Einhundert 
berechnet,  wie  folgt: 

a.  es  wurden  geheilt 81,88  pGt. 

b.  ungeheilt  entlassen     ....  0,12 

c.  es  kamen  zur  Charit^     .    .    .  4,60 

d.  aus  der  Kur  fortgeblieben  .    .  4,37 

e.  es  starben . 3,83 

f.  in  Behandlung  blieben   .    .    .  4,50 

2.    Das  Gharit^krankenhaus  hatte: 

MSnnern,    Weibern,  SSogl.,  Pflegl.,  Penonen. 

am  1.  Jan.  1852  Bestand  von       420         347         19         6     Summa   792 
Zugang  im  Jahre  1852  .  .  .  :     4773       3436       546         3         „       8758 


99 


Summa     5193 


Abgang  im  Jahre  1852  ,  .  . 
Bestand  am  31.  Decbr.  1852 


4802 


3783 
3491 


565 
553 


9 
4 


J9_ 


9550 

8850 


391 


292 


12 


»f 


700 


Unter  dem  Abgange  waren: 

Mibiner, 

1)  Geheilt  und  gebessert  .  .  .  3978 

2)  Ungeheilt  entlassen    ...»  197 

3)  Entlaufen 1 

4)  Verstorben 626 

Unter  ien  Verstorbenen  waren  .18  todtgeborn«  Knaben 

20  ..  Mädchen 


Wefbev,  SSugl.,  Pflegt.,  Personen. 

3009  478         2     Summa  7467 

107        -        -         „         304 

2        —  —  •      ^ 

373         75         4        *!,        1076 


99 


38 


» 


Kinder. 


Der  Bestand  am  31.  Decbr.  1852  ergiebt  an  Kranken  auf  den  yerschie- 
denen  Stationen: 


Innerlich-Kranke, 

m&mlfeh    weibUch 

155.         57. 
Aeusserlich  Kranke^ 

mftnnUeh        weiblich 

82.  39. 

Augehkranke, 

mKnnueh     weibUch 


Gemüths-Kranke,     Krampf:Kranke, 

m&nnlich     weiblich         männlich     weiblich 

54.  62.  10.  6. 

Venerische  Kranke,     Krätz-Kranke, 

männlich      weiblich        männlich    weiblich 


26. 


79. 


12. 


4. 


Schwangere, 
12. 


^  4. 

Wöchneriiinßn; 


Kranke  Kifider, 

männlich     weiblich 

15.  10. 

•  PockQn-*Kranke, 

männlich    weibUch 

2.  2. 


15. 


SSugiinge, 

Knaben    Mädchen 

7.  5. 


Kranke  Gefangene. 

mänidich      weibUch 

13.  7. 


Summa 
70. 


6 


90^  Belrtii. 

In  den  vorj^^f  efifenOiefei  J»breli  1846  bis  1651-  bistrug : 

1)  dfcr  JM^taiddi  iM  1.  hm» 

339  Frauen,    27Säagk,  3  Pfleg!., 

356      „         22     „  7      ,. 

335      ,,         2t      „  5 

391       „         30     „  4 

349       ,,         14      ,,  5 

345      ,.         22      ..  6 


j 


}9 


1846  544  Mä»ner, 

1847  522 

1848  556 

1849  497 

1850  482 

1851  497 

2)  der'  ZAgang  während  des  Jahres 

1846  5877  Männer,   2556  Frauen,  451  Säugl.,  17  Pflegl. 

1847  6244       ,,  2742      „       456      „       11 
lfi48  5960       ,,         2977      „       493      ,,       11 

1849  4791        ,.  2968      „       512      „       19 

1850  4116       ,,  2709      „       467      „       14 

1851  4492       ,.  2675      ,.       542     ..       11 


»» 


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1846 
1847 
1843 
1849 
1850 
1851 


3)  die  Anzahl  der  Verstorbenen  im  Jahre 

739  Männer,     323  Frauen,    80  Säugl.,    5  ¥ÜM., 

682       „  827       „         66      ^  7 

846       ,.  392       „        117      „  1 

470       „        105      „  1 

333      „         93     ,,  3 

426  98       .  7 


690 
621 
613 


» 


9) 


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I» 


99 


99 
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9» 


Summa  913Pers. 
937 
917 
922 

850 
870 


99 


•  » 


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9» 


8901  „ 

9453  „ 

9441  ,. 

8290  „ 

7306  „ 

7720  „ 


9t 


1147 

1082  „ 

1356  „ 

1266  „ 

1050  „ 

1044  „ 


3)   In  dem  DilütottisseDbaose  Beifcanien  war 

am  1.  Jan.  1852  Bestand  76  Männer,  46  Weiber,  3S  Pflegl.,  Summa  154  Fers. 
Zugang  pro  1852  .,, 570       „      417.     .,       112     ,.  .;       1099 


Summa  646 
Abgang  pro  1852  .  .  .564 


»> 

463 

„ 

144 

„ 

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415 

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114 

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99 

1 

48 


99 


30 


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99 

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Bestand  am  31. Dec.  1852  82       „ 
Vor  d.  Abgange  waren 
gestorben 95MäiBtter,  53  Weiber,  26  Pflegl.  Siimitia  174  Fers. 

In  den  yorhergelmiden  Jahren  1847  bis  1851  betrug: 

1)  def  Bestand  am  1.  Jaimar 

1847.    Im  Oetober  1847  wurde  das  Haus  eröffnet 

1848 21  Männer,  35  Frauen,    1  Pflegl.,  Summa    57P*r8. 

1849 48      „         37      „        —     „ 

1850 42      „         29      „        29      „ 

1851 40      „         23       „        28     „ 

2)  der  Zugang  während  des  Jahres 

.  .    35  Männer,    50  Frauen,    3  Pflegl.,  ~  Säugl., 
.  .  213      »        143      „         9     ..        2 
.  .  350      „       222      „      136 
.  .  314      „        152      „       86 
.  .  474       ..       351       „      165 


99 


85 

100 

91 


99 


1847 

1848 
1849 
1850 
1851 


>9 


99 

n 

99 


99 
19 
9> 
99 


Summa  M  Pers. 

708 
552 
990 


»» 


99 

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99 
99 
99 


9» 


Bre^i^lin« 


91 


1847 
1848 
1849 
1850 
1851 


3)  die  Anzahl  der  Verstorbenen  im'  Jahre 


..     4  Mäniwr,     1  Pranen,    aPüegL,  —  Säugl., 

Samma     T  Pen. 

.  .    44      „        21      „        6     „         1    „ 

•'       ,1?    " 

•  •    41     ■  „         28      „       35     „       —    „ 

"       *%     " 

.  .    42      „         28       „         9     „       -    „ 

"       .22    " 

.  .    68      „         37      „       32     „        —    „ 

„       131    „ 

4)  In  dem  Luaretiie  des  Irbettshanses  war 

ult.  December  ISftl :  Bestand  .  .    23  Männer,    1 1  Weiber,    Samma    34  Pers. 
Zugang  im  Jahre  1852 621       ..        313      «  „934 


Summa  644 


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>♦ 


324 


>» 


f» 


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968 


»» 


»» 


^gang:  GeheiH  .  .  .  • 431 

Ungebeilt   .  • 38 

Zur  €harit6 76 

Gestorben ."    74 


»» 


184 
31 
69 
31 


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I» 

9f 


615 

69 

145 

105 


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619 


9» 


3i5 
9 


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934 
34 


>» 


Blieb  Bestand  ult.  Deebr.  1852  25 

Ausserhalb  der  Lazarethe,  als  Revierkranke  Arrestanten,  an  leichteren 
Krankheiten,  so  daas  sie  noch  arbeitsfähig^  waren,,  oder  Ihre  Aufnahme  ins 
Lazareth  nicht  unbedingt  nothwendig  erschien»  und  aul'der  Irren-,  Wochen- 
und  Kinder -Abthettung  wurden  behandelt 

Männer 1508 

Weiber 336 

Summa  1844  Personen. 
Dazu  die  im  Lazareth  Behandelten    968 


Summa  2812 


» 


»> 


Aus  dem  Revier  wurdep»  ohne  erst  behandelt  worden  zu  sein,  m  die 

Charit^  geschickt 28  Pers.  (worunter  7  Schwangere), 

in  die  Cholera -Anstalt 32 


51 
Hierzu  die  Zahl  der  Behandelten  2812 


>» 


Summa  2863  erkrankte  Personen. 

Die  Gesamnjtzahl  der  innerhalb  des  Jahres  1852  im  Arbeitshause  und 
den  dazu  gehörigen  Anstalten  befindlichen  Personen  betrug 

4314  Männer, 
2957  Weiber, 

Summa  7271  Personen. 

Von  diesen  7271  Personen  ericranktefi  2863,  ateo  9«^  |^t«  Von  2863  Er- 
krankten starben  obige  .  .  .  105  Lazaretbkranke, 

20  im  Revier, 

14  in  der  Cholera  -  Heilanstalt, 
32  in  der  Charite. 

Summa  171,  also  6     pCt.  und  sämmtlichen  obigen 
7271  Personen 2*^       „ 

Die  am  häufigsten  vorkommenden  und  wichtigsten  Krankheiten,  welche 
zur  Behandlung  kamen,  waren 
Lungenentzündungen 22  (im  März  die  grösste  Zahl  6.) 

6* 


92  Berlin. 

Halsentzündungen 17 

Langenknoten 41 

Wechselfieber 90  (im  Jan.  10,  April  9,  Juni  11,  Oct 

10,  NoY.  12  Fälle,  in  den  anderen 
Monaten  weniger  Fälle.) 

Augenentzündungen 42  (gewöhnlich  Entz.  der  Bindehaut) 

Wunden  und  Knochenbrüche 17 

Fieberhafte  Rheumatismen 22 

'Bf^bdurchfälle    15 

Gsiilricismen  mit  Fieber 44 

Delirium  tremens 11  (7  Männer  und  4  Weiber.) 

Wassersucht  u.  Wechselfieber,  Bright- 
sehe  Nierenkrankheiten  etc 33 

Die  übrigen  Krankheiten  waren  entweder  mehr  Tereinzelt  oder  nicht 
re^elmässiff  in  Behandlung.  Sehr  gross  war  die  Zahl  der  chronischen  Bron« 
chialkatarrhe  mit  Emphyseen,  die  durch  fortwährende  Wiederkehr  ihrer 
es&matischen  Beschwerden  sehr  häufig  Objecte  der  Behandlung  wurden. 

Von  den  in  andern  Anstalten  Geschickten  waren  die  zahlreichsten  und 
wichtigsten: 

Augenentzündungen 14 

Krätze 26 

Typhen 4 

Syphilis 22 

Geisteskranke 9 

Pocken ö3 

Gholerakranke 23 

Die  Todesfälle  der  imLazareth  yerstorbenen  105  Personen  erfolgten  an: 

Apoplexie bei    3  Männern, 

Hirn-Entzündung „     3  männl.        1  weibl.  (Kinder) 

Atopfaie  tt.  Durchfall „      8     ,,  10  „ 

Brechdurchfall .,    —      „  1  „ 

Gholera „    —      „  1  „ 

Dysenserie „      1  Männern,  —  Weibern. 

gastrischem  Fieber ,,      3 

Lungenentzündung «,10 

Lungenknoten »20     „  5 

Herzfehler , ,^      1      „  1 

Emphysem    „     4      „  1 

Chronische  Hirn- u.  Rückenmarkskrankeit   „      6     „  — 

Alterschwäche    „      6     „  7 

Onanie „      1      „ 

Skorbut „      1      „ 

Wassersucht  (Nieren- u.  Leberkrankheiten)  „     5     „ 

Blasenkrebs ^ .  .  «   „      1     ,,  — ,j 

73  männl.^  31  weibL  Geschl. 

Todtgeboren .• .  .  1     „ 

Summa  74     „        31  ,, 


tt 

it 
»t 

>i 
«* 


Berlin. 


93 


5.    In  ikm  nnter  der  Aofsleht  des  Magistrats  stelenlei  ttesmiheltspflege-Teretne  für 
iewerkskrankeageiitsseii  kamen  wikreni  des  Jakres  1852  nnter  ien  Terscktedenen 

Iteweiken  nackstekende  Eiirankongen  Ttri 


L  Quartal 

IL  Quartal 

III.  Quartal 

IV.  Quartal. 

^.T 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Namen 

Zftblder 

Erkrui- 

Zahl  der 

Erkran- 

Zahl der 

Erkran- 

Zahlder 

Erkran- 

der  Gewerke. 

Kasien- 

knngen 
incI.Be- 

KaBsen* 

kungen 

Eassen- 

kungen 

Kassen- 

knngen 

^^^   ^^  ^W                    ^^^"      ^^        »             ^^F  ^V    ^^^B^M^  V 

mitgl. 

mitgl. 

ind.  Be- 

mitgl. 

incl.  Be- 

mitgl. 

ind.  Be- 

1 

atandee 

standes 

• 

standes 

standes 

Barbiere    .    •    . 

340 

27 

340 

39 

340 

21 

340 

32 

Brunnenmacher. 

30 

2 

30 

1 

30 

4 

30 

3 

Bürstenmacher  . 

60 

4 

60 

2 

60 

9 

60 

8 

Feilenhauer  .    . 

30 

1 

30 

3 

30 

3 

30         4 

Goldschmiede    • 

,        — 

— 

— 

— - 

400 

2 

400 

8 

Gürtler     .    .    . 

290 

63 

290 

59 

290 

65 

290 

60 

Handschuhmacher 

100 

15 

90 

17 

100 

25 

100 

23 

Hutmacher    •    . 

100 

24 

HO 

23 

100 

15 

100 

15 

Korbmacher .    .    . 

140 

37 

150 

30 

140 

29 

140 

16 

Kupferschmiede 

150 

22 

140 

12 

140 

9 

130 

20 

Maurer      .    .    . 

2000 

228 

2500 

226 

2800 

273 

2800 

270 

Musterinaler .    .    . 

100 

14 

100 

17 

100 

24 

100 

20 

Buchbinder   .    . 

— 

— 

— 

— 

600 

142 

660 

188 

Nadler 

50 

11 

50 

6 

80 

11 

50 

8 

Nagelschmiede  . 

170 

59 

170 

65 

170 

71 

170 

50 

Sattler  und  Riemei 

350 

53 

350 

62 

350 

75 

300 

68 

Schlosser  .    .    .    , 

1500 

280 

1700 

335 

1700 

411 

1700 

'  378 

Stuhlmacher 

30 

10 

30 

3 

.   30 

3 

30 

8 

Tuchscheerer     .    . 

50 

5 

50 

7 

50 

6 

50 

6 

Uhrmacher    .    .    . 

,        — . 

— 

— 

— 

60 

2 

60 

13 

Zeugschmiede   .    , 

80 

13 

80 

7 

80 

9 

80 

13 

Gross-Böttcher  .    . 

140 

19 

140 

16 

140 

24 

•140 

20 

Drechsler  .    .    .    , 

500 

67 

500 

86 

500 

94 

500 

91 

Färber 

50 

4 

50 

4 

50 

4 

50 

4 

Gelbgiesser   .    .    . 

80 

7 

80 

14 

80 

15 

80 

14 

Kammmacher    . 

30 

3 

30 

3 

30 

1 

30 

3 

Lederzurichter  . 

50 

10 

70 

7 

70 

6 

70 

12 

Lohgerber     .    .    . 

200 

34 

220 

15 

.     230 

24 

200 

22 

Schornsteinfeger 

40 

3 

40 

9 

40 

8 

40 

1 

Schuhmacher     .    . 

1500 

292 

1600 

307 

1600 

334 

1600 

333 

Stellmacher   .    .    , 

220 

33 

220 

51 

220 

77 

220 

61 

Strumpfwirker   .    . 

120 

8 

120 

7 

120 

10 

120 

11 

Tischler     .    .    .    . 

.      3400 

474 

3400 

573 

3300 

620 

3300 

605 

Wagenlakirer    .    . 

50 

18 

50 

5 

50 

13 

50 

17 

Weissj;erber  .   .    , 

70 

2 

70 

13 

70 

22 

70 

6 

Zinngiesser    .    .    . 

30 

1 

30 

2 

30 

2 

30 

.    1 

Summa  . 

.   12,050 

1843 

12,890 

2026 

14,180 

2453 

14,120 

2412 

Da  in  der  obigen  Tabelle  der  für  jedes  Vierteljahr  Terbliebene  Bestand 
von  den  neuen  Erkrankungen  nicht  getrennt  ist,  so  lässt  sich,  die  Gesammt- 
zahl  der  im  Jahre  vorgekommenen  Erkrankungen  daraus  nicht  ermitteln. 

Aus  früheren  Jahren  ist  zwar  die  Zahl  der  Erkrankungen  bekannt,,  es 
fehlt  aber  dem  statistischen  Amt  die  Zahl  der  Kassenmitglieder,  so  dass  die 
MittheJüang  der  ersteren  Zahl  werthlos  sein  würde. 


94 


Berlin. 


.    •)  In  den  BefUler  Cle8QiidkeUs|»fle|e-ytfeiiie 

belief  sich  die  Zahl  der  Genussberechtigten  in  den  einzelnen  Monaten  des 
Jahres  18d2  iMioh  46a  Yerschiedenea  Geaassenschaften  folgendermassen: 


Genossenschaften,  j  jan. 

Febr. 

MJIrs 

April 

Mal 

Juni 

Juli 

Aug.   Sept. 

Oct.    Nov.  Dee. 

Schneider  .    .    . 

1562 

1600 

1513 

1532 

1545 

1455 

1400  1400 

1400 

15001500 

1554 

Seideniwirker .    . 

1005 

957 

924 

880 

841 

805 

852 

846 

843 

863 

900 

867 

Droschkenkutscher 

352 

352 

352 

352 

344 

344 

340 

340 

— 

340 

340 

Buchbinder    .    . 

359 

474 

427 

370 

351 

413 

— 

125 

48 

42 

— 

— 

Kattundrucker    . 

220 

240 

250 

250 

250 

250 

250 

250 

250 

250 

260 

260 

Buchdrucker  .    . 

189 

190 

193 

196 

188 

188 

196 

195 

200 

201 

198 

200 

Goldarbeiter  .    . 

191 

189 

192 

188 

182 

182 

128 

128 

129 

123 

127 

123 

Posamentirer .    . 

134 

132 

135 

136 

188 

136 

137 

136 

140 

138 

138 

187 

Handschuhmacher 

101 

— 

— . 

— 

_- 

— > 

>- 

— 

_- 

— 

.«. 

—  ' 

Messersdhmiede  u. 

Instrumentenmfeich. 

82 

82 

90 

88 

68 

84 

84 

89 

90 

86 

88 

87 

Müller   .... 

54 

53 

51 

68 

44 

43 

48 

36 

34 

48 

40 

35 

Maler     .    .    . 

1 

191 

192 

196 

214 

2S3 

259 

279 

277 

268 

308 

280 

286 

Dachdedker    .    . 

33 

33 

33 

40 

40 

40 

40 

40 

40 

.40 

40 

40 

Steinsetzer     .    . 

46 

40 

40 

46 

51 

31 

44 

66 

50 

65 

12 

64 

Steinmetze 

42 

41 

40 

40 

42 

42 

41 

39 

39 

40 

38 

35 

Mechaniker 

51 

51 

50 

50 

60 

50 

50 

50 

50 

62 

60 

60 

Vergolder  .    . 

64 

64 

64 

64 

64 

63 

62 

61 

55 

65 

64 

60 

Uhrmacher 

46 

45 

45 

44 

42 

38 

38 

38 

.— . 

f~ 

*^ 

— 

Schriftglesser . 

25 

25 

25 

25 

25 

25 

25 

26 

.  26 

29 

29 

29 

Friseure*  .    .    .  , 

46 

46 

46 

*46 

38 

38 

38 

38 

38 

42 

42 

42 

HennigerscheFabr. 
Goldschmidtsche  „ 

30 

30 

30 

30 

30 

30 

30 

30 

30 

30 

30 

30 

34 

34 

34 

34 

34 

34 

33 

33 

31 

30 

ao 

30 

Seidenknopfmach. 
Gigarrenarbeiter 

42 

41 

42 

44 

48 

45 

44 

45 

50 

bi 

56 

50 

52 

64 

68 

66 

€2 

61 

49 

48 

46 

46 

47 

48 

Unmittelbare  Mäner 

118 

122 

120 

121 

120 

115 

125 

119 

120 

116 

126 

m> 

„        Frauen 

202 

208 

216 

229 

231 

234 

236 

240 

248 

249 

263 

238 

Engeische  Fabrik- 

Arbeiter   .    .    . 

24 

24 

27 

26 

27 

26 

23 

23 

22 

28 

23 

20 

General-Kranken- 

Kasse  der  Maschi- 

» 

nenbauer  .    .    . 

4120 

4221 

4441 

4544 

4676 

4703 

4915 

4809 

4778 

4906 

4686 

4675 

Krankenkasse  des 

101.  Bezirks  .    . 

110 

110 

100 

100 

92 

92 

92 

92 

92 

88 

88 

88 

Steingutarbeiter . 

52 

151 

152 

150 

139 

138 

134 

119 

87 

80 

78 

78 

Pfefferktichler    . 

9577 

40 
9851 

37 
9933 

32 

30 

29 
9993 

28 
9761 

24 

9762 

20 

19 

20 

21 

Summa    .    | 

10005 

10040! 

9234 

^807 

9622 

9477 

Die  Krankenzahl  betrug 
1)  durch  Bestand  aus  dem  Jahre  1851      247 
2J  durch  Zugang  neuer  Kranken    .    .    9806  und  zwar 

im  Januar     670,  d.  h.    7,00pCt.  der  Genussberechtigten 
Februar    664,    „       6,74  « 
März .  .    752,    „       7,57  « 
April    .    742,    ,       7.42  , 
Mai    .846,     n       8,43 


n 


Juni 


894, 


8,95 


9) 

n 
« 


n 


Berlin, 


86 


Mi     .    .   J€M,  d.-h.  fl,68pf€t.  der  GenassbereditlKten 

Augiiat  .    1085,     „     11,11    w      V 

September   8^,     „      8,96 

October .      779,     «       8,19 

November    755,     „       7^5 

December     711,     „       7,39 

Von  der  Summe  des  Bestandes  and  Zuganses  sind 

mg-     infinfiplUl  hlfiSbm  BttUaA 

gohßilt,    gcbesserty    ungehttl^t,    geblieben,    gebriuibt,    gestorben,    am  X.  Jim  18S8 

8799       485  3  236         277  58  195 


91 


Bnsunft 

100&3 


lUeber  die  Krfinkheitsarten  ergaben  sich  folgende  Data: 


Name  der  Krankheit 


Primäre  Syphilis  ...... 

Gonstitutionelle  Syphilis  .    .    . 

Venerische  Krankneiten   .    .    . 

Krätie 

Alkehol-Intoxication    .... 

filei-Intoxication 

Arsenik-      „       

Schwefelsaure-Intoxication  .    . 

Schwere  Verletzung     .... 

Leichte  Verletzung 

Magen*  und  Darmüberladiuig  . 

Entzündung  der  Athmungsorgane 
„        des  Herzbeutels     • 
„  „    Bauchfells  .    . 

Katarrh  der  Athpini^sorgane  . 
„       des  Nahrupgsliani^s 

Angina 

Rheumatismus 

Idiopathische  Drüsenanschwellung 

Aknte  Hautkrankheiten    .    .    . 

Epidemischer  Durchfall  h.  Brech- 
durchfall   

Asiatische  Cholera   .    .    ,    .    . 

Ruhr    , . 

Typhus 

Gastrisches  Fieber 

Wechselfieber 

Tuberkulosis 

Gicht 

Bleichsiicht 

Morbus  maculoso  Werlhofli  .    . 

Chronisches  Gjehiünleiden     .    . 
„        Rjlc|ceQmarksleiden 

Gehimcpngestion     ;    .    .    .    . 

Apoplexia  sangiiinea    .... 
Herzfehler  . 


•2  • 


Zugang 


imi. 
Quartal 


imU- 
Qaartal 


im  in. 
Quartal 


Im  IV. 
Quartal 


Sammades 
Bestandes 
and  des  Za- 


4 

1 

14 


3 

18 

11 
2 

18 
10 

31 
1 


3 
10 
46 


1 
1 


13 
9 

82 

21 

13 

7 


47 

301 

79 

80 


245 

126 

65 

217 

26 

14 


2 

4 

30 

34 

71 

3 


1 

48 
9 


17 

4 

90 

18 

15 

6 

1 

63 
335 
107 

99 

1 

4 

225 

187 

67 
209 

20 

28 

83 


4 

22 

153 

58 

2 


52 

1 

15 


36 

10 

100 

20 

7 

8 

1 

56 
367 

148 
68 

4 

238 

307 

85 

241 

14 

27 

363 
1 

12 

11 

51 

187 

90 

1 

1 

1 

2 
42 

20 


11 
10 
71 
18 
11 
4 

1 

53 

334 

88 

74 

1 

2 

282 

145 

77 

216 

19 

13 

58 
5 
5 

11 

26 
111 

43 
2 
1 

1 

1 

26 

15 


71 
34 
357 
72 
36 

1 
2 

222 

1355 

422 

232 

4 

10 

1008 

675 

294 

914 

80 

82 

504 

6 

19 

30 

132 

495 

308 

8 

2 

1 

5 

4 

169 

1 

61 


i! 

Zugang 

Name  der  Krankheit 

imi 

hnn 

3n«rt>l 

]D«t>L 

3auWI. 

Joutal. 

"^ 

Chronische  Krankheit  d.  Luftwege 

« 

2 

4 

4 

\   1 

13 

K 

9 

9 

6 

Mihleiden  .    . 

3 

1 

4 

„           Leberleiden    . 

29 

Akute  Gelbsucht  .... 

1 

2 

7 

3 

17 

Eingeweide-Würmer    .    . 

9 

S 

CO 

Äfi 

fW 

248 

Leistenbruch-Einklemmung 

1 

Krankh.  d.  Harnorgane 

1 

8 

„  männl.  Geschl.-Org. 

3 

Vf 

7 

„  weihl. 

10 

11 

3 

Schwerhörigkeit 

1 

1 

Katarrh  d.  äusseren  Gehörgang. 
Augen-  u.  Augenlid-Entiündung 
Thranensackustel 

11 

11 

8 

34 

a 

92 

l'ffl 

m 

1 

1 

Krankheit  der  Nasenschleimhaut 

4 

f. 

61 

48 

55 

43 

213 

1? 

30 

40 

45 

m 

157 

Idiopalb.  Mundhöhlengeschwüre 
Blutgeschw.  u.  and.  ZellhauUeiden 

1 

6 

■A 

8 

3 

21 

lao 

13.1 

127 

517 

Lymphgefäss-EntiUndung     .    . 

9 

R 

1 
3 

a 

24 

Knoch-  u,  Knochenhaut-Krankh. 

4 

5 

9 

4 

4 

26 

1 

2 

1 
1 

2 

Alterschwäche  . 

3 

Zuckerruhr  ....%... 

'/ 

2 

Diagnosis  incerta 

4 

24 

23 

35 

38 

114 

Die  ärztlichen  Berichte  des  Gesundheitspflege -Vereins  enthalten  ausser 
den  Torstebenden  KrankheiUarten  noch  besondere  epidemiologische  Notizen. 
Hie  nach  erkrankten: 


Name  der  Krank 

i 

1 

1 

A.    Aa  akntan  KnuiU 
1)  Hautausschläge: 

Pocken  . 
Masern  . 
Scharlach 
Nesselaussc 
Rose.    . 
Gürtelrose 
Eczem   . 
Ectbjma 
Lycbcn  . 

rtt« 
hia 

e 

1 
1 

1 
11 

2 
10 
14 

1 

1 
3 

1 
10 

l 

22 

1 

2 
1 

1 

9 

18 

9 

3 

1 
1 

7 

ä 

26 

5 

1 
2 

1 
3 

2 

1 
2 
75 
23 

1 
4 
2 

44 

18 

2 
2 

1 
3 

2 
14 

1 
53 
32 

1 

4 
2 

S 

2 
23 

7 
64 

29 

4 
1 

1 

14 
3 
70 
24 

4 

1 
2 

12 
1 

46 
23 

3 

1 

7 
6 
38 
26 

1 

7 
4 

41  Wechselfleber  ,    . 

5)  Angina     .    .    .    ■ 

27 

29 

H 

n 

6)  Ruhr 

8   Entiünd.  d  Athmungsorg. 

S   KaUrrh  d. 

10         „        desNabrungskanaü 
11)  Durchrälle  u  BrechdurchfäUe 
12J  Asiatisdie  Cbolera  .    .    . 

2)  TubericuloMD 

li-     1 
35133  36 

ingik.Milaii 

42 1  35  1 36 
27  1 16 1  26 

31 
35 
86 
54 
11 

39 
30 

34 
41 
77 
56 
19 

34 
11 

30 
23 
6il 
77 
53 

41 
17 

4 

30 

25 
106 

70 
113 

~ 
52 
35 

4,' 
27 
64 
79 
168 

49 

1 
26 
16 

82 

1 

41 

25 

4 
28 
29 
80 
65 
32 

5 

3U 
14 

31 
20 
92 
49 
2ä 

42 
18 

1 

29 
25 
110 
41 
4 

36 
11 

,  Als  Haterial  tut  Ermittelang  der  besonderen  Schädlichkeiten,  welche 
bei  gewissen  Gewerben  lu  Erkrankungen  disponiren,  sind  die  in  den  irtt* 
liehen  Mittbeilangen  enthaltenen  Angaben  ron  Krankbeita falten  bei  den 
eioielnen  GenossenKhaften  von  Interesse: 


Seidenwirker .... 
Droschkenkutscher 

Buchbinder 

Katlundnieker  .  .  . 
Buchdrucker  .... 
Goldarbeiter  .  .  .  . 
Posatnentirer .  .  .  . 
MeBserschmiede  .  . 

UUIIer 

Maler 

Dachdecker 

Steinsetzer 

Steinmetze 

Mechaniker-.  .  ,  .  . 

Vergolder 

Uhrmicher 

Schriftgiesser  .... 

Friseure 

Hennifter's  Fabrik 
Golds  cbmidlscbe  „ 
Setdenknopfmacher 
Cigarren- Arbeiter  . 
Ilnmittelb.  Hänuer 
Unnrittelb.  Frauen 
Engel's  Fabrik  .  .  . 
MaMhinenbauer  .  . 
Krankenkasse  des 
101.  Bezirks. 
Sleingut -Arbeiter  . 
Pfefferküchler  .  .  . 


574 

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A 

25 

14 

68 

55 

28 

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21 

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90 

2 

17 

4 

6 

16 

1 

2 

163 

2 

2 

0 

19 

6 

6 

1 

146 

1 

1 

5 

16 

13 

9 

5 

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134 

1 

2 

18 

6 

7 

96 

1 

2 

7 

5 

2 

2 

94 

6 

3 

11 

9 

3 

52 

2 

1 

4 

7 

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54 

1 

1 

1 

21 

3 

4 

121 

1 

6 

6 

13 

3 

57 

1 

1 

2 

5 

4 

1 

34 

2 

2 

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32 

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I 

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5 

4 

3 

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16 

1 

1 

39 
28 
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4 
36 

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1 

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1 

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1 

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15 

1 

1 

3 

21 

3 

1 

2 

3 

66 

1 

1 

17 

1 

1 

6 

100 

19 

10 

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271 

3 

39 

17 

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2 

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7 

13 

1 

2 

1 

5977 

9 

IßO 

1161 

220 

548 

m 

200 

23 

213 

86 

20 

63 

_ 

1 

2 

15 

7 

4 

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1 

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153 

_ 

1 

2 

11 

23 

4 

3 

2 

— 

11 

— 

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— 

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1 

— 

— 

— 

— 

d8  Berlin. 

Die  ÜDgleichmassifflceit  der  erzfüdlien  Hiltheilungen  Ober  die  Et- 
krankungs-  und  Todestalle>  welche  in  den  verschiedenen  hiesigen  Anstalten 
und  Vereinen  sich  ereignen  und  die  Verschiedenartigkeit  der  Rrankheits- 
namen  erschwert,  die  Benutzung  Jener  Mittheilungen  für  die  Statistik  und 
macht  ihre  Zusammenstellung  zu  einem  Ganzen  fast  unmöglich.  Das  Polizei- 
Präsidium  hat  zur  Abhülfe  dieses  Uebelstandes  im  Jahre  1852  ein  Schema 
entwerfen  lassen,  nadi  weichem  die  in  den  von  dem  Polizei-Präsidio  ressor- 
tirenden  Krankenhäusern  und  Kranken -Vereinen  Berlins  vorgekommenen 
Krankheits-  und  Sterbefälle  vom  I.Januar  1853  ab  zusammengestellt  werden 
sollen.  Die  städtischen  Behörden  haben  für  die  Armenkrankenpflege  die 
Benutzung  desselben  Schemas  zugesagt  und  die  König].  Gharit^-Direction  hat 
wenigstens  in  Aussicht  gestellt,  die  in  den  Gharit^-Annalen  zu  veröffent- 
lichenden Notizen  der  Charit^  mit  den  Krankentabellen  des  Polizei-Prasidii 
möglichst  in  Einklang  zu  bringen.  Hierdurch  ist,  wenn  auch  äiber  die  in  der 
ärztlichen  Privatpraxis  vorgekommenen  Krankheitsfälle  gleiche  Naohriditen 
sich  nicht  geben  lassen,  doch  am  der  grossen  Zahl  der  in  den  hiesigen 
Krankenhäusern  und  Kranken- Vereinen  behandelten  Krankheiten  ein  f&r  die 
Verwaltung  und  für  die  Wissensdiaft  gleich  nutzbares  Material  der  Krank- 
heits-Statistik  zu  gewinnen,  wie  solches  in  gleichem  Umfange  bisher  kaum 
zusammengestellt  sein  mag. 

Mehrere  der  hiesigen  Krankenhäuser  und  Vereine  haben  bereits  für  das 
Jahr  1852  Berichte  nach  dem  vorgeschriebenen  Schema  geliefert,  und  zwar 
das  französische  Hospital,  das  Hedwigs-Krankenhaus,  das  Elisabetb^Kinder- 
Hospital  und  das  Elisabeth -Krankenhaus,  das  jüdische  Krankenhaus,  das 

grosse  Friedrichs -Waisenhaus,  das  Lazareth  der  Stadtvoigtei,  die  Privat- 
Lrankenanstalten  des  Dr.  Preiss  und  des  Dr.  Bamberger,  und  die  Gesundheits- 
pflege-Vereine der  Königsstadt,  der  Stadtbezirke  25,  26,  62,  63,  69,  72  u.  73 
Durch  Zusammenstellung  dieser  Berichte  hat  sich  nachstehende  Uebersidht 
ergeben.  (Siehe  die  Tabellen  S.  98— 1Q5.} 

Zur  Beurtheilung  der  im  Jahre  1852  vorherrscfienden  Krankheitskonsti-^ 
tution  erscheinen  weniger  die  Berichte  massgebend,  in  denen  liur  Krank- 
heiten, welche  den  J'od  zur  Folge  gehabt  haben,  genannt  worden  sind, 
mehr  dagegen  die  obige  Zusammenstellung  der  in  verschiedenen  Kranken- 
Anstalten  und  Kranken -Vereinen,  behandelten  Kranken  und  der  Bericht 
des  Berliner  Gesundheitspflege- Vereines ;  jene  ist  ^ber  mit  steter  Rücksicht 
darauf  zu  beurtheilen ,  dass  in  den  Krankenhäusern  gerade  die  schweren 
Kiankheitsformen  häufiger  sind  als  die  leichtern,  alßo  beispielsweise  gastrische 
Fieber  häufiger  als  Katarrhe;  bei  dem  Berichte  des  Gesundheitspflege^Ver^ 
eines  findet  dies  nicht  statt,  vielmehr  enthält  er  sämmüiche  Erlcrankungen 
eines  Theiles  der  Bevölkerung,  dagegen  wird  hier  wieder  in  Anschlag  zu 
bringen  sein,  dass  dieser  Theil  der  Bevölkerung  grösstentheils  aus  Personen 
mittleren  Alters  besteht,  und  die  Zahl  der  Kinder  und  Greise  in  dem  Ver- 
eine verhältnissmässig  gering  ist.  Die  Zusammenstellung  der  in  verschie- 
denen Krankenhäusern  behandelten  Kranken  enthalt  die  grössten  Zahlen 
in  den  JRubri.ken  des  gastrischen  Fiebers,  des  Rheumatismus,  der  Katarrhe, 
Wechsqlfieber,  Anginen  OSalsentzjündungen) ,  Diarrhöen  und  äer  entiQnd- 
lichen  Lungenaffectionen.  Der  Bericht  des  Gesundheitspflege -'Vereins  ent- 
hält mehr  Katarrhe  der  Athmungsorgane  als  Kata^rrlie  des  Nahrung^anals, 
bedeutende  Zahlen  von  Rheumatismen,  von  Durqhfällen  und  Brechdurch- 
fällen, Anginen  und  Wechselfiebern,  von  Entzündungen  der  Athmungs- 
organe, aber  eine  geringere  Zahl  von  gastrischen  ui^d  typhösen  Fiebern.  Ver- 
gleicht man  damit  noch  die  Zahlen  der  nach  Ausweis  der  Mortalitätslisten 
überhaupt  an  gastrischen  und  typhösen  Fiebern  und  an  entzündiiehen  Krank- 
heiten Verstorbenen ,  so  treten  kdenfalls  die  katarrhischen  und  rheumati- 
schen Krankheiten  in  den  Voraergrund,  vQid  zwar  äusserte  der  kaiarrha- 


„      166  „ 

„     362 


Berlin. 

lisch-rheumatische  Kranheitscharakter  sich  hauptsächlich  dnrcb  Katarrhe 
dtr  fieftpirattoDMrgaiie,  4iirek  Anginen,  flelMtlitite  Rhewnatfsnen  ua4 
Durchfälle. 

Von  afcuten  Hautausschlägen  waren  Pocken  häufig,  seltner  Scharlach, 
sehr  selten  Afasern 

In  sanitätspolizeilicber  Beziehung  von  Wichtigkeit  war  das  Erscheinen 
der  asiatischen  Cholera,  über  welche  in  dem  Berichte  der  Sanitäts - Com- 
mission*)  folgende  statistisohe  Notixen  enthalten  sind: 

Die  Zahl  sämmtlicher  Cholera-Erkrankungen  betrug  247;  es  erkrankten 
von  1804  i^nwohner  Einer  an  Cholera,  während  in  der  Epidemie  von 

1831  Einer  von  101  Einwohner 

1832  „        „     383 
1837 
1848 
1849 
1850 

an  der  Cholera  erkrankt  waren. 

Von  den  247  Erkrankten  genasen  82  und  starben  165,  d.  h.  33,2  pCt.  ge- 
nasen umd  66,8  pCt.  starben.  Von  2701  Einwohner  Berlins  starb  Einer  an 
der  Cholera. 

In  der  Epidemie  von  1831  starben  62,5  pCt  der  Erkrankten, 

"     "      "  iftQ?   "   ßl'^  "       '* 

„       ,,        j,   löo/     „     00,1   „  „ 

„     „      „  1848   „   66,2  „       „ 
„     „      „  lo*9    „   DD,2  „        ,, 

Wenn  man  bei  der  Epidemie  von  1850  hätte  glauben  dürfen,  das 
bessere  Mortalitätsverhältniss  sei  wenigstens  theilweise  Folge  der  Fort- 
schritte ärztlichen  Wissens  und  des  verständigeren  Verhaltens  des  Publi- 
kums bei  den  Vorboten  der-Kr^dcheit,  so  lehrt  die  Erfahrung  der  Cholera 
von  1852,  dass  dem  nicht  so  sei,  und  dass  vielmehr  hauptsächlicn  der  mildere 
oder  bösartigere  Charakter  der  Krankheit  das  Mortalitätsverhältniss  be- 
dinge und  immer  mehr  die  Erfahrung,  die  Krankheit  spotte  aller  thempeuti- 
sehen  Bemühungen,  sich  zu  bestätigen  droht.  —  Zur  Gesammtzählung  der 
Todesfälle  verhielt  sieh  die  Cholera-Mortalität  des  Jahres  1852  wie  1  zu  70,3. 

In  der  Cholera -Heilanstalt  im  neuen  Hospitale  an  der  Weisenbrücke 
wurden  74  Personen  behandelt,  von  denen  45,  d.h.  60,8 pCt  starben,  so 
dass  hier  die  Mortalität  um  6  pCt.  günstiger  sich  gestaltete,  als  die  ge- 
sammte  Cholera-Mortalität. 

Ueberhaupt  wurden  in  Krankenanstalten  behandelt:  126  Choleräkranke, 
davon  starben  69,  also 54,7  pCt. 

In  den  Wohnungen  wurden  behandelt  121  Cholerakranke, 
davon  starben  96,  also , 79,3    ^ 

Die  Epidemie  dauerte  von  Ende  Juli  bis  Ende  December,  so  jedoch, 
dass  während  des  ersten  Monates  nur  4  Personen,  dann  vom  4.  Sept.  bis  cum 
14.  Nov.  229  Personen  und  vom  14.  Nov.  bis  Ende  December  nur  14  Per- 
sonen erkrankten. 

Unter  den  Erkrankten  waren  55,8  pCt.  männl.  u.  44,2  pCt  weibl.  Geschl. 

Vnter  den  Gestorbenen  waren  56,3    „         »  43,7    »        „         » 

Bie  Mortalität  unter  den  Erirrankten  betrug  in  der  Altersklasse  von 
0—3  Jahren  100  pCt.  30—50  Jahren  71,5  pCt. 

3—15      „         56,5  „  50-40      „•     92,5    „ 

.        15—30     „        51|8„  a0u.mehr„      66,6    „ 

*)  Amtlicher  Beriebt  ttber  die  Oholera-Epidemie  zu  Berlin  im  Jahre  1858  ron  dem  Königl. 
Medii»inal-B«th  Pr.  MÜU^  in  Qöach^ns  Peutscher  Klizük,  JfOirgaiig  1853. 


100 


Berlin, 


Ueberticht  der  in  verscUedenen  Krankeiiliiueni  imd  Kranken- 

Krankheits«  und 


Krankheits-  u.  Todesfälle 


1)  Epidemien  und  Fieber. 

Yariolae  et  varioloides . 
Variceliae   .    . 
Scarlatina   .    . 
Morbilli  .    .    • 
Erysipelas  .    . 
Tussis  convulsiva 
Influenza     .    . 
Cholera  .    .    . 
Dysenteria  .    . 
Typhus   .... 
Feoris  puerper.  et  phlegm 

alb.  dol.  .    . 
Febris  (i^astrica  et  biliosa 
Febris  intermittens .    . 

Summa 

2)  Bjskrasien  u.  Kachexien. 

Serophulosis  .... 

Rhachitis 

Tuberculosis   .... 
Rheumatismus    .    .    . 

Arthritis 

^cirrhus,  Cancer  et  fungus 
Syphilis  primaria     .    . 
Syphilis  constitutionalis 
Scorbutus  et  morb.  macul 

Werlh 

Chlorosis 

Diabetes 

Hydrops  universalis 

Summa 

3)    lnitxicati«nfl  -  Krankheiten 
und  thierische  fiifte. 

Delirium  tremens 
fntOY.  per  metall  et  alia 
venena     .    . 


Summa 

4)  Geisteskrankheiten  . 
Summa 


Bestand 
am 
31.  Decbr.  1851 

Sa. 


m. 


4 
2 


TT 


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5 

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"Sir 


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1 
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14 
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9 
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2 
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6 


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4 
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1 
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Zugang 

im 

Jahre  1852 


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Summa  des 

Bestandes  und 

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Krankheits-  u.  Todesfälle 


Bestand 

am 

31.  Decbr.  1851 


m. 


w. 


I  Sa. 


Zugang 

im 

Jahre  1852 


m. 


w.      Sa. 


Summa  des 
Bestandes  und 

m.      w.      Sa. 


S)  Krankheiten  des  Nerren- 
sjstens. 

Encephalitis  et  meningitis 
HydTöcephah»  .  .  .  . 
Gongestiones  ad  cerebrum 
Apoplexia  cerebri 
Encephalomalacia 
Vitia  org.  cerebri 
Tabes  dorsualis 
Paralysis  .  . 
Gonvulsiones  et  spasmi 
Epilepsia  .  . 
Eclampsia  .  . 
Neuralgia  .  . 
Chorea  .  .  . 
Hysteria  .  . 
Hypoehondria 


Summa 

6)  KiankbeKen  der  Stnnes- 
organe. 

Ophthalmia 

Blepharoblehnorrhoea 

Cataracta 

Amaurosis 

Alii  ocul.  morbi .... 
Morbi  auditus 

Summa 

7)  Krankkeiten  derRespirations- 
nnd  Circalationsorgane. 

Catarrhus 

Larynffitis 

Bronchitis 

Angina  membranacea .    . 

Pneumonia 

Pleuritis 

Empyema 

Hydrothorax  ..... 
Haemoptoe  et  pheumor- 

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Apoplexia  pulmon  ... 
Carditis  et  pericarditis  . 
Hydrops  pericardii .    .    . 

Vitia  011g.  cord 

Diaphragmatitis  .... 

Summa 


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Berlin. 


Krankheits-  u.  Todesfälle 


8)  Knmkbeiten  d,  Mundes-  a. 

der  Terdaunngsorgaiie* 

Morbi  dentlom 

Noma 

Stomatitis  et  aphthae.  .  . 

Glossitis 

Parotitis 

Angina  tonsill.    ...... 

.  Diphtheritis 

Gastritis 

Ulcus  ventriculi 

Gastromalacia 

Melaena    et    haemate  - 

mesis . 

Enteritis    

Diarrhoea  et  lienteria   .  . 

Cholera  sporadica 

Peritonitis 

Ascites    

Hepatitis  .  .  ,  / 

Yitia  org.  hepat 

Icterus    

GoHca  

Vitia  orff.  lienis 

Helmintniasis 

Plethora  abd.  et  haemor- 

rhoid 

Summa 

9)  Krankheitea  des  arvpeeti- 
schen  und  6enitalsystems. 

Blennorrhoeae 

Galcul.  ren.  et  ves.  urin. 

Dysuria 

Orchitis 

Oophoritis 

Vit.  org.  ovariorum.  .  .  . 

Metritis 

Amenorrh.    et    disme  - 

norrh 

Metrorrha(;ia 

Vitia  Uten  org 

Summa 


Bestand 

am 

31.  Dec.  1851 

m.   I  w.   I  Sa. 


Bestand 

im 

Jahre  1852 


m. 


2 


1 


6 


2 


6 
1 


1 
1 
3 
2 

2 


18 


6 
1 


3 
1 
3 
2 
2 

2 


24 


1 


9 
2 
1 

15 

50 

1 


1 

65 
20 

"2 

6 

2 

11 

13 

6 

41 


235 


4 
2 

3 
12 


21 


iJS: 


11 
2 
3 
1 
5 

57 
3 

14 
1 
1 

2 
2 

65 
20 
13 

4 

2 

5 

17 

6 

52 
275 


6 

2 

1 

3 

9 

21 

4 


46 


20 
4 
4 
1 

20 

107 

4 

14 
1 
1 

3 

2 

119 

30 

13 

2 
10 

4 
16 
30 

T2 

93 


510 


10 
2 

5 

12 

1 

3 

9 

21 

4 


67 


Summe  des 

Bestandes  und 

Zuganges 

m.   I  V.  I  Sa. 


2 
1 

Tö 

50 
1 


44 


241 


6 
2 

4 
12 


24 


1 

67 
10 

2 

6 
2 

12  1 
|3 

6 


II 
2 
3 
1 
5 

63 
3 

15 
1 
1 

2 
2 

55 

21 

16 

2 

6 

2 

6 

17 

6 

53 


293 


2 
1 


9 

21 

4 


20 
4 
4 
1 

20 

113 

4 

15 
1 
1 

3 

2 

122 

31 

16 

4 

12 

.4 

18 

90 

12 

97 


534 


46 


12 
2 

"e 

12 
1 


9 
21 

70 


Berlin. 


106 


Geheilt 
m.  [  w.  1  Sa. 

Geslor 
m.    w. 

ben 

Sa. 

«Aus 

andern  Ursachen 

entlassen 

m.      w.       Sa. 

Summa 

des 
Abgangs 

m.    w.     Sa. 

Bestand 

am 

51.l>ecbr.1«52 

m.    w.     Sa. 

9 
2 
1 

15 

49 

1 

1 

64 
9 

1 
5 

13 

6 

28 

11 
2 

3 
1 
5 

63 
3 

10 

1 

1 

2 

52 

17 

10 

2 

6 

3 
17 

6 

50 
265 

4 

1 

3 

6 

20 

4 

38 

20 
4 
4 

1 

20 

112 

4 
10 

1 

2 

2 

116 

26 

10 

3 
11 

8 
30 

12 

78 

2 

• 

1 

1 

1 

5 
2 

10 

1 

1 

1 
5 

4 

2 

1 

4 

2 

1 

1 
3 

1 

■  ■  ■ 

2 

1 

5 
4 

7 

9 
2 

1 

15 
49 

1 

1 

66 
10 

1 
5 
2 
9 
13 

^ 

28 

11 
2 
3 

1 
5 

63 
3 

13 
1 
1 

2 

55 

21 

15 

2 

6 

2 

6 

17 

6 

50 

287 

4 
1 

1 

6 

20 
4 

38 

■ 

20 
4 
4 

1 

20 

112 

4 
13 

1 

1 

3 

2 

121 

31 

15 

3 
11 

4 
15 
30 

12 

78 

1 

1 

l 

1 

3 

16 
23 

1 
1 

1  ui 

1 

3 

6 

2 

1 
1 

3 

1 

1 

1 

l 

i; 

3 
19 

209 

6 
1 

4 
12 

474 

10 
1 

5 
12 

1 

6 

20 

4 

2 

1 

15 

7 

12 

19 

218 

6 

1 

4 
12 

23 

505 

10 
1 

5 
12 

3 

6 

20 
4 

29 

2 

1 

l 

1 

3 

1 

23 

61 

— 

— 

— 

— 

61 

9 

106 


Berlin. 


Krankheita-  «.  Todesfälle 

Bestand 

am 

31.  Decbr.  1851 

Zugang 

im 

Jahre  1852 

Summa  des 

Bestandes  und 

Zuganges 

m. 

w. 

Sa 

m. 

w. 

Sa. 

m. 

w. 

Sa. 

10)  Eraiikbiten  4er  laot  und 
^       ikrer  «ebflde. 

, 

Scabiis 

Favus  

Alii  morbi  cutis 

Plica  polonica 

Phthiriasis 

7 
2 

1 

2 
2 

4 

9 
4 

1 

92 

5 

22 

1 
1 

12 

1 
21 

1 

-SS" 

104 

6 

43 

1 
2 

99 

7 

22 

1 
2 

14 

3 

21 

1 

113 

10 

43 

1 

3 

Summa  .  .  . 

ü 

1^1 

156 

lii 

TT 

U)  Wmp  Iranklielteo. 

Yulnera  et  contusiones.  . 

Fracturae 

Luxaliones 

Herniae 

3 
1 

1 

1 
1 

3 
5 

4 

1 

T5- 

1 

1 

1 

2 
3 

■■  ■  — 

1 
12 

3 
1 

1 

1 
1 
1 
2 

5 

8 

8 

1 

-32- 

59 

16 

6 

9 

2 

13 

25 

1 

6 

1 

19 
47 

1 

1 

5 

3 

7 

23 
6 
2 
2 
3 
7 
6 

5 

10 
17 

7 

1 
3 

82 
22 

8 
11 

5 
20 
31 

1 
11 

1 

29 

64 
1 
1 

12 
4 

10 

Tfö 

62 

17 

6 

9 

3 

13 

25 

2 

7 

1 

22 
52 

1 
1 
9 
3 

8 

23 
6 
2 
2 
3 
8 
7 

6 

12 

20 

11 

1 
3 

T5r 

85 

23 

8 

1t 

Prolapsus 

Panaritia 

Funinculi 

Carbunculi 

6 
21 
32 

2 

Ustiones 

13 

Perniones 

Aliae  inflammat.  et  abs- 
cessus    

1 
34 

Ulcera  et  fistulae 

Gangraena  et  sphacelus  . 

Periostitis 

Caries  et  arthrocace  ... 

Necrosis   .  .  , 

Tumores ; 

Summa  .  .  .  i 

72 

1 
1 

20 
4 

11 

12)  Harasinen. 

Marasmus  infantilis    .  .  . 
Marasmus  senilis 

2 
2 

3 
3 

2 
3 

5 

19 
25 

44 

9 
15 

24 

2« 

40 

21 
25 

9 
18 

27 

30 
43 

Summa  .  .  . 

68 

46 

73 

13)  Selbtmtrde. 

— 

— 

5 

— 

5 

5 

— 

5 

Summa  .  .  . 

144 

( 
t 

128 

272 

5 
1832 

— 

5 

5 

1629 

5 

Gesanunt- Summa  . 

1501 

3333 

1976 

3605 

Berlin. 


10t 


tieheilt 

m.  I  w.  I  Sa. 


Gestorben 


m.  I  w. 


Sa. 


Aus 

andern  Ursachen 

entlassen 

Sa. 


m. 


w. 


Summa 

des 
Abgangs 

m.  I  w.  I  Sa. 


tmmttm 


Bestand 

am 

dl.Decbr.t852 

m.  I  w  I  Sa. 


96 
4 

20 
1 
1 

122 


40 

14 

6 

6 

3 

12 

25 

2 

7 

1 

21 

47 

1 
2 
1 

195 


4 

3 
~3 

IötT 


14 

2 

17 

1 


34 


21 
6 
2 
2 
1 
8 
7 


12 
17 


4 
1 
3 

90 


110 
6 

37 
1 
2 


1309 


15() 


61 

20 
8 
8 
4 

20 

32 
2 

13 
1 

33 

64 

1 

6 

2 

10 

^5" 


4 


2880 


1 


1 
1 


13 

15 
2 


3 


6 
5 


11 


119 


85 


19 
7 


26 
2 


.1 
1 


204 


1 


4 

1 


52 


84 


136 


97 
4 

20 
1 
1 

123 


40 

14 

6 

6 

3 

13 

25 

2 

7 

1 

21 
47 
1 
1 
2 
1 
7 


197 


18 


3 


21 
5 


5 
1742 


14 
2 

17 

1 
"34 


21 

6 
2 
2 
1 

8 
7 


12 

19 


6 
1 


94 


9 
5 


14 


1478 


111 

6 

37 

1 

2 


15? 


61 

20 

8 

8 

4 

21 

32 

2 

13 

1 

33 
66 
l 
1 
8 
2 
10 


291 


27 

8 


35 


3220 


2 

3 
2 

1 

"5 


22 
3 


1 
5 


44 


3 
22 


1 
4 


25 


234 


TU 


13 


13 


151 


2 

4 
6 

1 
3 


24r 

3 

3 
2 


1 
6 


12 
2 
1 


3 
35^ 

38 


385 


1^ 


108  V  Berlin. 

Das  günstige  Mortalitais^VerhäUniss  der  höchsten  Altersstafe  nnd  das 
absolut  ungünstige  der  ersten  Allersstufen  müssen  jedoch  für  die  Statistik 
als  ziemlich  werthlos  bezeichnet  werden^  ^eii  die  Zahlen  der  in  diesen 
Altersstufen  Erkrankten  viel  zu  gering  sind,  um  zu  allgemeinen  Schlüssen 
zu  berechtigen. 

Die  in  dem  Berichte  ferner  enthaltene  Tabelle  der  Standesverhältnisse 
der  Erkrankten  kann  füglich  übergangen  werden,'  weil  die  Zahl  der  Er- 
krankungen überhaupt  zu  gering  war,  als  dass  die  Zahl  der  in  den  ein- 
zelnen Ständen  Erkrankten  ein  statistisches  Interesse  haben  könnte. 

Dasselbe  ^It  von  der  Tabelle  der  Zahl  der  in  den  einzelnen  Strassen  vor- 
gekommenen Erkrankungen.  Im  Allgemeinen  gilt,  dass  sich  die  Epidemie 
über  die  ^anze  Stadt  verbreitete,  dass  von  den  verschiedenen  Stadtgegenden 
vorzugsweise  das  sechste  Polizei -Revier,  welches  die  in  der  IVähe  der 
Schleusen  belegenen  Strassen  umfasst,  ergriffen  ward,  und  dass  in  drei  ver- 
schiedenen Anstalten,  dem  katholischen  Krankenhause  (anscheinend  durch 
Einschleppung  aus  Posen),  in  dem  Charite-Krankenhause  und  in  Bethanien 
grössere  Zahlen  Erkrankter  vorkamen. 

Ausserdem  verhielten  sich  in  Bezug  auf  die  einzelnen  Häuser  die  Er- 
krankungen so,  dass  in  einem  Hause  4,  in  5  Häusern  je  3,  in  24  Häusern 
je  2  und  in  132  Häusern  resp.  Kähnen  nur  Einzelne  vorkamen. 

Nächst  der  Cholera  ist  für  die  öffentliche  Gesundheitspflege  die  Syphilis 
von  grosser  Wichtigkeit.  Zur  Verminderung  derselben  smd  periodische 
Untersuchungen  angeordnet,  welche  ausser  den  in  den  Schlafstellen  für 
prostitiiirte  Frauenzimmer  geduldeten  Prostituirten  auch  alle  die  der  Polizei 
durch  ihren  unzüchtigen  Lebenswandel  und  durch  Verbreitung  der  Syphilis 
bekannt  gewordenen  Frauenzimmer  betrifft. 

Diese  Untersuchungen  werden  von  der  Sittenpolizei-Commission  geleitet 
und  erstreckten  sich  im  Jahre  1852  auf  993  Frauenzimmer. 

Das  durch  diese  Massregel  erreichte  Resultat  darf  bisher  als  ein  auf- 
fallend günstiges  bezeichnet  werden,  denn  die  Zahl  der  syphilitischen  Er>* 
krankungen  der  Garnison,  welche  für  die  Verbreitung  der  Syphilis  einen 
weit  zuverlässigeren  JMassstab  giebt,  als  die  Berichte  der  Civilärzte,  betrug 
noch  im  Jahre  1849  1423  und  verminderte  sich  nach  und  nach 

im  Jahre  1850  auf  Ö70 
„      „    .1851    „    526  . 

„       „      1852    „   332 

Hiermit  stimmen  übrigens  auch  die  Erfahrungen  der  Civilärzte  überein. 

Nicht  minder  beschäftigte  die  Sanitätspolizei  sich  mit  den  Menschen- 
pocken. Die  Zahl  derselben  war  im  J.  1852  glücklicherweise  eine  geringe; 
die  vollständigen  Berichte  darüber  liegen  jedoch  bei  Drucklegung  des  Gegen- 
wärtigen noch  nicht  vor. 

Die  Zahl  der  Schutzblattern -Impfungen  betrug  im  Jahre  1852 

In  dem  König!.  Schutzhlattern-Impfungs- Institute 2472 

Ausserdem  durch  Aerzte  und  Wundärzte  verrichtet 8706 

in  Summa    11178 

Schliesslich  ist  einer  Thierkrankheit  zu  erwähnen,  über  die  sich  aus 

dem  Jahre  1852  nicht  so  Erfreuliches  berichten  lässt,  der  Hundswuth.    Sie 

war  häufiger  als  in  früheren  Jahren   und  wurde  sogar  Veranlassung    des 

Todes  zweier  Menschen  an  der  Wasserscheu  in  Folge  eines  Hundsbisses*). 

Nachstehende  Tabelle  zeigt  die  Zahl  der  seit  dem  Jahre  lb30  in  Berlin 

gehaltenen  Hunde  und  zwar  ofer  steuerpflichtigen  und  der  steuerfreien,  und 
ie  Zahl  der  zur  Thierarzneischule  wegen  Hundswuth  oder  als  der  Hunds- 

*)  Die  Mortalit£tsberichte  enthalten  zwar  nur  einen  Fall,  nach  Ausweis  der  polixellichen 
Meldungen  waren  deren  zwei. 


Berlin. 


109 


woth  höchst  verdächtig  eingelieferten  Hunde.  Dass  in  der  letzten  Zahl 
nicht  die  wirklich  tollen  Hunde  allein  begriffen  sind,  trübt  einigermassen 
die  Beurtheilung  des  Sachverhällnisse«.  Die  Zahl  der  gehaltenen  Hunde 
aber  ist  ebenfalls  nicht  als  ganz  zuverlässig  anzusehen,  weil  in  früherer  Zeit 
nicht  mit  der  Strenge  auf  An-  und  Abmeldung  sämmtlicher  Hunde  gehalten 
worden  ist,  wie  dies  in  den  letzten  Jahren  geschah,  und  früher  namentlich 
die  Kettehhunde  unter  gar  keiner  Kontrolle  waren. 


£ 
1 

Zahl  der 
euerpflichtigen 
Hunde 

Zahl  der 

steuerfreien 

Hunde 

»hl  der  Hnnde 
überhaupt 

Zahl  der  zur 
lierarzneischule 
s  toll  oder  der 
llvuth  dringend 
rdächtig  einge- 
eferten  Hunde 

N 

P*&^^ 

1830 

4525 

1417 

5942 

3 

1831 

2943 

1498 

4441 

1832 

2333 

1435 

3768 

3 

1833 

2095 

1373 

3468 

1834 

1952 

1400 

3352 

1835 

1928 

1411 

3339 

— i 

1836 

2031 

1407 

3438 

26 

1837 

2057 

1483 

3540 

5 

1838 

2230 

1473 

3703 

1839 

2538 

1361 

3899 

2 

1840 

2936 

1371 

4297 

5 

1841 

3370 

1503 

4873 

7 

1842 

3734 

1508 

5242 

2 

1843 

3966 

1568 

5534 

l 

1844 

4461 

1789 

6250 

1845 

4716 

1679 

6395 

32 

1846 

6181 

2048 

8229 

17 

1847 

6336 

1974 

8310 

3 

1848 

6ti05 

1650 

8255 

17 

1849 

6570 

1471 

8041 

30 

1850 

7491 

2251 

9742 

19 

1851 

8130 

1845 

9975 

10 

1852 

8841 

1659 

10506 

68 

s. 


Abgesehen  von  dem  anderweitigen  Nutzen  der  Hundesteuer,  geht  aus 
zweiundzwanzigjähriger  Erfahrung  hervor,  dass  sie  auf  die  Verminderung 
der  Zahl  der  Hunde  und  auf  die  Verminderung  der  Fälle  von  Hundswuth 
eben  nicht  Einfluss  gehabt  hat,  wogegen  allerdings  die  Verminderung  und 
Vermehrung  der  Zahl  der  Hunde  auf  die  Hundswuth  von  Einfluss  gewesen 
zu  sein  scheint 

Die  Zahl  der  in^  Folge  des  Bisses  toller  Hunde  an  Wasserscheu  ver- 
storbenen Personen  betrug  nach  Ausweis  der  Mortalitätslisten  in  den 
Jahren  1850,  1851  und  1852  je  Eins,  während  in  den  früheren  Jahren  von 
1842  bis  1849  dergleichen  Fälle  nicht  vorgekommen  sind. 


110  Berlin. 


XXYL   Bade-Anstalten. 

Zu  dem  Medicinalwesen  in  naher  fieziehung  stehen  die  Bade- Anstalten, 
deren  Wichtigkeit  für  die  menschliche  Gesundheit  in  neuerer  Zeit  zwar 
mehr  gewürdigt  worden  ist,  aber  doch  immer  noch  nicht  die  Anerkennung 
gefunden  hat,  die  ihnen  mit  Bezug  auf  die  Gesundheitspflege  grosser  Städte 
gebiihrt. 

Es  waren  im  Jahre  1802,  ausser  den  Kaltwasser-Heilanstalten,  inner- 
halb des  engeren  Polizei-Bezirks  vorhanden: 

5  Bade-Anstaiten  für  kalte,  warme  und  russische  Dampfbäder, 
11  „  ,»       y,      und  warme  Bäder, 
7  Flussbade -Anstalten,   unter  denen  eine,  iron  der  Commune  er- 
richtet,  zur  unentgeltlichen  Benutzung  geöffnet  ist 

Zas.    23  Bade-Anstalten. 

Die  Errichtung  einer  Bade-  und  Wasch-Anstalt  nach  englischem  Muster 
Hebt  bevQr. 


XXVII*  Hilitär-Ersatz-AiishobQig« 

Die  Resultate  der  Militär-Ersatzaushebungen  sind  für  die  Statistik  nicht 
nur  in  so  fern  interessant,  als  sie  Aufschluss  über  die  "Wehrkraft  des  Volkes 

Sehen,  sondern  auch  dadurch,  dass  sie  über  die  physische  Beschaffenheit 
er  männlichen  Bevölkerung,  so  weit  sie  sich  in  dem  militärpflichtigen  Alter 
befindet,  Nachrichten  geben,  die  auf  anderem  Wege  nicht  ^u  erlangen  sind. 

Im  Jahre  1852  betrug  die  Bevölkerung 423,846  Einw. 

Davon  männlichen  Geschlechts   .    .    201,711     „ 
Davon  befinden  sich  nach  Ausweis  der  amtlichen  Aushebungs- 
listen in  den  für  das  stehende  Heer  verpflichteten  fünf  Alters- 
klassen vom  20sten  bis  zum  vollendeten  24sten  Lebensjahr       21,589  Mann. 

Die  von  diesen  im  Jahre  1852  zur  Aushebung  kommende 
Altersklasse  der  20jährigen  Dienstpflichtigen  beträgt  .    3376 
und  dazu  die  Dienstpflichtigen  der  früheren  Jahrgänge, 
über  welche  noch  nicht  definitiv  bestimmt  worden  war, 
und  zwar 

aus  der  Klasse  der  21jährigen  .    .    .    2848 


*> 

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1» 

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» 

22  „ 

23  .. 


2694    ^ 
720 
639 

B901 


24      „ 

Summa  . 

Summa  10277 

Von  dieser  Zahl  sehen  ab: 
1)  die  bereits  freiwillig  Eingetretenen  und  die,  welche 
die  Meldung  zum  einjährigen,  freiwilligen  Militärdienste 
nachgewiesen  haben    .    .    .    .  ^ 1528 


»  Berlin.  Hl 

^Tifc    WCgCU    DCIfPCKTür    DflrgrrncnCr   lüllrü   lllr  aD* 

leistttfig  der  Dienstpflicht  durch  Arbeit  Bestimmten  11 

3)  die  wegen  körperlicher  oder  geistiger  Mängel  gänz- 
lich Unbrauchbaren 493 

4}  die  wegen  solcher  Mängel  zum  Felddienst  unbrauch- 
bar, aber  noch  für  den  Garnisondienst  tauglich  Befundenen    464 

5)  die  zeitig  ÜDfähigen: 

a)  wegen  Körperschwäche,  Brustschwäche  und  son- 
stiger Gebrechen 4482 

b)  wegen  zu  kleinen  Maasses,  unter  6  Fuss  .       91 

c)  wegen  zu  kleinen  Maasses  zwischen  5  Fuss 

bis  5  Fuss  2  Zoll 3«6 

Summa  .    .  4939 

6)  die  aus  Berücksichtigungsgründen  bis  zum  nächsten 
Termin,  oder  wegen  dreimaliger  Zurückstellung  zur 
allgemeinen  Ersatz-Reserve  Zurückgestellten      ...      116 

/)  abwesende  Dienstpflichtige 1568 

Summa  .    .  91 19  Mann. 

Daher  bleiben  zur  Aushebung  ...      1158     » 
Wirklich  ausgehoben  sind: 

zum  Garde-Corps    ...  91 

zur  Infanterie     ....  620 

„    Kavallerie     ....  101 

«    Arlillerie 80 

zu  den  Pionieren    ...  18 

9     „    Jägern     ....  13 
als    Trainsoldaten     oder 

Krankenwärter  .    .    .  29 

Summa .    .  942 

Zur  zweiteren  Disposition  als  sofort  einstellungsfähig 
verbleiben  also 216 

Zieht  manvon  der  Zahl  der  Dienstpflichtigen   .    ,~  10,277     „ 

ab:  die  wegen  befleckter  Ehre  zur  Arbeit  Bestimmten,  die  aus 
Behinderungsgründen  Zurückgestellten  und  die  Abwesenden, 

in  Summa       1695     „ 

so  bleibt  die  Summe  von        8582. 
Darunter  waren: 

a)  ganz  unbrauchbar *     5,16  {»€t 

b)  zum  Felddienst  unbrauchbar 5,40    ^ 

c)  zeitigunbrauchbarwegenSchwächeu.  and.  Gebrech.  52,22    n 

d)  zeitig  unbrauchbar  wegen  ihrer  Grösse  unter  5  Fuss      1,6     ^ 

e)       «  n  n  n  n  ZWiSChcU 

5  Fuss  und  5  Fuss  2  Zoll 3,26    „ 

und  sonach  zur  sofortigen  Einstellung  geeignet  (incl.  der 

im  einjährigen  Dienst  Befindlichen  oder  dazu  Gemeldeten)  nur    31,29    • 

Emen  vergleichenden  Rückblick  auf  die  Resultate  der  hiesigen  Ersatz- 
aashebungen in  den  zehn  vorhergehenden  Jahren  giebt  folgende  Tabelle; 


Im 

Zahl  der 

g*"""- 

d»TI)tl»M8n 

Eum  Feld- 
«eut  DD- 
bruehlwr 

brmchlisr 
Gebrächen 

'S?" 

h«'S,b"' 

sirlsi:b«u&' 
und  5'  !■' 

g-.ign.l, 

1843 

tMW8 

i,78pa 

5,53  pCt 

S6,94pCt 

Ilf 

15,57pCt 

47,42pCl. 

4.3     , 

23.92  , 

IS44 

10-231 

1138  , 

3,8     , 

51,57   , 

lh4ft 

9571 

4,10   , 

25,46  , 

W 

lü,68  , 

53,22  „ 

1«4fi 

9998 

2,68    , 

4,48  „ 

10,65  , 

47,50  „ 

IH47 

8805 

2,87   „ 

4.81    , 

28,8«  „ 

2.10  „ 

50,16  , 

5,85   „ 

1,39   „ 

27,46   „ 

2,19  , 

12,21    . 

50,87   „ 

IH4!t 

6913 

5,55  „ 

3,17   , 

10,13  , 

IHbll 

6927 

5.42  , 

3,30  , 

37,17   „ 

2,43  , 

10,3     „ 

41,89.  , 

3.61   . 

34,72  , 

4,71    . 

17,16  , 

38,8     , 

XXVIII.    Kranken-  und  Sterbe  •Kassen. 

Nichl  lünUigc  Kranleo-  und  Sterbe-Kassen  waren  40  vor- 
handen. Die  nachstehende  Tabelle  enlhält  die  geleisteten  Zahlungen,  ver- 
bliebenen Kassenbestande  und  Zahl  der  Mitglieder  pro  1852. 


12689Thlr.  5Sgr. 
Das  Sterbe- 
geld beträgt  47067    ..       7  ,.  61 


mitbin  sind 
überhaupt  ge- 
zahlt      59756 

An  Bestand 

s.  verblieben  129123 


K 

Kassenbe- 
stand 

H 

K 

i 

i 

g 

3  ■" 

6 

120123 

22 

2 

5S954 

u.  hatte  so- 
nach diese 
Kassen  in  d. 
Rechnungs- 
periode 1851 
U.52  ein  Ver- 
mögen von  188880    „      4  „ 

Die  Nachweisungen  der  vorigen  Jahre  ergeben: 
pro  1848  ..  17094Thlr.  l3Sgr.»Pf.i  1607  )  50106  23|9|l37013  -  9  58211 
pro  1849  .  .  18121  „  4  „  -  „  2066  ;  65584  3  9!l2773l  15  4  58056 
pro  1850  .  .  12481  „  8  „  9  „  2072  1  65277  14  61115277  25  —  57543 
pro  1851  .  .  13464    „     15    „  -  „  |  1635  |  50454   23  6|l19D90     9    6  57087 

Die  zünftigen  Kranken-  und  Sterbe-Kassen  sind  in  der  folgen- 
den Tabelle  mit  Bezug  auf  ihre  Kassen  Verhältnisse  pro  1851  und  un  I.Jan. 
1852  zusammeogestellt. 


Ziuanuneiutelliuig  der  Aasgabea  bei  den  Gesellen-Kranken- 
Kassen  vom  1.  Januar  IBSi  bis  31.  Pecember  1851. 


Gesellen  -  Kasse 


Bäcker 

Barbierer 

BöUclier  (Gr.)  .  .  .  . 

Buchbinder 

Böttcher  (Kl.)  .  .  .  . 

Ü  Urs  (enm  acher    .  .  . 

Brunnenmacher  .  .  . 

Conrtitoren 

Dachdecker 

Dri'chsler 

Färber  (Schwan-  u. 
Schön-) 

Färber  (Seiden-)  .  . 

Feileuhauer 

Fischer 

Friseure 

Gelbgiesser 

Glaser 

Goldschmiede    .  .  .  . 

Gürtler 

Handschuhmacher.. 

Hutmacher 

Kammmacher    ... 

Klempner 

Knoplmacher .... 
i  Korbmacher  .... 
i  Kupferschmiede  .  . 

J  Kürschner 

)  Lobgerber 

)  Lederiurichler.  .  . 

i  Maler 

I  Maurer , 

t  Messerschmiede  .  . 

t  Möbelpolirer 

1  Mustermaler  .  .  .  .  , 

5  Nadler 

H  Naselscbmiede  .  .  .  , 
I  PfeDerkücbler   .  .  .  . 

i  Posamentirer 

i  Rascbmacher 


i\ll 


Name  der 
Gesellen  -  Kasse 


iBil-Auult  Bagrlbolii-  Xugcn 
nlt  HiDia-  kDiten  bei  BsiUnd 
ecbniint  i.  ^ttbtmin  1.  Jui.  U 

i^emiDiiteD  | 

Tueben- 

a'l.°l»lg|.H'lali 


1  Saltler  n.  Riemer  .  . 

I  Schiflbauer 

!  Schlächter 

I  Schlosser 

I  Schmiede 

)  Schneider 

>  S  chorn  stein  feger .  .  . 

'  Schubmacber 

t  Schwerdlfeger  .  ,  .  , 

I  Seidenwirker 

)  Seifensieder 

I    Seiler 

!  Siebmachcr 

1  Steinmelzen 

I  Steinsetier 

)  Stellmacher 

)  Strumpfwirker  .  .  .  . 

'  Stubimacher 

*  Tapezierer 

t  Täschner 

)  Tischler 

I    Töpfer 

ä  Tuchbereiler 

i  Tuchmacher 

I  Tuchscheerer    .  .  .  . 

>  Uhrmacher 

'-  Vergolder 

'   Wagenlackirer  .  .  .  . 
i  Weber 

i  Weissaerber 

)  Zeugscnmiede  .  ■  .  . 

I   Zimmerleute 

!  Zinngiesser 


z 

: 

91 
373 

15 

; 

12 
1027 

— 

-~ 

— 

Berlin.  115 


XXIX«    städtische  Sparkasse« 

In  der  von  den  Kommunalbehörden  verwalteten  Sparkasse^  welche  in 
Stelle  der  älteren  am  l.Nov.  1850  eröffnet  ward,  betrug  das  Guthaben  der 
Interessenten  am  Schlüsse  des  Jahres  1851  .  .  .     901289  Thlr.  —  Sgr.  4  Pf. 

Es  traten  im  Jahre  1852  zu 

1)  an  Einlagen 374351     „     —    „    8 

2)  an  Zinsen,  welche  theils  baar  gezahlt, 
theils  den  Contos  zugeschrieben  sind      31739     „      7     ,,    3 


»1 


>t 


Summe   1307379     „      8     „    3  „ 

Im  Laufe  des  Jahres  1852  sind  dagegen 
zuri^ckgezahlt ,  incl.  der  bei  Rücknahme  des 
Kapitals  baar  gezahlten  Zinsen  .  . 231233     „     15     „     9  „ 

und  stellt  sich  daher  die  Forderung   der  In- 

teressenten  am  Schluss  des  Jahres  1852  auf  .  .   1076145     „    22     .,     6 

die  Zahl  der  Quiltungsbücher  beläuft  sich  auf      30929 

In  dem  ersten  Jahre  ihres  Bestehens, 
während  der  beiden  Monate  November  und  De- 
cember  1850  waren  auf  3547  Qnittungsbücher 

eingezahlt 126821     „      3     „     1  „ 

von  welcher  Summe  100026  Thlr.  25  Sgr.  von 
der  alten  Kasse  übertragen  worden  sind. 

An  Zinsen  sind  am  Schlussel850  zugeschrieben  110     „    17     „     2  ,, 

sind     116941     „    20     „     3  „ 
Dagegen  sind  zurückgezahlt  auf  67  Quittungs- 
bücher, sowie  an  Abschlagszahlungen 1597     „    18     „    4  „ 

so  dass  ult  Decbr.  1850  die  Interessenten  auf 

3480  Qaittungsbücher 125344     „      1     „  11  „ 

zu  fordern  hatten. 

Im  Jahre  1851  traten  hinzu  an  Einlagen  .  .     862611     „    12     „    5  „ 

an  Zinsen  .  .  .       17717     „     16     „    —  „ 


sind   1005673     „     —    „    4 
Im  Laufe  des  J.  1851  wurden  zurückgezahlt     104384 


»t 


und  stellt  sich  demnach   am  Schluss  1851  die 

Forderung  der  Interessenten  auf 901289     „    —     „    4 

Zu  den  am  Schluss  des  Jahres  1850  vor- 
handenen      3480  Quittungsbücbem 

kamen  1851  theils  auf  neue 
Einlagen,  theils  auf  Ka~ 

Sitale,  die  von  der  alten 
Lasse  auf  die  neue  um- 
geschrieben wurden  .  .  .  26019 ^^ 

sind  29499 
Ganz   zurückgegeben    2432 ^^ 

bleiben  am  Schluss  1851  27067  7> 

in  den  Händen  des  Publikums. 

Unter  den  Einlagen  pro  1851  von 862611     „    12     „    5  „ 

sind  von  der  alten  Kasse  auf  die  neue  übertragen     510845     „    20    .,    2  „ 
mi^ki  1851  baar  eingezahlt  .  .  .  , 351765     ,»    22    „    3  „ 


116  Berlin. 

Hiernach  betrugen         1850  IJBöl  1852 

Nov.  u.  Dec. 

Thlr      ßgr.    Pf.  Thlr.     Sgr.    Pf.  Thlr.     Sgr.    Pf. 

die  Einzahlungen   17804     8     1       3517155    22     3      374351    —     8 
die  Rückzahlungen     1597    18     4       104384    -    —     231233    15     5 

die  Einzahlungen  nach 

Abzug  der  Rückzahlg.  16,206   18     9      247,381   22     3      143,117   15     3 

Wenn  die  Einzahlungen  nro  1852  weit  ansehnlicher,  als  die  pro  1851 
waren,  dagegen  die  Rückzanlungen  des  letzteren  Jahres  die  pro  1852 
weit  überstiegen,  so  liegt  der  Grund  der  letzteren  Differenzen  nach  den 
vom  Magistrat  veröffentlichten  Berichten  darin,  dass  ein  grosser  Theil  der 
Kapitals-Rückzahlungen  im  Jahre  1851  von  der  damals  noch  in  der  Auf- 
lösung begriffenen  und  erst  ult.  December  1851  ganz  aufgelösten  alten  Rasse 
geleistet  wurden. 

Das  Gesammtguthaben  belief  sich  am  Schluss  der  einzelnen  Jahre 

1850  auf   123^44  Thlr.     i  Sgr.  11  Pf.  mit    3480  Quittungsbuchern 

1851  „    901289     „      —    „      4    „     „    27067 

1852  „  1076147     ..      22    „       6   ..     .,     30929 


ff      av/ivrixf  ff  «M<        )}  vr       y,  f, 


Will  man  aus  den  Einzahlungen,  Rückzahlungen  und  dem  Gesammt-* 
guthaben  der  einzelnen  Jahre  auf  die  Verhältnisse  der  arbeitenden  Klasse 
schliessen,  so  darf  dabei  nicht  übersehen  werden,  dass  durch  die  jedes-* 
maligen  Zeitverhältnisse,  durch  die  Verschiedenheit  des  Zinsfusses,  durch  die 
seit  der  ersten  Einrichtung  einer  hiesigen  Sparkasse  mehrfach  eingetretenen 
Statuts-Veränderungen  sehr  bedeutende  Scnwankungen  veranlasst  worden 
sind.  Aber  es  ist  gewiss  kein  Fehlschiuss,  wenn  man  aus  den  Einzahlungen 
des  Jahres  1852  und  dem  Gesammtguthaben  am  Schlüsse  desselben  Jahres 
annimmt,  dass  der  Wohlstand  und  die  Sparsamkeit  der  arbeilenden  Klassen 
im  Zunehmen  begriffen  ist. 

Am  Jahresschluss  1829  hatten  die  Interessenten  der  damaligen  Spar- 
kasse 1229413  Thlr.  zu  fordern;  dieser  Betrag  verringerte  sich  in  den  fol- 
genden Jahren  unter  mannichfachen  Schwankungen  selost  bis  auf  520000  Thlr. 
und  stieg  bis  zum  letzten  Jahresabschluss  der  älteren  Sparkasse  ult.  De- 
cember 1849  bis  auf  1416560  Thlr.  II  Sgr.  3  Pf. 

Nach  den  Fortschritten,  die  das  Guthaben  in  den  letzten  Jahren  ge- 
macht hat,  ist  zu  erwarten,  dass  schon  in  den  nächsten  Jahren  gleiche  und 
höhere  Summen  werden  erreicht  werden. 

Nicht  ohne  Interesse  ist  die  Vertheilung  des  Guthabens  auf  die  ein- 
zelnen Quittungsbücher: 

Unter  den  3480  Quittungsbüchern  des  Jahres  1850  befinden  sich 
1644  mit  einem  Guthaben  von  5  Thlrn.  bis  incl.  20Th1rn. 

861    „       „  „  „    über  20       „      «    .  „     50     „ 

"lO    ,,        „  ,,  „       „     oO       „       „      „    lOü     „ 

Unter  den  30929  und  27,067  Quittungsbüchern  der  Jahre  1852  u.  1851 
befanden  sich  im  J.  1851    im  J.  1852    mithin  1852  gegen  1851 

mehr         weniger 
im  Betrage  von    5—  10  Thlrn.  5629              9609              3980  — 

von  1 1  -  20  „  5993  5323  —  670 
von  21—  50  „  8644  8035  —  609 
von  51—100    „        4768              5341                573  — 

von  über  100    „         2033  2621  588 — 

sind  5141             1279 
ab  1279 

ergiebt  sich  pro  1852  eine  Mehrzahl  von  3662  Quittuagsb. 


Berlin.  117 

Der  Grund  der  grossen  Zunahme  der  Bücher  im  Betrage  von  5  bis 
lOThln.  und  der  Abnahme  der  folgenden  Klasse  liegt  in  der  abweichenden 
ClassiGcirung  der  Bücher  in  den  beiden  Jahren  lb51  und  1852;  in  dem 
ersteren  Jahre  begann  die  höhere  Klasse,  sobald  der  Betrag  der  vorher- 

gehenden  durch  Groschen  oder  Pfennige  überschritten  war;  bei  der 
Jassiücirung  des  Jahres  1852  hat  man  em  Buch  erst  dann  in  die  höhere 
Klasse  gesetzt,  wenn  das  Guthaben  einen  vollen  Thaler  mehr  betrug,  als 
för  die  niedere  Klasse  bestimmt  war. 


XXX.   Die  Preassische  Renteii-Versicheriiiigs-Anstalt. 

An  die  Sparkassen  reiht  sich  ihrer  wesentlichen  Bestimmung  nach  die 
Renten- Versicherungs -Anstalt,  welche  am  15.  Februar  1839  eröffnet  worden 
ist  und- nach  ihrem-  Statut  ihren  Interessen  dadurch  eine  immer  steigende 
Rente  zu  gewähren  beabsichtigt,  dass  die  Kapitale  der  durch  den  Tod  aus- 
scheidenden Mitglieder  den  üeberlebenden  zufallen.  Diese  Beerbung  ge- 
schieht zunächst  innerhalb  der  sogenannten  Jahresgesellschaften ,  d.  h.  der 
Zahl  der  in  einem  und  demselben  Jahre  eingetretenen  Mitglieder;  nach 
dem  Aussterben  einer  Jahresgesellschaft  fällt  das  Vermögen  sämmtlichen 
Interessenten  der  Anstalt  zu.  Je  jünger  der  Eintretende  ist,  um  so  geringer 
ist  die  Rente,  welche  ihm  Anfangs  von  seinem  Kapitale  gezahlt  wird,  weil 
er  die  Wahrscheinlichkeit  des  längeren  Rentengenusses  und  der  grösseren 
Beerbung  der  vor  ihm  sterbenden  Mitglieder  hat.   Ackere  Personen  beziehen 

fleich  Anfangs  höhere  Renten.    Die  Einladen  betragen   lüO  Thlr.;   ist  die 
linlage  nicht  voll  eingezahlt,  so  werden  die  Renten  so  lange  zum  Kapital 
gelegt,  bis  dieses  die  Summe  von  100  Thirn.  erreicht. 

Für  die  statistische  Betrachtung  sind  die  Jahresabschlüsse  der  Anstalt 
in  doppelter  Beziehung  interessant,  zunächst,  wie  die  Sparkassen,  zur  Be- 
urtheiiung  des  Wohlstandes  und  der.  Sparsamkeit,  und  zwar  hier  der  mittleren 
Klassen,  und  dann  zur  Beurtheilung  der  Rentabilität  des  Unternehmens. 

Der  für  das  Jahr  1852  erstattete  Rechenschaftsbericht  giebt  die  Zahl 
der  Einlagen  der  in  diesem  Jahre  gebildeten  (14ten)  Jahresgesellschaft  auf 
4786,  und  zwar  234  vollständigen  und  4552  unvollständigen,  mit  einem  Ein- 
lage-Kapital von  86532  Thlr.  an.  Die  Betheiligung  bei  der  Anstalt  ist 
gegen  das  Jahr  1851  um  194  Einlagen  gestiegen. 

An  Nachtragszahlungen  auf  unvollständige  Einlagen  aller  Jahresgesell- 
schaften sind  im  Jahre  1852  eingegangen  .  .  117769  Thlr.  12  Sgr.  6  Pf. 
und  mit  Hinzurechnung  der  gutgeschriebenen 

Renten  von .     113218      «       1     „      6  „ 

excl.  der  kapitalisirten  Pfennigbruchtheile  von 
1714  Thlr.  13  Sgr.  6  Pf.  

überhaupt    .    .    .     2309i57  Thlr,  14  Sgr. 
im  Jahre  1852  zur  Erhöhung  unvollständiger  Einlagen  verwendet,    wobei 
1670  Einlagen  vollständig  geworden  sind. 


Die  Rente  (Qr  du  Jahr  1853,  lahlbar  Tom  2.  Janair  1854  ab,  betrügt: 


ii\ 

In  der  Klasse*) 

4 

r 

im 

3 

21 

_ 

8 

_ 

21 

_ 

5 

6 

6 

n 

6 

0 

28 

6 

1640 

3 

17 

2 

14 

38 

5 

24 

6 

8 

tf 

6 

1H4I 

3 

18 

6 

I 

6 

11 

6 

24 

6 

5 

13 

« 

1 

28 

6 

1642 

3 

18 

6 

i 

6 

14 

6 

27 

5 

21 

9 

i\ 

— 

1643 

3 

21 

e 

2 

15 

6 

10 

8 

25 

6 

1844 

3 

29 

6 

8 

6 

22 

6 

5 

6 

11 

1M5 

3 

15 

20 

6 

tt 

8 

10 

6 

5 

11 

0 

1846 

3 

15 

"e 

iü 

6 

6 

10 

6 

5 

II 

1847 

3 

14 

24 

6 

22 

6 

4 

21 

IS48 

3 

16 

f> 

21 

9 

10 

5 

ö 

IM» 

3 

15 

6 

22 

29 

10 

6 

4 

20 

- 

1S50 

3 

13 

20 

0 

1 

6 

11 

6 

4 

20 

18&1 

3 

U 

23 

9 

6 

4 

23 

18Ö2 

3 

- 

.0 

- 

20 

- 

" 

- 

4 

10 

- 

- 

— 

FQr  das  Jahr  1S53  bezieben  bereits  23S0  Einlagen  eine  Rente  Aber 
0  pCt.  und  zwar: 


2äg  vollst  Einl.  d.  Jahres-Ges.  1839  KT.  VI  mit  9  Tbl 


1843  „ 
1810  ,. 
1&41  „ 
1S39  „ 

1844  „ 
1843  „ 


S  Sgr.    6  Pf. 


Der  uU.  December  )8ö2  verbleibende  Vermögensbestand  der  Anstalt 
beträgt    «637575  Thir.  10  Sgr. 

Seit  dem  Jabre  IB45  ist  derselbe  in  folgender  Progression  angewacbsen: 
Der  Vermöge nsstand  der  ganzen  Anstalt  betrug  am  Schluss  des  Jahres 


1845 
1846 
1847 
1848 
184» 
1850 
1851 


5003685  ThIr.    »Sgr. -Pf. 


5514853 
5642222 
5810249 


la  J^rHEeaaUicbift  M  In 


Laban^nlirB  alnHhUmlliti. 


li  JibTO  *lt  aiud. 


Berlin. 


119 


Die  Anzahl  der  vorhandenen  nnd  der  abgezogenen  Einlagen,  so  wie 
die  Samme  des  Renten- Kapitals  der  einzelnen  Janresgeselischailen  betrug 
beim  Abschluss  1852: 


ZaMd.ror- 

Zahl  d.  ab- 

Jaliresgesell- 

handenen 

gegangen. 

Samma  des 

Bchaft 

Einlagen 

Einlagen 

Rentenkapitals 

Thlr. 

Thlr. 

Thlr.        Sgr.  |Pf. 

1839 

23087 

3127 

1225461 

1 

.2 

1840 

30407 

3328 

1351794 

3 

3 

1841 

38442 

3810 

1294549 

14 

11 

1842 

26589 

2577 

876743 

11 

1 

1843 

16Ji3l 

1500 

506h69 

29 

— 

1844 

10116 

911 

299571 

13 

6 

1845 

7586 

639 

155173 

25 

9 

1846.  .... 

5835 

453 

118655 

14 

9 

1847 

6762 

369 

126334 

4 

2 

1848 

2104 

156 

38515 

10 

7 

1849 

3515 

164 

63302 

28 

7 

1850 

4338 

126 

74200 

18 

5 

1851 

4492 

112 

66178 

9 

1 

lOdJ!   .       .       m      f     , 

4786 

45 

71370 

5 

— 

Summa  |  6268720  |    9  |  3 

Die  Summe  der  vorhandenen  und  der  abgegangenen  Einlagen  giebt  die 
Zahl  der  in  dem  Jahre  überhaupt  gemachten  Einlagen.  Aus  der  vergleichung 
der  einzelnen  Jahresgesellschaflen  geht  hervor,  dass  die  Einlagen  vom 
Jahre  1839  bis  1841  stetig  zugenommen  haben,  dass  dann  von  Jahr  zu  Jahr 
bis  1846  eine  allmälige  Verminderung  der  Zahl  der  Einlagen,  im  Jahre  1847 
wieder  eine  Steigerung  und  im  Jahre  1848  eine  Verminderung  um  mehr 
als  ein  Drittel  der  Zahl  der  Einlagen  des  nächst  vorhergehenden  Jahres 
stattgefunden,  und  dass  endlich  von  1849  bis  1852  die  Zahl  der  Einlagen 
allmälig  wieder  zugenommen  hat.  Was  die  Abnahme  von  1842  bis  1846 
betrifft»  so  scheint  sie  nicht  Folge  abnehmenden  Wohlstandes  oder  man- 

Selnden  Vertrauens  zu  der  Anstalt,  sondern  einfach  dadurch  veranlasst, 
ass  der  Theil  des  Publikums,  der  die  Anstalt  benutzen  wollte,  grössten- 
theils  bereits  in  den  ersten  Jahren  des  Bestehens  beigetreten  war.  Die  Ver- 
minderung des  Jahres  1848  dagegen  ist  gegen  das  Jahr  1847  eine  zu  schroffe, 
als  dass  sie  nicht  den  damaligen  Verhältnissen  zur  Last  gelegt  werden  müsste, 
was  sich  denn  auch  durch  die  vom  Jahre  1849  ab  stattfindende  Zunahme 
bestätigt.  Dem  entspricht  auch  ferner  das  Yerhältniss  der  ausser  den 
Einlagen  gemachten  Einzahlungen.  Da  nämlich  die  Einladen  nicht  im 
vollen  Betrage  von  100  Thirn.  gemacht  werden  müssen,  sondern  theil  weise 
geschehen  können,  so  Ißnden  alljährlich  Nachtragszahlungen  zu  früheren  Ein- 
lagen statt.  Diese  betrugen  im  Jahre  1847:  107,176  Thlr.,  dagegen  im  Jahre 
1848  nur  51,899  Thlr.;  im  Jahre  1849  erhöhten  sie  sich  wieder  auf  78,417  Thlr., 
1850  auf  89,153  Thlr.,  1851  auf  108,338  Thlr.  und  1852  sogar  bis  auf  1 1 7,769  Thlr. 
Im  Jahre  1848  veranlasste  das  gesunkene  Vertrauen  das  Zurückhalten  der 
Nachtragszahlungen.  Das  Jahr  1852  brachte  höhere  Nachtragszahlungen 
wie  das  Jahr  1847,  ein  Beweis  des  wieder  hergestellten  Vertrauens. 

Die  obigen  Ansahen  über  die  Zahl  der  Einlagen  einer  jeden  Jahres- 
gesellschaft  geben  übrigens,  da  die  Einlagen  nicht  einander  gleich  sind,  nicht 
senaue  Auskunft  über  die  Summe  der  eingezahlten  Kapitalien;  es  haben 
dies«  aber  mit  der  Zahl  der  Einlagen  in  einem  solchen  Verhältnisse  gestan- 
den,  dass  die  aus  der  Zahl  der  Einlagen  gezogenen  Schlüsse   sich  voll- 


] 


120 


Berlin. 


kommen  rechtfertigen.  Es  folgen  hier  beispielsweise  die  Geldbeträge  der 
Einlagen  und  der  oben  erwähnten  Nacbtragszahlung  aus  den  Jahren  1847 
bis  1852: 

Zahl  der  Einlagen:       Summe  des  Einlagekapitals:      Snmme  der  Nachtragszahlung : 

1847  .  .  .  7079  Thlr.  113,802  Thlr.       .  107.176  Thir. 


1848 
1849 
1850 
1851 
1852 


2248 

3660 
4445 
4592 

4786 


♦» 


35,355 

59,053 

74,909 

74,575 

•  ■  ' 

86,532 

51,899 

78,417 

89,153 

108,338 

117,768 


»♦ 


»» 


y* 

»9 


XXXI»    Königliches  Leih-Amt 

Während  im  Allgemeinen  die  häufige  Benutzung  der  Sparkassen  einen 
erfreulichen  Beweis  des  Wohlstandes  liefert,  deutet  der  starke  Verkehr 
eines  Leihamtes  auf  das  Gegentheil.  Die  folgende  Nachweisung  giebt  einen 
übersichtlichen  Vergleich  des  Jahres  1852  mit  den  früheren  Jahrein  seit 
Errichtung  des  Leihamtes. 

(Siehe  die  Tabelle  Seite  121). 

Die  Residenz  Berlin  zählte  am  Schlüsse  des  Jahres  1852  ausser  dem 
KÖni^l.  Leihamt  noch  11  Privat-Pfandleihen,  und  ergaben  deren  Bücher, 
soweit  solche  noch  nicht  annullirt  waren,  folgende  Resultate: 


Zahl  der 
Pfandleihen 

Eröffnung  d. 
Geschäfts, 
Jahreszahl 

Piänderzahl 

Umsatz  in 
Thalern 

4 

1831 

28081 

31158 

5 

1832 

47382 

53577 

7 

1833 

55262 

57468 

9 

1834 

73921 

82346 

9 

1835 

87762 

90607 

10 

1836 

103866 

124090 

10 

1837 

125337 

111660 

10 

1838 

120264 

119737 

10 

1839 

136316 

127245 

10 

1840 

147735 

142265 

10 

1841 

153394 

151234 

10 

1842 

160505 

150307 

10 

1843 

180764 

181351 

10 

1844 

165648 

175960 

10 

1845 

189251 

198109 

10 

1846 

215017 

216909 

11 

1847 

232550 

231805 

11 

1848 

184463 

191695 

11 

1849 

180370 

183433 

11 

1850 

195236 

205189 

11 

1851 

213453 

230167 

11 

1852 

248022 

252293 

Die  Zahl  der  Pfandstücke  ist  weit  hinaus  über  das  Verhältniss  der  Ver- 
mehrung der  Einwohnerzahl  vom  Jahre  1837  bis  zum  Jahre  1852  um  mehr 
als  das  Achtfache,  die  Summe  der  Dahrlehen  um  mehr  als  das  Dreifache 


Berlin. 


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§ 


1 

i 


122 


Berlin. 


gestiegen«  Wenn  solche  Steigeranff  um  so  melir  auf  Verarmung  sdentet, 
als  anzunehmen  ist,  dass  der  nertn  der  PfandstQcke,  welcher  dem  Leih- 
amte offerirt  werden  konnte,  sich  mit  der  Zeit  immer  mehr  vermkiderte, 
(denn  während  An^nffs  yielleicht  häufig  Silber  und  Gold  als  Pfand  gegeben 
ward,  redacirten  sich  die  Pfänder  immer  mehr  auf  aHe  Kleidungsstücke 
und  Überhaupt  werthlosere  Gegenstände)  so  ist  es  andererseits  tröstlich, 
dass  das  Verhältniss  der  durch  Einlösung  eingegangenen  Darlehne  jsu  den 
durch  Verkauf  der  Pfander  eingegangenen  Darlehnen  nicht  schlechter  ge- 
worden ist^  sondern  im  Gegentheü  um  ein  Geringes  sich  gebessert  hfl. 
Von  den  wieder  eingegangenen  Darlehnen  kamen 

im  Jahre  1836  97,2  pCt.  durch  Einlösung,  2,15  p€t.  durch  Verkauf 
„       .       1837  97,25   „        „  „  2,75   „         „  „  " 

„       „       1851  97,50  „        „  n  2,49  „ 

„       n       1862  97,99  «        „  „  2.0     „         „ 

bei  dem  K.  Leihamte  wieder  ein.  Dies  Verhältniss  von  97,00 : 2,00  scheint 
übrigens  hierin  ein  ziemlich  konstantes,  denn  selbst  in  dem  Notbjahre  1817 
betrug  dasselbe  97,88 : 2,1 1 . 

Leider  beschränken  sich  die  Nachrichten  über  die  Pflvatpfandleiher  auf 
die  S.  120  befindliche  Tabelle.  Es  geht  aus  derselben  hervor,  dass  sich  bei 
den  Privatpfandleihern  die  Zähl  der  Pfänder  seit  1834  nicht  in  dem  (Speichen 
Masse  wie  bei  dem  K.  Leihamt  vervielfacht  hat.  Zu  weiteren  Vergleichen 
ist  das  Material  unzulänglich. 


XXXII.    PeaerversielieriiiigeB«  ^  -  " 

1)  Immobilien  «Versicherung. 

Die  nachstehende  Tabelle  enthält  die  Versicherungssumme«  zu  ,weklurr 
sämmtlicbe  Privatgebäude  Berlins  in  der  städtischen  Feuerkasse  versiehilrt 


sind,  nebst  Angabe  der  ans  dieser  Kasse  gezahlten  Brand-Entschäd^ungs- 

^  Procentsatzes  der  Beiträge  aus  den  einzelnen  Jahren  18il-— o2. 


Gelder  und  des 


Brand-EntBchKdlgangs- 

Versieh  erungs- 

Beitrag 

vom 

Am 

Gelder 

Bumme 

Hundert 

1.  Oot. 

Thlr, 

Sgr.  Pf. 

Thlr. 

Sgr.  jPf. 

1841 

14761 

28 

2 

97855250 

_. 

8 

1842 

40091 

11 

6 

102411925 

1 

8 

1843 

62969 

20 

4 

106907750 

2 

— 

1844 

19373 

6 

10 

110598000 

1 

—— 

1845 

35613 

19 

4 

114095875 

1 

— 

1846 

33398 

3 

4 

118326325 

l 

4 

1847 

40180 

7 

8 

121954925 

1 

4 

1848 

125062 

4 

5 

125366725 

3 

8 

1849 

21774 

16 

7 

126611300 

— . 

8 

1850 

93731 

15 

8 

128021975 

3 

■— 

1851 

14960 

19 

8 

128492525 

8 

1852 

24780 

13 

5 

128997650 

2 

— 

Es  resultirt  daraus,  dass  der  gegenwärtige  Werth  sämmtlicher  hiesiger 
Privatgebäude  um  mehr  als  ein  Drittel  den  Werth  übersteigt,  welchen  sie  vor 
zwölf  Jalflren  hatten. 


BerliiL  123 

Aus  dem  städtischen  Verwaltunesberichte  der  Jahre  lB3d  hk  iad- 1840 
(Berlin  gedruckt  %dk  A.  W.  Hayn  lö4ä))  ergijqlit  sich  fclgeiides  Yerhältniss 
der  früheren  Jahre  yon  1786  an: 

Von  1786—1790  betrug  die  Versicherungssumme       20795375  Thir. 
„     1790— IdOOstiegdie Versicherungssumme  um       14900000    , 
„     1800—1810    „     „  n  „  10000000    „ 

„     1810—1820    «     »  «  nur  um  5200000    » 

„     1820-1830   n     n  n  um     24800000    « 

,     1830-1840    n     m  n  y>        18400000    „ 

Es  hat  also  in  den  letzten  12  Jahren  die  grösste  Steigerung  stattgefunden, 
der  sich  nur  die  Steigerung  der  Jahre  1820  bis  1830  nähert. 

Die  Steigerungen  sind  übrigens  selbstredend  nicht  allein  durch  Neu- 
bauten, sondern  auch  durch  Umbauten  älterer  Gebäude  und  auch,  beson- 
ders in  den  Jahren  vor  1840,  dadurch  veranlasst»  dass  sehr  viele  Häuser, 
früher  zu  sehr  niedrigem  Betrage  versichert,  neu  abgeschätzt  wurden, 

2)  Mobilien -Versicherung. 

Nach  den  eingereichten  Berichten  der  Agenturen  beliefen  sich: 

die  Vergehe»  die  Höhe  der  Ver-  «.  •ot.--o«i*«*» 

ruogsanträge,  sicherungssumme,  ^  Wwealmg«, 

im  Jahre  1847  auf  15801  auf  54867011  Thlr. 

„        ^      1848  auf  15801  auf  57104957    „    darunter  21000000  Thlr. 

„      1849  auf  15643  auf  57531376    „  „         14200000    „ 

„     1850  auf  16865  auf  63420915    „         „         17840889    „ 

„     1851  auf  18692  auf  75155570    „  «         19300000    » 

„      1852  auf  19378  auf  75461176    „  „         45000000    „ 

Von  dieser  Angabe  der  Versicherungssumme  pro  1852  differirt  aber  die 
Zahl,  welche  aich  in  den  Akten  der  Direction  der  hiesigen  Rönigl.  Feuer- 
wehr findet.  Danach  betruff  die  Summe  pro  185^  innerhalb  der  Ringmauern 
der  Stadt  8295^738  Thln  Letztere  ist  als  die  richtigere  2^nzusehen ,  da  sie 
durch  eigene  Einsicht  der  Direction  in  die  Büchexr  der  Agenturen  gewonnen 
worden  ist.  , , 

Aq  Mobiliar-Brand-Entschadigungsgeldern  sind  in^  Jahre  1852  und  den 
nächst  vorhergehenden  Jahren  gezahlt  worden:  .  i 

pro      1848  1849  1850  1851  1852 

48669  Thlr.    19859  Thlr.    112122  Thlr,     98451  Thlr.     15010  Thlr. 

Die  Resultate  des  Jahres  1852  sprechen  sehr  zu  Gunsten  der  Wirksam- 
k^t  der  neueingericht^^ea  Feuerwehr»  Erst  die  weitere  Erfahrung  kann  voll- 
gültig darüber  entscheiden.  .  .    :      >     .  .  :; 


XXXIIL    Fenersbränste. 

Es  fanden  nach  Ausweis  der  Polifleiberichte  im  Jahre  1852  256  Feuenr- 
brünste  statt;  darunter; 

grosse  6 

mittlere  ....    14     '    , 
unbedeutende.  236  '      - 

8* 


14  Berlin. 

Die  VeranliMung  war: 

mulhinassiiche  BrandstifiDng  in 9  Fällen 

fehlerhafte  Constructioii  der  Gebäude .  14      , 

Fahrlässigkeit 90      . 


cht  III  ermiUela 143      , 

orhet^eh enden   Jahren   1846    bis   1051   ereigneten   sieh   an 


1616 
1847 
1846 
1849 
1630 
18S1 


grosse  mittlere  unbedeutende  Summa 


10 


183 


2211 


Die  obige  Angabe  pro  1852  weicht  von  den  Berichten  der  Feuerwehr 
ab,  weil  nicht  sammtliche  Feuersbrünsle  zur  Kennlniss  derselben  j^elangt 
sind.  Wenn  sonach  die  letzteren  Berichte  nicht  ganz  vollständig  sind,  so 
bieten  sie  doch  manche  so  interessante  Gesichtspunlite  über  die  Statistik, 
dass  sie  hier  nicht  fibergangen  werden  dürfen.  Zunächst  eine  Zusammen- 
stellung der  Zahl  der  in  den  verschiedenen  Monaten  stattgehabten  Feuers- 
brUnste: 

Feuer  überhaupt;  davon  grosse,  mittlere,  kleine 
im  Monat  Januar      II  „  „  2  —  i9 

Febr. 
„  März 
n         April 

.  Juni 
Juli 

i>  Aug. 

.  Sept 

,  Octbr. 

„  Novtar. 

„  Decbr, 


20 

l    z 

16 

11 

1 

6            ! 

'^       _ 

3 

7 

11 

10 

1 

16 

r       17 

16 

10 

Ferner  verhielt  sich  die  Zahl  der  Feuersbrünste  nach  den  Wochen- 
tagen, wie  folgt: 

Es  fanden  statt:  am  Sonntag  25,  Hontag  18,  Dienstag  20,  Mlltwocli  21, 
Donnerstag  20,  Freitag  17,  Sonnabend  19  Feaersbrftuste. 

Dann  nach  den  Tagesstunden  kamen  Feuer  aus: 


lieber  die  speciellen  Ursachen  der  Feuersbrllnite  giebt  die  nachstehende 
ZuummeDStellung  Auskunft; 


Berlin. 


125 


aBmaminanrtellimg 

derjeniffen,   im  Jahre   1852  in  Berttn   entstandenen  Feuer,  welche 
Kenntniss  der  Königlichen  Feuerwehr  gelangt  sind,  resp.  bei 

denen  diese  thatig  gewesen  ist 


zur 


Ursache  des  Feuers 


Zahl  der 

T 


grossen  I  mittel  |  kleinen 
F  en  er 


Asche  unausgelöscht  beseitigt 

Holztrocknen  im  Ofen 

Entzündung  des  Glanzrusses 

Russische  Röhre 

Eisernes  Rauchrohr 

Ueberheizung  des  Ofens 

Schadhafter  Ofen 

Fehlerhafte  Heizanlage 

Feuerfunken 

Eiserner  Ofen 

Kohlentopf 

Ueberheiizung  eines  Darrofens    . 

Zu  schnelle  Bewegung  eines  Mühlenwerks  .  . 

Lackkochen  

Leimkochen 

Theerkochen 

Wachskochen  .  .  , 

Fehlerhafte  Anlage  eines  Backofens 

Bengalisches  Feuer  (Theater^Vorstellung) .  .  . 

Zunderfeuerzeug 

Zündlichte 

Wegwerfen  eines  glimmenden  Fidibus 

Cigarre  

Illumination' 

Holzspähne 

Sonnenstrahlen,  welche  auf  eine  auf  dem  Fenster 
gestandene  gefüllt^  Flasche  gefallen  sind  .  . 

Selbstentzündung  des  Düngers 

Gasleitungsröhren 

Legen  von  Gasrohren 

Selbstentzündung^  verfaulten  Holzes 

Fahrlässigkeit  mit  Licht 

Unvorsichtigkeit 

Anffelegt 

Nicht  ermittelt 


Aber« 
henpt 


1 
1 


1 


1 


4 

1 

1 

12 


Roeenthalerstr.  24  waren  im  Laufe  des  Jahres  4  Feuer. 
Friedrichsstr.  18        ,,       „      ,,        ,,       „       2 


9 
1 
6 
7 
2 
5 

2 
1 
1 
4 


2 
1 
2 
1 
1 
1 
1 
3 
1 
2 
1 
1 

1 
1 
3 
1 
1 

22 
ö 
2 

21 


9 
1 
7 
8 
^ 
5 
1 
2 
1 
1 
4 
1 
1 
2 
l 
2 
1 
1 
1 
1 
4 
1 
2 
1 
1 

1 
1 

4 
1 
1 

26 
6 
3 

36 


Summa   |     5    |    23    |   112  |  140 


Friedrichsstr.  141  im  Gircus  von  Renz 


9* 
M 


9 


»I 


126  Beflilf. 

XXXIV«    Sidinlidlti^pdizei. 

1)  Arrcistttten. 

Vom  t.  Januar  bis  ult.  Dec.  1852  wurden  zur  Stadtvoigtei,  resp.  zum 
Polizeigewahrsara  eingebracht : 
Griminalgefangene : 

9l)  männliche    1443 

b)  weibliche      472 

c)  Kinder      .         8 


PoHzeigefangene : 


überhaupt  1923  Personen 

a)  männliche  14035 

b)  weibliche     4580 

c)  Rinder     .      210 


überhaupt  18825 

Zur  Verbüssung  von  Strafen  stellten  sich  und  wurden . 
eingeliefert : 

a)  männliche    3837 

b)  weibliche     1016 

c)  Kinder     .  12_ 

überhaupt  486  S^ 


»j. 


n 


zusammen      25613  Personen. 
Durch  die  Schutzmannschaft  wurden  verhaftet: 
584  Personen  wegen  Erregung  von  Strassen-Excessen, 
176        „  „       thätlicher  Widersetzlichkeit  ffegen  Beamte, 

10025  männliche/  Personen  wegen  obdachlosen  Umnertreibens  und  wegen 
2931  weibliche  (  Trunkenheit, 

758ÄSe1        "  "      ünsilüichkeiten. 

1476  Personen  wegen  Betlelns, 

1316  „  ,,      Diebstahls, 

194  „  „      Betrugs, 

6  „  „      Meineids, 

75  „  „      Körperverletzung  anderer  Personen, 

373  „  welche  steckbrieflich  verfolgt  waren, 

292  .,  wegen  unerlaubten  Handels, 

42  „  „      versuchten  Selbstmordes, 

906  „  „      fehlender  Reiselegitimation, 

984  „  „      Nichtbefolgung  polizeilicher  Anordnungen, 

6  „  „      Majestätsbeleidigung, 

20287  Personen. 

Ausserdem  wurden   4441  Polizei -Contraventionsfälle  von  der  Schutz-^ 
mannschalt  zur  Anzeige  gebracht. 

♦ 

2)  Bestrafte  Personen. 

Nach  der  am  Schlüsse  des  Jahres  1852  stattgefundenen  Zählung  enthalten 

die  Straflisten       .      .      ;      . 28463besir.  Pers. 

A.  Personen,  gegen  welche  in  Fol^e  des  Gesetzes  vom 
12.  Febr.  1850  auf  Polizei -Aufsidit  erkannt  worden 
und  diese  noch  nicht  abgelaufen  ist 

männlichen  Geschlechts      1261 
weiblichen  „  305 


Berlin  137 

Von  diesen  P^mopen  befind«^  .sinh  im  Alter. 

unter  dem  16.  Lebeiifijahre  20 

vom  15-30,        „  8a> 

über  dem  30.        „  725 

1566  besUr.  Per«. 

B.  Personen  y  welche  vor  der  Rechtskraft  des 
Gesetzes  v.  12.  Febr.  1850  weeen  entehrender 
Verbrechen  bestraft  sind^  oaer  bei  welchen 
die  erkannte  Polizei-Aufsicht  schon  erlediet 

männl.  Gescnl.  8288 

weibl.        „       3739 

Davon  im  Alter  unter  15  Jahren  250 

von  15-30     „     3823 
über  30     „     7954 

12027      „ 

G.    Personen,  welche  überhaupt  nicht  wegen  entehren- 
der Verbrechen  gestraft  sind 

männl.  Geschl.  11443 
weibl.       „  3427 

Davon  im  Alter  unter  15  Jahren     216 

von  15-30     „        4446 

über  30     „      10208 

14870     ,, 

in  Summa  obige  28463  bestr.  Pers. 

Von  diesen  Personen  befinden  sich  auf  freiem  Fuss  23720 
in  Gefängnissen  und  Strafanstalten      ....    .    4743 

28463. 

Die  Zahl  der  wegen  ffewerbsmässieer  Prostitution  beaufsichtigen  Personen 
belief  sich  am  Jahresschlüsse  auf  1496  Personen. 

3)  Transportaten. 

Mittelst  Transports  wurden  im  Laufe  des  Jahres  185^  von  hier  fort- 
fortgeschafft  700  Personen. 

4)  Poliiei  «Vergehen. 

Wesen  polizeilicher  Vergehen  worden  durch  die  Polizei -Anwaltschaft 
zur  Anklage  gestellt  11359  Personen; 

davon  wurden  bestraft 9487  Personen, 

„  „       freigesprochen    .    .    .    r 1011       „ 

die  Verhandlungen  schweben  noch  am  Jahresschluss  bei     861        „ 

1 1359  Personen. 

5)  Verbrechen. 

An  Verbrechen  wurden  ermittelt  i^nd  dem  Untersuchungsrichter  über- 
wiesen   .    .    .  , 1695  Fälle. 

Im  Jahre  1851  waren  dergleichen  Fälle 1671 

mithin  \m  mehr     24  Fälle. 


128  Berlin. 

Namentlich  worden  an  Diebstilhlen  angmigt  2774  FUle, 

im  Jahre  1851  2731    „ 

mitbin  im  Jahre  1852  mehr    43  Fälle. 
Von  den  Diebstählen  wurden  der  weiteren  gerichtlichen 

Verfolgnng  überwiesen 1426  Fälle,   ' 

im  Jahre  1851      1430     „ 

mithin  im  Jahre  1852  weniger  4  Fälle. 
Ein  Rückblick  auf  die  nächst  Torhergehenden  Jahre  ergiebt: 

Im  Jahre  Arrestcten 

ad  1.    1845  wurden  11826  eingebracht 

1846       „       13734  ,.  (darunter  1082  wegen  Betteins) 

1847^    ,.       14171  .,  „         1394       „ 

1848  „       13309  ,,  ,.         1033       „  ,, 

1849  ,,       16141  „  »,       1 1865  Poliseigefang.u.  unter 

diesen      1290  wegen  Betteins) 

1850  „       19268  ,,  (daran  t.  14224  Polizeigefang.u.unt 

diesen       1457  weg;en  Betteins) 

1851  „       21515  „  (darunt.  15509  Pohzeigefang.u.unt 

diesen      1248  weffen  Betteins ) 
Verhaftet  durch  die  Schutzmannschaft  wurden  im  J.  1849    9130  Pers, 

1850  12717  „ 

1851  13964  , 

ad  2.    Die  Zahl  der  Bestraften,  resp.  unter  polizeilicher  Aufsicht  stehen- 
den Personen  betrag  im  Jahre    1845    11559 

1846  12109 

1847  13246 

1848  13664 

1849  13973 

1850  24133 

1851  26730. 
ad  3.    Bei  dem  Polizeigericht  wurden 

angeklagt       bestrut    freigesprochen 

1847  12001,       10440,       1561  Personen, 

1848  7245,         4385,         916       „         amnestirt  640,  die  Verhand- 

lungen schweben  gegen  270, 

1849  8097,         5795,         911        „         am^estirt   15,   die    Verhand- 

lungen schweben  gegen  1370, 

1850  13094,        10770,         950       „         d.  Verhandl.  schweb,  geg.  1374, 

1851  13024,       10319,         743       »,         d.  Verhandl.  schweb,  geg.  1962. 
ad  4.    An  Verbrechern  wurden  dem  Untersuchungsrichter  überwiesen 

im  Jahre  1845  1698 

1846  1837 

1847  1848 

1848  1835 

1849  1985 

1850  1786 

1851  1671. 
An  Diebstahls-Anzcigen  wurden  im  Jahre 

1845  2597  gemacht  und  1052  an  das  Griminalgericht  abgegeben, 

1846  3225  ^  »  1358  „  „  ,,  „ 

1847  4099  „  „  1857,,  „ 

1848  3334  ,  ,  1286,,  „ 

1849  2519  „  ,  1241  „  „ 

1850  1945  ,  ,  1325,,  „    . 

1851  2731  ^  „  1430.,  „ 


Berlin.  129 


XXXV.    CitU-  ud  CriniMl-Rechtspiege. 

Im  Laufe  des  Jahres  1852  waren  bei   dem  hiesigen    König!.   Stadt- 
gerichte anhängig: 

I.    Civil  -i  Sachen. 

1.  Gewöhnliche  Ciyilprocesse  nach  der  Verordnung  ▼.  21.  Juli  1846. 

a)  An  Bagatellsachen  waren  anhängig 12480 

darunter  1177  äberjährige) 
davon  wurde,  theils  mirch  Agnition  oder  Gontumacialver- 
iahrien,  Ibeils  durch  EntMgupg,  thetls  durch  Vergleich  und 
theil«  dorc^  Erkenntniss  beendigt 10825 

mithin  bleiben  onbeendigt    1655. 

b)  iDJuriensachen ,  incl.  646  überjährige 1741 

davon   theils  durch  Agnition   oder  Gontumacialverfahren , 
Vergleich,  Entsagung  oder  Erkenntniss  beendigt    .      .         1887 

blieben  unbeendigt     554. 

c)  Zur  mündlichen   Verhandlung   sofort  verwiesene  Sachen 

(nach  $.  13  vorgedachter  Verordnung),  incl.  493  überjährige    8026 
davon  durch  Agnition  oder  Gontumacialverfahren,  durch 
Entsagung,  Vergleich  oder  durch  Erkenntniss  beendigt  .         7477 

blieben  unbeendigt     549. 

d)  Andere  Processsachen,  incl.  2408  überjährige    .     .     .        6239 
davon  durch  Agnition  oder  Gontumacialverfahren,  Entsagung 
Vergleich  oder  durch  Erkenntniss  beendigt  ....         4027 

blieben  unbeendigt    2212. 

2.  Goncurs-  und  Liquidationssachen,  Prioritätsverfahren,  ind. 

453  überTähriffe • 558 

davon  durch  Entsagung  oder  durch  Erkenntniss  beendigt  116 

blieben  unbeendigt     442. 

3.  Subhastationssachen,  incl.  207  überjährige  .      .      .      <      .  345 

davon  durch  Entsagung  oder  Erkenntniss  beendigt.      .  175 

blieben  unbeendigt      170. 

4.  Ehesachen,  incl.  329  überjährige 721 

davon  durch  Entsagung  oder  durch  Erkenntniss  beendigt  330 

blieben  unbeendigt     391. 

5.  Andere  besondere  Processarten  (nach  $.  29  der  Verordnung 

vom  21  Juli  1846),  incl  502  überjährige 1156 

davon  durch  Gontumacialverfahren,  Entsagung,  Vergleich 

und  durch  Erkenntniss  beendigt 582 

blieben  unbeendigt     574. 

6.  Gewöhnliche  Givilprocesse  (nach  der  Allgem.  Gerichtsordn.) 

und  zwar  überjänrige 26 

davon  durch  Erkenntnis»  beendigt 17 

blieben  unbeendigt      9. 


/ 


130  Berlin. 

7.  Civilprocesse  nach  der  Verordnung  vom  1.  Juni  1833,  eben- 
falls ttberjährige     •      . 4     t  3_ 

die  aber  durch  Erkenntniss  im  Laufe  des  Jahres  1852  be- 
endigt worden  sind.  Blieben    1586. 

Hiernach  sind  also  überhaupt  im  Laufe  des  Jahres  1852  bei  dem  hie- 
sigen Königl.  Stadtgericht  «>  31295  Giyilprocesse  anhängig  gewesen  und  da- 
von theils  durch  Affnition,  oder  Contumadalverfehren,  Iheils  durch  Ent- 
sagung, Vergleich  oofer  durch  Erkenntniss  beendigt  worden  24739,  mithin  sind 
noch  ttnbeendigt  geblieben  6566. 

IL    Untdrsachongen. 

1.  Wegen  Verbrechen  and  wegen  der  zur  Gompetera  der  Sehwur- 

Gerichte  gehörigen  politischen  und  Pressrergeheti  (incl.  52 

überjährige)  waren  anhängig 349 

davon  ofurch  richterliche  Entscheidung,  Niederschlagung 
oder  Tod  des  Angeschuldigten  beendigt      ....  319 

blieben  unbeendigt       30. 

2.  W^en  anderer  Vergehen  incl.  369  überjährige     ...         3149 

davon  wie  ad.  1  beendigt 2732 

blieben  unbeendigt     417. 

3.  Wegen  Uebertretungen,  incl.  2286  überjährige      .      .      .        12299 

davon  wie  ad.  1  beendigt 11715 

blieben  unbeendigt     584. 

Hiernach  waren  im  Jahre  1852  •»15797  Untersuchungen  anhäfngig,  wo- 
von 14766  durch  richterliche  £ntsch<^idung  oder  sonst  erledigt  worden  und 
lOGl  unbeendigt  geblieben  sind. 

Uebersicht  der  Untersuchungen  wegen  Verbrechen  und  Ver- 
gehen nach  den  Gattungen  derselben. 

Nach  den  Gattungen  sind  im  Jahre  1852  neu  eingeleitet: 

1.  wegen  Beleidigung   der  Majestät  und  der  Mitglieder  des 
Rönigl.  Hauses   (darunter  3  mittelst  der  Presse  begangen)         5 

2.  wegen  Angriffs  oder  Widersetzlichkeit  gegen  die  Obriglkeit      105 

3.  Vergehen  gegen  die  öffentliche  Ordnung  überhaupt       .        1272 
(darunter  28  mittelst  der  Presse  begangen;  darunter  Ge- 
fährdung des  öffentl.  Friedens  1 ;  darunter  5  we^en  Erregung 

von  Hass  und  Verachtung  gegen  die  Obrigkeit  [dureh  die 
Presse  4] ;  darunter  104  wegen  Beleidigung  der  Kammern, 
der  Behörden  und  Beamten  [durch  die  Presse  8J  und  955 
wegen  Vergehen  der  Bettelei  und  Landstreicherei). 

4.  wegen  Münzverbrechen  und  Münzvergehen  ....  9 

5.  wegen  Meineides 15 

6.  »       falscher  Anschuldigung 1 

7.  n       Vergehen,  welche  sich  auf  die  Religion  beziehen  und 
zwar  durch  die  Presse 4 

9.  wegen  Verbrechen  in  Beziehung  auf  den  Personenstand  ."^  1 

8.  n       Verbrechen  und  Vergehen  gegen  die  Sittlichkeit  .  255 
(davon  sind  9  durch  die  Presse  begangen) 

10.  wegen  Verletzung  der  Ehre 1 


% 


Bcrlini 


131 


11.  wegen  Verbrechen  u.  Vergehen  wider  das  Leben      .      .  7 
(darunter  Mord  und  Todtschlag  3 ;  Abtreibung  der  Leibes- 
frucht 1.) 

12.  wegen  Körperverletzung  überhaupt 56 

(darunter  andere  als  Verbrechen  strafbare  4;  medicinische 
Pfuscherei  12.) 

13.  wegen  Diebstahl  insofern  nicht  das  Holzdiebstahlgesetz  An- 

'  Wendung  findet     «      .      .      .  ^ d33 

(darunter  als  Verbrechen  strafbare  219.) 
1.4.  wegen  Unterschlagung 173 

15.  „       Raubes 3 

16.  ^       Erpressungen 1 

17.  ^      Henlerei 7 

18.  f,       Betrugs  überhaupt 106 

(darunter  als  Verbrechen  strafbare  4.) 

19.  wegen  Urkundenfälschung  überhaupt 42 

(darunter   als  Verbrechen  strafbare  26.) 

20.  wegen  Bankerutt '2 

~  26 

4 
4 


21.  n       Strafbaren  Eigennutzes  überhaupt 
(darunter  Wucher  8,) 

22.  wegen  Vermogensbeschädigung  überhaupt     .... 

23.  «  gemein^eföhri.  Verorechen  u.  Vergehen  überhaupt 
(darunter  Torsatzliche  Brandstiftung  2  u.  fahrlässige  Brand- 
stiftung 2.) 

24.  wegen  verbrechen  und  Vergehen  im  Amte  überhaupt  . 
(darunter  Unterschlagungen  7.) 

25.  wegen  Verbrechen  u.  Vergehen  gegen  die  Post-,  Steuer- 
und  Zoll -Gesetze 

26.  wegen  anderer  Vergehen  und  Verbrechen ,  auf  welche  b^ 
sondere,  neben  dem  Strafgesetzbuche  geltende  Strafgesetze 
zur  Anwendung  kommen 


10 


21 


Summa  aller  Untersuchungen  nach  der  Gattung  der  Verbrechen 

und  Vergehen 3077. 

N 

Gesammtzahr  der  Angeschuldigten  bei  den  im  Laufe  des  Jahres  1852  be- 
endigten Untersuchungen  wegen  Veii^rechen  und  Vergehen  nach  dem  Ge- 
schlecht, Alter,  der  Religion,  Rückfälligkeit  und  nach  den  Resultaten  des 

letzten  Erkenntnisses. 


Ausserdem 
s.  dorehTod 
oder  Miedflr« 
schlaguQg  d. 
Anklage  ent- 
hoben 


Bezeichnung 

der 

Untersuchungen 


Gescbleoht 


B 


.a 

•.4 


a 


AUer 


9% 

0<0 


Keligion 


43 


9 

s 


•^,14 


Kachd  letzt 
Brkenntn.  s. 


®  s 


9  ja 


1.  Bei  Untersuch, 
wegen  Verbrech. 

2.  Bei  Untersuch, 
wegen  Vergehen 

Snmma 


372 

2286 


2658 


59 
741 


800 


431 
3027 


3458 


13 

84 
97 


418 


3361 


418 


29432981 


13 
46 


299 
867 


3399  59  1166 


374 

2613 
2987 


54 
344 


398 


70 


73 


192 


BeriiiL 


XXXVl.    StadtTMgteigefhigBiss. 

•        •  * 

Uebersicht  der  in  der  Rönigl.  Stadtvoigtei  im  Jahre  1852 

detinirten  Gefangenen. 


Untersuehungs- 
Gefangene 

H&nner  Frauen  iKindtr 

Straf- 

]CKaii«r 

-Gefangene 

Fntaen  Kinder 

Summa 

Bestand  am  1.  Januar  1852 
Zugang  im  Jahre  1862  .  .  . 

336 
1443 

88 
560 

3 

8 

11 

10 

1 

150 
3837 

60 
1016 

12 

12 
12 

637 
6788 

Summa 

Abgang  im  Jahre  1852  .  .  . 

Bleibt  Bestand  am  31.  Dee. 

1852    

1779 
1571 

208 

472 
507 

53 

3987 
3710 

277 

1076 
978 

96 

1425 

6788 

637 

Zum  Polizei -Gewahrsam  kamen 
14035  männl.,  4580  iveibl.  Gefangene  und  210  Kinder,  die  bis  lum  31.  Dec. 
1852  auch  sämmtlich  theils  entlassen,  10229  männl.,  3154  weibK  Pers.,  30  Kind, 
theils  zum  Griminalarrest     .    .    .       203 
theils  zum  Kreisgericht    ....         82 
theils  zum  Arbeitshause  ....     2510 
theils  zum  Waisenhause  ....       — 

theils  auf  Transport 179 

theils  zur  Charit^ 832 

gebracht  worden  sind. 


n 
n 
n 

m 


58 

12 

932 

27 
397 


9» 
Sl 


«I 

n 
« 


1 

152 

14 

4 

9 


n 


XXXVII.  Arbeitshwis. 


Das  Arbeitshaus  dient  zur  Detention  obdachloser  Personen  und  Ge- 
fangenen und  beherbergt  ausserdem  eine  Anzahl  unheilbarer  Geisteskranken 
und  Hospitanten.  Die  beabsichtigte  Trennung  dieser  verschiedenen  Kate- 
gorieen  ist  bis  zum  Jahre  1852  dahin  gediehen,  dass  die  Hospitaliteu  in  der 
zum  Arbeitshause  gehörigen  Filialanstalt  an  der  Waisenbrttcke,  und  die 
Geisteskranken  in  besondere  neben  dem  Arbeitshause  befindliche  Gebäude 
(ehemaliges  Schuldgefängniss)  verlegt  worden  sind.  Diese  Trennung  ist 
jedoch  noch  nicht  durchgreifend,  weil  zwischen  den  Räumen  der  Obdach- 
losen und  der  Geisteskranken  mancherlei  Gommunication  besteht,  und  das 
Lazareth  des  Arbeitshauses  für  alle  Kategorieen  der  Bewohner  gemein- 
schaftlich ist.  Zur  gründlichen  Beseitigung  dieser  Uebelstände  steht  der 
Bau  eines  nur  für  Obdachlose  bestimmten  Arbeitshauses  und  der  Bau  einer 
Irren-^  Pflege-  und  Heil-Anstalt  in  Aussicht. 


dei  flesUndes,  Zuganges  und  Abganges  der  HäuiHnge  iM  Arbeitshiuse 
und  dessen  Filial  pro  1^. 


B.    Im  FHiat 

DomMtlfcBn 

HoiplUlilSD 

Suidin. 

X. 

w 

M, 

w. 

Bettand  t)lieb  nltimo  1851    -. 

2 
1 

2 

116 
94 

51 
35 

171 
130 

Summa 
davon  sind  abgegangen 

ä 

2 

210 

8Ö 

86 
31 

116 

bleibt  ultimo  Decbr.  1852  Bestand  .  . 

A 

2 

-|2Ö 

56 

185 

XXXVIIL  Vcrwaltug  des  gesaviitn  Araienweseis  Berli« 
in  Jahre  l$S2,  rerglichea  nit  Atm  Veijahrei. 

Ausgaben  exci.  des  Armenscbulvesens  1852 

Thlr.      Bgr.   P 

a)  bei  der  Hanpt-Armenkaue 42821S  18 

b)  bd  der  Waisenhans-Kasse 61315  — 

c)  bei  der  Kasse  des  Friedrich- Wilhclm-HospiUls  .    .    .  35005  18 
■    d)  bei  der  Kasse  des  ArbeiUhanses 635>t3  12 

Summa  .    .    «08122    19 
Diese  Ausgaben  betragen  in  den  Vorjahren 
1847         1848  1849         1850  1851 

Thlr.  54H431      1^8960      556185      563735      577425 
Einnahmen 

A.    der  Annendireclion,  etatsmässig 64410      3 

ausser  dem  Etat 631    10 

A.      65011     14 


11 


10 


134  Berliiii 

Diese  Einnabmen  haben  betragen: 

1847        1848       1849       1850       1851 
Tblr.  107194     050B2     95714     71^1     88ft33 
B.    Zuschuss  der  Stadt -Hauptkasse 

1)  lur  Haupt-Anneokaftse •    .  <  •    .    363177     4     9 

3)  zur  Waisenhaus -Kasse 48089    19    — 

3)  zur  Rasse  des  Friedrich -Wilhelm -Hospitals    .    .      29558    12     3 

4)  zur  Arbeitshauskasse   .    .    , 52546    -^    — 

B.    493371      6    ~ 
Diese  zusammen  haben  betragen: 

1847        1848        1849        1850        1851 
Thir.  373370    400763    393202    459479    435796  ^  ______^ 

Summa    .    ,    558412  .20    ~ 

Efas  Vermögen  ^ar  am  Jahressqhluss: 
ei  der  Haupt -Armenkasse 134627    —    — 


519522  4  — 

197915  18  8 

55345  21  9 

36125  —  -^ 

943535  14  S 


2)  bei  der  Stiflungs-  und  Haupt- Stiflungskasse  . 

3)  bei  dem  Friedrichs  -  Waisenhause  . 

4)  bei  dem  Friedrich- Wilhelm-Hospital  .    . 

5)  bei  dem  Arbeitshause 

Summa  ThIr.  . 
1849        1850       1851 
Das  Vermögen  war  696372    708560    717356  Thlr. 

Es  betrugen  per  Ropf  der  Civilberölkermig 

1847         1848        1849        1850         1851        1852 

Ibir.  8|r.    K.   IMr.  Sgr.  Ff.  Ihlr.  Scr  Pf.  TWr.  S|r.  W.     Tllr.  S|r.  Pf.  TWr,  tfr.    Pf. 

die  Ausgaben     ...    1  10    9    1    9  8    1  11  7    1  11  —  1  t1  5  1  13    3 

die  Zuschüsse  der  Stadt  -  27  10    1  —  1  —  29  4    1    3    5  \    \  5  1    5  -* 

Es  war  die  Zahl  der  Almosen* Empfanger 

Summa  durchschnittl.       6496         6796       7128        7263  7365  7351 

auf  100  Einwohner    .        1,61          1,70.       1J7         },U  1,76  1,73 

Es  ^ar  die  Zahl  der  Pflegekinder 

Sa.  am  Jahresscbluss       2193         2571        3023        3006  2927  2692 

auf  100  Einwohner    .        0,55          0,64        0,75        0,73  0,70  0,63, 


Die  Bevölkerungs -Verhältnisse 

der  Stadt  Mainz 

fon  den   ältesten  bis  auf  die  neuesten  Zeiten. 

Von  Fr.  Dae), 

Dr.  der  ReoUe  und  der  StafttewiMenschaften  and  Richter  am  Kreisgericdit«  so  Mainz. 


CiiileitHiig. 


Wem  die  Geschicke  seiner  Vaterstadt  nicht  gleichgültig  sind,  wer  In- 
teresae  nimmt  an  deren  Wohl  und  W^e,  an  ihrem  Gedeihen  oder  ihrem 
Verfall,  für  den  müssen  namentlich  auch  die  Veränderungen  von  Bedeutung 
«ein,  welche  ihre  Bev51kerungs~Verhältnisse  im  Laufe  der  Zeit  er- 
ftdiren  haben.  Diese  Veränderungen  bieten  bei  der  Stadt  Mainz  ein  um 
so  höheres  Interesse  dar,  wenn  wir  bedenken,  welche  Ereignisse  im  Ver- 
Jatif  der  Jahrhunderte  über  diese  Stadt  hinweggezogen  sind,  wie  dieselbe 
bald  utnter  römischer,  bald  unter  deutscher  oder  französischer,  bald  unter 
weltlicher,  bald  unter  geistlicher  Herrschaft  gestanden,  bald  yon  der  Sonne 
des  Glücks  bestrahlt,  bald  von  den  schrecklicnsten  Schlägen  des  Schicksals: 
Krieg,  Eroberung,  Brand,  Zerstöruiig,  verheerende  Krankheiten  «.  s  w. 
heioigesuclit  worden  ist 

Sehen  wir  daher,  wie  die  mancherlei,  auf  die  Bevölkerung  unserer 
Stadt  bezüglichen  Verhältnisse  sich  im  Laufe  der  Zeit  gestaltet,  welche  Ver- 
äbdemngen  sie  in  den  einzelnen  Epochen  erfahren  haben,  welches  wohl 
die  Ursachen  solcher  VerÜEnderungen  gewesen  sind,  und  welcherlei  Gleich- 
m^SAigieit  oder  Verschiedenheit  die  Verhältnisse  darbieten,  wie  sie  die 
wechselnden  Zeiten  nachgewiesen  haben. 

Leider  geben  die  vorhandenen  literarischen  Quellen  und  Hülfsmittel 
über  die  Gegenstände,  welche  nns  hier  interessiren,  nur  wenig  Aufschlüssle. 
Für  die  ältere  Zeit  bis  zur  französischen  Occupation  sieht  man  sich  auf  die 
spärlichen  Notizen  redodrt,  welche  sich  in  den  Werken  von  Schunk,  Vogt, 
Lehitö,  Werner  und  Schaab  finden,  für  die  französische  Zeit  enthalten 
Lehnes  und  Bodmanns  statistische  Jahrbücher  einiges  Brauchbare,  desgleichen 
die  Werke  von  Jer4me,  Wagner  und  Anderen  bezüglich  der  neueren,  hessi- 
schen Zeit.  Die  Ausbeute,  welche  in  allen  diesen  Schriften  für  unsere 
Zwecke  su  machen,  ist  j<^oeh,  wie  bemeiict,  gering  und  man  sieht  sich 
daher  ftheils  auf  eigene  mütisame  Ermittelungen  verwiesen  (so  weit  solche 


136        I>ie  Bevölkerungs-Verhälttiisse  der  Stadt  Mainz. 

jetzt  noch  möglich  sind)  theils  auf  Schlösse  aus  mancherlei  feststehenden 
Thatsachen,  durch  welche  Folgerungen  wir  von  den  Verhältnissen,  um 
welche  es  sich  hier  handelt,  eine  wenigstens  annähernde  Idee  erhalten. 

Brster  Abschnitt.    Bevölkerung  überhaupt. 

Das  von  Drusus  gegründete  Castrum  Magontiacum  hatte  bis  ins  2.  Jahr- 
hundert nach  Christi  so  gut  wie  keine  anderen  Bewohner,  a}s  die  Soldaten 
der  Besatzung.  £rst  als  die  Veteranen  der  hier  lagernden  Legionen  in  der 
Nähe  Ländereien  erhielten,  die  Truppen  immer  zahlreicher  wurden  und  die 
Bedürfnisse  ihres  Unterhaltes  sich  fort  und  fort  mehrten,  wodurch  Frucht 
und  son^ger  Handel  mit  den  Deutschen  imthwendig  wurde  und  unterhalten 
werden  musste,  erst  dann  entstand  eine  bürgerliche  Ansiedlung,  ein  Muni- 
cipium  in  der  Nähe  des  Castrums.  Sie  bestand  theils  aus  Römern,  die  sich 
hier  niedergelassen,  thcTIs  aus  Deutschen,  die  eingewandert,  und  gewann  mit 
der  ZMt  60  sehr  an  Umpfang  und  Bevölkerung,  dass  sie  in  mehrere  Vicos 
ein^etheilt  wurde,  worunter  auch  ein  Vicus  salutaris,  vielleicht  der  Stadt- 
theil,  zu  welchem  heute  noch  die  goldene  Luft  gehört. 

Nachdem  im  3.  und  in  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  die  Be- 
völkerung von  Mainz  allmählig  immer  mehr  zugenommen,  ward  die  Stadt 
im  Jahr  368  von  den  Allemannen  überfallen  una  von  der  Einwohnerschaft, 
welche  zum  grossen  Theil  in  der  Kirche  versammelt 'war,  eine  sehr  be- 
trächtliche Zalil  ermordet  oder  aber  mit  fortgeschleppt.  Ebenso  wurden 
bei  der  Zerstörung  der  Stadt  dMrch  didVandalen  und  andern  deutschen 
Volksstämmen  im  Jahr  406  viele  Tausend  Einwohner  in  der  Kirche  umge- 
bracht, ein  halbes  Jahrhundert  später  aber  die  Bevölkerung  von  Mainz  so 
ziemlich  ganz  ausgerottet,  indem  bei  der  furchtbaren  Zerstörung,  welche 
die  Stadt  im  Jahr  451  durch  die  Hunnen  mnter  Altila  erfuhr,  fast  all« 
Einwohner,  die  das  Schwert  verschont  hatte,  den  rauchenden  Trümmern 
ihrer  Stadt  entflohen. 

Erst  unter  dem  fränkischen  Könige  Dagobert  L  622  wieder  anft^ebaut, 
bis  znm  Rhein  ausgedehnt  und  zur  Hauptstadt  des  ostfränkisdien  Reichs 
erhoben,  erholte  sich  Mainz  allmählich,  und  nalrai  mit  der  Zeit  auch  an 
Bevölkerung  wieder  zu.  Besonders  war  das  im  8.  Jahrhundert  der  Paff. 
Unter  Karl  dem  Grossen  ward  Mainz  die  erste  Stadt  im  Reiche,  Handel  uod 
Gewerbe  gediehen  und  blühten  auf  und  zur  Beförderung  des  Verkehrs  er- 
baute dieser  grosse  Kaiser  803  auch  eine  hölzerne  Brücke  bei  -Mainz. 

Von  nun  an  hob  sich  während  der  folgenden  Jahrhunderte  und  beson- 
ders unter  den  Erzbischöfen  Willigis  und  Bardo  Mainz  immer  mehr.  Seine 
Erzbischöfe,  welchen  viele  Bischöfe  Deutschlands  unterworfen  wurden,  er- 
langten eine  immer  ausgedehntere  weltliehe  Herrschaft  tt«d  damit  Reich- 
thum,  Macht,  Ansehen  und  hohe  Bedeatung,  sie  wurden  Eri^am^r  des' 
Reichs  und  dadurch  mit  vielen  ausgedehnten  und  wichtigen  Vorrechten  be- 
kleidet, ja  sie  vertraten  sogar  in  Abwesenheit  oder  während  der  Minder- 
jährigkeit der  Kaiser  deren  Stelle,  leiteten  deren  Wahl  und  krönten  sie. 
Alte  diese  Verhältnisse  trugen  zum  Flor  von  Mainz  bei,  Handel,  Industrie, 
und  Wohlstand  der  Stadt  hoben  sich  immer  mehr.  Ihre  Kaufleufe  erhielten 
von  den  Kaisern  grosse  Freiheiten  und  durften  sich  mercatores  rägii  nennen, 
Italiener  errichteten  Specereiläden,  die  Handwerker  traten  in  Ztinfte  zu- 
sammen und  schlössen  mit  den  Innungen  der  Nachbarschaft  förmliche  Bünd- 
nisse ;  die  hiesigen  Fabriken  in  Leinen-  und  Wollenwaaren  fanden  am  ganzen 
Rheinstrom  nicht  ihres  Gleichen  In  Folge  der  KreuBZÜge  lernte  man  neue 
Producte  kennen,  Wohlleben  und  Luxus  entwickelte  sich  immer  mehr,  man 
war  auf  Verschönerung  der  Wohnnngen  und  der  Stadt- überinupt  bedacht 
und  führte  daher  1224  nicht  blos  gläserne  FenstersdbeibeD,  sondern  auch 


Die  Bevölkerungs-VerhältaiBse  der  Stadt  liainz.       137 

Strassenpfkster  ein.  Dazu  kam  die  Gründung  des  rheinisehen  Städtebundes 
im  lahr  1254,  der  bald  eine  ungeheure  Bedeutung  und  Macht  erhielt,  den 
Mainz  hervorgerufen  und  dessen  Haupt- und  Mittelpunkt  es  war.  Wegen  des 
Ansehens  und  der  Macht,  die  Mainz  durch  alles  dies  gewann,  wegen  des 
grossen  Reichthums  der  Stadt,  der  Anzahl  und  Pracht  ihrer  Gebäude, 
wurde  Mainz  auch  häufig  zur  Abhaltung  der  wichtigsten  Reichstage  und 
Kirchenversammlungen  ausersehen  und  erhielt  den  wohlverdienten  Beinamen 
des  «goldenen**.  Während  die  Plebejer  sich  eines  sehr  behaglichen  Wohl* 
Standes  erfreuten /lebten  die  Patricier  in  grossem  Ueberflusse  und  verwen* 
deten  die  reichen  Einkünfte,  welche  sie  besassen^  theils  zu  wahrhaft  fürst- 
liebem  Aufwände,  Turnieren  u.  dergl.,  theils  für  Kirchen,  Klöster,  Stiftungen, 
Spitäler,  und  zur  Verschönerung  der  Stadt.  Darum  blühten  denn  auch 
damals  in  Mainz  Handel  und  Gewerbe,  Architectur,  Malerei  und  sonstige 
Künste,  die  mit  grosser  Auszeichnung  betrieben  wurden,  und  zugleich  war 
unsere  Stadt  der  Lieblingsaufenihalt  der  Minnesänger,  eines  Frauenlob  und 
Anderer.  Wer  könnte  nach  den  geschilderten  Verhältnissen  noch  zweifeln, 
dass  Mainz  zu  jenen  Zeiten  Jahrhunderte  hindurch  eine  bedeutende  Be* 
völkerung  eehabt,  auf  welche  einzelne  Calamitäten,  wie  namentlich  die 
Hungersnotn,  welche  850,  875  und  1146  bei  uns  wüthete,  so  wie  die  furcht* 
baren  Erdbeben,  welche  855,  am  I.Januar  858,  im  folgenden  Jahre,  am 
3.  December  872,  881  und  1146  unsere  Stadt  heimsuchten,  nur  vorübergehend 
nachtheilis  eingewirkt  haben.  Nähere  Angaben  über  die  damalige  Grösse 
der  Bevölkerung  besitzen  wir  jedoch  nicht ;  wir  sind  auf  die  Andeutungen 
beschränkt,  dass  das  Patriciat  aus  sehr  zahlreichen  Geschlechtern  bestand, 
die  1332  auf  129  reducirt  wurden,  dass  die  übrige  Bürgerschaft,  die  Plebejer, 
in  29  Zünfte  eingetheilt  war,  und  dass  nach  der  Versicherung  Hugberts  von 
Bleidenstadt  im  Jahre  1313  an  16000  Menschen,  über  *^  aller  Lebenden,  an 
einer  schrecklichen  Seuche  hinweggerafft  worden  seien.  Darnach  hätte  die 
damalige  Bevölkerung  etwa  24000  Seelen  betragen. 

Dieser  Bevölkerungsstand  änderte  sich  jedoch  durch  die  grosse  Hongers- 
noth,  welche  1368,  durch  die  ftirchterliche  Pest,  welche  1398  die  Stadt  ent* 
völkerte,  und  besonders  durch  die  schreckliche  Katastrophe  v.  28.  Oct.  1462, 
die  Eroberung  von  Mainz  durch  Adolph  v%n  Nassau.  Bei  dieser  Gelegenheit 
wurden  an  160  Häuser  ein  Raub  der  Flammen  und  der  Zerstöruneswuth, 
alle  Strassen  lagen  voll  Leichen  der  gefallenen  Bürger,  deren  bei  oOO  auf 
der  Stelle  todt  blieben  und  viele  später  an  ihren  Wunden  starben.  Ebenso 
wurden  am  folgenden  Tage  alle  Einwohner  mit  Ausnahme  der  nöthigsten 
Handwerker  und  300  Verräther  aus  der  Stadt  vertrieben,  diese  ihrer  Privi- 
legien, Rechte  und  Freiheiten  beraubt  und  sodann  der  fürchterlichsten 
Plünderung  preisgegeben ,  wobei  alle  Gelder  der  Stadt^  der  Minderjährigen, 
Armen,  Kirchen  und  Klöster  geraubt  und  endlich  die  Wohnhäuser  der 
Patricier  und  angesehenen  Bürger  an  die  Helfershelfer  aller  dieser  Schand- 
thaten  verschenkt  wurden. 

Nachdem  so  Mainz  durch  Feuer  und  Schwert  in  eine  menschenleere 
Stätte  voll  Trümmer  war  verwandelt  worden ,  bestand  seine  ganze  Bevöl- 
kerung, ausser  in  Kindern,  Weibern  und  Greisen,  nur  noch  in  einigen 
hundert  Bürsern,  und  wenn  auch  manche  von  den  Vertriebenen  einzeln, 
scheu  zurückkehrten,  so  dauerte  es  doch  sehr  lange  bis  die  Bevölkerung 
wieder  einigermassen  Bedeutung  erhielt.  Denn  der  Umstand,  dass  bei 
Leistung  des  Huldigungseides  im  Jahre  1475  von  manchen  Handwerkern, 
welche  eine  Zunft  bildeten,  ziemlich  viele  erschienen,  ist  hier  ohne  Erheb- 
lichkeit, weil  ja  gerade  die  Handwerker  von  der  Verbannung  ausgeschlossen 
gewesen. 

In  der  Folge  hielten  die  Kurfürsten  fortwährend  ihren  Hof  in  Mainz, 
versammelten  einen  reichen  Adel  um  sich,  wiesen  vielen  Behörden  und  Be- 

9 


138      Die  Bey51kenliig8-V«rhaltiiisse  det  Stadt  Uainx. 

amt^n  ihren  Sitz  daselbst  an  und  machten  nnsere  Stadt  zum  Sammel- 
punkte der  Einkünfte  aus  dem  ganzen  Erzstifte.  Theils  dadurch,  theils 
durch  den  von  Neuem  steigenden  Wohlstand  hob  sich  natürlich  auch  die 
Bevölkerung,  die  nur  im  Jahre  1552  wiedei^  eine  beträchtliche  Vermin- 
derung dadurch  erlitt,  dass  Markgraf  Albrecht  von  Brandenburg  die  Stadt 
einnahm,  brandschatzte,  plünderte  und  ihre  Bewohner  verjagte.  16  Jahre 
später,  156S,  ward  die  ganze  Stadt  aufgenommen;  in  dieser  Aufnahme  wurden 
jedoch  nur  die  Eigenthümer  oder  Hauptmiether  der  Häuser  bemerkt,  so 
dass  die  Zahl  der  Einwohner  daraus  nicht  entnommen  werden  kann. 
Dass  diese  jedoch  nicht  unbeträchtlich  gewesen,  ergiebt  sich  aus  den 
134  Gewerbszweigen,  welche  ausweislich  nach  jener  Aufnahme  in  Mainz  be- 
trieben wurden,  so  wie  aus  dem  Umstände,  dass  manche  Gewerbe  aufge- 
führt werden,  die  nur  bei  grösserer  Bevölkerung  Beschäftigung  und  Ver- 
dienst finden,  wie  z.  B.  Bildhauer,  Goldschmieae,  Lautenschläger,  Maler, 
Seidensticker  u.  s.  w. 

Der  dreissigjährige  Rrie^  im  folgenden  Jahrhundert  führte  manche 
Erei^isse  herbei,  welche  die  Bevölkerung  von  Mainz  bald  mehr  bald 
weniger  stark  vermindert  haben.  Am  meisten  die  Einnahme,  Verwüstung, 
Plünderunff  und  Brandschatzung  der  Stadt  durch  Gustav  Adolph  v.  Schwe- 
den im  Jahre  1631,  die  Hungersnoth  und  Epidemie,  welche  im  folgenden 
Jahre  ausbrach  und  über  6000  Bürger  wegraffte,  die  Belagerung  durch  die 
kaiserliche  Armee  im  Sommer  des  Jahres  1639  und  die  dadurch  her- 
beigeftihrte  grässliche  Hungersnoth,  welche  in  Verbindung  mit  den  nach- 
folgenden schrecklichen  Krankheiten  der  Hälfte  der  Bevölkerung  das 
Leben  kostete,  endlich  die  Besitznahme  von  Mainz  durch  die  Franzosen 
unter  dem  Herzoge  von  Enghien  im  Jahr  1643.  Ebenso  ward  die  Bevöl- 
kerung decimirt  durch  die  Pest,  welche  die  Stadt  im  Juni  1666  heimsuchte, 
bis  zum  Anfang  des  folgenden  Jahres  wüthete  und  nach  einer  in  dem 
Sterberegister  dfer  Peterspfarrei  enthaltenen  Angabe  2300  Einwohner  hin- 
wegraffle. Damit  lassen  sich  die  Folgen  vergleichen,  welche  die  üeber- 
gabe  der  Stadt  an  die  Franzosen  im  Orleansischen  Erbfolgekrie^e  1688  und 
die  lange,  harte  Belagerung  im  darauf  folgenden  Jahre  hatte,  indem  auch 
diese  Ereignisse  sehr  nachtheilfg  auf  den  Stand  der  Bevölkerung  ein- 
gewirkt haben. 

Desto  bedeutender  hob  sich  dieselbe  im  folgenden,  im  18.  Jahrhundert, 
bis  sie  zu  Ende  der  1780er  und  zu  Anfang  der  1790er  Jahre  ihren  Culmi- 
nationspunkt  erreichte.  Ward  auch  im  Jahr  1770  die  Stadt  neuerdings  von 
Haus  zu  Haus  aufjjenommen,  so  war  diese  Aufnahme  doch  nicht  genau,  und 
so  sind  wir  auf  die  von  1780  verwiesen,  ftir  welches  Jahr  die  Bevölkerung 
unserer  Stadt  zu  32482  Seelen  angegeben  wird.  Gewiss  aber  hat  sie  sich 
von  da  bis  zur  Besetzung  der  Stadt  durch  die  Franzosen  im  October  1792 
eher  noch  vermehrt.  War  doch  diese  Zeit  gerade  die  Glanzepoche  von 
Mainz.  Eine  grosse  kurftirstliche  Hofhaltung,  Gesandte,  an  80  adelige  Fa- 
milien, welche  ihre  reichen  Einkünfte  hier  verzehrten,  eine  Menge  vor- 
nehmer Fremden,  die  sich  fortwährend  hier  auftiielten,  eine  zahlreiche 
Geistlichkeit,  welche  im  Besitze  reich  ausgestatteter  Stellen  und  Würden 
war,  grosse  Güter  und  bedeutende  Einkünfte  besass,  ein  ansehnlicher  Be- 
amtenstand, eine  Universität  mit  ungefähr  150  Professoren  und  sonstigen 
Angestellten,  so  wie  mit  mehr  als  1000  Studenten,  ein  fleissiger,  ordnungs- 
liebender Bürgerstand,  unter  welchem  Wohlstand  allgemein  verbreitet 
war,  alles  das  waren  fürwahr  Elemente  genug,  um  auf  die  Bevölkerung 
günstij;  einzuwirken,  sie  in  ihrer  bisherigen  Höhe  noch  zu  steigern. 

^  Die  nun  folgenden  politischen  Ereignisse^  der  Streit  um  den  Besitz  von 
Mainz,  welchen  Deutsche  und  Franzosen  mehrere  Jahre  hindurch  führten^ 
sollte  das  Alles  schnell  ändern.    Der  kurfürstliche  Hof  und  mit  ihm  viele 


Die  BeTÖlkerangs-Yerhältnisse  der  Stadt  Mainz.       13g 

Beamten  and  ihre  Familien  siedelten  nach  Aschaflenburg  über,  ebenso  zog 
der  reiche  Adel,  die  Geistlichkeit  und  viele  Personen,  die  an  Mainz  nicht 
weiter  gebunden  waren  und  es  nur  wegen  seiner  Annehmlichkeit  zu  ihrem 
Aufenthalte  gewählt  hatten,  von  hier  fort  und  die  Universität  verlor  während 
der  Kriegsereignisse  natürlich  ebenfalls  ihre  bisherige  Bedeutung  und  An- 
ziehungskraft.    Bringt  man  hierzu   noch  in  Anschlag,   dass  Mainz  1793 
3  Monate  lang  eingeschlossen,  belagert  und  4  Wochen  lang  beschossen,  wobei* 
viele  Gebäude  und  Paläste  ein  Raub  der  Flammen  oder  sonst  zerstört  wurden, 
nimmt  man  hinzu,  dass  im  Herbst  des  folgenden  Jahres  1794  eine  weitere 
lanffe  Belagerung  begann,  dass  nach  der  früheren  eine  Epidemie  ausbrach 
und  die  Kriegsschicksale,  welche  unsere  Stadt  heimsuchten,  eine  grössere 
Sterblichkeit  zur  Folge  hatten,  so  ist  die  erstaunliche  Verminderung  sehr 
begreiflich,  welche  die  Bevölkerung  von  Mainz  im  Laufe  weniger  Jahre  er* 
fahren  hat.   Bald  nachdem  die  Franzosen  in  Folge  des  Friedens  von  Campo 
Formio  £nde  December  1797  Mainz  in  Besitz  genommen  halten,  ward  eine 
Volkszählung  im   Departement    vom  Donnersberg  veranstaltet;  einer  Be" 
kanntmachung  vom  2(5.  Ventose  VII  der  Republik  (16.  März  1799)  zufolge  ent-« 
hielt  Maink  damals  ohne  Zahlbach,  aber  mit  Kastei  zusammen  21615  Einw., 
wovon  sich  für  Mainz  allein  etwa  21000  annehmen  lassen.   Die  Bevölkerung 
hatte  sich  mithin  gegen   1780  um    11482  Seelen,    d.i.   über  35pGt.   ver- 
mindert.   Noch  beträchtlicher  muss  nach  Obigem  diese  Verminderung  im 
Vergleich  mit  den  Populationsverbältnissen  zu  Anfang  der  1790er  Jahre  ge- 
wesen sein,  für  welche  Zeit  es  iedoch  an  präcisen  Zahlenangaben  gelirieht 
Wenn  man  bedenkt,  wie  während  der  französ.  Herrschaft  über  Mainz  die 
früheren  Verhältnisse,  welche  so  günstig  auf  seinen  Wohlstand  eingewirkt,  gänz- 
lich zerstört  oder  umgestürzt  waren,  wie  eine  grosse  Unsicherheit  der  politischen 
Verhältnisse  überhaupt  bestand,  allgemeine  Ungewissbeit  darüber  und  Mangel 
an  Vertrauen  in  den  Bestand  der  Dinge  herrschte,  fortwährend  Kriegsgetttmmel 
alle  Länder  des  Gontinents  überzog,  wobei  Mainz  das  traurige  Loos  zudel, 
der  erste  WafTenplatz  des  Reichs  und  dessen  HauptboUwerk  ^egen  Deutsdi« 
land  zu  sein,  wenn  man  bedenkt,  wie  unter  diesen  Verhältnissen  die  wich- 
tigsten Nahrungsquellen  einer  Stadt,  Handel  und  Gewerbe,  leiden  mussten, 
so  ist  es  begreiflich  dass  die  Bevölkerung  von  Mainz  sich  unter  der  französi- 


faltigen  Bevölkerungs-Äufnahme  v.  Jahre  X  ("«J^got)  war  die  Population 
auf  22325  gestiegen,  nach  der  Zählung  vom  Jahre  Xll  ( ^^^^A%04)  aber  wieder 


auf  21583  gefallen,  worauf  sie  1806,  nach  der  damals  vorgenommenen  Zählung, 
auf  23505  und  1809,  nach  der  in  den  letzten  Monaten  dieses  Jahreis  erfolgten 
Aufnahme,  auf  241 42  Einwohner  stiejg.  Auf  dieser  Hohe  hat  sich  in  den  folgen- 
den Jahren  die  Bevölkerung  so  ziemlich  gehalten,  ja  sie  ist  noch  bis  zn  beiläufig 
25600  Seelen  gestiegen,  denn  trotz  des  pestartigen  Nervenfiebers,,  welches 
während  der  Blokade  im  Jahre  1814  und  früher  wüthete,  und  vom  1.  Nov.  1813 
bis  zum  1.  Mai  1814  2393  Einwohnern  unserer  Stadt  das  Leben  kostete,  trotz 
der  Auswanderung  vieler  französischen  Familien  nach  der  Besitznahme  von 
Mainz  durch  die  verbündeten  Mächte  im  Mai  1814,  belief  sich  einige  Monate 
nach  dieser  Besitznahme  die  Bevölkerung  noch  iAamer  auf  23202*  Wenn 
aber  auch  diese  während  der  französischen  Herrschaft  die  Zahl  ▼•n  2Ö600 
erreicht  hat,  so  war  sie  doch  immer  um  6882  Seelen,  odet  um  01  pGt 
geringer,  als. unter  der  kurfürstlichen  Regierung  im  Jahr  1780,  wenh  gleich 
um  4600  Seelen,  d.  i.  um  22  pGt.  stärker,  als  bald  nach  der  Besitznahme 
von  Mainz  durch  die  Franzosen  Ende  1797. 

Bald  nach  der  Rtiekkehr  von  Mainz  unler  deutsche  Herrschaft  kehrten 
an  400  Angehörige  dieser  Stadt  zurück,  welche  sich,  der  Conscription  zu 

9* 


ä 


140       I^ie  Bevölkerungs-Verhältniase  der  Stadt  Mainz. 

entgehen,  1813  von  hier  entfernt  hatten.  Diese,  manche  Familien  von  der 
rechten  Rheinseite,  welche  sich  hier  niederliessen  und  sonstige  Verhältnisse 
brachten  die]  Bevölkerung  im  Jahre  1815  auf  23881  Seelen  (worunter  234 
in  Zahlbach)  und  diese  Steigerung  hielt  durch  die  Segnungen  des  Friedens 
und  viele  andere  damit  zusammenhängende  Verhältnisse  unausgesetzt  bis 
auf  die  neueste  Zeit  an. 

Die  Einwohnerschaft  der  Stadt  belief  sich  nämlich  im  September 
1816  bald  nachdem  wir  hessisch  geworden,  auf  25251  und  von  den  Be- 
Tölkerungsaufnahmen ,  welche  nun  von  3  zu  3  Jahren  stattfanden,  wies  die 
von  1819  25390,  die  von  1822  26800,  die  von  1825  28409,  die  von  1828  28439*), 
die  von  1831  30234,  die  von  1834  31535,  die  von  1837  31702,  die  von  1840 
32142,  die  von  1843  33826,  die  von  1846  36656,  die  von  1849  35140  und 
endlich  die  von  1852  36741  Einwohner  nach.  Wenn  auch  die  Zählung  von 
1849  ein  geringeres  Resultat  ergeben  hat,  als  die  vorhergehende,  was  in  den 
Jahren  1848  und  1849  seine  zureichende  Erklärung  finoet,  so  hat  die  Be- 
völkerung von  Mainz  seit  den  kurfürstlichen  Zeiten  im  Jahre  1780  bis  jetzt 
doch  um  4259  Seelen,  d.  i.  um  13  pGt.  zugenommen,  sich  im  Vergleich  mit 
dem  höchsten  Bevölkerungstande  unter  französischer  Herrschaft  um  11141 
Seelen,  also  um  44  pGt.  und,  seit  wir  wieder  deutsch  geworden,  um  13539 
Seelen  oder  um  mehr  als  58  pGt.  vermehrt. 


Zweiter 

Aenderung  der  Bevölkerung  durch  Geburten,  Todesfälle  etc. 

In  den  früheren  Jahrhunderten,  bis  zur  Mitte  des  Jahres  1798,  wurden 
die  Geborenen,  Getrauten  und  Gestorbenen  in  besondere,  in  lateinischer 
Sprache  geführte  Bücher  eingetragen,  welche  in  den  Kirchen  und  Klöstern 
unserer  Stadt  geführt  wurden.  Diese  Register,  welche  auf  der  hiesigen 
Bürgermeisterei  aufbewahrt  werden,  erstrecken  sich  bis  auf  die  nachstehend 
angegebenen  Jahre  zurück:  die  vom  Kapuziner -Kloster  bis  1793,  von  der 
St.  Rochus -Kirche  bis  172i,  von  der  Heiligkreuz -Kirche  bis  1708,  vom 
Jacobsberger  Kloster  bis  1700,  von  der  Stephanskirche  bis  1695,  von 
der  Johanniskirche  bis  1689,  von  der  St.  Ignazkirche  bis  1641,  vom 
Agnesen- Kloster  bis  1633,  vom  Allerheiligenberger-^  Kloster  bis  1632, 
vom  Weissenfrauen- Kloster  bis  1630,  von  der  St.  Ghristophskirche  bis 
1628,  von  der  Liebfrauenkirche  bis  1626,  von  der  Emmeranskirche  bis  1617, 
von  der  Peters-,  früher  Odenmünsterkirche,  bis  1610,  von  der  Quintins- 
kirche  bis  1601,  von  dem  Dom  bis  1582  und  endlich  vom  Augustiner- 
Kloster  bis  1320.  Die  im  Todtenbuche  dieses  Klosters  enthaltenen  Einträge 
aus  jener  Zeit  scheinen  jedoch  auf  den  Grund  vorhandener  Notizen  erst 
um  das  Jahr  1735  nachgetragen  worden  zu  sein.  Ueberhaupt  enthalten  die 
Kirchen-  und  Klosterregister  vielfache  Lücken  und  sind  nicht  genau  geführt 
worden,  selbst  noch  während  der  2  ersten  Decennien  des  18.  Jahrhunderts 
sind  sie  man(;elhaft.  -^Vom  11.  ThermidorVl  der  Republik  (29.  Juli  1798) 
an  wurden  die  Givilstandsregister  von  der  Municipalverwaltung  geführt  und 
zwar  bis  zu  Ende  des  Jahres  1814  in  französischer,  seitdem  aber  in  deutscher 
Sprache.  —  Wir  theilen  nun  zunächst  eine  nach  den  Kirchenbüchern  auf-« 

gestellte  Uebersicht  der  in  den  einzelnen  Jahren  des  18.  Jahrhunderts  Ge- 
orenen  mit  —  von  früheren  Zeiten  müssen  wir  abstrahiren,  theils  aus  den 
angegebenen  Gründen,  theils  weil  viele  Register  jener  Zeit  verloren  gegangen 
sind.  —  Aehnliche  Uebersichten  der  getrauten  Paare  so  wie  der  Gestorbenen 


*)  Die  Hnngeijalire  1817  and  1897  mSgen  Schuld  sein,  dass  die  Jabre  1819  nnd  1828  keine 
ftUere  BevOULerong  nacbgewieien«  als  angegeben. 


Die  Bevölkerangs-Verhältnisse  der  Stadt  Mainz.       141 

werden  wir  später  folgen  lassen.  Wir  müssen  jedoch  hierbei  bemerken, 
dass  die  nicht  getauften  Kinder  ebenso  wenig  in  den  Kirchenbüchern  ein- 
getragen sind  wie  die  Todtgeborenen ,  die  Juden  und  die  in  dem  Militair- 
spitale  oder  in  den  Klöstern  Gestorbenen. 

I.    Geburten. 

Es  wurden  geboren: 

1700  482,  1721  629,  1742  778,  1762  720, 

1701  633,  1722  738,  1743  790,  1763  706, 

1702  612,  1723  767,  1744  832,  1764  848, 

1703  593,  1724  789,  1745  835,  1765  829, 

1704  724,  1725  707,  1746  784,  1766  804«), 

1705  606,  1726  786,  1747  842,  1767  844, 

1706  601,  1727  781  1748  857,  1768  7ö0, 

1707  661,  1728  695,  '1749  787,  1769  830, 

1708  749,  1729  832,  1750  751,  1770  796 

1709  693,  1730  679,  1751  816,  1771  733, 

1710  655,  1731  728,  1752  804,  1772  718, 

1711  712,  1732  729,  1753  820,  1773  746, 

1712  682,  1733  732,  1754  844,  1774  743, 

1713  644,  1734  864,  1755  856,  1775  810, 

1714  705,  1735  827,  1756  845,  1776  733, 

1715  767,  1736  898,  1757  809,  1777  809, 

1716  770,  1737  840,  1758  759,  1778  742, 

1717  788,  1738  816,  1759  730.  1779  762, 

1718  765,  1739  874,  1760  745,  1780  801, 

1719  764,  1740  785,  1761  734,  1781  824, 

1720  719,  1741  737, 

daninter 
eheliche  uneheliche 

1782  723,  695  28 

1783  800,  775  25 

1784  778,  732  46 

1785  787**),  725  62 

1786  804***),  729  75 

1787  827,  745  82 

1788  790,  707  83 

1789  831,  735  96 

1790  808,  717  91 

1791  837,  740  97 

1792  908****),  812  96 

1793  674,  610  64 

1794  710,  656  54 

1795  868,  780  88 

1796  845  753  92 

1797  808,  732  76 

1798  787, 

1799  863, 

An  diese  sammarischen  Angaben  über  die  im  vorigen  Jahrhundert  Ge- 
borenen reihen  wir  einen  detaiflirten  Nachweis  der  seit  der  französischen 
Herrschaft  über  Mainz  bis  jetzt  jährlich  Geborenen: 


*)  Nach  Bchonk,  gesttttst  auf  dM  Mainzer  Intelligencblatt,  nur  799. 
*•)  Kach  Schnnk  793.         •«•)  ^ach  Behnnk  SSO. 
••**)Naeh  dem  BlAliuwr  Woohenhlatt  Tom  9.  Fehrowr  1798,  ohne  Bertt^iehtipiiig  der 
Jaden,  918. 


142      Di«  BeiriSIkerungs-VerhältpUse  4er  gtodt  Mtint- 
Cebersicht  der  Geborenftn. 


o  Tkdl  idtbt  In  dI*BBstit«i 


Die  Bevölkerangg-YerhäUnisse  der  Staidt  Mains.       148 

Die  TorbergehendeB  beiden  TabeUen  geben  su  nacbsiebenden  Bemer- 
Ifiifigftii  ^nlass ' 

L  Die  Jahre  1704,  1708,  1717.  1724,  1729,  1734,  1736,  1792,  IX,  X,  XUL 
1807,  1812,  1815,  1835,  1837  und  1846  zeichnen  sieh  durch  auffallend 
zahlreiche,  die  Jahre  1700,  1703,  1721,  1730,  1763,  1772,  1782,  1793,1794, 
1814,  1818  und  1827  durch  auffallend  wenige  Geburten  aus* 

2.  Die  Anzahl  der  jährlich  Lebendiggeborenen  hat  unter  der 
kurfürstlichen  Regierung  im  Verlauf  des  vorigen  Jahrhunderts  um  79  nCt 
zugenommen,  yon  1780—1797  aber  sich  noch  nicht  um  1  pGt.  yermenrt, 
während  die  Population  in  dieser  Zeit,  wie  früher  bemerkt,  um  mehr  als 
35  pCt.  abgenommen  hat.  Unter  der  französischen  Herrschaft  über  Mainz 
haben  sich  die  jährlichen  lebendigen  Geburten  um  29  pGt  vermehrt,  die 
Bevölkerung  aber,  wie  oben  gesagt,  um  22.  Unter  deutscher  Regierung 
betrag  die  Zunahme  der  Geburt^i  bis  1852  49  pGt,  die  der  Population  aber 
,wie  früher  erwähnt,  mehr  als  58. 

3.  Unter  kurfürstlicher  Regierung  im  Jahre  1797  kam  ein  Lebendi((* 

febo rener  auf  26  Lebeode,   zu  Ende   der  französischen  Herrschaft  im 
ahr  1813  einer  auf  23  und  unter  hessischer  Regierung  1852  einer  auf 
28  Lebende. 

4.  Die  Vermehrung  der  jährlichen  ehelichen  Geburten  be- 
trug von  1782—1797  über  5,  die  der  unehelichen  dagegen  171  pGt  Für 
die  Zeit  der  französischen  Herrschaft  betrug  sie  bezüglich  der  ehelichen 
Geburten  10  und  bezüglich  der  unehelichen  96  pGt.  Unter  deutscher  Re« 
gierung  machte  die  Vermehrung  der  ehelichen  Geburten  bis  1852  30  und 
die  der  unehelichen  115  pGt.  aus. 

5.  1797  kam  ein  enelich  Geborener  auf  etwa  29  und  ein  un- 
ehelich Geborener  auf  beiläufig  276  Lebende;  1813  ein  ehelich  Ge- 
borener ebenfalls  auf  29  und  ein  unehelich  Geborener  auf  105  Lebende; 
1852  eine  eheliche  Geburt  auf  42  und  eine  uneheliche  auf  83  Lebende. 

6.  £ine  uneheliche  Geburt  kam  1797  auf  10,63  Geburten  überhaupt 
—  in  den  Jahren  1775—1785  war  das  Verhältniss  nur  l:  25  gewesen  --  18 13 
kam  eine  uneheliche  Geburt  auf  4,61  und  1852  auf  3  Geburten  überhaupt 

Forschen  wir  nach  den  Gründen,  weshalb  überhaupt  und  insbesondere 
in  gewissen  Zeiträumen  so  aufSallend  viele  uneheliche  Geburten  vorgekommen 
sind,  so  werden  wir  vor  Allem  auf  die  Entbindungs-Anstalt  hingewiesen, 
welche  von  1786—1792  —  Jahre,  in  welchen  gegen  früher  und  später  be- 
sonders viele  Uneheliche  zur  Welt  gekommen  —  und  von  1808  bis  jetzt  in 
Mainz  bestand.  Wie  bedeutend  das  Gontingent  ist,  welches  diese  Anstalt 
(die  vorzugsweise  von  Auswärtigen  benutzt  wird)  zu  den  hie- 
sigen uneheliehen  Geburten  liefert,  ergiebt  sich  aus  nachstehenden,  der 
neueren  Zeit  entnommenen  Zahlen. 

Es  wurden  daselbst  geboren: 

1839  187  Uneheliche,  von  deren  Müttern  nur  39  aus  Mainz  waren 

1840  184 


1841  190 

1842  206 

1843  205 

1844  200 

1845  239 

1846  263 

1847  196 

1848  223 

1849  266 
18^  275 

1851  33ä 

1852  272 


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17 

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9»  f>  9»  1^  M  9»  »9 


144       Die  Bevölkefungs-Verhältnisse  der  Stadt  Mainz. 

Nach  den  Ergebnissen  der  letzten  14  Jahre  war  sonach  die  Zahl  der  in 
der  hiesigen  Entbindungsanstalt  vorgekommenen  unehelichen  Geburten  sehr 
erheblich,  machte  etwa  *Ä  aller  überhaupt  in  Mainz  stattgehabten  unehe- 
lichen Geburten  aus  und  nur  ein  sehr  kleiner  Theil  der  m  dieser  Anstalt 
niedergekommenen  Mütter  war  aus  Mainz. 

Ein  weiterer  Grund  der  in  unserer  Stadt  yorkommenden  zahlreichen 
unehelichen  Geburten  lieji^t  in  dem  vielen  Militair,  welches  seit  den  Zeiten 
der  französischen  Revolution  bis  jetzt  fortwährend  durch  Mainz  zog-  oder 
dessen  Besatzung  bildete.  Besonders  zahlreich  war  dies  Militair  unter 
französischer  Herrschaft,  wo  während  der  Kriege  mit  dem  deutschen  Reiche 
(Oesterreich ,  Preussen  und  Russland)  Mainz  ein  Hauptwaffen-  u.  Sammel- 
platz von  Truppen  war.  So  kamen  im  October  1792  unter  Gustine  an  11000, 
nach  Anderen  16-^17000  Soldaten  in  die  Stadt,  welche  Zahl  sich  bis  zur 
bald  darauf  folgenden  Belaserung  auf  22000  steigerte,  und  ebenso  zo{;en 
nach  der  Schlacht  bei  Leipziff  im  Nov.  1813  an  100000  Mann  durch  Mainz, 
dessen  Besatzung  sich  auf  30000  Mann  belief.  Ist  doch  selbst  für  die  Zeiten 
des  Friedens  eine  Besatzung  von  mindestens  6000  Mann  für  unsere  Stadt 
bestimmt 

An  diese  Gründe  reiht  sich  der  weitere,  dass  in  Folge  besonderer  Ver- 
hältnisse das  weibliche  Geschlecht,  namentlich  Dienstmägde,  Arbeiterinnen, 
Taglöhnerinnen  etc.  in  Mainz  besonders  zahlreich  sind  und  sich  hier  bald 
für  längere  Zeit,  bald  nur  vorübergehend  aufhalten,  wie  dies  weiter  unten 
näher  angegeben  werden  wird. 

Zu  diesen  Gründen  kommt  ferner,  dass  die  bestehende  Gesetzgebung 
alle  und  jede  Nachforschung  nach  der  Vaterschaft  eines  unehelichen  Kindes 
verbietet,  was  —  von  den  Vorzügen  dieser  legislativen  Massregel  abgesehen 
—  Manchen  um  so  mehr  bestimmen  wird,  die  Schwäche  des  anderen  Ge- 
schlecht^ zu  benutzen. 

Dazu  kommen  ferner  endlich  die  Erleichterungen,  welche  ausserehelich 
Schwangere  bei  ihrer  Aufnahme  in  die  Entbindungsanstalt  und  in  den  viel- 
fachen Unterstützungen  mildthätiger  Menschen  finden,  anderer  Gründe  nicht 
zu  gedenken. 

7.  Wie  überall,  so  waren  auch  in  Mainz  die  männlichen  Geburten 
zahlreicher,  als  die  weiblichen.  Sie  verhielten  sich  unter  kurfürst- 
licher Reffierung  1785,  wo  429  Knaben  und  364  Mädchen  geboren  wurden, 
wie  118:100,  kurz  nach  dem  Ende  jener  Regierung  wie  114:100,  zu  Ende 
der  französischen  Herrschaft  wie  108  und  1852  wie  110:100.  Das  lieber- 
ffewicht  der  männlichen  Geburten  über  die  weiblichen  hat  sich  daher  im 
Laufe  der  Zeit  gemindert. 

8.  Eine  Zwillings-Geburt  kam  kurz  nach  dem  Aufliören  der  kur- 
fürstlichen Herrschaft  bei  79  Geburten  vor,  1813  bei  80  und  1652  bei  83 
Geburten.  Im  Verlauf  der  letzten  50  Jahre  sind  daher  Zwillings -Geburten 
verhältnissm'ässig  seltener  geworden. 

9.  Zur  erst  angegebenen  Zeit  war  das  Verhältniss  der  Todt-  zu 
den  Lebendiggeborenen  wie  1:  62,  im  Jahre  1813  hatte  sich  dasselbe 
in  1: 11,32  geändert  und  1852  ergab  sich  ein  Verhältniss  wie  1: 13,43. 

10.  Todtgeburten  waren  bei  Unehelichen  häufiger  als  bei 
Ehelichen,  Seit  1821  bis  jetzt  betrugen  nämlich  die  todten  unehelichen 
Geburten  über  9pGt.  der  lefiendigen  unehelichen  Geburten,  während  die 
todten  ehelichen  Geburten  6  pGt.  der  lebendigen  ehelichen  ausmachten. 

Als  Schluss  unserer  Besprechung  der  Geburten  fügen  wir  noch  Einiges 
über  die  ausgesetzten  Kinder  bei. 

^  In  der  letzten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  war  derien  Anzahl  'äusserst 
unbedeutend,  in  den  meisten  Janren  kamen  gar  keine  solche  Aussetzungen 
vor.    Seit  Ende  jenes  Jahrhunderts  bis  jetzt  wurden  an  Kindern  ausgesetzt 


VII  (179%) 

2 

1816 

3 

VIII  (»'••/soo) 

1817 

1 

IX  (1800/0  j) 

5 

1818 

— 

X  (180  li) 

1 

1819 

— 

XI  {mH} 

XII  (180  8y 

XIII  (180*1) 

2 

1820 

1 

2 

1821 

,1 

3 

1822 

'i 

in  100  Tagen  von 

1823 

— 

XIV  (1805) 

2 

1824 

2 

1806 

4 

1825 

2 

1807 

4 

1826 

3 

1808 

1 

1827 

1809 

3 

1828 

3 

1810 

1 

1829 

_ 

1811 

13 

1830 

_ 

1812 

156 

1831 

^^ 

1813 

178 

1832 

1 

1814 

128 

1833 

1 

1815 

41 

Die  Beyölkerungs-Verhältnisse  der  Stadt  Mainz.       145 

im  Jahr  Im  Jahr  Im  Jahr 

1834  1 

1835  1 

1836  1 

1837  — 

1838  I 

1839  - 

1840  — 

1841  — 

1842  — 

1843  - 

1844  — 

1845  - 

1846  1 

1847  — 

1848  — 

1849  1 

1850  — 

1851  .2 

1852  2. 

Auffallend  viele  Rinder  wurden  in  den  Jahren  1811—1815  ausgesetzt. 
£s  war  das  die  Zeit,  in  welcher  in  der  hiesigen  Entbindungsanstalt  ein 
Triller  bestand  zur  Aufnahme  von  Kindern,  deren  sich  ihre  Mütter  ent- 
ledigen wollten.  In  Folge  des  kaiserlichen  Decrets  v.  19.  Jan.  1811  wurde 
diese  Findelanstalt  am  7.  Novbr.  darauf  eröffnet  und  bestand  bis  zum  März 
des  Jahres  1815.  Französische  Frivolität  hatte  aus  ihrer  Heimath  diese  An- 
stalt auf  unsern  Boden  verpflanzt;  aber  bald,  nachdem  die  Herrschaft  der 
Franzosen  über  Mainz  gebrochen,  nahm  auch  diese  ihre  Schöpfung  bei 
uns  ein  Ende.  Eine  solche  Findelanstalt  hatte  nur  dazu  gedient,  sitten- 
losen Personen  eine  bequeme  Gelegenheit  zu  verschaffen,  ihre  Schande 
zu  Terheimlichen,  der  lästisen  und  kostspieligen  Früchte  ihres  schlechten 
Lebenswandels  sofort  mit  leichter  Mühe  los  zu  werden,  dabei  aber  das 
natürlichste  Gefühl,  das  der  Mutterliebe,  welches  selbst  das  Thier  nicht 
verläugnet,  zu  ersticken,  die  Bande  der  Natur  zu  zerreissen  und  auf  die 
Moralität  überhaupt  im  höchsten  Grade  nachtheilig  einzuwirken. 

IL    Shen. 

An  die  Besprechung  der  Geburten  knüpft  sich  die  der  Ehen.  Wir  theilen 
daher  zunächst  ein  Verzeichniss  derselben  mit ,  wie  solche  in  den  einzelnen 
Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  vorgekommen  sind. 

Es  wurden  Ehen  geschlossen: 

1700  137  1709  148  1718  160  1727  166 

1701  151  1710  160  1719  151  1728  246 

1702  111  1711  153  1720  163  1729  211 

1703  168  1712  149  1721  180  1730  213 

1704  152  1713  156  1722  178  1731  223 

1705  137  1714  193  1723  165  1732  179 

1706  153  1715  205  1724  196  1733  211 

1707  158  1716  205  1725  173  1734  216 

1708  Bl  1717  181  1726  162  1735  240 


146        Pie  Beyölkerungs-Verhältnisse  der  Stadt  Maine.    • 

1736  829  1752  239  1768  187  1784  201 

1737  187  1753  241  1769  193  1785  193**) 

1738  195  1754  198  1770  184  1786  297*^*) 

1739  158  1755  188  1771  159  1787  213 

1740  179  1756  205  1772  174  1788  2a3 

1741  169  1757  174  1773  158  1789  202 

1742  200  1758  172  1774  196  1790  221 

1743  226  1759  190  1775  166  1791  205 

1744  213  1760  229  1776  182  1792  261****) 

1745  208  1761  225  1777  180  1793  195 

1746  280  1762  251  1778  174  1794  315 

1747  226  1763  240  1779  191  1795  191 

1748  196  1764  249  1780  194  1796  275 

1749  180  1765  167  1781  239  1797  247 

1750  229  1766  201*)  1782  238  1798  264 

1751  212  1767  161  1783  237  1799  266. 

Auf  diese  älteren  Notizen  lassen  wir  nun  umständlichere  Angaben  be- 
züglich der  seit  der  französischen  Herrschaft  über  uns  zu  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts  bis  jetzt  jährlich  abgeschlossenen  Ehen  folgen. 

(Siehe  die  Tabelle  Seite  147). 

Eben  genannte  Zahlen  geben  zu  nachstehenden  Bemerkungen  Anlass: 

1.  Besonders  zahlreiche  Ehen  kamen  in  den  Jahren  1703,  1714,  1716, 
1728,  1746,  1794  u.  1814,  auffallend  weniger,  in  den  Jahren  1702,  1765,  1767, 
1771,  1773,  1775,  XI,  XFII,  1817-1820,  1822—1825,  vor. 

2.  Die  Ehen  haben  sich  in  der  kurfürstlichen  Epoche  während  des 
vorigen  Jahrhunderts  um  94  und  von  1780—1797  um  27  pCt.  vermehrt, 
während  sich  die  Bevölkerung,  wie  bemerkt,  in  dieser  letzten  Zeit  um  mehr 
als  35  pCt.  vermindert  hat.  Dagegen  haben  in  der  französischen  Zeit  die 
Ehen  vielfach  abgenommen,  und  während  sie  nur  im  Jahre  IX  -u.  1810  be- 
trächtlicher waren,  als  beim  Beginn  der  französischen  Herrschaft,  während 
sie  sich  von  da  an  bis  zu  deren  Ende  um  43  pCt.  vermindert  haben,  hat 
die  Population,  wie  schon  früher  erwähnt  um  22pCt.  zugenommen.  Ebenso 
betrug  die  Verminderung  der  Ehen  unter  deutscher  Herrschaft  bis  jetzt 
31  pCt.,  die  Bevölkerung  dagegen  vermehrte  sich,  wie  schon  gesagt,  um 
mehr  als  58  pCt.  Die  Yermindferung  der  Ehen  in  dieser  Zeit  hat  ihren  Grund 
hauptsächlicn  darin,  dass  bald  nach  der  Rückkehr  der  Deutschen,  im  Jahre 
1814  und  1815,  ungewöhnlich  viele  Ehen  geschlossen  wurden,  mehr  als  wie 
in  ireend  einem  Jahre  später. 

3.  In  der  kurfürstlichen  Zeit  1797  kam  eine  Ehe  auf  85  Lebende,  gegen 
das  Ende,  der  Fremdherrschaft  1813  nur  auf  138  und  1849  gar  nur  auf 
165  Lebende. 

4.  Anders  als  mit  den  hier  gemeinten,  in  den  einzelnen  Jahren  ge- 
schlossenen Ehen,  verhielt  es  sich  mit  den  zu  einer  gewissen  Zeit  bestehen- 
den Ehen.  Deren  gab  es  1802  3661,  1809  3846,  im  Durchschnitt  der  Jahre 
1809-1813  3850,  1815  3608,  1816  3835,  1833  4075  und  1837  4183.     Unter 


*)  Nach  Schank,  gestüct  auf  das  Mainzer  IntelUgenzblatt;  81S. 
**)  Nach  Sohimk  196. 
**♦)  Nach  Öchnnk  200. 

****)  Nach  dem  Mainzer  Wochenblatt  vom   2.  Februar  170S  ohne    Berfleksiehtigong  der 
Juden  367. 


pie  Pe«011i.e[ungs-Verhältiiigse  der  SUdt  Hains.       l47 

den  Frestiuen  1802  kam  daher  eine  bestehende  Ehe  aof  6  Einwohner,  nach 
der  KUcUiehr  der  DeuUchen  im  Jahre  1815  eine  solche  aufA.BI  und  1837 
eine  auf  7,57  Einwohner. 

TTebersicht  der  geschlosaenen  Bhen. 


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1H;!e 

178 

117 

16 

3S 

vm  ■'••/.  ,0«: 

257 

1827 

204 

153 

12 

36 

ixos'Vo. 

275 

199 

25 

47 

4 

1828 

224 

166 

2J 

30 

X  (l8«Vo. 

199 

148 

23 

28 

2 

1829 

1S8 

147 

11 

26 

XI  imM) 

158 

116 

10 

29 

3 

1630 

211 

159 

20 

28 

XU  [180'^) 

171 

118 

13 

36 

4 

1831 

250 

167 

18 

38 

.  XlII  (180'^) 

153 

106 

17 

28 

2 

1832 

208 

158 

5 

39 

lalDOTtgenToD 

XIV  Cieoö) 

35 

29 

3 

3 

1833 

237 

172 

12 

47 

1806 

106 

166 

7 

20 

3 

1834 

254 

200 

13 

37 

1807 

IM 

144 

19 

29 

4 

1835 

253 

186 

15 

46 

1608 

235 

167 

2» 

33 

7 

1836 

233 

176 

13 

40 

1809 

247 

174 

29 

39 

5 

1837 

232 

181 

10 

36 

1810 

293 

230 

29 

28 

6 

1838 

234 

IfiO 

13 

54 

1611 

229 

168 

23 

33 

5 

1839 

214 

165 

11 

34 

1812 

217 

158 

24 

27 

6 

1840 

243 

178 

14 

44 

1813  ' 

185 

146 

16 

21 

2 

1641 

224 

165 

10 

36 

1S14 

323 

151 

39 

112 

21 

1842 

284 

208 

17 

54 

1815 

289 

leo 

55 

61 

13 

1843 

275 

213 

17 

44 

.  1816 

210 

120 

34 

42 

14 

1344 

271 

204 

15 

46 

1817 

130 

91 

14 

19 

6 

1845 

278 

216 

13 

45 

1818 

155 

112 

11 

23 

9 

1846 

272 

215 

12 

40 

1819 

136 

88 

13 

34 

1 

1847 

230 

163 

17 

47 

1820 

159 

101 

15 

34 

6 

1841 

201 

153 

11 

34 

1621 

166 

96 

20 

42 

8 

1649 

214 

163 

12 

36 

1822 

144 

98 

9 

29 

8 

1650 

269 

202 

16 

40 

.   1823 

14» 

110 

4 

32 

3 

1651 

275 

218 

14 

35 

1824 

131 

94 

5 

28 

4 

1852 

223 

175 

11 

29 

1825 

154 

115 

8 

27 

4 

5.  Eine  Vergleichung  der  bestehenden  Ehen  mit  den  io  den  betreffen- 
den Jahren  geborenen  Kindern  weist  nach,  dass  1802  auf  nicht  ganz  4  Ehen 
ein  ebebcbes  Kind  kam.  1815  halte  sich  dieses  Verhältniss  dabin  geändert, 
dass  ein  solches  schon  auf  3,8  bestehende  Ehen,  während  es  1837  erst  auf 
4,7  Ehen  kam. 

6.  Da  die  .\nzahl  der  in  jedem  Jahre  sich  verheirathenden  Männer 
und  Frauenzimmer  gleich,  das  weibliche  Geschlecht  aber,  wie  im  3teo  Ab- 
schnitte gezeigt  werden  wird,  in  unserer  Stadt  zahlreicher  ist,  als  das 
männliche,  so  verheirathen  sich  verhältnissmässig  weniger  Frauenzimmer 


148       Dl®  Bevölkerungs-Verhältnisse  der  Stadt  Mainz. 

als  Männer.  Tergleicfat  man  mit  den  früheren  Ansahen  die  später  mitzn- 
theilenden  Zahlen  über  die  Vertheilung  der  Bevölkerung  nach  dem  Ge- 
schlecht, so  kam  zu  französischen  Zeiten  im  Jahre  X  (180^)  ein  sich  ver- 
ehelichendes Frauenzimmer  auf  61  überhaupt,  während  sich  beim  männ- 
lichen Geschlechte  einer  Ton  51  verheirathete.  Im  Jahre  1815  kam  eine 
Ehe  auf  45  Frauenzimmer  und  auf  38  Männer.  1852  verheiratheten  ^sich 
eines  auf  85  Personen  weiblichen  und  80  Personen  männlichen  Geschlechts. 
—  Was  zu  der  Thatsache,  dass  sich  bei  uns  verhältnissmässig  weniger 
Frauenzimmer  als  Männer  verheirathen,  besonders  beiträgt,  ist  der  Umstand, 
dass  auffallend  viele  hiesige  Männer  sich  mit  Frauenzimmern  von  auswärts 
verehelichen.  Unter  den  Männern,  welche  sich  in  den  letzten  8  Jahren 
hier  verheiratheten,  waren  Mainzer 

1845       1846       1847       1848       1849        1850       1851        1852 
224,        215,       197,       174,       174,        ^212,       222,        197, 

wovon  sich  mit  Auswärtigen  verehlichten  : 

1845        1846       1847       1848       1849       1850        1851       1852 
98,         104,         96,  70,         66,  96,         97,  86. 

Da  hiernach  von  1615  Mainzern,  weichein  diesem  Zeiträume  heiratheten, 
713  sich  mit  Auswärtigen  verehlichten,  so  macht  das  44pGt.  aus  oder  nahe 
die  Hälfte.  Aus  diesem  Umstände  erklärt  sich  die  Mannigfaltigkeit  nnd 
Verschiedenheit  der  physischen  Gestaltung,  namentlich  der  Gesichtsbildung, 
der  geistigen  Anlagen  und  Richtung  sowie  des  Charakters  der  Mainzer. 

7.  Von  den  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  im  Jahre  IX  (180^) 
Verehelichten  bestanden  72,36  pGt.  aller  Paare  aus  ledigen  Personen, 
9,09  pCt.  aus  ledigen  Männern  und  Wittwen,  17,09  pGt.  aus  Wittwen  und 
ledigen  Frauenzimmern  und  1,45  pGt  aus  verwittweten  Personen.  Kurz 
vor  dem  £nde  der  französischen  Herrschaft  1813  ergaben  sich  beziehungs- 
weise 76.92,  8,64,  11,35,  und  1,08  pGt. 

Das  Jahr  1852  wies  78,48,  beziehungsweise  4,93,  13  und  3,59  pGt.  nach, 

8.  Die  wieder  heirathenden  Wiltwer  machten  im  Jahre  IX  (180«^)  76, 
im  Jahre  1813  nur  28,  im  Jahre  1850  aber  95pGt.  mehr  aus,  als  die  sich 
wieder  verehelichenden  Wittwen. 

9.  Ueber  das  Alter  der  Heirathenden  giebt  nachstehende  Tabelle 
Aufschluss : 

(Siehe  TabeUe  S.  149.) 

Diese  Tabelle  zeict  augenfällig,  wie  viele  Mädchen  früher  heirathen 
als  Jünglinge.  Denn  bei  956  Ehepaaren  befanden  sich  111  junge  Frauen, 
welche  das  20.  Lebensjahr  nicht  überschritten  hatten,  gegen  12  junge  Männer 
von  gleichem  Alter.  In  dem  Alter  von  20  bis  25„ Jahren  verhielten  sich  die 
heirathenden  ledigen  Männer  zu  den  sich  verehelichenden  ledigen  Frauen- 
zimmern wie  209  zu  293.  Vom  25.  bis  zum  35.  Jahre  dagegen  überwiegen 
die  ledigen  Männer.  Im  Alter  von  35—40  stehen  sich  die  Ledigen  beider 
Geschlechter  gleich;  dagegen  vom  40.  Jahre  an  überwiegen  die  ledigen 
Frauenzimmer.  Nach  55  Janren  heirathen  Wittwen  nur  sehr  ausnahmsweise, 
Wittwer  dagegen  bis  zum  80.  Lebensjahre. 


Die  Bevölkerangs-Verhältnisse  der  Stadt. Mains.       149 

Veberdcht  der  in  den  Jahren  IX  (l8oO/i)_xiXI  (190  Va) 

Cretrauten  nach  ihrem  Alter. 


Männer 

Frauenzimmer 

im  Alter 

ledige  mit 

ledigen 

Franenc  immem 

ledige  mit 
Wittwen 

Wittwer  mit 

ledigen 

Franeualmmem 

Wittwer 

mit 
Wlttwen 

! 

ledige  mit 

ledigen 

Männern 

ledige  mit 
Wlttwern 

Wittwen  mit 

ledigen 

Männern 

Wlttwen 

mit 
Wlttwern 

überhaupt 

Von  15 

, 

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3 

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3 

„     16 

1 

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1 

3 

— 

3 

„     17 

1 

— 

_ 

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1 

16 

— 

— 

16 

»     18 

— 

— 

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19 

— 

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19 

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2 

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2 

29 

3 

— 

32 

„     20 

7 

1 

__ 

^.^ 

8 

34 

4 

— 

38 

über  20-25 

191 

18 

2 

211 

268 

25 

3 

1 

297 

„     25-30 

264 

22 

12 

1 

299 

176 

29 

10 

— 

215 

„     30-35 

136 

21 

21 

1 

179 

91 

34 

24 

4 

153 

„     3ö~-40 

53 

12 

24 

4 

93 

34 

31 

26 

i\ 

97 

„     40-45 

18 

8 

34 

1 

61 

10 

23 

15 

1 

49 

„     45-50 

10 

5 

26 

3 

44 

2 

16 

4 

2 

24 

„     50-55 

2 

_ 

27 

2 

31 

2 

4 

l 

7 

„     55-60 

_ 

~- 

10 

1 

11 

1 

— 

— 

1 

.,     60-65 

— 

^_ 

5 

2 

7 

— 

1 

— 

1 

„     65-70 

_ 

— _ 

6 

6 

— 

1 

-_ 

1 

„     70-75 

— 

— 

1 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

„     75-80 

— 

•— 

1 

— 

1 

— 

— 

— 

— — 

"— 

zusammen 


I  685   I    87   I   169   I    15   I   956   I  685  I  169  I    87   I    15  I  956. 

Als  Schluss  unserer  Besprechung  der  Eben  lassen  wir  nun  noch  einen 
Nachweis  der  im  Laufe  der  Zeit  vorgekommenen  Ehescheidungen  folgen. 
Dergleichen  hatten  statt  in  den  Jahren 


VI  (179^^) 
VII  (179  H) 

1 

1815 

ia34 

2 

2 

1816 

1 

1835 

1 

VIII  (t»;V,oo) 

2 

1817 

1 

1836 

f) 

1818 

— 

1837 

-^ 

X  (180  i^) 

6 

1819 

5 

1838 

1 

XI  (180»i) 

5 

1820 

1 

1839 

3 

XII  (180»^) 

— 

1821 

1 

1^0 

1 

XIII  (180*^) 

1 

1822 

1 

1841 

2 

in  100  Tagen  von 

1823 

1842 

3 

XIV  (1805) 

— 

1824 

1 

1843 

3 

1806 

2 

1825 

1844 

1807 

— ~ 

1826 

2 

1845 

1 

1808 

1 

1827 

— 

1846 

2 

1809 

4 

1828 

2 

1847 

2 

1810 

1 

1829 

1848 

1 

1811 

l 

1830 

2 

1849 

3 

1812 

4 

1831 

1 

1850 

— . 

1813 

2 

1832 

1 

1851 

3 

1814 

— 

1833 

— 

1852 

1. 

150       Die  BevÜIkerungs-Verhältnisse  der  Stadt  Mainz. 

Bald  nachdem  das  linke  Rheinufer  an  Frankreich  abgetreten  worden, 
wurde  daselbst  im  Mai  1798  ein  Beeret  der  Nationalversammlung  vom 
20.  und  25.  September  1792  publicirt,  wonach  Ehegatten  fast  ohne  alle 
Förmlichkeiten  und  ohne  Verzug  die  kaum  abgeschlossene  Ehe  wieder  auf- 
lösen konnten  und  ebenso  jeder  Ehegatte  geschieden  wurde  auf  die  blosse 
AnRabe  hin,  dass  der  Charakter  des* anderen  Ehegatten  «ich  mit  dem  seinigen 
nicht  vertrage. 

Wie  in  Frankreich  so  mehrten  sich  dadurch  auch  bei  uns  die  Ehe- 
scheidungen, bis  endlich  die  abändernden  Bestimmungen  des  Gesetzes  vom 
30.  Ventöse  XI  (21.  März  1803),  dieselben,  welche  heute  noch  bei  uns  gelten, 
eine  Aenderung  herbeiführten,  die  sich  alsbald  darin  zeigte,  dass  während 
seither  5  oder  gar  6  Ehescheidungen  im  Jahre  vorgekommen,  schon  im  fol- 
genden Jahre  gar  keine  und  im  weiter  folgenden  Jahre  nur  eine  ausgesprochen 
vmrde  Seitdem  waren  der  Ehescheidungen  jährlich  immer  nur  sehr  wenige 
und  in  manchen  Jahren  kam  gar  keine  vor. 

III.    SterbefUIe. 


Es  starben: 

1700 

338 

1725 

585 

1750 

1117 

1775 

790 

1701 

350 

1726 

643 

1751 

747 

1776 

719 

1702r 

419 

1727 

711 

1752 

728 

1777 

838 

1703 

468 

1728 

1079 

1753 

910 

1778 

737 

1704 

564 

1729 

975 

1754 

706 

1779 

697 

1705 

474 

1730 

782 

1755 

631 

17S0 

808 

1706 

448 

1731 

864 

1756 

905 

1781 

805 

1707 

525 

1732 

837 

1757 

938 

1782 

1024 

1708 

474 

1733 

843 

1758 

958 

1763 

908 

1709 

540 

1734 

810 

1759 

•886 

1784 

827 

1710 

565 

1735 

905 

1760 

1146 

1785 

781  *•) 

1711 

457 

1736 

586 

1761 

1119 

1786 

933»**) 

1712 

647 

1737 

701 

1762 

1000 

1787 

782 

1713 

676 

1738 

924 

1763 

844 

1788 

997 

1714 

764 

1739 

631 

1764 

770 

1789 

807 

1715 

431 

1740 

837 

1765 

802 

1790 

757 

1716 

674 

1741 

908 

1766 

1187*) 

1791 

835 

1717 

487 

1742 

738 

1767 

787 

1792 

780**** 

1718 

550 

1743 

910 

1768 

817 

1793 

1794 

1719 

657 

1744 

636 

1769 

733 

1794 

1107 

1720 

702 

1745 

735 

1770 

898 

1795 

1279 

1721 

598 

1746 

817 

1771 

714 

1796 

893 

1722 

703 

1747 

845 

1772 

945 

1797 

873 

1723 

598 

1748 

928 

1773 

701 

1798 

745 

1724 

685 

1749 

820 

1774 

919 

1799 

940. 

) 


Auf  diese  Mittheilungen  über  die  Sterbefälle  im  vorigen  Jahrhundert 
lassen  wir  nun  umständlichere  Angaben  über  die  Todesfälle  folgen,  welche 
seit  der  französischen  Besitznahme  von  Mainz  bis  auf  die  neueste  Zeit  in 
jedem  Jahre  Statt  gefunden  haben. 


Nach  Schunk,  gestützt  auf  das  Mainzer  Intelligenzblatt,  1205. 
Nach  Schunk  814. 
Nach  Schunk  d43. 

Nach   dem  Mainzer  Wochenhlatt  vom   2.  Februar  1T9S  ohne  B#rttekalchtlgnng  der 
Juden  794. 


Die  Berfilkernngs-VerbSltnUse  der'SUdt  »Binz.       l51 
Vebenicbt  der  Gestorbenen. 


152       Bier  Bevölkerungs-Yerhäitnisse  der  Stadt  Mainz. 

An  die^e  Zahlenangaben  reihen  wir  nachstehende  Bemerkungen': 

1.  Durch  ungewöhnlich  starke  Sterblichkeit  zeichneten  sich  die  Jahre 
1703,  1704,  1710,  1712,  1714,  1728,  1729,  1750,  1760,  1761,  1766,  1793,  1806. 
1813,  1814,  1834, 1837,  1841,  1845  aus.  AyfTallend  wenige  Sterbefälle  kamen 
dagegen  in  den  Jahren  1701,1715,  1717,  1736,  1739,  1744,  1754,  1755,  1769. 
1771,  1773,  1776,  1778,  1779,  1798,  IX,  X,  XII,  XIII,  1811,  1815,  1818,  1823, 
182(),  1830,  1835,  1840  und  1848  vor. 

2.  Die  Sterbh'chkeit  im  Allgemeinen  nahm  unter  der  kurfürstlichen 
Regierung  im  vorigen  Jahrhundert  um  163  pCt.  zu  und  hat  sich  von  1780 
bis  1797  um  8  pGt.  vermehrt,  während  sich  die  ganze  Bevölkerung,  wie 
oben  bemerkt,  jüTleichzeitig  um  mehr  als  35  pCt.  vermindert  hat.  Unter  der 
nachfolgenden  Herrschaft  der  Franzosen  haben  die  Sterbefälle  um  152  pGt. 
zugenommen,  während  sich  gleichzeitig  die  Population,  wie  gesagt,  um 
22  pCt.  vermehrt  hat. 

Die  Zunahme  der  Sterbefälle  unter  deutscher  Herrschaft  betrug  bis  1852 
51  pGt.,  die  gleichzeitige  Zunahme  der  ganzen  Bevölkerung  aber,  wie  mehr 
erwähnt,  über  58pCt. 

3.  Zu  Ende  der  kurfürstlichen  Regierung  kam  ein  Todesfall  auf  24 
Lebende,  im  Jahre  1813  einer  auf  12  und  1852  einer  auf  36  Lebende. 

Es  ist  eine  auffallende  Erscheinung,  dass  unter  den  Juden  die  Sterb- 
lichkeit geringer  ist  als  unter  den  Christen.  Diese  Wahrnehmung,  welche 
vielfach  anderwärts  gemacht  worden  ist,  hat  sich  auch  hier  und  namentlich 
während  des  pestartigen  Nervenfiebers  in  den  Jahren  1813  und  1814  be- 
stätigt, indem  in  den  betreffenden  6  Monaten  nur  72  Juden,  also  ungefähr  der 
20ste  Theil  der  ganzen  jüdischen  Bevölkerung,  aber  von  den  Christen  damals 
der  lOte  Theil  gestorben  ist.  Der  Grund  der  auffallend  geringeren  Sterblich- 
keit der  Juden  dürfte  hauptsächlich  in  ihrer  Lebensweise  liegen.  Indem 
der  Jude  nach  den  Vorschriften  seiner  Religion  den  Sabbath,  des  Christen 
wegen  aber  auch  den  Sonntag  feiern  muss,  verliert  er  für  die  Arbeit  2  Tage 
in  der  Woche,  während  der  Christ  nur  einen.  Dadurch  werden  viele  Be- 
schäftigungen für  den  Juden  unmöglich  oder  unvortheilhaft  und  unpassend. 
Darum  hauptsächlich  entsagt  er  dem  Landbau  und  vielen  Hand-,  nament- 
lich Körperkraft  verlangenden  Arbeiten  und  wendet  sich  zu  gewissen  Ge- 
werben, did  vorzugsweise  geistige  Thätigkeit  erfordern,  sich  leichler  aus- 
setzen lassen  und  weniger  von  mancherlei  Verhältnissen  abhängig  sind. 
Die  durch  alles  dies  bedingte  Lebensweise  setzt  den  Juden  weniger  harten 
Arbeiten  und  Gefahren  aus,  als  den  christlichen  Landmann  und  viele 
Gewerbsleute.  Auch  die  Jüdinnen  können  sich,  von  harten  Arbeiten  be- 
freit, als  Schwangere  mehr  schonen,  die  Kinder  werden  nach  allem  Vor- 
hergehenden unter  günstigeren  Verhältnissen  geboren  und  können  besser 
gepflegt  werden.  Nimmt  man  hierzu  noch,  dass  der  Jude  im  Allgemeinen 
massiger  lebt  als  der  Christ  und  dass  er  sich  namentlich  im  Genüsse  geistiger 
Getränke  sehr  selten  übernimmt,  so  lässt  sich  die  geringere  Sterblichkeit 
der  Juden  gar  wohl  begreifen. 

4.  Im  Allgemeinen  sind  die  Todesfälle  unter  dem  männlichen  Geschlechte 
zahlreicher,  als  unter  dem  weiblichen.  Doch  hat  sich  diese  Regel  in  Mainz 
nicht  so  constant  bewährt,  wie  anderwärts,  und  die  letzte  Tabelle  weist 
viele  Jahre  nach,  in  welchen  die  Sterblichkeit  beim  weiblichen  Geschlechte 
stärker  war,  als  unter  dem  männlichen. 

5.  Bei  Kindern  unter  einem  Jahre  ist  die  vorhergehende  Regel  eben- 
falls anwendbar,  der  Knaben  starben  in  diesem  Alter  weit  mehr  als  der 
Mädchen.  Von  Kindern  unter  einem  Jahre  überhaupt  aber  stirbt  im  Durch- 
schnitt der  vierte  Theil.  Genauer  ist  dieses  wie  überhaupt  die  nach  dem 
Lebensalter  wechselnde  Sterblichkeit  des  Einzelnen  aus  nachstehender 
Tabelle  zu  ersehen: 


Die  BeTdlVervDgsTerfaältniisfl  der  Sladt  Itfainz.        1^ 

Tabelle  über  Sterblichkeit  und  mittlere  l.ebeiudaner  nach 

dem  betreffenden  Lebensalter,  aufgestellt  nach  den  Ergeb» 

niasen  der  10  normalen  Jahre  IX  (isoOji)— xm  (iso^lt) 

und  1S08~1S12. 


25790 
25214 
246S5 
24109 
23573 
23044 
22620 
22001 


16452 
17957 
17466 
16979 
16496 
16013 
156*5 
15077 
14614 
14156 
13703 
13255 

1287B 


Vii 

im« 

60,6 

60,2 

417 

11520 

69,7 

69,6 

410 

11103 

68,6 

61 

403 

10693  . 

67^ 

61,5 

396 

10290 

66,6 

62 

389 

9894 

66,6 

6S.4 

382 

9505 

64^ 

62,9 

375 

9123 

53^ 

63,3 

366 

8748 

62,6 

63,8 

361 

8380 

61,6 

64,? 

354 

8019 

60,6 

6^,6 

347 

7665 

49,6 

66 

340 

7318 

48,6 

66,6 

333 

6978 

47,6 

66 

326 

6646 

46,6 

66,4 

319 

6319 

45,6 

66.8 

812 

6000 

44,6 

67,2 

305 

56S6 

43,6 

67.6 

298 

5383 

37 

68,1 

S90 

50S6 

36 

68,6 

282 

4796 

35 

69 

274 

4SI  3 

34 

69,5 

266 

4239 

33 

69,9 

258 

3973 

32 

70,4 

250 

3715 

31 

70iB 

S43 

S465 

80 

71,9 

234 

3223 

29- 

71,8 

226 

298«  ■ 

28 

72,2 

218 

2763 

24 

72,7 

209 

2545 

23 

73,2 

WO 

jsaa 

to 

7i,3 

190 

JIW 

19 

74,2 

154      Di«  Btivaikerangs-Verhaltnisse  der  Stadt  H*it 


Von  den  Kindern  unter  einem  Jahre  sind  es  vorzugsweise 
die  unehelichen  und  nach  mehr  die  ausgesetzlcn,  welche  der 
grossen,  in  diesem  Aller  herrschenden  Sterblichkeit  erlieReii. 
Von  den  4tä4i  ehelichen  Kindern,  welche  in  den  Jahren  IX— XIII  tnr  Welt 
Icamen,  starben  in  den  ersten  12  Monaten  TSS  d.  i.  nicht  ganz  111  nCt,  von 
den  544  unehelichen  dagegen  182,  d.  i.  mehr  als  'S3  pCt.  oder  ein  Dritlheil. 
Ebenso  starben  von  den  iu  den  Jahren  (806—1812  «eborencn  4301  ehelichen 
Kindern  während  des  ersten  Jahres  6<i2  oder  20  pCt.,  von  den  1098  unehe- 
lichen dagegen  428  oder  3Ü  pCl.  Hier  trat  das  angegebene  Missverhältiüss 
noch  starker  hervor,  als  in  den  Jahren  IX— -XIII,  die  Sterblichkeit  der  un- 
ehelichen Kinder  nnter  einem  Jahre  war  fast  noch  einmal  so  gross,  als  die 
der  ehelichen  von  diesem  Alter. 

Was  die  Sterblichkeit  der  ansgesetzten  Kinder  betrifft,  so  starben  von 
den  il\  Kindern,  welche  vom  7.  November  1811  bis  zum  31.  December  1814 
in  den  Triller  am  hiesigen  Entbindunsshause  gelegt  wurden,  in  dieser  Zeit 
393,  d.  i.  mehr  als  */i  oder  genauer  83pCt. 

6.  Nach  dem  ersten  Jahre  nimmt  die  Sterblichkeit  derKin* 
der  bis  zum  15.  fortwährend  ab.  am  auffallendsten  in  dem  Alter  von 
I^SJahren,  erheblich  aber  auch  zwischen  dem  2.  u.  3.,  so  wie  zwischen 
dem  3.  und  4.  Jahre.    Im  Alter  von  1 — 5  Jahren  sterben  in  der  Reget  un- 

r'ähr  nur  halb    so  viele  Kinder    als  in  den  ersten    12  Monaten;    tod 
15  Jahren  aber  stirbt  nur  \i  der  Kinder  unter  I  Jahr.  Um  das  14.  Lebens- 


Die  levölkeran^s-Verhältiilsse  der  Stadt  HainK»       155 

M^  rbrschwindet  so  za  sagen  der  Tod  beiniiie  gämliefa,  indem  ▼•!!  S&^ 
fienehmigsweise  233  Kindern,  im  Alter  ron  13—14  oder  von  14— lö  Jahre» 
hu  Durchschnitt  nur  2  sterben. 

7.  Nach  dem  15.  Jahre  mehrt  sich  wieder  allmählich  die 
Anzahl  der  jährlichsterbenden  und  steigt  bis  zum  Alter  to6  TO  Jahreit 
Von  sleichzeilig  Geborenen  ist  nach  17  Jahren  nur  noch  die  Hälfte  übrig 
lind  die  andere  Hälfte  bereits  verstorben. 

8.  Mit  dem  Beginne  des  Alters  im  60.  Lebensjahre  sterben  bis  ins 
höchste  Alter  mehr  Frauen  als  Männer,  was  zugleich  beweist,  dass  mehr 
Personen  weiblichen  als  männlichen  Geschlechts  alt  werden,  dass  jenes  ein 
längeres  Leben  erreicht,  als  dieses.  Während  die  Anzahl  der  Sterbenden 
überhaupt  von  60  bis  zu  70  Jahren  noch  fortwährend  steigt,  nimmt  sie  vpn 
dieser  Zeit  an  allmählich  wieder  ab.  lieber  die  Sterblichkeit  und  die  ehe- 
standlichen Verhältnisse  der  über  60  Jahr  alten  Verstorbenen  giebt  nach* 
stehende,  auf  die  Ereignisse  aer  Jahre  YII  (179^)— 1815  basirte  Tabelle 
Aufschluss: 

Es  starben  in  den  angegebenen  17  Jahren 


im  Alter  von 

ledige 
Männer 

1 

a 

9 

\6 

1 

Sgl 

1 
1 

a 

r 

1 

S 

Über  60—  70 

112 

356 

145 

210 

220 

439 

1482 

„     70      80 

82 

229 

185 

140 

98 

402 

1132 

„     80—  90 

19 

48 

95 

'  54 

25 

177 

418 

n     90—100 

— 

3 

12 

9 

— ^ 

21 

45 

und  mehr 

'  9.  Unsere  Angaben  über  die  Mortalität  aus  den  GesiohtspuiycteB  des 
Alters  und  der  ehestandliehen  Verhältnisse  zu  vervoUstlindisen ,  f&gen  .wir 
der  vorstehenden,  das  höhere  Alter  betretenden,  nacbsteheilde,  •  auf  di^ 
jüngeren  Jahre  bezügliche  Tabelle  bei.  Auch  sie  stützt  sich  aof  die  Er« 
gebnisse  des  Zeitraums  von  VJI— 1815: 

In  diesen  i  7  Jahren  starben 


im  Alter  von 

ledige 

Personen 

männlichen 

Geschlechts 

ä 

■   e 

9 

.c 

Wittwer 

ledige 

Personen 

weihlichen 

Geschlechte 

0 
9 

9 

•*> 
1 

0    10 

4299 

«Mi^ 

3730 

8029 

über  U)-20 

284 

1 

1 

270 

9 

565 

„     20-30 

374 

85 

2 

285 

219 

10 

975 

«     30-40 

196 

392 

24 

160 

444 

73 

1289 

n     40    50 

143 

481 

43 

134 

368 

151 

1320 

«     50—60 

138 

479 

75 

158 

301 

W 

1398 

Zunächst  bestätigte  diese  und  die  vorhergehende  Tabelle  die  dbtn  unter 
4  und  8  aufgestellten  Frfahrungssätze,  dass  die  Todesfäile  unter  d^n  mann*' 
liehen  Geschlecht  im  Allgemeinen  zahlreicher  sind;  als  unter  dem  weiblichen, 

10* 


156       Die  tievblkerungs-Verhältiiisse  der  Stadt  Haink. 

Tom  60.  Lelrensjahre  an  aber  mehr  Frauenzimmer  als  Mftnner  starben. 
Diese  beiden  Sätze  beweisen  sich  insbesondere  auch  bei  den  onverbei-^ 
ratheten  Personen  als  richtig,  während  sie  bezüglich  der  Yerheiratheten 
und  Verwittweten  Modificationen  erleiden.  Unter  40  Jahren  starben  nämlich 
mehr  Ehefrauen  als  Ehemänner,  über  00  Jahre  ist  das  Umgekehrte  der 
Fall  und  ebenso  sterben  mehr  Wittwen  als  Wittwer. 

Fast  in  allen  Fällen  hatte  der  Tod  eine  natürliche  Ursache:  Krankheit, 
AJtersehwäche  etc. ;  nur  hin  und  wieder  war  er  ein  freiwilliger.  Dergleichen 
Selbstmorde  kamen  vor: 


• 

beim 

beim 

im  Jahr 

männlichen 

▼eiblichen 

überhaupt 

Geschlecht 

Geschlecht 

1838 

6 

2 

8 

1839 

13 

2 

15 

1840 

7 

1 

8 

1841 

4 

— 

4 

1842 

1 

2 

3 

1843 

4 

4 

1844 

4 

2 

6 

1845 

7 

1 

8 

1846 

7 

2 

9 

1847 

3 

— 

3 

1848 

8 

2 

10 

1849 

4 

1 

5 

18Ö0 

9 

2 

11 

1851 

8 

1 

9 

185^ 

7 

2 

9. 

In  der  jährlichen  Zahl  der  Seifostmorde,  wie  solche  in  den  letzten 
15  Jahren  Überhaupt  und  beim  männlichen  oder  weiblichefa  Geschlechte  im 
Besonderen  Torgekommen,  zeigen  sich  viele  Schwankungen;  die  meisten 
SdbsImiQtrde  kaönen  im  Jahre  1839,  die  wenigsten  in  dea  Jahren  1842  u.  1847 
Tor,  im  Durchschnitt  jedes  Jahr  7—^)  eine  im  Vergleich  mit  der  Population 
eben  nicht  bedeutende  Zahl.  Durchgängig  waren  die  Selbstmorde  beim 
männiichea'  Geschlecbte  häunger,  als  beim  weiblichen. 

10.  Aus  der  Seite  153  und  154  mitgetheilten  Tabelle  ist  weiter  zu  ersehen« 
welches  Lebensalter  man  nach  den  Jahren,  in  welchen  man  sich  befindet, 
auf  den  Grund  der  hiesigen  Sterblichkeitsverhällnisse  im  Durchschnitt  er- 
reicht. In  der  dortigen  3.  Golonne  ergeben  sich  die  betreffenden  Zahlen, 
wenn  man  die  für  die  vorhergehende  Altersstufe  in  Golonne  2  bemerkte 
Zahl  von  der  in  Golonne  '3  angegebenen  in  Abzug  bringt.    In  Golonne  4 

fiebt  man  die  erste  Zahl,  die  Gesammtzahl  der  Leoenden  an.  Wenn  man 
iervon  —  und  so  weiter  in  den  folgenden  Altersstufen  —  die  für  die  näm- 
liche Altersstufe  in  der  dritten  Golonne  bemerkte  Zahl  abzieht,  so  ergiebt 
sich  fUr  die  folgende  Altersstufe  die  betreffende  Zahl  der  4..Golonne. 

Die  Zahlen  dieser  Golonne  geben  aber  zugleich  auch  an,  wie  viele 
Lebensjahre  die  in  Golonne  3  Bemerkten  zusammen  noch  zu  leben  haben. 
Dividirt  man  nun  mit  dieser  letzten  Zahl  in  die  der  Golonne  4,  und  rechnet 
man  zu  dem  Quotienten  das  bereits  erreichte  Alter  hinzu,  so  ersieht  sich, 
welches  Alter  Jemand  aus  der  betreffenden  Altersslufe  durchschnittlich  er- 
reicht, welches  also  fQr  ihn  die  mittlere  Lebensdauer  (Golonne  f))  ist.  Diese 
beträgt  mindesteiis  fUr  das  erste  Lebensjahr  28,7  Jahre  und  steigt  natürlich 
mit  jedem  weit^en  Jahre.  . 


Die  fteTölkerudgs^Verhältnisse  der  Stadt  ]ilaiB&       157 


Dritter  Abschnitt. 

Verschiedenheit  der  Bevölkerung  nach  Geschlecht, 
ehestandlichen  und  Familienverhältnissen, 

Hierüber  mai^elt  es  bis  zum  Anfang  dieses  Jahrhunderts  an  zuverlässigen 
Angaben.  Bezüglich  der  späteren  bis  auf  die  neueste  Zeit  theilen  ^ir  Nach- 
stehendes mit: 


man  zählte 

Beirohaer 

im  Jahr 

m&nnllchen 

weiblichen 

Geschlecht« 

X  (180«^ 

10287 

12038 

1802 

10144 

12181 

^"«•'^^ 

10094 
11143 

11489 
12362 

1809 

10971 

13171 

1815 

10863 

13018 

• 

1816 

11587 

13664 

1822 

12707 

14095 

1825 

13664 

14745 

1828 

13586 

14853 

1831 

14732 

15522 

1834 

15203 

15927 

1837 

15099 

16603 

1840 

15528 

16614 

1843 

16812 

17014 

1846 

18027 

18629 

1849 

16829 

18311 

. 

1852 

17843 

18898. 

Aus  vorstehender  Tabelle  ergiebt  sich: 

1.  Während  der  französischen  Herrschaft  vom  Jahre  X  (180^  an  bis 
1815  haben  die  Einwohner  männlichen  Geschlechts  nicht  ganz 
um  6  pCt.  und  von  da  bis  1852  um  64  pGt.  zugenommen,  das  weib- 
liche Geschlecht  hat  sich  in  jener  Zeit  um  8  und  in  dieser  um  45pGt 
vermehrt.  Die  Gesammtbevölkerung  ist  dagegen  in  der  ersten  Zeit  um  7, 
in  der  letzten  um  54  pCt.  gestiegen. 

2.  Die  Anzahl  der  Individuen  weiblichen  Geschlechts  war  seit  Anfang 
dieses  Jahrhunderts  bis  ietzt  fortwährend  grösser,  als  die  des  männlichen 
Geschlechts.  Der  Unterschied  betrug  zur  französischen  Zeit  im  Jahre  X  (180 1^) 
17  und  1809  20  pCt.,  während  deutscher  Herrschaft  aber  1815  19  und 
1852  6  pGt. 

Einerseits  die  Abwesenheit  vieler  jungen  Leute,  theils  um  ihrer  Militair- 
pflicht  zu  genügen,  theils  um  sich  auf  der  Wanderschaft  oder  überhaupt 
auswärts  auszuoilden ,  anderseits  der  Aufenthalt  vieler  fremden  Dienst- 
mägde, Arbeiterinnen,  Tagelöhnerinnen  etc.  in  unserer  Stadt  erklärt  obige 
Erscheinung. 

Was  die  Verschiedenheit  der  Bewohner  beiderlei  Geschlechts  nach  den' 
ehestandlichen  Verhältnissen  betrifft^    so  können  wir  darüber  Folgendes 
mittheilen: 


156       Die  Bet5Ikeritng»«Tyerhältnisse  der  Stadt  Mains. 
Es  gab: 


Bewohner  mfinnliehen  G-eeelUeehts 

Bewohner  weihlichen  Oesehlechts 

im  Jahr 

Ledige 

Ver- 
hebrathete 

Wlttwer 

Ledige 

V«r- 
heiratbefe 

Wlttwen 

1802 
1809 
1815 
1816 

6192 
6813 
6855 
7377 

3619 
3846 
3602 
3835 

333 
312 
406 
375 

7346 
8011 
8022 
8509 

3661*) 
3846 
3608 
3835 

1174 
13U 
1388 
1320 

Diese  Tabelle  giebt  zu  nachstehenden  Bemerkungen  Anlass: 

1.  Auch  hier  zeigt  sich  sowohl  bei  den  ledigen  als^  bei  den  verwittweten 
Personen  bedeutendes  Ueberwiegen  des  weiblichen  Geschlechts.  Bei  den 
ledigen  Individuen  betrug  es  unter  französischer  Herrschaft  1802  19,  1809 
17  pCt.  und  ebensoviel  unter  deutscher  Regierung  1815.  Bei  den  Wittwen 
aber  betrug  jenes  Ueberwiegen  1802  252,  1809  321  und  1815  242  pGt. 

2.  Von  1802  —  1815  haben  sich  die  ledigen  Personen  männlichen  Ge- 
schlechts um  1 1  und  die  Wittwer  um  22  pCt.  vermehrt.  Bei  den  Ehemännern 
wie  bei  den  Frauen  hat  eine  Verminderung  stattgefunden.  Die  ledigen 
Frauenzimmer  haben  um  9,  die  Wittwen  um  19  pCt.  zugenommen.  Da- 
gegen hat  sich,  wie  kurz  vorher  bemerkt,  in  dieser  Zeit  das  männliche  Ge- 
schlecht noch  nicht  um  6,  das  weibliche  um  8  pGt.  vermehrt. 

3.  Vom  männlichen  Geschlechte  waren  1802  61  pGt.  ledig  und  3  verwittwet, 
1815  aber  63,  beziehungsweise  nicht  ganz  4  pGt.  Vom  weiblichen  Geschlechte 
waren  1802  60  pGt.  ledfig  und  9  verwittwet,  1815  aber  62  beziehungsweise 
11  pGt.  Von  der  gesammten  Population  machten  die  Ledigen  männlichen 
und  weiblichen  Geschlechts  zusammen  1802  61  pGt.  und  die  Verwittweten 
beider  Geschlechter  7  pGt.  aus,  1815  aber  62  beziehungsweise  8  pGt.  Was 
die  Verheiratheten  betrifft,  so  wurden  die  dcsfallsigen  Verhältnisszahlen  be- 
reits oben  bei  den  Ehen  in  den  Bemerkungen  4  und  6  angegeben.  An  Fa- 
milien zählte  die  Population 

1806  5468,    1816  6391,    1837  6347,    1840  6446, 
1843  7163,    1846  7287,    1849  7084,    1852  7331. 

Die  Anzahl  der  Familien  ist  sonach  von  1806—1816  um  17  und  von 
1816—1852  um  15pCt.  gestiegen,  während  die  Bevölkerung  in  jener  Zeit  nur 
um  7,  in  dieser  aber  um  45  pGt.  zugenommen  hat.  Nach  den  betreffenden 
Populationsverhältnissen  kam  eine  Familie  im  Jahre  ltil6  auf  4,30  im 
Jahre  1816  auf  3,95  und  im  Jahr  1852  auf  5,01  Einwohner. 

Vierter  Abschnitt. 

Verschiedenheit  der  Bevölkerung  nach  dem  Alter. 

Auch  hier  gebricht  es  an  Nachrichten,  die  aus  früherer  Zeit  als  das 
laufende  Jahrhundert  datiren.  Bezüglich  dieses  lassen  wir  nachstehende 
Angaben  folgen.  Die  Einwohnerschan,  zerfiel  dem  Alter  nach  in  folgende 
Bestandtheiie: 


*)  Wenn  die  Verheiratheten  männlichen  nnd  weihlichen  Geschlechts  in  den  Jahren  ISOa 
and  1815  dlfferiren,  so  ist  der  Grund  davon  in  der  Ahiresenheit  der  Ehemftnner  zor  Zeit  der 
Bevölkenrngsauftiahm  e  zu.  suchen. 


Die  Bevölkerungs-Verh'ältiiisse  der  Stadt  Mains.       i59 


unter 
1  Jahr 

von 
1— 5  J. 

über 
5-10  J 

Über 
10— 15J. 

Über 
15—20  J. 

Über 
20— SOJ. 

Im  Jabre 

• 

t 

• 

• 

-a 

a 

1 

i 

«SÄ 

• 

ä 

• 

• 

1 

• 

« 

5*Ä 

• 

Ö 

1 

i 

61 

• 

1 

a 

• 

i 

1802 
1815 

212 
295 

231 

305 

443 
600 

1230 
1268 

1202' 2432 

1228  2496 

1 

878 
1273 

878 
1322 

1756 
2595 

913 
1173 

867 
1128 

1780 
2301 

886 
961 

1318 
1407 

2198 
2368 

1700 
1627 

M461SM 
M40  4M7 

Über 
80  — 40  Jahr 

über 
40— 50  J. 

über 
50— 60J. 

über 
60—70  J. 

Über 
70— 80J. 

Über 
80— 90J 

ttbn 
»0^-100 

Im  Jahre 

• 

i 

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1 

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i 

fei« 

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1 

• 

i 

• 

1 

• 

.1 

1 

• 

s 

1802 
1815 

1490 
1560 

1793 
1978 

3283 
3538 

1217 

1234 

1829 
1346 

2546 
2580 

863 

782 

1008 
847 

1871 
1629 

508 
480 

615  1123 
5801060 

208 
175 

346 
198 

454 

367 

87 
33 

47 

42 

84 
76 

2 
2 

6 
8 

8 
6 

im  Jahre 

Unter  14  Jahren 

Unter  14  Jahren 

männl.  1  weibl. 

überhaupt 

mSnnl. 

veibl/ 

überhaupt 

1822 

3958 

3845 

7803 

6964 

8065 

15029 

1825 

3656 

3776 

7432 

7739 

8562 

16301 

1828 

3795 

3752 

7547 

7319 

8964 

16283 

1831 

3914 

3814 

T728 

8167 

9443 

17610 

1834 

3650 

3629 

7279 

11817' 

12439 

24256 

1837 

3898 

3934 

7832 

11201 

12669 

23870 

1840 

4078 

4196 

8274 

11450 

12418 

23868 

1843 

4446 

4553 

V    8999 

12366 

12461 

24827 

1846 

4492 

4643 

9135 

13535 

13986 

27521 

1849 

4495 

4695 

9190 

12334 

13616 

25950 

1852 

4819 

5367 

10186 

13024 

13531 

26585 

Vorstehende  Tabellen  zeigen  : 

1.  Von  1822—1852  haben  die  Kinder  unter  14  Jahren  um  31,  die  Indi- 
viduen über  14  Jahren  um  77  pGt.  zugenommen,  während  die  Population 
überhaupt  sich  in  der  angegebenen  Zeit  um  37  pCt.  vermehrt  hat. 

2.  Am  zahlreichsten  ist  die  Bevölkerung,  sowohl  männlichen  als  weib- 
lichen Geschlechts,  im  Alter  von  20*-30  Jahren,  von  da  an  sinkt  ihre  Zahl 
mit  jedem  Decennium  und  zwar  ebenfalls  bei  beiden  Geschlechtern. 

3.  Aus  der  vorletzten  Tabelle  und  aus  der  über  die  Gestorbenen  ist  zu 
ersehen,  dass  es  in  unserer  Stadt  viele  alte,  aber  nur  wenige  sehr  alte 
Leute  giebt.  Die  letzten  50  Jahre  weisen  durchschnittlich  per  Jahr  14  Männer 
und  19  Weiber,  zusammen  also  33  Leute  von  80  — 90  Jahren,  so  wie  noch 
nicht  1  Mann  und  nicht  ganz  2  Weiber,  zusammen  also  noch  nicht  3  Leute 
Aon  90 — 100  Jahren  nacn.  Von  mehr  als  hundertjährigen  sind  aus  dem 
verflossenen  Jahrhundert  bekannt  geworden :  ein  Postillon ,  welcher  im  Alter 
von  100  Jahren  und  6  Monaten,  so  wre  2  Wittwen,  welche  im  Alter  von  104 
und  1 10  Jahren  in  der  letzten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  in  unserem 
Invalidenbause  gestorben  sind.  In  diesem  Jahrhundert  ist  in  unserer  Stadt 
bis  jetzt  Niemand  über  100  Jahre  alt  geworden« 


160       I>i^  Bevölkerungs^Verh'ältQisse  der  Stad^  Maim. 

^:  Ats  Itegel  ISsst  sieb  atifttetten,  dass  das  wellbllcfae  Ciffschteclit  "fn '  dm 
verschiedenen  Altersstufen  das  zahlreichere  ist.  Dies  zeigt  sich  namentlich 
bei  den  Kindern  unter  einem  Jahre  so  wie  im  Alter.  Es  wird  das  nicht 
befremden,  wenn  man  sich  erinnert,  dass  das  weibliche  Geschlecht  über- 
haupt an  Zahl  überwiegt,  dass  die  Todesfälle  —  namentlich  im  ersten  Jahre 
-=-  beim  männlichen  Geschlecht  häufiger  sind  als  beim  weiblichen,  und  dass 
dieses  Fänger  lebt,  als  jenes. 

Fünfter  Abschnitt. 

Verschiedenheit  der  Bevölkerung  nach  der  Religion. 

Wir  theilen  zunächst  die  Zahlenverhältnisse  mit,  welche  uns  bezüglich 
der  verschiedenen  Glaubensbekenntnisse  bekannt  geworden  sind. 

Die  Einwohner  von  Mainz  waren 


Andere 

. 

Christ,  z.  B. 

im  Jabre 

Katholiken 

Lutheraner 

Reformirte 

Mennoniten, 

Anglicaner, 

Deutsch- 

Jaden 

• 

. 

KalhoUke« 

k-    •                   » 

IX  180«^ 

20007 

/ 

1156 

1816 

22066 

1326 

250 

3 

1606 

1819 

22516 

1162 

213 

— 

1499 

1822 

23678 

1421 

208 

1 

1492 

1825 

23880 

2892       - 

4 

1633 

1828 

24279 

2545 

3 

1612 

1631 

25584 

3001 

5 

1664 

1834 

26399 

3388 

8 

1740 

1837 

25794 

4117 

13 

1778 

1840 

25562 

4813 

11 

1756 

1843 

25148 

6568 

17 

2093 

1846 

28529 

5943 

50 

2134 

1849 

27633 

5037 

342 

2128 

1852 

28823 

52 

m 

,    476 

2125 

Diese  Zahlen  veranlassen  uns  zu  nachfolgenden  Bemerkungen: 
1.  Im  vorigen  Jahrhundert  waren  in  Mainz,  der  Haupt-  und  Residenz- 
stadt des  ersten  geistlichen  Kurfürsten,  die  Katholiken  im  Yerbältniss  tu 
den  Angehörigen  anderer  Confessioncn  zahlreicher,  als  zu  Anfang  dieses 
Jahrhunderts.  Die  eben  nicht  zahlreichen  Juden  und  die  wenigen  Prote- 
stanten sollen  etwa  1200  Seelen  ausgemacht  haben,  der  Ueberrest  der  Be- 
völkerung, wie  wir  solche  oben  angegeben,  bestand  ausschliesslich  aus 
Katholiken.  Seit  Anfang  dieses  Jahrhunderts  nun,  bis  zu  1852  hat  sich 
deren  Anzahl  um  44  pGt.  gesteigert,  während  die  Gesammtpopulation  um 
mehr  als  73pCt.  zugenommen  hat. 

2.  Die  Evangelischen  —  deren  vor  diesem  Jahrhundert  so  wenige 
in  Mainz  waren ,  dass  sie  nicht  einmal  eine  eigene  Kirche  und  einen  Geist- 
lichen daselbst  besassen,  sondern  ihren  Gottesdienst  zu  Biebrich  hielten  — 
hatten  sich  seit  der  französischen  Herrschaft  über  Mainz,  theils  durch  hier 
angestellte  Beamte  aus  dem  Elsass,  theils  durch  Ansiedlun^  sonstiger  Glaubens- 
genossen so  vermehrt,  dass  sie  im  Jahre  1802  sowohl  eme  Kirche  als  einen 
Pfarrer  erhielten.  Die  Lutheraner  machten  lange  Zeit  hindurch  den  bei 
weitem  grössten  Theil  der  Evangelischen  aus,  wovon  die  Reformirten  etwa 


Die  Bfcv&lk'erranf  S'-'VerhfifttiiAse  der  Stadt  Maine.       161 

atif  tlef^^dliite  oder  siiibMife  VbeüwareD,  bf»eiidlieh  an  2.  OcU  t89J2  beidci 
proleBtanti^che  Confessioiien  tu  «hier  vereinigten  evaitgelis^^hien^Kirobe  ?er* 
sehmoizen  ^ward«n. 

Seit  wir  dem  GrossherKoglbom  Hessen  angehören ,  also  seit  1B16  bis 
jetet,  hat  sich  die  evangelisehe  Geroeind«  dahier  in  hohem  Grade,  aämlich 
nm  237  pCt  Termehrt,  während  die  Zunahme  der  Ge^anrntbevöULeruiig  in 
dieser  Zeit  nur  etwas  mehr  als  lö  p€t.  betrug. 

3.  Wann  die  ersten  Juden  nach  Mainz  gekommen,  lässt  sich  mit  Be-«- 
stimmtbeit  nicht  ermitteln.  Unter  Brzbischof  fiardo,  also  in  der  ersten 
Hälfte  des  11.  Jahrhunderts  aber  war  es,  wo  in  Folge  der  Zunahme  des 
hiesigen  Handels  viel  Juden  nach  Mainz  zogen. 

Hundert  Jahre  später,  in  ddp  Mitte  des  12  Jahrhunderts,  durchzog  ein 
fanatischer  Mbn>ch/  KadAlph,  unsere  Gegend  und  forderte  unter  dem  Vor-* 
wände  ein^s  Krienzimgs  die  Leute  zur  Ermordung  der  Juden  auf,  in  Folge 
dessen  viele  sof  da«  Schändlichste  verft>lgt  uAd  misshandelt  wurden,  sämmt- 
liehe  aber  die  Stadt  verliessen.  20  Jähre  lan(^  wagten  die  Juden  nicht  mehr 
die  Stadt  zti  betreten,  bis  Erzbischof  Christian  1.  U70  von  Friedrich  Bar*« 
baro^sa  einen  Schutabrief  flir  sie  erwirkte,  in  Folge  dessen  die  Juden: nach 
Mainz  zurückkehrten.  Bald  wuehs  nun  ihre  Zahl  h«ran  und  sie  benutzten 
den  sogenannten  Judensand  in  der  Nähe  der  Mombaicber*^Stras8e  zur  Be«* 
erdigung  ihrer  Todten,  was  schon  zu  Anfang  des  13.  Jahrbonderts  gesohehea 
sein  dürfte.  Später,  im  Jahre  1465  überliess  ihnen  Adolph  von  Nassau 
diesen  Judensand'  als  nur  für  sie  bestimmten  Kirchhof,  und  als  solcher  wird 
er  noch  heut  zu  Tage  benutzt.  Im  13.  Jahrhundert,  zuerst  1249  und  dann 
1282,  beschuldigte  man  die  Juden,  sie  mordeten  heimlieh  Ghristenkinder 
and  vergifteten  die  Brunnen.  Darauf  hin  wurden  sie  im  zuletzt  erwähnten 
Jahre  aufs  Neue  verfolgt,  viele  von«  ihnen  gelödtet  und  die  Meisten  verjagt. 
Rudolph  von  Habsbur^  nahm  sich  jedoch  sogleich  &rer  an,  und  zwang  die 
Bürger  von  Mainz,  die  Juden  als  von  ihm  geschützte  Kammerknechte  in 
Ruhe  zu  lassen.  So  lebten  sie  nun  unangdfochten  bis  1206,  wo  auf  einmal 
die  Yolkswuth  von  Neuem  gegen  sie  ausbrach  und  in  Folge  derselben  ein 
grosser  Theil  der  hiesigen  Judenscfaalt  ums  Leben  kam.  Fünfzig  Jahre 
später,  1348,  verbreitete  sich  eine  verheerende  Seuche,  der  so({enannte 
schwarze  Tod  aus  der  Levante  auch  nach  Deutschland.  Das  Volk  Hess  si«^ 
den  Wahn  nicht  nehmen,  die  Brunnen  seien  vergiftet  und  Schuld,  dftss  so 
Viele  hingerafft  würden.  Man  nahm  sogleich  die  Juden  deshalb  in  Ver* 
dacht  und  am  21.  August  des  folgenden  Jahres  wurden  nicht  blos  viele 
Judenhäuser  angezündet,  sondern  sogar  viele  Juden  verbrannt,  andere  ent- 
gingen diesem  Schicksale  nur  durch  sdileunige  Flucht. 

Es  dauerte  lange  Zeit,  bis  die  Juden  es  wagten,  sich  in  Mainz  wieder 
anzusiedeln ,  es  geschah  das  nur  allmählig  und  in  geringer  Anzahl  und  auch 
in  den  folgenden  Jahrhunderten,  für  welche  Zeit  es  an  näheren  Nachrichten 
über  sie  gebricht,  war  ihre  Zahl  von  keiner  Bedeutung.  Erst  im  17.  Jahr*- 
hundert  waren  in  unserer  Stadt  die  Juden  wieder  zahlreicher  geworden  und 
in  der  letzten  Hälfte  desselben  mussten  sie  die  jetzige  sogenannte  offene 
Judengasse  beziehen  und  die  sogenannte  untere  Judengasse  neu  erbauen. 
An  der  offenen  wurde  ein  Wacnthaus  errichtet,  welches  noch  beute  zu 
Tage  besteht.  Die  untere  Judengasse  wurde  am  Ein-  und  Ausgange  mit 
Thoren  versehen,  welche  während  der  Nacht  so  wie  an  Sonn-  und  Feier- 
tagen verschlossen  gehalten  wurden.  Diese  Thore  verschwanden  erst  in  den 
IToOer  Jahren.  Die  sogenannte  hintere  Judengassc,  welche  ebenfalls  in  der 
letzten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  erbaut  wurde,  um  die  Gommunication 
mit  den  neu  angelegten  3  Bleichen  zu  erleichtern,  war  Anfangs  nur  von 
Christen  bewohnt,  bis  sich  allmählig  immer  mehr  Juden  dorthin  zogen  und 
diese  endlich  die  weit  überwiegende  Mehrheit  ausmachten.    Bis  zum  Aus- 


162        Die  Bcvölkernngs-Yerhältnisse  der  Stadt  Maine 

brach  der  französischen  Revolution  war  die  Aniahl  der  in  Msem  Stadt 
ansüssigen  Jaden  immer  nur  eine  massige.  Sie  belief  sich  lu  Anfang  der 
1790er  Jahre  auf  8—900  und  es  kamen  per  Jahr  etwa  20  Gebarten,  eben  so 
viele  Todesfälle  und  einige  Trauungen  vor.  Alles  in  so  geringer  Zahl«  dass 
oft  in  den  Registern  gar  keine  Vermerkung  davon  gemacht  wurde.  Während 
der  Belagerung  von  Mainz  im  Jahre  1793  fluchteten  viele  jüdische  Familien 
aus  den  benachbarten  Ortschaften  hierher  und  blieben  dann  auch  hier 
wohnen. 

'  Nachdem  Frankreich  durch  das  Beeret  vom  27.  Sept  1791  und  die 
Constitution  vom  5.  Fructidor  III  den  Juden  das  StaatsbQrgerreeht  verliehen 
und  Mainz  1797  französisch  geworden  —  weshalb  sämmtliche  Juden  am 
nächsten  republikanischen  Neujahrstage,  22.  September  1796,  ihre  Häuser 
illuminirten  —  zogen  viele  Juden  hierher.  Ihre  Anzahl  wuchs  so  schnell, 
dass  sie  1801  schon  1156  und  1806  1313  betrug.  Das  kaiserliche  Decret  vom 
17.  März  1808  unterwarf  den  Handel  und  Verkehr  so  wie  die  bürgerliche 
Niederlassung  der  Juden  vielfachen  Beschränkungen;  ein  weiteres  Decret 
vom  20.  Jali  1808  verpflichtete  sie  zur  Annahme  bestimmter  Vor*  und  Zu- 
namen. Möglich,  dass  diese  Vorschriften  in  der  Folge  manche  Juden  abge- 
halten haben,  sich  in  Mainz  anzusiedeln.  Gross  war  ihre  Zahl. keinen  Falls» 
da  aber  vor  und  während  der  Blokade  von  1813  und  14,  wie  bei  der  Be- 
lagerung von  1793,  viele  jüdische  Familien  hierher  geflüchtet  waren,  «o 
konnte  die  Zählung  vom  Juli  1815  1522  Juden  constatiren.  Darunter  waren 
689  männlichen  und  833  weiblichen  Geschlechts.    Erstere  bestanden  aus 

399  ledigen, 

227  verheiratheten  Personen, 
24  Wittwern  und 

39  ortsfremden  Handwerksgesellen,  Knechten  und  Dienstboten.*) 
Das  weibliche  Geschlecht  bestand  aus 

365  ledigen, 

227  verheiratheten  Personen, 
64  Wittwen,  und 

178  ortsfremden  Dienstboten. 
Nach  Obigem  haben  die  Jaden  seit  dem  Jahre  IX  (I8O5/}  bis  1815  um 
31  p€t.  und  von  da  bis  1852  um  39pCt  zugenommen,  wänrend  sich  die 
Gesammtbevolkerang  der  Stadt  in  der  ersten  Zeit  um  13  und  in  der  letzten 
um  54pCt  vermehrt  hat. 

Sechster  Abschnitt. 

Verschiedenheit  der  Bevölkerung  nach  dem  Stande. 

Von  einzelnen  Nahruneszweigen  ist  uns  zwar  die  Anzahl  der  Indi- 
viduen, welche  den  einen  oder  den  anderen  derselben  betrieben  haben, 
aus  früherer  Zeit  bekannt,  wie  z.  B.  von  den  Goldschmieden,  Bäckern, 
Metzgern  u.  s.  w. ,  und  wir  werden  bei  einer  anderen  Gelegenheit  darauf 
zurückkommen;  bezüglich  einer  Uebersicht  sämmtlicher  hauptsächlichen 
Erwerbszweige  aber  müssen  wir  uns  auf  die  neuere  Zeit  beschränken. 
In  dieser  Beziehung  nun  können  wir  Folgendes  mittheilen: 

*)  Unter  den  Einheimiachen  waren  165  Handelslente,  96  Gteverbtreibende,  S4  die  eich  theo- 
logischen Stadien,  der  Erciehang  and  dem  Unterricht  widmeten,  80  ohne  aUes  Geschllft  und 
10  Tagelöhner. 


Die  Bevölkerungs-Verhältn  isse  der  Stadt  Mainz.       168 


Man  sählte  i»  Mainz 


1822 
1825 
1823 
1831 
1884 
1837 
1840 
1843 
1846 
1849 
1852 


194 

293 
221 

217 
253 
265 
2691 


25 

46 
36 
40 
49 
42 
54 


2844 
2857 
3131 
3785 
3199 
2442 
2588 


7 
6 
4 
4 
3 
2 
2 


1544  männl. 

1999 
2040 
2194 


Gcschl. 


n 


3039 
2835 
3215 
3487 
3803 
3095 
3336 


673 

563 

480 

1043 

283 

8 

793 

455 

407 

862 

280 

7 

785 

503 

442 

945 

225 

35 

812 

550 

433 

983 

236 

21 

717 

366 

264 

630 

206 

8 

618 

314 

214 

528 

286 

36 

654 

377 

227 

604 

272 

30 

291 
287 
260 
257 
214 
322 
302 


237 
270 
301 
293 
469 
344 
373 
478 
534 
404 
420 


2187 
2407 
2268 
2429 
2438 
2609 
2427 
2925 
2876 
3344 
2476 


12424 
2677 
2569 
2622 
2957 
2953 
2800 
3403 
3460 
3748 
2896 


Vorstehende  Tabelle  giebt  zu  nachfolgenden  Bemerkungen  Anlass: 

1.  Die  Anzahl  der  Beamten  ist  seit  1834  beträchtlich  gestiegen,  be- 
sonders war  das  bis  1837  der  Fall,  in  welchem  Jahre  ihre  Zahl  die  stärkste 
bis  jetzt  war,  während  die  Zunahme  gegen  1834  im  Jahre  1852  39  pCt.  aus- 
macnte.  In  dem  zuletzt  erwähnten  Jahre  kam  ein  Staats-,  Kirchen-  oder 
sonstiger  Beamte  auf  137  Seelen. 

2.  Die  Zahl  der  Einwohner,  welche  Ackerbau,  sei  es  allein,  sei  es  in 
Verbindung  mit  einem  Gewerbe,  treiben,  ist  im  hohen  Grade  gering.  Während 
sich  die  Ersteren  im  Verlauf  der  letzten  18  Jahre  vermehrt,  haben  sich  die 
Letzteren  während  dieser  ifeit  vermindert. 

3.  Um  so  beträchtlicher  ist  die  Zahl  der  Gewerbetreibenden,  von 
welchen  1852  einer  auf  14  Einwohner  kam,  was  7  pCt.  der  G^sammt- 
bevölkerung  entspricht.  In  früheren  Jahren  war  die  gewerbliche  Industrie 
unserer  Stadt  noch  zahlreicher  vertreten  und  von  1834—1843  hatte  sich  die 
Zahl  der  Industriellen  fortwährend  vermehrt,  bis  sie  in  dem  zuletzt  ge- 
nannten Jahre  ihren  Höhepunkt  erreichte,  von  da  an  aber  bis  jetzt  sich  be- 
trächtlich verminderte. 

4.  Die  Zahl  der  von  den  Handwerkern  beschäftigten  Gesellen  und 
Lehrjungen  ist  fortwährend  grösser  gewesen,  als  die  Zahl  der  Meister,  was 
als  eme  erfreuliche  Erscheinung  zu  betrachten  ist.  Sie  stieg  von  1834  l)is 
1846,  nahm  dann  aber  bis  1849  ab  und  wuchs  dann  bis  1852  wieder  von 
Neuem,  so  dass  die  Gesellen  und  Lehrjungen  zusammen  gegenwärtig  1 1  pCt. 
der  ganzen  Bevölkerung  ausmachen,  während  die  Handwerksgesellen  allein 
in  9  pCt.  der  Gesammtpopulation  bestehen.  Die  Zahl  der  männlichen 
Arbeitsgehülfen  (Gesellen,  Lehrjungen,  Tagelöhner,  Fabrikarbeiter  und 
Dienstboten),  von  welchen  die  Gesellen  bei  Weitem  die  Mehrzahl  bilden, 
hat  sich  vom  Beginn  dieses  Jahrhunderts  bis  zu  1834  fortwährend  vermehrt. 


164       Die  Bcvölkerungs- Verhältnisse  der  Stadt  Mainz. 

Sie  betrug  1802  1204,  1816  dagegen  1742  und  ist  von  da  an,  wie  atts  der 
Tabelle  EU  er8«heD,  immer  weiter  gestiegen. 

5.  Die  Zahl  der  männlichen  und  weiblichen  Tagelöhner  und  Fabrik- 
arbeiter zusammen  hat  von  1834  an  fortwährend  abgenommen,  so  dass  sie 
1852  noch  lange  nicht  die  Hälfte  der  in  jenem  Jahre  vorhandenen  und  noch 
lange  nicht  1  \i  pGt.  der  Gesammtbevölkerung  ausmachte.  Die  Zu  -  und 
Abnahme  der  männlichen  und  weiblichen  Tagelöhner,  so  wie  dieser  über- 
haupt richtete  sich  im  Allgemeinen  nach  d ^  Vermehrung  oder  Verminderung 
der  selbständigen  Gewerbtreibcnden.  Die  Fabrikarbeiter  überhaupt  una 
im  Besonderen  die  männlichen,  verminderten  sich  von  1834  bis  1846  fort- 
während, nahmen  von  da  an  aber  zu.  Bei  der  Taglohn-  wie  der  Fabrik- 
arbeit stand  das  weibliche  Geschlecht  fortwährend  gegen  das  männliche  zu- 
rück und  besonders  war  das  bei  d£n  in  den  Fabriken  Arbeitenden  der  Fall, 
in  welchen  nur  sehr  wenige  weiblichen  Geschlechts  beschäftigt  wurden. 

6.  Die  Dienstboten,  sowohl  männliche  als  weibliche,  haben  seit  1822  zu- 
genommen, waren  1846  am ^  zahlreichsten,  verminderten  sich  dann  aber  be- 
trächtlich und  machten  1852  beinahe  8  pGt.  der  gesammten  Einwohnerschaft  aus, 
wovon  etwas  mehr  als  1  pCt.  auf  die  männlichen  und  nicht  ^anz  7  pGt.  auf  die 
weiblichen  Dienstboten  kamen,  so  dass  die  Gesammtzahl  dieser  beiläufig  das 
Sechsfache  jener  beträgt.  Als  Mainz  unter  grossherzo^lich  hessische  Re- 
gierung kam,  1816,  waren  ziemlich  eben  so  viele  weibliche  Dienstboten 
hier,  nämlich  2190,  als  im  Jahre  1822;  da  ihre  Zahl  aber  nnter  französischer 
Herrschaft  1802  nur  1863  betrug,  so  hat  sich  dieselbe  in  den  letzten  50  Jahren 
um  beinahe  ein  Drittel  oder  33  p(lt.  vermehrt,  während  die  Gesammt- 
bevölkerung von  Mainz  im  Laufe  dieser  Zeit  um  65pGt.  zugenommen  hat. 


Mecklenburg. 


(Auszug  aufl  dem  Staatskalender,  dem  Archiv  fOr  Landeskunde  und  anderen  MlttheiluUgen 

des  statistiiehen  Bureaus  au  Sohverin. 


Die  jetzigen  Grossherzogthümer  Mecklenburg -Schwerin  und  Mecklen- 
burff-Strelitz  sind  ans  deii  vormals  abgesonderten  Ländern:  1)  der  Herzoge 
zu  Mecklenburg,  mit  Inbegriff  2)  der  Herrschaft  Stargardt  und  3)  der 
Herrschaft  Rostock;  4)  der  Grafen  zu  Schwerin,  nebst  dem  überelbischeA 
Theile  der  Grafschaft  Danneberg:  5)  der  Fürsten  zu  Wenden;  6)  der 
Bischöfe  zu  Schwerin  und  7)  der  Bischöfe  zu  Ratzeburg  zusammengesetzt. 
Sie  umfassen  noch  jetzt  diese  7  Provinzen ,  sowie  sie  im  grossherzoglichen 
Titel,  dem  Range  nach^  aufeinander  folgen,  nur  nach  einer  veränderten 
Eintheilnng. 

Das  ursprüngliche  Stammland  ihrer  Regenten,  das  Herzogthum  Mecklen- 
burg nämlich,  sowie  damit  in  obiger  geschichtlicher  Ordnung  die  4  folgenden 
Provinzen  (2—5)  nach  und  nach  vereinigt  waren,  sonderten  sich  durch  den 
fürstbrüderlichen  Theiinngs -Vertrag  vonr  3.  März  1621  in  2  Herzogthümer 
Mecklenburg- Schwerin  und  Mecklenburg -Güstrow  ab.  Auf  die  früheren 
Grenzlinien  seiner  Bestandtheile,  ward  dabei  nicht  weiter  Rücksicht  ge^ 
nommen.  Nur  das  eigentliche  Herzogthum  Mecklenburg  verblieb  ganz  der 
Schwerinschen  und  die  Herrschaft  Slargardt  unzertrennt  der  Güslrowschen 
Linie,  von  dem  Fürstenthum  Wenden  hingegen  und  von  der  Herrschaft 
Rostock  ward  der  grössere  Theil  dem  Güstrowschen  Herzogthume,  sowie 
dem  Schwerinschen  fast  die  ganze  Grafschaft  Schwerin  zugetheilt. 

Insofern  gleichwohl  beide  Herzogthümer  ein  politisches  Ganzes  aus^ 
machten,  behielt  man  im  Innern  die  schon  frühere  £intheilung  in  3  Kreise, 
dem  Namen  nach,  bei.  Man  nannte  nach  dem  vorzüglichsten  Bestandtheile 
den  Schwerinschen  Antheil  den  mecklenburgischen  Kreis ;  in  dem  Güstrowschen 
Antheil  aber  unterschied  man,  unter  dem  Namen  des  wendischen  Kreises, 
dessen  übrige  Besitzungen  von  der  Herrschaft  Stargardt,  dem  stargardtschen 
Kreise.  Von  beiderlei  Eintheilungen  blieben  die  Stadt  Rostock  mit  ihren 
ländlichen  Umgebungen,  die  3  Jungfrauenklöster  u.  s.  w.  ausgeschlossen  und 
beiden  herzoglichen  Linien  gemeinschaftlich. 

Späterhin  trennten  sich  von  dem  Herzogthume  Schwerin  die  Stallt 
Wismar  mit  2Aemtern,  als  sie  durch  den  westphälischen  Frieden  (1648) 


\QQ  Mecklenburg.  ' 

* 

der  Krone  Schweden  abgetreten  wurde.  Dagegen  wurden  die  beiden  Bis- 
thiimer  Schwerin  und  Ratzeburg,  als  abgesonderte  Fürslenthümcr^  den 
Herzogen  von  Mecklenburg-Schwerin  beigelegt. 

-  Mit  dem  Abgange  der  Güstrowschen  Linie  (1695)  wurde  dessen  pri- 
vativer sowohl,  als  gemeinschaftlicher  Landes-Anlheil  mit  den  Mecklenburg- 
Schwerinischen  Staaaten  konsolidirt.  Nur  durch  eine  neue  Vereinbarung 
in  dem  Hamburger -Yergleich  (1701)  ward  der  jüngeren  Linie  des 
Schwerinschen  Hauses  von  dem  Herzosthum  Güstrow  der  stargardtsche 
Kreis  mit  den  2  Johanniter -Komthureieff  und  das  Fürstenthum  Ratzeburg 
eigenthümlich  überlassen. 

Seitdem  inmittelst  die  Mecklenburg-Schwerinschen  Staaten  (1803)  durch 
die  Zurückgabe  der  Herrschaft  Wismar  von  der  Krone  Schweden*)  red- 
integrirt  wurden,  bilden  nunmehr  naj^h  der,  auf  dem  Wiener  Congresse 
von  beiden  fürstlichen  HSinsem  (IIJ|>)  angiWMQjmenen  grossherzo glichen 
Würde 

A.    Das  Grossheriogthum  leekleubHrg-Sckweriii 

1)  das  Herzogthum  Schwerin  ^  der  mecklenburgische  Kreis,  2)  das 
rierzogthum  Güstrow,  wendischen  Kreises,  3)  der  rostocker  Distrikt  mit  den 
übrigen  dorthin  gemeinschaftlichen  Oertern,  4)  das  Fürstenthum  Schwerin, 
5)  die  Herrschaft  Wismar. 

B.    tos  Ciross]iejriMii^li<ii|i  llef^leiiliiirs-J^Miti, 

1)  Der  stargardtsche  Kreis  des  Herzogthums  Güstrow  und  2)  das 
Fürstenthum  Ratzeburg. 

Mecklenburg  -  Schwerin 

hat  278  QMeilen  Flächeninhalt,  welche  nach  der  kirchlichen  Bevölkern ngs- 
liste  Ende  November  1852,  von  542763  Menschen  =  2380  auf  1  D  Meile 
bewohnt  wurden. 

Volks-Zählung.  —  In  Mecklenburg  -  Schwerin  wird  seit 
75  Jahren  alljährlich  um  Martini  eine  allgemeine  Zählung,  ursprünglich  nur 
der  Steuerpflichtigen,  nach  den  Kirchspielen  durch  die  Prediger^  unter 
Zuziehung  der  Küster  und  ländlichen  Schullehrer  vorgenommen,  ausserdem 
wurde  für  die  Zwecke  des  deutschen  Bundes  im  Jahre  1819  eine  amtliche 
allgemeine  Zählung  veranstaltet.  Diese  letztere  Zählung  gab  zwar  ein  von 
den  sogenannten  Martinilisten  etwas  abweichendes  Resultat,  indem' sie  um 
ca*  70(X)  Einwohner  weniger  als  diese  nachwies.  Es  darf  der  amtlichen 
Zählung  durch  ein  an  solche  Arbeiten  nicht  gewöhntes  Personal  nicht 
weniger  Fehlbarkeit  als  der  Kirchenzählung  beigemessen  werden  ,und  das 
Urtbeii  des  statistischen  Bureaus,  bezeichnet  die  Martinilisten  als  ein,  wenn 
auch  nicht  vollkommenes,  doch  sehr  brauchbares  Material. 

Wir  lassen  daher  nach  diesen  Listen  die  Zählungen  folgen,  indem  wir 
bemerken,  dass  bis  zum  Jahre  1818  grosse  Klassen  der  Bevölkerung,  wie 
z.  B.  alle  Kinder  unter  5  Jahren,  Juden,  Militair  etc.  nicht  inbegriffen  sind. 


*)  Jedoch  nur  auf  lOOjährigem  Pfandbetitz.  Der  PfandscfaUIing  ist  mit  1350000  Relclisthlr. 
Bambnrirer  Bavco  beeablt.  Nach  Art.  4  des  Pfand- Vertrages  würde  bei  Ablauf  der  100  Jahre 
von  Schweden  die  Summe  von  98482590%  Thaler  Hamburger  Banco  ■=  1477ä3885V^  Thlr.  Cour« 
an  Mecklenburg  zu  bezahlen  sein. 


Mecklettbari^. 


167 


KircUiche  Bevölkerungs-,  Crebarts-*,  Heiratlis«  «md 

"  '    von  1798— 1M2. 


mmmm 


mmmmt^im 


0«trafato 
PMre 


Im 
Jtiae 


Seelen« 
'  Z9MI 


Geboren 


Kneb. 


Mttdoli. 


Zus. 


Daninter 


linge 


Zwil- 
linge 


UaeU. 

Kinder 


Todtif. 

«UV.  d. 

Tftnfe 

geet. 


1795 
1800 
1805 
1810 
1815 
1820 
1825 
1830 
1835 
1840 
1845 
1850 
1852 


249453 

5709 

265674 

6478 

295489 

7240 

29464$ 

7201 

301547 

7556 

393326 

7473 

417871 

8304 

448668 

7889 

466540 

8719 

494530 

8893 

516079 

9306 

536724 

9735 

1  542763 

9702 

5376 

11085 

9 

166 

591 

6062 

12540 

6 

159 

736 

6651 

13891 

6 

170 

839 

6651 

13852 

15 

227 

953 

7179 

14735 

7 

211 

1145 

7082 

14555 

3 

234 

1325 

7731 

16035 

1 

200 

157ä 

im 

15372 

3 

220 

1627 

8259 

16978 

5 

226. 

2070 

8245 

17138 

1 

219 

2448 

8776 

18082 

2 

254 

3177 

9005 

18740 

4 

240 

3886 

9190 

18892 

1 

237 

3968 

419 

2823 

499 

2997 

572 

2921 

623 

3591 

652 

3460 

641 

3189 

698 

3440 

679 

3244 

886 

3646 

891 

3652 

972 

3611 

1072 

3813 

1099 

4289 

Gestorben 

Deninter 

cusaui., 

■n 

en 

im 

dnrcb 

Kinder 

TOJfthr. 

VCUll  V 

mKottl. 

▼eibl. 

ohne  die 

BfAttem 

andern 

Kind. 

Üngltcks- 

tinter 

und 

Todtgeb. 

Epidem. 

bette 

fSlle 

UJ. 

darüber 

1795 

5734 

5450 

11184 

130 

3679 

149 

156 

5843 

1284 

1800 

4468 

4318 

8786 

560 

1136 

128 

140 

3646 

1388 

1805 

4241 

4040 

8281 

34 

1001 

119 

145 

3361 

1422 

1810 

4289 

4128 

8417 

12 

918 

121 

147 

3466 

1161 

1815 

3926 

3712 

7638 

3 

604 

HO 

159 

3282 

1066 

1820 

3958 

3968 

7926 

2 

412 

166 

198 

2848 

1367 

1S25 

4045 

3854 

7899 

13 

292 

103 

206 

3242 

1290 

lß30 

4740 

4526 

9266 

3 

447 

120 

224 

3459 

1527 

1835 

5834 

5407 

11241 

332 

1084 

170 

195 

4657 

1599 

1840 

4913 

4879 

9792 

7 

528 

149 

252 

3693 

1608 

1845 

5146 

4931 

10077 

36 

500 

162 

305 

3736 

1596 

1850 

6614 

6450 

13064 

87 

3370 

159 

275 

4793 

1727 

1852 

6137 

5927 

12064 

78 

1861 

149 

282*) 

5321 

1685 

Es  hat  sich  (die  ersteren  Jahre  mit  ihren  grossen  Mängeln  der  2Shladg 
und  mit  theil weisen  Gebietsveränderungen  ausser  Betracht  gelassen)  nach 
dieser  Zusammenstellung  die  Bevölkerung  vermehrt 

von  1820—25  um  6,24  pCt  =  1,45  im  Jahre 
25-30    „    7.37    „     =  1,47 
30^^    „   4 
35-40    „   6 
40-45    „   4,86 
45--50    „   4 


ff 


ff 


=  0,80 
=  1,20 

=  0,88 
=  0,80 


ff 


ff 


*)  Worunter  66  Selbstmörder. 


166  Meckleftburf. 

wobei  jedoch  Torauszusetzen  ist,  dass  zur  Steigernng  in  den  ersten  Jahren  die 
YerYoUstäadigUBg  der  Zählungen  beigetragen  hat>  wätirend  die  Abnahme 
dieser  Steigerung  in  den  letzten  Jahren  der  Auswanderung  zugeschrieben 
werden  muss. 

£9  sind  HB  Jabfe  tö&Ü,  aUm  übw  Himborg^  w  4dia  lf«cUaiKburger, 
d.  h.  ^0  pCt.  der  ganzen  Bevölkerung  ausgewandert,  während  derüeber- 
Bchuss  der  Geburten  über  die  Todesfälle  6828  betrug.  Ohne  jene  Aus- 
wanderung würde  die  Vermehrung  der  Bevölkerung  v.  1851  bis  1852  10967 
also  über  2  pGt.  betragen  haben. 

Das  Verhältuiss  war 

1  Geburt,  1  Todesfall    1  Trauung.    1  uneheliche  Geburt 

auf  Lebende.  auf  eheliche. 

88,4  16,11 

88,6  17 

.     82,3  •      16,4                  ' 

'     82,1  14,5 

87,1'  13        ' 

123,3  10,8 

'   121,5  10,2 

138  9 

130  8 

135,5  7 

143  5,7 

.  .  .    140.5  43  .    . 

126,5  4,7 

Man  wird  in  dieser  Berechnung  einige  Aehnlichkeit  zwischen  den  Ver- 
hältniss-Zahlen  der  Geburten,  Todesfärie  und  Trauungen  bis  1815  und  eine 
solche  in  den  nachfolsenden  Jahren,  zwischen  beiden  Abschnitten  aber  eine 
plötzlich  auffallende  Veränderung  bemerken.  Diese  findet  ihre  Erklärung 
m  der  schon  erwähnten  Unvöllständigkeit  der  Zählungen  vor  18IH.  Die 
Geburten,  Todesfälle  und  Trauungen  durch  Kirchen-  und  Civil-Hegister  con- 
trollirt,  wahrscheinlich  in  äilieri  Zeilräumen  mit  ziemlich  gleicher  Genauig- 
keit angegeben,  müssen  natürlich  verhältnissmassig  zahlreicher  erscheinen, 
wo  die  Bevölkerung,  wie  vor  ^818  nicht,  als  da  wo  sie  vollständig  aufge- 
nommen ist,  wie  dies  nach  1818  der  Fall  war. 

Nicht  beeinträchtigt  durch  die  Unvöllständigkeit  der  Zählune  erscheint 
bei  der  Voraussetzung  der  Genauigkeit  der  Geburlslisten  das  Verhältniss 
der  ehelich  Geborenen  zti  den  unehelich  Geborenen,  und  es  ist  daher  die 
verhältnissmassig  grosse  Zunahme  der  Letzteren  als  unzweifelhaft  zti  be- 
trachten. Dass  schon  auf  4,7  eheliche  Geburten  eine  uneheliche  trifft,  ist 
ein  aussergewöhnliches  Verhältniss.  In  Oesterreich  kommt  ein  uneheliches 
Kind  auf  8,86,  in  Preussen  auf  14,  in  England  auf  14,7,  in  Hannover  auf 
11,9,.  in  Oldenburg  auf  15,11. 

Wir, haben  scnon  in  dem  Üahrbuche  von  1852  die  Ansicht  ausgesprochen, 
dass  wir  die  Zahl  der  unehelichen  Geburten  nicht  als  einen  unfehlbaren 
Massstab  der  SittUchkeit  betrachten,  weil  die  gewerbliche  Unzucht  gewöhn- 
lich unfruchtbar  isl;  wir  finden  in  dem  Mecklenburgischen  „gemeinnützigen 
Archiv***)  dieselbe  Ansicht  ausgesprochen;  es  lässt  sich  aber  eine  Ver- 
schlimmerung der  Zustände  nicht  verkennen,  wo,  wie  hier,  die  Zahl 
der  unehelichen  Geburten  so  ausserordenllich  zunimmt,  ungeachtet  dass 
nebenbei  die  gewerbsmässige  Unzucht  a|ler  Wahrscheinlichkeit  nach  eben- 


1795 

22,5 

^,2 

1800 

21,1 

35,8 

1805 

21,3 

35,7 

1810 

21,3. 

35 

1815 

20,4' 

40 

1820 

27,1^ 

49,6 

1825 

25,4 

52,9 

1830 

29,2 

48,4 

1835 

27,5 

41,5 

1840 

28,9 

50,5 

1845 

28,5 

51,6 

lh50 

..294 

..  414 

1852 

,28,8 

45,5 

> 


*)  Jahrgang  1851,  Streifztige  in  dem  Gebiete  der  mecklenburgischen  Beyölkemngsstatistik 
von  A.  Ackermann  in  Schwerin. 


MecLlenlburg.  169 

falls  mehr  zu  als  abgenommen  hat.  Diese  Yerschlimmerong  in  der  Zunahme 
des  verpönten  Umganges  der  beiden  Geschlechter  zu  suchen,  liegt  aber  ein 
Grund  nicht  vor,  wahrscheinlicher  ist  es,  dass  heut  zu  Tage  weniger  als  sonst 
durch  Heirath  auf  die  mieheliche  Erzeugung  eine  eheliche  Geburt  folgt, 
indem  die  Erschwerung  der  Niederlassung,  die  furchtbare  Gewerbe-Be- 
schrankungy  welche  iu  Mecklenburg  herrscht,  immer  mehr  gegen  alle  Ehen 
wirksam  werden,  je  mehr  ihre  Wirksamkeit  Proletariat  hervorruft.  Ziehen 
wir  nun  die  Jahre  in  Betracht,  in  welchen  die  Bevölkern n^sliste  ähnlich  wie 
heut  zu  Tage  aufgenommen  wurde,  so  sehen  wir,  dass  im  Verhältniss  der 
Bevölkerung  die  Zahl  der  Geburten  überhaupt  seit  1820  nicht  zu-,  sondern 
im  Gegentheil  etwas  abgenommen  hat,  indem  damals  auf  27 ^^  1852  aber 
erst  auf  28*  Menschen  eine  Geburt  kam;  wir  sehen  ferner,  dass  damals  auf 
10*  Geburten,  1852  schon  auf  4'  Geburten  eine  uneheliche  kam,  während 
die  Zahl  der  Trauungen  von  1: 123  <  auf  1: 140*  im  J.  1851  und  1: 126  >  im 
J.  1852  vermindert  ist. 

Unter    den   Todesfällen    waren    nach    einer    Zusammenstellung  von 

Ackermann  in  den  Jahren     Belbstmorde  ein  Selbstmord 

In  je  10  Jahren  auf  Seelen  auf  TodesfSlle 

1811-20     218     15011     414»» 

1821--30     384     11030     224" 

1831—40  522  9028  205>« 

1841—50  709  7300  161  •• 

In  Prenssen  zählte  man   1816  einen  Selbstmord   auf  15042  Lebende, 

1825  auf  12260,  1840  auf  10090,  1849  auf  10681.    Es  traf  ein  Selbstmord  in 

Oesterteieh  1830-38  auf  34173,  von  1839-47  auf  28696,  in  Bayern  1840— 41 

auf  24907,  im  J.  1851  auf  13535  Seelen. 

1795  starb  in  Mecklenburg  eine  von  74  Wöchnerinnen,  in  den  fünf  letzten 
der  auf  unserer  Tafel  aufgeführten  Jahre  starb  nur  eine  von  1 14  Wöchnerinnen. 
In  Preussen  ist  1828  noch  eine  auf  108»»,  1849  eine  anf  124»«  Wöchne- 
rinnen gestorben. 

Merkwürdig  ist  in  Mecklenburg-Schwerin  die  grosse  Zunahme  der  Todt- 
geborenen.  1795  eine  Todtgeburt  auf  26«  Geburten,  1820  auf  22'  trifft  im 
Jahre  1B51  schon  eine  auf  17  ^  Geburten. 

Dies  Verhältniss  ist  sehr  ungünstig,  wenn  mit  anderen  Ländern  ver- 
glichen, z.B.  war  in  Preussen  ein  Kind  todt  von  29"  o  Geborenen,  im  Jahre 
1825  von  25««,  im  J.  1851  in  österreichischen  Gebärhäusern*)  1  von  25,  im 
J.  1847  in  Bayern  1  auf  33,  im  J.  1849  in  Sachsen  1  auf  22 1'. 
Nach  ihrem  Wohnsitze  vertheilte  sich  die  Bevölkerung 
in  den  Jahren    1845         1850  1852 

auf  die  Domainen  198275     205132       206986 

Ritterschaft].  Güter    13431      141664        140707 
Kloster  Güter  8531         8934  9052 

'  Städte  157555      167120        172092 

Kämmerei  Güter        13287        13874         13926 

Summa     516079      536724        542763. 
Das  Areal Mecklenbur^-Schwerins  ist  in  folgende  Eigenthumsklassenver- 
theilt:    I.  die  landesherrlichen  Domainen  95 '>  oMeilen 

II.  die  ritterschaftlichen  u«  übrigen  Landgüter  107«*       „ 
IU.  die  Städte  24« >      „. 

Wir  geben  aach  dem  Staatskalender  von  1853  die  folgenden  Tafeln  über 
jenen  Grundbesitz,  indem  wir  jeder  Categorie  die  Bemerkungen  beifügen^ 
welche  in  jenem  trefQichen  Buche  erklärend  beigefügt  sind : 

*)  Die  in  Oesterreich  gepflogenen  Erhebungen  bezüglich  des  im  ganzen  Lande  herrschen* 
den  Verhältnisses  der  Todtgeboremen  zn  allen  Geburten  sind  fl&lsch  und  hier  daher  nur  die 
Gebärh&user  in  Betracht  gezogen. 

11 


y 


I.    Dominial- 

incl.  des  Hurenstandcs  der  grosshi 


zoglicboD  HanshaltRgililer. 


Buckow  

CriTili , 

DoberuD 

DömitE 

Eldcna 

Gadebusch    .     ... 

Orabow 

GrevUmOfileD  .... 

Hagenow 

LUblbeen 

Lübz 

Mecklenburg 

Neustadt 

Plüschow 

Redentin 

Behna  

Schwerin 

Sieraberg 

Toddin    

Walsmühlen    .... 

Witteuburg  .... 

Zarrentin  ....... 

Backeudorf      .  .  .  , 
Boitzenburg    .... 

Dargun 

Gnoien 

Goldberg 

Güstrow 

Neu-Kalden    .... 

Flau 

Ribnitz 

Rossewilz 

Schwaan 

Stavenhagen    .... 

Sülze 

TeulenwiDkel .... 
Wredenhagen    .  .  ,  . 

Bülzow 

Marnitz 

Rühn     

Schwerin    

Temprin  

Wann 

Neu- Kloster    .... 

Wismar-Poel  .... 

Geistl.  Grundstücke 

Summa 


4041424 
12657213 

582149S 
13957785 


3231547 
1770S333 
3191751 
1572794 
1419753 
3970019 
3234539 
1241319 
6714906 


1118734 
2483487 
13535940 


6707967 
3575345 
(1452586) 
134705 
4201896 
5574317 


2541584 
1938274 

217079749 
4455771 
1187526 
2426711 

S25149157 


17V 
45  ü 


iO'i 


70  Si 
17  V 


30.18  / 
22,22  / 
39,24  \, 

34,1 
71,19 


11 


Die  h«Q|äsa[ehlieiist0ii  BaiUndtheifo  der  Domain«ii  waren: 


wm 


mi 


mmmmm 


TT 


mmß 


1 

Benennang 


«0    9 

S  QQ 

n 


^i« 


f. 


E 


•»ö 


n 


s  ^ 


Summa 


1  a 


Pfarrkirchen 

Filialkirchen 

Kapellen 

Stadt-  und  Landschulen  '.    . 

Marktflecken 

PachlhÖfe 

Erbpachlstellen.     .    .    ,    .    . 

BUdnerstellen 

Häusferstelleo 

Hauswirthsstellen 

Forst-  und  Hc^z^rärter»- Ge- 
höfte .    •    « 

Erbmtthlen 

Pachtihttblen 

Papi^hnühlen 

Erbscfinnieden    ...... 

Pacht-  und  Bü^n^rschmieden 

Erbkrttge  

Pachtkrüge 

Kalkbrennereien    ..... 

Ziegeleien 

Theer»-Oefeft. ..    ..•-.. 

Steinsehleifereten 

Fischereien    :...... 

Frohnereien  : '  .    .    .    . '  .    . 

Salzwerk . 

Gypswerke     ^    .....    . 

See-(  StahN''iind  Schwefel- 
bad   ........    . 

Soolbäad   ........ 

Irrenheil-  uod  POege^jAp- 
staUen  -.    .-  .    .    .    »  .«:  . 

Gestüte . 

Was^r-,  Lanit-  u.  Briictaen-- 
zölto •  .    . 

Beyöikerung  t8B0 .    ;   .    .    . 


106 
44 

7 

482 

4 

130 

636 

'2613 

9905 

1217 

103 

58 

30 

1 

42 

141 
44 

136 

4 

14 

1 

42 
14 

1 


1 


ll 
2 

38 
U9771 


74 
28 
16 

224 

1 

94 

295 

1155 
2290 

360 

65 
44 
23 

1 
28 
63 
18 
45 

4 
16 

4 

ll 

10 

1 


1 


14 
57713 


20 
5 
3 

151 

ll 

88 
351 
460 

97 

15 

13 

8 

l 

15 

19 

7 

13 

10 
1 

"l3 
2 


16308 


3 
1 

22 


29 

86 

223 

121 

4 
2 
3 

""2 

10 
1 
7 

"^2 


203 

78 

26 

789 

5 

254 

1048 

4405 

6878 

1795 

187 

117 

64 

3 

87 

29S 

7Q 

SOI 

8 

43 

& 

1 

79 

26 

1 


8 
1 

24 

68 
8 
39 
68 
25 

14 
3 
1 

4 

10 
1 
6 

1 
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54 
198^40 

1 
1 


Die  grossheraogl.  Haushaltungs-^Domainea  haben  ausser  1662369  a  Ruthen 
an  Forslgrund  einen  Hufenbestang  Ton  229 V  Hufen,  6 '^^  Scheffel  (incl. 
einer  PArrbitfei).  -   ^   ^ 

.Von  JoeckkQbqrgis/ch«!!  Buüie«  sind  2243006  ^  l  o  Meile. 

IXer  ÄitS^rupk  •Powiipen.,*'  m  erweiterten  Sinne,   umfosste  bis  zur 

l^ilWHVtina  (}es  SUptsc^rii^dcesetzes  van  }0.  Qctober  1840  alles  landen* 

bm^     wandlM(^R(h«m»  mnß  U9ters«bied,  pb  es  jm  dem,  im  laades^ 

■M^^i^Uifk  ii,mtßT^jivmJ(i»ltmiri%»m9i  i^rjjrw^bung  «ngenMiineneB 

11* 


172 


Mecklenburg. 


Jahre  1748  fürstliches  SUmiQgot  war,  oder  ia  aäte^en  Zcüen  iabs  ritter- 
und landschaftlichen  Privatgütern  angekauft  wurde.  In  Folge  der  Auf- 
hebtiDg  jenes  Staats  grundgesetzes  ist  zwar  nun  antch  die  ADtretUßg  (SSt 
Domainen  an  den  Staat  rückgängig  geworden,  allein  die  getrennte  Ver- 
waltung der  zum  Hausgut  bestimmt  gewesenen  Domainen  beibehaltei^» 


n.    Hufen-Bestand  und  ZSinwohnerzaU  G«tztere  ron  isso) 
der  ritterschaftlidhen  und  übrigen  Landgüter  des  Gross» 

herzogthums  Schwerin« 


Aemter 


Siinirohner 


1)  Buckow 

2)  Crivitz 

3)  Gadebusch 

4)  Grabow 

■  5)  Gravismühlen 

6)  Ivenack 4  .  . 

,  7)  Lübkz 

8)  Mecklenburg   .  .  , 

9)  Neustadt  . *.  . 

10)  Sdbwerin  .  •, ....*. 

Jl)  Steirnberg 

12)  Wittenburg  .  .  .  ; 

Summa  d.  mecklenburg.  Kreises 

13)  Boitzenburg  ............ 

14)  Gnoien i  .  .  .  <  .  . 

15)  Göldberg 

16)  Güstrow 

17)  Neu-Kalden . 

18)  Flau *  .  . 

IQrRibnitz.  . 

20)  Schwaan 

21)  Stavenhagen 

22)  Wredenhagen i  .  . 

Summa  des  wendischen  Kreises 
Summa  der  rittersch'aftl.  Güter 

23)  Kloster-Aemter 

24)  Rostocker  District   ....... 

25)  Kämmerei-  u,  Oe^on.-Gtiter 
Summa  der  übrigen  Langbegüt. 

Total -Summa  1850 

1852  Einwohberzalii 


9024 
5017 
4696 
2581 

14089 
1988 

.7631 
5705 
6297 
•6895 
2322 

10147 


76419 
2135 
7912 
2433 

14248 
3918 
1569 
5569 
1149 

20225 
5995 


65150 

141569 

8934 

6647 

7227 

95 


164472 
163685 


Hafisn 


S«heff#l- 


224 
128 
103 

63 
323 

45 
190 
130 
120 
154 

67 
234 


1786 
41 

210 
70 

360 
98 
32 

185 
23 

427 

163 


1844 
3401 

160 

130«/ 
47  ij- 

338 


3739 


248 

45 

27 

277 

150 

72 

66 

93 

153 

268 

184 

201 


289 
242 
112 
275 

89 
60 
250 
6 
2m 
209 
189 


192 

49 
60 
«9 

58 


236 


l»i 


11 

8 
19 

4 
18 

4 
17 
29 


24 

26 
19 

29 


23 

U 

1 

4 

15 


8 
•6 


:io 


/* 


Die  Güter  der  mecklenburgischen  Ritterschaft  sind  noch  jetzt  in  beiden 
Herzogthümern  unter  eben  die  Aemter  vertheilt,  wdehen  sie  bei  der  Landes- 
theilung zwischen  der  Schwerinschen  uad  Gtifsfarowscbeii  Linie  in  dem 
brüderlichen  Erijvertrage  zu  Güstrow^  vom  3.  März  1621,  %,  \S  beigelegt 
wurden.  Weil  nämlich  die  Güstrowschen  Aemtelr  ungleich  Mehr  nttetv 
schaftliche  Güter  umfassten  als  die  Schwerinsdnen,  so  mussten  naeb  dem 


Meokieiirbiirgv 


173 


angenommenen  Princip  der  völligen  Gleichheit  mehrere  Güter,  z.  B.  aus 
dem  Amte  Schwaan  nach  Buckow,  aas  den  Aemtern  Goldberg  and  Plan 
nach  Lübz,  und  aas  dem  Amte  Slavephagen  die  in  der  Nähe  von  Waren, 
wo  kein  fürstliches  Amt  seinen  ^z  liatte,  an  das  entfernte  Amt  Neustadt, 
dem  es  sonst  an  ritterschaftlichen  Gütern  gänzlich  fehlte,  abgegeben  werden» 
trenn  gleich  ihre  geographische  Lage  sie  nicht  dafür  bestimmte. 

Mit  eben  so  wenig  Rücksieht  auf  geographische  Bestimmung  ward 
späterhin  das  Amt  Ivenack  aus  dem  Herzogtnum  Güstrow,  gegen  Backen- 
dorf, an  das  Ha*zQgtbum  Schwerin  vertauschti  und  die  im  Amte  Bützow 
belegenen  vormaligen  ritterschaftlichen  Güter  des  Fürstenthums  Schwerin 
wurden  vermittelst  ihrer  Incorporation  (1771,  1775,  1782)  den  Aemtern 
Bttckow,  Crivitz,  Mecklenburg,  Sternberg,  Schwerin  und  Schwaan  zagetheilt, 
weil  aus  diesen  eben  so  viele  inkamerirte  Hufen  dem  Fürstenthum  Schwerin 
zurfick^egeben  wurden.  '  Die  ritterschaftlichen  Güter  jedes  Amts  stehen 
unter  sich  in  Amts? erbandb. 

.   Die  Zahl  derGrundherrea  und  ihre  Besitzungen  war 


MMÜ 


:±seb 


Bcat: 


1852 


Schtre- 
rin 


Güstrow 


Uebrige 
Land-G. 


Hanpt- 
Ottter 


1  Landesherrschaft  .... 

2  fürstliche  Familien  .  .  . 
29  sHiniche  Familien   .  .  . 

256  frefherri.  u.  adl.  Familien 
315  bürgliche  Familien  .  .  . 

13  geistliche  Stiftungen  .  . 

17  weltliche  Communen  .  . 
6  Bauerschaften 


t^SZ*  648  Gutsbesitzer 

darunter  Lehn- Güter  . 
AÜodien 


35 
4 

33 

187 

203 

ö 

2 

1 

470 
321 
149 


26 

5 

44 

156 

148 

6 

3 

5 

395 

301 

94 


6 

1 

3 

11 

75 

37 

133 

I 

132 


67 

9 

78 

348 

362 

86 

42 

6 

998 
623 
375 


1833 


Besitzer 


Haapt- 
Güter 


1 
1 

24 

265 

241 

13 

16 

5 

567 


68 

10 

90 
390 
303 

85 

42 
5 

994 

681V 
3125 


Nach  den  neueren 
anderen  Gütern 

lOSBauero  vella.  %  Hafner, 
668  V^n.  VjHuflier, 

1302  Halbhumer, 

1574  y,  Huftier, 

798  Zeitpäehter, 
1748  Erbpächter, 
849u  Zollämter 
60a  Büdn.  n.  Büdiunelbes. 
21831  Einleger,  Tagelöhner, 

Hirten, 
28889  Knechte  und  Jnngen, 
■  701  Gärtner,  Kutscher,  Be- 
dienter, Köche, 
339  Jäger, 
28231  weibliche  Dienstboten, 
i$  Mühlen. Eigenthfimer. 
ao  Mühlen- Erbpäehter, 
414  Hol2w£rter,  Torf- 
messer, Ghanssee- 
wlbrter,  ZÖUner, 
296  Kafhtmüllet, 
367  Hühlenburachen, 
7  Brennereipächter, 


Register^  von  1847  gab  es  auf  den  Domainen  und 


2  Ghanssee-OdLdpächter, 
1  ZoUpächter, 
9  Unterpächter, 
28  Schäfereipächter, 
154  SetiBSchäfer, 
291  Pachtkrüger, 
157  Pachtfiscber, 
113  Fischerknechte, 
92  Erb-  und  Lehnkrüger, 
10  Tabacksplantörs, 
692  Schmiedemeister, 
311  Rademacher, 
334  Tischler, 
26  Maurermeister, 
14  Zimmermeister. 
1340  andere  Handwerker,    * 
1937  Handwerksgesellen, 
769  Schulmeister,  wovon 

139  mit  Handwerk, 
159  Hauslehrer, 
274  Erzieheiinneci- 
131  Inspectoren, 
771  Voigt«  und  Statthalter, 
190  Wirthsohafter  und 
Schreiber, 


30  Prirateeoretaire, 
222  WirthschaftslehrUnge, 

13  Kalkbrenner, 

15  Theerschwäler, 
148  Ziegler, 
229  Ziegler-Gesellen, 
5  Glashüttenmeister, 

76  Glashüttenarbeiter, 

1  Ledttrfabrikant, 

11  Torf  u.  Kohlenfahrer, 
61  Schiffer, 
135  Steuerleute,  Knechte. 

Jungen, 
146  Ostseeschiffer, 
146  Steuerleute, 
435  Matrosen, 
5  Schiffszimmerleute, 
68  Schiffsköche, 
381  Jungmänner  und 
Schiffsjungen, 
3  Lootsen, 
7  Pferd«- u.  Viehhändler, 

2  Holthändler, 
180  Hebeammen. 


174 


MtfekUnburii^: 


sadtisclie«  OatMler  IMZ, 


Städte 


Rostock  . 

Schwerin 

Güstrow 

Parchim 

Waren    ........ 

Malchin 

Teterow 

Bützow 

Ribnitz 

Boitzenburg.  ;  .  .  .  . 

Röbel 

Plau 

Malchow 

Grabow 

Grevlsmühlen   .  .  .  . 

Hagenow 

Wittenburg ...... 

Gnoien 

Penzlin 

Rehna * 

Goldberg 

Crivitz 

Sternberg 

Stavenhagen  .  ,  .  .  . 

Neukalden 

Sülze    . 

Dömitz 

Schwaan 

Tessin 

Gadebusch 

Lübz .  .  • 4  . 

Kröf^elin 

Neustadt 

Marlow 

Lage 

Brüel 

Krakow 

Neubuckow 

Warin .  .  . 

Wismar .  . 

Suimna 


ä 

IS 


2542 
1109 
938 
828 
482 
534 
597 
425 
5(18 
36(i 
512 
558 
347 
372 
529 
324 
330 
420 
323 
220 
283 
304 
314 
200 
336 
291 
211 
413 
250 
275 
314 
343 
197 
198 
231 
218 
179 
226 
194 
1238 


16537 


ThLr. 


pcatfa 


6926476 
6894875 
2221500 
1707900 
1976600 
746900 
553700 
919075 
536675 
989400 
669500 
573075 
501275 
1071350 
550325 
558500 
585525 
440650 
394375 
434925 
549725 
393400 
497100 
461200 
298026 
389850 
429825 
293875 
247085 
528650 
416150 
277600 
395050 
205850 
294500 
276375 I 
252850 
280250 

256675 
2594266 


30764941 


IM 

M 


23751 
20163 
10117 
6626 
5217 
4542 
4510 
4110 
3813 
3554 
3631 
3534 
3339 
3442 
3420 
3352 
3061 
2983 
2667 
2519 
2726 
2455 
2524 
2490 
2468 
2499 
2371 
2245 
2412 
2314 
2190 
2168 
1979 
2000 
1846 
1787 
1844 
1638 
1712 
12043 


Tma 


89U 
201^ 
2186 

487 
1200 
1059 

833 
1564 

633 
1363 
1567 

576t 

362 
lOHi 

843 

669 
lOlOi 

869 
66 


«  0 

'S  :<e 


*amaq««= 


30040 


28 
456 

70 

57 
92$^ 

73 
509 
510 

80 

151 

30 

598 

13 

512 

139 

130 

163 

76 


195 

42 

92 

425} 

693} 

69 

114 

281^ 

8or 

70 

142 

33 

11 

67 


0    O 


§  - 


5  ü 

CA  fa 

TMt. 


28 

1093 
W2 

77t 

277 
49 
186 
243 
304 
175 


löigf 


103  j 
288 
66 
133i 

343 
179 

52 
35 


237 
39 
44 

163 


76 
12 

201 
114^ 

18 
121 


909*3 


'STST 


6ni& 

20925 
1^280; 
6361 
5172 
a080< 
3421 
3798 
3648 
4354 
2970 
3052 
1560 
6179 
4143 
3448 
3653 
2014 
2073 
1949 
2333 
1651 
2081 
1771 
1352 
2251 
2778 
2152 
1750 
2066 
2275 
1569 
1681 
953 
1210 
1289 
1539 
1149 
1278 


155856 


*)  Ohne  die  öffentlichen,  steuerfreien  oder  nicht  zum  Stadtrecht  liegenden  Gebäude. 


Meokleaburg. 


175 


MeckifHilMirg-^Sc^werin  hat  40  Städte,  9  Fkcken,  308  Dörfer  über  300  Ein- 
wohner, 1252 Höfe,  180  Meiereien,  908  kleinere  Dörfer  und  einzelne  Gehöfte, 
zusammen  7597  Ortschaften. 

Da  nach  dem   oben   mitgetheilten  siadtisehen   Gataster  von  1852  die 

Bevölkernng  der  Städte 17209ii  beträft ,   so  würde  für  die 

ländliche  Bevölkerung 370671  übrig  Bleiben,  jene  also  etwa 

31,  diese  69  pCt  betragen.  Für  die  Beschäftigung  der  Bevölkerung  giebt 
dies  darum  keinen  Anhaltpunkt,  weil  die  Bewohner  der  Städte  sico  zum 
Theil  auch  mit  Landwirthschaft  beschäftigen.  Die  städtischen  Gewerbe  waren: 


Aftlrfiuelierer     ....  9 

Aepfelhöker 11 

Amidamslkbrik ....  1 

Apotheker 53 

ABphaltirer 1 

Bade- Anstalten      ...  9 

Bader 13 

B&cker 521 

Barbiere 108 

Banlente 36 

Bangildett  8 

Bereiter 8 

Beatler 16 

Bildhauer 6 

Blattbinder 5 

Bleicher 20 

BleiwindennaolMr     .    .  1 

Blamenfabrikanten    .    .  1 

Blntigelhfindler     .    .  1 

BoJirersehioiede    ...  1 

Böttcher 255 

Branntweinbrenner,  De- 

stiUatenre   ....  132 

Brauer 119 

Bi'etts&ger 9 

Brunnen-  uad  Pumpenm.  18 

Buchbinder 96 

Buchdrucker      ....  20 
Buch-  und  Kunsth&ndler    18 

Büchsenmacher     ...  24 

Bttrstenbinder   ....  18 

Cichorienfabrikanten     .  4 

Cigarrenmacher     ...  17 

Cltronenhftndler    ...  4 

Chirurgen 48 

Conditoren  und  Kuchen- 
bäcker      60 

Dachdecker 15 

Decatir- Anstalten     .    .  5 

Drechsler 237 

Eisengiessereien    ...  3 

Essigbrauer 18 

Ffirber 101 

Fftrbeholzmtihlen  ...  1 

Felleniiauer 1 

Fettiraarenhändler    .    .  2 

Feuerspritsenmacher     .  1 

Fisdihandler     ....  5 

Fischer 268 

Fischseller 5 

Fonrnierschn  eider      .    .  1 
Frfsemre  u   Perrttcken- 

niiMher 16 

Frohtfer 5 

Frobnereipächter  ...  4 

Fuhrleute 646 

Galanterieh&ndler      .    .  4 

OSrtner 88 

Gastwirthe 542 

Gelbgiesser 15 


Glaser,  Glash&ndler  u 

Schleifer    . 
Glockengiesser 
Goldschmiede 
GrtttEmfiller    . 
Grfitz-Querren 
Gürtler    .    .    . 
Gypsarbeiter  . 
GypsmtLhlen    . 
Haaker    .    .    . 
Halbpfleger     . 
Handschuhmacher 
Hebeammen 

Heringswracker  n.  Höher 
Holzh&ndler 
Holzsetzer  .    , 
Hopfenmesser  . 
Hopfenwracker 
Hutmacher  .    . 
Instrumentenmaoher 
Ealkbrenner 
KalkTcrhÖher  . 
Kammmacher  . 
Kaufleute     .    . 
Kerzengiesser 
Kesselflicker   • 
Kesselhändler . 
Kleiderseiler  . 
Kleidersellerinnen 
Kleinbinder 
Klempner    .    . 
Klntenstreicher 
Knopftnacher  . 
Knopfgiesser    . 
Kohlenmesser . 
Köhler    .    .    . 
Köche     .    ,    . 
Korbmacher 
Korkschneider 
Kornh&ndler    . 
Kommäkler     . 
Kornmesser     . 
Komtr  üger .    . 
KrXmer  und  Hausirer 
Kttrschner  .    . 
Kupferschmiede 
KUfermeister   . 
Lackfabrikanten 
Lackirer .    .    . 
Lederbereiter  . 
Lederthaner     . 
Leihhftuser .    . 
Leihbibliotheken 
Leimsieder 
Lichtfabrikanten 
Lichthaken . 
Lithographen 
Litzenbrfider 
Lohgerber  . 
Lohmüller  . 


Lohnbediente  ....  78 

121  Lumpenhfindler    ...  5 

3  Uaschinenbauer  ...  4 
90  Mäkler n 

8  Haler 203 

75  Maurer 139 

4  Mechaniker      ....  12 

3  Mehlhändler    ....  173 

4  Messerschmiede  ...  14 
12  MiethBkutscher  ...  7 
21  Mühlenbauer  ....  8 

11  Müller 72 

82  Mtthlensteinhändler.     .  1 

7  Mülzer 2 

8  Musiklehrer     ....  15 

4  Mützenmacher      ...  25 
1  Nachweisuogs-Comptoire     2 

1  Nadler 42 

62  Kagelschmiede     ...  96 

18  Netsmaoher      ....  2 

9  Obsthöker  u   Fruchth.  12 
8  Oelmühlen 13 

21  Optiker 8 

1296  Orgelbauer 5 

11  Pantoffelmacher  .    .    .  147 

17  Papierfabriken     ...  3 

10  Pferdehändler      ...  5 

11  Felzer 3 

5  Petschlrstecher    ..."    6 

2  Pfeiffenmacher     ...  6 
123  Posthalter   .....  4 

10  Posamentirer  ....  15 

19  Prahmfahrer    ....  43 
1  Produktenhändler     .    ,  72 

6  Putzhändler 15 

1  Reifer 14 

5  Reitlehrer 2 

43  Riemer  und  Sattler      .  808 

6  Rothgiesser    ....  1 

11  Sägemühlen    ....  1 

20  Salzhöker 42 

18  Scharfrichter   ....  1 

5  Scheerenschleifer     .    .  60 

12  Schiffer 220 

48  Schirmfabrikanten   .    .  IS 

87  Schlächter 405 

1  Schmiede  u.  Schlosser  599 

1  Schneidemühlen  ...  18 

3  Schneider 1263 

3  Scbulhalter 27 

11  Schuhmacher  ....  2579 

8  Sehttteenzttnite  ...  36 
11  Schornsteinfeger  ...  82 
14  Schwefelholcfabrikanten      1 

13  Segelmacher    ....  6 
42  Seifensieder     ....  16 

4  Seiler      ......  109 

6  SenfEkbrikanten  ...  8 
96  Spiegelfabrikanten  .    .  1 

9  Spielkartenfabrikanten  8 


176 


Spinnmeister  . 
SpltsenhKiidler 
SpohnreiBser  . 
Bporenmacher . 
Sprachmeister 
Stadtmusiker  . 
SteindSmmer  . 
Stelnbaner  .  . 
Steindraeker    . 


Mecklenburg. 


1 

u 

2 
3 
5 
38 
S3 
4 
8 


Stell-  und  Rademacher  172 

Strandfhhrleute   ...  20 
Stroh  -    und    Sponhut- 

fkbrikanten    ...  21 

Stmmpffabrikanten  1 

Stuhlmacher    ....  81 

Tabackfabrikanten  .    .  33 

Tabackspinner     ...  63 


Ttuusmeiitcpr  '    ,    .   , 

S 

Tapetenfabrikaaten .    , 

1 

Tapezierer  .... 

.      26 

Theerwraker    .    .    . 

1 

Thieritrcte  .... 

.      80 

Tischler 

747 

Töpfer 

186 

Todtenbeüebnngen  .-    . 

7 

Todtenfraaen  .    .    .    . 

28 

TodtenzUnfte  .     .    .    « 

>      10 

Träger  (Porteurs) 

.      45 

Tachhälidler    .    .    . 

12 

Tuchmacher     .    .    . 

.    267 

Uhrmacher,  Händler 

.    129 

Vergolder    .... 

6 

Viehhändler     .    .    . 

7 

Viehverschneider     . 

6 

Tliciaalienkibditt 

Wachspreaser  .    . 
Wagenfabrikanten 
Waagemeister 
Walkmüiler     .    . 
Wattenfiftbrikanten 
Weber     .... 
Weinhändler    .    . 
Welssgerber    .    . 
Wollwäger  .    .    . 
Zahnärzte    .    .     . 
Zeiehnenlehrer 
Zeugschmiede  .    . 
Ziegler    .... 
Zimmermeister 
Zinnglesser      .     . 
Zuckersiederei 


53 
9 

9 

6 

9 

660 

87 

41 

1 

9 

1 

5 

25 

120 

19 

1 


Landwirthschaft.  lieber  die  land wirthschafUiche  Industrie  Mecklen- 
bur^s  statistische  Angaben  zu  machen,  ist  ungemein  schwierig,  theils  weil 
amthche  Erhebungen  darüber  fehlen,  theils  weil  die  Schätzungen,  welche 
hier  und  da  yersucht  worden  sind,  ungemein  von  einander  abweichen. 

Nach  den  bei  den  Verhandlungen  über  das  Zoll-  und  Steuerwesen 
vorgekommenen  Verhandlungen,  dürfte  die  Production  von  Getreide  jähr- 
lich 180000  Last  betragen. 

Getreide  ist  die  grösste  Production  Mecklenburgs  und  der  wichtigste 
Factor  in  seinem  auswärtigen  Handel. 

Herr  von  Reden  glaubt,  wir  wissen  nicht  auf  welche  Grundlage  den 
Antheil  der  verschiedenen  Arten  fiodenbenutzung  wie  folgt  bestimmen  zu 
können 

Ackerland 160  dM.  70,17  pCt.  Antheil, 

Waldboden*) 26    „  11,40 

Wiesen 20    „  8,78 

^     Weiden,  Haiden,  Brüche,  Torfmoore      12    ^  5,26         ^ 

Unlande,  Wege,  Gewässer  .    .    .    .      10    „  4,39         „ 

228    „        100  „ 

lieber  den  Viehstand  fehlen  Zählungen  oder  neuere  beachtungswerthe 
Schätzungen.    Nach  älteren  Schätzungen  dürften  circa 

112000  Pferde, 
145000  Stück  Rindvieh, 
1694000  Schaafe, 
140000  Schweine 
vorhanden  sein. 

Im  Jahre  1842  zählte  man  auf  den  Domainen  36504  Pferde  und  Herr 
Kammerrath  Schumacher  schätzt  ihre  Zahl  im  ganzen  Lan,de  auf  lOQOOO.  Es  sind 
über  100  Vollbluthengste  und  über  200  Vollblutstuten  vorhanden.  Die  Zahl 
des  Rindviehs  wird  von  Herrn  Kammerrath  Schumacher  auf  250000  ge- 
schätzt, von  welchen  jährlich  2  bis  3  Millionen  Pfund  Butter  ins  Ausland 
geschickt  wird. 

Wenn  die  obige  Zahlenangabe  für  Schaafe  richtig  ist,  so  kann  die 
Ehrliche  Wollproduction  aaf  circa  34000  Gtr.  geschätzt  werden.  Auf  die 
Wollmärkte  kamen 


*)  Nach  der  Encyklop&die  der  ForstwluBenBchaft  von  Wedekind  29,64  Qaadratmeilen. 


Meeklenburg; 


177 


QUatrow 

1951       1852 

Stein  .  .  59680      57650 

von  Orten ....      407         403 

verkauft  würden  47190     51403 


Rostock 
1851        1852 
15394      11051 

175         136 
15194      10823 


Die  Preise  waren   13 


13  Thlr.     12,  24     13.  36 


Wismar 

1851        1852 

14011      12345 

123         146 

13845      12343. 

13.  24        13  Thlr. 


Der  Stein  hat  22  Pf.  und  es  lassen  daher  die  obigen  Preise,  verglichen 
mit  denjenigen  anderer  Wollmärkte,  auf  ein  Uebergewicht  der  ordinairen 
Wolle  schliessen. 

Wenn  die  Zahl  der  Schweine  richtig  angegeben,  so  ist  sie  gering  za 
nennen  im  Verhältniss  zu  den  grossen  Waldungen  Mecklenburgs,  erklärt 
sich  aber  theilweise  dadurch,  dass  die  Schweinezucht  vorzugsweise  die  In- 
dustrie des  kleinen  Grundbesitzes  zu  sein  pflegt,  welche  in  Mecklen- 
burg fehlt. 

Die  nördliche  Hälfte  des  Landes  hat  den  fruchtbarsten  Boden,  dort 
wird~  hauptsächlich  Weizmi  und  Raps  gebaut.  Südlich  davon  zieht  von 
Sudost  nach  Nordwest  ein  Streifen  Sandland  hin,  wo  Roggen,  Gerste,  Hafer 
und  Buchweizen  mit  wenig  Dank  gepflanzt  wird,  eine  im  Südosten  des 
Ijmdes  gelegene  Haideebene,  welche  etwa  den  6ten  Theil  des  ganzen  Gross- 
herzogthums  einnimmt,  ist  am  wenigsten  fruchtbar  und  lohnt  kaum  die 
Aussaat  von  Buchweizen,  Gerste  und  Kartofieln,  welche  hier  die  vorherrschende 
Anpflanzung  bilden. 

Die  Feu6hti|i[keit  des  Meeres  und  der  zahlreichen  Seen  übt  natürlich 
einen  grossen  Einfluss  auf  die  Fruchtbarkeit  Die  Landwirthschaft  hat  in 
den  letzten  Jahrzehnten  grosse  Fortschritte  gemacht.  Das  bessere  mecklen- 
burgische Wirthschaftssystem  soll  allen  anderen  deutschen  voranslehen. 
Freilich  sind  die  Systeme  sehr  verschieden.  nDreifelder'Wirthschaft%  sagt 
Herr  Kammerrath  Schumacher,  ^flndet  sich  nur  noch  als  seltene  Ausnahme, 
reine  Koppelwirthschaft  häufiger,  der  allgemeine  Charakter  dagegen  ist 
Wechselwirthschaft  mit  einer  gedrängten  Brache  und  freiem  Weidgange  auf 
nut  Klee  und  Gras  angebauten  Feldern.  Mergel,  Gyps  und  andere  künst- 
liche Düngmittel  werden  in  grosser  Menge  angewandt.  Die  Entwässerung 
der  Ländereien,  das  Ablassen  kleiner  Landseen,  die  fortschreitende  Be- 
wässerung der  Wiesen  und  Urbarmachung  der  Haiden,  Besaamung  der 
Sandflächen  mit  Kiefern,  arbeiten  unausgesetzt  an  Steigerung  des  Volks- 
Vermögens.  Zehnten  giebt  es  bei  uns  nicht  mehr.  Dienstbarkeiten  und 
Frohpden  nur  noch  als  Ausnahmen.  Von  den  früher  im  Gemenge  bewirth- 
schafteten  und  durcheinander  liegenden  Grundstücken,  ist  der  bei  weitem 
grösste  Theil  auseinander  gelost,  zusammengelegt  und  abgerundet.  Der 
Ackerbau  ist  daher  möglichst  frei  und  dies  um  so  erfreulicher,  als  dieser 
bessere  Zustand  nicht  durch  Gesetze,  sondern  durch  den  gesunden  Sinn 
und  die  freie  Vereinbarung  der  Grundbesitzer  herbeigeführt  ist." 

Dieses  glänzende  Bild  hat  ohne  Zweifel  seine  grossen  Schattenseiten^ 
wenn  der  Ackerbau  auch  frei  ist,  so  ist  es  doch  nicht  der  Ackerbauer  und 
es  ist  unmöglich,  dass  die  Unfreiheit  Gutes  hervorbringe. 

Die  politischen  Einrichtungen  des  Landes  sind  dem  Landbaue  ungünstig. 
Die  grossen  Gutsbesitzer  sind  zum  Theil  sehr  verschuldet.  Ihre  Schulden- 
last wird  auf  60  Millionen  Thaler  geschätzt,  sie  haben  daljer  nicht  hin- 
länglich Mittel,  die  Fortschritte  in  den  landwirthschaftlichen  Betrieb  und 
seinen  Hülfsmaschinen  sich  anzueignen.  Die  Eigenthumsverhältnisse  der 
Bauern,  Büdner  und  Erbpächter  zu  dem  Boden,  welchen  sie  bebauen,  ist 
kein  gesichertes.  Die  Zeitpächter  haben  an  und  für  sich  kein  Interesse 
mit  Opfern  den  Boden  zu  vervollkommnen»  dran  je  mehr  sie  auf  denselben 


A 


178  Meeklenbarg. 

▼erwendc«,  desto  höher  steigt  sein  Werth  nud  desto  mehr  Pacht  mQssen  sie 
in  der  Fol^e  bezahlen.  Es  findet  sich  in  öffentlichen  Aktenstücken  diese 
Thatsachc  als  ein  Hindemiss  der  Drains -Anlagen  bezeichnet 

Die  Frage,  ob  der  grosse  oder  der  kleine  Grundbesitz  Tolkswirlhschaft- 
licher  sei,  darf  jedoch  nicht  nach  den  Erfahrungen  in  Mecklenburg  ent- 
schieden werden.  Der  Entscheid  würde  möglicherweise  gegen  den  grossen 
Grundbesitz  ausfallen,  während  der  Fehler  wahrscheinlich  nur  in  den  Vor- 
rechten desselben  liegt.  Wo  wenig  Bevölkerung,  da  ist  der  grosse  Grund- 
besitz eine  natürliche  Folge ,  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  erst  macht 
die  verfeinerte  Kultur,  die  Harkenarbeit,  die  Garlenindustrie  lohnend,  so 
lan^e  Mecklenburg  so  weni^  bevölkert  ist  wie  jetzt,  wird  daher  d«r  Grund- 
besitz stets  weniger  vertheilt  sein  als  in  festbevölkerten  Gegenden,  dass 
aber  die  Bevölkerungsvermehrung  durch  die  beinahe  souveraine  Stellung  der 
Grundbesitzer  und  den  Missbrauch  dieser  Stellung  verhindert  wird,  dass 
die  Gesetzgebung  dem  Aufkommen  eines  Gewerbestandes  auf  dem  Lande 
im  Wege  steht  und  hierdurch  der  Landwirthscbafl  leichtere  Herbeischaffung 
ihrer  Bedürfnisse  an  Werkzeuge  und  einen  Absatz  f&r  edlere  Boden- 
producte  entzieht,  ist  der  Vorwurf»  welcher  den  mecklenburgischen  Zi^- 
ständen  gemacht  werden  muss 

Sehr  thälig  für  die  Verbesserung  der  Landeskultur  wirkt  das  Vereins- 
wesen»  vor  allem  der  patriotische  Verein,  welcher  bereits  Ober  50  Jahre  be- 
steht, an  vielen  Orten  Distrikt  -Vereine  hat  und  mit  diesen  auf  Verbreitung; 
lapdwirthschafLlicher  und  gewerblicher  Kenntnisse  hinwirkt. 

Im  Mai  1852  wurde  auch  ein  Verein  zum  Seidenbau  gegründet.  Von 
mecklenburgischer  Seide  sind  übrigens  schon  auf  der  letzten  Gewerbe- 
AusfSteliunsf  Gewebe  vor^eie^en. 

Der  Bienenzucht  wird  in  Mecklenburg  grosse  Aufmerksanikeit  ge- 
schenkt, und  der  Ertrag  eines  Stockes  bei  wohleingerichtetem  Betriebe  auf 
3  Thir.  angeschlagen.    Es  war  die  Zahl 

1832      1837      1842      1847      1851 
der  durchgewinterten  Stöcke    25453    19922    15099    18769    17489 

Züchter     3215     2tJ36     2674      2537      2296. 

Nach  dieser  Statistik  hat  die  Zucht  abgenommen.    Obwohl  durch  Ver- 
ordnung der   grossherzoglichen   Kammer  vom  26.  Januar   1832  die  An- 
schaffung und  Verlheilung  von  Schriften  zur  Verbreitung  besserer  Kenntniss« 
^  Hergabe  von  Biencnhofen,  von  Bauholz  zu  Bienenschauern,  Steuerfreiheit 
und  jährliche  Prämien  zugesichert  war. 

Branntweinbrennereien  gab  es  1848  18  auf  den  Domainen,  79  in  der  Ritter- 
schaft, 4  in  den  Kloster^ütern ,  1  in  dem  Rostocker  District,  städtischen 
Kämmerei  und  Oeconomie-Gütern^  26  in  den  Seestädten,  164  in  den  Land- 
städten, zusammen  292. 

Eine  wesentliche'Unterstützung  der  Industrie  des  grossen  Grundbesitzes 
bildet  der  ritterschaftliche  Credit -Verein,  welcher  seit  1819  in  Thätigkeit  ist 
und  zu  Michaeli  1852 
in  dem  Mecklenburgischen  Kreise  40 
Wendischen  „       48 

Stargardter  ^       ^  Mitglieder,  zusammen  1 12  Haupt-Güter» 

mit  564  3^  Hufen,  44  >i,  Scheffel  zählt,  deren  SchäUungswerth  10308746  Thlr. 
beträgt,  auf  welche  Sicherheit  hin  Pfandbriefe  von  1758400  Thlr.  Neue  ^ 

2029575  Thlr.  Gold 
425750  Thlr.  Gouraut 

ausgegeben  sind. 

Die  Forsten  bilden  in  Mecklenburg-Schwerin,  wie  wir  sehwi  gesehen 
haben,  einen  grossen  Theil  des  Areals. 


Mecklenbarg.  179 

Sie  sind  die  Holikammern  des  Landes  und  ihr  Wild  liefert  einen  nicht 
geringen  Antheil  zur  Nahrang. 

Nadi  den  werthroHen  Zusammenstellanffen  des  Herrn  Kammerraths 
Sehamacher,  war  1849  die  Grösse  des  bestandenen  Holzbodens  und  wurde 
davon  unentgeltlich  oder  gegen  Bezahlung  abgegeben 

abgegebene  KubikfoM 
Qnftdrat-  Bfta-a.Nats- 

Bnthen  holx     Brennholz 

Eichenholz 3000916  gegen  Bezahlung  403282 

ohne  ^  228607    Ö07457 

Buchenholz 9246874  gegen  „  156(*)433 

ohne  n  7252  1621021 

Nadelholz 23431325  gegen  »  1335522 

ohne  <   n  1344765  1368613 
Birken,  Ellern,  Ahorn, 

Buchholz      ....     7489467  gegen  „  617977 

ohne  n  94005    621782 

Summa    43168582  gegen         ,  3923214 

ohne  ,.  5592502  3923214 

Der  Erlös  des  Verkauften  war     ....    Thlr.  141775 
d.  Geldwerth  d.  unentgeldlich  Abgegebenen    »      406514 
Die  nicht  bestandene  Fläche  der  Forsten 

war     ....      5385708 
der  Gekiwerth  der  an  Torf 
unentgeldlich  Abgegebenen       173015  Mill. 

betrug  64643  Thlr., 
verkauft  wurden  Torf  u.  allerlei  Nebennutzung  für  66112     « 

lieber  die  reichen  Jagden  sind  die  statistischen  Nachrichten  zu  wenig 
ausreichend. 

Die  Fischereien  Mecklenburgs  sind  reich  und  ihr  jährlicher  Ertrag  ein 
bedeutender  Faktor  im  Nationalwohlstand,  a^n  einer  Schätzung  des  Ertrages 
fehlt -«s  aber  gänzlich. 

Gewerfoewesen.  Die  Gewerbeordnung;  in  Mecklenburg  ist  wahr- 
scheiiilich  von  allen  in  Deutsehland  unübertromn  an  Unvernunft  Ungerechtig- 
keit und  Mangel  an  volkswirthschaftlichem  Principe. 

Diese  Ordnung  wird  theilweise  durch  Arbeits-  und  Handelsverbote,  durch 
Binkaufgebote,  theilweise  endlich  durch  die  Besteuerung  ^eiiht. 

Die  Arbeitsverbote  bestehen  zu  Gunsten  der  städtischen  Gewerbe* 
treibende  ^egen  diejenigen,  welche  auf  dem  Lande  Lust  und  Talent  zum  Ge- 
vrerbefoetriebe  -haben.  In  dem  Erbvergleich  ist  ausgesprochen,  dass  auf 
änm  Lande  zu  dulden,  ausser  Zieglern,  Müllern,  Ralkbrenner  u.  dgl.,  bei 

riem  Gute  ein  Grobschmied  mit  einem  Gesellen,  ein  Grobleinweber  mit 
Tauen,  ein  Grobrademacher,  ein  Bauernschneider,  ein  Mauermann,  ein 
Tischler,  ein  Schuhflicker,  sämmtlich  ohne  Gesellen,  der  Schuhflicker  darf 
si^  nicht  unterfangen,  neue  Schusterarbeit,  wie  sie  Namen  haben  mag, 
zu  machen. 

Alle  nicht  genannten  Gewerbe  sind  auf  dem  Lande  verboten ,  ebenso 
der  grossere  Betrieb  des  erlaubten.  Nur  zu  Gunsten  der  Ritterschaft  ist  im 
Erbvergleich  eine  Ausnahme  von  diesem  Verbote  gemacht  Nach  $.  266 
desselben  bleibt  ihr  frei  alles  dasjenige,  was  ihre  eigenen  Unterthanen  und 
Leute,  ohne  ein  Handwerk  erlernt  zu  haben  verfertigen  können,  durch  die« 
selbe  ftir  sich  selbst  und  für  ihre  Gutsobrigkeit  zur  eigenen  Noth^ 
verfertiicen  zu  lassen. 

BrSttMi  und  Malzen  ist  ausserhalb  der  Städte,  nach  $.  243  des  Erb- 
vergleicitts  snor  gestaltet:  nUnserer  Kammer»  der  Ritterschaft  und  dea  übrigen 


180  ^  Mecklenburg. 

Landbegüterten ,  deren  Pächtern  und  ihren  Wittwen  so  viel  zu  ihrenti  und 
der  ihrigen  eigenem  Gebrauch  und  Behuf  ihrer  Haushaltung  da  von  nothea 
ist,  von  ihrem  selbstgebrauten  Korne.^  Zu  ihrem  eigenen  Gebrauch  ist 
ein  schwaches  Bier  oder  Covent  zu  brauen,  Schmieden,  Müllejm,  Küstern 
und  Schulmeistern  zwar  auch  erlaubt  eine  gewerbsweise  Brauerei  aller 
überall  ausgeschlossen. 

Zwei  Meilen  im  Umkreise  von  Rostock  darf  sich  kein  Handwerker 
niederlassen.  Die  Errichtung  von  Kalkbrennereien  in  den  Domainen  ist 
nicht  gestattet,  damit  diejenigen  der  Herrschaft  keine  Goncurrenz  haben. 
Nach  Gesetz  von  1748  sind  Grobleinweber  in  den  Domainen  nur  2  Meilen 
von  einer  Stadt  entfernt  geduldet. 

Handelsverbote  bestehen  abermals  zu  Gunsten  der  städtischen  Gewerbe. 
Nach  $.  244  darf  kein  gemahlenes  Malz  in  die  Städte  zum  Verkauf  gebrächt 
oder  auf  dem  Lande  zum  Verkauf  abgesetzt  werden,  der  Anhang  zum  Erb- 
yergleich  Gap.  V,  §.4  verfügt:  »Es  soll  überall  kein  geschlachtetes  Fleisch 
in  die  Städte  gelassen  werden.  Einer  notorisch  armen  oder  sonst  geringen 
*  und  dürftigen  Person  sollen  einige  Pfund  Fleisch,  wenn  es  zu  muthmassen, 
dass  es  ihr  geschenkt  ohne  Abgabe  der  Steuer  passiren.»*  Nur  das  Fleisch, 
welches  auf  der  Post  frisch  oder  geräuchert  ankommt,  wird  zugelassen  und 
ist  zollfrei,  d.  h.  die  reichen  Leute  sollen  nicht  ihren  Appetit  nach  Ham- 
burger Rauchfleisch,  Pommerschen  Gänsebrüsten  oder  Gothaer  Cervelat- 
würsten  verkümmert  sehen. 

Der  Anhang  zum  Erbvergleich  VI,  §.  1  verbietet  die  Einfuhr  von  Mehl, 
Malz,  Branntwemschroot,  Brod  vom  Lande  und  auswärts  in  die  Sfädte,  nur 
das  Weizenmehl  (der  Genuss  der  Reicheren)  ist  einzuführen  erlaubt. 

Der  Erbvergleich  verbietet  alle  Kaufmannschaft,  Kramerei  und  Hökerei 
auf  dem  Lande  und  bestimmt  §.  255  ausdrücklich:  dass  Leute',  welche  auf 
dem  Lande  gesessen,  Hopfen,  Honig,  Felle,  Flachs,  Federn  und  Wachs  nicht 
auf-  und  wegkaufen  sollten,  um  damit  zu  wuchern,  dass  solche  Leute  in 
den  Aemtern  und  ritterschaftlichen  Gütern  nicht  geduldet  werden  soH6n. 

Sind  aber  auf  diese  Weise  die  Landbewohner  selbst  von  denjenigen' 
Gewerben  ausgeschlossen,  welche  ihre  Landwirthschaft  ergänzen  und  sind 
sie  verhindert,  die  Producte  der  wenigen  ihnen  erlaubten  Gewerbe  in  die 
Städte  abzusetzen,  so  ist  dagegen  diesen  Landbewohnern  durch,  förstliche 
Resolution  von  1748  ausdrücklich  geboten  von  den  Städtern  zu  kaufen. 
Alle  fürstliche  Unterthanen  und  die  Gesinde  in  den  Domainen  sollen  ihre 
Kleidungen,  Hüte,  Strümpfe,  Schuhe,  sammt  allen  zur  Wirthschaft  nöthigeä 
Victualien  in  specie  auch  Bier  und  Weissbrod  zu  Hochzeiten,  Kindtaufen, 
etc.  aus  den  Städten  nehmen.  Nach  Decret  v  21.  Oct.  1805  müssen  die 
Krüger  in  den  Domainendörfern  ihren  Branntwein  aus  den  Städten  im 
Lande,  mithin  so  wenig  ausserhalb  Landes,  als  vom  platten  Lande  n^mea 
bei  50  Thlr.  Strafe.  Das  Mehl  muss  in  bestimmten  Zwangsmühlen  gemtfate& 
werden. 

Die  Grösse  dieser  Zwangskundschaft  bildet  einen  integrirenden  Theii 
bei  der  Berechnung  des  Mühlenwerthe  und  der  Pachte. 

Salz  muss  in  den  Domainen  jeder  ein  gewisses  Quantum  aus  der  her* 
zoglichen  Saline  kaufen. 

Nicht  nur  Gewerbe  sondern  sogar  auch  die  Kunst  ist  auf  dem  Land^ 
unfrei.  Die  Amtsmusikanten  haben  das  Vorrecht  den  Bauern  aufzuspielen 
und  die  Verordnung  vom  8.  Jan.  1821  bestimmt,  was  ihnen  bezahlt  werden 
muss.  Nur  die  Ritterschaft  hat  auch  hierin  ein  Privilegium,  §.  346  des  Erb* 
Vergleiches  sichert  ihr  zu,  „dass  sie  zur  Ersparung  der  Kosten,  Musikanten 
und  Spielleute  nach  ihrem  Gefallen*'  nehmen  dürre. 

Die  Steuer- Vertheilung  bildet  eine  andere  Stütze  der  bestehenden  Ge- 
werbe*Ordnang.  Die  Steuer-Auflage  ist  nämlich  sehr  verschieäcn  «nd  dies« 


Mecklebbnrg.  181 

VmdiiiBdenheit  aach  städtischen  und  ländiicfaea,  adfigen  und  unter* 
-ibiüifgäi  d.  h.  stets  gegen  letztere  berechnet  So  zahlt  der  Handwerker, 
insofern  er  überhaupt  erlaubt  ist,  auf  dem  Lande  oftmals  mehr  als  in  den 
Städten,  der  Gutsherr  ist  auch  als  Gewerbtreiben  der  steuerfrei,  seine  Unter- 
thanen  nidit 

Eine  ganz  natürliche  Folge  dieser  Organisation  des  GewerbeweseDa, 
dieses  freTelhalteB  Kampfes  geaen  die  Gottesgabe  des  Talents  und  aegen 
das.  Recht  zu  arbeiten,  ist  Mecklenburg  nicht  reich  an  geschickten  Hand- 
werkern. Die  in  den  Städten  haben  bei  ihrem  Monopol  nicht  nöthig  sich 
anzustrengen,  auf  dem  Lande  werden  sie  gar  nicht  geduldet. 

Die  von  dem  patriotischen  Vereine  für  Ackerbau,  Industrie  und  sitt- 
liche Kultur  von  Zeit  zu  Zeit  veranstalteten  Ausstellungen,  auf  welchen  sich 
nat&rlicfa  das  Beste  ansammelte,  zeigen  nur  geringe  rortschritte,  und  dass 
solche  überhaupt  stattfinden,  liegt  nicht  an  der  Gesetzgebung. 

"Wir  haben  die  gewerbliche  Industrie  auf  dem  Lande  Seite  173,  die 
gewerbliche  Industrie  in  den  Städten  Seite  175  zusafnmengesteUt. 

Die  Gesammtzahl  der  eigentlichen  Handwerker  beträgt  dort  nicht  mehr 
-ab  i025  MeisUr. 

Es  trifil  daher  erst  auf  183  Landbewohner  ein  Handwerker,  während 
in  den  Städten  einer  auf  etwa  16  Menschen  kömmt. 

Von  wirklicher  Bedeutung  sind  nur  diejenigen  Zweiae  des  Handwerkt, 
welche  ihrem  Betriebe  nach  aer  Fabrikindustrie  am  nächsten  stehen. 

Die  Fabrikindustrie  Mecklenburf^s,  wenn  auch  nicht  gross,  ist  darum 
ungleich  wichtiger  und  solider,  als  die  der  Nachbarstaaten  des  Grossherzog- 
thums,  weil  sie  in  freier  Goncurenz  mit  dem  Auslande  entstanden  ist  und 
ihren  Gewinn  nicht  in  Schutzzöllen,  sondern  in  ihren  Leistungen  sucht. 

:  Von  diesen  Fabrikindustrien  sind  ihrer  Ausdehnung  oder  Güte  nach 
die  wichiigsten.die  der  Tuchweberei,  Leinenweberei,  Tabakfabrikation,  SchiflT- 
bau,  Maschinenbau,  Wagenbau,  Sattler,  Gerber,  Oelmühlen,  Zuckersiederei. 
Bit.  Xuchfäbrikation  wird  vorzugsweise  in  Piau,  Parchim,  Malchow,  Fürsten- 
bierg  und  Rostock  betrieben.  Was  die  Weberei  anbetrifft,  so  stehen  die 
MecKlenburger  Tuche  den  besten  niederrheinischen  und  niederländi^en 
zur  Seite.    Die  Appretur  scheint  jedoch  weniger  voükommen  zu  sein. 

Die  Leinenweberei,  wenn  sie  auch  nicht  auf  der  Stufe  der  Ausbildung, 
Wie  die  schlesiche  oder  westphälische,  wird  zum  Theil  mit  grossem  Ge- 
schick betrieben.  Sie  verarbeitet  hauptfiädilich  Mecklenburger  Handgespimist 
Die  HauptiMroductiQtt  besteht  in  geringer  Waare,  welche  der  Lanomann  für 
seinen  eigenen  Bedarf  im  Hause  weben  läsat.  Im  südwestlichen  Theile 
sollen  an  dOQO  Webestühle  vorhanden  sein  und  ein  Webestuhl  bildet  hier 
eineft  unerlässlicben  Theil  des  Heirathsgutes,  auch  für  den  ärmeren 
Tagelöhner« 

Bemerikenswerth  ist  die  Thatsache,  dass  die  feine  Damastweberei,  selbst 
in  detn  Berichte  der  Londoner  Industrie -Ausstellung  lobenswerthe  Aner- 
kennung fand. 

Der  Schiffbau. umfaäst  nicht  allein  Segelschiffe,  sondern  auch  Dampf- 
schiffe. 

Selbst  preuss.  Rheder  hatten  Anfangs  18&3  beschlossen,  Dampfschiffe  in 
Rostock  bauen  zu  lassen,  zu  welchem  Beschluss  freilich  der  Zoll  des  Zoll- 
vereins auf  metallene  Schiffsbaumaterialien  mit  Anlass  gab.  Die  preussische 
Regierung  hat  allerdinas  sich  beeilt,  dieser  ganz  natürlichen  Folge  des 
Schutzzollsystems  des  Zollvereins  dadurch  vorzubeugen,  dass  sie  die  Ver- 
gütung dtis  Zolles  ( für  die  zum  Schiffsbau  verwendete  Materialien  anbot 
und  ist  dadurch  wahrscheinlicherweise  der  Entschluss  jener  Rheder  rück- 
f^gig  geworden,  immerhin  bildet  es  nicht  alldn  einen  Beweis  für  den  Vor- 


1^2  Mecklenbarg. 

theil^  welchen  Mecklenburgs  Zollfreifaeit  fUr  aüsElndisdie  ErziBQAdMe  hif, 
sondern  auch  für  die  YorztigUchkeit  der  mecklenburgischen  Sdiifiban-*- 
Industrie.  — 

HandeL 

Von  dem  Handel  Mecklenburgs  ein  statistisches  Gemälde  zn  cnt« 
werfen  ist  darum  schwierig,  weil  so  zu  sagen  jede  Kontrolle  desselben 
fehlt  Wie  aus  unserer  Auseinandersetzung  der  Stevenrerhältnisse  heivi- 
Torgeht,  ist  ein  Grenzzollsystem  nicht  vorhanden,  die  im  Inlande  Hegen- 
den Zollstälte  behandeln  in-  und  ausländische  Waaren  gleichmässig,  die 
Statistik  der  Seestädte  zeichnet  sich  durch  Unv<^Iständigkeit  aus,  die  ▼or-^ 
zUglichen  Arbeiten  des  statistischen  Bureaus  zu  Schwerin  bieten  wahr- 
scheinlich aus  jenen  Gründen  keinen  Anhaltspankt.  Wir  sind  dah^  vor«. 
zogsweise  auf  die  Hülfsmittel  angewiesen,  wekhe  die  Statistik  von  Meeklenr* 
burgs  Nachbarstaaten  aus  bietet. 

Verkehrs -Verhältnisse  im  Allgemeinen.  Wir  mUssen  bitten,  diese  That- 
sache  als  Entschuldiganff  hinzunehmen»  wenn  unsere  Methode  die  Tkatt 
Bachen  zn  ermitteln.  Bedenken  erregen  sollte. 

Die  geographiscne  Lage  Mecklenburgs,  dieser  Massgeber  Iftr  den  Handd 
eines  Landes,  ist  als  eine  günstige  zu  bezeichnen. 

Auf  der  Heerstrasse  des  Noraseehandels  nach  dem  Osten  nnd  SüdobCei^ 
?on  der  Elbe  bespült;  im  Inneren  durch  schififbare  See  und  Flüsse,  wohl- 
feile Frachtstrassen;  im  Norden  durch  das  Meer  mit  allen  Handelsstaalen 
der  Welt  verbunden  nnd  unabhängig  von  allen,  im  Besitz  einer  Produktion, 
deren  Uebcriuss  grosse  Handelsflotten  zu  beschäftigen  vemag,  hat  es  grosse 
natürliche  Vortheile. 

Den  natürlichen  Vortheilen  hat  die  menschliche  Kunst  nachffehelfen; 

Zunächst  sind  die  Chausseen  zu  erwälmen^  welche  seit  dem  Jahre  1826 
theils  vom  Staate,  theils  durch  Actiengesellschaften  gebaut  wurden  und 
Ende  1852  124  >^  Meilen  lang  war^n. 

Der  Anfang  wurde  mit  der  Strasse  von  Boitzenburg,  an  der  Lauea«- 
burgiscben  Grenze,  nach  Warnow,  an  der  preussischen  Grenze,  gematfat, 
welche  zu  einer  Zeit,  wo  weder  Dampfecbifltahrt  noch  Eisenbahn  Uamh«rg 
mit  den  preussischen  Hauptstädten  verband,  von  höchster  Bedeutung  war. 
Seitdem  sind  sie  in  verschiedenen  Richtungen  gebaut  worden. 

Der  Transit  auf  der  Chaussee  von  Bremen  nach  Lanenburg  hat  nicraols 
200000  Ctr.  erreicht;  da  in  den  3  Jahren  184S/47  der  Transit  auf  der  £lbe 
8170000  Cenüier  betrag,  so  war  der  ganze  Verkehr  in  dieser  Riditn»g  etwa 
8270000  Centner,  1850  dagegen,  wenn  auch  der  Transit  auf  der  Chanasee 
nicht  mehr  erwähnenswerth  war,  belief  sich  jener  Transit  auf  der  BIbe 
auf  90Ö6600,  auf  der  Eisenbahn  1855554  Centner,  zusammen  lü»iai54  Ctr. 
oder  ca.  2700000  Ctr ,  d.  i.  etwa  den  dritte  Theil  mehr  als  damals. 

-  Als  die  Eisenbahnen  mit  den  Chaasseen  in  Concurrenz  traten,  war  es 
ebenfalls  auf  jener  wichtigen  Strasse,  dass  Mecklenburg  dieses  neue  Terkehrs^ 
mittel  sich  aneignete  Die  Länge  dieser  Bahn  auf  mecklenbürgisclMm  Ge^ 
biete  ist  1 1  Meilen.    Durch  diese  Bahn  sind  1852  in  Mecklenburg 

Güter      Eilgüter 
angekommen  464982         öo56  Centner 
abgegangen    291727         7822       « 
und  von  mecklenburgischen  Stationen  an  Vieh  befördert  worden 

227  Pferde,  564  Bindvieh,  282  Kälber,  22069  Sehweine  6898  Schasfe, 
der  Transit  durch  Mecklenburg  betrug    1847        1846       \S4»       1850 

1067731  1211626  1576945  18555d4Ctr. 

Die  zweite  Eisenbahn  ist  die  von  Rostode  nach  Hagenow,  wo  sie  in  die 
erstgenannte  Eisenbahn  mündet.  Sie  hat  einen  Ankäufer  nach  Scbwenia 
und  einen  nach  Güstrow  und  ist  19,3  Meilen  lang.  Sie  wurde  am  1.  Mai  1847 


Meckledbnrg:  188 

Yon  Hagenow  nach  Schw«riA»  am  12.  JhK  1843  von  Schwerin  nach  Wismar, 
am  19.  Mai  1850  auf  der  ganzen  Länge  eröffnet,  üeber  die  Bedeutung 
dieser  Bahn  giebt  der  Verkehr  der  einzelnen  Statioaeii  ^ie  klar&te  AnskuDft. 
Dieser  Verkenr  war 

Personen  Güter  Centner. 

Abgegaogen  Yon  1651        '  1852  1851  1852 

Rostock 37984  41773  102717  133095 

Schwaan 1U95  13054                 2(^957  36234 

Güstrow 32387  38211  16^45  187959 

Bützow 22090  26067                  75536  111720 

Blankenberg 11883  14020                 57^9  62194 

Wismar.  .T 21779  33186  105106  112047 

Kleinen 6635  10203                  18192  20404 

Schwerin 53997  54417  120963  156756 

HMietiow 3?380  38Ö74  1786)6  208839 

Warnow 1407  2826                    —  4139 

Pentschow 816  2136                   -^  46123 

Zachun 1974  2121                   — 7248 

Summa  239527      '266588  -  048505        1087658 

Angekommen: 

Rostock 37169  41111  227540  294135 

Schwaan 11256  12910                 10739  10972 

Güstrow 31796  36638                  73421  76730 

Butzow 21837  25620                 33891  46111 

BUnkenberg   ...  11566  13766                 29965  33742 

Wismar   .  . 21467  22642                 64891  84501 

Kleinen 6411  10019                   9627  16802 

Schwerin 54072  54299  150557  192098 

Hagenow 40*223  42538  248250  312131 

Warnow 1395  3057                   —  6784 

PiBiitschow.  ....  758  2144                    —  23011 

Zachnn 1568  1644                    -^ -2643 

Summa  239527        266588  '  848505        1087658. 

Von  den  direct  durch  diese  Ei^enbahn-Verwakung  ins  Ausland  expe- 
dirten  Güter  gingen  und  kamen 

'^■^  'Centner  ^_..^._^  ^ 

BeriiD  Wittenberge  Buchen    Bambui^    Lübeck  Magdebtrrg  Leipzig 
nach  32379         21148  149  217763'       366    ■        4691  1176 

Yon    1763B  14531  37  117937         462  9064  9564. 

Der  Gesammt-Vleh-^T^ttsport  der  Bahn  war: 

Pferde  Rindvieh  Kälber  Schaafe  a.  Hammel  Schwein» 

636  s  1068  425  5628  27523. 
Davon  gingen  direct 

nach  Beriin 50  29  207  1102  4997 

«     Hamburg 43  875  94  3813  20149. 

Ein  anderes  wichtiges  Verkehrsmittel  ist  die  SchiffTahrt,  sowohl  die  auf 
den  Flüssen  ak  die  auf  der  See. 

Die  erslere  auf  der  Eide,  Stoer  und  Havel  beschäftigte  folgende  Zahl 
von  meGklenbnrgisch'en  Fahrzeugen. 


134  Mecklenburg. 

KUsaelv.  KLIIr.       SI*niT.   KLIV.  t.  KLYt. 

800—1000  600—799       MO— 599     900—1199  1—199     Sunuiia 

Ctr.         Ctr.  Ctr.  Ctr.  Ctr. 

bei  Eröffonng  der  Elden- 

schiffTahrt  1836  ...    •  3  1  23  50  3  80 

December  1851     ....  8  14  98  98  34  253 

1852    ...    .  9  15  98  100  3§  858. 

lieber  die  Grösse  des  durch  diese  Schiffe  vermittelteD  Verkehrs  fehlen 
uns  Nachrichten.  Wir  finden  die  einzige  Notiz,  dass  im  Jahre  1851  die 
Parchimsche  Fangschleuse  157  beladene  Kähne  aufwärts,  460  beladene  Kähne 
niederwärts,  287  leere  Kähne  auf  und  22  dessl.  niederwärts,  zusammen 
926  Kähne  passirten.  Ausserdem  an  Flossholz  8881  Stück,  Tannen  543  St.^ 
Eichen,  Buelien  u.  s.  w. 

Die  Elbe  ist  als  Durchfuhrstrasse  hier  zu  erwähnen. 

Der  Transit  auf  der  Elbe  betrug  nach  der  Höhe  des  Eibzollsatzes 
unterschieden: 

Elbzoll  1845  1846         1847         1848         1849          1850 

U  24Ö9032  2327370  1774551  1010370  1064623     927300 

V  1141002  1951762      157349  2791632  2187176  2528500 

Q  50806  38190       46808        85659      170109      191600    ' 

I/o  1211828  782209      806903      770345      865931  1136000 

lio  94210  113298        57122      165925      186861      191700 

^io  2300210  2509020  3328660  3346991  2663631  4081500 

Total  Ctr.   8287108    7783159    8171393    8170913    7138631    9056600. 


Die  grosse  Veränderung  in  den  beiden  ersten  Positionen  hat  ihren 
Grund  hauptsächlich  darin,  dass  im  J.  1848  wichtige  Güter,  namentlich 
Getreide,  welches  früher  den  ganzen  Zollsatz  bezahlte,  auf  den  li  Satz  her- 
abgesetzt wurden. 

Seeschiffe  hatte  Mecklenburg: 


Rostock 

Zahl 

Grösse 

Bostocker 

Roggen  IMSL 

Zahl  4.  na^ 

Pralundr  und 

Leichter 

OrSdse  nseb 
gleichem 
Maass 

December  1851 
1852-) 
Wismar 

December  1851 
1852 

269 
250 

49 
47 

26534 
24077 

4677 
4522 

38 
37 

9 
5 

748 
'       734 

.     117 

Zusammen  1852 
1846 

297 
290 

2SB599 
26172 

42 

48 

814 
799. 

Die  Rogcenlast  hat  6000  Pfd.  mecklenb.  =  5809  deutsche  Zollpfund. 
Da  von  1851  auf  52  sich  eine  Verminderung  der  Schiffs-  und  Tonnen- 
zahl zeigt,  was  dem  Umstände  zugeschrieben  wird,  dass  in  diesem  Jahre 
nur  die  bereits  wirklich  vermessenen  Schiffe  in  Ansatz  kamen,  so  haben 
wu-  schliesslich  die  Statistik  des  Jahres  1846  zum  Vergleiche  beigefügt. 
Von  den  250  Seefahrzeugen  Rostocks  fahren 

184  mit  18380  Roggenlast  unter  Mecklenburger 
und  66  mit    5697         „  „      Rostocker  Flagge. 

♦)  Von  dieser  Angabe  des  Staatskalenders  weicht  das  allJÜliiaieh  Ton  Herrn  Otto  "Wiggers 
heraasgegebene  Verzoichniss  ab,  welches  Anfangs  1862  270  Schiffe  4nftthvt,  woan  Im  Jahre  1852 
14  neugebaate  zugekommen  nnd  wovon  16  abgegangen  sind,  so  dass  Anfukga  1869  dlfi  Zahl  268 
mit  26228  Lasten  war. 


i 


Meckleiibarg.  185 

Es  find  daniii(«r  2  RohbenßDger  toh  291  Lasten,  2  Schraabendampf- 
schiffe*)  Ten  140  Lasten  ond  4  Schaufeldarapfschiffe  von  117  Lasten. 

Der  Antheil  der  mecklenburgischen  Scbiffe  an  dem  eigenen  Handel 
Mßcklenbiirgs  ist  aus  folgender  Tafel  ersichtlich: 

£•  liefen 
•in  ani 

Warne-    xir-.^«.        Schiffe  unter 
mttnde    ^"""^^  flagge 

Dänischer 

Englischer 

Französischer 

Hamburgischer 

Hannoverscher 

Holländischer 

Mecklenburgischer    159 

Norwegischer« 

Oldenburgischer 

Preussischer 

Rostocker 

Russischer 

Schwedischer 

Total  1852 

»      1850 

lo  Warnemunde  betrug  1851  die  Zahl  der  mecklenburg.,  einschliesslich  der 
rostocker  Schiffe,  welehe  einliefen  222,  tou  581  des  gesammlen  Einlaufes 
dso  =  38,4  pGt.    In  Wismar  war  das  Verhältniss  1 15:295,  also  eben  so  yieL 
Die  mecklenburcische  Rhederei  ist  jedoch  auch  als  Frachtführer  swischen 
fremden  Häfen  thätig  und  geniesst  einen  ausgezeichneten  Ruf. 

Im  Jahre  1851  pnssirten  55  mecklenburgische  Schiffe  die  Dardanellen. 
Durch  d.  Sund passirten  mecklenb.       andere  deutsche       fremde  Schiffe 
1842  821  4193  9564 

1852  771  4022  13541. 

Abnahme  Zahl  60  171 

Zunahme     «  3977 

Das  Jahr  1852  ist  zwar  an  und  für  sich  kein  günstiges  gewesen,  die 
Thatsache  scheint  aber  fest  zu  stehen,  dass  die  deutsche  Flagge  in  jener 
Richtung  keine  Fortschritte  macht 

Die  mecklenburgischen  Seestädte  sind  übrigens  durch  die  Steuer- Ver-*> 
hältnisse  äusserst  uneünstig  gestellt.  Die  hier  eingehenden  Waaren  müssen 
zuerst  in  diesen  Städten  verschiedene  Zölle  und  Abgaben  tragen  und  sind 
solchen  abermals  unterworfen ,  wenn  sie  nach  inländischen  Landstädten 
▼erführt  werden,  während  Waaren,  welche  über  die  konkurrirenden  aus- 
ländischen Häfen  Hamburg,  Lübeck  und  Stettin  nach  mecklenburgischen 
Landstädten  transitiren ,  nur  der  einen  in  diesen  erhobenen  Abgabe  unter- 
worfen sind. 


184 

55 

10 

4 

3 

.... 

7 

2 

29 

8 

38 

23 

lOA 

115 

10 
1 

28 

3 

"4 

116 

— . 

7 

17 

42 

64 

581 

295 

620 

266 

489 

345 

Wame- 
münde 

Wismar 

182 

56 

10 

4 

3 

... 

7 

3 

29 

8 

37 

23 

159 

115 

9 

3 

1 

-_ 

28 

6 

130 

..^ 

7 

17 

42 

64 

644 

299 

658 

269 

503 

349. 

*\  Die  beiden  Sehraabendanpfsehiffe  gehören  einer  Scbranben-Dampfbefaifffelirts-Oesell- 
scbaft,  deren  Beohensehaftebericht  von  1852  tttr  Ankanf  der  Schiffe  und  Binrlchtungen  70860  Thlr. 
Auslagen  nachweist.  Das  eine  Schiff  machte  2  Reisen  nach  London,  7  nach  Petersburg  und 
aurftck;  die  Einnahmen  waren  10695  Thlr.,  die  Ausgaben  11789  Thlr.,  Verlust  1046  Thlr.  Das 
andere  Schiff  machte  4  Reisen  nach  Petersburg  und  xurftek,  1  Reise  über  Stettin  nach  Peters- 
burg und  BurÜck,  1  Reise  nach  Kopenhagen  und  zurück,  1  Reise  nach  Leith  und  Charlestown 
und  zur&ck.  Die  Einnalmie  dieses  Schiffs  betrug  11152  Thlr.,  die  Ausgabe  9095  Thlr.,  der  Ge- 
winn war  1450  Thlr.  Aas  der  Thätigkeit  beider  Schiffe  blieben  daher  der  Gesellschaft  nur 
411  Thlr.  Rein-Gewinn.  Für  das  erste  Jahr,  wo  alle  dergleichen  Gesellschaften  erst  Erfahrungen 
kauflan  müssen ,  ist  das  Resultat  günstig  sn  nennen,  in  dec  Regel  giebt  ea  im  ersten  Jahr« 
gar  keinen  (Hwinn,  sondern  nur  verlast.  |2 


186 


Meeklenbiirg. 


.      Di«  Grösse  dieses  Uebelitandes  lässt  sich  dariofl  beurth^le^  dass  z.  B. 
an  Steuern  erlegt  auf  dem  Wege  nach  eiser  Landstadt: 


über  Rostock 

Wismar  zur  See 
n       ZU  Lande 
von  Hamburg  direet 


1  Oxhotl  Rum 

Thlr.    Soh.      Pf, 

46 

17 

3 


4 

8 
7 
3 


1'-^ 

.J.! 


1  Oxhofl  Spriet 

Thlr.    Seh.      PI 
8         4      4*{ 

8  15  8 
6  36  3 
4       9     3 


lOO'Pfd.  Kaffee 

Thlr.    ^ck.     PA 


8 

13 
7 
ö 


36 
44 
14 


1 
4 
4 
4. 


Zu  dem  kömmt  noch,  dass  alle  Nichtkaufleotc  für  die  Waaren  des 
eigenen  Bedarfes  ZoIliä*eiheit  geniessen,  die  grösseren  Gonsumenten  daher 
ihren  Bedarf  an  Kolonial  waaren  selbst  von  ausländischen  Häfen  beziehen. 
Die  Einfuhr  der  Seestädte  besteht  meist  nur  aus  Gütern  von  geringem  Werthe. 

Ueber  Rostocks  Getreide -Export  finden  wir  folgende  Angaben: 


Nach 


{Schiffe 
Zahl 


Weissen 
L.    ISch. 


Roggen 
L.    I  Seh. 


Gerste 
li.    ISch. 


Hafer 
L.    |Sch. 


Erhsen 


Ii. 


Seh. 


Total 
L.     I  Seh. 


England 

Belgien 

Holland 

Norwegen 

Preussen 

Schweden 

Bremen 

Hamburg 

Wismar 

Holstein  und 

Schleswig 

1852 

1851 

1850 

1849 

1848 

1847 


161 
16 
24 
9 
8 
6 
1 
6 
1 

3 
235 
203 


7956 


670  19 


977 
7 

84 
21 


9716 
8733 
7657 

7487 
9422 
8579 


65 


70 


16 


159 
151 


Ueber  Wismars  Ge 


74 
92 
83 

78 

81 

8 


22 


36 
80 


79 


9 
343 
230 
232 
817 
1658 
422 


3 

4 
62 

9 

55 
30 


1119 

22 

213 

103 

"»1 


11 

64 

4f) 

9 

54 


42 


Schiffe 
nach 
Danemark 
England 
Schweden 
Preussen 
Holland 
Norwegen 
Hannover 
Bremen 

1851 

1850 

1849 


reide-Export: 


4 

1491 
1475 
1290 
1512 
1610 
16991 


88 
28 
87 
37 
33 
5 


41 


14 

97 

189 

4 

40 
302 

34 


9 


335 

44 

5 

30 


79 


24 
95 


36 
45 
86 
44 

78 
36 


5 
24 

18 
464 
252 
174 
595 
429 
132 


18 
76 

26 
30 
10 
19 
62 
77 
37 


9453 

692 

1235 

276 

151 

144 

21 

83 

24 

45 
12129 
10931 
9460 
10452 
13424 
10867 


60 
83 
20 
45 
80 
69 

34 
76 

6i 
49 
32 

7 
90 

6 
20 


Weizen  Roggen  Gerste  Hafer  Erbsen  Total 

L. 


115 


L. 

LT 

L. 

1 

64 

~— 

2491 

30 

209 

77 

— 

— 

36 

..^ 

_^ 

33 

— >. 

83 

~~ 

— 

30 

— 

3751 

94 

209 

2507 

254 

284 

4027 

429 

393 

8    — 


123 


L. 

L. 

— 

65 

217 

3062 

— 

77 

— 

8 

_ 

36 

— 

33 

— 

a3 

19 

49 

236 

4413 

299 

3744 

619 

5468. 

Der  andere  Export  der  beiden  Seestädte  besteht  aus  Buchweizen^  Lein- 
saat, Raps,  Wicken,  Thierloiochen,  Oelkuchen  etc.  nach  England  und 
Dänemark,  altes  Eisen  nach  Preussen,  Häute  und  Felle  nach  Schweden.  Der 
Import  besteht  dagegen  aus  Steinkohlen,  Eisen,  Stahl,  Salz,  Dachschiefer, 
Mauersteinen,  Schleifsteinen,  Schrot,  Steingut,  Soda,  Vitriol,  Blei  weis, 
Alkali  u.  dergl.  von  England,  Holz,  Eisen  und  Eisenwaaren,  Kaffee,  Käse, 
Sämereien,  Dachpfannen  von  Holland,  Holz  und  Eisen,  von  Schweden,  Lein- 
saat von  Russlanu,  Hafen  von  Preussen,  Wein  von  Frankreich. 


Meeklenbarg. 


187 


Es  wurden  geschätzt    Export -Werth.    Import-Werth 
1851  Rostock  1746055  Thlr.       500000  Thlr.  (7) 

X 1850  Wismar  1301000    »  385100    , 

Mecklenburgs  Handel  im  Jahre  1851.  *) 


Gegenstände. 


Zoll-Verein 


Eing. 
ans 
Meck- 
lenburg 


Aiu-u. 

Dnrcbg. 

nach 

Heckl.- 

borg 


Zollyer.-Centner 


Hamburg 
per  Eisenbahn 


Eing. 

ans 

Meckl.- 

bürg 


Ansg.  u. 
Dnrcfag. 

nach 
Meckl.. 

bnrg 

Ctr.klOO'p.Hamb 


Werth  der 


Einfahr 


A.u8ftihr 


Kecklenbnrgs 


Abfällei  thierische  und  andere 
Baumwolle,  rohe 

»  Garn 

ji  Stuhl-  u.  Strumpfwaar. 
Blei,  roh  oder  alt  ...  . 
n  Silber-  und  Goldglätte 
«  waaren,  grobe  .  .  . 
Bürstenbinderwaaren  .  . 
Chemische  Fabrikate  .  .  . 
Alaun,  Rupfer,  Vitriol  .  . 
Bleiweiss,  Chlorkalk   .    .    . 

Soda 

Eisenvitriol 

Farbenerde 

Rreuzbeeren,  Quercitron 

Krapp 

Aloe,  Flechten,  Galläpfel     . 
Eckerdoppern,  Knoppern    . 

Farbehölzer 

Kork-,  Pock,  Cedernh.,  Buchsb. 
Pottasche,  Weinstein  .    .    . 

Harze 

Mineralwasser,  natürliches  . 

Salpeter 

Salz-  und  Schwefelsäure     . 

Schwefel 

Terpentin  und  Oel     .    .    . 
Eisen,  roh,  Bruch,  Feile  u.  Stahl 
Eisen,  Stab-  und  Blech-  . 

Eisen  waaren 

Flachs,  Werg,  Hanf,  Heede 

Getreide,  Weizen,  Spelz 
„         Roggen 


7> 


Gerste,  auch  gemalzte 
„         Hafer,  Buchweizen 
Hülsenfrüchte 


Anis,  Kümmel 
Oelsaaten  •    • 


1990 

1631 

112 

30 

2 

119 

7 

1 

22 

^2 

10 

1 

9 


1 

28 
5 
2 

7 


10 

579 

1136 

3760 

568 

Sekefri 
48274 

11552 

13010 

11161 

3786 

lollTer.  Gtr. 

10 
98573 


34 

31 
44 

905 

27 

13 

15 

6 

620 
^ 
40 

655 
89 

353 

92 

3 

7 

11 

22 

157 

40 

480 

6 

200 

5 

15 

7229 

2222 

457 

63336 

11066 

13446 

1282 

153 

,  324 

r  384 


555 


821 


24 


10 


92 
113 
415 

60582 
19807 

7106 
37677 

8916 


1415 


724 

548 

14741 

232 


2214*) 


20 

17 

1494 

443 

1726 

ll7 
45 

121 

8568 

1360 

22 


136 

19375 

23680 

2334300 

1295 

98 

135 

150 

85020 

88 

3-20 

19650 

267 


17904 


13808 

1884 

80 

1440 

510 

400 

10 

108b 

579 

63188 

28656 

8085 


10180 

40775 

4480 

127655 

10 

714 

63 

25 

1380 

16 

30 

3 


126 


552 

—  f 190831 


527 
35 


Die  Handelflstatlstik  betrifft  beide  Mecklenburg. 
Hier  sind  verschiedene  Drogueriewaaren  inbegriffen. 


2592 
1676 

12* 


224 

60 
38 
21 


180 

4912 
30984 
14745 


448688 


80 
399952 


^ 


188 


Mecklenburg. 


Gegenstände 


Zoll-Verein 


Eing. 
aas 
Meck- 
lenburg 


Aus-n« 

Dnrchg. 

naeh 

Meckl.- 

barg 

ZoUyereins-Ctr. 


Hamburg 
per  Eisenbahn 


Eing. 

aus 

Meckl.- 

burg 


Ausg. 
nach 
Meck- 
lenburg 


Gtr.klOOPf.Hamb. 


Werth  der 


EinAihr 


Anaftilii' 


in  MeoUenbnrg 


RIeesaat      

Alle  andere  Sämereien    .    .    . 
Glas-  und  Glaswaaren     .    .    . 

Häute,  Felle,  rohe 

n    zur  Pelzwerkbereitung 
„     Haasen  und  Kaninchen- 
Haare  von  Bindvieh   .... 

Brennholz 

Bau"  u.  Nutzholz,  Blöcke  u.  Balken 

Bohlen,  Bretter,  Latten,  etc. 

Holzborke,  Gerberlohe   .    . 

Holzkohlen 

Holzwaaren 

Hopfen .    , 

Instrumente,  astronomische  etc. 

Kalk  und  Gyps  (auch  gebrannt) 

Karden  oder  Weberdisteln  .    . 

Kleider,  fertige  neue  .... 

Kupfer  und  Messing,  geschmiedet 

Kessel  und  Pfannen   .... 

Kurze  Waaren 

Leder,  lobgare,  Fahl-  u.  Sohlled 
M  brüs^eler  und  dänisches 
Handschuh-      

Lederwaaren 

Leinengarn 

Leinewand 

Lichte     

Lumpen,  Makulatur    .... 

Bier,  Meth  und  Essig     .    .    . 

Branntwein,  Arrak,  Rum    .    . 

Hefe 

Wein,  Most,  Cider      .... 

Butter  und  Käse 

Fleisch   . 

Südfrüchte,  frische      .... 

m        getrocknete,  Datteln 

Feigen  etc 

Galgant,  Jngber,  Gardamom    . 

Pfeffer  und  Piment     .... 

Zimmt  und  Zimmtblüthe  etc.  . 

Häringe  Tonnen 


151 

61 

2389 

103 

3 

54 

UafUr 

13907 

Slirk 

1269 

SckiffiUst 

629 


861 

1 

72 

TnDM 

239 

ZoU-Ctfi(Kr 


10 

99 

5 

7 

2 

65 

244 

92 

4 

"öO 
80 

464 

35S 
7403 

361 
72 

53 

77 

94 

6 

874 


2305 

1694 

3217 

146 

3050 

229 

128 

2808 

5 

— 

4 

4 

248 

24 
252 


432 

495 

1620 

215 

92 

2794 

71 

36 

14 

285 

341 

986 

7 

88 

112 

667 

27 

34 

2609 

2351 

305 
42 
16 
17 

124 
1 

38 

17 

986 


165 
19 

112 

84 
6 

345 


391 
136 


8 

1 

168 

93 

15995 

23 

457 

105 

72 

35670 

474 


1202 
364 

3691 


211 


502 
116 

2123 


120 

4207 
1287 


179 
926 


905 
2576 

8743 
655 
220 

1617 

2856 

273 

262 

3562 


85056 

30500 

114570 

250 

800 

1208 

48 

1260 

80 

432 

127 

21220 

5958 

92Ü0 

10503 

710 

7200 

428H 

1140 

19800 

68190 

7001 

528 

9800 

23895 

810 

136 

5272 

39416 

54288 

12546 

2360 

6536 

23840 

15 

3732 

5580 

21730 


31224 

2900 
155910 

5150 
600 
860 

14072 

6440 

25160 

112 

9450 
126 

7200 

2752 


320 
3960 
2274 
4290 

200 

436 

7640 

14430 

2910 

63980 

99 

4296 

2845 

2580 

775314 

8^)50 

288 

424 

1155 

1128 

120 

8740 


Mecklenburg. 


189 


Gegenstände 


Kaffe  und  Kaffesurrogate  .  . 
Kakao  in  Bohnen  u.  Schaalen 

Milch  und  £ier 

Confituren . 

Kraftmebl,  Nudeln  etc.   .    .    . 
Muscheln  und  Schaalthiere 
Reis .    » 

Syrap,    .    •    

Taback,  roh 

n        verarbeitet     .... 
Cigarren  und  Scbnupftaback  . 

Thee 

Zucker,  Brod- u;  Hut- .    .    . 

„       Roh-  u.  Farin  .    .    . 

Oel 

Oelkucben 

Papier,  ungcicimt,  Druck-  etc. 

„      geleimt,  ungel.  feines  elc 

n      Tapeten 

Buchbinderarfoeiten  .... 
Ueberzogeae  Pelze  ^  Mutzen, 

Handschuhe 

Seide  und  Seidenwaaren     .    . 

Steine,   Bruch-  und  behauen 

Steinkohlen 

Stroh-,    Rohr-   und   Bast- 
waaren 

Lichte,  Talg- 

Theer,  Daggert,  Pech    .    .    . 

Töpferthon  für  Porzellan -Fa- 
briken      

Töpferwaaren,  gemeine  .    .    . 

Fayencewaaren 

Porzellan 

Pferde,  Maulesel,  Maulthiere  . 
Ochsen-  und  Zuchtstiere  .  . 
Kühe 

Jungvieh 

Kälber 


Zoll -Verein 


Eing. 

aus 

Heck. 

lenborg 

Zollver. 


Ans-  a. 
Durchg. 
nach 
Meck- 
lenburg 

-Staaten 


Hamburg 
per  Eisenbahn 


Elng. 
aus 
Meck- 
lenburg 


Aus-  n. 
Durchg. 
nach 
Meck- 
lenburg 

Gtr.klOOlPf.Hamb. 


Werth  der 


Einfuhr 


Ausfhhr 


In  Mecklenburg 


1794 
4 

21 

34 

4 

61 

17 

25 

21 

128 

4 

244 

1 

6 

1654 

45 


1 

Sckiffilttt 

125 

loll-CIr. 

1477 

17 

13 

574 


90 
21 

ftiek 

6056 
786 

2251 
692 

3100 


1180 


48 

1269 

9 

927 

589 

3611 

24 

20 

l 

7883 

616 

2 

1296 

425 

78 
63 

2 

19 

79 

9638 

132 
349 
810 

8 
933 
203 
420 

244 
56 
51 

83 
410 


2664 

2288 


46 
191 


7672 
89 
65 


299 


19 


787 


314 


15612 
178 


902 
3932 

4980 

2365 

91 

18543 

1940 

770 

1553 


26 

48 

355 
72 

j91 
551 

2889 


23 


6 


251880 
1958 

2400 
12690 

9110 
1543H 

2650 

1923Ö 

286200 

9200 

264260 

13580 

16632 

3 

32740 

3900 
9450 

5600 
67000 

5305 

1942 

9050 
628:^ 
3175 


105360 


12200 

3950 

1020 

830 

3328 


26910 

44 

26640 

1050 

23220 

40 

244 

76 

1840 

38280 

400 

2440 

7 

92136 

2324 

1100 

500 


59800 
1000 

6762 

295 

170 

234 

1339 


260 


302800 

78650 

450  0' 

6920 

27312 


*)  Seiden-  und  Wollenvaaren  sind  bei  der  Einfuhrsliste  aus  Hamburg  nicht  ausgeschieden, 
und  nur  821  Ctr.  Manufacturwaaren  angegeben,  die  vir  unter  BaumwoU^nwaaren  gesetzt  haben. 


190 


Mecklenburg. 


Gegenstände 


ZoU -Verein 


Bing. 

ans 
Meck- 
lenburg 


Aus-  n. 
Dnrohg 
nach 
Meck- 
lenburg 

ZoUver.-  Staaten 


Hamburger 
per  Eisenbahn 


Bing, 
aus 
Meck- 
lenburg 


Ausg. 
nacQ 
Meck- 
lenburg 


Gtr.klOOPf.Ha]nb 


Werth  der 


Elnftahr 


Ausführ 


in  Mecklenborg 


Schweine,  gemästete  .... 

„         magere 

Spanferkel 

Hammel      ........ 

Schaafe  und  Ziegen    .... 

Wolle 

—  Garn 

—  waaren,  bedruckt,  unge- 
walkt 

—  waaren,  gewalkt,  Strumpf- 

Fussteppiche 

Indigo    .    .    .    , 

Seegras  

Rohe  Erzeugnisse  d.  Mineral-^ 

Thier-  u.  Pflanzenreichs  .    . 

Böltcherwaaren,  rohe,  grobe  . 

Maschinen 

Rohmessing    und    Schwarz- 
kupfer 

Kok'usnuss-,  Palm-  u.  Wall- 
ralhöl 

Grobe  Marmorarbeit,  Schleif- 
steine   

Bücher,  Landkarten,  Kupfer- 
stiche   

Federn  und  Federbetten     .    . 

Fische  aller  Art 

Obst  getrocknet 

Thran 

Alle  nicht  genannte  Gegen- 
stände      

Werth  de^  Handels  zu  Lande 
„  „      V.  Rostock 

„  „      V.Wismar 

Zusammen 


7869 

498 

979 

35806 

33575 

Zoll-Ctr. 

2379 

87 

4 

122 

3 

32 

1 

249 

501 

62 


89 

183 
169 
401 
374 
80 

1895 


500000 

385400 

5905873 


752 
2428 
195 
262 
533 

53910 
6563 

916 
137 

12852*) 

327 

1122 

7 

23 

133 

2065 

67 

652 

77 

1122 

1418 

239 

74 

___ 

120 

— 

168 
73 
129 
116 
330 

37 

42^ 
68 
231 

3943 

1399 

147       — 


4746055 
4304000 
8209380 


11 

18844 

14 

97 
828 
533 

757 
516 

103726 
10960 

202 

32700 
168300 

560 
37125 

174 

2842 
2722 

14545 

33740 

770 

1778 

17780 

98 

1892 

6000 

81 

190 

1025 

22000 

7300 

1595 

580 

14905 

4106 

8049 

5080773 

635520 

499 

127107 

33575 

944322 
48240 

400 
18300 

240 
5280 
2755 

6855 

19190 

3010 

1470 


4450 

24900 

21100 

2345 

3025 

880 

32940 

5462325 


*)  Wolle  und  Seide  sind  sonderbarerweise  ungetrennt  angegeben,   ebenso  Wolle   und 
Seidenvaaren. 


Meicklefiburg.  19X 

Von  den  Seestädten  Hegen  uns.  ]s»m^  '«Miere  Angaben  als  die  aufge- 
führten vor*  Jleber  den  Land  verkehr  auf  anderen  ak  den  i^eiden  bezeich- 
neten Wegen  fehlt  jede  Ermittelung,  der  Rest  dürfte  aber  zu  unbedeutend 
sein,  um  das  Facit  obiger  Zusammenstellung  wesentlich  zu  verändern. 
Wertbbestimmnngen  sind  stets  sehr  schwieriff  und  unzuverlässig,  es  müsste 
aber  überdies  hier  zuweilen  etwas  willkürlich  verfahren  werden,  weil  die 
Kategorien  der  Hamburger  Eisenbahntransport- und  Zollvereinslisten  nicht 
übereinstimmen,  erstere  auch  oftmals  verschiedene  Waarengattungen  unter- 
einander fassen;  da  wir  jedoch  in  allen  zweifelhaften  Fällen  ein  Minimum  des 
AVerthes  angenommen  haben,  so  dürfe  obige  Zusammenstellung  wenigstens 
nicht  dem  Vorwurf  der  Uebertreibung  zu  Gunsten  der  Handelsgrösse 
Mecklenburgs  ausgesetzt  sein. 

Diese  Handelsgrösse  ist  im  Verhältniss  der  geringen  Ausdehnung  des 
Gebietes  der  wenig  dichten  Bevölkerung  und  der  geringen  Bedürfnisse  eines 
ackerbauenden  Volkes  von  ausserordentlicher  Bedeutung.  Die  beiden  Mecklen- 
burg haben  zusammen  eine  Bevölkerung  von  c.  640000^  und  es  trifll  daher 
auf  leden  Kopf  der  Bewohner  nach  obiger  Zusammenstellung  eine  Einfuhr 
vonyi^Thlrn.,  eine  Ausfuhr  von  beinahe  ISThlrn.,  zusammen  also  einen  Handel 
Ton  22i;^Thlrn.  Für  Beurtheilung  dieser  Zahlen  ist  es  nothwendig,  sich  .zu 
erinnern,  dass  der  auswärtige  Handel,  Ein-,  Aus-  und  Durchfuhr 

des  Zollvereines  nur    c.  14  Thlr. 
Oesterreichs     ....    6     „ 
per  Kopf  beträgt,  Mecklenburgs  auswärtiger  Handel   also   den   der  Zoll- 
gebiete übertriflx. 

Wenn  ein  Land,  welches  die  nothwendigen  Lebensbedürfnisse  seihst  er- 
zeugt, dem  Auslande  jährlich  9^^  Thlr.  fiir  jeden  Kopf  seiner  Bevölkerung 
und  für  Bedürfnisse,  welche  zum  kleinsten  Theil  als  unentbehrlich  bezeichnet 
werden  können,  abzukaufen  vermag,  so  ist  der  Schluss  auf  eine  grosse 
Wofalhäbigkeit  gerechtfertigt. 

Die  nachgewiesene  Einfuhr  von  5965873  Thlrn.  und  die  Ausfuhr  von 
82093^0  Thlrn.  zusammengerechnet,  ergiebt  sich  für  Mecklenburg  ein  Gre- 
sammtverkehr  mit  dem  Auslande  von  141 75253  Thlrn. 

Es  ist  wahr,  dass  ein  Schmuggelhandel  stattfindet,  dessen  Betrag,  wenn 
er  zu, ermitteln  wäre,  der  Einfuhr  Mecklenburgs  ab-  und  derjenigen  des 
Zollvereines  zugerechnet  werden  müsste.  Es  ist  jjedoch  nicht  anzunehmen, 
dass  dieser  unbekannte  Betrag  von  Erheblichkeit  sei,  oder  aucb  nur  der 
kleinen  Summe  des  mecklenburgischen  Handels  gleichkomme,  von  welcher 
wir  oben  gesagt,  dass  uns  Angaben  darüber  nicht  vorliegen.] 

Diese  Zahlen  können  nicht  die  Nachrichten  widerlegen,  welche  über 
die  Armuth  in  einzelnen  Theilen  und  Klassen  Mecklenburgs  und  über  die 
Zunahme  der  Auswanderung  vorliegen;  sie  bestätigen  aber,  dass  diese  Ar- 
muth nicht  von  einem  Mangel  an  Gütern,  sondern  daher  rührt,  dass  die 
Gelcf^enheit  einen  genügenden  Theil  derselben  zu  erwerben,  durch  die 
politischen  und  gewerblichen  Gesetze  des  Landes  verkümmert  wird. 

Zur  Ergänzung  unserer  Mittheilungen  über  den  Handel  Mecklenburgs 
lassen  wir  hier  noch  den  Rechenschaftsbericht  der  1850  zu  Rosjtock  ge- 
gründeten Bank  folgen. 

Dieselbe  hat  ein  Aktienkapital  von  1  Million  Thlr.  im  14  Thlr.  Fuss, 
in  5000  Aktien  von  200  Thlr.,  worauf  bis  Ende  1852  500000  Thlr.  einbe- 
zahlt sind. 

Die  Bank  macht,  wie  aus  nachfolgender  Zusammenstellung  hervorgeht» 
Leih-,  Disco nto-,  Wechsel-  und  Depositen-Geschäfte  und  giebt  auch  Noten  aus. 

Näheres  hierüber  findet  sich  in  dem  neuesten  Werke  von  Hübner: 
„Die  Banken.^ 


192 


Meckle&barg. 


Bank  la  Rostock. 


A.  GescbftfUümsfttJE  seit  Grflndiing 
der  Bank 


Lombardgeschäft^  Ueberlrag 

Angelegt 

Zurückffegeben 
Disconlo -Wechsel,  üebertrag 

Angelegt    .... 

Zurückgegeben     . 
Auswärtige  Wechsel,  üebertrag 

Angelegt 

Zurückgegeben 
Waaren- Lombard,  üebertrag 

Angelegt   .      . 

Zurückgegeben     . 
Darlehen  u.  Depositen,  üebertrag 

Angenommen       .      ..     . 

Zurückgenommen 
Gonto-Corrent,  üebertrag   . 

Angelegt 

Zurückgesehen 
Efieclen  u.  Hypotheken  Üebertr 

Anlage 

Zurückgenommen 
Gassa,  üebertrag 

Eingang     

Ausgang 

Gesammtumsatz 

£xcl.  Prolongationen 

B.  Bnanjs. 

Lombard -Gonto      .     .     • 

Waaren- Lombard -Gonto  . 

Disconlo -Wechsel -Gonto  . 

Auswärtige  Wechsel -Gonto 

Gonto- Gorrent- Conto  . 

Effecten  -  Gonto 

Hypotheken  -  Gonto 

Gassa  -  Gonto ,  Ba  arbestand 

Banknoten    . 

Banknoten  unter  Gommissariats 
verschluss 

Saldo  der  Geschäfte  für  fremde 
Rechnung     .... 

Einrichtungs-Gonto  incl.  Bank- 
notenanfertigung excl.  Raten- 
abschreibung     .      .     .      . 

Gonto  ä  nuovo 

Zweifelhafte  Debitoren  . 


Janaar  18B0 

bis  Ende 
Februar  1861 


615026 
401340 

222354 
130709 

270659 
253514 

65240 
9440 

410946 
316483 

475613 
387134 

52233 


1609027 

1526229 

6018620 

449730 


213686 
55800 
91645 
17145 
88479 
50405 
2333 
82798 


5411 


LMKrc  bis 

81«  Decbr. 

1861 


2136S6 

520588 

4482^7 

91645 

263458 

247316 

17145 

487032 

460948 

55800 

112657 

96707 

94463 

350517 

247095 

88479 

1369910 

1295264 

52738*) 

95579 

43173 

82798 

2095055 

2060754 

9596732 

657523  . 

AdWa. 

285987 
71750 

107787 
43*229 

163124 

98:)6ö 

6780 

99889 

17210 

310000 


1892 


10110 
59 


Zahl 


293 

640 

604 

119 

567 

467 

53 

868 

781 

26 

72 

73 

192 

728 

448 


SomiDa 


285987 
665767 
666160 
107787 
459395 
401997 
43229 
906031 
828750 
71750 
279809 
225309 
197884 
7661 19 
401065 
163124 

2239371 

28H125 

105145 

45022 

94476 

117099 

4072198 

3827786 
16828442 

1021980 


Summa 

285594 
126250 
165185 
120509 
286125 
55692 

321110 
51400 


889 


9326 
1640 


Summa  ||  607702  |  1214290  | 

*)  Diese  Differenc  von  405  TfÜm,  gegen  das  Voijahr  entsteht  doreh 
CJonrsirerthes  gegen  den  nomineUen. 


1423720 

den  Ueberschiuw  des 


Mecklenburg. 


193 


Janiutf  186d 

bis  Ende 

Febhivr  1851 


T 


Aktien -Kapital 

Aasgefertigte  Banknoten   . 

Darlehen  -  Conto 

Depositen  -  Conto 

Agentur- Conto  in  Schwerin  . 
Commissions- Conto    .... 
Unerfaobcne  Zinsen  und  Dividenden 

Conto  k  nuovo 

Gewinn-  und  Verlast -Conto  . 
Reserve 


500000 

93212 

1250 

95 


1572 
11571 


1.  MXrs  biB 

81.  Dezbr. 

1851 


Passlfa. 

500000 

500000 

165384 

32500 

132 

4387 

10560 

1326 


I8S2. 


500000 

500000 

372254 

28811 

1303 

11008 

2539 

7473 

332 


Sununa  |     697702    |    1214290    |    1423720 


Finanzen. 

Eine  Darstellung  der  ganzen  Finanz -Verwaltung  Mecklenburgs  würde 
an  dem  Uebelstande  leiden,  dass  wir  nur  schon  vielfach  bekannte  Zahlen 
wiederholen  könnten  weil  wir  aus  neuerer  Zeit  nichts  vorliegen  haben,  als  den 
verfassungsgemäss  angefertigten  Etat  fikr  1850|51,  welcher  aber  mit  der  Ver- 
fassung umgestürzt  wurde.  Wir  geben  daher  nur  als  Rahmen  eines  der  älteren 
Budgets«  und  lassen  einige  über  Mecklenburgs  Finanz -Verhältnisse  auf- 
klärende Notizen  folgen,  welche  wir  vorzugsweise  aus  den  vortrefllich  aus- 
gearbeiteten Anlagen  des  erwähnten  Etats  von  1850|51  entlehnen. 

Budget  vom  1,  Juli  ]845|46: 

Brutto  Netto 

Einnahme       Ausgabe        Einnahme        Ausgabe 

1.  Domainen 1761677  748318      1013359 

2.  Steuern 3H9239         71177        298062 

3.  Zölle  .    .    , 256380         30140       226240 

4.  Regale 254610  202873         51737 

5.  Civil-Verwaltung    ....  171082  426078                        254996 

6.  Grossherz.  Haus-Privatkasse  116760  116760 

7.  Verwaltung  des  Hofes,  des 

Theaters,  der  Marställe  .    .       22715       297483  274768 

8  Militair  . 11485       444676  433191 

9/  Verträge  mit  den  Ständen  .       64600         16353        48247 

10.  Interessen,  Kapitalien,  Ren- 
ten zahlbar  durch  die  Re- 

luitionskasse 6351       335-595  329244 

11.  Pensionen u.  Remunerationen  137076  137076 

12.  Verschiedenes 40353         9097T  50624 

13.  Reserve 25000  25000 

14.  Ausserordentliches  ....  244534       201007  43527 

Thalcr  neue  »i    3203026     3143513 

3143513 


59513 


1681172 
1621659 

59513. 


1621659 


194  Mecklenburg. 

Den  Wichtigsten  Theil  des  mecklenburgischen  Budgets  bilden  die  Do- 
mainen-Erträgnisse. 

Die  Domainen,  welche,  wie  wir  aber  gezeigt  haben,  den  grösseren  Theil 
des  Landes  einnehmen,  sind»  nachdem  die  durch^  die  Verfassung  von  1849 
gemachte  Aenderung  rückgängig  geworden,  heute  noch  die  hauptsächlichste 
Quelle  zur  Bestreitung  der  Auslagen  der  Landes -Verwaltung. 

Wie  in  früheren  Zeiten  in  den  meisten  deutschen  Staaten,  hat  der  Re- 
gent nur  in  diesen  Domainen  das  Besteuerungsrecht  und  zwar  in  unbe- 
schränktem Maasse,  da  die  Bewohner  der  Domainen  keinerlei  Vertretung 
haben.  In  den  anderen  Theilcn  des  Landes  beruht  die  Steuer-Erhebung 
nur  auf  Verträgen  mit  den  Grundherren,  deren  Organ  die  Landlage  und  der 
von  demselben  gewählte  permanente  ständische  Ausschuss  ist.  Auf  den 
Landtagen  vertreten  die  Rittergutsbesitzer  sich  und  die  andern  Grundbesitzer 
selbst,  die  Magistrate,  die  landtagsfähigen  Städte,  zu  welchen  jedoch  Wismar 
nicht  gehört,  sondern  Deputirte. 

In  alten  Zeiten,  wo  die  Regenten  sehr  wenig  Geschäfte  und  kaum 
etwas  Anderes  zu  thun  hatten  als  das  Land  zu  vertheidigen,  war  die  Hülfe, 
welche  für  solchen  Fall  die  Vasallen  zu  leisten  verbunden  waren,  aus- 
reichend, und  in  Mecklenburg  wie  anderwärts  scheinen  die  grossen  Do- 
mainen und  die  Regale,  welche  der  Kaiser  verlieh,  anderen  in  der 
Regel  hinländich  gewesen  zu  sein,  die  Landesbedürfnisse  zu  bestreiten. 
Je  mehr  die  Umbildung  der  Begriffe  und  Bedürfnisse,  namentlich  der  Er- 
satz der  persönlichen  Dienste  der  Vasallen  durch  die  Errichtung  von 
stehenden  Armeen  die  Ansprüche  an  den  Staat  vermehrte,  desto  weniger 
konnten  dit^se  Hülfsmittel  ausreichen  und  mussten  die  Stände  ange- 
gangen werden,  solche  durch  ihre  Beiträge  zu  gewähren.  In  anderen 
Ländern  fand  diese  Gewährung,  wenn  nicht  freiwillig,  durch  Gewalt  statt, 
indem  man  die  Rechte  der  Stände  verminderte.  In  Mecklenburg,  wo  zu 
gleichem  Zwange  ein  Versuch  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  mit  russischer 
Hülfe  gemacht  wurde,  misslang  derselbe;  die  Stände  waren  mit  Hülfe  des 
Kaisers  siegreich,  und  der  landesgrundgesetzliche  Erbvergleich  vom  Jahre  1755 
ein  Vertrag,  der  Sieger  mit  dem  Besiegten  nahm  eine  Bestimmung  auf,  durch 
welche  das  Steuer- Bewilligungsrecht  bestätigt  wurde,  indem  die  Stände 
sich  zwar  verpflichteten,  gewisse  Steuern  stets  zu  bewilligen,  aber  eben 
hierdurch  aucn  die  Ansprüche  an  sich  begrenzten. 

Andere  Bewilligungen  sind  allerdings  seit  dieser  Zeit  erfolgt,  wie  unten 
aus  dem  Bericht  über  die  Steuerverhältnisse  hervorgeht,  stets  aber  nur  nach 
grossen  Schwierigkeiten  und  niemals  hinreichend,  was  die  doppelte  Folge 
hatte,  dass  Mecklenburg  in  vielen  wirthschaftlichen.  Einrichtungen  neben 
seinen  Nachbarländern  zurückblieb,  und  dass  die  Regierung  in  einer 
peinliehen  Abhängigkeit  von  den  Ständen  war,  welchen  selbst  die  Be- 
stimmungen von  1755  noch  zu  neu  erscheinen  und  die  in  ihren  Organen  die 
Ansicht  ausgesprochen  haben,  dass  das  vor  jener  2eit  bestandene  Verhältniss 
wieder  hergestellt  werden  solle. 

Wie  aus  obigem  Etat  für  1846/47  hervorgeht,  betrugen  die  Einnahmen 
von  den  Domainen  1013359  Thlr.  bei  einer  gesammten  Rein-Einnahme  von 
1681 172  Thlrn.  also  beinahe  70  pCt.,  während  die  Leistungen  der  Grundbesitzer 
und  Städte  an  directen  Steuern  (Positionen  2  u.  9)  nur  346309  Thlr.  Rein- 
Ertrag  oder  wenig  über  20pCt.  betrugen,  die  anderen  28pCt.  aber  durch 
das  ganze  Land  und  wahrscheinlich  auch  von  den  Bewohnern  der  Domainen 
im  grösseren  Massstabe  als  von  den  anderen  aufgebracht  wurden. 

Da  bekanntlich  nicht  die  Güter  sondern  die  Menschen,  welche  darauf 
wohnen,  die  Steuern  bezahlen,  so  hätten  die  Domainen  bei  207352 Be- 
wohnern mit  543337  des  ganzen  Staates  noch  nicht  40  pCt  zu  den  Staats- 
ausgaben beitragen. 


Mecklenburg. 


195 


In  dem  Archiv  für  Laiidesku»4e  finitet  sich  eine  Znstfkimeiistellung  der 
ordentlichen  £innabnien  und  Ausgaben  von  175S^  und  1842^43»  welche 
wir  hier  folgen  lassen. 

I.    Landesherrliche  Einnahmen,      it»/^       i8«a,*) 

L  Ton  der  Bitter-  mid  Landsohaft  an  Stenem;  m  den  ordentlichen       '^^^'  '^^' 

Staatslasteo ,  d.  h.  GumlBons- ,  Fortifications- ,  Legations-  und  den 

Eoftten  des  gesammten  Landes-Kegimentes 95790  S84896 

Die  nebenstehenden  Summen  umfassen  die  ritterschaftl.  Hufen- 
nnd  Nehensteaer,  die  landst&dtische  Steaer  und  die  Rostocker 
Accise.  Die  rittersehaftliche  Hafenstener  betrug  nach  Absohluss 
des  Landes -Vergleichs  nur  40067  Thlr.,  ist  aber  bekanntlieh  seit 
1809  auf  das  Doppelte  erhöht,  an  rittersehaftlicher  Nebensteuer 
kameiK  17^66  ^^^  Thlr.  auf;  sie  hob  sich  demnfiohst  bis  auf  nahem 
14000  Thlr. ,  fiel  aber  spfiter  in  Folge  der  Zugeständnisse  auf  dem 
Convocationstage  YOn  1827  wieder,  und  betrug  18^/«  nur  noch 
10472  Thlr. 

2.  TertragAniftsilge  Letotimgeii  der  Stlnde  neben  der  erdentltoken 
Centnbiitlon  ?  .  .    . -  ««oo 

Dies  sind: 

a)  der  ständische  Zntrag  su  den  Kosten  der  Justizkaneleien 

6000  Thlr. 

b)  Ton  den  Landstädten  zn  den  Kosten  der  Ober- 
aufisicht  Über  dieselben 2000    „ 

c)  aus  der  erhöhten  Steuer  zur  Unterstützung 
grossherzogl.  Patronatklrchen 9000    „ 

d^  zu  den  Erhebnngskosten  der  erhöhten  Steuer    8000    , 
e)  ans  der  Convocationstags-BeviUigung  von  1897 

bis  1846 50000    « 

Als  Bewilligungen  von  späterem  Datum,  die  17^/^  nooh  nicht 
bestanden. 

9.  Btamahmen  ana  Domaiüalsteaeni,  SSUen,  Regallen  nnd  aaderen       ^^,^         ,^,^, 
laadesherrlioken  Oerechtsameo 106848         469S81 

Hierin  sind  unter  anderen  begpriffen: 

Joh.  17%    Joh.  18«/^ 

a)  Domanial-Hufensteuer       .    .    .    45583  Thlr.    67837  Thlr., 

b)  Domanial-Nebensteuer      .    .    .    16146    „        61285    „ 

c)  Staatsgeld,  Licent  und  Accise- 

Recognition  von  Wismar      .    .         —  10458    ^ 

d)  Schutzgeld  der  Juden   (später 

ganz  aufgehoben) ^^  j»  4085  . 

e)  Landzölle 1888  -  85754  « 

f)  Eibzölle 85447  „  174705  " 

g)  Post 9107  „  66827  Z 

h)  Lotterie —  -  6611 

i)  Lehns-Gebühren 675    „        51535    ^ 

Die  Münze  brachte  weder  17'Vm  noch 

18*%3   einen  Reinertrag,    sondern   erforderte 

noch  Zuschüsse. 

4.  Blmiahnien  ans  der  Yerwaltnnd  der  Do- 

■alnen  nnd  Fönten  mit  BlnsciiInaB  der 

Saline  nnd  anderer  dann  gehSrlgen  In-  ^^^^^         ^^^^.^ 

gUtnte .7 226868  861681 

Darunter : 

a)  aus  der  Administration  der 
Aemter  (wovon  sich  17»*/»«  ein 
grosser  Theil  noch  im  Pfand- 
besitze V.Hannover  u.  Preussen 

befand) 216993    «       841978    „ 

b)  aus  der  Forst-  und  Jagdver- 
waltung         9875    „        88789    „ 

226868    -       880787    . 
e)  für   das   Gestütwesen,  für  die 
Ludwigsluster  Kämmerei  u.  für 
Badeanstalten    an    Zuschüssen 

davon  ab      —  19106    - 

bleiben    226868    „      861681    JJ     

Somma  der  Einnahmen 429606         1610258. 

♦)  Es  ist  überall  die  reine  Einnahme  und  resp.  Ausgabe  dargertcUt  und  gelten  die  ange- 
gebenen Summen  durchweg  für  N.  2/3. 


196  Mecklenburg. 


{ 


«a 


i] 


n.   Jdandesherrliebe  Aasgaban.  17«/^   18«/ 

L  Tenrendimgeii  war  Vnterbaltimg  dM  MUltalrt,  Ar  Zwecke  dw  denttofteii   rn,ir    '  Thir 

Reichs-,  modo  deatschenBmidM ^'^'     ^'^' 

(Garaisons-,  Fortifications-  und  Legationskosten  etc.) 90484      502876 

Darunter:  Job.  IT»/«    Joh.  18*%8 

a)  für  Unterhaltung  des  Militairs  und  der  Militar-An. 
stalten,  incl.  Mllitair- Pensionen») 70248  Tlilr.    464531  Thlr. 

b)  Legationskosten  und  allgemeine  Beichs-,  modo 
Bundespflichten 20236     „        87844     „ 

2.  Aufwand  ffir  Ftthmng  d.  Landos-RegiBeatB:  allgem. 
Beglenm^skosteii  . "..'..'* 53811     345588 

Dahm  gehören  insbesondere: 

a)  Besoldungen,  Bureau  -  u.  Reisekosten  d.  Regierung 
n.  deren  Sabaltemen,  des  Revisions-Depart.,  städt. 
Depart.,  Hypoth.-Depart.  und  Archivs    ....    18484     «        77491     ^ 

b)  Grossherzogl.  Kabinet —       n  7725     „ 

c)  Renterei 1260     »  9548     „ 

d)  Hof-  und  Landgerioht  und  Jastiz-Eanseloien     .      8746     «        41220     „ 

e)  Stadtgerichte 205     »        13322     « 

f)  Consistorium —        ^  1273     „ 

g>  Juristische  Früfnngsbebörde —        »  674     „ 

h)  Verwendungen  für  kirchl.  Zirecke,  excl.  Patronat- 

lasten  im  Domanium       1438     ^  8748     „ 

UniTersität  Rostock 2300     „        83786     « 

Gymnasien      —       «        11456     « 

1)'  Schullehrer- Seminar —        n  3712     ^ 

m)  Städtische  Elementarschulen —        «  1154     « 

n)  Medicinal-  und  polizeiliche  Anstalten     —        ^  5189     ^ 

o)  Straf- Anstalten 1475     „         13084     « 

p^  Zuschuss  zur  Unterhaltung  von  Chausseen     .    .      —        ,)  5405     « 

q)  Zu  den  ordentl.  Necessarien  für  Ritter-  u.  Land- 
schaft u.  zu  d.  besondern  städtischen  Necessarien, 

Incl.  Agio 14400     „        14585     „ 

r)  Landtagskosten 3596     ^  8631     , 

s)  Pensionen  und  Gnadengelder  an  emeritirte  Giyil- 

diener  und  deren  Wittwen 1300     „        68122     , 

t)  Administrationskosten  der  Schuldentilgungskasse      —        ^  5200     « 

Pro  Johannis  184%  sind  die  aus  landesherrlicher  Kasse  für  die  Unter- 
haltung des  Oberappellations-Gerichts ,  des  Criminal  -  CoUegiums  und  des  Land- 
Arbeitshauses  gemachten  Verwendungen  nicht  hier,  sondern  in  der  folgenden 
Rubrik  berücksichtigt,  weil  darüber  besondere  Verträge  mit  den  Ständen  be- 
stehen. Theilweise  sind  selbige  aber  auch  in  den  vorabgezogenen  Domanial- 
Verwaltungskosten  begriffen.  Auch  ist  zu  bemerken,  dass  sich  tiberall  die  reine 
Ausgabe  angegeben  findet,  also  mit  Ausschluss  der  Verwendungen,  die  aus  ver- 
Bchiedenen  eigenen  Einnahmen  der  Behörden,  als  z.  B.  Gebühren^  bestritten 
wurden,  der  Zinsen  vom  Werthe  der  Gebäude  etc. 

3.  Tersclüedene  Ausgaben,  Insbesondere  anoh  mr  Tenlnsimg  imd  Abtraflnu  171657    484099 
der  Schulden 

Darunter  sind  hervorzuheben :  Job.  17'*/5g    Joh.  18"/,, 

a)  zur  Verzinsung  und  zum  Abtrage  von  Schulden  der 
Renterei,  der  Relnitionskasse  und  der  Schulden- 
tilgungskasse   155828  Thlr.  316500  Thlr. 

wobei  zu  bemerken,  dass  der  Ertrag  der  an  Kur-Braunschweig  u.  Brandenburg 
1755  noch  verpfändeten  Aemter,  da  er  oben  in  Einnahme  gestellt,  hier  mit  86791  Thlr. 
wieder  zur  Ausgabe  geführt  ist.  Die  Renterei  traf  diese  Ausgabe  17^/„  mit 
45979  Thim.,  Johannis  18«%3  wurden  80000  Thlr.  zur  SchnldentUgungskasse  and 
236500  Thlr.  zur  Reluitionskasse  abgeführt. 

b)  Pens.  u.  Gnadengelder,  excl.  Mllitair-  u.  Givil-Pens.    3841  Thlr.    76200  Thlr. 

c)  zum  Ankauf  u.  Transport  von  Bau-  u.  Fadenholz     —      ^        59116     „ 

d)  zur  Unterhaltung  d^  Ober -Appellationsgerichts  —  ^  7568  ^ 
n  9)  »  Griminal-OoUegiums  .  .  —  ^  4972  n 
n              9t                 m     Landarbeitshauses     .    .         —      ^          6076     , 

für  die  stadtgerichtlichen  Jurisdictionen. 

4*  Fflr  das  landeslttrstllche  Hans  n.  die  Heflkaltang 166522     426605 

Darunter :  •  j 

a)  zur  landesherrlichen  ChatuUe,  zu  Apanagen,  Reisen  71458  «  134506  . 

b)  Hofhaltung,  incl.  Bauten 85660  «  193669  „ 

c)  Hoftheater  und  Hofkapelle  c.  a -—  »  .45929  • 

d)  Marstall ,      9404  «  ^5418  , 

Summe  der  Ausgaben !    i    ',    '.    !    !    '.    '.       481974    1757662 

___^_   Mehranagabe  gegen  die  Einnahme 62868     147404 

*)  In  die  nebenstehende  Summe  pro  184'A  sind  58857  Thlr.,  welche  durch  die  Theilnabme  der 
mecklenb.  Truppen  an  d.  Uebungslager  b.  Lüneburg  veranlasst  wurden,  nicht  mit  aufgenommen. 


*> 

tf 


Mecklenburg.  ~  197 

Es  geht  hieraus  herror,  sagt  unsere  Quelle,  dass  wahrend  im  Jahre 
17ö5y^  zu  der  reinen  Ausgabe  von  481974  Tbirn.  neue  %  welche  im  Ganzen 
zur  Befriedigung  der  Bedürfoisse  erforderlich  waren,  aufgebracht  wurden: 

1.  an  Steuern  aus  landständischen  Bewilligungen 19,88  pGt. 

2.  aus  sogenannten  nutzbaren  Regalien  und  anderen  landes- 
herrlichen Gerechtsamen 22,19 

3.  aus  Domanial  -  Einkünften 47,07   „ 

4.  ungedeckt  blieben .  10,8<> 

100,00 

Dagegen  im  Jahrgange  184^43  zu  der  für  dieselben  Zwecke  erforderlich 
gewesenen  reinen  Ausgabe  von  1757662  Thlrn.  N.  *i  aufgebracht  sind: 

1.  durch  Steuern  aus  landstandischen  Bewilligungen  nach 

den  Verträgen ^    12,79  pCt, 

2.  ausserdem  noch  nach  besonderen  Verträgen  mit  den 
Ständen 3,68    „ 

(Hierunter  die  Gonvocationstags -Bewilligungen  von 
1827,  die  1846  passirte,  zum  dritten  Theil  aber  auch 
auf  dem  Dominium  lastete.) 

3.  aus  sogenannten  nutzbaren  Regalien  und  anderen 
landesnerrlichen  Gerechtsamen 26,13    „ 

4.  aus  Domanial-Einkünften 49,02    ,, 

ö.  ungedeckt  blieben    8,38   „ 

100,00. 

Während  also,  ungeachtet  die  aus  den  landesherrlichen  Rassen  zu  bestrei- 
tenden Ausgaben  in  den  86  Jahren  um  364  pGt.  gestiegen  waren,  diese  dennoch 
im  Jahrgange  184*^43  nicht  nur  in  demselben,  sondern  noch  in  einem  stärkeren 
Verhältnisse  als  beim  Abschlüsse  des  Landvergleichs  angenommen  werden 
konnte,  aus  den  übdgen  landesherrlichen  Revenuen  übertrafen  worden 
sind,  ist  das  Verhältniss,  worin  dazu  durch  die  aversionellen  Steuer- 
bewilligungen der  Ritter-  und  Landschaft  contribuirt  wird,  sehr  erbeblich 
zurückgegangen.  Letzteres  betrug 

Johannis  1755^/56  nahezu  dem  5,  TheU  des  ganzen  Bedarfes       19,88  pGt. 
Johannis  184^43  nur  wenig,  d.  h.  mehr  als  den  8.  Theil    12,79 

mithin  weniger  7,09 
was  fast  ausgereicht  hätte ,  um  das  entstandene  Deficit  zu  decken.  Wenn 
man  aber  diese  ständischen  Steuer-Zuträge  mit  denjenigen  Verwendungen 
vergleicht,  welche  nach  Absicht  der  ursprünglichen  fiewilligung  davon  be- 
stritten werden  sollten,  nämlich  mit  den  Bedürfnissen  für  Unterhaltung  des 
Militairs  (Garnisons-,  Fortificationskosten)  und  in  Reichs-  oder  Bundes- 
sachen (Legationskosten,  zu  Reichs-  und  Kreistagen,  Kammerzieler  etc.),  so 
zeigt  sich,  dass  diese 

Johannis  1755^6,  im  Betrage  von 90484  Thlrn. 

durch  die  so  eben  erwähnten  Steuern  im  Betrage  von  .  .  .  .    95790      „ 
nicht  nur  vollständig  gedeckt  wurden, 

sondern  sich  dabei  noch  ein  Ueberschuss  von 5306 

ersah,  während 

Jonannis  184^43,  wo  jenes  Bedürfniss  auf 502375 

gestiegen  war,  die  Steuer -Aufbringung  von .  224896 

dazu  so  wenig  genilgte,  dass .  277479 

mithin  mehr  als  die  Hälfte  davon  anderweitig  aus  den  landesherrlichen 
Revenuen  bestritten  werden  mussten,  oder  aber  auch  die  öffentliche  Schuld 
sich  um  das  Fehlende  vermehrte. 


198  Mecklenburg. 

Aus  den  am  meisten  gestiegenen  Anfkünften  der  sogeaa&äten  nutiäbaren 
Regalien  und  anderer  landeshoheitlieher  Gerechtsame  blieb  hierzu  nichts 
disponibel,  da  diese  Mehr- Einnahme  durch  die  noch  in  ^rkerer  Pro« 
gression  gestiegenen  anderweitigen  Kosten  der  Führung  des  Landes -Re- 
giments und  durch  die  Bedürfnisse  der  vermehrten  Schuld  absorbirt  wnrde,  wo- 
gegen aber  allerdings  von  dem  Domanial-Einkoromen  eine  auch  verhaltniss- 
mässig  grössere  Quote  dazu  disponirt  werden  konnte,  weil  die  Bedürfnisse 
des  grossherzoglichen  Hauses  und  der  Hofhaltung,  welche  daraus  vorerst 
zu  befriedigen  waren,  sich  nur  in  seringerem  Massstabe  vermehrten.  Diese 
waren  im  Laufe  der  mehrgedacnten  86  Jahre  von  166522  Thlrn.  auf 
425605  Thir.,  also  etwa  um  das  2 1^ fache  gestiegen.  Während  sie.  1755/56 
fast  ^  der  Einnahme  aus  den  Domainen  und  die  fingirten  Einnahmen  aas 
den  damals  verpfändeten  Aemtern  abgerechnet,  fast  die  Gesammt-Aufkunft 
wegnahmen,  erforderten  sie  1842^/43  nur  etwa  die  Hälfte  derselben  und  fand 
der  Rest  seine  Verwendung  für  andere  Siaatsbedürfnisse. 

Die  Steuerverhältnisse  Mecklenburgs  sind  der  eigenthümlichsten  Art 
und  nur  erklärlich  durch  die  dortigen  politischen  Verhältnisse,  welche  sich 
durch  nichts  als  ihr  Alter  auszeichnen. 

Die  Steuern  werden  durch  die  Landstände,  für  beide  Mecklenburg 
gemeinschaftlich,  alljährlich  bewilligt,  mit  Ausnahme  der  in  Rostock  und 
Wismar  zu  erhebenden  ordentlichen  Abgaben,  welche  weiter  unten  be- 
sprochen werden  und  der  ordentlichen  auch  ritterschaftlichen  Steuern  in 
Städten  überhaupt,  welche  zwar  auch  alljährlich  speciell  veikündet  werden« 
aber  durch  den  Erbvergleich  vom  18.  April  1755  und  den  Gonvocationstags- 
Abschied  vom  4.  October  1808  festgesetzt  sind.  (Zur  Erklärung  diene,  oass 
Gonvocationstage  die  durch  einen  der  Landesherrn  stattfindende  ausser- 
ordentliche Berufung  der  Landstände  sind,  im  Gegensatz  zu  den  ordent- 
lichen jährlichen  Landtagen). 

Eine  Darstellung  dieser  Steuern  ist  ausserordentlich  schwierig  und  Raum 
raubend,  ersteres  wegen  der  grossen  Verschiedenheit,  letzteres  wegen  der 
Unmöglichkeit,  durch  allgemeine  Angaben  verständlich  zu  sein,  wo  nahezu 
Alles  den  Finanz  -  Grundsätzen  der  Gegenwart  widerspricht. 

Wir  müssen  uns  daher  einen  etwas  weniger  längeren  Auszug  ans  den 
verschiedenen  vorhandenen  Schriften  erlauben,  von  welchen  die  des  Herrn 
Steuer- Rath  Schultze  in  Schwerin  vom  Jahre  1848  am  meisten  Material 
bietet.  Seitdem  sind  freilich  mannigfache  Aenderungen  beantragt  und  der 
neuen  Verfassung  gemäss  beschlossen  worden ,  soviel  uns  bekannt  aber  mit 
Beseitigung  der  Verfassung  und  der  Wiederherstellung  des  alten  Zustandes 
auch  wieder  aufgegeben.  Wir  fugen  den  einzelnen  Steuern  die  Angabe  des 
Erträgnisses  bei,  wie  es  in  dem  Mecklenburg- Seh werinschen  Etat  pro  Jo- 
hannis  1850/51  aufgeftihrt  ist. 

Die  ordentliche  Landessteuer  soll  erhoben  werden: 

a)  Vom  Domanium  (sowohl  ftirstliches  Stammgut  als  später  ange- 
kauftes) der  beiden  Grossherzogthümer. 

Hufensteuer*)  (das  Mecklenburg-Schwerinsche  Domanium  hat 2684 ^^^q 
Hufen;  in  dem  Etat  sind  als  besteuert  circa  504  Hufen  mit  13074  ThIr.  Er- 
trag aufgeführt)  25  ThIr.  32  Seh.  Gourant,  und  Nebensteuer  (Ertrag 
68100  Thlr.)  bestehend  in  Grund-,  Vieh-  und  Personalsteuer.  Die  Neben- 
steuern im  Domanio  (68100  ThIr.)  werden  ohne  Berathun^  der  Stände,  ledig- 
lich vom  Landesherren  verschieden  festgestellt  (in  Slrelitz  noch  nach  dem 
Edict  vom  1785).     Im  Schwerinschen  Domanialflecken  Ludwigslust  ist  seit 


*)  1  Hufe  •-  600  Scheffel  Rostocker  Maass  Aussaat. 


Mecklenburg.  199 

dem  1,  J^p.  1802  d^  MliidtifiCbe  Steuer-Modus  rollständig,  in  den  DömaniaK 
flecken  Dargun,  jLübtheen,  Zärentin  und  Doberan  seit  1825  theil weise  statt 
der  Nebensteuer  eingeführt  (und  beträgt  hier  587Q  Thlr.). 

b)  Von  der  Ritterschaft,  zu  der  auch  hier  die  inkamerirteii,  die 
Kloster-,  Rostocker- Districts-  u.  städtischen  Kämmerei-  u.  Oeconomie-- 
Guter  zu  rechnen  sind.  Diese  zahlen  ebenfalls  32  und  23  Thlr.  Hufen^^ 
Steuer  und  auch  eine  Nebensteuer.  Von  den  Leuten  ausser  den  Hufen 
wird  auf  den  inkamerirten  Gütern  die  Nebensteuer  (6000  Tbhr.)  wie  auf 
den  Domanial  -  Gütern,  auf  den  andern  Gütern  die  Steuer  nach  der 
Norm  (llOOO  Thlr.),  eine  reine  Kopf-,  oder  Personalsteuer  erhoben.  Ein 
landesherrliches  Edict  verkündet  alljährlich,  wer  dazu  heranzuziehen  oder 
auszunehmen  ist.    Die  19^  Pfarrhufen  —  nicht  zu  verwechseln   mit  den 

gewöhnlichen,  steuerfreien  PfarrJändereien  —  zahlen  nur  die  Hälfte  der 
[ufensteuer.  Die  Ritterschaft  Stargard tischen  Kreises  hat  von  471^HufeD^ 
einschliesslich  23  ^^  Pfarrhufen ,  zu  steuern. 

c)  Landstädte  zahlen  gemäss  dem  im  landesgrundgesetzlichen  Erb- 
vergleiche, von  1755  festgestellten  Tarif  und  Modus  von  Häusern,  Aeckern, 
Wiesen  und  Vieh,  Scharren-  und  Hausschlachten,  Getreide  zur  Mühle, 
Handel,  sonstigem  Erwerb  und  Nahrung.  Wesentliche  Aenderung  ist  seit 
1755  nur  in  sofern  eingetreten,  als  die  frühere  Steuerbefreiung  gewisser 
Klassen  und  Individuen  seit  1809  aufgehoben  wurde«  Verschiedene  ^erich^ 
Hebe  Entscheidungen  berühren  die  Verwaltungsmethode,  aber  nicht  die 
Fundamentalgesetze.  Am  31.  März  1783  wurden  jedoch  diese  Steuern  auf 
den  „vierten  Theil",  d.  h.  um  U  erhöht,  welche  mit  Ausnahme  von 
4000  Thlr.  zur  Unterstützung  hülfsbeaürftiger  grossherzoglicher  Patronat- 
kirchen  und  zur  Abbezahlung  und  Verzinsung  des  Beitrages  bestimmt  sind, 
welchen  die  Mecklenburg-Schwerinschen  Städte  zu  den  Schulden  der  Land- 
kassen (einer  unter  besonderer  Administration  des  höheren  Ausschusses  der 
Ritter-  und  Landschaft  beider  Landestheile  stehenden  Kasse)  damals  schuldig 
waren.  An  die  Stelle  dieser  Schulden  ist  nun  der  Aufwand  für  verschiedene 
Einrichtungen  getreten  und  die  SteurerhÖhung  dauert  daher  fort. 

Diese  Steuern  wurden  bis  1848  im  Schwerinschen  im  ll^^Thalerfüss 
oder  3^%  Agio  im  12Thalcrfuss  (neue  Zweidrittel)  vom  18.  Mai  1848  an, 
wie  imSlrelitzschen,  im  14  Thalerfuss  mit  einem  Aufschlag  von  20Vo  oder 
Iß ^VoT  je  nachdem  sie  im  llj^  oder  12  Thalerfuss  schuldig  waren,  crhobeni 
Hausstcuer  (Ertrag  1038Ö  Thlr.)  ist  1  Thlr.  für  ein  ganzes  Haus  und  im 
Verhältniss  für  }^  und  V  Häuser,  welche  letztere  Qualification  in  den  ver- 
schiedenen Städten  ungleich  ist.  Unbewohnte  Häuser,  Staatsgebäude, 
Kirchen  und  alle  von  frommen  Körpern  vor  1700  erworbene  Häuser  sind 
frei.  Jede  Stadt  hat  ihre  abweichenden  Eigenthümlichkeiten.  Acker-  und 
Wiesensteuer  (Ertrag  3512  Thlr.)  pr.  Morgen  —  (4  Scheffel  u.  300a  Rth.) 
—  Acker  in  Schlägen  2  Seh.  nicht  in  Schlägen  1  Seh.,  von  einem  4  spännigen 
auf  dem  Stadtfeld  geworbenen  Fuder  Heu  2  Seh.,  von  2  spann,  die  Hälfte 
(sonst  auch  von  100  Hopfenkohlen  4  Seh.  Es  giebt  aber  deren  in  den  Städten 
nicht  mehr).  Von  der  Ackersteuer  sind  die  von  piis  corporibus  vor  1709 
erworbenen  Grundstücke  frei.  (In  Strelitz  vom  Scheffel  Aussaat  Berliner 
Maass  9  Pfennig,  pro  Fuder  Heu  1  Seh.,  pro  Wiesen  Garten,  d.  h.  Haus- 
pertinentien  1  Seh.) 

Viehsteuer  (Ertr.  2922  Thlr.)  pro  Ackerbaupferd  4  Seh.,  andere  Pferde 
8  Seh.,  Ochse  4,  Kuh  3,  Schaaf  und  Schwein  1,  Ziege  2  (in  Strelitz  3), 
Bienenstock  4  Seh.  (solche  kommen  in  den  Städten  nicht  mehr  vor). 

Erwerbsteuer  (Ertr.  21425  Thlr.)  zahlen  gesenwärtig :  Herber- 
gierer  in  grossen  Städten  2,  in  kleinen  1  Thlr.,  Künstler,  Handwerker, 
Gärtner  ohne  Gesellen  1  Thlr. ,  desgl.  mit  einem  Gesellen  oder  2  Jungen 
2  Thlr.,   Handwerker   mit  3  Ges,    3  Thlr.,   mit  4    oder  mehr,   4  Thlr., 


200  Mecklenburg. 

Schornsteinfeger  mit  Ges.  4Thlr.,  Schweinschneider  4  Thlr..  Tagelöhner 
1  Thlr.,  Schreiber  und  Dienstleute,  die  auf  ihre  eigene  Hand  liegen  und 
nicht  dienen  wollen  2 Thlr.  (hiervon  ist  nie  etwas  eingegangen),  Schaa* 
steller  u.  dergl.-  Umherziehende  1  Thlr.  Alle  andere  Nahrungszweige  und 
ausserdem  Bäcker,  Brauer,  Branntweinbrenner,  Schlächter,  weil  sie  schon 
durch  Mahl-  und  Schlachtsteuer  zahlen*),  sowie  auch  alle  oben  taxirten, 
wenn  sie  sich  als  personae  miserabiles  legitimiren»  und  Wittwen  wegen  eines 
Gesellen  sind  frei. 

Schlachtsteuer  anticipando  zu  bezahlen  ohne  BefreiuiuE  und 
mit  der  lästigen  Gonsequenz,  dass  kein  geschlachtetes  Fleisch  in  die  Städte 
eingeführt  werden  darf,  beim 

Ochs       Kuh       Kalb  Schwein  Schaaf   Ziege     Lamm 
Scharrenschlachten  1  Seh.   32  Seh.  6  Seh.  5  Seh.    4  Seh.  4  Seh.    2  Scfa. 
Hausschlachten         1«       24    „      4»       4„       3«       3,        1« 
(Einnahme  der  Scharrenschlachten  8612  Thlr.,  Hausschlachten  1740  Thlr.). 

Mahlsteuer  (28654  Thlr.).  Jeder  Einwohner  der  Steuerorte,  welcher  Ge- 
treide zur  Mühle  schickt,  muss  zuvor  bezahlen  von  1  Scheffel  mecklenburgisch 
(7  =  5  Berliner)  Weizen  5  Seh. ,  Roggen  3  Seh. ,  Malz  5  Seh. ,  Branntwein- 
schrot  6  Seh.  (Branntwein  aus  Kartonein  ist  steuerfrei),  Futterschrot  2  Seh., 
Korn  zur  Grütze  oder  Graupen  2  Seh.   Kein  Mehl,  Malz,  Branntweinschrot, 

febacken  Brod  darf  in  die  Steuer-Orte  eingeführt,  auf  beweglichen  Mühlen, 
landmühlen  etc.  daselbst  nicht  gearbeitet  werden! 

Handelssteuer  (42880  Thlr.)  zahlt  jeder  Handeltreibende  vom  Werthe 
seines  Einkaufes  1  Seh.  vom  Thlr. ,  in  Rostock  nur  6  Pfennige  vom  Thlr,, 
alle  mit  Wein  und  starken  Getränken  Handelnde  3  Seh,  vom  Thlr.,  alle 
Pferde-  und  Viehhändler,  fremde  Verkäufer  (mit  Ausnahme  der  Lübecker, 
welche  mit  Einheimischen  gleichgestellt  sind)  2  Seh.  für  jeden  Thlr.  Erlös. 
Als  Einkaufswerth  wird  der  Preis  sammt  allen  Unkosten  betrachtet,  also 
auch  die  bezahlten  Zollgefälle  eingerechnet!  Frei  sind  von  der 
Handelssteuer  die  Einfuhr  vom  platten  Lande  zum  Verkauf,  bei  welcher  erst 
der  Käufer  Steuer  zahlen  muss,  Korn  und  Raps  unter  allen  Umständen» 
schon  einmal  versteuerte  Waare  in  beiden  Grossherzogthümern ,  was  zur 
eigenen  Verarbeitung  von  Künstlern  und  Handwerkern  und  zum  eigenen  Ver- 
brauch von  Nichtkaufleuten  bezogen  wird,  Baumaterial  zum  Bau  und  Re- 
paratur, Trödelwaare,  ländliche  Gutsproducte  (es  zahlen  jedoch  inländische 
Käufer  von  Wolle  6  Pf.,  fremde  1  Seh.  und  in-  und  ausländische  Käufer 
von  Holz  1  Seh.  vom  Thlr.  Einkauf);  die  Einfuhren  der  Ritterschaft,  Bürger 
und  Einwohner  Rostocks  für  im  Lande  gemachte  Einkäufe  zum  Transport 
nach  Rostock,  unter  gewissen  Beschränkungen  die  Abgebrannten  in  Staaten» 
Transit-  und  Speditionsgüter  und  Fabrikate  inländischer  Wollfabrikanten. 
Strafgelder  bilden  eine  andere  kleine  Einnahme,  welche  im  Etat  von  1851 
mit  460  Thlrn.  für  die  Landstädte  angeschlagen  wurde,  die  Gesammt-Ein- 
nähme  aus  allen  vorstehenden  Steuern  der  68  Landstädte  ist  im  Etat  mit 

12li)iK)Thlrn.  und  zuzüglich 
25  pCt.  ^der  öle  Schilling'*   303S0    ^ 

mit  152370     «  angeführt, 
die  Erhebungskosten    40760     „  also  27  pCt. 

Netto  111610  Thlr. 
Die  Seestadt  Rostock    hält   ihr    eigenes  Steuersvstem,  (vermöge  der 
Convention    vom   26.  April   1748,    des  Rostocker  Erovertrages    von   1788 


*)  Man  glaubt  also  in  Meeklenburg,  diese  IndastrieUen  and  Hiebt  die  Consnmenten  besfthlen 
die  Abgabe! 


Ifeeklenboirg.  ^1 

und  de^  Yerde|cbs  votb  14i  Wn  tBtJ  ^6h  Üt  SeesUdt  Rostock  von 
aUen  Arten  net  ordentlichen  Landes  -  (Kontributionen  ganz  frei  sein,  die 
Landesherrschaft  aber  den  Ertrag  der  Accis^  geniessen)  nnd  ist  in 
dieser  Hinsicht  als  Ausland  zu  betrachten,  weshalb  dort  versteuerte 
Waare  in  den  Landstädten  und  hier  versteuert  in  Rostock  nochmals 
Accise  eiiegen  müssen,  in  Rostock  auch  die  Nichtkaufleute.  Die  Accise- 
rolle  von  1748  und  die  Ermässigungsakte  für  Speditionsgliter  vöoi 
15.  October  1776  gilt  heute  noch  als  Unterlage.  Die  Erhebung  ist  dem 
Landeshexrn  unter  gewissen  Beschränkungen  überlassen ;  laut  Uebereinkunft 
von  1829  hat  er  der  Stadt  14400  Thlr.  jährlich  von  der  Accise  abzulassen  und 
erhebt  sie  auch  einen  Zuschlag,  welcher  der  Hälfte  der  Accise  gleich  kommt; 
Die  Rostocker  Accise  besteht  aus  einer  Abgabe  auf  Getreide  zur  See  ein- 
und  ausgehend,  Waaren*,  Mahl-  und  ScfalachUt«uer.  Sie  wird  gegen- 
wärtig im  14  Thalerfuss  mit  einem  Aufschlaff  von  20  pCt.  auf  die  alten 
Sätze  bezahlt^  diese  sind  bei  Getreide  für  Einfabr  per  Last  (02  Scheffel)  Korn 
24  Seh  (circa  200  Thlr.),  für  Aasfuhr  36  Scb.  (10000  Thlr),  bei  Waaren  nach 
dem  alten  Tarif,  dessen  wichtigste  Positionen  sind:  Aepfel  pro  Tonne  2  Seh., 
Austern  pro  100  Stück  2  Seh.,  Butter  pro  Lpfd.  I^i^ch.,  Ochsen  1  Thlr., 
Kfihe  92  Scfa.,  Schweine  6  Seh.,  Hammel  und  Kälber  4  Seh.,  Weinessig  pro 
Anker  10 Seh.,  Eisen  pro  Scbiffspfund  5  Seh.,  ETäringe  pro  Tonne  6  Seit, 
Holz  pro  Faden  2 Seh.,  Kalk  pro  Tonne  H^Sch.,  Leinsamen  pro  Tonne 
4  Scb.,  Pech  pro  Tonne  8  Seh.,  Burgunder-  und  €hampaffnerwein  pro  Anker 
3ftSch.,  Rhem-,  Franken-,  spanischer  und  fiortugisischer  Wein  pro  Ohm 
2  Thlr.,  Franzwein  pro  Oxhoft  1  Thlr.  36  Seh.,  Flachs  pro  Lpfd  9  Pf.,  Franz- 
branntwein an  Nichlkaufleute  nnd  Rum  pro  Oxhoft  3  Tlilr,  Franzbranntwein- 
spTii  5  Thlr.  2  Seh.,  Franzwein  an  Weinhändler  pro  Oihofl  1  Thlr.  8  Seh., 
Steinkohlen  pro  Tonne  1  Seh. ,  Salz  pro  Tonne  3  Seh. ,  Tbran  pro  Tonrie 
8  Seh.,  Theer  pro  Tonne  4  Seh.,  Talg  pro  Lpfd.  1  Seh.,  inländischer  Bl^tter- 
Taback  pro  Ctr.  12 Seh.,  Cardus-Taback  an  KauCleute  pro  100 Pfd.  32 Seh., 
Wolle  pro  Stein  9  Seh.  Die  im  Tarif  nicht  aufgeführten  Waaren  zahlen 
vom  Tbalerwerth  9  Pfennige.  Ffir  die  mit  fremdeln' Schiffen  und  fUr> 
liremde  Rechnung  ein-  und  ausgehenden  Guter  Butter,  Käse,  Speck,  Holz; 
Bronce,  Kalk  und  rauhes  Leder  ausgenommen,  ist  die  Hälfte  der  Accise 
mehr  zu  bezahlen  und  wenn  ein  fremder  Schiffer  f&r  einheimische  Rechnung 
in  Rostock  ladet  16  Seh.  pro  Last  Zulage.  (Der  Ertrag  v.  z.  See  ein-  una 
ansgehenden  Waaren  ist  23000  Thlr.,  v.  z.  Land  einkommenden  7400 Thlr,^ 
V.  z.  Land  ein-  und  ausgehenden  einheimischen  Produkten  4000 Thlr.) 

Mahl-Accise  (Ertr.  12780)  ist  in  Rostock  für  Weizen  &Sch.,  desgl.  zur 
l^ile  ISch.,  Roggen,  Gerste,  Futterschrot  3  Seh.,  Roggen  zu  Branntwein» 
Malz  za  Bier  d  Scn.,  Malz  zu  Branntwein  7  Seh.  pro  Scheffel. 

Sc  hl  acht- Accise  ist  wie  oben  im  Tarif  erwähnt,  jedoch  nur  für  das 
Scharrenschlachten,  Hausschlachten  ist  frei  (Ertr.  3(X)0  Thlr.). 

Von  Acefdenzien  wird  4200  Thlr.,  von  Miethen  und  Zufälligem  260  Thlr. 
Einnahme  im  Etat  aufgeführt. 

Besondere  Steuersysteme  hat  die  Seestadt  Wismar. 

Hier  wird  grossherzoglicher  Seits  der  Seezoll  (gewöhnlich  Licent  ge- 
nannt) von  ein-  und  ausgehenden  Waaren  erhoben.    Ausserdem  empfängt' 
der  Staat  2700  Thlr.  N.  Z.  D.  =  3150  Thlr.  Preuss.  Cour.  Staatsgeld  von 
der  Stadt. 

Die  schwedische  Licentordnung  vom  20.  August  1661  dient  heute  noch 
als  alleiniges  Normativ  für  den  Seezoll,  derselne  wird  theils  nach  Tarif, 
theils  mit  3  %  ▼om  Werth  erhoben.  Gleichzeitig  mit  demselben  werden 
die  sogenannten  Schiffs-Angelder  erhoben,  z.B.  ein  Schiff  von 

13 


203  H^filRlepl^utg« 

»  :    ,.    iTut«  .     .     I  •  «  • 

70    «  n         4   «     34    ,  .         12    •     ^I    » 

ISO    «  «         1    n      16    .  •         29    ,     19    » 

etc.  Au^serd^m  wird  Armeugeld  4  Sdi.  für  jedes  aussehende  Schiff  2  Sch^ 
ftr  jedes  ausgeheode  Boot  eia  ipit  der  Grosse  des  Fahrzeuges  siei^eodes 
Scbrafc-  Uiiui  Fassgeld  erhohen. 

Zu  Mnd  einkommende  Güter  zahlen  diesen  Licent  nicht  Auch  von 
Schweden  einkomoteude.  Güter  nicht 

Dier  Etat  von  1850/&1  fUhrt  auf:  Lioeut  und  Aucelder 

▼OB  einkomimeBdeD  Schiffer-Waaren   mOt  Thllr. 
von  ausgehende»  «  »         9100    « 

van  ein'-  u&d  ausgehenden  Böten  .  •      190     ^ 
Sportel*>  Schreib-  und  Passgelder   .    1710    ^ 

ld260  Thir. 

Für  sich  erbebt  die  Stadt  Wismar  eine  Accise  von  alleft,  auch 
schwejdisichen,  zu  Wasser  und  zu  Land  eiokommendeu  und  von  allen  zu 
Wasser  ausgehenden  Gütern,  zum  Theil  nach  Tarif,  in  den  meiste«  Fällen 
aber  1  pCt  vom,  Werth,  vou  Korn  32  Seh.  pro  Last,  weun  Cur  freiode 
Rechnung,  IS  Sqh*f  veun  für  Wismarscbe  Rechnung, .  Getreide  zur  Mühle 
von  Weizen  2^,  Rpg;gen  und  alle  niqht  genannten  Getreide  IW,  Uafc  8» 
Brai^weuisciurol  4  Seh.  pro  Scheffel,  Maiscb&teuer  ist  4  Scn.  pro  120  Kanneut 

Ferneir  wird  v#m  Vieh,  und  zwar  beim  Scharrenschlafihten»  etwa  die 
Hälfte  der  Sleu«*  für  Hausschlachten  erhoben. 

Auch  wird  Wein-Accise,  Hafe^g;eld  (dieses  etwa  die  Hälfte  der  Aceise)» 
Dammceld  (zur  Erhaltung  der  Strassen)  von  landwärts  aus-  und  eingebeiv 
4en  Waajren«  Straasengeid  (zu  den  IKLosten  der  Steindämme}«  von  seewän^ 
ein-  und  aus-^,  und  von  landwärts  eingehenden  Waaren,  Theerbaus^Abgabe 
von  einkommendem  Theer  und  Pech,  Schifib-  und  Armengelder  wie  bfßm 
Licenl  ei^oben.  Die  Gelder  (Hessen  in  die  städtische  Kasse»  mit  Ausnahine 
von  102  Thlm.  &  Seh,  von  den  Dörfern  und  406  Thlr.  32  Seh.  EecognitioA 
wegen  Erhiebung  der  städtischen  Accise. 

Ausserordentliche  Landessteuern  werden  theils  für  auaserordeotlich» 
Bedürfnissne  erhoben ,  theils  bezwecken  sie  wie  Herr  Steuer-Rath  SchuUze^ 
sagt:  »den  Schutz  für  inlendascheu  Hflindel  und  Fabrication^ 

In  Schwerin  wurcje  durch  den  Convocationstag  im  Herbste  1^806^  vom 
I.  Juli  1809  an  unter  VerpQichtung  des  ganzen  Landes  zur  TiJJgung  4^ 
allgemeinen  Schulden,  die  «extraordinäre  Landes  -  Gontrioution** 
vereinbart  Alle,  solche  aus  dem  ganzen  Lande  durch  directe  undji^difecte 
Steuern,,  Stempel  u.  der^.  autkommenden  Summen  sollen  von  den  Orts- 
behörden  an  die  eiffends  für  diese  unter  städtischer  Mitverwaltung  stehende 
Receptur- Kasse  in  Rostock  eingesandt  werden.  Von  dieser  extraordinären 
Landescontribution  ist  Niemand  frei.  Anfänglich  auf  30  Jahre  festgeseCzt, 
wird  sie  auch  jetzt  noch  erhoben  und  aUuhrlicn  auf  dem  Landtajgfe}  vereinbart, 
in  der  ftegel  3  Simpla.  Das  Edict  vom.  31.  Dec  1840,  welches  j[etzt  noch  zur 
Unterlage  zu  dienen  pflegt,  enthält  in  seinen  Hauptabschnitten  Huiennt 
Kopf-,  Haus-,  Acker-,  Pacht-,  Erbpacht-,  Wiesen-,  Gärten-,  Einkommen^, 
Professions-,  Vieh-,  Charakter-,  Vermögenssteuer  etc.»  deren  weitläufige  Be- 
stimmungen hier  nicht  Raum  finden  können.  Der  Ertrag  ist  in^Etat  pro.  185^ 
mit  351795  Thlrn.  angeschlagen«  indem  von  deuDomamen  und  Bittergül^rn 
das  4facl^  Sieuersimplum  von  4 thJrn  IQSch.,  also  11  T^r^,  16Sqb.  und 
von  den  Domanialgütern  und  Flecken  eine  Personalsteuer  mit  57500  thlrn., 


Mecklenburg.  SOS 

VW  den  ftatiergtteni  desgl.  mit  56900  Thlrn.,  TOki  den  Un&tlldtea  mit 
01900,  von  den  Seestädten  mit  61200  vorausgesetal  wird.  Bei  delr  HtoioH» 
Steuer  von  den  Domainen,  sowohl  ordentliche  als  ausserordentliche,  find 
einige  weniger  bezahlende  BCalien. 

(In  Meddenburg-Strelitz  wird  die  ausserordentliche  Contnbution  nach 
den  jedesmalige  Anordnungen  der  Gratrai- Steuer -Direction  in  Neu«> 
Brandenburg  erhoben). 

Die  Prinsessin-Steuer  wird  bei  Yerbeirathung  einer  Tochter  eines 
Landesherrn  erhoben,  jedesmal  20000  Thir.  in  Schwerin  und  StrellU  zu-^ 
sammen,  dort  Ton  Domainen  (i^),  ritterschaftlichen  Gütern  (^^),  Kloster-» 
gütern  und  Städten  (in  Rostock  l(^);  in  Strelitz  nach  einem  jedesmal  be- 
sonders 9U  bestimmenden  Modus. 

Die  Stempel-  und  Gollateral-^Erbsteuer.  Stempel  trifft  Kalender 
(Ertrag  44(>Thlr.)  kleine  i^Sch.,  Quart-  1  Seh.,  StaaU«-  iSth^  answärUn 
das  Doppelte;  Karten  (Ertrag  2700  Thlr.)  gew5hnlicfae  4  Seh;,  Tarrock-  SSch., 
auslänoische  dürfen  nur  von  dem  Hauptdepot  in  Rostock  beiogen  werden. 
Papier -Stempel,  (Ertrag  28200  Thlr.)  wird  nach  benannten  Zahlen  Ton 
25  bis  100  Thlrn.  oder  nach  SäUen  von  \i  bis  2  pGL  gegeben.  Erstere 
vorzugsweise  bei  (^rigkeitliehen  Akten,  letztere  vorzugsweise  bei  Privat-* 
Verträgen  mit  Werthsummen. 

Die  GoUateral -Erbsteuer  (Ertrag  10000  Thlr.)  wird  mit  Ansnahne  des 
Anfalles  an  Ascendenten,  Descendenten,  Ehegatten,  natürliche  oder  gesetz«^ 
Uch  anerkannte  Kinder,  an  Kindesstalt  angenommene  Kinder  aus  Armen- 
instituten,  und  der  Summen,  welche  100  Inh*.  nicht  übersteigen,  von  allen 
im  Lande  eröffneten  Erbschaften  erhoben  und  zwar  1  pGt.,  wenn  die  Erb- 
schaft an  vollbürtiffe  oder  Halbgeschwister,  2  pGt  an  voUbürtige  oder 
Halbgescbwisterkinder,  an  Verwandte  bis  und  mit  4  Grad  civiler  0>m« 
putation,  an  Stiefkinder  und  Stiefeltern  üpGt.  ertegen  alle  weitere  Ver- 
wandte und  der  Fiscus.  In  Rostode  bestehen  ausserdem  2  pGt.  Gollateral- 
steuer  für  Stodtbehörige. 

Die  Probenreutersteuer.  (Ertrag  7S00)  durch  Gesetz  vom  20.  Jan. 
1S38,  ist  eine  BeföstKung  der  ausländischen  Handlungsreisenden,  welche 
verpflichtet  sind,  vor  Eintritt  in  das  Land  einen  Gewerbeschein  zu  losen, 
wenn  sie,  ohne  die  Waaren  selbst  bei  sich  zu  ftthren,  auf  Muster  verkaufen 
wollen.  Ein  solcher  Gewerbscheln  berechtigt  nur  zu  Geschäften  mit  Kauf- 
und  Handelsleuten  in  Land-  und  Seestädten,  an  Nicbtkaufleute  auf  dem 
platten  Lande  ist  mit  Ausnahme  von  Wein  an  Gastwirtbe  und  von  rohem 
Taback  an  Tabaeksfbbrikanien  der  Muster- Verkauf  bei  60  Thlr^  Strafs  ver^^ 
boten.  Die  nur  auf  l  Jahr  ^Itigen  Gewerbesdieine  kosten  10  Thlr.  Gold 
ftir  Solche,  welche  mit  Matenal  zum  inländischen  Gewerbebetrieb ,  20  Thlr.' 
Gold  für  die,  welche  nnt  andern  Waaren  und  30  Tlilr.  Gold  für  die,  welche 
mit  Wein,  Golonial-,  Seide-  imd  Wollen -Waaren  handeln. 

Der  Gesammt-Ertrag  wrird  zwischen  beiden  Grossherzogthümem  zu  ^ 
und  M  vertheilt 

In  Schwerin  ist  die  Einfuhr  ausländischer  Cichorien  verboten;  Fremde 
Rranntweineieder  Art  sind  nur  mit  einer  Abgabe  von  12  Thlrn.  Gold  pr. 
Oxhoft  beleet  (Ertrag  1000  Thlr.)  Als  ausserordentliche  Gontribution  zahlen 
fremde  Hanaelsleute  ausser  der'  ordentlichen  Steuer  1  Seh.  vom  Erlös  (und 
wird  der  Ertrag  im  Etat  pro  1851  mit  938  Thlrn.  veranschlagt): 

Ausser  den  zahlreich  aufgeführten  Steuern  werden  auch 

16116 

erhoben.  Die  Landzdlle  sind  Reste  der  ehemaligen  Brücken-,  Wache- 
u.  Geleite-Gelder.  Sie  werden  für  beide  Grossherzogthümer  gemeinschafUieh 
erhoben.   Nach  den  Reversalen  von  1621  sind  nur  die  damah  vorhanden' 

\3* 


i 


204  Mecklenburg. 

gewesenen  Zölle  rechtsgültig  and  durch  landesgrundgesettlichen  ErbvergleSch 
vom  18.  April  1755  ist  das  Verbot  Ton  Anlegung  neuer  Zolle  aosdriioklich 
ausgesprochen. 

In  Schwerin  gab  es  bis  auf  die  neueste  Zeit  27  Haupt-*)  mit  53  Neben- 
und  Wehrzollstätten,  von  welchen  letzteren  wegen  ihrer  Geringfügigkeit  einige 
aufgegeben  wurden;  in  Strelitz  giebt  es  38  Zollstätten,  die  Mehrzahl  liegt 
mitten  im  Lande.  Jede  Zollstätte  hat  ihren  eigenen,  seit  mehr  als  200  Jahren 
unveränderten  Tarif,  wobei  nicht  unterschieden  wird,  ob  die  Waare  Tom 
In  -  oder  Auslande  kömmt  oder  stammt.  Zollfrei  sind  die  Gutsbesitzer  und 
Pächter  der  Landbearüterten  und  grossherzodichen  Domainen«  (aber  nicht 
die  Bauern,  Erbzinsleute  und  andere  ländlicne  Bewohner),  sowie  auch  die 
ritterschafllichen  Eingesessenen  des  stargardtschen  Kreises  beim  Verfahren 
ihrer  Prodncte  und  beim  Einholen  ihrer  Bedürfnisse,  inländisches  Fürsten- 
(;ut,  Kirchen  für  Glocken  und  Baumaterialien,  Salzfahrer  für  Salz  aus  der 
mländischen  Saline  zu  Sülz  und  Postgut:  Beschränkt  und  zeitweilig  sind  von 
jedem  Zoll  befreit:  die  Einwohner  einzelner  Städte ,  namentlich  Rostock  für 
die  Waaren,  welche  als  volles  und  wahres  Eigenthum  ihrer  Bürger  an  den 
Besttnunungsort  transportirt  werden;  die  Einwohner  in  Laage,  Grabow, 
Parchim  für  unverkauftes  Eigenthum  bei  der  Ausfuhr  an  der  eigenen  Zoll- 
Stätte,  Militair- Effecten,  WoUfabrikate,  Zu- und  Abfuhr  der  Woll-  und 
Buttermärkte  und  einige  andere  geringfügigere  Gegenstände  und  Pröducenten 
inländischer  Fabrikate.  In  jedem  der  Grossnerzogtnümer  gelten  die  ausnahms- 
weisen  Befreiungen  für  Angehörige  des  anderen  nicht.  Die  von  Preussen 
umschlossenen  Mecklenburg -Schwerinschen  Enclaven  Rossow,  Netzeband 
und  SchÖneberff  gehören  seit  1827  zum  preussischen  Zollgebiete,  Die  für 
die  mehrsten  Zollhäuser  massgebende  Zollrolle  bestimmt  z.  B.:  Alaun  1  Tonne 
3  Seh.,  Anis  1  Fass  4  Sch.^  Pottasche  pr.  Tonne  2  Seh.,  Butter  pr.  Tonne 
3  Seh  ,  Bier  pr.  Tonne  2  Seh.  6  Pf.,  Bretter  von  Eichen,  kurze  Bohle,  6  Seh., 
desgl.  3— 4Fuss  1  Seh.  pr.  Stück.  Bretter  und  Tonnen  aus  der  See  ,iVors 
Zwölfter  2  Seh.,**  auf  der  Elbe  3  Seh.,  Branntwein  pr.  Ohm  6  Seh.,  Blei  pr. 
1  Gtr.  3  Seh.,  Kram  *Waare  pr.  Gtr.  1  Seh.  6  Pf,  Kaufmannswaare  durchs  Land 

Sehend  4  Seh.  6  Pf.  für  jedes  Pferd  Gespann,  Käse  1  Schiffspf.  =  20  grüne 
tapelkäse  3  Seh.,  Kuh  oder  Stier,  so  ein  Ausländischer  verkauft  2  Seh.,  ein 
Inländischer  1  Seh.  6  Pf.,  Eisen  1  Schiffsof.  3  Seh.,  Eisenwaaren  1  Kiste,  Lade- 
Tonne  4  Seh.,  Garn,  Pack  schlesisch  13  Seh.  6  Pf.,  1  Pack  gemeines  Garn  ()  Seh., 
Gewürz  und  Spezerei  für  das  Pferde-Gespann  6 Seh.  9  Pf,  »Gewandt  dess 
besten  Laken  1  Pack  von  40  oder  42  Stück  42  Seh.,**  «Gemein  Wandt  oder 
märkisch  Laken  1  Pack  von  20  Stück  12  Seh.,«"  Häring  1  Tonne  2  Seh.,  Honig 
1  Tonne  3  Seh.,  Hopfen  1  Fuder  märkischen  oder  braunschweig.  12  Seh., 
inländ.  8  Seh.  Transite  -  Güter  bezahlen  die  Eingangszölle  ebenfalls;  nur 
für  die  mit  der  Berlin  -  Hamburger  -  Eisenbahn  und  auf  der  Elbe  durch- 
gehenden bestehen  besondere  Bestimmungen.  Nach  dem  Etat  von  18d0 
ist  der  Ertrag  sämmtlicher  Landzoll-Aemter  auf  32Üd0  Thir.  angeschlagen. 
Durch  den  Eisenbahn-Vertrag  vom  8.  Nov.  1841,  in  welchem  Mecklen- 
huTg  mit  Preussen,  Dänemark  und  Hamburg  zum  Bau  der  Eisenbahn  sich 
vereinigte,  behielt  sich  die  mecklenburgische  Regierung  einen  Transitzoll  von 
höchstens  2i/Sgr.  pr.  100  Pf.  hamburg.  Gew.,  mit  Freilassung  von  Stein- 
kohlen und  Passagiergut   vor,    erhebt  jedoch  nur  2  Seh.,  welche  in  den 


*)  Nftmllch  Boitsenbarg  mit  6  K.-Z-;  Kenbnekow,  CrMtt  mit  6  N.-Z.,  Dömits  mit  6N.-Z., 
Oadebusch,  Gnoien,  Grabow  mit  8  N.-Z.,  Gr«yiBmflhlen  mit  1  W.-Z  ,  Or.  Grenz,  Güätrov,  Hagenoir 
mit  5  N.-Z.,  Neukalden,  Laage,  Lanndorf,  Lttbz  mit  6  N.-Z.,  Neustadt  mit  6  N.-Z.,  Parohim, 
Plau,  Rehna,  Bibnits,  Schwerin  mit  5  K.-Z.,  Sternberg  mit  3  N.-Z.,  Tessin,  Waren,  VVittenburg, 
Wrvdenluigen,  ZXsraiitin.  Die  Neben*ZoU-Aemter  sind  nur  t'illale  ihrer  Haupt-Zoil-Aemter  zur 
BequenUflhkelt  der  BrAebufg. 


Mecklenburg; 


205 


Frachtoätcen  der  Berlin ~Hamb.-Eiseiib.  inbej^riffen  sind,  und  Ton  ibr  an 
den  Staat  bezahlt  werden.  Im  Etat  pro  1850/Si  ist  sein  Bnitto-Ertrag  mit 
70000  Tbirn*  angeschlagen. 

Elbzölle 

werden  für  Mecklenburg  zu  Boitzenburg  und  DÖmitz  erhoben^  nach  den  durch 
die  Gonyentionen  auf  andern  Eibstaaten  getroffenen  Bestimmungen.  Als  Brutto- 
Annahme  wird  im  Etat  von  1850/51  angeführt: 

Boitzenburg       Dömitz 

Zoll  von  fremdem  Transit 84220  Thlr.,  92000  Thlr. 

„     Mecklenburg.  Export 600    „         3700    » 

»  »  Transport      ....      5000    ^ 

Gebühren,  Strafgelder  und  sonstige  Einnahme       180    ^  120    « 

SBÖÖÖ"  «  ^ 


Die  ElbzoU-Einnahmen  haben  betragen: 

1845  1846  1847  1848 

Thlr.  245378       228861        187464       143689 


95820 


1849  1850 

139313       139438. 


Der  Ausfall  ist  zum  Theil  durch  den  Zoll  auf  die  Transitgüter  der 
Berlin-Hamburger-Bahn  ersetzt  worden,  nämlich 

1845        1846        1847        1848        1849        1850 
'  —  —        51830     58817      76512     90075  Thlr. 

Andere  Wasserzölle  von  seringef  Erheblichkeit  werden  in  beiden 
Grossherzogthümern  auf  Eide,  Havel  und  Stör  erhoben,  welche  nur  mit 
3600  Thim.  im  Etat  erscheinen.  Sie  werden  mit  den  der  Elde-Schiffahrts- 
Gesellschaft  zustehenden  Recognitionen  und  Schleusengeldern  nach  Grosse 
und  Fracht  der  Prahmen  erhoben  und  ohne  Abzug  von  Hebekostei^  ein- 
gesandt 

Ausser  den  vorstehenden  Abgaben  sind  noch  die  sogenannten  frei- 
willigen zu  erwähnen,  welche  iVecessarien  genannt  werden,  die  ordent- 
licberweise  zur  Bestreitung  der  Ausgaben  för  allgemeine  ständische  Landes- 
Angelegenheiten,  zu  Pensionen,  Ober-Appellalionssericht,  Grioiinal-Golle- 
gium,  Abtrag  der  Schulden  etc.,  zur  Bestreitung  aer  von  der  Ritter-  und 
Landschaft  gemeinsam  beliebten  Deputationen  9  zur  Führung  gemeinsamer 
Processe  und  zur  Vertretung  einzelner  Mitglieder  des  Goros  der  Städte, 
von  den  Domainen,  von  der  Ritterschaft  aller  drei  Kreise,  den  Land-  und 
Seestädten  an  den  sogenannten  Landeskassen  bezahlt  werden  sollen. 

Im  Etat  mr  1850|51  sind  diese  freiwilligen  Abgaben  mit  71238  Thlrn. 
aufgeführt,  nämlich  60622  von  der  Ritterschaft  k  17  Thlr.  p.  volle  Hufe,  die 
19  V  Pfarrhufen  zur  Hälfte,  von  den  Städten  10616  (Rostock  7000,  Wismar 
23d),  Schwerin  932,  Penzlin  324). 

Die  sämmtlichen  o|)en  im  Detail  angefiihrten  Steuern  und  die  Erhebuuffs- 
kosten  derjenigen,  welche  der  Staat  einzieht,  sind  nach  dem  Etat  von  185(Vo1: 


Betrag  d«r 
durch  Grund-     durch  den 


.... 


A.  Ordentliche  Gontribution 

1.  Domanial -Hufensteuer 

2.  n         Nebensteuer 

3.  Hofensteuer    von    ritterschaft- 
lichen Gütern 

4.  Nebensteuer  von  denselben  .  . 


besitzer 
erhobenen 
Steuern 
Thlr. 

19075 
74100 

91876 
11000 


Staat 
erhobenen 
Abgaben 


Staats. 

Erhebui^s. 

Kosten 


Ton  den  Do- 

manialpXehtem 

und  Bittei^ts- 

besftzeni 

erhoben 


206 


Bbeklenburg. 


durch  G^rond«     dnroh  Htff 


besitser 

erhobenen 

Steuer 

TWr. 


StMt 

erttobttBeii 
Abgaben 


5.  Landstädtische  ordentl.  Steuer 
.  mit  Einschluss   der  Erhöhung 

a)  Von  Städten — 

b)  Von  Domanial- Flecken  .  .         — 

6.  Von  den  Seestädten  durch 

Rostock         — 
Wismar        3724 
B.  Sonstige  feststehende  Steuern 

Papier- Stempel — 

Karten  -  Stempel ,  Erbsteaer, 
Probenreuterstener,  ausser-* 
ordentliche  Kauf-  u.  Handels- 
steuer         21578 

Branntwein -Import — 

G.  Die  sogenannte  freiwillige 

von  Ritterschaften 60622 

von  Städten 10616 

D.  Neue  ordentliche  Gontribution. 

1.  Hufensteuer  von  den  Domainen         -- 

2.  Personalsteuer    aus    den    Do- 
mainen» Gütern  und  Flecken  .         — 

3.  Hufensteuer  d.  ritterschaftlichen 
Güter — 

4.  Personalsteuer  v.  Ritterschaften         -— 

5.  Von 'den  Landstädten  ......         — 

6.  Von  den  Seestädten — 

zusammen  890656. 

Es  betragen  daher  die  Erhebungs- 
kosten, wdche  der  Staat  trägt,  ?on 
den  betreffenden  604065  Thlr.  Steuer 
10,58  pGt.  Es  kommen  von  der  Ein- 
nahme aber  ferner  in  Abzug  für 
Rostocks  Antheil  an  A  6 

bleiben  886256 

Die  Zölle  ergeben 
1.  LandzÖlle 

a)  bei  Laqdzollämtern — 

b)  beim  Eisenbahn-Transitzoll       70000 
H,  Steuerzölle 

a)  ElbzöUe  zu  Boitzenburg .  .         — 

zu  Dömitz — 

b)  Elb-  und  Störzölle 3600 

c)  Seezoll  zu  Wismar — 

*  zusammen  307330 

Die  Zölle^  welche  durch  den.  Staat 
erhoben  werden,  kosten  daher  circa 
16  pGt. 

Total 1183586 

Netto  1063446. 


152370 
5870 

64830 


28200 


1000 


25205 

57500 

62190 
58900 
96800 
51200 


14400    — 


Stute 
Brhebimi^ 
Kosten 


40760 
1810 

11480 

duroh  die  Stadt 
eikoben 


2540 


100 

durch  d.  Pfiielitf. 
gen  erhoben 

505 
1150 

60 

60 
2900 
1535 


32650 

6230 

..^ 

dnroh  die 

Eisenbahn 

90000 

19850 

95820 

6750 

— 

diiKllU«olif-€eH 

15260 

3390r 

36220. 


100120  Thlr. 


Ifecklenburf.  SOT 

Es  sind  Im  EUt  pA>  1890|5t  ferner  $ntfmklB§^: 
Die  Einnaliiiieii 

1.  aus  dem  Staatsrermögen  im  Etat 

a)  Zinsen  toh  rückstSndiffen  KanfgeMem BDO  Thlh 

b)  n     von  347500  Mark  Banco  der  Hecklenbnrff* 
Hefnescfaen  Eisenbahn-Anleihe 6122 

Zinsen  von  371000  Thlm.  Darleihen  an  die 

Mecklenburgische  Eisenbahn ^^^ 

w  22817     , 

c)  Dividende   von  250000  Thlrn.  Berlin -Ham- 
bnrger-Eisenbahn-Actien  L.  A.  . 7S0O     « 

Auf  1500000  Thlr.  desgl.  L.  B.  ist  keine  Ein^ 
nsAme  in  den  Etat  gebracht,  und  ebenstowenig 
auf  8000  Thir.  Actien  zur  Wismarschen  Dampf- 
schififahrt,  3500  ThIr,  zur  Rostock-Neubranden- 
burger-  Chaussee»  81 666  Tbir.  zur  Schiffbarmachung 
der  Eide  und  Stör  und  2000  Thln  zum  Erddamme 
durch  die  Mürilz  bei  Yipperow. 

d)  Zinsen  auf  diverse  Forderungen 918     • 

.  Zusammen    31435  Thlr. 

8«  Ven  Chausseen,  ind.  37687  Einnahme  und  63978  Aasgabe  im  Etat  auf« 
geOkhrt. 

3.  Von  der  Lotterie  wafeiv  bei  1190  Thlm.  Ausgabe,  9254  Thlr.  Bitibahtoe, 

also  Netto  angesehlagen 8064  Thlr. 

Diese  war  laut  Etat  fttr  4625  Thlr.  Cour,  per 
Ziehung  verpachtet»  und  fanden  in  dem  Rechnun^- 
jahre  1850|5i  zwei  Ziehungen  Statt  Da  die  Lotterie 
nur  alle  7  Monate  gezogen  wird,  und  jede  8.  Zie- 
hung dem  Waisenhause  zu  Rostock  zu  gute  kömml^ 
so  ist  im  Durchschnitt  die  Einnahme  des  Staates 
aus  dieser  Quelle  nur  ()000  Thlr.  Es  ist  berech- 
net, dass  die  Lotterie,  abzüglich  der  Gewinnung* 
den  Einleffem  jährlich  circa  46000  Thlr.  koste. 
Es  gehen  nei  oieser  Art  Besteuerunj;  also  circa 
88  MÜt.  bei  der  Erhebung  verloren.  Fmanzgründe 
sind  es  sicherlich  nicht,  welche  bei  so  geringem 
Ertrag  ein  so  demoralisirendes  Institut,  wie  die 
Lotlerie,  fortbestehen  lassei.  Bis  1805  war  es 
eine  Zahlenlotterie,  gegenwärtig  ist  es  eineKlassen- 
lotterie. 

^    4.  Von  der  Postverwaltung 

246000  Thlr.  Einnahme^  221000  Thh*.  Aussähe      .    .    .      25000     „ 
^    5.  Von  der  Verwaltung  der  Forsten  und  Jagden 
und  zwar  von  den  Forsten,  Einnahme  201070  Ausgabe  177650     23420 

Jagden  ,,  10347        »  2742      7605 


I 


kUats-SekiildoB. 

I.  Reluitions-Cömmission  in  Schwerin  : 
(im  J.  1766  zur  Administrations-  und  Credit -VerwaltttQft  der  verpfändet 
gewesenen  und  neu  erworbenen  Aemter  und  Vogteieti  berufen,  von  1837 
an  aber  auf  die  Leitung  des  Abtrages  der  ReluitionS-Kafesenscbulden  be« 
schränkt). 


1 


308 


Mecklenburg. 


Betrag  der  Schulden,  Joh.  186^  Coiinot  Gold      * 

alte  Schulden    .    .    3835000  676500  Thlr. 

neue       „  .    .    1171433  180000    „ 

^r  «wdche  bestimmte  Domainen  und  der  Eibzoll  tu  Boitzenburg  haften. 

Schulden-Tilgungs-Commission  in  Schwerin  : 
(1809  zuerst  gegründet,  und  nachdem  sie  die  früheren  Renterei«-Schulden 
abgetragen,  1847  neu  organisirt,  verwaltete  folgende  Posten: 

a)  alle  Landes-Creditkassen-Schulden  431887  Thlr.  Cv  98025  Jhlr.  Gold; 

b)  Anleihe  bei  Heine  in  Hamburg  v.J.  1843,  3750000  M.  B.,  wofUr 
Actien  der  Berlin -Hamburger-Eisenbahn  erworben  sind,  von  diesem  An- 
leihen sind  am  1.  Aug.  1852  noch  uneingelöst:    3553000  H.  B. 

c)  Ausstellung  von  Schuld  -Verschreibunffen  über  die  Landes-Anleihen 
zu  Chaussee-  und  Wasserbauten  1573616  Thlr. 

d)  das  von  den  Landständen  übernommene  Anleihen  von  1851 750000 Thlr. 
Ausser  den  vorstehenden  Posten,  welche  gegenwärtig  amtlich  aufgeführt 

worden,  lässt  sich  aus  dem  Etat  von  1850|51  die  Existenz  einiger  anderen 
Schulden  ersehen,  deren  neuere  Veränderungen  uns  jedoch  nicht  bekannt 
sind.  Mit  denselben  dürfte  sich  die  gegenwärtige  Schuld  Mecklenburgs  auf 
etwa  11  Mill.  Thlr.  im  14  Thalerfusse  belaufen,  was  20  Thlr.  22  Sgr.  p.  Kopf 
der  Bevölkerung  beträgt. 

Einer  Anleihe  von  1600000  Thlrn.,  welche  die  Gesellschaft  der  Mecklen- 
burger Eisenbahn  zum  Ausbau  nöthig  hatte*  ist  die  landesherrliche  Garantie 
gewährt  worden,  wenn  aber  auch  die  Geschäfte  dieser  Geseliflciiaft  keine 
glänzenden  zu  nennen  sind,  so  sind  sie  doch  jedenfalls  hinlänglich  zur  Be- 
zahlung der  Zinsen  und  der  Tilgungsquote  dieser  Anleihe  und  es  ist  kein 
Grund  vorhanden  jene  Garantie  schon  den  Staatsschulden  zuzurechnen. 

Sparkassen. 

1842  1847  1852 

Thlr.  Thlr.  Thlr. 

Schwerin* 950776  1095585  1662786 

Rostock*  ....  489395  630897  854011 

Wismar*  .  .  .  261702  474873  744368 

Grabow*  ....  168026  310335  358917 

Güstrow 68628  83431  122075 

Teterow 30242  47020  60308 

Flau  29203  56663  48469 

Boitzenburg.  .  .  15713  30783  46515 

Bützow 8500  23955  42383. 

Röbel 20156  23573  29357 

Parchim —  8164  63119 

Goldberg  ....  8307  12772  18451 

'  Neubuckow .  .  .  5231  10866  20488 

Rehna 18692  14741  17572 

Ribnitz 2641  8270  17132 

Sternberg.  ...  —  8263  14721 

WiUenburg...  3171  2388  13721 

Malchin —  2982  13525 

Waren 1233  4370  9285 

Kröpelin  ....  4212  3576  4382 

Malchow  ....  487  2156  5358 

Tessin  .  . —  —  10000 

Schwaan  ...»  —  —  8728 

Krakow —  —  3411 

Sülze — --  3686 

Summa  2086315  2855663   4192768 


Mecklenburg. 


209 


«parkassen.  Erstere  legen  die  Fond»  in  verschiedene  aatMMhtri^ 
iT&LieL'siZ^e^^^''''  ^•^'"*"''"'  •"*'  ^""^  ^«^  «'»«iofaterung 

Als  em  Zeichen  des  Wohlstandes  in  Mecklenburjr   pfleiren  dies«  In 
stitute  angeführt  zu  werden  und  in  der  That  ist  nicht  Sur  der  Betraffihrep 
Einlagen  sehr  bedeutend,   sondern  auch  die  Steigerung  derselben  tiberl 
fafichead»  wenn  wie  hier  gesebieht,  die  Resiiitate  yerschiedener  Epochen 
zusammengestellt  werden.  ^F"^"en 

iatY^*®^®**  ^*"Hf/  ^^?*  die  Sparkassen -Einlagen  sich  im  Laufe  von 
10  Jahren,  deren  nicht  geringer  Theil  der  Ansammlung  von  Ersoarniss^ 
nicht  günstig  schien,  verdoppelt  haben.  ^  J^rsparnissen 

Es  ist  zweiffelhaft,  ob  die  Ehre  dieses  Resultates  der  Tugend,  der 
Sparsamkeit  oder  dem  Fehler  zuzuschreiben  ist,  dass  es  an  ünternehminffft- 
geist  mangelt.  ..Da  nicht  die  Zahl  der  Einlagen/sondern  ^urWetrTbe: 
Srl±  *^  ÄrL^'^irL^™"*!^.^  von 


Vewlclienuiga.    v^lT'^V" 
Bunune  Mecklenburg- 

Schwerin 

—  16215980 


uci  außciiicmc  ^.luaiua»  am  guie  tiypoineKen  ist,  so  ist  es  bescreiflich  das« 
man  vorzieht  das  Geld  in  die  Sparkassen  zu  legen,  welch?  S 
porteur  und  Rückzahlung  mit  kurzer  Kündigung  gewähren,  anstatt  es  aJf 
Grundstücke  auszuborgen,  wo  nur  durch  weitläufige  Cessionen  oder  durch 
Kündipog  auf  ange  f ermine  die  Realisation  wiedir  bewirkt  werden  K 
Wahrscheinlich  hegt  es  an  dem  geringeren  Zinsfuss,  welchen  die  Bank 
gewahrt  und  an  dem  Umstände ,  dass  sie  manche  sonst  durch  die  Privat-. 
capitahen  befriedigten  Capitalbedürfnisse  deckt,  dass  auch  seit  ihrem  Be- 

l^^Ägent  S'^^l^oT^^^^^  Versicherungsanstalten 

Qrandaiigs- 
jalir 

1817    Domanial  -  Brandkasse   1.  October.    1852 

13899400  Thlr.  N.  »^  . 

1781    Ritterschaftliche    Brand  -  Yersicherunffs- 

Gesellschaft  Octbr.  52 

1785    Brand  -  Versicherungs  -  Gesellschaft  der  * 

Städte  des  Mecklenburg -Wendischen 

und  Stargardtschen  Kreises  Michaeli  52 

—  Rostocker  Brand* Assecuration  I.Juli  52 

—  Wismarsche  1.  Oct.  52 

—  Vaterland.  Feuer  -Versicherungs  -  Societät 

in  Rostock  Nov.  52    

1842    Mobiliar-Brand -Assecuranz  für  Landbe- 
io<it    «    vohner  zu  Neu-Brandenburg  2. Sept.  52 
IWl    Feuer -Versicherungs -Verein  für  Mecklen- 
burg zu  Güstrow  2.  Sept.  52 OQPkfti  7fifl 

1850  LandwirOischaftl.-Feuerversich.-Gesellschaft  ü 
Ausser  diesen  inländ.  Feuer -Versicherungs- 
Anstajten  sind  auch  mehrere  ausländische  thälig. 
Mit  der  Mobiliar-Brand- Assecuranz  zu  Neu- 
Brandenburg  ist  seit  1842  auch  eine  Hagel-Asse- 
curanz  verbunden,  welche  am  27  Sept.  1852  ver- 
sichert hatte    11854000        3888700 


33613600 


19364095 


28170675 
6926476 
2594266 

9800000 


36794675    6860400 


731600 


210 


Mecklenburg. 


In  Parchim  besteht  eine  ftinMeb  -Versfeherotig,  nnt  tuf  dtte  IrM  der 
Neastidter  Heerde  Betheiligten  beschränkt,  also  gänzlich  unsicher  &l  F0 
Ton  Viehseuchen  und  anderen  grösseren  Schäden,  lieber  ahdek^e  tlish- 
Versicherungen  fehlen  uns  Berichte. 

Von  einEelnen  der  grösseren  Versich erungs- Anstalten  finden  wir  folgende 
genauere  Angaben: 


mmm 


mtmtm 


mmm 


mttm^mm» 


MMfaw4MMMiAkMä* 


Versicherungen 
in  den 


atats 


esc*; 


1 


Ritterschaftliche 
9rand-Soclet£t 
des  ttMcklenb. 

und  weodisobem 
Kreises  so  Rostock 

81.  Jannar  51/52 

Thlr. 


MeeUenhugisehe 


SooietHt  K«  Neu- 
Brandenharg, 
S.  Sept  5lyM 

TUr. 


Feuer. 

Versicberangi- 

Vereiti  ttr 

Keiftleid>atg  m 

Gttftrowi 
2.  Bept  51/^^ 
Thlr. 


MeddeiAittlilBl^lKis 
Ha^I-AAfeMoraiia. 

SoeieUt  n 
Kea-Braadenbufg 
t.  Sept.  51/62 

TUr. 


a)  Domainen 

b)  Rittergüter 

c)  Klostergüter 

d)  Städtiscne 

e)  Wismar 

Versichert  1852 
Fälle  i.  Mecklen- 
burg 
Entschädigung 
Administration 
Erhobene   Bei- 
träge 


17963195 
731775 
669125 


19364095 

28 

35347 

300 

35647 


1185750 

5421050 

170425 

75175 


6860400 

3 
1244*) 


3-5  Sgr. 


9521333 
11143248 

899868 

315918 

9148 

21889515 

27 

47123  ♦♦) 


10)^Sdi.pCU 


966125 

2741350 

128179 

40675 

6375 


15  $gr.  pGt 


KtrcheaitottitilL 

Von  1848  an  iai  an  die  Stelle  der  Mheren  EinthMlung  eine  nMe  ge- 
treten, welche  das  Land  unter  blosser  Berücksichtigung^  der  geo^j(phi0efi«i 
Lage  in  5  Superintendenturen  theilte,  zu  Schwerin,  Parchim,  Malchm,  Gfkatrew 
und  Doberan,  yon  welchen  jedoch  die  Wismarsche  Superintendentur  die 
Hofoemeinde  zu  Schwerin  und  die  Stadt  Rostock  auch  jetst  noch  getrennt 
sind.    Es  gab 

1800    1810    1820    1830    1840    1850 
Prediger  331     340     327     326     328     330 

Hülfsprediger      9       13       11       23       21       15 
Kandidaten       136       84       55     132     193       63 

Zusammen        476     436     393     ^1      542       40 
Kirchen  465     468     473     465     469     469^ 

Ausser  Rostock  giebt  es  37  Präposituren.  Die  ganze  Bevölkerung  ge- 
hört der  lutherischen  Kirche  an,  mit  Ausnahme  einer  reformirten  Gemeinde 
zu  BÜtzow  mit  181  Köpfen,zweier  katholischen  zu  Schwerin  mit  605  K5pfen, 
zu  Ludwigslust  mit  82  Köpfdn  und  der  Judengemeinden,  deren  der  Staats- 
kalender 44  mit  3232  Köpfen  au&ählt. 


•)  Die  OesammtsohKden  der  GeteUMhift  iMtfugen  16K1/M  tötH  mt,,  die  OMüttiAit- 
Tersiehenmgssomme  867MS75  Thlr.  46722  Thlr.»  der  niedrigem  ftgiiilüHUl  lit  IST  '^hA  und 
leDdwirthscheftliche  Prodnhte. 

•*)  Der  Scheden  war  in  a)  18405,  in  h)  26009.1»  e)  15SS,  im  d)  11S8. 
***)  Die  Oesammt8eh£den  der  OeeeUseheft  mHBlnsehlnss  det  AtMlmdee  Vgtrttt^h  SISO}  Thttt 
di#  ll«i«amtTei:sia«ettig»*iimme  USQOOOO  Thlr. 


If#clcletibarg. 


211 


SdmlwMen. 


• 

Zeit  der  tmmatriculation. 

ItMtMk,  IMrsrMli 

1848 

0. 1  M. 

1849 

O.     M. 

1850 

Ö.     M. 

1851 

0.    H. 

1852 

0.     M. 

Theolloitie 

^~ 

||l    i     1     1    1     1    1    1         1 

4 
4 

2 

17 

2 
2 

1 
1 

2     2 

12     (3 

—  1 

-  1 
2     2 
1      1 

17  TT 

1 

4 

1 

1 

1 

1 
1 

1 

5 
1 

2 

5 
14 

8 

Rechte  •    .    . 

15 

Rameralwissenschaft 

Oekonomie 

Philosophie 

Philologie  . 

Naturwissenschaft  und  Mathematik 
Medicin 

l 
l 
l 
4 

Ghinintie 

2 

Pfaartnilcie 

Total 

Es  war  daher  die  Gesammtzahl  der  Studirenden  108.  Darunter  befanden 
sich  nur  6  Ausländer. 

Die  Universität  bezieht  "von  eigenen  Kapitalien  im  Betrage  von  65003 
Thlrn.  2599  Thlr.  Zinsen,  ausserdem  von  Gebäuden  262  Thir ,  0ie  Gebühren 
bringen  651  Thlr.  ein,  aus  Berechtigungen  und  milden  Stiftungen  fliessen 
1064  Thlr  zu,  der  EUt  pro  1851 152  führte  43036  Thlr.  Ausgaben  auf,  wor- 
unter für  Besoldungen 

Theologische  Facultät  4  ordentliche  Professoren  4433  Thlr. 

1  ausserordentl       «  500     „ 

6  ordentliche  «  7833     , 

5       ,  ,,  5367     ^ 

10      •  „  9200     „ 

1517     , 
117     . 


Juristische 

Medicinische 

Philosophische 


3  ausserordentl. 
Andere  Lehrere,  1  Musiklehrer      .    . 


Summa    28967  Thlr. 

Bei  108  Hörern  betragen  die  Kosten  circa  400  Thlr,  pro  Kopf.  Das 
Gompatronat  ist  seit  1827  von  4er  Stadt  Rostock  an  das  Ministerium  abge- 
treten Das  Deficit  zwischen  Ausgabe  und  Einnahme  wird  durch  Staats- 
zuschüsse, gedeckt.  Die  Nachrichten  über  den  Besuch  der  Universität 
rächen  bis  zum  Jahre  1607  zurück,  wo  52  Studenten  eingeschrieben  waren, 
1610  betrug  ihre  Zahl  136,  im  Jahre  1633  aber  303^  was  die  höchste  Zahl . 
zu  sein  scheint,  die  jemals  erreicht  worden  ist. 

Gymnasialklassen : 


Schwerin 

Rostock 

Güstrow 

Parchim 

Wismar 

Total 

1850       138 

210 

47 

136 

139 

670 

1841/2     144 

121 

60 

79 

117 

521 

Realklassen: 

1850       278 

192 

191 

61 

74 

816 

1841/2    245 

107 

195 

96 

95 

738 

Ueber  die  übrigen  Lehranstalten  Mecklenburgs  liegt  uns  ein  Nachweis 
nicht  vor.  Die  Zahl  der  Lehrer,  in  den  Bürgerschulen  ohne  Rostock, 
Güstrow,  Wismar,  Schwerin,  Parchim,  Warnemünde,  Klütz,  Eldena,  betrug 
1850  in  44  Anstalten 

1780       1790       1800       1810       1820       1830       1840       1850 
53,  59,         72,         79,  81^         102,        163,        206. 


212  Mecklenburg. 

In  Rostock  erfüllt  die  Realschule,  ia  Güstrow  die  grosse  Stadtschule 
die  Bestimmung  der  Bürgerschulen.     Schwerin,  Wisinar,  Parchim  haben 
zwar  neben  ihren  Gymnasien  und  Realschulen  noch  eigene  Bürgerschulen, 
welche  aber  als  Kebenanstalten  nicht  in  Parallele  mit  den  anderen  Bürger- 
schulen geboren.   Von  Warnemünde,  Klütz,  Eldena»  führt  der  Staat^alender 
keine  Lehrerzahl  .auf. 

Ueber  die  Schulbildung  des  Volkes  ergiebt  sich  aas  der  Rekruten- Aas- 
hebung vom  Frühjahr  1852  Folgendes :  Unter  den  801  Rekruten  befanden 
sich  27,  welche  eine  höhere  Schulbildung  empfangen  haben.  Von  den  Uebrigen 
können  146  gar  nicht  rechnen  und  schreiben  und  nur  buchstabiren  oder 
nothdurflig  lesen,  24  können  weder  rechnen,  lesen  noch  buchstabiren. 

Es  sind  von 

den     •"'S^SS'^     ««StÄdt«!      .n.Domainea     ^^^SS^' 
24  13  5  4  2 

146  77  17  48  4. 

Zu  erwähnen  ist  hier  noch,  dass  die  öfter  (genannten  Klöster,  EniehungiS- 
und  Versorgungs-Anstalten  für  Jungfrauen  smd.   Solche  Klöster  sind  Dob- 
bertin  mit  172,  Malchow  mit  83,  Ribnitz  mit  57,  Rostock  mit  9  Nutzniessenden. 
Die  Finanzen  der  Lehranstalten  ergeben  sich  theilweise  aus  dem  Etat 
pro  1851/52.    Es  waren 

Einnahmen     Ausgaben    Staatssaschue 
Thlr.  Thlr.  TMy. 

Gymnasien  zu  Güstrow  ....  2310  4870  2560 

«            n    Parchim      .    .    .  5870  9450  3580 

,»            n   Schwerin     .    .    .  3160  8370  5210 

Realschule  zu  Ludwigslust  .    .    .  1120  3000  1880 

«            „   Schwerin  ....  4830  6000  1170 

Taubstummen-Institut     .    ,    .    .  160  3630  3470 

Schullehrer-Seminar 980  8180  7200 

NaYigationsschuler  zu  Wustrow    .  290  2260  1970 

„                   n    Dändorf      .  —  460  460 

•                   ,   Dieshagen  .  —  1020  1020 

Stadtschulen —  1990  1900 

Insgemein —  890  890 

Unterstützung ,  —  2000  2000 

Summa  :    .    .  18720         öSIlÖ         33400. 

Die  Gymnasien  in  Rostock  und  Wismar  werden  lediglich  aus  städtischen 
Mitteln  erhalten. 

Die  Einnahmen  bestehen  in  Beiträgen  aus  Kirchen-  und  Stadtkassen, 
aus  eigenen  Kapitalien  und  Legaten.  Das  Schulgeld  beträgt  an  Gymnasien 
und  Realschulen  28  Thlr.,  21  Thlr,  18«^ Thlr.  und  16  V Thlr.,  an  der  Real- 
schule zu  Ludwigslust  nur  6  Thlr.  4  Pf.  Die  Navigationsschule  zu  Wustrow 
erhebt  2 ^^  Thlr.  und  40  Seh.  von  Matrosen  und  Steuerleuten,  die  Prüfungs-- 
gebühren  sind  9  H  Thlr.  und  7  Thlr. 

Die  obige  Ausgabe  für  Stadtschulen  umfasst  nur  die  kleinen  Zuschüsse 
des  Staates.  Die  Rechnungen  für  die  Schulen  in  den  Domainen  werden 
bei  den  Domanial-Aemtern  geführt. 

HedicinalweseiL 

Es  gab  in  Mecklenburg-Sehwerin 

1800       1810       1820  1830  1840  1860 

Aerzte     ...    75          88           178  151  186  195 

Wundärzte              nichtbekannt  88  80  36 

Thiwärzte                      •  35  53  54 


Hecklenbar^  213 

Ni^  .4filii  Etat  pDo  ISSOf^l  iiTircn 

Einnahmen     Ausgaben 

TWr.  Tülr. 

bei  der  Medicinalcommission 3SD  24^ 

Kreisphysiker*)  (12  3^  116 ^i  TWr.) -  1400 

Impfungs  -Anstalt  u.  Stadtkranienhaus  zu  Schwerin      —  5113 

Hebammen,  notorische —    '  1923 

HeilansUlten.    1)  Sachsenberg 31360  32858 

2)  Pflegeanstalt  zu  Dömitz   .    .    .  6720  5818 

3)  Seebad  Doberan 9916  15330 

4)  Soolbad  zu  Sülz  .    i    .    ...  583  745          ' 

Summa  48909  60847 

Der  ,,MedicinalTerein"  zur  Unterstützung'  seiner  Mitglieder  1841  ge* 
gründet»  hatte  im  Jahre  1849  deren  111,  welche  zusammen  217  Thir.  Cour, 
steuerten  und  in  diesem  Jahre  4  Personen  Unterstützungen  gewährten. 

Der  ,, Verein  mecklenburger  Thierärzte/'  1845  gegründet,  der  zum 
Zweck  hat,  Hebung  und  Förderung  des  Veterinairwesens,  worunter  er  auch 
bessere  Taxen  für  ärztliche  Arbeiten  und  das  Verbot  der  Rastration  durch 
Viehverschneiden  und  Aufrechthaltung  anderer  Monopole  zu  verstehen 
scheint,  zählte  1852  44  ordentliche,  15  ausserordentlicne  und  6  Ehren- 
mitglieder. 

Die  Irren- ;  Heil»  lind  Pflege -Anstalt  zu  St.  €atharinen  in  Rostock 
hatte  am  1.  Dec  1852  39  männl.  und  21  weibl.  Kraxiken. 

In  der  Hevlanstalt  Sachsenberg,  welche  im  Durchscnnitt  der  Decennlen- 
1840-1850  216  Kranke  beherbergte,  sind  3tt«TpCt.  g^eiU  wonlen.  Da  die 
Anstalt  keine  Fonds  hat,  so  muss  für  jeden  Kranken  bezahlt  werden,  wes- 
halb Aermere  in  der  Regel  erst  hinffescbickt  werden,  nachdem  die  Krank- 
heit einen  unheilbaren  Grad  erreicht  hat,  Die  Anstalt  hat  drei  Verpflegungs- 
klassen, woTon  die  erste  jährlich  4Ü0,  die  2.  200,  die  3.  112Thlr.  bezahlt. 
Verbunden  damit  ist  die  Pflege-Anstalt  zu  Dömitz.    Es  war  in 

Saeluidnberg^  Dömlt« 

1850         1851  IB50        1851 

Bestand  yom  Vorjahre      ..    264  196  —  65 

.    Neu  aufgenommen     ....     63         76  65  19 

Ganzer  Bestand     .    .    .    .    <    328  272  65  84 

Zurückgenommen     ....     14         13  -^  1 

Genesen .25         30  —  -*. 

Gestorben 28         13  -^  2 

In  die  Pflege-Anstalt  versetzt     65         18  .        —  — 

Im  Ganzen  attsgeschieden     .    132    .    74.  ~.  .      3 

Zurückgeblieben  männlich     .114         82  35  45 

weiblich      .114         84  30  36 

Zusammen     .    196  198  65  81. 

Ausserdem  giebt  es  mehrere  Wasserheil-Anstalten.  Die  älteste  ist  1840 
in  Rostock  errichtet.    Die  Zahl  der  Kurgäste 

von  1849  172,  wovon  135  als  geheilt  entlassen  wurden 
und  1850  216,  wovon  183  als  geheilt  entlassen  wurden. 
Die  zu  Stüer,  an  der  südlichsten  Spitze  des  Planer  Sees,  ist  im  J.  1844 

gegründet.   Die  Zahl  der  Kurgäste  ist  etwa  100  jährlich.  Lehsen  bei  Witten- 
urg,  seit  1847  eröffnet,  hatte  in  den  Jahren  Mai  1847  bis  1851  349  Kurgäste. 
Rühmlichst  bekannt  ist  das  See-  und  Stahlbad  zu  Doberan  und  das 
Soolbad  zu  Sülze. 


*)  Die  XnlB-Oblntgeii  tkrnctoti  aas  der  StaatskAsse  nicht  basoldat. 


214  Meoklenborf. 

Advocaten  und  Procuratoron  ftebt  m  berdir  iMtlNlMiu^ 

immatrOc. 
■aSehwtrin  GUlttroir    Bottoek        Hotare 

180D  57  78  38  ^U 

1810  72         102  IM  225 

1820  87  S2  12  899 

1830         104  87         104  340 

1840         100  75         129  363 

1850  94  68         138  306 

wobei  m  beachten,  dasa  die  Advocaten  i&  Wiaaiar  bis  fum  J.  1828  denen 
des  Güstrower,  von  1829  aber  denen  des  Roatocker  iarisdictionsbezirks  bei- 
gezählt sind. 

Die  Yerbrecherstatistik,  welche  wir  in  nebiger  Tafel  zusammenfassen, 
betrifft  drei  Epochen,  A  yon  1815—26;  B  yon  1827—38,  G  von  1939—50. 


Mecklefibnrg  Strelitz« 

Die  Urgebniftse  der  im  GroMhenogCliiiBi  Mecklenbugipfltreliti 
im  Herb«!  1851  veranstalteten  VolkotäUung. 

iL  Mlude  ud  WoliM&g«iL 

I.   Oeffentliche  Geh  an  de. 

Stifte    lab.  k.  Im.  littoMiu  F.lalnk.  «omml 

1.  Kirchen,  Kapellen,  Syiiagogen  etc.        16        4      72  54  8      154 

2.  Für  Kirchen  und  Pfarren     ...        17        1       26  17  9       70 

3.  Schulhänser 17        3     MO  64  47      241 

4.  Zu  Zwecken  der  Wohlthätigkeit   .        25      11       13  4  4       57 

5.  Für  Staats- u.  CommunalBehör  den        65        3      79  1  14      158 
Zusammen 140      23    216  140  82      680 

6.  Dienstwohnungen  in  den  Öffent- 

liche Gebäuden 189      27     291  127  93     727 

7.  Menschen,  die  in  den  öffentlichen 

Gebäuden  leben lOH     196  1768  681  494^  4186 

II.   Privat-Gebäudel 

a)  Wohnhäuser. 

1.  Hauptgebäude,  bewohnte ....     2772      82  2607  1167  1153    7781 
Wohnungen  darin 6522     149  5477  2719  209t  16958 

2.  Hauptgebäude,  unbewohnte .    .    .        24      —       15  5  7       51 
Wohnungen  darin 141       —      36  21  11      209 

3.  Nebengebände,  bewohnte     ...      314      —     201  54  455    1024 
Wohnungen  darin 617       -     378  93  S98    1986 

4.  Nebengebäude,  unbewohnte     .    .        11      —      15  4  16       46 

Wohnungen  dann 24      —      14  4  T49 

r,               SHäusef 9121      82  2838  1230  t63t    8902 

Zusammen  l^^l^^ggjjj    ....     7304     1495905  283r  300719202 

5.  Menschen,    die    in    den    Privat- 

Gebäuden  leben    ......  99670    94031972  16681  15640  95103 


Hecklenbarf.  215 

b.  MiÜilen  und  sonstige  Gebinde  zu  gewerbL  Zwecken. 

Für  Getreide: 

StÜto  Iikl.    Im.  KücncL  P.iatnb. 8aM 

1.  Wasaennfiblen 3       335  6  8       55 

mit  Gängen 9        6      68  8  20     111 

S&  Windmühlen 17      --      29  32  5       83 

mit  Gängen 22      —      40  35  10      107 

Für  andere  Zwecke: 

9,  LohiBühlen 5—        1  —  —         8 

4.  Gelmühlen 3        2      12  4  2       23 

5i  Schneidemühlen 2--      18  4  —       24 

6i  Papiermühlen 1—        2  —  1         4 

7.  Walkmühlen 3-        2—  2        7 

T.  Sonstige  Geb.  z.  cewerbl.  Zwecken  40        6      51  48  4     144 

§.  Wohnungen  in  den  Mühlen  und  ^ 

sonstigen  Gebäuden 10        4      24  8  3       49 

m  Mensdien,  die  in  Mühlen  etc.  leben  47      28     187  59  18     339 

(Gebäude     ....  3323     110  3249  1458  1723    9863 

Summa  aBer  { Wohnungen    .    .    .  7503     180  6220  2072  1103  19978 

(Menschen   .    .    .    .30794  UM 33947  17371  16352  99628 

B.  ■enschen. 

I.  Nach  dem  Alter. 

1.  iis  tt  Jahre  alt,  männlich     .    .    <  2147 

weiblich.    .    .    .  2104 

%  üeber    6—14  männl 2493 

weibl.   .....  2483 

14—21  mätfnl 1841 

weibl 1985 

21-21   männl 1963 

weibL 1870 

27-40  mäiml 2787 

weibl 2889 

40-45  männl 872 

weibl 897 

7.  ..     45-60  männl 1705 

weibl 2085 

8.  „      60  Jahre,  männl 1085 

weibl.    ....     1578 

7««ammA«  ( männl 14903 

Zusammen  l^^jjjj ,5ggi 

Es  war  die  Bevölkerung  1817:  72587,  1829:  8361t,  1839:  89528, 
!  1845:  94614,  1851:  99628. 

II.  Nach  dem  Heimatsverhältniss. 

1.  Dem  Orte  Angehörige  männl.  .    .   12313    47514515    7183    7070  41556 

weibL    .    .   14177     534 15708    8034     7269  45722 

2.  Dem  Orte  Niebtangehörige  männl.    2590      76  2125   1207     1161    7159 

,     ^  weibl.      1714      79   1599     947      852    5191 

3.  Auswirts  befindl.  Ortsangehörige 

i  männL     1487      91  2359    1181^    1161    6288 

weibl.       781      58  1595     732      822    3984 


93  2836 

1273 

1156 

7503 

96  2705 

1319 

1270 

7584 

100  3344 

1«40 

1487 

9064 

100  3228 

1624 

1424 

8a59 

68  2124 

1259 

1066 

6358 

91  2295 

1376 

1120 

6867 

83  1585 

918 

875 

5424 

72  1609 

1066 

862 

5569 

86  2806 

1395 

1478 

8552 

102  2914 

1450 

1343 

8698 

20  1050 

431 

544 

2917 

26  1096 

472  . 

.  516 

3007 

57  1863 

568 

1047 

5240 

83  1989 

1092 

1092 

6215 

44  1032 

906 

587 

3655 

43  1291 

645 

557 

4114 

551 16640 

8390 

8231  48715 

613 17307 

6981 

ftlSl  50Q13 

216 


Mecklenbarg. 


.4; 


III.  Nach  (}em  ehelichen  Yerhältniss. 


i  •  • 


li 


V  Ehepaare 

2.  In  geschiedener  Ehe  mäunL     . 

weibl. 

3.  Im  Wittwenstande  männl.     .    . 

weibl.  .    .    . 

4.  Eheliche  Kinder  männl.    .    .    . 

weibl.     ... 

5.  Unverheirathete  mit  eigenem  Haus- 

Stande  männL ....... 

W6IU1.    ...... 

6.  Unverheirathetey  ledige  Personen 

männl.     . 
wefbl.  .    • 

7.  Uneheliche  Kinder  mäniil.  ..    , 

:        weibl.     •    . 


Slidte. 

48Ö2 

61 

104 

404 

1700 

5530 

6039 

421 

3373 

2455 

385 

367 


lab.A.  D»B.  Riücrscli.  f .  Rftzeb. 'Swu 

1Ö2.5376  2503  2627  15«r0 

1       25  5  9.    101 

1      43  6  1$      169 

19  440  250  271  1364 

54  1471  696  574  4495 

250  6793  3491  3371  19435 

255  6921  3859  3386  i^4i80 


4  102  35 

6  .  130  59 

94  3439  1804 

11Ö  2877  1589 

21  465.  ^ 

25  489  269 


79   568 
41.,  6«0 

1639  10349 

1212  8243 

235  1408 

266  1416 


). 


IV.    Nach  dem  Religions-*Verhältniss. 


1.  Christen,  evang.-männl.  . 
:     .  Inther.  weibl.    . 

refö¥m.  männl.  . 

weibl.    . 

Katholiken  männl.  '. 

weibl.    . 

Zusammenj-g-  ; 

2.  Juden,  piännl.  mit  Goncession 

ohne       ,, 
Zusammen  . 
weibliche 


14571 

551 

16581 

8386. 

mvb 

46305 

1539 

613 

17247 

8980 

8114 

50493 

18 

2 

'   - 

•  .^ 

f  12 

6 

1 

1 

1 

9 

76 

.  6 

4 

^i  12 

18 

19 

— 

6 

25 

14665 

551 

16589 

839Q 

8230 

48425 

15564 

613 

17248 

8981 

8121 

50527   : 

109 

20 

20 

*  *m^m^ 

' — 

129 

129 

•  *« 

31 

'  —^ 

1 

161 

238 

51 

1 

290 

327 

59 

/ 

— 

386   i 

V.    Taubstumme. 


1.  Bis  8  Jahre       männl. 

weibl» 

2.  üeber  8-14  J.  männl. ! 

weibl.  . 

3.  «      14-25  J.  männl. 

weibl.  . 

4.  „      25-30  J.  männl. 

weibl.  . 

5.  n      30  Jahre  männl. 

weibl.  . 


Z«,mmen|tS-      ; 


— .- 

3 

1 

— . 

3 

2 

. , — 

— 

1 

3 

4 

~- 

2 

-^ 

1 

7 

8 

1 

4 

2 

15 

1 

4 

2 

— 

7 

2 

._ 

2 

5  . 

2 

11 

2 

— 

■4 

— 

2 

6 

—- . 

— 

3 

1 

4 

— 

•^^^ 

6 

4 

1 

11 

6 

1 

8 

3 

3 

21 

7 

^^ 

19 

e 

4 

to 

18 

1 

14 

14 

7 

54 

AA  B   C 

ABC 

A 

B  C 

A  fL  B    C 

ABC 

14,15,114,7 

19,9  9,2  5,3 

0,8  2,8  M 

2,1190,8  0,10 

4,7  3,5  3,1 

3B0   15  20 

18   13  82 

3 

6     3 

9  4    2    6 

»0803  942 



_ 

— 

— ^— 

—  534 

96147  229 

8B0   15  20 

18   13  32 

3 

6     S 

9   9    5  10 

556  9501171 

ZlZdlL    pO(. 

2>hL  pOt. 

XM 

PCK. 

ZihEtU.   pCt. 

z.U.  pCt.«^ 

__      _ 

_      _ 

— 

— 

_ 

16      0,5 

1    2     0,8 

6     2,8 

— 

— 

1    3     1,3 

218      7,9 

|11     1,8 

12     2 

_ 

— 

5-      - 

562    20,5 

|17     3,1 

20     3,6 

» 

0,2 

5    3     0,5 

551    19,9 

112     2,8 

7     1,6 

2 

0,5 

3    1     0,2 

42S    15,5 

^7     1,9 

5     1,4 

2 

04 

4    4     1,1 

361    13,2 

-16     2^ 

6     2,8 

.3 

1,2 

6    2     0,8 

254      9,2 

;  4    2,4 

4     24 

4 

2,4 

6    7     4,2 

166      6 

A  1    1,1 

1     1,1 

3 

3,5 

2    2     2,2 

89      3,2 

i   1     1,8 

2     3,G 

2 

3,6 

4-      - 

56      2 

-\  3     8,3 

_     _ 

_ 

— 

—    2     5,6 

36      13 

-t—      — 

—      — 

— 

— 

—  1—      — 

19      0,7 

^    1   33,3 

—      _ 

— 

<- 

—  —      — 

3      0,1 

Meclclenbnrg. 


217 


1.  Bis  14  Jahre     männl. 

weibl. 

2.  Ueberl4— 30  J.  männl. 

weibl. 
3«     ^      30  Jahre  männl. 

weibl.  , 

Zusammen  Ä' 


VI.  Blinde. 

Slidte   Iib.A. 

1        - 

1        — 


15 
16 
16 
17 


1 
1 


1 
2 

1 
2 

8 
18 
10 
22 


IHtench.  Llatnb.    Snai 
-  —         2 


4 
6 
4 
6 


1 


1 
3 
1 
4 


4 
1 
2 
29 
43 
32 
49 


C.   Yiehbostand. 


1.  Pferde  unter  4  Jahren      .    .    . 

«       über  4  Jahre    .... 

2.  Bullen,  Ochsen,  Stiere     .    .    . 

3.  Kühe 

4.  Jungvieh 

5.  Schaafe,  Böcke»  Hammel,  Läm- 
mer, ganz  veredelt      .... 

halb  veredelt     .... 
unveredelt      .    .    . 

6.  Ziegenböcke  und  Ziegen      .    . 

7.  Schweine  und  Eber    .... 


143 
2125 

147 
2762 

802 


56 
181 

56 
441 
100 


1604 
4383 
1133 
10787 
3641 


1142 
3153 
1263 

8488 
2018 


267  1325  49665  57662 

1459  3774  33155  37766 

7380  98  17720  4569 

1177  27  1787  112 

5208  605  15197  7556 


1234  4179 

2408  12250 

280  2879 

8487  30965 

3096  9(i57 

5167  114086 

6266  82420 

9924  39691 

918  4021 

5889  34455 


tu 


Die  Seelenzahl  in  den  jüdischen  Gemeinden  zu  Strelitz  und 
Fürstenberg  betrug  Michaelis  1850  395  und  217,  zusammen  612. 

Das  Verzeichniss  der  Güter  im  Herzogthum  Strelitz  ergiebt,  dass 
35  a  d  1  i  ge  Eigenthümer  52  Güter  mit  einem  Flächeninhalt  von  23602561  a  Rth  , 
und  19  bürgerliche  24  Güter  mit  5794512a Rutben  besitzen.  (In  der 
letzteren  Summe  ist  nicht  einbegriffen  das  Areal  eines,  noch  nicht  ver- 
messenen, für  über  5  Hufen  steuernden  Gutes.)  Das  Fürstenthum  Ratie-^ 
bürg  zählt  im  Ganzen  nur  3  Allodialgüter  mit  3  adligen  Besitzern;  sie  sind 
weder  vermessen,  noch  bonitirt;  die  Seelenzahl  derselben  betrug  1848 
zusammen  587. 

Der  Flächeninhalt  der  grossherzoglichen  Forsten  im  Herzogthum 
Streljtz  beträgt  1921 7446  d  Ruthen.  Die  Grösse  einzelner  Forsten  (deren 
jeder  ein  Oberförster  vorsteht)  ist:  Allstrelitzer  Forst  5019270;  Lütten- 
hänger  Forst  3734020;  Mirower  Forst  3361248;  Rowaer  Forst  1974576; 
Hinrichshäger  Forst  1005523;  Blumenhäger  Forst  806503;  Neustrelitzer  Forst 
719051 D  Ruthen. 

Nach  stattgehabter  Vermessung  hat  das  Fürstenthum  Ratzeburg,  mit 
Ausschluss  der  3  Privatgüter ,  einen  Flächeninhalt  von  15823777  a Ruthen. 
Davon  haben  inne:  1.  die  Dorfschaften  11346249;  2.  die  Kirchen,  Pfarren  etc. 
213005;  3.  die  Kammerpachtungen  3119097;  4.  die  grossherzoglichen  Forsten 
1145426  a  Ruthen. 

Djas  Grossherzogthum  besitzt  Chausseen  in  der  Länge  von  beiläufig 
28  Meilen,  wovon  20  auf  das  Herzogthum  Strelitz,  8  auf  das  Fürstenthum 
Ratzeburg  kommen. 

14 


218  Meeklenbiifg. 

Die  Zahl  der  Pf arr geistlichen  ist  70,  nämlich  61  im  HerzoRthnm 
Strelitz  (darunter  2  adjungirte)  und  9  im  Fttrstentham  Ratzebui]z  (1  adjun- 
ffirter).  Micht  besetzt  (und  nitbt  gezählt)  ist  1  Pfarrstelle  im  Uerzogthum 
SlrelttZj  1  im  Fürstenthum  Ratzebarg.  Ausserdem  kommen  noch  in  Betracht 
die  beiden  Professoren  des  Prediffer  -  Seminars  auf  dem  Domhofe  bei 
Ratzeburg.  Kandidaten  des  Preaigtamtes  werden  96  gezählt,  und  zwar 
solcher ,  welche  die  zweite  Prüfung  bestanden  und  das  ^eugnisj}  der  Aur 
steüungsfähigkeit  erhalten  haben  16,  darunter  10  augestelfte  Lehrer,  Ton 
den  übrigen  6  be6ndcn  sich  3  ausser  Landes;  Kandidaten,  welche  die  erste 
PrOfunff  bestanden  und  Erlaubniss  zum  Predigen  erlangt  haben  20,  darunter 
5  umgestellte  Lehrer,  von  den  übrigen  15  sind  2  ausser  Landes. 

Gymnasien  bestehen  in  Neustrelitz,  Neubrandenburg  und  Friedland^* 
Realschulen  in  Neustrelitz,  Neubrandenburg  und  Schönberg;  Sonntags- 
und Gewerbeschulen  in  Neustrelitz,  Wesenberg,  Fürstenberg;  Klein- 
kinderbewahr -Anstalten  in  Neustrelitz,  Neubrandenburg,  Friedland, 
Strelitz,  Fürstenberff,  Stargard  vmA  Mirow.  Die  Gesammtzahl  der  in  den 
Gymnasien  und  Realschulen  (mit  Einschluss  der  SchÖnberger  Bürgerschule) 
unterrichtenden  Lehrer  ist  37,  der  in  den  übrigen  städtischen  Schulen, 
die  des  Flecken  Mirow  eingerechnet,  wirkenden  Lehrer  46.  -Landsehul- 
lehr  er  sind  im  Herzogthum  Strelitz  176,  im  FOrstenthun  Ratzeburg  47 
ahgestellt,  wobei  die  emeritirten  Lehrer  und  die  Schulgehülfen  nicht  mit* 
gezählt  sind.  In  dem  Landschullehrer-Seminar  zu  Mirow  geben  ausser  dem 
Director  ein  zweiter  Lehrer  und  ein  Musiklebrer  Unterricht.  Zu  Strelitz 
und  Fürstenberg  haben  die  Juden  5frentliche  Schulen,  im  erstem  Orte  hat 
auch  der  Landrabbiner  seinen  Wohnsitz.  Die  Gymnasien  hatten  1850  300, 
*  die  Realschulen  446  Schüler. 

Die  Zahl  der  Advokaten  ist  57;  52  davon  sind  zugleic'h  Notare; 
31  bekleiden  ein  Staats--  oder  Gemeindeamt.  Ausserdem  beschäftigen  sich 
noch  30  Personen,  darunter  16  Beamte,  mit  Notariatsgeschäften.  Auf  das 
Fürstenthum  Ratzehnrg,  resp.  auf  die  Stadt  Sehdniierg,  kommen  ron  diesen 
Ziffern  nur  4:  l  Advokat,  1  Advokat  und  Notar,  2  Notare. 

Practisirende  Aerzte  zählt  das Hervogthum Strelitz  30»  Wundärzte 
1.  Klasse  12,  If.  KL  21,  approbirte  und  etaminirle  Hehunmen  40,  Thiefiärzte 
15,  Zahnärzte  2;  —  das  Fürstenthum  Ratzeburg  2  Aerzte,  1  Wundarzt  IL  KU 
9  Hebammen,  1  Thierarzt.  Apotheken  giebt  es  im  Herzogthum  12t  ha 
Fürstenthum  2. 

Die  Ersparnias-Anstalt  zu  Neustrelitz  ist  seit  1827  in  Wirksamkeit. 
Antoni  1850  bestand  das  Guthaben  der  4720  Einleger  in  172380  Thlr.  Gold 
und  40490  Thlr.  26  Schill.  Cour.;  die  zinstragenden  Kapitalien  in 211452 Thlr. 
5  Schill  Gold,  und  1535  Thlr.  Courant. 

Die  zu  Neustrelitz  seit  1846  bestehende  Vorschuss- Anstalt  hatte  Ende 
1851  ein  Betriebs-Capital  von  20659  Thalern  in  geliehenen  Gapitalien,  4258 
Thaler  Actiencapital,  der  Umsatz  des  Werthes  war  49905  Thlr.  Die  Anstalt 
ist  neuerlich  zu  einer  Bank  erweitert  worden,  welche  Darlehen  und  Diskonto- 
Geschäfte  machen  darf,  ihre  Actionaire  sollen  4  pCt.  Zinsen  erhalten,  der 
Ueberschuss  aber  zur  Beförderung  des  Gewerbebetriebes  verwendet  werden. 

Die  Steuerverfassung  von  Mecklenburff-Strelitz  ist  nicht  nur  derjeni- 
gen von  Mecklenburg-Schwerin  ähnlich^  sondern  theilweise  mit  derselben 
Terschmolzen. 

Haus-,  Acker-,  Wiesen-,  Vieh-  u.  Erwerbsteuer,  Schlacht-,  Mahl-  und 
Handelssteuer  werden  in  derselben  Weise  wie  in  Schwerin,  nurim  14Tha1er- 
fusse  erhoben.  Die  Aecker  und  Wiesen  nur  jedoch  nach  Scheffel  Aussaat 
und  Fuder  Heu  catastrirt.  Vom  Scheffel  Aussaat,  gleichviel  ob  besäet  oder 
nicht,  werden  jährlich  9  Pfennige  und  pro  Fuder  Heu  1  Schüling  SCener 


IlMklatilMt]*^.  Zt9 

bezahlt  und  aMmde«!  B<fik  toiidelbSaiMpirtfattntieiiniiteii^erVfetee^ 
^^^e  Gärten*'  pro  Gartien  1  SchilÜng  jährlich  >erhobpn. 

'  Die  •aufiseropdentlicben-  Gontribiilionen  wei^ii  in  lUeAtenbufg-^trelttz 
naeh  den  jedesmaligen  Edicten^  die  aber  Tön  den  Sebwerinschenap weichen, 
▼on  der  Gentral-Steuer-Direction  In  ^ü^bpandeobiirg  «iNNebefi  ^nd  nor- 
nimD  die  im  SchviMiriilschen  vorkommenden  einzelnen  Steuer-Arten  auch 
in  Strelitz.  Stempel-  und  Gollateralsteuern  besteben  in  Ueckleiihurff«- 
Strelitz  nicht. 

Das  Fürstentbum  Ratzebung  hat  «^eio  evgene^  Abgabenwesen.  Ausser 
einet-  Abgabe  an  Rosgen  haben  die  UaMwirtbe  eine  Grundsteuer  m  be- 
fahlen; ferner  wird.  Go>ntribution  und  von  den  Tagelöhnern  und  Einliegern 
Kopfgeld  entrichtet.  Die  Gapitalisten  ^lüs^en  von  ihren  Zinsen  steuern. 
Eigentliche  Gommunal  -  Abgaben  giebt  es  ausser  in  der  einzigen  iStadt 
Scbdnberg  nicht  und  ebensowenig  iadinaete  Abgo^n.  11  tthlenregal  und 
Mühlenzwang  wirken  jedoch  als  solche. 

Ausser  den  Versicherungs-Anstalten  zu  Neubroniebtorg,  deren  Geschäfts- 
firgebnisse  wir  uoler  Mecklenburg-Schwerin  aufgeführt  haben,  besteht  hier 
eine  Hagel-Versicherungs- Gesellschaft  zu  Ratzeburg. 

üeber  die  Finanzen  von  Mecklenburg-Slrelitlf  ist  wenig  TeröffentHcht. 
Herr  von  Reden  stellt  dieselben  nach  dem  Etat  Ton  1847*^48  wi^  folgt 
zusammen: 

EiiiiiaiimeB 

bei  der  grosshersiegl.  meektenb.-streützsebeii  ft«ntei,  dem  ICabkietsamte 
ud  (annähernd)  den  Undständischen  Rassen  im  Jahre  1847—48. 

A.  Einnahme  von  den  Kabinetsgütern  uad  da^  fidmai&en : .         '     ThaiMr« 

1.  Kabiuelsgüler *    .;•    ,    .    .    .  ..  a07JW 

2.  Domainen  im  stargardter  Kreise ,    .    .    ,  f^l^ 

3.  Geldwerlh  der  Naturalaufkti'nfl'e  vÖ9  den  poinainen,  welche 
unmittelbar  verwendet  werden S9727 

4.  Ratzebupger  Kämmerei-Pachtungen 138812 

5.  Naturalerträge  des  Fürstenthums  Ratzeburg 19223 

Zusammen    .    .      528685 

B.  Einnahme  von  den  Forsten: 

K  Baave  Ekinahmen .    .    '. 102595 

2.  Geldwerth  der  Natural  ausgaben .    .    .       8500P 

Zusainmen    .    •     'tÄ^595 

C.  Laudemialgelder,  Recognitionen  und  Urbede«  Korn-  tmd  Gddt* 

pachte ,    .    •    , •       5625 

D.  Pöstverwalfung 28000 

£.  Einnahme  von  den  Staatsstrassen      . 14121 

F.  Steuern: 

1.  Domanial-Hufensteuer 13605 

2.  ff        ^ebensteuer   ....    1 — 

3.  Rrtterschafll.  Hufensteuer      5596 

4.  ff  Nebensteuer 1384 

5.  Quartalsteuer  aus  den  Städten 4521 

und  3  pCt.  V.  d.  Roheinnahme,  als  abgezogene  Hebegebühren  156 

6.  Probenreutersteuer     ..*.....*.. '1250 

Zusänunen    .    ,     26512 


i:- 


14* 


220  MecklenbaFg. 

6*  Zu  den  ordentlichen  und  aiisserordentl.  Landes-NeeeBsarien: 

Tiialn. 

1.  Beitrag  der  Domainen 5308 

2.  „         n    Ritterschaft  und  der  Städte 5308 

3.  Aus  dem  Fürstenthum  Ratxeburg 11200 

Zusammen    .    *  21816 

H.  Ausserordentliche  Gontribution : 

1.  Beitrag  der  Domainen  aus  dem  Herzogtbum  Strelitz      .    .  18032 

2.  „         «    Ritterschaft  und  der  Städte 18032 

Zusammen    .    .  36064 

I.  Einnahme  von  indirecten  Abgaben: 

1.  Hauptsamme  der  Verbrauchssteuer  aus  den  Stadien     .    .  17576 

2.  Antheilsgelder,  Deputate  und  Unterstützungen 1805 

3.  3  pCt.  Hebegebühren _; 581 

Zusammen    .   T  19962 

K.  Einnahme  von  Sportein,  Fiscusgebühren  etc.: 

1«  Bei  den  Justizbehörden .  17572 

2.  n       n    Verwaltungsbehörden     •    •    ,* 31451 

3.  Aus  den  Fiscuskassen  der  Landes-Regierung,  des  Kammer- 
und  Forst -Gollegiums,  der  Justizkanzlei  und  der  Unter- 
gerichte   9047 

4.  Ueberschuss  d.  Nebenkasse  des  Strelitzer  Anzeigers  .    .    .  567 

Zusammen    .    .  58637 

lu  Einnahme  von  den  Landzöllen      4052 

M.  Boitzenburger  ElbzolUAntheil 13800 

N.  Schleusengelder 812 

O.  Sonstige  verschiedene  Einnahmen 18844 

Zusammen    .    .  964525 

Ausgaben 

bei  der   grossherzogl.   mecklenburg.-strelitzschen  Rente! ,  dem  Kabinets- 
amte  und  (annähernd)  den  landständischen  Kassen  im  Jahre  1847—48. 

Thlr. 

A.  Grossherzogliches  Haus  und  Hof 255050 

B.  Ausgaben  f.  d^  oberste  Staatsverwaltung,  Schuldenverwaltung, 
Gesandtschaften: 

1.  Besoldungen  und  Standesgelder, 14862 

2.  Aus  den  Sportein  der  Verwaltungsbehörden 31451 

3.  Aus  der  Fiskuskasse  der  Landesregierung 4147 

4.  Aus  den  Ueberschüssen  des  Strelitzer  Anzeigers      .    .    .  567 

5.  Für  Schreibmaterial  und  Kanzleibedürfnisse 891 

6.  Gesandtschaften  und  Gommissionen 2180 

Zusammen    .    .  54098 

G.  Pensionen  und  Gnadengelder 15004 

D.  Ausgaben  für  Zwecke  des  deutschen  Bundes 8927 

£.  Land  tagskosten 7725 

F.  Ausgaben  ftir  die  Staatsschuld 57959 

und  für  die  Gentral-Steuerkasse,  Landkassen  etc 12486 


I 


MeckUnburg.  221 

6.  Allsgaben  fOr  die  Domainen-Verwaltuiig: 

1.  Kammer-  u.  ForstcoHegium ,  Rente! ,  Bau-Departement, 
sonstige  Kammerbeamte,  Reservaten  u.  Zollberecbner  .    .  14933 

2.  Geldwerth  der  Nataralverwendongen 59727 

3.  Desgleichen  im  Fürstenthom  Ratzeburg 19223 

4.  Ausgabe  aus  der  Fiskuskasse  des  Kammer-  und  Forst- 
collegiums 688 

5.  Domanial-Bauaufwand 32553 

6.  Remissionen  und  BauernhüHe 1240 

7.  Verbesserungen  auf  den  Domainen 954 

8.  Unterhalt  der  Ziegeleien  und  Kalkbrennereien    ....  10951 

9.  Brand versicherunff  und  Feuerlöschanstalien 21ö7 

10.  Exlrafuhren  der  Bauern          1394 

11.  Gewinnungskosten  der  Kabinetsgüter       .......  10484 

12.  Gewinnungskosten  d.  Ratzeburger  KUmmerei-Pachtaagen  46000 

.    Zusammen    .    .  200314 
H.  Ausgaben  der  For&t-  und  Jagdverwaltung: 

1.  Centralverwaltunffs -Ausgaben -- 

2.  Forst-  und  Jagdbeamte 10818 

3.  Geldwerth  der  Naturalverwendungen 85000 

4.  Auf  Forstverbesserungen,  Forstvermessungen  und  Jagd  •  9078 

5.  Auf  den  Torfstich 9880 

Zusammen    .    .  114776 

I.    Ausgaben  auf  die  Postverwaltung 26431 

K.  Ausgaben  auf  die  Landstrassen: 

1.  Auf,  den  Unterhalt  der  Staatsstrassen 13260 

2.  Weee-,  Gommissions-  und  Besserungskosten      ....  1528 

3.  Bauhülfsgelder  für  Privatstrassen  im  Herzogthum  Strelitz  2996 

4.  Desgleichen  im  Fürstenthum  Ratzeburg 4509 

Zusammen    .    .  22293 

L.   Ausgaben  der  landständischen  Kassen 10617 

M.  Ausgaben  auf  die  Verwaltung  und  Erhebung  der  Steuern  .    .  2542 

N.  Ausgaben  für  Kirche,  Klerus  und  Unterricht: 

1.  Consistorium  mit  Einschluss  der  Geistlichkeit,  der  Schul- 
lehrer in  den  Städten  und  der  Besoldungen  beim  Seminar 

zu  Mirow 15247 

2.  Für  Küster  und  Schullehrer 2227 

3.  Bauaufwand  für  geistliche  Gebäude 20175 

4.  Entschädiguns  an  Prediger  u.  sonstige  geistliche  Abgaben  2846 

5.  Seminar  zu  Mirow 1551 

Zusammen    .    .  42046 
0.   Ausgaben  für  die  Rechtspflege: 

1.  Beitrag  zur  Unterhaltung  des  Oberappellations  -  Gerichts 

zu  Rostock 4288 

2.  Justizkanzlei  in  Neustrelitz 8683 

3.  Stadtgerichte 5154 

4.  Aemter  und  Amtsgerichte 9462 

5.  Ausgaben  aus  der  Sportelkasse  der  Justizbehörden     .    .  17572 

6.  Ausgaben  aus  den  Fiskuskassen  der  Justiz-Kanzleien  und 
Unter^erichte 4212 

7.  Schreibmaterialien  und  Kanzleibedürfnisse 891 

Zusammen    .    .  50262 


222  Msfklenftihffv 

P;  Ausgaben  auf  die  Innere  Venmlilmg^:  TfcWer  ■ 

1.  Gesuudheitspfle^    • :«    .    .-;.    .   \    .  15457 

2.  Armenpflege   ......*<«•<..«...  5292 

3.  Gnadengeschenke,  Prämien  i.  <l.  Landefi-^Pferdezuebt  etc.  3936 

4.  Landarbeitshaus  in  Strelüt  «.  Strafanstalt  m  Dreibergen  8342 

5.  Districts-*Busarftn£orps    .......«.....»'  5087 

6.  Auf  KornanKäufe  I.  d.  Husaren,  Deputate,  Unterstützungen  14791 

7.  Zu  gemeinniitzi^en  Zwecken    .    .    .  .  i.    ^ 4016 

8.  Sonstige  verschiedene  Aiisgalien    *».»,•>•  1530 

Zusaainen    .    .  58451 
Q<  Ausgabe  für  das  Müitsir: 

1.  Militair-CollegimH     .«    ^    ...•..<,»«    *  576 

2.  Militair-Pensionen      .    .    .  •  .    .    ^  •  «    .    4    .    .    .  ^    .  5445 

3.  Actives  Militair  .    .....    i 67956 

4.  Milit«rä«sgabe  ¥on  Rarlzebnrg   .    ^    .    4    .    .    .    ^    .  6691 

Zusammen    .    .  80688 

mapt^nninib    .  1019649 


N  I 


il II      in 


Das  Königreich  Sachsen, 

Ton  Br«  Enst  Engeln 

][bl8teri«l*Se^Utr  nnd  Chef  des  K.  8.  itatlit.  BftMftOi  zt  Drasden.*) 


X.    Territorium. 

$.  h   Tenitorial-EliitlielloBf^eii  des  Königreichs. 

Die  naehden  verschiedenen  Zwecken  der  Staats?erwaltutigaussei*or4eikri]dl 
▼erschicdene  Territorial -Eintheilung  des  Königreichs  Sachsen  macht  die 
statistische  Darstellung  dieses  Landes,  sobald  sie  nur  irgend  in  Provinrial- 
Details  hinabsteigen  soll  zu  einer  grossen  Schwierigkeit  und  zu  einer  um 
so  weitläufigeren  Arbeit,  als  nur  senr  wenig  der  administrativ  abgegrenzten 
Beziiice  gemeinschaftlidie  oder  in  einander  aafgctiend^  Grenzen  habm. 
Zum  Zweck  der  inn er n  Verwaltung  ist  das  Land  eingelheilt:  A.  in  die 
4  Kreis -Directionsbezirke  Dresden,  Leipzig,  Zwickau  una  Bautzen.  Diese 
sind  wieder  in  Amtshauptmannschaften  getheilt,  deren  es  im  gaftten 
Kdnigreiche  14,  exci.  der  Gesammtkanzlei  zu  Glauchau,  ^iebt.  Insofern  die 
Eintbeilung  nach  Kreis- Direotioneo  die  gebräuchlichste  ist^  lassen  wir  hier 
die  auf  deren  Territorial-Ansdehnung  beztiglichen  Nachweise  folgen: 

(Siehe  Tabelle  S.  224.) 

Ausserdem  bestehen  zum  Zweck  der  innem  Verwaltong  noch  35  Mt^ 
dicinal-  und  It  Yeterinärberirke  and  2  Apothekenrevistonsbezirke.  In 
neuester  Zeit  sind  hinzugetreten:  2  Kohleninspectionsbezirke.  Zum  Mini^ 
Iterium  des  Innern  als  oberster  VerwaUungsbehörde  gleichfalls  ressortirend 
sind  endlich  auch  die  Gemeindebezirke  und  die  Heioeiathsbezirke  zo  betrachten. 

Für  die  Justizverwaltung  bestehen  dermalen  4  Appellationsgerichts* 
bezirke,  mit.  den  Amtssitzen  zu  Dresden,  Leipzig,  Zwickau  und  Bautzeii; 
deren  Grenzen  sind  bis  auf  einige  ganz  unbedeutende  Abweichungen  mit 
denen  der  Kreis  -  Directians  -  Bezirke  confom.  Eine  der  geographischen 
Zwecke  wegen  noch  aufrecht  erhaltene  Eintheilung  ans  der  Jastiz- 
ferwaltnng  früherer  Zeit  ist   die  in  Amts-^  uod  Gerichtsbezirke,     ihtt 

•)  Das  K.  8.  StatisÜBche  Bareaa  wurde  dureh  Königl.  Terordiiasg  Tom  9.  J^gaH  1850  elf 
Dependenz  des  Ministeriam  des  Innem  errichtet.  Die  Oberleitung  de?  Bureans  ruht  dermalen 
In  den  SKvdtn  des  <Mk.  itatk  Dr.  Woinllg,  der  als  Vorstand  der  H.  Abtheflutig  ka  flOniste- 
liom  de«  Innern,  zu  weleber  da«  Bureau  ressortirti  cagleieh  der  nattlrliebe  Vorstand  4et  letfMerfQ 
Ist  . In  Benindem&g  dessen  ^eht  Jene  obere  Leitung  auf  Hegierungsrath  Stelzner  Über.  D^r 
nnaifttemtfe  Chef  des  Bareans  ist  zur  2eit  der  Ministerlal-fleoretair  Dr.  £ngel,  welöbem  dM 
litltmig  «nd  AnsKUirung  aOer  Atbetten,  die  Bntwerfiiag  der  PIMne  nnd  Taibellefn,  dl*  Sintidt- 
tm  U941  U?b«nra9hung  de«  gesch^khoi^  Me«ha«is|ntt«.  der  Yor^beitu«^  uqd  ^t«)b4iNnMtag 
der  gewonnenen  Resultate  tt.  s.  w.  ooliegt.  Der  Konnaletat  des  Übrigen  Persofiäfs  noAOlifipiQp 
sich  anf  16  Personen. 


224 


Sachsen. 


Namen 

Territorial- 
nmfanar 

Bezeichnung 

Bits 

der  Krela-DireotioDs-Besirke, 

Territorial. 

benannt  nach  dem  Namen  des 

'     der  Amtshaaptmannschaften                  | 

Ortssitzes  der  Behörde 

Acker      QR. 

Acker       QR. 

/    L  Amtshauptmannschaft 

Dresden 

169585 

147 

I.  Dresden 

787219 

237  iil:        : 

Meissen 
Pirna 

221743 
204150 

38 
242 

•• 

.      (IV. 

Freiberg 

191740 

110 

i    I.AmtshauptmanDschafl 

Borna 

186444 

264 

IL  Leipzig 

627754 

236ll!: 

Rochlkz 
Grimma 

125874 
109107 

71 
145 

IV. 

Döbeln 

106328 

56 

\ 

/  (.Amtshauptiaannschafl 

Chemnitz 

174434 

275 

l". 

Zwickau 

199588 

102 

IIL  Zwickau 

846624 

279)111. 

Nieder - 

\ 

forchheim 

154818 

4 

(IV. 

Plauen 

253842 

6 

V     Gesammtkanzlei  •  •  .  . 

Glaachaii 

63941 

192 

IV.  Bautzen 

443187 

2^1    L  Amtshauptmannschaft 

Bautzen 
Zittau 

172191 
170995 

188 
137 

Summa 

• 

2704786 

177 

Grenzen  sind  indessen  gegenwärtig  bei  den  mannichfachen  Reformen  im 
Justizwesen  und  den  vielfachen  Abtretungen  patrimonielier  Gerichtsbarkeit 
an  den  Staat  in  steter  Wandelung  begriffen,  so  dass  eiff entlich  nur  die 
Namen  Bestand  haben  und  diese  auch  uur  bedingungsweise,  denn  die  Bildung 
neuer  Landgerichtsbezirke  hat  auch  darin  in  den  letzen  Jahren  manches 
geändert.  Statistisch  müsseo  jene  älteren  Namen  fort£[efahrt  werden,  dt 
seit  geraumer  Zeit  die  meisten  und  wichtigsten  statistischen  Nachrichten 
aus  dem  Königreich  Sachsen  amtsweise  bearbeitet  und  veröffentlicht  wurden. 
Sollen  neuere  den  älteren  vergleichbar  sein,  so  müssen  sie  sich  dazu  noth- 
wendig  auf  dieselben  Territorial-Complexe  beziehen.  Solcher  älteren  Amts- 
und Gerichtsbezirke  giebt  es  50.  In  diesen  liegen  die  Gerichtssprengel  der 
verschiedenen  König!.-  und  Patrimonialgerichte,  davon  die  letzteren  häuGg 
nur  die  Unter-  oder  Erbgerichtsbarkeit  besitzen,  während  die  Ober-  und 
Griminalgerichtsbarkeit  in  den  Händen  des  Staats  oder  eines  andern  Ge- 
richtsherrn ruht;  eben  so  häufig  ist  aber  auch  die  Untergerichtsbarkeit  mit 
der  Obergerichtsbarkeit  vereint  Diese  Untergerichte  stehen  in  keinerlei 
untergeordnetem  Verhältniss  zu  denjenigen,  welche  noch  den  Nainen  Aemter 
führen.  Nur  bei  den  KÖnigl.  Untergerichten  herrscht  ein  Unterschied  in 
sofern,  als  an  der  Spitze  der  Königl.  Landgerichte  (die  immer  einen  grossen 
Bezirk  haben  und  in  dessen  Bezirke  Patrimonialfferichtssprengel  liegen 
können)  nLandgerichts-Directoren^  stehen,  während  die  blossen  KÖnigl.  Ge- 
richte nur  Ton  einem  Justitiar  verwallet  werden. 

Die  öffentliche  Meinung  hat  sich  schon  längst  gegen  diese  Verwickelung 
in  der  Gerichtseintheilung  des  Landes  entschieden,  die  um  so  grösser  ist 
und  da  unerträglich  wird,  wo  die  Gerichtsbarkeit  über  einen  Ort  nicht  allein 
eine  fünffach  getheilte  ist,  sondern  wo  der  Ort  selbst  auch  noch  seiner 
administrativen  Lage  nach  antheilig  in  3  oder  4  Amts-  oder  Gerichts-* 
bezirke  gehört. 


Sachsen.  225 

13.  Finaniverwaltung.  In  sofern  in  früheren  Zeiten  die  Finanz- 
Colegien^ieienigen  höchsten  Behörden  waren,  die  den  grössten  Geschäflskreis 
hatten,  gestaltete  sich  auch  die  Eintheilung  des  Landes  hiernach  sehr  ver- 
schiedentlich. Es  bestehen  demzufolge  noch  heute  im  Königreich  Sachsen: 

a)  fiSr  die  Verwaltung  der  directen  Abgaben  d.  i.  der  Grund-,  Gewerbe- 
und  Personalsteuern,  4  Steuerkreise  mit  26  Steuerfoezirken ; 

b)  für  die  Verwaltung  der  indirecten  Abgaben  und  Steuern  d.  i.  der 
Grenzzoll,  Bier-,  Branntwein-,  Wein-,  Tabak-,  Schlacht-  und  Rüben- 
zuckersteuer, der  Chaussee-,  Wege-  und  Pflastergelder,  die  Districte 
¥on  15  Hauptzoll-  und  beziehentlich  Hauptsteuerämtern  mit  96  Hebe- 
bezirken : 

c)  für  die  Verwaltung  des  Staatsguts  und  zwar  der  Rentamtseinkünfte 
und  nutzbaren  Rechte,  38  Rentämter,  deren  Bezirksgrenzen  mit  den 
ehemaligen  Grenzen  der  Amts-  und  Gerichtsbezirke  zusammenfallen; 

d)  für  die  Verwaltung  der  Staatsforsten  16  Forstbezirke  mit  24Forst- 
ämteru ; 

e)  für  die  Verwaltung  des  Bergwesens  5  Ber^amtsreviere; 

f)  für  die  Verwaltung  der  öffentlichen  Baue  giebt  es  Land-  und  Chaussee- 
bau -  Inspectionsbezirke. 

4.  Verwaltung  der  Kirchen-  und  Schulangelegenheiten. 
Für  diese  dlt  die  Eintheilung  des  Landes  in  Kreis- Directions-Beziriie; 
innerhalb  derselben  zerfallen  die  alten  Erblande ,  d.  h.  das  Königreich  mit 
Ausnahme  des  Markgrafenthums  Oberlausitz,  in  kirchlich -protestantischer 
Hinsicht  in  Diöcesen  oderEphorieen  und  diese  wieder  in  Parochieen, 
deren  es  889  mit  1205  Kirchen  giebt 

Was  die  Schulverhältnisse  anlangt,  so  hat  jede  Öffentliche  Ele- 
mentarschule ihren  Schulbezirk.  Jeder  Schulbezirk  gehört  zu  derjenigen 
Parochie,  in  deren  Grenzen  er  gelegen  ist. 

6.  Hinsichtlich  der  Verwaltung  der  Militair-Angelegenheiten 
kommen  nur  die  Rekrutirungsbezirke  in  Betracht,  die  wieder  mit  den 
amt^auptmannschaftlichen  Bezinten  genau  übereinstimmen. 

6.  Endlich  ist  auch  noch  der  Eintheilung  des  Landes  in  staatsrecht- 
licher Beziehung  Erwähnung  zu  thun,  zu  welchem  Zwecke  das  Land 
und  zwar: 

a)  behufs  der  kreis-  und  proyinzialständischen  Angelegenheiten  und 
für  die  Wahlen  der  Rittergutsbesitzer  zum  Landtage  in  5  Kreise  ge- 
theilt  ist  Dass  sind  die  alten  Kreise,  gekannt  unter  den  Namen: 
Meissner-,  Leipziger-,  Erzgebirgischer-,  und  Voigtländischer-Kreis  und 
Oberlausitz; 

b)  behufs  der  Wahl  der  städtischen  Abgeordneten  zum  Landtage  sind 
die  Städte  Sachsens  auf  20  Wahlbezirke  und 

c)  behufs  der  Wahl  der  bäuerlichen  Abgeordneten  sind  die  Dörfer  des 
Landes  auf  25  Wahlbezirke  yertheilt    Hierzu  kommen  noch 

d)  5  Wahlbezirke ,  aus  welchen  die  ständischen  Vertreter  des  Fabrik- 
und  Handelsstandes  gewählt  werden. 

Ausführlichere  Nachrichten  über  die  Territorial-Eintheilungen  Sachsens 
giebt  das  Jahrbuch  für  Statistik  und  Staatswirthschaft  des  Königreichs 
Sachsen.  1.  Jahrgang,  in  welchem  diese  oben  erwähnten  Bezirke  in  räum- 
licher und  populationistischer  Beziehung  geschildert  worden  sind. 


2» 


Saehsen. 


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Saehitn. 


227 


betl'Siiit  Die  gegen  das  obite  Ei'jfebniss  wahrztmehmende  Differenz  dürfte 
tbeils  aui  die  Grundflächen  der  Städte,  der  Strassen  und  Flüsse  und  andere 
beider  St^uervemiessung  nicht  zugezogene  unnutzbareGegenstande  zu  rechnen 
seih,  thdils  dürfte  sie  auch  in  der  Verschiedenheit  der  Ausmittelung  der 
Flächeninhalte  ihren  Grund  haben. 
Hierdach  beträgt  in  Sachsen 

dad  pfluggängige  oder  Ackerland     .    .    50,31  pCt 

die  tjärten 2,85  « 

''     die  Wiesen 11,28  ^ 

'     die  Weiden 2,10  , 

dfr  ÄÄH^^  Wald  überhaupt     ^;^:J30.95pa 

die  Teiche 0.76  „ 

das  Weinberffsland 0,12  „ 

die  Steinbrüche  etc .     0,12  „ 

das  nicht  steuerfahige  Land  und  die  der 

.  Steuer  nicht  unterworfenen  Objecte 

(als  Kirchen,  Kirchhöfe,  Strassen, 

.Flüsse  etcO 1,&1   „ 

vom  Gesafcnmtareal 

$.  3.  Belebung  der  Oberfläche  des  Königreichs  Sachsen. 

Nach. der  neuesten  Zählung  (todi  3.  Dec.  1852)  lebten  und  waren  auf 
dtr  wirklich  bewohnbaren  und  wirklich  bewohnten  Oberfläche  des  Kö6ig-< 
r^hs,  d. b.  auf  ^14064  Acker  98DRuthen(die  Staatswaldungen,  26486» Acker 
l20aRutlleo,  nahe  bei  265^QMeile  sind  als  unbewohnt  zu  betrachten)  fol- 
gaide  Anzahl  Mens^en,  Familiettf  Withnplätze  etc.: 


Kreis-iDir.-B^zirk. 
Wdhtplälze 

Fl&ehen-Ii 

'      in 

Acker 

ihalt 

2ahld. 
Wohn- 
pl&tze 

aachd.] 

Zahl 

der 
Wohngeb. 

SrgehaiafCB 

Zahl 

der 
Bewohner 

d.  ZfihlUBgV 

Zahl 
der  Haus- 
haltuHgen  ^ 

Familiea« 
Haushalt. 

.»,  Dee.  1852 

Stidte  ira 

Kr. -Dir. -Bez.  Dresden 
„       ,,        „     Leiprig 
n       n        n     Zwidcaü 
n       n        n     Bautzen 

38521 
51580 
89496 
25328 

52 
228 
246 
153 

31 
38 
59 
14 

11307 

14152 

23772 

5229 

186570 

183001 

287799 

47412 

44542 
40291 
61103 
11324 

Königreich   .  . 

Dörfer  etc.  im 

Kr**Dir.-Bez.  Dresden 
«        «         «     Leipzig 
„        n        «     Zwickau 
»       n        fi     Bautzen 

204927 

1637322 
535736 
622011 
414066 

79 

214 

84 
195 
126 

142 

1050 
995 
873 
614 

54460 

42381 
36556 
52397 
41236 

704782 

321135 
263825 
447758 
250332 

157260 

66465 
54876 
9W57 
56190 

Königi^ich  .  . 

Städte  iftid  Döifer  im 

Kr. -Dir. -Bez.  Dresden 

„        „        n     Leipzig 
„       «        «     Zwickau 
„    '   «    Bautzen 

2209137 

675843 
587317 
711508 
439394 

19 

266 

12 

141 

279 

3532 

1081 

1033 

932 

628 

172570 

S3688 
50708 
76169 
46465 

1283050 

507705 
446826 
735557 
297744 

267688 

111007' 
95167 

151260 
07514 

ftLönjjBfreiefa  .  . 

2414064  r 

[^ 

46)4 

29iA3b 

,  1987832 

4^m& 

- .  ~  h.=^ 


Sachsen. 

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C7<^4ccxi(^        a£^c^$        w-^tvoaM 


s>-jce.b.fe  ibosacd«.         |d^$S3^ 

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SS^SS      SSS«:^      g£'££s2 


ESSmS:         »SQiui-- 


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lis 


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>  % 


Auf  1  Fun.-HansliaKg 
tom.  Ftm-GllBdar. 

Auf  1  Huih.  ab»f.*) 


Sachsen. 


229 


Elwas  Inders  gestaltet  sich  die  Sache,  wenn  man  nicht  blos  das  be- 
wohnte,'sondern  «as  Gesammtareal  in  Rechnung  zieht  In  diesem  Falle 
sind  die  Resultate  folgende: 


Kreis-  Dkections- 
Bezirk 

FlSchen-I 
Überhai 
in 

Ackern 

nhült 

ipt 

QB. 

Anf  10000  Aoker  kommen 

Wohn-      Wohn-      .,      ,           PMüUen- 

Bewohner        Hens- 
pUise      gebfiade                    .     haltongen 

nach  der  Z&hlnn^  Tom  3.  Decbr.  1852. 

Städte  und  Dörfer  im 

Kr. -Dir.* Bez.  Dresden 
,       «       „     Leipzig 
\      n       j»     Zwickau 
„       »       «     Bautzen 

787219 
627754 
846624 
443187 

237 

236 

279 

25 

177 

13,73 
16,45 
11,01 
14,17 

681,99 

807,77 

899,68 

1048,43 

6449,34 
7117,84 
8688,11 
6718,25 

1410,11 
1515,99 
1786,62 
1523,38 

Königreich      .... 

2704786 

13,58 

839,36 

7349,31 

1571,09 

Erwägt  man,  dass  10000  Acker  sehr  nahe  eine  geographische  a  Meile  sind 
(I  DM.ist  =  9947  Acker  75^  üRth.  und  folglich  10000  Acker  =1,0053 dM.), 
so  geben  erstgenannte  Zahlen  auch  zugleich  sehr  annähernd  die  Dichtigkeit 
auf  der  oM.  an.  Die  der  Bewohner  ist  dermalen  in  Sachsen  auf  1  DM.  7310,8. 
Aber  nicht  die  Menschen  allein  sind  es,  welche  die  Oberfläche  beleben,  auch 
für  die  grosse  Zahl  der  Thiere  soll  sie  Obdach  bieten  und  Nahrung  schaffen. 
Es  ist  daher  nützlich  und  nothwendig  zu  wissen,  wie  dicht  die  Oberfläche, 
d  h.  die  gesammte,  mit  solchen  Thieren  besetzt  ist,  die  einer  genauen 
Zählung  unterworfen  werden  können  und  wirklich  bisher  gezählt  worden 
sind,  diess  sind  Pferde,  Rindvieh,  Schaafe,  Schweine,  Ziegen. 

(Siehe  Tabelle  Seite  230.) 

Während  das  vorliegende  Jahrbuch  bei  seinem  ungleich  ffrösseren  Ge- 
sichtskreis sich  auf  diese  kurzen  Notizen  beschränken  muss,  nat  dasjenige 
für  das  Königreicb  Sachsen,  dem  diese  Notizen  entnommen,  den  Zahlen- 
angaben eine  Reihe  von  interessanten  Betrachtungen  und  Schlussfolgerungen 
hinzugefügt ,  auf  welche  wir  alle  die  verweisen ,  die  sich  näher  über  ge- 
nanntes Land  zu  unterrichten  wünschen. 


U.    Bevölkerung. 

S.  4.    Allgemeines  über  die  Bevölkerungsaufnahme. 

Es  unterliefft  keinem  Zweifel,  dass  sich  in  den  Eigenschaften  einer  Be- 
völkerung alle  Verhältnisse  des  ganzen  Staats,  dem  sie  angehört,  abspiegeln, 
denn  Alles  was  im  Staate  eeschiebt,  geschieht  ja  nur  durch  die  und  um 
der  Bevölkerung  willen.  Man  kann  daher  mit  Recht  behaupten  j  dass 
eine  ^ute  und  ausfuhrliche  Bevölkerungsstatistik  gleichzeitig  eine  Menge 
sehr  richtiger  und  beachtenswerther  Daten  zur  Beurtheilung  der  Zustände 
und  Einrichtong  des  f^afflichen  Landes  an  die  Hand  giebt.  Hinsichtlich  diesem 
Zweites  der  Staatskunae  hat  sich  die  amtliche  Statistik  Sachsens  bereits 
mannigfache  Verdienste  erworben.  Nicht  allein  bieten  die  von  dem  ehemaligen 
statistischen  Verein  bearbeiteten  Volkszählungen  Gewähr  dafür,  wie  sehr 
derselbe  für  Erlangung  einer  grössern  Genauigkeit  besorgt  war;  es  sind 
auch  die  seit  dem  nur  dreijährigen  Bestehen  des  jetzigen  stastistischen 
Bureaus  des  K.  S.  Ministeriums  des  Innern  veröffentlichten  umfänglichen 


I 

I  unter  14  Jahren 


Innl.  1  weiU.     überl 


15761 

■ 

6732 

7881 


25829  5159 
27260  5399 

48349  9623 


6859   7040  13891 


102801 
8731^ 

15874^ 
7388^ 


9617  1 213147  422764 


77560 
71170 


154397i 
141311' 


128661   254979 
143554 1  44234  [37788^ 

^[^U21625 16384751 


y 


1 


9S 


Sachs««.  ^J 

tXbcT  <tte'  Bctölkcnifif}  ein  ucn^r  Bfle?  toü  iter  Anftnerksankeity 
weiche  man  in  Sachsen  der  Bevolkerungs-Statistik  widmet;  noch  mehr  aber 
sind  es  die  Vorbereitungen ,  die  bei  Gelegenheit  der  iMoesteD  ZiMilHng  vom 
&  OtoC.  1852  geCroffcn  wurden,  um  über  die  physische,  geistige,  sittliche 
Qfiif  sociale  wesohaffenhcit  der  Bewohner  die  genaueaiea  Nachweise  zu 
erlangen.  Nach  allen  diesen  Richtungen  sind  die  Ergebnisse  dieser  Zählung 
iwar  ffegenwärtiff  noch  nicht  verarbeitet,  allein  sie  liegen  bereits  soweit  fertig 
Tor,  oass  folgende  Resultate  daraus  entnommen  weraen  k^oneii: 

(Siehe  nebenstehende  Tabelle.)  .  . 

Wenn  man  die  Volkszählungen  eines  Landes  studirt  und  die  analogen 
Ergd^nisse  jeder  einzelnen  Zählung  mit  einander  vergleicht,  so  entdeckt 
man  darin  Regelmässigkeiten,  die  jeden  Glauben  an  die  Zufälligkeit  der 
Ereigiaisse  auf  diesem  Gebiete  des  NaturbaushallB  uoterdrUcken.  Das  Ver- 
hältniss  zwischen  der  Zahl  der  männlichen  und  weiblichen  Individuen 
schwankte  bei  7  Zählungen  von  48,58:  51,42  nur  bis  48,7i):  5I,3L  Die  zu- 
sammen kbenden  Ehegatten  betrugen  immer  etwas  mehr  als  34 p€t.  Die  ver- 
wittwelen  Männer  1,59  bis  1,63  pCt.,  die  verwittweten  Frauen  4,0  pCt.  der  ge- 
sammten  Bewohnerzahl;  die  lutherische  Bevölkerung  belief  sich  bei  allen 
Zahlungsterminen  auf  98  pCt.  der  ganzen  Bevölkerung  etc.  Angesichts 
solcher  Regel  und  Gesetzmässigkeiten  in  der  Oeconomie  des  menschlichen 
Lebens  erscheint  es  fast  überflüssig,  innerhalb  kurscr  Zwischenräume  neben 
der  Zahl  der  Bewohner  nach  Geschlecht  und  Hauptaltersklassen  auch  noch 
die  Verhältnisse  zu  ermitteln,  die  auf  die  Gonfession,  den  Givilstand  etc. 
Bezug  haben.  Es  genügt,  diese  etwa  aller  6 — 10  Jahre  einmal  von  neuem 
festzustellen,  während  man  sie  flir  die  Zwischenzeit  aus  den  vorliegenden 
Erfahrungssätzen  berechnen  und  abstrahiren  kann.  Zu  solchen  AbstractioneYi 
bieten  die  von  dem  statistischen  Bureau  des  K.  S.  Ministerium  des  Innern 
herausgegebenen  drei  ersten  Lieferungen  so  reiche  Unterlage,  wie  sie  in 
keinem^  statistischen  Werke  irgend  eines  Landes  ditr  Weit  enthalten  sind. 
Man  könnte  diese  Aufhäufung  von  statistischem  Stoff  sogar  für  eine  Ver- 
schwendung von  Mühe  und  Zeit  halten,  müsste  man  nicht  die  Ansicht 
statistischer  Autorifäten  theilen,  dass  nur  dann  statistischen  Arbeiten  ein 
mehr  als  vorübergehender  und  selbst  ein  unverfänglicher  Werth  zuzu- 
sprechen ist,  wenn  sie  sich  nicht  blos  auf  die  Mfttheilung  von  Zahlen- 
resaltaten  beschränken,  sondern  sich  auch  auf  die  Ermittelung  des  Gesetz- 
massigen,  des  Causalnexus  erstrecken.  Die  Zahlen  ändern  sich  und  sind 
und  waren  wahrscheinlich  zu  keiner  Zeit  absolut  richtig,  und  sicher  nicht 
ßu  der  Zeit,  wo  sie  zur  öffentlichen  Kenntniss  gelangten;  die  sich  in  den 
iZahlen  offenbarenden  Gesetze  aber  bleiben  unverändert.  Es  erleiden  daher 
die  foleenden,  auf  das  Jahr  1849  bezüglichen  Rechnungsergebnisse  über 
die  Verhältnisse  unter  den  Altersklassen  der  sächsischen  Bevölkerung,  auch 
auf  das  Jahr  1852  volle  Anwendung,  ja  sie  leidien  ohne  Zweifel  sogar  An- 
wendung auf  die  Bevölkerung  vieler  anderer  deutscher  Staaten: 


282 


•SachseB. 


tmttmm 


Kreis-Directions-Bezirke 
Wobnplätie 


Procent&le  YerhSItnisse  unter  den  ädtvidnen  der 

Bevölkeningr 


Ton  unter  bis 
mit  14.  Jahr 

m. 


Vom  U.  bis 
mit  80.  Jabr 


m.   (    ▼. 


▼om  80.  bia 
mit  60.  Jabr 

m 


TonOOJabroii 
und  drüber 


m.       ▼. 


Städte 

im  Kreis-Dir.-Bez.  Dresden 

Leipzig . 
Zwickau 
Bautzen 

Durchschnitt 


n 
n 


13,33 
14^4 
16,01 
14,51 


13,43 
14,51 
16,23 
14,29 


Dörfer  etc. 

im  Kreis-Dir.-Bez.  Dresden 

«  Leipzig . 

n  Zwickau 

r,  Bautzen 

Durchschnitt 


VI 

II 


Dörfer  und  Städte 

im  Kreis-Dir.-Bez.  Dresden 
,  Leipzig . 

n  Zwickau 

n  Bautzen 

Durchschnitt 


14,75 


15,60 
16,28 
17,40 
14,34 

16,11 


14,79 
15,45 
16,86 
14,37 


14,92 


15,80 
10,32 
17,71 
14,62 


16,33 


14,94 
15,58 
17,13 
19,57 


16,63 


15,83 


16,18 

16,48 
15,56 
13,93 


15,85 


13,78 
12,76 
12,94 
12,44 


13,01 


14,64 
14,28 
13,46 
12,67 


14,01 


15,59 
15,06 
14,98 
14,57 


15,13 


15,29 
15,59 
14,97 
14,88 


15,16 


15,40 
15,37 
14,98 
14,83 


15,15 


16,07 
16,03 
15,32 
16,56 


15,79 


15,82 
15,68 
14,88 
16,91 


15,69 


15,92 
15,82 
15,05 

16,85 


15,72 


18,19 
17,06 
15,54 
17,80 


16,78 


16,30 
16,20 
15,44 

18,29 


16,38 


16,98 
16,55 
15,48 
18,21 


3,13 
3,02 
3,00 
3,79 


3,09 


3,50 
3,47 
3,18 
4,22 


16,52 


3,53 


3,36 
3,29 
3,11 
4,10 


3,38 


4,08 
3,60 
3,36 
4,55 


3,69 


3,91 
3,70 
3,48 
4,30 


3,53 


3,97 
3,66 
3,43 
4,34 


3,76 


100,00 


§.  5.    Physische  Beschaffenheit  der  Bewohner  Sachsens. 

Zur  Kenntniss  der  pfaysischenBeschaffenheitder  Bewohner  gehört 
unbedingt  auch  die  Kenntniss  über  die  Ernährung,  Wohnung  nnd  Kleidung. 
Obgleich  Sich  solches  Wissen  in  der  Hauptsache  nur  auf  gewisse  Mittel- 
werthe  und  auf  einzeihe,  ganz  allgemeine  Thatsachen  beschränkt,  so  geben 
beide  doch  an  die  Hand,  um  welche  Grössen  herum  die  wirklichen  Zu- 
stände oscilliren. 

Der  Fleischverbrauch  und  die  Bier*  und  Branntwein-Gon- 
sumtion  waren  während  der  letztverflossenen  Jahre  im  ganzen  König- 
reiche (olgende: 

(Siehe  Tabelle  S.  233.) 

Diese  Zahlen  selbst  sind  nur  wieder  Durchschnittszahlen  aus  den  auf  die 
einzelnen  Landestheile  bezüglichen,  die  hierin  keineswegs  untereinander  in 
Uebereinstimmung  sind.  Denn  Sachsen  hat  Gegenden,  wo  der  Fleisch- 
yerbrauch  per  Kopf  der  Bevölkerung  jährlich  nur  21  Pfund  beträgt,  z.  B. 
im  Hauptzollamtsbezirk  Eibenstock,  während  er  in  anderen  Bezirken  so{^ar 
50  bis  über  70  Pfd.  beträgt.  Ebensowenig  ist  der  Bier  -  und  Branntwem- 
Gonsum  überall  gleich. 


sHT 

Eid  Bewohner  des  ganzen  König- 

tili! 

!w.d.Bi.r-Q. 

PMaebTBr- 

reichs  consumirle 

Jahrgänge 

biucb  per 
Kapfdw 
BeTOlkerg 

inllnd.  1  b.lct.  1  Bberh. 

inlKBd.' 

mT 

InlUDd. 
•urd^^p. 

iE.2..pfund. 

II.I»(i.   B.  tim. 

g.Iio». 

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D.lini. 

UMi 

°%LsJ' 

1840 

3fi,12'l 

„ 

_ 

_ 

_ 

_ 

%n 

6.54 

1641 

33,4f(') 

10,44 

6,28 

1842 

40.20 

0,45 

Ü,U7 

7,62 

1843 

28,78 

0,41 

6.26 

951 

1844 

33,20 

5,2 

038 

5,58 

55,6 

«1,18 

8,85 

6,89 

1845 

■C35,H0 

fiS 

0,3M 

7,18 

5li,4 

63,58 

10,  )5 

6,24 

1846 

E3ti,00 

8,0 

0,40 

8,40 

55,3 

63,70 

8,40 

7,53 

1S47 

3100 

6,8 

0.53 

7.33 

40,1 

47,43 

7,58 

6,1» 

1848 

32,00 

6,9 

086 

7,7h 

51,4 

59.16 

10,09 

5,18 

1849 

35,00 

7,9 

i;4o 

9,3ü 

54.0 

63,30 

11,65 

5.23 

1850 

38,00 

ölg 

2.15 

11,05 

56,3 

67.;i5 

1068 

6,16 

1851 

41,40') 

8.8 

2,51 

1),3I 

54,1 

65,41 

7,97 

7,89 

J852 

~ 

2,50 

— 

— 

— 

^■ 

— 

Zu-  od«  Ab- 

■    ■ 

9,10 

6.82 

- 

69,23 

560,52 

102,68 

-2,70 

6,91 

-. 

- 

I  kaon    erst  die  Zählung 


Was  den  Getreideverbrauch  anlangt,  so  lässt  sich  dieser  nnr 
schälzen;  bestimn-le  Messungen  sind  darüber  nicht  vorhanden;  noch  weniger 
über  den  höchst  ansehnhchen  Verbrauch  von  Kartodeln,  welche  lel/lere  in 
genissen  Gegenden  Tasst  die  ausschlipssliche  Nabrung  der  Bevölkerung 
ausmachen. 

Hinsichtlich    der    W  ohnungsverhältni 
von  1852  genügende  Aufschlüsse  verschaffen. 

Im  Allgemeinen  ergiebt  die  Sterblichkeitstafel  einer  Bevölkerung,  sobald 
sie  in  eine  Tabelle  über  die  Lebenserwartung  umgerechnet  worden  ist, 
beachtenswert  he  Momente  zur  Beurtheilung  der  physischen  Lebensverhält- 
nisse derselben.  Die  Lebenserwartung  der  männlichen  und  weiblichen  In- 
dividuen Sachsens  ist,  je  nachdem  sie  gewisse  Altersjahre  bereits  erreicht 
haben,  im  ganzen  Königreich  folgende: 

(Siehe  Tabelle  S.  234.) 

Es  ist  nicht  unpassend,  an  dieser  Stelle  eine  auf  die  detaillirlesten 
Forschungen  gegrunuete  Berechnung  der  Gesammtausgaben  für  einen  Kopf 
der  Bevölkerung  im  Königreich  Sachsen,  für  tägliche  Nahrung,  Kleidung, 
lYohnung.  Heizung  und  Beleuchtung  u.  s.  w.,  einzuschalten.  Die  cinzeloeu 
Sätze  sind  mit  Vernachlässigung  der  Bruchtheilprennigc  folgende: 


]<  und  SdiwolnaieiiBh. 


SMllt«1l. 


AR«r, 

welches  Ale 

li  0b  e  n  d  6 

erreicht  haben. 


»P^aBB 


0 

1 

6 
11 
16 
21 
26 
31 
36 
41 
46 
51 
56 
61 
66 
71 
76 
81 
86 
91 
96 


Jahre  (Augenblick  der  Geburt) 

Jahr 

Jahre      


» 
fi 

I* 
n 
n 
« 
1» 
n 
fi 
1» 
n 
n 


Koch  SU  enrartende  Lebensjahre 
der 

mXnnllchen    I     weiblichen 

IndiTiduen 

Im 
Königreich  Sachsen  ttberhanpt 


i 


26..., 

47 
44"*' 

40,„< 

25».  »I 

33..., 

30,1., 

26..,, 

23,1, 

19..., 

16,,., 

13... 

11..1 
9,1«, 
7,,«, 

5.4*; 

4.,,, 

3,S4l 
2..4, 

2,«., 


30,01« 

4*>7»0 

47,.„ 

44„4s 

40»... 

36,g74 

S'*** 

30,si» 

27,0  6« 

^'"* 

20,4.. 

17,,,. 

14,... 

ll#.o. 

M 

9.4,. 

7,aii 

5,eet 

4,3  ei 

w 

3,40  7 

2,8  2  e 

3 

1,944 

FrtthstUck     }    .    .    . 
Jkliltaffessen  >  Nahrung 
Abendbrod   7    .    .    . 


.    .      5  Pfennige  sächs. 
.15 

SÄ^i'^^-^^-i^  :  :  :  I      :       ! 

für  Wohnung 3 

»    Hekung 1 

„    Vergnügen 1 

Abgaben 1 

Schule  und  Kirche 1 

Arzt,  Apotheker  und  AlmQsen 1 

ausserordentliche  Ausgafben 1 


9). 


25  Pf. 


6 


»» 
n 


Summa    40  „  =  4Ngr. 

'  Bas  beträft  jährlich  für  einen  Bewohner  48  Thlr.  20  Ngr.  und  für  die 
1987832  Bewohner  Sachsens  vom  3.  Decbr.  1852  die  enorme  Summe  von 
96741157  Thlr.,  die  jedenfalls  eher  hinter  der  Wahrheit  zurückbleibt,  als  über 
dieselbe  hinaus^reift.  Erwägt  man,  dass  die  Bevölkerung  des  Landes  in 
diesem  Augenblick  schon  über  1990000  Seelen  beträgt,  so  wird  mithin  jähr- 
lich, lediglich  zur  Erhaltung  der  Menschen,  ein  Tauschwerth  von  nahe 
97  Millionen  Tbalern  umgesetzt  und  in  einem  .JAhre  verauagabt  unter  anderen 


Mtitkttm. 

mrNahraiig GOÜttl«  TUr.  » Nfr. 

.  KleidUK 12lffiB33    ,       10    ,' 

,   W3s<£ 2421166    ,       Xt    , 

,   Wohnung  V    ....      7283500    ,       —    , 
jie  mau  natlmich  ohne.Bedei^en  tbninden  k^in. 


%.  6.    Gasti^  ^eschiffenfaeit  der  Bewohner. 

DarOber  gewähren  die  Zahlen  derConfewonB-AngehöriKes.der  «chnl- 
besuchenden  Kinder  qnige,  wenji  äui^  nnTol&<ipuaf  ne  AubcUutjie.  Vop  der 
GCMBuntbeySlkerung  Sachsens  sind : 


G«DlMon 

mluilld» 

Individuen 

Lutherisch«    . pCt. 

Refonnirte „ 

Bitmisch -Katholische    ... 
Beutsch- Katholische     ...      ., 
rsneliten    . 

47,68 
oioT 
0,90 
006 

o;o3 

50,25 
0,07 
0^88 
0,04 
0,02 

97,93 
0,14 
178 
0,10 
OflS 

Ueberhaupt    „ 

48.74 

51.26 

roftoo 

Nach  den  alljübilich  mittelst  der  sogenanntes  Kirchei»e(teJ  ans  allen 
einzelnen  Parochieen  des  Landes  an  das  statistische  Bureau  gelangenden 
Hiltheilungen  erhidt  in  den  Schulen  der  Städte  und  D5rrer  der  einseinen 
Kfeis-Directioni-Besirbe  des  KÖDiRreichs  nachstehende  Zahl  tjdd  Knaben 
utd  M^ddien  den  gewöhnlichen  Schulunterricht 

(Siehe  Tabelle  8.  23S.) 

Die  männliche  B«T5lbeniDg, 
ein  Böherer  Grad  von  Real-  ode 
kann  ihre  Schul bildungsieit  nid 
FBr  angebende  Bandwerbe.r  giebl 
Gewerfacbulen,  fUr  Studirende  G 
die  sicn  noch  and«'n  specielleo  F 
laid-  und  forstwirlhschaßUche - 
Künstle rakademien  etc.  Aus  der 
lässt  sich  einerseits  auf  das  Streben  i 
SQJts  beuttheilen,  in  welchem  Ifuii 
Bildung  £e  BefBIkeruDg  SäöiReBS  flurcfittnngi- 

Nach  den  bei  dem  konischen  Ministerium  du  Innern  yorl^tulenett 
Unterlagen  über  die  VerhiHlniase  d^  SoD.ptagssc5uIeu  tm  KöitigiFeicbe 
Sachsen  während  der  Jabfe  1838,  1841  1643,  IB46,  }848  und  im  Üb  es 
in  ^ffi  einzelneo  Krqis-Directio.ns-Bezirken  des  Landgs  folgende  Anzatu  von 
Sonntagssf^^en  und  SonntagSsehQljäm:  -    : 


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SachaftD. 


287 


i  .           '                 f   - 

Zahl  'der  Schulen 

Zirhl  der  Sdhhter 

Kreis -Directions- 

in  den  Jahren 

in  den  Jahren 

Bezirke 

1 

j 

18381841  184318461848  1851 

Ia38  1841i1ft43  1846  1848  1851 

K.-D.-B.  Dresden 
»       Leipzig 
«       Zwickau 
«       Bautzen 

8 

8 

24 

4 

8 

9 

27 

5 

9 
11 
33 

5 

11 

15 

39 

5 

n 

13 

36 

5 

10 

14 

41 

5 

6591  668 

5891  73a 

3366  3736 

364    364 

741 

930 

4*240 

403 

1023 

)30:) 

4h95 

465 

936|I045 

11*2(11331) 

42504727 

461    343 

Im  Königreiche . 

44 

49 

58 

70 

65 

70 

4978  5503 

6314 

7686 

6776 

7451 

Die  für  Gewerbe  und  Handel  heranzuzjf'henden  Jünglinge  empfangen 
ihre  anderweite  Bildung  auf  Gewerbe«*  und  flandelsscbuleq  und  besonderen 
Bachschnlgn, 

Die  Frequenz  der  technischen  oder  Gewerbeschulen  des  Landes 
war  folgende: 


Anstalten 

1«*/« 

in  den  JahreA 

i8»yM 

Technische  Bildungsanstall  in  Dresden 

(jetzt. polytechnische  Schule)  .... 

Gewerbeschule  zu  Chemnitz 

„             »  Plauen  

»             n  Zittau 

149 
150 

85 
61 

184 

155 

81 

55 

216 

141 

94 

69 

217 

173 

87 

62 

Zusammen 

445 

475 

520 

539 

Es  ist  hierzu  nur  zu  erwähnen,  dass  die  Anstalten  zu  Plauen  und  Ziltam 
mehr  und  mehr  den  Charakter  von  Realschulen  annehmen,  dass  hingegen 
die  pelytechnisehe  Sob«1e  zu  Dresden  in  neuerer  Zeit  die  untere  Klasse  aul- 

gehoben  hat  und  nur  schon  vorgebildete  Jünglinge  aul'nimrot;  in  der  ersten 
blasse  erster  h.  zweiter  Abtheilung  ist  sie  Fachschule  für  Landbau,  Strassen-, 
Brücken-,  Wasserbau  und  für  Maschinenwesen.  Hingegen  ist  die  Chem- 
nitzer Schule  nicht  allein  polytechnische,  sondern  gleichzeitig  auch  Fach- 
schule für  Fabrik-  und  Maschinenwesen  und  praktische  Landwirthschaft. 

Natürlich  absolviren  nicht  alle  Jünglinge  der  genannten  Anstalten  den 
vollen  Lehrcursus  derselben,  ja  sogar  die  wenigsten  verbleiben,  bis  sie  in 
die  oberen  Abtbeilungen  aufrücken  könnten,  einestheils  deshalb  nicht,  weil 
es  ihnen  nicht  um  diese  potenzirt-technische  Bildung  zu  thun  ist,  anderen- 
theils,  weil  für  so  viele  herangebildete  Techniker  keine  Verwendung  im 
Lande  ist.  Während  früher  die  Fachschulen  zugleich  Vorbereilungsschulen 
für  ihre  speeiellen  Zwecke  waren,  werden  sie  in  der  Neuzeit  tnehr  und 
mehr  ausschliesslich  Fachschulen,  indem  daselbst  nur  junge  Leute  Ton*  ge- 
wisser Vorbildung  aufgenommen  werden;  so  auf  der  Berg- Akademie  zu 
Freiberg,  auf  der  forst-  und  landwirthscbaftlichen  Akademie  zu  Tharand. 
Die  Frequenz  der  ersteren  beträgt  an  Inländern  jährlich  durchscbnitllich 
50—60,  die  der  letztern  35-40. 

Vier  Handelsschulen  gewähren  den  angehenden  Kaufleuten  die 
Mittel,  sich  wissenschaftlich  für  den  Handel  und  dessen  verschiedene  Zweige 
auszubilden.  Drei  dieser  Schulen  sind  Cur  die  Handelslehrlinge  ungefähr 
das,  was  für  die  Handwerkslehrlinge  die  Sonnlagsschulen  sind,  während 


!^ 


SM€1i44t. 


*  *  •  •  •  » 

die  EkmdelsfeliNiislill  m  Leipzi;^  ^p«r  Fadifolii|1e  glAch  cu  achten  ist 
Die  Zahl,  .^brer,  Zöglinge  ist  auf  100  oeschränK^  aayon  sind  aber  kaum  die 
Hälfte  Intänder. 

SoWofai  von  def  technischen  Anstalt  zu  Brtsden,.als  auch  von  der 

»n^r-.Akadeiiiie  tu  Freiberg  wpr4en  (und  keijiesweges  aus  den  obersten 
assen  oder  Divisionen)'  JUnghnffe  zum  Milftair  entlassen,  um  alsbald  in 
Officifrssiellen  einzurücken.  Gleichwohl  werden  die  bestehenden  techpischei) 
iinsUlien  und  Fachschalen  nicht  als  Vorb^reitungs  -  und  Bildungschulen 
f%t  Orädere  betrachtet,  es  besteht  zu  diesem  Zwecke  eine  eigene  Milttair- 
Akademie  dermalen  in 2  Abtheilungen,  unter  dem  Namen  Gadett<jnschule 
und  Artilleriesch}il<;^  früher  war  deren  Freqv^enz  durch  qie  verordnete 
Zahl  der  Gadetten-  uiia  Volantairstellen  beschränkt,  jene  betrug  fff^ 
diese  15,  so  dass  also  zusammen  75  Zöglinge  höhere  Mifitairbildunff  em- 
pfanden konnten.  Wähi^end  des  Sömmersemesters  1852  und  des  Winter- 
semesters 185*2/53  war  indess  die  Zahl  der  Zöglinge  folgende  i 

II  i  I  li  iifii  II 


1.  Diyisioii 


1862 


CadettenschuTe 
Artillerieschule 


14 


18"/. 


M 


8.  l>lTl8lon 


1852 


14 


racat 


17 
9 


Zusammen  |  14  |  14  j  2ft 


18»% 


8.  DiTfiilbii 
1862  |18»Vi3 


i,  jyMi^fk 


1862 


17 
9 


22 


20 


22 


18"/. 


M 


22 


tr^beHiaqfC 


li^ 


75 


!»*•/., 


73 
9 


1 


26      22     SO 


I 


l 


22     84      82 


Fttf.das  Hochbauwesen  bestehen  in$ac)|8en  Vie  m. andern  Undem, 
neben  dem  Unterricht  in  diesem  Fache,  auf  aeq  ijscfanischen  Anstalten  und 
Akadefliien,  auch  nooh  Bauschulen  und  Baugeweraf iischulen  und  eine  Bau- 
akademie zu  Dresden,  deren  Lehrgegenstand  die  h&here  Baukunst,  die 
Architectur  ist;  sie  ist  tiitt  d^i^  JHaleräkademie  verbunden  und  insofern 
auch  Bildhauerei  ein  Bildungsobject  ist,  fUhrt  diese  betreffende  Anstalt  zu 
Dresden  den  Nainen  «di^  Akademie  der  bildenden  Künste^'' .  Die  Frequenz 
der  einzelnen  Abtheilongen  derselben  war  in  den  Iahten  1846—53  folgende: 


la  Aer  Haler,  näd  Selchnenselidle 

U  Sef  Biolehole  mit 

Jaiirgibige 

mit  AUUera 

f^lißt 

Sommer.   [    Winter. 
Cweani 

durch. 
BehnittUcb 

Sommer.     ,  #iiiter. 
caHuB 

durch. 
MÜftittlleh. 

184« 

130 

143 

138,5 

38 

41 

39^5 

1847 

m 

131 

127,5 

24 

40 

32,0 

1848 

113 

124 

118,5 

24 

49 

36,5 

1849 

94 

107 

100,5 

30 

49 

39,5 

1860 

94 

98 

96,0 

34 

43 

38,5 

1851 

106 

108 

104,5 

35 

39 

37,0 

1852 

109 

97 

103,0 

33 

49 

38,0 

1853 

91 

— 

— 

25 

— 

Hiemebeü  besteht  in  Leibzi^  noch  ^ihe  Akäideäi!^,  die  im  Grunde  ge- 
hommen  aber  nur  eine  Bauschule  ist,  ebenfalls  itiit  ah^ehnlichek*  Frequenz: 

Die  Baugewerkenschulen  des  Landes  bestehet  zu  defti  Zwecke,  die- 
jenige künstlerische  und  wissenschaftliche  Vorbildnnlt  zu  geWShren,  welche 
qet*  Beruf  der  Bauhandwerker,  namiskitlich  der  Maurer  lind  Zimmerleute 
bedingt  Slö  waren  in  den  Jahren  1845—1853  in  folgebd^m  Maasse  besucht: 


8acht«ii. 


389 


Site  d€r  Schulen 

\\^'U. 

18*  «^ 

18*  V» 

18*  Vf 

184«^  \S^%, 

lB»!^t 

18"^ 

Bliogeirerkenschule  1 

KU  Chemoiti 

79 

62 

66 

64 

61 

66 

59 

59 

desgl     n   Dresden 

66 

64 

67 

72 

72 

68 

88 

8t 

»         „   Freiberg  p    26 

13 

11 

11 

12 

12 

20 

a 

,»         n   Leipiig 

d5 

44 

52 

60 

57 

62 

70 

n         »   Plaaen 

26 

29 

35 

42 

34 

31 

33 

27 

n  Zittau 

24 

30 

34 

38 

45 

37 

38 

38 

Znsammen 

266 

242 

265 

287 

281 

276 

308 

261 

Wäre  es  möglich,  den  Bilduhgsgang  in  realen  Wissenschaften  von  dem 
in  idealen  scharf  zu  trennen,  so  würde  dfie  Frequenz  der  bis  jetzt  genannten 
Anstalten  ungefähr  versinnlichen,  in  welcher  Ausdehnung  sich  die  sächsische 
Jugend  realen  Studien  widmet  AHein  eine  solche  Trennung  ist  unstatthaft 
und  nirgends  streng  durchführbar.  Junge  Leute,  die  später  Handwerker, 
Fabrikanten  oder  Kaufleute  werden  besuchen  Gymnasien,  die  doch  die  Vor- 
bereitungsschulen  für  ideale  Fachbildung  sind;  eben  so  häufig  werden  jetzt 
aber  auch  die  Realschulen  und  Realgymnasien,  sowie  einzelne  Abtheilungen 
technischer  Anstalten  von  solchien  Leuten  freguentirt,  die  später  die  Univer- 
sität beziehen  und  nur  zum  Zweck  der  Aneignung  einer  grösseren  Summe 
realer  Kenntnisse  sich  in  Realbildungs-^nstalien  aufhielten.  Für  den  Künstler, 

Samentiich  den  Architecten  ist  ein  bestimmter  Grad  realer  und  humanistischer 
ildung  gleich  unerlässiicn. 

Was  die  Gymnasien  anlan^»  so  sind  deren  in  Sachsen  11  und  sie 
waren  in  den  einzelnen  Rlissen  während  des  Wintersemesters  185^/53  in 
folgender  Weise  besucht: 


Name  und  Sitz  der 
Anstalten 

f'ürstens^^hule  zu  Meissen 

»  »  Grimma 

Kreazschnle  zu  Dresden 

Iftloehmannsches  Gymnaa. 
zu  Dresden   .  .  . 

fhomas  -  iSchule  zu 

Leipzig 
Nitolai- Schule  zu  Leipzig 
Gymnasium  zu  Freiberg  . 

«  n   Zwidtau  . 

M  1)   Zittau.  .  . 


n 


n   Bautzen   . 
„  Plauen  .  . 

Zusammen  .  . 


Klassen  und  Abtheilungen 


1.  KI. 


28 


15 


28 

19 

11 

9 

22 
13 

15^ 


2.  KL 

>  I  b 


3.  KI. 

•  I  b 


32 

32 

28128 


U' 


11 


31 

16 
15 
20 

18 
10 


241 


47 

39 

44146 


4.  Kl. 

a  i  b 


'i' 


12 


39 

23 

18 

20 
12 


327 


46 
25 


30 

17 
27 
11 

24 
20 


346 


5.  Kl. 


17118 
3a 

16 


28 

22 
11 

19 
13 

T73" 


8|4 
12 

16 

8 

22 

7 

16 
25 


106 


137 
810 


91t 


172 
165 
112 
115 

85 

119 
93 


1553 


*)  Hat  mit  Juni  1858  anJ^ehöit.        f  ezeL  der  ZdgUnge  in  den  BeaUdMien. 


240 


Sachsen. 


Die  unteren  RTassen  dieser  Gymnasien  und  zwar  die  fünfte  und  sechste, 
sind  Projj^ymnasialklasseu ;  sie  werden  schon  von  Knaben  im  Alter  von  8  bis^  10 
Jahren  besucht.  Solcher  Progymnasien  giebt  es  in  Sachsen  noch  sehr  viele,  fast 
alle  sogenannte  Privalerziehungsinstitute  erfüllen  nicht  nur  den  Zwedc,  zum 
Gymnasium,  sondern  sehr  viele  auch  den,  zur  Universität  und  zu  Fachschulen 
oder  Akademien  vorzubereiten.  Sie  sind  in  Folge  dessen  häufig  ein  Ge- 
misch von  Progymnasium  und  Gymnasium,  von  Realgymnasium  und  tech- 
nischer Schule.  Den  Besuch  aller  solcher  Anstalten  anzugeben,  ist  zur  Zeit 
nicht  möglich,  eben  so  wenig  kann  jetzt  schon  angegeben  werden  wie  viele 
junge  Männer  überhaupt  in  Sachsen  einen  über  das  Volksschulziel  hinaus- 
gehenden Unterricht  ernalten. 

Kciuni  die  Hälfte  der  auf  den  Gymnasien  humanistisch  vorgebildeten 
Schüler  bezieht  die  Universität  des  Landes  und  auch  nur  dieser  Theil  vollendet 
in  der  Regel  den  ganzen  Lehrcursus,  der  ie  nach  den  Bedingungen  für  die 
erforderlichen  Vorkenntnisse  der  auf  die  Gymnasien  Aufzunehmenden  67-9 
Jahre  beansprucht.  Die  grössere  Hälfte  der  Schüler  wird  von  den  Gymnasien 
zu  anderen,  meist  fachwissenschafllichen  Bildungsanstalten  entlassen;  einige 
gehen  unmittelbar  zu  bürgerlichen  Berufsarten  über. 

Ueber  die  Zahl  der  Lehrer  und  der  Studirenden  im  J.  1852/53  bei  der 
Universität  zu  Leipzig  giebt  die  nachstehende  Tabelle  Auskunft : 


Lehrficher. 


Facnltätswissen- 
Bchaften. 


Zahl  der  Lehrer. 


Sommersemester  1852. 


j8 

04 


*m    S 

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Wintersem.  1852/53. 


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0 

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CQ 


Zahl  der  Stadirenden. 


Sommers.  1852 


u 
a 

a 

M 


0 

I 


s 
QQ 


WinterB.1852/63 


»4 

o 
a 


tri 

9 

a 

•SS 

00 

O 
< 


OQ 


Theologie    •  •  |     8 

Jurisprudenz  .  |     7 

Medicin  .    .  .  ) 

Chirurgie     .  .  \   10 

Pharmacie  .  .  ) 

Naturwissensch.  \ 

Philosophie  .  ; 

Pädagogik    .  .  \  19 

Philologie    .  . 
Mathematik 

Gameralia    .  . 


3 
6 

10 


15 


4 
2 

11 


15 
15 

31 


41 


8 
8 

11 


20 


441  341  241  1021   47 


3 
6 

10 


15 


4 
2 

12 


11 


15 
16 

33 


45 


121 

270 

113 

25 

15 

12 

7 

5 
18 
10 


44  165 
77  347 


43 
19 
4 
7 
4 
3 
9 
2 
4 


156 
44 
19 
19 
11 
3 
14 
20 
14 


115 
256 
111 
29 
10 
10 
11 

6 
17 

8 


47 

69 

49 

19 

3 

7 

4 

4 

8 

2 

4 


162 

325 

160 

45 

13 

17 

15 

4 

14 

19 

12 


34|   29|  1 10|i)96j  2161  812  5701 216|  786 


Ausser  der  medicinischen  Facultät  in  Leipzig  befindet  sich  in  Dresden 
noch  eine  chirurgisch-medicinische  Akademie,  davon  die  Entbin- 
dungsschule einerseits  und  die  Thierarzneischule  andrerseits  Dependenzen 
sind.  Die  Bedeutnng  dieser  Anstalten  für  beregten  Zweig  der  Bildung  gebt 
aus  den  Zahlen  der  Zöglinge  und  Besucher  derselben  hervor: 


Sachsen. 


241 


A.  Frequenz  der  chirurgisch-medicinis 

ichen 

Aka 

demie: 

Zahl  der  Schüler 
überhaupt 

Stand  der  Schüler 

Im  Jahre 

1 

•pH 

•» 

B 

o 

vom  Civil 

— r 

Zusammen 

Bataillons- 
ärzte 

9 

Compagnie- 
ärzte 

Stipen- 
diaten 

Chirurgie 
u.  Medioin 
Studirende 

Pharm  a- 

ceuten 

für  einzelne 
Vorlesungen 

Einge- 
BchriAbene. 

1845 

12 

105 

117 

1 

5 

6 

10 

79 

10 

6 

1846 

14 

96 

110 

6 

8 

13 

71 

9 

3 

1847 

16 

89 

105 

6 

10 

7 

69 

8 

5 

1848 

10 

91 

101 

— ^ 

6 

4 

11 

62 

11 

7 

1849 

6 

87 

93 

— 

6 

12 

65 

6 

4 

1850 

22 

65 

87 

6 

16 

10 

46 

7 

2 

1851 

28 

60 

88 

— 

6 

22 

12 

43 

3 

2 

1852 

27 

55 

82 

6 

21 

7 

42 

5 

1 

6.  In  der  Entbindungsschule  wurden  inscribirt: 

im  Jahre    1846  Studirende:  42,  Lehrtöchter:  42, 

1847  „  42,  „     60, 

1848  „  46,  .      47, 

1849  „  37,  „     49, 

1850  ^  39,  „      53, 

1851  „  53,  „     56, 

1852  «  44,  „     61, 


G.  Frequenz  der  Thierarzneisehule: 


Zahl  der  Schüler 
überhaupt 

Stand  der  Schüler 

Im  Jahre 

itair 
ivil 

44 

ide 
itoir 

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1845 

14 

40 

54 

14 

11 

22 

7 

1846 

10 

25 

35 

10 

7 

13 

5 

1847 

9 

30 

39 

9 

8 

17 

5 

1848 

12 

30 

42 

12 

13 

15 

2 

1849 

18 

41 

59 

18 

15 

15 

11 

1850 

31 

34 

65 

31 

13 

11 

10 

1851 

30 

32 

62 

30 

12 

12 

8 

1852 

28 

32 

60 

28 

13 

12 

7 

Begreiflicherweise  sind  es  nicht  diese  Zahlen  über  die  Frequenz  der 
einzelnen  fiildungsanstalten,  welche  den  Maassstab  zur  fieurthcilung  an  die 
Hand  geben;,  in  welchem  Verhältnisse  geistige j  reale  oder  ideale  Bil- 
dung aie  sächsische  Bevölkerung  durchdringt ,  sondern  nur  die  sind 
dazu  tauglich,  welche  aus  der  Vergleichung  der  Zahl  der  Besucher  mit  der 


242  Sachsen. 

Grösse  einer  gewissen  Alterslclasse  der  Bevölkerung  hervorgehen.  Das 
mittlere  Alter  der  Zöglinge  und  Schiiler  der  betreffenden  Anstalten  durfte 
zwischen  18—20  Jahre  fallen.  Vergliche  man  daher  ihre  Zahl  mit  der  Zahl 
der  lebenden  männlichen  Individuen  im  Alter  von  20—30  Jahren,  so  würde 
man  in  Betreff  der  Bildungshäufigkeit  ein  ziemlich  genaues  Resultat  er- 
halten. Allein  vor  allem  gehört  zu  solcher  Berechnung  die  Renntniss  der 
wahren  Zahl  der  auf  dem  beschriebenen  Bildungswege  begriffenen  jungen 
Leute;  die  Zahl  die  in  öffentlichen  Gymnasien  geschult  werden,  ist  Iceines- 
wegs die  richtige.  Sehr  viele  erhalten  höheren  Privatunterricht  und  werden 
durch  Privatlehrer  zur  Universität  reif  gemacht.  Und  wäre  diese  Zahl  genau 
bekannt,  so  würde  eine  zu  ziehende  Schlussfolgerung  dennoch  lückenhaft 
sein,  sobald  sie  sich  nur  auf  die  männlichen  Individuen  beschränkte.  Die 
Bildung  des  weiblichen  Geschlechts  bestimmt  vielleicht  noch  intensiver  das 
Maass  der  geistisen  Bildung  eines  Volkes,  sie  ist  wenigstens  vom  entschieden- 
sten Einfloss  auf  dieselbe.  Wir  bezeichnen  diese  Lücke  in  der  sächsischen 
Statistik  absichtlich,  weil  sie  keineswegs  isolirt  steht,  denn  die  wenigsten 
anderen  Staaten  besitzen  hierüber  genaue  Nachweise. 

Der  Literaturzustand,  der  Stand  der  Künste  und  Wissen- 
schaften und  die  technische  Gultur  eines  Volkes  werden  mit  vollem 
Rechte  als  die  Merkmale  seiner  geistigen  Höhe  bezeichnet.  In  der  That 
repräsentiren  diese  Zustände  die  productive  Periode  derjenigen  Individuen, 
die,  während  sie  sich  ihrer  Bilaung  wegen  auf  Schulen  und  Gymnasien, 
Universitäten  etc.  aufhielten,  sich  in  dem  Stadium  ihrer  receptiven  Periode 
befanden.  Jene  Zustände  sind  sdnach  zugleich  der  wahre  Maassstab  der 
Erfolge  beregter  Bildungsanstalten,  ähnlich  wie  durch  die  Prüfung  auf  die 
Schulbildung  der  Rekruten  ein  lehr  verlässliches  Mittel  zur  Messung  des 
Erfolgs  des  Volksschulunterrichts  gegeben  ist.  Diese  Erfolge  genau  zu 
kennzeichnen,  würde  hier  zu  weit  rühren.  Interessante  Angaben  hierüber 
enthält  indess  das  sächsische  Jahrbuch ,  welches  die  Behandlung  dieses 
Gegenstandes  auch  noch  dadurch  besonders  lehrreich  macht,  dass  es  gleich- 
zeitig der  finanziellen  Mittel  Erwähnung  thut,  welche  die  Erlangung  einer 
bestimmten  Bildung  erheischt,  und  Welche  ^ü  diesenü  Zwecke  vom  Staate 
(gewährt  werden,  in  richtiger  Erwägung  dessen,  dass  die  Summen,  welche 
m  einem  Lande  für  den  Unterricht  aufgeWeddei  werden,  in  gewisser  Hinsicht 
Zeugniss  dafür  sind,  welchen  Wertn  diö  Bevölkerung  auf  die  Erlangung 
eines  höhern  Grades  geistiger  Bildung  legt. 

S.  7.    ^ttliche  Beschaffenheit. 

Sie  ist  aus  einer  Reihe  von  Symptomen  erkennbar,  die  man  positive  und 
negative  nennen  kann;  erstere  insofern,  als  das  Vorhandensein  gewisser 
Symptome  ein  directer  Beweis  für  einen  bestimmten  Grad  sittlicher  Bil- 
dung und  ein  bestimmtes  Maass  sittlicher  Eigenschaften  der  Bevölkerung 
sind;  letztere  weil  sie  einen  Mangel  sittlicher  Eigenschaften  an  den  Tag 
legen.  Offenbar  wird  ein  solcher  documentirt  durch  die  unehelichen  Ge- 
burten, die  Concubinate,  die  Ehescheidungen  wegen  unsittlicher  Motiven, 
die  Zahl  der  Prostituirten  und  der  Verbrecher  etc.,  während  auf  der  anderen 
Seite  die  Wohlthätigkeit  und  Gemeinnützigkeit,  die  Massigkeit,  die  Enthalt- 
samkeit, der  Arbeitstrieb,  der  Trieb  nach  Selbsthilfe  zur  Verbesserung  etc.  als 
positive  Beweise  sittlicher  Bildung  angesehen  werden  müssen. 

Um  zuerst  die  negativen  ind  Atige  tu  fassen,  und  bei  den  unehe- 
lichen Geburten  stehen  zu  Ueiben,  fliuss  doch  vorher  datauf  aufhderksatn 
Semacht  werden,  dass  maA  ebensowohl  diese  als  aüder^  onti^eifeihafte 
lerkmale  einer  niederen  Stufe  sittlicher  Bildung  gleichzeitig  m  den  Gegen- 
stand eiüef  Civllisaiionsffage  za  behandelü  hat    Die  Gelsellscäft  birgt  in 


Sle&icft. 


&4g 


Mb  die  V*im  tfWyerhtktbtH,  die  beftiken  wenfeA  g*n«n,  riuf;Iei<A  mit 
dw  ta  Hirer  Tdnfflfci^n^  Qoth«en<TifteD  Gtlegenheiten.  $ie  ist  es,  die 
^t  Verbi^ribM  ToVberdM  Md  derScbnlAige  i»  nicht»  als  das  Wertteog 
d«R  sie  ToTIfblirt  WiEre  ^  anders,  iO  dOrReit  unter  tIbriwiM  gleich  Meibm- 
dip  Uuriai^de«  gewHse  Verbrechen  dtr  speciflsehslen  natnr  nicht  mit  so 
emaunctaiwtirtstr  Reselmäss^eit  Jihr  aus  Jähr  tön  rot  sich  «den,  das« 
tban  sosar  iih  Stande  ist  vorbennsagen ,  was  gescbehed  *itn.  In  dieser 
ThatsacSe  liegt  eines  der  beachtenswerthsten  Momente  für  die  Criminaljnstil. 


AibisUttB 

opter  den.  Qtboreiim 

VsriilltalH 

d«  ODehBlloh 

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Ebeäoba 

Cnelisllcli* 

«:tr™ 

1684 

»143 

8215 

^63 

87,03 

12,97 

1:6,72 

1835 

56947 

9265 

66212 

86,01 

13,99 

1:6,14 

1S36 

9164 

65525 

86^1 

S 

1:6,15 

1837 

8967 

64593 

86,12 

1:6,20 

163» 

T240 

9309 

66549 

Sö,01 

(3.99 

l:6.1ä 

1839 

57875 

9G71 

67546 

86,68 

14,33 

1:5,9S 

1810 

58753 

9624 

68377 

85,92 

14,08 

1 : 6.10 

1841 

5Ȥ6S 

10613 

70Q94 

SMQ 

15,00 

1:5,64 

1843 

6^S 
57713 

mia 

75047 

85,05 

14,95 

1:5.68 

1843 

10216 

84,96 

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1.6.65 

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1:5.44 

1:5.65 

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14.27 

1:6,00 

ks 

15,8S 

Ii5i52 

Dal  Vtthiltnils  der  unehelichen  lu  den  ehelichen  Geburten  ist  nnt^ir 
den  Terschiedenen  Gesellschaflstlassen  keineswegs  gleich.  Schon  nnter  der 
Bevfilkemng  der  StJIdte  und  der  Dörftr,  sowie  unter  der  landvirthschlß- 
lichen  und  gevNbliehen  BeT&lberung  Sbcfasens  treten  abweichende  Ver- 
hältnisse deutlich  lu  Tage;  erwiesen  ist  aber,  dass  ia  den  Städten,  und 
naibentllch  ib  grSsscrei,  mehl:  snehelifbe  Geburten  Torkdmmen  als  tat 
dem  Lande,  was  zum  Theil  dem  Charakter  der  Städte  zuiuschreiboi  isti 
dieselben  sind  nicht  allein  ein  geh  ei  mnissfol  leres  Asyl  filr  Solche, 
die  Ü(^  in  ihrsm  kleineti  WohuoK  weniger  dem  Ausspruch  der  öfTent- 
llchen  Meinung  Preis  Kegeben  lu  sehen  wUnschen,  sondern  sie  liehm 
dorcb  die  mancherlei  kEhiicben  und  woMÜiiligen  Anstalten  auch  noch  eine 
Menge  unehelicher  Geburten  an.  Femer  ist  erwiesen,  dass  die  Zunahme 
der  unehelichen  GebnrtHi  in  einem  gewissen  Zeitraunt  (diese  ist  tdh 
RrSiserem  Gewicht  als  die  absolute  Zahl  in  diesem  Zeitraum)  unter  der 
Ackerbau beTffikerung  grösser  ist,  als  unter  der  Induslriefaevölkerung,  ohne 
dass  die  Umstände  fllr  erjtere  drückendere  wären,  Wodurch  ein  neuer  Beweis 
nlr  die  Benautitun^  celleßH  wird,  dSM  da»  Ack«ri)aDproIetariaI  in  Betreff  der 
sittlichen  Eigenscnanen  dem  Indus  tri  cproletariat  noch  weit  nachsteht. 

Der  BainA,  Terbietet  hier,  nlehr  röh  ueA  Erge&tiflseta  mtttutheilen, 
jt^elcbe  in  deün  ll.  1*tfte  derktiilist.  Hittteflalitteft  «ei  kSnigl.  säChs.  Statist. 
Bureaus  etitfiallen  stid,  in  WelchH^  Hert«  otAtit  anderfn  die  nneheli<:h«ti 
Geburten  uAttf  dei^  EfnOusse  de^  jirsilBlicIietl,  ndiillichen,  idtlicheiti  und 
nnlTenefKta  EMwi^^eH  gtMbUMrt  'kuHib. 


244  Sachten. 

Bie  Eh  escheidunssklagen  und  Eheseh  ei  daageu  noter 
den  Bewohnern  eines  Landes  sind,  wenn  sie  uacb  den  Motiven  gesondert 
werden,  gleichfalls  ein  charakteristisches  Merkmal  der  siulicben  Bildung 
derselben.  Im  Königreiche  Sachsen  waren  im  Jahre  1851  (seit  welcher  Zeit 
der  Statistik  der  Ebescheidungen  eine  gesteigerte  Sorgfalt  aewiilmet  wor- 
den ist)  folgende  Scheidungsfafle  aus  den  ibneu  beigescbri  ebeaen  GrüDdeu 
unter  den  nach  ihrem  socialen  Standpunkt  geordneten  Bewobuerklassen 
zu  verzeichnen  gewesen: 

(Siehe  die  rechts  stehende  Tabelle). 

nie  Zahl  der  Selbstmorde  ist  gleichfalls  ein  Symptom  der  siltlichen 
Bildung  und  der  sittlichen  Beschaffenheit  einer  Bevölkerung.  Zwar  bat  man 
die  Zunahme  der  Selbstmorde  in  der  Neuzeit  vorzugsweise  als  ein  Zeichen 
der  krankhaften  gesellschaftlichen  Organisation  ansehen  wollen,  jedoch  sie 
können  für  sich  allein  weder  als  unbeoingler  Haassstab  fUr  die  sittliche  noch 
fUr  die  sociale  Beschaffenheit  eines  Volkes  dienen.  Beide  Zustande  finden 
in  ihnen  einen  Ausdruck. 

In  den  Jahren  la47~185l,  tiber  welche  eine  sehr  urafanglicbe  Statistik 
der  Selbstmorde  in  Sachsen  vorliegt,  ist  unter  den  männlicIieD  und  weih- 
lichen Individuen  nachstehende  Zahl  von  Selbstmorden  aus  den  beibemerkten 
Ursachen  wahrzunehmen  gewesen: 


des 
Selbstmords. 

1847 

848 

1849 

law 

1951 

m. 

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Si. 

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8.. 

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w. 

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8». 

Köiperliche  Leiden  .  . 

Hauslicher  Kummer  .  . 

Zerrüttetes  Vermögen  . 

Subsistenzmangel     .  .  . 

Unordentliches  Leben, 
Trunkenheit 

Spiel,  Lotterie 

Purchl  vor  Strafe,  Scham, 
Gewissensbisse  .... 

ÜnglöcW.  Liebe,  Eifer- 
sucht   

Melancholie 

Wahnsinn,  Geisteskrank, 
heit 

Religiöse  Schwärmerei 

Alteration     

Lebenstkherdruss  .... 

21 
53 

y 
öl 

1 

43 

4 
48 

13 

t 
52 

12 

10 

2 

12 

2 

38 

9 

1 
7 

33 
63 
9 

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53 

1 

55 

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1 
59 

21 
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20 
63 

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21 

16 

32 
53 
6 

49 
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26 

8 
103 

41 
78 

2t 

39 

19 

4 

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25 
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4 

2 
26 

12 

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30 
37 

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105 

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36 

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78 
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37 

3i 
11 

30 
12 
23 
20 

40 

41 

7 
117 

31 

15 
16 
4) 

ii 

3) 
66 

32 

5 
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27 

10 
43 

5 
4 

8 

1 

7 

3 
33 

12 

9 
1 
11 

20 
15 
10 
45 

«7 

3» 

8 
93 

39 

15 
11 
54 

Ueherhaupt 

297 

81 

378 

294 

105 

399 

257 

72 

329 

317 

76 

393 

322 

94 

416 

Die  Criminalität,  der  Hans  zum  Verbrechen  einer  Bevölkerung 
ist  eins  der  sichersten  Anzeichen  ihrer  sittlichen  Bildungsstufe.  Denn  ob- 
gleich auch  hier  die  socialen  Verhältnisse  von  entschiedenem  EinQusse  sind, 
to  spricht  sich  eben  im  Kampfe  niit  diesen  und  im  Siege  über  diese  Ver- 
hältnisse die  sittliche  Kraft  und  der  sittliche  Werth  der  Individuen  eines 


Sa«1iseiii 


345 


wmm^ 


mt^m^m 


Geschlecht 

und 

Beruf  * 

der  anf  Eheschdidong 
Klagenden. 


Motiveii  der  Klage. 


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A.  WeibUoh  Vageade. 
1.EL  Nicht  etablirte  Arbeiter 

5.  »  .  Etablirte.  Oewerb-  und 

Handeltrei^eiide    .... 

3.  9    Dienstboten  od.  persön- 

liche Dienste  Leistende 

4.  «    Angestellte  mit  festem 

Gehalt 

6.  ji    Den  Wissenschaften  und 

Künsten  Obliegende  .  . 

6.  «    HiHtaIrperstffien 

7.  yt    Personen    ohne    Beruf 

and  Beniftaagaba    .  .  . 

Sunu^ja 

B.  MAnnlich  Klagende. 

1.  KI.  Kicht  etablFrte  Arbeiter 

8.  j,    SUblirte  Gewerb-  und 

Handeltreibende    .... 

3.  „    Dienstboten  od.  persön- 

liche Dienste  Leistende 

4.  „    Angestellte  mit  festem 

Gehalt 

5.  ^    Den  Wissenschaften  und 

Künsten  Obliegende  .  . 

6.  ^    Militatrpersonen ...  . '. 

7.  n    Personen     ohne    Beruf 

und  Bemfisangabe    .  .  . 

Summa 
0.  Weiblich  und  mAnnliob 
Klagende. 

1.  Kl.  Nicht  etablirte  Arbeiter 

2.  „    Etablirte  Gewerb-  und 

Handeltreibende 

3.  9    Dienstboten  od.  persön- 

liche Dienste  Leistende 

4.  „    Angestellte  mit  festem 

Gehalt   : 

5.  ^    Den  Wissen  Schäften  und 

Künsten  Obliegende  .  . 

6.  ^    HUitairpersonen  ...... 

7.  ^    Personen     ohne    Beruf 

und  BenifsMigi^e   . '.  .  • 

Somma 


3 

9 


39 
65 


12 

2 
5 


111 


41 
61 


2 
4 


5 
14 


19 


1 


HO 


80 
126 


1 


221 


9 
32 


14 
15 


1 
1 


53 


10 

47 


31 


15 


42 


154 

226 


11 
31 


10 
9 


410 


17 
32 


45 


8 
10 


1   1 


1 
1 

1 


64 


19 

79 


65 


29 

57 

1 


117 


55 


171 

258 


12 
12 


20 


19 

41 

1 

2l 


2 
1 

1 

551165 


6 


65 


1 


2 


14 


1 


16 


1 


13 


13 


22 


18 
17 

1 
1 
1 


1 


43 


18 

21 

1 

1 

1 


5 

47 


2- 


6- 


1 

I 


1 


1 


10 


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2 
1 


3 


1 


3 
1 


264 

426 

8 
17 
22 


10 


22 

759 

105 

216 

7 

16. 

10  . 
3 

1 

358 

369 
642 

15 

33 

38 
3 

26 

Ii57 


346 


SMhff». 


V  aller  bei  den  4  AppSRittioii^ericIftWdes  Landet  imn  Versprach  ffelLomaienen 

Crimipabachen  wdnrend  der  Jahre  184i— )849  enthält,  ist  auch  aieserWerth 
oder  yfehnehr  das  Gegentheil  datost  M  %Qg  xum  }^|ii;fc^n  des 
slchsischen  Volkes  auf  Sn  namerisdie^  Ifagss  gebracht  wordep: 

MOuBt 


1  Kl.Hoc]iTerratb,8t«tU- 
T«rrftth  und  »naer«  die 
BieherMt  4m  SUaU  ge- 
«efiUirdende  Handlimg 

{.jO.  Beleidignngen  des 
Btaatooberhaaptee  und 
Miner  Familie 

3.  KL  Anflebnnng  geg.  die 
MTentUehen  Behörden 
nnd  FriedensstOran^en 

4.  Kl.  Verbrechen  mder 
dea  Leben 

5.  Kl.  Verbreeben  wider 
die  Gesundheit 

S.  Kl.  Verletzung  der  per- 
sdnlichen  Freiheit   .  . 

7.  Oemeingeahrllehe 
Handinngen 

8.  KL  Verletsnngen  der 
Ehrerbietung  gegen  die 
Religion 

Q.K1.  Verlets.  der  Ehre 

10.  n.  Selbsthflfe  u.  Zvei- 
kampf      

11.  Kl.  Verletzungen  der 
eheliehen  Tlreue  .  .  . 

]8.  Diebstahl  und  Ver- 
untreuung   

18.  Kl.  BetrfigeriBehe 
Bandinngen 

14.  Kl.  MÜnsTerbreehen  . 

15.  Kl.  Andere  BeeintriUsh- 
tigung.  fremden  Eigen- 
thnms 

16.  Kl.  Verletsnngen  der 
Sittliehlceit 

17.  KL  Pflichtverletenngen 
in  besonderen  Verhalt- 
nissen    

In  allen  Klassen  . 


bestraft 


freigesproehen 


Mal 


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819 

67 

114 
55 

8 

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5438 

494 

33 

73 

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II 
im 


4 

7 

16 


183 

18 
9 


8 


2    * 

Es  ist  nicht  ausser  Acht  zu  ^ssen,  dass  main  jede  dieser  Zahlen  erst 
mit  8  diyjdiren  muss,  will  man  ^ie  DurQhschnittjSz/gihl  ilir  in  eiooiBi  Jahc^ 
i>egangenen  Verbrechen  daraus  jentnehmcjn. 

An^alben  aus  neuerer  Zeit  enthält  nachfolgende  Zusa^mmensliellimg  d» 
im  Königreiche  Sachsen  im  Laufe  des  Wahres  iSäQ.iiMGgek.on^mfigtßnJIfordfff 
Baube  ui^d  Raubanßlle,  .EinbrQuDhe.  Diebstahle  ntit  GewjO^tUtigbätoi  und 
WideweliJicWtftiJten  ,g^f  p  ,5!^  ^^^fl^flfcie  >nl9Öt|t 


Saehaan. 


24a 


lAnkt^hauptiiiaimschaftliche 
Bezirke. 

Mord 

Baob  und 
SaabanflUl« 

Einbrtteha 

ingtsiebpn 

XliebitJUde 

mitOewelt. 

thStlgkeiten 

Terttbt 

Wid«rsetc- 
licbkeiteA 
iiregen  die 
Öffentlitfit 
Aotoritit 

AlDtshauptmannschaft  Dresden  .  . 

2 

7 

63 

4 

(excL  d,  Stadt  Dresden 

n               Meissen  .  . 

... 

3 

89 

13 

fi                Pirna .... 

1 

7 

M7 

3 

n               Freiberg .  . 

4 

6 

51 

1 

n               Borna   .  .  . 
ifiXd.  d.  Stadt  Leipzig) 

— 

3 

92 

2 

i>                Rochlitz  .  . 

— 

12 

137 

12 

n               GriDima  .  . 

— 

2 

141 

6 

9»               Döbeln  .  .  • 

1 

6 

89 

3 

n               Cbennitz    . 

2 

1 

72 

10 

n               Zwickaa  .  . 

3 

7 

109 

22 

»          ^iedwforchheim 

1 

5 

71 

2 

n               Plauen  .  .  . 

5 

3 

127 

10 

Gesammt  Kanzlei  Glauchau    . 

1 

6 

128 

14 

Amtshauptmannscbaft  Budissin  .  . 

4 

11 

96 

14 

«•                 Zittau    .  .  . 

7 

12 

331 

3 

Stadt  Dresden 

1 

6 

Ö9 

31 

„     Leipzig 

2 

— 

28 

33 

Summa 

34 

97 

1800 

183 

Die  Verbrechen,  die  entdeckt  w 

erden,  die 

Eheschei( 

lunffsklaffen,  die  voi 

Gericht  j^ebracfat  werden,  die  unehelichen  Geburten,  die  registrirt  werden, 
jkberhaupt  alles  was  von  solchen  negatiTen  Beweisen  in  die  OeffenÜichkeit 
gelangt,  sind  leider  nicht  einmal  der  grössere  Theil  dessen,  was  darüber 
aufzuzeichnen  wäre.  Die  Unsittlichkeit,  die  sich  im  Schoosse  der  Ehen 
selbst  verbirgt,  die  Verführungen  der  Unschuld  und  zum  Ehebruch,  die 
nachgerade  unter  sogenannten  gebildeten  Leuten  ein  Gegenstand  traurigen 
Wetteifers  werden,  die  Verbrechen,  die  unentdeckt  bleiben,  ja  die  gar 
nicht  einmal  angezeigt  werden,  alles  dass  wieder,  wäre  es  bekannt,  würde  die 
mitgetheilten  Zahlen  um  ein  wesentliches  erhöhen.  Während  aber  die  Wach- 
sanikeit  der  Regieruns  fortgesetzt  dahin  strebt,  alle  solche  Vergehen  und 
Verbrechen  ans  Taj^esiicht  zu  ziehen  und  nach  Befinden  die  Urheber  zu 
bestrafen,  müssen  m  den  beregten  Zahlen  stets  Zunahmen  wahrgenommen 
werden,  die  nur  theilweise  der  Verschlimmerung  der  Zustände  zuzuschreiben 
sind,  zum  anderen  und  beziehentlich  sogar  zum  grösseren  Theile,  erwächst 
eine  solche  in  den  Zahlen  erkennbare  Zunahme  nur  aus  der  gesteigerten 
Thätigkeit  der  obrigkeitlichen  Organe. 

Bedauerlicherweise  sind  den  ne{|atiYen  Beweisen  nicht  in  gleichem 
Maasse  genaue  Daten  über  die  positiven  der  sittlichen  Beschafi^enheit 
gegenüber  zu  stellen.  Indem  Wonithätigkeit  und  Gemeinnützigkeit 
so  entschieden  Zeuge  der  sittlichen  Bildung  sind,  muss  hier  gerade  das 
^egeiitheil  in  Betreii  d^s  Bekanntwerdens  statt  finden.  Erzeugte  Wohl- 
^haten  schreibe  aitf  Sand,  d.  i.  der  Wahrspruch  ächter  Wohlthätigkeit. 

Der  um  die  Wohlthätijgkeits-Anstalten  Sachsens,  und  namentlich  JDresdens, 
so  hochverdiente  Appellatuonsrath  Ackermann  hat  die  Mühe  nicht  gescheut, 
aus  einer  Unmasse  vergrabener,  schwer  zuganglicher,  archi?aUscher  Nach- 
ri<^hten  ein  Werk  .pber  Sachsens  tromine  unfl  milde  Stiftungen  zusammenr* 
zustellen,  in  desseti  Verfolg  er  dazu  gelangt  ist,  die  Summe,  die  in  diesen 
Stiftungen  niedergelegt  ist,  auf  8  Millionen  Thaler  zu  bestimmen. 


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16 


S(0  S'a'OliMJt 

Alle  Didtaigen,  welcbA  auf  die  4etstk»  5—6  Jahre  ohne  Part^ileidieiB-*- 
Schaft  feorü«tzahiicketi  vermögen ,  können  sich  der  WahrnehmBng  nidil 
T^scfaliessen«  dass  unter  den  mannichfachen  Wünschen,  welche  Seitens  der 
gewerblichen  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer  alleuth»ben  aul^geaproehea 
worden  sind»  die  nach  Gewährung  tüchtiger  Bildungsmittel,  nach  scnneUem 
und  kräftigem  Rechtsschuts  und  vor  allem  nach  möglichster  Sicherung  det 
m^eriellen  Existenz  in  den  Vordergrund  getreten  sind.  Und  es  ist  ein  be- 
deutsames Zeichen  von  dem  praktischen  Sinne  und  dem  sittlichen  Halte 
jeglichen  Volks,  dass  die  letzteren  Wünsche  alle  in  dem  Prinzipe  wurzelten, 
dass  Jeder  die  Pflicht  habe,  für  sich  und  die  Seinigen  selbst  m 
sorgen  und  diese  Pflicht  nicht  ohne  Weiteres  auf  die  Altgemeinheit  über- 
tragen werden  könne,  dass  aber  durch  geeignetes  Zusammenwirken  und  eine 
sacngcmässe  Verwendung  der  Opfer  der  Einzelnen  eine  Sicherung  der 
ma^terieilen  Existenz  in  deh  Fällen  erzielt  werden  möchte,  wo  es  dem  Ein- 
zekien,  sei  es  durdi  gewerbliche  Krisen  und  Stockungen  oder  durch 
Krankheit  oder  durch  ffänzliche  Entkräftung  nicht  mehr  möglich  ist,  der 
eigenen,  ihm  obliegencfen  Pflidbt  der  Erhaltung  seiner  und  der  Seinigen 
iu  ^enüffen. 

Obgleich  die  zur  Zeit  vorliegenden  Angaben  über  die  Summen,  welche 
seit  einer  Reihe  von  Jahren  diesen  Zwecken  zugewendet  worden,  noch 
Ireineswegs  so  vollständig  sind,  dass  sie  den  Trieb  zu  Selbsthilfe  unter  des 
Bewohnern  Sachsens  in  allen  Beziehungen  charakterisiren  könnten,  so  geben 
doch  nachstehende  Nachrichten,  die  dem  vortrefflichen  Bericht  der  Vli.  Abth. 
der  ehemaligen  Commisston  fUr  Erörterung  der  Gewerbs*  und  Arbeits- 
verhältnisse, an  die  K.  S.  Regierung  entnommen  sind,  einige  Aufschlüsse  über 
das  bereits  bestehende  Unterstützungswesen  namentlich  unter  des 
arbeitenden  Klassen. 

(Siehe  die  Tabelle  S.  252  u.  253.) 

Allerdings  fehlen  in  dieser  Uebersicht  die  Notizen  über  die  Staatsdiener- 
pensions-.  Wittwen--  und  Waisenkasse,  welche  zwar  sehr  ergiebige  Resul- 
tate'geliefert  haben  würden,  aber  nur  sehr  schwierig  zu  erlangen  sind. 

Um  nur  beiläufig  den  praktischen  Sinn  einiger  der  mitgetheiken  Zahlen 
hervorzuheben,  lässt  sich  als  Mittelergebniss  annehmen,  dass  auf  1000  bei- 
tragspfiichtige  Mitglieder  zu  rechnen  sind: 

68  Arbeitsunfähige, 
SM  Wittwen  und 
152  Waisen. 

Bei  der  Annahme,  dass  die  Wittwenpension  halb  so  gro^  sein  soll 
als  die  Invalidenpension,  und  die  Waisenpension  halb  so  ^ross  wie  die 
Wittwenpension ;  so  würde  unter  1000  beitragspflichtigen  Mitgliedern  der 

Betrag  von  68  +  -g-  +  -j-  =  218  Invalidenpensionen  aufzubringen  sein. 
in  Folge  dessen  kann,  wenn  keine  andere  Einnahme  vorhanden,  die  Inva- 
lidenpension gleich  sein  dem  -^  =  4,58fachen  Betrage  eines  Mitgliedbei- 
trages. Wäre  die  Kasse  aber  bereits  so  fundirt,  dass  ihre  Zinsen  25pGt.  der 
Einnahmen  ausmachen,  so  könnte  in  solchem  Falle  die  Invalidenpension 
dem  6,1  fachen  Betrag  eines  Mitgliedbeitrages  gleich  kommen.  Wenn  ein 
MiH;lied  sonach  Wöchentlich  2  Ngr.  steuert,  sinadie  Pensionssätze  folgrade : 


8««ll9«fa. 


251 


Klarsten. 

a)  irenn  die  Kasse  nar 
-  -  *  ■••  -  ^^. «  »«  «  «    « 
■m  fBo  fliiigiieaiMi- 

trXge  angewiesen 

b)  wenn  die  Kaue  mf  lOtgUodtr- 

Einnahme  angewiesen 

▼SchentL  |  JiUirUche 
Pension 

wQchenü.  |  jUirUclM 
Pomien. 

Prooentale 

der 
Einnahmen. 

Invaliden  .... 
Wittwen   .... 
Waisen     .... 

Thlr. 

9.  2. 

-  4.  6. 

-  2.3. 

Thlr. 

15.  28.  4. 
7.  29.  2. 
3.  29.  Xi. 

Thlr. 

-  12.  2. 

«.  1. 

—  3.0. 

Thlr. 

21.    4.  4. 

10.  17.  2. 

6.    S.  6. 

pCt. 

31 
51 
18 

Berücksichtigt  man,  dass  2Ngr.  wöchentlich  im  grossen  Durchicluiitt 
höchstens  der  40.  Theil  des  wöchentlichen  Verdienstes  eines  Arbeiters  ist, 
so  sind  mit  solch  kleinem  Opfer  allerdings  grosse  Yortheile  zu  erreiobent 
und  noch  weit  grössere  dann,  wenn  das  Peusionskassenweseii  wie  ein  Netz 
über  alle  Klassen  der  Bevölkerung  ausgebreitet  ist.  Es  versteht  sich  von 
selbst,  dass  je  höher  man  unter  gewissen  BevöIkerungs*KJassen  die  Beitrags- 

Snoten  normirt  und  normiren  kann,  desto  höber  auch  die  Pensionen  aus- 
Uen  können. 

Hinsichtlich  der  Benutzung  der  äusserst  wohlthätigen  Einrichtungen 
und  Schöpfungen  der  Neuzeit,  derLebensversicherungsbanken.  fehlen 
leider  alle  Nachweise.  Nichts  würde  aber  mehr  im  Stande  sein,  auch  unter 
den  äusserlich  besser  gestellten  Klassen  den  Trieb  nach  Selbsthilie  deut- 
licher zu  documentiren,  als  Nachrichten  über  die  fortschreitende  Betheiligung 
bei  solchen  Versicherungsgesellschaften.  Mochte  die  Zeit  nicht  mehr  fern 
sein,  wo  man  die  Lebensversicherung  zur  Bedingung  der  Erlangung  ge- 
wisser socialer  und  politischer  Rechte  maoht,  z,B.  der  Verehelicbung,  der 
Ansässigmachung,  des  Bürgerwerdens,  der  Staatsanstellung  etc.  Denn  nur 
zu  wahr  ist  es,  was  jener  vortreffliche  Aufsatz :  „Die  Sorge  für  Wittwen 
und  Waisen**  in  Hübner*s  Versicherungszeitung  sagt:  Bisher  war  es  di« 
Achtung  für  den  Verstorbenen,  welche  das  Mitleid  für  seine  Familie  an- 
sporinte  —  künftig  wird  diese  Achtung  unter  dem  Vorwurfe  leiden,  dass 
der  Lebende  jetzt,  -wo  n^ittelst  der  Lebiefösversicherung  die  Gelegehheit  vor- 
banden ist,  für  die  Seinigen  auch  nach  dem  Tod«  tn  sorj^en,  diese  Sorge 
seinen  Freunden  und  seiner  Gemeinde  überlassen  hat.  Bisher  war  es  eine 
Pflicht,  welche  die  Gemeinde  gegen  ein  verstorbenes  Mitglied  erfüllt,  indem 
sie  sich  der  Seinigen  annahm;  künftig  werden  MI ßiose  Wittwen  und  Waisen 
als  eine  Last  betrachtet  werden ,  Urtica  der  L^chtsinn  des  Viftbtötlienen 
der  Gemeinde  hinterliess. 

Die  Arbeitslust  ist  unstreitig  der  mächtigste  Hebel  der  materiellen 
und  sittlichen  Wohlfahrt  eines  Volkes,  das  Sprichwort:  ^MüsMgMvg  4st  aller 
Laster  Anfang,  *«  findet  fitcbttllein  auf  einzelne  Individuen  Aowenmng,  tomdem 
auf  ganze  Völker  und  Nationen.  Nachslebende  ZaUcB  «eben  ein  «mpe« 
föhres  Bild,  in  welcher  Weise  sich  Jung  und  AU,  Parsonen  mtenlidieii 
und  Weiblichen  Geschlechts  in  Sachsen  an  dem  Erwerb  betheiligen. 

(Siehe  Tabelle  S.  254.) 


W 


352 


Sadiseii. 


znsammeiisteniiiig  dor  Hftiiptretidtade  aus  den  Be- 


Benemmiig  der  Kmm§^ 


1.  KnapiMcliafbkaflMn 

beim  KtfnigL  SKehs.  Bergbaa. 

ZÖMinmeiiitellnng  a.  d.  Sachs.  Bergknappsehaftskassen  im  Dnrehscfan.  1843—1847 

18*7 
Freiberger  Bergknappteliaftslcasse  1844—1848 

1M8 

Hfltt0ii-Knappfehaftika«Be  1847  

Behneeberger  KnappsehaftskaMe  1844—1848 

n  18*8        

Annaberger  KnappBchafUkasse  1843—1847 

18*7 . 

Altenbexger  Knappschaftskaase  1847 

JohaangeorgenstSdter  Knappschaftskasse  1847 

Sehtrarzenberger  E^appschaftskasae  1847 

Efbenitoeker  KnappBchaftskasse  1847 

Knappschaftakasse  der  Egl.  Steinkohlenwerke  im  Plaaenschen  Grande  1843 

n       1844—1848 

1848 


9) 


9) 


n.  Knappsehaftskassen 

auf  Priyat-Werken. 

HiUbkasse  der  Bockwa-Oberhohndorfer  Knappschaft  1844—1847 
Knappschaftskasse  des  Erageblrgischen  Steinkohlen-Actien-Vereins 

Schönhaider  Htttteaknappschaftskasse  1847 

UnterstttUnngskasse  des  Schlndlerschea  Blaufarbenwerkes 

«  des  Ffannenstieler  .  1839—1847 


lU.  Vnterstutiaiigskasseii 

ftir  einzelne 
OorporationeOj  Unternehmungen,  BeyÖlkerangsklassen 

1847        ','.*, 

Bacnanicker-wittirenkaase  daselbst 

Vereinigte  Uaterstttraigikasse  der  Dresdner  BachdmckergeseUsehaft  1847—1848 

Untersttttarangskasse  der  Kattnndrucker  in  Chemnitz 

UnterstatauigBkasse  der  Piaaoforte-Arbelter  in  Leipzig  1843-1848 

91  m  1848        .       . 

Untersttttznngskasse  der  Leipzig-Dresdner  Eisenbahn-Compagnie  1841—1848 

•  „  „  1848 

Untersttttzangskasse  der  Strassenmeister  nnd  Chansseeirärtcr  1844—1848     . 


91  9»  9J 

Prediger-Wittwen-  nnd  Waisenkasse  1844—1846 
Schollehrer-Wittwen-  nnd  Waisenkasse  1844—1846  . 

99  91  91  1846    .        . 

DOhner*sohe  Sehnllehrer-Wittven-  und  Waisenkasse  1847 


1848 


W 


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13 


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(SdM  nr  im 

1846 

23  Jahre 

1809 
1718 


sehr  alt. 

1821 
1821 

sehr  alt. 

1834 

1841 

1843 

1583. 1837 
1840 

1826 


10423 

10584 

6521 

6713 

579 

1309 

1142 

480 

463 

450 

202 

260 

165 

764 
917 


63 
26 
25 


4376 

4681 

2374 

2431 

389 

725 

747 

198 

197 

216 

117 

124 

113 

250 
241 


6 


736 

61 

758 

66 

786 

85 

154 

19 

350 

100 

193 

• 

173 

• 

432 

22 

938 

153 

988 

196 

1129 

501 

2728 

356 

2751 

421 

663 

245 

Sacbien,  358 

reehnaiiga-iTeber^eliten  der  untersttttzongakaMen. 


SM 


SM.birenr 


6eMlliohallU«lie 


mmtm 


Prooortato  TerfheOong  der  SelbittliätigeB  iiaoh  AuiptatteriUMseiL 


Personen, 


l.K!.Nte1ite«abUrte 
Arbeiter 

9.  Kl.  EtabUrtejQe- 
werb- und  Handel- 
treibende   

3.  Kl.  Dienstboten 
n.  andere  persdnl. 
Dienste  Leistende 

4.  Kl.  AngesteUle  m. 
festem  Gehalt  .  . 

5.  Kl.  Den  Wissen- 
sohaft.  n.  Künsten 
Obliegende .... 

e.Kl.  MiUtairper- 
sonen  

7.  Kl.  Personen  ohne 
Beruf  und  B^ruüf 
angäbe 

In  allen  KlsßMn 


von  6— 14 
Jahren 


m. 


Q,00 

0,0» 
0,07 

5,U 


0,7« 
0,30 


w. 


▼.  U— 21 
Jahren 


T.  »1—80 
Jahren 


m. 


w. 


0,85 


0,00 


0,09 


1,59 


0,38 
0,18 


18,16 

0,19 

17,89 
19,94 

19,66 
3,98 

0,77 
18,30 


9,44 

0,08 

38,61 
0,66 

8,10 


0,49 
11,08 


m. 


18,80 

18,18 

11,33 
17,78 

17,49 
87,97 

1,57 
15,18 


w. 


T.  80— 60 
Jahren 


V. 


8,69 

0,49 

84,68 
0,87 

8,08 


1,87 
9,85 


87>06 

69,40 

5^36 
63,85 

39,59 

7,78 

10,31 
31,76 


11,13 

4,74 

7,13 
8,67 

6,26 


19,43 
8,91 


von  60  J. 
n.  darfiber 


m. 


8,66 


11,69 


0,81 
lOA» 

4,79 

o,r 


88,96 
6,74 


8,07 

1,88 

0,63 
1,09 

1,39 


35,50 
4,30 


Überhaupt 
naeh  d.  Geschlecht 


m. 


67,48 

92^41 

34^98 
94,71 

86,64 
100,00 

48,33 
06,88 


88,58 

6,5» 

65>06 
5,89 

13,86 


57,67 
83k1!» 


100,00 

100,00 

100,00 
100,00 

100,00^ 
100,00 

100,00 
100,00 


§.  8.    Sociale  Beschaffenheit. 

Das  sächsische  Jahrbuch  f&r  Statistik  leitet  die  Schilderung  dieses  Ab- 
sdinitts  mit  den  Worten  ein:  Geschlecht,  Familie,  Besitz  und  Beruf,  Re- 
ligion und  Abstammung,  ja  selbst  der  Wohnun^saufenthalt  begründen  ge- 
sellschaftliche Verschiedenheiten  und  sondern  die  Individuen  eines  Votkes 
in  gewisse  Klassen  und  Stände,  die  fort  und  fort  best^en  und  zum  Theil 
sogar  lebensfähiger  sind,  als  der  Staat  seihst,  dem  sie  angehören.'  Jede 
dieser  Klassen  hat  ihre  mehr  oder  minder  hervortretenden  Eigenthümlich- 
keiten  und  in  diesem  Lande  ein  bald  schärferes  bald  schwächeres  Gepräg)e. 
Jedoch  alle  diese  Yerechiedenheiten,  soweit  sie  unter  der  sächsischen  Be- 
völkerung vorhanden,  aufzuzählen  und  die  Ursachen  derselben  nachzuweisen, 
das  muss  einer  späteren  grösseren  Arbeit  vorbehalten  bleiben.  Nur  der 
innere  Zusammenhang  dieser  socialen  Momente  dürfte  mit  kurzen  Worten 
zu  schildern  sein. 

Der  sociale  Unterschied» den  das  Geschlecht  der  Bewohner  bedingt,  ist 
in  Sachsen  mit  wenig  Ausnahmen  wohl  ^anz  derselbe,  der  im  deutschen 
Volke  herrscht.  Auch  die  Gonsequenzen  dieses  Unterschieds  sind  mehr  oder 
weniger  dieselben.  Das  Geschlecht  aber  begründet  die  Familie  und  aus 
den  Familien  entstehen  vermöge  der  Verwandtschaften  die  Geschlechter, 
Gebilde  von  um  so  grösserer  gesellschaftlicher  und  staatlicher  Bedeutung, 
je  mehr  in  ihnen  das  Bewusstsein  ihres  Zusammenhanges  und  ihrer  Ge- 
schichte lebt.  Dieses  Bewusstsein,  weil  es  ein  sittliches  Element  im  Leben 
des  Einzelnen  und  mit  wenig  Ausnahmen  ein  Anstoss  zur  würdigen  Ent-> 
Wickelung  desselben  ist,  begründet  die  Macht  der  Geschlechter.  Kn  der 
Aristokratie  sehen  wir  auch  in  Sachsen  diese  Macht  vorzugsweise  ver- 
körpert Allerdings  beruht  sie  hier  nicht  mehr  so  sehr  wie  eheden  auf 
dem  Dkächtigsten  Elemente  der  Besitzlhünerx  auf  dem  grossen  Grundbesitz. 
Aber  das  liegt  vielleicht  weniger  in  einer  der  Erhaltung  dieser  letzteren 
ungünstigerem  Gesetzgebung  als  in  d^n  l^st#risch  gewardqneiii  Versehwen- 


AüDgeB  4efli  clnunftdisiBdMn  Adels,  weichen  viele  Fcimifieii  erligen,  ofane 
etwas  anderes  aas  dem  Schiffbruche  zu  retten,  als  den  StammbauM  ihrer 
Familie  aod  das  äusserliche  Wahrzeichen  ihres  Familienbewusstseins  -—  ihr 
Wappen. 

Der  Beweis  für  diese  Behauptung  kann  nur  durch  eine  umfassende 
Statistik  des  Adels  geliefert  werden,  welche  sowohl  das  Verhältniss  des  in 
den  Händen  des  Adels  ruhenden  Grundbesitzes  nachzuweisen,  als  auch 
über  die  B^däftigungen  der  dem  sächsischen  Adel  Angehörigen  Auskunft 
zu  geben  hätte. 

Die  sächsische  Verfassung  erkennt  den  Adel  als  besonderen  Stand  nichl 
an,  sie  raurat  ihm  in  keiner  Beziehung  gesellschaftliche  und  politische  Vor- 
rechte ein.  Er  besitzt  jetzt  eben  so  wenig  ausschliesslich  das  Monopol  des 
grossen  und  freien  Grundbesitzes,  als  des  höhern  Kriegsdienstes ,  oder  der 
obersten  Staatsleitung  und  des  höchsten  Richteramtes.  Man  kann  mit  eineiD 
Worte  nicht  wohl  yon  einem  äusserlichen  socialen  Berufe  des  Adels  in 
Sachsen  sprechen.  Aber  er  hat  einen  innern  und  diesen  hat  er  auch,  so-* 
weit  es  die  geschwächten  Bedingungen  seiner  Existenz  gestatteten,  in  de« 
jöngst  vergangenen  Tagen  der  Bewegung  geübt.  Gleichwie  der  Bauern- 
stand ursprünglich  und  hauptsächlich  auf  der  Basis  des  Grundbesitzes  ruhend, 
ist  s^  socialer  Beruf,  sowie  auch  der  des  Bauernstandes,  ein  conserTatiyer. 
In  dem  besitzenden  Adel  ruht  die  erhaltende  und  dämmende  Kraft  sowohl 
gegen  das  Bürfferthum  oder  den  dritten  Stand  als  auch  gegen  den  gewalt- 
sam vorwärts  drängenden  vierten  Stand.  Die  Erfüllung  dieser  Aufgabe  ist 
in  dem  Wesen  des  Adels  tief  begründet.  Indem  der  sächsische  als  ein  Be- 
standtheil  des  deutschen  Adels  ihr  nachkam,  handelte  er  als  Stand  und 
gleichzeitig  als  politische  Partei.  Zu  seiner  Partei  zählen  heute  zwar  viele 
und  möchten  viele  gezählt  werden,  ohne  dass  sie  deshalb  entfernt  der 
Aristokratie  im  gesellscbafllichen  Sinne  des  Worts  angehören.  Denn  weder 
(ier  höchste  Rang,  noch  der  ausgedehnteste  Besitz,  noch  der  historiscbe 
Name,  jedes  isolirt,  machen  einen  Aristokraten,  oder  befähigen  zu  dem 
eben  angedeuteten  socialen  Beruf  der  Aristokratie,  Erst  in  der  Vereinigung 
dieser  Bedingungen,  welche  in  gleicher  Zeit  eine  unabhängige  und  selbst- 
ständige  Stellung  und  doch  auch  einen  wichtigen  Einfluss  auf  die  Leitung 
und  Erhaltung  des  Staats  gewährleistet,  wurzelt  die  gedeihliche  Lösuns  der 
getellschafttichen  Aufgabe  des  Adels  im  edelsten  Sinne  des  Wortes.  Würde 
Bun  aber  eine  bis  zu  Anfans  dieses  Jahrhunderts  zurück  zu  verfolgend« 
Statistik  der  Gesellschaft  nacnweisen,  dass  nicht  blos  vielen  Gliedern  des 
sächsischen,  sondern  des  Adels  überhaupt,  diese  Attribute  .abhanden  ge- 
konaunen  sind  und  mehr  und  mehr  verloren  gehen,  so  würde  damit  auch 
zugleich  der  Nadiweis  geliefert  worden  sein,  dass  der  Adel  oder  vielmehr 
seine  sociale  Bedeutung  im  Sinken  begriffen  ist  und  dass  der  solchen  Falles 
manehen  Adeis&milien  allein  übrig  bleibende  Ehrgeiz  der  Standesbegeislerung 
wohl  zu  bedauerlichen  Ueberhebungen  führen,  nie  aber  zur  wahren  £r- 
fiyhmg  des  Berufs  des  Adels  befähigen  könnte. 

Ehedem  war  der  Adel  oder  der  zweite  Stand  in  allen  Landen  und  so 
auch  in  Sachsen  der  herrschende.  Jedoch  die  Umwälzungen  zu  Ende  des 
vorigen  Jahrhunderts,  welche  mit  der  Emancipation  des  dritten  Standes 
endeten  und  diesem  die  Herrschaft  Überlieferten,  weil  in  ihm  der  Mobiliar- 
besitz und  die  Inteiligenx  in  reicherem  Maasse  vertreten  waren,  haben  auch 
fiir  Sachsen  zur  Folge  gehabt,  dass  der  dritte  Stand  sich  zur  herrscben- 
deii  Klasse  der  Gesellschaft  emporschwang.  Er  um£asst  in  der  Gegenwart 
haupträchtich  die  Bürger  una  die  Bauern  in  der  socialen  Bedeutung 
diraer  Bezekhunnfen.  Auch  diese  socialen  Gliederun^n  sind  m  Sachsen 
voi^andeiH  obachoti  der  so  stark  ausgeprägte  Indu^trialismus  hier  und  dort 
die  UalterschMü  av^ischeu  genattulea  Deiden  Klassea  der  Gesellsdiaft  be- 


256  Saehsen. 

reits  sehr  Twwischt  hat.  Darcfa  diesen  muss  so^ar  leider  nicht  nur  in 
•Sachsen ;  sondern  allerwärts,  weil  er  die  Sicherheit  und  Abgeschlossenheit 
der  vornehmsten  bürgerlichen  Existenz,  die  des  Handwerks,  wesentlich  be- 
droht, das  Bürger tnum  vom  ächten  Schrot  und  Korn  mehr  und  mehr 
verloren  gehen  und  der  Materialismus  immer  rascher  um  sieh  greifen. 

Fehlt  es  nun  allerdings  durchaus  nicht  an  Riagen  tfegen  den  überhand 
nehmenden,  in  die  Erwerosverh'ältnisse  der  zünftigen  Handwerker  tief  ein- 
schneidenden Industrialis mus  —  gegen  dessen  Vordringen  namentlich  die 
Innungen  im  Jahre  1848  die  Hilfe  der  sächsischen  Regierung  in  tausenden 
von  Beschwerde-,  Klage-  und  Bittschriften -Vorstellungen  etc.  in  Anspruch 
nahmen  —  so  ist  es  doch/heutigen  Tages  auch  eine  bemerkenswerthe  Er- 
scheinung, dass  gerade  die  ehemaligen  Vertreter  des  echten  Bürgerthums, 
die  Handwerker,  sich  häufig  ihres  Berufs  als  solche  schämen  und  lieber 
Fabrikanten,  Kaufleute  als  Handwerker  sein  wollen.  In  vielen  Städten 
Sachsens  hat  der  Streit  der  Kaufleute  mit  den  Schneidern,  die  sich  auf 
ihren  Firmen  marchand-tailleurs  nennen,  eine  lächerliche  Rolle  gespielt 
und  mehr  und  mehr  erblickt  man  auf  den  Schildern  der  Innungsmeister 
das  Wort  ...-nFabrikanf  ist  dieses  vom  ethischen  Standpunkt  wohl 
zu  bedauern,  so  belhätigt  sich  doch  gleichwohl  darin,  dass  auch  dem 
sächsischen  Bürger-  und  Mittelstand  ureigene  Streben  nach  Erfindungen, 
Vervollkommnungen  und  Verbesserungen  auf  dem  ökonomischen  und  wissen- 
schaftlichen Gebiete.  Für  den  sächsischen  Bürgerstand  ist  jener  Ausspruch 
unendlich  bezeichnend,  nach  welchem  es  heisst:  » Der  Bürgerstand  alter  und 
neuerer  Zeit  in  seiner  grossartigeren  Erscheinung  ist  der  zur  Thatsache  ge- 
wordene Beweis  des  Satzes,  dass  die  Kraft,  Reichthümer  zu  schafien,  un- 
gleich wichtiger  sei  als  der  Reichthum  selbst.^ 

In  dem  Bürgerstande  scheiden  sich  gegenwärtig  eine  Menge  Stände, 
die  man,  weil  sie  nirgends  als  Stände,  sondern  nur  als  Berufsarten  anzu- 
sehen sind,  mit  vollem  Rechte  «un ächte  Stände**  genannt  hat  Wie  in 
allen  norddeutschen  und  überwiegend  protestantischen  Landen,  so  auch  in 
Sachsen  sind  die  hauptsächlichsten  dieser  sogenannten  Stände  der  Be- 
amtenstand und  der  Soldatenstand.  Die  Gelehrten  dagesen  pflegt 
man  unter  einer  gemeinschaftlichen  Zunft,  der  Gelehrtenzunft,  zu  begreifen. 
Von  einem  geistlichen  Stand  ist  in  Sachsen  nicht  die  Rede,  er  geht  in  dem 
der  Beamten  auf  Der  Beamtenstand  äussert  seine  Herrschaft  in  den  burean- 
kratischen  Formen  und  verkörpert  seine  Macht  in  der  Bureaukratie,  die  in 
der  Neuzeit,  in  Sachsen  wie  m  Preussen,  um  so  mächtiger  geworden  ist, 
als  die  Erfahrung  gezeist  hat,  dass  eine  nicht  büreaukratische  Regierung 
weder  wohlfeiler,  noch  besser,  noch  schneller  ist.  Von  dem  Soldatenstand 
im  Allgemeinen  ist  nur  zu  sagen,  dass  in  dem  falschen  Glauben  desselben, 
ein  besonderer  Stand  zu  sein,  die  meisten  seiner  Ausschreitungen  wurzeln, 
über  welche  man  leider  nur  zu  sehr  vergisst,  seine  faktische  Nothwendigkeit 
als  Beruf  anzuerkennen. 

Sachsens  Bevölkerung  ist  eine  überwiegend  industrielle  und  selbst  auf  den 
Dörfern  des  Landes  leben  mehr  Gewerbtreibende  als  Ackerbauer.  Eine 
nothwendige  Folge  dieser  Ueberwiegenheit  ist  die  Verwischung  des  eigent- 
lichen Charakters  des  sächsischen  Bauers.  Der  Urtypus  desselben 
lebt  nur  noch  in  einzelnen  vorwaltend  ackerbautreibenden  Gegenden  des 
Landes,  namentlich  aber  in  der  Lausitz  und  unter  den  Wenden.  In  den 
reichen  Pflegen,  wo  die  potenzirte  Landwirthschaft  diese  mehr  und  mehr 
zum  Gewerbe  umwandelt  und  die  Ackerbauerzeugnisse  zum  Gegenstande 
merkantilischer  Speculation  macht,  tritt  auch  der  kleine  Bauer  aus  seinem 
ursprünglichen  Charakter  heraus.  In  den  ärmeren  Pflegen,  wo  vielleicht 
wegen  localer  Anhäufung  nutzbarer  Fossilien  oder  vornandener  Wasser- 
kräfte etc.  Gewerbszweige  sich  neben  dem  mageren  Landbau  ausgebild^ 


Sachsen.  257 

haben,  weichen  die  Bauern  steHenweise  einem  ländlichen  Proletariat, 
welches  darum  schlimmer  als  das  städtische  ist,  weil  es,  man  möchte  sagen, 
praktischer  ist.  Während  das  städtische  und  industrielle  Proletariat  sich 
m  Philosophemen  über  die  sociale  Berechtigung  des  vierten  Standes  ergeht, 
übt  jenes  thatsächlichen  Communismus,  denn  Holz-  und  Felddiebstähle 
und  selbst  Verbrechen  wider  das  Leben  häufen  sich  in  solchen  ländlich-. 

gewerblichen  Gegenden  leider  in  sehr  bedenklicher  Weis^.  Es  ist  ein  Satz, 
en  die  Wissenschaft  von  der  Gesellschaft  herausgefunden  hat,  dass  der 
deutsche  Bauer  sich  nur  da  in  rechter  und  ächter  Kraft  und  Gesundheit 
erhält,  wo  er  ganz  und  ausschliesslich  Bauer  ist.  Aus  diesem  Grunde  kann 
man  es  als  keinen  socialen  Vortheil  für  die  Dörfer  ansehen,  wenn  es  auch 
ein  Ökonomischer  sein  mag,  dass  die  Ansiedelung  vieler  kleiner,  ehedem 
städtischer  Gcwerbsleute,  denen  es  an  Geld  und  Geschicklichkeit  fehlt,  um 
m  den  Städten  fortzukommen,  auf  den  Dörfern  zunimmt.  Sie  sind  dann 
weder  Bauern  noch  Handwerker,  wohl  aber  entfremden  sie  die  Bauern  ihrer 
Sitte  mehr  als  man  gewöhnlich  glaubt. 

Der  Kastengeist  lebt  unter  den  sächsischen  Bauern  so  gut  wie  unter 
allen  Ständen.    Der  sächsische  Bauer  unterscheidet  sich  selbst  zuvörderst 

geflissentlich  als  solcher  von  der  nicht  bäuerlichen  Bewohnerschaft  seines 
»orfes  oder  seiner  Gemeinde  und   auch   von  den  Häuslern  und  blossen 
Gartennahrongsbesitzern.     Nächstdem  beseelt  ihn  aber   auch  eine  um  so 

frössere  Dosis  Bauernstolz,  je  nachdem  er  Besitzer  eines  grösseren  oder 
leineren  Hufengutes  ist,  vier  oder  zwei  Pferde  hat  etc.  Er  documentirt 
diesen  Stolz  äusserlich  bei  Spiel  und  Gelage  und  in  dieser  Beziehung  über- 
trifft er  nicht  seilen  aristokratische  und  bürgerliche  Famiiit*n,  davon  die 
ersteren  ehedem  glaubten  und  die  letzteren,  soweit  die  Repräsentanten  der 
Geldaristokratie  es  zum  Theil  heute  noch  glauben,  ihren  Rang  in  der  Gesell- 
schaft in  prunkenden  Aeusserlichkeiten  darthun  zu  müssen. 

Es  würde  sicher  von  grossem  Interesse  sein,  den  Einfluss  zu  schildern, 
den  die  socialen  Reformen  in  Betreif  der  Agrargesetzgebung  auf  die  Bauern 
im  Königreich  Sachsen  benommen  haben.  Er  ist  ein  ausserordentlich  be- 
deutender. Hat  die  Entfesselung  des  Grundbesitzes  allerdings  den  grossen 
Grundbesitz  in  einer  Hand,  bis  auf  wenige  Ausnahmen  in  ungleich  mehr 
Hände  gebracht,  so  ist  doch  dadurch  an  vielen  Orten  erst  ein  wirklicher 
Bauernstand  hervorgerufen  worden.  Nicht  minder  hat  die  bis  letzt  zwar 
nur  partielle  Durchführung  des  Gesetzes  der  Zusammenlegung  der  Grund- 
stücke, der  Ablösung  der  Lasten  und  Gemeinheitstheilungen  etc.  höchst 
beachtenswerthe  sociale  Erfolge  gehabt,  die  von  den  wenigen  Benach- 
theiligungen dieser  Gesetze  nicht  entfernt  in  den  Schatten  gestellt  werden. 
Sind  ähnliche  sociale  Reformen  in  der  Wirkungssphäre  der  Bürger  in  gleich 
hohem  Grade  wünschenswerth,  so  darf  man  doch  in  der  Ungeduld  über 
die  Langsamkeit,  mit  welcher  sie  nur  eingeführt  werden  können,  niemals 
vergessen,  dass  es  leichter  ist,  zwanzig  politische  Maassregeln  zur  Ausfuhrung 
zu  bringen,  als  eine  einzige  sociale  von  der  Tragweite,  wie  z.  B.  die  einer 
Gewerbverfassung. 

Wer  wollte  es  leugnen,  dass  unter  der  Bevölkerung  des  Königreichs 
Sachsen  nicht  auch  der  vierte  Stand  massenhaft  repräsentirt  sei!  Lässt 
sich  für  ihn  zwar  zur  Zeit  noch  keine  andere  als  eben  diese  numerische 
Bezeichnung  aufstellen  (Proletariat  ist  nicht  die  vollständig  richtige),  so 
lassen  sich  (nach  Riehl)  doch  seine  Gruppen  auch  hier  wie  überall  sehr 
leicht  dahin  unterscheiden,  dass  die  eine  aiejenigen  Glieder  dieses  Standes 
umfasst,  die  noch  nichts  sind  und  noch  nichts  haben,  und  die  andere  die, 
die  nichts  mehr  sind  und  nichts  mehr  haben.  Auf  der  einen  Seite  steht  ein 
guter  Theil  der  Arbeiter,  namentlich  der  Fabrikarbeiter,  der  Handwerks- 
gesellen, der  Dienenden,  der  literarischen  Jugend,  des  Beamtenproletariats« 


956  Sachs  OH. 

auf  der  andereo  baokeroite  Kleinbürger,  verdorbene  Bauern,  bermil^r*^ 

gekommene  Aristokraten,  Indastrieritter,  Strokhe,  Tagediebe  und  Vaga-^ 
unden  aller  Farben.  Man  könnte  mit  leichter  Mühe  die  Entstehunga^ 
geschichte  des  vierten  Standes  auch  in  Sachsen  nachweisen«  sie  i&t  aber 
ieselbe  wie  die  aller  Länder,  wo  er  sich  findet:  und  er  findet  sich  bereits 
in  allen,  wo  zugleich  neben  hellem  Licht  dunkle  Schatten»  neben  hoher 
Civilisation  mannichfaches  Elend  vorhanden  ist  Diese  beiden  Kräfte  sind 
es,  welche  den  vierten  Stand  gross  gezogen  und  ihm  ein  Bewusstsein  ein^ 
gehaucht  haben. 

In  derselben  Weise,  wie  die  Entstehung  und  die  Emancipation  des 
dritten  Standes  in  Sachsen  und  alierwärts,  wo  er  zur  staatlichen  und  gesell^ 
schafUichen  Emancipation  gelangt  ist,  das  Resultat  der  Fehler  und  Slui(ki\ 
des  ersten  und  zweiten  Standes  war,  in  analoger  Weise  ist  auch  die  Er-« 
scheinung  des  vierten  Standes  in  der  Gesellschaft  der  concentrirte  Schatten 
der  durch  den  dritten  Stand  vertretenen  Ökonomischen  Richtung,  oder  des 
von  ihm  in  den  Vordergrund  gestellten  Nützlichkeitsprinzips.  Weil  sieb 
der  vierte  Stand,  dessen  Entstehen  in  Frankreich  in  das  letzte  Decennium 
des  vorigen  Jahrhunderts  fällt,  nur  erst  in  diesem  Jahrhunderte  zu  seiner 
gegenwärtigen  Bedeutune  erhoben  hat  —  eine  Bedeutung,  die  mit  den 
Fortschritten  in  den  praktischen  technischen  Wisseoschaflen  und  in  allen 
Reichen  der  Geistesarbeit  überhaupt  in  ziemlich  fj^Ieichem  Maasse  wächst, 
«^  so  lassen  sich  auch  die  Anfänge  des  Werdens  dieses  Standes  in  Sachsen 

fanz  genau  nachweisen  nnd  ohne  Mühe  die  historischen  Momente  in  seiner 
urzen  Entwickelungsperiode  feststellen.  Allein  der  Verfolg  jener  Geschichte 
würde  hier  zu  weit  und  doch  zu  keinem  anderen  Resultate  fuhren,  als  dasa 
dieser  vierte  Stand  auch  in  Sachsen  da  ist  und  um  seine  gesellschaftliche 
Stellung  neben,  oder  auch  über  den  andern  Ständen  kämpft  Die  S^rmptome 
dieses  Rampfes  liegen  aller  Welt  vor  Augen.  Die  Arbeitervereine,  die 
Arbeitercoalitionen,  die  Arbeiterassociationen  zu  gewwblichem  Betrieb, 
die  Arbeiterparlamente,  was  sind  und  waren  sie  anders  als  Aeussenmsea 
des  Bewusstseins  der  historischen  Existenz  dieses  Standes  und  mehr  oder 
weniger  friedliche  Demonstrationen  des  Bewusstseins  einer  historisch  be-- 
rechtigten  Existenz!  Wie  es  in  dem  Wesen  und  der  Natur  einer  jeden 
Klasse  in  der  Gesellschaft  liegt,  die  Herrschaft  über  die  übrigen  zu  er-* 
streben,  so  sehen  wir  auch  in  Sachsen  ^  namentlich  im  Jahre  1848,  diese 
Bestrebungen  deutlich  genug  kundgegeben.  Der  Kampf  der  Vaterlands* 
vereine  und  der  deutschen  Vereine  war  der  Hauptsache  nach  ein  socialer 
Kampf  auf  politischem  Forum  zwischen  dem  dritten  nnd  vierten  Stande  um 
die  Herrschaft  im  Staate. 

Der  zweite  Stand  war  zu  jener  Zeit  fast  ganz  bei  Seite  geschoben» 
Doch  bald  verbündete  er  sich  mit  dem  dritten,  um  den  vierten  am  sieg-» 
reichen  weiteren  Vordringen  zu  verhindern.  Nachdem  dies  gelungen» 
schien  es  einen  Augenblick,  als  ob  der  zweite  und  der  vierte  Stand,  deren 
sociale  Berufe  doch  so  grundverschieden  sind,  sich  fast  überall  und  auch 
in  Sachsen  unbewusst  und  unfreiwillig,  lediglich  im  instinctmässigen  Verfolg 
ihres  gesellschaftlichen  Ziels  verbunden  hatten,  um  die  Herrschaft  dem 
dritten  Stande  wieder  zu  entreissen.  In  Frankreich  ist  dieser  Zweck  er- 
reicht worden,  die  Herrschaft  im  Staate  ist  aber  daselbst  weder  dem 
zweiten  noch  dem  vierten  Stande  zugefallen,  der  erste,  die  fürstliche  Autorität, 
bat  sie  ausschliessUcfa  an  sich  gerissen ;  der  Staat  ist  offenbar  in  die  Reihe 
der  absoluten  getreten. 

Das  ist  die  flüchtige  Skizze  eines  Gemäldes  der  socialen  Beschaffenheit 
der  sächsischen  Bevölkerung,  zu  welchem  aber  noch  unendlich  viel  Studiea 
zu  sanwaebi  sind,  um  es  auch  in  den  kleinsten  Details  corre^  eu  ntachen. 

£3  versteht  sich  ja  woU  von  selbst,  das«  in  den  geschildarten  Stäftden 


SftobB«».  369 

nniildige  andere  BeiUbnneeD ,  die  an  die  Familie,  den  Beruf,  den  Beifti, 
den  Wohnort,  die  Hcimath  etc.  geknüpft  sind,  aufgehen  und  innerbalÜ 
derselben  eine  lahllese  Menge  von  Ejgenlhlimlichkeilen  ichaffen,  die  in 
Obigem  nicht  berührt  werden  konnten,  die  aber  in  der  vielfacht^n  Durch- 
kreuzung ihrer  Wirku ose n  und  Rückwirkungen  uotersucbt  «erden  müssen, 
•obald  es  ticb  nicht  blos  um  einen  RQckbhck,  sondern  um  ein  auch  für 
die  Zukunft  praktisch  brauchbares  Resultat  handelt. 

untersucht  nt«n  luvörderaC  im  Allgemeinen   und  ohne  Rücksicht  auf 
besondere  Gesellschaftsklassen,  vie  sich  die  Bewohner  der  einzelnen  Theile 
des  Landes  bezUgHcb  ihres  Familienstandes  gruppiren,  so  finden  wir 
dabei  nach  der  Zahlung  vom  3.  Dechr.  1849  Folgeades: 
(Siebe  Tabelle  S.  SßO.) 
Obgleich  die  Zählung  vom  3.  Dechr.  1352  nach  diesen  Besonderheiten 
I  4es  Ci?ü-_  und  Familienstandes  noch  nicht  zusammengestellt  ist,  so  ist  es 

I  toeb  sehr  leicht,    das  Ergebniss  derselben    nach  den    in  dieser  Hinsicht 

herrschenden    Gesetzen   vorher   zu    bestimmen.     Bei   den   Zählungen  von 
'  1834-1849  wurde  Folgendes  gefunden: 


Die  Zählung  vom  3.  Decbr.  1852  unterscheidet  zum  ersten  Haie  zwischen 
Familien  Haushaltungen,  Baushaltungen  in  Aflermiethe  und  sogenannten 
Eilrahaushaltungen.  Indem  sie  unter  ersteren  namentlich  Vereinigungen 
von  zwei  und  mehr  zusammenlebenden  Personen  verslanden  wissen  will, 
4ie  eine  direct  ermietbete  Wohnung  eines  fremden  Gebäudes  oder  eine 
eigene  Wohnung  im  eigenen  Gebäude  inoe  haben,  so  ist  ihr  Strien  dahin 
|erichtet,  die  numeriscne  Bedeutung  dessen  kennen  la  lernen,  was  man  im 
socialen  Sinne  des  Wortes  unter  Familie  zu  begreifen  hat. 

Die  Haushaltungen  in  Aftermiethe  werden  in  der  Hehnabl  der  Fälle 
TOD  jungen,  Iheils  noch  nicht  aelbstsländigen  Leuten  gebildet,  in  grSfseren 
Städten  stellen  auch  in  Privatlogb  wohnende  Fremde  während  zeitweilieen 
Aufenthalts  ein  ansehnliche«  Coutingent  tu  solchen  Haushaltungen.  Als  Uit- 

«ieder  von  Estrabaushaltangen  wollte  das  königlich  sächsische  Statistische 
ureau  betrachtet  wissen: 

1.  In  den  Gasthäusern  und  Beherbergungsanstalten ,  die  sich  in  den- 
selben aufbalteBdeu  durchreisenden  Fremden. 

2.  In  den   Kinderveraorganstalten ,  die  in  denselben  UDlergebrachtea 
Ziehkinder  und  PflegUnge. 


360 


Sachten. 


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Sachsen.  261 

3.  In  den  Erziehnnffs-  nnd  Bildnngsanstalten  (Pensionaten  etc.),  die 
in  denselben  unanicht  im  elterlichen  Hause  lebenden  Zöglinge. 

4.  In  den  Heil-  und  Verpflegeanstalten,  die  in  denselben  dieser  Zwecke 
wegen  befindlichen  Insassen. 

5.  In  den  Armenanstalten  und  Armenhäusern ,  die  in  solchen  unter- 

febrachten  Armen, 
n  den  Gefängnissen  und  Strafanstalten,  die  in  solchen  in  Haft  be- 
findlichen Individuen. 

7.  In  den  Kasernen  und  dergleichen  Anstalten,  die  in  solchen  wohn- 
haften und  untergebrachten  Militairs. 

Die  Tabelle  auf  Seite  228  |;iebt  Aufscfaluss  über  die  StSürke  der  ein- 
zelnen Familienhaushallungen  m  den  einzelnen  Tfaeilen  des  Landes,  die 
bei  Seite  231  angeheftete  Tabelle  über  die  Zahl  der  Familienhaushaltungen, 
in  Aftermiethe  und  sogenannten  Extrahaushaltungen  im  ganzen  Lande. 

Von  ungleich  höherer  Bedeutung  sind  obige  Zahlen,  sobald  man  sie 
mit  den  wirthschaftlichen  Elementen  des  Besitzes  und  der  Arbeit  in  Ver- 
bindung bringt.  Denn  diese  Elemente  sind  es,  welche  die  Bewegung  der 
Bevölkerung  beherrschen,  und  die  gesellschaftliche  Ordnung  bestimmen. 
Nach  Alter  und  Familienstand  vertheilen  sich  die  nach  ihrer  socialen 
Stellung  geordneten  Bewohner  des  Königreichs  Sachsen  wie  folgt: 

(Siehe  Tabelle  S.  262  und  263). 

För  die  Behauptung,  dass  die  Arbeit  und  der  Beruf  die  Bewegung  der 
BevÖlkerun([  beherrsche  hat  das  königlich  sächsische  statistische  Bureau 
einen  Beweis  geliefert,  wie  er  nirgends  in  solcher  Grossartiekeit  g[eliefert 
worden  ist.  Die  16.  Tabelle  des  IL  Bandes  der  statistischen  Mittheilungen 
aus  Sachsen  (1852)  gewährt  hierüber  die  interessantesten  Aufschlüsse.  Wir 
entnehmen  ihr  folgende  Zahlen. 

(Siehe  Tabelle  S.  264.) 

Zu  diesen  Zahlen  ist  nur  zu  erwähnen,  dass  sie  sich  auf  den  Dorcfa- 
schnitt  aus  den  Jahren  1840—1849  beziehen  und  als  solche  Durchschnitts- 
zahlen aus  einer  Summe  von  Beobachtungen  veranschaulichen  sollen,  wie 
sehr  nicht  allein  die  beiden  Hauptverschiedenheiten  der  menschlichen  Be- 
schäftigung, sondern  auch  der  verschiedene  Wohnsitz  über  Zustände  herr- 
schen, die  man  für  gewöhnlich  an  kein  Gesetz  eeknüpft  glaubt  Wo  in 
diesen  Zahlen  die  Gesetzmässigkeit  in  eine  Anomalie  überzugehen  scheint, 
beruht  diess  nur'darauf,  dass  in  solchen  Fällen  die  Summe  der  Beobachtungen 
eine  geringere  war  und  das  Ergebniss  nicht  von  den  zufälligen  Störungen 
befreit  ist,  die  denselben  bei  kleinen  Beobachtungsreihen  noch  anhaften.  Ganz 
besonders  gilt  diess  von  den  oben  erwähnten  nicht  klassificirten  Orten,  deren 
in  Sachsen  nur  vier  aufzufinden  waren;  d.h.  Orte,  wo  weder  die  landwirtfa- 
schaftliche  noch  die  industrielle  Bevölkerung  vorherrschend  ist,  sondern 
andere  Berufsarten,  z.  B.  Militair,  Insassen  von  Straf-  oder  Versor^ungs- 
Anstalten  u.  s.  w.,  Orte,  deren  Bevölkerung  mithin  nicht  eine  freiwillig  ver- 
einigte ist. 

Die  Wissenschaft  von  der  Gesellschaft  betrachtet  ferner  auch  die 
Glaubens-  und  Racenverschiedenheit  als  sociale  Sonderung^en.  Diese 
Verschiedenheiten  begegnen  sich  bei  einem  Bruchtheil  der  sächsischen  Be- 
völkerung, bei  den  Juden;  eben  so  treten  sie  ffemeinschaftlich  und  auch 
einzeln  bei  einem  in  Sachsen  wohnenden  Volksstamm  auf,  der  seinen 
slavischen  Ursprung  reiner  erhalten  hat,  als  die  übrige  sächsische  Bevölkerung, 
bei  deiL.Wenden  in  der  Lausitz. 

Nach  der  Zählung  von  1849  lebten  in  ganzen  Königreiche  23789  männL 
und  25428  weibl.,  zusammen  49217  Wenden  und  davon  kommen  allein  auf 
den  Kreis- Directions-Bezirk  Bautzen,  in  welchem  das  Harksrafthum  Lausitz 
liegt,  47578.  . 


263 


Sadis«li. 


mmm 


stb»itfUttg« 


Oesellfloliafts-,  Beruft 

und 

Brwerta^BaftMML 


f^^wiHifiL-ua. 


tnusflb  Weht  etaHirte  ArMter. 

a)  LsbS-  und  Forstwirtbachaft 


A>)  Gewliuniing  Ton  Rohprodnoten  

c)  Herstellung  und  Beschaffung  von  Nahrangsmitteln 

d)  Anfertigung  von  Kleidung  

e)  Herstellung  und  AnsstaM^ng  von  Wohnungen 

f)  Gew^erbe   zu    häuslichen,    industriellem   und    anderem 

Zwecken  

g)  Art)elter  in  Fabrlkgewerben 

h)  Hand-  und  Tagearheiter 

Svmma  der  1.  Elasae 


2.  Klasse.   Etabürte  Qewerb-  und  BMillMCrtlk«Ade. 

Land-  und  Forstwirthschaft         .       ... 

Genrinnnng  von  Rohproduoiton  .        .       .       .       » 

Herstellang  und  Beschaffung  von  Nahrungandttaln 

Anfertigung  von  Kleidimg 

Herstellung  u.  Ausstattung  ven  GebfiuSen  n.  Wolinungen 
Geirarbe    bu  häuslichen,    industriellen   «nd  aoidereiL 

airecken 

g)  Fabrikanten  und  Fabrikbesitzer  Überhaupt 
h)  Handel-  und  Verkehrtreibende  aller  Art  .... 

Summe  der  9,  Elasfte 

Inase.  Porsinlklie  DMntto  lielstMüe. 

a)  Bei  Befb  Blen^nde 

b)  In  tMvatdielisten  Stehende 

e)  Anderweit  persönlidie  Dienste  Leistende 

Summa  der  3.  Klasse 

4.  Klasse.  Angestellte  mit  festem  Qebali. 

a)  Höhere   und   niedere  Hof-,   Staats-   und  Gemeinde- 

Beamte t 

b)  Höhere  und  niedere  Beamte  trad  Angestellte  bei  <Ge- 

sellflcibeften  und  JPrivaten 

c)  Fftr  Biedere  J>ienstleiatangen  Angestellte 

Summa  der  4.  Klasse 

5.  Klasae.  Den  SAnsten  und  Wissenselialteii  Obliegende. 

Reehtftbeflissene 

Der  Medicin  Beflissene 

Cnltns 

Oeffenflictaer  Umterrioht       ....... 

Sonstige  wissenschaftlich  Beschäftigte      .... 

Künstler .       . 

BommB  det  5.  Ol&Me 

6.  Klasse,  ttffltair. 


nä)cSi  daaptalters- 


'"■»■  * !■    tutr..  t.  .....^w.     ^.^. 


bis  «lit 
MJUireii 


gA.lll.'l'tt 


1106 

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3 

41 

19 

3 

165 

1 

1348 


1 

8 


68 

4 
57 


a)  Uniformlragende  Militalrbeamte 

b)  Officiere  aller  ■Wttffengatttrageii 

c)  SiAalteme  aller  WaffengaMuigian      .       »       ^       ,       . 

Snmma  der  6.  Klafsse 

7.  Klasse.  Personen  ohne  Benif  nnd  Bernflsaniabe. 

a)  Voll  Renten  liebende -       . 

bi  Von  Pensionen  Lebende 

c)  Von  Unterstützungen  Lebende 

d)  In  Versorg-  nnd  Strafkndtalten  Beflndliehe 

e)  Personen  ohne  Berufisängabe 

Summa  der  7.  Klaase 

In  allen  Klassen 


9 
10 
12 


9a 

4 
947 


! 


15 
458 

4 
477 

2844 


684 
1 
2 

179 


1 
209 

Dan 


von  14  bis  ml^ 
21  Jahren     ] 

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2911 
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229 

4 
254 

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5923 

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6096 

6678 
19250 

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50 

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776 

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1 
1 

3096 

1 

560 

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21 

967 

686 


6 

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452 

18 

611 

115146 


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10 

952 

18X19 

5 

241 
13052 

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87276 


23 

25 

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1 

8 

1 

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170 


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166 

65410 


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7 

120 


1 

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351 

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890 


25 
2 

41 
190 

•69 
827 


von  21  bis  mit 
60  Jahren 


m. 


am 

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12116 
11212 

4877 
15697 

5496 
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6198 
9 
2418 
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1168 

2865 
8153 
!f668 
2700 


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2^19 


689 
3219 


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128 

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58 

815 
3287 


66 

126 

2S782 

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95 
10 
62 
780 
96 
1042 


4790 

10 

1079 

18023 

4 

139 

8926 

1871 

34342 


250 
179 

3SoO 

12 

24 

256 

99 

1086 


6 

49143 

282 

49381 


99 
68 

158 


68 

16 

211 

80 
874 


133 
37 
161 
374 
642 
1287 


142066  86678 


S«th»feti. 


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fgptTtmOkiahMxtpm 


KlMBdb 

nadk  dttn  Civllstande 

Überhaupt 

von  SO  bis  mit 

Ton  60  Jalirmi 

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nach  diSm  Gte- 

60  fahren 

und  darüber 

VwlMiratfaete 

Vertrtttwete 

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21499 

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5 

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9 

1992 

6 

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17 

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2226 

14047 

22119 

16299 

4989 

20560 

380 

4431 

2135 

8735 

259 

9335 

31199 

43542 

33613 

61612 

95225 

sodso 

2 

1784 

— ' 

23371 

— 

969 

2 

15701 

9 

40041 

11 

4D058 

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57 

189 

9 

1872 

17 

115 

31 

12042 

399 

14029 

447 

14476 

16745 

8377 

1968 

4637 

10782 

2206 

1218 

7076 

35825 

25919 

47825 

35201 

83026 

ß755 

4316 

2561 

964 

17743 

710 

1447 

3393 

8030 

3549 

27220 

7652 

348712 

106914 

43992 

14450 

12112 

114019 

14339 

9286 

25755 

144056 

88611 

266361 

1287W 

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45148 

4649 

8216 

1236 

52910 

699 

2963 

4800 

2775 

661 

58648 

6160 

64808 

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4 

8 

2 

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7 

6 

4 

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6 

107 

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1750 

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516 

17801 

586 

893 

1457 

1447 

427 

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2470 

22611 

36679 

1090 

4989 

301 

86128 

279 

9486 

971 

3805 

497 

42419 

1747 

44166 

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1156 

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177 

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313 

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15619 

31 

980 

357 

1723 

33 

18322 

421 

18743 

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1740 

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839 

43677 

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1537 

8497 

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49966 

2336 

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725 

1245 

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8552 

1329 

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154475 

10558 

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2844 

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2184 

11134 

10030 

15237 

2446 

207934 

14660 

22^594' 

025 

44 

51 

11 

221 

11 

23 

19 

55 

31 

299 

61 

360 

9758 

13499 

405 

912 

4241 

1606 

418 

2177 

63081 

125204 

67740 

128987 

19672T 
-8499 

780 

775 

159 

832 

727 

122 

84 

571 

1186 

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1495 

10768. 

14311 

615 

1255 

5189. 

1739 

525 

2767 

64829 

126037 

70036 

130543 

200579 

«09 

16 

634 

2 

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3717 

2 

277 

6 

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11 

5014 

19 

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59 

1 

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1299 

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178 

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18167 

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1287 

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16 

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1569 

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1584 

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18518 

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1159 

886 

257 

6607 

649 

483 

427 

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1898 

16039 

2474 

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21 

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99061 

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1106 

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2100 

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1710 

2382 

4049 

771 

2004 

1578 

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898 

128 

814 

3776 

749 

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1963 

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361 

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9565 

30037, 

5065 

69M: 

28056. 

96224 

66989 

297287 

88381 

68054 

40196 

331364 

20335 

30885 

69360 

258097 

225872 

620846 

815567 

985918 

264 


Saciisen« 


Ilauei 

des 

gewerblichen  Charakters  der 
Ortschaften  -Gomplexe. 


Fruchtbarkelt 

der 

Bevöl- 
kerung 


Ehen 


Anf  eine 

Gebnrt 
überhaupt 

kommen 
Bewohner 


Trauung 

kommen 
Geborene 
Überhaupt 


SterbUdikeit 


1  Todesfall 


unter 

Kindern  f. 

nnter  b.  m. 

6  Jahren 


überhaupt 


kommt  auf  Bewohner 


nisee 

unter  den 

Trauungen 


Eine 
Trauung 
kommt  anf 
Bewohner 


T,  Ortschaften -Comp]  exe  mit  vorwaltender  Ackerbau -Beyölkerung 

Dörfer: 
1,K1. 100-91  VoAckerbautr.  Bevölker. 


2. 

3. 
4. 
5. 
6. 
7. 


n 
» 

9» 


90-81 0/^ 
^0-710/^ 

70-ßlVo 
60-510/0 

50-41  Vo 

40-^31% 


n 


In  allen  Klassen : 


33,41 

4,18 

103,26 

44,57 

29,13 

4,58 

94,88 

40,62 

27,54 

4,37 

88,89 

38,51 

25,72  . 

4,26 

82,19 

36,37 

24,42 

4,52 

75,88 

34,32 

23,52 

4,32 

73,11 

33,44 

26,50 

4,04 

73,76 

33,65 

25,80 

4,38 

81,76 

36,35 

139,80 
133,33 
120,42 
109,80 
110,57 
101,83 
107,21 

113,03 


II.  Ortschaften-Gomplexe  mit  vorwaltende 

Handels- Bevölkerung. 
Städte:  Dresden  und  Leipzig  .    ,    . 

Städte  überhaupt: 
1.  Kl.  100-91  Vo  Gew.-u.  Handeltr.  Bev. 


r  Gewerbe-  und 


2.» 

90—81 0/. 

9) 

f» 

» 

»» 

3.» 

80-710/, 

Jl 

n 

fi 

•    9» 

4.« 

70-610/, 

n 

n 

ft 

f) 

S- 

60-51  o/o 

« 

91 

» 

n 

6., 

50-410/, 

9) 

n 

» 

n 

in  allen  Klassen: 
Dörfer  etc  * 
l.Kl.  100—91  «/o  Gew.-  u.  Handeltr.  Bev. 

2.  „      90-81  «/o 

3.  ,> 


4., 
5»  „ 

6.» 


80-71  % 
70-61  % 
60-51  % 
50-41  % 


n 
» 

9) 

9» 


99 

99 
91 
19 
99 


99 
99 
99 
99 

99 


9» 
99 
99 

9» 
9) 


In  allen  Klassen: 
Städte  und  Dörfer: 
l.Kl.  100— 91  o/o  Gew.-u.  Handrftr. Bev. 


2. 
3. 
4. 
5. 
6. 


99 
9) 
99 

9) 
9> 


90-81  oA 
80-71  o/o 
70-61  % 
60-51  % 
50-41% 


99 
99 
99 
99 
9» 


99 
99 
99 
99 

99 


99 
99 
99 
99 
91 


99 
99 
99 
99 
99 


In  allen  Klassen: 


29,76 

4,22 

89,40 

33,87 

21,24 

5,64 

58,53 

30,04 

21,66 

5,51 

54,63 

29,34 

24,84 

5,21 

67,27 

31,42 

29,48 

4,68 

86,96 

34,30 

28,61 

4,31 

83,34 

32,44 

23,05 

5,52 

69,37 

34,12 

24,35 

5,13 

65,43 

31,12 

12'''^ 

4,22 

49,42 

27,53 

23,76 

5,42 

60,73 

31,72 

22,82 

5,51 

62,53 

32,17 

23,00 

5,35 

65,33 

32,21 

22,47 

4,94 

66,07 

32,04 

23,65 

4,87 

71,25 

32,97 

22,93 

5,23 

64,10 

32,06 

20,77 

5,31 

56,81 

29,60 

22,23 

5,49 

56,06 

29,91 

23,79 

5,37 

64,78 

31,79 

25,74 

5,04 

74,28 

33,34 

24'5^ 

4,66 

72,99 

32,22 

23,62 

4,90 

71,15 

33,03 

23,72 

5,18 

64,83 

31,53 

Zusammenstellung  aller  Ortschaften-Compl 


Städte  im  Königreich 

Dörfer  (excl.  der  nicht  klassificirten) 

Nicht  klassificirte  Orte 

Dörfer  im  Königreich 

Städte  u.  Dörfer  zusammen  hn  Königr. 


24,35 
24,49 
56,65 
24.51 

24,46 


5,13 
4,73 
4,23 
4,73 

4,86 


65,43 

73,16 

209,10 

73,21 

70,36 


exe. 

31,12 
34,39 
21,22 
34,37 

33,17 


125,53 

119,84 
119,31 
129,69 
137,88 
123,04 
127,24 

125,23 

78,73 
128,63 
125,65 
123,00 
110,98 
115,27 

119,96 

110,38 
121,54 
127,60 
129,49 
116,19 
115,80 

122,83 

125,23 
115,89 
239,51 
115,94 

119,01 


Was  di«  Juden  «Dlangt,  so  bilden  sie  in  Sachsen  einen  in  lleiDen 
Bnichtheil  der  Bevölkening,  als  dass  es  möglich  wire,  elwas  anderes  au 
ihre  Gesammliahl  aningeben  and  die  Beschafligiing  der  in  den  StIdIeD 
Dresden'  und  Leipzig  fest  und  wghnhaften. 


™^„ 

VirbSlolu 

Jahr 

iJdiTidu 

en 

blTBIkUnDI 

IJ.  k  B. 

18M 

seo 

1877 

1R37 

M8 

1948 

IS40 

4Ö7 

371 

868 

19H9 

ia43 

"  512 

370 

883 

1993 

IMfi 

589 

399 

988 

1859 

IMQ 

584 

436 

1022 

1854 

Ans  den  Zahlen  der  letiten  Spalte  sieht  man,  dasa,  obgleicb  die  Zn- 
nahme  der  Juden  von  1843—184«  eine  ziemlich  bedeute nife  gewesen  ist, ' 
das  Verhllbriu  der  Juden  zur  tiesammtbevölkerung  sich  seit  1B34  nur  wenig 
verändert  bat.  Wie  klein  nun  auch  der  Bnichtheil  sei,  den  die  Juden  bildeOi 
und  wie  sehr  man  glauben  sollte,  dass  une  im  Verbältniss  lo  geringe  Zahl 
die  Übrige  Bevölkerung  nicht  mit  wirklichen  Ucbehtänden  bedrohen  oder 
heimsuchen  könnte,  so  bat  doeb  die  Erfahrung  zu  allen  Zeiten  gelehrt,  dan 
die  EmancipationsTcrsuche dem  heftigen  Widerstand,  namenttichder  Gewiecb- ' 
treibenden,  begegnet  sind,  die  in  der  bürgerlichen  Gleicbstellnng  der  Juden 
dep  Ruin  der  meisten  Gewerbe  deshalb  erblickeD*  weil  sich  dann  die  Juden 
Di^ch  mehr,  als  es  jetzt  schon  der  Fall  ist,  in  Handel  und  Gewerbe  nk- 
drangen  und  die  christlichen  Handwerker  und  Gewerb treibeDden  in  üinir 
Eiisleni  und  Selb) tan digkeit  gefährden  würden.  In  mancher  Be^ebw^ 
gehen  diese  BefUrchtunffeD  lu  weit,  obgleich  aber  auch  aus  nachstebender 
vergleichender  Uebersicbt  erbellt,  wie  sehr  nur  gewisse  Gewerb-  und  Handels- 
■weige  TOD  den  Juden  ausgebeutet  werden: 


2m 


SL«tkg5>l. 


^^[|""lP^|yv^?or'^^^^^^^^^^^^^'^^^ 


Abtheünngen. 


Qi«8ammtbir?Sll}«ra*9 


r  m  <Bü 

Stfidten 


Dörfern 


lu  fluur    i«   -  '•    in 

Dresden 


Köni«T. 


III.  Seetf.^^t^    A.  Hand^ 

Handel  mit  Rohpr^odu«te& 

Handel  mit  Gonfiumtibilien 

Handel  mit  RleidKogsgegenSJ^nden  .    . 
Handel  mit  Bau-  i^id  Kqui^^ngSTMater. 
Buch-,  Kunst-  uodi  Musik«jhkn-Qandel 
Geldhandel-  und  Ibrndelstemittelung 
Händler  aller  Art?    •    .    «    «    .    •    •    • 

Summa  A. 

B.  Verkehr. 

Ei«s!ph«fenwkehr     .,  ;   .    .    ..... 

P^^^-  HiiA.lel€«rapbei»ty)erlQe]aiir.    .    .    . 

Sop^igc^.  Vvk€|hB 

C^flfUger-  u»d  WQg^PQI^iOQ»!  .    «    .    . 
•  i  \   '  ■'  temma  B. 

Scin^na  der  IH.  Section 

lY.  Section.  A,  Wisdensc^ftennnd^Ki^ste. 

YerMraKung  und  Justiz  .    .    .    ,    .   '.  . 

Me^eAi-  und  Heilwesen  .    .    .    .    .  .' 

Gul^-und  Qfflsotlich^r  Unterricht     .  . 

Wissenschaften . 

KUdsb     .    .    .    .   '.    ....    .    .  . 

Sdiv^bereAeflissene     .    .    .    .    . 

^       .  ,  Supwu^A. 

*  B.  IfiUfcfcir.  . 

Summa  B. 
T,» -7^^  .       Su^im^  d^  I\r.  Seqtioh 

y .  S  e  C 1 1 0  n.  PersdnUehe  DienstleiBtongen. 

Hofbeamte   ;...., 

In  FHtatdiensten  Stehende 

And/^weit  persönliche  Dienste  Leistende 

Suoiima  der  V.  Section 

i '!  VI.  Section. 

Personen  ohne  Beruf  and  Beraftangahe. 

Von  Bebten  Lebende    . ' . '  .    '.    .    .    . 
Von  Pensionen  Lebende   .    .  ^    .    .    . 
Von  UnterstützuQgen  Leb^de.»    .    .    * 
In  Versorg-  und  dtraf-Anst.  Befindliche 
Personen  ohne  BerufsanKabe  überhaupt 

Summa  de^  VL  Section 

Recapitulation. 
Summa  der  L  SectioD  •  .    . 

.         „  »  n    IL        f»         ... 

»  ff  IIL        n  ... 

ff  ff   T*».       ff.         .    .      • 


0,04 
1,00 
0,38 
0,45 
0,23 
0,20 
2,48 


4,78 
0,30 

(176 


1,44 
6i22 

1,38 
0,45 
2,54 
0,09 
0,73 
0,94 


6,13 

4,37 
10,50 

0,13 

8,50 
0,92 


9,55 

2,24 

0,86 

I.« 

2,11 


8,?2 


pCt. 

0,07 
0,40 
0,12 
0,12 
0,01 
0,03 
0,65 


1,40 

0,1J9 
0,01 
0,39 
0,17 


0,75 
2,15 

0,35 

0,19 
0,73 
0,00 
0,0? 
0,06 


0,10 
1,30 

0,00 
1,15 
0,09 


1,24 

5,19 
0,08 

0^12 
^i9 


mj^ 


pCt. 

0,06 
0,61 
0,21 
«^23 

QfiS 

im 

'm 

0,11 

%M 

0,14 


0,90» 
3,55 

0;7O 
0,» 
1,3fr 
0,03 
0,30 
0,37 


W 
1,57 
4,60 

0,06 
3,6a 
0,37 


4,10 

4.17 
0,34 


9; 


0,81- 


7,08 


i(^m 


BeyoU^^n^ng. 


in 
Leipcig 


pCt. 

0,29 

0,57 
0,57 
2,01 
7,45 
41,55 


52,44 


0.57 


a,57 
53,01 


0, 

4,01 

4,87 

1,43 

0,86 

0,29 


Ipf 


11,74 


5,16 
1,15 


6,31 


<b7ä) 
0^29 

3,15 
0,57 
0;86 


"lOiST 


! 


100,00 


pOt. 


1,70 


14,83 

50,85 


67,38 


67,38 

0,42 

1,2fr 

13,14 

1,07 

0,42 


TiW 


16,52 


2,97 


2,97 

0,42 
^2 


W 


IUI 


SS; 

18, 


100,00 


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Sachsen. 

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1 

2S|Sä  K 

Sägii 

314 
312 
501 
183 
1310 

^1 

1 

8ai^  S 

SSilS 

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iiiii 


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870  Saebftei». 

Freilich  beweisen  diese  Zahlen  an  und  für  sich  nur  wenig»  ihre  ^e- 
deutiing  geht  erst  aus  den  gleichnamigen  Beobachtungen  aus  einer  langen 
Reibe  von  Jahren,  aus  der  Betrachtung  der  einzelnen  Factoren  und  Glieder, 
woraus  sie  zusammengesetzt  und  aus  der  Vergleichung  derselben  unter  sich, 
sowie  mit  den  Ergebnissen  früherer  Zeiten  und  anderer  Länder  und  mit 
denjenigen  Zuständen  hervor,  von  denen  jene  Zahlen  gleichsam  nur  ein- 
fache oder  zusammengesetzte  Functionen  sind.  Diese  in  ihre  Bcsta&d- 
theile  aufzulösen,  dazu  gebricht  es  hier  offenbar  an  Raum.  Alle  die^ 
die  sich  dafür  interessiren,  dürfen  wir  eben  so  wohl  auf  die  II.  Lieferung 
der  Mittheilungen  des  königlich  sächsischen  statistischen  Bureaus,  als  auch 
auf  .die  Schrirl  von  Dr.  Engel:  »Die  Bewegung  der  Bevölkerung  im 
Königreidi  Sachsen  während  der  Jahre  1834— 18dO;  ein  Beitrag  zur  Physio- 
lo{;ie  der  Beyölkerun(;en*'  verweisen.  Der  Inhalt  beider  ist  nicht  blos  der 
Mittheilung  der  thatsächlichen  Bewegungs -Verhältnisse  innerhalb  dieser  Zeit 
gewidmet,  sondern  er  ist  vorzugsweise  auch  auf  die  Betrachtung  und  Er- 
klärung der  bezüglichen  Erscheinungen  und  auf  die  Ermittelung  des  Gattsal- 
zusammenhanges  derselben  mit  anderen  gerichtet. 


m.    lATohnpl&tze. 

S,  5.    Zahl  und  Beschaffenheit  der  Wohnplätze. 

Die  wichtigste  Unterscheidung  der  Wohnplätze  irgend  eines  Landes  in 
politisch-  und  culturhistorischer  Beziehung,  ist  die  in  Städte  und  Dörfer. 
Obgleich  diese  Unterscheidung  sehr  bald  ausgesprochen  ist,  so  ist  es  dodi 
sehr  schwer,  genau  zu  definiren,  was  eiffentlich  eine  Stadt,  was  ein  Dorf 
sei.  Es  kommen  bei  solcher  Charakteristik  eine  Menge  von  Umständen  In 
Frage,  die  für  gewisse  Orte  des  Königreichs  Sachsen  die  wahre  Bezeichnung 
sehr  unsicher  machen.  Als  Hauptmerkmale  für  die  städtische  Eigensdiaft 
eines  Orts  in  Sachsen  sind  zu  betrachten: 

1)  ob  der  Ort  nach  dem  Wahlgesetze  von  1831  mit  den  Städten  wählt- 

^  ob  der  Ort  im  Sinne  der  Gewerbsteuer  als  Stadt  behandelt  wird:    ' 

•3)  ob  der  Ort  die  Städte-Ordnung  mit  einem  Stadtrath  oder  aber  nur 
die  vereinfachte  Städ*c-Ordn»ng,  d.  i.  die  auf  kleinere  Orte  angewandte  Land- 
gemeinde-Ordnung eingeführt  hat; 

4.  ob  der  Ort  Märktrechte  und  gewerbliche  Rechte,  z.  B.  das  Recht 
Innungen  zünftiffer  Handwerker  zu  haben,  besitzt. 

Von  diesen  Merkmalen  ist  das  erstere  das  entscbeidenste;  ein  Ort,  der 
alles  übrige  besitzt,  aber  dieses  nicht,  ist  im  gesetzlichen  Sinne  nicht  als 
Stadt  zu  betrachten,  weü  nicht  anzunehmen  ist,  dass  der  Ort  wirklich 
eine  Sttidt  sei,  der  von  der  wichtigsten  volksthümlichen  Ins^ution  des 
Landes,  von  den  Ständekammern  selbst  iridbt  als  Stadt  anerkannt  wird. 

Die  charakteristischen  Eigenschaften  eines  ländliche^  Wohnplatzes  sind 
hierfieben  eigenttich  nur  negative.  Ob  ein  solcher  ein  D«rf  %i  wahren 
Sinne  des  Worts  sei,  hängt  von  einer  Menge  Besonderheiten  ab«  über  die 
sich  das  sächs.  JUirbuch  ausführlicher  verbreitet. 

Vom  grösstcg^  Belang  ist  die  Belebung  eines  Orts,  d.  h.  seine  Ein- 
wohnerzahl. Weil  es  bei  dem  beschränkten  Raum  nicht  möglich  Jist, 
alle  Städte  SaoKsens  nach  der  Zahl  ihrer  Bewohner,  ihrer  geogratphiscnen 
und  administrativen  Lage  etc.  aufzuführen,  so  hat  man  gesucht,  die  wich- 
tigsten YerhäHtiisse  in  folgendier  Tabelle  zur  Yeranschaulichung  zu  bringen: 


■i. 

AittM  d*r 

H.    PMe.BtT 

StMl, 

l^m» 

(1 

— -.■ 

•iichaatm 

lnä„*a=tV»   ' 

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1 

-'•^S'b'^^^j:^»:^  ' 

nur     SOOIiH 

1 

1 

_ 

470 

0,70 

3,23 

_ 

„ '' 

_ 

w    501-    1000   , 

10 

7 

2 

1 

7393 

7.04 

22,58 

5,26 

1,70 

,    1001-    1500  , 

17 

b 

5 

1 

5 

20624 

11,97 

1936 

13.16 

1.70 

35,72 

,    1501-    2000  , 

13 

2 

3 

5 

3 

22678 

9,  IG 

6,45 

7,89 

8,47 

21,43 

,    2001-    2500  , 

28 

6 

9 

12 

1 

62686 

19,72 

19,35 

33.68 

20,a4 

7.14 

,    2501-    3000  , 

15 

3 

3 

8 

1 

4122Ö 

10,56 

9,68 

7,90 

13.5|S 

7.14 

,   3001-    4000  n 

17 

1 

5 

10 

l 

61Ü73 

11,97 

3,22 

13,16 

16,95 

7.-14 

,   4001-    5000  ■ 

13 

i 

7 

54520 

8.45 

10,53 

11.8G 

7^14 

,   5001—    6000  « 

7 

5 

2 

3S441 

4,93 

13,16 

3,38 

,   6001-    700O  n 

5 

2 

3 

34008 

3,52 

6.45 

5,08 

,    7001-^3000  , 

5 

1 

4 

3G105 

3.52 

2,63 

6,78 

,    8001-    »00  . 

2 

1 

1 

16989 

1,41 

3^2 

1.70 

,   9001-  10000  , 

1 

9437 

■0,70 

1.70 

,  10001-  15000  „ 

6 

I 

3 

2 

69667 

4,23 

3.23 

— 

;  5,08 

1^ 

,  16001—  2O0OO   „ 

,  20001—  3O0OO  , 

,30001—  40000   . 

1  — 

1 

30753 

0,71 

1.69 

,  40001-  60000  „ 

,60001-400000  ■ 

all 

1 

— 

15(466 

.1,41 

3^ 

6.88 

— 

'  — 

Sninma 

,42 

" 

S8 

i 

ü 

«3040 

100.00 

100,00 

100,00 

100,00 

iöo,i|6 

SftshMn  Ut  aHMBrordenÜkb  stMlereioh.  Unter  VoraaiKtinnf  gkiekar 
OrlBuM  ttbn^^  datielbc  in  di«scr  B«dehun§  idcn  öKorrdchiscbcii  S»tut  tUi 
d*B  4lwlu,  den  ^reuHbcben  um  du  Sfache,  4mi  «IrttoMbergischen  vnfl 
buliuhcii  um  das  It^faobek  d«a  hwnÖiersCben dm  dikfifaCMk  ■> 

Der  iweitc  Tlieil  der  ranUbeBdeD  Tabelle  lä»t  indeu  »tif  ttr  SteDe 
«rkewien,  dau  im  KöoinMich  fikohien  dte  Stadt«  ads  den  Klouea  v 


j  aliioM  wtthnMiiiMii,  dKs  dch  die  CrfiHiitahltesta  kamei#cte  gleiA 

auf  die  teüAe  vettluilMi.  Die.  T«ttrMthaKn  Stiidle  befinden  aich  anaatlr 
Verh'illDiu  Ui  jKjbi*-DH«iitioD»-BfeBJ-kj2*idiaii,'iB  inrickon  dieStMtb'na 
2aoe  'hü,  5O0O  Kww.  entsriiieda  dw  Uehargewkfat  biittai.  Dit  tätMm 
kleines  Stadt«i  todeb  lii^  «.den  Bieis^SifMSliout-Banriieii  DraMeo  tad 
Leipiig.  Die  Ursache  dieser  Verschiedenheit  ist  der  induslrielle  Cbandcter 
der  BÄrirke  selbst 

Die  Dorf  er  bilden  eine  iweite  wichtige  Kategorie  von  Wolffifdiila«». 
Naeh  der  GrSsse  ihrer  EinwtAneriahl  vertheil»  ^  sich  vie  folgt  »pf  At 
etoelMn  Theile  des  Landes: 


fikehtttt. 


\ 

In 

Zahl  der  DS 

rfer 

den  nebenbeselchneten  GrÖBBen-KlMsen 

Msion-nasseii; 

,,,, -^ 

im 

— 

wmm ^ 

Kr>-Dir^. 

Xr.-Dir.>B. 

Kr.'Dir-'B. 

Kr.-Blr.-B. 

**^M      ■          ~  m  .m. 

I>re«d«n 

Lelpslg 

ZwlckMi 

BMltMll 

Koalgrtwli 

Dörfer 

▼on  unter  bis     50  Bew. 

77 

82    . 

55 

46 

260 

51      »     100    „ 

180 

166 

82 

114 

542 

,      101      «     200     , 

270 

321 

162 

168 

921 

.    aoi    .    300   , 

176 

198 

110 

96 

580 

,      301      ,     400     , 

118 

106 

85 

49 

358 

,      401      •     WO     . 

65 

55 

78 

31 

^9 

.      501      ,     600     , 

43 

26 

57 

20 

146 

'      601      "     700     , 

32 

22 

38 

22 

114 

,      701      ,     800     , 

25 

8 

35 

13 

81 

;      801      ;     900     , 

10 

6 

30 

8 

54 

•      901      ,   1000     , 

10 

3 

21 

9 

43 

•    1001      l   1250     , 

19 

10 

36 

13 

78 

;    1251      :   1500     , 

11 

5 

31 

11 

58 

,1501      ,   2000     , 

9 

5 

18 

12 

44 

:    2Ü01      I   »00     . 

1 

2 

13 

8 

24 

;    2501      ,  3000     , 

1 

1 

4 

4 

10 

"3001      .  4000     , 

1 

l 

3 

3 

8 

,4001      ,  5000     , 

— 

— 

2 

3 

5 

.    5001    and  darüber 

— 

— 

— 

1 

1 

Summa 

1048 

1017 

860 

631 

3556 

Vorstehende  Gesammtzahl  der  Dörfer  stimmt  nicht  ffenau  mit  derjeni|;en 
Uberein,  welche  in  der  XVI.  Tabelle  im  II.  Hefte  der  Mittheilungen  des  königl. 
Sachs,  statistischen  Bureaus  über  den  Einflass  des  gewerblichen  Charakters 
der  Orte  aaf  die  Bewegung  der  Bevölkerung  YeröfTentlicht  wurde,  eben  so 
^vemg  mit  einigen  andern  über  diesen  Gegenstand  bekannt  gegebenen.  Der 
Urgrund  dieser  Abweichungen  liegt  keineswegs  in  der  absoluten  Verschieden- 
heit der  Zählungs- Ergebnisse,  sondern  nur  in  der  Verschiedenheit  der 
Gesichtspunkte  und  der  Begriffe  über  die  einielnen  Kategorieen  der  Wohn- 
ifFatie.  Im  vorliegenden  Falle  ist  er  ebenso  sehr  in  der  Unbestimmtheit 
mancher  Landgemeindebezirke,  nicht  minder  aber  aucb  darin  lu  soeben, 
dass  von  gewissen  einieln  ffelegenen  Besitzunaen  nicht  mit  voller  Sicher- 
heit KU  sagen  war,  in  welchen  Gemeindebexirk  sie  gehören.  Gehörten  sie 
KußUlig  noch  in  einen  anderen  Parochialbeiirk,  so  mussten  die  Ver- 
.Wickelungen  steigen  und  die  Abweichungen  xunehmen,  weil  bei  der  beregten 
XVI.  Ta&Ue  zugleich  die  Nachrichten  über  die  Geburten,  Sterbefalle  und 
Trauungen  in  Betracht  kamen,  Nachrichten,  welche  nur  durch  die  Parochial- 
cefetlichen  erlangt  werden,  die  bei  Abfassung  der  Kirchennachrichten  auf 
jeoe  Verschiedenheiten  der  Territorialbezirkungen  nar  unvollständig  Rück- 
iiicht  nehmen  können*).    Endlich  aber  steigerte  sieh  die  Erzielung  voll- 


»!■    « 


*)  Die  Sehwierigkeiten  der  richtigen  Bestimmimg  der  wahren  Ortesahl  in  SachMn  werden 
tbn  sUen  statistischen  Schriftstellern  empfanden,  namentlich  wird  die  Zahl  der  Dörfer  so.  lange 
▼inMkf«den  angegeben  werden,  alt  es  ansser  den  StKdten  and  Dörfern  anch  noch  andere  eince^ 
ffiAetfnie  WohdpUttse  giebt,  die  nicht  nothwendig  in  einen  städtischen  oder  Iftndlichen  Besirk 
encIaTirt  sind,  also  in  diesen  Besirken  nnd  Gemeinden  gleichsam  anftrehen  nnd  als  hesondere 
Wohnplätxe  nicht  femer  fortgeführt  xn  werden  brauchen.  In  fniherer  Zeit  waren  jene  Schwierig 
keiten  noch  weit  grösser  nnd  die  Abwelchnngen  unter  den  Angaben  nicht  nur  in  Betreff  der 
Zahl  der  Stildte,  Dörfer,  Rittergüter  und  Vorwerke,  sondern  auch  in  Betreff  der  Zahl  der  Einwohner 
flo  nanniehfaltig,  dass  es  heute  kaum  noch  möglich  ist,  eine  klare  nnd  der  Wahrheit  gana  ent- 
•preehende  Binsicht  in  die  statistischen  Yerhiltnisse  des  ehemaligea  Ohnnaehseni  n  erlangeB. 


SaehfSK 


078 


■lindig  ftbticimlimmeirtlcr  Angaben  zur  TTnin^SgRcIileii  dadürcli,  dass  in 
gedacnter  XVI.  Tabelle  auch  noch  die  Grösse  der  Ortsflaren  in  Berechnung 
gebogen  werden  musste,  bei  deren  Ausmessung  aber  wieder  andere  Grund- 
sätze in  Betreff  der  Gemeindezugebörigkeit  herrschend  waren. 

Nur  aasserordentlich  wenig  Dörfer  im  Königreich  Sachsen  sind  rein 
landwirtbschaftlichen  oder  rein  industriellen,  bei  weitem  die  meisten  sind 
gemischten  Charakters.  Diejenigen  Ackerbaudörfer  sind  jedoch  die  zahl- 
reichsten, in  welchen  die  gewerbliche  Bevölkerung  20—40  pCt.  der  Ge- 
sammtbeyölkerunff  ausmacht.  Doch  ist  ein  solcher  Theil  aer  Bewohner 
nur  in  seltenen  Fällen  in  rein  industriellen  Gewerbszweigen  beschäftigt, 
sondern  meist  nur  in  Gewerben^  die  ffXt  den  Betrieb  der  Landwirthschaft 
unerlässlich  sind.  Dagfsgeo  ist  m  den  Torherrschend  industriellen  Theilen 
des  Landes  die  gewc^blidie .  Bevölkerung  nur  in  schwachem  Maasse  in 
Hülfsgewerben  für  den  Landbau.  thätig;  sie  tritt  daselbst  in  besonderen 
selbstständigen  Fabrikzweigen  auf.  und  umgekehrt  ist  die  landwirthschaftliche 
Bevölkerung  nur  soweit  vorhandQU,  ajs  nbthig  ist  das  Areal  zu  bebauen  tmd 
die  gewerbliche  n^it  den  nothwei^digsten  und  nächstliegenden  Lebensbedürf- 
nissen zu  versehen. 

RittergQter.  Dieselben  bilden  gleichfalls  auch  heute  noch  eine 
besondere  Klasse  von  Wohnplatzen  in  Sachsen,  da  sie  als  solche  weder  zu 
den  Stadt-  noch  zu  den  Landgemeinden  gehören »  sondern  für  sich  bi- 
stehende Areal-Gomplexe  sind .  auf  welchen  eiffenthümliche  Rechte  und 
Pflichten  haften  —  pder  Hchtiger— hafteten,  deren  Ursprung  und  Erwerb  in  die 
Zeiten  der  frühern  Feudalherrschaft  fällt,  deren  allmählige  Beseitigung  (zum 
Theil  cegen,  zum  Theil  ohne  Entschädigung)  aber  das  Werk  der  Neuzeit, 
d.  h.  dieses  Jahrhunderts  sind.  Ohne  hier  auf  die  specifischen  Rechtsver- 
hältnisse dieser  Wohnplätze  eingehen  zu  können,  müssen  wir  uns  begnügen, 
nur  die  Zahl  derselben  in  den  verschiedenen  Landestheilen  anzugeben. 

(Siehe  Tabelle  S.  274.) 

Bekanntlidi  drücken  die  Steuereinheiten  zugleich  den  Werth  des  Grund- 
besitzes aus,  ia(lem  eine  Steuereinheit  im  DurchschnitI  alk'Aequivalent  des 
Ertrags  eines  Kapitals  von  10  Thirn.  anzusehen  ist.  Demzufolee  würden 
die  in  Privathänden  befindlichen  Rittergüter  des  Königreichs  Sachsen  einen 
Grundwerth  von  6^91^7  Thlrn.  reprtsentiren  und  der  mittlere  Werth  dnes 
'Ritter^ts  im  g anaen  Lande  64563  Xhln  sein.  Lässt  man  zu  dem  Werth 
der  Rittergüter  auch  noch  denjeniff^n  der  Kammergüter  treten«  welche 
Rittergutseigenscha/l  haben,  so  erhöht  sieh  obige  Summe  um  ca.  2000000  Thlr. 

Der  Wjerth  de«  Privab-Grjindbesitzes.  in  den  Städten  und  Dörfern  ist 
zwar  noch  weit  be.deutender  aber  apf  ungleich  mehr  Personen  vertheilt 
lieber  die  Gess^mmtsumme  giebt  folgende  Tabelle  Auskunft: 


Mk 


Steuerkreise. 


I.  Approximativer  Werth 

des  in  PriTftthSiideii  befindUehen 

Grundbesitzes 

und  sirir 


in  d«n 
BtXdion 


in  den 
iDörfim  etc. 


der  lutter- 
gilter 


im  guuen' 
Könitteioh 


IL  Prtctn^es  Yerhältniss 

■Iw  ta  ii  PriraUlDta  fcitiakki 

Arandleslisvertkcn.    - 

SekomnmeioBeni^ 


L  Dresden 
IL  Xeipzig 
HL  Zwickau 
j(y.  ^autzeri 


TUr. 

34333000 

4525Q0OO 

%I62000Ö 

697^^00 


Thlr. 


9SS0410QO 

.8^;0330DO 
38169000 


AI 


11^177000305191000 


Thlr. 

133:)90Q0 
:238420CP 
,11736000 
13^(8000 


(  I    'I 


Thlr.       I    . 

139713000  24,58 
161960000  27,94 
122389000  23,38 
5893100011,84 


026^{W9ft48299300Q23^l|3,^|l?,99|  19p»00 


65,87 
57,34 
67.03 
64, 


8023 


14,^2 
4^59 
.36 


iqp,oo 
.loaoo 
idöjoo 
loojx) 


SM 


SaeHseü.  SVB 

DUfidfa  oiäge  Zalde^  sind  zugleich  einiee  Unterlagen  zur  approximatiTen 
Schätzung  des  mittleren  Werthcs  eines  städtischen,  bäuerlichen  oder  länd- 
Hchcn  und  rfttm^chärftmiieirtjrtinTlftöSimhiDniii  in  Sgctrsfln  gegeben.    Usst    ' 
man  nrhmlich  die  Voraussetzung  zu,   dass  sowohl  in  den  Städten  wie  in 
den  Dörfern  ein  Wohngebäüde  immer  nur  einen  Besiteer  fcabe,  und  da».  ^' 
auch  jedes  Rittergut  nur  der  Besitzthum  einer  Person  sei,  so  gelangt  man  ' 
zu  Resultaten, 

wonach  der  mittlere  Werth  eines  städtisdien  Besitzthums  ciroal    f  170  Thlr. 

„  „         „      ländlichen  »  »        1800     » 

»  „         „      ritterschaftl.        „  „      o400ü    „ 

sein  würde. 

2.    Die  Brände  in  den  Wobnplätzen  des  Königr^iohs  Sachsen. 

(Siehe  Tabelle  S.  276  und  277). 

Gewährt  umstehende  Kusammenstelhing  eide  Uebersicht  liber-die  Zahl  der 
Brände  und  der  Bedeutuag  der^ben  i^  rden  einzelnen  Tbeil^  4^' König- 
reichs, so  giebt  die  weiterhin  folgende  Aufschluss  darüber,  welche  Ver- 
ursachung den  Brand  fällen  zu  Grunde  lag  und  wie  sehr  ziQglfetth  die 
Jahreszeit  indirecte  Veranlassung  zu  Bränden  soi^rohl  in  den  Städten  a)s  auch 
auf  dem  iLande  gewesen  iät. 

(Siehe  Tabelle  S.  278  und  279). 

Durch  die  Brände  wird  alljährlich  ein  beträchtlicher  theil  des  National- 
Vermögens  zerstört  \  Die  miiterieäen  Vcrfuste,  welche  dlMl«reh  herbeigeführt 
werden,  sind  theils  Immobiliarverluste,  theils  Mobiliarverluste. 
lieber  die  Grösse  jener  geben  uns  die  Nachrichten  der«  Läfides-tnimätiiliar- 
Brandversiche^rung^-Anstait  schätcenswerüie  Aif^unft,  dage^fenoBtzie^en.^pb  <:* 
die  Mobiliarverluste  einer  genaueren  3<^urtheilung  ihres  Uinfanges.  Der 
Geldbetrag  der  von- pui^enannter  Anstalt,  gelciateten  Bri^n^entschädigungen 
belief  sich  in  den  Jahren  1847— 1851  für  die  firände  in  den  Städten  und 
Dörfern  der  Erblande  und  beziehentlich  des  ganzen  Königreichs  auf  die 
SumlUe  von 3056002  thlr.  19Ngr.  9  Pf.,  mUhin  jährlich  auf  nahe  4000D0  Thlr. 
Die  genaueren  Nachweise  gehen  aus  nachfolgender  Uebersicht  hervor. 

(Siehe  Tabelle  S.  280). 

Alis  dem  Vei^Idche  der  so  eben  gegebenen  Zahlen  mit  denen  auf  die 
Zahl  tihd  den  Umfang  der  Brände  bezüglichen^  geht  die  Durebschnittsgrösse 
d€s  Jmmobiüanrefhistes  bei  einem  Blande  in  den  Städten  und  Dörf^rtl 
überhmipl  hervor^  gleiidiz^iti^  aber  auch  die  Grösse  des  Verlusttheils  einer 
Brandstätte  und  eines  total  oder  partial  beschädigten  Gebäudes.  Es  be- 
lauft sich  darnach  der  Immobiliarveriust  bei  einem  Brandfalle  in  den 
Jahren  1847  —  1851  in  den  Städten  auf  1201,2  Thlr.,  in  den  Dörfern  auf 
1094,5  Thlr.;  hingegen  den  Verlust  repartirt  auf  Brandstätten:  bei  einer 
Brandstätte  in  den  Städten  auf  449,7  Thlr.,  in  den  Dörfern  657,6  Thlr., 
bei  einem  Gebäude  in  den  Städten  auf  309,4  Thlr.,  in  den  Dörfern  auf 
319,3  Thlr.  Nach  den  bezahlten  Entschädigungsgeldern  berechnet,  beträgt 
der  durchschnittliche  jährliche  Immobiliarveriust  in  den  Städten  0,23  pGt, 
in  den  Dörfern  0,21  pGt  des  gesammten  Immobiliarwerths,  d.  h.  von  je 
10000  Thlr.  Immobiliarwerth  in  den  Städten  werden  alljährlich  23,  in  den 
Dörfern  21  Thlr.  durch  Feuer  vernichtet. 


876 

Sachi 

I6B. 

% 

IaU  der  Bnatf  Ute  in  d« 

raS.  m                                II 

184»»)                  1 

1848 

Irils  •  DiraettoAs  •  Baiirki. 

in  dan  alttn  Brblanden. 

In  den  alten  Brblanden. 

Zahl  der 

Zahl  der 

Wohnpllltie. 

•^9 

il     ■ 

total    Ipartial 

ti 

II 

total    1  partial 

beschädigten 
Gebinde 

besehlldigten 
Gebimde 

Städte. 

Kr. -Dir. -Bez.  Dresden.  . 
„           Leipzig  .  . 
„           Zwickau.  . 
n           Bautzen  .  . 

19 
33 
50 

1 

25 

63 

87 

1 

26 
50 
74 

24 

48 
66 

1 

22 

38 

48 

1 

34 

146 

201 

3 

12 
110 
194 

44 

85 

109 

4 

Im  Königreiche 

103 

176 

150 

139 

109 

384 

316 

242 

Dörfer. 

• 

Kr. -Dir. -Bez.  Dresden  .  . 
,.           Leipzig   .  . 
„           Zwickau  .  . 
M           Bautzen  .  . 

68 

56 

87 

5 

122 

93 

119 

5 

187 

177 

178 

6 

79 

45 

61 

1 

81 
59 
96 

8 

134 
104 
275 

18 

213 

181 

371 

32 

70 

43 

105 

1 

Im  Königreiche 

216 

339 

548 

186 

244 

531 

797 

219 

Städte  und  Dörfer. 

Kr. «Dir. -Bez.  Dresden  .  . 

Leipzig  .  . 
„            Zwickau.  . 
„            Bautzen.  . 

87 

89 

137 

6 

147 

156 

206 

6 

213 

227 

252 

6 

103 

93 

127 

2 

103 

97 

144 

9 

168 

250 

476 

21 

225 

291 

565 

32 

114 

128 

214 

5 

Im  Königreiche 

319 

515 

698 

325 

353 

915 

1113 

461 

*)  Im  Ktfnigreiehe  Saebeea  bestanden  bis  mm  SLDeebr.  1848  xwei  difentUdie  Anstalten 
somBireeke  derlmmobllÜarBrandverslebening:  die  alterblKndisehelmmobillar-Brand- 
▼ersieh ernngs-Ansialtnnd die  OberlansitserBrandrersiehernngs-Soeietat  Dnreh 
die Yerordnung  Tom  S8.  Novbr.  1848«  die  Bekanntmaehnng  des  abgesehlossenen  Ver- 
trags Aber  den  Ansehlnss  der  Oberlaasits  an  die  alterblftndisehe  Immoblliac- 


Saclif«fi. 


»TT 


alBittieii  mo«!  Um  Lttlas. 


1849 

Im  KöaigMieht. 

1850 

Im  KSnigreiolMi 

1S61 

in  KSnigreieb^ 

lMf-18ftl 

te  den  alten  Erblaadm 
und  bes.  im  Xttaigrelebie 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zablder 

ZeU  der 

a5 

11 

total  pwrtial 

is 

total! 

partial 

lU 

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160 
244 

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111 

total  Ipartial 

SS 

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aebftad« 

besehKdicten 
Qebftade 

beeehSdüften 
Oebftade 

beeebidifften 
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30 

50 

6 

55 

50 

171 

77 

32 

35 

119 

71 

54 

39 

138 

15 

11 

33 

54 

4 

19 

62 

156 

4 

8 

18 

119 

1 

21 

51 

90 

2 

20 

26 

42 

6 

24 

41 

145 

17 

8 

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17 

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35 
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23 

157 
362 
760 
102 

86 

233 

639 
89 

164 

258 

493 

45 

109 

353 

257 

246 

102 

• 

241 

146 

164 

94 

227 

178 

169 

517 

1381 

1047 

960 

86 
71 
83 
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62 
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136 

125 

88 

166 

60 
69 
50 
39 

390 
369 
418 
194 

627 
53B 
714 
303 

980 
952 
948 
473 

396 
271 
356 
117 

299 

513 

819 

277 

300 

442 

674 

240 

252 

357 

515 

218 

1311 

2182 

3353 

1140 

109 

101 

133 

65 

189 
197 
302 
178 

^7 
318 
293 
238 

156 

101 

211 

55 

101: 

101 

137 

63 

164 

170 

262 

87 

256 
103 

106 
103 
157 

38 

85 

81 

111 

69 

116 
127 
228 
113 

144 
145 
221 

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469 

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562 

560 
529 
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162 

408 

866 

1076 

1 

523 

402 

683 

820 

404 

346 

584 

693 

387 

18SS 

3563 

4400 

2100 

BraiidTereicb«rnii|ri->A.nital<  betreffend,  wurde  aber  die  Oberlanaitser  BrandTeraldieniafi- 
Soeietät  als  ein  für  rieh  beetehende«  Inatitnt  aulJBehoben  und  daaselbe  mit  der  alterblSndisehen 
Anstalt  verbanden,  welche  letstere  ron  da  ab  den  Namen:  Landes-Immobiliai^-Brand- 
Teraieheranga-Anitalt  dea  Xönigrelehs  Saehien  fUirte. 


31S 


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SQ.  S.  275 

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1 

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1 

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November        n                        . 

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1 

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2 

•    December        •• 

36 

2 

2 

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6 

Summa- 

511 

19 

11 

4 

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Dlrter.  . 

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Januar     1847  — 1851  .  , .    .    . 

97 

5 

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2 

13 

Februar           ., 

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1 

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13 
29 

135 

4 

2 

1 

33 

166 

5 

5 

1 

29 

Juli                   >; 

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123 

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September       „ 

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11 

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October           ,, 

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5 

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23 

November        „ 

91 

7 

2 

• 

21 

December        ,, 

161 

6 

2 

2 

14 

Summa 

1311 

80 

7 

35 

13 

254 

Städte  und  Dlrfer. 

Januar     1847 --1851   .... 

165 

5 

3 

4 

15 

Februar           ,, 

109 

3 

2 

1 

16 

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132 

11 

1 

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April 

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139 

12 

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2 

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33 

178 

7 

2 

1 

39 

Juni                 „ 

209 

5 

6 

1 

36 

Juli                  „ 

196 

11 

8 

2 

31 

August             „ 

176 

11 

5 

2 

26 

September       „ 

147 

12 

9 

3 

26 

October           „ 

127 

6 

2 

1 

28 

November        „ 

113 

8 

2 

. 

23 

December        ,y 

137 

8 

4 

2 

20 

Summa 

1828 

99 

8 

46 

17 

313 

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43 
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53 
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33 
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532 


42 

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64 
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IV.    Landwirthschaft  und  Viehzacht. 

Obgleich  sich  die  sächsische  Landwirthschaft  hinsichüich  ihrer  Leistung 
gen  eines  guten  Rufes  erfreut  und  obgleich  einzelne  messbare  Merkmale 
Torhanden  sind,  die  diesen  Ruf  begründet  erscheinen  lassen,  so  fehlt  es  doch 
auf  der  anderen  Seite  Fielfach  an  eine  genaue,  auf  If aass  und  2ahl  tu  re- 
ducirende  Renntniss  der  einschlagenden  Verhältnisse.  Nur  wenige  Länder 
Europas  und  nicht  ein  einziges  Deutschlands  sind  im  Besitze  Yollständiger, 
umfassender  und  nicht  auf  Schätzungen,  sondern  auf  wiHklichen  Messungen 
beruhender  Nachweise  über  die  landwirthschaftliche  Production,  über  die 
Saat-  und  £rnte?erhältnisse  jedes  Jahres,  über  die  Menge  der  erzeugten 
Feldfrüchte,  über  den  Umfang  des  Obst-  und  Weinbaues,  über  die  Viehzucht 
und  den  Ertrag  derselben.  Was  man  über  diese  Zustände  liest,  sind  zum 
allergrössten  Theil  nichts  weiter  als  Folgerungen  ?on  einzelnen  concreteA 
Fällen  auf  die  Gesammtheit.  Mängel  der  Art  finden  aHerdings  ihre  woU 
zu  berücksichtigende  Ursache  in  den  ungeheuren  Schwierigkeiten  und  in 
dem  bedeutenden  Aufwand  an  Zeit,  Mühe  und  Geld,  welche  von  der 
Fertigung  einer  wirklichen  Productions-Statistik  unzertrennlich  sind.  Diese 
Ursachen  dürften  indess  nicht  allzulange  mehr  ein  Hinderniss  zur  Gewinnung 
einer  der  nützlichsten  und  zugleich   noth wendigsten  Arbeiten  sein.    Man 

£iebt  von  Staatswegen  alijährlieh  grosse  Summen  för  die  Förderung  der 
andwirthschaft  und  Viehzucht  aus,  aber  nie  ist  man  im  Stande,  die  Er-^ 
folge  dieser  Bemühungen  im  Grossen  Ganzen  zu  messen,  wenn  f  s  an  einem 
constatirten  Ausgangspunkt  zur  Beurtbeilung  der  gemachten  Fortschritte 
fehlt.  Täuschungen  über  den  wahren  Werth  gewisser  Bestrebnngen  sind 
daher  nur  zu  leicht  möglich.  Eine  wohlgeordnete  und  sacheemässe'  statistische 
Beleuchtung  der  Dinge  allein  bringt  Licht  über  Sachen,  die  man  jetzt  gleich«- 
sam  noch  im  Nebel  sehen  muss. 

Von  den  nachfolgenden  landwirthschaftlichen  Mittheilungen  aus  dem 
Köni^rcidb  Sachsen  sind  die  über  die  landwirthschaftliche  Prodfuction  gleich*^ 
falls  mductiver  Natur,  hingegen  liegen  den  über  die  landwirthschvtliche 
Bevölkerung,  über  die  Viehzucht,  über  die  landwirthschaftlichen  Gewerbe 
und  über  die  Preise  landwirthschafllicher  Erzeugnisse  genaue  und  zuveiiässi^e 
Beobachtungen  and  Messungen  sämmtlicher  in  Frage  kommender  Erschei-^ 
nungen  zu  Grunde. 

§.  14.    Landwirthschaftliche  Bevölkerung. 

Nach  dem  IH.  Heft  der  Mittheilungen  des  Königl.  Sachs,  statistischeii 
Bureaus  ist  die  Zahl  der  in  der  Land-  und  Forstwirlhschaft  Selbstthätigen» 
so  wie  der  Familienangehörigen  dieser  Selbstthätigen  folgende: 


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284 


Sachsen* 


Aos  80  grossen  Zahlen  geht  es  minder  anschanlich  Töf ,  in  welchem' 
Verhältnisse  sich  die  einzelnen  Beschafligungsgruppen  auf  Stadt  und  Land 
vertheilen,  als  aus  einer  eigens  dazu  angestellten  Berechnung,  in  welcher 
die  Hauptsumme  jeder  Gruppe  je=]0O  gesetzt  und  hiernach  bestimmt  wurde, 
wie  viel  Procent  >  der  Individuen  davon  in  den  Städten ,  wie  viel  auf  dem 
Lande  leben. 


Arbeits-  und  Dienstverhältniss. 


Von 

100  SelbBthätigen  Jeder  Kategorie 

kommen  aaf 


die  St£dte  1  die  Dörfer 


biUücraieh 


Ackerbauer,  Landwirthe,  Pächter .... 

Höhere  Oeconomiebeamte 

Handels- u.  Kunstgärtner,  Obst-(PrincipaIe  . 
bauer ( Geh.  u.  Lehrl. 

Gärtner  und  Häusler^  ohne  weitere  Berufs- 
angabe   

W-bauer jBeslUer-    ; 

Schäfer,  Hirten 

Landwirthschaftl.   Aufsichtspersonal  (vom 
Inspector  oder  Verwalter  abwärts)  .    .    • 

Landwirthschaftliches  Gesinde  und  Dienst- 
personal (incl.  Wirthschaftsbeistände).    . 

Landwirthschaftl.  Tagearbeiter,  Drescher  etc. 

Forstbeamte  (bis  incl.  Revierförster) .    .    . 

Jäger  und  niederes  Forstpersonal  .... 

Holzschläger ,    Holzschwemmer ,   Köhler» 
Waldarbeiter  u.  dergl 

Wiesenbauer 

Alle  Kategorieen 


5,28 
16,76 
64,48 
71,22 

0,40 
1,70 
4,59 
1,24 

7,78 

3,92 

0,76 

21,64 

17,82 

9,29 
3,52 


94,72 
83,24 
35,52 

28,78 

99,60 
98,30 
95,41 
98,76 

92,22 

96,08 
99,24 
78,36 
82,18 

90,71 
100,00 

96,48 


100,00 
100,00 
100,00 
100,00 

100,00 
100,00 
100,00 
100,00 

100,00 

100,00 
100,00 
100,00 
100,00 

100,00 
100,00 

100,00 


Die  auffallendsten  Abweichungen  in  der  Vertheilun^  auf  Stadt  und  Land 
treten  bei  den  Handels-  und  Kunstgärtnern  hervor.  Smd  letztere  mit  viel- 
leicht nur  sehr  wenigen  Ausnahmen  geradezu  auf  die  Städte  angewiesen, 
so  finden  sich  doch  auch  die  Handelsgärtner  in  entschiedener  Menrzahl  in 
den  Städten.  Wollte  man  die  örtliche  Verbreitung  dieser,  zwischen  städtischen 
und  ländlichen  Gewerbtreibenden  stehenden  Berufsklasse  noch  einen  Schritt 
weiter  verfolgen,  so  würde  man  finden,  dass  die  Zahl  derselben  auch  auf 
dem  Lande  innerhalb  eines  gewissen  Rayons  in  demselben  Verhältniss  wächst, 
in  welchem  die  Dorfiluren  grössern  Städten  näher  liegen  oder  doch  letzteren 
leicht  zugänglich  sind.  Die  Feldwirthschaft  solcher,  grösseren  Städten  sehr 
nahe  gelegener  Dörfer  geht  zuletzt  ganz  in  Gartenwirtnschaft  über,  denn  ein 
kleineres  Areal,  gartenartig  angebaut,  bringt  in  der  unmittelbaren  Nähe  einer 
grossen  Stadt  eine  bessere  Rente,  als  in  anderer  Weise  bewirthschaftet. 

Der  Grad  der  landwirthschaftlichen  Thäti^keit  eines  Volkes  lässt  sich 
ziemlich  genau  durch  die  Ermittelung  desjenigen  arithmetischen  Verhält- 
nisses bestimmen ,  in  welchem  die  Zahl  der ,  von  der  Landwirthschaft  etc. 
lebenden  Individuen  zur  Zahl  der  Individuen  steht,  die  in  anderen  Erwerbs- 
zweigen ihren  Unterhalt  finden.  In  Betre^^der  sächsischen  Bevölkerung 
giebt  folgende  Tabelle  Auskunft  über  dies«tt  Gegenstand : 


1/  .^ 


Landwirthscbaft  .... 
Forstwirttuchaft  .... 

Industrie 

Handel 

Verkehr 

Wisseoschaften  u.  Künste 

UiliUir 

Persönl.  Dienste  Leistende 

Personen  ohne  Beruf  und 

Beru&angabe    .... 

Summa 


3,3S 

2,95 

49  7» 

47,03 

3382 

0,1» 

Sa 

0,60 

087 

0,45 

68,49 

mx! 

42,09 

16,40 

4,1» 

558 

1,40 

*87 

2.W 

1,44 

2,08 

0.99 

6,13 

1,40 

1,89 

3,03 

4,.17 

2141 

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0,06 

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1,24 

0,71 

4,10 

m 

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6,49 

4.37 

7,08 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

100,00 

31,00 
0,64 

51,33 
3,17 
1,46 
3,59 
0,88 
2,30 

5,03 

100,00 


S.  15.  Die  landwirthschaftliche  Production 
des  Röni^reicbs  Sachsen  ist  eben  so  wenig  wie  die  anderer  deutscher 
Lander  mit  so  hinlänglicher  Genauigkeit  bebannt,  wie  i.  B.  die  des  Ködir- 
reichs  Belgien.  Was  man  über  die  Bodenproduction  weiss,  beruht  meist 
auf  Schätzungen,  auf  einzelne  Erfahrungen,  denen  man  glaubte  eine  all- 
gemeine  GiiUigkeit  beimessen  zu  dürfen.  Sind  di6se  Localerfahningen  ver- 
schieden, so  sind  es  natürlich  auch  die  daraus  fUr  das  ganze  Land  ahge- 
leiteteu  Schätzungen.  Auf  Grund  dessen  sind  auch  die  Ansichten  Über  die 
muthmassliche  und  durchschnittliche  oder  mittlere  Bodenproduction  Sachsens 
der  ersten  landwirthschafüichen  Autoritäten  nicht  in  Uebereinstimmung. 
Das  sächsische  Jahrbuch  enthält  eine  kritische  Zusammenstellung  der  ver- 
schiedenen Aussprüche  bezüglich  dieses  Gegenstandes,  gleichzeitig  tbeilt  es 
aber  auch  eine  Reibe  von  Special  erfahr  ungen  über  die  Aussaat-,  Ertrags-, 
Fruchtbarkeits-  und  Anbau  Verhältnisse  in  bestimmten  Klimaregionen  und 
auf  den  in  Sachsen  vorherrschenden  fiodenklasaen  mit.  daraus  wir  die  nach- 
folgenden Schlussergebnisse  über  die  Production  des  Ackerlandes  entnebinen : 


Bodea- 
ElBitra 

a.  b«i  gtacr  Elba  bis  «OD  P.  Fan. 

b.bel.lnerHUiev«D801P.FlU3. 

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78.00 

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135.98 

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67.94 

27131 

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66,61 

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46,22 

14,58 

54.73 

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92,30 

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36.01 

13,15 

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VII. 

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11.62 

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11,52 

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2,54 

XI. 

12.Ö0 

5.54 

4,93 

2,33 

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— 

2.33 

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88,4t 

46,18 

12,23 

13,19 

81,69 

45.74 

35,95 

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VII. 

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64,47 

41,02 

23,45 

9,14 

57,9ti 

41,53 

16,43 

6.95 

73,13  13,62 

29.51 

10,3» 

In  vorstehender  Tabelle  repräsentirt  der  Brattoertrag   pro  Acker  tod 
300  aRuthen  sachs,  das  Durch  sehnt  [tsmaiim  um  der  Ertragsfäbigkeit,  der 

Sememe  Weidewerlh.  das  Durchschnittsminimum  derselben,  alles  ausgedruckt 
urch  MeEzen  Roggenwerth,  den  man  für  das  ganze  Land  gleich  3  Thir.  pro 
Sachs.  Scheffel  ä  lo  Melzen  setzen  kann.    Der  grossle  mittlere  Bodenertrag 

E:o  Acker  Land  in  erster  Bodenklasse  in  Sachsen  entspricht  daher  bei  einem 
o^genpreise  vod  3  Thir.  pro  Scheffel  einer  Summe  von  Thlr.32.  1.  5;  der 
geringste  gemeine  Weidewerlh  pro  Acker  in  12.  Bodenklasse  einer  Summe 
Ton  nur  8  Sgr.  4,4  Pfennigen.  Vereinigt  man  alle  diese  Resultate  zu  einem, 
ohne  fernere  Unterscheidung  der  Elimaregtonen  und  der  Bodenklassen,  auf 
das  ganze  Land  bezüglichen ,  so  findet  man ,  dass  dann  im  allgemeinen 
Durchschnitt 

der  Bruttoertrag  pro  Acker  73,13  Hetzen  Roggenwerth=ThIr.  13.  21.  3 

die  Productionsk Osten         „         43,62      ,  ,  =    „        R.    Ob  3 

der  generelle  Beinertrag      *         29,51      „  ,  =   „       5.  16. - 

der  gemeine  Weidewcilb      „         10,39      „  „  ^:    ,.        1.  28.  S 

betragen.  Freilich  haben  diese  Zahlen  nur  eine  bedingte  Gellung.  Bei  der 
Bestimmung  des  allgemeinen  Durchschnitts  bat  man  den  Fehler  machen 
mUssen,  alle  Klimaregionen  und  alle  Bodenklassen  fUr  gleichbedeutend,  d.  h. 
für  gleich  umfänglich  anzusehen.  Eine  solche  Gleichheit  findet  io  der  Wirk- 
lichkeit nicht  statt.  Die  in  besseren  Bodenklassen  und  milderen  Klima- 
regionen gelegenen  Fluren  sind  in  weit  grösserer  Mehrzahl  vorhanden,  als 
die  in  geringeren  und  in  kalten  Gegenden.  Der  Fehler,  der  dadurch  begangen 
wird,  beträgt  (wie  das  sachs.  Jahrbuch  gleichfalls  nachweist)  20—25  pCt., 
oder  um  so  viel  bleibt  die  oben  angegebene  durchschnittliche  Production 
des  Ackerlandes  im  Königreich  Sachsen  hinter  der  thatsachlicbcn  in  jener 
Zeit  zurück,  aus  welcher  die  Erfahrungswertbe  stammen.    Diese  Zeit  liegt 

1'etit  ungefähr  16—18  Jahre  hinter  uns,  und  innerhalb  derselben  hat  der 
.andbau  in  Folge  der  verschiedensten  gesetzlichen  und  intellectuellen  Ein- 
wirkungen eine  erhebliche  Potenzimng  erfahren,  welche  die  Ertrajgsfäbigkeit 
des  Ackerlandes  abermals  um  10—15  pCt  (an  gewisien  Orten  um  vieles  mehr) 


Sachsen.  287 

gesteigert  haben.  Unter  Berücksichtigung  aller  dieser  Omsttnde  ttwt  mb 
mit  der  grössten  ^cherheit  behaupten ,  dass  der  durchschnittlich  jahrliche 
Rohertrag  des  pfiuggängigen  Landes  im  K.ÖDigreich  Sachsen  aermalen 
einem  Werth  von  mindestens  24—25  Millionen  Thalern  entspricht. 

Der  Rohertrag  der  Wiesen  in  Sachsen  ist  einer  Summe  von  5— 5^^^ 
Millionen  Thalern  gteichzuachten. 

Die  Weiden  kommen  nur  mit  ungefähr  145000  Thlrn.  in  Betracht 

Die  Gärten,  die  Weinberge,  die  Teiche  sind  gleichfalls  nur  von 
untergeordnetem  Belang ,  und  der  Brultowerth  ihrer  Erzeugnisse  überragt 
die  Summe  von  1 14  Millionen  Thlrn.  sicher  nicht 

Der  Bruttoertrag  der  Waldungen  wird  von  den  ersten  Autoritäten 
auf  2\i  Millionen  Thaler  angegeben. 

Der  jährliche  Gesammtertrag  von  Feld  und  Wiese,  Gärten,  Wein- 
berff  und  Wald  kommt  demnach  einer  Summe  von  nahe  34^  Millionen 
Thalern  gleich. 

Freilich  gehören  alle  diese  Angaben  in  das  Reich  der  Schätzungen  und 
Vermulhun^en.  Sollen  sie  in  das  positiver  Wahrheit  tibergehen,  so  werden 
dazu  diejenigen  Veranstaltungen  zu  trefifen  sein,  welche  in  anderen  Lindern 
so  glänzende  Resultate  hinsichtlich  der  Bodenproductionsstatistik  hervorzu- 
rufen im  Stande  waren.  Von  einem  Vorwurfe  sind  indess  obige  Zahlen 
sicher  befreit,  von  dem,  zu  hoch  gegriffen  zu  sein.  Berechnet  man  die 
Production  nach  der  im  Königreich  Sachsen  statt6|idenden  Consumtion«  so 
gelangt  man  zu  dem  Resultat,  dass  allein  das  mit  Halmfrüchten  bebaute 
pfluggängige  Land  einen  durchschnittlichen  Rohertrag  von  24  Millionen 
Thlrn.  gemei^jährig  gewähre  und  in  sofern  dieser  etwa  /S  pCt'desGesamiftt- 
ertrags  dieses  Areals  ist,  würde  der  Bruttoertrag  des  pfluggängigen  Landes 
allein  einer  Summe  von  32  Millionen  Thlrn.  gleiebkommen.  Nur  eine  wirk- 
liche Beobachtung  der  thatsächlichen  Zustände  kann  hier  sicher«  Entschei- 
dung bringen. 

S.  16.    Der  Betrieb  landwirthschaftlicher  Gewerbet 

1.    Bierbrauerei. 

Eine  statistische  Ueberschau  über  die  wesentlichsten  Zustande  des 
sächsischen  Brauwesens,  während  der  Zeit  von  1840^1851»  liefern  folgende 
Resultate ,  hinsichtlich  der  Zahl  der  gangbaren  Brauereien,  des  Umfangs  des 
Gewerbes,  des  Ausbringens  desselben  und  der  Besteuerung  und  der  Gon- 
sumtion  des  Bieres. 

(Siehe  Tabelle  a  S.  288.) 

Aus  den  beiden  Zahlengruppen  dieser  Tabelle  geht  mit  grösster  Be- 
stimmtheit hervor,  dass  das  Brauereigewerbe  in  Sachsen  im  Zunehmen  be- 
§riffen  ist,  obgleich  die  Zahl  der  Brauereien,  sowohl  in  den  Städten  als  auf 
em  Lande,  abnimmt  Die  nothwendige  Folge  ist  die  Verstärkung  des  Ge- 
schäflsbetriebs  der  einzelnen  BrauetaDlissements;  diese  Verstärkung  ist,  wie 

Gleichfalls  die  Procentzahlen  der  Zu  -  oder  Abnahme  nachweisen,  bedeuten- 
er  in  den  Städten,  denn  während  daselbst  eine  Abnahme  der  Zahl  der 
Brauereien  um  8,02%  stattgefunden  hat,  hat  die  Menge  des  verarbeiteten 
Rohstoffs  daselbst  dennoch  eine  Zunahme  von  18,8%  erfahren»  Bie  ganze 
obwaltende  Difl'erenz  wird  also  durch  die  Zahl  26,8i  gemessen;  ihr  ent-^- 
spricht  hinsichtlich  der  analogen  Verhältnisse  auf  den  Dörfern  nur  die  Zahl 
19,50.  Sehr  dentlich  sehen  diese  Thatsachen  aus  der  numerischen  Zu-» 
sammenstellung  sub  b  S.  288  hervor: 


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187 

613 

800 

162609 

175545 

338154 

606 

174069 

199128 

180770 

603 

158204 

180365 

338569 

1344 

177 

«12 

177 

17B581 

197392 

1846 

173 

590 

IS'2I01 

200B10 

382911 

565 

138000 

142000 

280000 

171 

584 

590 

185000 

189000 

374000 

I8ä0 

171 

594 

la&i 

172 

594 

766 

193200 

197400 

390600 

Zu-  oder  Abn»hnie 

^8,02«/. 

-3.10% 

-4.25% 

18,8% 

12,1% 

15.5% 

«nuiUUt                I        QuaHUt 

1  BTMiwal 

to  den  luf  deml      Im 

iode»                     '                    '                 ' 
StJLdUa 

LuidB 

KbDig- 

"""       LlgBTb. 

■ehnlU 

Eimer 

Ulm« 

Eimer 

£[mer      Eim« 

Eim« 

EUpot 

BIMU 

1840 

651640 

769013 

1420853 

nicht  •rmittali 

343? 

1254 

1776 

1841 

703712 

865703 

1569415 

37fi;( 

1263 

197« 

1842 

747236 

926686 

1674122 

41. IS 

1524 

21« 

1843 

652976 

811180 

1464156 

imt 

1345 

1740 

1844 

677511 

827211 

1504722 

I3767K 

127954 

3864 

1352 

1907 

1645 

731396 

857430 

1588626 

1417826 

171000 

413« 

1424 

2011 

1846 

739546 

875569 

1615115 

I40986i 

205247 

4^75 

1463 

^m 

636141 

aao« 

695000 

623000 

lölbOOO 

I33800( 

1HIKHX) 

4064 

14ftH 

ma 

1849 

605000 

822000 

U2000( 

207000 

4706 

1393 

2138 

1850 

827000 

907000 

1734000 

t49SO0( 

236000 

4n:w 

W»7 

1851 

617000 

874000 

1691000 

1454000 

237000 

4150 

1471 

^06 

Procenten 

25,34 

13,65 

19,01 

5,64 

85,22 

38.40 

i;.30 

24,32 

Qnantnm  bairischen  Bieres.  Die  Einfiihr  desselben  ist  uogeachtet  der  nn- 
iweifelhaflen  techniscbeD  Fortschritte  der  säcbsischen  firauereieo  im  Zu- 
nehme»  beiiriffeu.  Nach  AbrechDung  desjenigen  aus  Baiera  Ober  die 
sJJichBitcbe  Greuze  eingebenden  Bieres,  welches  nach  Thüringen  und  an- 
Uegenden  preuss.  Orten  abgesetzt  wird,  sind  das  Gewicht,  Volumen,  Sleuer- 
eiDXomineti  und  der  Geldwerth  des  eiDgeftthrten  baierischen  Bieres  folgende: 


Sachsen. 


269 


Mhrflni». 


Gewloht      I 

dM  lUMh 


ESJSS 


Volumen        [Steaerelnkommen  1       Oeldwerth 
SMhsea  eingeflUrtea  und  dMelbst  eoiunuBlrtea 
liaierisolieii  Bitret 

(inol.  Fracht  nnd 
Btener) 
1  Ctr.  i  TV.Kgr.    IBlm.  kbfi TUr. 


1  Ebner  k  140  Pü 


1842 
1843 
1844 
1845 
1846 
1847 
1848 
1849 
1850 
1851 
1852 


Ziuiahme  in  pGt 
Yon  1842-1852 


Zolleentner 

15280 
13731 
13216 
13373 
14458 
19110 
31373 
51478 
79930 
94346 
94986 


£imer 

10914 

QAAfi 
VOUO 

9440 
9552 
10327 
13650 
22409 
36799 
57093 
67390 
67847 


Thlr. 

3820 

3433 

3304 

3343 

3610 

4778 

7843 

12870 

19982 

23586 

23746 


Thlr. 

57844,2 

52022;4 

50032,0 

50625,6 

54733.1 

72345,0 

118767.7 

195034,7 

302592,9 

357167,0 

359589,1 


521,6  pGt 


lieber  die  Bierconsumtion  und  namentlich  den  individuellen  fiier- 
▼erbrauch  in  Sachsen  wurden  schon  auf  S.  233  ausführliche  Mittheilungen 
gemacht. 

S.    BTtnntwelnbrenatreL 

Die  Branntweinbrennerei  ist  in  allen  Ländern  von  Bedeutung,  in  welchen 
der  Rartoffelbau  eine  hervorragende  Stellung  einnimmt  Sie  ist  deshalb 
auch  in  Sachsen  ein  wichtiges  landwirthschafUiches  Gewerbe*).  Die  nach-- 
folgenden  Mittheilungen  werden  das  bestätigen: 


1. 

Aniahl  der  Brenntreitik 

der 

Jabr  cause. 

flberhtapt 

im  Otnge  befindliehen 

inbegtiflkien 

landwirth» 

Bchaftlichea 

In  den 

anf  dem 

Im 

in  den 

saf  dem 

im 

Stidten 

Lande 

Kdnlgreieh 

StSdten 

Lande 

Könl^reieh 

BrennereieA 

1840 

469 

2090 

2559 

207 

977 

1184 

711 

1841 

425 

1946 

2371 

184 

964 

1148 

699 

1842 

381 

1784 

2165 

168 

944 

1112 

595 

1843 

355 

1662 

2017 

136 

8SS0 

956 

580 

1844 

324 

1557 

1881 

125 

834 

959 

590 

1845 

298 

1443 

1741 

121 

807 

928 

535 

1846 

260 

1372 

1632 

94 

722 

816 

522 

1847 

225 

1308 

1533 

85 

692 

777 

506 

1848 

183 

1198 

1381 

94 

731 

825 

509 

1849 

169 

1164 

1233 

93 

745 

838 

515 

1850 

153 

1127 

1280 

82 

715 

797 

494 

1851 

139 

1076 

1215 

68 

654 

722 

460 

Zi-  fdw  Abiüm 

1-70,36% 

TM  1840-1851 

-48.52% 

-52,52% 

-67,15% 

^.06% 

-39,01% 

-35,30% 

*)  Ueber  die  Bedentnng  der  Braantweinbrennerei  überhaupt  giebt  die  Sehrlfl :  Dr.  Engel. 
Die  BranntioeinbrBnnerei  in  ikrtn  jBmidumgm  mar  Lmdirirlkiehqft,  mar  Aener  und  mm  ÜifmOicÄtn 
Wohl,  Dretdm  1863,  die  reidisten  AnftchltiBae. 


S90 


S«ck8  6a. 


Die  grQsste  Melirzahl  der  Brennereien  sind  soTclie,  die  K&rtOffeln  TCT- 
arbeiten,  und  namentlich  bestehen  die  sogenannten  landwirthschaftlichen 
nur  zum  Zweek  der  Verarbeitung  dieser  Frucht,  die  sie  durch  die  Brennerei 
in  Alkohol  und  Schlempe  zersetzen.  Oass  nicht  alle  Brennereien  M  dieser 
Transformation  Vortheile  ziehen,  ist  in  der  citirten  Schrift  aufs  Schlagendste 
nachgewiesen  worden;  hier  diesen  Nachweis  selbst  nur  im  Auaizuge  zu 
wiederholen,  gestattet  weder  der  Raum  dieses  Jahrbuchs  noch  sein  spe- 
cieller  Zweck. 


JüMaU  aar  BrnnoraieD, 

1 

reiche 

banptsaelilieli  rorarbelten: 

Jakrgliige. 

Sartoffaln 

Getreide 

sonatige  Sabstansen 

in  den 

ftaf  dem 

im 

in  den 

auf  dem 

im 

in  den 

aof  dem 

im 

Städten 

L&nde 

Königr. 

Btftdten 

Lande 

KÖQigr, 

St&dten 

Liode 

Königr. 

184Q 

121 

783 

904 

84 

181 

265 

2 

22 

15 

1841 

107 

764 

871 

76 

193 

269 

2 

11 

8 

1842 

tö 

735 

833 

70 

202 
262 

272 

.— 

6 

6 

1843 

66 

550 

616 

70 

332 

_ 

7 

7 

1844 

64 

661 

725 

61 

168 

229 

-^ 

5 

5 

1845 

65 

663 

728 

56 

141 

197 

•m^m 

3 

3 

1846 

55 

600 

655 

39 

116 

155 

_ 

6 

6 

1847 

52 

586 

638 

30 

90 

120 

3 

16 

19 

1848 

51 

598 

649 

41 

128 

169 

2 

5 

7 

1849 

52 

610 

662 

40 

132 

172 

1 

3 

4 

1850 

45 

581 

626 

36 

lao 

146 

1 

4 

5 

1851 

37 

535 

572 

30 

Ul 

141 

1 

8 

9 

Z«-«derA%ii4hme 

• 

T.  1840—1851  In 

pOt 

-69,4 

-31,7 

-36,7 

-64,3 

-38,7 

-46,8 

— 

— 

— 

Ueber  den  jähriicfaen  Verbrauch  an  Rohstoffen,  d.  h.  an  Getreide  und 
Kartoffeln,  sowie  über  das  Ausbringen  aus  diesen  Rohstoffen,  giebt  folgende 
Tabelle  Auskunft: 

(Siehe  Tabelle  S.  291.) 

Es  ist  ein  Irrthum  xu  glauben,  dass  der  deutsche  Landwirth  Branntwein- 
brenner des  Branntweins  wesen  sei.  In  der  Mehrzahl  der  Falle  ist  est  ihm 
darum  zu  thun,  durch  Yerwandiung  der  Kartoffeln  in  Branntwein  und  Schlempe, 
in  der  letzteren  ein  geeigneteres  Vieh-  und  namentlich  Mastfutter  zu  erhalten, 
als  die  Kartoffeln  bei  directer  Verfütterung  sind.  Dazu  sind  sie  nicht  vor- 
theiihaft  genug  zusammengesetzt.  Wasser  und  Stärkemehlgehalt  prä?atiren  in 
auaserordentlichster  Weise  über  den  Eiweissgehalt,  der  eigentlich  nährenden 
Blut  und  Fleisch  gebenden  Substanz.  Ist  es  nun  auch  hier  nicht  möglich 
nachzuweisen,  in  welcher  Weise  und  mit  welchen  Vortheilen  die  Brannt- 
weinbrennerei den  Zweck  der  Zersetzung  der  KartoffeJn  in  Producte  von 
grösserem  Werth  vermittelt,  so  giebt  doch  die  nachfolgende  zweite  Tabelle 
auf  S.  891  ein  ungefähres  Bild,  von  welcher  Bedeutung  die  Brennerei-Rück- 
stände für  den  Landwirth  sind: 


Saehsen. 


291 


Jahr^ii|6. 


?trkrMioht0  Rokttofl». 


Ge- 
treide 


Kar- 
toffeln 


Getreide 
nnd  Kar- 
toffeln 


dem 
Getreide 


Eimer 

k  78  Kann. 

6<y>Tr. 


Prodiioti0ii 

aas  den    laoB  Getreide 


[ac 
Kartoffeln  ja. 

ttberhaupt 


Kartoffeln 


Eimer 

k  72  Kann. 

50«  Tr. 


Eimer 

k  7S  Kann. 

50"  Tr. 


Prodactlon 
überhaupt 
in 
Eimern 
k  72  Kannen 
Ten  80®  Tr. 


1840 
1841 
1842 
1843 
1844 
1845 
1846 
1847 
1848 
1849 
1850 
1851 

IflRkicIuiitt 


Sehfll. 

75444 

95038 
85271 
92178 
82619 
88039 
70005 
62236 
92766 
109800 
108251 
85013 

87222 


Sehfll. 

628699 
710192 
622414 

368872 
626679 
747767 
631330 
578460 
761032 
884783 
796729 
601340 

663191 


SehiH. 

704143 
8a5230 
707685 
461050 
709298 
835806 
701335 
640696 
853798 
994583 
904980 
686353 

760413 


41911,1 
52798,9 
47373^8 
51210,0 
45899,4 
48910,6 
38891,7 
34575,6 
51536,7 
61000,0 
60139,4 
47229,4 

48456,3 


174638,6 
197275,6 
172892,8 
102464,4 
174077,5 
207713,1 
175369,4 
160683,3 
211397,9 
245773,1 
221313,6 
167038,9 

184219,8 


216549,7 

250074,5 

220265,6 

153674,4 

219976,9 

256623,7 

214261,1 

195258,9 

262934,6 

306773,1 

281453,0' 

214268,3 

232676,2 


135343,5 
156296,6 
137666,0 
96046,0 
137485,5 
160389,8 
1339134S 
122036,8 
164334,1 
191733,2 
175908,1 
133917,7 

145422,5 


J«hrgiB|e 


1840 
1841 
1842 
1843 
1844 
1845 
1846 
1847 
1848 
1849 
1850 
1851 

Durchschnitt 


L  Hengewlohtf -AeqnlTalQBte. 

der  Brenner eirftcket&nde 


Ton  dem 

Terbrmnehten 

Getreide. 

Der  Kflekstand 
▼.  100  Pftind  des 
▼erbraacht.  Roh- 
stoffs — 100  Pfd. 
Heu  gesetst. 


Zoll-Ctr.  Hen 

120710,4 
152060^ 
136433,6 
147484,8 
132190,4 
140862,4 
112008,0 
99577,6 
148425,6 
175680,0 
173201,6 
136020,8 

139554,2 


von  den 

yerbranohten 

Kartoffeln 

Der  Rückstand 
Y.  400  Pfund  des 
▼erbraneht.  Rbh- 
Stoffs  mm  100  Pfd. 
Heu  gesetst. 


Zoll-Ctr.  Heu 

298632,0 
337341,2 
295646,6 
175214,2 
297672,5 
355189,3 
299881,7 
274768,5 
361490,2 
420271,9 
378443,8 
285636,5 

315015,7 


Ton  den 

rerbraaehten 

Getreide-  nnd 

Xartoffelqoanten 

Überhaupt. 


ZoIl.Ctr.  Heu 

419342,4 
489402,0 
432080,2 
322699,0 
429862,9 
496051,7 
411889,7 
374346,1 
509915,8 
595951,9 
551645,4 
421657,3 

454570,9 


9et  Branntwein  ist  in  den  meisten  Staaten  ein  Gegenstand  hoher  fie- 
steuerong  und  weil  sein  Genuss  ein  weit  verbreiteter  und  vielfach  gewohn- 
heitsmässiger,  darum  auch  eine  gute  Finanz-Quelle.    Folgende  Ueoersicht 

glebt  ein  Bild  der  Besteuerungsverhältnisse  der  Brennereien  im  Königreiche 
achsen: 


392 


Sachsen. 


OB 


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S-acfasftB. 


B93 


Ueber  die  Branntweinconsamtion  in  Sachsen  während  äer  Jahre  1840 
bis  1851  sind  die  entsprechenden  Zahlen  auf  S.  233  nachzulesen;  über  den 
Einfluss  der  Gonsumtion  aber  auf  die  physische  und  sittliche  Beschaffenheit 
-des  Volkes  muss  auch  an  dieser  Stelle  wieder  auf  die  bereits  erwähnte 
Schrift:  »Die  Branntweinbrennerei  in  ihren  Bez.iehungen  zur 
Landwirthschaft,  zur  Steuer  und  zum  öffentlichen  Wonl**  hin- 
gewiesen  werden. 

8.    Das  Mühlengewerhe. 

Ueber  das  Mühlengewerbe  in  Sachsen  lassen  sich  Mangels  besserer 
Notizen  nur  die  folgenden  höchst  kargen  Angaben  machen  die  sich  über- 
diess  auch  nicht  auf  die  neueste  Zeit,  sondern  auf  die  Zustände  Anfangs 
des  Jahres  1847  beziehen. 

Die  Zahl  und  Beschaffenheit  der  Getreidemühlen  war  zu  genannter 
Zeit  folgende: 


BeBennimg  der  MaUeH. 

• 

Xr.-D.-B. 
Dresden. 

Zahl  der 

Leipiig. 

Zahl  dar 

1 

Kr.-D.-B. 

Swiokan. 

Zahl  der 

Er.-D.-B. 

Bantiea. 

Zahl  der 

Köalgreieh. 

Zahl  der 

IftthleB 

OXng« 

IL 

G. 

M.     a. 

H. 

G. 

M.       G. 

Wassermühlen    .    . 
Windmühlen .    .    . 
Rossmühlen   .    .    . 
Dampfnsühlen     .    . 
mit  Pferdekräften 

903 

127 

1 
3 

1715 
127 

1 

6 
(40) 

529 

249 

3 

2 

1022 
249 

(46) 

1167 
32 

1900 
32 

584 

103 

2 

1067 
103 

3183 

511 

6 

5 

5704 
511 

? 

17 
(86) 

Summa    aller    Ge- 
treidemühlen .    . 

1034 

1851 

783 

1280 

1199 

1932 

689 

1170 

^05 

6232 

Von  diesen  Mühlen  be6nden  sich 

in  den  St&dten.: 

Wassermühlen  418  mit  898  Gängen, 
Windmühlen      44    „     44        „ 
Rossmühlen       —     ^     —        » 
Dampfmühlen      2^9        ^      n.  30Pferdekr. 

464  mit  951  Gängen. 


auf  dem  Lande : 

2765  m.  4806  Gängen, 
467  ,    467      „ 

6  »     ?         » 

3  ,        8G.u.56Pfk. 


I  3241m.  5281  Gängen. 


Ueber  die  Zahl  der  Oel-,  Säge-  und  Lohmühlen  in  der  nehmlichen 
Zeit  sind  die  nachstehenden  Mittheilungen  zu  machen: 


Rrels-Dlreetions- 
Bezirke. 

Zak 

in  den 
Städten 

1  der  OelmG 

in  den 
Dörfern 

Ueo 

ind.Stfidt«n 
und  Dörfern 

Dresden 

Leipzig 

Zwickau 

Bautzen 

26 

22 

26 

3 

205 

164 

210 

73 

231 

186 

236 

76 

im  Königreieh 

77 

m 

v/» 

V 


2di 


Stohieii. 


Kreis-Blredldiu- 
Beslrke. 


ZaU  der  SAgemfiUf n 

(deatsehe  mit  einer  S&ge.) 

in  den      lind. Stadien 
DSrfera     nnd  Dörfern 


in  den 
Städten 


Ett 


Kall 
der  liobrnfllileii 


in  den 
SUdten 


iXC^s«: 


in  den 
DOrfem 


i9d.StIdteB 
und  DörfiMrn 


:*«**: 


Dresden 
Leipzig 
Zwickau 
Bautzen 


•  •  •  t 


•  •  • 


«  •  ■  • 


*rf 


53 

28 
67 
10 

W 


258 
167 
713 
124 


311 
195 
780 
134 


12 
1 

19 
4 


9 
22 

17 


34 
10 
41 
21 


ISTE 


oni 


greich  I 


1262 


1420 


36 


W 


106 


§.  17.    Die  Preise  der  faanptsächlichsten  landwirthschafUichen  Producte. 

1.    Welsen,  Roggen,  Kartoffeln. 

Die  wichtigsten  landwirthschafUichen  Erzeugnisse  sind  Getreide^  Kar- 
toffeln, Milch,  Butter  und  Fleisch.  Den  Haupttheil  der  menschlichen  Pflanzen- 
nahrung bilden:  der  Roesen,  der  Weizen  und  die  Kartoffeln.  Nach  den 
eigentlichen  Fruchtpreis- UebersiefateB  aus  den  Marktorten  des  Könisreichs 
Sachsen  waren  die  höchsten,  niederen  und  mittleren  Preise  für  die  ge- 
nannten Früchte  während  der  Jahre  1832—1852  folgende: 

(Siehe  Tabelle  S.  295.) 

2.    Fleiseh   (Rindfleisch,  SehweinafleiBch,  BchdpsattBsisch,  EalbfieiBch). 

Den  Getreide-  und  Kartoffelpreisen  folgen  hier  noch  die  durch  Tax- 
▼orschriften  obrigkeitlich  geordneten  Preise  tur  je  ein  Pfund  Rind  fl  eis  cbi 
Schweinefleisch,  Schöpsenfleisch  nnd  Kalbfleisch  während  der 
Jahre  1834—1852  im  Königreich  Sachsen. 


Blniiaiich. 

SchwetaM- 

StMfMf 

■Oh 

Gates       1    Geringe! 

flalfok. 

fl«lMk. 

lelich. 

Jebrgfinge. 

-"-^ 

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jährlicher  Durchschnittspreis 

Ngr. 

1    Pf.    |Ngr.|    VI    |Ngr.      Pf.     |Ngr.|    Pt 

Ngr.l    Pf. 

/l834 

2 

6,9 

2 

3,5 

3 

1,6 

2 

8,0 

■*      liii 

7,0 

1835 

2 

6,5 

2 

3.& 

3 

1,3 

2 

6,6 

«.0 

1  1836 

2 

7,6 

2 

4,7 

3 

3,2 

2 

7,1 

6.« 

V  1837 

2 

9,0 

2 

6,0 

3 

4,2 

2 

8.3 

7,5 

1 1838 

3 

0,0 

2 

5,5 

3 

4.0 

2 

8,0 

8,4 

11839 

2 

8,8 

2 

5,4 

3 

h^ 

2 

7,2 

8,0 

11840 

2 

8,5 

2 

5,6 

3 

3.7 

2 

8,1 

8,2 

)l841 

2 

7,3 

2 

4,0 

3 

2,0 

2 

6,5 

6,2 

..-.^v    /1842 

2 

6,8 

2 

2,5 

3 

2.2 

2 

5,7 

5.T 

Uni^ok    /|ß43 

3 

31 

2 

8,2 

4 

0.7 

3 

0,8 

9,4 

\1844 

3 

M 

2 

9,0 

3 

7,6 

3 

1,7 

9,0 

11845 

2 

98 

2 

6,0 

3 

3,7 

2 

9,0 

7,4 

il846 

2 

9,5 

2 

5,1 

3 

P 

2 

9,3 

7.0 

11847 

3 

0,8 

2 

6,0 

4 

0,2 

2 

9,6 

7,« 

11848 

3 

1.2 

2 

6,8 

4 

2,4 

3 

0.2 

717 

f  1849 

3 

1,0 

2 

8.0 

3 

7,6 

2 

9,7 

7,8 

1856 

3 

06 

2 

7,7 

3 

5,5 

3 

0,0 

8.0 

l  1851 

3 

1,1 

2 

9,2 

3 

7,1 

3 

;  o;4 

8,5 

\1852 

3 

2,0 

2 

8,0 

4 

3,0 

3 

«6 

9,0 

DurchschnHt 

1             1 

2 

M 

2 

i  6,0 

8 

W 

2i 

8,8 

1 

7,6 

i 


•Ssehnift. 


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296 


Saohfteii« 


§.  18.  Yiehzncht 

Da  die  Zusamme&stelliingen  der  Ergebnisse  der  letzten  Viehzählung 
(30.  März  1853)  vom  Königreich  Sachsen  noch  nicht  beendet  sind,  so  müssen 
wir  uns  begnügen^  hier  diejenigen  des  Jahres  1850  mitzutbeilen.  Es  dürfte 
den  Werth  dieser  Zahlen  erhöhen^  wenn  wir  sie  mit  den,  auf  die  voran- 
gegangenen  Viehzählungen  in  den  Jahren  1840,  1844  und  1847  bezüglichen 
▼erbinden. 

1.  Sindylehsneht. 

Bei  den  mannichfach  sich  kundgebenden  Unregelmässigkeiten  betreffs 
des  Fortgangs  der  Zahl  von  einem  Triennium  zum  andern,  muss  man  jedoch,  ehe 


Rind- 

Gattung,  Geschlecht 

Kr»ls  -  DlraotlMu  -  BeHrite. 

JftbrgKnge. 

über 
8  Jahre 

Ballen 

anter 
8  Jahre 

ftber- 
haopt 

Ochsen 

T<mt  n. 

mehr 

Jehren 

Stiere 

▼on 
1  bis  8 
Jahren 

Ochflen 
and 

Stiere 
zn- 

KtUie 

flberhaapt 
Ton  aber 
2  Jahren 

(l840 

Kreis-Dir.-Bez.  Dresden  { J^ 

l  1850 
[1840 

Kreis-Dir.-Bez.  Leipzig  /  ?^ 

[1850 
i  1840 

Kreis-Dir.-Bez.,^Zwickau  |  J^^ 

/  1850 
f  1840 

Kreis-Dir.-Bez.  Bautzen  /  Jg^ 

/l850 
(  1840 

Im  Königreiche    •    •    •    |  \^ 

(1850 

1685 
1421 
1336 

1402 
1309 
1351 

1178 
944 
844 

824 
751 
772 

5089 
4425 
4303 

V 

1143 
1278 

955 
1054 

813 
793 

643 
652 

3554 
3777 

1685 
2564 
2614 

1402 
2264 
2405 

1178 
1757 
1637 

824 
1394 
1424 

5089 
7979 
8080 

In 

18464 
17836 
15916 

6553 

'5584 

5122 

23399 
26175 
22149 

5874 
5285 
4885 

54290 
54880 
48072 

den  St 

6313 
4771 
4540 

3129 
1643 
1519 

12422 

10831 

9182 

2585 
1536 
1499 

24449 
18781 
16740 

Uteiii 

24777 
22607 
20456 

9682 
7227 
6641 

35821 
37006 
31331 

8459 
6821 
6384 

78739 
73661 
64812 

Dlrfen 

115167 
120511 
120596 

95952 

100874 

99804 

104672 
114336 
108413 

57400 
60624 
62481 

373191 
396845 
391294 

Sachs«!). 


^7 


man  diese  «nderen,  mehr  oder  weniger  entfernt  liegenden  EinQUssen  zuschreibt, 
sich  des  Umstands  erinnern,  dast  ikeZäbhing.  Ibw  nicht  zu  dem  gewöhnh'chen 
IftaniJB»£nrtft  Märzi  tondern  F.«dff  44>Mi4wBkktpWQrdonioti  Bei  oinigan 
Thiergattungen  verursitch^  gerade  diese  Zeitverschiedenbeit  die  auffälligste 
Disharmonie  der  Resultate.  Das  säehsiscbe  Jahrbuch  war  Überall  bemüht, 
das  Maass  des  begangenen  Fehlers  nachzuweisen. 

Von  nichty  geringer  Bedeutung  ist  die  Rindviebhaltung  und  Rindvieh- 
zucbt  im  Königreich  Sachsen.  Die  Zahl  aller  zum  llindvieh  zu  r^chneft-n 
den  Thiere  belief  sich  am  SO.  April  1850  auf  610557,  am  1.  Mäirz  1847 
aber  auf  623451.  Nach  Geschlecht,  After  und  Benutzung  vertheilte  sich  das 
Rindvieh  in   folgender  Weise  auf  die  einzelnen  TheMe  des  Landes:  > 


Vieh. 


und  Alter. 


Benutzung. 


Kalben 


Ton 
8 Jahren 

und 
darüber 


ron 

1  bia  2 

Jahre 


Kühe 
und 
Kal|>en 
über- 
haupt 


Kftlber 

ohne 

Unter- 

scheidg. 

IzurAuf- 
I  zacbt 


Haupt- 

snmme 

aUes 

Bind- 

▼iehes 


über  2  Jahre 


Bullen 


gehalten  als 
Verbind- 


lichkeit 
Ein- 
zelner 


Ge- 

meibde- 

bullen 


Übrige 


über- 
haupt 


unter  2  Jahre 


cum 
Sprang 


« 


übrige 


über- 
haupt 


OBd  RltterfllteriL 


— 

— 

-*. 

-^ 

179899 

—- 

— 

— 

— 

— 

28301 

143468 

— 

169930 

— 

— 

1685 

— 

— 

14499 

15498 

150508 

11572 

187251 

197 

143 

1081 

1421 

696 

447 

13413 

16178 

160187 

12414 

185671 

167 

103 

1066 

1336 

763 

515 

__ 

_ 

136692 

^.m^ 

_—. 

-.^ 

...•' 

-^ 

..• 

27106 

123058 

134142 



— 

1402 

— 

-^ 

11579 

15640 

128098 

10760 

148344 

537 

93 

679 

1309 

530 

425 

113Ö1 

16578 

127733 

13745 

150524 

511 

97 

743 

1351 

611 

448 

_ 

_ 

178057 

— 

«— 

— -. 

-^ 

- 

._ 

26986 

131658 

— 

168657 

— 

— • 

— 

1178 

— 

.^ 

14089 

15848 

144223 

13969 

196955 

262 

66 

616 

944 

6l9 

294 

11255 

15339 

135007 

18141 

181116 

263 

77 

504 

844 

504 

289 

_ 

_i_ 

84140 

_ 

.,» 

— , 

..^ 

_ 

-^ 

15498 

72898 

— 

82181 

— 

— 

— . 

824 

— 

— 

7332 

7998 

75954 

6732 

90901 

102 

51 

598 

751 

388 

255 

6897 

8751 

"   78129 

7309 

93246 

105 

45 

622 

772 

331 

821 

_^ 

_ 

— 

_ 

578788 

_^ 

~. 

~. 

_ 

— 

— 

— 

97891 

471082 

— ^' 

554910 

— , 

-^ 

.*• 

5089 

— r' 

1 

47449 

54984 

498778 

43033 

623451 

1098 

358 

2974 

4425 

2183 

1421 

42916 

56846 

491056 

466Q9 

610557 

1046 

322 

^35 

4308 

2309. 

1143 
1278 


955 
1064 


818 
7118 


643 
652 


.8554 
i  '8»77 


19 


«98 


5«cii«eft. 


8a   P#«yd^Bt.ekt. 


*tmtmt 


m 


WM 


hüiAi* 


I  • 


Beittrtr«. 

,1,  r.    . 

JahrgXnc«*   • 


^±E^te:ddE89tttll 


Md  ter  Pferde 

im  Alter  von 


■*- '  '*' 


drei  Jahren  und  darüber 


T^nmatdAt  txaax 


Ackere 
bau 


liOhn- 
fli]ir> 
werk 


s«S: 


eignen 

Gebrauch 

als 

Kutseh» 
o4»r  Reit. 

pfarda 


hisrufifer  il&d 


HflDgBto 


Stiften 


swei 

bis 

drei 

Jahren 


ein 

a 
bis 

sirei 

Jahren 


weniger 

als 
einem 
Jahre 


t  ■ 

sqmme 
aller 


Ir.  ftreiiti 


1840 
1«44 
1847 
1850 

1840 
,  , .  .  >1844 

1850 


In  den  Sttdteni  Dlrfern  nnd  RlttergBtenL 


lt.*  Ifjcklt 


1840 
184^ 
,1847 
1850 

1840 
11844 
il847 
1850 


'•  w 


IM 

1850 


21690 
22548 

2249 
2191 

1614 
1715 

1876 
473 

7297 
7999 

641 
517 

920 
577 

626 
377 

23405 
23644 

1922 
2039 

1387 
1292 

3533 
286 

7070 
7276 

977 
748 

1068' 
641 

^76 
479 

13850 
14026 

3045 
3032 

1546 
1363 

2664 
1204 

3706 
3874 

795 
624 

650 
376 

296 
239 

9627 
9929 

948 
690 

1 

561 

488 

610 
242 

3057 
3165 

260 
279 

361 
192 

242 
236 

68572 
70147 

1  • 

8164 
7952 

5108 
4858 

8683 
2205 

21130 
22814 

2673 
2168 

'2999 
1786 

1740 
1331 

,26859 
26483 
27740 
27925 

26396 
127995 
29335 
28843 

17688 
18578 
20182 
19660 

11270 
11416 
11999 
11814 

82213* 

84472* 
89256* 
88242* 


8.    Sohaafsacht. 


Die  Schaafzuclit  bildete  ehedem  in  Sachsen  einen  der  hervorragendsten 
'  ;Z^eig)e)  der  'Vliehzaeht,  doch  hat  sie  aus  verschiedenen,  hier  nicht  näher  zu 
.  Tcrörterndeü  Ursachen  an  Wichtigkeit  für  das  Land  seit  ein^  Reihe  von 

Jahren  immer  mehr  verloren.    Folgende  Zahlen  beweisen  das  Zurückgehen 

seit  1840  am  besten: 


•)  excl.  Militairdienstpferde. 


S««h«bii.' 


aee 


ft*        V  rf^  >'■ 


t.    t 


p   4 


Jlkliyglng«, 


AuaU  4«r  fleluMfo 


im  Alter  ron 


und  darfibw 


Böcke 


Hammel 


ttts 


Uutter- 
Tieh 


Summa 


einem 
bis 
svel 
Jakre  ' 


weniger 
als 

Jahre 


flber- 
banpt 


11040 

(l850 
rl840 

Kr.-D.-B  Leipzig  |  j^^ 

(1850 
il840 

Rr.-D.-B.  Zwickaal }g^ 

(1850 
ri840 

Kr.-1).-B.  BiiDUen(||J^ 

.(1850 

(1840 

Im  ganfen  König-)  1844 

reich  \1487 

[1850 


19  40i  Sttdfe&i  MrflNrn  md  lUttergltorB. 

I 809 15 
160855 
169274 
152762 

3019)33 
262615 
288163 
247220 

7^1 
95658 
76996 

"05635 
80383 
82762 
70356 

'6815^ 
583134 
635857 
547334 


1777 
1745 
1521 

2148 
2120 
1748 

776 
870 
555 

850 
861 
714 

5551 
5596 
4538 

50665 
46107 

87980 
91050 
76934 

25503 
26973 
23A92 

25090 
24745 
2D759 

191786 
193433 
166292 

M48I 

55674 
508^7 

1ÖÖ055 
96778 
814(|2 

3Öi60 
33727 
26184 

30879 

28468 
23779 

» 

22177HI 
214647 
182282 

115475 
108084 

9|g48ä 

190(83 

189948 
160144 

56830 
61570 
492311 

5^ 
54074 
4525^ 

419116 
413676 
35311^ 

45380 
34738 

28767 

.  t-  . 

72432 
56163 
44329 

22642 
18093 
14339 

15600 
13155 

164018 
124594 
100590 

26452 
25510 

4^2 
42747 

•       ■ 

15995 
13426 

13088 
11949 

97587 
93632 

4.    ScbweineKuelit  und  Sdi^reinebaltang. 

Was  die  wirklich  ffezählte  Zahl  der  Schweine  in  den  einzelnen  Theüen 
des  Landes  in  den  Janren  1840,  1844,  1847  und  1850  anlangt,  so  ergiebt 
sich  diese  ans  folgender  Tabelle: 

(Siehe  tlie  Tabdlie^  S.  «Oö.)  \ 

Die.aiiÜAllige  Vermehmng  der  SduKeinexuchtJn  J&achaen.iuui.lSiI..his 
1850  hat  weniger  ihren  Grund  ia  der.^llerdings  sehr  verschiedenen  Frucht- 
barkeit dieser  beiden  Jahre,  als  in  der  Verschiedenheit  der  Zeiten  der 
Zählung.  Der  Frühlin^wnrf  der  Fierkel  fällt  bekapntHeh  M  <terillttipilia«he 
auf  4^11  *|lonat  April.  Bei  der  in  Sachsfn  vorhandenen  Anzahl  von  Mutter- 
sauen beträgt  or  85—100000  Stück  Ferkel,  fiine  dieser  ähnaiche  2ahl  wird 
weniger  gezählt,  sobald  die  i2ahlung  Ende  iM&rt  vorgenommen  wird,  zu 
welcher  Zeit  die  Mastschweine  zum  grossen  Theil  (geschlachtet,  der  Frühlings- 
wurf aber  erst  zum  geringsten  Theil  geschehen  ist;  um  die  genannte  Zahl 
fällt  kidess  die  ÜMung  bedtcvtiftdor  ftutf,  sobald  sie  Ende  April  oder  An- 
fangs Mai  bewerkstelligt  wird ,  wie  es  im  ilahre  1830  geschehen : 


u    < 


I      •l'"   M«!       M       ., 


19' 


1/ 


900 


Sa«b9«ft/ 


Vrolf-DlrectlMif-Beilrke. 

JftlirgKnge. 


ABsaU  der  Sohwetaie 


im  Alter  von 


einem  Jahr  und  darttber 


Haaer 


Hntter- 

sohwei* 
ne 


cur 
Mast  be- 
stimm 


Summa 


weniger  als  eitlem 
Jahr 


über 


unter 


drei  Monate 


Über- 
haupt 


(1840 

11844 
Kr.'Dir.-ßez.  Dresden  L^rj 

(l^O 
(1840 

Rr.-JDir.-Bez.  Leipzig  L^^ 

(1850 
(1840 

Kr.-Dir.-Bez.  Zwickau  jjg^y 

11840 
hfU4 

Kr.TDir-Bez.  Bautzen   J^^ 

'l8ö0 
11840 

im  ganzen  Königreiche |^g^/^ 

|l850 


b  Mn  nuteiii  IMrfeni  ni^  BtttorgltenL 

40175 
35774 
40094 
58996 

58296 
58819 
64194 
90426 

19328 
18769 
15312 
41374 

8804 

7569 

6242 

18187 

126603 
120931 
125842 
208983 


817 

5736 

• 

6553 

19071 

10150 

722 

5347 

6195 

12264 

17311 

10519 

893 

6898 

1  - 

7863 

15654 

24737 

18605 

847 

7487 

«•> 

8334 

32592 

17893 

844 

7089 

9093 

17026 

29049 

18119 

1055 

9721 

9641 

20417 

42977 

27032 

292  ^ 

1709 

1 

2001 

10324 

6444 

174 

1202 

3345 

4731 

;  6857 

3734 

216 

1733 

7608 

9547 

14958 

16869 

316 

1028 

1 , 

1344 

4055 

2170 

61 

586 

2467 

3114 

1910 

1218 

UO 

944 

6259 

7313 

6451 

4423 

2272 

15960 

z 

18232 

66042 

36657 

1801 

14224 

21100 

37125 

55127 

33590 

2274 

19286 

31371 

52931 

89123 

66929 

!■••! 


5.    Zieg 


en-  und  Eselhaltung.    Bienensncjlit. 


Dieser  Zweig  der  Viehzucht  i^t  in  Sachsen  nur  von  geringer  Bedeutung. 


i   >,»  • 


Iralf*INri0tlitts-B#itrke. 


Jahrgänge. 


Ziegen. 


Zahl 

dar 

Stucke 


Ctohalten  von 


An- 
gesessenen. 

Stück 


Unan*    ' 
gesessenen. 

Stfick 


Anaahl  der 


Esel 


Bienen 
stocke 


Kr.-D.-B.  Dresden 


1840 

1844 
1847 
1850 


b  den  Stldtoa^  DSrfeni  nid  lUttorglteeiL 


20181 
20297 
24373 
25510 


,^ 

*     — ^^ 

185 

~— 

— 

132 

23214 

1159 

129 

24047 

1463 

105 

16119 
18052 
15860 
16983 


€ 


■rtlf-Dlr«otlfu-Beiirke. 


Jahrgänge. 


Kr.-D.-B.  Leipzig 


Kr.-D.-ß.  Zwickau 


Kr.-D.-B.  BauUen 


im  ganzen  König- 
reicn 


Sachsen. 


Ziegen. 


801 


der 

Stfioke 


Gehaltall  Ton 


An- 
geeeMeneiu 

Stttek 


Unaa- 
geeessenen. 

StQek 


840 
844 
847 
850 

840 
844 
847 
850 

840 
844 
847 
850 

840 
844 
847 
850 


Ansahl  der 


Esel 


Bienen- 
Stöcke 


In  den  Stldteo.  Dlrfbrn  ud  Slttergütorn. 


9374 
10092 
12034 
17237 

15109 
1$S65 

19520 

16984 
18TO1 
22992 
24280 

61648 
64975 

79688 
86547 


113-17 
15652 


1S^29 
18209 


22083 
23028 


75543 
80936 


717 
1585 


IMI 


909 
1252 


4145 
5611 


150 
207 
190 
179 

.102 
118 
129 
118 

51 
85 
53' 
45 

438 
542 
501 
442 


11597 

11745 

10700 

9836 


7061 
7784 

8684 
9961 
8331 
9021 

42629 

50215 

.  41952 

43624 


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.     ,     > 


mSjßb  N«tt»^  über  d)e  TertheilH^  1^  finMeif  ^litl||niB 

tu  Kflaiereicb  Ihiiiot^r. 

i 

Von  Dr.  A^el^  \ 

y^rsUn^  des  atattetiMlien  Bomaiui  aa  ^«iu>0]rer.         , < ,         :\     ' 


JOie  Vertheilang  dpa  Gru^deignnthums  im  Köni^r^cb  Hannover  ist  in 
den  einzelben  Provinzen  eine<  sehr  verschiedene.  Wie  überall,  so  erscheint 
sie  anch  hier  von  Gegenden  und  natürlichen  Verhältnissen  des  Bodens,  der 
Bevölkerung  und  nicht  minder  von  den  Einrichtungen  abhängig,  wie  sich  diese 
unter  historischen  Einwirkungen  hier  oder  dort  gestaltet  und  entwickelt 
haben.  Der  dichter  bevölkerte  Süden  zeigt  in  dieser  Beziehung,  wie  in  den 
meisten  andern,  eine  ganz  andere  Physiognomie  von  dem,  mit  wenigen 
merklichen  Ausnahmen  viel  spärlicher  bewohnten  Norden.  Die  bäuerlichen 
Verhältnisse  des  Landdrostei  -  Bezirks  Hildesheim,  besonders  Göttingens, 
unter  dem  unmittelbaren  Einflüsse  der  thüringischen  Zustände,  sind  von 
Grund  aus  von  denen  der  Lüneborger  Geest,  und  die  der  alten  Provinzen 
überhaupt  wieder  von  denen  der  neuen,  so  Baienberg  von  Osnabrück  und 
namentlich  von  Ostfriesland  unterschieden.  Der  Verfolg  im  Einzelnen  bietet 
Gesichtsj^unkte  vom  höchsten  Interesse,  doch  ist  uns  dieser,  weder  in  Be-, 
zttg  auf  ihre  historische  Grundlage,  noch  auf  ihre  genaue  jetzige  Darstellung 
hier  nicht  gestattet.  Nur  einige  allgemeine  Resultate  hervorzuheben,  möge 
uns  vergönnt  sein. 

Die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  der  einzelnen  Landestheile  stellt  sich 
zunächst  in  folgenden  Zahlen  dar:  In  dem  gesammten  Areal,  welches  auch 
die  Oberflächen  der  Gewässer,  Strassen,  Küsten  u.  s.  w.  umfasst,  kommen 
im  Durchschnitt  des  ganzen  Köni^eicJis  8,5  balenberger  Morgen  auf  den 
Kopf  der  Bevölkerung,  und  zwar  im  Landdrosteibezirke 


Lüneburg    .  . 

Stade      .    .  . 

Osnabrück  .  - 

Hannover    .  • 

Anrieh    .    .  • 

Hildesheim  .  . 


.  13,4  Morgen 

.    9,9 

.    9,3 

.    7 

.    M 

.    4,8 


9> 


Da»  K&nii9^eicfa'Haiiiii#iferti<l  9CS 


'  Im  JUlttltargiscIite  ^o«  ^wo«  iribh:  m  'der  Tlia«i  tri  noiahto »Hanteln 
A^mleni  a««h  nur  fe-tr700iiS«eleii  auf  d^r  Quadratmciie  finden  y'ii^^sidb 
(U«r  BevölkonnD^  aib  dli&nsliea;  am  dichtesten  dagcgeb  im  BütteftaiiiiBcheib 
mit  den  stark  bevelkevtea  G&ttingeii»  wa  oft  4-~  dODQiSdelaD  auf  der  Qaaditet-i 
meile  wohnen,  während  der  Dorehschnitt  des  ganzen  Könlg[reiohs  innrcSSilTl 
ergiebt. 

In  dem  als  Adker^  und  Grönland  cultiTirteift  Areal  aber  Meli <ini  Könifl^ 
rmhe  dmroh6cbiiittlieh'd^&  Morgen  auf  den  Kopf  der  Rcffölkenibg;'  wb 
swai'ib  '"■  ''■:■•,     Mj 

Lüneburg    .    <    .    5^6  Morj^eB  *     >  '• 

iuritli*    ■■    ■  •  ■   fi  "^> 

Osnabrftc^  .  .    4  \    . 

Hannover.    .  .  .    Sji  '   ^ 

Hildesh^ü^L .  .  .2,8  ,  ^^V 

Die  oben  nach  dem  ZahlttiMterthJe  ^eonttieteii  Reihenfolge  der  Landes- 
theile  bleibt  also  auch  hier  wesentliph  ziemlich  unverändert,  da  nur  Aurich 
seiiicni  tiatz:  verändert, 'obwohl  d«p  IMte^phied  iUii^rlleh  doch  viel  bi^aeu- 
tender  er^ciieint^  wenn  man  hifiaiinimtiit>  dass  das  Vert^ltnjss  ;deS'  als' 
Adler -»^  und  Gränlamd  cultivirtefi  tum  ^esammta^eal  iHe  T:2;2  war;  uhd^ 
a^rin  ■'•:'•  "'.!"* 

••  Lüneburg    ■  wie  1:2,*''        '  -'  "''V.     .';-  '"l'.  ■■ 

Osnabrück  -  „  •  1:5,3"     '  • '      '    •  S  ^•'''  '""'^t 

Stade,  „     ^r 

Haqnaver  „     1 :. 

Hildtesheim     „     1 :  t^t- 

Auni<^  ,,     1 ;  1  j.  • 

welchem  zufolge  die  extensive  Bodencultiir  ain  wenigsten  wieder  in  Lüne- 
burg, am  weitesten  dagegen  in  Aurich ,  und  dann  erst  in  fiildesheim  vor- 
Sesohritten  e^acheiot.  Bezltalieh  AurH^hs  mag  dab«i  neieh  ctlnneii  werden, 
a^, gerade  l^ier  dJe  Oberflächen  dier  Gewälser .  uiui  deii  .MeetesBtraAdes»! 
weic^  Wie  gesagt,  mit  m dem  Gesammtajneal  entiialten!  abbr  ^ateimouitarm 
bar  siv4i  zienliäi  bedeftileiid  sind.  /  :    -    .    >.: 

.  Auf  die  wdlere  Verlhetlung  des  Grundeigenthailis  nach  derGröaae  der- 
zusammen  bewirthsehaft^ten  GoinpW^e  ist  es  aan  wieder  vom  "wesenüichsten 
Eipfluss,  ob  das  Gr^iodeigenlhum  als  gebundenes  oder  frei  vbräosserliehes 
anzuheben  ist.  Aus  früherer  Zeit  finden  wir  darüber  folgende  Angaben^  de^di 
YerhäUnnSy  soweit  jene  überhai^  zuv^lätsig,  aber  auch  auf  die  GQ§en<r 
wart  noch  anwendbar  sein  dürften.  Diesen  zufolge  war  das  Verbältaits  d«fi 
im  Einzelnen  veräusserUehen  zu  den  von  den  Höfitn  nficht  trennbaren  Grund- 
stücken im  Königreiche  wie  V:^;  und  zwar  in 

Lüneburg    wie  1 :  18 

Hannover     „  1 :   8,7 

Aurich  „  1 :   4,1 

Osnabrück    „  1:   3,3 

Stade  „  l :   1,5 

Hüdesheim    „  1:   1,2  ;* 

So  fluiden  wir,  dass  in  Lüneburg  bei  weitem  das  nieis^  .gebundene 
Eigenthum  war;  das  frei  verausserliche  fand  sich  vorzüglich  in  den  Marschrr: 

Gegenden,  welche  auch  in  Stade  das  Verhältnis^  so  tief  hinabdrückten; 
ann  im  Herzogthum  Bremen,  mit  den  gros^^  Ajtar^thdistrickten ,  steht  es 
wie  1 : 1,4^  während  es  in  dem  fast  ganz  auf  der  G<iest  gelegenen  Herzog- 


304  Das  Kdnig^eich  Hannov  «r. 

timm  Verden  avr  1 :  15  Migt.  Im  flildesheimif  ohen  '«ber  «ind  es  vorstl|;1ich 
SesüdHchen  Gebenden,  wo  das  ft'eie  Eigentbom  sogar  überwiegt;  ist  j«h 
doch  das  Verhaltniss  im  aaeotlichen  Fttrstenthume  Hildesbeim  doch  uoch  wie» 
1  :%8,  so  sinkt  es  in  Götttngen  auf  0,9,  in  Uobnstein  auf  Q,7  und  in  Hinten*- 
bagengar  aaf  0,4. 

Scheiden  wir  den  Grundbesitz  nur  nach  solchen,  der  in  Gomplexen 
▼an  über  30  iwd  unter  30  Morgen  bewirtbsdiaAet  wurde*,  so  #nden  wir, 
dasa  sich  im  ganien  Rönigreich  von  dem  als  Acker-»  und  Grikakind  enl* 
tivirten  Areal  19,2  pGt.  bei  Höfen  und  Stellen  von  einer  weniger  als  30  Morgen 
betragenden  Grösse  befanden;  und  zwar  in 

Lüneburg    .    .    .    8,4  pCt 

Stade 18,9    „     . 

Osnabrück  .  .  .  2t,4  ,, 
Hannover  .  .  .  21,4  „ 
Aurich  ....  22,9  „ 
Hildesheim      .    .  30,9    ^, 

Die  Zersplitterung  war  also  am  srössten  in  Hildesheim,  am  geringsten 
in  Lüneburg.    Wenden  yfir  das  yerhäUniss  aber  herum  und  untersuchen, 

Sie  sich  die  Procentzahl  der  in  grösseren  Gomplexen  bewirthschaftetea 
rundstücke  stellt,  so  finden  wir,  dass  zu  Höfen  und  Stellen  von  mehr  als 
60  Morgen  Umfang  von  dem  gesammten  Acker-  und  Grünlande  des  König- 
reichs 64,4  pGt  gehören;  und  zwar  in 

Lüneburg    .    .    .  78,2  pQ. 
Auri<^     ....  07,6 
Stade  ,    .    .    .    .  64,5 
Osnabrück  .    .    .  57,6 
Hannover    .    .    .  55,8    „ 
Hilde$heim  .    .    .  52,9    „  ^ 

Der  eigenthümliehe  Sprnna  Aurichs  wird  sich  daher  erklären,-  dass  es 
in  der  eben  vorhergehenden  Reihenfolge  wohl  nicht  an  seinem  rechten 
Platze  ersebeint,  da  unter  den  dort  verzeichneten  22,9  pGt.,  10,6  pGt.  Stück- 
lande  mit  verzeichnet  sind,  welche  zum  grossen  Theile  wohl  mit  bei  grösse- 
ren Gomplexen  foewirthschaftet  wurden.  In  der  letzten  Folge  dürfte  es 
also  eine  der  Wirklichkeil  entsprechendere  Stelle  einnehmen. 

in  wie  nahem  Binfluss  diese  Verhältnisse  auf  die  Viehzucht,  Stärke  der 
Bespannung  u.  s.  KT.  sein  müssen,  leuchtet  von  selbst  ein.  So  kamen  im 
ganaan^ Königreiche  auf  je  1000  Morgen  Galtar-  und  Grünland  34,9  Pferde; 
und'  zwar  in 

Aurich     ....    40,1  Pferde 

.    .    40,1      „ 

•  .39  ^, 
.  .  3142  „ 
.    .    26,6      p 

Jetzt  kann  dies  für  die  Stärke  der  Bespannung  keinen  Anhaltspunkt 
gewähren ,  da  in  so  manchen  Gegenden  die  mit  Hornvieh  ausschliesslich 
üblich  ist. 

Von  Rindvieh  aber  kamen  im  Ganzen  auf  je  1000  Morgen  Il7,4  Stück; 
und  zwir  in 

Aurich    ....    169,3  Stück 
Osnabrück  .    .    .    142,7     „ 
Hannover   .    .    •    1264S     „ 


»> 


9J 


Stade 

Hildesheim 

Hannover 

Osnabrück 

Lüneburg 


Hannover. 


805 


Stade  .  . 
Lüneburg.  . 
Hildesheim. 


123,6  Stück 
95,6 
83 


M 


J» 


Wir  sehen  also,  wie  verhältnissmässig  gering  die  Rindviehzucht  im 
Hildesheimschen  ist.  Die  Ziege  muss  dort  in  dem  Haushalte  der  kleinen 
Leute  vielfach  die  Kuh  anderer  Gegenden  ersetzen,  für  welche  hier  das 
Futter  nicht  aufzutreiben.  Und  daneben  gewinnt  dann  auch  die  Schaaf- 
xucht,  der  Localität  nach,  an  Bedeutung.  So  finden  wir  im  ganzen  Durch- 
schnitt auf  je  1000  Morgen  16,7  Ziegen  und  302  Schaafe;  und  zwar  in 

Hildesheim 
Hannover 
Lüneburg  . 
Osoabrüdc 
Sude    .    . 
Aarich  .    . 


41,2  Ziegen, 

426,7  Schaafe 

20,5     „ 

393        „ 

12,t     „ 

352,9     „ 

'2'2     " 

2676     „ 

6,6     „ 

202,4     „ 

0,9      „ 

84,3     „ 

Pihrt  die  neue  preussisehe  Gesetzgebung  eine  Znnaiinie 

der  nneheliehen  Clebnrten  herbeil 

Vom  Regierungsrath  Dr.  J.  Bergliis. 


Im  vorigen  Jahrgang  dieses  Jahrbuchs  befindet  sich  ein  Aufsatz  von 
mir  über  den  Einfluss  der  Gesetzgebung  auf  die  unehelichen  Geburten,  wo- 
rin ich  die  Meinung  äusserte,  dass  die  neuere  preussisehe  Gesetzgebung 
auf  eine  Zunahme  der  unehelichen  Geburten  hinzuwirken  scheine.  Diese 
Meinung  verdient  gewiss  eine  gründliche  Prüfung,  denn  wenn  sie  begründet 
wäre,  so  wäre  eine  baldige  Aufhebung  der  betreffenden  Gesetze  dringendes 
Bedürfniss. 

Die  Gesetze,  welche  hier  besonders  in  Betracht  kommen  möchten,  sind 
das  Gesetz  über  die  Aufnahme  neuanziehender  Personen  vom  31.  Dec.  1842, 
sowie  die  Gewerbeordnung  vom  17.  Januar  1845  und  die  Verordnung,  be- 
treffend die  Errichtung  von  Gewerberäthen  und  verschiedene  Abänderungen 
der  Gewerbeordnung  vom  9.  Februar  1849.  Diese  Gesetze,  wodurch  nament- 
lich die  höchst  wonlthätig^n  Bestimmungen  des  $.  6  sqq.  des  Gewerbe- 
polizeigesetzes vom  7.  Sept.  1811  ihre  Gültigkeit  verloren  haben ,  erschweren 
die  Niederlassung  und  den  Beginn  eines  Gewerbebetriebes.  Noch  weiter 
geht  die  Städteordnung  vom  30.  Mai  1833  im  §.  52,  indem  danach  Eiifzugsr- 

g eider  und  Eintritts-  oder  Haushaltsgelder  gefordert  werden  können.  Wenn 
iernach  die  Begründung  eines  Haushalts  auch  nicht  mit  Strafe,  doch  init 
einer,  zumal  hohen  Abgabe  belegt  wird,  so  werden  dadurch  nothwendig 


306  lieber  unehelicb^/Gitbuifeii  in  Preussen. 

die  Eheschliessungen  etsoli^ert.  'Ob  nun  in  Folff? dessen  in  den  StSdten 
der  Östlichen  Provinzen  eine  Ziuiahme  der  .«i#behchen  Gebarten  stattfinden 
wird,  wie  wohl  zu  erwarten  sein  dürfte».  wted;sicib  nach  Veriauf  einiger 
Jahre  ergeben,  ^ier  will  ich  nur  auf  die  seitherigen  Folgen  der  Gesetz- 
gebung von  1'842,  1845  und  184«  eingehen.       '     •  .    .      . 

Der  Regierungsbezirk  Breslau,  der  volkreichste  von  allen,  tst  umfing«' 
reidh  genug,  ntn  eine  solche  Pt*üfung. anstellen  zu  können.  Er  entl^ielt  adat 
Scbluss  des  Jahres  1852  1715020  Civileinwohner.  Von  dieser  Summe  l^ommen 
auf  die  Bowohner  der  ^9dte>  d.  b.  derjenigen  Ortschaften,  welche-  auf  denr 
Pro vinzial- Landtage  im  dritten  Stande  vertreten  sind,  293853,  uti(f' die*  Stadt- 
Breslau  insbe^pndjere  116035..  Isabel  ist  zu.  bemerlqiM^  daM  flp  im  Breslauer 
Regierungsbezirk  eine  erbebliche  ^ahl  sogenannter  S(ii4(et  giept,  die  weniser 
Einwohner  und  weniiger  städtisqnes  M^en  haben,  afe.manßlie  Dörfer.  Die 
Militairbevölkerui^g  lasse  ich  hier  unberücksichtigt.      .  ■,.  .  * 

Ich  habe  nun  befetteet,  dass  vMi;  100  Geburten,  w^q)ie<iu  den  Jahren 
1830  bis  1852  stattgefunden  hab^n,  die  unehelichen  bji{tj79g«n: 

im  Reg.-Bez.  in  d.  Städten  in  Breslaa  im  Reg.-Be£.  ia  d.  Städten  in  Breslau 


1830 

9,89 

13,57 

20,56 

1842        10,72 

13,25 

21,40 

1831' 

10,74 

14,05 

21,37 

1843        10,86 

13,56 

20,20 

1832 

9,81 

12,14 

19,83 

1844         9,77 

12,67 

20,04 

1833 

10,72 

13,76 

21,03 

1845        10,94 

14,06 

20,38 

1834 

10,94 

13,45 

20,22 

184&        11,04 

13,61 

19,59 

1835 

10,69 

13,16 

20,39 

1847        10,44 

13,19 

19,88 

1836 

10,02 

13,14 

20,29 

1848         9,19 

13,48 

21,00 

1837 

10,25 

12,57 

22,57 

1849        11,14 

14,68 

21,38 

1838 

10,12 

12,99 

20,45 

1850        12,27 

17,61 

22,29 

1839 

10,37 

13,12 

19,27 

1851        12,19 

19,96 

20,21 

1840 

10,20 
10,43 

12>89 

20,88 

.1852.      U,äl  . 

.     U,4^: 

iQJ^ 

1841 

•  12,77 

20,6:8 

•        r 

9                  ■ 

Auf 

100  Geburten  Qberiaupt 

kamoi   al96  jMiriidr  -fcn  De 

irchschi 

uneheliche : 

; 

Im  Reg.-Bez 

in  den  Städten 

in  Breslaa 

1830- 

-1842 

10,37 

13,14 

.   20.69 

1843—1852 

10,93 

14,02 

20,53 

1845- 

-1852 

11,09 

14,25 

20,63 

• 

1849- 

-1852 

11,77 

14,92 

21,05 

Hieraus  scheint  deutlich  hervorzugehen,  falls  ich  mich  nicht  verrechnet 
habe,  dass  im  BresHauer  Regierungsbezirk  die  Gesetagebiing  tob  1642^  1845 
und  1849  auf  eine  Vermehrung  der  unehelicbea  Geborten  hing^^wirM  hat, 
wie  Wühl  in  der  Stadt  Berlin  eine  na<^theiiige.Einwiricung  des  Gesetzes  von 
1842  nicht  hervortritt 

In  den  llittheilungen  des  statistischen  Bureaus  (;185I,  S.  354 ,  a^,  357 
1852,  S.  334,  346)  giebt  Dieterici  von  der  Stadt  Berlin  und  vom  ffesammten 
Staat  Nachrichten,  auf  Grund  welcher  ich  für  die  Jahre  1816.  bis  i851 
f<rfg«nde  Berecbnang  aufgestellt  habe.  Danach  war  das  ProcentTerhältniss 
der  unehelichen  Geburten: 

1816  19,57  7,45  1825  14,56  7,05  1834  17,75  7,32  1843  15,69  7^ 

1817  19,88  6,73  1826  14,55  7,02  1835  16,58  7,13  1844  15u36  6,95 

1818  17,48  6,71  1837  15,69  6,80  1836  16,13  6,93  1845  15,17  7,26 

1819  17,82  6,92  1828  15,87  6,45  1837  15,04  7,08  1846  14,40  7.35 

1820  16,98  6,99  1829  15,34  6,45  1838  15,04  7,03  1847  14.49  7,05 

1821  17,48  7,05  1830  15,65  6,42  1839  15,31  6,94  1848  14,45  6,55 

1822  17,27  7,21  1831  15,65  7,16  1840  15,08  6,97  1849  15,43  7.37 

1823  16,79  7,08  1832  15,43  6,69  1841  15,82  6,11  1850  14,95  7.96 

1824  X^,63.  6,97  1833  16i,47  6,99  1842  15,33  7,30  1851  .  15,^2  7,92  . 


lieber  uneheliche  Geburten  in  Preussen.  307 

'  Auffallend  und  nicht  leicht  vollständig  zu  erklären  ist  das  Steigen  und 

Fallen  der  unehelichen  Geburten  in  Berlin.  Dieterici  meint,  es  könne  «keines- 
weffes  gesagt  werden,  dass  seit  Aufhebung  der  öffentlichen  Prostitution  die 
SitUichkeit  m  Bezug  auf  uneheliche  Geburten  in  Berlin  in  Verfall  gerathen 
sei.**  In  Berlin  kamen  auf  100  Geburten  überhaupt  jährlich  im  Durchschnitt 
uneheliche: 

1816-1842  16,34  1845-1851  14,87 

1843—1851  15,02  1849—1851  15,20 

Hiemach  zeigte  sich  doch  auch  in  Berlin,  dass  mit  der  Gesetzgebung 
Ton  1849  eine  Yermehrung  der  unehelichen  Geburten  eingetreten  ist. 

EQnsichtlich  des  ganzen  Staats  bemerkt  Dieterici:  »Es  lässt  sich  aus 
dieser  langen  Reihe  von  Verhältnisszahlen  eine  regelmässige  Ab  -  und  Zu- 
nahme der  unehelichen  Geburten  nicht  ableiten;  nach  dem  ungünstigen 
Jahre  1816  folgten  die  bedeutend  günstigeren  Jahre  1817  und  1818  und  in 
allen  drei  Jahren  waren  hohe  Roggenpreise,  der  Scheffel  resp.  67>Xi  ^Sr-; 
87'Xi  Sfr.  und  6410^,  Sgr.  Nach  den  drei  Jahren  18»«ij,  in  welchen  über- 
haupt die  wenigsten  unehelichen  Geburten  vorkamen,  folgt  das  Jahr  1831, 
welches  deren  wieder  erheblich  mehr  hatte,  ^obgleich  die  his  dahin  unbe- 
kannt gewesene  Cbnlm  viel  Sehreid^^  j^etbreitel*^  un4  den  Fortschritt  der 
^  Bevölkerung  durch  eine  geringe  Zahl  von  Geburten  überhaupt  und  eine 

*  grosse  Anzahl  von  Todesfällen  hemmte.    Das  folgende  Jahr  1832  zei^ 

wiederum  ein  beträchtlich  bessere»  Verhältniss.  Im  Jahre  1846,  worin  die 
Getreide-  und  Kartoffelerndte  ganz  missrieth,  waren  viel  uneheliche  Ge- 
burten, dagegen  im  Jahre  1847,  worin  die  Folgen  dieser  Misserndte  durch 
nbdi  taeurwe  Getrei^preise  siefatbarer  hervortraten  '—  der  Schefi(ei  R^gen 
gj^l  1846  7QM/,  gar.,  1847  87!^>  Sgr.  im  Jahresdurchschnitte  —  wieder 
weniger.  Im  Jahre  1848,  worin  wiederum  die  Cholera  herrschtCi  sind  merk" 
wrürii^  wenig  unehelidie  Rinder  geboren  wordetq;  und  im  Jahre  1849,  worin 
diestf  araiche  last  noch  einiaal  so  viel  Menschen  we^rafifl^e,  waren  der^n 
wiedeBisebr  viele.  Alle  die^  BetraobtungeB  geben  keinen  sicheren  Sohlu3& 
über -die  grössere  oder  geringere  Anzahl  von  unehelichen  Geburten  in  der 
Reihe  der  Jahre  1816  bis  1850,  noch  weniger  darüber,  warum  diese  Zahl  im 
JUra  1830  sa  ungewöhnli<^  gros»  gewesen  ist,  da  diesee  Jaür  in  Bezug 
auf  CklMirten,  Todesfälle  und  besondera  aeve  £hea  als  günstig  bezeichnet 
werden  katm.^ 

..Was  ich  nun  eben  für  den  Regierdngsbezirk  Breslau  gefunden  habe, 

daaseüMi  findfe  ich  auch  Air  den  ganten  Staat  bestätigt,  nämlich  eine  Zu-* 

nifhtne  der  unehelichen  Geburten  seit  Verkündigung  der  Gesetze  von  1842^ 

1845  und  1849.     Auf  100  Geburten  kamen  im  ganzen  Staat  jährlich  im 

'  Durchschnitt  uneheliche: 

1816-1842  6,92  1845-1^1  7,35 

1843-1851  7,29  1849-1851  7,75 

Hieraus  glaube  ich  schliessen  zu  müssen»  dass  in  der  That  die  neue 
proiissiselieGeMtzg^yniig  eine  Zunahme  der  unehelichen  Geburten  herbeiführt. 


{ 


•/ 


Der  deutsche  Zollverein. 


Wir  haben  in  dem  yoijährigen  Jahrgange  dieses  Jahrbnehes  einen  Ab- 
riss  der  Geschichte  des  Zollvereins  gegeben ,  in  soweit  sie  mit  dem  Sep-^ 
tember-Vertrag  Ton  1851  abschloss. 

Seitdem  ist  dieser  Vertrag  seiner  AasfÜhning  näher  gerückt  und  thelK 
weise  hat  dieselbe  schon  stattgefunden,  indem  die  Zölle  des  Steaer-Yer-* 
eins  vertragsmässig  erhöht  worden  und  zwischen  dem  Steoenrerein  «nd 
Zollverein  Verkehrs  -  Erleichterungen  und  Zoll  -  Ermässigungen  einge- 
treten sind. 

Nach  lebhaften  diplomatischen  Kämpfen,  in  welchen  von  Seiten  der 
norddeutschen  Staaten  der  September-Vertraff,  von  Seite  der  süddieutschen 
Staaten  die  Annahme  der  österreichischen  Yorschräge  einer  Erneuerong 
der  Zollvereins-Verträge  zur  Bedingung  gestellt  wurde,  hatte  diese  Er- 
neuerung am  4.  April  1853  für  12  Jahre,  d.  h.  bis  I.Januar  1B66  stattce-* 
funden,  nachdem  von  beiden  Seiten  die  Wünsche  der  Gegenpartei  eriullt 
worden  sind. 

Der  Vertrag  über  die  Erneuerung  des  Zollvereins  lautet: 

Art.  1.  Der  zwischen  den  Königreichen  Preussen,  Bayern,  Sachsen  und  Württemberg,  dem 
Grossherxogthnm  Baden,  dem  Korfttrstentham  und  dem  Grossherzogthom  dessen,  den  zom 
Thüringischen  Zoll-  nnd  Handelsrereine  verbandenen  Staaten,  den  Herzogthttmem  Branasehweig 
und  Nassau  nnd  der  freien  Stadt  Frankfurt,  Behufs  eines  gemeiaeameii  Zoll-  andiBaadelBsgrsttms 
errichtete  Verein  wird  vorlftuüg  auf  weitere  zwölf  Jahre ,  Tom  1.  Januar  1854  anfangend,  also 
bis  zum  letzten  Dezember  18S5,  fortgesezt. 

Für  diesen  Zeitraum  bleiben  die  Zollyereinignngs-VertrSge  Tom  22.  nnd  90.  MSrz  und  11.  Mai 
1833,  Tom  12.  Mai  und  10.  Dezember  1835,  rom  2.  Januar  1836  und  vom  8.  Mai,  19.  Oktober 
und  13.  November  1841  auch  ferner  in  Kraft 

Ar  t.  2.  Der  zwischen  dem  Königreich  Hannoyer,  dem  Herzogthum  Oldenburg  und  den  ihnen 
angeschlossenen  Gebieten  dermalen  bestehende  Steuerverein  wird,  vom  1.  Januar  1854  an,  mit 
dem  zwischen  den  übrigen  kontrahirenden  Staaten  im  Art.  1.  erneuerten  Zoll-  nnd  Handels- 
vereine verbunden,  dergestalt,  dass  beide  Vereine  für  die  Dauer  der  im  Art.  1.  erw&hnten  Vertrags- 
Periode  einen  durch  ein  gemeinsames  Zoll-  und  Handelssystem  verbundenen,  und  aUe  darin  be- 
griffenen LSnder  umfassenden  Gesammtverein  bilden. 

Die  Rechte  und  Verpflichtungen,  welche  in  den,  im  Art.  1.  genannten  ZoUvereinignnga- 
Yertr&gen  gegenseitig  zugestanden  und  übernommen  sind,  sollen,  sobald  nicht  etwas  Anderes 
besonders  verabredet  ist,  auch  dem  Königreiche  Hannover  nnd  dem  Herzogthum  Oldenburc 
zustehen  nnd  obliegen  nnd  zwar  sowohl  in  dem  Yerhitttniss  beider  Staaten  sn  einander,  als  aaea 


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85  577025 

17310750 

406100 

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4500 

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14   94565 

14184750 

2109 

42 

42 

3184 

15867 

15867 

162 

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— 

162 

3018 

6036 

1205050 

2 

10 

2809 

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16848 

7 

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3509 

31581 

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2 

16 

2254 

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183 

18300 

2856 

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497 

9262 

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90 

1292 

4543 

45420 

560 

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22 

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21 

630 

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18220 

361 

3610 

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7309 

73090 

11380 

72 

288 

18223 

62158 

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424 

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1381232 

17730 

374 

1870 

5207 

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17318 

11552 

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3069756,   . 

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11161 

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18631 

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628 

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26800 

1725 

11825 

1076 


240 


64475 


32670 

15880 

26880 

9702 

50 

260032 

14469 

45856 

11200 

228 


21672 

1477245 

24100 

27888 

5535000 

87835 

375 

33 

5510 

2975T449 


Menge. 


43 

1535 

101 


11 

109 

38786 

3 

13524 

1461 

476 

9 
74 

58 
1437 


15184 

3 

387 

483 

45 

434 

79 

125379 

2301 

5558 

769 


339 

464 

59 

2830 

93947 

409 

1 

2845 

568 


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Werth. 
Thlr« 


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344 

18420 

1212 


550 

2834 

77572 

12 

405720 

730 

952 

45 
148 

174 
57480 


75920  . 

300 

3870 

9660 

3600 

2604 

2100 

250758 

6903 

44464 

15380 


6102 

76560 

5900 

33960 

1409205 

4499 

25 

8535 

5680 


9343167 


ZnsaimiieiL 


Menge. 


33336 
5605 

37462 

27218 
4848 
1640 

17967 

109 

3470 

157575 

3757 

355011 

17209 
9070 
206l 
8362 

48309 

51279 
595049 

22851 

1783 
44371 
35880 

7329 
40225 

8732 
11852 

9223 

927 

361330 

18385 

39812 

9502 

51953 

117094 

2455 
22463 
28556 

3651 

83538 

1136599 

12410 

1293 
67430 
11853 


Werth 
TUr. 


84046572 
266688 

67260 
449544 
544360 
145440 

32800 

898350 

654 

90226 

315150 
15028^ 
10650330'^ 
860450^ 
1814000 
515257 

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1785147 
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174640 

948160 

55338 

46350 

722660 

55155 

318496 

190040 

51953 

29272 

7365 

404334 

4711740 

365100 

1002456 

17048880 

136510 

32325 

202290 

118530 


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133314188 


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18900 
^5800 
^1600 
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19340 
12960 
173760 
16600 
13600 
(4000 
i  918 
|t4172 
,  576 
)5268 
58970 
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59627 
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J1981 
1848 
W472 


9160 
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1700 
2000 
9200 
=6000 
3220 
4908 
470 
19184 
5774 
5128 
(3620 


4632 


MecklenbuT) 


Hge. 


12 

147 
10 
99 

~  4 

1 

7 

2 

65 

Tl2 
30 

102 
56 
15 
21 


34 
1 

7 
4 
6 


1654 

24 

21 

2 

1 


5 

61 


10 
11573 


•^ 


i 


W4 

T 


1( 


Sämereien,  Klee  und  ande597 
Schwefel     ....      '37 
Schiesspulver       •      •      '     A 
Schwamm,  Wasch-  und  Fc28t 
Seide,  rohe  ungefÄrbte  .      {85*' 

—  weissgemacht,  geförb94 

—  gezwirnt  ...       27 

—  Zeug  u^id  Strumpfw^l 

—  dergleichen  gemischt>45 
Seiler-Arbeiten     .       .         1 

Seife '90 

Soda       .....      t88 
Spielkarten      ...       68 

Stearinx 00 

Steine,  Bruch-  und  behauei58 

r-         grobe  Marmor-,  feinl94 

—  PUinten-  .       .       .    • 
Steinwaaren  aus  Alabaster 95 

—  Kohlen       ...      107 
Stroh,  Bohr  und  Bastwae      ^ 

ungefärbt      .       110  ,- 

—  Geflechte,  grobe  Hiil26 
~         feine  Bast-  und  Str<  1 

Taback,  Blätter  und  Steng<97 

—  in  Rollen  oder  gerflS 


»83 
7 
184 
42 
41 
188 


Cigarren 

—  Schnupf-  . 

Thee       \      [ 

Theer,  Daggert,  Pech 
Thran    .... 
Terpentin  und  Terpentinöl78 
Töpfer-Thon  zu  Porzellan  l45 

—  Waaren,  gemeine      199 

—  —        e^^big  St31 

—  Porzellan,  weiss  .       28 

—  —    mit  Malerei  oö56 

—  alle  obigen  mit  uned  6 

—  desgl,  mit  edlen  Met  9 
Vitriol,  Kupfer,  Eisen  .  /t4 
Vieh,  Pferde,  Maulesel,  EdOl 

~  Ochsen  und  Zuchttb21 

—  Jungvieh     .      .       76 

—  Kühe       ...      31 

—  Kälber   .      .      .      X)7 

—  Schweine,  gema8tet'94 


^ 


J 

1866. 

08t866. 

Zii8aiiim6n. 

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Werth. 

Menge. 

Werth. 

Menge. 

Werth. 

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Thlr. 

Thlr. 

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35110581 

14080762 

167329159 

46764 

700 

8400 

64284 

771408 

92211 

35083 

105249 

146864 

440592 

< 

— _ 

3 

24 

812 

,  656 

1 

5600 

2 

400 

1997 

3994^ 

142500 

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22756 

11378000  ^J^^  ^    ^ 

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1 

700 

638 

2188 

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1 

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5650 

20 

3083 

61660 

3900 

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6320 

88 

704 

5223 

41784 

160464 

101246 

303738 

200280 

600840 

10200 

.^_ 

— 

197 

29550 

2800 

679 

19012 

1008 

28224 

132900 

6736 

336800 

11685 

584250 

14700 

62 

3100 

2591 

12955a 

• 

_ 

757 

57532 

9750 

15 

750 

830 

41500 

760261 

4482127 

896426 

9052767 

1810556, 

2100 

4113 

41130 

12049 

120490 

1300 

1 

50 

3124 

156200 

500 

1 

500 

264 

132000 

536955 

5854 

87810 

377318 

5659770— 

39540 

1379 

41370 

20350 

'610500>.  ^öf«' 

957960 

1493 

179160 

55528 

1050 

10 

1500 

234 

136608 

5638 

67656 

29023 

348276 

644200 

16955 

1695500 

25675 

2567^00 

11062 

28446 

66374 

127008 

296348 

388168 

61211 

673321 

234783 

2582613 

57424 

1607 

12856 

34347 

274776 

4945 

18539 

18539 

48876 

48876 

^796 

485 

1940 

31944 

127776 

2620 

371 

7420 

3228 

-64660 

58050 

120 

6000 

1882 

94100 

1680 

19 

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19 

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66 

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123 

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3870 

3795 

8900 

444 

7980 

200 

8382 

710 


578128 


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63 

170 

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10 

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5 

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7 

428 

27249 

44283 

3263 


326 

3849 

3374 

20553 

395 

52 
15 
18 
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12 


1575 

26 

2674 

198 

1588 

34 

2284 
63 


059542 

23470 

70 

1728 

2420 

140 

400 

2150 


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172 

14100 

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26771 

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5273 

23 

80179 

125292 

478828 

90431 

27979 

27186 

1628 

8263 

35551 

17742 

64253 

5718 

184 

62713 

2858 

1647 

689 

93205 

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5617 

9171 

2461 

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Werth. 

Thlr. 


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15 

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10 

60 

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1536 

2176 

13056 

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1107 

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18 

3930 

70740 

22 

3630 

8830 

1456950 

70 

17000 

70 

7000 

2027 

202700 

14 

528 

65 

780 

45486 

545832 

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128 

1920 

128450 

1926750 

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10835 

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32 

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2445 

122250 

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190208 

2 

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22927 

641956 

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261056 

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1080 

.  5396 

215840 

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Thlr. 


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434500 

26750 

267090 

93800 

112300 

19600 

24465 

1621320 

74700 

5200 

50640 

1310600 

20000 

2000 

468 

29712 

320 

15630 

2112 

4275 

1130 

46404 

139678 

125 

8420 

107360 

8000 

:  4200 

I  7S00 

6792 

41056 

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99007 

108 

1168 

.  1996 

1800 

12752 

800 

152000 

45600 

14000 

986400 

405600 

25000 

11184 

192927 

21500 

5091063 


33 

6' 

22 

27 

83 

7 

.8 


9 

102 

46 


29 
924 


24 


1 

8 
3 


633 


63987 
3300 

180 

1100 

945 

3735 

560 
1600 


50 


90 

1224 

506 


200 


348 
3696 


48 


95568 


3974 
41 
12 
34 
57 
172 

30 
24 
51 
55 
624 
9 


151 

11782 

63 

5590 
1 

7 

10011 

1173 

422 

48 

93 

1 

18 


1978 


17848 


— 

39 

— 

472 

— 

3 

700 

156 

9600 

795 

1800 

712 

_ 

4 

1899 

17 

28469 

584 

12706 

1543 

351.8 

835 

1696 

18724 

3495 

1724 

1174 

4532 

185 

.   4 

65 

1026 

12763 

19152 

804 

8866 

303 

17458 

14887 

10297 

2210 

7446 

1118 

213 

65 

1969 

17397 

16716 

529153 

2885 

174 

3268 

18522 

4425 

82 

8735 

963 

874 

11433 

3287 

1254 

1981 

83199 

192 


Werth 
Thlr. 


37701843 

2846900 

146000 

381180 

154300 

175900 

167000 

59360 

748960 

157275 

34480 

93920 

906400 

74000 

4000 

1170 

37300 

510Ö2 

191520 

9648 

26598 

3030 

341496 

163757 

16129 

22100 

148920 

55900 

31950 

13000 

23628 

69588 

167160 

352768 

5770 

1392 

13072 

222024 

13275 

16400 

4367500 

577800 

611800 

13719600 

1972200 

25080 

15848 

249597 

28800 

67218390 


ISM. 

Ostsee. 

ftliSBMMtlli 

Werth. 

Menge. 

Werth. 

Menge, 

Werth. 

Thlr. 

Thlr. 

Tlilr. 

5194101 

6773273 

67218390 

_ 

_ 

_ 

185 

5180 

__ 

•  ^"^ 

... 

96 

4800 

1950 

21 

1050 

1789 

89450 

^^ 

„^ 

239 

18164 

500 

14 

700 

291 

14550 

3 

3514 

702 

7388 

1477 

10 

1 

10 

43 

430 

52250 

28 

1400 

1878 

93900 

2000 

1 

500 

99 

49500 

96390 

110 

1650 

75168 

1127550 

690 

2 

60 

6631 

198930 

6240 

61 

7320 

14609 

1753080 

300 

..« 

921 

138150 

732 

724 

8688 

53504 

642048 

2400 

700 

70000 

5894 

589400 

~^ 

1189 

2774 

_ 

5 

55 

30694 

337634 

_ 

— . 

562 

4496 

- 

_ 

— 

1025 

1025 

53518 

195 

80472 

10093 

1457093 

478 

„^ 

3779 

9447 

— . 

.— 

1570 

78500 

•^IMB 

_ 

..» 

394 

19700 

M^B* 

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... 

993 

19860 

^■«B 

__ 

„^ 

132 

1320 

^ 

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— . 

407 

3256 

13668 

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-^ 

1857 

22284 

1172 

.^ 

.—. 

2127 

8508 

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681 

340 



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_ 

1441 

4323 



^^^^ 

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1301 

1301 

^^^ 

_ 

601 

27045 

,  _ 

2 

40 

67 

1340 

.   SB» 

— . 

111 

6660 

2310 

'  782 

4692 

37712 

75432 

1102174 

6 

372 

44264 

2744368 

3120 

68 

5440 

24158 

1932640 

85100 

112 

11200 

6626 

662600 

135600 

194 

29100 

18612 

2791800 

1520 

.  23 

1840 

763 

61040 

868 

39902 

.  159608 

44746 

279770 

... 

2581 

64525 

540 

— 

"-* 

395 

14220 

1800 

•^^"^* 

»— 

93 

4650 

.  15 

150 

36276 

362760 

_^ 

1 

.   .   7 

8419 

Ö3938 

1 

4 

3595 

16177 

44880 

.  892 

8920 

71716 

717160 

6804314 

7267253 

83737980 

■ 

■ 


Der  dtfutsehe  ZollTerein.  309 

l4  d«ib  TMtCfiÜlis  t^Awt  *J«dttn  äwMbtn  m  Aen  IlMgte  kontriMMidMi  Btaston.  flur  Fest- 
itoUttng  der  6hri]mt«n  Reehte  viid  y«rpfliehtaiiir«a  wird  -der  Iiihftlt  Jener  YertrSge  mit  diesen 
besonderen  yerebredtmgen  in  Naehstehendem  «nljgfenommen. 

'  Art.  8.  In  den  Oesunrntrerein  sind  insbesondere  aneh  diejenigen  Staaten  einbegriffen,  welche 
sehen  frtther  entweder  mit  ihrem  ganxen  Gebiete,  oder  mit  einem  Theile  desselben  dem  2ioll- 
and  Handelsi^steme  eines  oder  des  anderen  d«r  kontrahirendea  Btaaten  beigetreten  sind,  unter 
BerÜclcsichtigang  ihrer  auf  den  BeitrittsTertrUgen  beruhenden  besonderen  Ver^Utnisse  zu  den 
13taaten,  mit  welchen  sie  Jene  Vertrttge  abgeschlossen  haben. 

Art.  4.  Dagegen  bleiben  ron  dem  Gesammtrereine  vorläufig  aosgesdüossen  diejenigen 
einzelnen  Landesthelle  der  kontrahirenden  Staaten,  welche  sich  ihrer  Lage  wegen  cor  Aufnahme 
in  den  Gesammtverein  nicht  eignen. 

Hierbei  werden  Jedoch  in  Bezi^ung  auf  die  schon  bisher  zum  ZoUyereine  gehörigen  Staaten 
diciJenigen  Anordnungen  aufrecht  erbalten,  welche  rüoksichtlich  des  erleichterten  Verkehrs  der 
ausgeschlossenen  Landestheile  mit  dem  Hauptlande  gegenw&rtig  bestehen. 

Weitere  Begftnstigungen  dieser  Art  können  nur  im  gemeinschaftlichen  Einyerst&ndnlsse  der 
Vereinsglieder  bewilligt  werden. 

Art.  6.  In  den  Gebieten  der  kontrahirenden  Staaten  sollen  übereinstimmende  Gesetze  über 
Bingangs-,  Aosgaags-  und  Durehgangs-Abgaben  bestehen,  dabei  Jedoch  diejenigen  Modifikationen 
itfulässig  sein,  welche,  ohne  dem  gemeinsamen  Zwecke  Abbruch  zu  thun,  ans  der  Eigenthfimlich- 
4eit  der  allgemeinen  Gesetzgebung  eines  Jeden  Theil  nehmenden  Staates  oder  aus  lokalen  In- 
ier«»sen  sich  als  nothwendig  ergeben.  Bei  dem  Zolltarife  namentlich  sollen  hierdurch  in  Bezug 
auf  Hingangs- und  Ausgangs-Abgaben  bei  einzelnen,  weniger  für  den  grösseren  Handelsverkelur 
geeigneten  Gegenständen,  und  in  Bezug  auf  Durehgangs-Abgaben,  Je  nachdem  der  Zug  'der 
Handelsstoassen  es  erfordert,  solche  Abweichungen  von  den  allgemein  angenommenen  Erhebungs- 
sätsen,  welche  fQr  einzelne  Staaten  als  vorzugsweise  wünschenswerth  erscheinen,  nicht  ausge- 
sohloasen  sein,  sofern  sie  auf  die  allgemeinen  Interessen  des  Vereins  nicht  nachtheilig  einwirken. 

Desgleichen  soll  auch  die  Verwaltung  der  Eingangs-,  Ausgangs-  und  Durchgangs- Abgaben 
lud  dieOi^anisation  der  dazu  dienenden  Behörden  in  allen  Ländern  des  Gesammtvereins,  un- 
ter Berücksichtigung  der  in  denselben  bestehenden  eigenthümlichefi  Vertiältnisse,  auf  gleichen 
Foss  gebracht  werden. 

Art.  6.  Veränderungen  in  der  Zollgesetzgebung,  mit  Einschluss  des  Zolltarifs  und  der  Zoll- 
Ordnung,  so  wie  Zusätze  und  Ausnahmen  können  nur  auf  demselben  Wege, und  mit  gleicher 
Ueberelnstimmung  sibountUcber  Glieder  des  Gesammtvereins  bewirkt  werden,  wie  die  Einführung 
der  Gesetze  erfolgt. 

Dies  gilt  auch  von  allen  Anordnungen,  welche  in  Beziehung  auf  die  Zollverwaltung  allge- 
mein abändernde  Können  anfetellen. 

Art.  7.  Mit  der  Ausführung  des  gegenwärtigen  Vertrages  tritt  zwischen  den  kontrahiren- 
den Staaten  Freiheit  des  Handels  und  Verkehrs  und  zugleich  Gemeinschaft  der  Einahme  an 
Zöllen  ein,  wie  beide  in  den  fblgenden  Artikeln  bestimmt  werden. 

Art.  8.  Es  hören  von  diesem  Zeitpunkte  an  alle  Eingangs-,  Ausgangs-  und  Durchgangs- 
AbgiEtben  an  den  gemeinschaftlichen  Landesgrenzen  der  schon  Jetzt  zam  Zollverein  gehörenden 
StMiten  und  der  dermalen  zum  Steuerverein  gehörenden  Staaten  auf,  und  es  können  alle  im 
fireien  Verkehr  des  einen  Gebietes  bereits  befindliehen  Gegenstände  auch  fre^  und  unbeschwert 
in  das  andere  Gebiet  gegenseitig  eingeführt  werden,  mit  alleinigem  Vorbehalte 

a)  der  zu  den  Staats-Monopolien  gehörigen  Gegenstände  (Spielkarten  und  Salz),  nach  Mass- 
gabe der  Artikel  9  und  10 ; 

b)  der  im  Innern  der  kontrahirenden  Staaten  mit  einer  Steuer  belegten  inländischen  Erzeug- 
nisse, umAl  Maasgabe  des  Artikels  11. 

Art.  9.  Hinsichtlich  der  Einfuhr  von  Spielkarten  behält  es  bei  den  in  den  kontrahirenden 
Staaten  bestehenden  Verbots-  oder  Beschränkungs-Gesetzen  sein  Bewenden. 

Art.  10.  In  Betreff  des  Salzes  treten  die  Königlich  Hannoversche  und  die  Grossherzoglich 
Oldisnburgische  Regierung  den  zwischen  den  kontrahirenden  Vereins-Regierungen  getroffenen 
Verabredungen  in  folgender  Art  bei: 

a)  Die  Einfuhr  des  Salzes  und  aller  Gegenstände,  aus  welchen  Kochsalz  ausgeschieden  zu 
werden  pfiegt,  aus  fremden,  nicht  zum  Vereine  gehörigen  Ländern  in  die  Vereinsstaaten 
ist  verboten,  in  soweit  dieselbe  nicht  für  eigene  Rechnung  einer  der  vereinten  Regierungen, 
und  zum  unmittelbaren  Verkaufe  in  ihren  Salz- Aemtem,  Faktoreien  oder  Niederlagen 
geschieht. 

b)  Die  Durchfuhr  des  Salzes  und  der  vorbezeichneten  Gegenstände  aus  den  zum  Vereine 
nicht  gehörigen  Ländern  in  andere  solche  Länder  soll  nur  mit  Genehmigung  der  Vereins- 
staaten, deren  Gebiet  bei  der  Durchfuhr  berührt  wird,  und  anter  den  Vorsichtsmaassregeln 
Statt  finden,  welche  von  denselben  für  nöthig  erachtet  werden. 

c)  Die  Ausfuhr  des  Salzes  in  fremde,  nicht  zum  Vereine  gehörige  Staaten  ist  firei. 

d)  Was  den  Salzhandel  innerhalb  der  Vereinsstaaten  betrifft,  so  ist  die  Einfuhr  des  Salzes 
von  einem  in  den  anderen  nur  in  dem  Falle  erlaubt,  wenn  zwischen  den  Landes-Regie- 
rungen  besondere  Verträge  deshalb  bestehen. 

e)  Wenn  eine  Regierung  von  einer  anderen  innerhalb  des  Gesammt-Vereins  aus  Staats-  oder 
Privat-Salinen  Salz  beziehen  will,  so  müssen  die  Sendungen  mit  Pässen  von  öffentlichen 
Behörden  begleitet  werden. 

Zu  diesem  Ende  verpfiichten  sieh  die  betheiligten  Regiemngen,  anf  den  Prtvat-Salinen 
einen  öffentlichen  Beamte«  anfieustellen ,  der  den  Umfang  der  Produktion  und  des  Ab- 
'    saAzes  deratlbea  überhaupt  an  beoba«ht«a  hat. 


N 


310  Dievide^ittsKbe  ZeÜTI^rtia 


y«reiBMtute  ff«inen  fibOsttedABr  besiektB,  «d«r  dwoh  «teen  MLahm  Mte  $«U  in  frM|4% 
nicht  znm  Vereine  gehörige  Btaaton  T«n«nden  iMMn  wül,  M  aoU  dlsMn  Se»diiag»|i  M« 
HlndemiM  te  d«ii  Weg  gelegt  irerden,  Jedoeh  werdm,  ineolMxi  dieMi  aiobt  sohon  daron 
IHlhere  Yerttüge  beatimmt  ist,  dvrah  yoi^fegige  UabeniBkniift  der  betii«Uigt«|i  6tMt«ii 
die  Stramen  für  den  Trau^ort  md  die  «rfoidetUeliea  MelierheitmMmregehi  jor  Ysr^ 
hindenmg  der  BtnsehirJlnviig  Terabredet  werden» 
g)  Da  68,  nach  der  hestlmmten  BiU&nmg  dar  Königlieh  HannoTerechen  .Regienu;^  onüber- 
«teigllehe  Schwierigkeiten  findet,  im  dortigen  Ghehtete  den  V«rkaal  des  4»lzee  en  gros, 
wie  dias  im  übrigen  Q«biete  des  ZoilTerahu  gesohieht,  auf  Reobnnng  des  Staates  za  Über- 
nehmen und  zu  beschränken,  oder  doch  den  jetzigen  BetMg  ihnr  SaUstener  an  erhöhen, 
flo  werden  di«  Regierangen  ron  HannoTer  und  Oldenburg,  um  BinsohwilraQngen  von  Sals 
in  die  angrenzenden  VereinsstaatML,  aaeh  ohne  die,  in  Folge  der  ZollTerafnigong  wieg- 
fallende  strenge  Grenabewaehang  uianwettden,  die  rerikotene  ftal,Beinfiihr  nach  diesen 
Staaten  mit  naohdrttekliohen  Straten  bedrohen  and  dnrdh  andere,  näher  TeEM>redet9  Kittel 
zu  deren  Yerhindemng  mitwirken. 

Art.  11.  In  Bezug  auf  diejenigen  Erzeugnisse,  welche  In  den  einzelnen  Yei^insstaaten  Iheils 
bei  ihrer  Hervorbflngung  oder  Zubereitung,  theils  unmittelbar  bei  Ihrem  Yerbraneke  mit  adlner 
inneren  Steuer  belegt  sind  (Artikel  8  Litt,  b),  wird  es  von  sSmmtlfchen  kontrahirenden  TheOen 
als  wünschenswerth  anerkannt,  hierin  eine  TJebereinstimmung  der  Oesetzgebnng  nnd  derBe» 
Steuerungssätze  in  den  Yereinstaaten  thunliehst  hergestellt  zu  sehen,  und  es  wird  daher  aneh 
ihr  Bestreben  aal  Herbeiführung  einer  solchen  Qleiehmässigkeit,  insbesondere  durch  Yeeefe^gnng 
mehrerer  Staaten  zu  gleichen  inneren  Steuer-Einrichtungen,  mit  oder  ohne  GemelnsehalHiclfc- 
kelt  der  Steuer-Erträge,  gerichtet  sein.  Bis  dahin,  wo  dieses  Ziel  erreicht  worden,  sollen  fain> 
sichtlich  der  vorbemerkten  Steuern  und  des  Yerkehrs  mit  den  davon  betroffenen  Ckgenatinden 
unter  den  Yerelnsstaaten ,  zur  Yermeldang  der  Kachtheile ,  welche  aus  einer  Yers^iedenaMlis- 
keit  der  inneren  Steuer-Systeme  Überhaupt,  und  namentlich  aus  der  Ungleiehheit  der  Steuer- 
sätze, sowohl  für  die  Produzenten,  als  für  die  Steuer-Einnahme  der  einaelnen  Yereinestaiten 
erwachsen  könnten  —  abgesehen  von  der  Besteuerung  des  im  TTmftmge  des  Zollv«refes  evseogtan 
Rübenzuckers,  weshalb  auf  die  besonders  getroifenen  Yereinbarungen  Bezug  genoansen  «wird  •» 
folgende  Grundsätze  in  Anwendung  kommen.  '' 

I.  BtulokfUob  der  auHbidisoheii  Bnoigiiliie.  / 

Von  allen  BzaeogniSBen,  von  welchen. entweder  avf  die  in  der  ZoU*Ordnnng  vorgeschriebene 
Weise  dargethan  wird,  dass  sie  als  ausländisches  Ein-  und  Darohgaogsgut  die  zollamtliche  Be- 
handlung bei  einer  Erhebnngabehörde  dea  Vereine  bereits  bestanden  haben  oder  derselben  noch 
unterliegen,  oder  von  welchen,  dafern  sie  au  den  tarifmässig  zollfreien  gehören,  durch  Beschei- 
nigungen der  Grenz-ZoUämter  naehgewiesen  wird,  dass  sie  vom  Aaslande  eingeführt  worden  si&4» 
darf  keine  weitere  Abgabe  irgend  einer  Art,  sei  es  für  Rechnung  des  Staats  oder  für  Rechnung 
von  Kommunen  nnd  JCoriMMrationen,  erhoben  werden,  Jedoch  —  was  das  Eingangsgut  betrifft  — 
mit  Vorbehalt  deijenigen  inneren  Steuern,  welche  in  einem  Verelnsstaate  auf  die  weitere  Yer- 
arbeitang  oder  auf  andttveite  Bereitungen  aas  aolehen  Erzeugnissen,  ohne  Unterschied  des  aus- 
ländischen, inländischen  oder  vereinsländisdhgn  Ursprongs  allgemein  gelegt  sind. 

n.  Hinsiclittlöh  der  Inilndlsohen  imd  Terelntllii^ltolieii  Eneninlfte. 

1.  Von  den  innerhalb  des  Vereins  erzengten  Ctogenatänden,  welehe  nur  durch  einen  Vereins- 
Staat  transitiren,  um  entweder  in  einen  anderen  VeiMnaataat  oder  nach  dem  Auslände  genihrt 
an  werden,  dürfen  innere  Steuern  weder  für  Redüwng  des  Staats,  noch  für  Rechnung  ▼on 
Kommunen  oder  Korporationen  erhoben  werden. 

2.  Jedem  Verainsstaate  bleibt  es  zwar  £reigestellt,  die  auf  der  pervorbringung,  der  Zube- 
reitung oder  dem  Verbrauche  von  Erzeugnissen  ruhenden  inneren  Steuern  beizubehalt^,  sn 
verändern  oder  aufzuheben,  sowie  neue  Steuern  dieser  Art  einzuführen,  jedoch  sollen 

a)  dergleichen  Abgaben  f[ir  jetzt  nur  auf  folgende  inländische  und  gleichnamige  vereins- 
ländlsche  Erzengnisse,  als:  Branntwein,  Bier,  Essig,  Malz,  Wein,  Most,  Oider  (Obtftwein), 
Taback,  Mehl  und  andere  Hühlenfabrikate,  desgleichen  Backwaaren,  Fleisch,  Fleisch- 
waaren  und  Fett  gelegt  werden  dürfen.    Auch  wird  man  sich 

b;  so  weit  nöthig,  Über  bestimmte  Sätze  verständigen,  deren  Betrag  bei  AbmeMong  der 
Steuern  nicht  Überschritten  werden  soll. 

3.  Bei  allen  Abgaben,  welche  in  dem  Bereiche  der  Yereinsländer  hiemach  zur  BrheüMing 
kommen,  wird  eine  gegenseitige  Gleichmässigkeit  der  Behandlung  dergestalt  Statt  finden,  dass 
aas  Erzeugniss  eines  anderen  Vereinsstsates  unter  keinem  Verwände  höher  oder  in  einer  lästigeren 
Weise,  als  das  inländische  oder  als  das  Erzeugniss  der  übrigen  Vereinsstaaten,  besteuert  werden 
darf.    In  Gemässheit  dieses  Grundsatzes  wird  Folgendes  festgesetzt: 

a)  Yerelnsstaaten,  welche  von  einem  inländischen  Erzeugnisse  keine  innere  Steuer  erhelben, 
dürfen  auch  das  gleiche  vereinsländische  Erzeugniss  nicht  besteuern.  Jedoch  soll  aus- 
nahmsweise dei^jenigen  Vereinsstaaten,  in  welchen  kein  Wein  erzeugt  wird,  firei  stehen, 
eine  Abgabe  von  dem  vereinsländlschen  Weine  nach  den  besonders  getroffenen  TeMbre- 
düngen  zu  erheben. 

b)  Diejenigen  Staaten,  in  welchen  innere  Steuern  von  einem  Konsumtions-Gegenstande  bei 
dem  Kaufe  oder  Verkaofl»  oder  bei  der  Yeraehraiig  desselben  erhoben  werden,  dürfen  diese 
Steuern  von  den  ans  anderen  Yerelnsstaaten  herrührenden  Brnengnissen  der  näaülohen 
Gattung  nur  in  gleicher  Weise  fordern)  «ie  köHntü  dagegen  die  Abfabe  iroA  dan  naeh 


«nffa<«ii  Y«N(iiritU«fleft  11b«i«eMnAMi  Ckgcnttlnin  «Mr]i4l)6ii>  octar  gUM  odw  thiitareise 
»irttckgeb«!!  iMsen. 

c)  Dlejenigeii  Btaftten,  weleh«  iimflre  Stoawn  auf  di«  Hervt>rbringQiier  oder  Zahep^tong  eines 
Konsnmtions-Gegenstandes  gelegt  haben,  können  den  geBetzUehen  Betrag  danelben  bei 
der  länftilir  des  Ckgenataades  an»  anderen  Vereinaataaten  voll  erheben,  nlid  bei  der  Ana- 
ftthr  naeh  diesen  Staaten  theüweiae  oder  bis  znm  rollen  Betrage  mrüekerstatten  lassen. 

Welche ,  dem  dermaligen  Stande  der  Gesetsgebung  in  den  gedachten  Staaten  ent- 
sprechende Betrüge  hiemach  aar  Brhebnng  kommen  nnd  besiehangsweise  aurttckerstattet 
werden  können;  ist  besonders  verabredet  worden.  Treten  spätei'hin  Irgendwo  Veribide- 
mngen  in  den  für  die  imiem  Eraengnisse  sar  Zeit  bestehenden  Stenersätaen  ein,  so  wird 
die  betrefll»nde  Segleraüg  den  übrigen  Yerelns-Begierungen  davon  Mittheilang  machen, 
nnd  hiermit  den  Nachweis  verbinden,  dass  die  Steuer-BetrSge ,  welche,  in  Folge  der  eln- 
ge^etenen  oder  beabsichtigten  Veränderung,  von  den  vereinslfindischen  Erzeugnissen  er- 
hoben, nnd  bei  der  Ansflihr  der  besteuerten  OegenstSnde  vergütet  werden  sollen,  den  ver- 
einbarten Gmndsfitaen  entsprechend  bemessen  seien. 

d)  So  weit  zwischen  mehreren,  zum  Zollvereine  gehörigen  Staaten  eine  Yereinigung  zu 
gleiehen  Stener-Binrichtungen  besteht,  werden  diese  Staaten  in  Ansehung  der  Befiigniss,  die 
betreffenden  Steuern  gleichmäeslg  auch  von  vereinsl&ndlschen  Erzengnissen  zu  erheben, 
mlfl  ein  Ganzes  betrachtet. 

4.  Die  Erhebung  der  inneren  Steuern  von  den  damit  betroffenen  vereinslandlschen  Gegen- 
ständen soll  in  der  Regel  in  dem  liande  des  Bestimmangsortes  Statt  finden,  in  sofern  solche 
nicht,  nach  besonderen  Vereinbarungen ,  entweder  durch  gemeinschaftliche  Hebestellen  an  den 
Binnengrenzen,  oder  im  Lande  der  Versendung  für  Bechnung  des  abgabeberechtigten  Staates 
erfolgt.  Auch  sollen  die,  zur  Sicherung  der  Steuererhebung  erforderlichen  Anordnungen,  soweit 
sie  die,  bei  der  Versendung  aus  einem  Vereinsstaate  in  den  anderen  einzuhaltenden  Strassen 
und  Kontrolen  betreffen,  auf  eine,  den  Verkehr  möglichst  wenig  beschränkende  Weise  und  nur 
nach  gegenseitiger  Verabredung,  auch,  dafern  bei  dem  Transporte  ein  dritter  Vereinsstaat  be- 
rührt wird,  nur  unter  Zustimmung  des  letzteren  getroffen  werden. 

6.  Die  Erhebung  von  Abgaben  für  Bechnung  von  Kommunen  oder  Korporationen,  sei  es 
durch  Zuschläge  zu  den  Staatssteuern  oder  für  sich  bestehend,  soll  nur  für  Gegenstände ,  die 
«dr  örtUchen  Konsumtion  bestimmt  sind,  nach  den  deshalb  getroffenen  besonderen  Vereinbarungen 
iMfrilligt  werden,  nnd  es  sollen  dabei  die  vorstehend  unter.  IL  8.  b.  gegebene  Bestimmung  und 
der  unter  IL  3.  ausgesprochene  allgemeine  Grundsatz  wegen  gegenseitiger  Gleichmässigkeit  der 
BeJiandlnng  der  Erzeugpiiase  anderer  Verainsstaaten,  eben  so  wie  bei  den  Staatssteuern  in  An- 
wendung kommen. 

Vom  Taback  dürfen  Abgäben  für  Rechnung  von  Kummunen  oder  Korporationen  Überall 
nicht  erhoben  werden. 

6.    Die  Regierungen  der  Vereinsstaaten  werden  sich  gegenseitig 

a)'wa8  die  hier  in  Rede  stehenden  Staatssteuern  betrifft,  von  allen  noch  gültigen  Gesetzen 
und  Verordnungen,  ferner  von  allen  in  der  Folge  eintretenden  Veränderungen,  sowie  von 
den  Gesetzen  und  Verordnungen  über  neu  einzuführende  Steuern, 
b)  hinsichtlich  der  Kommunal-  etc.  Abgaben  aber  darüber,  in  welchen  Orten,  von  welchen 
Kommunen  oder  Korporationen,  von  welchen  Gegenständen,  in  welchem  Betrage  nnd  anf 
'  welche  Weise  dieselben  erhoben  werden, 
toüstiindige  Mittheilnng  machen. 

Art.  12.  tJeber  die  Besteuerung  des  im  Umfange  des  Vereins  aus  Rüben  bereiteten  Zuckers 
ist  unter  den  kontrahirenden  Theilen  die  anliegende  besondere  Uebereinkunft  getroffen  worden, 
welche  einen  Bestandtheil  des  gegenwärtigen  Vertrages  bilden  nnd  ganz  so  angesehen  werden 
soll,  als  wenn  sie  in  diesen  selbst  aufgenommen  wäre. 

x>ie  kontrahirenden  Theile  sind  femer  dahin  einverstanden,  dass,  wenn  die  Fabrikation  von 
Zucker  oder  Syrup  aus  anderen  Inländischen  Erzeugnissen,'  als  aus  Rüben,  z.  B.  aus  Stärke, 
im  Zollvereine  einen  etlieblichen  Umfang  gewinnen  sollte,  diese  Fabrikation  ebenfalls  in  sämmt- 
liehen  Vereinsstaaten  einer  übereinstimmenden  Besteuerung  nach  den  für  die  RÜbenzuekersteu«nr 
verabredeten  Grundsätzen  zu  unterwerfen  sein  würde. 

Art  13.  Chausseegelder  oder  andere  statt  derselben  bestehende  Abgaben,  ebenso  Pflaster-, 
Damm-,  Brücken-  und  Fährgelder,  oder  unter  welchem  andern  Namen  dergleichen  Abgaben  be- 
stehen, ohne  Unterschied,  ob  die  Erbebung  für  Rechnung  des  Staats  oder  eines  Privatberech- 
ligten,  namentlich  eines  Kommune  geschieht,  sollen  sowohl  auf  Chausseen,  als  auch  auf  un- 
chaussirten  Land-  und  Heerstrassen,  welche  die  unmittelbare  Verbindung  zwischen  den  an 
einander  grenzenden  Vereinsstaaten  bilden  und  auf  denen  ein  grösserer  Handels-  und  Reisever- 
kiBhr  stattfindet,  nur  in  dem  Betrage  beibehalten  oder  nen  eingeführt  werden  können,  als  sie  den 
gewöhnlichen  Herstellungs-  und  Unterhaltungskosten  angemessen  sind. 

Das  in  dem  Prenssischen  Ghansseegeld-Tarife  vom  Jahre  1888  bestimmte  Ghansseegeld  soll 
als  der  höchste  Satz  angesehen,  und  hinfüro  in  keinem  der  kontrahirenden  Staaten  Überschritten 
werden,  mit  alleiniger  Ausnähme  des  Chausaeegeldes  auf  solehen  Chausseen,  welche  von  Kor- 
porationen Oder  Privatpersonen  oder  anf  Aktien  angelegt  ■  sind  oder  angelegt  werden  möehtea, 
insofern  dieselben  nur  Kebenstrassen  sind  oder  bloss  lokale  Veri^indungen  einzelner  Ortschaften 
oder  Gegenden  mit  grosseren  Stftdfen  oder  ini«  den  eigentlichen  HaisptfaandelsBtrassen  beaweoken. 

Statt  der  vorstehend  in  Beziehnng  auf  die  Höhe  der  Chausseegelder  eingegangenen  Verbiad- 
IfobkeR.  übernehmen  Hannover  xmd  Oldenburg  vor  die  Verpfli^tHng,  ihre  dermaligen  Chanssee- 
iieldiimato  Mcht  m  eüOihw, 


312  D^i*  devtsvhe  ZoUvereiiL 

BmUKkUn  SrUbiiiKMi  T«a  TlMnv«rr-  «i4  Pl4iiler8«l40rB  foU«  «of  eliMWittea  ISttnasaii 
da,  wo  sie  noch  bestehen,  dem  rorstebenden  Grandsatse  gemltei  «afgehoben  ond  die  Ortapflaeter 
den  Ghaaaaeeatrecken  dergestalt  eingerecbaet  werden,  dass  dayon  nur  die  Chaasseegelder  nach 
dem  allgemeinen  Tarife  cor  Erhebung  kommen. 

Art.  U.  Seine  Mi^est&t  der  König  von  Hannoyer  und  Seine  Könlgliehe  Hoheit  der  aroas- 
hersog  von  Oldenburg  Bohliessen  sich  den  Verabredungen  an,  welche  swiseben  den,  zn  dem  ZoU- 
nnd  HandelsTereine  gehörigen  Regierungen  wegen  Herbeiftlhmngen  eines  gleichen  Miinz-,  Maass- 
und  Gewichtssystems  getroffen  worden  sind,  und  treten  insbesondere  sowohl  der  swiadien  den 
gedachten  Regierungen  unter  dem  30.  Juli  1888  abgeschlossenen  allgemeinen  Milni-Konyention, 
als  auch  dem  unter  denselben  am  21.  Oktober  1845  abgeschlossenen  Mttnxkartel,  und  zwar 
der  ersteren  mit  der  Erklilrung  bei,  den  li-Thalerfüss,  welcher  im  Königreich  HannoTer  und 
im  Herzogthum  Oldenburg  bereits  der  liandee-Mtlnzftiss  iet,  als  solchen  auch  femer  beibehalten 
zu  wollen. 

Demgemfiss  kommen  die  Stipulationen  der  bisherigen  ZoUvereinigungs-Vertr&ge,  wonach 
1)  der  gemeinschaftliche  Zolltarif  in  zwei  Haupt-Abtheilungen  nach  dem  14-ThalerfiiBse  und 

nach  dem  24Va-Guldenftisse  ausgefertigt  wird; 
8)  die  SUbermttnzen  der  B&mmtlichen  kontrahirenden  Staaten  —  mit  Ausnahme  der  Scheide- 
mUnze  —  nach  der  durch  die  yorgedachte  MUnz-Konyention  festgestellten  Gleichwerthung 
yon  Vier  Thalem  gegen  Sieben  Gulden  bei  allen  ZoU-Hebestellen  des  Vereina  angenom- 
men werden;  dagegen 
S)  hinsichtlich  der  Goldmünzen  einer  jeden  Yerelns-Regiemng  die  Bestimmung  fiberlassen 
bleibt,  ob  und  in  welchem  Silberwerthe  dieselben  bei  den  ZoU-Hebestellen  ihres  Landes 
angenommen  werden  sollen,  *'^ 

auch  für  das  Königreich  Hannover  und  das  Herzogthum  Oldenburg  zur  Anwendung. 

Die  Einheit  fUr  das  gemeinschaftliche  Zollgewicht  bildet  der  Grossherzogl.  Badiscbe  und 
Hessische  Centner  (50  Kilogramme)  und  es  wird  daher  im  gesammten  Verein  die  Deklaration, 
Verwiegüng  und  Verzollung  der  nach  dem  Gewichte  zollpflichtigen  Gegenstände  ausschliesslich 
nach  jenem  Gewichte  geschehen. 

Die  Deklaration,  Messung  und  Verzollung  der  nach  dem  Maasse  zu  yerzollenden  Gegen- 
stände wird  in  allen  Theilen  des  Vereins  so  lange  nach  dem  landesgesetzlichen  MaiuBee  erfol- 
gen, bis  man  sich  über  ein  gemeinschaftliches  Maass  ebenfalls  yereinigt  haben  wird. 

Uebrigens  werden  die  kontrahirenden  Regierungen  ihre  Sorgfklt  dahin  riehten,  auch  für  das 
Maass-  und  Gewichtssystem  ihrer  Länder  im  Allgemeinen  die  zur  Förderung  des  gegeneeitigea 
Verkehrs  wünschenswerthe  Uebereinstimmung  herbei  zu  führen. 

Art.  15.  Die  Wasserzölle  oder  auch  Wegegeld-Gebühren  auf  Flüssen,  mit  Einschlnss  der- 
jenigen, welche  das  Schiffsgefl&ss  treffen  (Rekognitons-Gebühren),  sind  yon  der  Schifffahrt  auf 
solehen  Flüssen,  auf  welche  die  Bestimmungen  des  Wiener  Kongresses  oder  besondere  Staats- 
yertrfige  Anwendung  finden,  femer  gegenseitig  nach  jenen  Bestimmungen  zu  entrichten,  insofern 
hierüber  nichts  Besonderes  yerabredet  wird. 

Alle  Begünstigungen,  welche  ein  Vereinsstaat  dem  Schifffahrtsbetriebe  seiner  Unterthanen 
auf  den  Eingangs  genannten  Flüssen  zugestehen  möchte,  sollen  in  gleichem  Maasse  auch  der 
Schifffahrt^  der  Unterthanen  der  anderen  Vereinsstaaten  zu  Gute  kommen. 

Auf  den  übrigen  Flüssen,  bei  welchen  weder  die  Wiener  Kongress-Akte  noch  andere  Staats- 
yertri^e  Anwendung  finden,  werden  die  Wasserzölle  nach  den  privativen  Anordnungen  der  be- 
treffenden Regierungen  erhoben.  Doch  sollen  auch  auf  diesen  Flüssen  die  Unterthanen  der 
kontrahirenden  Staaten  und  deren  Waareu  und  Schiffsgeiässe  überall  gleich  bebandelt  werden. 

Art.  16.  Von  dem  Tage  an,  wo  die  gemeinschaftliche  Zollordnung  des  Vereins  in  Vollzug 
gesetzt  wird,  sollen  im  Königreich  Hannover  und  im  Herzogfhum  Oldenbnrg,  wie  bereits  in  den 
übrigen  zum  Zollvereine  gehörigen  Gebieten  geschehen  ist,  alle  etwa  noch  bestehenden  Stapel- 
und  Umschlagsrechte  aufhören,  und  Niemand  soll  zur  Anbaltung,  Verladung  oder  Lagerung 
gezwungen  werden  können,  als  in  den  Fällen,  in  welchen  die  gemeinschaftliche  Zollordnung 
oder  die  betreffenden  Schifffahrts-Reglements  es  zulassen  oder  vorschreiben. 

Art.  17.  Kanal-,  Schleusen-,  Brücken-,  Fähr-,  Hafen-,  Waage-,  Krahn-  und  Niederlage- 
Gebühren  und  Leistungen  für  Anstalten ,  die  zur  Erleichterung  des  Verkehrs  bestimmt  sind, 
^sollen  nur  bei  Benutzung  wirklich  bestehender  Einrichtungen  erhoben,  und  in  der  Regel  nicht, 
'keinenfalls  aber  über  den  Betrag  der  gewöhnlichen  Herstellnngs-  und  Unterhaltungskosten  hinaus, 
erhöhet,  auch  überall  von  den  Unterthanen  der  anderen  kontrahirenden  Staaten  auf  völlig 
gleiche  Weise,  wie  von  den  eigenen  Unterthanen,  ingleichen  ohne  Rücksicht  auf  ^e  Bestimmung 
der  Waaren  erhoben  werden. 

Findet  der  Gebrauch  einer  Waage -Einrichtung  nur  zum  Behufs  der  Zoll -Ermittelung  oder 
überhaupt  einer  zollamtlichen  Kontrolle  Statt,  so  tritt  eine  Gebühren-Erhebung  nicht  ein. 

Art.  18.  Die  kontrahirenden  Staaten  werden  gemeinschaftlich  dahin  wirken,  dass  durch 
Annahme  gleichförmiger  Grundsätze  die  Gewerbsamkeit  befördert,  und  der  Befhgniss  der  Unter- 
thanen des  einen  Staates,  in  dem  anderen  Arbeit  und  Erwerb  zu  suchen,  möglichst  freier  Spiel- 
raum gegeben  werde. 

Von  den  Unterthanen  des  einen  der  kontrahirenden  Staaten,  welche  in  dem  Gebiete  eines 
anderen  derselben  Handel  und  Gewerbe  treiben,  oder  Arbeit  suchen,  soll  von  dem  Zeitpunkte 
an,  wo  der  gegenwärtige  Vertrag  in  Kraft  treten  wird,  keine  Abgabe  entrichtet  werden,  welcher 
nicht  gleichmässig  die  in  demstiben  Gewerbsverhältaisse  stehenden  isigei^en  Unterthanen  unter- 
worfen sind. 

Desgleichen  sollen  Fabrikanten  und  Gewerbetreibende,  welche  blos  für  das  ron  ihnen  be- 
triebene GeschiUt  Ankäufe  machen,  oder  Reisende,  welche  nicht  Waaren  selbst ^  sondern  nur 


Der  deutsche  Zollverein.  313 

Ifnstar  derselben  bei  sieli  fitbren,  um  Beatenangen  xn  sneben,  wenn  eie  die  Bereehtignng  ea 
diesem  Enrerbsbetriebe  in  dem  V ereinsstaate ,  in  welchem  sie  ibren  Wohnsits  beben,  dnreb 
Entrichtung  der  gesetzlichen  Abgaben  erworben  haben,  oder  im  Dienste  solcher  inländischen 
Gewerbetreibenden  oder  Kaufleute  stehen,  in  den  anderen  Staaten  keine  weitere  Abgabe  hier- 
fUr  zn  entrichten  verpflichtet  sein. 

Auch  sollen  beim  Besuche  der  Märkte  und  Messen  zur  Ansfibnng  des  Handels  und  zum  Ab- 
sätze eigener  Erzengnisse  oder  Fabrikate  in  jedem  Yereinsstaate  die  Unterthanen  der  übrigen 
kontrahirenden  Staaten  eben  so  wie  die  eigenen  Unterthanen  behandelt  werden. 

Art.  19.  Prenssen,  Hannover  und  Oldenburg  werden  gegenseitig  ihre  Seeschiffe  und  deren 
Ladungen  unter  denselben  Bedingungen  und  gegen  dieselben  Abgaben,  wie  die  eigenen  See- 
schiffe zulassen  und  von^  diesem  Grundsatze  namenflich  auch  in  Betreff  der  Binnenschiffahrt 
oder  Kabotage  keine  Ausnahme  machen. 

Ihre  Seehäfen  sollen  dem  Handel  der  Unterthanen  jedes  anderen  Yereinsstaates  gegen 
völlig  gleiche  Abgaben,  wie  solche  von  den  eigenen  Unterthanen  entrichtet  werden,  offen 
stehen ;  auch  sollen  die  in  fremden  See-  und  anderen  Handelsplätzen  angestellten  Konsuln  eines 
oder  des  anderen  der  kontrahirenden  Staaten  veranlasst  werden,  der  Unterthanen  de^  übrigen 
kontrahirenden  Staaten  sich  in  vorkommenden  Fällen  möglichst  mit  Bath  und  That  anzunehmen. 

Art.  20.  Seine  Majestät  der  König  von  Hannover  und  Seine  Königliche  Hoheit  der  Gross- 
herzog von  Oldenburg  treten  hierdurch  dem  zwischen  den  bisherigen  Vereinsgliedern  zum 
Schutze  ihres  gemeinschaftlichen  Zollsystems  gegen  den  Schleichhandel  ni^d  ihrer  inneren  Ver- 
brauchs-Abgaben  gegen  Defiraudation  unter  dem  11.  Mai  1833  abgeschlossenen  Zollartikel  für 
die  Dauer  des  gegenwärtigen  Vertrages  bei,  und  werden  die  betreffenden  Artikel  desselben 

gleichzeitig  mit  letzterem  in  Ihren  Landen  pnbllziren  lassen.  Nicht  minder  werden  auch  von 
eiten  der  übrigen  Yereinsglieder  die  erforderlichen  Anordnungen  getroffen  werden,  damit  in 
den  gegenseitigen  Verhältnissen  den  Bestimmungen  dieses  Zollkartels  Überall  Anwendung  ge- 
geben werde. 

Art.  21.  Die  als  Folge  des  gegenwärtigen  Vertrages  eintretende  Gemeinschaft  der  Einnahme 
der  kontrahirenden  Staaten  bezieht  sich  auf  den  Ertrag  der  Eingangs-,  Ausgangs-  und  Durch- 
gangs-Abgaben in  den  Königlich  Preussischen  Staaten,  den  Königreichen  Bayern,  Sachsen, 
Hannover  und  Württemberg,  dem  Grossherzogthume  Baden,  dem  Kurfürstenthume  und  dem 
Grossherzogthume  Hessen,  dem  Thüringischen  Zoll  -  und  Handels  -Vereine,  den  Herzogthümem 
Braunschweig,  Oldenburg  und  Nassau  und  der  freien  Stadt  Frankfurt,  mit  Einschluss  der,  den 
Zollsystemen  der  kontrahirenden  Staaten  bisher  schon  beigetretenen  Länder. 

Von  der  Gemeinschaft  sind  ausgeschlossen,  und  bleiben,  sofern  nicht  Separat -Verträge 
zwischen  einzelnen  Vereinsstaaten  ein  Anderes  bestimmen,  dem  privativen  Genüsse  der  be- 
treffenden Staats -Regierungen  vorbehalten. 

1)  die  Steuern,  welche  im  Innern  eines  jeden  Staates  von  inländischen  Erzeugnissen  erhoben 
werden ,  einschliesslich  der  nach  Art  11  von  den  vereinsländischen  Erzeu^üssen  der  näm- 
lichen Gattung  ZOT  Erhebung  kommenden  Uebergangs- Abgaben ; 

2)  die  Wasserzölle; 

8}  Chaussee-Abgaben,  Pflaster-,  Damm-,  Brücken-,  Fähr-,  Kanal-,  Schleusen-,  Hafengelder, 
sowie  Waage-  und  Niederlage  -  Gebühren  oder  gleichartige  Erbebungen ,  wie  sie  aaoh 
sonst  genannt  werden  mögen; 

4)  die  Zollstrafen  und  Konfiskate,  welche,  vorbehaltlich  der  Antbeile  der  Denunzianten 
jeder  Staats-Kegierung  in  ihrem  Gebiete  verbleiben. 

Art.  22.  In  Hinsicht  auf  die  Vertheilung  der  in  die  Gemeinschaft  fallenden  Abgaben  ist 
Folgendes  verabredet  worden: 

Sowohl  bei  den  Eingangs -Abgaben,  als  aueh  bei  den  Ausgangs-  und  Durchgang -Abgaben 
wird  der  nach  Abzug 

a)  der  Rückerstattung  für  unrichtige  Erhebungen, 

b)  der  auf  dem  Grunde  besonderer  gemeinschaftlicher  Verabredungen  erfolgten  Stenerver- 
gütungen  und  Ermässigungen  verbleibende  Brutto -Ertrag  der  Vertheilung  zu  Grunde 
gelegt. 

1.  Bei  den  Eingangs-Abgaben  bildet  derjenige  Theil  des  Brutto-Ertrages,  welcher  dem  Ver- 
hältniss  der  dem  Vereine  angehörenden  Bevölkerung  des  Königreichs  Hannover  und  des  Herzog- 
thums  Oldenburg  zur  Gesammt-Bevölkerung  des  Vereins  entspricht,  nachdem  er  um  drei  Vier- 
theile seines  einfachen  Betrages  vermehrt  worden,  den  Antheil  des  Königreichs  Hannover  nnd 
des  Herzogthums  Oldenburg,  der  Übrige  Theil  den  Antheil  der  anderen  kontrahirenden  Staaten 
an  dem  Brutto  -  Ertrage. 

Der  hiemach  dem  Königreich  Hannover  und  dem  Herzogthum  Oldenburg  über  das  Verhält- 
niss  ihrer  Bevölkerung  hinaus  zukommende  Antheil  am  Brutto -Ertrage  der  Eingangs-Abgaben 
soll  jedoch,  unter  Hinzurechnung  des  diesen  Staaten  an  dem  Brutto-Ertrage  der  Rübenzucker- 
steuer  zugestandenen  gleichen  Zuschlages  von  drei  Viertheilen,  den  Betrag  von  zwanzig  Silber- 
groschen für  jeden  ihrer,  dem  Vereine  angehörenden  Einwohner  in  keinem  Jahre  übersteigen. 

Die  gemeinschaftlichen  Verwaltungskosten  werden  auf  das  Köniipreich  Hannover  und  das 
Herzogthum  Oldenburg  einerseits  und  auf  die  Übrigen  kontrahirenden  Staaten  andererseits  nach 
dem  yerhältniss  ihrer  dem  Vereine  angehörenden  Bevölkerung  vertheilt  und  es  wird  der  von 
jeder  dieser  beiden  Gruppen  zu  tragende  Antheil  von  dem  Antheil  derselben  am  Brutto-Ertrage 
in  Abzug  gebracht. 

20 


314  Der  deutsche  ZoUyereln. 

Der  hiemM  für  jede  dar  beiden  Groppen  sieh  erfr^bende  Antheil  am  Netto 'Ertrage  der 
Eingengs-Abgaben  wird  zidaehen  den  betbeillgten  Staaten  naoh  dem  YerhJltntM  ihrer,  dem 
Vereine  angehörenden  Beytfikemng  vertheilt. 

2.  Der  Bratto*£rtrag  der  Aus  •  nnd  Durchgangs  -Abgaben  wird 

a)  soweit  diese  Abgaben  bei  den  Hebestellen  in  den  östlichen  Provinzen  des  Königreichs 
Preussen  (also  mit  Ausnahme  der  Provinz  Westfahlen  und  der  Rheinprovinz ) ,  im 
Königreich  Sachsen,  im  Gebiete  des  Thüringischen  Zoll-  und  Handels -Vereins  und  im 
Herzogthum  Braunschweig,  mit  Ausschluss  der  Kreis -Directions- Bezirke  Holzminden 
und  Gannersheim,  so  wie  des  Amtes  Thedingbausen ,  eingehen,  zwischen  Preussen, 
Sachsen,  den  Staaten  des  Thüringischen  Vereins  nnd  Braunschweig  nach  dem  von  ihnen 
zu  verabredenden  TheilungsAisse  vertheilt,  dagegen 

b)  soweit  dieselben  bei  den  Hebestellen  in  den  westliehea  Provinzen  des  Königreieba 
Preussen,  den  Königreichen  Bayern,  Hannover  und  Württemberg,  dem  Grosaherzogthnm 
Baden,  dem  KurfUrstenthum  und  dem  Grossherzogthum  Hessen,  den  Kreis -Direodons- 
Bezirken  Holzminden  und  Gandersheim,  sowie  dem  Amte  Thedingshansen  des  Herzog- 
thums  Brannschwelg ,  den  Herzogthümern  Oldenburg  und  Nassau  und  der  freien  Stadt 
Frankfurt  eingehen,  in  der  Weise  vertheilt,  dass  derjenige  Theil  des  Brutto -Ertrages, 
▼eleher  dem  Verh&ltniss  der  dem  Vereine  angehörenden  Bevölkerung  des  Königreidis 
Hannover  und  des  Herzogthums  Oldenburg  zur  Gesammt-Bevölkerung  der  vorgenannten 
Verelnstheile  entspricht,  nachdem  er  um  drei  Viertheile  seines  einfachen  Betrages  ver- 
mehrt worden,  den  Antheil  des  Königreichs  Hannover  und  des  Herzogthums  Oldenburg, 
der  übrige  Theil  den  Antheil  der  anderen  betreffenden  Staaten  bildet,  welche  Antheile 
sodann  zwischen  den  vorgenannten  Staaten,   nach  dem  Verhftltniss  ihrer,  dem  Vereine 

-'  angehöftenden  Bevölkerung,  beziehungsweise  der  Bevölkerung  ihrer  vorgenannten  Laades- 

theile  zur  Vertheilung  kommen. 
S.  Bei  der  nach  den  Sätzen  1.  und  2.  Statt  findenden  Vertheilung  der  Ein-,  Ans-,  und  Durch- 
gangs-Abgaben  wird 

a)  die  Bevölkerung  des  Fürstenthubis  Schaumburg-Lippe  und  der  Hannover-Brannsehwel- 
gischen  Kommunion-Besitznngen  in  die  Bevölkerung  des  Königreichs  Hannover, 

b)  die  Bevölkerung  anderer  Staaten,  welche  durch  Vertrag  mit  einem  oder  dem  anderen 
der  kontrahirenden  Staaten  unter  Verabredung  einer  von  diesem  jährlich  für  ihre  An- 
theile an  den  gemeinschaftlichen  Zoll-Revenüen  zu  leistenden  Zahlung  dem  Zoll-Systeme 
desselben  beigetreten  sind,  oder  etwa  künftig  noch  beitreten,  werden  in  die  Bevölkerung 
desjenigen  Staates  eingerechnet,  welcher  die  Zahlung  leistet. 

4.  Der  Stand  der  Bevölkerung  in  den  einzelnen  Vereinsstaaten  wird  alle  drei  Jahre  ans- 
gemittelt,  und  die  Nachweisung  derselben  von  den  Vereinsgliedern  einander  gegenseitig  mitge- 
Üieilt  werden. 

5.  Unter  Berücksichtigung  der  besonderen  Verhältnisse,  welche  htnsichtlich  des  Verbranchs 
an  zollpflichtigen  Waaren  bei  der  freien  Stadt  Frankfurt  obwalten,  ist  wegen  des  Anthells  der- 
selben an  den  gemeinschaftlichen  Einnahmen  ein  besonderes  Abkommen  getroffen. 

Art.  23.  Vergünstigungen  für  Gewerbetreibende  hinsichlich  der  Zoll  -  Entrichtung, 
welche  nicht  in  der  Zoll-Gesetzgebung  selbst  begründet  sind,  fallen  der  Staats-Kasse  deijenigen 
Regierung,  welche  sie  bewilligt  hat,  zur  Last.  Hinsichtlich  der  Maasgaben,  unter  welchen 
solche  Vergünstigungen  zu  bewilligen  sind,  bewendet  es  bei  den  darüber  im  Zollvereine  bereits 
bestehenden  Verabredungen. 

Art.  24.  Denl  auf  Förderung  freier  und  natürlicher  Bewegung  des  allgemeinen  Verkehrs 
gerichteten  Zwecke  des  Zollvereins  gemäss,  sollen  besondere  Zollbegünstigungen  einzelner 
Messplätze,  namentlich  Rabattprivilegien,  da  wo  sie  dermalen  in  den  Vereinsstaaten  noch  be- 
stehen, nicht  erweitert,  sondern  vielmehr,  unter  geeigneter  Berücksichtigung  sowohl  der  Nahrungs- 
Verhältnisse  bisher  begünstigter  Messplätze,  als  der  bisherigen  Handelsbezi  Anngen  mit  dem 
Auslande,  thunlichst  beschränkt  und  ihrer  baldigen  gänzlichen  Aafhebung  antgegengefUhrt,  ' 
neue  aber  ohne  allseitige  Zustimmung  auf  keinen  Fall  ertheilt  werden. 

Art.  25.  Von  der  tariftaiässigen  Abgaben-Entrichtung  bleiben  die  Gegenstände,  welche  für 
die  Hofhaltung  der  hohen  Souveraine  und  ihrer  Regentenhäuser,  oder  für  die  bei  ihren  Höfen 
akkredirten  Botschafter,  Gesandten,  Geschäftsträger  u.  s.  w.  eingehen,  nicht  ausgenommen,  und 
wenn  dafür  Rückvergütungen  Statt  haben,  so  werden  solche  der  Gemeinschaft  nidit  in  Rechnung 
gebracht. 

Ebenso  wenig  anrechnungsfähig  sind  Entschädigungen,  welche  in  einem  oder  dem  anderen 
Staate  den  vormals  unmittelbaren  Reichsständen,  oder  an  Kommunen  oder  einzelne  Privatbe- 
reehtige  für  eingezogene  Zollrechte  oder  für  aufgehobene  Befreiungen  gezahlt  werden  müssen. 

Dagegen  bleibt  es  einem  jeden  Staate  unbenommen,  einzelne  Gegenstände  auf  Freipässe 
ohne  Abgaben-Entrichtung  ein-,  aus-  oder  durchgehen  zu  lassen.  Dergleichen  Gegenstände 
werden  jedoch  zollgesetzlich  behandelt,  und  in  Freireg^stem,  mit  denen  es  wie  mit  den  ttbrigren 
Zollregistem  zu  halten  ist,  notirt,  und  die  Abgaben,  welche  davon  zu  erheben  gewesen  wären, 
kommen  bei  der  demnächstigen  Revenuen -Ausgleichung  demjenigen  Theile,  von  welchem  die 
Freipässe  ausgegangen  sind,  in  Abrechnung. 

Art.  26.  Das  Begnadignngs-  und  Strafverwandlnng^recht  bleibt  jedem  der  kontrahirenden 
Staaten  in  seinem  Gebiete  vorbehalten.  Auf  Verlangen  werden  periodische  Ueberslchten  der 
erfolgten  Straf-Erlasse  gegenseitig  mitgetheilt  werden. 

Art.  27.  Die  Ernennung  der  Beamten  und  Diener  bei  den  Lokal-  und  Bezirksstellen  für 
die  Zoll-Erhebung  und  Aufsicht,  welche  nach  der  hierüber  getroffenen  besonderen  Üebereinkunft 
nach  gleichförmigen  Bestimmungen  angeordnet,  besetzt  und  instmlrt  werden  sollen,  bleibt 
sämmüichen  Gliedern  des  Gesammtvereins  innerhalb  ihres  Gebietes  fiberlassen. 


Der  deutsche  Zollverein.  315 

Ar«.  88.  Bto  L^itang  des  DitiiBtet  der  Lokal-  und  Beslrks-Beh<Sirdeii.  sowie  die  YoU- 
ziehang  der  gemeinschaftlichen. ZollgeseiEe  überhanpt,  wird  im  KSnigrelch  Hannover  und  im 
Henogiliam  Oldenburg  einer  gemeingchaftliohen  Zoll-Direktion  fibertragen,  welche  dem  SlSnigl. 
Hauteyersohen  Finans-MiniBterium  und  dem  Grosshersoglich  Oldenborgiachen  Staats-Mlnisteriom 
untergeordnet  ist.  Die  Bildung  dieser  Direktion  und  die  Einrichtung  ihres  Qeschäftsganges 
bleibt  den  Regierungen  von  Hannover  und  Oldenburg  überlassen  |  der  Wirkungskreis  derselben 
aber  wird,  in  soweit  er  nicht  schon  durch  gegenwärtigen  Vertrag  und  die  gemeinschaftlichen 
ZoUgesetce  bestimmt  ist,  gleich  wie  der  Wirkungskreis  der  Übrigen  im  Verein  bestehenden 
Direktionen,  durch  eine  gemeinschaftlich  zu  verabredende  Instruktion  bezeichnet  werden. 

Art  29.  Die  von  den  Zoll-Erhebungs-BehSrden  nach  Ablauf  eines  jeden  Vierteljahres  auf- 
zustellenden Quartal  -Extrakte  und  die  nach  dem  Jahres-  und  Bttchersehlusse  aufzustellenden 
Final -Abschlüsse  über  die  resp.  im  Laufe  des  Vierteljahres  und  wlQurend  des  Bechnungsjahres 
fllllig  gewordenen  Zoll  -  Einnahmen  werden  von  den  Zoll  -  Direktionen  nach  vorangegangener 
Prttfting  in  Haupt-Uebersiohten  zusammengetragen,  und  diese  an  das  in  Berlin  bestehende  Central- 
Bureau  des  Zollvereina  eingesendet,  zu  welchem  Hannover  einen  Beamten  zu  ernennen  die  Be- 
fhgniss  hat. 

Auf  den  Q-rund  Jener  Uebersichten  wird  von  dem  Gentral-Bttreau  von  drei  zu  drei  Monaten 
die  provisorische  Abrechnung  zwischen  den  vereinigten  Staaten  gefertigt,  dieselbe  den  Central- 
Finanzstellen  der  letzteren  übersandt  und  zugleich  Einleitung  getrofTen,  um  die  etwaige  Minder- 
Einnahme  zuständigen  Revenuen -Antheil  durch  Herauszahlung  von  Seiten  des  oder  deijcnigen 
Staaten,  bei  denen  eine  Mehr -Einnahme  Statt  gefiinden  hat,  auszugleichen. 

DemnSchst  bereitet  das  Gentral-Büreau  auch  die  definitive  Jalu^s -Abrechnung  vor. 

Art.  30.  In  Absicht  der  Erhebangs -  und  Verwaltungskosten  kommen  folgende  'Grundsfitze 
In  Anwendung  einzelner  Vereinsglieder  gegen  den  ihnen  verh&ltnissmässig  an  der  Gesammt- 
Einnahme : 

1)  Man  wird ,  soweit  nicht  ausnahmsweise  etwas  Anderes  verabredet  ist,  keine  Gemeinschaft 
dabei  eintreten  lassen,  vielmehr  fibemimmt  jede  Regierung  alle  in  ihrem  Gebiete  vor- 
kommenden Erhebungs-  und  Verwaltungskosten,  es  mögen  diese  durch  die  Einrichtung 
und  Unterhaltung  der  Haupt-  und  Neben  -  Zollämter,  der  inneren  Steuer ämter,  HaUämter 
und  Packhöfe,  und  der  Zoll-Direktionen,  oder  durch  den  Unterhalt  des  dabei  angestellten 
Personals  und  durch  die  den  letzteren  zu  bewilligenden  Pensionen,  oder  endlich  aus  irgend 
einem  anderen  Bedfirfhisse  der  Zollverwaltung  entstehen. 

2)  Hinsichtlich  demjenigen  Theils  des  Bedarfs  aber,  welcher  an  den  gegen  das  Ausland  ge- 
legenen Grenzen  und  innerhalb  des  dazu  gehörigen  Grenzbezirks  ftü:  die  Zoll-Erbebungs- 
und Aufsiohts-  oder  Kontrol- Behörden  und  ZoUsohutzwaohen  erforderlich  ist,  würd  man 
sich  über  Panschsummen  ver^nigen,  welche  von  der  jährlich  aufkommenden  und  der  Ge- 
meinschaft zu  berechnenden  Brutto -Einnahme  an  Zoll- Gefällen  nach  der  im  Artikel  28 
unter  1  getrofienen  Vereinbarung  in  Abzug  gebracht  werden. 

8)  Bei  dieser  Ausmittelung  des  Bedarfs  soll  da,  wo  die  Perzeption  privativer  Abgaben  mit 
der  Zollerhebung  verbunden  ist,  von  den  Gehalten  und  Amtsbedürfiiissen  der  Zoll -Be- 
amten nur  derjenige  Theil  in  Anrechnung  kommen,  welcher  dem  Verhältnisse  ihrer  Ge- 
schäfte ftlr  den  ZoUdienst  zu  ihren  Amtsgeschäften  überhaupt  entspricht. 
4)  Man  wird  sieh  mit  der  Königlich  Hannoverschen  und  mit  der  GrossherzogUch  Olden- 
burgischen Regierung  über  allgemeine  Normen  vereinigen,  um  die  Besoldungs -Verhält- 
nisse der  Beamten  bei  den  Zoll -Erhebungs-  und  Aufisichts- Behörden,  ingleichen  bei  den 
Zoll-Direktionen,  auch  in  Beziehung  auf  das  Königreich  Hannover  und  das  Herzogthom 
OldoEiburg  in  möglichste  Üebereinstimmung  zu  bringen. 
Art.  31.   Die  kontrahirenden  Theile  gestehen  sich  gegenseitig  das  Recht  zu,  dsn  Haupt- 
ZoU-Aemtem  anderer  Vereinsstaaten  sowohl  an  den  Grenzen,  als  im  Innern  (Haupt-Steuer-Aemter 
mit  Niederlage)  Kontroleure  beizuordnen,  welche  von  allen  Geschäften  derselben  und  der  Neben- 
Aemter  in  Beziehung   auf  das  Abfertigungs  -Verfahren  und  die  Grenzbewaohung  Kenntniss  zu 
nehmen,  und  auf  Einhaltung  eines  gesetzlichen  Verfahrens,  ingleichen  auf  die  Abstellung  et- 
waiger Mängel  einzuwirken.  Übrigens  sich  jeder  eigenen  VerfUgung  zu  enthalten  haben. 

Einer  näher  zu  verabredenden  Dienstordnung  bleibt  es  vorbehalten,  ob  und  welchen  Antheil 
dieselben  an  den  laufenden  Geschäften  zu  nehmen  haben. 

Art.  38.  Jedem  der  kontrahirenden  Staaten  steht  das  Recht  zu ,  an  die  Zoll •  Direktionen 
der  anderen  Vereinsstaaten  Beamte  zu  dem  Zwecke  abzuordnen,  um  sich  von  allen  vorkommen- 
den Verwaltungs-Geschäften,  welche  sich  auf  die  durch  den  gegenwärtigen  Vertrag  eingegangene 
Gemeinschaft  beziehen,  vollständige  Kenntniss  zu  verschaffen.  Das  Geschäflsverhältnies  dieser 
Beamten  wird  durch  eine  besondere  Instruktion  näher  bestimmt,  als  deren  Grundlage  die  nnbe- 
eehränkte  Offenheit  von  Seiten  der  Verwaltung,  bei  weleher  die  Abgeordneten  Aingiren,  in  Be- 
zug auf  alle  Gegenstände  der  gemeinschaftlichen  Zollverwaltung ,  und  die  Erleichterung  Jedes 
Mittels,  durch  welches  sie  sich  die  Information  hierüber  verschaffen  können,  aozvsehen  ist, 
während  andererseits  ihre  Sorgfalt  nicht  minder  aufiriohtig  dahin  gerichtet  sein  muss,  etetretende 
Anstände  und  Meinungsverschiedenheiten  auf  eine,  dem  gemeinsamen  Zwecke  und  dem  Verhält- 
nisse verbündeter  Staaten  entsprechende  Weise  zu  erlecUgen. 

Die  Ministerien  oder  obersten  Verwaltungsstellen  der  sämmtlichen  Vereinsstaaten  werden 
sich  gegenseitig  auf  Verlangen  jede  gewünschte  Auskunft  über  die  gemeinschaftlichen  Zoll-An- 
gelegenheiten mittheilen,  und  insofern  zu  diesem  Behufe  zeitweise  oder  dauernd  die  Abordnung 
eines  höheren  Beamten,  oder  die  Beauftragung  eines  anderweit  bei  dw  Regierung  bsglaubigten 
Bevollmächtigen  beliebt  würde,  so  ia^  demselben  naeh  dem  oben  ausgesproehenen  Grundsätze 
alle  Gelegenheit  zur  vollständigen  Kenntnissnahme  von  den  VerhlUtnlsf  en  der  gemeinschaft- 
lichen Zollverwaltung  bereltwfiUg  an  gewähren. 

20* 


316  D^f  deutsche  Zollverein. 

•  * 

Art.  88.  JlOirlich  in  den  ersten  Tagen  des  Jani  findet  zum  Zwecke  gemeinsamer  Beralhnng 
ein  Znsammentritt  Ton  Beröllmäclitigten  der  Yereinsglieder  Statt* 

Für  die  formelle  Leitung  der  Verhandlungen,  wird  von  den  Konferene-Berollmächtigten  ans 
ihrer  Mitte  ein  Vorsitzender  gev&hlt;  welchem  übrigens  kein  Vorzug  vor  den  übrigen  Bevoll- 
mächtigten zusteht 

Bei  dem  Schlüsse  einer  jeden  jährlichen  Versammlung  wird  mit  Rücksicht  auf  die  Natur 
der  Gegenstände,  deren  Verhandlung  in  der  folgenden  Konferenz  zu  erwarten  ist,  verabredet 
werden,  wo  letztere  erfolgen  soll. 

Art.  84.    Vor  die  Versammlung  dieser  Konferenz  -  Bevollmächtigten  gehö.t: 

a)  die  Verhandlung  über  alle  Beschwerden  und  Mängel,  welche  in  Beziehung  auf  die  Aus. 
führung  des  Grundvertrages  und  der  besonderen  Uebereinkünfte,  des  Zollgesetzes,  d^r 
Zollor£iung  und  Tarife,  in  einem  oder  dem  anderen  Vereinstaate  wahrgenommen,  und 
die  nicht  bereits  im  Laufe  des  Jahres  in  Folge  der  darüber  zwischen  den  Ministerien 
und  obersten  Verwaltungsstellen  geführten  Korrespondenz  erledigt  worden  sind; 

b)  die  definitive  Abrechnung  zwischen  den  Vereinsgliedern  über  die  gemeinschaftliche  Ein- 
nahme auf  dem  Grunde  der  von  den  obersten  Zollbehörden  aufgestellten ,  durch  das 
Gentral-Büreau  vorzulegenden  Nachweisungen,  wie  solche  der  Zweck  einer  dem  gemein- 
samen Interesse  angemessenen  Prüfhng  erheischt; 

c)  die  Berathung  über  Wünsche  und  Vorschläge,  welche  von  einzelnen  Staats-Regierungen 
zur  Verbesserung  der  Verwaltung  gemacht  werden ; 

d)  die  Verhandlungen  über  Abänderungen  des  Zollgesetzes,  der  Zollordnung,  des  Zolltarifi9 
und  der  Verwaltungs  -  Organisation ,  welche  von  einem  der  kontrahirenden  Staaten  in 
Antrag  gebracht  werden.  Überhaupt  über  die  zweckmässige  Bntwickelung  und  Ausbil- 
dung des  gemeinsamen  Handels-  und  Zollsystems. 

Art.  35.  Treten  im  Laufe  des  Jahres,  ausser  der  gewöhnlichen  Zeit  der  Versammlung  der 
Konferenz-Bevollmächtigten,  ausserordentliche  Ereigpiisse  ein,  welche  unverzügliche  Maasregeln 
oder  Verfügungen  abseiten  der  Vereinsstaaten  erheischen,  so  werden  sich  die  kontrahirenden 
Theüe  darüber  im  diplomatischen  Wege  vereinigen,  oder  eine  ausserordentliche  Zusammen- 
kunft ihrer  Bevollmächtigten  veranlassen. 

Art.  86.  Den  Aufwand  für  die  Bevollmächtigten  und  deren  etwaige  Gehülfen  bestreitet 
daE(jenige  Glied  des  Gesammtvereins,  welches  sie  absendet. 

Das  Kanzlei-pienstpersonale  und  das  Lokale  wird  unentgeltlich  von  der  Regierung  gestellt, 
in  deren  Gebiete  der  Zusammentritt  der  Konferenz  Statt  findet. 

Art.  87.  Eine  Nachsteuer  für  gemeinsame  Rechnung  soll  für  die  beim  Anschlüsse  an  den 
Verein  im  Königreich  Hannover  und  im  Herzogthume  Oldenburg  vorhandenen  Waaren  nicht 
erhoben  werden. 

Ueber  die  Maassregeln,  welche  erforderlich  sind,  damit  nicht  die  Zoll-Einkünfte  des  Gesammt- 
vereins durch  die  EinMhrung  und  Anhäufung  geringer  verzollter  Waarenvorräthe  beeinträchtigt 
werden,  ist  eine  besondere  Vereinbarung  getroffen  worden. 

Art.  88.  Für  den  Fall,  dass  andere  deutsche  Staaten  den  Wunsch  zu  erkennen  geben 
sollten,  in  den  Zollverein  aufgenommen  zu  werden,  erklären  sich  die  hohen  Kontrahenten  bereit, 
diesem  Wunsche,  soweit  es  unter  gehöriger  Berücksichtigung  der  besonderen  Interessen  der 
Vereins-Mitglteder  möglich  erscheint,  durch  deshalb  abzuschliessende  Verträge  Folge  zu  geben. 

Art.  89.  Auch  werden  sie  sich  bemühen,  durch  Handelsverträge  mit  anderen  Staaten  dem 
Verkehr  ihrer  Angehörigen  jede  mögliche  Erleichterung  und  Erweiterung  zu  verschaffen. 

Art.  40.  Alles  was  sich  auf  die  Detail-Ausführung  der  in  dem  gegenwärtigen  Vertrage  und 
dessen  Beilagen  enthaltenen  Verabredungen  bezieht,  soll  durch  gsmeinschaftliche  Kommissarien 
vorbereitet  werden. 

Art.  41.  In  Folge  der  Erneuerung  der  Zollvereins -Vertrage  treten  die  daran  betheiligten 
Deutschen  Staaten,  nach  stattgehabter  Prüfiing,  dem  zwischen.  Preussen  und  Oesterreich  ab- 
geschlossen Handels-  und  Zollvertrage  vom  19.  Februar  1853,  nach  Maassgabe  des  Artikels  26  des 
letztgedachten  Vertrages,  hiermit  förmlich  bei,  dergestalt,  dass  dessen  sämmtliche  Bestimmun- 
gen auch  auf  die  obengedachten  Deutschen  Staaten  vom  1.  Januar  1854  ab  Anwendung  finden 
werden. 

Art.  42.  Sofern  der  gegenwärtige  Vertrag  nicht  vor  dem  1.  Januar  1864  von  dem  einen 
oder  dem  anderen  der  kontrahirenden  Staaten  aufgekündigt  wird,  so  soll  er  auf  weitere  zwölf 
Jahre  und  so  fort  von  zwölf  zu  zwölf  Jahren  als  verlängert  angesehen  werden. 

Letztere  Verabredung  wird  jedoch  nur  für  den  Fall  getroffen ,  dass  nicht  in  der  Zwischen- 
zeit sämmtliche  Deutsche  Bundesstaaten  über  gemeinsame  Maassregeln  übereinkommen,  welche 
den  mit  der  Absicht  des  Art.  19  der  Deutschen -Bundes -Akte  in  Uebereinstimmung  stehenden 
Zweck  des  gegenwärtigen  Zollvereins  vollständig  erfüllen. 

Gegenwärtiger  Vertrag  soll  alsbald  zur  Ratifikation  der  hohen  kontrahirenden  Theile  vor- 
gelegt und  die  Auswechselung  der  Ratifikations  -  Urkunden  spätestens  binnen  sechs  Wochen  in 
Berlin  bewirkt  werden. 

So  geschehen  Berlin,  den  4.  April  1853. 

Von  den  Separat -Verträgen  entspricht  derjenige  über  die  Besteuerung 
des  Rübenzuckers  in  der  Hauptsache  den  Grundsätzen,  welche  wir  im  vorigen 
Jahre  in  dieser  Hinsicht  ausgesprochen  haben.    Derselbe  lautet: 


Der  deutsche  Zollverein.  317 

Im  Zfuunmenhange  mit  dem  heutigen,  die  Fortdaner  and  Enreiterung  des  Zoll-  and  Handels- 
Vereins  betreffenden  Vertrage  ist  zwischen  den  betheiligten  Regierungen  folgende  üebereinkunft 
wegen  der  Besteuerung  des  Rübenzuckers  getroffen  worden: 

Art.  1.  Der  im  Umfange  des  Zollvereins  ans  Rüben  verfertigte  Zucker  soll  mit  ein«  tthw- 
all  gleichen  Steuer  belegt  werden.  In  Absicht  dieser  Steuer  findet  ebenso,  wie  solches  hinsicht- 
lich der  gemeinschaftlichen  Eingangs-,  Ausgangs-  und  DurchgangszöUe  der  Fall  ist,  eine  völlig 
übereinstimmende  Ghesetzgebnng  und  Verwaltung  in  sämmtlichen  Tereinsstaaten  statt. 

Neben  dieser  Steuer  darf  in  keinem  Falle  eine  weitere  Abgabe  von  dem  Rübenzucker,  weder 
für  Rechnung  des  Staats,  noch  für  Rechnung  der  Kommunen  erhoben  werden. 

Art.  2.  Bei  Abmessung  der  Steuer  vom  Rübenzucker  soll  nach  folgenden  Qrnnda&tzen  ver- 
fahren werden: 

a)  die  Steuer  vom  vereinslSndischen  Rübenzucker  soll  gegen  den  Eingangszoll  vom  auslän- 
dischen Zucker  stets  so  viel  niedriger  gestellt  werden ,  als  nöthig  ist,  um  der  inländischen 
Fabrikation  einen  angemessenen  Schutz  zu  gewähren,  ohne  zugleich  die  Konkurrenz  des 
ausländischen  Zuckers  auf  eine ,  die  Einkünfte  des  Vereins  oder  das  Interesse  der  Kon- 
sumenten gefährdende  Weise  zu  beschränken,  es  sollen  jedoch 

b)  der  Eingangszoll  vom  ausländischen  Zucker  und  Syrup  und  die  Steuer  vom  vereinsländi'' 
sehen  Rübenzucker  zusammen  für  den  Kopf  der  Jeweiligen  Bevölkerung  des  Zollvereins 
jährlich  mindestens  eine  Brutto  -  Einnahme  gewähren,    welche  dem  Ertrage  jenes  Zolles 
und  dieser  Steuer  für  den  Kopf  der  Bevölkerung  im  Durchschnitt  der  drei  Jahre  18*%, 
gleichkommt 

Art.  3.  Demgemäss  soll  die  Steuer  vom  inländischen  Rübenzucker  von  dem  mit  dem 
1.  September  1853  beginnenden  Betriebsjahre  an  mit  sechs  Silbergroschen  oder  einundzwanzig 
Kreuzern  vom  Zentner  der  zur  Zuckerbereitung  bestimmten  rohen  Rüben  erhoben  und  dem- 
nächst jedesmal  nach  Ablauf  von  zwei  Betriebsjeären,  unter  den  im  Nachfolgenden  angegebenen 
Voraussetzungen,  um  einen  halben  Silbergroschen  oder  einen  und  dreiviertheil  Krettzer  erhöhet 
werden. 

1.  In  jedem  der  Jahre  1855,  1857,  1859,  1861  und  1868  wird 

a)  diejenige  Summe  festgestellt,  welche  sich  ergiebt,  wenn  der  Betrag  von  5,0762  Bgt. 
mit  der  Kopfzahl  der  jeweiligen  Bevölkerung  des  Zollvereins  vervielfältigt  wird.  Als 
jeweilige  Bevölkerung  wird  im  Jahre  1865  die  Bevölkerung  des  Jahres  1854,  in  jedem  der 
späteren  Jahre  der  Durchnitt  aus  der  Bevölkerungszahl  der  beiden  Voijahre  angesehen. 
Das  Ergebniss  der  regelmässigen  Bevölkerungs  -  Aufnahme  mit  einer  Vermehrung  um 
ein  halbes  Prozent  stellt  die  Bevölkerung  des  Jahres,  welches  auf  die  Aufnahme  folgt, 
mit  einer  Vermehrung  um  ein  und  ein  halbes  Prozent  die  Bevölkerung  des  zweiten 
Jahres,  und  mit  einer  Vermehrung  um  zwei  und  ein  halbes  Prozent  die  Bevölkerung 
des  Jahres  dar,  in  welchem  die  neue  Aufnahme  Statt  findet. 

Zugleich  wird 

b)  der  Betrag  festgestellt,  welcher  an  Rübenzuckersteuer  und  Eingangs-Abgaben  von  an», 
ländischem  Zucker  und  Syrup,  nach  Abzug  der  Bonifikation  für  ausgeführten  raffinirten 
Zucker  aufgekommen  ist,  und  zwar  im  Jahre  1855  für  die  zwölf  Monate  vom  1.  April 
1854  bis  zum  31.  März  1855,  in  jedem  der  späteren  Jahre  für  den  Durchschnitt  der 
zwei  Jahre  vom  1.  April  des  vorletzten  bis  zum  31.  Mäi'z  des  laufenden  Jahres. 

8.  Erreicht  oder  übersteigt  dieser  Betrag  (Ib.)  jene  Summe  (1  a.),  so  bleibt  der  jeweilig  be- 
stehende Satz  der  Steuer  vom  inländischen  Rübenzucker  nir  die  nächsten  zwei  Betriebs- 
jahre unverändert;  ist  dagegen  dieser  Betrag  geringer,  als  jene  Summe,  so  erfolgt  die 
Erhöhung  des  alsdann  bestehenden  Steuersatzes. 

Sollten  die  kontrahirenden  TheÜe  über  Aendemngen  der  für  ausländischen  Zucker  gegen- 
wärtig bestehenden  Zollsätze,  sowie  des  für  ausländischen  Syrup  vereinbarten  Zollsatzes,  oder 
über  die  Erhebung  der  Rübenz ockersteuer  nach  einem  anderen  Maassstabe,  als  nach  dem  Ge- 
wichte der  zur  Zuckerbereitung  verwendeten  rohen  Rüben,  Übereinkommen,  so  werden  sie  sich 
über  eine  entsprechende  Aenderuug  der  vorstehenden  Verabredungen  verständigen. 

Art.  4.  In  den  Jahren  1855,  1857,  1859,  1861  und  1863  wird  spätestens  am  6  JuU  deijenige 
Steuersatz  bekannt  gemacht,  welcher  in  der,  mit  dem  1.  September  des  nämlichen  Jahres  be- 
ginnenden zwe^ährigen  Periode  für  den  Genter  der  zur  Zuckerbereitung  bestimmten  rohen 
Buben  zu  entrichten  ist. 

Gleichzeitig  mit  diesem  Steuersatze  werden  auch  die  Eingangs-Zollsätze  für  den  ausländi- 
schen Zucker  und  Syrup  bekannt  gemacht  und  in  Anwendung  gebracht,  daher  solche  aus  der 
Reihe  der  übrigen,  mit  dem  Kalenderjahr  laufenden  Sätze  des  Zolltarif  ausscheiden. 

Art.  5.  Der  Ertrag  der  Rübenzuckersteuer  ist  gemeinschaftlich  und  wird  vom  1.  Januar 
1864  ab  nach  den  nämlichen  Grundsätzen  unter  den  Vereinsstaaten  getheilt,  welche  im  Ar- 
tikel 22  des  im  Eingange  erwähnten  Vertrages  für  die  Vertheilnng  der  Eingangsabgaben  ver- 
abredet sind.  ^ 

Art.  6.  Alle  durch  die  Zollvereinlgungs-Verträge  oder  in  Folge  derselben  getroffenen  Be- 
stimmungen und  Verabredungen  über  die,  den  Vereins-Regierungen  rücksichtlich  der  Zollabgaben 
zustehenden  Theilnahme  an  der  gemeinschaftlichen  Gesetzgebung  und  an  der  Kontrole  der 
Verwaltung,  wohin  Insbesondere  die  Stipolationen  wegen  Anstellung  der  VeretM-BtToUrnKoh" 


316  Der  dentflche  Zollverein. 

tlgten  und  Statlons-Kontroleürs  nnd  iregen  der  Jftbrlleben  Oeneral-KonfiBreiuBen  gehOren,  In- 
gleichen die  Yereinbarnngen  in  dem  unter  den  Vereins-Regierungen  abgesehlossenen  Eoll- 
kartel  rom  11.  Mai  1833,  sollen  auch  in  Beziehung  auf  die  Bübenzuckersteuer  volle  Anwen- 
dang  finden. 

Art.  7.    Die  Wirksamkeit  dieser  Ueberelnkunft  beginnt  mit  dem  1.  September  18&S. 

Mit  demselben  Tage  tritt  die  ueberelnkunft  xwischen  Preussen,  Bayern,  Sachsen,  Württem- 
berg, Baden,  Knrkessen,  dem  QrossherEOgthum  Hessen,  den  zum  Thüringischen  Zoll-  nnd 
Handels-Vereine  verbundenen  Staaten,  Nasseu  nnd  der  freien  Stadt  Frankfurt,  wegen  der  Be- 
steuerung des  RunkelrUbenzuckers ,  vom  8.  Mai  1841,  welcher  Braunschwelg  durch  Artikel  11 
des  ZollTereinigungs-Yertrages  vom  19.  Oktober  1841  beigetreten  ist,  ausser  Kraft. 

So  geschehen  Berlin,  den  4.  April  1853. 

Ausser  diesen  Separat-Artikeln  liegen  dem  Zollvereinsvertrage  vom 
4.  April  andere  bei,  welche  im  wesentlichen  nur  die  Ausdehnung  des  Zoll- 
vereines auch  den  Steuerverein  und  den  Vollzug  der  Bedingungen  des 
Vertrages  vom  7.  Se{)tember  1851  zum  Zwecke  haben» 

Entscheidender  vielleicht  als  diese  Zollvereinsyertrage  ist  ftir  die  handels- 
politische Zukunft  Deutschlands  der  Vertrag  zwischen  Preussen  und 
Oesterreich,  welcher  jenen  vorhergegangen  ist,  und  welchem  sich  die 
sämmtlichen  Zollvereins-Staaten  angeschlossen  haben.  Die  wichtigsten  Be- 
stimmungen dieses  Vertrages  sind  Aufhebung  aller  Handels  -  Verbote  im 
fegenseitigen  Verkehr,  ausgenommen  jfür  Taback,  Salz,  Schiesspulver,  Spiel- 
arten und  Kalender,  und  für  solche,  welche  aus  Gesundheitsrücksichten 
oder  unter  ausserordentlichen  Umständen  bezüglich  der  Kriegsbedürfnisse 
stattfinden  —  gegenseitige  Verpflichtung  keinen  dritten  Staat  ffünstiger 
als  die  Vertrags^enossen  zu  behandeln,  ausgenommen  die  zollveroündeten 
Staaten  oder  die  durch  Verträge  bereits  begünstigten  anderen  Staaten. 
—  Gegenseitige  Zollfreiheit  für  rohe  Natur-Erzeugnisse  beider  Gebiete  und 
Zollermässigum;  auf  die  gewerblichen  Erzeugnisse  derselben  nach  einem 
vereinbarten  Tarif,  über  dessen  Erweiterung  im  Jahre  1854  Gommissarien 
berathen  sollen.  —  Zollerhöbungen  in  einem  Gebiete  bleiben  ohne  Einfluss 
auf  den  vereinbarten  Tarif.  —  Zollermässigungen  sind  gegenseitig  3  Monat 
vorher  anzuzeigen  und  bleibt  dem  anderen  Theile  frei,  in  welcnem  Falle 
einen  Zwischenzoll  zu  bestimmen  oder  den  bestehenden  zu  erhöhen.  —  Aus- 
gangs-Abgaben sind  im  gegenseitigen  Verkehr  nur  auf  die  im  Vertrag  ver- 
zeichneten wenigen  Artikel  zulässig.  Auf  den  im  Zwischenverkehr  zollfreien 
Waaren,  welche  aus  dem  Gebiete  des  einen  Theiles  ohne  Berübrunff 
zwischenliegenden  Auslandes  nach  dem  Auslande  durchgeführt  worden,  sind 
zollfrei.  Ebenso  im  Zwischen  verkehr  zollfreie  Waaren  vom  Auslande  nach 
einem  der  beiden  Gebiete;  im  Zwischenverkehr  Zollpflichtige  sollen  nicht 
mehr  als  3  ^  Silbergroschen  oder  10  Kreutzer  für  den  Zollcentner  bezahlen, 
Zollfrei  sind  im  Zwischenverkehr  Waaren ,  welche  die  Messen  und  Märkte 
in  beiden  Gebieten  beziehen^  daselbst  aber  unter  amtlicher  Kontrolle  bleiben 
und  unverkauft  zurückkehren ,  Vieh ,  welches  auf  Märkte  geführt,  wieder 
zurückgebracht  wird,  Glocken  zum  Umgiessen,  Wachs  zum  Bleichen,  Seiden- 
abfälle zum  Hecheln,  Gewebe  und  Garne  zum  Waschen,  Bleichen,  Walken, 
Appretiren,  Bedrucken  und  Stricken,  sowie  Gegenstände  zum  Lackiren,  Be- 
malen und  Poliren,  sonstige  zur  Bearbeitung,  Reparatur  oder  ein-  und 
zurückgeführte  Gegenstände.  Waaren  mit  Beeleitschein  sollen  nicht  aus- 
gepackt, ein  anderweitiger  Verschluss  nicht  angelegt  werden.  Grenzoll-Aemter 
sollen  möglichst  vereinigt  werden,  innere  Abgaben  sollen  die  Erzeugnisse  des 
anderen  Gebietes  nicht  schwerer  belasten  als  die  des  eigenen.  Die  zuermässijB;en- 
'den  Zwischenzollsätzen  eingehenden  Waaren  des  einen  Gebietes  oder  die  in 
demselben  verzollten  des  Auslandes,  dürfen  im  Anderen  keinerlei  Abgaben 
unterworfen  werden,  es  seien  denn  solche  Steuern»  welche  auf  die  weitere  Ver- 
arbeitung oder  auf  anderweite  Bereitungen  aus  solohea  Erzeugnissen  ohne 


Der  deutsche  Zollverein.  819 

Untersehied  des  Ursprunges  erhoben  werden.  Gegenseitige  Verpflichtung  zur 
Verhütung  und  Bestrafung  des  Schleichhandels.  Stapel-  und  Umscblaffsrechte 
sind  in  beiden  Gebieten  unzulässig  und  vorbehaltlich  ScfaiffTarths-  und  Gesund- 
heitspolizeilicher- oder  zur  Sicherung  der  Abgaben  erforderlichen  Vorschriften, 
darf  kein  Waaren  flihrer  gezwungen  werden,  an  einem  bestimmten  Orte  anzu- 
halten, aus-  oder  einzuladen.  Seeschiffe  und  deren  Ladungen  werden  wie  die 
eigenen  zugelassen.  Schifffarth  zwischen  Seehäfen  seines  Gebietes  kann  jeder 
Staat  seinen  Schiffen  Yorbehalten,  jedoch  gelten  die  Begünstigungen,  welche  ein 
Staat  einem  dritten  gewährt  auch  für  den  Anderen.  Successive  Befrachtung 
oder  Entlöschung  in  mehrere  Seehäfen  des  einen  Gebietes  ist  den  Schiffen 
des  Anderen  gestattet.  Bei  Noth  -  Einlaufen  werden  Schifffarths-  oder 
Hafen-Abgaben  von  den  Schiffen  der  contrahirenden  Staaten  nicht  erhoben 
von  Havarie-  und  Strandgütern,  welche  in  solchen  Schiffen  verladen  waren, 
soll  unter  Vorbehalt  der  Durchgangs -Abgabe  bei  der  Wiederausfuhr  zu 
Lande  und  des  etwaigen  Bergelohnes  eine  Abgabe  nur  dann  erhoben  wer- 
den, wenn  dieselben  m  den  Verbrauch  übersehen.  SchiffsfQhrer  und  Fahr- 
zeuge des  einen  Theils  sind  auf  den  natürhchen  und  künstlichen  Wasser- 
strassen des  Anderen  zu  denselben  Abgaben  wie  einheimische  zugelassen. 

Die  Benutzung  der  Chausseen,  Kanäle,  Brücken  und  anderer  Verkehrs- 
mittel und  Anstalten  sind  in  jedem  Gebiete  für  die  Angehörigen  des  anderen 
zu  gleichen  Bedingungen  und  gleichen  Gebühren,  wie  die  einheimischen 
geöffnet.  Gebühren  dürfen  nur  für  wirkliche  Benutzung  erhoben  werden 
und  nicht  die  Unterhaltungskosten  und  die  landesübliche  Verzinsune  des 
Anlage-Kapitals  tibersteigen,  vorbehaltlich  der  für  Eisenbahn-,  Brücken-, 
Beleuchtungs-,  und  Seelootsenwesen  zulässigen  abweichenden  Bedingungen. 

Wegegelder  sind  auf  das  Maximum  von  einem  Silbergroschen  für  ein  Zug- 
thier  und  eine  geographische  Meile,  wo  bisher  ein  höherer  Satz  dafür  erhoben 
wurde,  auf  diesen  beschränkt.  Im  Verkehr  über  die  Grenze  dürfen  die  Ab- 
gaben nicht  höher  sein  als  für  den  Verkehr  auf  dem  eigenen  Gebiet.  Für 
Durchfuhr  nach  einem  der  Vertrags-Gebiete  sollen  keine  höheren  Eisenbahn- 
Frachtsätze  erhoben  werden  dürfen  als  für  die  Transporte  im  inneren  Verkehr. 
Die  Eisenbahnen  sollen  möglichst  unmittelbar  durch  Schienen  verbunden 
werden.  Güter  auf  verschhessbare  Eisenbahnwagen  durchgeführt,  sollen 
keiner  Declaration,  Abladung,  Revision  oder  Kollo -Verschluss  unterworfen 
sein,  wenn  die  Eisenbahn -Verwaltungen  für  das  rechtzeitige  Eintreffen  mit 
unverietztem  Verschlusse  haften.  Unterthanen  des  einen  Staates,  welche  in 
dem  anderen  Gewerbe  und  Handel  treiben  oder  Arbeit  suchen ,  sollen  dort 
keinen  anderen  Abgaben  als  die  Angehörigen  des  anderen  Staates  unterworfen 
sein.  Fabrikanten,  Gewerbetreibende,  welche  blos  für  ihr  Geschäft  Ankäufe 
machen,  auch  Reisende  mit  Mustern  und  Transport- Gewerbetreibende^ 
welche  in  dem  einen  Staat  durch  Entrichtung  der  gesetzlichen  Abgaben 
das  Recht  zu  diesem  Gewerbebetrieb  erworben  haben,  sollen  in  dem  anderen 
Staate  keiner  weiteren  Abgabe  unterworfen  sein.  Auf  Märkten  und  Messen 
ist  gleiche  Behandlung  für  Angehörige  beider  Gebiete.  Noch  im  Laufe 
von  1853  soll  über  eine  allgemeine  Münz-Gonvention  unterhandelt  werden, 
Fälschung  des  Geldes  des  einen  Staates  wird  in  dem  anderen  wie  Fälschung 
des  eigenen  bestraft.  Die  Konsuln  der  kontrahirenden  Theile  werden  ver- 
pflichtet, die  Angehörigen  Beider  gleichmässig  zu  schützen,  wo  der  eine 
Theil  keinen  eigenen  Konsul  hat.  Gegenseitig  wird  zugelassen,  Beamte 
an  die  Zollstation  zu  schicken,  um  von  der  Geschäftsbehandlung  Kenntniss 
zu  nehmen.  Gegenseitige  Aufklärung  über  Rechnungsführung  und  Statistik 
wird  zugesichert  etc.  etc.  Die  Dauer  des  Vertrages  ist  auf  12  Jahre,  vom 
1.  Januar  1854  bis  31.  Decbr.  1865  festgestellt.  Im  Jahre  1860  sollen  €om- 
missarien  zusammentreten,  um  eine  Zoll-Einigung  oder  im  Fall  eine  solche 
nicht  thuttlich,  weitere  Verkehrs-Erleichterungen  zu  beratJben.    Der  Beitritt 


820  ^^f  deutsche  Zollverein. 

bleibt  den  deutsdien  Staaten  vorbebalten,  welche  sich  mit  Preussen  and  den 
italienisdien  Staaten,  welche  sich  mit  Oesterreich  Zollvereinen. 

In  Separat -Artikeln  wurden  die  Bestimmungen  des  Vertrages  ergänzt 
und  der  Zwischenzolitarif  beigefügt,  von  welchem  hier  nur  erwähnt  werden 
mag,  dass  derselbe  die  Zollsätze  jedes  Zollgebietes  für  Erzeugnisse  des 
Gewerbefleisses  des  anderen  Gebietes  um  20— 70pGt.  herabsetzt. 

•  Diese  Tbatsache  ist  um  so  wichtiger,  als  sie  nach  dem  Wortlaute  des 
Vertrages  ein  Schritt  zur  Anbahnung  der  „allgemeinen  deutschen  Zoll- 
Einigung**  ist,  unter  welcher  Bezeichnung  die  Vereinigung  des  Zollvereines 
und  Oesterreich  zu  einem  Zollgebiete  verstanden  wird.  In  den  verschie- 
denen,  seit  Ende  1849  von  Seite  Oesterreichs  bezüglich  der  Zoll-Einigung 
gemachten  Vorschläge  wurde  als  Uebergang  stets  ein  Vertrag,  wie  der  vor- 
Begende,  bezeichnet  und  derselbe  ist  daher  die  Erfüllung  dieser  Vorschläge. 

Ausser  den  politischen  Rücksichten,  welche  theilweise  Antipathieen, 
theilweise  Simpathieen  für  den  österreichischen  Plan  laut  werden  Hessen, 
haben  sich  volkswirthschaflliche  geltend  gemacht  von  Seite  einiger  Fabrikanten, 
welche  in  Deutschland  die  sogenannte  Schutzzollpartei  bilden,  für  den  An- 
schluss  an  Oesterreich  von  Seite  der  Nichtfabrikanten,  das  ist  die  grosse  Zahl 
der  Freihändler  gegen  diesen  Anschluss. 

Die  Schutzzollpartei  geht  von  der  Ansicht  aus,  dass  Oesterreich  bei 
seinen  bisherigen  nandclsbeschränkenden  Zollsätzen  im  Principe  verharren 
werde,  und  haben  den  Schein  für  sich,  weil  selbst  die  Tarifveränderung  vom 
Jahre  1851  nur  ein  Uebergang  von  Verboten  zu  Verbotzöllen  war.  Sie  er- 
wartet demnach  von  einem  Anschluss  Oesterreichs  an  den  Zollverein  die 
Erhöhung  der  Zollsätze  und  hieraus  den  doppelten  Gewinn,  ihre  Waaren  im 
Zollverein  theuerer  verkaufen  zu  können  und  überdiess  einen  neuen  Ab- 
satz in  Oesterreich  zu  finden.  Die  Schutzzollpartei  übersieht  dabei  zweierlei, 
1)  dass  Oesterreich,  sobald  daselbst  volkswirthschaftliche  Ansichten  zur 
Geltung  gelangen  und  mächtiger  werden  als  die  Industriellen,  welche  auf 
den  Schutzzoll  spekuliren,  die  Eigenschaft  als  Agrikulturstaat  und  die 
finanzielle  Nothwendigkeit  diese  Eigenschaft  zu  erhalten,  von  dem  Schutz- 
zollsystem, weg  zu  einem  Finanzzollsysteme  hindrängen,  und  2)  dass  die 
österreichische  Fabrikindustrie  zum  grossen  Theil  derjenij;en  des  Zollver- 
eines überlegen  ist,  zumal  ihr  die  Natur  ein  Arbeitsmaterial,  welches  den 
Norddeutschen  beinahe  gänzlich  abgeht,  den  guten  Geschmack  verliehen  hat 

Die  Freihandelspartei  ging  von  der  Ansicht  aus,  1)  dass  der  Zollverein 
ohne  Oesterreich  scnneller  einem  Finanzzollsysteme  zuschreiten  würden, 
weil  Oesterreich  im  Zollvereinsrathe  aus  politischen  Gründen  die  Vorliebe  für 
Sdbutzzölle  berücksichtigen  muss,  welche  der  Einfluss  der  Schutzzöllner  bei 
einigen  süddeutschen  Regierungen  eingebürgert  hat,  2)  dass  die  Ablehnung 
der  Österreichischen  Vorschläge  möglicherweise  den  übrigen  Theil  des  Zoll- 
vereines zur  Trennung  von  Preussen  und  dieses  hierdurch  veranlasse ,  in 
einem  norddeutschen  Zollverbande  mit  freihändlerischen  Vereinsgenossen 
dem  Freihandel  zuzuschreiten,  für  die  aufgegebene  Stellung  im  Zoll -Vereine 
eine  solche  im  Welthandel  zu  suchen. 

Wie  für  und  gegen  den  Anschluss,  so  waren  die  beiden  Parteien  natürlich 
auch  für  und  gegen  den  ersten  Schritt  dazu,  für  oder  gegen  den  Februar- 
Vertrag. 

Nachdem  dieser  erste  Schritt  geschehen,  nachdem  überdies  mit  Aus- 
nahme der  Beschränkung  der  Steuerbegünstigung  für  den  Rübenzucker,  von 
den  Zollvereinsstaaten  bei  der  Erneuerung  ihrer  Verträge  irgend  eine  Maass- 
regel nicht  beschlossen  wurde,  welche  Deutschlands  Gonsumenten  von  der 
erdrückenden  Last  der  Unterstützung  der  Industriellen  und  diese  von  der 
Schmach  befreit  hätte,  solches  Almosen  zu  bedürfen  und  weniger  fähig  als 
die  Ausländer  zu  sein,  bleibt  vom  volkswirtbschaftlichen  Standpunkt  nur 


Der  deutsche  Zollverein. 


321 


za  wünschen  fibrig,  dass  der  unvermeidliche  zweite  Sehritt,  die  voUständiffe 
Zoll-Einigung  mit  Oesterreicb,  bald  stattfindet,  denn  es  mildert  ohne  Zweitel 
die  Bescnr'änkung  des  Handels,  wenn  sie  ein  ffrosses  Gebiet  anstatt  ein 
kleines  zuschliesst;  durch  die  Zoll-Einigune  wird  wenigstens  die  Handels- 
freiheit zwischen  den  Bewohnern  Oesterreicns  und  Deutschlands  gewonnen. 

lieber  die  Grösse  des  Zollvereins -Verkehrs  im  Jahre  1851  —  eine 
neuere  vollständige  Statistik  liegt  noch  nicht  vor,  fügen  wir  einige  Tafeln 
bei,  auf  welchen  der  durch  die  Zollämter  nolirte  Verkehr  nach  den 
Grenzen,  über  welche  er  stattgefunden  hat  nach  Werth  und  Menge  zu- 
sammengestellt ist. 

Nach  dieser  Zusammenstellung  war  des  Zollvereines 

Werth  der 

auf  der  Einfuhr  Ausfuhr  Durchfuhr  Zusammen 

Gränze  von  von  nach  nach 

Russland  und  Polen  17813922  7834128  6142948  31790998 

Oesterreich      .    .    .  36123097  22903965  24673343  83700405 

Schweiz 28456133  18291683  8281023  55028339 

Frankreich   ....  6831112  4887796  1105443  12824351 

Belgien    26763076  15078022  2567531  44408629 

Holland 45893109  19967047  12212484  78072640 

Hannover     ....  36709571  28022219  14507699  79239489 

Mecklenburg    .    .    .  1908369  1370709  175942  3455020 

Nordsee    .....  48443523  35667842  6804314  90915679 

Ostsee      .    .    .    .    .  21197216  24463719  7267253  52928188 

Total  Thlr.    270139128*)  178487130      83737980     532364238 

Theils  die  geographische  Lage  des  Zollvereines,  theils  die  Unvoll- 
ständigkeit  der  amtlichen  Erhebungen  bringt  es  mit  sich,  ,dass  in  dieser 
Zusammenstellung  nicht  der  Ursprung  der  Waaren,  sondern  eben  nur  die 
Grenzen  unterschieden  werden  konnten^  über  welche  sie  eingegangen  sind. 
So  ist  ein  Theil  des  Handels  aller  Länder  in  dem  Verkehr  über  Nord-  und 
Ostsee  eingeschlossen,  der  Handel  mit  England  verschwindet  gänzlich  in 
den  Grenzen  der  Länder,  über  welche  er  stattgefunden,  der  Handel  mit 
Frankreich  ist  nur  zum  kleinsten  Theile  unmittelbar,  und  es  erscheint  z.  B.  in 
diesem  unmittelbaren  Verkehr  nur  eine  Einfuhr  von  20239  Gentner  Wein, 
während  wahrscheinlich  Vo  ^^^  ganzen  Wein -Einfuhr  des  Zollvereines 
(311703  Gtr.)  aus  Frankreich  stammt. 

In  der  Statistik  der  folgenden  Länder  finden  sich  folgende  Zahlen  für 
den  Verkehr  mit  dem  Zollverein  im  Jahre  1851 : 

Einfuhr  Ausfuhr 

in  den  Zollverein aus  dem  Zollverein 

Frankreich  Frs.  333530()O^^TElrr^8908000  Frs.  500001 90'"^'H1rrT3333304 
Belgien  „     718757365       „      31668600      «     96931584       „      25848420 

Holland  Fl.     96116901       „      54446264     Fl.    52771446       „      29903819 

Russland  S.  R.  8751101  „  962621 1  S.  R.  13938860  „  15332746 
Schweden  R.  B.  Th.  1966000  ,,  1223233  R.B.Th.  1008000  „  627200 
Diese  Zahlen  stimmen  freilich  wenig  mit  denjenigen  der  Zollvereins- 
Statistik,  was  sich  aber  theils  daraus  erklärt,  dass  in  Letzterer  der  Seehandel 
nicht  nach  Ländern  ausgeschieden  ist,  theils  dadurch,  dass  die  Ausfuhr  eines 
Landes  in  ein  anderes  Jahr  der  Einfuhr -Statistik  des  anderen  fallen  kann, 
theils  endlich  durch  die  Verschiedenheit  der  Werthberechnung.    Nach  der 

*)  Diese  Zahl  weicht  von  deijojiigen  in  der  beiliegenden  Tafel  nm  eine  Kleinigkeit  «b« 
ireil  in  der  letsteren  ein  Dmckiebler  ist. 


322  I>er  deutsche  Zollyerein. 

Statistik  Belgiens  befindet  sich  unter  der  obigen  Ziffer  der  Einfuhr  in  den 
Zollverein  87463787,  in  der  Ausfuhr  72064837  Francs  Transitgut  und  d)enso 
in  der  Statistik  Hollands  bei  der  Einfuhr  in  den  Zollverein  63098445,  bei 
der  Ausfuhr  29076784  Gulden  Produkte  fremder  Länder. 

Diese  Transitgüter  sind  ein  Theil  des  Handels  Deutschlands  mit  Frank- 
reich, England  und  über  See. 

Ungeachtet  dieser  Unvollständigkeit  ist  die  Zusammenstellung  dennoch 
von  hohem  Interesse,  theils  veil  sie  uns  den  Handelswerth  unserer  Nachbar- 
länder, sei  es  nun  als  Produktionsorte,  als  Absatzorte  oder  als  Frachtgeber 
für  unsere  Handelsstrassen  zeigt,  theils  weil  sie  Vergleiche  möglich  macht 
über  die  Veränderung  der  Richtung  des  Handels. 

Der  Summe  nach  war  ISdl  die  Reihenfolge  der  Wichtigkeit  der  ein- 
zelnen Grenzstrecken:  Nordsee.  Oesterreich,  Hannover,  Holland,  Schweiz, 
Ostsee,  Belgien,  Russland,  Frankreich,  Mecklenburg. 

Für  das  Jahr  1845  hatte  Herr  Freiherr  von  Reden  eine  ähnliche  Zu- 
sammenstellung in  der  Zeitschrift  des  Vereines  für  deutsche  Statistik  ver- 
öffentlicht.   Nach  dieser  Zusammenstellung  war  im  Jahre  1845 

über  die  Grenze         Einfuhr       Ausfuhr    Durchfuhr 

Russland  und  Polen  13539671  5501225  6003824 

Oesterreich  ....  44339349  33734935  19873658 

Schweiz 25653251  15211862  7805725 

Frankreich   ....  13974567  7268826  4114278 

Belgien 24971980  11324525  545424 

Holland 56356977  18889542  8165956 

Hannover     ....  42555611  22585470  9799819 

Mecklenburg     .    .    .  11461688  7096806  1888984 

Nordsee  57872506  21291818  5122899 

Ostsee      36559228  17469528  994324 

Thaler    327284828    160364537    64314391 

Die  Summen  bieten  kaum  einen  Anhaltungspunkt  zum  Vergleiche,  denn 
Herr  von  Reden  hat  dem  Zoll -Vereinshandel  die  amtliche  Werthschätzung 
zu  Grunde  gelegt,  welche  in  Oesterreich  zur  Anwendung  kömmt,  während 
die  unsrige  nach  den  Marktpreisen  berechnet  ist.  In  soweit  stimmt  jedoch 
der  Ueberschuss  der  Werthzahlen  der  Einfuhr  von  1845  über  die  von  1852 
mit  der  Veränderung  des  Einfuhr -Handels  überein  als  dessen  Betrag  im 
Jahre  1845  auch  den  Mengen  nach,  namentlich  was  die  werth volleren  Güter 
anbetrifft,  grösser  als  1851  war. 

Diese  Einfuhrmengen  waren  nämlich  nach  den  Zolllisten: 

1845  1851 

Rohmateriale Gentner    5370476    5650638 

Droguen  und  Farbwaaren  ,  „         1201151    1435401 

Halbfabrikate „         1963414    1164241 

Fabrikate „  361262     339722 

Verzehrungs-Gegenstände  .  „         4143729    4261503 

Getreide,  Hülsenfrüchte  und 

Sämereien Scheffel    2818171    1739583 

Centner    1128037    1159340 

Vieh Stück       730810     594208 

Brennholz Klafler        60717       48107 

Anderes  Brennmaterial    .    .   Gentner    6169738    9766282 

Nutzhölzer Stücke    1528752      646328 

Centner   3011320    2812302 
Einen  sicheren  Maassstab  zum  Vergleiche  bieten  dagegen  die  Procent- 
sätze der  Betheiligung  der  einzelnen  Grenzstrecken.  Diese  Procentsätie  sind: 


Der  deutsche  Zollverein. 


SS3 


Einfuhr  Ausfuhr  Durchfuhr 

1845      1851       1845      185t       1845        1851 

Rassland  und  Idolen  4,14  6,59  3,43  4,38  9,33  7,32 

Oesterreich      .    .    .  13,55  13,37  21,04  12,84  30,90  29,52 

Schweiz 7,84  10,54  9,50  10,25  12,13  9,87 

Frankreich   ....  4,27  2,53  4,53  2,74  6,44  1,32 

Belgien 7,63  9,91  7,05  8,45  0,84  3,07 

Holland 17,22  16,99  11,77  11,19  12,70  14,65 

Hannoyer    ....  13,00  13,59  14,08  16  15,23  17,40 

Mecklenburg    ...  3,50  0,70  4,43  0,73  2,93  0,21 

Nordsee   .....  17,68  17,94  13,28  19,72  7,96  7,92 

Ostsee      .    .    .    .    .  11,17  7,84  10,89  13,70  1,54  8,72 

Summa  100        100        100        100        100        100 

Die  Einfuhr,  welche  in  diesen  Tafeln  in  Betracht  jgezogen  ist,  umfasst 

die  Gesammt- Einfuhr,  also  auch  diejenige^  weiche  nicht  zum  Verbrauch 

gelangt  ist.    Als  solche  mag  die  verzollte  resp.  zollfreie  Einfuhr  gelten, 

welche  sich  im  Jahre  1851  im  Vergleich  zum  Vorjahre  wie  folgt  gestaltete: 


TerxoUte  Blnftdir. 


Mass- 
stab. 


1851 


Menge 
Thlr. 


Abfölle  von  Glas,  Porcellan  etc. 

AlauD 

Baumwolle,  rohe 

—  Garn,  auch  gemischt 

—  Gewebe  und  Gewirke 
Bier  in  Fässern 

—  und  Essig  in  Flaschen  .    . 
Blei,  roh  oder  alt 

—  Waaren,  grobe 

—  —       teine 

—  Weiss,  Chlorkalk  .... 
Bücher,  Kalender,  Landkarten  etc. 

Butter 

Branntwein,  Arrac,  Rum  .    .    . 

—  Franzbranntwein   . 
Bürstenbinderwaaren,  grobe  .    . 

—  feine    .   ,. 

Chemische  Fabrikate  .... 
Cichorien,  getrocknet  .... 
Eisen,  roh,  Bruch,  Feile  etc.  .    . 

—  Stab-  über  i  ü  Zoll,  Quer- 
schnitt, Luppeneisen,  Schie- 
nen, Rohstahl     .... 

—  Stab-  unter  ^dFuss  .    . 

—  faconnirtes  und  Zaineisen 

—  Blech,    weiss,    gefirnisst, 

—  Waaren,  gröbste  Guss- 

—  —    grobe  Schmiede  etc. 

—  —    reine 

Erde,  Farben-Erde 

Erze,  Eisen,  Stufen,  Wasserblei  etc. 
Essig 


Ctr. 


»» 
»» 
>» 
»» 

•« 

»9 

♦  ♦ 
•» 
»♦ 
»» 
«♦ 
»» 
»» 

♦  ♦ 
»» 
f» 


»» 

f» 

>t 
»f 


93765 

6592 

590809 

489450 

8170 

8803 

177 

63040 

910 

4 

1988 

18552 

26054 

31009 

3835 

274 

98 

22580 

14425 

1924536 


293055 

10987 

53865 

4134 

41814 

26142 

4926 

74142 

255786 

1170 


Werth. 
Thlr. 


375060 

'  19776 

14770225 

14683500 

1225500 

8803 

354 

315200 

8190 

100 

15904 

1855200 

468972 

217063 

38340 

5480 

4900 

677400 

.  43275 

1924536 


V 


732637 

43948 
323190 

41340 
1*67256 
182994 

98520 
222426 

85245 
2340 


1850 


Menge. 
Thlr. 


69595 

3865 

494298 

515904 

7262 

8767 

165 

68467 

1054 

9 

2116 

16783 

31382 

34207 

3801 

247 

106 

21260 

13661 

2217726 


200638 

11800 

64245 

5912 

'  32992 

219951 

4868 

118604 

690717 

1215 


Werth. 

Thlr. 


347975 

13540 

9885960 

18723728 

1089300 

8767 

330 

342335 

9486 

50 

21160 

1670300 

470730 

342070 

57015 

4940 

5300 

637800 

27322 

2217726 

601914^  ^i^  5.  r  -.>V 

47200 
385470 

70944 
131928 
153965 

97720 
355803 
230272  . 
2430 


334 


Der  deutsche  Zollyerein. 


▼eriollte  Hnflilir. 


Mass- 
stab. 


laai 


Menge. 
Thlr. 


Werth. 
Thlr. 


Menge 
Thlr. 


1850 

"Werth. 


Thlr. 


Federn 

Fische,  gesalzene,  getrocknete  etc 
Fische,  Bäringe     .... 
Flachs,  Werg,  Hanf,  Heede 

Fleisch 

Früchte,  Südfrüchte       .    . 

—  —         trockene 

—  Obst,  gedörrtes   . 
Getreide,  Roggen  .    .    .    .    , 

—  Weizen  und  Spelz  . 

—  Gerste,  auch  gemälzte 

—  Hafer,  Buchweizen 

—  Bohnen,  £rbsen,  Hirse 
Gerbe-  und  F'arbestoffe ,  Kreuz* 

beeren,  Quercitron,  Saflor,  Waid, 
Aloe,  Flechten,  Galläpfel,  Rur- 
kume,  Sumach,  Knoppern,  Or- 

seille,  Persio 

Gewürze,  Galgant,  Ingber  etc.  . 

—  Pfeffer  und  Piment    . 

—  Zimmet  u.Zimmetblüthe 
Glas,  grünes  und  weisses  Glasge- 
schirr, Fenster-  u.  Tafelglas 

—  ganz  oder  theilweis  geschlif- 
fen, gepresst  etc 

—  Spiegel-,  rohes  ungeschlif- 
fenes, gegossenes  u,  geblas. 

—  Spiegel,  dgl.  über  288  d  ' 

—  farbiges,  bemaltes,  vergol- 
detes oder  in  Verbindung 
mit  unedelen  Metallen  .    . 

Glätte,  Blei-.  Silber-,  Gold- .  . 
Gummi  elastic.  in  urspr.  Form  . 
Harze,  alle,  roh  oder  gereinigt . 
Haare  von  Rindyieh 

—  s.  Häute. 

—  Gewebe,  Oeltücher  .    .    . 
Häute  z.  Lederbereit  u.  Pferdehaar 

—  Felle  zu  Pelzwerk    .    .    . 

—  —    und  Haare  v.  Haasen 
■--.  Kaninchen 

—  halbgare  y.  Ziegen  u.Schaaf. 
Hefe  (nicht  Bier-  u,  Weinhefe) 
Holz,  Brenn- 

—  Bau-,  j  hartes  u  . 

—  Blöcke  u.  Balken  ( weichesp  i 

—  Latten,  Bretter  etc.        )-  sJ 

—  Eichen-,  Ulmen-,  Eschen-, 
Ahorn- 

—  Buchen-,  Fichten-,  Tannen-, 


Ctr. 

Tonnen 
€tr. 


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»» 
Scheflel 


Cir. 


)y 


»» 


♦  » 


)) 


>> 


26194 

54818 

272571 

243604 

4979 

33600 
145290 

78172 
957718 
325771 
215076 
124899 
116119 


Stack 


ctr. 


»» 


»» 


»1 

Klafter 
Stuck 

Sci'.-L. 


203625 

7739 

39252 

7910 

3625 

4529 
27040 

218 


2119 

138Ö3 

3261 

147413 

3616 

148 

329869 

15651 

8301 

2976 

8659 

48107 

51269 

595049 

22839 

177 
44352 


2619400 
274090 

2725710 

3654060 

49790 

134400 

1162320 
390860 

BT5l3r 
977313 
322614 
187348 
232238 

0PJ 


1221750 
116085 
471024 
158200 

36250 

54348 
540800 

5000 


105950 

82818 

84786 

294826 

14464 

2960 

9896070 

782550 

1660200 

74400 

'  43295 

96214 

410232 

1785147 

913560 

10620 
1774080 


28235  2823500 


46143 

261300 

271918 

3521 

139368 

52741 

1B10961 

237134 

151925 

78020 

71733 


109921 

6577 

32352 

8733 

4749 

4948 
22978 

128 


2127 

13832 

5090 

153571 

999 

114 

312101 

16167 

8749 

2971 

8013 

47481 

38326 

385167 

19046 

796 
43026 


276858 

2613090 

5438360 

31689 

1672416 
421928 
916441 
474268 
151925 
78020 
107600 


976491 

65770 

300168 

436650 

20192 

84924 
575780 

5456 


106350 
106686 
183240 
230356 
2997 

2380 

7802525 

808350 

1749800 

178260 

120195 

94962 

306608 

1155504 
761840 

47760 
1721040 


Der  denlsche  Zotlven 


—  Fassboli,  Dauben,  Stangen 

—  Waaren,  grobe  .    .    . 

—  Tischlerwaaren   .    .    . 

—  feine  und  gepolsterle    .    . 

—  (te  brauchte  Böttcher  waaren 

—  Fahrzeuge,  Kähne  etc.  .    . 

—  Farbe-,  in  Blöcken    .    .    . 

—  —        gemahlen,  geraspelt 

—  Kork-,    Pack-,    Cedern-, 

Büchsbaum- 

—  Korkstöpsel 

—  Borke,  Gerberlohe     .    .    . 

—  Kohlen 

—  Asche 

Hopfen 

Indigo 

Instrumente,  musikal.,  mechan. 


rrogate 


KafTc  und  Sur 

Kakao  ... 

KafTee  und  Kakao,  gebrannt,  Cho- 

kolade  etc 

Kalk  und  Gyps  .... 
Karden  oder  Weberdisteln 
Kleider,  oeue  und  alte  .  . 
Konfitüren,  Kuchen  etc.    . 

Kupfer  und  Messing,  roh  . 

—  geschmiedet,  genalzt  etc. 

—  Kessel,  Pfannen  etc.  . 
Kurze  Waaren,  grobe  .    .    . 

mit  edlen  Metallen 

Leder,  lobgare  Häute,  Fahl-  und 

Sohlleder      

—  Handschuhled.,  Corduan, 

auch  Gummi fabrikate  . 

—  grobe  Schuh-  und  Satt- 

lerwaare 

—  feine,  auch  Handschuh- 
Leinengarn,  Hand^espinnst    . 

—  Maschinengespinnsl 

—  gebleicht,  gef,,  Zwirn 
Leinvand,  Pack-  und  Segel  .    . 

—  Zwillichu  Drillichrohe 

—  gebleicht,  gerärbt  etc, 

—  Bänder,  Batist,  Tressen 


23154 

140770 

35382 

523 

,  10460 

6469 

6862 

686200 

6769 

31940 

319400 

31150 

2901 

58020 

2230 

2877 

230160 

'  2924 

7262 

43572 

8306 

9<J3 

48150 

1018 

319115 

638230 

464294 

16514 

49552 

16535 

41054 

328432 

85853 

9478 

189560 

9616 

51970 

51970 

52559 

117093 

29274 

202430 

2463 

7359 

4306 

17309 

31 1562 

13382 

20967 

3459555 

31519 

1550 

155000 

1176 

33810 

405720 

33450 

905447 

13531705 

73374G 

11983 

131813 

10235 

278 

6950 

225 

58997 

176991 

75256 

11309 

113090 

16192 

90 

18000 

113 

5755 

287750 

5114 

87635 

1402160 

89226 

7UU 

1991192 

55986 

1235 

39520 

1136 

4744 

189760 

3740 

2295 

91300 

3445 

960 

96O0O 

232 

58000 

197 

4371 

131130 

3237 

2031 

203100 

2165 

1139 

56950 

800 

634 

124800 

496 

1S777 

G57195 

18769 

3493S 

1897280 

31096 

17880 

804600 

17285 

7394 

147S80 

6516 

25606 

2043480 

24433 

1688 

337600 

1227 

105 

42000 

135 

537680 
182320 
52559 

50607 
12918 
334550 

4727850 
U7GO0 
501570 
11006190 
153525 

4500 
225763 
129536 

23600 
355200 
178520 
1679580 

36352 
149600 
344500 

49250 

97110 
316500 

40000 


1954560 
345M0 

54000 


326 


.Der  deutsche  Zollverein. 


tersoUte  Unftihr. 


Mass- 
stab 


1851 


Menge 
Thlr. 


Thlr. 


I850 


Meng« 
Thlr. 


Werth 
Thlr. 


Leinwand,  Zwirnspitzeo  .  .  . 
Lichte,  Talg 

—  Stearin- 

—  Wachs  und  Wallrath 
Lompen,  alte  Netze  etc.    .    .    . 

Mehl,  Nudeln  u.  dgl 

Mennige  und  Smalte  .... 
Mineralwasser,  natürliches  .  . 
Muschel-  und  Schaalthiere  .  . 
Oel,  nicht  besonders  angeführt 

—  Baum-  mit  Terpentin-- .    . 

—  Kokosnuss-,Palm-,Wallrath- 

—  Kuchen 

—  Drass 

Papier^  ungel.  grobes  u.  Lösch- 

— -       gel.  u.  feines  ungeleimt 

—  Gold-  und  Silber-  und 
dergleichen  Muster-  .    . 

—  Tapeten 

—  Arbeiten 

Pelzwerk 

Pottasche,  Weinstein      .... 

Reis 

Salpeter,  roh  oder  gereinigt  .    . 

Salz 

Salz-  und  Schwefelsäure  .  .  . 
Sämereien,  Anis  und  Kümmel  . 

—  Oel ,    Hanf,    Mohn, 
Lein,  Raps  .... 

—  Klee  una  andere  .    . 

Schwefel 

SchiesspuWer 

Schwamm,  Wasch-  und  Feuer- 
Seide,  rohe  ungefärbte .... 

—  weissgemacht,  gefärbt 

—  gezwirnt 

—  Zeug  und  Strumpfwaare 

—  dergleichen  gemischt .    . 

Seiler- Arbeiten 

Seife 

Soda 

Spielkarten 

Stearin 

Steine,  Bruch-  und  behauene   . 

—  grobe    Marmor-,    feine 
Schleif-  und  Walzsteine  . 

—  Flinten- 

—  Mühl-  mit  eisernen  Reifen 
Steinwaaren  aus  Alabaster  etc. 

—  Kohlen  ..*.... 


Ctr. 


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n 
m 
ii 
n 


Sch.-L. 


Ctr. 

Stück 
Ctr. 


5 

90 

427 

641 

21563 

3692 

6759 

13509 

7693 

51506 

100537 

181925 

43883 

3441 

2397 

1851 

78 

183 

645 

489 

141257 

389594 

58290 

685708 

5748 

1321 

1116416 

40336 

134406 

165 

1945 

14870 

316 

1368 

3316 

1944 

2797 

3679 

126986 

l 

910 

11378 

2474 

652 

121 

360 

9649489 


5000 

1620 

15371 

41024 

86252 

36920 

81108 

40527 

;  76930 

618072 

1709129 

2001175 

58510 

3441 

•23970 

37020 

■ 

3900 

9150 

9^750 

.  97800 

1^95084 

1558376 

1582900 

fl57138 

11496 

10568 

4465664 

484032 

403218 

1320 

389000 

7435000 

189609 

957600 

3979200 

1166400 

55940 

29432 

380958 

150 

25480 

568900 

123700 

3912 

2420 

18000 

1929898 


106 

378 

484 

8781 

40751 

6723 

13057 

5682 

59054 

82014 

157609 

46383 

7879 

2970 

1782 

73 

152 

453 

415 

150310 

217626 

90329 

5007681 

4711 

481 


1112946 

28260 

171830 

93 

1916 

13434 

309 

1402 

3176 

2023 

3547 

3378 

120175 

243 

1100 

13002 

2732 

850 

339 
9019536 


5000 

3120 

13606 

29040 

35124 

40750 

131460 

39171 

56820 

887679 

123020 

1891308 

92766 

31516 

29192 

35640 

3650 

6080 

67950 

26750 

1202480 

1305756 

451645 

333844 

9422 

3848 

9653770 

205306 

343660 

744 

574800 

6717000 

185400 

981400 

3811200 

1213800 

70940 

18520 

360525 

36450 

27500 

65100 

136600 
5100 

16950 
1803907 


Der  deutsche  Zollrerein. 


mpf-  , 


~        Schi 
Talg.    .    . 

Thee 

Theer,  Daggert,  Pech    .    . 

Thran 

Terpentin  und  Terpentinöl 
Töpfer-Thon  lu  Powellan 

—  Waareo,  gemeine   . 

—  -  einfarbig  Stein- 

gut,   Faven- 
ird.  Pfeifen  , 

—  -  dergl.     bemall, 

bedruckt, 


—  -  mitHalereioi 

Tergotdet   . 

—  alle  obigen  mit  unedlen 
Helallenzasammengeselzt 

—  dgl  m.  edlenMetatlenzi" 
Viiriol,  Kupfer,  Eisen    .    .    - 
Vieh,  Pferde,   Maulesel,  Esel, 

Hautthiere 

—  Ochsen   and  Zuchtthiere 

—  Kühe 

—  Jungvieh 

—  Kälber 

—  Schweine,  gemästete  . 

—  -          magere  .    - 
-—      Spanferkel 

—  Hammel 

—  Schaafe  und  Ziegen  . 
Wachbolderbeeren  .... 
Wach» 


Wein  und  Host,  auch  Cider . 
Wolle,  rohe  und  gekämmte  . 

—  Gerher- 

—  Garn 

Wollenwaare,  bedr.,  nngewaltte 


291832 
11474 
31672 
lOli 
13250 
14144 
1270S» 
202207 
34905 
483Ö& 
27150 


37366 
7909 
21863 
8107 
4312 
22842 
311348 
75854 
48512 
53175 
1267 


4377480 

300519 

34422< 

9841 

3800Ö4( 

31258 

1590( 

102 

1591« 

19695 

U1440( 

7494 

296541 

122228 

191500 

279ä4{ 

31695 

26221 

988 

799 

737 

419 

41 

35460 

35348 

9960 

24271 

8303 

41968 

20964 

1245392 

178130 

14553* 

53348 

2534 

1343 

6963 

5» 

50 

IM 

1393140 

252255 

221457 

5594640 

64828 

166300 

210t 

4507780 
295230 
3)25800 


749400 
244456 
1T23500 
253560 
49093 
104884 


4100 

«000 

1129G0 

1767400 
498000 
485420 

83230 
335744 
209)140 
712520 

5666» 
160044 

51650 

4029 

348150. 

1000 

11340 
2018H0 


328 


Der  deutsche  Zollrerein« 


▼enoDte  Hnflilir. 


Wollenwaare,  undbedr.,  sewalkte 
—  Fussteppicbe     .    . 

Zink,  roh 

—    Blech  und  grobe  Waaren 
Zinkwaaren,  feine  auch  lackirte 

Zinn,  roh 

Zinnwaaren,  grobe 

—  leine 

Zucker,  Brod-,  Hut-,  Gandis-  . 

—  Roh-  und  Farin-     .    . 

•—      für  Siedereien     . 

—  Syrup   

'    Nicht  bes.  aufgeführte  Gegenst. 

Total- Werth  Thaler 


Mass- 
stab. 


Ctr. 


n 
n 

n 
f» 
n 
n 
» 
» 

n 


1851 


Menge 
Thlr. 


20683 

1434 

1839 

169 

169 

22911 

307 

33 

2071 

134 

779476 

5595 

232801 


Werth. 

Thlr. 

I 

3102450 

114720 

•    7356 

1352 

8450 

572775 

11052 

1650 

.  20710 

,      938 

4456332 

25177 

9328010 


185504736 


iSSo 


Menge. 
Thlr. 


17311 

1062 

1859 

91 

63 

23531 

138 

35 

2144 

135 

1051365 

1466 

101449 


Werth. 
Thlr. 


2596650 

84960 

7436 

910 

3150 

705930 

5520 

1750 

23584 

945 

7359555 

7330 

1014490 

181659164 


Es  geht  hieraus  hervor,  dass  dem  Werthe  nach  die  Einfuhr  des  Jahres  1851 
die  des  Jahres  1850  tiberstiegen  hat. 

Ergänzen  wir  die  Vorjahre  nach  den  Berechnungen  von  Junghaus^  so  war 

verzollte  Einfuhr       Ausfuhr  Durchfuhr 

1834           105943598           143622605  44624479 

1840           167778494           182959844  88093320 

1845           219693099           178035650     ^  63792118 

1850  181659146     172948116  78509138 

1851  185504736     178487130*)  83737980») 

Bemerkenswerth  ist  der  Vergleich  der  verzollten  Einfuhr  und  der  Aus- 
fuhr des  Zollvereines  in  Manufakturwaaren.    Es  war  nämlich 

Werth  der                    Einfuhr  Ausfuhr 

Baumwollengewebe  ....        1225500  19241250 

Bleiwaaren 8290  9678 

Bücher 1855200  2434500 

Bürstenbinderwaaren    .    .    .           10380  30579 

Ghemische  Fabrikate    .    .    .         677400  2408460 

Eisenwaaren 448770  1917107 

Glaswaaren 742348  1416920 

Haargewebe 2860  23b0 

Holzwaaren 699230  5894098 

Instrumente 155000  917100 

Kleider 18000  1267200 

Kupferwaaren 189760  6911550 

Kurzewaaren    .  ^ 245800  612272 

Schuh-  und  Sattlerarbeiten  .         171750  2060140 

Leinwand     .......       2580960  15069680 

Papierwaaren 170790  1289390 

Pelzwerk 97800  301400 

Seidene,  halbseidene  Zeug- 

und  Strumpfwaaren  .    .    .       5145600  13262400 


*)  Die  Zahlen  der  Ans-  imd  DdrchAihr  welchen  darum  von  ansern  in  No.  8  der  Nachrichten 
ans  dem  Gebiete  der  Staats-  und  Volkswirthschaft  gemachten  Angaben  etwas  ab,  weil  inzwischen 
die  vollst&ndige  amtliche  Statistik  erschienen,  ist  und  diese  sowohl  als  einige  an  uns  gelangte 
Bemerkungen  ^über  die  Preisberechnung  mannigfache  Berichtigung  veranlasst  haben. 


Der  deutsche  ZolWerein. 


329 


Steingut  und  Porzellan    .    .  906640  26ßl654 

Wachsleinewand 13600  228920 

Wollenwaaren 3383470  16700300 

Zucker,  raffinirt 20710  1454630 

Branntwein 255403  806568 

Mehl 36920  1250060 

Zusammen    Thlr.  18462281      98148236 

Es  betrug  demnach  die  Einfuhr  von  Erzeugnissen  der  Fabrik-  und 
Handwerk-Industrie  10  pGt.  der  gesammten  Terzollten  Einfuhr,  die  Ausfuhr 
dieser  Industrie  aber  55  pGt  der  gesammten  Ausfuhr. 

Diese  Thatsache  wiaerlegt  zwar  nicht  den  Vorwurf,  welchen  wir  einem 
Theil  der  Fabrikanten  Deutschlands  stellen,  dass  sie  des  Ehrgefühls  ent- 
behren, welches  nicht  auf  Unkosten  anderer,  sondern  nur  durch  eiffene 
Leistung  erwerben  will,  aber  sie  beweist,  dass  von  den  Vorwänden,  vrelche 
fQr  das  Schutzzollsystem  geltend  gemacht  werden,  wenigstens  derjenige 
nicht  haltbar  ist,  welcher  den  Untergang  aller  und  jeder  Industrie  prophezeit, 
wenn  die  Schutzzölle  abgeschafft  werden.  Industrieen,  welche  jetzt  bei  der 
Vcrtheuerung  des  Eisens  und  anderer  Arbeitsstoffe  die  Konkurrenz  mit  dem 
Auslande  zu  nalten  vermögen,  sind  ohne  Zweifel  dann  nicht  sefährdet,  wenn 
diese  Yertheuerung  mit  dem  Schutzsysteme  abgeschafft  wird. 

Was  die  Finanzen  des  Zollvereins  anbetrifft,  so  ist  bereits  die  pro- 
visorische Abrechnung  der  Einnahmen  und  Ausgaben  des  Jahres  1852 
veröffentlicht. 

Nach  dieser  provisorischen  Abrechnung  waren 

die  Eingangsabgaben 24321157  Thlr. 

andere  Einnahmen 1990    « 

eingezogene  Registerdefekte 4783     n 

24327930  Thbr. 

Davon  gehen  ab 
Vergütung  auf  Veranlassung  der  Register- 
Revision  1787  Thlr. 

irrthümlich  erhoben 30378     , 

Vergütungen  für  exportirte  Gegenstände      693301      „ 

725466     „ 

23602464  Thlr. 
Es  treten  hinzu 
auf  Freistädte  freigeschriebene  Gefälle       .       79536     « 

Frankfurter  Messrabatt 9682     » 

Rabatt    auf  Gegenstände    übersundischen 

Ursprungs 80954     « 

170172     , 

Gemeinschaftliche  Brutto -Einnahmen .     23772636  Thlr. 

Gränzbewachung  und  sämmtliche  Auslagen      •     .      .  2520978    „ 

bleiben  zur  gemeinschaftlichen  Theilung     .....      21251658  Thlr. 
hinzu  Aus-  und  Durchgangs -Abgaben  nach  Abzug  von 
300000  Thlr.  Preclipuum  tür  Preussen 397044     , 

21648742  Thlr. 
Wir   fiigen    hinzu    Frankfurter  Antheil  k  0,902200  pGt, 
welcher  an  den  Rein -Einnahmen  in  Abzug  gebracht  ist         195315    » 

zusammen     21844057  TÜn 
Wenn  wir  diese  Zahl  mit  denjenigen  der  Vorjahre  zusammenstellen,  so 
finden  wir,  dass  das  Jahr  1852  zwar  noch  nicht  wieder  die  Resultate  von 
1842  bis  incl.  1848  erreicht,  aber  die  Jahre  1848—1851  übertroffen  hat. 

21 


330 


Der  deutsche  Zollverein. 


In  der  nachfolgenden  Tabelle  führen  wir  sämmtllche  Zolleinnahmen 
des  Zollvereins  seit  seinem  Bestehen  auf.    Als  jährlicher  Durchschnitt  er- 
giebt  sich  für 


Preussen 11069135 

Bayern 3166641 

Sachsen 1255869 

Württemberg  ....  1237164 

Baden 969402 

Kurhessen 498844 


Hessen-Darmstadt       .    .  593117 

Thüringen 694923 

Braunschweig     ....  176333 

Nassau 298238 

Frankiurt 181829 

Luxemburg 138642 


(Siehe  Tabelle  Seite  331) 

Zu  den  Einnahmen  des  Zollvereines  gehören  diejenigen  aus  der  Rüben- 
Steuer.  Diese  betrug  in  dem  Jahre  vom  1.  Septbr.  18d1  bis  £nde  August  1852 


Betrag  der 
Rübenzucker- 
steuer, ein- 
schliesslich der 

Register. 

defekte  nach 

Abzug  der 

Restitutionen 

Thlr. 

Abzüglich  der 

Yerwaltungs- 

kosten  zu 

Theilung 

Thlr. 

Antheil 

nach  dem 

Bevölkerungs- 

yerhältnisse 

Thlr. 

Bemerkungen. 

Vereinsstaaten 

Zahl 

der 

Fa- 

briken 

Menge  der 

yerarbeiteten 

Runkelrüben 

Ctr. 

1.  Preussen*)  .  .  . 
Ausserdem : 
Luxemburg**)  . 

2.  Baiern 

3.  Sachsen    .... 

4.  Württemberg  . 

5.  Baden 

6.  Kurf.  Hessen    . 

7.  Gr.  Hessen .  .  . 

8.  Thüringen  .  .  . 

9.  Braunschweig  . 

10.  Nassau 

11.  Frankfurt  a.  M. 

1621184 

19692 
10686 
31592 
70685 
5866 

14292 
60779 

3485 

1518171 

18465 
10018 
29833 

68878 
4360 

13005 
56979 

3246 

957032 

10896 

259890 

108766 

103663 

78117 

42003 

49543 

58272 

14185 

24440 

16148 

203 

6 
3 
4 
3 
4 

3 

8 

"l 

16210599 

196921 
106865 
315922 
706853 
58662 

142927 
607813 

34850 

Zusammen  |    1838264    |    1722955    j    1722955    |   235   |    18381412 


Es  waren  demnach  die  Einnahmen  von  1851 : 

von  Zöllen       von  Rübensteucr         Zusammen 
Brutto      24169680  Thlr.         1838264  Thlr.         26007944  Thlr. 
Netto       21844057    »  1722955    «  22567012    « 

Es  betrug  dagegen  die  Brutto -Einnahme  pro  Kopf: 

im  Jahre  1834  18S5  1836  1837  1838  1839  1840  1841 1842  1843  1844  1845  1846  1847  1848  1849  1850  1851 
SUbergr.  18,5  21,2  22,7  21,4  23,5  24  24,8  24,7  25,8  28,2  28,2  29,4  28,2  28,2  23,4  24,6  23,7  24,7 


pro  Kopf 
26  Sgr. 
22,56     n 


*)  NSmUch:     Königreich  Preussen 178  Fabriken  mit  14006896  Ctr. 

Herzogthum  Anhalt-Bemburg      ...  ^        tt          n        867173    „ 

n           Göthen 9        »           j,        796210    « 

9          Dessan 4        „          »        S70OOO    ,, 

Grossherzogl.  s&chsisches  Amt  Oldisleben  1        «           9          19467    „ 
Fürstl.  Schwarzburg -Rudolstadtsche  Unter- 

herrschaft 1        «           «          74039     „ 

Fürsteuthum  Lippe 1        »           ,,          118X4    „ 

200  Fabriken  mit  16210589  Ctr. 
**)  Rübenztiokerfkbriken  sind  nicht  yorhanden. 


Der  deutsche  Zollverein. 


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§ 


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331 


S 


CO 


3 


3 


S^ 


3 


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§ 


332 


Der  deutsche  ZoIlTerein. 


8 


Die  Brutto -Einnahmen  des  Jahres  1852  waren  daher  um  1  Sgr.  5  Pf. 
er  Kopf  grosser  als  die  des  Jahres  1851,  während  dieses  um  1  Sgr.  mehr  als 
as  Jahr  1850  eintrug^. 

Diese  Zunahme  ist  wesentlich  der  seit  1851  erhöhten  Rübenzucker- 
Steuer  zuzuschreiben.  Diese  Steuer  wurde  in  der  Gampagne  Ton  1851/52, 
wie  wir  oben  gezeigt  haben,  in  235 Fabriken  erhoben.  Verglichen  mit  den 
Vorjahren  war  die  Production 


Jahr 
Ende  August 

1837 
1838 
1839 
1840 
1841 
1842 
1843 
1844 
1845 
1846 
1847 
1848 
1849 
1850 
1851 
1852 


Zahl 
der  Fabriken 

122 
156 
159 
152 
141 
136 

98 
105 

98 

96 
107 
127 
144 
148 
184 
235 


Verarbeitete  Rüben 
Gtr. 

506923 

2763942 

2904208 

4405637 

4730079 

5120859 

2475245 

4349667 

3890404 

4455892 

5633848 

7676772 

9896864 
11525671 
14724309 
18381412 


Steuer 
Thlr. 


4» 


39147 

60229 

54991 

165765 

194520 

222755 

281692 

383839 

494843 

576288 

1476845 

1828990. 


Diese  Statistik  bietet  sonderbare  Erscheinungen,  wenn  man  dabei  die 
Steuer-Verhältnisse  berücksichtigt. 


Es  war  nämlich 

Btener  per  Gtr.  Zncker 

frei 

10  Sgr. 
IThlr. 
2     „ 


die  Zahl  der  Fabriken  ea  verarbeitete  Jede 

im  Jahre  1840  152  28980  Gtr.  Rüben. 

1844  105  41425  „ 

1849  144  68730 

1852  235  78219 


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Mit  der  Steuer  stieg  also  die  Ausdehnung  der  eiozeluen  Fabriken.  Eine 
Fabrik  verarbeitet  heuzutage  nahezu  dreimal  soviel  als  vor  10  Jahren.  Mit 
der  Steuer  stieg  aber  auch  die  Zahl  der  Fabriken,  denn  hatte  dieselbe  auch 
von  1840  auf  1844  abgenommen,  so  hob  sie  sich  seitdem  doch  wieder  Über 
die  frühere  Zahl. 

Wie  wir  oben  gesehen,  ist  die  Steuer  auf  Runkelrüben  nun  abermals 
verdoppelt,  und  angeblich  auf  4  Thlr.  vom  Gtr.  Zucker,  k  20  Gtr.  Rüben, 
d.  h.  auf  6  Sgr.  vom  Gtr.  Rüben  erhöht  worden.  Da  der  Gentner  Zucker 
kaum  mehr  als  14  Gtr.  Rüben  braucht,  so  ist  die  Steuer  von  6  Sgr.  nur 
mit  2  Thlr.  24  Sgr.  für  den  Gentner  Rohzucker  anzuschlagen.  Der  auslän- 
dische Rohzucker  zahlt  5  Thlr.  Eingangssteuer  fUr  Siedereien  und  8  Thlr. 
für  den  Verbrauch.  Die  Rübenzucker -Fabrikanten  gemessen  daher  nach 
der  erhöhten  Abgabe  noch  einen  bedeutenden  Steuernachlass. 

Dieser  Vortheil  für  die  Industriellen,  die  grossen  technischen  Fort- 
schritte der  Rübenzucker-Industrie  und  die  bisherigen  Erfahrungen,  lassen 
daher  eine  weitere  Vermehrung  derselben  vorhersehen. 

Wie  aus  der  Liste  der  verzollten  Einfuhr  hervorgeht,  hat  diejenige  des 
Rübenzuckers  im  Jahre  1851  nur  779476  Gtr.  gegen  1051365  des  Jahres  1850 
betragen.  Diese  Einfuhr  ist  im  Jahre  1852  zwar  etwas  {gestiegen,  aber  soviel 
bekannt,  wenn  auch  noch  nicht  oflßciell  bestätigt,  uicht  im  Verhältniss  zu  der 
vermehrten,  durch  Ausfuhrprämie  forcirten  Ausfuhr  von  raffinirtem  Zucker. 


Der  deutsche  Zollyerein. 


333 


lieber  den  Zollvereins -Verkehr  im  Jahre  1852  ist  bis  jetst  noch  nichts 
▼eröffentlicht  als  die  nachfolgende  Statistik  einzelner  Artikel : 

1M2  1851 

I.    Zum  Eingange  verzollte  oder  zollfrei  7^1,    r>  ^«^ 

eingegangene  Waaren.  ZoU-Centner 

Rohe  Baumwolle 668344  590800 

Baumwollengarn,  ungebleichtes  ein-  und  zweidrähti- 

^ges  und  Watten,  desgl.  zu  Zetteln  angelegtes  etc.  464206  486306 

Desgl.  drei-  und  mehrdrähtiges  ete 3207  3052 

Baumwollen -Waaren 7560  8151 

Mennige  etc.,  ungereinigte  u.  gereinigte  Soda,  Kupfer- 
Vitriol  etc 143432  140340 

Roheisen  aller  Art  etc 1114782  1007753 

Desgl.  aus  Belgien 729407  016783 

Geschmiedetes  etc.  Eisen  in  Stäben  etc.,  Luppeneisen, 

Eisenbahnschienen  etc 379726  270174 

Desgl.  aus  Hannover  etc 135  238 

Desgl.  aus  Belgien ' 6835  11040 

Geschmiedetes  und  gewalztes  Eisen  etc 0875  10057 

Desgl.  aus  Hannover  etc 15  — 

Faconnirtes  Eisen  in  Stäben  etc 36371  53406 

Weissblech,  gefimisstes  Eisenblech  etc 3150  41SB2 

Eisenwaaren,  ganz  grobe  Gusswaaren  in  Oefen, 

Platten  etc 63202  40507 

Dergl.  aus  Hannover  etc 470  778 

Dergl.  grobe,  die  aus  geschmiedetem  Eisen  etc.  ge- 
fertigt sind  etc 30084  25544 

Dergl.  aus  Hannover  etc 271  372 

Dergl.  feine,  aus  feinem  Eisenguss,  feinem  polirtem 

Eisen  etc ' 5065  4806 

Flachs,  Werg,  Hanf,  Heede 275107  243604 

i  Maschinengespinnst 34041  34032 

Rohes  Leinengarn  <  Handgespiiinst 3808  3228 

(  Dergl.  aus  Hannover 15525  1554^ 

Leinengarn,  gebleichtes  etc.,  gebüktes  etc  und  ge- 
färbtes Garn 14107  8505 

Zwirn 9091  0375 

Graue  Packleinwand      2033  1837 

Dergl.  aus  Hannover 3741  3823 

Segeltuch 1203  1145 

Dergl.  aus  Hannover 838  588 

Rohe  Leinwand,  roher  Zwillich  und  Drillich     .    .    .  2300  2542 

Dergl.  aus  Hannover 3633  6023 

Gebleichte,  gefärbte  etc.  Leinwand  etc 842  720  / 

Branntwein  aller  Art,  Arrac  etc 20714  30302 

Franzbranntwein 4033  3810 

Wein  und  Most 203407  203453 

Desgl.  aus  der'TSchweiz —  12600 

Butter  .    ; 38511  21363 

Dergl.  ausjtannover 3261  2011 

Dergl.  aus  B!)hmen 4068  -- 

Südfrüchte,  trockene,  als :  Datteln,  Feigen,  Kastanien  etc.  164700  145SS4 

Gewürze,  als:  Galganty  Ingwer^  etc.  Iteffer,  Zimmt  etc.  51116  54881 


334 


Der  deutsche  Zollyerein. 


Tonnen 
Heringe 266035         272571 

Zoll -Gentner 

Kaffee,  roher  und  Kaffee-Surrogate 944715  905179 

Kakao  in  Bohnen  und  Kakaoschaalen 14531  11983 

{  1.  geschälter -  94719 

Reis     .    .    <  591096  204116 

{  2.  ungeschälter 124  108 

Syrup 20476  5595 

Unbearbeitete  Tabacksblätter  und  Stengel 335491  291505 

Dergl.  aus  Hannover  etc 213  377 

Ranchtaback  in  Rollen  etc.,  geschnitten  etc 11575  11462 

Cigarren 17906  31613 

Scnnupftabaek 73  106 

Brod-  und  Hut-,  Candis-  etc.  Zucker 1315  1457 

Rohzucker  und  Farin 134  134 

Rohzucker  für  vereinsländische  Siedereien     ....  801727  779476 

Oel  in  Fässern 74765  51427 

Seidene  Zeug-  etc.  Waaren  etc 3371  3316 

Halbseidene-  etc.  Waaren  etc 1972  1944 

Talg  (eingeschmolzenes  Thierfett) 29235  13259 

Stearin      1139  910 

Schaafwolle,  rohe  und  gekämmte 169434  176873 

Wollenes  Garn,  weisses,  drei-  oder  mehrfach  ge- 
zwirntes etc. 11060  11660 

Bedruckte  wollene  Waaren  aller  Art  etc 1871  1663 

Gewalkte  unbedruckte  Tuch-,  Zeug-  u.  Filzwaaren  etc.  18089  19655 

Einfaches  und  doublirtes  etc.  Wollengarn     ....  59080  58273 

Rohe  Seide 16870  14870 

Thran 141354  202207 

II.    Ausgang  einiger  Rohstoffe. 

Rohe  Baumwolle 200888  143056 

Flachs,  Werg,  Hanf,  Heede 126838     ^    161176 

Schaafwolle,  rohe  und  gekämmte 35524  53813 

Desgl.  zu  1  Thlr.  Ausgangszoll  nach  Belgien     .    .    .  24789  18570 

Rohe  Seide 1231  735 

Die  am  2.  December,  in  allen  Zollvcreinsstaaten  vorgenommene  Zählung 
hat  in  mancher  Hinsicht  überrascht.  In  mehreren  Staaten  hat  sich  eine 
bedeutende  Verminderung  der  Einwohnerzahl  herausgestellt,  was  bei  dem 
festgestellten  Ueberschuss  der  Geburten  über  die  Todesfälle  nur  eine  Folge 
der  Auswanderung  sein  kann.  In  Preussen  vermuthet  man  in  einzelnen 
Gegenden  einen  Irrthum  in  der  Zählung,  und  ist  daher  deren  Resultat  bei 
Schluss  dieses  Aufsatzes  noch  nicht  ermittelt.  Wir  lassen  die  Zählung  und 
ihren  Vergleich  mit  den  Vorjahren  hier  folgen: 


Deutscher  ZoIlTerein. 


335 


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Die  deutschen  Messen. 


Die  amtlichen  Berichte  über  die  deutschen  Messen  des  Jahres  1851  sagen : 

A.  Frankfurt  a./0. 

L    Reminiscere-Messe. 

Im  allgemeinen  ist  diese  Messe  als  eine  sute  zu  bezeichnen. 
An  Messfremden  hatten  sich  überhaupt  8d44  Personen,  d02  mehr  als  in 
der  Remiscere- Messe  1850  eingefunden,  und  war  die  Zahl  der  Einkäufer 
nnd  Verkäufer  sich  sleich.  Aus  Preussen  waren  7631,  aus  den  Zollvereins- 
Staaten  1021,  aus  den  übrigen  deutschen  Ländern  215  und  aus  nicht  zu 
Deutschland  gehörigen  Staaten  77  Messfremde  zugegen. 
An  ausländischen  Waaren  waren  eingegangen 

in  der  Reminiscere-Messe  1851  3406  Ctr. 
«     «  «  n      1850  3433   , 

1851  also  weniger     27   „ 
An  yereinsländischen  Waaren  wurden  einsreführt 

in  der  Reminiscere-Messe  18al  84024  Ctr. 

n      1850  71357    , 


1851  also  mehr  12667  » 
Der  bedeutende  Absatz  ausländischer  Waaren  hat  in  wollenen  (be- 
druckten und  glatten)  Waaren  stattgefunden,  deren  Umsatz  von  Jahr  zu 
Jahr  im  Steigen  begriffen,  obgleich  auch  in  yereinsländischen  Erzeugnissen 
dieser  Art  ein  sehr  lebhafter  Verkehr  stattgefunden  hat  Von  Tuchen 
wurde  in  den  geringeren  Arten  viel  umgesetzt,  für  die  feineren  Sorten  war 
die  Nachfrage  seringer  und  zu  gedrückten  Preisen. 

Der  Handel  mit  ausländischen  baumwollenen  Waaren  war  im  Vergleich 
mit  dem  Umsatz  in  yereinsländischen  Waaren  dieser  Art  nicht  erheblich, 
und  betrifft  derselbe  überhaupt  auch  nur  die  leicht  ins  Gewicht  fallenden 
Stoffe  und  Modesachen,  wie  gestickte  Gardinen,  Tüll,  einige  feine  schweizer 
Kattune  etc.  Dagegen  war  der  Umsatz  in  yereinsländischen  baumwollenen 
Fabrikaten,  namentlich  in  bedruckten  Kattunen  sächsischen  fiosenzeugen  und 


Die  deutschen  Messen.  337 

Strampfwaaren  sehr  beträchtlich.  Der  Absatz  in  schlesischen  Fatterkattnnen 
war  dagegen  nur  schwach.  In  ausländischen  seidenen  Waaren  war  der 
Umsatz  nicht  unbeträchtlich,  dagegen  war  das  Geschäft  in  vereinsländischen 
seidenen  Waaren  bedrängt. 

Leinene  Waaren  fanden  recht  guten  Absatz  und  zu  angemessenen 
Preisen.  Ebenso  war  der  Absatz  in  Glaswaaren,  Steingut,  firandsohlleder, 
loh-  und  weissj^aren  Schaaffellen,  gewöhnlichen  Schunmacherwaaren  und 
Sattlerwaaren  ein  guter  zu  nennen,  mr  kurze  Waaren  fehlte  die  Nachfrage 
fast  gänzlich.  In  den  besseren  Porzellanen  waren  die  Geschäfte  nicht  zu 
rühmen  und  ebenso  waren  die  Handschuhmacher-  und  die  anderen  feinen 
Lederwaaren  wenig  gesucht.  Fast  sämmtliche  Rohprodukte,  als  Häute,  Felle, 
Rauchwaaren,  Hirschgeweihe,  Pferde-  und  Kunhaare,  Schweineborsten, 
Federn,  Daunen,  Honig  und  Wachs  sind  dagegen  schnell  und  zu  guten 
^Reisen  verkauft. 

Der  ganze  Vorrath  an  roher  Schaafwolle  ist  bis  auf  einige  hundert 
Centner  verkauft,  jedoch  standen  die  Preise  gegen  das  Vorjahr  um  5-*6  Thlr. 
für  den  Gentner  niedriger. 

U.    Margarethen-Messe. 

Der  Handelsverkehr  auf  dieser  Messe  war  nur  gering  und  die  Klage 
über  Mangel  an  Geschäften  allgemein.  Die  Zahl  der  Messfremden  war  mit 
8978  Personen  um  1309  Personen  geringer  wie  im  vorigen  Jahre  und  zwar 
waren  515  Verkäufer  und  927  Rinkäufer  weniger  anj^ekommen.  An  aus- 
ländischen Waaren  wurden  396  Gtr.  weniger,  an  veremsländischen  Waaren 
dagegen  über  6000  Gtr.  mehr  als  in  der  gleichnamigen  vorjährigen  Messe 
zugeführt. 

In  baumwollenen  Waaren,  vereinsländischen  sowohl  als  ausländischen 
Fabrikaten  jeder  Gattung,  blieb  der  Vei'kauf  weit  hinter  der  gehegten  Er- 
wartung zurück.  Selbst  die  feineren  fiaumwolleu- Waaren  aus  der  Schweiz, 
als  weisse,  glatte,  brocbirte  Gaze  und  Mull  in  Stücken,  und  ab^epassten 
Kleidern  etc.  fanden  weni^  Begehr.  In  Posamentir- Waaren,  veremsländi- 
schen sowohl  wie  französischen,  als  Gimpen,  Litzen,  Schnüren,  Borten, 
Franzen,  besponnenen  Knöpfen  etc.  war  der  Absatz  mittelmässig. 

In  vereinsländischen  Tuchen  und  Tuch-Wmren,  von  denen  nicht  un- 
bedeutende Vorrälhe  am  Platze  waren,  war  der  Absatz  befriedigend,  da- 
gegen  gemusterte  und  ungemusterte  Gamclots;  Mousseline  de  laine,  andere 
Jeiderstofie  und  Tücher  sich  nur  eines  geringen  Absatzes  zu  erfreuen 
hatten. 

Nach  ausländischen  wollenen  Waaren,  als  Gamelots,  Thibets,  Listres, 
Dammaste  Lastings  etc.,  Westen  und  Hosenzeuge  war  ebenfalls  wenig 
Begehr.  In  Seiden -Waaren  aller  Gattungen,  sowohl  vereinsländischen 
Fabrikaten  als  französischen,  schweizer  und  englischen  Fabrikaten  war  der 
Verkehr  schlecht. 

In  rohen  Häuten,  Pferde-  und  Kuhhaaren,  Schweineborsten.,  Federn 
und  Daunen,  Federposen,  Honig,  Wachs,  fertigem  Leder,  groben  Schuh- 
macher und  Sattler- Waaren  und  feinen  Leder-Waaren  fand  ein  reger  Um- 
satz statt,  wogegen  die  Geschäfte  in  Porcellan,  Glas  und  Glas -Waaren, 
Parfümerlen,  Eisen-  und  kurzen  Waaren  nicht  befriedigten. 

Von  roher  Schaafwolle  sind  ungefähr  10000  Gtr.  am  Platze  gewesen, 
wovon  gegen  9000  Gtr.  verkauft  worden  sind,  und  zwar  feine  Wolle  von 
60  bis  72Thlrn.,  mittelfeine  48  bis  58  Thlrn.  ordinaire  38  bis  45  Thlrn, 
Gerber-  und  Schnittwolle  38  bis  55  Thlr.,  Zackelwolle,  die  sehr  gefragt 
war,  23  bis  24  Thaler  und  schwarze  Wolle  20  Tbaler. 


\ 


388  ^^^  deutschen  Messen. 


III.    Martini-Messe. 

Diese  Messe  kann  in  Betreff  ihres  Absatzes  nur  als  eine  geringe  Mittel* 
messe  bezeichnet  werden,  indem  es  im  Allgemeinen  nicht  nnr  an  Rauflust, 
sondern  im  Besonderen  auch  an  den  grossen  Einkäufern  aus  Polen  und 
Preussen  fehlte.  Messfremde  sind  8268,  mithin  221  Personen  weniger  als 
in  der  Yonährigen  Martinimesse  anwesend  gewesen,  darunter  4012  Ver- 
käufer uno  4256  Einkäufer.  Aus  dem  östlichen  Gebiete  Preussens  waren 
gekommen  7177,  aus  dem  westlichen  106,  aus  den  übrigen  Zollvereins- 
laaten  766,  aus  anderen  deutschen  Ländern  159,  und  aus  fremdherrlichen 
Staaten  60  Personen. 

An  ausländischen  Waaren  kamen  384  Ctr.  weniger  als  in  der  vorjährigen 
Martini-Messe  an  den  Platz.  Wollene  und  halbwollene  Zeuge,  namentnch 
solche  Arten,  die  das  Bedürfniss  unumgänglich  erheischt,  fingen  ziemlich; 
baumwollene  Waaren  dagegen  schlecht.  Von  englischem  Strickgarne  wurden 
zwei  Drittheile  abgesetzt.  Ausländische  Posamentir^-Waaren  fanden  wenig 
Beachtung  und  ebenso  die  seidenen  Waaren. 

Anlangend  den  Verkehr  mit  vereinsländischen  Waaren,  so  gingen  wol- 
lene Tuche  mit  geringer  Ausnahme  schlecht.  Auch  in  Betreff  der  baum- 
wollenen Waaren  aller  Gattungen,  der  seidenen  Waaren  und  der  Parfüme- 
rien  ist  Gleiches  zu  bemerken,  wo  hingegen  Leinewand,  Leder  und  kurze 
Waaren  ziemlichen  Absatz  fanden.  Grobe  Schuhmacher- Waaren,  Porzellan, 
Glas-  und  Eisen- Waaren,  von  diesen  namentlich  die  Gegenstände  des  täg- 
lichen Gebrauchs,  erfreuten  sich  eines  befriedigenden  Absatzes. 

Felle,  Häute,  Haare,  Schweineborsten,  Federn,  Daunen  und  Federposen, 
wurden  theils  ganz,  theils  zur  Hälfte  verkauft,  jedoch  zu  schlechten.  Wachs 
und  Honig  dagegen  zu  angemessenen  Preisen. 

Von  der  an  den  Platz  gebrachten  rohen  Schaafwolle  ist  ungefähr  die 
Hälfte  verkauft,  das  Geschalt  war  fndessen  sehr  träge  und  die  Preise  in 
Folge  der  schlechten  Tuchmesse  gedrückt. 

B.    Naumburg  a.  d.  S. 

Petri-Paul -Messe. 

Die  Messe  ist  zur  Zeit  zu  einem  Jahrmarkt  herabgesunken  und  sind 
über  den  diesfälligen  sehr  unbedeutenden  Handelsverkehr  keine  besonderen 
Bemerkungen  zu  machen. 

C.  Leipzig. 
L  Neujahr-Messe. 

Obgleich  im  Hinblick  auf  die  dermaligen  politischen  Zustände  Deutsch- 
lands für  die  Neujahr-Messe  kein  günstiges  Resultat  zu  erwarten  stand,  so 
blieb  dasselbe  doch  noch  hinter  den  bescheidensten  Ansprüchen  zurück. 
Eine  grosse  Geschäftsstille  machte  sich  fast  in  allen  Artikeln  bemerkbar, 
und  war  auch  das  In-  und  Ausland,  ersteres  schwach,  letzeres  durch  Ein- 
käufer aus  der  Moldau  und  Wallachei,  die  sonst  der  Neujahrmesse  den  Aus- 
schlag zu  geben  pflegen,  zwar  einigermaassen  vertreten,  so  waren  doch 
deren  Einkäufe  gering  und  schnell  beendigt,  und  so  stand  denn  diese 
Neujahr-Messe  der  vorigen  bedeutend  nach. 

Denn  während  im  Vorjahre  überhaupt  3260  Gentner,  darunter  2158  Ctr. 
baumwollene  und  696  Ctr.  wollene  Waaren  nach  dem  Auslande  abgemeldet 
worden  waren,  so  wurden  diesmal  nur  1767  Ctr.,  davon  1023  Ctr.  bäum- 


Die  deutschen  Messen.  339 

wollene  und  348  Ctr.  wollene  Waaren,  mithin  1493  Gtr.  wenimr  dahin  aus- 
geführt, und  ebenso  verhielt  es  sich  mit  dem  Absatz  ausländischer  Waaren 
nach  den  Yereinslanden,  Dieser  betrug  im  vorigen  Jahre  223  Gtr.  überhaupt, 
in  dieser  Messe  dagegen  nur  166  Gtr.,  wodurch  denn  auch  die  Eingänge- 
Abgaben  von  5865  Thalern  auf  4360  Thaler  herabgegangen  sind  und  ein 
Minus  von  1505  Thalern  ergeben  haben. 

Die  Einfuhr  vereinslänoischer  Waaren  betrug  diesmal  62533  Gtr.,  wäh- 
rend im  Vorjahre  nur  59581  Gtr.  eingebracht  worden  sind. 

IL  Oster-Messe. 

So  vielfache  Klagen  auch  über  diese  Messe  vernommen  wurden,  so  kann 
ihr  doch  im  Allgemeinen  das  Prädikat  einer  leidlichen  Mittelmesse  beigelegt 
werden,  und  wahrscheinlich  würde  das  Resultat  derselben  ein  günstigeres 
gewesen  sein,  wenn  die  Messe  nicht  so  spät  gefallen  und  dadurch  so  manches 
Bedürfniss  schon  früher  befriedigt  worden  wäre,  dessen  ungeachtet  waren 
die  Einkäufe  der  vereinsländischen  Kundschaft  immer  noch  von  Belang,  und 
wäre  das  Ausland  nicht  abermals  zurückgeblieben ^  der  Ausfall  der  Messe 
würde  ein  besserer  gewesen  sein. 

Die  Ausfuhr  nach  dem  Auslande,  welche  voriges  Jahr  5148  Gtr.,  und 
zwar  2665  Gtr.  baumwollene,  982  Gtr.  wollene,  578  Gtr.  seidene  und  halb- 
seidene, und  913  Gtr.  kurze  und  andere  Waaren  betrug,  erreichte  diesmal 
nur  die  Höhe  von  4786  Gtr.,  als;  2545  Gtr.  baumwollene,  1072  Gtr.  wollene, 
425  Gtr.  seidene  und  halbseidene,  und  744  Gtr.  kurz  und  andere  Waaren, 
und  blieb  mithin  um  362  Gtr.  zurück,  dagegen  war  der  Absatz  nach  den 
Vereinslanden  umfänglicher,  denn  es  kamen  im  vorigen  Jahre  während  der 
Ostermesse  und  der  halbjährigen  Gontoperiode  1423  Gtr.  baumwollene,  2474 
Gtr.  wollene,  746  Gtr.  seidene  und  halbseidene  und  2408  Gtr.  kurze  und 
andere  Waaren,  überhaupt  7214  Gtr.  und  dieses  Jahr,  während  desselben 
Zeitraums,  1664  Gtr.  baumwollene,  2908  Gtr.  wollene,  807  Gtr.  seidene  und 
halbseidene  und  2458  Gtr.  kurze  und  andere  Waaren,  überhaupt  7837  Gtr., 
daher  623  Gtr.  mehr  zur  Versteuerung,  wodurch  denn  auch  die  Eingangs- 
Abgaben  von  238869  Thalern  auf  269422  Thaler  sich  gehoben  hatten. 

An  vereinsländischen  Waaren  gingen  überhaupt  132117  Gtr,  —  gegen 
voriges  Jahr  12414  Gtr.  mehr  —  ein, 

III.  Michaelis-Messe. 

Die  von  dieser  Messe  gehegten  günstigen  Aussichten  wollten  sich  im 
Verlauf  derselben  nicht  realisiren;  denn  wenn  es  auch  nicht  an  Einkäufern 
aus  den  verschiedenen  Ländern  fehlte  und  der  Absatz  im  Allgemeinen  ziem- 
lich von  Belang  war,  so  blieben  dessenungeachtet  die  vorhandenen  Lager 
fast  in  allen  Branchen  ziemlich  überfüllt,  weil  diese  durch  neue  Zufuhren 
und  in  Folge  des  schlechten  SommergeschäfLs  bedeutend  gewachsen  waren 
und  der  Bedarf  mit  diesen  keinesweges  in  Einklang  stand,  denn  es  wurden 
allein  an  vereinsländischen  Waaren,  deren  Eingang  im  Vorjahr  132241  Gtr. 
betrug,  143377  Gtr.  eingeführt  und  an  ausländischen  Waaren,  deren  Be- 
stände der  laufenden  Gonten  jedoch  nicht  angegeben  werden  können,  da 
sie  rechnungsmässig  nicht  vorliegen,  jedenfalls  aber  als  bedeutend  anzuneh- 
men sind,  waren  11500  Gtr.,  gegen  10979  Ctr.  des  Vorjahrs  521  Gtr.  mehr, 
eingebracht  worden. 

Soviel  nun  die  Ausfuhr  ausländischer  Waaren  nach  dem  Auslande  an- 
langt, so  wurden  geeen  im  Vorjahre  ausgegangenen  5125  Gtr.  dieses  Jahr 
nur  4614  Gtr.,  folglicn  über  500  Gtr.,  und  aarunter  gegen  300  Gtr.  baum- 
wollene, und  100  Ctr.  wollene  Waaren  weniger  abgemeldet,  wogegen  sich 


340  I^i®  deutschen  Messen. 

aber  der  Absatz  nacli  den  Vereinslanden  wiederum  günstiger  gestaltete, 
indem  gegen  yoriges  Jahr,  wo  6539  Gtr.  versteuert  wurden,  während  der 
Micbaelts  -  Messe  und  der  halbjährigen  Gonto-Periode,  diesmal  6704  Gtr.« 
darunter  1311  Gtr.  baumwollene,  nnd  2470  Gtr.  wollene  Waaren,  daher  165 
Gtr.  mehr  zur  Versteurung  gelansten,  wodurch  denn  auch  die  Eingangs- 
Abgaben  gegen  das  Vorjahr  ein  Mehr  ?on  9085  Thalern  ergeben  haben. 


D. 

I.    Die  Licht-Messe 

des  Jahres  1851  ist  zwar  hinsichtlich  des  Umfangs  der  Einfuhr  und  des  Ab- 
satzes nicht  ganz  so  gut  ausgefallen,  wie  die  des  Jahres  1850,  jedoch  war 
dieselbe  fiir  die  jetzigen  ungünstigen  Handelsconjuncturen  noch  zufrieden- 
stellend, und  kann  für  eine  gute  Mittelmesse  erklart  werden.  Der  Handel 
in  mittleren  und  ordinären  WoUenwaaren,  sowie  in  Leder,  war  wieder  sehr 
belebt,  ?on  gerinfferer  Bedeutung  war  dagegen  der  Handel  mit  baumwollenen, 
seidenen  und  halbseidenen  Waaren  und  mit  feineren  WoUenwaaren. 

Der  Absatz  der  übrigen  Messartikel  ist  ziemlich  gleich  mit  dem  des 
Vorjahrs  geblieben. 

Der  Handel  mit  contirten  ausländischen  Gegenständen  ist  zwar  in  Hin- 
sicht auf  Einfuhr  grösser  gewesen,  in  Bezug  auf  Abschreibung  dagegen  zu- 
rückgegangen. 

Die  Zahl  der  eingetroffenen  Messfremden  wird  auf  1125  Verkäufer  und 
803  Einkäufer  (solche,  welche  hier  übernachtet  haben)  angegeben.  Hierbei 
ist  jedoch  zu  bemerken,  dass  bei  der  Leichtigkeit  der  Eisenbahnyerbinduuffen 
die  grosse  Mehrzahl  der  Einkäufer  mit  den  Abendfahrten  zurückkehrt  (selbst 
bis  Hannover)  und  sich  nur  am  Tage  aufhält.  Mehrere  bedeutende  Einkäufer 
aus  der  reichen  Eibgegend  sollen  diesmal  der  österreichischen  Einquartirung 
und  der  Durchmärsche  wegen  zurückgeblieben  sein. 

Die  Anzahl  der  Mess-Conten  betrug  diesmal  36,  also  4  weniger,  als  im 
Vorjahre.  Die  Anschreibung  betrug  circa  83  Gtr.  mehr  als  1850,  die  Ab- 
schreibung durch  Versteuerung  circa  24  Gtr.  weniger  und  durch  Verkauls- 
ausführune  ebenfalls  circa  44  Gtr.  weniger  als  im  Vorjahre. 

An  zollvereinsländischen  Waaren  sind  in  dieser  Messe  1310  Gtr.  weni- 

ger  eingegangen  und  wurden  von  den  eingeführten  Mengen  mehr  als  zwei 
»rittheile  verkauft.  Insbesondere  ist  der  Handel  mit  mitteren  und  ordinairen 
Tuchen  und  mit  Leder  zufriedenstellend  gewesen. 

n.    Die  Laurentius-Messe 

des  Jahres  1851  ist  im  Allgemeinen  eine  ziemlich  {;ute  Mittelmesse  zu  nennen, 
indem  der  Handel  mit  ausländischen,  sowie  mit  zollvereinsländischen  Ar- 
tikeln bedeutend  besser  als  in  der  Laurentius-Messe  des  Vorjahrs  war. 

Von  ausländischen  condirten  Waaren  sind  zwar  circa  105  Gtr.  weniger 
eingegangen,  aber  dagegen  85  Gtr.  mehr  versteuert,  und  circa  83  Gtr.  mehr 
in  das  Ausland  verkauft. 

Das  Geschäft  mit  den  im  freien  Verkehr  bcGndlichen  Waaren  hat  sich 
gegen  die  vorjährige  Laurentius-Messe  gehoben,  denn  es  sind  1145  Gtr.  nicht 
allein  mehr  emgeganffen,  sondern  es  sind  auch  4486  Gtr.  mehr  verkauft. 

Die  Anzahl  der  Verkäufer  ist  etwas  geringer,  dagegen  die  der  Ein- 
käufer bedeutend  grösser  wie  auf  der  vorjährigen  Laurentius-Messe  gewesen. 


Die  deatschen  Messen.  341 

E.  Frankfurt  a/M. 

I.    Frühjahrs-Messe. 

Die  in  der  Frähjahrs-Messperiode  1851  sowohl  für  fremde  Messrerkänfer 
als  auch  fUr  einheimische  Grosshandlungen  eingegangenen  Fabrik-  und 
Manufakturwaaren  vereinsländischen  Ursprungs  oder  überhaupt  im  freien 
Verkehr  begriffen,  haben  sich  auf  48927  Ctr.  belaufen. 

In  der  Frühjahrs-Messperiode  18Ö0  betrug  die  gleiche  Zufuhr  45664  Ctr. 
und  in  der  Frühjahrs-Messperiode  1849  berecnnete  sie  sich  auf  48345  Ctr. 

Für  den  Gross-  und  Messhandel  in  ausländischen  Fabrik-  und  Manu- 
facturwaaren,  einschliesslich  der  Halbfabrikate,  sind  in  derselben  Messperiode 
überhaupt  18065  Ctr.  Netto  eingebracht  worden.  Davon  sind  gekommen  2486 
Ctr.  auf  Rechnung  des  Grosshandels  mit  fortlaufender  Contirung,  573  Ctr. 
sind  für  Fabrikanten  und  Grosshändler  auf  Messconto  in  Anschreibnng  ge- 
langt und  15006  Ctr.  gelangten  sofort  beim  Eingange  in  Frankfurt  zur  Ver- 
zollung. 

In  den  correspondirenden  Messen  der  beiden  Vorjahre  betrug  der  Ein- 
gang ausländischer  Fabrik-  und  Manufacturwaaren,  und  zwar 

in  der  Frühjahrs-Messe  1850    14227  Ctr. 

^  1849    13449    „ 

Die  Zahl  der  Fieranten  dieser  Messe  wurde  überhaupt  zu  1040  ermittelt, 
von  denen  933  auf  die  Zollvereins-Staaten  und  107  auf  das  Zollvereins- 
Ausland  gekommen  sind. 

IL    Herbst-Messe. 

In  der  Herbst-Messperiode  1851  sind  für  Verkäufer  aus  den  Zollvereins- 
staaten und  für  einheimische  Handlungen  an  vereinsländischen  oder  sonst 
im  freien  Verkehre  beßndlich  gewesenen  Fabrik-  und  Manufacturwaaren 
überhaupt  47496  Ctr.  eingebracht  worden.  Davon  sind  gekommen  28564  Ctr. 
auf  die  Fieranten  und  18931  Ctr.  auf  die  einheimischen  Handlungen. 

Zur  Herbstmesse  1850  belief  sich  das  Total  dieser  Zufuhr  auf  48546  Ctr. 
und  für  die  Herbst-Messperiode  1849  auf  47695  Ctr. 

In  dem  Messverkehr  mit  ausländischen  Fabrik-  und  Manufacturwaaren 
und  Halbfabrikaten  bewegten  sich  überhaupt  13384  Ctr.  Netto ,  nämlich: 
2856  Ctr.  von  Grosshändlern  mit  fortlaufender  Contirung  eingeführt;  374 
Ctr.  auf  Mess-Conto  angeschrieben  und  10154  Ctr.  sofort  oeim  Eingange  in 
Frankfurt  a/^.  verzollt 

Zu  den  Herbst-Messen  der  beiden  Vorjahre  1850  und  1849  betrug  die 
hier  einschlägige  Gütermenge  und  zwar: 

in  der  Herbstmesse  1850    15689  Centner 

1849    10556      „ 

Die  Zahl  der  Fieranten  in  dieser  Messe  hat  überhaupt  1042  betraf^en 
und  es  sind  deren  948  auf  die  Zollvereinsstaaten  und  94  auf  das  Zollvereins- 
ausländ  gekommen. 

Wir  geben  hierbei  eine  Zusammenstellung  der  an  sämmtlichen  Messen 
stattgefundenen  Zufuhren  von  Waaren,  welche  einer  Zollbehandlung  nicht 
mehr  unterworfen  waren,  d.  h.  entweder  vereinsländischen  Ursprungs  oder 
zollfrei  oder  schon  verzollt  gewesen  sind: 


342 


Die  deutschen  Messen. 


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Die  deatschen  Messen. 


Die  Bedeutung  der  einzelnen  Messen  für  den  Verkehr  und  den  Antbeil 
der  Terscfaiedenen  Zollvereins-Länder  an  demselben,  zeigt  der  folsende  Ver- 

?leich  der  Zufuhren  vereinsländischer  oder  verzollter  Waaren  in  den  Jahren 
850  und  1851 : 


Zollvereins-Länder. 


Preussen,  östl.  Provinzen 
westl.      n 

Luxemburg 

Bayern 

Sachsen 

Württemberg    .... 

Baden 

Kurhessen 

Grossherzogthum  Hessen 

Thüringen 

Braunschweig  . 
Naussau  .  .  . 
Frankfurt  a/M. . 

TMai  $  1851 

T^^*^  (1850     .    .    .    . 

Antbeil  iedesMess-j  1851 
Platzes  in  pGt       ( 1850 


.  .  • 


.  .  •  • 


I 

0 


167701 
18018 

1161 

60473 

76 

22 

128 

76 

981 

703 

6 

139 

249484 
223231 

33,8 
33 


2267 
314 

79 
1794 


217 
619 


5290 
5329 

0,7 
0,8 


90369 
59183 

15272 

119780 

1541 

383 

1756 

533 

41567 

2033 

5610 

338027 
311524 

46,4 
46 


I  W) 


i 


I 


o 
H 


BetheiUg. 

Jed.  Staates 

in  pGt 

1850  1851 


19964 

6660 

271 

267 

11504 

137 

31 

1010 

20 

1878 

1742 

180 

1060 

44744 
43086 

6 
6,3 


1117 

36600 

1964 

9484 

9165 

2939 

5742 

4109 

11850 

9044 

658 

3751 

96423 
94210 

13,1 
13,9 


281418 

120775 

2235 

26263 

202716 

4693 

6178 

7220 

12479 

54089 

5136 

3937 

6829 


38.3  37,7 

16.4  18,6 
0,4  0,4 
3,6  4,1 

27,6  25,8 
0,6  0,7 


0,8 

1 

1,7 

7,4 

0,7 

0,6 

0,9 


733968  100 
677380 

100 
100 


0,8 

%8 

7, 

0,7 

1.4 
1 

100 


Ueber  den  Verkehr  in  unverzollten  ausländischen  Waaren  ist  ein  Yer- 

fleich  darum  nicht  möglieh,  weil  die  amtliche  Statistik  des  Zollvereins  vom 
ahre  1851  keine  vollständige  Angaben  hierüber  enthält. 


Deutschlands  SeeschifiEahrt  und  Rhederei. 


Colberg 
Daniig  . 


Greifswalde 
Wolgastu-Bartb 


1852 

1728 

51037 

1728* 

51037* 

1B51 

1576 

44775 

1501 

46142 

1B50 

1317 

39061 

1245 

38515 

184S 

loao 

27408 

1030* 

27408* 

1848 

1141 

28756 

1141* 

28756* 

1852 

485 

35553 

485 

39303 

1851 

431 

32541 

431* 

32511* 

1850 

401 

32018 

344 

25320* 

1849 

297 

28427 

3ft3 

28785* 

1848 

394 

28535 

354 

„24488* 

1852 

26H5 

204817 

3125 

3 14378 

1851 

2(128 

171603 

2943 

181124 

1850 

1382 

135386 

1359 

137252 

1849 

1334 

120332 

1286 

122418 

1848 

1171 

124611 

1215 

127624 

1848 

80 

3302 

80 

3380 

1847 

207 

7062 

201 

7298 

1852 

1151 

115100 

1185 

118500 

1851 

1338 

132421* 

1324 

123794* 

1850 

1137 

113700* 

1147 

114700* 

1849 

781 

78100 

809 

80900* 

1848 

1078 

136927 

1021 

130066 

1S52 

1851 
1850 
184» 

435 

18097 

443 

12616 

454 

8802 

^7 

9273 

1851 

272 

20519 

238 

19747 

1850 

430 

29896 

511 

28888 

1849 

SIT 

17M0 

405 

21657 

1848 

W 

19158 

300 

13774 

1847 

294 

13657 

345 

19436 

Lutra  i  «WO  PH. 


Deutschlands  Seeschifffahrt  und  Rhederei. 


GeeslemDnde 
Hamburg  .    . 


1852 

184 

10257 

193 

12497 

1850 

102 

5957 

116 

7402 

1849 

84 

5535 

75 

3788 

1852 

4440 

280565 

4480 

281728 

1851 

4169 

248179 

4129 

247712 

1850 

4094 

243639 

4114 

243062 

vm 

ffi 

1880«4 

MIß 

iSMiß 

1848 

197878 

8293 

197Ö68 

1852 

691 

31050 

675 

30375 

1851 

335 

15802 

318 

14946» 

1S50 

.152 

5710 

lU 

5472* 

1849 

45 

1177 

45 

1156* 

1847 

63 

2701 

55 

2461 

1852 

245 

8884 

230 

8252 

1850 

1437 

21877 

1437'* 

21877* 

1849 

1347 

19947 

1347» 

19947* 

184S 

1431 

19801 

1421» 

19801* 

1347 

1310 

■20117 

1310« 

20117* 

1352 

2634 

41100 

2634« 

41100* 

1851 

23  IG 

34423 

-2316* 

34423* 

1850 

1062 

19423 

1062' 

19423* 

1846 

2891 

28303 

2891* 

28303* 

1852 

637 

10287 

543 

9921 

1851 

551 

14497 

481 

13539 

1850 

■  537 

12065 

470 

11772 

1849 

523 

10883 

545 

11228 

1852 

1022 

63569 

1064 

68293 

1851 

1096 

64598 

■1091 

63746 

1850 

1153 

71020 

1154 

■71C05 

1349 

918 

53076 

922 

53258 

1848 

816 

44489 

44960 

1862 

74« 

9208S 

'760 

97132 

1851 

1104 

143S10 

1098 

141308 

1850 

848 

107728 

854 

109205 

1849 

1074 

100625 

1061 

10tO41 

1848 

521 

e93SO 

.504 

66613 

1852 

_-, 

__ 

1^ 

-_ 

1851 

739 

19012 

758 

19957 

läeoo. 

12970 

760 

880 

49739* 

■862 

48000* 

1851 

1346 

72811 

1376 

76234 

l850 

1295 

85252 

1318 

87145 

1849 

622 

45853 

582 

42920' 
■49354 

1848 

■  664 

45793 

676 

1852 

1848 

55 

3230 

54 

3204 

1847 

179 

5239 

118 

-  ,3075 

_  seu  zoii-pra. 

mt'.t'M.im-.im. 


Lulen  k  eOOOPM. 


Itel.  '85  ÖmpfBcIt. 


DTe)itt«i)lUikds)SdefecJiifffahrt  ttiid  Rhed&rei.  .    847 


Angekonmien 

Aüs^elaiifeii 

) 

Häfen. 

Jahr 

Schiff- 

Tragf. 

OCBlSt- 

Trag- 

Bemetkungen 

• 

zahl 

fähigkeit 

KBhl 

fiihigkett 

Stolpemünde 

1852 
1848 

86 

3670 

84 

3620 

Lasten  Ik  4000  Pfa. 
«  8740  fcoU-Pfd. 

1847 

132 

6060 

129 

7204 

Stralsund.    . 

1852 

269 

15757 

377 

16645 

Desgleiobeo. 

1851 

253 

15609 

235 

16083 

1850 

232 

16827 

213 

14720 

1849 

186 

12805 

188 

14128 

1848 

393 

27962 

435 

3Ö640 

Triesl*)     .    . 

1852 

2858. 

420814 

3111 

502010 

Tonnen  ä  1830  Wien.- 
Pfd.  »  a049Z.-Pfd. 

1851 

2697 

557279 

2297 

475479 

1850 

2057 

429525 

2061 

426641 

• 

1849 

1992 

412344 

1951 

403857 

• 

Swinemtitide 

1852 

1665 

152511 

1646 

215419 

Lasten  \  4000  Pfd. 

__  »74.0  Zoll.Pfd 

(Stettin) 

1851 

1722 

147736 

1575 

140425 

Ohne  PftTnpfsclUffe 

•                                                                                  V 

1850 

1531 

138222- 

1563 

l4()8^ 

1849 

1239 

118159 

1083 

107218 

• 

1848 

1190 

103566 

1099 

103388 

1 
• 

Warnemünde 

1852 

581 

29050^ 

654 

31700 

Lasten  \  6000  Pfd. 
»ö809ioU.PM. 

(Rostock) 

1851 

620 

31000^ 

658 

33900* 

1350 

489 

24540 

503 

25150* 

« 

1849 

379 

18950* 

435 

21750* 

1848 

507 

25350* 

537 

26850* 

Wismar ... 

1852 

295 

14750 

299 

14950v 

Lasten  ^6000  Pfd. 

1851 

266 

13330* 

269 

13450* 

«  58Q9aoll.Pfa. 

1850 

345 

15403 

-349 

14388 

' 

1849 

396 

19324 

401 

19882 

Weserplätze 
Oldenburgs 

* 

1852 

249 

12791 

244 

10722 

• 
1 

(ausser  Brake) 

Die  mit  *  bezeichneten  Zahlen  sind  geschätzte.  Wo  nur  die  aiigekom- 
menen  oder  nur  die  abgegangenen  Seeschiffe  und  nicht  die  Zahl  beider 
uns  bekannt  war,  wurde  die  Ziffer  der  einen  Kolumne  auch  in  die  andere 
gesetzt.  Wo  nur  die  Tragfähigkeit  einer  Kolumne  nach  den  amtlichen  An* 
gaben  ausgefüllt  werden  konnte,  wurde  sie  nach  dem  Durchschnitt  der 
anderen  Kolumne  berechnet,  wo  sie  auf  beiden  Seiten  uns  fehlten,,  nach 
Massgabe  älterer  Notizen  ausgefüllt. ' 

tfeklagenswerth  ist  es,  dass  "von  Seite  nur  weniger  Hafenbehörtien  uns 
directe  Berichte  zuffekommen  und  die  amtlichen  Zusammenstellung^  dieser 
leichtesten  Malier  Zahlungen,  so  sehr  lange  auf  sich  warten  lassen,  dass  z.  B. 
bis  jetzt  (August  1853)  noch  nicht  die  Einzelnheiten  des  Schifffahrtsyer- 
kehres  preussischer  Häfen  im  J.  1852  veröffentlicht  sind. 

Die  Ai^aben  in  den  Lokalblättern  und  Handelskammer-Berichten  sind 
in  hohem  Grade  unvollständig  und  die  gesammte  deutsche  Schifißahrts- 
Statistik  leidet  unter  der  Verschiedenheit  der  Methoden >  welche  lan  einer 


*)  Bei  der  U&znlängllchlceit  der  Trlester  Berichte ,  welche  die  ganze  Sefaifffahrt  nmfassen> 
ah«r  nicht  See-  undKü^ten schiffe  ausscheiden,  sind  obige  Zahlen  nur  mit  Vorsicht  v\  benuteen, 
und  verweisen  >ir  f(Qrae&  naeihfolgendett' 'Frieder  B^^Iit.  .     .. 

22* 


DentscbUndi  Seeichifffihrt  und  Rhederei 


DftuttcbUnds  Seeichifffahrl  und  Rhederei. 


350 


Deutsclilaiids  Seeschifffahrfc  iibd  Riietlrrei 


Die  Flagge  der  angekommenen  Schiffe  war: 

18  5  1 

Zahl  Lasten 

Dänen 751  43195 

Mecklenburger 193  27445 

Hanseaten 60  3883 

Russen 47  4533 

Schweden 172  10214 

Norweger 491  20841 

Briten 1168  122064 

Hannoveraner 317  15791 

Oldenburger  u.  Rnyphauser    .         64  3714 

Niederränder  .......        719  45792 

Belgier  .........           1  75 

Franzosen  , 12  837 

Spanier --  — 

Neapolitaner  ..,,..,      .    6  .          785 

Noraamerikaner 2  229 

Preussen 2890  267326 


18  50 


Zahl 

569 

168 

42 

80 

175 

474 

1276 

200 

68 

603 

i5 
1 

11 
1 

2492 


Lasten 
27620 
23700 
2598 
7902 
11992 
20174 
121243 
10118 
4337 
37120 

1818 

67 

1426 

157 

250959 


Nach  einer  uns  vorliegenden  Notiz  für  das  letzte  Jahr  zeigt  dasselbe 
im  Vergleich  mit  den  Vorjahren  für  den  Verkehr  der  preussischen  Häfen: 


Eingelaufen 


Ausgelaufen 


1850 
1851 
1852 


•    •    • 


•    •    • 


Schiffe 

6010 
6893 
5650 


hiervon  waren  in  Ballast 

1850  .  .  .  2605 

1851  .  .  .  2939 

1852  .  .  .  1702 


Last 

511848 
557724 
457305 


225329 
247535 
141248 


Schiffe 

6124 
6799 
5737 


865 

915 

1218 


Last 

530331 

558930 
481672 . 


81037 
81999 . 
112698 


Wenn  die  Zahlen,  wie  wir  Grund  haben  anzunehmen,  für  1852  nicht  minder 
richtig  sind  als  für  die  Vorjahre,  so  würde  obige  ZusammensteUuilg  eine 
bedeutende  Abnahme  des  preussischen  .Seeverkehres  beweisen,  wenn 
wir  auch  diese  Erscheinung  nur  zu  den  natürlichen  l^chwankungen  jedes 
Verkehrs  zählen  mögen,  so  oegrtindet  doch  die  Thatsache  ernsüiche  Besorg- 
nisse, dass  der  Tonnengehalt  der  Schiffe,-  welche  leer  oder  in  Ballast 
einlaufen,  circa  45pCt.  von  dem  sämmtlicher  eingelaufenen  Schiffe  tu  be- 
tragen pflegt. 

Es  ist  diese  Thatsache  als  eine  der  wichtigsten  zu  betrachten,  welche 
gegen  die  Beschränkung  der  Einfuhr  durch  hohe  Zolle  sprechen. 

Man  träumt  von  nationalen  Interessen,  welche  durch  diese  hohen  Zölle 
begünstigt  werden  sollen,  es  ist  wohl  nichts  einleuchtender,  als  dass  diese 
Interessen  nicht  durch  Vernichtung  der  einheimischen  Handelsschiiffrahrt 
gefördert  werden.  Die  Reisekosten  der  Schiffe,  welche  in  Ballast  eiijaufen, 
müssen  auf  den  Gegenständen  der  Ausfuhr  verdient,  diese  hierdurch  theurer 
und  ihre  Konkurrenz  mit  dem  Auslande  erschwert  werden.  * 


Deutschlands  Seeschifffahrt  und  Rbederei. 


351 


Wenn  die  Berichte  der  Hbndehikantnem  bekfagbn^  daai  die  S«0«Fniehten 
zu  ni<^ig' seien,  .um  die  Ehederei  lohnend  zu  machen,  so  heisst  dies  Tielleicht 
nichts  auueres,  als  dass  man  darum  nicht  so  wohlfeil  mit  preussischen 
Schiffen  Cahren  könne  wie  mit  anderen,  weil  sie  keine  Rüf^kfracht  nach  Preus^en 
bringen  dürfen,  die  Reise  nach  dem  heimischen  Hafen  also  durch  die  nach 
dem  fremden  verdient  werden  muss. 

Die  Lage  der  preussischen  Rbederei  scheint  ebenfalls  der.  Ausdruck 
einea  sinkenden  Schtfihbrts -Verkehrs. 

Es  zeigt  der  Vergleich  der  beiden  letzten  Jahre 


Bestand 

BeBiBiiimg  dar  Häfen 

1852 

1858 

Altwarp  .    . 

Schiffe      Lasten 

Schiffe 

Lasten 

•        •        •        • 

4          337 

3 

243 

Andam   .    . 

•        •'       • 

12 

1401 

11 

1369 

Barth    ^ .    . 

■ 

• 

• 

80 

9221 

78 

9334 

Berlin   '.    .    . 

6 

1650 

4 

1140 

Brannsberg 

» 

3 

432 

3 

432 

Gammin 

1                i 

• 

3 

192 

2 

138 

Colberg  .    .    . 

*               * 

18 

3287 

17 

3480 

Cöln   .    .    . 

1                1 

3 

60B 

3 

606 

Cösfin     .    .    . 

4 

3 

710 

3 

721 

Danzi^    .    .    . 

HO 

23199 

109 

22561 

Dem  mm      .    . 

1            ^ 

4 

559 

2 

233 

Rlbing    .    .    . 

■ 

12 

1896 

11 

1386 

Greifswald  .    , 

►            * 

55 

6402 

51 

6043 

Königsberg 

1 

42 

6602 

41 

5965 

Memel    .    .    . 

• 
1            « 

79 

17061 

77 

17298 

Neuwarp     .    . 

4 

.  1 

220 

-^ 

— 

Pillau      .    .    . 

1 

5 

549 

3 

492 

Potsdam      .    . 

•             < 

1 

313 

1 

313 

Rügenwalde    . 

>            4 

20 

2310 

18 

2202 

Stettin    .    .    . 

t            * 

177 

23922 

167 

1  22875 

Stolp  .... 
Stralsund    .    . 

25 

2348 

25 

2298 

108 

13S02 

103 

12608 

Swinemünde   . 

33 

4110 

37 

4759 

Tilsit  .... 

1 

269 

1 

259 

Ueckermünde . 

32 

4901 

29 

4331 

Vogelsang  •    . 

2 

341 

2 

341. 

Wolgast .    .    . 
Woffin    .    i    . 

33 

4536 

32 

4385 

— 

— 

2 

116 

Summa    . 

4 

872     130606 

835     125938 

1 
BesUnd  1852 872  Schiffe  mit  130606  Laslen. 

1853 835      „         „    125938      „ 

1853  wei 

lig« 

er 

• 

• 

.      37  i 

Schiffe  mi 

it      46( 

)8  Lasten. 

352 


DeutBchUnds  Seescfaifffahri  und  RhedereL 


Die  praussisehe  Rbederei  yerlor  im  Jakfe  18^2:' 

Darch  Seeverlust 61  Schiffe  mit  81 16  Last. 

Abvraken 3     «        »420 

Verkauf  nach  dem  Auslande     ....      4    ^        „    1319 

im  Ganzen    .    .    68     n        «    985^     « 

Dagegen  wurden  auf  preussifichen  Schiffswerften 
im  vorigen  Jahre  gebaut .    .    .    .    ....    31  Schiffe  mit  5187  Last. 

bleibt  för  das  Jahr  1853  einen  Abgang;  von     .    21      „         ,    4668     , 

Dagegen  waren  beim  Jahresschluss  in  Neubau  begriffen: 

In  Barth    .    .    .    1  Briggschiff von    175  Last. 

•    Colberg    .    .    1  Barkschiff «      240 

'  Clipper 

2  Schooner      

Barkschiff 


» 


Danzig 
Danzig  .    . 

Elbing 

Königsberg 
Memel 


Rugenwalde 
Stettin  .    . 


Ueckermünde 


ff 

91 


Fregattschiff     .    . 
Kriegsdampfcorvette 
Dampfschiff      .    . 
Giipperschooner    . 
Barkschiff     .    •    . 


ik  270  Last) 


Briggschiff 

Schooner 

Brisgschiff 

Barkschiff 

Schooner  . 

Briggschiff 


n 

»» 

n 

>» 

w 
w 


120 

100 
260 
300 

350 

*  _____ 

*  ...• 

170 
250 
220 
810 
350 
220 
120 
150 
350 
120 
120 


II 
» 

n 
n 

« 

M 

n 
n 
w 
» 

91 
W 


Total  .  23  Schiffe 


von  4425  Last. 


(ausser  der  sub  *  nicht  angegebenen  LastenzaU) 
wodurcch  mithin  der  Abgang  bei  des  Lastenzahl  wieder  ausgeglichen  sein 
dürfte. 

Zur  See  gingen  verloren: 
im  Jahre  1852    .    .    .    61  Schiffe  von  7934  Last  oder  6 1^  pGt. 


91 

9» 

9) 

n 

9» 
99 
9» 


1851 
1850 
1849 
1848 
1847 
1846 
1845 


21 
43 
40 
34 
40 
27 
55 


« 

99 
9» 
9» 

n 

9> 

fll 


1» 

9) 
99 
9» 

9} 
91 
9) 


2881 
5653 
6055 
4875 
4580 
3382 
7318 


9» 
99 
99 
9» 
9» 
9» 
9» 


9» 
9» 
9> 
91 
9) 


2»^ 
in» 

4??. 
7 


9» 
99 
9» 
»» 
91 
T) 
99 


von  der 
Lastenzahl 
zu  Anfang 
des  Jahres. 


lieber  die  oldenburgische  Rhederei  sind  uns  zahlreiche 'durch  die 
Güte  des  grossherzoglichen  Ministeriums  auffallende  Berichte  zugekommen, 
aus  welchen  wir  die  nachfolgende  Tafel  entlehnen : 


Deutschlands  Seescbifffahrt  und  Rhederei. 


353 


Uebersicht 

4er  am  1.  Jaiaar  1853  unter  OMealorgisdier  flagge  fakreuiea  ScUffe  tter  S  lUekeulastea  grsas. 


Amtbezirk 


Tragf&hittkeit,  nach  Recken* 
lasten,  von 


! 


■! 

ä 


es 

i 


i 


A.  Weser-Gebiet. 

1.  Stadt  Oldenliurg   .  . 

2.  Amt  Bern«   *    .    .  , 
8.    ff     Elsfleth     .    .  . 

Brake    .    .    .  . 

Bodenkirchen  , 

Abbehaasen  •  . 

Borhare    .     .  , 

Landwflhrden  , 

Zwiechenahn .  , 

Rastede.    .    .  . 

Delmenhorst .  , 


4-  f» 

5.  » 

6;  » 

7.  » 

8.  » 

10.  , 

11.  , 


Zusammen 


B.  Jade-Gebiet 

1.  Amt  Bnrhaye    .    . 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 


18 
24 
10 
69 
33 
10 
11 
7 


182 


9 
9 


) 


Rastede 
Varel    . 
Bockhom 
Jerer 
Hinsen  . 
Tettensf 

Zusammen 

G.  Ems-Gebiet. 

1.  Amt  Westerstede  .    • 

2.  n      Friesoythe     .    . 
a.    ff      Zwischenahn.    . 

Znsammen 


Im  Ganzen  am  1.  Januar 
3853 

Im  Ganaen  am  1  Januar 
1852      ...... 


3 
1 
2 
18 
2 

29 


16 
77 


93 


304 


298 


1 

6 

23 


2 

1 


38 


1 
1 

21 
1 
15 

20 


16 


16 


74 


4 
1 
7 
2 


15 


1 
2 
6 
2 

11 


1 
1 


1 

13 
12 
10 

I 


1 


38 


1 
2 


5 


1 
3 


2946 


16 

25 

6 


48 


1 


49 


73|2945 


41 


s 


1 
1 

10 
2 
1 


15 


15 


13 


1 
4 


8 


8 


6 


2 
1 


2 


i 


X 


1 


1 


1 


2 


1 


3 


1 


S 

en 


Am  1.  Januar 
1863 


QQ 


1 

0 


Am  I.Januar 
1852 


lg 


1 


1 


2 


2 


25 

62 

71 

122 

37 

10 

15 

8 

1 

1 

1 

353 


6 
3 
7 

27 
19 

65 


18 

97 

1 

116 


534 


66 

351 

524 

499 

86 

20 

45 

17 

15 

17 

8 

1648 


6 


20 
10 
22 
72 
55 

185 


41 

209 

4 

254 


2087 


572 

3483 

5719 

4150 

640 

106 

315 

114 

215 

300 

90 

15704 


33 


200 
91 
194 
607 
539 

1664 


248 

1302 
40 

1590 


18958 


23 

61 

68 

110 

34 

8 
15 
10 

1 


330 


1 
7 
3 
7 
26 
23 

70 


15 
98 

* 

113 


513 


« 


iSt 


I 


s 


64 

341 

487 

452 

75 

16 

45 

21 

15 


1516 


6 

2 

24 

10 
^ 

68 
66 

198 


31 
215 

• 

246 


1960 


512 

3288 

4951 

3755 

487 

92 

316 

136 

215 


13752 


33 

6 

238 

91 
184 
532 
664 

1748 


142 
1353 

• 

1495 


16995 


DeatschlandsSccschirfrihrt'imd  Rbflder« 

Bhederei    und  SchifTTahrt  Terdinlren    wir    dem 

Bureau  /b  Hanooyej-  nachfolgende 

ing  ia   Ende    des  Jahres  18&    0 
faben  btueheB  siicb  aof  ScbiOiiuieii  la  4000  Pfd.  haniioT. 

.   lrfUKldrert«U>«iiEk  AwüA. 
(Ost/riesland  nnd  Papuiburg). 


2007 
VeQ'den  Seeschiffen  Waten: 

unter  37  '4  Lasten   Tragßhigkeit  297  Stück,    . 
Ton  37  •^— 75  Listen  ,  186      , 

■    75    „150     „  ,  103      , 

.  150    ,300    ,  „  3      „ 

ääS  Stuck. 


D.tBL«cfal3B4fl  SaesehiffAhrt  und  Rheder«i. 


n.  Landdrostelbezirk  Stade. 

^täfoi  an  der  Elbe  und  Weser  nnd  deren  Nebenflüssen.) 


.  Von  den  SeescbifTen  waren: 

unter  25  Lasten  Tragfähigkeit    ....  34  Stock 

von    25  bis    dO  Lasten .39      „ 

.■,'     50   ,     100       , 12      , 

,.    100    ,    200       „ .  10      „ 

Über  200  Lasten ■    ■      2      „ 

Summa  97  Stück. 

III.  X.anddrosteibezirk  Iittneburg. 

(Nämlich  nur  Harburg.) 
Ueber  die  Rhederei  Harbarg's  liegen  ai^enblicklich  noch  keine  Nach- 
ri(ät«n  vor, 


356  Dentichlands  Seeichifffahrt  nnd  Rhederi. 


>=?  ■ 


"'^^S'^-S 


Dentichlinds  Seeschirrfahrt  and  Rhederei.  a57 

HS  ti' 


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'als  äg. 


Sä-3 
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358  DentschUndB»  Seesohlfffahrff  uiid  Rb«d6re2. 

Die  zwischeSk  Harburg  und  Hanfburg  fahrenden  Dampfschiffe  3  sind  in 
Ganzen  2730  Md  in  Harburg  beladen  eingeiaufen  und  eben  sooft'beiädi^n 
aus  Harburg  ausgelaufen.-  Der  Lastengehalt  dieser  Dampfschiffib  findet  s^fa 
nicht  nachgewiesen.  j       ;      , 

Vorstehendes  Verzekfaniss  konnte  in  der  Hauptliste  darum  ticht  benutzt 
werden,  weil  diese  schon  gedruckt  war  und  nur  aie  Seeschiffe  s^fzählt^  oben 
aber  auch  die  Fluss-  und  Wattschiffe  inbegriffen  sind. 

Ueber  Mecklenburgs  Rhederei  finden  sich  die  vorhandenen  Berichte 
unter  Mecklenburg 

lieber  Hamburgs  Rhederei  finden  wir  einen  interessanten  Beitrag  in 
der  Supplik,  welche  bezüglich  der  Verbesserung  des  Fahrwassers  der  Elbe 
an  den  Senat  gerichtet  worden  ist,  und  in  welchem  es  heisst,  dass  die 
Hindernisse  in  dem  Flussbette  in  demselben  Zustand  geblieben  skid,  der 
schon  in  1839  und  1844  als  ungenügend  erkannt  wurde,  dass  die  Richtung 
des  Handels  dabin  geht,  Schiffie  von  immer  grösserem  Tiefgang  xu  verwen- 
den; dass  demgemäss  trotz  des  genügenden  Zustandes  der  £1|»6  der  Tief- 
gang der  Schiffe  und  der  vermehrte  Verkehr  der  Dampfschiffe  in  ^anz 
anderer  Progression  vorgeschritten  sind,  als  das  gewonnene  Resultat  einer 
-Stromrinne  von  l^^Fuss  Tiefe  mehr;  dass  die  Hamburger  Rhederei  in 
Folge  des  Wettkampfes,  der  seit  Aufhebung  der  englischen  Navigatitns-Acte 
unter  allen  Schiffswerften  entstanden,  sich  genöthigt  gesehen  hat»  Schiffe 
von  grösserer  Tragfähigkeit  zu.  bauen,  dass  der  hamburgische  Rheder  aber 
gezwungen  ist,  bei  dem  Bau  oder  Ankauf  grösserer  Schiffe  dem  ungenügen- 
den Zustande  der  Elbe  in  einer  Weise  Rechnung  zu  traeen.  Welche  nicht 
selten  den  übrigen,  an  die  Schiffe  zu  stellenden  Anforoferunjen  Abbruch 
thut;  dass  dagegen  der  fremde  Rheder  angestanden  hat,  seinertiefgehenden 
Schiffe  nach  Hamburg  zu  dirigiren,  und  dass  zum  Nachtheil  des  Pandels 
die  Tragfähigkeit  der  von  überseeischen  Plätzen  auf  hier  angekofnmenen 
fremden  Schiffe  kleiner  geworden  ist. 

Jedenfalls  kann  aber  für  die  Beurtheilung  der  Zulänglichkeit  des  Fahr- 
wassers nur  der  Tiefgang  der  grossen  Schiffe  den^Maassstab  abgelten  und 
von  einer  völlig  genügenden  Tiefe  desselben  erst  dann  die  Reoe  sein,  wenn 
alle  und  jede  Handelsschiffe,  die  in  andern  concurrirenden  Hä^n  einlaufen, 
auch  Hamburg  erreichen  können.  Die  Thatsache,  dass  die  grossen  für  den 
transatlantischen  Verkehr  und  fiir  das  Auswanderungsgesch^fl  erforder- 
lichen und  allein  noch  rentirenden  Schiffe  —  wie  sie  für  diese  Zwedte 
gegenwärtig  auf  den  englischen  und  amerikanischen  Werften  f^ist  aus- 
schliesslich nur  noch  gebaut  werden  -—  auf  der  Elbe  bei  den  gegenwärtigen 
Zuständen  nicht  anwendbar  sind,  gtebt  den  Beleg,  wie  sehr  diese  gegen 
andere  Flüsse  noch  zurücksteht.  • 

Mach  statistischen  Notizen  bestand  (fie*  hamburgische  Rhederei  I 

•     .  -Dufchschnittliche  ^         * 

•   •  Schiffe    Tragfähigkeit. 

•*  in  1842  ;  .  .    204  ...    82  Commerz  -  Lasten. 

^  1845  ....  206  ....  8«  „ 

^  185Ä  ...    369  ,•.  100  „ 

> 

Es  kamen  an: 

in  1842  .  .  .  3330 :  .  .  52,13 
«  1845  .  .  .  3990  .  .  .  48,82 
«  1862  .  .  .  4440  .  .  .    63,19  «  ;       . 

darunter  von  transatlantisehea  Plätze©  \       . 


l^euüschlbAds  Steschifffahrt  utd.Rllsd«rei  359 

tthter>  hmüuiigiBöter  Flagge : 

Äcnme       Tragfähigkeit 

in  1842  ...  132  ..  .   99,30  Comnerz-^Laftten 

^   1845  .  .  .  160  •  .  ;  101,77  « 

«  1852  .  .  .  203  ..  .  118,14 
unter  fremder  Flagge: 

in  1842  .  .  .  340  .,  .  101,30 

^  1845  .  .  .  25r  ,  .  .  103,06 

„  1852  ...  277  ..  .    93,64 


Es  kamen  an: 

Schiffe  im  Tiefgang  von 
14Fuss:   15Fuss:    IbFuss:   17  Fiiss: 
in  1844  .:  .      246  204  87  5 

„1850...      350  398  173  2! 

Die  Hamfourgische  Rhederei  inmfasste  über  ]2Foas  tiefgehende  Schiffe: 

in  1844  .....  i  102 
„  1850  .  .....  160.      . 

Der  Dampfschifffahrts -Verkehr  stieg  von  346  Schiffen  in  1842  auf  725 
in  1852. 

iUeberBrem«tns  Rhederei  giebt  der  Beriebt  des  ,hapdet3statistüchen 
Bureaits  dftselbst  unter  anderem  folgende  Auskunft: 
Bestand  am  1.  Januar  1852       .....  237  Seeschiffe  vop  50233  Last 

Hinzugekommen  im  Laufe  des  Jahres: 
a)  an  der  Weser  nengebaute  Schiffe     :      .         14         „  „      3605 

b).Ang6kanifleSdiiffe,  welche  früher  imter 
.  fremder  Flagge  fuhren     ......    256         „  ^    54898 

Abgegangen  im  Laufe  des  Jahres: 

a)  Gestrandet  und  verloren       ....  4         „  «       550 

b)  Condemnirt  oder  gesehloopt      .      *      .  7         n       .    n      1275 

c)  Nach  Aussen  verkauft     ,      .     .  .  6         ., „      1025 

Total  abgegangen  17  ^.  „  2853 

Mithin    fahren   am    1.  Januar  1853   unter  i    . 

Bremer  Flagge 239  „  ^  S2048 

Dann  unter  fremder  Flagige      .  4  %,  ^  460 

,  .  Total      243         l  „    52508 

Der  Bauart  nach  befinden  sich  unter  diesen  243  Schiffen : 

03'voUe  Schiffi,  10  Scjboonerbriggs, 

;.  78  Barken,  12  Schooner, 

74  Briggs,  7  Schoonergallioten, 

1  Schocmerbark,  7  Gallioten, 

1  Kuff. 

Davon  sind  5  Sudsee -Wallfischfä[ng;er  und  T  Grönlandsfahrer. 
Unter  den  243  Schiffen  sind: 

1  von  820  Last.  18  von  400  bis  490  Last 

1    »    620    „  38    „     300    „390    ^ 

1    «     560    „      ,  .  42    n    200    «    290    „ 

8    »    500  bis  520  Last.  49    „     100    »    190    „ 

39  von^nter  100  Last. 


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n 


n 


360 


Deutschlands  S«eschifffthrt  uAd  Rhtdorei, 


228  dieser  Schiffe  sind  kopferfest  gebaut,  von  denen  813  mit  Kapfbr  oder 
Münz -Metall  und  6  mk  £ink  beschlagen  sind;  9  haben  keinen  Metallbe- 
schlag; 15  Schiffe  sind  eisenfest,  von  denen  2  über  eine  Spiekerhaut  be- 
kupfert,  3  mit  Zink  beschlagen  und  10  ohne  Metallbeschlag  sind.  — 
219  Schiffe  haben  Chronometer  am  Bord. 

Ueber  Holsteins  Rhederei  fehlt  jede  Angabe. 
Die  Rhederei  norddeutscher  Seestaaten  war: 


1853 

1852 

Zahl 

Tonnen 

Zahl 

Tonnen 

Preussen  .  . 

835 

244233 

872 

230604 

Hannover  .  . 

^. 

— 

— 

— . 

Oldenburg  . 

534 

36466 

513 

32647 

Mecklenburg 

297 

84065 

309 

90652 

Hamburg  .  . 

369 

105584 

349 

97497 

Bremen  .  .  • 

243 

105016 

237 

100466 

Lübeck  .  .  . 

60 

11368 

71 

14530 

Wenn  wir  von  den  Häfen,  deren  Berichte  Angaben  hierüber  enthalten^ 
die  eingelaufenen  Schiffe  zusammenstellen,  so  finden  wir  folgende  Be- 
theiligung der  einzelnen  Länder  und  Flaggen  in  den  norddeiftscnen  Häfen; 

(Siehe  Tabelle  S.  361  und  362). 

Ueber  Deutschlands  südlichen  Hafen,  Triest,  berichtet  die  Rivista  Ma- 
ritima de  Lloyd  Austriaco:  die  Zahl  der  im  verflossenen  Jahre  hier  ange- 
kommenen Schiffe  betrug  im  Ganzen  (incL  der  Küstenfahrer)  1^3974  von  zu- 
sammen 783983  Tonnen ,  gegen  12056  Schiffe  von  661187  Tonnen  im  Jahre 
1850.  (Nach  der  vorjährigen  Angabe  befanden  sich  unter  den  im  Jahre  1851 
angekommenen  1584  Schiffe  langer  Fahrt  und  9747  Küstenfahrer.)  An  dieser 
regelmässigen  Zunahme  hatten  nächst  der  Österreich.  Flagge  die  griechische, 
nordamerikanische,  türkische  und  französische  den  meisten  Antheil.  Der 
Herkunft  nach  war  die  Zunahme  der  Schifffahrt  vom  Auslande  vorzüglich 
die  Folge  der  grösseren  Getreidezufuhren  aus  den  Häfen  des  Schwarzen 
Meeres  und  der  Donau,  so  wie  grösserer  Zufuhr  von  Wein  und  Spriet  aus 
Frankreich,  von  Colonialwaaren  aus  Amerika  und  Eisen  und  Kohlen  aus 
England.  Eine  Verminderung  ergiebt  sich  namentlich  aus  dem  Kirchenstaat 
und  Spanien. 

Angegangen  sind  im  verflossenen  Jahre  Im  Ganzen  18957  Schiffe  von 


zusammen  782669  Tonnen,  gegen  12047  von  706227  Tonnen  in  1851  und 
10368  von  663608  Tonnen  in  18ö0.  Die  Zunahme  betraf  der  Flagge  nach  die 
österr.,  neapol,  engl,,  nordamerik.,  türk.,  holländ.,  ionischen,  franz.,  preuss. 
und  dänischen  Schiffe,  während  sich  eine  Abnahme  bei  den  sriech.,  päpstl. 
und  sardinischen  Schiffen  zeigte.  Ueberhaupt  trifft  die  Zunanme  der  Aus- 
fuhr hauptsächlich  den  Verkehr  mit  den  inlandischen  Häfen,  während  sich 
bei  der  Ausfuhr  nach  dem  Auslande  eine  Verminderung  ernebt 

Die  Zahl  der  im  Jahre  1852,  wie  oben  erwähnt,  angcKommenen  und 
abgegangenen  Schiffe  betrug 

(Siehe  Tabelle  S.  363). 


Deutschlands  Seeschiffahrt  and  Rhederei. 


361 


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Greilsiral^e 


H«mbnrg 


Breman 


Lübeek») 


Biettia 


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Btralnni 


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Kiel 


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Wismar 


Leer 


Harburg 


Altena 


Oldenburg 


Total 


per  Ctr. 


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I 

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lljotsehlands  Seäichifffabrt  und  Rbede^ei.      363 
a)  der  Flagge  und  Tragfähiglttft  felätt1\:  '     - 


Angekoiflffli!ri: 

Abgegi 

Ingen: 

n«ggeii 

Alt  Ladtm^ 

In  BaRWt 

mit  Ladung 

in  BaUwt 

9«liUte 

Tonnen 

ikumt 

Ttfttneii 

^kaaitt 

Tonnen 

Sehiife   Tonnen 

Oesterr.  Dampfböte . 
^      Segelschiffe 

775 
9725 

151393 

13 

420  t 

729 

1449^4 

13 

12821 

327924 

1391 

35245 

5531 

227938 

561» 

198502 

Belgische    .... 

5 

1251 

^_ 

— 

4 

853 

.1 

626 

Dänische     .... 

22 

2523 

— 

— 

17 

2484 

9 

1199 

Englische    .... 

100 

21397 

2 

813 

68 

15179 

33 

9108 

Französische  .    .    . 

43 

5840 

1 

109 

25 

3155 

25 

3979 

mn 

Griechische     .    .    . 

526 

85944 

•  — 

217 

32810 

272 

Haitische     .... 

1 

173 

— 

— 

— 

Hanseatische   .    i    . 

14 

3340 

1 

552 

8 

1994 

6 

1757 

Hannoversche     .    . 

7 

668 

—L- 

4 

408' 

3 

320 

Ionische      .    .    .  •. 

76 

6212 



41 

2545 

34 

3294 

Mexikanische  .    .  •• 

1 

155 

■' 

1 

175 

Afoldau-wallachiltdie 

12 

2328 

2 

436 

1 

125 

11 

md 

Nea|>olitanischä  .*   . 
NieaerländischO  •    . 

460 

41479 

8 

1667 

436 

34846 

42 

3072 

43 

6308 

1 

150 

29 

4732 

19 

2778 

Oldenburgische'  .•  . 

1 

115 

1 

134 

3 

481 

1 

160 

Päpstliche  .    *    .    . 

359 

26809 

•    — 

— 

417 

25102 

57 

4m 

Portugiesische     .    . 

1 

261 

^- 

— 

1 

315 

— 

'  -^ 

Pr<$ussiselke     .    .    . 

14 

4082 

— 

— 

12 

3358 

4 

i72rr 

Russische    .    .    .    . 

18 

4578 

— 

4 

917 

10 

2643 

Sardinische     .    *    . 

30 

4923 

_— 

16 

2798 

16 

1690 

Schwed.  u.  Norweg. 

32 

6704 

1 

321 

19 

5003 

20 

4628 

Spanische    .... 

17 

3289 

— 

>— 

16 

3535 

1 

211 

Toscanische    .    .    . 

10 

1549 

— . 

.^ 

8 

142rt 

^ 

382 

Türkische  .... 

98 

10594 

1 

250 

61 

6007 

24 

3352 

Vereinigte  Staaten  . 

42 

18956 

— 

— 

16 

8994 

24 

W431 

Zusammen    .    . 

12552 

740795 1 1422 

43188    7684  529774 

6273  2*^95 

H 

(Siel 

bie  S.  . 

3^) 

Die  österreichische  Handels-Marine  zählte  am  Schlüsse  des  Jahres  1852 
9519  Schiffe  verschiedener  Grösse  im  Gehalte  von  280811  Tonnen  mit 
34064  Mann,  und  zwar  39  Dampfschiffe  mit  11327  Tonnen  und  1054  Mann, 
Ö5  Dreimaster  mit  28522  Tonnen  und  782  Mann,  122  Barkschiffe  mit 
44374  Tonnen  und  1419  Mann,  17  Polaken  mit  6320  Tonnen  und  196  Mann, 
61  Briffffs  mit  19998  Tonnen  und  660  Mann,  335  Brigantinen  mit  82598  Tonnen 
und  3211  Mann,  5  Goeletten  mit  513  Tonnen  und  32  Mann,  23  Schooner  mit 
3085  Tonnen  und  170  Mann,  28  Schooner -Briggs  mit  3691  Tonnen  und 
205  Mann,  4  Hermaphroditen  mit  531  Tonnen  und  32  Mann,  2944  Trabakeln 
mit  57164  Tonnen  und  10371  Mann,  719  Brazzern  mit  6661  Tonnen  und 
2278  Mann,  1516  Leuti  mit  5097  Tonnen  und  5193  Mann,  3597  Barken  mit 
8749  Tonnen  und  8395  Mann  etc. 


23 


364  Deutschlands  Seeschifffahrt  and  Rhederei. 


b)  Nach  Herkunft  und  Best! 

imnumg: 

*      ^  _ 

I     '       r 

* » 

Angekommen: 

Abgegangen: 

lUggen 

mit  Laduxiff 

in: 

BaUwt 

mit  Ladung 

laBallasi 

1 

Sehiffe 

Tonnen 

Schiff« 

Tonnen 

Schiffe 

Tonnen 

Schiffe 

Tonnen 

Oeslerreich.  Häfen : 

Dampfer  .... 
SegelschiCTe      .    . 

666 

112643 

3 

56t 

619 

104632 

6 

1274 

91d4 

204956* 

1407 

38625 

5265 

172793 

5581 

107866 

Amerika,  Nord   .    . 

65 

23874 

— 

.— 

10 

5839 

— 

Süd.    .    . 

92 

23636 

— 

— 

20 

5403 

— 

Antillen  . 

61 

17040 

— 

— 

3 

785 

— 

— 

Barbaresken    .    .    . 

4 

412 

— .. 

10 

1719 

— 

— 

Belgien 

13 

2961 

.  — 

13 

2375 

— 

Dänemark  .... 

1 

95 

« 

_ 

2 

320 

— 

— 

Donaufiurstenthümer 

303 

55814 

— 

7 

1502 

13 

3112 

England  u.  Gibraltar 

161 

48177 

1332 

99 

29147 

5 

1662 

Egypten 

107 

30931 

— 

— 

82 

26918 

10 

3150 

Frankreich  .... 

109 

18522 

— 

._ 

16 

8281 

8 

1574 

Griechenland  •    .    . 

145 

15332 

1 

4oa 

165 

23870 

229 

42767 

Hansestädte    .    .    . 

17 

2427 

— 

17 

3096 

— 

— 

Ipnische  Inseln  .    . 

36 

3378 

3 

860 

■■    68 

4821 

33 

3189 

Kirchenstadt  .    .    . 

406 

22130 

3 

554 

411 

265B6 

44 

4221 

MalU 

18 

2881 

— 

__ 

36 

5291 

1 

130 

Neapel 

Sicflien 

1    368 

22910 

._ 

325 

19944 

43 

2850 

115 

16851 

• 

-_ 

153 

24042 

.  17 

6550 

Niederlande     .    .    . 

48 

8870 

-— 

^.. ' 

40 

7262 

— 

Ostindien    .... 

4 

1233 

m-. 

— . 

... 

...- 

— 

Portugal     .... 

3 

544 

— 

— 

1 

132 

4 

1108 

ftussland,  Süd-  .    . 

124 

30984 

— . 

_ 

13 

3852 

3t 

9871 

Sardinien    .... 

30 

4376 

— 

_>- 

24 

3445 

Schweden  u.  Norweg. 

19 

2876 

— 

— 

— 

— 

— . 

— 

Spanien 

Toskana      .... 

2 

156 



12 

2510 

3 

519 

13 

1532 

•^ 

— 

11 

1616 

8 

5233 

Türkei 

426 

63264 

2 

848 

244 

46415 

237 

57719 

Zusammen    .    . 

|12552 

740795 

1422 

43188 

7684 

529774 

6273 

252895 

*)  Daranter  8547  Barken  von  88927  Tonnen  mit  Baumaterial. 


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•   J 


Kmer  Bericht 

Über  die  Deutschen  Eisenbahnen. 

Von  0.  SdiwIgennaBii. 


Früher  las  und  hörte  man  oft,  das  deutsche  Eisenbahnnetz  schreite 
seiner  Vollendung  entgegen.  Man  dachte  damals,  die  von  Fr.  List  vor- 
gezeichneten Schienenwege  worden  dem  Bedürfnisse  genügen.  Man  hatte 
noch  nicht  die,  seitdem  durch  die  Erfahrung  bestätigte  Wahrheit  erkannt, 
dass  durch,  ein  neues  oder  erleichtertes  Verbmdungsmittel  nicht  allein  der 
bestehende  Verkehr  in  kaum  vorhergedachter  Weise  erweitert,  sondern  auch 
ein  neuer  und  vorhin  ungeahnter  hervorgerufen  wird,  der  bei  den  alten 
Gommunicalionsmitteln  unmöglich  war.  Diejenigen  Gegenden,  welche  den 
Eisenbahnen  entbehren  und  oTen  ungeheuren  Aufschwung  des  Verkehres  in 
andern  Districten  gewahren,  die  durch  die  eisernen  Bande  in  den  erweiterten 
Weltverkehr  hineingezogen  sind,  empönden  zuerst  den  Wunsch,  für  ihre 
latente  Thätiffkeit  ofenselben  Weg  erschlossen  zu  sehen;  bald  gewahres 
sie  mit  SchrecKen,  dass  Stillstand  Rückschritt  ist,  und  dass  es  für  ihr  fernerer 
materielles  Gedeihen  absolute  Nothwendigkeit  ist»  der  neuen  Wohlthat  so* 
bald  als  möglich  theilhaftig  zu  werden.  So  führen  einestheils  neu  ent- 
wickelte Thätigkeit  und  auf  der  andern  Seite  das  Bestreben,  der  Goncurrenz 
nicht  zu  erliegen,  zur  weitem  Ausbildung  des  bestehenden  Schienennetzes« 
Wohl  blicken  wir  in  Deutschland  mit  Behagen  auf  Das  zurück^  was  wir  im 
Eisenbahnbau  geleistet  haben,  wir  weisen  mit  Wohlgefallen  aus  den  statisti- 
schen Vergleichen  nach,  dass  wir  unter  den  grossem  festländischen  Staaten 
den  ersten*  Rang  einnehmen;  allein  der  früher  geahnte  Ruhepunkt  schwin- 
det in  nebelhafte  Feme  und  es  ist  weniger  von  Dem  die  Rede,  das  ge- 
schehen ist,  als  von  Dem,  dessen  Ausführung  übrig  bleibt  und  zum  Theil 
nothwendig  ist.  Dabei  taucht  manches  Project  auf,  das  von  s.  g.  Praktikern 
mitleidig  belächelt  wird;  Jahre  lang  mag  darüber  geredet,  geschrieben  und 
verhandelt  werden;  allein  wie  in  allen  Dingen,  so  ist  auch  hier  Morgen 
nicht  Heute  und  die  reine  Nothwendigkeit  wird  Schienenwege  erstehen 
lassen,  an  welche  die  Sanguiniker  des  Fortschrittes  kaum  denken. 

Durch  den  nachtheiligen  Einfluss  des  J.  1817  und  1848  und  der  darauf 
folgenden  Ungewissheit  aller  Verhältnisse  ist  die  Thätijgkeit  der  Privaten  leider 
fast  ganz  zurückgedrängt  worden  und  nur  dem  thätigen  Eingreifen  der  Re- 
gierungen ist  in  den  letalen  Jahren  die  Schaffung  neuer  Schienenwege  in 
Deutschland  zu  danken. 

Die  im  Jahre  ISSfi  dem  Betriebe  übergebenen  Strecken  sind  folgende: 


ä»"  Denlsthe  Eij.nb.hnen. 

''S  :  SE^nÄÄ^^ 
fg  ::     ::    ::  fe, 

^59"^"  "        '■   ^Tossherz.  Hessen 

„.^  ^  '""Ä.'"  «'^«^WHe„oge.ratb  sind  alle  übrige»  .„f 

^^'ni"%n^  „    "   'Telir  s^chlS'"«*!  ^""'-  O"'«--'«^'»)  betriebenen 
Die  Uoge  Ol.  Meilen  anfo'  ^'■^''"'  ««'len^  und  von  diesen 

LocomoUveisenbahnen  .       ^eiien  auf  Preiiss.  Gebiet«  "■=»cu 

befanden  ach  4irPreus5.  j^  '™1  und  1858. dem  Belrtehp-  Ubenrnh^non 
Von  3en  in  den  Jahren  -  -^»erWicbtiKkeil  «#3  ind-m  A.,^h 
kurre^jStrecken  dud  einige  TOn  ?.-  '"„  un»oK<^«  bS  bSn^  BaS 
deren Yr&ffnung  «rÖsSere  Und  bft  dai..  •'r  Bahn  (cfwernB^^ninÄ 
vollaylet  worden  sind:  So  die  Main-Weio.  -^d  lanMa»rr?W«in-  rt?i 
dur^ die  Strecken  von  Blilzbach-'La««äM  „.  ^-:^^» rl?::,?  *."5\._J 
Sächsisch- Böhmiiche    dnrth  dieWreeke  B  ^ 

die  VcrbinduDRsbahn  Und  nene  ElhbrQcke -b«i  D  ' 

Bayersche    Bahn  dfurcb   das   fehlende   (llied   I 

Chemnitz-Kisa^r  durch  die    8ti*<!ke    Chemni  ' 

brlicker  Stihtsbahn  .durch' die  Sirefcke  Neunkir 
ge^aniilen  Sahnen  er^l  durch  die  Eröffnung  dei 
Reibe  der  älteren  Bahnen  ebenbürtig  cintroteo 
Wirkungen  vervollstlrndleen  konnten,  liegt  auf  d«t 
war  die  vollständig^'  EröflHung  der.  Saarbrijdtec 
einen/neuen  A'nschUisä  an'  das  FYxmösJNhn  Eimi 
bindet  bekanntlich  die  T^udWigsharen-BeibaDfaeri  J 
Pam-Strassb  arger  Bahn,  der  vtJQ'Nancy  überMoi 
fülir^.  Pem  mittleren;  Beut^chland'  ist  damit  ein 
gegeben  worden.  ~'IAi 'Sommer  IBbS  ist  noit 
Braunstierg- Königsberg  gr^TTnel  worden  nnd'dam 
vollendet  mit  Ausschluss  dei*  2.1T  H«ilcn  lanedn 

Ifiirn  .inil  nlpei-hoii  unj  rfer  bcidfen  kolossalen -BrfiCKr»,i|ui>i^uii«;  uie  mutusci 
u  werdeil.     Diese  Anlagen,  nil  idcoW;  weit  ipifa^sende 

S  bbanten 'l^rbunden' sind,    werden  Achwflrlich,  vor,  dem 

J  let  wcrd«n.     Indessgdingti' mani  schon,  jetzt  mit  dein 

S  LSnigsber^^  in  19  Stunden -nach' Berlin ,  la  35^Stunden 

n  fnn  man  in  32,  London  in'fi?  Standen  srxeiche(i'  Dieses 

1  ;tch  nocF)   günstiger  gesta)te«t   tr«Bn  lUe  Qstbah^  eine 

q  iVerbindung  mitBerbn  erlangt  bat,:  decjB  b)#,jpl^t,muss 

3!0z,  dem  Anfangspankte  der  Ost^abn,  4»  S^Uin^F'  und 
ner-Bafin  bfMutit  werdeou    Dieses  VerbälUiis^  l[ai^i  ,aiiF     > 
d  l  nicht  dauern  und  wenn  auch  diQjgeradia  ßtr^we  vom 

f  n  nach  Berillt  nkht  «oglefaJk  auSKefiurt  ««fdea  wird,  m 

scncini  uocn  nie  baldige  AusrubmDg  der  Slrepke  Kreuz-KQslrin-Frank-' 


D^tttsdhe  BhtfUbaittieii.  ^^ 

'fiiri  a^.  iti  ^«m  Absiditto  der  >Pr«t»shelr^ti^Regi«ttiM  ka  U^g€ü.  -^ 
Auch  die  Westphälische  SttfatSbahn  ist  im  Soäoimer  1853  durch  die' Etölf. 
nnü^  der  »osserst  schwierigen  Strecke  Paderboi'n-Warbuj^  voll*tadet,  und 


soll  noch  im  Herbste  erdnhet  werden.     Letztere  Bahn  wird   bis  Hasselt 
fortgeführt  und  damit  ein  neoer  Anschluss  an  die  Belgischen  Bahnen  er-*- 
zielt  werden.    Aach  von  der  Breslau -Freiburg -Schweidnitzer  ZVetgbahn 
„Freibnrg-Waldettbnrg-Hermsdorr*  sind  im  laufenden  Jahre  eröfinet  worden 
2,332  Meilen.    Dazu  die  oben  erwähnten 
4,5       f,         von  der  Aachen-^Dfisseldorfer  Bahn, 
7,9       „  „      ,i    Westphälischen, 

8,27     >,  „      „    Ostbahn  gerechnet^  geben 

23,002  Meil.  im  J.  1^53  In  Fretissen  eröffneter  Eisenbahnstrecken. 
Bevor  wir  in  unserer 'Uebersicht  fortfahren  und  diejenigen  Bahnen 
anführen,  deren  Ausbau  in  der  letzten  Zeit  genehmigt  worden  und  über-* 
haupt  gesichert  zU  sein  scheint,  muss  mit  elpem  Worte  des  in  den  letzten 
Jahren  von  der  Preussischen  Regierung  den  JPri?atbahnen  gegeniiber  ein- 
genommenen Standpunktes  erwähnt  werden.  Es  kann  hier  natürlich  nicht 
der  Ort  sein,  die  Frage  zu  untersuchen,  ob  und  in  wie  weit  der  Staat, 
d.  h.  die  Regierung,  welche  mehr  oder  weniger  über  die  finanziellen  Mittel 
der  Gesammtheit  Tcrftitgt,  auf  materielle  Uhternebmungen  und  insbesondere 
auf  das  Eisenbahnwesen  influiren  soll  und  darf.  Es  genügt  hier,  die  That-- 
sache  zu  konstätiren,  dass  in  dieser  Beziehung  in  allen  deutschen  Landern 
die  Regierungen  sich  direct  oder  indirect  des  grossten  Einflusses  hemachtifft 
haben.  'In  den  kleinem  und  mittlem  Staaten  hat  sich  die  Privaündustne 
von  vorn  herein  zu  schwach  bewiesen,  die  Regierungen  haben  die  Bahnen 
meist  selbst  gebaut  oder  haben  sich  in  den  Besitz  der  von  Privaten  aus- 
jgefiihrten  oder  angefangenen  Balinen  gesetzt.  Zum  letztern  Verhältnisse 
rührte  meist  die  Nothwendigkeit  und  der  dringende  Wunsch  vieler  mittel* 
los  gewordenen  Gesellschaften.  Anders  in  Preussen.  Hier  Wurde  früher 
der  Privatindustrie  —  aus  welchen  Gründen,  stehe  dahin  —  ein  weiterer 
^icAraum  gestattet  und  sie  hat  das  Land  mit  schönen  und  nützlichen 
Welken  beschenkt.  Dann  kamen  die  Jahre  der  verfehlten  Speculation  und 
'der  dm^h  die  Jahre  1847  und  1848  erzeugten  Finahznoth,  bie  Regierung 
sah  sich  genöthigt,  einige  angefangene  Bahnen  auf  eigne  Rechnung  auszu« 
führen,  andere  unter  königlicner  Verwaltung  zu  stellen ,  eine  ~  die  Nieder- 
'schle^isch-Märkische  —  wurde  angekauft.  Die,  einzelnen  Bahnen  bewilligten 
Zinsgarantieen  und  die  unbestimmten  Feststellungen  des  Eisenbahngesetzes 
vom  Jahre  1838  boten  die  willkommene  Handhabe.  Auf  Grund  des  ange- 
führten Gesetzes  sind  vom  Handelsminister  Verfügungen  erlassen  worden, 
gefeen  weiche  einzelne  Gesellschaften  den  Rechtsweg  zu  betreten  versucht 
haben.  J)aj  der.  offen  ausgesprochene  Wille  der  Regierang  seht  jetzt  dahin, 
sich  in  den  Besitz  s'ämmtlicner  Privatbahhen  zu  setzen.  Nach  dem,  von 
den. Kammern  votirt^n,  Eisenbahnbeste^erungsgesetz  sollen  von  dem  Rein«' 
ertrage  der  Privatbannen,  je  nach  der  Hohe  desselben,  ein  grosserer  oder 
'kleinerer  Procentsatz  vorweggenommen  und  damit  und  den  sich  aufhäufen-' 
den  Zinsen  die  Actien  der  einzelnen  Bahnen  aufgekauft  werden.  Die  ge^ 
fährlichen  Consequenzen ,  welche  aus  solchen  gesetzlichen  Bestimmungen 
gezogen  werden  können,  liegen  auf  der  band  und  sind  von  der  selbst-* 
ständigen  Presse  hiijlänglich  gewürdist  Genug,  man  hofft  auf  diese  Weise 
spätestens  in  neunzig  und  einigen  Jahren  die  PrivatbahngeseÖscnaften  ex^ 
.pro^pürt  zu  haben.  Ob  dies^  und  andere  von  der  Regierung  ergriffene 
'Hsiadsregeln  die  ausgesprochene  Furcht  bewahrheiten  werden^  dass  die  Privat- 


3gg  I)eaUcb,e,Ei8enbabneB. 

indostrie  vom  Felde  dMEisrnbahnbauea  ▼er9Gheudit  verdeo  und  der  SUat 
m  der  Folge  als  alleiniger  ünternehnier  aaitreten  müsse,  iann  nur  von 
der  Zukunft  beantwortet  werden.  Jedenfalls  läge  im  letztgenannten  Um- 
stände ein  ungeheuerer  Nachtheil  ftir  die  fernere  materielle  Entwickelung 
des  Landes:  die  finanziellen  Kräfte  der  Regierung  sind  bekanntlich  einer 
solchen  Aufgabe  nicht  gewachsen.  Wie  indessen  noch  in  der  jüngsten  Zeit 
die  Ansichten  des  Preussischen  Handelsministers  gewesen,  geht  aus  dem 
Berichte  der  Berlin-Stettin  er  Gesellschaft  hervor*  Dieselbe  hat  sich  um  die 
Genehmigung  zu  einer  projectirten -Zweigbahn  von  Passe w  nach  Stralsund 
bemüht  und  ftihrt  in  ihrem  letzten  Berichte  folgende  Worte  an:  «Der  Herr 
Handelsminister  hat  uns  auch  die  .^vent^elie  Brtheilung  der  €oncession  in 
Aussicht  gestellt,  dieselbe  jedoch  von  Bedingungen  abnängig  gemacht,  zu 
deren  Annahme  wir  uns  nicnt  haben  entschliessen  können.  Denn  es  werden 
dadurch  unserer  Gesellschaft  nicht  nur  in  Bezug  auf  Militairtransporte  und 
Beförderung  von  Postgütern  Verpflichtungen  auferlegt,  die  das  Maass  unserer 
diesfälligen  Obliegenheiten  nach  unseren  Statuten  und  dem  Eisenbahn- 
gesetze vom  November  1838  übersteigen,  sondern  es  wird  uns  auch  durch 
eine  Bedingung,  nach  welcher  dem  Staate  die  Feststellung  des  Tari£s,  des 
Fahrplanes  und  der  Fahrzeiten  für  die  neu  zu  erbauende  Strecke  sowohl, 
als  auch  für  die  Strecke  Berlin- Stettin -Star^ard  vorbehalten  bleibt,  jede 
Möglichkeit  abgeschnitten,  auf  die  Rentabilität  unseres  Unternehmens 
fÖroernd  einzuwirken.* 

Man  kann  ein  Efsenhahnunternehmen  allerdings  von  verschiedenen 
Seiten  betrachten.  Der  Oekonomist  hat  vor  allen  Dingen  die  ausserordent- 
lichen Vortheile  im  Auge,  die  den  durch  Eisenbahnen  verbundenen  Gegen- 
den zu  Theil  werden  und  ist  der  Ansicht,  dass  Denjenigen  goldene  Brüäen 
gebaut  werden  müssten,  welche  ihr  Capital  auf  eigene  Gefahr  derartigen 
Unternehmungen  zuwenden  wollen.  Auf  der  andern  Seite  ist  aber  auch 
nicht  zu  vergessen,  dass  die  meisten  Urheber  von  neuen  Bisenbahnprojeeten 
in  Preusseu  wenig  auf  ihre  eigenen  Kräfte  bauen,  gewöhnlich  ftir  ihr 
Unternehmen  eine  Zinsengarantie  von  Seiten  des  Staates  beanspruchen  und 
damit  gleichsam  die  beschränkenden  Bestimmungen  des  Hancjielsministers 
provociren. 

Die  Betriebsergebnisse  des  Jahres  1852  sind  ausserordentlich  gunstig 
gewesen:  dieser  Umstand  und  das  oben  erwähnte  Bedürfniss  nach  neuen 
Eisenbahnanlagen  haben  alte  und  neue  Projecte  auftauchen  lassen,  allein 
die  Russisch -Türkischen  Difterenzen  haben  einen  sehr  lähmenden  Einfluss 
ausgeübt.  Im  Folgenden  soll  versucht  werden,  in  gedrängter  Uebersicht 
diejenigen  Bahnstrecken  vorzuftlhren,  die  entweder  im  Bau  begriffen  sind 
oder  deren  Ausftihrüng  gesichert  erscheint.    Zuerst  in  Preussen: 

Die  Breslau-Schweidnitzer  Gesellschaft  verlängert  ihre  Bahn 
nach  Reichenbach. 

Die  'Wj! he  1ms bahn  baut  von  Ratibor  nach  Leobschütz  und  von 
Ratibor  nach  Nicolai  zum  Anschluss  an  die  Zweigbahnen,  w.elche  im  dor- 
tigen Bergwerks-  und  Hültenrevier  von  der  Oberschlesischen  Eisenbahn- 
Gesellschaft  gebaut  werden. 

Die  Oberschlesische  Gesellschaft  baut  von  Breslau  nach  Posen 
2t ^M)  und  von  Lissa  nach  Glogaü  (5l^M),  dort  wird  der  Anschluss  an 
!ie  Stargard  -  Posen  er,  hier  an  die  Niederschlesische  Zweigbahn  erzielt. 
Diese  Strecken  sind'  von  der  äussersten  Wichtigkeit:  Breslau  und  Ober- 
schlesien erhalten  eine  directe  und  kürzere  Verbindunj;  mit  Stettin,  Danziff 
und  Königsberg  und  ft)r  die  Niederschlesische  Zweigbahn  eröffnen  sich 
günstigere  Verkehrsaussichten.  Der  Bau  wird  durch  ,  die  Ausgabe  von 
8  Millionen  3i^pGt  Prioritätsactien  bestritten. 

Die  Göln-Mindener  Gesellschaft  baut  von  Oberhausen  fkber  We$d 


§ 


Deutsch«  Biftenbahaen.  369 

mch  Arnhetm  und  TermitleH  die  laug  pewünischte  VerbindüDg  mit  den 
BoHändischen  Bahnen.  Das  breitere  Sthieaengleis  der  letztem  von  Arn-» 
heim  nach  Amsterdam  wird  nragebaot  und  zu  gleicher  Zeit  Utrecht  mit 
Rotterdam  Über  Goada  Terbunden.  Die  €öln-*  Mindener  Gesellschaft  be- 
streitet ihren  Bau  durch  die  Ausgabe  Von  3MiII.  Thlrn.  Prioritätsactiea, 
denen  die  Regierung  3*^pGt.  Zinsen  aus  den,  ihr  von  dem  Ertrage  der 
Göln-Mindener  Bahn  zufliessenden  Einkünften  garantirt. 

An  neue  Actiengesellschaften  sind  bewilligt  worden  die  Bahnen 
Dortmund-Unna*-Soestj  Dtiiren-Gmünd^Sfchleiden,  Cöln-Neuss-Crefeld. 

Nach  einem  zwischen  der  Preussischen  und  Hannoverschen  Re- 
gierung abgescnlossenen  Vertrage,  baut  Hannover  von  Emden  über  Leer 
und  Liegen  nach  Rheine,  Preussen  von  Münster  nach  Rheine  und  von  da 
ostwärts  über  Ibbenbühren  nach  der  Gränze  bei  Osnabrück  (5^  Meilen)  von 
.wo  aus  Hannover  die  Bahn  über  Osnabrück  nach  Löhne  (bei  Herford)  zum 
Anschluss  an  die  Göln«- Mindener  Bahn  fortflihrt.  Nach  Westen  soll  von 
Rheine  über  Bentheim  nach  deh  Niederlataden  gebaut  werden,  Hannover 
wird  die  Baffn  von  Emden  über  Rhdna  nach  Osnabrück  und  Minden, 
Preussen  von  Münster  über  Rheina  (Knotenpunkt)  nach  dto  Niederlanden 
betreiben.  Hannover  hat  im  Ganzen  24  3^^  Meilen  zu  bailen,  die  Strecke  von 
Emden  nach  Leer  ist  fast  vollendet 

In  Hannover  ist  ferner  die  sogenannte  Südbahn  im  Bau  begriffen,  sie 
föhrt  von  Hannover  und  Htldesfaeim  über  Nordstemmen,  Alfeld,  Göttingen 
und  Münden  nach  GasseL 

22** Meilen  von  Hannover  nach  Gassei, 
1**      w         ff    Hildesheim  nach  Nordstemmen, 

23**  Meilen,  davon  1**  $iaf  Braunschweigischem 

und  1«' auf  äessischem  Gebiete. 

Diese  Bahn  gewährt  Bremen  und  Hamburg  eine  direct^  Verbindung 
mit  Frankfurt  sujM..  und  fällt  eine  wesentliche  Lücke  des  Deutschen  Eisen- 
bahnnetzes aus  Die  Strecken  von  Hannover  nach  Alfeld  (6*M.)  und  von 
Hildesheim  nach  Nordstemmen  sind  im  Sommer  J853.  eröffnet  worden  und 
man  gedenkt  die  ganze  Bahn  schon  1855  zu  befahren. 

Die  Braunscnweigfsche  Regierung  hat  sich  in  einem  Vertrage  mit 
der  Hannoverschen  das  Recht  ausbedungen,  von  Börssum  (bei  Wolfenbüttel) 
aus  über  Salzgilter  und  Seesen  nach  Kreiensen  eine  Anschlussbahn  an  die 
Hannoversche  Südbahn  zu  bauen. 

In  Sachsen  sind  die  Staatsbahnen  vollendet,  eine  Privatgesellschaft  hat 
den  Bau  einer  Bahn  von  Dresden  durch  den  Plauenschen  Grund  nach  Tha- 
rand  begonnen.  Hoffentlich  wird  diese  Albrechtsbahn  später  ÜberFrei- 
foerg  und  Ghemnitz  nach  Zwickau  fortgesetzt  und  damit  der  Erzgebirgischen 
Industrie  ein  neuer  Aufschwung  gegeben  werden. 

Eine  ganz  ausserordentliche  Thätigkeit  entwickelt  die  Bayersche  Re- 
gierung.   Im  Bau  begriffen  sind  folgende  Linien: 

1)  Das  noch  fehlende  Stück  der  Süd-Nordbahn  nach  Lindau  am  Boden- 
see. Nachdem  im  Jahre  1852  die  Strecke  von  Kaufbeuern  nach  Kempten 
eröffnet  worden,  blieb  die  24  Stunden  lange,  sehr  schwierige  Strecke  von 
Kempten  nach  Lindau  auszubauen;  die  Bahn  von  K^empten  nach  Immen- 
stadt wurde  schon  im  Sommer  1853  eröffnet  und  die  g;anze  Bahn  soll  noch 
itn  Laufe  des  Jahres  betrieben  werden.  Damit  wäre  eine  unmittelbare  Ver- 
hindunff  zwischen  Nord-  und  Ostsee  auf  der  einen  und  dem  Bodensee  auf 
der  andem  Seite  hergestellt. 

2)  Augsburg' Ulm  (22 <^  Stünden]  soll  mit  Ausnahme  eines  tiefen 
Einschnittes  bei  Dinkelscberben  (Zusmarnausen)  noch  im  laufenden  Jahre 
eröffnet  werden. 

3)  Ludwige -Mrestbahn,  von  Bamberg  über  Würzburg  und  Aschaffenburg 


370  Bcatsche  fiitenl^ahneB. 

an'  die  Hessisdie  Gräine  liei-fiahl,  imGanzM  ifiGr^o  Stondoi.  DäTOii  iat 
die «tredce  Bamberg-Schweinfort  (H*/«  St)  seitINfoveiiiber'iaftS  im'Betarieb, 
die  Strecke  Aschafenbucg-Kahl  (4*  St.)  soll  noch  im  laufenden  Jahre  er^ 
öffnet  und  taut  Vertrag  von  der  Frankfurt -Hanauer  Bahn : betrieben  wer*- 
dien,  die  bis  zur  Gränze  Terlangert  wird. 

4)  Die  Bahn  von  'München  über  Rosenheim  nath  Salzburg  und  Ku&tein 
ist  be{;onnen. 

Die  Verbindung  der  Stadt  Bayreuth  mit  der  Bayerschen  Hauptbahn  bei 
Nenmarkt,  soll  noen  im  laufenden  Jahre  bewirkt  werden. 

In  Württemberg  steht  die  Eröffnung  der  Verbindungsbahn  zwischen 
Bietiriieim  und  der  Badischen 'Bahn  bei  Bruchsal  bevor.  Diese  und  die 
fitreeKe  Augsburg-^Ulm  sind  die  so  lange  und  so  lebhaft  in  Süddeutschland 
giewünsditen  Linien.  Nach  deren  bevorstehenden  Vollendung  kommt 
lEnncben  in  fortlaufende  Verbindung  mit  Frankfurt  und  Kehl  (Strassbura). 

In  Baden  ist  in  den  letzten  Jahren  wenif;  für  die  Entwickking  oes 
Eisenbahnwesens  gesdieben.  Mit  der  'Schweiz  ist  endlich  ein  Vertrag  ab- 
Ipeschlossen,  der  die  Fortsetzung  der  Badischen  Staatsbahn  Ms  Basel  und 
von.  da  nach  Waldshut  (Anschluss  an  die  Schweizerische  Nordfoahn  naibh 
itüricfa)  und  von  dort  über  Sdiaffhausen  nach  Gonstane  lerniöglicfat.  Die 
Badische  Staatsbaba  ist  bekanntlich  die  einzige  ;in  Deutscblaüd,  die  ein 
breiteres,  abweichendes  fieleise  hat;  so  lange  dasselbe  bleibt,  ist. auch  die 
Verisindung  da*  süddeutschen  Staaten  mit  Frankreich  und  der  Rhcingegend 
eine  unvollständige  wegen  der  häufigen  Umladungen.  Die  'Gonourrenz ,  die 
Mutter  alles  Grossen,  scheint  jetzt  der  Badischen  'Regierung  die  Noth- 
wendigkeit  nahe  gelegt  zu  haben,  die  bedeutenden  Rosten  eines  tJmbaues 
der  Geleise  sowohl,  als  der  Trsiu^orUnittel  in  Aqssicbt  ku  nehmen.  Diese 
drängende  Concurrenz  werden  die  in  Aheiphessen  und  Rheinbayern 
im  Bau  befindlichen  Bahnen  bereiten.  Die  Hessische  Ludwi^sbahUi 
von  Mainz  über  Worms  nach  Ludwigsbafen  führend,  wird  schon  bis  t'^orms 
betrieben  und  ist .  der  Vollendung  nahe,;  eine  Bahn  von  Neustadt  über 
tandau  nach  Weissenburg  (6  M.)  ist  durch  Staatsvertrag  gesichert»  und  wird 
auf  Französischem  Gebiete  ihre  Fortsetzung  bis  Strassburg  finden*  Nach 
Vollendung .  dieser  Bahnen  steht  Mainz  mit  Basel  in  ununterbrochener 
SchienenverbinduDg.  Für  den  Güterverkehr  wird  diese  linksrheinische  Babi^ 
eine  i^rasse  Anziehungskraft  ausüben,  da  sie  den  XJebelstand  des  ümlad^ns, 
wie  bisher  die  Badiscne  Bahn,  nicht  darbieten  wird.  Für  das  Actienkapital 
(=^  44001000  IL)  derPfälzischen-Maximiliansbahn  (Neustadt-Weissen- 
bürg)  h^i  die  Bayersche  Regierung  4  U  pGU  Zinsen  unter  denselben  Be- 
dingungen garantirt,die  früher  für  die  Pfälzische  Ludwigsbabn  (Ludwig^afen- 
Beäacn)  stipulirt  sind.  Die  Direction  beider  BaÜnen  soll  gemeinschaftlich 
sein.  —  Der  von  der  Ludwigshafen-Bexbacher  Gesellschaft  beschlossene  Aua- 
hafliL  einer  Zweigbahn  von  Homburg  nach  2weibrücken  ist  genehmigt  worden. 

Der  Vollständigkeit  halber  .muss  noch  angeführt  werden,  dass  jüngst  auch 
eine  Bahn  von  Frankfurt  a.  M.  nach  Homburg  concessionirt  ist.  Die  Kur- 
hessische Regierung  hatte  den  Durchsang  durch  ihr  Crehiejt  bebarrUeh  ver- 
weigert und  jene  Bahn  wird  nun  auf , einem  Umwege  über  Köd^lh^ifu  ge- 
führt werden. 

.  Auf  die  mancherlei  Projecte,  die  neuerdings  aufgetaucht  sind,  kann 
hier  nicht  eingegangen  weroen.  Seit  dem  Eintritt  der  Russisch-Türkisohen 
Differenzen  und  der .  eingetretenen  Geldklemme  sind  die  meisten  in  den 
Hmtergrund  getreten.  Es  müssen  aber  zwei  Vorschläge  erwähnt  werden, 
die  an  und  nir  sich  von  der  ungeheuersten  Wiclitigkeit  sind  und  leider 
schon  seit  vielen  Jahren  vergeblich  einen  günstigen  Abschluss  erwartet 
haben.  Wir  meinen  zuerst  die  sogenannte  Werrabahn,  welche  die  Thüringische 
BabQ  von  EisQ/oi^ch  übi^r  M/wningen  imd  (Joburg  mit  der.  fiayejrschen  Bahn 


DevUcbe  Eisenbahneii.  871 

tift  LicMenfeb  verbbiden  ^11.  Jabre  hng  bähen  mb  die  verscbiedeoen 
ThüriiigtoobeB  ReueruQgeo  nicbl  Qb«r  dit  Tracirung  eiiusen  können;  endlich 
b9i  nuin  mit  der  ThiiringiMihen  ti^lschaft  <fen  San  apgescblossen ,  allein 
niin  «eiieinien  wieder  die  niHbigen  Geldmittel  eu  fehlen.  Zweitens  i^oUen 
wir  die  verscbkdenen  Bahnen  erwähnen,  welche  zur  Ausfüllung  der  im 
Gebiete  des  Mittelrbeinefi  bestehenden  Lücken  (zwisehen  Mains  und  Bwn 
auf  dem  linkenj  zwiBcben  Wie4>a4en  i^nd  PfMiti  auf  dem  rechten  Ufer)  vor- 
geschlagen  sind.  Auch  darüber  i&t  Jabre  lang  gefiprochen,  geschrieben  und 
ynlarb^ndeU  wordenf  Die  Preuasische  Resi^ung  ist  nicht  geneigt,  wie  man 
sagt  aus  strategischen  Rücksippten^  eine  Bahn  avif  dem  iinken  Ufer  (Mainz- 
Eiag«n-Cobleiiz-Bonn)  zu  genehmigen,  bevor  nicht  die  Ausführung  derauf 
dem  rechten  Ufer  fehlenden  Glieder  cesichert  ist.  Man  hat  für  den  Aus- 
bau dieser  Strecken  besonders  engliscne  Capitalien  zu  interessiren  gesucht, 
die  Nassauische  Hegierun((  soll  jüngst  die  Linie  von  Biebrich  über  Bfldes- 
beim  nach  Niederlahnstein  genehmigt  haben.  Die  Preussische  Regierung 
acheint  eine  Linie  von  Giessen  über  Wetzlar  durch  das  Labnthal  nach 
Goblenz  einerseits  und  von  Wetzlar  über  jDillenburg  und  Sie^burg  nach 
Deutz  vorzuziehen,  mit  einer  Abzweigung  Fon  Bui4>ach  über  Siegen  durch 
das  Lenne-Thal  nach  Hagen.  Lelztßr£  Bato  ist  von  den  Siegenscnen  Eisen- 
producenten  mit  Recht  erstrebt  worden«  allein  es  scheint,  dass  die  gegen- 
wärtig hohen  Eisenpreise  Wünsche  und  Thatkraft  haben  zurücktretenlassen. 
-^  Eine  sehr  empfindliche  Lücke  bildet  noch  immer  der  Mangel  eines 
stehenden  Ueber^anges  über  den  Rhein:  von  dem  Ausbau  der  seit  Jahren 
bei  Cöln  projeclirten  Brücke  ist  noch  immer  keine  Rede,  trotz  der  Opfer, 
zu  denen  sich  die  dort  mündenden  Eisenbahngesellschaften  bereit  erklärt 
haben.  Für  die  Rheinische  Bahn,  die  mannhaft  mit  den  schwierigsten  Ver- 
hältnissen ringt,  bildet  der  Ausbau  eine  Lebensfrage.  Am  frühesten  wird 
vielleicht  durch  die  Badische  Regierung  der  Rheinübergang  zwischen  Kehl 
und  Strassburff  vermittelt  werden.  Zuletzt  muss  noch  auf  den  Einfluss  hin- 
gewiesen werden,  den  die  im  Bau  begriffenen  Strecken  in  zwei  Nachbar- 
andern  auf  den  Verkehr  in  West-  und  Süddeutschland  haben  werden. 

In  Belgien  wird  yOQ  einer  englischen  Gesellschaft  eine  direcfe  Bahn 
von  Brüssel  über  Namur  nadh  Arlon  gebaut ^  an  deren  Fortsetzung  über 
Luxemburg  nach  Saarbrücken  wohl  nicht  zu  zweifeln  ist  Dadifrcn  wird 
ein«  neue  Verkehrsstrasse  zwischen  Ostende,  Antwerpen  und  eventuell 
Rotterdam  einerseits  und  dem  Oberrheine  apdrerseits  entstehen,  die  den 
MitteJrhein  nmf|^eh^  Sodann  sind  endlich  in  der  Schweiz  die  wichtigsten 
Linien  in  Angriff  genommen,  der  Uebergang  über  den  Lukmanier  durch 

J essin  ist  genehmigt  und  somit  eine  Verbindung  des  Bodensees  mit  dem 
a^o  Magfjiore  und  dem  Mittelmeere  bei  Genua  in  Aussicht  gestellt. 

Cs  bleibt  nun  noch  übrig  von  den  Betriebsrcsultaten  der  Deutschen 
Bahnen  zu  reden. 

Im  vorigen  Jahrbuche  waren  die  des  Jahres  1850  gegeben,  die  des 
Jahres  1851  sind  in  der  beiliegenden  Tafel  zusammengestellt.  Es  ist  gewiss 
im  höchsten  Grade  zu  bedauern,  dass  die  Ergebnisse  des  Jahres  1852  noch 
nicht  vollständig  mitgetheilt  werden  können;  allein  die  Schuld  liegt  an  der 
j^u  waten  Berichterstattung  einzelner  Bahnen.  Anderwärts  stehen  die  voll- 
Ständigen  Resultate  dem  Publiko  früher  zu  Gebote,  die  Englischen  Gesell- 
^Schäften  halten  sehr  pünktlich  jedes  Halbjahr  Abrechnung  und  vertheilen 
halbjährliche  Dividenden^  trotzdem  dass  dort  in  manchen  Fällen  viel  gross- 
artigt^^'e  Betriebsweisen  als  bei  uns  stattfinden.  Und  doch  sollte  man  er- 
warten« dass  der  grüne  Tisch  überall  Dasselbe  ;bu.  leisten  vermag.  Es 
scheint  fast^  als  raubte  den  Deutscbjsn  Bahnen  die  Detäilstatislik  zu  viel 
Zeit.  Wäre  es  in  dem  Falle  nicht  vorzuziehen,  die  Hauptresultate  de^  Be- 
Ici^bes  .rasc|>  ;eu  verqffentlichen  j^ipd  die  weitejr^n  statistischen  Ermittelungen 


372  Deutsche  Eisenbahnen. 

einem  gemeinschaftlicben  Centralbareao  zu  überlassen?  Jedenfalls  Würde 
dadurch  die  noch  immer  mangelnde  Gleichm'ässigkeit  der  Behandlung  ge- 
winnen. In  der  neuern  Zeit  haben  auch  einzelne  und  sehr  competente 
Stimmen  den  Deutschen  Bahnen  die  Vereinigung  zu  einem  gemeinschaft- 
lichen Abrechnungshause  nach  englischem  Vorbilde  gerathen  Es  ist  auf- 
richtig zu  wünschen,  dass  die  bestenenden  und  jüngst  erweiterten  Deutschen 
Eisenbahnverbände  die  Ausführung  jener  Idee  in  die  Hand  nehmen,  wenn 
auf  diese  Weise  eine  raschere  und  billigere  Abrechnung  erzielt  werden  kann. 

In  der  beiliegenden  statistischen  Tafel  sind  die  Oesterreichischen 
Bahnen  nicht  mit  aufgeführt.  Die  Betriebsergebnisse  des  Jahres  1851  sind 
von  den  Oesterreichischen  Staatsbahnen  nicht  yeröfifentlicht  worden  und  es 
scheint  überhaupt  passender,  die  Oesterreichischen  Bahnen  besonders  zu 
behandeln. 

Die  Staatsbahnen  und  die  unter  Staatsverwaltung  stehenden  sind  mit 
einem  f  bezeichnet  worden. 

In  der  Tafel  sind  einige  Bahnen  nicht  enthalten,  die  doch  Ende  1851 
schon  betrieben  wurden,  nämlich: 

6»     Meilen  Lübeck -Buchen, 

2"        „      Bemburg-Köthen, 

1^»»      9      Berliner  Verbindungsbahn, 

10»»»  Meilen. 

Die  erstere  wurde  erst  gegen  das  Ende  dieses  Jahres  eröffnet,  von  der 
zweiten  sind  keine  genauen  Betriebsresultate  veröffentlicht  und  die  dritte 
(eröffnet  15.  Oclober  1851]  dient  nur  zum  Gütertransport  und  es  werden 
die  auf  derselben  beförderten  Massen  nach  Achsen  berechnet. 

'  Auf  der  andern  Seite  sind  die  Längen  der  Sächsisch^fiöhmischen  Bahn 
und  der  Main -Weser  Bahn  vollständig  angegeben,  obwohl  von  der  ersten 
0*»  Meilen  und  von  der  zweiten  P*  Meilen  erst  im  Jahre  1852  eröffnet 
worden  sind.  Die  in  der  Tafel  angegebenen  Betriebsresultate  beziehen  sich 
also  genau  auf  807^i>  Meilen.  Werden  dazu  die  vorhin  angegebenen 
1037*  Meilen  y^d  die  im  Jahre  1852  neu  eröffneten  62^* Meilen  gerechnet, 
so  ergiebt  sich  die  oben  angegebene  Gesammtlänge  von  ca.  881  Pr.  Meilen, 
die  Ende  1852  in  Deutschland  (hier  und  ohne  besondere  Bemerkung  immer 
exci.  Oesterreich)  betrieben  wurden. 

Bei  der  Vergleichung  der  einzelnen  Bahnen  mit  einander  ist  nicht 
ausser  Acht  zu  lassen,  dass  nicht  alle  vollständig  und  das  ganze  Jahr  hin- 
durch im  Betriebe  gewesen  sind  Es  wurden  nämlich  im  Laufe  des  Jahres 
einzelne  Strecken  eröffnet  bei  der  Badischen  Staatsbahn  (O*^  M.)  Main- 
Weser  Bahn  (IVM.),  Sächsisch -Bayerschen  (3^^M0,  Berlin  -  HamburKcr 
(WM.  Büchen-Lauenburg);  unvollendet  blieb  die  Westphälische  Staatsbann 
und  Chemnitz -Riesa;  die  angegebenen  Strecken  der  Preussischen  Ostbahn 
wurden  am  27.  Juli,  die  der  Saarbrücker  Bahn  im  Juni  und  die  Ruhrort- 
Crefeld— Kreis  Gladbacher  Bahn  (in  der  Tafel  unter  Aachen -Düsseldorf- 
Ruhrort)  vollständig  erst  16.  Oclober  eröffnet.  Aus  diesem  Umstände  sind 
die  ungünstigen  Betriebsresultate  der  letztgenannten  Bahnen  einigermaassen 
zu  erklären. 

Die  Ergebnisse  der  Hannoverschen  und  Württembergischen  Staatsbahnen 
beziehen  sich  abweichend  auf  den  Zeitraum  vom  1.  Juli  1851  bis  Ende 
Juni  1852.  Dieser  Umstand  hat  bei  der  Addirung  und  den  aus.denSum* 
men  gezogenen  Folgerungen  nicht  berücksichtigt  werden  können. 

Die  Bahnen  sind  mit  geringen  Ausnahmen  alphabetisch  geordnet  wor- 
den; der  Betrieb  der  Holsteinischen  Bahnen  ist  gemeinschaftlich  und  die 
Steltiner  Zweigbahn  wird  von  der  Stargard-Poäener  Bahn  betrieben,  ebenso 
die  Löbau- Zittauer  Bahn   von    der  Sächsisch-Schlesischen  Stäatsbahn. 

Der  Betrieb  der  kurzen  Strecke  der  Saarbrücker  Bahn  wurde  von  der 


\ 


Deutsche  Eisenbahnen«  378 

Ladvigihafen^Bexbaefaer  Bahn  besorgt;  daraus  erkliren  sich  die  bei  jener 
in  der  Tafel  befindlichen  Lücken. 

Die  Länse  der  Bahnen  ist  in  Prenssüehen  Meilen  k  2000  Ruthen  an- 
gegeben worden.  Die  Meilen  stimmen  in  Deutschland  nicht  überein  und 
für  eine  genaue  Zusammenstellung  und  Berechnung  ei^tehen  aus  jenem 
ÜBistande  nicht  geringe  Schwierigkeiten.  In  den  öffentlichen  Blättern  finden 
sich  die  verschiedenen  Meilen  ohne  Reduction  auf  beaueme  Weise  addirt 
und  als  g^eograDhiadie  Meilen  angegeben.  Die  zu  verschiedenen  Zeiten  auf 

geographische  Meilen  reducirten  bestehenden  Landesmaaase  haben  verschilf* 
ene  Bestimmungen  ergeben.  Aeltere  geben  sie  gleich  7407,  neuere  gleich 
7419  Meter  an.  Da  die  Mehrtahl  der  in  der  Tafel  aufgeführten  Bahnen 
(ausser  den  Preussischen  noch  die  Holsteinischen  und  Jl^klenburgisched) 
nadi  Preussischen  Meilen  bestimmt  sind ,  so  schien  es  angemessener, '  die 
übrigen  Meilen  auf  Preussidche  zu  redudren.  Dieselbe  enthält  genau 
7&32«»»  Meter. 

Das  Anlagekapital  hat  nicht  bei  allen  Bahnen  genau  angegeben  werden 
können,  da  eintelne  noch  nicht  vollständig  betrieben,  bei  andern  die  Bau« 
rechnungen  noch  nicht  geschlossen  waren.  Dahin  gehören  die  Sächsisched 
Staatsbannen,  die  Main -Weser  und  die  im  Bau  befindlichen  Preussischen 
Staatsbahnen. 

Unter  den  Stamm actien  sind  lOMUL  Thir.  für  die  Niederschlesisch- 
Märkische  und  4Miil.  Thlr.  für  die  Sächsisch -Schlesische  Bahn  aufgeführt. 
Beide  Bahnen  sind  in  Staatsbesitz  übergegangen,  jene  Summen  haben  eine 
feste  Verzinsung  und  damit  den  CharaKter  von  Prioritätsactien  erhalten. 
Werden  sie  von  der  in  Golumne  5  angegebenen  Gesapimtsumme  abgezogen, 
so  bleiben  als  eigentliche  Stammactien  ungefähr  120  Mill.  Thlr.,  d.  h. 
ca.  36^pCt.  von  dem  bis  Ende  1851  verwandten  Gesammtanlage -Kapitale. 

In  Gol.  6  haben  einige  Lücken  nicht  ausgefüllt  werden  können.  Wer- 
den die  entsprechenden  Bahnen  nicht  berücksichtigt,  so  ersieht  sich,  dass 
im  Durchschnitt  für  jede  Meile  Bahnlänge  47000  Thaler  auf  die  Transport- 
mittel zu  rechnen  sind.  In  den  vom  Staatsanzeiger  veröffentlichteu  Zu«- 
sammenstellungen  der  Preuss.  Bahnen  werden  für 

Ende  1851:  45859  Thlr., 
„      1852:  48566     „ 
angegeben.  Der  vorhin  berechnete  Durchschnitt  scheint  also  ziemlich  genau 
zu  sein. 

In  Col.  7  ist  bei  der  Berechnung  des  Durchschnitts  für  die  Summe  die 
Chemnitz -Risaer  Bahn  unberücksichtigt  geblieben,  weil  deren  Bau  noch 
nicht  vollendet  war  und  das  Baukapital  nicht  genau  angegeben  werden 
konnte.  Wird  sie  mitgerechnet,  so  kommt  für  jede  Meile  Bahnlänge  eine 
etwas  grössere  Durchschnittssumme,  als  die  in  der  Tafel  angegebene  von 
403870  Thlr.  heraus.  Bei  den  einzelnen  Bahnen  weichen  die  durchschnitt- 
lichen Anlagekosten  sehr  ab :  am  bedeutendsten  sind  sie  bei  der  Rheinischen, 
Bergisch-Markischen,  Düsseldorf-EIberfelder,  Main- Weser  und  den  Sächsischen 
Staatsbahnen;  am  geringsten  bei  den  Bahnen,  welche  die  norddeutsche 
Ebene  durchziehen.  Das  Minimum  bietet  die  Rendsburg-Neumünster  Bahn 
dar  mit  nur  91000  Thlr.  pro  Meile. 

Die  Anzahl  der  vorhandenen  Locomotiven  (Col.  8  a)  betrug  1088,  die 
Anzahl  der  durchlaufenen  Nutzmeilen  (Col.  14)  2722921.  Wären  alle  Loco- 
motiven gleichmässig  in  Thätigkeit  gewesen,  so  würden  im  Durchschnitt  auf 
1*ede  2502  Nutzmeilen  kommen.  Allein,  wie  schon  bemerkt,  sind  nicht  alle 
Bahnen  das  sanze  Jahr  hindurch  im  Betriebe  gewesen  und  der  Durchschnitt 
muss  sich  demgemäss  höher  stellen.  Bei  den  vollständig  betriebenen 
Preussischen  Bahnen  war  er  1851  pro  Locomotive  2650  und  1852  2840  Meilen. 

Die   Gesammtanzahl  der  Personenwagen  (Col. 8b)  beträgt  3135^  die 


i 


874  Beutsc&a  Ei#eiilbtfanefu 


len  PlitiEe  in  tfluuelbtB  (CoL  9)  13B98(^  es  ioMwaiett  ftl«i>  iili  Htth^L 

schnitt  auf  jeden  Personenwagen  44  Platze* 

Für  Goi.  1»  J'asst  sich  kein IXgpchsi^linitt  an^ebeity^  dar  in  4M.St  sttbmt- 
liche  Lafiwaffen  (incL  Vieh-  and  Gepäckwagen)',  In  Col.  ^  aber  mir  düe 
Laduogsrahigkiiit  der  eigentliehcii  Gttterwagenf  «ngegeheii  iert. 

Werden  die  TorhandcfieB  1<968  Lecoitiotiven  sähaiintlieb  als  dienaltflelitig 
angenommen,  so  reichen  sie  zum  gleichzeitigen  Transport  der  forhamdenen 
Personen-  nndi  Güter -Wagen  =  18291  aus.  Es  hättlen>  deamadi  138930 
Personen  und  mindestens  27x291  Ctr.  Gfiter  vom  den  Loeomotived  zu  gleicher 
Zeit  in  Eeweguns  gesetzt  werden  könne». 

In  den  Goi.  12 bis  15  ist  die  Anzahl  der  beförderten  Personen  dach 
den  verschiedenen  Elaseen  angegeben.  In  Goi.  t4  sind-  die  Personen  dritter 
und  vierter  Klasse  zusammen  angegeben^  bei  der  laidischen^,  Bonn-Götns 
DOsseldorf-Elberfeld-,  Göln-Miirden-*,  Ln#wigsli<rfen^-Beiiiatil-,  Miiitl-- 
Neckar-,  Main- Weser-,  Münster-Hamm-,  Saarbrücker-  und  TflioiAis-BäAfn. 
Bei  der  Berlin- Potsdam* Magdeburger* Bahn  haben  die  einzelnen  Klassen 
nicht  angegeben  werden  können.  Zieht  man  die  auf  dieser  Baän  tarifmäßig 
beförderten  Personen  =  075696  von  der  GesammtBumme  von  2i869467  ah, 
so  bletben  22199831  Personen  und  von  diosen  haben  benutzt 

1  Klasse  —     264164  =     1,19  pGL 

2  ,      =  Ji»18426o=:   18,85    „ 
3  u.  4     ^       ^  ly  112.3»  :1t.   82,96    „ 

Zusammen  ......    22193831:^^100        ;; 

Die  Benutzung  der  ersten  Klasse  ist  auffallend  gering,  efklart  ^rd^ 
dieser  Umstand  durch  die  durchschnittliche  Vortrefflichkeit  der  Wagen  zWeft^^ 
Klasse.  Auf  der  Rheinischen  Bahn  z'.  B.,  yßro  dieses  Vcrhaltniss  nicht  statt- 
findet, steigt  die  Benutzung  der  ersten  Klasse,  schon  auf  12,7  pGt.  Sehr 
interressant  wäre  es,  wenn  ntin  auch  die  Einnahme  anfgegeben  werden 
könnte  i  welche  die  verschiedenen  Klassen  gebracht  haben  uHd'mft  gleich- 
zeitiger VerfffeichuDg  der  verschiedenen  Tarif^^tze  Hessen  sich  nidht  un- 
ivichtige  Folgesätze  ziehen.  Allein  das  vorhandene  Material  reicht  dazu 
nicht  aus. 

Weniger  vollständig  als  die  Personenbeförderung  hat  der  Gütertrans- 
port im  weitesten  Sinne  in  der  Tafel  berücksiehtigt  werden  können.  In  der 
Aufstellung  und  Behandlung  desselben  weichen  die  verschiedenen  Verwaitun- 
S[en  nicht  unbedeutend  ab  und  erschweren  damit  eine  systematische  sta- 
tistische Zusammenstellung  ungemein.  In  derTafbl  sind  Gebäck-  und  Vieh- 
transporte nicht  aufgenommen  und  in  Goi.  18*  bei  den  nichtprenssischen 
Bahnen  nur  diejenigen  Güter  verreichnet  wordten,  die  nach  aefl  gewöhn- 
liehen  Tarifsätzen  befördert  worden  sind.    Die  in  derselben  Gblönne  ange- 

g ebene  Gesammtsumme  stellt  daher  den  durch  die  Eisenbahnen  btrwirkten 
rüterverkehr  nicht  ganz  vollständig' dar. 

Die  Golumnen2i  und  22  sind  für* mehrere  Bahnen  aus  dbn  Golümnett  18 
und  19  berechnet  worden,  es  hängt  also  deren  absolute  Richtigkeit  voti 
der  Genauigkeit  der  in  den  Gölumnen  18  und  19  gegebenen  Dorchschtiitts- 
zahlen  ab.  Die  Gölumnen  21  und  22  soHen  ein  anschauliches  und  zu  Ver- 
gleichen passendes  Bild  von  der  absoluten  MässenbefBrderung  geben.  Die 
einfache  Addition  sämmtlicher  beförderter  Personen  und  Geittner  Güter,  ge- 
nügt dazu  nicht.  Dieselbe  Person  und  derselbe  Gentner  mögen  aufm^hVere 
Bahnen  übergeben  und  erscheinen  dann  in  der  Endsumme  miehfnials:  alltin 
eine  weitere  Unterscheidung  von  Personen  etc.,  die  nur  kurs^e  Strecken 
durchlaufen  sind ,  findet  nicht  statt  Werden  aber  sämmtficfa  beförderte 
Personen  oder  Güter  auf  die  Länge  einer  Meite  redncirt,  so  stellt  sich  eiti 
richtiges  Bild  von  den  wirklich  geleisteten  oder  empfangenen  Diensten  her- 
aus.   Die  Magdeburg-Leipziger  Bahn  z.  B.  hat  im  Jahre  1851  im  Ganzen 


DeiLtse&e  EiKenftaltiieA«  376 

'TSI281  Personen  auf  nßl'schiedÄne  Längen  befördert;  ito  Durchschnitt  isrjetfe 
Person  ^**  Meilen,  ^lle  zusammen  daher  4484089  Meilen  befördert.  Das  sind 
die  wirklichen  Dienste,  welche  jenis  Bahn  dem  fahrenden  Publiko  geleistet, 
oder  welche  von. diesem  in  Ansprudi  genommen  worden  sind  und  die  man 
auf  die  Weise  umschreibea  kann,  dass  man  sagt:  die  Magdeburg-Leipxiser 
Bahn  hat  4484089  Personen  1  Meile  weit  oder  1  Person  auf  4484089  Meilen 
befordert.  Zum  Vereleich  der  wirklichen  Massenbeförderung  verschiedener 
Jahre  ist  diese  Berecnnung  ausnehmend  geeignet. 

Die  Einnahmen  sämmtlicher  Bahnen  haben  betragen 
12416951  Thlr.  =  47,54  pGt.»  aus  dem  Personenverkehr  incl,  GeprScküber- 

fracht, 
12738778    „     =  48,77      ^    aus  dem  Güter-,  Vieh-  etc.  Transport, 
965412    „      ±=     3,69    .^     sonstige, 

21121141    n      ^100  ^     TotaL 

Betra«  der  Ausgaben 

860128;Thlr. ::±(     6,8» bGi.  ftir  Aligemettte  Verwaltung, 
1676389    «      r»  61,45    ,»      «    Transport  n 

3955il3    „      ==:  31,68    ^      ^    Bahn 

1249212».   „      ==100        ^      n    Total.  '  -  —^ 

Die  Ausgaben  betroffen  47,824  pGt.  von  der  Brutto-Einnahme.  Wenn 
man  bedenkt,  dass  ein  Theil  der  Bahnen  nicht  vollständig  betrieben  wurde, 
SQ  ist  jenes  Verh'aUniss  günstig  zu  nennen. 

Der  BetriebsUberschuss  sämmtlicher  Bahnen  betrug  13629916 Thlr., 
die  sich  nach  sehr  ungleichmässigen  Quoten  auf  die  einzelnen  Bahnen  ver- 
theilten.  Ohne  Berücksichtigung  der  Ghemnitz-Bisa^er  Bahn  würde  sich  das 
Geisammtanlagekapitil  von  324S60Q00  Thlr.  mit  4,2*  tiC4t  verzinst  haben; 
Diese  Zahl  i$t  Col.  33  als  Durchschnitt  eingetragen,  von  den  Staatsbahnen 
haben  nur  die  Hannoverschen  und  firaunschweigscheti  günstige  finanzklle 
Resultate  ergeben^  die  der  badischen  sind  eben  genügend,  die  Übrigen 
bleiben  hinter  der  Verzinsung  ihrer  aufgewandten  Kapitalien  zurück.  Auch 
die  Privatbahpen  bieten  sehr  verschiedene  finanziell  Resultate  dar.  Es 
ist  bei  ihnen  nicht  zu  vergessen,  dass  die  in  Gol.  32  angeführten  üeber- 
schüsse  nicht  als  Reineinnahme  zu  betrachten  sind ;  es  müssen  davon  zu- 
erst noch  mancherlei  Lasten,  dann  die  statutenmässigen  Einlasen  in  den 
Reserve-  und' Erneuerungsfond  bestritten  werden.  Darnach  kommt  die 
Verzinsung,  resp.  Amortisation  der  Prioritätsactien ;  der  Amortisirung  Sind 
bei  einigen  Bahnen  auch  die  Stammactien  unterworfen.  Diese  genauen  Daten 
haben  wegen  Mangel  an  Raum  in  der  Tafel  keinen  Platz  finden  können. 

Bei  Gol  34  ist  zu  beachten,  dass  die  für  die  Berlin-Hamburger-Bahn 
angegebenen  4  U  pCt.  nur  auf  aie  5  Millionen  Thlr.  Stammactien  Lit  A  be- 
zahlt sind,  die  3  Mill.  Thlr.  Lit  B.  haben  nur  2  pGt.  erhalten.  Die  3  >/  pGt 
der  Stargarder  und  die  4  <^  pGt  der  Ludwigshafen-Bexbacher  Bahn  sind  ver- 
mittelst Staatszuschusses  und  die  4  pGt,  der  Magdeburg -Wittenberger  BahfU 
aus  deren  Baufbnd  bezahlt  worden. 

Auf  weitere  statistische  Vergleiche  konnte  leider  nicht  eingegangen  wer- 
den, da  einmal  der  für  diese  Arbeit  besimmte  Zeitraum  durch  den  weit 
vorgeschrittenen  Druck  des  Jahrbuches  zu  kurz  gemessen  war  und  es  auf  der 
andern  Seite  auch  passender  erschien,  die  vollständigen  fietriebsresultate  des 
Jahres  1852  mit  denen  der  Vorjahre  zusammenzufassen.  Soweit  dieselben 
haben  zusammengestellt  werden  können,  werden  sie  zum  vorläufi^^en  Ver- 
gleich in  der  folgenden  Tafel  mitgetheilt.  Die  preuss.  Bahnen  sind  darin 
vollständig  enthalten,  jind  von  den  Württembergischen  und  Hannoverschen 
Staatsbahnen  ist  noch  kein  genauer  Bericht  zu  erwarten,  da  deren  B^triebs- 
Jahre  mit  dem  30.  Juni  schhessen. 


376 


DeoUche  Eisenbahnen« 


Nanen  4er  Baknen 


Anzahl  der  be- 
förderten 


Altona-Kiel     .    .    . 

Glückstadt  -  Elmshorn 

Rendsburg-Neamünster 

Badiscbe 

Bayersche      .... 

Bergisch-Märkiscbe  . 

Berlin -Anhalt  .    .    . 

Berlin -Hamburg  .    . 

fierlin-Potsdam-Magdeb. 

Berlin- Stettin  .    .    . 

Stettin -Stargard    .    . 

Stair^f  rd  -  Posen    •    . 

Bonn* Köln  .... 

Breslau  -  Schweidnitz- 
Freibure    .... 

Düsseldorf- £lberfeld 

Frankfurt- Hanau  .    . 

Friedr.  -Wilh.^Nordbahn 

Köln -Minden   .    •    . 

Leipzig  -  Dresden   .    . 

Lübeck  -  Buchen    .  ; . 

Magdeburg -Leipzig  . 

Magdeburg-Halbersladt 

Magdeburg- Wittenberge 

Mecklenburgische  . 

Münster -Hamm    . 

Neisse  -  Brie g     .    . 

Niederschles.-  Märkische 

Niederschles.-  Zweigbahn 

Nürnberg -Fürth    . 

Oberschlesische 

Preuss.-  Ostbahn    . 

Prinz  Wilhelmsbahn 

Rheinische     .    .    . 

Ruhrort  -  Crefeld  -  Glad- 
bach   

Sächsisch  -  Bayersche 

Chemnitz  -  Riesa    .    . 

Sächsisch  -Böhmische 

Sächsisch-  Schlesische 

Löbau- Zittau    .    .    . 

Saarb rücker  .    .    . 

Taunus  Bahn     .    . 

Thüringische .  .  . 

Westphälische  .  . 

Wilhelmsbahn  .  . 


P«lnioa«n 


Güter 
Ctr. 


419615 

59982 

85404 

2189027 

1025045 

5(^2882 

366400 

617409 

655801 

307346 

I  230127 

560620 

223645 
366962 
335065 
360421 
1608152 
615303 
128368 
848898 
378775 
140868 
266588 
128994 

74875 
562980 

79114 

348782 

222643 

99859 

529487 

228357 
473336 
116484 
372962 
485087 
144938 
38925 

774227 

261214 

72638 


1827969 
306749 
122372 
3227007 
4804279 
5432386 
2900659 
430^573 
1728996 
1582357 

13^847 

98767 

1825623 

3786841 

31645 

1628973 

16663058 

795896 
5340342 
3829628 
1224592 
1087659 

723812 

702055 
5522663 

601752 

6874126 

799189 

3001609 

4497524 

1584356 
6733463 
1182667 

901509 
2471068 

401894 
3056383 

2640294 
1927308 
2189227 


Einnahme 


«08  4«m 

Per- 
Bonen- 
▼erkehre, 
Incl.  Ge- 

p&ck 

ThU. 


vom  Gfi- 
ier-,  Tieli- 
eU.  Tr«k0- 
port  ' 

Thlr. 


•onitlg« 


Thlr. 


Total 


Thlr. 


241532 

725512 
773781 
96384 
457053 
603879 
547629 
465606 

242500 

108947 

117978 
106119 

57498 
172094 
872220 
512117 

63251 
457694 
168695 
118819 
173547 

46875 

37771 
857991 

41886 

345075 

264221 

13645 

477211 

47965 
327215 

457a3 
133078 
234645 

26711 
4271 

466270 
78598 
50034 


192470 

686310 
1029673 
203551 
591267 
969415 
396570 
368894 

180683 

11029 

98156 

132874 

3827 

196591 

1408364 

548350 

52175 

857806 

246587 

137694 

99144 

41534 

33966 

1201823 

48055 

954187 

130420 

95193 

354865 

46183 
881607 

72013 
128835 
295498 

27455 

33890 

511073 

82490 

165227 


7371 


14061 
28684 
27421 
18154 
11290 

27«7I 

2033 

12397 
9375 
1540 

13494 
160435 

44623 

66325 
1266 

12612 

10050 
8430 
6555 

46525 
3800 

151225 
17124 
10177 
16660 

7560 


78652 
10188 
15502 


374127 

16676 

50570 

1411822 

1773454 

914016 
1077004 
1600714 

962352 

845790 

450854 
122009 

228531 

248367 

62865 

372179 

2441219 

1105090 

120704 

1381825 

416548 

269125 

286142 

96834 

78292 

2106339 

93741 

33861 

1450487 

411765 

119016 

848737 

101709 
1208822 
117796 
261913 
530143 
54166 

38161 

300203 

1055995 

171276 

230763 


[ 

F 


Deutsche  Eisenbahneii. 


877 


Betrieb^ -Aasgabe 


fttr  allge- 

melna  Yer^ 

waltang 

Thlr. 


25330 


13152 
32208 
38465 
24262 
13647 

15204 

5627 

7313 
5444 

3791 
21623 

48080 
24175 

38076 

13028 

13009 

14843 

3990 

4692 

45034 

5695 

28374 

13990 

6044 

22270 

3786 


196 

34533 

6998 
6607 


für 
Transport* 
yenraltung 

Thlr. 


137756 


112951 
381141 
458778 
243372 
378150 

197685 

42057 

60920 
101336 

21967 
133693 
602540 
195933 

359909 
135570 
82543 
76387 
25856 
18864 
648997 
31735 

290537 

174168 

67131 

205065 

42295 


3058 

252442 
66036 
43844 


fUr 

Bahnver- 

waltung 

Thlr. 


80528 


45721 
179669 
206800 
122684 
162893 

130180 

19040 

37638 

34446 

2541 

82607 

358885 

244450 

186142 
48004 
58444 
60616 
14728 
15141 

294666 
21716 

256413 

112024 

24187 

81441 

22929 


8697 

102861 
60552 
26824 


Total 


Thlr. 


171823 
590318 
704043 
390318 
554690 

343069 

66725 

105871 
141227 
28299 
237823 
1009505 
464558 

584126 

196602 

153996 

151847 

44574 

38697 

988697 

59147 

18683 

575324 

300182 

97362 

308776 

69010 


11951 
168802 
389836 
133586 

77275 


Die  Betriebs 
Ausgabe  be- 
trägt von  der 
Bnxtto-Eln- 
nähme 

pCt. 


T 


196677     ) 
15267     [     55 < 
31668 


54'« 
55»« 
43»» 

4066 

65»« 
76«  • 

5469 

46" 

56M 

45 

64 
41  si 

42 

42»» 
47  ao 

57" 

55" 

46«» 
4943 

46" 
630» 

551' 

39" 

72»o 

81" 
36»» 

67»» 


56» 
36»» 
78 
33" 


Aut  die 
Stammactien 
sind  an  Zin- 
sen and  Dlyi- 
dend.  gezahlt 

pCt. 


1» 

6 

4» 

3» 

8 


5»» 

2» 

3» 

0» 

6«» 

9 

20 
9» 

0" 

2% 
3»» 

4 

13 

10 


3» 


5» 
417 

97s 


Bestand  des 

Beservefonds 

Ende  1862 

Thlr. 


152902 
3126 


7614 
492084 
208728 
200000 

180416 


25613 

60000 

31305 

4579 

15000 

628302 

211942 

175412 
61512 
5391 
21750 
17496 
26427 
81983 


228956 


197989 
43518 


24 


/ 


378  Deutsche  Eisenbahnen. 

Die  Oesterreichischen  Schienenwege  haben  in  den  letzten  Jahren 
nur  einen  unbedeutenden  Zuwach»  erhalten.  Mehr  als  irgendwo  hängt 
die  Weiterentwickelung  derselben  dort  von  der  Thät](;keit  der  Regierung 
ab.  Viele  und  wichtige  Linien  sind  zum  Ausbau  bestimmt,  man  liest  oft, 
dass  sie  zur  vollständigen  Entwickelung  der  im  weiten  Gebiete  noch 
schlummernden  materiellen  Kräfte  nothwendig  seien,  allein  zu  deren  Aus- 
führung gehören  neben  dem  guten  Willen  Capitalien  und  die  finanziellen 
Bedrängnisse  der  Oesterreichischen  Regierung  ziehen  dem  baldigen  Ausbau 
der  wichtigsten  Strecken  sehr  enge  Gränzen.  Die  officielle  Statistik  von 
185^  giebt  folgende  Linien  an,  die  auf  Staatskosten  ausgeführt  werden  sollen 
und  zum  Theil  im  Bau  begriffen  sind: 

17     Meilen  Verona -Treviglio, 

b%  y,  Gloggnitz  -  Mtirzzuschlag, 

ISii  n  Laibach- Triest, 

V  n  Verbindungsbahn  bei  Wien, 

9  n  Oravitza  -  fiaschiach , 

i%  n  Tarnow-Dembicza, 

5  V  n  Krakau  -  Bochnia , 

15^  n  Gzegled-Szegedin, 

^V  >i  Steinbruck- Agram, 

23  n  Brück -Salzburg, 

10  n  Innsbruck-*  Kufstein, 

US%  Meilen. 
Vor  allen  Dingen  nat  die  Regierung  die  Vollendung  der  Semmerings- 
bahn  (Glogenitz-Mttrzzuschlag)  erstrebt,  um  die  südliche  Staatsbahn  in 
ununterbrochene  Verbindung  nfit  der  Hauptstadt  zu  setzen.  Der  Riesenbau 
ist  nahezu  vollendet  und  es  ist :  aufrichtig  zu  wünschen,  dass  der  Erfolg  des 
Ton  Vielen  als  zu  gewagt  betrachteten  Unternehmens  den  gehegten  Er- 
wartungen entspreche.  Der  Betirieb  soll  im  bevorstehenden  Herbste  eröffnet 
werden.  Ausserdem  ist  von  der  Gzegled-Szegedin  Bahn  im  September  d.  J. 
die  Strecke  von  Czegled  nach  Kekshemet  und  Felegghaza  ca.  i  Meilen  dem 
Verkehre  übergeben  worden.  Auf  den  Linien  Verona--Treviglio  und  Laibach- 
Triest  soll  keine  übermässige  Anstrengung  herrschen  und  von  der  baldigen 
Ausführunff  der  von  Bayern  so  sehr  gewünschten  Linie  Bruck-Salzburg  ist 
es  ganz  stul  geworden.  Zur  weitern  Ausfuhrung  auf  Staatskosten  sind  be- 
zeichnet worden  die  Strecken  Aussig-Teplitz  in  Böhmen  und  Verona-Botzen 
(19%  M.  und  lOMill.  Fl.  Anschlagskosten).  Die  Ferdinandsnordbahn  war 
nach  frühern  Verträgen  verpflichtet,  die  noch  fehlende  Verbindung  zwischen 
Oderberg  und  Krakau  auf  Oeisterreichischem  Gebiete  auszuführen.  Nach 
einem  neuerdings  getroffenen  [Abkommen  wird  der  Staat  die  Strecke  Yon 
Podgorze  nach  Auschwitz  (T^^M.)  selbst  ausführen  und  die  Ferdinands- 
Nordbahn  führt  auf  ihre  Kosten  die  Linien 

Oderberg  -  Anschwitz     0  ^  M.  und  5000000  Fl. 
Schönbrunn -Troppau  3«^  „      «     1447000  „ 
Djieditz  -  Bielitz  It^  „      „      350000  , 

zusammen  circa  M  „  u.  ca.  7000000  ^  Anschlagskosten  aas. 
Neulich  wurde  in  einem  oflßciösen  Blatte  mitgetheilt,  die  Oester- 
reichische  Regierung  wolle  demnächst  diejenigen  Eiseribahnlinien  feststellen, 
welche  sie  auf  Staatskosten  auszubauen  gedenke  und  daneben  der  Privat- 
industrie ein  neues  Feld  Überlassen.  Im  Grunde  könnte  das  nur  heissen, 
dass  die  Regierung  an  der  Nachbaltigkeit  ihrer  eignen  Mittel  zu  zweifeln 
anfange.  Ob  bei  der  herrschenden  Ungewissheit  der  Öffentlichen  Zustände 
grössere  Gapitalien  von  Privaten  zum  Eisenbahnbau  auf  eigne  Rechnung 
angeboten  werden,  ist  vorläufig  sehr  in  Frage  zu  stellen. 


Dealische  Eiieti<babii6li.  379 

Abgesehen  von  den  4lJ^5sterr.  M.  Pferdebahnen  waren  im  Jahf^  185{ 
folgende  LocomotiYbahnsn^^Betrieln: 

1)  Privatbahnen. 

54  li  M.  ,^aiser-  Ferdinands  -  Nordbahtt , 
16*J  „   Wien-Gloggnitz  und  "Wien-Breck, 
3*2  n  Katzelsdorf-Oedenburg, 

74«^  Meilen. 

2)  StaaUbahnen. 

:62    M.  hordliclie  «taatsbahn  (0\m^  und  Brünn.Trubau-Pn^-BodenbachX 
%U  f*  nor^aUiche  Slaatsbahn  tKrakau-MyslovHlz)i 
i\\i  n  südliche  Staatsbahn  (Mürzzuschlag-Laibach), 
435  n  südöstliche  Staatsbahn  (Marchegg-Pressburg-Pesth-Szolnök), 
^yi  »  Italienische ;  nämlich 

17     M.  Venedig -KesIre-YerDnjb 
2V-1.  Mostre-Trevfeo, 
^\i  jft  'Vecpna-Mantua, 
4      «   Mailand -Treviglio, 
6!^  »  Mailand -Camerlata  (Gomo).  -    - 

m^^  Heilen. 
Zusammen  also  265)^i]fett^n  Loc^rmitifbAhnen,  uadütti  Ganzen 

-davon  im  t  -  ^n 

'deutschen        nlclitdea^cben 
Bandesgebiete         Bftndem 

41  »^M. Pferdebahnen.  .  .        33!^M.  S'^AM. 

265  ^^  „  Locoiftotivbahnen      174  ^^  ^  91       ^ 

307  >iM.  Eisepbahnen  208     M.         991^  M. 

Die  österreichische  Heilest      •7566iüf«ter 
n    preussische       ,  .»     «^       7532     ^ 
3iläo  l£p^rreiciusohe  .«     c=i  4  0 « '  ^  •  *  preussiftehe  |ff eilen. 
Auf  Preussiscne  Meilen  reducirt  würden  sich  also  die  Längenver||ält- 

nisse  so  darstellen:  im  deutschen    im  nichtdeutsch. 

Gebiete  Oebiete 

42o»»M.  Pferdebahnen   ..      33»«iM.  ft^^M. 

ge7-*o»  n  Locorootivbahaen     175^^»»  ^  91«»*  n 

3Ö9*»«  M.  Eisenbahnen  209*»»M.  "       99*«*M. 

75>*'  preuss.  M.  Mvatlocomptivbahnen, 

192"»      ^        „   Saatslpcomotivbabnen, 

267  iö»  ^euss.  M.  IsoconjäotklxlhjBea. 

Schon  rfrüher  dbatte  die  Oesierreichiscfie  fRegiernng  die  .  Krakaneri 
Ungarische 'Gentralbähn-Cjoizt  südöstliche  ^aatsbalm)  uHd  dre  Italienischen 
Bahnen  detfl^nden  von  PtivatgeseUscIiafteii  entnommen;  jetzt  ist  auch  der 
Ankaut  der  GIoggnitzer4Iauplbahn  ab^esdilössen.  •  Die  ~^ Wien -Gloggnitzer 
Gesellsishtf  beh^tvnebea  ihrer  j^rosffatligien  Maschine näalKik  nur  die  Flügel* 
bahn  Wien-Bruck  (5*pM0  mit  der  Srkubniss,  dieselbe  ruber  Raab  nacH 
Neu-Gsöqfy  (Kemorn  gegenülMr)  weitcrzubauen.  I^r^taat  bezahlt  für  jede 
ACtie  (von  öOOrFL)  ötSTfL  in  5  pCt.  Staat$eb1igationen  und  übernimmt 
ausserdem  die  gindirte  Schuld  der  Gesellschaft  im: Betrage  von  2750000  FL 
V^n  gi^ssern  Uhternehtaungen-  bleibt  ^sonach  «ur  die^erdkialids-Nordbahii 
in'PrivatliandeQ. 

Die  Betrieifosresultaleder  beidenUetzten  Jahre-sihd  nur;unvolIständig 
veröffentlicht  werden.  Pür^ie  Ergebnisse  der  Staais^hnea  im  Rechnungst 
jähre  1^51  (1.  November  18^  bis  Ende  Dctober  1851)  fiehlen  genaue  Ver-i 
offentliehnngen^iänzlich,  ebenso  für-dieHrtalienisch^fitaatsba^nen  in  Bezu^ 
auf  die^JAre  ISot  u.  1852.  :Die  Belriebsresultate  der  and^n  rStaatsbahned 
im  Jah^^B52  sind  nach  effieiellea  MitUieilinigen  ^in- der -«foljgenden  Tafel 
zusammengestellt  worden:  24* 


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380 


Deatsche  Eiienbahnen. 


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Dcatflcbe  Eiseilbabnsn. 


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388*  Deuifltfhe  Eisenbahnieih' 

Die  BetriebsreinBinnahme  jener  4  Bahnen  soll  n^ioh  dem  Lloyd  im 
Jahre  l85l  liup  207645^^  d  i.  nngeföhr  2  pGt.  des  Ancagekagittls:  bctiMeii 
haben.  DeninAch  stelRe  sieh  für  1B52  ein  Mehrrdnerlregr  von  99i0OFai 
hersuft.  RrülTef  war  der  Betrieb*  der  nördlichen  Staatabahn  an  dieFerdinaod^ 
Nordbahn,  der  der  SQdbahn  an  die  Wien-GloggnitEer  Gesellschaft  i^r- 
pachtet.  Ersteres  Yerhältniss  dauerte  4  Jahr  8  Monate ,  letzteres  b  Jlahre 
und  7  Monate,  altein  dl«  reinen  £innalnnen,  welche  dem  Staatsschatze  za- 
flössen,  betnigenl 

aufdernördl.    aufdersftdL 
Staatsbafan-      Stuatsbahn: 

zur  Zeit  der  Verpachtung  jährlich  im  Durchschnitt    50961  fl.         280454  fl. 
im  Jahre  1852  durch  die  Staatsverwaltung  .  .  .      1127327  fl.         849440  fl^ 

also  im  Jahr  1852  bei  eigenec  Verwaltung  mehr     1076306  fl.         568986  fl. 

.Vbm.fiBaiizieHeilStandpinnkte  abgesehen,  Mdbt^dicses^Verb&li^iSft  DDcfc 
immer  ein  sehr  ungünstiges,  da*  die  Oesterrefch*  Regi~erQ)g:diB' aHf  <feeit  Eii|e]£- 
bahnbau  verwendeten  Summen  mit  einem  viel  IföneriT  Zinssatze  veftiilSen 
muss.  Wie  viel  im  Ganzen  die  Regierung  zum  S^lbstbau  und  Ankauf!  ver- 
W6fid«t  hat»  lässt-  sieh-  ^  die-  Gegenwert  nicht  genau  angeben. 

P^h  dffidell^n  Angaben  solfim:bis  Ende  1890  im.Oestenr.  Stkaft 

avf  die  Pferdebahnen  verwandt  sein       41fl09l6»fl., 

I  auf  Privat-Locomotivbahnen fll6]o|6fil-  fl. 

auf  die  Staatsbahnen  bis  Ende  1851    .129912939  fl. 

N«ch  <bmrkürzfeh~encfaiQneDen  Hauptfinanzausweis i  tHnd  ^K  Wb^bbt 
Ende  i852  aus-  StJaaCsmtlteln  verwandt  worden  *    ""  . 

946 15632  fl.  zxt  Etsenbahnbauten , 

7897759  fl.  zur  Erweiterung  der  Ebenbahnbetriebsmittel, 
33504980  ff.  zur  Einlösung  von  Privat-Eisenbahnen, 

.    ._      ^  13601837 1  fl ,  davon  fallen  auf  das  Jahr  1852  im  Ganzen  18321994  fl. 

und  mit -Hinzurechnung  der  vorhin  angeführten  bis^Ende  1851  verwandten 
129912939  fl.  würde  sich  der  von  der  ^egierun^  bis*  Ende  1852  verweildete 
Gesammtbetrag  auf  148234933  fl.  stellen. .  In  dieder  Summe  sind  aber  die 
Ablösun^^kapitale  für  die  Italienischen-  Bkhne»  mclit  vollständig  enthalten. 
'  AufHdie  von  der  Regierung  direclE  ausffefllhcten  Eisenbahnbauten  sind 
in  den  8* Jahren  bis  Ende  1853  verwan(&  Worden  996fI5632  fl.,  also  im  Dufc^ 
schnitt  lihrlich  U827Q0O  fl..;  die.wirk&cfiien. Batrage  waren 

^        1850  :^  12427388  fl. 
.1851  =  14.545246  ^ 
1852  =  13799490  „ 

Die  Betriebsresttltate  der  beiden  grossem  Privat-4^ocoisotl^blbnen  an 
Jahre  1851  sind  folgende.  Es  is(  dabei  «i  bemerken,  dass  4^s  Rechnungs- 
jabr  der  Ferdrnands^Iidrdbahn;  oait.  dem- Kalenderfahr  zusammenfällt  und 
das  der  Wien--Gl0g§;nftzer  Bahn  mit  den».K  Decenäer  1850  beginntr 

Der  Viehtranspart  isf  iff  der  Gütermenge  mitenthalten. 


DentscIieEiteiibabnen- 


I.änge  in  österreichischen  Heilen      .    . 

Davon  sind  doppelgeleisi^ 

Gesammt-Anlagekapital  m  Gulden  .    . 

Davon  in  Stammactien 

Auf  die  Ttangportmittel  sind  verwendat 

Gulden 
DurobscbniltakoBleii  einer  Heile    .    . 

iLocomotiTeti  .... 
Lastwagen  aller  Art  . 
Personenwagen  .  . 
Sitae  in  den  Personenwagen 
CentaerLaduDgs  (Uiigkci  t  der 
Lastwagen 

Durchlaurene  Nutimeilen  der  Locomoti*en 
/Personen  1.  Klasse     . 


Es  sind 
befördert 

worden 


Sununa    .    . 
/Hilitairpersonen  etc.    .    . 
Total  Personen 


/Güter  aller  Art,  Centner 

"ür  eigene  Rechnung 
(Regie)     .    .    . 
An  Heilen  hat  durch-ljede  Person 
schnittlich  durchfahren}  Je  der  Clr.  Gut 

!von  Personen  und  Gepäck 
n    Hilitairtransporten  um 
Eütraillgen    .    .    . 
H    Güter-,    Wagen-   und 
Viehtransport   .    . 
„    Terschiedenen  Quellen 
Summa    .    . 

r  allgemeitje  Verwahung 
Transport-         „ 
Bahn- 

Summa   .    .    . 

Betrag  der  Ausgaben  in  Procenl«n  der 

Binnahme 

Reinertrag  des  Betriebes 

In  Procenten  des  Anlagekapilxls  .    .    .    . 
Zinseo  und  Dividenden  für  die  Stanun- 


Aufl^ben 

in 

Gulden 


Wlaa-WDl^MtMT  BUK 

Htrltkka      Buplbiba  Wlsn-Bnuk 


?ti 


4U700 


tOT906do  I  näeßm 


2S465 

106978 
130444 


1557919 
5123019 


50072 
997973 
321W7 


133244 
553987 


77518 
35150 

TmST 


384 


Deutsche  Eisenbabnen. 


"Eine  fibersichtliche  Zosammenstelhiiig  der  Hauptbetriefoser^ebnisse  in 
den  3  letzten  Jahre  bieten  folgende  Resultate  dar: 


1850 


1851 


1852 


1.  Kaiser-Ferdinands-Nordbahn. 

Aoxabl  der  beförderten  Personen    .... 
DazQ  Militairpersonen 

Total  Personen 

Gütertransport  exci.  Regiefracht,  Ctr.  •    .    . 

Ganze  Betriebseinnahme  in  fl 

rt      Betriebsaosgabe      „    i> 

Betrag  der  letztem  in  pGt.  der  Einnahme  . 
Betrag  der  Betriebsreineinnahme  in  fl.,  .^. 
Auf  die  Stammactien  ist  an  Zinsen  and  Divi- 
dende gezahlt 

2.  Wien-Gloggnitzer  Bahn 

mit  den  Zweigbahnen  Mödlinff-Laxenburg 

und  Neustadt-Katzelsdorf. 

Anzahl  der  beförderten  Personen    .... 
Dazu  Militairlransporte 

Total  Personen 

Gütertransport  in  Ctr.  excl.  Regiefrachten   . 

Ganze  Betriebseinnahme  in  fl 

■f,      Betriebsausgabe    «    ^ 

Procentbetrag  der  letztern  von  der  Einnahme 
Betrag  der  Betriebsreineinnahme  in  fl.    .    . 

3.  Wien-Brucker  Zweigbahn. 

Anzahl  der  beforderten  Personen    .    .    .    . 
Dazu  Militairpersonen 

Total  Personen 

Gütertransport  in  Ctr.  excl.  Regiefrachten   . 

Ganze  iBetriebseinnahme  in  fl 

f,      Betriebsausgabe     n   n 

Procentbetrag  der  letztern  von  der  Einnahme 
Betrag  der  Jletriebsreineinnahme  in  fl.    .    . 


10966B8 
291535 


1388203 

5659111 
4526808 
2411843 
53," 
2114965 

7  pCt 


1291235 
166142 


1457377 

3629882 

1626220 

853048 

52,4  5 

773172 


109582 
8181 


117763 

315608 

127244 

101218 

79,» 

26026 


1071863 
199626 


1271489 

7925223 
5418991 
2573246 
47,*« 
2845745 

lOi^pCt. 


1437553 
120426 


1557979 

5123049 
1913886 

966712 
50,» 

944174 


130444 

2800 


133244 

553987 

155825 

117756 

75;  • 

38069 


1224711 
157702 


1382413 

11490209 
7012271 
3093433 
44  * 

3918838 

12pCt. 


1601668 

82644 


1684312 

5318854 
2089610 
1031821 
49,8» 
1057789 


146025 
3207 


149232 

643847 
166624 

140738 

25886 


Ganze  Betriebsreineinnahme  der  Wien-Glogg- 
nitzer Gesellschaft 799198      982243       1063675 

Zinsen  und  Dividende  der  Stammactien  .    .       7  pCt.        8  pGt.       9  pGt. 
Es  ist  jedoch  in  Bezog  auf  die  von  der  Wien-Gloggnitzer  Gesellschaft 

bezahlten  Dividende  zu  beachten,   dass  das  Ertragniss  der  Maschinenfabrik 

dazu  beigetragen  hat,  und  dass  der  Reinertrag  der  Bahnen  durch  die  5  pGt. 

Provision  von  der  Bruttoeinnahme  der  südlichen  Staatsbahn  (die  früher  von 

der  genannten  Gesellschaft  betrieben  wurde)  im  Jahre  1850  um  127446  fl. 

und  im  Jahre  1851  um  68869  fl.  vermehrt  worden  ist    Die  Reineinnahmen 

von  der  Maschinenfabrik  betrugen  1850  =  104607  fl. 

1861  =  117167  „ 
1852  =  233275  „ 


Deutsch«  Eisenbahnen.  385 

Das  oben  Pag.  383  ani^egebene  Anlagekapital  der  Wien-Gloggoitzer  and 
Wien-BFuci:er  Bann  begreift  aber  auch  nur  die  auf  den  Bau  und  die  Instand«- 
setzuRg  der  genannten  Bahnen  verwandten  Summen.  Abgesehen  von  den 
Anlagäosten  der  Maschinenfabrik  sind  auch  950000  FL  nicht  darin  enthalten, 
welche  als  Vorauslagen  bei  den  schon  vor  Jahren  projectirten  Bahnen  nach 
Pressburg  und  Raab  verausgabt  waren. 

Da  in  der  Pol^e  der  Gloggnitzer  Gesellschaft  nur  die  Wien-Brucker 
Bahn  verbleibt,  so  sind  der  künftigen  Verffleichung  wegen  die,  jene  Bahn 
betreffenden  Daten  überall  besonders  aufgeführt  worden. 

Auf  der  von  der  Gloggnitzer  Gesellschaft  betriebenen  Bahn  Katzels- 
dorf-Oedenburg  sind  im  Jahre  1851  befördert  worden 

100695  Personen,       811501  Ctr.  Güter 
und  im  Ganzen  eingenommen  worden  128403  Fi.  gegen  95123  Fl.  im  Jahre 
1850,  mithin  hat  diese  B^hn  im  Jahre  1851  einen  Bruttomehrertrag  von 
13280  Fl.  geliefert. 

Wie  schon  oben  erwähnt,  lassen  sich  über  die  Italienischen  Staatsbabnen 
genaue  Angaben  eben  so  wenig  in  Bezug  auf  die  Anlagekosten,  als  auf  die 
genauen  Betriebsresnltate  der  beiden  letzten  J'ahre  anfuhren.  Es  ist  daher 
bei  den  vielen  Lücken,  die  sich  in  dem  bisher  vorgeführten  Materiale  finden, 
nicht  möglich,  eine  irgend  wie  befriedigende  Zusammenstellung  aller  Oester- 
reichischen  Bahnen  zu  liefern.  Beschränkt  man  sieh  auf  die  4  im  Deutschen 
Bundesgebiete  liegenden  Locomotivbahnen  (Nördliche  und  Südliche  Staats- 
bahn, Ferdinandsnordbahn  und  Wien-GIoggnitzer  Bahn)  und  sieht  man  von 
den  an  sich  geringen  Unterschieden  ab,  die  sich  bei  der  Begränzung  der 
B^triebjahre  zeigen,  so  13sst  sich  für  das  Jahr  1852  folgende  Zusammen- 
stellung bieten: 

Länge  der  betriebenen  Bahnen  in  Oesterreichischen  Meilen  174  ^Z. 
Darauf  verwandtes  Kapital ,  Gulden         ......      1^907000 

Madit  durchschnittlich  pro  Oesterreichische  Meile,  Gulden  692877 

„  „  „    Preussische  „      Thlr.  488502 

Anzahl  der  tarifmässig  beförderten  Personen      .      ...         4564272 

Dazu  Militairtransporte  und  in  Extrazügen        .      .      •  475221 

Total  der  beförderten  Personen         5039493 

Anzahl  der  excl.  Regieft'achten  beförderten  Güter,  Ctr.      .  30175959 

Betrag  der  gesammten  Betriebseinnahme  Gulden    .      .      .  16660611 

»        „            „           Betriebsaus^abe          »        ...  9680731 

„        „     letztern  in  Proc.  der  Einnahme       ....  5,81 

„        „     Betriebsreineinnahme,  Gulden 6979280 

rt      derselben  in  pGt   des  Anlagekapitals      ....  5,77 

Von  der  Betriebsreineinnahme  kommen  aber  5002513  Gulden  =  11,37  pCt. 
des  Anlagekapitals  auf  die  beiden  Privatbahnen  und  nur  1976767  Gulden 
gleich  2,56  pGt.  des  Anlagekapitals  auf  die  beiden  Staatsbahnen. 

Nachdem  nun  auch  über  die  Oesterreichischen  Bahnen  berichtet  worden, 
liegt  gewiss  der  Gedanke  und  der  Wunsch  nahe,  die  gewonnenen  Resultate 
mit  den  der  übrigen,  oben  behandelten  Deutschen  Bahnen  zusammenzufassen 
und  so  von  sämmtlichen  Deutschen  Bahnen  ein  klares  und  Obersichtliches 
Bild  zu  geben.  Auf  diesen  Wunsch  muss  der  Referent  wegen  der  üngleich- 
artigkeit  und  Mangelhaftigkeit  des  vorliegenden  Materials  verzichten  Es 
ist  schon  mehrmals  darauf  hingewiesen  worden ,  dass  bei  der  Begränzung 
der  Betriebsjahre  nicht  unerhebliche  Abweichungen  vorkommen  und  schon 
aus  diesem  Grunde  ist  es  unmöglich,  eine  ganz  genaue  Zusammenstellung 
sämmtlicher  Deutscher  Bahnen  zu  geben.  Dazu  kommt  im  vorliegenden 
Falle  noch,  dass  in  Bezug  auf  das  Jahr  1851  das  Material  für  die  Oester- 
reichischen Staatsbahnen  geradezu  fehlt;  und  dass  in  Bezug  auf  das  Jahr 


386  Deutsche  Eisenbahnen. 

1852  die  übrigen  Deatschen  Bahnen  noch  bedeutende  Lücken  darbieten. 
Wir  müssen  uns  daher  auf  die  Angabe  beschränken,  dass  Ende  1852  mit 
Aoisechluss  aller  Pferdebahnen  im  ganzen  Deutschland,  mit  Einschluss  der 
ProYiuBen  Preussen  und  Posen,  betrieben  wurden. 

1057  Preoss.  Meilen  LocomotiTbahnen>  wovon  sich 
417      „  ,,       im  Königreich  Preussen, 

4M     „  ,,       in  den  kleinen  deutschen  Staaten, 

176     y,  ,,       im  Oesterr.  Bundesgebiete 

befanden.  Das  zur  Herstellung  jener  Gesammtlänge  von  1057  Meilen  auf- 
gewandte Capital  lässt  sidi  nicht  genau  aneehen,  da  über  die  im  Jahre 
1852  eröffneten  Bahnen  keine  ofßciellen  Nachricnten  vorliegen.  In  der  obigen 
Haupttafel  (zu  S.  372)  waren  die  durchsohnittJichen  ijilaeekosten  einer 
Meile  Bahnlänge  von  den  1851  betriebenen'  Deutschen  (e&cl.  Oesterreich) 
Bahnen  zu  circa  404000  Thir.  berechnet.  Nimmt  man  diesen  Durchschnitt 
auch  für  die  Ende  1852  betriebenen  Bahnen  an,  obwohl  er  wahrscheinlich 
ZQ  gering  ist,  so  müssten  bis  dahin  auf  die  881  Meilen  im  Ganzen  ver- 
wandt sein  circa  366<  Millionen  Thaler.  Die  im  deutschen  Oesterreich 
End«  1852  betriebenen  Locomotivbahnen  von  circa  176  Meilen-  Länge  hatt^i 
120007000  Gulden  =77  84i63400O.Thlr.  gekostet,  demgemäs.s  Hesse  sich  das,  auf 
die  in  ganz  Deutschland  Ende  1852  betrieb  enen  Bahnen  von  1057  Meilen 
verwandte  Capital  auf  mindestens  450  ]4  Mill.  Thlr.  und  die  Durchschnitts- 
kosten einer  Meile  Bahnlänge  auf  427000  Thlr.  schätzen. 

Fragt  man  nun  zuletzt  nach  dem  zwischen  der  Länge  der  betriebenen 
Bahnen  einerseits^  und  dem  Flächeninhalt  und  der  Einwohnerzahl  anderer- 
seits bestehenden  Verhältnisse,  so  bietet  sich  bei  Zugrundelegung  von  run- 
den Zahlen  folgende  Zusammenstellung  dar: 

-D.i>«.<i«.  kleine  deut-  Deutsch-       m^*.i 
PreasBe»  ^^^xe  Staaten  Oesterr.       ^***" 

Flächeninhalt  in  Quadratmeilen     .    .    .      5104       4564       3580  '     13248 
Einwohnerzahl  in  Millionen      ....         17  18  12,5  47,5 

Länge  der  Ende  1852  betr.  Locomotiv- 

bahnen 417         464         176         1057 

Auf  1  Meile  betriebener  Bahn  )d  Meilen     12,24        9,83      20,34        12,53 
kommen  also  im  DttrGhsiehnitt)fiinwi    .    40767      38703      71023       44938 
Mit  Einrethojung  der  Pferdebahnen.  w4irde  sich  das.  ¥ei:lidttniss  für  Oester- 
reich etwas  günstiger  stellen^ 

Es  ist  nicht  ohne  Interesse  diese  Verhältnisse  mit  denen  zu  vergleichen, 
welche  die  Britischen  Bahnen  darbieten.  Es  wurden  in  Grossbritannien 
und  Irland  1852  betrieben  7336  engl.  Meilen  =  1568  Preuss.  Meilen  und  es 
waren  darauf  verwendet  circa  252  Mill.  Liv.  Sterling  =  1678350000  Thlr.,  im 
Durchschnitt  also  auf  jede  preuss.  Meile  Bahnlänge  1070364  Thlr.  Wird  der 
Flächeninhalt  zu  5700  oM.  und  die  Einwohnerzahl  zu  27  Mill.  angenommen, 
so  kommt  im  Durchschnitt  1  preuss.  Meile  Bahnlänge  auf  3,64  oM.  und 
17226  Ein  w. 

Es  ist  gewiss  unbestreitbar,  dass  es  bei  den,  unser  Gesammtleben  be- 
schränkenden Verhältnissen  nicht  möglich  gewesen  ist,  unser  Güterleben 
auf  eine  den  Britischen  Verhältnissen  entsprechende  Weise  auszubilden. 
Wollen  wir  aber  auf  dem,  in  diesem  Berichte  behandelten  Gebiete  dem 
„Lande  der  Erbweisheit"  folgen,  so  zeigt  die  Vergleichung  der  vorhin  ge- 
wonnenen Resultate,  dass  unserer  Thätigkeit  und  unserem  Unternehmungs- 
geiste noch  ein  weites  Feld  vorgezeichnet  ist. 


^er  #ir  EkAms  4er  iifiii^rra>  Rieforaic»  fit  det  britisdieE 
Ittdekgefiietf gfbwg  aiif  IVeiitsdklAnd^^ 


■  <  ■  >■  ^    wy       ^^1 


%  h   Siiaeltim& 

BeffOfT  Roferesi  P««l!  im  J^bt^  184S&  die  Reihe  der  umfassendeo Maass- 
regeln, die  seitdem  die  gesammte  britische  Handelspolitik  umgestaUel  haben, 
iip  RartomeiDl^  sü.  beanlna^i»  begtnn,  h«tie  das  Londoner  Cabinet  Jahre  lang 
<&)  m9airi8fftcb8t«B<  MtHumd^uiiffra  mit  aoderemSiMteii  versnobt ,  um  aiu 
GtükkI  gegfina^kifer  Zagefitänoniäse  dem  itttematinaalbn  Handelsverkefar 
fffäii^Qre  AttsdiehiMHiA  aooT g^eiblMhaffeEntM^^  zu  venohafifen.   IMese 

VcK$Mch0  waren  indesi»  gämlic^  oIuh>  den«  9ew4tech(eft  ErM^  geblieben. 
lii4eBi  Peel  ia; seiner  dABicwtiird«geA  Ried«^:  Tom  10*  Bfai  1842  dies-  offen  an- 
ei^^nBte^  ftigle  er  zv^eidbi mi^.  aHev  Bt^teohiedieinhedl  hmmhi 

«Es  liegt  imjnteresae  Englends«,  wohlfeil  zuf  kaufe»,  gleiiefaYielv  ob 
andere  Länder  von  uns  wonlfeil  kaufen  wollen  oder  nicht  Wii?  müssen 
AIUs  Mfrielen»  umfrwwte  N^ti^iifeen  zu  veranlassen,  die  von  uns  ihrem 
Aii$fuhrhariQ€fel>  gewährten  Erleichterungen  z^ierwiedern;  falls  sie  aber 
dies«  bebarrliicb  verweigiern,  s<^  würden  wir  selbst  doch  darunter  lei- 
devi }  wettD  wir  nicht  ai«f  dem  woblfeilstei^  Markte  kaufen  wollten. 
Es  ist  aber  meine  feste  UebierBeugung ,  dass  das  Beispiel,  das 
England  je(»'t    zu  geben»  im   Begriff  steht,   sehliesslich 
darch'd ringe»  wird.** 
Der  in  de»  eben  aiai^übiieA  Worte»  angedeutete  Grundsatz,  dass  ein 
Land  in  seiner  Handels-  und  Zoll-Gesetzgebung  lediglich  deren  Wirkung 
auf  wohlverstandene  eigene  Interessen  ins  Auge  zu  fassen  habe,  unbekümmert» 
ob  auch  fremde  Staaten  daraus  Nutzen  ziehen  und  zu  Gegen-Goncessionen 
bereit  seien,  erscheint  als  Haupt-Gharakterzug  der  seitdem  befolgten  briti- 
schen Handelspolitik.   - 


388  Einfluss  der  neuen  britischen  Handelsgesetzgebung  auf  Deutschland, 

Durch  diesen  Grundsatz  —  der  unwillkürlich  weiter  zu  der  Ansicht 
führt,  dass  man  mehr  die  Beförderung  der  Im[>ortation ,  als  den  sich  von 
selbst  danach  regulirenden  Exporthandel  berücksichtigen  müsse  —  hat  die 
Sache  der  Handelsfreiheit,  welche,  praktisch  genommen,  bis  dahin  fast  nur 
in  vereinzelten  und  noch  vielfach  bedingten  Artikeln  wechselnder  Handels- 
vertrage  eine  prekäre  Anerkennung  gefunden  hatte,  eine  breite  und  uner- 
schütterliche Basis  ee Wonnen.  Seitdem  man  aufgehört  hat,  bei  jeder  Ver- 
änderung in  der  ScniffTahrtsgesetz^ebung  und  den  Zolltarifen  ängstlich  ab- 
wägen zu  wollen,  welchen  Vortheil  nicht  allein  das  eigene  Land,  sondern 
auch  die  fremden  Nationen  daraus  ziehen  würden,  ob  die  dafür  erlangten 
Gegenleistungen  mehr  oder  weniger  werth  seien  —  Fragen,  deren  richtige 
Beantwortung  bei  der  ausserordentlichen  Gomplicirtheit  der  hierbei  in  Be- 
tracht kommenden  Verhältnisse  fast  in  das  Reich  der  Unmöglichkeit  gehört  — 
erst  von  diesem  Zeitpunkt  an  hat  man  recht  angefangen,  die  thatsächlichen 
Erfahrungen ,  welche  sich  an  neue  Maassre^eln  knüpfen ,  auf  gründliche 
Weise  zu  untersuchen  und  hieraus  zuverlässige  und  unmittelbaren  Nutzen 
bringende  Belehrung  zu  schöpfen. 

,  Die  Bahn  d^  praktischen  Erfahrung  ist  es  aber.g«r9d^»  wekhe$  wie: 
überaTI  in  der  Gesetzgebung,  so  auch  insbesondere  bei  volkswirthschaftlichen 
Verhältnissen,  wenn  auch  oft  etwas  langsam,  doch  um  so  sidierer  und  ge- 
deihlicher, zu  wahrhaften  Reformen  führt.  Ueberschauet  man  die  Reihe  der 
britischen  comerciellen  Maassregeln  von  1842  bis  1853  mit  unbefangenem 
Blick,  so  lässt  sich  nicht  verkennen,  in  wie  hohem  Grade  die  in  Zahlen 
nachgewiesenen  thatsächlichen  Erfahrungen  die  gute  Sache  befördert  haben. 
Erst  nachdem  der  im  Ganzen  wohlthätige  Erfolg  der  einen  Maassregel  er- 
sichtlich vorlag,  wurden  weitere  und  wichtigere  Fortschritte  unternommen. 

Unterstützt  durch  die  Oeffentlichkeit  aller  dahin  einschlagenden  Ver- 
handlungen und  eine  umfassende  officielle  Statistik,  hat  man  in  England 
unausgesetzt  Mühe  und  Umsicht,  darauf  verwenijlet,  die  praktischen  Folgen 
der  emzelnen  handelspolitisTehen  Reformmaassregeln  möglichst  genau  zu 
constatiren,  und  diesen  Bemühungen  dürfte  die  Ueberwindung  der  diesen 
Reformen  entgegenstehenden  mächtig^en  Sond^r^nterressenuil^d  Vorurtbeile 
hauptsächlich  beizumessen  sein. 

Nachdem  das  frühere  Schutzsystem  der  britischen  Handelspolitik  jetzt 
so  gut  wie  völlig  beseitigt  ist,  muss  es  in  mehrfacher  Hinsicht  auch  fUr  das 
Ausland  von  besonderem  Interesse  sein,  das  bisherige  Resultat  der  stattge- 
fundenen Reformen  in  statistischer  Darlegung  einiger  der  wichtigeren  prak- 
tischen Beziehungen  zu  übersehen.  Zugleich  aber  drängt  sich  für  jedes 
einzelne  fremde  Land  die  dem  Engländer  nach  deni  oben  Bemerkten  jetzt' 
ziemlich  fern  stehende  Frage  auf,  welche  nachweisbare  specielle  Rückwirkung 
die  dortigen  Maassregeln  auf  diese  anderen  Ländern,  also  für  uns  zunächst 
auf  Deutschland  geäussert  haben. 

Wir  beabsichtigen  in  Nachstehendem  einen  Beitrag  zu  diesen  Unter- 
suchungen zu  liefern,  wobei  wir  ohne  alle  vorgefasste  Meinung  und  künst- 
liche Gruppirung  die  statistischen  Nachweise  gerade  so  wieder  geben  wollen, 
wie  sie  sion  uns  selbst  bei  der  Untersuchung  dargeboten  haben.  Ehe  wir 
jedoch  dazu  schreiten,  wird  es  nicht  überflüssig  sein>  die  ganze  Reihefolge 
der  verschiedenen  wichtigen  Parlamentsacten  von  V842  bis  1863,  welche 
successive  das  Princip  des  Freihandels  in  der  britischen  Handels-Gesetz- 
gebung zur  Geltung  gebracht  haben,  sich  zu  vergegenwärtigen. 


•  .  .    .  .  -  •       •  ■  /i 


BinOosa  der  neuen  britiaehen  Handdsgesetzgebaii^  aafDeaUdilaiid.  389 


§.  2.    Uebersioht  der  britischen  Handels-Ckisetsgebaiig  von 

1842  bis  1853. 

Det  Parlamentsacte  vom  9.  Juli  1842  (5  u.  6.  Vict.  c.  47),  welche  den 
Ausgangspunkt  der  neueren  commerciellen  Reformen  bildet,  liegen  haupt- 
sächlich folgende  leitende  Gesichtspunkte  zum  Grunde: 

Beseitigung  aller  Einfuhrverbote,  Ermässigung  der  Eingangszolle  für 
Rohstoffe  auf  einen  fast  nominellen  Betrag  (unter  5  pGt)^  für  Halbfabrikate 
auf  einen  niedrigen  Satz  (unter  10  pGt.)  und  für  Ganzfabrikate  auf  einen 
solchen  Betrag,  bei  dem  eine.  Mitbewerbung  des  Auslandes  nicht  ausge- 
schlossen sei  (durchschnittlich  20  pCt),  Aufhebung  aller  Ausganigsabgabep, 
mit  Ausnahme  derjenigen  für  Steinkohlen. 

Die  Zollermässigungen  des  Jahres  1842  umfässten  von  den  im  damaligen 
britischen  Tarif  namhatt  gemachten  813  Artikeln  (m;it  Einschluss  der  speciell 
tarierten  Unterabtheilung  1052)  nicht  weniger  als  672. 

Um  einige  specielle  Tarifreductionen  anzuführen,  erwähnen  wir  folgende 
Beispiele: 


ttm 


Gegenstände 


Maassstab 


csxn 


früherer  Tarif 


Tarif  von  1842 


Ochsen  .... 
Schweine  .  .  . 
Häute  und  Felle 
Kaffee  .  .  .  . 
Reis,  fremder     . 


■!■  ^^ 


p.  Stück 
dito 

pr.  Ctr. 
pr.  Pfund 

pr.  Ctr. 


verboten 
dito 
resp.  2s4du. 4s8d 
„   — s6du.  Is3d 
.   15s 


1  £  —  s  —  d 

resp.  3  d  u.  6  d 
^  4  d  u.  6  d 
«      6  s 


financiell  am  bedeutendsten  war  die  Zollermässigung  für  Bauholz,  sowie 
für  Farbe-  und  Gerbestoffe. 

Der  präsumtive  Ausfall  sämmtlicher  1842  beliebter  Tarifermassigungen 
ward  auf  £  155200Q  veranschlagt 

In  Betreff  der  Korngesetze  trat  in  demselben  Jahre  1842  (5  Vict.  c.  14) 
die  ModiGcation  ein,  dass  --  während  früher  der  Einfuhrzoll  für  Weizen 
per  Quarter  23  s  8  d  betrue,  sobald  der  Preis  64  s  und  darunter  war  (mit 

S leitender  Skala  niedriger  Zollsätze  bei  höheren  Preisen  bis  73  s)  t-  der 
oll  jetzt  auf  20  s  bestimmt  wurde,  sobald  der  Preis  auf  5t  s  pr.  Quarter 
gefallen  war,  mit  entsprechender  Skala  bei  höheren  Preisen  bis  73  s,  wo 
nach  beiden  Gesetzen  ein  fester  Zoll  von  nur  1  s  pr.  Quarter  eintrat. 

Durch  Parlamentsacten  vom  Jahre  1843  und  1844  kamen  einige  neue 
Zollreductionen  hinzu  (auf  ca.  400000  £  geschätzt). 

Von  viel  grösserer  financieller  Erhebhchkeit  waren  die  durch  Parlaments- 
acten vom  Jahre  1845  ins  Leben  tretenden  Handelserleichterungen:  Reduc- 
tion  der  Zuckerzölle,  Aufhebung  der  Elingangsabgabe  für  Baumwolle  und 
ausserdem  für  430  verschiedene  sonstige  Artikel,  sowie  des  Ausfuhrzolls  ffir 
Steinkohlen.  Mit  Einschluss  der  Aufhebunff  der  Auctionsabgabei»  und  der 
Glasaccise  ward  der  in  Folge. dieser  neuen  Maassregeln  zu  erwartende  Aus- 
fall auf  53338000  £  veranschlagt. 

Aber  noch  durchgreifender  als  die  im  Jahre  1845  beliebten  Handels- 
erleichterungen waren  die  im  darauf  folgenden  Jahre  (1846)  nach  dem  hart- 
näckigsten Kampfe  durchgesetzten  Maassregeln. 

Eine  Parlamentsacte  vom  26.  Juni  1846  (9  u.  10  Vict.  c  22)  verfügte 
nämlich  die  definitive  Aufhebung  der  bisherigen  Korngesetze  der  s.  g.  glei- 
tenden Skala,  indem  für  sämmtliche  Getreidesorteu  vom  1.  Febr.  1849  an 


890  tUnthiH  'dtArntixtii  bflUtehtni'nBtndi^sgeMlJffdbunS'aaf  «SieiiMiili^ 

ein  fester  Einfuhrzoll  von  1  s  pr.  Quarter  (för  Weizen-Mehl  4«^  d  pr.  Gtr. 
und  die  übrigeD  .Gelceide  ottd.lMil-^flen  mdb  t^fefinUntaa)  bestimmt 
wurde« 

Eine  andere  Parlamentsacte  desscfiben  l'ages  (9  u.  10  Viet  c.  23)  ver- 
fügte eine  abermalige  wesentliche  Elevision  rdes  alisemeinjen  .ZoUfarifis^,  wo- 
nach eine  grosse  Anzahl  wichtiger  Artikel  (u.  a.  JScUacbtviabi,  Sai:toffej|n, 
Häute»  Baumwollen-,  Wollen-  und  Leinen- Waareif)  für,  ganz  zottfrei  giiHrt 
und  fiir  viele  andere  der  Einführzoll  beträchtlich. ermässigi  wurde  (fiir.ilutter, 
Käse,  Schinken  von  resp.  20,  10  u.  U  s  auf  :10,  5  i).  7  s.pr.  tCtr.«  )iür  Afiis 
von  0  s  auf  1  «  pr.  Gtr.,  für  SeidenwaaI^en  von  $t04)Ct  .a»f  15  pCt.  ^om 
Werthe  u.  s.  w«) 

Die  altmälige  'Emiässjgung  der  Zuckerzölle  »und  d«r  tdifferentiellen  3ß- 
handlung  des  fremden  Zuckers  ist  durch  die  Parlaoao^nUaAten  .vom  19-  ÄMg- 
1846  und  4.  Sept.  1848  (9  u.  10  Vict.  c.  tö  und  11  U.  t2  Vict.  iQ.\4t)(regu- 
lirt  worden.  Tom '4  Jiiii  1854  an  wicd  der  Einfuhrzoll  für  brause  iityaQa- 
vaden ,  ohne  'tJnterscbied  des  Ursprungs  nur  noch  10  s  :pr.  Ctr  ibeUrftftjrP, 
während  derselbe  sich  vor  1847  für  fremdes  JCczeugniss  auf  refpu  35is  9  d 
und  A6  s  2  dbdaufen  hatte. 

Den  britischen  Colonien  ward  durch  Parlamentsacte  vom  28.  Aug.  1846 
(9  u.  10  VicL  cAi)^^estettel,-4ie^Mir  Bogttnfltijwiiig -des  Verkehrs  tnit  dem 
Mutterlande  bestellenden  iDiffereoti^ltalle  Abr  tfrenäe  EnasugDifse  beliebig 
aufzuheben.  Sämmtliche  britische  Colonien  haben,  so  weit  uns  befeami^ 
von  dieser  Befugniss  bereits  Gebrauch  gemaebt. 

Darauf  folgte  nun,  nachdem  in  den  Janren  1847  und  1848  :gl«itfltfiam 
eine  Pause  eingetreten  war,  um  für  die  Bekän^fupg  <les  leiBtaniuna  I^MMten 
Bollwerkes  des  nationalen  Schutzsystems  diet^^^rigen  Kräfte  zu  sammeln, 
durch  Parlamentsacte  vom  26.  Juni  1849  (^12. u.  13  vict.  c.t89l  idie  Auf- 
hebung der  Navigationsacte,  wodurch  die  vielfachen,  bis  dahin  bestandenen 
Beschränkungen  und  Verbote  de^  directen  Verkehrs  und  des.Colonial-Handels 
mit  Einem  oihlage  beseitigt  und,  mit  Ausnältme  'der  vornämfich  'mrr  ans 
fiscalischen  Rücksichten  den  einheimischen  Sch^ei:^  Vöfbehaltenen^Küsten- 
schiffiafart,  die  fremden  Plaggen 'hinsiehtlfcli  des  Verkehrs  mit  britischen 
Häfen  auf  ganz  gleichen  Fuss  mit  den  natioirafen '^Schiffen  gestellt  wurden. 

Die  im  laufenden  'Jahre  (i853)  beschlossenen  ferneren  TaHfrediÜ^ionen 
vervollständigen  in  höchst  liberaler  Weise  die  in 'den  Jähren  f  84^ tmm846 
vorffenommene  Vereinfachung  und  Ermässigung  des  Allsemeinen'Z'^lltatifs; 
aucn  der  bis  dahin  aufrecht  erhaltene  hohe  Tbeezt^ll  soll  nach  Analogie  der 
Reguliruf»  der  Zuckerz&Ue  ein«  'allmälige  JBrmäs^is^ung  erfahren.  'D«rsme 
betrug  bisher  2*S'2*X  d  pr.  Pfund.,  wird  '*ber  successive  von ' J4hr  «u.Jähr 
reduzirt,  bis  »er  vom  5.  Apriri856an  bWbt  und  nur  1  s  pr.'Wund  s<^a"^ifd. 

§.  3.    iyigeneineRastiltatein'iBetiigAnfOi^oMhvitQtt]^ 

Die  Gegner  des  Freüiandels-'PrSneips,  wH^tte  tnfit  der'leidensdhäfÜichMn 
Hefti^ckund  bartn^kigsten  A4]sdauer  allen  vorstehend  erWähiltenJIKtt$s- 
rsgiein  entgegengetreten  waren- und  nur  schrittweise  das  Terrain 'des'S^ifhatz- 
Systems  HUfmten,  prophezeiten  >als  *  siofhere  Tojge  der*NeuetMgM:  ^V^fill 
mancher  bis  dahin  geschUlzer  Industriezweige  tfnd  ^or  Allem  'det  Land- 
wirthsehalt,* Ruin. der ' Colonien,  welehe  dasiprivfle^iifm  der  VersdrMng  des 
Hotterl^ndes  mit'Zackerttiid  Bauholz 'gem»S9en  hatten,  At^ttahmedcH^Mttnd^ts- 
marine  und  des  einheimischen^Sehifflibaues,  lerrOttung'deä'StaatshftUtfbaHies, 
Zunahme  der  Verarmung  und  Steigertmg  der  'Armedf^euer. 

Abgesehen  von  dem  »nicht  in  Abrede  zu  stellenden  VeTfull  der'ZOjgber- 
GoloBien,  weldier  «odess  «von  der  AorAiebinig  der  'Skfav«i^i  her  ^atirtuiid 


Sinflüss  der  ntaeii  britischen  Handelsgesetzgebnog  aaf  DeutsehitJEid.    891 


durch  das  Zucker-Monopol  im  Mutterlande  nur  künstlich  noch  etwas  auf- 
gehalten war,  ist  keine  einzige  dieser  Prophezeiungen  in  Erfüllung  gegangen, 
vielmehr  fast  durchweg  gerade  das  Gegentheil  davon  eingetreten. 

Die  nachstehende  Zusapamenstelliing  einiger  officieller  statistiscfaer  Nach- 
weise aus  den  Jahren  1841  und  1S52  wird  diess  überzeugend  vor  Augen 
stellen,  ohne  dass  es  eines  weiteren  Gommentars  dazu  bedürlle: 


Gegenstände 


Maass- 
stab 


irMMa 


1841 


^M 


1852 


Einfuhr  zum  Verbrauch  von  Getreide 
Durchschnittspreis  des  Weizens 
Einfuhr  z.VerDrauch  v.  Schlachtvieh 
do.      »         « 


do. 
do. 
do. 
do. 


n  Baumwolle 
„  Wolle .    . 
n  Seide  .    . 
«  Gaffe   .    . 


,1  Zucker    . 
Gesammt-Einfuhr  (nach  den  alten  of 

ficiellen  Werthschätzungen) . 
Gesammt-Ausfuhr  (nach  den  alten 

officiellen  Werthschätzungen) 
Ausfuhr  britischer  Erzeugnisse  nach 

dem  declarirten  Werthe  .    . 
Tonnengehalt  d.  angekommenen  be- 

ladenen  britischen  Schiffe    . 
Tonnengehalt  d.  angekommenen  be 

ladenen  fremden  Schiffe  .    . 
Schiffsbau  im  Vereinigen  Königreich 
Zahl  der  Artikel  im  Zolltarif  .    .    . 
.  Betrag  der  aufgehobenen  Handels- 
abgaben von  1842  bis  1852  . 
Ausfall  der  Zoll-Einnahme  1852  vgl 

mit  1841 

Gesammte  Staats-Einnahme    .    . 
Bestand  der  Sparkassen  in  England 

resp.  1841  u.  1851    .... 
Armen-Unterstützung 


Quarter 

Stück 
Pfund 


1) 
Clr. 


tWJ± 


Tons 


Zahl 

£ 


3615000 
64  s  4  d 

keins 

437093631 

52862020 

4757171 

28370857 

40Ö7628 

64444268 

116902887 

51634623 

2900749     . 

• 

1081380 
4i92Sch.T.i683d9To^s 
1052 


am 


St=t±i 


46965630 

680997 

19656133 

4760929 


ca.     7700000 

40  s  9  d 

n        334000 

«   816000000 

„     79800000 

n       6274000 

35044376 

6928840 

109345409 

219545699 

78049367 

4267815 

2462354 

466 

8893355 

1196168 
53210071 

i)31667 
25385013 

4897685 


Der  Vorgang  der  britischen  Handelspolitik,  namentlich  hinsichtlich  der 
Aufhebung  der  Navigationsacte,  hat  bis  jetzt  schon  unter  anderen  auch  die 
Folge  gehabt,  dass  die  auf  Grund  der -Reei^recitiit  bis  dahin  bestandene 
Beschränkung  der  englischen  Flagge  im  Verkehr  von  dritten  Ländern  nach 
den  Vereinigten  Staaten  aufgehört  bat,  sowie  dass  Schweden,  die  Nieder- 
lande und  Sardinien  das  Princip  der  Gleichstellung  fremder  Flaggen  mit 
den  einheimischen  Schiffen  auch  bei  indirektem  Verkehr  angenommen 
haben. 

Die  deutschen  Stoaien  waren  sämmtlich  schon  in  der  günstigen  LagC; 
dass  sie  nicht  nöthig  hatten,  dem  Vorgange  Grössbritanniens  durch  Beseiti- 
gung bestehender  Scnifffahrtsgesetze  oder  Differentialzölle  zu  folgen,  sondern 
nur  die  bisherige  liberale  Handelspolitik  hinsichtlich  des  Schifffahrtsverkebrs 
aufrecht  zu  halten  brauchten. 

In  Bezug  auf  die  Durchschnittspreise,  wobei  natürlich  die  eigentlichen 
Theurungsjahre  1839  und  1840,  und  namentlich  1846  und  1847  nicht  mit  in 


392  Einfloss  der  neuen  britischen  Handelsgesetigebong  auf  DeuUchlattd. 

S.  4*    Binflass  der  neuen  britischen  Handelsgesetzgebong 
auf  die  deutBche  Landwirthschaft*). 

So  lange  das  System  der  sogenannten  gleitenden  Skala  (sliding  scaln) 
in  Grossbritannien  bestand,  dessen  Zweck  dahin  ging,  die  dortigen  Getreide- 
preise im  Interesse  der  Grundbesitzer  aaf  einer  gewissen  Höhe  zu  erhalten, 
und  die  frerndt  Einfuhr  in  entsprechendem  Verhältniss  mit  dem  weiteren 
Steigen  der  Preise  zu  regeln,  waren  die  Einfuhr  wie  die  Preise  des  Ge- 
treides ganz  enormen  Schwankungen  unterworfen.  Allerdings  sind  solche 
Schwankungen  keinesweges  allein  den  Rorngesetzen  beizumessen,  da  der 
unter  dem  Einfluss  der  Witterung  so  sehr  wechselnde  Ertrag  der  Erndten 
an  sich  schon  genügt,  einen  sehr  grossen  Unterschied  der  Getreidepreise 
zwischen  einzelnen  Jahren  herbeizuführen;  aber  die  accessorische  Einwir- 
knng  wechselnder  Zollsätze  muss  jene  Unterschiede  noch  ausserordentlich 
verstärken. 

Wegen  des  raschen  und  vorher  nicht   zu  berechnenden  Fallens  und 
Steigens  der  britischen  Getreidepreise  unter  der  Einwirkung  der  Zollskala, 
konnten  Amerika  und  die  Länder  am  Mittelmeer  hinsichtlich  der  Versorgung 
Grossbritanniens  verhältnissmässig  nur  wenig  konkurriren;  die  norddeutschen 
und  preussischen  Häfen  hatten  ihrer  geographischen  Lage  we^en  in  dieser 
Bezienuug  einen  entschiedenen  Vorsprung.    So  erklärt  es  sich,  dass,  wie 
die  unten  folgende  tabellarische  Uebersicht  speciell  nachweisen  wird,  Nord- 
deutschland und  Preussen  im  Durchschnitt  der  Jahre  1836  bis  1841  inel., 
als  noch  das   frühere  Getreidegesetz  vom  Jahre  1828  galt;   welches    bei 
einem  Preise  von  t)4s.  und  darunter  per  Quarter  Weizen  einen  Zoll  von 
^s.  8d.  anordnete,  gegen  55  pGt.  der  gesammten  fremden  Getreide-Einfuhr 
in  Grossbritannien  lieferten,  und  während  des  Zeitraums  von  1842—1845  incK, 
als  ebenfalls  noch  eine  gleitende  Skala,  wenn  auch  mit  liberaleren  Zoll- 
sätzen (bei  einem  Preise  von  51  s.  und  darunter  per  Quarter  Weizen  20s.) 
bestand,  noch  circa  41  pCt.  des  britischen  Bedarfs  an  auswärtigen  Gerealien 
befriedigen   konnten.     Seit  Aufhebung   der  Korngesetze  und  Feststellung 
einer  unveränderten  geringen  Abgabe  von  1s.  per  Quarter,  hat  im  Vergleich 
mit   der  Gesa  mm  t  -  Einfuhr  das  Procent  -  Verhältniss  der  deutschen  und 
preussischen  Getreide-Zufuhren  in  Grossbritannien  sich  bedeutend  verringert, 
und  betrug  für  den  Zeitraum  von  1846  bis  1851  incl.  durchschnittlich  nur 
noch  circa  21  pGt.    Vergleicht   man  indess  für  die  eben  berücksichtigten 
verschiedenen  Zeitabschnitte  nicht  das  Antheilverhältniss  an  der  Gesammt- 
Einfuhr,   sondern  die  aus  deutschen  und   preussischen  Häfen   in  Gross- 
britannien  eingeführten  Quantitäten  Getreioe  an  sich,   so  zeigt  sich   im 
Gegentheil  eine  nicht  unerhebliche  Zunahme. 

Die  in  Rede  stehende  Einfuhr  betrug  nämlich  den  Quantitäten  nach: 


im 

l>archschnitt 

der  Jahre 

WeiEen. 

Qnarter 

Getreide 

im  Ganzen 

einschliessUcli 

Mehl. 

Quarter 

1836-1841 
1842—1845 
1846—1851 

878471 
730451 
908399 

1324316 
1063971 
1643077 

*)  Die  Getreide -Ausfuhr  von  Triest,  sowie  direct  ans  holsteinischen  Häfen  nach  Gross- 
hritannien  ist  hierbei  unberücksichtigt  geblieben,  da  die  englischen  statistischen  Kachweise  diese 
Plfitze  unter  den  Rubriken  Oesterreich  und  Dänemark  begreifen;  dagegen  ist  die  Ausfiihr 
polnisehen  Getreides  ttber  preussische  Häfen  in  den  Angaben  mlfenthalten. 


dei*  n^ttfliibrtttodwnfirädcAsgeMtcg^foang  aufDißtttsdU«^    39g 

Rechnung  zu  bringen  sind,  ist  freilieb  zu  bemerken,  dass  dieselben  ein^ 
nicht  unbeträöhtlicnen  Ausfall  zeigen,  nämlich  von  resp.  58  s.  .2d.  uid  5^s. 
5  d.  per  Quarter  Weizen,  so  dass  detanäCh,  wenn  man  den  enilischen 
Durchschnittspreis^  als  Maassstab  dessen  ansieht,  was  der  Landwirtti  oder 
der  Verschiffer  in  den'  preussischen  oder  deutschen  Häfen  für  dais  nach 
England  verkaufte  Getreiae  erhalten,  dem  Werthe  nach  der  fragliche  Absatz 
ziemlich  gleich  geblieben  ist  Man  wird  vielleicht  ^egen  den  eri^ähntifen 
Maassstab  einwenden,  dass  der  hohe  Preis  meistens  nicht  dem  Prodozenten 
oder  Verschiffer,  sondern  dem '  englischen  Spekulanten  zu  Gute  komme; 
allein  andererseits  ist  zu  bedenken,  dass  dies  freilich  zu  Anfang  der  Gon- 
junctur  die  Regel  sein  wird,  dass  aber  im  Fortgang  derselben  das  Steigen 
der  Preise  sehr  bald  auch  die  zum  raschen  Beziehen  geeigneten  Prod9ction$- 
länder  erreicht  und  diese  oft  einen  sicheren  Vortbeil  gewonnen  haben, 
w^ährend  der  Spekulant  später  sich  gezwungen  sieht,  mit  Schaden  in  ver- 
kaufen, wie  die  häufigen  Fallissemente  im  Getreidegeschäft  gerade  nach  vor- 
hergegangenen hohen  Preisen  zu  bestätigen  scheinen.  j 

£rwäet  man  diese  verschiedenen  Momente  im  Zusammenhange;  so  hat 
die  Ansicht,  dass  die  Aufhebung  der  britischen  Rorngesetze,  im  Ganzen 
ffenommen,  eher  nachtheili^  als  vortheilhaCt  auf  die  deutsche  Getreille-Aus- 
fuhr  und  Landwirthschaft  eingewirkt  habe,  auf  den  ersten  filick,  nianches 
für  sich.  Man  darf  jedoch  dabei  nicht  ausser  Acht  lassen,  welche.- RbcE*- 
wirkuug  die  jetzt  stets  gleicfamässige  Zulassung  fremden  Getreides  in  Bngland 
zu  einem  festen  ZoHsatze  auf  die  Getreidepreise  in  den  Productiohsiäisdei'n 
selbsf  äussert  In)  Durefaschnkt  der  drei  DebeBnien  von  1816  bis  ia4&  war 
die  Differenz  der  durchschnittlichen  Weizenpreise  in  Preussen  und  Hngla^d 
(letztere  gleichfalls  auf  Sgr.  per  Scheffel  berechnet),  wie  folgt: 

•         ■•        * 

in  Preussen     in  Qrossbritannien      DiffereniE 

1816—1825:  per  Scheffel     66"»/,,  Sgr.      llö»^  Sgr.      48y,a  Sgr.- 
1826- t83ö:    ^         ,  55»/.2      ^         lOB        «        52'/,,    ,    .     - 

18Ä-1840:    „         «•   •     62y,2      „  '      t09y„    „        47»^    „; 

FQr  den  Zeitraum  i^n  1846  bis  1851  hat  sich  diese  Differenz  (iageg^n 


(bei  respectiven  Durchschnittspreisen  von  73»^,  und  93*^,  Sgr.  per  Scheffel) 
auf  20 1{,  Sgr.  per  Scheffel  Weizen  ermässiet  Im  letztverflossenen  Jafa^e  18&i 
isi  diese  Differenz  noch  geringer  geworcten,  denn  in  diesem  wa^eri  die 
Durchschnittspreise:  in  ganz  Preussen  per  Scheffel  Weizen  68 «^g  ^i**»  ^" 
Eäigkind  per'Öwarter  Weizen  40  s.  ad.  =  77*A  Sgr.  per  Scheffel. 

Diese  Annäherung  der  durchschnittlichen  Getreidepreise  ist,  de^  Natur 
der  Sache  nach,  nicht  aliein  dadurch  herbeigeführt,  dass  dieselben  in.  Gross- 
britannien  gefallen,  sondern  dass  sie  gleichzeitig  in  den  Productionsl&ndefn 
etwas  gestiegen  sind,  wie. sich  dies  schon  aus  den  vorstehenden  Abgab^h 
entnehmen  lässt.  Es  leuchtet  indess  von  selbst  ein,  welche  weitrelchenflß 
Wirkung  dies  auf  die  gesammte  deutsche  Landwirthschaft  äussern  rau^. 
Die  Gelegenheit  eines  zu  allen  Zeiten  freistehenden  und  regelmässigen- Adi- 
Satzes  nach  dem  Auslande  und  die  dadurch  bedingte  grössere  Si(j)erhelt 
vor  einem  zu  starkem  Sinken  der  Preise,  müssen  auf  die  Dauer  <lem  Land- 
manne wohlthätiger  und  erwünschter  sein,  als  die  vor,  der  Aufhebiiig  d^r 
britischen  Korn^es^tze  häufig  vorgekommenen  übermässigen  Sprünge  von 
einem  Extrem  ins  andere,  weiche  leicht  den  Charakter  des  Spiefs  uid 
wilder 'Spekulation  annahmen. 

Wir  lassen  jetzt  die  vorhin  bereits  zugesagte  speciellere  üebersidht  (fer 
deutschen  wid  preussischen  Getreide -Ausfuhren  nach  Grossbritannien  von 
1836  bk  eibschfiesslich  1851  folgen,  indem  wir  damit  einiga.Notiz^i  über 
die  dortige  Gesamml-Einfuhr  von  Cerealien  und  die  dortigen  Durchsfhnitf^- 
preise  für  Weizen  verbinden : 

25 


ä 


884  BiriM*  »Bt  Mnwi  briliKhwi  HaiödigflKtatitain.  mt  BwtwMwyft 

I  llill  «    d    .    •    .    

I  j'i-li  J  «x..,„,»„    —  ,..,« 

a  |||||l*|  S"   S   S   S   5    g   33     S'   S"   *   S    S"S" 


11 


1^ 


BiBSiiif  det  bellen  britieohen  BendeUgeBetagebnng  mi  DeotseUand. 


llljF 


s     äi 


In    * 


11       i 


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3 


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S  ,  ,äs  ,sss  ,,352  a  SS2     s     "SSE 


4  I 


1 1 


SS      —SS 
SS      S  8    S 


_  g  s  i  s    II 
sasHssgs  H  s 


396   Eiufluss  der  neuen  britisehen  HiKnddsgesetzgebang  auf  DbtotSGliblid. 

• 
In  Rücksicht;  der  Einfahr  von  Schlachtvieh  und  Fleisch  hat  die  Aufhebung 
oder  beziehungsweise  die  wesentliche  Herabsetzung  des  Zolls  dem  Absätze 
Deutschlands  nach  Grossbritanien  einen  bedeutenden  Vorschub  geleistet. 
In  Ermangelung  anderweitiger  statistischer  Angaben  legen  wir  hierüber 
einen  Vergleich  der  betreffenden  Ausfuhr  ans  Hamburg  nach  England  im 
Jahre  184d  und  im  Jahre  1851  vor.    Dieselbe  betrug 

1845:    Schlachtvieh      839  Stück     gesalzenes  Fleisch  u.  Schinken    20259  Gtr. 
1851:  „  20948      „  „  „  „         181792    „ 

und  verhielt  sich  der  Werth  dieser  Ausfuhr  Artikel 

1845:    Mrk-B.  461330  und  1851:  Mrk.-B.  4929680. 
Es  liegt  hierin  ein  Ersatz  für  die  bedeutende  Verminderung  der  deutschen 
Wollausfuhr  nach  England,    welche    in  Hamburg   von  138204  Ctrn.  und 
Mrk.-B.  20,400000,  im  Jahre  1845  auf  60892  Gtr.  und  Mrk.-B.  7550000  ge- 
sunken ist*). 

§.  5.    Einwirkung  auf  die  deutsche  Industrie. 

In  zweierlei  Beziehungen  hauptsächlich  haben  die  neueren  Veränderungen 
des  britischen  Tarifs  auf  die  deutsche  Industrie  eingewirkt.  Einmal  geschah 
dies  dadurch,  dass  die  britischen  Fabrikanten  durch  die  Zollbefreiung  der 
Rohstoffe  (unter  denen  besonders  Baumwolle  zu  erwähnen,  welche  vorher 

einem  Zolle  von  -^  d.  pr.  €L  unterlag,  sowie  die  mancherlei  Gerbe-  und 

Farbestoffe)  und  durch  die  direct  und  indirect  beförderte  grössere  Wohl- 
feilheit der  nothwendigen  Lebensbedürfnisse  in  den  Stand  gesetzt  wurden, 
der  Konkurrenz  der  auswärtigen  Industrie  auf  dem  Weltmarkte  leichter 
und  erfolgreicher,  als  sonst  der  Fall  gewesen  wäre,  zu  begegnen.  Dass 
diess  zunächst  die  Tendenz  hatte,  ungünstig  auf  die  deutschen  Industrie- 
zweige, welche  auf  dritten  Märkten  mit  der  britischen  Fabrikthätigkeit  in 
Mitbewerbung  zu  treten  angefangen  hatten,  zuwirken,  lässt  sich  schwerlich 
in  Abrede  stellen.;  mittelbar  freilich  erhielt  hierdurch  die  deutsche  Industrie 
einen  scharfen  Antrieb,  in  ihren  Fortschritten  nicht  stille  stehen  zu  bleiben, 
sondern  vielmehr  gesteigerte  Anstrengungen  zu  machen,  um  nicht  ganz  auf 
den  überseeischen  Märkten  verdrängt  zu  werden.  —  Dann  aber  bot  der  neue 
britische  Zolltarif  der  deutschen  Industrie  auch  dirccte  Vortheile,  indem 
derselben  nun  durch  völlige  Zollfreiheit  oder  niedrige  Tarifirung  der  Fabri- 
kate (mit  Ausnahme  von  Seidenwaaren)  von  1846  an  die  bis  dahin  fast 
völlig  verschlossene  Gelegenheit  zum  Absätze  in  England  gegeben  wurde.  Vor- 
nämlich kam  diess  den  im  Zollverein  fabricirten  Kurzenwaaren  und  gemisch- 
ten Gewerben  zu  statten.  Während  die  Gesa mmt -Ausfuhr  an  Manufactur- 
waaren  und  sonstigen  Industrie-Artikeln  von  Hamburg  nach  Grossbritannien 
im  Jahre  1845  nur  Mrk.-B,  3937230  betrug,  erreichte  dieselbe  im  Jahre  1851 
die  Summe  von  Mrk.-B.  7730610**),  also  fast  das  Doppelte.  Wenn  dieser  Be- 
trag auch  im  Vergleich  mit  der  diesseitigen  Einfuhr  britischer  Fabrikate 
minder  bedeutend  erscheint,  so  ist  er  doch  sowohl  an  sich  nicht  unerheb- 
lich, als  auch  eröffnet  er  für  die  Zukunft  die  Hoffnung  auf  allmälige  grossere 
Ausdehnung.  Auch  ist  zu  berücksichtigen,  dass  ein  bedeutender  Tneil  der 
von  Deutschland  nach  England  bestimmten  Industrie  -  Erzeugnisse  über 
holländische  und  belgische  Häfen  verschifft  wird. 


*)  Im  laafeaden  Jahre  1853  scheint  Indess  die  WoU-AnsAihr  aus  Deutschland  nach  England 
wieder  bedeutender  werden  zu  wollen.  * 

**)  Es  befanden  sich  hierunter  nach  den  ZoU-Declarationen :    Kursewaaren  Mrk.-B.  1370080;       , 
Baumwollen waaren  Mrk.-B.  571450;  diverse  Manufacturwaaren  Mrk.'B.  551760;  feine  Holxwaaren 
Mrk.-B.  5S103C;  Wolle^^^-  und  BalbwoUen -Waaren  Mrk.-B.  402890. 


Binfliu»  deMienen  bfitisohen  HandfllsgesetsgebiiDg«af.DeuUehland/397 

Zo  beklagen  ist,  da&s  die  Seiden-  undHalbseiden^Waaren,  hinsichtlich 
welcher  die  Zollvereins-Industrie  so  erfreuliche  Fortschritte  gemacht  hat,  bis 
letzhin  von  der  Liberali l'ät  des  neuen  englischen  Zollsystems  nnr  erst  wenig 
erfahren  hatten,  was  dem  Absatz  dieser  Artikel  sehr  in  den  Weg  trat  und 
SU  dem  Vorwurfe  Veranlassung  gab,  die  Engländer  hätten  nur  bei  den- 
jenigen Artikeln  den  Schutzzoll  aufgegeben,  wo  sie  keine  fremde  Mitbe- 
werbung mehr  zu  besorgen  hätten. 

S.  6.    Einwirkuiig  auf  den  deutschen  Handel. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  die  Handelsbeziehungen  zwischen 
Deutschland  und  Grossbritannien  schon  durch  die  in  den  beiden  vorher- 
gehenden Paragraphen  besprochenen  Einwirkungen  auf  die  landwirthschaft- 
lichen  und  industriellen  Verhältnisse  wesentlich  mit  berührt  werden.  Man 
darf  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  die  bedeutende  Ab- 
nahme der  deutschen  Wollausfuhr  nach  England,  in  Folge  des  steigenden 
Bedarfs  der  deutschen  Industrie  an  diesem  Rohstoffe  und  der  progressiven 
Wollproduction  Australiens,  eine  erhebliche  Verringerung  des  Handels- 
umsatzes überhaupt  zwischen  beiden  Ländern  herbeigeführt  haben  würde, 
wenn  nicht  eben  durch  die  britische  Tarif-Reform  zum  Ersätze  dieses  Aus- 
falls mannigfache  anderweitige  Exportati on  von  Deutschland  nach  England 
möglich  gemacht  worden  wäre;  so  aber  hat  sich,  ungeachtet  jener  ausser- 
ordentlichen Verminderung  des  Wollhandels  und  der  erhöheten  Schutzzölle 
des  Zollvereins  gegen  englische  Garne  und  Eisen,  der  Umfang  des  Verkehrs 
auf  ungefähr  gleicher  Höhe  gehalten,  wie  dies  die  nachstehende  Uebersicht 
darthut: 


Jahre 


1841 
1845 
1846 
1847 
1848 
1849 
1850 
1851 


Aasfuhr  von  Hamburg 
nach  Grossbritannien 


fen 


nicht  ermittelt 


Mrk.-B.  37464710*)  Mrk.-B.  93812740») 


38292810 
47035090 
41898860 
40039530 
41335030 
41270440 


Hinfuhr  in  Hamburg 
ans  Grossbritannien 

bssssBBBssssssssae 

nicht  ermittelt 


>i 
9* 
9» 

9» 


91893410 

101100970 

76942660 

90148140 

107774910 

108288810 


Declarirter  Werth  der 

britischen  Ausführ  nach 

den  Hanseestädten 

£  5654033**) 
„  6517999**) 
„  6326210 
„  6007366 
„  4669259 
„  5386246 
„  6755545 


I>ass  Hamburg  und  Bremen  nach  Herstellung  des  allgemeinen  Friedens, 
der  colossalen  commerciellen  Uebermacht  Englands  gegenüber,  im  Stande 

gewesen  sind,  mit  den  verschiedenen  transatlantischen  Ländern  einen  be- 
eutenden  direclen  Handelsverkehr  auszubilden,   und  —  worauf  man  im 
Binnenlande  so  grossen  Werth  zu  legen  pflegt  —  die  Colonialproducte  zum 

grossen  Theil  direct  zu  importiren,  das  ist  nicht  am  wenigsten  dem  früheren 
ritischen  Handelssystem  beizumessen.  Durch  die  Navigationsacte  wurden 
bekanntlich  die  unter  fremder  Flagge  verschifllen  Golonialwaaren  überall 
nicht  zum  Gonsum  in  Grossbritannien  zugelassen  und  für  gewisse  Artikel 
(Zucker,  Kaffee  etc.)  kam  selbst  bei  Vcrschifl'ung  unter  britischer  Flagge, 
wenn  sie  aus  nicht-britischen  BesitzungMi  eingeführt  waren,  der  Differential- 
zoll einem  förmlichen  Einfuhrverbote  gleicht.   Die  Folge  war,  dass  Retouren 

*}  Kontanten  nicht  ebigereehnet. 
**)  HaitnoTer^  Oldenburg  und  Mecklenburg  mit  eingerechnet. 


398  Binflass  der  neuen  britischen  Handelsgesetsgebnng  auf  Detitseblind. 

für  britische  Waaren  aus  Brasifien,  Goba  etc.  fbr  Rechnfing  ett^ischer 
Häuser  direct  nach  anderen  Häfen,  namentlich  nach  Hamburg,  if  o  ein  guter 
Absatz  zu  erwarten  war,  consignirt  wurden. 

Seit  Aufhebung  der  Navi^ationsacte  und  der  Differentialzölle  zu  Gunsten 
der  eigenen  Kolonien  hat  dies  Verhältniss  nicht  allein  aufgebort,  sondern 
selbst  das  Gegentheil  tritt  jetzt  leicht  ein,  dass  deutsche  Kauflente  es  vor- 
ziehen, ihre  Ladungen  transatlantischer  Producte  nach  englischen  Häfen  zu 
dirigiren,  statt  selbige  am  eigenen  Platze  löschen  zu  lassen. 

Andererseits  war  es  aber  eine  dem  Handel  der  Hansestädte  nachtheilige 
Folge  der  britischen  Naviffationsacte,  dass  aus  ihnen  durchaus  keine  ausser- 
europäische  Producte,  selbst  wenn  in  England  die  Nachfrage  danach  sehr 
stark  geworden  war  und  man  die  Entrichtung  einer  Differentialabgabe  nicht 
gescheuet  hätte,  dahin  zum  Verbrauch  versandt  werden  konnten.  Nach 
Aufhebung  der  Navieationsacte  können  jetzt  alle  und  jede  Artikel,  gleichviel 
ob  europäischen  oder  aussereuropäiscnen  Ursprungs  und  unter  welcher 
Flagge  verschifft,  in  Grossbritannien  zum  dortigen  Verbrauch  ohne  allen 
DinerentialzoU  eingeführt  werden.  Diese  Handeiserleichterung  dürfte  im 
Verhältniss  nicht  so  sehr  auf  die  in  sehr  grossen  Quantitäten  cousumirten 
und  regebnässigen  Absatz  findenden  Artikel  (wie  Kaffee,  Zadter',  Thee, 
Baumwolle  u.  a.),  als  auf  die  mancherlei  sonstigen  transatlantischen  Produkte 
(Droguen  und  Gewürze)  Anwendung  flnden,  und  wird  sich  überhaupt  ein 
solcher  Handelsumsatz  erst  im  Laufe  der  Zelt  mehr  entwickeln.  Aber  selbst 
wenn  verhältnissmässig  kein  bedeutender  Gebrauch  davon  gemacht  wird, 
so  ist  schon  diejetzt  gebotene  jederzeitige  Möglichkeit  dazu  für  die  Handels- 
interessen der  Hansestädte,  bei  ihrer  Nähe  von  England  und  ihrer  raschen 
und  vielfachen  Gommunicationen  mit  diesem  Lande,  von  der  allergrössten 
Wichtigkeit.  Die  Ausfuhr  einiger  aussereuropäischer  Artikel  von  Hamburg 
nach  Grossbritannien  verhielt  sich  im  Jahre  1852  wie  folgt; 

Reis Ctr.  12930  Mrk.-B.  133660 

Kaffee „      1556       „         54380 

Thee „       542       „         37510 

Amerik.  Wildhäute  „      7504       „       144420 

Wallfischbarden    .      .       „       387       „         64580 
Perlmutterschaalen  „     3723       „         91810 

Indigo       ....       „       270       „         77870 
Rothholz    .      .      .      .        »      3050       ,.         56230 


n  *Fvrw  „ 


Zucker,  raffin.      .      .       „      1213       „         22280 
Pfeffer        ....       „       199       „  8550 

Gamphor,  raffin.    .      .       „       185       ,,         12260 
Gutta-Percha        .     .       „       128       „  6510 

Cassia  lignea   .      .     .       „         58       „  3730 

Diese  Ausfuhr  ist  allerdings  noch  höchst  unbedeutend,  allein  es  liegt 
doch  der  erste  Anfang  zu  einer  bis  dahin  ganz  verschlossen  gewesenen 
Geschäftsrichtung  vor,  und,  wie  gesagt,  schon  die  Gelegenheit  dazu  ist 
von  wesentlichem  Vortheil  für  das  Gescnäft. 

Eine  andere  wohlthätige  Folge  der  britischen  Handelsreformen,  wie 
für  alle  fremde  Handelsstaaten,  so  auch  namentlich  für  die  Hansestädte,  ist 
die  Aufhebung  der  bis  dahin  zu  Gunsten  der  Erzeugnisse  des  Mutterlandes 
in  den  britischen  Besitzungen  erhobenen  Differentialzölle.  Bei  dem  ausser- 
ordentlichen Vorsprung  der  englischen  Industrie  im  Allgemeinen  und  den 
einmal  gewohnten  Geschäftsverbindungen  wird  es  natürlich  den  fremden 
Handelsplätzen  schwer  werden,  sich  einen  beträchtlichen  Absatz,  namentlich 
was  Fabrikate  betrifft,  nach  den  britischen  Kolonien  zu  erringen  und  dauernd 
zu  behaupten;  aber  die  Gelegenheit  dazu  ist  jetzt  gegeben,  und  der  in  un- 
mittelbarer Verbindung  mit  der  Auswanderer-Verschmung  sich  entwickelnde 


EMuss  d«r  neotn  briUscbeii  HloiMigesetkgtbug  Mrf  DeulseUaiid.  399 

AostMirfaUAdelder Babs^tildte  nach  Aintralien  —  wird  cewiss dadurch  §e* 
fördert  werden,  das6  für  die  Importen  aus  Deutschlaad  lein  AiifiicMBgaaoll 
mehr  erhoben  wird. 

D«r  Werlb  der  ^esammten  Aosfuhr  ans  Hamburg  naeb  den  britischen 
Bestttungen,  (Ostindien,  welches  bekanntlich  seine  selbststHadige  Bandeis- 
ffesetzgebong  hat  ausgenommen)  betrug  im  Jahre  1845:  Mrk.-B.  717200,  im 
Jahre  1851:  Afrk-6.  1380600. 

$.7.    XSnwJprlLuiig  auf  die  SchiJRahrt. 

Die  höchst  unbedeutenden  Partikular -Vortheile,  welche  die  deutsche 
Bbcderei  ans  der  frlAieren  britiftchen  N»Tiffa(iontacte  auf  Kosten  der  all- 
gemeinen HandelsMiteressen  lof,  bestanden  darin,  diss  Air  den  Verkehr  von 
deutschen  HH^en  nach  Groasbiritaniiien,  einzelne  specielle  Fälle,  welche  in- 
dess  in  der  Praxis  fast  nie  vorkamen,  abgerechnet,  ausser  der  britischen 
Flagge  nur  deutsche  Schiffe  Verwendung  finden  konnten,  was  fin'  diese 
aUetdingft  ein  Art  Privilegium  war  und  dann  indirect  in  dem  Umstände, 
desA  in  einzelnen  Ländern  <  namentlich  in  den  Vereinigten  Staaten)  in  Folge 
der  Rcciprocität  die  englischen  Schiffe  von  dem  indirecten  Verkenr  ausge- 
schlossen waren,  während  die  deutschen  Schiffe  solcher  Beschränkung  nicht 
unterlagen.  Beides  hat  sich  jetzt  geändert;  doch  möchte  eine  irgend  rele- 
vante Hücliwirkung  der  dadurch  für  die  deutsche  SchifiTahrt  neu  hinzu- 
gekovanoienen  Concurrenz  nicht  nachzuweisen  sein. 

|>^egQtt  sind  die  ausserordentlichen  nnd  vielseitigen  Vortheile,  welche 
&kr  die  deutsche  Rhederei  aus  der  Aufhebung  der  britischen  Navigations- 
ac&e  erwachsen  sind,  ganz  evident,  und  werden  von  Jahr  zu  Jahr  mehr 
hervortreten. 

Der  eok&oissale  Antheil  Enslands  am  ganzen  Welthandel,  sein  enormer 
Verbrauch  an  fremden  Verzenrungsgegenständen  und  Rohstoffen  aller  Art, 
die  grosse  Zahl  und  Ausdehnung  seiner  auswärtijgen  Besitzungen  müssen 
der- Natur  der  Sache  nach  der  fremden  Rhederei,  seitdem  sie  in  Gross- 
britannien der  nationalen  Flagge  gleichgestellt  ist,  die  mannigfachste  Ge- 
legenheit zu  einer  häufigen  und  vortheilhaften  Beschäftigung  geben.  Einige 
Beispiele  solcher  Beschäftigung,  die  vor  1849  den  deutschen  Schiffen  vöHig 
verugt  war,  werden  die  Wichtij;keit  dieser  Veränderung  anschaulich  machen. 

Deutscn«  Schiffe  können  jetzt  in  St.  Petertbuiv  und  Riga  Talg  6nd 
Hanf,  in  Odessa  und  Galatz  Getreide,  in  Bordeaux  wein,  in  Lissabon  und 
Messina  Südfrüchte,  in  Newyork  und  Neworleans  Baumwolle,  in  Havanna 
und  Rio  de  Janeiro  Zucker  und  Kaffee,  in  Montevideo  Häute,  in  Batavia 
Reis,  in  Conton  Thee  etc.  laden,  um  diese  Artikel  in  britischen  Häfen  zum 
dortigen  Verbrauch  zu  löschen,  ohne  dass  sie  hinsichtlich  der  Schiffsabgaben, 
der  Einfuhrzölle  oder  sonstiger  Unkosten  irgend  nachtheiliger  gestellt  wären, 
als  britische  Schiffe  und  deren  Ladungen;  früher  waren  deutsche  Schiffe 
von  diesem  und  ähnlichem  Verkehre  gänzlich  ausgeschlossen.  Ausserdem 
sind  die  deutschen  Schiffe  jetzt  befugt,  aus  allen  Häfen  des  Vereinigten 
Königreichs  jeden  beliebigen  Artikel  nach  jeder  britischen  Kolonie,  sowie 
nach  den  Besitzungen  der  ostindischen  Gompaguie  auszuführen  (auch 
Steinkohlen,  ohne  differentiellen  Ausgan^zoU) ,  sowie  umgekehrt  auch  aus 
jedem  Hafen  der  aussereuropäischen  britischen  Besitzungen  die  Verschiffung 
unter  einer  der  deutschen  Flaffgen  jetzt  gestattet  und  zwar  gleich  günstig 
behandelt  wird,  wie  der  nämliche  Verkehr  in  nationalen  Schiffen.  —  In 
welcher  Ausdehnung  die  übrigen  deutschen  Flaggen  speciell  an  dem  neu 

festalteten  indirecten^  Verkehr  aus  dritten  Ländern  in  den  letzten  Jahren 
heil  genommen,  darüber  liegen  uns  keine  nähere  Angaben  vor;  unter 


400  BHii<M8  dertneaen  Mlis^eii  fimMigeaeltg^lnuig  auf  OeuUchlMil 


.  • 


pf  eqssisehfer  Fkgge  aber  kamen  im  Jahre  1868  laut  Barid*  des  preuaiiialiaii 
General^ottsalals  in  London  260  Schiffe  toü  109086  Tonnen  aus  dritten 
Ländern,  im  Vereinigten  Königreiche  an.  Wenn  uns  aber  auch,  was  die 
hanseatiBefae  Rhederei  batdfft»  keine  soldie  genaue  Zahlenaagab«n  vorliegen, 
SU  däri  doch  mit  Bestimmtheit  versichert  werden,  dass  auch  hanseatische 
Schiffe  sowohl  von  fremden  Ländern,  namentlich  transatlantischen,  bereits 
manche  Ladung  in  britischen  Häfen  gelöscht  haben,  als, auch  namentlich 
vielfach  zum  Verkehr  zwischen  dem  Mutterlande  und  den  Kolonien,  ins- 
besondere Australien  >  verwendet  worden  sind. 

Im  Allgemeinen  geben  wir  noch  hiiisichtHch  des  Verkehrs  deutscher 
Schiffe  mit  Grossbritannien,  sowohl  des  directen  wie  des  ihdirecten,  folgende 
Zuianmienst^ilung : 
M  Jahre  1841  kamen  daselbst  an  1076  preussiscfae  Schiffe  von  201685  Tonn^ 

und  1271  sonstige  deutsche  Schiffe  von  103061  „ 
n  '  „  1851  dagegen  1338  nreussische  Schiffe  von«  ...  290614  « 
'  und  1869  sonstige  deutsche  Schiffe  von  240525      » 

Schliesslich  erwähnen  wir  noch  einer  in  weiterer  Folge  der  Aufhebung 
derNavi^ationsacte  eingetretenen  britischen  Maassregel,  welche  der  deutschen. 
Rhederei  nicht  eben  willkommen  sein  wird,  deren  Billigkeit  für  die  englischen 
Rheder  aber  nicht  zu  verkennen  sein  dürfte.  Es  ist  diess  die  Beseitigung 
der  bishier  noch  aufrecht  erhaltenen  Bestimmung,  dass  drei  Vieriheil  der 
Besatzung  britischer  Schiffe  aus  britischen  Angehörigen  bestehen  mllsse* 
Künftig  soll  die  Bemannung  britischer  Schiffe  ohne  Beschränkung  auch 
aus  fremden  Seeleuten  zusammengesetzt  oder  comj[>letirt  werden  können» 
was  zur  unvermeidlichen  Folge  haben  wird,  dass  bei  der  ohnehin  bedeuten- 
den Nachfrage  nach  Seeleuten  in  deutschen  Häfen  zur  Bemannung  der 
eigenen  Schiffe,  diese  künftig  noch  8chwieri{|[er  werden  nnd  eine  Steiaerung 
der  diesseitigen  Matrosenhauer  eintreten  wird,  welche  sich  dem  höheren 
Stände  d^r  üagen  auf  britischen  und  amerikanischen  Schiffen  mehr  nähern 
dürfte*).  Mit  dem  Wegfall  des  bisheri^^en  Vortheils  niedrigerer  Gagen 
wird  künftig  zwischen  deutschen  und  britischen  Schiffen  in  jeder  Beziehung 
eine  faire  Konkurrenz  sattfinden  ^  und  mehr  wird  der  tüchtige  deutsche 
Rheder  nie  verlangen. 

*)  In  dem  letzten  Jahresberiehte  des  preussischen  General- Consnlata  in  London  wird  znr 
Erlciiirang  der  bäailgen  Deaertion  preassischer  Seelente  sehon  auf  den  anssevordentlichen  ITiitsr- 
sfefaied  d^r  Dagen  faingeirieaen  und  bemerkt,  daas  sur  Zeit  die  Hauer  englieeber  ICairoeen 
d  £  per  Monat  »ei,  während  aie  anf  deutschen  Scbiffeu  durchscbnittliQh  ]L«um  etwa  1%  £ 
tibersteige. 


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Deutsches  Städtewesen. 

YoD  Dr.  Rntenlierii 


Die  Geschichte  Deutschlands  hat  sich  seit  mehr  als  Tausend  Jahren  in  und 
an  seinen  Städten  vorzugsweise  entwickelt;  mit  den  Eigenthümlichkeiten  und 
Einflüssen  des  deutschen  Städtewesens,  die  im  Laufe  der  Jahrhunderte  ihre  Um- 
gestaltung je  nach  den  weltheherrschenden  GreistesströmuUgen  durchzumachen 
hatten,  ist  &e  allgemeine  Gestaltung  und  Stellung  Deutschlands  nicht  bloss  innig 
Torbunden  und  verwebt,  sondern  letztere  verhält  sich  zur  erateren  fast  wie  die 
Wirkung  zur  Ursache.  Die  deutschen  Städte  haben  zu  allen  leiten  den  Anstoss 
zu  den  grossen  Entwickelungen  in  unserem  Yaterlande  gegeben  und  sind  haupt- 
sächlich die  Träger  der  bewegenden  Kräfte  im  Volks-  imd  Staatslebens  geblieben. 
£^  bedarf,  um  ^ne  solche  Ansicht  zu  erhärten,  nur  der  Erinnerung  an  die  Zeiten, 
in  welchen  Deutschland  mit  seinen  barbarischen  Nachbarn,  den  Magyaren  und 
Dänen,  um  Selbstständigkeit  und  Freiheit  rang,  und  seine  Eiäfte  zum  Widerstand 
und  Angriff  in  den  Städten  vereinigte,  an  die  Zeiten  der  Ereuzzüge  und  ihrer 
Folgen,  der  deutschen  Hansa,  der  Reformation,  und  endlidi  an  die  Zeit  dev 
Wiedergeburt  des  deutschen  Städtewesens,  welche  mit  der  von  dem  grossen  Minister 
Stein  in  Preussen  emgeführten  Städteordnung  vom  Jahre  1808  beginnt 
Denn  darin  hatte  sich  Stein  nach  dem  treffenden  Urtheil  des  um  die  Schilderung 
deutschen  Gemeindelebens  in  seinen  mannigfachen  YerhlÜtnissen  hochverdienten 
Biehrs  als  einen  wahrhaft  politischen  M»in  bewährt,  dass  er  die  Hebung  des 
Gemeindelebens  an  die  Spitze  der  neuen  Erhebung  des  ganzes  Staates  gestellt 
hatte.  Und  versunken  war  vor  der  Zeit  allerdings  das  deutsche  Gemeindeleben 
in  die  allgemeine  Versumpfang  des  Vaterlandes  der  Art,  dass  es  im  vorigen  Jalur- 
hunderte  und  noch  im  Anfange  des  Jetzigen  for  eines  fein  gebildeten  und  frei 
denkenden  Mannes  unwürdig  und  geradesEU  fiir  phüistr&s  galt,  sich  um  das  Ge- 
meindeleben zu  kümmern.  Es  war  das  Verständniss  von  der  Bedeutung  des 
deutschen  Städtewesens  für  die  allgemeine  Wohlfahrt  des  Staats  vollständig  bei 
Hoch  und  Niedrig  abbänden  gekommen;  die  mittelalterli^en  Gemeindezostände 
hatten  sich  aufgdöst,  die  Bildung  von  Gemeinden  im  Sinne  des  mM>dehien  Geästes 
hatte  kaum  begonnen.    Und  es  bedurfte  des  grossen,  gewaltsamen  Umsturzes  aller 


402  Deuisohes  Städtewesen. 

Verhältnisse,  die  Deutschland  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  erfuhr,  und  der 
darauf  begründeten  nachhaltigen  Staatsakte,  mit  welchen  Preussen  unter  Steines 
Verwaltung  dem  übrigen  Deutschland  voranging,  um  einesaeue  organische  Gliederung 
der  städtischen  Bevölkerung  in  Thätigkeit  zu  setzen  und  daraus  den  wahrhaft 
historischen  Sinn  fär  die  Entwickelung  des  Staatslebens  zu  gewinnen.  In  die- 
sem historischen  Sinne  bezeichnet  Barthold  Wesen  und  Zweck  des  deutschen 
Städtewesons  im  Mittelalter,  wenn  er  in  der  Geschichte  desselben  sagt: 

«In  dem  Entwickelungsgange  der  germanischen  oder  europäischen  Staatsgesell- 
schaft nimmt  das  mittelalterliche  Städtewesen  eine  so  gewichtige  Stelle  ein,  ist 
eine  so  nothwendige  Durchbruchsperiode,  dass  wir  ohne  Kenntniss  und  Würdigung 
desselben  die  neue  Ordnung  der  Dinge  nicht  verstehen  könnten.  Nach  seinen 
tiefsten  Keimen  und  Wurzeln  acht  germanisch,  hat  das  Bürgerthum  das  edelste 
Bewusstsein  der  alten  Germanen  aus  Ueberwältigung  durch  das  Lehnwesen  in  die 
Gesittigung  der  modernen  Zeit  hinübergerettet,  die  ohne  jene  Vermittelung  nicht 
den  Sieg  errungen  haben  würde.  Das  Aufblühen  der  Städte  durchbrach  die  öde, 
starre  Masse,  in  welche  die  Feudalherrschaft  die  germanische  Urfreiheit  verwandelt; 
konnten  sie  den  geknechteten  Stand  des  «inst  frelpix  Litpdb^liqpers  nicht  durch- 
aus erlösen,  bildete  dich  g«r  hia  wk  die  Neuzeit  «4a  «nnsMlrfioii  schroffer  Gegen- 
satz aus  zwischen  dem  bevorzugten  Bürger  und  dem  staatlich-rechtlosen  Bauer,  so 
muss  am  Ende  doch  das,  was  die  Städte  für  sich  selbst  errangen,  auch  jenem 
zufallen.  i)as  Ziel  einer  anderthalfotausendjähHg^n  Bildungsarbeit  bleibt:  der  Unter- 
schied zwischen  Stadt  und  Land  hört  staatsrechtlich  auf;  das  deutsche  Volk 
gewinnt  im  innern  Gksellschaftszustande  die  Einheit  und  Gleichheit  wieder,  welche 
das  Erbe  der  Urahnen  gewesen.^ 

Und  diesem  Ziele  ist  Deutchland  in  den  letzten  vierzig  Jahren  durch  die 
reformatorisehe  Gesetzgebung  seines  Städtewesens  und  den  daraus  gewonnenen 
EinfluM  auf  die  FortMldung  des  gesanmiten  Staatslebens  um  ein  Bedeutendes 
näher  gerückt.  Indem  die  Erinnerung  und  das  Vorbild  des  thatkräfUgen  deutschen 
Gemeindewesens  und  seiner  Leistungen  während  des  Mittelalters  den  natürlichen 
Antrieb  gab,  einen  ähnlichen  Gkist  in  den  modernen  Communen  zu  wecken,  die 
im  Laufe  der  Zeiten  jeder  Selbstdiätigkeit  beraubt  und  zu  blossen  Nahrungs-  und 
Veimelirungsstätten  grösserer  Volksmassen  herabgedrückt  waren,  mnsste  natürlich 
und  nothwendig  bei  dieser  gesetzgeberischen  Aufgabe  der  Inhalt  des  gesammten 
modernen  Btaatslebens,  das  in  so  mannigfachen  Verhältnissen  tob  den  Grund- 
bedingungen des  mittelalterlichen  Daseins  längst  sich  entfernt  und  befreit  hatte, 
die  gäührende  Berücksichtigung  finden.  Dass  beide  Seiten  dieaeac  Aufgabe  von 
der  ersten  preussisohen  Städteordnung  vom  19.  Novbr.  1808  in  genügender  Weise 
gelöst,  i^dem  dadurch  ein  energisober  Antrieb  zur  selbstständigen  Gommunsl- 
ääägkelt,  wie  diess  dem  Städtewesen  des  Mittelalters  eigen  gewesen  war,  für 
immer  in  die  Mitte  der  Städte  gepflanst  war,  und  andererseits  sum  Wohls  des  ge- 
sammten Staates  lebendige  Wuraeln  einer  allgemeinen  politiflchen  Freiheit  aus 
dieser  Insthution  hervorkeimten,  das  konnte  die  prenssische  Monarchie  sehr  bald 
darauf  diirdi  einen  grossartigen  Beweis  bekräftigeB.  Das  Bewnsstseia  bürgerlicher 
Freiheit  hatte  bimen  weniger  Jahre  den  GemeinsiBn  so  erhöht  und  die  Liebe  für 
das  Vateriand  so  gestählt,  dass  die  preussischen  Städte  während  des  Kampfes 
gegen  fransösiBche  Gewaltherrsdiaft  in  hingebender  Aufopfertuig  und  in  muthiger 
AjüstrengoBg  für  den  grossen  Zweck  sich  ganz  besonders  hervorthaten.  Diesem 
von  Prenssen  gegebenen  Vorbilde  folgten  iiü  Laufe  der  Bäohsten  Jahre  viele  deutsche 
Staaten  y  indem  sie  theils  die  Ordnung  der  prensisohen  Städte  bei  sich  mit  den 
durch  ihre  sonstigen  Verhältnisse  gebotenen  Veränderungen  zur  Anwendung  brach" 
ten,  theils  aber  auch  sich  den  Einrichtungen  des  franzöeisohen  MumciiMdsysteiBfl 
zuwandten,  durch  welches  besonders  die  Mittel  einer  mehr  ahsoltttea  CentraUsatioil 
des  Staatswesens  geboten  waren.  In  der  erstem  Biehtung  sind  au  nennen  difii 
QemeiiideordBiuigeB  iron  iSadiBen- Weimar  (ans  den  J^hrm  1810»  IMd,  1817w 
ItSU,  iO^by  I838y  lUSi),  vom  Königieiohe  Sa^aea  («ns  den  J(.  1813,  ifidd),  von. 


Denttehb«  Städioweaen.  408 

HaBiiOTer(1819— laSi),  Württemberg (1832),  BohwatEbarg-RndoUtadt 
(1822),  Anhalt-Bernburg  (1828  und  182d),  Sachsen-AUeDburg  (1829, 
1831,  1885),  Mecklenburg-Sobwerin  (1830  n.  1882),  Baden  (18S1),  Roiibb 
jüngere  Linie  (1881),  Sachsen-Coburg-Gotha  (1832),  Anhalt-Dessau 
(1832),  Sachsen-Meiningen  (1834,  1838),  Braunsehweig  (1834),  Olden- 
burg (1834),  Kurhessen  (1834),  Hohenzollern  -  Hechingen  (1835)  und 
Sigmaringen  (1840),  Benss  ältere  Linie  (1841),  Lippe-Detmold  (1843). 
In  B  a  i  e  r  n  war  zur  Zeit  des  Rheinbundes  ein  Municipalsystem  nach  franaSsischem 
Muster  eingeführt,  welches  K5nig  Maximilian  (1818)  wieder  aulhob,  und  daför 
Magistratsoorporationen  nebst  Commusialrepräsentationen  herstellte.  Audi  im  Herzoge 
thum  Nass'au  (1816)  und  im  Grossherzogthum  Hessen  (1821)  wurde  das  Ge- 
meindewesen vorzugsweise  nach  dem  Vorbilde  des  französischen  MunicipalsysteBlfl 
organisLrt. 

Aus  der  eben  aufgeführten  Uebersioht  der  Gesetzgebung,  betreflbnd  das  Ge^ 
meindewesen  in  den  verschiedenen  deutschen  Staaten,  erhellt,  dass  innerhalb  eines 
Menschenalters  und  darüber  hinaus  in  der  letztverflossenen  Zeit  eine  hauptsäch- 
liche Seite  der  öffentlichen  Aufmerksamkeit  und  Thätigkeit  mit  der  Einrichtung 
und  Ordnung  des  Städtewesens  ausgefüllt  war.  Wie  si<2L  von  selbst  versteht,  war 
diese  praktische  Richtung  von  einer  theoretischen  Bewegung  begleitet,  die  sich  in 
einer  umfangreichen  Literatur  über  Städtewesen,  Gemeindeverfassung  und  was 
damit  zusammenhängt,  zu  erkennen  gab  und  die  Organe  der  öff^dutlichen  Meinung 
in  einer  so  ausgedehnten  Weise  beschäftigte,  wie  es  dieser  vor  allen  wichtigen 
Angelegenheit  ziemte  und  sich  eignete.  Und  zwar  waren  es  hier  die  berufensten 
und  auserwählten  Männer  deutsel^r  Nation,  welebe  ihre  Stimme  über  diese  wich- 
tigste Angelegenheit  des  Vaterlandes  vernehmen  Uessen;  es  waren  Eichhorn, 
Mittermaier,  Gaupp,  Fr.  von  Raumer,  Hüllmann,  von  Rotteck,  von 
Lancizolle,  Dahlmann,  v.  Savigny.  Daran  schloss  sich  eine  fast  unabseh- 
bare Reihe  von  solchen  Publizisten,  welche  die  von  jenen  Männern  der  Wissen- 
schaft aufgestellten,  auf  historische  Forschung  und  staatsrechtliche  Fundamente 
begründeten  Ansichten  weiter  zu  entwickeln  und  auf  spezielle  Fälle  anzuwenden 
b^üht  waren.  Es  konnte  nicht  fehlen,  dass  diese  weithin  reichende  Erörterung 
eines  viele  Millionen  Menschen  unmittelbar  angehenden  Gegenstandes  auf  nahe 
liegende  und  eng  verbundene  Fragen  über  den  Staatsorganismus  im  Allgemeinen 
übergriff  und  sich  verbreitete,  und  damit  der  immer  erneute  und  tiefer  begründete 
Antrieb  zu  Diskussionen  in  den  gesetzgebenden  Versammlungen  und  in  der  Presse 
gegeben  war,  welche  ein  charakteristisches  Merkmal  der  neuesten  Zeit  geworden 
sind.  Die  Schwierigkeit,  in  der  Organisation  des  Gemeindewesens  den 
richtigen  Weg  und  ein  die  verschiedenartigen  Intereesen  ausgleichendes  Ziel  zu 
finden,  vermehrte  sich  nur  in  der  fortgesetzten  theoretischen  Untersuchung  alldr 
hierher  gehörigen  Fragen  und  in  den  wiederholten  Versuchen,  die  Aufgabe  durch 
neue  legislatorische  &te  zu  lösen.  Diess  hatte  seine  Begründung  theils  darin, 
dass  der  historische  Zusammenhang  in  der  Entwickelung  des  CommunaUebens 
zerrissen  war,  und  den  aus  der  Theorie  gleichsam  entsprungenen  neuen  Institutio- 
nen kaum  Zeit  gelassen  wurde,  feste  Wurzdin  zu  treiben  und  ein  historischea 
Recht  zu  gewinnen,  was  fär  eine  nachhaltige  Wirksamkeit  in  öffentlichen  Ver- 
hältnissen eine  unerlässliche  Bedingung  ist.  Ein  zweites  Moment  für  das  Hin- 
und  Herschwanken  der  neueren  C^nmunaleinrichtungen  bildete  derEinflttss,  den 
auf  sie  die  mannigfach  geartete  Entwickelung  der  gewerblichen  und  industrieUen 
Zustände  mit  ihren  einander  direkt  widersprechenden  Zwecken  und  Zielpunkten  übte. 
Fassen  wir  diesen  Faktor  eines  überwiegenden  Einflusses  auf  die  Gestaltung  des 
städtischen  Gemeindewesens  in  einen  üblichen  Ausdruck  zusammen,  so  ist  es  der 
volkswirthschaftliohe,  oder  wie  man  ihn  unbestimmter  und  aUgfimcinev  be-< 
zei(^net  hat,  der  soziale.  Es  ist  nicht  allein  die  politische  B^eutunig  der 
städtischen  Gemeinde,  welche  die  Feststellung  der  Grundsätze,  nach  Welchen  sl^ 
orgaoisirt  werden  soll,   erschwert,  es  ist  voraemliob  jener  volkswirthschafUiohe 


ä 


404  Dentflohes  Stttdtewesem. 

I^fiiiM,  der  seine  Befriedigimg  erreichen  will  nnd  die  &alt  einer  fortdftqemden 
Agitation  in  sieh  trägt,  bis  er  seine  Interessen  ins  Gleidigewicht  gesetzt  sieht, 
and  zwar  dnrch  die  Mittel  der  Organisation  des  städtischen  Gemeindewesens. 
Endlich  aber  ist  noch  ein  drittes  wesentliches  Verhältniss  zu  berücksichtigen, 
welches  sich  bei  der  gesetzlichen  Feststellung  städtischer  Einrichtnngen  haupt- 
sächlich geltend  macht,  es  ist  diess  ihre  Beziehung  zu  dem  Zweck  und  der  Auf- 
gabe des  Staats  überhaupt,  der  in  seinen  eigenen  Schwankungen  und  Yerände- 
nmgen  immo*  mit  besonderer  Mühe  und  Sorgfalt  auf  die  Organisation  der  Gesetz- 
gebung des  Städtewesens  seine  Schwerkraft  auszuüben  pflegt,  wie  denn  fireüich 
umgekehrt  dieses  unter  ihm  günstigen  Umständen  auf  den  Staatsorganismus  als 
solchen  einsuwirken  nicht  ermangelt.  Unter  der  Wechselwirkung  dieser  Yerhält- 
nisse  sind  immer  Ton  Neuem  Yerisuche  mit  den  Einrichtungen  der  Städte  bis  in 
die  Gregenwart  gemacht,  durch  welche  freilich  eben  so  wenig  der  Sinn  fär  die 
Aufrechterhaltnng  bestehender  und  überlieferter  Institutionen  gekräftigt,  als  Zeit 
und  Eifahrong  gewonnen  werden  konnte,  um  die  Güte  der  verschiedenen  Experi- 
mente an  ihrea  Früchten  zu  erkennen. 

IsvPreussen  hatte  man  sich  von  der  Nothwendigkeit  überzeugt,  die  Städte- 
ordnung vom  Jahie  1808  einer  Revision  zu  unterziehen,  indem  man  die  im  Laufe 
der  Jahre  angehäuften  Erläuterungen  derselben  auf  die  Einheit  eines  verbesserten 
Planes  zurückzuführen  bescfaloss.  So  entstand  die  revidirte  Städte-Ordnung 
für  die  Preussische  Monarchie  vom  17.  März  1831.  Die  Aenderungen  dieses 
Gesetoes  trafen  hauptsächlich  die  Errichtung  der  Lokalstatuten,  die  Klassifikation 
der  Städte,  den  Begrüf  des  Bürgerrechts,  und  die  Pflicht  und  Befugniss  zur  Theil- 
nahme  an  demselben,  die  Stimmfähigkeit  und  Wählbarkeit,  die  Stellung  der  Ma- 
gistraten gegen  die  Gemeinde,  die  Amtsdauer  bei  den  Magistratspersonen,  die 
Polizeiverw^tung  dnrch  die  Magistrate,  die  Wahl  derselben  durch  die  Stadtver- 
ordneten, die  Wirksamkeit  dieser  Commnnal-Bepräsentanten,  die  Wahl  derselben, 
die  Verwaltungsrechte  der  Grundherren,  die  Ausübung  der  Oberaufsicht  von  Seiten 
des  Staates.  Durch  das  revidirte  Gesetz  ward  aber  die  frühere  Städteordnung, 
welche  ursprünglich  für  Ost-  u.  Westpreussen,  Pommern,  Brandenburg,  Schlesien 
und  die  rechts  der  Elbe  gelegenen  Theile  des  Herzogtliums  Magdeburg  gegeben 
war,  mcht  ausser  Anwendtmg  gebracht.  Viele  Städte  b^arrten  bei  dem  altem 
Gesetze;  jedoch  hatten  sich  bis  zum  Jahrer  1838  bereits  220  Städte  fUr  die  revidirte 
Städte-Ordnung  entschieden. 

Auf  diese  in  Preussen  vorgenommene  Umgestaltung  städtischer  Einrichtun- 
gen nahm  die  Gesetzgebung  in  anderen  deutschen  Staaten  Bücksicht,  wie  denn 
um  dieselbe  Zeit  in  Baden  die  Einführung  einer  angemessenen  Gemeindeordnung 
von  Regierung  und  Ständen  betrieben  wurde,  und  sich  bei  dieser  Gelegenheit 
Mi  tt  er  maier  in  der  badischen  zweiten  Kammer  (am  18.  Mai  1831)  über  das 
Wesen  der  Gemeinden  und  ihre  Verfassung  in  einer  Weise  aussprach,  die,  weil 
hier  Begriff  und  Zweck  derselben  gründlich  erörtert  wird,  als  Ausgangspunkt 
weiterer  Entwickelung  der  J^ittheilung  werth  erscheint.  „Die  wahre  Selbstständigkeit 
der  Gemeinden,  heisst  es  dort,  besteht  in  der  Anerkennung  der  Persönlichkeit  der  Ge- 
meinden,, nach  der  sie  als  freie  Vereinigungen  zurRealisirung  des  Sozial- 
zweck s,  mit  eignen,  privatrechtlich  begründeten  Vermögensrechten  erscheinen,  und 
daher  allein  berechtigt  sind,  in  wie  fem  sie  anderen,  noch  nicht  der  Vereinigung 
allgehörigen  Personen  Rechte  einräumen  und  Aufnahme  in  den  engeren  Gemeinde- 
Verband  zugestehen  wollen ,  da  durch  jedes  neue  Eintreten  die  erworbenen  Rechte 
der  vorhandenen  Bürger,  z.  B.  wegen  des  Gemeindeguts,  beeinträchtigt  werden. 
Die  Erwägung,  dass  der  Staat  hier  die  nimmersterhende,  unsichtbare  Gesammt- 
persönlichkeit  der  Gemeinden  vertritt,  das  Interesse  der  Nachkommen  der  jetzigen 
Gemeindeglieder  gegen  Anmassungen,  Leichtsinn  und  Selbstsucht  der  Gemeinde- 
verwalter in  Schutz  nimmt,  rechtfertigt  hier  auch  die  Aufsicht  des  Staats  über 
die  Verwaltung  des  Gemeindevennögene.  Die  Gemeinden  sind  zugleich  Theile 
deis  Staatsgebietes,  sie  erreichen  die  nämlichen  Zwecke  wie  der  Staat,  und  sie 


Deutsches  Städtewesen.  406 

erscheiiiea  sls  Yei^uugtnigen,  in  welchen  die  Staatsbürger  ihre  staatsbCürgerliehen 
Rechte,  insbesondere  auch  ihre  politischen  Rechte,  z.  B.  in  Be«ug  auf  Wahlen, 
ausüben ;  der  ganze  Staat  selbst  besteht  aus  Gemeinden,  und  so  muss  jeder  Staats- 
bürger in  irgend  einer  Gemeinde  sich  aufhalten,  so  dass  jede  Gemeinde  in  einem 
organischen  Zusammenhange  mit  dem  Staate  stehen  muss,  und  daher  auch  dekr 
Staat  die  Gemeindeobrigkeit  benutzt,  damit  die  allgemeinen  Staatsgesetze  sicher 
gehandhabt  werden  können.  —  Aufgabe  und  Zweck  einer  Gemeindeordnung  ist 
demnach,  das  Yerhftltniss  der  staatsbürgerlichen  Rechte  und  der  reinen  Gemeinde- 
bürgerrechte genau  zu  bestimmen,  damit  nicht  Rechte,  welche  jedem  Staats- 
bürger als  solchem  zukommen,  als  Ausflüsse  ihrer  Gnade  yon  der  Gemeinde  be- 
trachtet und  an  ungerechte  Beschränkungen  gebunden  werden.  Es  muss  der  Um- 
fang bezeichnet  werden,  nach  welchem  der  Staat  gewisse  Rechte  der  Staatsge- 
walt der  Gemeinde  übertragen  will,  und  in  welchem  Yerhftltniss  die  Auslobung 
geschehen  kann.  £s  muss  die  Yerfassung  der  Gemeinde  selbst  so  regulirt  wer- 
den, dass  die  durch  das  Zusammenleben  vieler  Menschen  -politisch  bedeutende 
Corporation  nicht  eine  dem  Staate  selbst  gefährliche  Stellung  annehmen,,  aber  auch 
nicht  die  Uebermacht  bevorrechteter  Gemeindevorsteher  und  Magistrate  die  Rechte 
der  einzelnen  Bürger  beeinträchtige  oder  einen  Pai-teigeist  in  der  Gemeinde  ent- 
zünde, der  jeden  wahren  Gemeinsinn  vernichtet.  Auf  diese  Art  ist  Jede  Gemeinde- 
Ordnung  selbst  eine  Wohlthat  für  die  Gemeinde,  die  dadurch  gegen  Ungesohick^ 
lichkeit  und  Anmassung  ihrer  Yertreter,  ebenso  wie  gegen  Uebergriffe  herrsch- 
süchtiger Regierungsbeamten  sicher  gestellt  wird,  und  an  der  schützenden  Madit 
des  Staats  eine  Garantie  für  ein  harmonisches  Wirken  erhält«  Die  Gemeinde- 
Ordnung  ist  zugleich  der  ergänzende  Theil  der  YerfassTing  eines  Landes,  weil  nur 
durch  sie  ächter  Sinn  flir  öffentliche  Angelegenheiten,  ein  wahrhaift  constitutiönelles 
Leben  erweckt  werden  kann,  der  BiLrger  aber  nach  bekannter  Rrfahrung  den 
ihn  zunächst  berührenden  Kreis  lieb  gewinnt,  und  so  durch  Rntwickelung  des 
Sinns  für  Gemeindeleben  sich  gewöhnt,  den  Egoismus  öffentlichen  Interessen  auf- 
zuopfern, so  dass  aUmälig  erst  aus  der  Blüthe  des  echten  Gemeindegeistes  die 
Frucht  der  begeistert  an  dem  Yaterlande  hangenden  Liebe  und  Aufepferung  fttr 
seine  Interessen  sich  erzeugt.  Der  Charakter  des  constitutionellen  Geistes,  der 
Grad  der  .warmen  Theilnahme  an  den  allgemeinen  Interessen,  bedeutend  z.  B.  bei 
den  landständischea  Wahlen,  wird  zunächst  vorbereitet  und  begründet  durch  deik 
Charakter  des  politischen  Sinnes,  der  in  einer  Gemeinde  sich  ausbildet  Der 
Wohlstand  der  Gemeinde  ist,  wie  der  Wohlstand  der  Familien,  die  Grundbe« 
dingung  des  Wohlstandes  des  Staates  selbst.  Die  Errichtung  grosser  gemeinnütziger 
Anstalten,  vergebens  hervergerufen  da,  wo  Misstrauen  des  Staates  die  Gemeinde* 
thätigkeit  lähmt,  gelingt  glänzend  da,  wo  öffentlicher  Sinn  die  Bürger  beseelt 
und  in  den  Zeiten  der  Noth,  in  welchen  grosse  Anstrengungen  nothwendig  wen- 
den ,  ist  es  nur  der  zunächst  in  be&eundeten  Kreisen  der  Gemeindegenossen  wir^ 
kende  Geist  der  Selbstaufopferung,  der  zu  grossen  Opfern  imd  ausserordentlicher 
Theilnahme  bewegt* 

Wir  zweifeln  nicht,  dass  diese  Ansichten  über  die  Grundbedingungen  der 
Gemeinden  und  ihrer  Yerfassung,  von  einem  competenten  Manne  auf  dicMm  Get 
biete  ausgesprochen,  noch  heute  die  Grundanschauung  einer  grossen  Zahl  solcher 
Zeitgenossen  bilden,  die  ihre  Aufmerksamkeit  und  prüfende  Theilnahme  dieseii 
wichtigen  Fragen  zugewendet  haben.  Es  ist  darin  der  constifutiondle  Stand-' 
punk^  vertreten,  von  dem  aus  die  Lösung  der  verschiedenen  staatsrechtlichen 
Aufgaben  länger  als  ein  Menschenalter  hindurch  vorzüglich  erstrebt  wurde,  bis 
die  Ereignisse  des  Jahres  1348  es  ans  Tageslicht  gebracht  haben,  dass  ein  solches 
Streben  sein  Ziel  zu  erreichen  nicht  im  Stande  war,  und  dass  sich  vorherrschend  an 
allen  diesen,  namentlich  aber  das  Gemeindewesen  betreffenden  Fragen  sogleich 
die  vol-kswirthschaftliche  Seite  als  die  maassgebende  hervorkehrte,  die  zwar 
in  den  vorher  erwähnten  Worten  MittermaierB  angedeutet ,  viel  bestimmter  aber 


406  Dentsehes  Stadtewesen. 

sdioDy  wenigstens  in  einer  Besiehung,  Ton  dem  damaligen  badiflehen  Minister 
Winter  w&hrend  derselben  Debatte  über  die  in  Baden  einzuführende  Gemdnde- 
Ordnung,  hervorgehoben  wurde,  indem  dieser  ttm  sein  Vaterland  hochverdiente 
Mann,  als  am  27.  April  1831  in  der  zweiten  badischen  Kammer  über  Gemeinde- 
bürgerrecht  discatirt  wurde,  sich  in  folgender  Weise  äusserte:  „Der  Staat  will 
nur  und  kann  nur  wollen,  dass  jeder  Staatsbürger  da  seinen  ständigen  Wohn- 
ritz suche  und  nehme,  wo  er  seine  geistigen  und  körperlichen  Krftfte  am  zweck- 
mttssigsten  anwenden,  sein  Vermögen  am  vortheilhaftesten  benutzen,  sein  Ge- 
werbe in  der  grössten  Ausdehnung  betreiben  kann,  wo  er  für  seine  Th&tigkeit 
den  grössten  Spielraum  findet.  Die  Gemeinden  wollen  gerade  das  G^gentheil.  Sie 
wollen  im  Allgemeinen  sich  als  abgeschlossen  betrachtet  wissen,  sie  wollen  nur  die 
aofhehraen,  die  ihnen  zusagen,  wenigstens  unschädlich  scheinen;  sie  wollen  ihre 
Erwerbsquellen  mit  Niemand  iheilen,  ja,  sie  glauben,  dass  eine  freiere  Bewegung, 
grössere  Leichtigkeit  in  der  Uebersiedlung  ihre  Nahrungszweige  nothwendig  be- 
engen müsse.  Sie  halten  den  alten  Gemeinspruch  fest:  Wer  mir  an  mein  Brod 
kommt,  kommt  mir  an  mein  Leben.  Dieser  Widerspruch  mnss,  wenn  nicht  ein 
noch  weit  furchtbarerer  Znstand  herbeigefEihrt  werden  soll,  als  der  ist,  welchen 
die  Gemeinden  durch  Einwanderungen  befürchten,  ausgeglichen,  er  muss  gehoben 
werden ,  und  er  ist  auch  zu  allen  Zeiten  bald  auf  diese,  bald  auf  jene  Weise  ge- 
hoben worden,  unstreitig  gehört  aber  die  Lösung  dieser  Aufgabe  zu  den  aller- 
sehwierigsten  Gegenständen  der  (Gesetzgebung.  Zwei  Einrichtungen  stehen  in 
unserer  Zeit  nemUch  mit  einander  im  Kampfe,  die  auf  das  Gemeinde-Bürgerthum 
und  auf  dessen  höheren  oder  geringeren  Werth,  ja  man  könnte  sagen,  attf  dessen 
Fortdauer  oder  dessen  Vernichtung  den  entschiedensten  Einfluss  äussern,  nemlich  die 
alten  Zünfte  und  die  neue  Gewerbefreiheit.  Die  Letztere  sucht  immer  mehr 
Boden  zu  gewinnen,  die  Ersteren  wollen  nicht  weichen.'* 

Mit  der  Ausgldchong  der  eben  angedeuteten  Schwierigkeiten  und  ähnlicher 
Controverspunkte  beschäßgte  sich  die  (^setzgebung  in  den  verschiedenen  Staaten 
bis  zum  Jahre  1648,  wie  denn  z.  B.  in  Bayern  die  Edicte  über  das  Veifassungs- 
wesen  der  Gemeinden  im  Jahre  1884  und  in  Baden  im  Jahre  1887  einer  Revi- 
rion  nnterzogenr  wurden,  welche  Modifikationen  des  ursprünglich  gewählten  Systems, 
wie  die  Erfahrung  sie  empfohlen  hatte,  zur  Anwendung  brachten.  In  Württem- 
berg versuchte  Se  Staatoregierung  eine  Erledigung  mancher  Fragen  und  Zweifel, 
Verbesserung  hervorgetretener  Mängel  und  Ausfüllung  gelassener  Lücken  in  der 
bisherigen  Gemeind^rdnung,  indem  sie  im  Jahre  1839  der  Stände^ Versammlung 
den  Entwurf  eines  Zusatz-Gesetzes  zum  Edict  über  die  Verwaltung  der  Gremein- 
den  vorlegte,  dessen  Berathung  aber  vorläufig  unterblieb.  Die  städtischen  Cor- 
porationen  des  Königreichs  Sachsen  suchten  durch  besondere  Lokalstatuten  die 
Lücken  der  allgemeinen  Städte-Ordnung  zu  ergänzen,  wie  denn  bereits  bis  zum 
im  Jahre  1842  von  solchen  Statuten  52  durch  die  Regierung  bestätigt  waren, 
imd  24  andere  ihre  Bestätigung  erwarteten. 

Diesen  Bestrebungen,  eine  allmälige  Entwickelung  der  Gemeindeverhältniase 
m  bewirken,  gaben  die  Ereignisse  des  Jahres  1848  eine  plötzliche  Wendung.  Die  de- 
mokratisolhe  Parole  der  breitesten  Grundlage,  auf  welcher  alle  öffentliche  Listitntionen 
von  nun  an  beruhen  sollten,  schien  am  schnellsten  und  leichtesten  in  der  Gemeinde- 
Verfassung  seine  Verwirklichung  finden  zu  können;  es  schwebten  dabei  mehr  oder 
minder  klar  und  bewusst,  oder  trübe  und  instinktmässig  geschichtliche  Ueberlieferun- 
gen  aus  fernen  oder  erst  kurz  verflossenen  Zeiten  vor;  Athens  demokratische  Stadt- 
▼erfassune,  der  Höhepunkt  plebejisdier  Herrschaft  in  Rom,  die  alte  deutsche  Gauver- 
fassung, ja  die  Allmacht  der  Pariser  Commune  während  des  Terrorismus  der  ersten 
firanzösUchen  Revolution  mochten  Reiz  und  Lockung  zum  Nachahmen  einer  Be- 
völkerung gewähren,  die,  weil  die  Eifüllung  legitimer  Forderungen  und  veibriefter 
Verheissungen  ein  Menschenalter  hindurch  ausgeblieben  war,  den  Glauben  an  die 
Nothwendigkeit  einer  historischen  Rechtsentwickelung  und  ihrer  Institutionen  ver- 
loren zu  haben  schien.   Die  Oommunen  der  grossen  und  kleinen  Städte  betrach- 


D^iitsohes  9i;ädiowe«ett.  407 

feto  und  benutzte  die  Demokratie  als  ihr  bereites  und  gefttgifpes  Werkaeftg,  nin 
die  alte  Staatsorganisadon  auseinander  au  treiben  und  ihren  neuen  0eh5pAingen 
Baum  zu  ▼erschä'en.  Aber  hier  zeigte  sich  sofort  und  aufs  ^Butliohste  die  Be- 
wussUosigkeit,  mit  welcher  diese  wie  ans  Schaum  geborene  und  ans  schweren 
Trftumen  entstandene  Demokratie  Deatsohlands  auf  ein  unerreichbares  Ziel  hin- 
steuerte; sie  selbst  schlug  sich  mit  der  versuchten  Durchführung  einer  politisoh 
moglichstfreien  Gkmeindeverfassung,  „denn  die  politische  Selbststündigkeit  führt  Mer 
zugleich  zur  möglichst  festen  gesellschaftlichen  corporativen  AbschlieBSung.  Fkeie 
Landgemeinden  werden  aristokratisch,  social  aussdiUesslich,  nicht  demokratisoh. 
Die  uralt  germanische  Idee  des  Gemeinde-Eigenthums,  der  Markgenosseüschalten, 
der  Ctesammtbürgscfaaft  der  Gem^den  etc.,  anscheinend  eine  Vorstufe  zur  a2%e- 
meinen  Gütergemeinschaft,  hat.  noch  nii^nds  den  modernen  Gemmunismus  ge- 
weckt» wohl  aber  im  Gegetttheil  ein  aUzu  schroffes  geselkchaitliches  Absdifiessen 
der  mitbesitzenden  Genossenschaft.'* 

Der  Antrieb  zur  Umbildung  der  Geme^nde^Einriohtnngen  war  einmal  gegeben, 
hatte  sich  unter  den  ersten  Forderungen  des  Zeitgeistes  gehend  gemacht*  aL  nun 
die  Demokratie  ihre  Ohnmacht  sowohl  auf  diesem  Gebiete  wie  nach  andern  Seiten 
des  öffentlichen  Lebens  hin  saAtsam  bekundet,  blieb  die  Lösung  der  Tcm  ihr  ge- 
stellten Aufgabe  ihren  Nachfolgern  überlassen  und  diese  erfüllten  sie,  natürüdi 
in  ihrem  Sinne  und  in  dem  Geiste,  mit  welchem  sie  die  VerbtUtnisse  des  Ge- 
meindelebens  und  seiner  Beziehungen  zu  dem  geivammten  Staatsorganismus  anf- 
faSsten.  Auch  hier  war  es  Preussen,  das  mit  dem  Abschluss  einer  neuen  G^ 
meinde- Ordnung  voranging;  dieselbe  ist  datirt  vom  11.  Mftra  1860  und  enth&lt 
lös  Paragraphen ,  die  unter  sieben  Titel  gebracht  sind.  Darin  werden  der  Reihe 
nach  die  Bestimmungen  aufgestellt:  von  den  Grundlagen  der  Gemeinde-Yctffassung, 
von  den  Gemeinden,  welche  mehr  als  1500  Einw.  haben,  von  den  Gemeinden, 
welche  nicht  mehr  als  1500  Einw.  haben,  von  den  Sammt-G^emeinden  und  Poli- 
sfei-Bezirken,  von  der  Verpflichtung  zur  AnnahnM  von  Stollen,  von  der  Aufsicht 
über  die  Gemeinde- Verwaltung,  Ausführung  und  Uebei^angsbestinmiungen.  Diese 
Gemeinde-Ordnung  aber  erfreute  sich  nur  eines  kurzen  I^eins;  sie  war  kaum 
in  der  Einführung  begriffen,  als  bereits  ihre  Gegner  ihr  Ende  vorbereiteten,  und 
die  Gesetzgebung  dahin  leiteten,  dass  schon  im  Jahre  1858  eine  aus  alten  und 
neuen  Elementen  gemischte  Organisation  des  preussischen  Städtewesens  ins  Leben 
treten  konnte.  Es  ist  dies  die  Städte-Ordnung  vom  30.  Mai  1853  für  die  sechs 
östlichen  Provinzen  der  preussicheu  Monarchie,  welche  in  dor  bis- 
her auf  dem  Provinzial- Landtage,  im  Stande  der  Städte  vertretenen  Städten  der 
Provinzen  Preussen,  Brandenburg,  Pommern,  Schlesien,  Posen  und  Saidisen  zur 
Anwendung  kommen  soll,  desgleichen  in  den  im  Stande  der  Städte  nicht  ver- 
tretenen  Ortschaften  dieser  Provinzen ,  in  welchen  bisher  eine  der  beiden  Städte- 
Ordnungen  vom  19.  Novbr.  1808  und  vom  17  März  1831  gegolten  hat 

Eine  Vergleiohung  dieser  Gemeinde-Ordnungen  vorzunehmen ,  um  danach  au 
bemessen,  wie  fem  sie  den  von  den  Zeitbedürfh^en  gestellten  Anforderungen  in 
verschiedenem  Grade  entsprechen,  ist  hier,  nicht  der  geeignete  Ort;  nur  deer  eine 
Punkt,  welcher  den  wesentlichsten  Unterschied  darlegt,  mag  berührt  werden; 
es  ist  dies  das  Bürgerrecht  oder  die  Berechtigung,  G^meindewähler  zu  sein.  Dies 
bestimmt  §.  4  der  Gemeinde-Ordnung  vom  11.  März  1850  dahin:  „Jeder  selbst- 
ständige Preusse  ist  Gemeindewähler ,  wenn  er  seit  einem  JahK  1)  BinWohner 
des  Gtemeindebezirks  ist;  2)  keine  Armen-Unterstützung  aus  öffentlidien  Mitteln 
empfangen  und  3)  die  ihn  betreffenden  Gemeinde -Abgaben  gezahlt  hat;  endUeh 
4)  mindestens  zwei  Thaler  als  Jahresbetrag  an  directen  Steuern  entrichtet  oder 
sofern  es  sich  um  eine  nafiik  den  Bestimpxiungen  des  Tit.  IV.  verwaltite  Gemeinde 
handelt  (weldie  nieht  mehr  als  1500  Einw.  hiüben),  ein  Gf«nds4ück  im  Wertfae 
von  100  Thim.,  oder  ein  Haus  im  Gemeindebezirke  besitzt.  In  den  mahl-  oder 
schlachtsttiierpflichtigen  Gemeinden  tzxtt  an  die  Stelle  des  Beitrags  zu.  den  di- 
recten Staats- Abgaben  der  Nachweiss,   dass  das  Gemeinde  -  Mitglied  ein  reines 


406  Deutfohes  St&dt'eweseii. 


EntfcooBBen  beasieht,  welclies  betrftg^  ftlr  Gemeinden  ron  weniger  als 
10,000  EinwoluMr  200  Thlr.,  fOr  Gemeinden  von  10  —  50,000  Einwohner  250  Tfabr. 
und  für  Gemeinden  von  mehr  als  50,000  Einw.  300  Thlr.  —  Der  entsprechende 
§.  5  der  Btftdte-Ordnimg  Tom  80.  Mai  1853  lantet:  ,J)as  Bürgerrecht  besteht  in 
dem  Bechte  anr  Theilnahme  an  den  Wahlen,  so  wie  in  der  Beffthigtmg  zur 
Uebemahme  unbesoldeter  Aemter  in  der  Gemeindeverwaltung  und  zur  Gremeinde- 
Tertretnng.  Jeder  selbststttndig^  Preusse  erwirbt  dasselbe,  wenn  er  seit  einem 
Jahre  1)  Einwohner  des  Stadtbezirks  ist  und  zur  Stadtgemeinde  gehört;  2)  keine 
Armen-Unterstfltznng  aus  öffentlichen  Mitteln  empfangen;  3)  die  ihn  betreffenden 
Gemeinde-Abgaben  gezahlt  hat  und  ausserdem  4)  entweder  a)  ein  Wohnhaus  im 
Stadtbezirk  iMsitzt ,  oder  b)  ein  stehendes  Gewerbe  selbststllndig  als  Haupterwerbs- 
quelle und  in  Städten  von  mehr  als  10,000  Einw.  mit  wenigstens  zwei  GtohtQfen 
sdbststftndig  betreibt,  oder  c)  zur  klassificirten  Einkommensteuer  veranlagt  ist, 
oder  d)  an  Klassensteuer  einen  Jahresbeitrag  von  mindestens  vier  Thalem  ent- 
richtet. In  den  mahl-  und  schlaohtstenerpflichtigen  Stttdten  sind  statt  dessen  die 
Einwohner  von  dem  Magistrat  nach  den  Grundsätzen  der  Klassensteuer -Veran- 
lagung eiBznBohfttzen;  es  können  Jedoch  auch  die  Stadtbehörden  bescUiessen,  an  die 
Stelle  des  Klassensteuersatzes  von  mindestens  vier  Thalem  ein  jährliches  Einkommen 
treten  zu  lassen,  welches  beträgt  (folgen  die  vorhin  angefahrten  Bestimmungen  des 
%,  4  der  Gem.^Ordn.  v.  11.  Mäns  1850).  Weder  in  der  einen  noch  andern  Gem.- 
Ordn.  findet  man  aber  eine  Bestimmung,  wie  die  in  $.  10  der  Städte -Ordn.  vom 
Jahre  1808,  welche  lautet:  „Die  Stsätverordneten  bedürfen  weder  einer  be- 
sondem  Instruction  oder  Vollmacht  der  Bürgerschaft,  noch  sind  sie  verpflichtet, 
derselben  über  ihre  Beschlüsse  Bechenschaft  zu  geben.  Das  Gesetz  und  ihre 
Wahl  sind  ihre  Vollmacht,  ihre  Ueberzeugnng  und  ihre  Ansicht  vom  gemeinen 
Besten  der  Stadt  ihre  Instruction,  ihr  Gewissen  aber  die  Behörde,  der  sie  des- 
halb Bechensehalb  zu  geben  haben.  Sie  sind  im  vollsten  Sinne  Vertreter  der 
ganzen  Bürgerschaft,  mithin  so  wenig  Vertreter  des  einzelnen  Bezirkes,  der  sie 
gewählt  hat,  noch  einer  Cofporation,  Zunft  etc.,  zu  der  sie  zufällig  gehören." 
Wie  gesagt,  etwas  dem  AehnUohes  findet  sich  in  den  neuen  Gemeinde-Ölungen, 
vieUeicht  wttl  es  sich  von  selbst  verstehen  soll,  nicht. 

Als  ein  besonders  wichtiger  Paragraph  der  neusten  Städteordnung  ist  der 
eilfke  hervorgehoben  worden,  welcher  lautet:  ^Jede  Stadt  ist  beftigt,  besondere 
statutarische  Anordnungen  zu  treffen  1)  über  solche  Angelegenheiten  der 
Stadtgemoinden ,   so  wie  über  solche  Bechte  und  Pflichten  ihrer  Mitglieder,  hin- 
sichtlich deren  das  gegenwärtige  Gesetz  Verschiedenheiten  gestattet  oder  keine 
ansdrücklidien  Bestimmungen  enthält;  2)  über  sonstige  eigenthümliche  Veihält- 
nisse  und  Einrichtungen,  insbesondere  hinsicfatiich  der  den  gewerblichen  Genossen- 
schaften bei  Eitttheilnng  der  stimmfähigen  Bürger  und  bei  Bildung  der  Wahl- 
versanunlangen   und  der  städtischen  Vertretung  zu  gewährenden   angemessenen 
BerÜokskbtigung.    Dergleichen  Anordnungen  bedürfen  der  Bestätigung  der  Be- 
giemag»^    Es  ist  mit  dieser  Erlaubniss  zu  statutarischen  Anordnungen  in  den 
angedeuteten  Bichtnngra  der  Communen  jedenfalls'  eine  Möglichkeit  vorbehalten, 
sich  inneihalb  der  ihn^i  anferlegten  Ordnung  einige  freie  Bewegung  zu  gestatten. 
Ob  dieie  Bewegung  nun  aber  auf  solche  Ziele  ausgehen  wird,  wie  sie  in  den 
volkswirthschaf^chen  Lebensverhältnissen  des  gesammten  Staatswesens  unserer 
Zeit  bedingt  sind,  nrass  die  Zukunft  lehren.    Dass  hier  ein  Boden  für  die  ver- 
schiedenartigsten Oonflikte  zwischen  den  allgemeinen  imd  besonderen  Interessen, 
zwischen  den  Forderungen  des  Staats,  "den  BedÜrftiissen  der  GeseUschaft  und  den 
Interessen  einzelner  Corporationen  sich  ausbreitet,  'davon  haben  uns  die  bereits 
gemachten  Erfahrungen  hinreichend  belehrt.   Man  findet  schwerlich  den  richtigen 
Weg  auf  diesem  Gebiete,  wenn  man  sich  nur  rechts  oder  links  hält,  je  nachdem 
man  eine  sogenannte  conseHrative  oder  progressive  SchÖpftmg  zu  erreichen  ge- 
denkt, man  vennag  nicht  die  aus  der  Natur  der  sittlicnen,  gewerblichen  und 
Vetkehfiverhäitnisse  «nporwachsenden  Bedingungen  und  Forderungen  des  Städte- 


Deutsches  Stttdte weisen.  409 

Wesens  unf  das  Niyean  vergangener  Zeiten  zurückfuhren,  man  wkd  keine;  Anä> 
gleichung  der  Widersprüche  noch  weniger  eine  Befriedigung  oder  eine  kräfUgpe 
und  gesunde  £ntwickelung  der  städtischen  Interessen  err^chen,  wenn  man  aiik 
nur  au  blossen  Abwehr-  und  Widerstandamassregehi  herbeilässt  Die  gesetzliche 
Organisation  grosser,  durch  den  ganzen  Bildungsgang  der  Völker  bedingter  Lebens- 
Terhttltnisse,  darf  nicht  vom  beschränkten  Parteistandpunkt  au^efasst  werden. 

In  dieser  Beziehung  enthalten  die  Debatten  in  der  zweiten  preussischai 
Kammer  über  die  jetzige  Stftdteordnung  einige  beachtenswerthe  Gesichtspunkte, 
welche  nach  einer  gewissen  Richtung  hin  £e  Aufgabe  der  Gesetzgebung  auf 
diesem  Gebiete  überblicken  lassoi,  und  deshalb  schliesslich  hier  angefahrt  werden 
mögen.  Die  Gemeinde  müsse,  wurde  in  jenen  Debatten  heryorgehoben ,  eine  an 
sich  bedeutungsYoUe  Wirksamkeit  haben,  d.  h.  es  müsse  viele  und  wichtige  Dinge 
geben,  die  in  der  Gemeinde  behandelt  und  erledigt  werden  und  durch  den  Ge- 
meindeverband sich  bestimmen,  und  dann  müsse  der  Einzelne  in  demselben  eine 
derartige  Stellung  einnehmen,  dass  es  ihm  zum  Bewusstsein  komme,  wie  er  durch 
die  Gemeinde  in  einer  wichtigen  Gemeinschaft  lebe.  Daher  überall,  wo  ein  wahr- 
haftes Gemeindeleben  existirte,  die  wichtige  Bedeutung  des  Gemeindeverfoandes 
hinsichtlich  des  Privatrechts,  hinsichtlich  der  vormundschaftlichen  Verwaltung, 
für  welche  die  Gemeindebehörden  eine  Hauptinstanz  bildeten,  &ät  das  Armenwesen, 
für  den  Gerichtsstand,  und  im  Gefolge  davon  natürlich  auch  für  das  Stimmrecht 
des  Einzelnen,  theils  in  der  Gemeinde,  theils  selbst  für  StaatsangelegenheiteB. 
Ein  solcher  Verband  aber  müsse  eine  rechtHch- sittliche,  feste  Grundlage  haben 
und  diese  sei  nicht  gegeben  lediglich  mit  dem,  zumal  heute,  so  höchst  veränder- 
lichen Wohnsitz.  Das  Band  der  Gemeinde  soll  etwas  Dauerndes,  Inniges  sein. 
Darum  müsse  sein  rechtlicher  Akt  (die  Verleihung  des  Bürgerrechts)  die  Ver- 
bindung des  Einzelnen  mit  der  Gemeinde  vermitteln.  Eine^  Organisation  ohne 
Bürgerrecht,  die  Wahl  eines  Stadtverordneten  alle  Paar  Jahre,  das  Zahlen  von 
Gemeindesteuern  mache  kein  municipales  Leben.  Die  Kegel,  „es  ist  einer  da 
Bürger,  wo  er  Einwohner  ist,^  sei  zwar  sehr  bequem,  aber  doch  nichts  als  Form 
und  Mechanik.  Glaube  man  auf  solcher  Grundlage  die  Gemeinde  organisiren  zu 
können,  so  dürfte  man  es  freilich  mit  der  Selbstregierung  nicht  weit  kommen 
lassen.  Gewiss  aber  dürfe  man  behaupten,  je  mehr  der  Bürgerverband  ein 
dauernder,  beständiger,  wo  möglich  erblicher  sei,  desto  mehr  könne  man  den  Ge- 
meinden die  Besorgung  ihrer  eigenen  Interessen  überlassen ;  je  weniger  er  dieses 
sei,  desto  weniger  könne  man  es,  denn  es  lieg^  in  der  Natur  der  Menschen,  dass 
sie  besser  sorgen,  wo  sie  und  ihre  Kinder  und  Eündeskinder  die  Sorge  zu  tragen 
haben,  als  wo  sie  wissen,  dass  sie  heute  oder  morgen  wieder  weggehen  undfdie 
Folgen  ihrer  Theilnahme  an  den  Gemeindeangelegenheiten  hinter  sich  lassen. 
Je  mehr  man  aber  voraussetzen  könne,  dass  die  Gemeinden  selbst  ihre  Interessen 
gut  und  nachhaltig  wahrnehmen  würden,  desto  mehr  Selbstregierung  könne  man 
ihnen  gewähren.  Die  Interessen  der  Gemeinden  seien  etwas  Bleibendes,  Ewiges, 
das  Menschenleben  weit  XJebersteigendes ;  je  mehr  also  auch  der  Verband  der 
einzelnen  Menschen  in  der  Gemeinde  etwas  Beständiges,  Lebenslängliefaes  oder 
gar  auf  die  Nachkommen  Uebergehendes  sei,  desto  besser  werde  für  die  Interessen 
der  Gemeinden  gesorgt  sein  und  desto  sicherer  werde  man  den  Gemeindebürgem 
selbst  die  Besorgung  ihrer  Interessen  anvertrauen  können. 

Man  sieht,  hier  ist  hauptsächliches  Gewicht  auf  die  Stabilität  des  Bürger- 
verbandes als  die  vorzüglichste  Grundlage  einer  Gemeindeverfassung  im  Sinne  der 
Selbstverwaltung  gelegt  Nach  den  angefEihrten  Gesichtspunkten,  wenn  sie  bei'  der 
Gesetzgebung  über  den  vorliegenden  Gegenstand  einmal  durohgroiSon'  soHten, 
würde  eine  &st  unvermeidliche  Gonseque^,  die  Aufhebung  der  Frei zügigkeH, 
die  freilich  für  ganz  Deutschlaind  immer  noch  unter  den  bk)ssen  Verheissnnffen 
steht,  innerhalb  des  einzelnen  Staates  sein.  Wie  schwierig,  ja  wie  unm9gH(di 
aber  die  Erfüllung  solcher  Bedingungen  für  die  Permanenz  des  Büi^rverbandes 
ist,  hat  in  tre£Sender  Weise  Biehl  nachgewiesen,  indem  er  (Allg.  Augsb.  Zeit  16Ö2 

26 


410  DentfoheB  Silkdiewesen. 

Bcilag«  AI  N<K  856)  die  Noihwendigkeit  emer  Scheiduiig  des  sodmlen  und  po- 
Ittisoben  Wesens  der  Gemeinde,  die  keine  blosse  theoretische  Einhildnng  mehr 
sei,  sondern  Hingst  seine  praktischen  Oonsequenzen  gefunden  habe,  hervorhebt. 
Die  Gründe,   durch  welche  er  dies  nachweist,   sind  folgende:  Es  ist  eine  der 
ebeieten  Yoraussetsungen  unserer  gesammten  bürgerlichen  Ordnung,   dass  jeder 
selbsteUteidige  Staatsbürger,  jeder  Begründer  eines  eigenen  Haushalts  einer  be- 
stimmten Gemeinde  angehören  müsse.    Man  sollte  nun  meinen,  durch  diese  an 
sieh  nxiantastbare  Forderung  müsse  der  Sinn  für  das  Gemeindeleben  gefestigt,  ja 
der  ächte  Gemeindegeist  erst  geschaffen  werden«    Dem  ist  nicht  immer  so.    In 
der  alten  Zeit  blieben  die  meisten  Leute  in  ihrer  Heimath,   in  ihrer  Stadt  (oder 
kehrten  dorthin  nach  üblicher  Wanderschaft  zurück)  und  nährten  sich  redlich. 
JelAt  können  aber  viele  Tausende  gerade  nur  dann  sich  redlich  nähren,  wenn  sie 
ihren  Wohnort  periodisch  wechseln.  Besonders  für  die  mächtigsten,  acht  modernen 
Beruftgroppen  der  Industrie,  der  Geistesaibeit,  des  Staatsdienstes  ist  die  Gemeinde, 
dar  G«a,  ja  das  einzelne  Land  zu  klein  und  eng  geworden.    Gut  die  Hälfte 
unseres  heutigen  Bürgerstandes  wechselt,  nicht  von  Jahr  zu  Jahr,  aber  doch  von 
Jahmehnt  zu  Jahrzehnt  ihren  Wohnort.    Dieser  Zustand  wird  steigen,  je  mehr 
die  Theilung  der  Arbeit  wächst.    Ich  spreche  hier  nicht  von  unsdbstständigen 
Gehülüan  und  Lohnarbeitern,  sondern  von  selbstständigen,  besitzenden,  betridi>- 
samen  Leuten,  gprossentheils  mit  eigenem  Hausstand,  von  Präsidenten  und  Gteheim- 
räthen,  Kapitalisten,  Technikern,  Künstlern,  Grelehrten,  Schriftsteilem  etc.    Sie 
wftrden  in  ihrem  Berufe  „sitzen  bleiben,"  wenn  sie  immer  Örtlich  sitzen  blieben. 
Gerade  um  der  Vermehrung  des  nationalen  wie  des  eigenen  Wohlstandes  müssen 
sie  es  anders  machen  als  der  Schuster,   der  auf  seines  Grossvaters  Stuhl  fort- 
schustert bis  an  sein  seliges  Ende,  als  der  Bauer  der  den  Pflug  auf  demselben 
Acker  regiert,   wo  ihn  sein  Urahn  regiert  hat.    Diese  fluktuirende,  nicht  vaga- 
bundirende  Bevölkerung  wird  in  den  Städten  in  kurzem  ebenso  die  Majorität 
bilden,  wie  auf  dem  Lande  die  stabile  Bevölkerung.    Kun  kann  aber  doch  einer, 
der  um  seines  Berufes  willen,  etwa  alle  fünf  bis  zehn  Jahre  seinen  Wohnort 
weehselt,  nicht  an  jedem  dieser  Orte  Bürger  werden.    Er  hilft  sich  also  in  der 
Begel  dadurch,  dass  er  an  keinem  derselben  Bürger  wird,  sondern  seinen  Bürger- 
brief da  zu  gewinnen  sucht,   wo  er  ihn  am  leichtesten  und  billigsten  erhalten 
kimn.    So  kommt  es  jetzt  bei  Tausenden  achtbarer  und  bürgerlich -solider  Leute 
vor,  dass  sie  den  Ort  nienuils  gesehen  haben,  in  welchem  sie  sammt  ihrer  Familie 
heimathbereehtigt  sindl     Sie  stehen  nirgends  in  einem  Gemeindrieben.     Bfit 
ihrer  Heimathgemeinde  hängen  sie  nur  insofern  zusammen,  als  sie  ihren  Bürger- 
brief bezahlt  haben  und  alljährÜeh  ihre  Bürgerrechts-Kecognitionsgebühr  hinüber- 
senden^   mit  der   Gemeinde  wo  sie  wohnen  und  wirthschaften  nur  durch  ihre 
Aufenthaltskarte.  —  Es  steht  zu  erwarten,  dass  in  nicht  femer  Zeit  die  Mehrzahl 
der  grossstädtischen  Bevölkerung  faktisch    gemeindelos  sein  werde.     Die 
FictioB  im  Besitz  eines  anderwärts  ruhenden  Bürgerrechts  zu  sein,  vermag  aber 
die  seltsamen  sittlichen,  sozialen  und  politischen  Einflüsse  des  wirklichen  Ge- 
meindebücgerthinns  eben  so  wenig  zu  ersetzen,  als  ein  Hungriger  durch  den  Ge- 
danken g^ttigt  wird,  dass  er  jetzt  an  einem  andern  Ort  aUerdings  würde  essen 
können.    Aus  dieser  Klemme  ist  nur  herauszukommen,  indem  man  die  Unter- 
scheidung des   socialen   und   politischen  Wesens  der  Gemeinde  praktisch 
werdien  lässt.    Social  gehört-  der  selbstständige  Mann,  welcher  in  einer  Gemeinde 
dauernd  auf  Aufenthaltskarte  wohnt  und  wirthschaftet,  unstreitig  dieser  Ge- 
meinde an.   Seine  Existenz,  sein  Privatwohlstand  verwächst  mit  dem  Wohlstande 
dieser  Gemeinde.    Politisch  gehört  er  der  Gemeinde  an,  welche  ihm  den  Bürger- 
brief gegeben.     Darum    müsste  überall    unterschieden  werden    zwischen  An- 
aässigen  und  Heimathsberechtigten.    Die  Ansässigen  bilden  die  sociale, 
die  Heimaih^erechtigten  die  politische  Gemeinde.    Ansässig  könnte  und  müsste 
werden,    wer  in  einer  zu  bestimmenden  Reihe  von  Jaihren  in  einer  Gemeinde 
•■einen  Wohnsitz  und  sein  Bera&gesohäft  gehabt  hat    Alle  Fragen  des  innem 


C^elsideluiilsluiUs  sind  dann  anch  Existenzfragen  Ifir  Hin  geworden,  jund  er  h/^t 
das  Becht  und  die  |*flicht,  in  diesen  Fragen  als  ein  Büxger  seine  8tunme  ab2|i- 
geben.  Er  wäre  Schutzbürger,  nicht  Vollbürger,  Schutzbürger  in  einem  höhern 
miodemen  Sinn.  Der  schöne ,  aber  so  vielfach  missverstandene  und  unpraktisch 
ausgebeutete  Gedanke  eines  allgemeinen  deutschen  Heimathsrechts  könnte  duroh 
daß  sociale  Gemeindebürgerthum  am  ersten  seiner  Verwirklichung  genähert  werdeil. 
Denn  jeder  könnte  in  einem  deutschen  Lande  sozialer  Gemeindebürger  werden, 
in  welchem  er  nicht  Staatsbürger  wäre.  —  Bei  der  Volkszählung,  welche  im 
Zollverein  behufs  der  Vertheilung  der  Vereinseinnahmen  vorgenommen  wird, 
hält  man  bereits  die  Kegel  fest,  die  Köpfe  der  sozialen  Gemeinden  und  nicht  der 
politischen  zu  zählen.  Der  Antheil  fiir  den  preussischen  Gemeindebüiger,  welcher 
m  Bayern  wohnt  und  wirthschaftet ,  fällt  Bayern  zu,  nicht  Preussen,  Und  zwar 
von  Rechtswegen.  Denn  in  der  Summe  der  sozialen  Bürger  stellt  sich  die  er- 
nährende und  verzehrende  Einwohnerschaft  dar,  nicht  in  der  Summe  der  formell- 
golitischen  Staatsbürger.  Dagegen  zählt  bei  allen  politischen  Fragen,  bei  allen 
taats  -Wahlhandlungen  etc.  mit  Fug  und  Becht  nicht  der  soziale,  sondern  lediglich 
der  politische  Gemeindebürger. 

In  der  bisherigen  Darstellung  ist  der  Versuch  gemacht,  die  Stellung  und  das 
Wesen  deutscher  Städte  unter  dem  Spiegel  der  Gesetzgebung  und  unter  den  Cre- 
sichtspunkten,  die  sowohl  dem  historischen  Herkommen  nach,  als  den  Intentionen 
der  modernen  Politik  gemäss  dabei  in  Betracht  kamen,  aufzufassen.  Wir  glauben, 
dass  schon  aus  der  Erörterung  dieser  allgemeinen  Verhältnisse  wohl  die  Ueber- 
zeugung  sich  aufgedrungen  hat,  wie  einmal  das  deutsche  Städtewesen  heutzutage 
eben  so  sehr  oder  fast  noch  mehr  als  zu  jeder  andern  Zeit  den  eigentlichen  Kem- 
und  Mittelpunkt  des  Volks-  und  Staatslebens  bildet,  wohlverstanden,  so  weit  dieses 
den  Antrieb  der  bewegenden  Geisteskräfte  auf  seinen  verschiedenen 
Bahnen  nicht  entbehren  kann ;  denn  es  will  uns  auch  nicht  von  fem  in  den  .Sinn 
kommen,  die  Bedeutung  und  Wichtigkeit  der  ländlichen  Bevölkerung  für  die  Er- 
haltung des  Staats -Organismus  durch  die  vorangehende  Behauptung  in  ^en 
Hintergrund  zu  drängen.  Es  handelt  sich  hier  nicht  um  Sonderinteressen  oder 
die  Bevorzugung  gewisser  Klassen  von  Staatsbürgern  vor  andern ;  vielmehr  hab^i 
wir  nur  die  eine  Bichtschnur  für  unsere  Darstellung,  nämlich  die,  aus  denThat- 
sachen,  ihrer  Zusammenstellung  und  Abwägung  sich  ergebende  concrete  Be- 
deutung der  Verhältnisse.  Um  aber  dieser  Bedeutung  der  städtischen  Verhältnisse 
näher  zu  treten,  ist  nothwendig,  die  Thatsachen  des  städtischen  Lebens  zusainmen- 
zustellen,  wodurch  gerade  mehr  als  durch  die  blosse  Kenntniss  von  den  Experi- 
menten der  Gesetzgebung  über  städtische  Einrichtungen  und  Organisationen  die 
Üeberzeugung  von  der  vorwaltenden  Wichtigkeit  des  Communallebens  für  dafs 
Staatsganze  erzeugt  und  gekräftigt  werden  dürfte.  Und  wiederum  erscheint  es 
uns  fast  unumgänglich  nothwendig,  die  vollkommene  Uebersicht  der  concreten 
Verhältnisse  des  Städtewesens  in  einer  grossem  Ausdehnung  und  in  einem  weiter 
reichenden  Zusammenhange  vor  Augen  zu  haben  um  legislatorische  Schritte  auf 
diesem  Gebiete  beurtheilen  zu  können;  für  die  Gesetzgebung  selbst  ist  diese 
Kenntniss  aber  unerlässlich ,  denn  sie  kann  nicht  anders  zu  erspriesslichen  Ke- 
sultaten  gelangen,  als  wenn  sie  in  voller  Würdigung  und  Bücksichtnahme  d.er 
ans  der  Geschichte  gewonnenen  Lehren,  ausgerüstet  mit  der  Kenntniss  der 
aktuellen  volkswi^hschaftlichen  Zustände,  die  auf  den  genauesten  statistischen 
Erhebungen  beruhen  muss,  mit  vollem  Bewusstsein  über  das  Verhftltniss  des  Städte- 
wesens zu  dem  höchsten  Staatszweck  an  ihr  Werk  geht. 

Die  für  die  Gesetzgebung  als  nothwendig  angedeuteten  Gesichtspunkte  soU^ 
nun  auch  in  dieser  Darstellung  als  die  leitenden  festgehalten  werden.  Es  wird 
also  in  diesem  Sinne  das  Wesen  deutscher  Städte,  wie  es  sich  in  der  Gegenwart 
durch  statistische  Darlegung  der  allgemeinen  Lebensverhältnisse  feststellen  VkäaL 
in  Verbindung  mit  historischen  Thatsachen,  welche  das  Gewordene  erhellen,  nach 
seiner  politischen  und  volkswirthschaftlichen  Bedeutung  zur  Anschauung  konun^i^ 

26*  ^ 


'4i2  Deatsohes'Stftdtewesen. 

wßasea.  Der  Oang  der  ferneren  Darstellimg  wird  sich  hanpts&cblich  in  der  Com- 
bination  nnd  Vergleiclmng  der  yerscliiedenen  Lebenselemente  des  Bt&dtewesens 
erhalten,  wobei  das  tabellarisch-statistische  Moment  selbstrerständlich  nicht  ans- 

Seschlossen  bleiben  dar£  Die  Hauptgesichtspnnkte ,  anf  welche  Ton  selbst  bei 
en  verschiedenen,  in  den  umfang  dieser  Darstellung  hereinzuziehenden  Städten  das 
Interesse  zurückkehrt,  sind  die  der  Bevölkerung  nach  ihren  verschiedenen  Be- 
ziehungen, der  Wohnungs-  und  NahmngsverhAltnisse  und  was  damit  in  engerer 
oder  weiterer  Terfoindnng  steht;  es  sind  die  Communal-Einrichtungen,  und  endlich 
die  Organisationsmittel  des  Staates,  durch  welche  dieser  sich  die  Stftdte  eng  ver- 
bindet und  sie  zu  integrirenden  Bestandtheilen  seines  Daseins  erhebt 

Die  deutschen  Städte  waren  ein  Erzeugniss  der  Noth ;  denn  nur  nothgedrungen 
und  nach  langem  Widerstreben  entschlossen  sich  die  Germanen,  in  Städten  bei- 
sammen zu  wohnen;  besonders  hatten  sie  eine  Scheu  vor  ummauerten  Orten, 
welche  sie  „als  Gräber,  mit  Eallstricken  umstellt,'^  betrachteten.  Wie  nun  aber 
ans  der  ländlichen  Bevölkerung  die  städtische  hervorging,  so  bildet  diese  heut- 
zutage wiederum  zur  ländlichen  den  ersten  und  hauptsächlichsten  Gegensatz,  der 
sich  nicht  bloss  in  quantitativen  Zahlen  und  Mitteln  der  Beschäftigung  darstellt, 
sondern  auch  folgerecht  die  ganze  Sinnesart  und  politische  Haltung  durchzieht 
So  schwer  den  Deutschen  die  Niederlassung  in  Städten  fiel,  so  nachhaltig  und  kräftig 
hielten  sie  später  das  Städtewesen  aufrecht  und  entwickelten  es  zu  einer  Blüthe,  welche 
andere  Staaten  Europa^s  nicht  erreichten.  Deutschlands  Staatenbund  zählt  auf 
seinen  11800  O Meilen  2395  Städte,  während  Frankreich  auf  10096  DMeileh 
nur  1600  Städte  besitzt,  und  Grossbritannien  deren  980  auf  5554  Q  Meilen.  Der 
Preussische  Staat  hatte  (nach  Hofimann^s  Uebersicht  etc.)  im  Jahre  1817 
in  1104  Städten  eine  Bevölkerung v. 28958 18 Einwohnern,  wonach  damals  v.  10536571 
Einwohnern  über  ein  Viertel  in  den  Städten  wohnte.  Für  das  Jahr  1849  wird 
(MiHh. d. Statist. Bureaus  1853, P.  185)  die  städtische  Bevölkerung  Preussens 
auf  4083543  Seelen  angegeben,  die  in  620  Städten  wohnen,  während  die  städtische 
Bevölkerung  Frankreichs  von  9102781  Seelen  sich  auf  1095  Orte,  und  die  Englands 
von  8863309  Seelen  sich  auf  490  Städte  von  mehr  als  2000  Einwohnern  verteilte. 
Abgesehen  von  den  verschiedenartigen  Zahlenangaben  der  Städte  in  Frankreich 
und  England,  erscheint  jedenfalls  die  Abnahme  der  preussischen  Städte  zwischen 
1817—1849  von  1024  bis  620  und  die  geringe  Zunahme  der  städtischen  Bevölke- 
rung überhaupt  zu  auffallend,  als  dass  nicht  die  Ursache  dieser  Differenz  ein  ver- 
schiedener Cfidcül  sein  roüsste,  indem  im  ersten  Falle  auch  die  Ortschaften  noch 
unter  die  Städte  gerechnet  worden  sind,  welche  die  zweite  Berechnung  nicht  mehr 
dahin  gestellt  hat.  Hoffmann  nämlich,  welcher  der  Meinung  war,  dass  selbst  der 
Begriff  dessen,  was  zu  einer  Stadt  gehöre,  schwankend  würde,  seitdem  die  Städte 
von  dem  dicht  umbauten  Mittelpunkte  an  sich  in  allmählich'  offnem  Anlagen 
zuletzt  ins  freie  Feld  verlören,  hatte  doch  in  den  statistischen  Tabellen  zwischen 
Stadt  und  Land  nach  dem  geschriebenen  Recht  oder  dem  Herkommen  zu  unter- 
scheiden. Und  auch  heute  noch  wird  man  sich  darnach  richten  müssen;  denn 
das  erscheint  bei  näherer  Prüfung  der  Verhältnisse  wohl  als  eine  Selbsttäuschung, 
es  werde  der  Unterschied  zwischen  Land-  und  Stadtgemeinden  sich  mehr  und 
mehr  ausgleichen  und  endlich  ganz  verschwinden.  Sehr  viele  Ortschaften  aller- 
dings, die  man  Städte  nennt,  nähren  sich  gleich  Dörfern  hauptsächlich  von  der 
Bewirthschaftung  ihrer  Feldmark  und  werden  an  Wohlhabenheit  und  Verkehr 
von  den  ansehnlichen  Dörfern  in  volkreichen  Gegenden  weit  übertroffen,  und 
umgekehrt  werden  in  vielen,  den  grossen  Städten  benachbarten  Dörfern  jetzt  bürger- 
liche Gewerbe  getrieben.  Aber  damit  geschieht  nichts  weiter,  als  dass  kleine 
Städte  wirkliche  Dörfer  und  Dörfer  wiederum  Städte  werden.  Dieser  Umwand- 
Inngsprozess  wird  seinen  Fortgang  nehmen,  zumal  ihn  gegenwärtig  ein  so  gewal7 
tiges  Förderungsmittel,  wie  die  Eisenbahnen,  unterstützt.  Der  Drang  nach  Cen- 
tralisation,  der  auch  in  Deutschland  trotz  seiner  politischen,  kirchlichen  und  sozialen 
Zersplitterung  sich  und  vielleicht  gerade  um  derselben  wiUen,  geltend  macht,  wird 


Deutsch«»  Stftdtewe»eii^  413 

viele  der  kleinen  Stadtgemeinden  auflösen  und  ilinen  den  reinen  Dorfcharakter 
yerleihen.  Die  Zahl  solcher  Städte,  die  unter  1000  Einwohner  zählen,  ist  in 
Deutschland  nicht  gering.  Für  solche  Städte,  die  his  2500  Einwohner  haJben,  ist 
in  der  Preussischefi  Städteordnung  vom  30.  Mai  1853  bekanntlich  ein  be- 
sonderer Titel  enthalten,  welcher  von  der  Einrichtung  ihrer  städtischen  Verfassung 
ohne,  kollegialischen  Gemeindeyorstand  handelt  Die  Preuss.  Städtordnäng  vom 
Jahre  1808  unterschied  die  Städte  ebenfalls  bloss  nach  der  Yolkszahl  mit  Aus- 
schluss der  Garnisonen  und  zwar  in  grosse ,  die  über  10000  Einwohner  besassen, 
in  mittlere,  deren  Bevölkerung  zwischen  3500  und  10000  Einwohner  betrug,  und 
in  kleine,  die  unter  3500  Einwohner  hatten.  Offenbar  ist  die  Yolkszahl  ein  wich- 
tiges, aber  doch  bei  weitem  nicht  das  einzige  Kennzeichen  der  Bedeutendheit  der 
Städte;  und  diejenigen  wiederum,  welche  weniger  als  3500  Einwohner  haben, 
sind  viel  zu  verschieden  in  ihren  Verhältnissen,  als  dass  man  sie,  wie  schoii 
Hoffmann  urtheilte,  unbedingt  in  eine  Klasse  setzen  könnte.  Die  neueste  Städte- 
ordnung Preussens  hat  darauf,  wie  schon  erwähnt,  Rücksicht  genommen.  Die 
meisten  Städte  von  denen,  die  über  2000  Einwohner  enthalten,  haben  noch  mancherlei 
gemeinnützige  städtische  Einrichtungen,  erheblichen  Verkehr  und  einige  Wohl- 
habenheit. Bei  geringerer  Bevölkerung  findet  man  auch  diese  Eigenschaften 
seltener,  und  höchst  selten  bei  weniger  als  1000  Einwohnern.  Es  gehört  eine 
gewisse  Anzahl  selbstständiger  Familien  dazu,  um  eine  gute  Bürgerschule  zu  unter- 
halten, eine  ausreichende  Armenpflege  einzurichten,  die  Sicherheitspolizei  bis  auf 
einen  gewissen  Grad  zu  fördern  und  den  für  die  gemeinen  Bequemlichkeiten  des 
Lebens  arbeitenden  Handwerkern  dergestalt  sichern  Unterhalt  zu  geben,  dass  sie 
ihr  Geschäft  ordentlich  treiben  können.  Es  gehört  ein  gewisser  Absatz  zu  einer 
guten  Apotheke,  zu  einem  leidlichen  Ausschnittladen,  zu  einer  wohlversehenen 
Fleischbank;  ein  gewisser  Verkehr  zu  einem  erträglichen  Gasthofe;  eine  gewisse 
Wohlhabenheit  zu  den  mancherlei  Anstalten  für  das  Vergnügen  der  gebildeten 
Stände;  Ortschaften,  welche  nicht  so  viel  selbstständige  und  zum  Theil  wohl- 
habende Familien  enthalten,  als  hiezu  erforderlich  sind,  können  schon  deshalb 
eigentHch  städtische  Anstalten  nicht  haben,  wie  alt  und  wohlgegründet  sonst  auch 
ihr  Stadtrecht  sei.  Wo  das  Handwerk  seinen  Mann  nur  neben  Feld-  und  Garten- 
wirthschaft  nährt,  nimmt  es  ganz  ein  anderes  Wesen  an,  als  da,  wo  es  die  ein- 
zige, beständige  und  sichere  Quelle  des  Unterhalts  ist 

Wie  überwiegend  in  den  grössten  Staaten  Europa's,  mit  Ausschluss  England's, 
die  Landbau  treibende  Bevölkerung  über  die  Gewerbe  treibende  ist,  erhellt  aus 
folgenden  Procentsätzen  (nach  v.  Kedens  Oultur-Statistik  der  Grossmächte  Europa^s): 
in  Preussen  kommen  auf  die  erstere  60 — 61  pGt,  auf  die  andere  25,31  pCt  und 
auf  die,  welche  ohne  eine  solche  besimmte  Richtung  der  Beschäftigung  oder  des 
Erwerks  lebt,  13,85pCt  InOestreich  stellt  sich  dieses  Verhältniss  in  derselben  Reihen- 
folge, wie  69  pCt,  13pCt  und  18  pCt;  in  Frankreich  wie  62  pCt,  29  pCt  und 
9  pCt,  in  Russland  wie  76  pCt,  15  pOt,  9  pCt  und  im  britischen  Reiche  wie 
32  pCt,  46  pCt.  und  22  pCt  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  diese  Procent- 
zahlen nur  annähernd  die  bezeichneten  Verhältnisse  ausdrücken,  sowohl  weil  ein 
Theil  ihrer  Unterlagen  lediglich  Schätzungen,  sind,  als  weil  der  Begriff  eiaer  Bfr 
sehäftigung,  der  Natur  der  Sache  nach  sehr  schwankend  ist  Indessen  ergielM; 
sich  doch  daraus  namentlich  das  ausserordentliche  Uebergewicht  auf  der  einen 
Seite  der  Fabrikation  in  England,  auf  der  andern  Seite  der  Landwirthschait  in 
Rtissland;  femer  die  sehr  vorwaltende  Wichtigkeit  der  landwirthschaftlichen  Er- 
werbe in  den  Gontinentalstaaten;  sodann  die  verhältnissmässig  geringe  Zahl  des- 
jenigen Theils  der  Bevölkerung,  welcher  nicht  einer  jener  bSden  grossen  Be- 
schäftigungsklassen angehört. 

Die  Bedeutung  und  Wichtigkeit  der  Städte  aber  lässt  sich  kaum  nach  der 
Zahl  ihi«er  Bevölkerung  gegenüber  der  Landbau  treibenden  Einwohnerschaft  be- 
messen; es  sind  vielm^r  dabei  in  Betracht  zu  ziehen  die  geistigen  und  materiellen 
Einflüsse,  welche  von  den  Städten  wie  Brennpunkten  sioh  über  gan«e  Länder  er* 


4l4  Dentsohes  BtAdtewesen. 

strecken;  es  sind  die  belebenden  Wiiknogen  auf  ein  menschenwürdiges  Dasein 
ganxer  Völker,  die  Ton  den  Stftdten  aos^dorch  Kunst  nnd  Wissenschaft,  dnrch 
uidnstne  nnd  Handel  nnd  dnrch  die  fOr  Millionen  berechneten  gemeinnützen  Ein- 
richtungen aof  allen  Gebieten  menschlicher  Thfttigkeit  sich  verbreiten.  Sie  aber 
in  ihrer  desammtheit  sind  es  wieder,  die  wie  magnetische  Erftfte  die  Cfeschlechter 
der  Menschen  zur  immer  dichtem  Ansammlung  in  den  Städten  heranziehen,  je 
nachdem  an  diesem  oder  Jenem  Orte  sich  die  Bedingungen  fBr  die  fortschreitende 
Bevölkerung  eröffiien.  Und  deshalb  giebt  immerhin  das  blosse  Zablenverhftltniss 
der  städtischen  Bevölkerungen,  zumid  in  der  Yergleichung  nach  grossem  oder 
fferingem  Zwischenrftnmen  geeignete  Anhaltpunkte  fBr  die  allgemeine  Beortheilnng 
der  staatlichen  und  volkswirthschafUichen  Yerhftltnisse. 

Wenn  wir  nun  an  die  Reihe  der  einzelnen  Städte  herantreten,  deren  spezielle 
Verhältnisse  uns  eine  thatsächliche  Anschauung  von  dem  deutschen  Städtewesen 
zu  geben  vermögen,  so  nimmt  unbedingt  die  erste  Stelle  Berlin  ein.  Sie  gehört 
ihren  Anfingen  nach  nicht  zu  den  ältesten  Städten  Deutschlands;  über  Berlin  so 
wie  über  das  mit  ihr  verschwisterte  Cöln  fehlt  die  Grfindungsurkunde;  im  Jahre 
1244  erst  tritt  Berlin  als  Mittelpunkt  eines  Kirchenkreises  hervor;  im  Jahre  1253 
wird  es  zu  den  bevorzugtesten  Städten  der  Mark,  unmittelbar  neben  Brandenburg, 
welches  laut  der  Bürgschaft  Otto  L  vom  Jahre  1170  des  Markgrafthums  Haupt 
sein  solhe,  gestellt  Aus  späterer  Bestätigung  der  ältesten  Gerechtsame  möchte 
einleuchten,  dass  Berlin  gleich  anfangs  fär  Gemeindeverwaltung  die  Einkünfte 
des  Waarenniederlagerrechts,  der  Marktplätze  und  den  Städtepfenning  empfing 
tmd  deshalb  schon  im  13.  Jahrhundert  im  Stande  war,  den  Spreezoll  bis 
FOrstenwalde  aufwärts  vom  Markgrafen  zu  erkaufen.  Aus  solchen  unschein- 
baren Anfängen  ist  diese  Städtepaar  erwachsen,  welches,  geg^ründet  auf  stief- 
mütterlichem Boden,  nach  altdeutschen,  denkwürdigen  Bürgerschicksalen  in  Eins 
verschmolzen,  durch  den  starken  Geist  ihrer  Fürsten  und  die  Fähigkeit  ihrer  Be- 
wohner, sonst  gegen  die  Bedingungen  der  Natur,  die  glanzvolle  Hauptstadt  eines 
grossen  Königreichs,  der  Mittelpunkt  einer  staatswirthschaftlich  neuen  Verwaltung 
Über  äusserlich  znsanunenhangslose  Provinzen,  der  Sitz  gebieterischer  Wehikraft, 
der  Gkwetbethätigkeit,  der  Künste  und  Wissenschaften,  zu  werden  bestimmt  war, 
und  als  die  grösste  und  prächigste  deutsche  Metropole  zugleich  das  kräftigste 
Gepräge  norddeutschen  Stadt-  und  Staatsbürgerthums  bewahrt  hat.*)  Die  heuti- 
gen Verhältnisse  dieser  Hauptstadt  sind  in  ihren  wesentlichsten  Grundzügen  nach 
offiziellen  Quellen  in  diesem  Jahrbuche  bereits  zur  Darstellung  gekommen,  so  dass 
es  wohl  passend  erscheint,  hier  von  der  Betrachtung  derselben  abzusehen,  und  nur 
auf  einige  bemerkenswerthe  Punkte  Bücksicht  zu  nehmen.  Am  Schluss  des  Jahres 
1862  betrug  die  Givil-Bevölkerung  Berlins  nach  der  im December  angestellten 
Zählung  419755  Seelen,  wozu  19203  Seelen  kamen,  welche  die  Berliner  Gkumison 
nach  der  vom  Krieg^ministerium  mitgedieilten  ndlitairischen  Bevölkerunffsliste 
Ende  1852  gehabt  hat,  so  dass  die  amtlich  festgestellte  Gesammtzahl  sich  auf 
488958  Seelen  belief,  während  nach  den  seit  dem  Jahre  1849  fortgeführten  Be- 
Teohnnngen  des  Berliner  Einwohnermeldeamts  die  Bevölkerung  am  Schlüsse  des 
Jahres  1852  468420  Seelen,  also  24462  mehr  betrag.  Diese  Differenz  wird  durdi 
mirichtige  Meldungen,  resp.  unterlassene  Abmeldungen  zu  erklären  sein,  was  zu- 
gleich emen  guten  Beweis  dafür  liefert,  wie  wenig  eine  sehr  zahlreiche  und  gut 
crganidrte  Polizei  im  Stande  ist,  ihren  Vorschriften  pünktliche  Nachfolge  zu  ver- 
schaffen. Die  materielle  Bedeutung  der  angegebenen  Bevölkerungszahl  Berlins 
lässt  sich  ganz  im  Allgemeinen  etwa  nach  dem  Steuerquantum  schätzen,  welches 
dieselbe  in  doppelter  Beziehung  ids  Commune  nnd  lus  Bestandtheil  des  Staats 
au&ubringen  hat  Betrag  z.  B.  die  Totaleinnahme  der  Stadt  in  den  letzten  Jahren 
dsrohsohiuttHoh  8  Millionen  Thaler,  so  würde  davon  auf  den  Kopf  etwa  7  Thaler 
Beitrag  kommen.    Nimmt  man  hinzu,  dass  die  Staatseinnahmen  fSr  das  Jahr  185S 

•)  Gesohlehte  dw  deatsehon  Atädteweseiu  von  Fr.  W.  BtfUiMld  Th.  2,  p.  188. 


D«iit«ehes  Stttdtrwei^B«  410 

auf  991^681776  Thaler  veransohlagt  Bind  bei  einer  Be¥5]keniBg  von  niüie  an  17  Mü- 
lionen  Beelen,  so  würde  nach  der  Durchschsittsberechnimg,  die  überall^  wie  sieh 
von  selbst  versteht,  nur  annähernde  Richtigkeit  haben  kann,  ausserdem  auf  den 
l^opf  der  Berliner  Bevölkerung  ein  Beitrag  von  6,8  Thlm.  kommen,  was  also  in 
Summa  13—14  Thlr.  pro  Kopf  betragen  würde.  Berlins  Gontingent  an  Steaem 
betrüge  demnach  etwa  j&hrlich  6  Millionen ,  je  zur  Hälfte  für  die  Commune  und 
den  Staat  Und  dass  die  Commune  Berlin  in  dieser  Beeiehung  gewiss  mehr  Idatel^ 
weil  sie  mehr  zu  leisten  im  Stande  ist  und  ihre  sonstigen  Verhältnisse  grösawe 
Leistungen  «heischen,  kann  wohl  wie  eine  Thatsaohe  betrachtet  werden.  Einen 
Beleg  für  die  Leistungsfähigkeit  Berlins,  freilich  unter  dem  gewaltsamsten  Drucke 
fremder  Gewalt,  liefern  die  zwei  Jahre  der  französischen  Occupation  vom  Herbste 
1806  bis  zum  3.  Decbr.  1808,  innerhalb  welcher  Zeit  die  gesammten  ausserordentr 
liehen  Leistungen  Berlins  1Ö169762  Thaler  betrugen,  bei  einer  Bevölkerung  von 
damals  etwa  170000  Seelen. 

Aus  der  vorhin  angeführten  Steuersumme  pro  Kopf  der  Berliner  Bevölkerung 
erhellt  audb,  dass  dieselbe  einen  Verglich  mit  anderen  Städten  wohl  bestehen 
kann,  selbst  mit  Hamburg,  dessen  Bevölkerung  von  188000  Seelen  im  Jahre  18H 
ein  Budjet  von  2400000  Thaler  für  Stadt  und  Staat,  also  pro  Kopf  12^  Thlr«  aufzu* 
bringen  hatte.  Nimmt  man  zurVergleichung  die  blossen  Communal-Budgets  anderer 
Städte,  so  werden  fär  Köln  mit  92000  Einwohner  447000  Thb.,  per  Kopf  6%  Thk^ 
für  Dresden  mit  99000  Einwohner  264000  Tbk.,  pro  Kopf  3  Thlr.;  la&r  Leipzig  mit. 
61000 Einw.  485000  Thlr.,  per  Kopf  10  Thlm;  für  Hannover  mit  30600  Einwohnem 
177000  Thlr.,  pro  Kopf  414;  Thh:<und  für  Cassel  mit  3200  Einwohnern  116000.  Thlr., 
per  Kopf  3 ^  Thlr.  angegeben. —  Zahlen,  deren  Bichtigkeit  nur  aüB  eine  relativ« 
gelten  kann« 

Für  die  bedeutende  Leistungsfähigkeit  der  Stadt  Berlin  spricht  fernerhin  deoe 
Gesammtwerth  ihrer  Grundstücke,  der  bereits  für  das  Jahr  1846  auf  17250000Q  Thlr* 
berechnet  wurde.  Dass  dieser  Werth  so  hoch  veranschlagt  werden  konnte,  ergiebt 
sich  andererseits  aus  dem  Vergleiche,  mit  dem  von  Seiten  der  städtischen  Servis* 
Deputation  ermittelten  Miethswerth  der  Wohnungen,  welcher  am  1.  Ja«- 
nuar  1845  einen  Betrag  von  710703  Thlm.,  am  I.Januar  1846;  7382895  TlOr.) 
am  I.Januar  1847:  7701548  Thlr.  und  am  I.Januar  1849:  7229835  Thlr.  er-, 
reichte.  Die  Wirkung  des  Jahres  1848  zwischen  den  beiden  zuletzt  angeführten 
Summen  erweist  sich  auch  hier  als  eine  sehr  störende.  Wir  sind  hiemiit  auf  den 
Funkt  der  Wohnungsverhältnisse  gelangt,  in  Betreff  dessen  wir  schon  früh«: 
bemerkten,  dass  „nächst  dem  mittlem  Durchschnitt  der  Lebensmittel^ 
preise  im  Verhältniss  zu  den  Erwerbsnnttehi  und  Lohnsätzen,  die  Be  schaffte  a- 
heit  und  der  Miethswerth  der  Wohnungen  auf  die  Gesundheit  und  das 
Gedeihen  einer  grossstädtischen  Bevölkerung  von  entscheidendem  Einfluss  sei.** 
Seit  dem  vorigen  Jahre  nun  sind  keine  neuen  Thatsachen  von  grösserer  Bedeutung, 
über  diesen  speziellen  Gegenstand,  Berlin  betreffend,  zur  öffentlichen  Kenntniss 
gekommen,  wohl  aber  sind  Materialien  für  eine  Wc^ungs- Statistik  des  gOr 
sammten  preussischen  Staats  veröffentlicht  und  zwar  aus  den  Vorlagen  an  die 
Kammern  über  die  Grundsteuer- Ausgleichung;  darunter  befand  sich  eine  ZusammABr 
Stellung  des  Miethswerths  der  Häuser  aller  servispflichtigen  Städte  der  östlichen 
Provinzen,  beruhend  aber  in  allen  Städten  ausser  Berlin,  nicht  auf  SteuerhistfiB, 
sondern  auf  vorläufigen  Schätzungen  und  deshalb  nur  von  sehr  relativem  Werthe.' 
Dennoch  hat  die  Presse  dieses  Material  in  einer  beaohtenswerthen  Weise  beai>- 
beitet  und  über  den  fiir  die  städtische  Bevölkerung  so  bedeutsamen  G^gtHistand 
gründlichere  Kenntniss  verbreitet  und  allgemeinere  Theünahme  erzeugt.  .  Be- 
sonders ist  in  dieser  Beziehung  die  Ostsee-Zeitung  zu  Stettin  mit  gutem  BekgpieL 
in  einer  Reihe  von  Artikeln  vorangegangen,  welche  die  Frage  der  Wohnungv*' 
Statistik  in  ihren  verschiedenen  Beziehungen  gründlich  beleuchten.  In  Benin 
betrug  die  durchsehnittUche  Einwohnerzahl  eines  bewohnten  Quartiers  im  Jahre 
1830:   5,32;    1840:  5,59^   1843;   5,37;    1844;  5,29;    1845:   5,35;    1846:   6,36; 


4~16  D'^tttsohes  ßtftdtewesen. 

tS47:  5,45:  1848:  5,41;  1849:  5,80.  Am  Schlaes  der  Periode,  wa  die  Mieths- 
W^he  sanien,  Ton  1848  —  49,  begann  die  Bevölkerung  sich  etwa«  ger&umiger 
dnzurieliten,  natürlich  aber  nur  in  geringem  Grade,  da  gleichzeitig  mit  der  Ab- 
liahme  der  BerÖlkerung  auch  das  durchschnittliche  Einkommen  sank.  Dagegen 
i»t  die  durchschnittliche  Einwohnerzahl  der  Häuser  seit  1830  bis  1847  fortdauernd 
gestiegen.  Auf  ein  Haus  kamen  nämlich:  1830:  37,1  Einwohner;  1840:  42,9; 
1845:45,1;  1847:46,8;  1848:  46,1;  1849:  4§,1  Einwohner.  Die  durchschnitt- 
liche Gkösse  der  Häuser  muss  also  in  diesem  Zeiträume  gewachsen,  gleichzeitig 
aber  auch  mit  dem  Kaume  sparsamer  umgegangen  sein.  Vergleicht  man  die 
gegenwärtige  Periode  mit  einer  früheren,  so  springt  die  grössere  Sparsamkeit, 
welche  jetzt  im  Verbrauche  des  Raumes  herrscht,  noch  mehr  in  die  Augen. 
Nbch  Mirabeau  hatte  Berlin  1786:  6500  Häuser  und  111136  Givil-Einwohner,  also 
in  jedem  Hause  durchschnittlich  nur  18,7  oder  halb  so  viel  Civil -Einwohner  als 
1830;  im  Jahre  1450  hatten  Berlin  und  Cöln  a.  d.  Spree  zusammen  1600  Häuser 
und  16000  Einwohner,  es  kamen  also  auf  jedes  Haus  nur  10  Einwohner.  Die 
durchschnittliche  Anzahl  der  Wohnungen,  welche  jedes  Haus  enthält,  ist  seit 
1830  sehr  gestiegen;  dieselbe  betrug  1830:  7;  1849:  9.  Könnte  man  annehmen, 
dass  nicht  auf  den  1880  schon  bebauten  Grundstücken  die  Zahl  der  Wohnungen 
vermehrt  wäre;  so  müsste  jedes  der  seit  1830  neu  erbauten  Häuser  durchschnitt- 
lich 19  Wohnungen  enthalten.  Die  grössere  Anzahl  von  Wohnungen,  welche  auf 
ein  Grundstück  kommen,  ist  ein  Zeichen  der  grösseren  Sparsamkeit  im  Raum. 
Gleichzeitig  mit  dem  Wachsthum  dieser  Sparsamkeit  ist  das  Roheinkommen  der 
städtischen  Grundbesitzer  gestiegen.  Das  Roheinkommen  eines  Hauses  betrug 
1830  durchschnittKch  597 1^  Thlr.;  1840:  754  »/o  Thlr.;  1843:  816  »^o  Th^r.; 
1844:  837 I/o  Thlr.;  1845:  863 «^o  Thlr.;  1846:  885  Thlr.;  1847:  90n^  Thlr.; 
1848:  858  *4o  Thlr.  Der  Ausfall  an  der  Brutto  -  Einnahme  betrug  also  1848  fast 
5  pGt.  Das  Jahr  1849  wird  kaum  günstiger  gewesen  sein.  Eine  erhebliche 
Steigerung  der  Miethswerthe  machte  sich  erst  1851  und  1852  geltend,  die  noch 
dadurch  vermehrt  wurde,  dass  in  diesen  Jahren  mit  der  Zunahme  der  Bevölkerung 
nicht -gleichzeitig  die  Baulust  stieg,  so  dass  seit  dem  Anfange  des  Jahres  1852 
geradezu  ein  sehr  drückender  Mangel  an  Wohnungen  herrschte  und  die  Miethfl- 
preise fast  unerträglich  gesteigert  sind. 

Von  grösserem  EinfluBS  noch  als  die  Wohnungsverhältnisse  sind  die  Lebens- 
mittelpreise auf  das  Gedeihen  der  städtischen  Bevölkerung.  Für  Berlin  ist 
kürzlich  eine  weiter  als  zwei  Jahrhunderte  zurückreichende  Uebersicht  dieser 
Preise  zur  Oeffentlichkeit  gelangt,  indem  das  statistische  Bureau  durch  den 
Berliner  Magistrat  in  14  Folianten  die  Getreidemarktpreise  in  Berlin  seit  dem 
Jahre  1624  erhalten  und  daraus  in  seinen  Mittheilungen  eine  Uebersicht  derselben 
zusammengestellt  hat.  Danach  kostete  im  Jahresdurchschnitt  von  1624  zu  Berlin 
der  Scheffel  Weizen  493^2,  Roggen  42 ^^  Silbergroschen; 
1625:  46«/ia  und  35»%a  1760:  60»% 2  und  44>o/,a  1813:  74 «»A  und  5 P^ 
1626:  37Vn     „     lOVn     1761:    76*7,2     „      57  1814:    67Ma      „    49»^ 

1630:42^/12  »  3iyi2  1770:  47»/,4  „  35Vs,  1815:  76Vt 
1640:  65  „  30V,2  1772:  80»o/i,  „  64V,2  1816:  91»ii 
1650:  36V,2  „  28V,2  1780:  41V,a  „  31"/,a  1817:  124«Mi 
1660:  41«>/,j  „  30V,2  1790:  55V,2  „  43y,2  1818:  105«Xf 
1670:  20Via  „  13Via  1800:  76y,a  „  58Via  1820:  61  %i 
1680:  3iy,a  „  14Via  1805:  134y,a  „  106%,  1830:  70*»Xi 
1690:  20yta  »  16»/,a  1806:  115y,a  „  97»/t2  1840:  75«X, 
1700:  47yia    „     38yia     1807:  100  „      79V,a     1846:    82«Xi 

1710:  40y,a     „     25  1808:  113y,a     „       100y,a   1847:  109«/ 

1720:  50y,a  ,.  39«/, a  1809:  75% a  „  59%,  1848:  67 »^ 
1730:'25y,a  „  15Via  1810:  75%,  „  59%a  1849:  69«;^ 
1750:  36 Via    ,»    21%,     1812:    86%,     „      63%,     1850:    66 

1851;  67»{,  und  51  "^  und  1852:  74*Xi  ^d  62?fi 


» 

II 
fi 


Devtflobei  6tftdt»w6sen.  417 

Die  Mittel  der  10  jtthrigen  Dorchscbnitte   in   dem  Jahrliimderte .  von  165^ 
bis  176S  flind  femer  berechnet  bei 

Weizen    Boggen    Gerste    Hafer    Erbsen 
33«^       23«^       20»^     14»^     30V,  ßgr. 
Der  Durchschnitt  von  1758  bis  1761  aber  ergiebt: 

58  »X,       41 'Xa      35  «X,     27  «Xa     53»^  Sgr. 

Die  Getreidesorten  sind-  im  grossen  Durchschnitte  vor  und  nach  1758  etwa 
im  Yerhftltniss  ron  4:7  gestiegen.  Seit  1758  tritt  nach  den  10jährigen  oder 
tthnlichen  Durchschnitten  mit  dem  Ende  des  Jahrhunderts  wiederum  eine  Steigerung 
der  Getreidepreise  ein ;  sie  war  zwar  nicht  so  bedeutend  als  in  der  zweiten  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts,  indessen  doch  immer  noch  sichtlich  genug.  Ausserordentlich 
hohe  Preise  zeigen  sich  in  diesem  Jahrhundert  in  den  JeJiren  1805,  1806,  1807, 
1817,  1818  und  1847.  Es  ist  auffallend,  wie  in  dem  letzten  Jahre  vor  dem  Aus- 
bruch des  französischen  Krieges  1805  so  ausserordentlich  hohe  Preise  des  Getreides 
eintraten;  sie  steigerten  damals  ausserordentlich  den  Preis  der  Güter.  Das 
Jahr  1806,  als  der  Krieg  ausbrach,  hatte  zwar  etwas  geringere  Getreidepreise, 
doch  waren  dieselben  1806—1808  immer  noch  sehr  hoch.  Der  Krieg  mit  seilen 
Verwüstungen  mag  für  mangelhafte  Erndten  wesentlich  Veranlassung  gewesen 
sein;  und  sehr  schwer  muss  die  Zeit  für  die  Einwohner  Berlins  gewesen  sein, 
da  neben  der  Einquartirung  feindlicher  Truppen,  entsetzliche  Kriegslast  (wir  er-  ^ 
innem  an  die  15  Millionen  Thaler  extraordinärer  Ausgaben  in  zwei  Jahren),  ge-  ' 
störtem  Handel  und  Verkehr,  auch  noch  so  hohe  Getreidepreise  bestanden.  Die 
hohen  Getreidepreise  1817 — 18  und  1847  waren  Folgen  von  Missemdten. 

Die  Zufuhren  nach  Berlin  zu  Wasser  und  zu  Lande  betrugen: 

Weizen    Roggen    Gerste    Hafer  Erbsen        Oelsaat 

5665    31998  1500  12920  Wispel 

11971    39152  3084  17383     , 

7000    29500  2500  13500     » 

Leinöl      Thran  Spiritus 

11719  1292  Ctr.  11000000  Quart 

8692  880    „  13000000      „ 

11000  1200    „  10000000      „ 

Am  Schlttss  des  Jahres  1852  waren  Bestände  mit  Inbegriff  der  Vorräthe  auf 
den  Mühlen,  etwa  2300  Wispel  Weizen,  4000  Wispel  Roggen,  200  Wispel  Hafer, 
500  Wispel  Gerste,  450  Wispel  Oelsaat,  20000  Ctr.  Mal,  20000  Ctr.  Rüböl, 
3000  Ctr.  Leinöl,  320000  Quart  Spiritus. 

Für  Berlin  hat  der  Handel  mit  Roggen  eine  besondere  Bedeutung,  da  der 
Berliner  Markt  den  Mittelpunkt  der  Speculation  bildet,  die  weit  über  die  Mo- 
narchie hinausreicht.  Zu  dieser  Bedeutung  haben  wesentlich  die  Credit- Anstalten 
in  Verbindung  mit  den  Eisenbahnlinien  beigetragen,  die  in  Berlin  einen  Knoten- 
punkt  bilden,  und  haben  die  in  beständiger  Zunahme  begriffenen  Handels- 
beweg^gen  in  diesem  Artikel  wie  in  manchem  andern  concentrirt.  Dazu  trat 
in  letzter  Zeit  noch  der  Umstand,  dass  Berlin  den  Vermittler  machen  konnte 
zwischen  dem  Ueberfluss  der  östlichen  Provinzen  mit  dem  Mangel  der  westlichen 
Gegenden. 

Wir  haben  nachgewiesen ,  dass  in  Berlin  die  Miethspreise  der  Wohnungen 
so  wie  die  Preise  der  ersten  Nahrungsmittel  im  Laufe  der  Jahre  regelmässig  ge- 
stiegen sind.  Dass  sich  im  Verhältniss  dazu  die  Lohnsätze'  der  Arbeit  gesteigert 
hätten,  dürfte  schwerlich  nachzuweisen  sein.  Es  ist  sogar  durch  langjährige 
Beobachtung  in  England  die  Thatsache  constatirt,  dass  bei  niedrigen  Getreide« 
preisen  die  Arbeitslöhne  gestiegen  und  bei  hohen  Getreidepreisen  gesnbkentsind, 
was  zwar  paradox  klingt,  aber  aus  zureichenden  (gründen  sich  erklären.  IMtat. 


1850: 

32575 

37378 

1851: 

38758 

59906 

1852: 

32000 

73000 

Femer: 

Mehl 

Rüböl 

1850: 

181131 

85087 

1851: 

234157 

79212 

1852: 

320000 

72000 

418  I>eitt0obtt  0iftdteweB«iL 

Ib  dem  ktstOB  Fall  tHtt  aar  zu  leicht  eine  Concnrrens  ä^  Azi>eiter  «nf  Lbhn- 
herabsetznng  ein.  Jedenfalls  ist,  abgesehen  von  den  mann^fachen  Grttnden,  die' 
gewöhnlich  zur  Erklärung  der  Nothzustände  eines  bedeutenden  Theils  der  Be- 
völkerung in  grossen  Städten  vorgebracht  werden,  das  oben  angedeutete  Missver- 
httltniss  ein  Hauptmoment.  Und  dass  Berlin  an  diesem  Missverhtlltniss  seinen 
bedeutenden  Antheil  hat,  beweisen  ausser  dem  alljfthrlich  gestiegenen  öffentlichen 
Armenbudget  der  städtischen  Verwaltung  viele  andere. Thatsachen,  von  denen  wir 
nur  einige  hier  erwähnen  wollen.  In  den  Jahren  1834 — 1862  wurden  z.  B.  bei 
königlichen  Leihämtern  (es  bestehen  aber  ausser  ihnen  noch  viele  Privatinstitute 
der  Art)  2892892  Pfänder  für  12321576  Thlr.  versetzt  und  davon  2666422  JStück 
mit  1147^817  Thhu.  wieder  eingelöst. 

Das  Jahr  1836  zeigte  die  geringste  Zahl  des  Versatzes,  nämlich  37483  Pfän- 
der för  269665  Thlr.,  von  denen  nur  959  nicht  wieder  eingelöst  und  verkauft 
wurden;  das  Jahr  1852  die  höchste,  nämlich  322968  Stück  Pfänder  für  1019793  Thh*. 
Die  höchste  Zahl  der  nicht  eingelösten  und  verkauften  Pfänder  hat  das  Jahr  1861: 
6780  Stück  für  22503  Thlr.  (der  42.  Thefl  der  eingelieferten  Pfänder).  Auffallend 
ist  die  plötzliche  Steigerung  vom  Jahre  1845  zu  1846  um  circa  200000  Thlr. 
1847  und  1848  stehen  sich  ziemlich  gleich,  1848:  271414  Stück  mit  1006429  Thh*. 
und  einer  Einlösung  von  273242  Stück  mit  980018  Thlm.,  worunter  jedoch 
118756  Pfänder  zu  259311  Thlrn.,  die  in  Folge  königlicher  Gnade  frei  zurück- 
gegeben wurden.  In  den  nächstfolgenden  zwei  Jahren,  1849  und  1850,  ist  die 
Zuil  der  Einlieferungen  gefallen,  die  der  Nichtauslösungen  aber  gewachsen,  That- 
sachen, welche  der  Annahme  eines  wachsenden  Wohlstandes  in  Beilin  wider- 
streiten. Des  Contrastes  wegen  mag  bemerkt  werden,  d&ss  das  vergnügungs- 
süchtige Berlin  vom  11.  Februar  1844  bis  Ende  Octbr.  1845  einen  Betrag  von 
78589  Thlm.  13  Sgr*  als  Entreegeld  dem  Krollschen  Wintergarten  ssukommen  Hess, 
was  immerhin  nur  ein  sehr  geringer  Theil  von  den  für  Vergnügen  und  Lustbar- 
keiten der  verschiedensten  Art  überhaupt  verausgabten  Geldern  sein  dürfte.  Ueber 
die  Sparsamkeit  der  Berliner  giebt  der  Bericht  über  den  Zustand  der  Berliner 
Sparkasse  am  Schlüsse  des  Jahres  Aufschluss.  Danach  betrug  das  Guthaben  der 
Interessenten  am  Schlüsse  des  Jahres  1851 :  901289  Thlr.  Es  traten  im  Jahre 
1852  zu  an  Einlagen  374351  Thlr.,  an  Zinsen  31739  Thlr.,  im  Ganzen  also  betrug 
die  Summe  der  Sparkasse  1307379  Thlr.  Dagegen  sind  im  Laufe  des  Jahres  1852 
zurückgezahlt  231233  Thlr.  und  stellt  sich  daher  die  Forderung  der  Interessenten 
am  Schlüsse  des  Jahres  1852  auf  1076145  Thlr.,  wonach  sich  die  Forderung  der 
Interessenten  gegen  ultimo  1851  um  174856  Thlr.  erhöht  hat  Am  Schlüsse  des 
Jahres  1851  waren  ausgegeben  27067  Quittungsbüeher;  neu  ausgegeben  sind  im 
Jahre  1852:  9273;  zui^ckgegeben  sind  5411,  so  dass  sich  am  Schlüsse  des 
Jahres  1852:  30926  Quittungsbüeher,  3862  mehr  gegen  das  Jahr  1851  in  den 
Händen  des  Publikums  befinden.  Auf  ihren  wahren  Werth  werden  diese  Spar- 
samkeitszeichen der  Bevölkerung  Berlins  erst  gebracht,  wenn  man  sie  mit  Ergeb- 
Bissen  der  Sparsamkeit  in  andern  grossen  Städten  vergleicht;  wir  wählen  z.B. 
Magdeburg,  welche  Stadt  „die  Neustadt  und  Sudenburg  eiageschlossen,*'  sammt 
der  Garnison  im  Jahre  1852  eine  Bevölkerung  von  77195  Seelen  zählte,  also 
zwischen  dem  fünften  und  sechsten  Theil  der  Einwohnerschaft  von  Berlin.  Und 
demioöh  betrug  die  in  der  Magdeburger  Sparkasse  befindliche  Sunune  beinahe 
eben  so  viel  als  die  in  der  Berliner,  nämlich  am  2.  Januar  1852:  970982  Thlr., 
welche  sich  auf  17930  Quittungsbüeher  vertheilten.  Mit  dem  Maassstabe  Magdeburgs 
gemessen,  müsste  die  Berliner  Sparkasse  eine  Summe  von  4  bis  5  Millionen  Thalem 
statt  Einer  enthalten. 

Wenn  nun  auch  Berlin  grade  keine  sparsame  Stadt  genannt  werden  darf, 
so  steht  sie  doch  seit  Menschenaltem  mit  Beoht  in  dem  Bufe  einer  mild-  und 
wohlthätigan«  Es  kmm  hierbei  nicht  die  Bede  sein  von  den  zahllosen  Spenden 
der  Wohltätigkeit'  im  Piivatrerkehr  oder  von  den  Hül&leistungen  bei  grossen 
md  kleinen  Unglfioksfällen,   worin.  Berlin  immer  ein  rühmliches  Vorbild  ab- 


D'enCscIies  Städte weaeii.'  41$ 

gegeben  hftt;  es  soll  fielmelir  ütnr  an  die  grosse  Reltie  von  milden  Stiihnigefi  mt9 
vereinen  erinnert  werden,  die  ihr  Wirken  zur  Linderung  der  Notb  und  AbhiHe 
der  Leiden  nacli  den  verschiedensten  Bichtun^en  mit  zahlreichen  materiellen 
IGtteln  und  persönlichen  Opfern  Jahr  ans  Jahr  ein  betreiben.  Wir  haben  dabei 
aber  nicht  blos  die  Zahl  der  442  milden  Stiftungen  etc.  im  Auge,  die  ein  Ver-' 
mögen  von  etwa  8  Millionen  Thlm.  besitzen  und  deren  jährliche  Einnahme  nebdt 
Ckmektein  auf  mehr  als  1^^  Million  Thlr.  veranschlagt  werden  kann,  es  sind 
dahin  mit  gewissem  Recht  auch  die  verschiedenen  Anstalten  und  Einrichtungeii 
zu  rechnen,  die  zum  Theil  in  neuster  Zeit  entstanden  auf  dem  Prinzip  det 
Association  und  gegenseitigen  Leistungen  beruhen,  um  mit  vereinten  Kräften 
eventuellen  Leiden  und  Nothständen  zu  begegnen.  Das  Gebiet  solcher  Anstalten, 
wohin  wir  die  immer  noch  zahlreichen  Bezirks  -  Hilfskassen ,  eine  Schöpfung  des 
Jahres  1848,  die  Berliner  gemeinnützige  Baugesellschaft,  die  Gesellschaft  für 
öffentliche  Wasch-  und  Badeanstalten,  vor  allen  aber  die  Gesundheitspflege -Vereine 
rechnen,  hat  sich  besonders  durch  die  jüngste  Entwickelung  des  Associations- 
triebes  bedeutend  erweitert.  Für  die  Ausdehnung  seiner  Thätigkeit,  welebe  z.  Bi 
der  am  2.  April  1853  durch  polizeiliches  Dekret  aufgelöste  Gesundheitspflege* 
Verein  übte,  spricht  sein  Bericht  am  Schlüsse  des  Jahres  1851,  wonach  ihm 
10695  Personen  aus  81  verschiedenen  Handwerksgenossenschaften  angehörten  und 
Ewar  darunter  1625  Schneider,  982  Schuhmacher,  1040  Seidenwirker  und  4088  Ma^ 
schioenbau- Arbeiter.  Am  Schluss  des  Jahres  1852  betrug  die  Anzahl  der  Mit- 
glieder nur  noch  9585,  worunter  1518  Schneider,  877  Seidenwirker,  4722  Ma« 
«chinenbau- Arbeiter;  die  Schuhmacher  waren  ganz  ausgeschieden.  —  Solehe  durch 
.  Vereine  und  Mittel  der  Gegenseitigkeit  geförderte  Krankenpflege  übte  selbstverstind* 
Heh  keinen  Einfluss  auf  die  Verminderung  der  Kranken,  welche  in  den  öffentlicheii 
Krankenhäusern  auf  Kosten  der  Commune  verpflegt  wurden.  Die  Zahl  solcher 
öffentlichen  Kranken- Anstalten  hat  sich  in  Berlin  während  des  letzten  Jahrzehnts  um 
ein  bedeutendes  vermehrt  und  ist  den  Ansprüchen  der  angewachsenen  Bevölkerung 
gefolgt.  Wir  nennen  die  durch  königliche  Munificenz  hergestellte  Stiftung  >,Be- 
äanien'*,  welche  als  Musterkrankenhaus  ein  nachahmenswe^'thes  Vorbild  für  ahn- 
fiche  Einrichtungen  sein  dürfte.  Die  Mehrzahl  der  auf  öffentliche  KoBteai  ver- 
legten Kranken  enthält  aber  immer  noch  die  Charit^,  in  welcher  ^ugleieh  di^ 
heranzubildenden  Jünger  Aesculaps  nach  ihren  theoretischen  Studien  an  der  Uni^ 
versität  die  ersten  Schritte  auf  praktischem  Boden  zu  thun  angewiesen  sind,  in 
diesem  Krankenhause  betrug  die  Gesammtzahl  der  auf  Rechnung  der  Commune 
verpflegten  Kranken 

im  Jahre  1844    5087,      im  Jahre  1847    5038,      im  Jahre  1850    4462, 
„         1845     4059,  „         1848     5847,  „         1851     4826, 

„         1846     4454,  „         1849     5681,  „         1852    5391. 

Zugewiesen  werden  der  Anstalt  diese  Kranken  von  dem  Arbeitshauee,'  Friedrichs-* 
Waisenhause,  dem  Hospital  und  den  Armencommissionen  und  deren  Medioinal-' 
Beamten,  endlich  von  den  Polizei-Behörden.  Wir  müssen  es  uns  versagen,  auf 
eine  Skizzirung  der  sozialen  Zustände  der  Hauptstadt  Berlin  nach  ihrer  Schatten- 
seite weiter  einzugehen,  weil  dies  von  der  allgemeinen  Aufgabe  uns  mehr  ent- 
fernen würde,  als  es  der  Raum  verstattet,  und  wollen  deshalb  nur  noch  ein  Blick 
auf  den  Punkt  werfen,  von  welchem  aus  vielleicht  die  wirksamsten  Mittel  gegeik 
dos  Emporwachsen  und  die  Verbreitung  jener  aus  Noth  und  Elend,  Verwahr- 
losung und  Verbreichen  entstandene  Zustände  geboten  sind,  die  im  Leben  unsere^ 
grossen  Städte  greller  hervortreten^  als  dies  in  vergangenen  Zeiten  der  Fall  wan 
Denn  die  Massenarmuth,  bemerkt  W.  H.  Riehl*),  gestützt  auf  historische  Fcwchun- 
gen,  mit  vollem  Rechte,  ist  kein  Kind  der  neueren  Zeil  Es  bedarf  nur  eine« 
gründlichen  Einblickes  in  die  Bücher  der  Geschichte,  um  die  Uebenn^ugung^  ig« 
gewinnen ,  dass  im  Gegentheil  die  Massenarmuth  im  Laufe  der  Jahrhunderte  sich 

*)  Di«  bürgerliche  Gesellschaft  von  W.  H.  RieU,  1851,  p.  369. 


490  Deatsohes  StttdtQwesen. 

tuanierbroohen  rernngert  habe.  Der  Verdienst  der  arbeitenden  Klasaen  war  in 
allen  Zeiten  ein  TerhAlt^isfimässig  weit  geringerer  als  gegenwärtig,  ja  das  eigent- 
liche Proletariat  ist  Tordem  m  weit  furchtbarerer  Ausdehnung  vorhanden  gewesen, 
aber  die  Schreckgestalt  des  modernen  ,,Pauperismu8"  hat  gerade  erst  mit  der 
Besserstellung  der  unteren  Klassen  und  mit  der  gleichzeitig  wachsenden  lieber- 
scJitttznng  des  Besitzes  ihren  Anfang  genommen. 

Ftfr  diese  Ansicht  sprechen  die  oft  wiederholten  Beweise,  welche  Maoaulay 
«OS  historischen  Thatsachen  in  seiner  Geschichte  Englands,  Kapitel  m  beige- 
bracht hat,  indem  er  die  Wohlthaten  aufzählt,  welche  das  Volk  durch  den  Fort- 
schritt der  Giyilisation  empfangen  hat,  und  die  Täuschung  beleuchtet,  welche  die 
Menschen  verleitet,  das  Glück  der  vergangenen  Generationen  zu  überschätzen. 

Wenn,  wie  nicht  zu  leugnen  ist,  der  moderne  Pauperismus  mit  seinen  An- 
sprüdien  xmd  Gefahren  durch  die  Bildung  und  Civilisation  wesentlich  herange- 
zogen ist,  so  wird  auch  diese  dazu  beitragen  müssen,  den  Weg  zur  bessern  £Sn- 
sicht  unter  allen  Yolksklassen  über  die  Verhältnisse  der  Arbeit  zum  Kapital,  über 
Erwerb  und  Besitz  zu  bahnen,  endlich  aber  an  die  Erfüllung  der  Aufgabe  gehen, 
welche  dem  Wissen,  der  Philosophie  überhaupt  gestellt  ist,  dass,  wie  man  von 
ihr  gesagt  hat,  sie  bei  oberflächlicher  Betrachtung  von  Gott  abfGLhre,  bei  tieferem 
VerständnisB  aber  den  Weg  zu  Gott  zeige. 

Die  reichen  Mittel,  welche  in  Berlin  auf  Unterricht  und  Bildung  verwandt 
werden,  haben  dieser  Hauptstadt  mit  Recht  den  Beinamen  einer  Metropole  der 
Intelligenz  verschafft  Sollte  hier  auch  nur  eine  summarische  Uebersicht  der 
ganzen  Thätigkeit  und  ihrer  weithin  reichenden  Wirkungen  gegdben  werden, 
welche  von  den  höchsten  Instituten  der  Wissenschaft,  Kunst,  Gewerbthätigkeit 
bis  zu  den  Elementar  -  Anstalten  für  den  Unterricht,  die  Erziehung  und  Bildung 
der  verschiedenen  Lebensalter  aller  Volksklassen  reichen  und  sie  umfassen,  so 
müsste  eine  eigebe  Abhandlung  entstehen.  Nur  einige  Bedeutungen  mögen  ge- 
nügen, um  auch  von  dieser  Seite  die  Bedeutung  einer  Stadt,  wie  BerUn,  sowohl 
im  Vergleich  zu  andern  kleinem  Städten  der  Gegenwart  als  zu  dem  Städteleben 
der  Vergangenheit  zu  berühren.  Dass  sich  in  Preussen  überhaupt  eine  Zunahme 
des  Schulbesuchs  herausstellt,  ergeben  folgende  Zahlen:  die  Elementarschulen 
besuchten  1846 :  2433333  Kinder,  ein  Verhältniss  zur  damaligen  Bevölkerung  von 
16112988  wie  1 : 6,62.  1849  besuchten  die  Elementarschulen  2605647  Kinder, 
ein  Verhältniss  zur  damaligen  Bevölkerung  von  16331187  wie  1 :  6,27.  Die  Be- 
völkerungen des  preussischen  Staats  stiegen  von  1846  zu  1849  wie  100 :  101,35. 
Die  Zahl  der  Schulkinder  in  den  Elementarschulen  stieg  wie  100 :  107,08.  Die 
höheren  Bürgerschulen  mit  Einschluss  der  Progymnasien  und  lateinischen 
Schulen  (die  sonst  überall  entweder  in  sogenannte  Realschulen  oder  in  Vor- 
bereitungs  -  Anstalten  bis  zur  Secunda  der  Gymnasien  sich  umgewandelt  haben) 
die  Mittelschulen  fär  Söhne  und  Töchter,  diese  3  Kategorieen  zusammengenommen 
besuchten  1846 :  109468  Kinder  und  1849 :  122872  Kinder.  Diese  Zahlen  vet^ 
halten  sich  wie  100  :  112,25.  Die  Bevölkerungen  stiegen  wie:  100  :  101,35.  Die 
eigentlichen  Gymnasien  besuchten  im  Wintersemester  184^:  27399  Schüler,  und 
im  Wintersemester  184*^0:  29474.  Es  stehen  diese  Zahlen  im  Verhältniss 
wie  100 :  107,57.  Im  Wintersemester  185  ^  betrug  die  Zahl  der  Gymnasiasten  31,433. 
Die  sechs  Gymnasien  in  Berlin  hatten  im  Wintersemester  185  ^^  zusammen 
2500  Schüler,  d.  i.  von  4747  aller  Schüler  in  den  17  Gymnasien  der  Provinz 
Brandenburg  52,66  pCt.  und  im  Jahre  185^  entliessen  die  Berliner  Gymnasien 
89  von  Überhaupt  162  in  der  ganzen  Provinz,  oder  54,94  pCt  zur  Universität 

Wir  schliessen  an  diese  Mittheilung  zwei  Uebersichten,  welche  in  Berlin  be- 
findliche Institute  betreffen,  deren  Wirksamkeit  vomemtlich  dem  preussischen  Heer- 
wesen angehört,  ea  ist 


DentselieB  Stftdtowesen« 


421 


.  1)  die  Uebersioht  des  königlichen  mediciniscli-chinirgiBclien  Friedioh-Wil- 
helms  Institut  seit  dessen  Stiftung  am  2.  August  1795  bis  zum  2.  August  1858: 


Gresammtzalil  der 

Studirenden  seit  dem 

2.  August  1795 


Eleven     ....     1275 

Volontairs    ...      135 

attachirte  Chirurgen  1540 

überhaupt     .    .    2950 


hiervon  sind  abgegangen  und  zwar: 


in  d.  königl. 
müitair&rzt. 
lieh.  Dienst 

ein-, 

resp.xnrüek- 

getreten 


955 
41 
1478 
2474  *) 


theUs  vor, 
theils  nach 
beendeter 
Ausbildung 
anderweitig 
ausgeschied. 


im  Laufe 

der 

Studienzeit 

gestorben 


187 
87 
11 

285 


47 

5 

19 

71 


Gkgen- 

wXrtiger 

Bestand 

der 

Studirenden 


86 
2 

32 
120 


2)  Uebersioht  der  Studirenden  der  königÜohen  medicinisch-chirurgischen  Aka- 
demie für  das  Müitair,  seit  deren  Stiftung  am  2.  Aug.  1811  bis  zum  2.  Aug.  1853: 


hiervon  sind  abgegangen  und  zwar: 

Gesammtzahl 
der  Studirenden 

seit  dem 
S.  August  1811 

in  d.  könlgl. 
mllitairärzt- 
lieh.  Dienst 
eingetreten 

als  Zöglinge 
in  das  me- 
dlcinisch  - 
chirurgische 
Fried.-WUh. 
Institut  auf- 
genommen 

vor  beende- 
ter AusbU- 
dnng  ent- 
lassen 

im  Laufe 

der 

Studienzeit 

gestorben 

Bestand 

der 

Studirenden 

844 

500 

98 

168 

14 

64 

Fügen  wir  nun  noch  schliesslich  eine  Uebersicht  der  Schulen  Berlins  hinzu, 
so  besitzt  die  Hauptstadt  ausser  den  Gymnasien  vier  Realschulen,  die  zu 
Ostern  1853  von  2385  Schülern  besucht  wurden,  eine  Städtische  Gewerbeschule 
mit  175  Schülern,  die  seit  Ostern  1850  eröffnete  Friedrich-Wilhehnstädtische  hö- 
here Lehranstalt  mit  430  Schülern,  eine  Privat -Handelsschule  mit  82  Schülern, 
83  höhere  Töchterschulen,  von  denen  28  Privat-Untemehmen  sind.  Mittel- 
und  Elementarschulen,  welche  direct  unter  Leitung  der  Communal-Behörden  stehen, 
C^ebt  es  22.  An  Schulen,  welche  unter  Specialaufsicht  von  Vereinen,  Kirchen-Minis- 
terien etc.  gehören,  bestehen  9  Erwerbschnlen  mit  720  Schülerinnen,  12  Parochial- 
schulen,  mit  Waisenhäusern,  Erziehungs- Anstalten  etc.  verbundene  Schulen,  8  an  der 
Zahl,  katholische  Schulen  5  und  jüdische  ebenfalls  5.  Die  ausserdem  bestehenden 
sogenannten  Privatschulen  zerfallen  wieder  in  8  höhere  Knabenschulen,  6  mitt- 
lere Knabenschulen,  17  Elementar -Knabenschulen,  13  mittlere  Töchterschulen, 
14  Elementar  -  Töchterschulen  und  17  Schulen  für  Kinder  beiderlei  Geschlechts. 
Dazu  kommen  endlich  33  Klein -Kinder -Bewahranstalten,  9  städtische  Sonntags- 
schulen, 8  sonntägliche  Freischulen  für  „versäumte  Lehrlinge'',  eine  Sonntagsschule 
des  Louisenstädtischen  Wohlthätigkeits -Vereins  und  3  städtische  Fortbildungs- 
Anstalten,  welche  mit  3  Realschulen  verbunden , sind.  Die  städtischen  Volks- 
Bibliotheken,  welche  seit  dem  1.  August  1850  eröfihet  sind,  stehen  jedem  unentgeldlich 
zum  Gebrauch  und  werden  gegenwärtig  von  etwa  2000  Personen  benutzt.  —  Ein 

*)  Hiervon  sind  später  als  Aerzte  und resp.  Chirurgen  grösstentheils  Ins  Civfle  des  Inlandes, 
KU  einem  kleinen  Thette  ins  Givile  oder  Militalr  des  Auslandes  oder  in  anderweitige  Yerhftit- 
nlsse  getreten:  386  Eleven,  3S  Volontairs  und  640  attachlrtc  Wnnditrzte;  überhaupt  (vor  ihrem  Ab- 
gange durch  Pensionirung  eder  Tod)  ausMem  militairSrztlichen  Dienst  wieder  ausgeschieden :  1069. 


ä2ß  ^  De«ft»Ake»ßtft4tfrw«4ep. 

in  uamt  AH  eigmihSaSßhea  Ervieiiungfl-  und  Uji^^oht;ß<I]i9tit9t,  Kopsen:  Prin- 
eipieii  yielleic^t  eine  ausgedehntere  Nachfolge  und  Anwendung  yerdienten,  m^g 
noch  erwähnt  werden,  das  von  Malm^ne  begründete  und  geleitete,  in  welchem 
theils  elternlose,  theils  verwahrloste  Knaben  nicht  Waisenhaus-  sondern  familien- 
artig erzogen  und  zugieioh  durch  angemessene  Beschäftigung  auf  bürgerliche  Ar- 
,beit  vorbereitet  werden.  Im  Jahre  1850  befanden  sich  42,  im  Jahre  1851  40  Knaben 
in  der  Anstalt,  wobei  der  Umstand  bemerkenswerth,  dass  die  Erhaltung  pro  Kopf 
und  Tag  5  Sgr.  3  Pf.  betrug. 

Nach  Berlin  ist  Breslau  die  grösste  Stadt  der  preussischen  Monarchie, 
und  i^eht  an  Grösse  der  Bevölkerung  nur  hinter  Wien,  Hamburg  und  München 
in  Deutschland  zurück.  Die  historische  Bedeutung  Breslaues,  wie  der  übrigen 
Bchlesischen  Städte  trat  zuerst  sichtbar  in  den  Vordergrund,  als  sich  an  ihnen 
die  heranstürmende  Macht  der  Mongolen,  welche  Deutschland  unter  das  Joch 
der  Barbarei  zu  beugen  drohte,  brach.  Zum  Heile  des  Kelchs,  wie  des  ger- 
manischen und  romanischen  Europa^s  hatte  auch  hier  deutsches  Leben  bereits 
tiefe  Wurzeln  gefasst.  Die  Spuren  deutscher  Ansiedlung  neben  alten  Slavenstädten 
reichen  bis  in  Kaiser  Heinrichs  des  Frommen  Tage  hüiauf.  Kr o säen,  G- log  au 
und  Breslau  wurden  früh  schon  als  Ortschaften  kundbar,  öffnete  sich  gleich- 
wohl dieses  Land  erst  einer  nachhaltigeren  Niederlassung  deutscher  Einwanderer 
.nach  dem  Einflüsse  Kaiser  Friedrich  L  auf  das  zwistigp  Piastenhaus,  die  Söhne 
Wladislav's  U.  von  Polen,  des  Ahnherrn  .aller  schlesischen  Piasten.  Erat  ums 
Jahr  1175  unter  Boleslav  L  von  Breslau,  dem  Erbauer  des  nach  ihm  benannten 
Bunzlau's  (1190),  ist  die  planmässige  Ansetzung  deutscher  Ansiedler  urkundlich 
und  ^unter  Hei-zog  Heinrich  L  Regierung  über  Niederschlesien  (1201 — 1239)  be- 
ginnt die  Gründung  deutscher  Städte  durch  sogenannte  „Unternehmer**,  grössten- 
theils  Adlige,  welchen  die  Vogtei  als  Erblehn  mit  den  herkönunlichen  Ehrenrechten, 
Einkünften  und  Verpflichtungen  eines  Stadtvoigtes  oder  Richters  blieb.  „Deutsches 
Rechtes  im  Allgemeinen  der  Inbegpriff  der  Rechtsverhältnisse,  welche  der  deutsche 
Bürger  als  erste  Lebensbedingung  erachtete,  im  Gegensatz  des  „slavisohen  oder 
polnischen",  war  die  erste  Mitgift  neuer  Gemeinwesen,  oder  die  Ausstattung  älterer, 
slavischen,  deren  Ureinwohner  in  die  Vorstädte  oder  nahen  Dörfer  zu  weichen 
oder  ländliche  Beschäftigung  fortzusetzen  liebten.  Zu  den  allgemeinen  Grund- 
zügen des  deutschen  Rechts,  welches  nicht  allein  ein  festes  oder  wählhAres 
Schöffenthum,  sondern  auch  gemeinderechtliohe  Einrichtungen  bedingte,  kam 
später  als  etwas  besonderes,  doch  nicht  bei  allen  schlesischen  Städten  „deutschen 
Rechts^  die  Uebertragung  der  Magdeburger  Rechtsverfassung  hinzu,  mit 
der  Verpflichtung,  entweder  von  der  Mutterstadt  oder  von  der  angesehensten  Tochter 
Weisthümer  und  Rechtsbelehrung  zu  holen.  Das  schlesische  Städtewesen ,  als  In- 
begriff deutschen  Bürgerthums,  erhielt  unter  Herzog  Heinrich  HI.  von  Breslau 
neue  Ausdehnung  und  innere  Kraft.  Der  Herzog  gründete  im  J.  1250  Brieg, 
„den  Ort  am  Uffer^  (Brzega)  als  deutsche  Stadt;  stattete  Trachenberg  im  J.  1253 
.aus,  einigte  sich  mit  dem  Bischöfe  von  Breslau  über  die  Anlegung  Glogau^s  als 
freie  Gemeinde,  sah  im  J.  1255  als  solche  Oels  entstehen,  erlaubte  im  J.  1261 
den  Neissem  ihren  Ort  mit  Planken  oder  Mauern  zu  befestigen;  am  thätigsten 
aber  sorgte  er  für  Breslaues  Blüthe  und  Bedeutung.  Die  hohe  St.  Elisaheth- 
Kirche  mit  dem  prachtvollen  Gewölbe,  dem  weithinragenden  Thurme  soll  schon 
im  Jahre  1256  fertig  gewesen^  im  Jahre  1260  statt  der  früheren  Umwehrung  von 
Lehm  und  Planken  die  innere  Stadt  und  Neustadt  mit  hohen  Steinmauern  um- 
schlossen worden  sein«  Urkundlich  ist,  dass  im  Jahre  1261  die  Schöffen  von 
;Magdeburg  ihr  Recht  d^m  Herzoge  Heinrich  Xu.  und  den  Bürgern  von  Breslau 
in  grosser  Vollständigkeit,  79  Artikel  zählend,  mittheilten  und  der  Herzog  das- 
selbe im  December  1261  mit  einigen  nähern  Bestimmungen  bestätigte.  Derselbe 
.erstreckte  im  Jahre  1263  den  Gerichtszwang  seines  Erbvoigt^s  in  bürgerlichen  und 
peinlichen  Sachen  auch  über  die  EdeUeute  in  Breslaues  Weichbild,  verkaufte  der 
Stadt  im  Jahre  1266  alle  Zölle,   im  gleichen  Jahre  die  Fleischbänke  und  den 


Dentiobei  Btftdtewesiü.  .4Sß 

EjAmdiis  für  den  »»Reiidaram.**  Bein  Sohn  Heinridi  IV.  verlieh  auch  die  Biodr  vnd 
^chuhblinke  smn  Nntssen  gemeiner  Stadt,  das  Recht  die  Innung  m  terkanfen, 
und  im  Jahre  1274  die  Niederlage  von  allerlei  Kanfmannsschatz.  Mehrte  sich  so 
die  bürgerliche  Wohlhabenheit  Breslau^  ward  die  Stadt  znr  Matter  flhr  nnmittd- 
hare  £rtheilang  des  Magdeburger  Rechts  an  andere  Gemeinden,  so  bildeten  In- 
nungen nnd  Güden  sich  doch  erst  gegen  das  Ende  des  13.  Jahrhunderts  aus,  und 
war  zwischen  der  politischen  SelbststAndigkeit  der  Hauptstadt  Schlesiens  und  den 
rheinischen,  westphftlischen  und  s&chsischen  Städten  noch  eine  weite  Kluft  Selbst 
die  gemeinheitliche  Verfassung  Breslao's  zeigt  landesfürstliche  Hemmnisse.  Vom 
Jahre  1266  bis  1281  finden  wir  in  Breslau  nur  5  BathmAnner,  im  Jahre  1833  da- 
gegen 32;  sie,  so  wie  Rathsmeister ,  Btirgermeister  (in  Breslau  vor  1290)  wurden 
jAhrlich  gewühlt,  nicht  ohne  Einflnss  des  Fürsten;  ihr  Wirkungskreis  blieb 
lange  auf  polizeiliche  Aufeicht,  über  öffentliche  Ordnung,  Handel  und  Wandel, 
Maass  und  Gewicht,  über  die  Zünfte  beschränkt*).  Ein  beachtenswerthes  Ver- 
hftltniss,  welches  in  sehr  vielen  deutschen  Städten  während  des  Mittelalters  wieder- 
kehrt und  bis  in  ihre  neuere  Geschichte  hineinreicht,  ist  die  Stellung  der 
Juden  in  Bezug  auf  Handel  und  Gesetzgebung.  Auch  Breslaues  Verkehrs-  und 
Handelsverhältnisse  sind  von  den  Einwirkungen  der  Juden  und  der  Opposition 
gegen  dieselben  afficirt.  Die  Juden  wurden  im  Jahre  1219  in  Folge  eines  ihnen 
scbuldgegebenen  Brandes,  wie  100  Jahr  später  bei  gleichem  Anlass,  aus  der 
Stadt  vertrieben,  kauften  sich  jedoch  wieder  ein.  Sie  wurden  damab  schon  ab 
die  sogenannten  Eammerknechte  der  Fürsten  betrachtet,  und  genossen  als  solche, 
obgleich  häufig  misshandelt,  doch  auch  Schutzrechte.  So  gab  ihnen  Herzog 
Heinrich  IV.  ein  besonderes  Recht ,  wodurch  ihnen  sowohl  Schutz  für  ihre  Per- 
sonen, Güter,  Gottesdienst,  Schulen  und  Geschäfte  zugesichert,  als  auch  ihre 
Rechtsverhältnisse  im  Handel  und  Leihen  auf  Pfänder ,  so  wie  das  Verfahren  bei 
Prozessen  festgesetzt  ward.  Danach  entschied  nicht  der  Stadt-  oder  Landrichter 
in  ihren  Rechtssachen,  sondern  nur  der  Palatin,  später  der  Landeshauptmann 
oder  dessen  Stellvertreter.  Die  Juden  wurden  reich  durch  Wucher,  d.  h.  dutch 
Ausleihen  des  Geldes  auf  Zinsen  im  Gegensatz  von  Rentenverkauf,  bei  welchem 
Gewährleistung  durch  Grund  und  Boden  stattfand,  so  dass  Wucher  jeden  Geld- 
zins überhaupt,  nicht  unerlaubten  Geldgewinn  bezeichnete.  Der  gewöhnliche 
Zinsfuss  war  damals  10  pCt,  selten  geringer. 

Die  Lage  Breslaues  gegen  Polen,  Ungarn  und  Böhmen  brachte  die  Stadt  in 
vielfache  Berührung  mit  den  politischen  Bewegungen  dieser  Länder,  durch  welche 
wieder  mannigfache  Einwirkungen  auf  die  ethnographischen  und  inneren  Zu- 
stände Breslaues  geübt  wurden,  so  dass  die  Erhaltung  ihres  deutschen  Wesens  an 
der  Spitze  eines  Landes,  das  der  Ueberfluthung  durch  nichtdeutsohe  Stämme  so 
leicht  ausgesetzt  war ,  den  hervorragenden  Momenten  in  unserer  Geschichte  bei- 
gezählt zu  werden  verdient,  und  sie  ein  wohlerworbenes  Recht  auf  den  Ruhm  be- 
sass,  der  ihr  zu  Theil  ward,  als  im  Jahre  1813  aus  den  Mauern  Breslaues  die 
deutsche  Erhebung  gegen  fremdländische  Unterdrückung  ihre  Siegeslaulbahn  be- 
schritt. 

Bei  der  im  Jahre  1817  vorgenommenen  ersten  Bevölkerung«  -  Zählung  des 
Preussisehen  Staats,  nach  seiner  damaligen  Restitution,  betrug  die  Bevölkerung 
Breslaues  nach  Hoffinann**)  76813  Seelen,  nach  der  Zählung  vom  Jahre  1849 
110702  Seelen,  die  Zunahme  betrug  also  34889  Seelen,  oder  50  pCt  fftr  ein^n 
Zeitraum  von  32  Jahren,  d.  h.  fär's  Jahr  etwa  1,5  pCt.  Es  steht  diese  Zunahme 
in  der  Mitte  zwischen  der  Bevölkerungs- Progression  anderer  grossen  Städte  der 
Preussischen  Monarchie  in  demselben  Zeitraum ,  die  nicht ,  Berlin  von 
188486  Einw.  auf  423992  Einw.,  etwa  um  130  pCt,  oder  Cöln  von  54938  Einw. 


*)  Barthold,  Geachiohte  des  deutsoben  St&dtewesens .  Bd.  II.  8.282. 
•♦)  UebersiGht  ete. 


434  Devtseb'es  Btftdiewesett. 

«nf  95000  Eittw.,  also  anteliftlicli  sduieller  gewachsen  sind ,  oder  Hinter  der  2«ä- 
nähme  Breslaues  ssurüokgeblieben  sind,  wie  Königsberg,  das  sich  Ton  63299 
nur  bis  auf  75240  Einw.  in  demselben  Zeiträume  vermehrt  hat,  oder  wie  Danzig, 
das  von  52821  auf  63917  Einw.  gestiegen  ist. 

Diese  einfachen  Zahlenrerhftltnis^e  deuten  in  ihrer  Zusammenstellung  yon 
verschiedenen  Stttdten  jedenfalls  auf  mannigfache  mit  der  Lage,  den  inneren  Lebens- 
bedingungen und  sonstigen  Beziehungen  derselben  verknüpften  Gründe  hin ,  deren 
Erörterung  einer  Lokalstatistik  jeder  einzelnen  Stadt  angehört,  sie  geben  aber 
auch  schön  durch  ihre  blosse  Aufzählung  zu  weiteren  Betrachtungen  Anlass,  wess- 
halb  hier  noch  für  den  vorhin  erwähnten  Zeitraum  von  1817  bis  1847  die  Zahlen- 
verhttltnisse  der  Bevölkerung  einniger  Städte  folgen  mögen.  Es  vermehrte  sich 
also  die  Bevi^erung  von  Memel  von  8220  auf  10779  Einw.,  Tilsit  von  11497 
auf  14588  Einw.,  Gumbinnen  von  6000  auf  7000  Einw.,  Elblng  von  18534 
auf  21637  Einw.,  Thorn  von  9016  auf  13000  Einw.,  Graudenz  von  7572  auf 
^0093  Einw.,  Posen  von  22711  auf  37000  Einw.,  Potsdam  von  23362  auf 
39864  Einw.,  Brandenburg  von  12304  auf  18309  Einw.,  Prenzlan  von  9299 
auf  12985  Einw.,  Spandau  von  6162  auf  9000  Einw.,  Frankfurt  a.  O.  von 
15543  auf  29969  Einw.,  Landsberg  a.  W.  von  8639  auf  12630  Einw.,  Stettin 
mit  Damm  von  27220  auf  47202  Einw.,  Stargard  von  8232  auf  12127  Einw., 
.  Colberg  von  7361  auf  10000  Einw.,  Stolpe  von  5547  auf  10583  Einw.,  Stral- 
sund von  16876  auf  19000  Einw.,  Greifs wald  von  7471  auf  13000  Einw.,  Brieg 
von  9942  auf  12115  Einw.,  Neisse  von  8638  auf  17164  Einw.  (Bemerkenswerth 
ist ,  dass  mehrere  Festungsstädte  eine  ^  sehr  starke  Vermehrung  der  Bevölkerung 
er&hren  haben)  Seh weidnitz  von  9913  auf  13850  Einw.,  Glatz  von  7191  auf 
11564  Einw.,  Gross-Glogau  von  10245  auf  15336  Einw.,  Görlitz  von  9856 
auf  19000  Einw.,  Grüneberg  von  9141  auf  10548  (wohl  die  geringste  Zunahme 
einer  ähnlich  grossen  Stadt  im  preussischen  Staate,  trotz  des  emsig  betriebenen 
Weinbaues),  Liegnitz  von  9142  auf  14934  Einw.,  Halberstadt  von  14677  auf 
20000  Einw.,  Quedlinburg  von  11464  auf  14000  Einw.,  Burg  von  9101  auf 
14673  Einw.,  Halle  a.  S.  von  21579  auf  34000  Einw.,  Erfurt  von  18218  auf 
32000  Einw.,  Mühlhausen  von  10055  auf  14000  Einw.,  Nordhansen  von 
^9684  auf  14000  Einw.,  Münster  von  14435  auf  25000  Einw.,  Minden  von 
8339  auf  13000  Einw.,  Bielefeld  von  6550  auf  11000  Einw.,  Herford  von 
6208  auf  9000  Einw.,  Paderborn  von  5845  auf  10000  Einw.,  Soest  von  6745 
auf  9000  Einw.,  Iserlohn  von  5196  auf  11000  Einw.,  Hamm  von  5042  auf  6000 
Einw.,  Dortmund  von  4476  auf  9000  Einw.,  Siegen  von  4337  auf  6000  Einw., 
Arnsberg  von  2633  auf  5000  Einw.,  Bonn  von  9926  auf  17000  Einw.,  Düssel- 
dorf von  23625  auf  26000  Einw.,  Barmen  von  19171  auf  35000  Einw.,  Elber- 
feld  ton  15681  auf  39000  Einw.,  Crefeld  von  14791  auf  36000  Einw.,  Solin- 
gen von  8540  auf  7000  Einw.,  Wesel  von  11737  auf  16000  Einw.,  Kleve  von 
6736  auf  8000  Einw.,  Coblenz  mit  Ehrenbreitstein  von  15597  auf  26000 
Einw.,  Kreuznach  von  7206  auf  10000  Einw.,  Trier  von  12760  auf  19000  Einw., 
Saarbrück  von  6381  auf  9000  Einw.,  Saarlouis  von  6888  auf  7000  Einw., 
Aachen  von  32306  auf  51000  Einw.,  Eupen  von  9655  auf  12000  Einw., 
Düren  von  4938  auf  8000  Einw.,  Burscheid  von  4628  auf  6000  Einw. 
Diese  Zahlen  geben  eine  Uebersicht  der  bedeutendsten  Städte  der  preussischen 
Monarchie  nach  dem  Zuwachs  ihrer  Bevölkerungen  während  der  Dauer  eines 
Menscbenalters  und  sind  daher  geeignet,  durch  Yergleichung  untereinander 
belehrende  Aufechlüsse  über  die  Yerschiedenartigkeit  in  der  Progression  der  Be- 
völkerung zu  geben,  die  zwar  von  den  mannigfachsten';  oft  rein  lokalen  Ein- 
flüssen abhängig  ist,  auf  die  aber  in  neuester  Zeit  unstreitig  die  so  gesteigerte 
Bedeutung  und  durch  die  Eisenbahnen  theilweise  veränderte  Richtung  des  Ver- 
kehrs, so  wie  Handel  und  Gewerbe  die  nachhaltigste  Einwirkung  geäussert  haben 
dürft».  Kehren  wir  nun  zur  Stadt  Breslau  zurück,  so  ist  der  Brutto-Mieths- 
werth  derselben  auf  1791855  Thlr.  veranschlagt,  was  pro  Einwohner  16  Thlr. 


Deutiohes  8tftdtewet«&.  425 

&  Sgr«  erdebt,  der  HieÜtswerth  in  BreBlan  geht  danach  über  den  in  BerHn^  -«ro  er 
nur  14  TUr.  28  Sgr.  pro  Einwohner,  und  den  in  Königsberg,  wo  er  13  Thlr.  7  Sgr. 
pro  Einwohner  betriigt,  hinaas.  Dagegen  steht  Breslau  Stettin  nach,  wo  der 
Miethswerth  pro  Kopf  18  Thlr.  18  Sgr.  ausmacht.  Im  Allgemeinen  ist  für  den 
itegierungs*  Bezirk  Breslau  (mit  55  servispflichtigen  Städten)  der  Miethswerth 
Yon  2587054  Thlr.  auf  284377  davon  betroffene  Einwohner  berechnet,  pro  Kopf 
also  9  Thlr.;  im  Begierungs>Bezirk  Liegnitz  (mit  37  Städten)  auf  737028  Thlr. 
bei  145394  Ein wohoern,  pro  Kopf  5  Thlr.  2  Sgr.;  im  Regierungs -Bezirk  Oppeln 
(mit  38  Städten)  bei  146424  Einwohnern  auf  632384  Thlr.  oder  4  Thb*.  9  Sgr. 
pro  Kopf.  Die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  in  Breslau  je  nach  den  einzelnen 
Häusern»  ergiebt.sich  aus  folgender,  für  das  Jahr  1838  berechneten  Uebersicht. 
Es  wohnten  damals  in  2991  Häusern  und  in  den  Kasernen  96875  Personen  und 
Bwar  in  191  je  2— -3,  in  343  Häusern  je  5—10,  in  719  Häusern  je  10—20,  in 
619  je  20—30,  in  401  Häu§em  je  30—40,  in  276  Häusern  je  40—  50,  in  158  Häusern 
je  50—60,  in  54  Häusern,  je  60—70,  in  106  Häusern  je  7^—80,  in  45  Häusern 
je  8Q— 90,  in  21  Häusern  je  90—100,  in  62  Häusern  je  100—150,  in  7  Häusern 
je  150—200,  in  7  Häusern  über  200  bis  300  Personen. 

Einen  einflussreichen  Unterschied  zwischen  dem  Wesen  deutscher  Städte  in 
der  Vorzeit .  und  in  der  Gegenwart  bildet  die  Lage  der  städtischen  Finanzen  so- 
wohl  nach  Höhe  ihrer  Budgets,  als  nach  Art  und  Weise  des  Einkommens,  vor^ 
zugsweise  natürlich  in  den  grossen  Gommunen.  Wie  die  Bedürfnisse  der  Ein- 
i^elnen  mit  dem  Fortschreiten  der  Civilisation  gewachsen  sind,  so  auch  im  Allge- 
meinen die  der  Conununen;  sie  haben  ihr  Einkommen  steigern  müssen,  um  den 
Ter  schieden  artigen  Ansprüchen  zu  genügen;  kaum  eine  grössere  Commune  hat 
sich  von  Schulden  frei  erhalten  können.  Das  Grundvermögen,  auf  dessen  Ein- 
kommen früher  ein  grosser  Theil  der  Yerwaltungskosten  übertragen  war,  ist  in 
den  Zeiten  der  Noth  theilweise  verbraucht;  auf  indirekte  Steuern  konnten  die 
Städte  nicht  allzu  sehr  reflektiren,  indem  diese  schon  zu  den  Bedürfhissen  des 
Staats  in  der  Begel  ausreichend  beansprucht  waren  —  Zuschläge  auf  Mahl^  und 
Schlachtsteuer  bildeten  hin  und  wieder  wohl  noch  ein  Auskunftsmittel  —  desshalb 
findeii  wir  auch  gerade  durch  die  Noth  der  Gommunal- Budgets  den  Weg  zur 
direkten  Besteuerung  gebahnt,  wie  diess  die  Mieths-  und  Einkommensteuer  be* 
künden.  Wir  lassen  hier  einige  Mittheilungen  über  das  Breslauer  Budget  folgen, 
weil  es  an  sich  von  Interesse,  auch  Anlass  zu  Yergleichungen  bieten  mag: 

Die  Einnahmen  der  Stadt  Breslau  betrugen 

1835  1838  1849  1853    (nach  dem  Etat) 

421179  Thlr.    442625  Thlr.    472637  Thk.     368114  Thlr. 

Die  Ausgaben  derselben: 

403621      „        383421      „        465215      „       405714     „ 

Eine  Ansicht  dieser  Zahlen  ergiebt,  dass  eine  über  das  Yerhältniss  der  Volks- 
Vermehrung  hinausgehende  Steigerung  des  Budgets  hier  gewiss  nicht  eingetreten 
ist;  im  Jahre  1838  traf  auf  eine  Bevölkerung  von  88869  Einwohnern  die  Summe 
von  442625  Thhu.,  und  1849  kamen  472637  Thhr.  auf  110000  Einwohner.  Die 
Etatsangaben  für  1853  enthalten  nur  die  Soll-Einnahme  und  Ausgabe  und  können 
desshalb  nicht  in  Betracht  kommen,  versprechen  aber  jedenfalls  ein  niedrigeres 
Budget,  als  es  die  vorangegangenen  Jahre  erheischten.  Vergleicht  man  nun  Be- 
völkerung und  Budget  von  Breslau  und  Berlin,  so  ergiebt  sich  auch  hier  gerade 
keine  ungünstige  Bilanz  für  Breslau.  In  Berlin  ist  die  Einnähe  —  und  be- 
kanntlich richten  sich  bei  öffentlichen  Verwaltungen  diese  nach  den  Ausgaben, 
.während  bei  soliden  Privat -Budgets  sich  die  Ausgaben  nach  den  Einnahmen 
richten  sollen  —  von  1013782  Thkn.  im  Jahre  1838  auf  3739343  Thlr.  im 
Jahre  1849  gestiegen.  Auch  die  Stadtschulden  von  Berlin  und  Breslau  verhalten 
sich  unge^r  im  Verhältnis»  ihrer  Bevölkerungen,  für  Berlin  1849  eine  Summe 

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42§  D9«e»'c1ye<hStftdt«Pvr680di^ 

Ti$n  4918079  und:  för  Bpes]«l>  in  d^nwelben  Jahre  14272!62  l?hlr.  ilus  der  Ver- 
waHung  der  Eftminerei-Oüter,  Forst«)  und  des  Bt&dtisclien  Gruudeigentlituiis 
flössen  dem  Budget  Bre3lau3  zu:  im  Jahre  1838  4>l635  Thlr.,  im  Jahre  1849 
58664  Thlr.  und;  für  1863  waiien  verMischlagt  34371  Thb-.;  Beriins  K&mmerei- 
Verwaltung  erttug  für  I862^*.6l 604  Thlr.  Der  Grundbesitz  Breslauer  ist  deBOnaoh 
ein  Terhaitnissmässig  betrttchtlicher;  städtUche  Grundstücke  gehören  der  Kammer^ 
allein  an  80,  welche  mit  339440  Thlm.  yersichert  ^d,  und  zum  grossten  Tfaeil 
zu  städtischen  Zwecken  b^nutst  werden ,  ausserdem  aber  noch  eine  Jahi^s- Ein- 
nahme von  mehr  als  18006  TfalnK  gewft^eui  Hierbei  kann  erwllhnt  werden, 
dass  bei  der  städtischen  Feuersozietftfc  im  Jahre-  1849  3090  Grundstücke  mit 
33408535  Thlm.  versichert  waren»  und  dass  in  diesem  Jahre  An  28000  Thlr.  Brand- 
schäden gezahlt  werden  mussten,  welche  durch  Beiträge  von  2\i  Bgr.  von 
100  Thlm.  aufgebracht  wurden.  Wie  ungünstig  ^eses  Verhäitniss  witr,  ergeben 
nachfoigende  Data.  Im  Jahre  1836  betrugen  die  Ausschreibungen  ven  100-Thlrn. 
der  Versiöherungssufflme  1  Sgr.  9  Pf.,  überhaupt  12791  Thlr.,  im  Jahre  1837 
10  Pf.,  überhaupt  6288  Thlr.;  im  Jahre  1838  2ßgr.,  überhaiapt  ^5 188  Thlr.,  im 
Jahre  1839  10  Pf.,  überhaupt  6422  Thlr.,  im  Jahre  1841  10  Pf.,  überhaupt 
6681  TMr.,  im  Jahre  1842  6  Pf.,  überhaupt  4026  Thlt.  In  den  Jahren  1833,  1834, 
1836  und  1840  fanden  keine  Ausschreibungen  statt  Versichert  waren  Ende 
Deobr.  1&42  2914  Grundstücke  mit  25760900  Tiikn. 

Einen  betrftehtUchen  Einnahmeposten  bildeten  früher  für  Breslau  die  Waage* 
gefalle,  eine  .d«r  alten  städtischen  Abgaben,  wi^  sie  in  vielen  Städten  vorkamen; 
sie  betrugen  noch  1819  für  Breslau  54264  Thlr.,  für  1849' aber  nur  6134  Thlr. 
Der  Gmnd  war,  das»  im  Jahre  1820  der  Stadt  das  Zyrangs -Waagerecht,  das  sie 
seit'  dem  Jahre  1272  besessen  hatte,  im  Verfolg  der  neuen  Gesetzgebung  entzogen 
wurde.  Seitdem  gingen  die  GefWe  daraus  schnell  hemnter,  bis  sie  bereits  1841* 
auf  nur  62 J 8  Thlr.  gekommen  waren  und  sich  in  dieser  Höhe  während  des  letzten 
Jahrzehnts  erhalten  haben.  Ein  ähnlicher  ZoU  aus  alter  Zeit  hat  sich*  in  Breslau 
erhalten  Unter  dem  Namen  „Brücken-  und  Pflasteroölle,*^  welche  noch  im 
Jahre  1842  23320  Thh-.,  im  Jahre  1849  aber  nur  14432  Thlr.  eintragen,  was  auf  ein 
allmähliges Aufhören  hindeutet.  Es  sind  diess  nämlich  Zölle,  welche  zum  Theil 
noch  an  den  Gresizen  der  innem  Stadt  bestehen  und  ftlr  jeden  Wagen  und 
Schütten  erhoben  werden,  welcher,  mit  Brod  und  Fleisch  in  Breslau  einpassirt, 
um  sich  behufs  des  Verkaufs  der  Ladung  auf  den  öffentlichen  Plätzen  und  Strassen 
der  Stadt  aufisustellen.  Für  die  Verwaltung  der  gi^istlichen  - ,  medicinal-  imd 
höhere  Unterrichtsangelegenheiten  sind  nach  dem  Budget  von  1849  in  Breslau 
23031  Thlr.  als  Zuschuss  verausgabt,  im  Jahre  1841  waren,  es  18681  Thlr.  und 
1842  14077  Thlr.  Von  den  23031  Thlm.  kämen  3899  auf  küchliche  Zwecke, 
während  nach  dem  Budget  Berlins  im  Jahre  1852  11906  Thlr.  zu  kirchlichen 
Zwecken  verausgabt  wurden.  Ueberhaupt  hat  aber  das  Kirchenwesen  Breslaus 
im  Jahre  1849  eine  Ausgabe  von  35578  Thlm.,  und  das  höhere  ünterrichtswesen 
von  46654  Thlm«  verursacht. 

Die  Elementarschulen  erforderten  Zuschüsse  aus  dem  städtischen  Budget  im 
Jahre  1841  10980  Thk.,  im  Jahre  1842  nur  3460  Thlr.,  im  Jahre  1849  39853<Thlr., 
im  Jahre  1852  21883  Thlr.;  für  das  Jahr  1853  sind  veranschlagt  28060  Thlr. 
Breslau  hatte  im  Jahre  1849  an  Elementarschulen  21  evangelische^  3  katholische 
und  eine  Fabriksohule  zu  erhalten,  deren  gesammter  Bedarf  sich  auf  97582  Thlr. 
belief,  wozu  die  Schulgelder  ungefähr  42000  Thlr.  einbrachten,  die  Vermächtnisse 
und  Fonds  etwa  16000  Thlr.  ergaben.  Die  Schülerzähl  in  den  städtischen  Schulen 
belief  sich  auf  8460,  worunter  3596  Freischüler,  welche  von  181  Lehrern  unter- 
richtet wurden,  die  ein  Gehalt  von  über  60000  Thlrn.  bezogen»  Ueberhaupt  waren 
im  Jahre  1849  zu  Breslau  15337  schulpflichtige  Kinder,  von  denen  14S63  die 
Schulen  besuchten.  —  Da»  sogenannte  Serviswesen  ist:  ein  Punkt,  in  welchem 
die  städtischen  Budgets  mit  den  Staatsflnanzen  ziemlich  eng  Kusammentreifen; 
die  darauf  fallende  Ausgabe  ist  fUc  Breslau,  verglichen  mitBeiün^  ziemlieh  hoch: 


sie*  betrüg  üa  Jalire  18^9  fOr  Brtolttu  56000;  ffLr  Berlin  151600  Thlr.;  yrüräß  aiber 
im  Verhältnis«  der  Bevöikerung  entweder  fö^  Berlin  224000  Tfahr.,  oder  illr  Breslau 
etwa  88000  Thlr.  haben  betragen  müssen.  '  > 

Wir  erwähnten  schon,  dass  die  Schulden   der  Stadt  Breslau  sich  zu  denen 
Berlins  in  dem  ihren  Bevölkerungen  entsprechenden^erhftltniss  befänden;   auch 
darin  sind  sich  die  bdderseitigen  Schulden  ähnlich,  dass  sie  trotz  ziemlich  regel« 
massiger  Tilgung-  mit  den  Jahren  wachsen  und  nach  10  bis  20jähriger  Tilgungs^ 
periode  durch  neue  Schulden  über  den  frühem  Etat  hinausgehen.    Das  Schulden^ 
wesen  hat  sich  der  meisten  Communen  bemächtigt  und  ist  ein  Beitrag  mehr  za 
dem  Gewebe  der  sogenannten  materiellen  Interessen  unserer  Gegenwart  geworden. 
Breslau  hatte  zu  Anftemg  des  Jahres  1804  nur  746227  Thlr;  Schulden;    das  Jahr 
1807  vermehrte  dieselben  schon   auf  858475  Thlr,,    die  Jahre   1808 --15   waren 
theilweise  erfinderisch  im  Schuldenmachen,  weil  die  bittere  Nothwendigkeit»  hinzu- 
trat;   auch   noch  das  Jahr   1831   erforderte    zur  Abwehr    und  Bekämpfung   der 
Cholera  eine  neue  Stadtsohnld  von  128000  Thlm.,  so  dass  sich  die  ganze  Schulden- 
Summe  damals  auf  17&2702  Thlr.  stellte.     Durch  Tilgung  sank  dieselbe  bis  1842 
mi  1218184  Thlr.  herunter,  und  belief  sich  Im  Jahre  1849  wieder  auf  1427262  Thlr. 
-^  £ine  £innabmequelle  waren  die  sogenanntefu  Bürgerrechtsgewinnungs- 
gebühren,   die  mit  der  Umwandlung  der  alten  Städteordnung  in  Wegfall  ge-- 
kommen   sind.      Sie   betrugen  für   Breslau    durchschnittlich    der    loteten   Jahre 
ISOOO  Thlr.,  während  sie  bei  vierfach  stärkerer  Bevölkerung   in  Berlin    durch-* 
schnittlich  um  dieselbe  Zeit  etwa  51000  Thlr.  einbrachten ,   also  ganz  genau  fast 
dasselbe  Verbiitniss.    Auch  die  Zahl  der  ins  Bürgerrecht   Tretenden  war  ver- 
hält nissmftssig  dies(^be,   in  Breslau  zu  Ende  des  letzten  Jahrz^nts    etwa  500 
jttliylieb ,  in  Berlin   2000.     Damit  diese  Einnahmequelle  auch  für   die  Folgezeit 
fliessen  möge,  haben  die  Gemeindebehörden  statt  der  Bürgerrechtsgelder  sogenannte 
EinzhgB-  und  Hattsstafidsstener  eingeführt,  welche,  wenigstens  ^r  Berlin  keinen 
Ansfall  gegen  früher  befürchten   lässt;   denn  sie  betrug   1851    581 57  Thlr.,  und 
stieg    1852   auf   die   beträehtUche   Summe    von    100011  Thalem ,    wonach   also 
Broslau  für  1852  immerhin  müsste  20000  Thaler  unter  demselben  Titel  verein- 
nahmt haben. 

£^1»  bedeutendes  Steuerquantum  wird  in  Breslau  •  für  die  Bedürfnisse  der ' 
Commune  durch  die  sogenaumte  Bealsteuer  *—  vom  Grundeigenthum  —  und  die 
Persenalsteuer- —  vom  Persbnaleinkommen  —  aufgebracht;  sie  lieferten  1849  die 
Summe  von  199836  Thlm.,  und  würden  der  in  Berlin  bestehenden  Haus-  und 
Mlethssteuer  entsprechen,  die  1849  632340  Thlr.  eintrugen.  Die  Personalsteuer 
entrichten  in  Breslau  alle  Bürger  (ind.  die  ^ühern  Schutzverwandteu)  insoweit 
sie  nicht  Almosengenossen  sind;  sie<  wird  von  allem  Einkommen  berechnet,  das 
Jemand  aus  dem  Betriebe  eines  Gewerbes,  aus  dem  Ertrage  oder  der  eigenen 
Benutzung  von  Grundstücken,  aus  Zinsen  von  Kapitalien,  oder  aus  sonst  irgend 
wdchen  Einnahmequellen  bezieht,  ohne  Unterschied,  ob  die  Objecto,  von  denen 
das  Einkommen  bezogen,  am  Orte,  oder  ausserhalb  desselben  belegen  sind.  Im 
Jahre  1841  betrugen  beide  Steuern  177441  Thlr.,  wovon  die  erstere  84028  Thlr., 
^e  zweite  93413  Thlr.;  für  das  Jahr  1842  brachten  beide  Steuern  185721  Thlr/ 
^n.  Die  Personalsteuer  verstattet  durch  Yergleichnng  verschiedener  Zeitperioden 
eine  Einsicht  in  die  Veränderung  der  Vermögens  Verhältnisse  der  Breslauer  Be- 
völkerung; die  Steuer  betrug  1820  86479  Thlr.  bei  einer  Bevölkerung,  excl.  Mi- 
litair,  von  78865  Einwohnern;  es  steuerte  daher  der  Kopf  etwa  1  Thlr.  2  Sgr.  10  Pf.; 
1888  kamen  ein  86363  Thlr.  bei  einer  Einwohnerzahl  von  82894  Seelen;  die 
Steuer  betrug  pto  Kopf  1  Thlr.  3  Sgr.  9  Pf.  1842  ertrug  die  Steuer  98210  Thlr., 
bei  einer  Bevölkerung  von- 98110  Einwohnem,  so  dass  der  Kopf  1  Thlr.  1  Sgr.  11  P& 
steuerte.  'Wirkliche  Contribuenten  waren  aber  1820  11481,  1833  1155S  und  1843^ 
12487.  Von  diesen  letzteren  steuerten  11931  von  einem  Einkommen  von  100 
M^  incl.  $000' Thlr.  51748  Thlm.,  und  &56  von  einem  Einkommen  voii  1100 
biA  15000  Thka^  32141  Thir.    4833  contribairteu  bds   1000  Thlr.   10965  Befsonen 

27* 


438  •    DeutflClies  StUdteweaen. 

nnd  Ton  einem  hohem  Einkoixkmeii  588  Personen;  im  J.  182O.da£eg«ai-fit«iiett0a 
von  einem  Einkommen  bis  lOOOThalem  10654  Personen  und  aarflher  hinaas 
836  Personen. 

Diese  Btenerrerhältnisse  ergeben,  gleiche  GnmdsHtze  der  Einsehätzung  an- 
genommen, dass  die  .wohlhabendere  Klasse  sich  seit  dem  Jahre  1820  eirheblich. 
vermindert,  die  mittlere  und  ärmere  dagegen  bedeutend  vermehrt  hat.  Diese  Yer* 
mehrung  trifft  namentlich  die  Steuerklasse  bis  zu  einem  Einkommen  von  200  Thlm. 
1820  waren  solcher  Contribuenten  6748,  1833  7560,  1842  8102  vorhanden.  Da- 
gegen steuerten  von  einen  Einkommen  von  1100  Tlüm.  und  darüber  1820  836f, 
1838  588  und  1842  556. 

Nach  der  Gewerbesteuexrolle  waren  zu  Ende  1849  von  den  8366  Grewerbr 
treibenden  Breslaus :  990  Händler  mit  kaufmännischen  Bechten,  2305  Händler  ohne 
solche  Rechte,  480  Gast- Speise -Schankwirthe  (einschliesslich  290Liqueur-  und 
Branntweinschänken),  136  Bäcker,  136  Fleischer,  81  Brauer,  1128  gewerbeateuer- 
Pflichtige  Handwerker  mit  2886  Gesellen,  2656  Handwerker,  welche  das  Grewerbe> 
mit  780  Gesellen  in  steuerfreiem  Umfange  betreiben,  22  Müller,  61  Schiffer  mit 
105  Schiffen,  145  Lohnfuhrleute,  136  Hausirer.  Unter  den  vorhin  erwähntüft 
Handwerkern  blanden  sich  720  Schmiede  mit  486  Gesellen,  692  Schuhmacher  mit 
533  Gesellen,  81  Maurermeister  mit  400  Gesellen,  19  Zimmenueistei:  mit  198  Gre» 
seilen  und  19  Tuchmacher  mit  29  Gesellen.  Im  Ganzen  haben  »ch  die  Geschalt- 
und  Gewerbetreibenden  in  Breslau  seit  1821  bis  1847  von  7447  auf  8641  ver^ 
mehrt,  von  1847  bis  1849  dagegen  auf  8366  veimind^rt. 

Wenn  für  die  Breslauer  Armenverwaltung  1849  201290  Thlr.  verausgabt, 
wurden,  so  ist  das  im  Yerhältniss  zu  Berlin,  welches  in  demselben  Jahre  608450« 
unter  demselben  Titel  in  seinem  Budget  aufßihrte,  gewiss  eine  stärkere  BeiUiatung 
für  Breslau. 

Die  zweit- grösste  Stadt  Schlesiens  ist  Görlitz,  deren  Bevölkerung  1817 
nur  9856. Seelen,  1831  12206  Seelen,  1841  14970  Seelen  und  1851  20344  Seelen, 
betrag;  von  1831  bis  1851  ist  ihre  Bevölkerung  um  8138  Seelen  oder  um  66,7  pCt. 
gewachsen,  eine  Schnelligkeit  der  Zunahme ,  ixt  welcher  sie .  unter  den  .grossem. 
Städten  des  Preussischen  Staats  bis  zu  20000  Einwohnern  nur  von  Crefeld^. 
das  in  derselben  Zeit  um  107  pCt.  von  18738  Einwohnern  auf  38787  Einwohner 
gewachsen  ist,  von  Berlin,  das  um  74pGt.  und  vonElberfeld,  das  um  70pCt. 
zugenommen  hat,  übertroffen  worden  ist.  Görlitz  nahm  1851  die  21.  Stelle  unter 
den  grossem  Städten  der  Preussischen  Monarchie  ein,  nibch  ihr  hat  Halberstadt 
20210  Einwohner.  Im  Jahre  1817  waren  nur  12  Städte  in  PrCussen  aufzuzählen, 
die  mehr  als  20000  Einwohner  zählten.  Eine  stärkere  oder  fast  gleich  grosse  Be- 
völkerung wie  Görlitz  zählten  bereits  1817  folgende  schleaische  Städte,  die  so 
mit  im  Wachsthum  hinter  ihr  zurückgeblieben  sind:  Gross- Gl og au,  Schweid-. 
nitz,  Grüneberg,  Liegnitz  und  Brieg.  Die  Stadt  Görlitz  führt  ihren 
Ursprung  in  das  12.  Jahrhundert  zurück  und  bildete  Jahrhunderte  lang  einen  be- 
deutenden Mittelpunkt  für  die  Geschichte  der  sie  umgränzenden  Länder,  deren 
Bevölkerungen  Her  im  nationalen  und  politischen  Kampfe  aufeinander  trafen. 
Nur  wenige  deutsche  Städte  erfreuen  sich  einer  so  ausführlichen  und  gründlichen 
Darstellung  ihrer  historischen  und  statistischen  Verhältnisse,  wie  sie  diese  Stadt 
in  dem  Werke  „Geschichte  von  Görlitz**  in  vier  Büchern  von  Dr.  Neumann,  1850 
gefiinden  hat.  Für  die  Kenntniss  des'  deutschen  Städtewesens  ist  in  diesem  Buche 
ein  reichhaltiges  Material  verarbeitet;  vornehmlich  ist  es  die  Bechts-  und  Ge-. 
richtsverfassung  deutscher  Städte  während  des  Mittelalters,  die  aus  der  Geschichte 
dieser  Stadt  am  klarsten  hervortritt,  indem  ihr  schon  1303  Magdeburger  Becht 
zu  Theil  wurde,  wie  das  am  ausführlichsten  in  dem  Bechtsbuche  dargelegt  ist, 
welches  die  Stadt  von  Magdeburgs  Schöffen  in  demselben  Jahre  empfing.  Einen  be- 
sonders nachhaltigen  Au&chwung  erhielt  die  Stadt  Grörlit«:  durch  die  aus  der 
Mark  eingewanderten  vlämischen  Wollenweber,  di^en  Nachkommen  bis  in  die 
neueste  Zeit  hinein  ihre  Geschäfte  so  ezfolgreioh  betrieben  h«b«Q».  4m8  giegenwärtig. 


Dentflchdtf  Btftdtewesen.  4SS9 

¥on  Gttriftä  ftot  TnoUiftikdliuigen  ihren  Weg  nach  England,  der  Türkei  und  yvt- 
«chiedenen  L&ndem  Amerikas  finden. 

Unter  den  historisch  bedeutenden  Stftdten  nimmt  Liegnitz  eine  hervor- 
ragende Stelle  ein;  in  ihrer  Umgebung  war  es,  wo  wiederholt  das  Schicksal 
•Deatschlands  nnd  Prenssens  erfolgreich  entschieden  wurde;  dafür  sprechen  die 
Mdngolenschlacht,  Friedrich  des  Grossen  Sieg  nnd  die  Schlacht  an  der  Katzbach. 
In  den  £benen  Ton  Liegnitz  hatte  Herzog  Heinrich  der  Fromme  im  Jahre  1241 
gegen  die  heranstürmenden  Mongolen  die  flüchtigen  Polen  nnd  Sohlesier,  deutsche 
Kriegsleute,  auch  wohl  die  Bürger  s^ner  Städte,  gewiss  aber  500  wackere  Berg- 
knappen von  Goldberg  Ycrsammelt,  um  die  Schlacht  zu  wagen.  Nach  tapferem 
Streite  unterlag  das  kleine  Heer  den  zehnfach  Ueberlegenen  am  9.  April;  aber 
der  Vernichtung  jenes  ersten  christlichen  Haufens  ungeachtet  machten  die  Sieger 
Halt,  konnten  selbst  die  nahe  Burg  von  Liegnitz  nicht  zwingen.  Der  Widerstand 
des  gehamischten  Volkes,  die  zahlreichen  Burgen,  festen  Stftdte,  tmtimauerten 
FeldUöster,  der  neue  Anblick  einer  so  streitbaren  Staatsgesellschaft,  ingleichen 
sie  auf  ihrer  blutigen  Laufbahn  noch  nicht  gesehen,  gebot  den  Mongolen  die 
Umkehr.  Vom  Amur  nnd  von  Koreas  Küsten  bis  zu  den  deutschen  Vormarken 
hatten  die  Mongolen  120  Grade  der  LHnge,  ein  Drittel  des  Erdumfanges  als 
Sieger  durchmessen,  sie  blieben  noch  Jahrhunderte  in  Russland;  ein  ewig  denk- 
würdiges Ereigniss,  dass  sie  Anatoliens  Küsten  unaufhaltsam  erreichten,  der 
Ostnanen  frischeste  Jngendkraft  brachen;  an  Deutschlands  östlichem  Saume  da- 
gegen nmlenktent  Und  seitdem  hat  Liegnitz  die  wechselvollen  Zustände  Schlesiens 
ffetheilt,  zu  einer  für  die  Landschaft  immer  segensreichem  Stellung  sich  empor- 
hebend. Ueber  die  städtische  Verwaltung  existiren  seit  dem  Jahre  1844  öffent- 
liche Berichte.  In  jenem  Jahre  betragen  die  Einnahmen  des  städtischen  Haus- 
halts 66437  Thlr.,  die  Ausgaben  61341  Thlr.  Bemerkenswerth  ist,  dass  in  den 
Einnahmen  ein  Posten  ans  den  Forsten  mit  19234  Thlm.  sich  befindet,  was  für 
das  ansefanli^e  Grandvermögen  der  Stadt  spricht,  wie  denn  auch  bei  Görlitz 
und  andern  schlesischen  Städten  die  £iinkünfte  aus  der  Forstverwaltung  sehr  an- 
sdmlich  sind.  —  Wie  in  Bezug  auf  städtische  Verhältnisse  seit  einem  Jahrzehnt 
die  Sachlage  sich  geändert  hat,  ergiebt  sich  unter  Anderm  aus  der  Thatsache, 
dass  heutzutage  die  Communen  durch  Einzugsgelder  etc.  sich  vor  dem  gefurchteten 
Proletariat  zu  schützen  suchen,  während  die  Communalbehörden  von  Liegnitz  z.  B. 
noch  vor  eilf  Jahren  vergeblich  um  die  Festsetzung  von  10  bis  15  Silbergroschen 
ein ''für  allemal  von  jedem  neu  anziehenden  Schutzverwandten  bei  dem  Ministerium 
.vorstellig  wurden.  Der  Antrag  wurde  damals  abgewiesen,  „weil  durch  diese  Ab- 
gabe theils  der  allgemeinen  Freizügigkeit  widersprochen,  theils  den  Sohutzver- 
vandten  zum  Besten  eines  Listituts  (die  Steuer  sollte  zum  Nutzen  des  Liegnitzer 
Bfirgerrettungs- Instituts  verwendet  werden),  aus  dem  sie  niemals  Vortheil  ziehen 
könnten,  eine  Last  aufgebürdet  werden  würde.''  In  Hinsicht  seines  Schulden- 
wesens befindet  sich  Liegnitz  in  einer  gtinstigen  Lage.  Der  7jährige  Krieg  hatte 
der  Stadt  eine  Schuldenlast  von  48089  Thlm.  zugezogen,  welche  1805  bis  auf 
6836  Thlr.  getilgt  waren.  Die  Leiden  des  Krieges  von  1806  und  seine  Folgen 
steigerten  die  Schnldensummc  bis  zum  Jahre  1816  auf  73792  Thlr.  Davon  wur- 
den von  1817—27  getilgt:  34584  Thlr.  und  neue  contrahirt  im  Jahre  1827 
6600  TUr.,  desgleichen  1828  10000  Thb«.  Getilgt  wurden  von  1828—39  18148  Thlr., 
und  im  Jahre  1839  neu  contrahirt  19350  Thlr.  Getilgt  wurden  von  1840—44 
47860 Thlr.,  woraus  sich  ereiebt,  dass  die  Schulden  der  Stadt  damals  nur  noch 
9150  Thlr.  betragen.  Die  Bevölkerang  von  Liegnitz,  welche  1817  9142  Seelen 
Bählte,  und  im  Jahre  1849  auf  1'4934  Einwohner  angewachsen  war,  hat  demnach 
anch  eine  wachsende  direkte  Oommunalsteuer  au&ubringen  bekommen,  indem  die* 
eelbe  1843  z.  B.  9745  Thb.  und  1«51  13367  Thlr.  betrag. 

Eine  an  Bevölkerang  Liegnitz  gleichstehende  sehlesische  Stadt  ist  Gross- 
Glogau,  im  Jahre  1817  mit  10245  Einw.,  1849  mit  14336  Einw.j  doch  erreicht 
fl&e  jene  mit  ihrem  Sinnahme*  und  Ausgabe -Budget  nicht ^  denn  dieses  betrag 


M 


i|^  Dentsehes  Stttdtewesefi. 

Bi  1842  iXfA  4S542  Tbir.  ttixd  43522  Tiib.  Bhie  etgoatfiebe  Btsdtsdnild  liM  Oros»- 
Glogau  seit  1838  nicht  mehr.  Eine  bei  vielen  scfalesischea  Städten  roükominende 
Position  des  Budgets  betrifft  die  Ablösungen  alter  Gewerbegerecftrtigkeiten,  So 
■waren  in  Gross -Glogau  in  Folge  des  Gewerbe^Gesetzes  Ton  7.  September  l'Sll 
drei  Arten  der  Gewerbsbereehtigungen :  die  Barbier-,  Scbnhbank-  nnd  BAoköU- 
bank- Gerechtigkeiten  abzulöisen.  Das  Ablösungsrerfahren  hat  hier  früher,  dort 
später  begonnen;  in  Gross -Glogau  seit  1828  und  1834.  Auf  diese  Weise  mussteii 
6  Barbier-  und  2  Badestuben-GereChtigkeiten  im  Werthe  von  4798  Thlm.,  52  Schuh- 
IjÄnke  im  Werthe  von  18336  Thlm.  und  42  BÄokerbänke  im  Öetrage  von  48131  Thka. 
abgelösst  werden,  eine  Operation,  die  noch  thellweise  bis  in  die  Gegenwart  faipeinr 
reicht.  Die  städtische  Forstkasse  brachte  1852  eine  Einnahme  von  11687  Thlm. 
indem  der  stadtische  Forst  einen  Umfang  von  1 1000  Morgen  hat.  Gleichzeitig 
besitzt  die  Commune  eine  Ziegelei,  in  welcher  1842  563835  Stück  Mauerziegelti 
and  151100  Dachziegeln,  und  1852  überhaupt  706425  Ziegeln  aller  Art  verfertigt 
und  auch  verkauft  wurden;  dessen  ungeachtet  sind  in  der  Stadt  "virähraad  des 
Jahred  1852  Neubauten  gar  nicht  vorgekommen  und  hat  auch  die  Anzahl  der 
'noch  vorhandenen  Schindeldächer  trotz  ihrer  FeuergefilhrBohkeit  iiicht'  abge- 
nommen. Vielleicht  hängt  mit  diesem  letzteren  Umstände  die  Notiz  zusammeri, 
dass  die  städtische  Yersicherungsumme  bei  der  Frovinzial- Städte -Feaersoöo^ 
Ende  1852  727280  Thlr.  betrug.  In  der  Sparkasse  befanden  sich  1852  85498  Thlr., 
um  28244  Thlr.  mehr  als  1851.  Sonst  hatten  sich  auch  die  mit  der  städiäsehen 
Verwaltxmg  verbundenen  Geschäfte  der  Polizei  seit  1847  bis  1S52  mn  melir  als 
d&3  Doppelte  vermehrt. 

Ein  Beispiel  schneller  Bevölkerungszunahme  giebt  die  oberschlesiBche  Stodt 
Gleiwitz,  die  1817  noch  unter  4000  Einw.  zählte  and  1849  über  8000V  indem 
sich  hier  eine  lebhafte  Industrie  in  Wolle,  Glas  und  Eisen  entwickelte.  Die 
Communal- Einnahmen  der  Stadt  hielten  aber  mit  dem  Bedürfhiss  der  Ausgaben 
nicht  gleichen  Schritt,  so  dass  in  den  letzten  Jaliren  eine  für  die  Bevölkerung 
aiemliä  ansehnliche  Schuldenlast  entstanden  ist. 

Es  ist  schon  wiederholt  auf  den  Zusammenhang  der  städtischen  RechtsenA- 
Wicklung  zwischen  schlesischen  Städten  und  Magdeburg  hingewiesen.  Diese 
Stadt  hat  einen  weithin  reichenden  Einfluss  geübt  und  im  Mittelalter  eine  Be* 
deutung  gewonnen,  welche  durch  ihre  heutige  Stellung,  so  wichtig  auch  ihre 
verschiedenen  Beziehungen  als  Mittespunkt  einer  Provinz,  als  einer  der  bedeutend- 
sten Fabrik-  und  Handelsstädte  des  innem  Deutsehlands  und  als  eine  der  Haupt- 
festungen des  preussischen  Staates  sein  mögen,  nicht  übertroffen  werden  dürfte. 
Unter  der  glanzvollen  Begierung  Otto  des  Grossen  wurde  bereits  Magdefattig 
zum  Mittelpunkt  für  Sachsen  umgeschaffen,  zuerst  als  slavisoher  Handelsort  zur 
Zeit  Karls  des  Grossen  genannt.  Sie  soll  der  ersten  Gemahlin  Otto^s,  Edit&a, 
der  Tochter  Edward's,  Königs  der  Angelsachsen,  Wegen  der  Aehnlichkeit  der 
Lage  mit  ihrer  Heimathstadt  an  der  Themse,  so  gefidlen  haben,  dass  sie  ihren 
Lieblingssitz  der  zugleich  ihr  Leibgeding  war,  mit  grösserem  geistliohem  und 
städtischem  Leben  zu  schmücken  beschloss.  Otto  gründete  auf  der  Stelle  der  jetzigen 
Domkirche  dem  Apostel  Petrus,  dem  heil.  Maurizius  und  Innocenz  ein  Bonedäc- 
tinerkloster  und  stattete  es  mit  allen  auf  der  Ostseite  der  Elbe  zu  seinem  Holb 
gehörigen  Orten  aus.  Später  erhielt  daa  Kloster  den  ganzen  Zoll,  der  zu  Magde- 
burg bereits  angelegt  war,  oder  künftig  noch  erhoben  werden  sollte;  Güter  imd 
Leibeigene  in  Nordthüringen,  die  sämmtlichen  Einkünfte  der  Münze.  Die  Be- 
günstigung des  Stifts,  welchem  seit  dem  Jahre  964  auch  die  Gebeine  des  heil, 
Maurizius  selbst  anvertraut  wurden,  beförderte  unmittelbar  die  Bevölkerung  lud 
die  Blüthe  der  Stadt.  Der  Schutz  des  Heiligen  so  wie  die  Yortheile  der  Lieb- 
lingspfalz zogen  eine  Menge  Leute,  besonders  Kaufleute  dorthin,  und  die  gleldli- 
zeitig  angelegte  Schule  für  vornehme  Zöglinge  und  zukünftige  .Geistlicbe  ver- 
mehrte die  Bedingangen  gewerbthätigen  Lebens.  Der  Umf«ng  «rveitarte  sich 
ansehnlich;  die  Märkte  fäUten  sich  aus  nah  und  fem.  Das  altkaroUnbolie  StapcÜT 


f^oht  '|fenr4im.>  «n  Bfl^^evtang  i^it  ^im  ^egen  4er  -dentsobw  Wiiffon  tmächm  der 
Elbe  und  Oder ;  die  Waas6retra«»e  stPomabwArts  und  aiifwlirtd  dorob  Markgrafen- 
tbiimer  gesichert»  £ahrte  reiche  Ladungen  an  die  2olUtJitte.  So  wuaste  diese  vor* 
9E[ig8wei3e  als  ^königUch'*  bezeichnete  Stadt  mit  ihren  kaufmännischen  -Bewohnern 
noch  Tor  der  GkündvAg  des  Entbisthums  alle  diejenigen  Freiheijten  eu  entwickeln 
und  fruchtbar  zu  machen ,  welchen  die  alten  königlichen  Städte  ihre  Wohlfahrt 
verdankten.  Am  Abend  seines  thatenvoUen  Lebens  krönte  Otto  seiner  Editha 
Werk,  indem  er  durch  Errichtung  des  weit  gebietenden  f^rzbisthums  der  ,,Jung- 
frauenstadt"  unvergängliche  Herrlichkeit  verbürgte.  *)  Die  innere  städtische 
Verfassung  Magdeburgs  bildete  sich  im  eilften  und  zwölften  Jahrhundert  schon 
so  weit  aus,  dass  sie  ein  Vorbild  anderer  Communen  wurde;  es  lässt  sich  damals 
ein  Bürgerconvent  und  ein  ausgebildetes  Zunftwesen  erkennen.  Sogenannte  Gon- 
suln  und  «in  Stadt^ath  treten  erst  später,  während  des  grossen  Zwischenreichs, 
anf.  Seitdem  bildete  Magdeburg  auf  Jahrhunderte  lang  das  Vorbild  städtischer 
Bechtsverfassung  für  einen  grossen  Theil  der  im  Norden  und  Osten  gelegenen 
Detltsehen  Städte,  und  ging  in  allen  wichtigen  Fragen  der  innem  Deutschen 
Staatsgeschichte  mit  seinem  Entscheid  voran,  wie  es  denn  nach  dem  Eintritt  der 
Eirchenverbesserang  und  in  dem  darüber  entbrannten  Kampfe  als  Märtyrer  vor- 
•Aitg^i^g.v^d  die  Bluttanfe  empfing*  Die  Greschicht^e  Magdeburgs,  sowohl  in  Be- 
aiehuug  auf  die  allgemeinen  Verhältnisse  Deutschlands ,  als  auch  nach  der  Seite 
.der  innern  Entwicklang  des  Hechts,  der  Verwaltung,  der  Gewerbthätigkeit  und 
.des  Handeln  bietet  unbedingt  lehrreichen  und  anziehenden  Stoff  in  Fülle.  Nach 
;SHLemUeh  zuverlässiger  Angabe  beti'ug  die  Bevölkerung  Magdeburgs^  die  Neustadt 
und  Sudonburg  sammt  der  Besatzung  eingeschlossen,  im  April  1853:  77159Einw. 
.In  demselben  Stadtcompkx  befanden  sich  7265  Gebäude,  von  den^n  226  öffent- 
liche, 3845  (2580  in  Magdeburg,  1205  in  den  Vorstädten)  Privatwohnhäoser, 
-391' Fi^brikgebäude,  Mühlen  und  Privatmagazine,  2803  Ställe,  Scheunen  und 
Schuppen. .  Aus  der  Angabe  über  die  Zahl  der  Privatwohnhäuser  geht  hervor, 
daaiB  die  Altstadt  Mt^deburg,  obgleich  beinahe  4mal  stärker  bevölkert,  als  die 
Vorstädte  Neustadt  und  Sudenburg,  dennoch  nur  wenig  mehr  als  die  doppelte 
Anzahl  der  dort  vorhandenen  Wohnhäuser  enthält.  Die  Bevölkerung  Magdeburgs 
nebst  den  beiden  Vonstädten  betrug  im  Jahre  1817  nar  35957,  von  denen  31529 
£Jinw.  auf  die  Altstadt  mit  2357  Wohnhäusern ,  3664  Einw.  auf  die  Neustadt  mit 
500  Wohnhäusern  und  764  Einw.  auf  die  Sudenburg  mit  105  Wohnh.  kamen.  Im 
Jahre  1852  hatte  die  Neustadt  eine  Bevölkerung  von  10,000  Seelen  und  die  Suden- 
burg von  4300  8.,  worin  sich  eine  Progression  bekundet,  die  nur  durch  die  Ver- 
bältnisse der  Altstadt  als  Festung  erklärt  werden  kann.  Die  Bevölkerung  der 
Ailtstadt  betrug  1780  22389  £.  Nach  zuverlässigen  Nachrichten  war  bei  der  Be- 
laigerung  Magdeburgs  im  J.  1550  die  Altstadt  mit  34000  E.  und  kurz  vor  der 
Belageiiung  und  Eroberui^  im  J.  1631  mit  35000  £.  bevölkert.  Die  städtische 
flinanzltige  ergiebt  sich  etwa  aus  folgenden  Positionen:  1851  belief  sich  die  Stadt- 
schjald  auf  364000  Thlr.,  die  Ausgaben  auf  160000  Tblr.  In  dem  Etat  für  1863 
war  bei  den  Ausgaben  ein  Deficit  von  49000  Thlrn.  herausgekommen,  für  dessen 
theilweise  Deckung  die  Einführung  einer  Oommnnal-Einkommensteuer  mit  1  pCt. 
von  allem  Einkommen  bis  zu  300  Thlrn.  jährlich  herab  und  ausserdem  ein  mit 
•4  pCt.  zu  verzinsendes  Darlehn  von  40000  Thlrn.  bei  der  städtischen  Sparkasse 
aufzunehmen  beschlossen  wurde,  lieber  den  blühenden  Zustand  dieser  Magdeburger 
Sparkasse  ist  schon  früher,  im  Vergleich  mit  der  Berliner  Sparkasse,  das  Nöthige 
bemerkt  worden*  Die  Communalbehörden  Magdeburgs  beschäftigen  sich  mit  der  £r- 
xichtui^  e^es  untQr  dem  Namen  „Credit verein  für  Handwerkerin  Magdeburg^  zu  grün- 
denden InaU^uts  und  sind. bereit,  demselben  aus  städtischen  Mitteln  ein  zinsloses 
Darlehu.  von  iOOOP  Thlrn«  zu  überweisen.  —  Für  die  Bedeutung  Magdeburgs  im 


•)  a0«bi«I(te4es  4eat9Qhei|.4aitK4tewBseas  vouF.  Wr  Q.arUiol4i  If  S,liO&, 


4S2 


Deutsches  Btädtewesen. 


Handel  tmd  in  der  ladostrie  sprechen  folgende  Data:  Ueber  den  Magpdebnrger 
Packhof  gingen  mit  Begleitstihein  ein:  1860  630910  Otr.  Waaren  und  18061 
Tonnen  Heringe;  1851  541658  Gtr.  Waaren  und  12831  To«ineo  Heringe.  Für 
beide  Jahre  sind  unter  den  angegebenen  Zahlen  nur  die  Hauptartikel  begriffen, 
auch  fehlen  die  Angaben  über  diejenigen  Quantitäten^  welche  nicht  den  Packhof 
passirten.  Der  Ausfall  yon  1851  gegen  1850  war  besonders  stark  in  Baumwolle, 
Twist,  Südfrüchten,  Wein,  Hftuten,  Salpeter  etc.  An  Rohzucker  fär  Siedereien 
gingen  (statt  8012  Gtr.  im  J.  1850  noch)  nur  1312  Otr.  ein.  Die  Einfuhr  der 
wichtigem  Artikel  betrug  1851: 


117328  Ctr.  Kaffe, 

67189  Ctr.  Baumwolle  und 

47500    „    Reis, 

40687     „    Twist, 

34183      „   Tabacksblätter 

7529     „   Gewürze  aller  Art, 

(daneben       4372      „    Cigarren  und 

17625     „    Thran, 

603     „    Rauchtaback) 

10531     „   HÄute, 

22188     „  Wein, 

14433     „    Cocus-,  Palm  und 

3419     „   Rum, 

WaUrathöl,* 

3357     „  Südfrüchte, 

3575     „    ehem.  Fabrikate. 

Die  zunehmende  Cultur  der  Runkelrüben  hat  um  Magdeburg  eine  Beschränkung 
des  Anbaus  der  Cichorie  veranlasst.  Doch  sind  1851  noch  7 — 8000  Morgen  zur 
Cichorien-Cultur  verwendet  worden,  der  Ertrag  —  etwa  V  einer  Durchschnitts- 
emdte  —  wurde  auf  200,000  Ctr.  gedarrte  Wurzeln  veranschlagt.  Dem  bedeutendem 
Exporte  des  Cichorienfabrikats  nach  England  und  Amerika  steht  nur  der  auf 
diesem  Artikel  lastende  hohe  Elbzoll  im  Wege. 

Die  Damp&chifißfahrt  der  vereinigten  Magdeburg-Hamburger  Compagnie  be- 
förderte an  Gütern  zwischen  Magdeburg  und  Hamburg,  und  Magdeburg  und 
Dresden  etwa  335000  Ctr.,  die  Gesammteinnahme  betrug  66500  TUr. ,  darunter 
nur  6000  Thlr.  für  Personenbeförderungen.  Die  Segelschififahrt,  die  1838  strorii- 
aufwttrts  8049,  stromabwärts  2350  Schiffe  zählte,  hat  auch  1851  eine  weitere  Ver- 
minderung erlitten,  obgleich  sie  den  Centner  zwischen  Magdeburg  und  Hamburg 
für  3 1^  Sgr.,  die  Dampfschiffe  für  5  Sgr.  beförderten. 

In  der  preussischen  Provinz  Sachsen  ist  nächst  Magdeburg  die  bevdlkerste 
Stadt  Halle  an  der  Saale,  im  Jahre  1817  mit  21579  Einw.,  im  Jahre  1831  mit 
25759  Einw.,  im  Jahre  1841  mit  29219  Einw.  und  im  Jahre  1851  mit  35163  Einw.; 
ihre  Bevölkerung  hat  also  von  1831  bis  1851  um  9404  Einw.  oder  36,5  pCt.  zu- 
genonmien,  während  bei  Magdeburg  diese  Zunahme  in  demselben  Zeitraum  21598 
Einw.  oder  41  pCt.  betrug.  Der  Etat  der  Einnahme  der  Stadt  Halle  ist  fttr  das 
Jahr  1853  auf  83111  Thlr.  festgestellt,  daranter  21639  Thlr.  vom  Grundeigenthum 
und  54712  Thlr.  von  Communalsteuern,  resp.  Mahl-  und  Schlachtsteuer-Zuschlag. 
Unter  den  Ausgaben,  welche  der  Etat  ebenfalls  adf  83111  Thlr.  normirt,  befinden 
sich  18766  Thlr.  Verwaltungskosten,  6037  Thlr.  Zinsen  von  Passivis,  6939  Thlr. 
für  Unterhaltung  der  Schulen,  14079  Thlr.  ftir  Unterhaltung  der  Grundstücke, 
20537  Thlr.  Zuschuss  zur  Armenpflege,  8905  Thlr.  zur  Strassenerleuchtung, 
Wasserkunst,  Bmnnen  etc.,  1800  Thlr.  zur  Schuldentilgung  und  81  Thlr.  zur  Ver- 
mehmng  der  Bibliothek. 

Wenn  man  die  Entwickelung  des  deutschen  Städtewesens  bis  auf  ihren  Ur- 
sprung verfolgen  will,  so  sind  es  die  Städte  des  Rheinlands,  welche  dahin  führen. 
Unter  ihnen  ragt  aber  Cöln  besonders  hervor.  Diese  Stadt,  deren  erste  Anfänge 
sich  an  eüie  friedliche  Ansiedlung  der  Ubier  knüpfen,  gewann  seit  dem  Jahre 
50  n.  Chr.  als  römische  Colonie,  Golonia  Agrippina,  politisch  die  Bedeutung, 
welche  sie  im  frühen  Mittelalter  als  heilige  Stadt  Cöln  fär  die  Kirche  und  ids 
Sitz  des  Handels  und  der  Gewerbe,  so  wie  eines  georteten  BÜrgerthums  f&r  die 
Verbreitung  von  Recht  und  Gesetz  behauptete.  Von  ihr  gingen  die  ersten  An- 
fänge bürgerlicher  Ordnung  für  einen  grossen  Theil  des  westlichen  Deutschlands 
aus;  der  Zusammenhang  In  dieser  Himcht  lässt  sieh  aus  den  Stodtrechten  yon 


r 


D^vtsebei  8t;ftdtewe8ftta«  4S8 

So68t  bit  Litb^k  und  4^  fihein  atifwttrts  bis  su  dem  echweizeriscben  Freibarg 
nackweisen.  Ebenso  einfluwreich  auf  den  deutschen  Handel  und  die  Qewerbf 
ihätigkeit  nach  Aussen  hin  erscheint  Oöln  bereits  in  frühen  Jahrhunderten;  denn 
diese  Stadt  vermittelte  zuerst  mit  der  StromschifECahrt  auf  dem  Bhein  den  Bee- 
yerkehr  nach  England.  C<5lnische  Kau^leute  besassen  schon  zur  Zeit  Wilhelms 
des  Eroberers  bedeutende  Yorreohte  in  Etigland.  Um  dieselbe  Zeit  bildete  sich 
in  der  Stadt  das  „kdlnische  Recht"  aus,  welches  an  die  Städte  des  alten  Sachsen- 
landes bis  nach  Lübeck  hin  und  rermittelst  der  Zfthriiiger  auf  das  südwestliche 
Deutschland  überging.  Seitdem  war  die  Geschichte  Gölns  derart  in  die  Ge- 
schichte Deutschlands-  verwebt,  dass  Göln  Jahrhunderte  lang  oft  genug  Impuls 
und  Entscheidung  gab,  bis  auch  diese  stolze  Stadt  unter  geistlicher  Herrschaft 
in  Schwäche  und  Bedeutungslosigkeit  versank,  aus  welcher  sie  sich  aber  wieder 
rüstig  zu  erheben  begann,  seitdem  sie  der  preussischen  Monarchie  einverleibt 
war.  Ihre  Bevölkerung,  wobei  Deutz  eingeschlossen,  war  im  Jahre  1817  nur 
54988  Seelen  stark;  im  J.  1831  zählte  sie  bereits  72033  Einw.,  1841  82980  Einw. 
und  18Ö2  96541  Einw.  oder  mit  Einschluss  von  Deutz  104757  Einw.  Das  für 
1853  veröffentlichte  Budget  der  Stadt  Göln  veransjchlagt  eine  Total  •  Einnahme 
von  404200  Thlrn.;  während  dieselbe  1852  nur  344526  Thlr.  betrug.  Ausseardem 
sollen  aus  der  Anleihe  von  einer  Million  Thlrm  noch  54371  Thlr.  zur  Verwendung 
kommen,  während  im  Jahre  1852  davon  68584  Thlr.  verbraucht  wurden.  Die  Ein- 
nablnä-ycfrmehrong  von  46000  Thlrn.  sollte,  grösstentheils  aus  einem  neuen  Zu- 
schlag zur  Mahl-  und  Schlachtsteuer  beschafft  werden.  Nachdem  im  Jahre  1851 
die  3.0  pGt.  Zuschlag  zu  dieser  Steuer  43028  Tbk.  betrugen  und  för  1852  44000  Thlr. 
InBochnung  gebracht  sind,  wollte  man  1853  etwa  75000  Thlr.  aus  dieser  Steuer  sieben^ 
indem  der  Zuschlag  auf  50  pGt  erhöht  wurde.  Die  Einkommensteuer  muss  für  1858 
mit  113950  Thlm.  aufgebracht  werden;  1850  war  dieselbe  auf  121260  Thlr.  nonuirt. 
Bei  den  Ausgaben  für  1853  sind  zur  Deckung  des  Defizits  von  1849  58460  Thlr.  an- 
gesetzt gegen  35756  Thlr.  im  J.  1852,  für  Straasenpflasterung  2500  gegen  5000  Thlr« 
im  J.  1852,  für  Verbesserung  des  Strassenpflasters  7500  Thlr.  Die  Bdeuchtung  kostet 
IdOOa  Tbk.,  die  Strassenreitigung  6600  Thlr.,  Verwaltungakosten  betragein  14600 
Thh:.,  Schulen  28000  Thb:.,  Zuachuss  zur  Armenverwaltung  48249  Thh:.  Das 
Budget  der  Annen  Verwaltung  pro  1853  war  angesetzt  auf  175387  Thlr.,  während 
dieselbe  1852  nur  167670  Thlr.  kostete.  Nach  Inhalt  der  Gewerbesteuerrolle 
pro  1853  hatte  Göln  808  Handelsfirmen  in  Klasse  A,  also  mit  kaufinännischeh 
Rechten,  2007  Krämer  und  Victualienhändler,  607  Wirthe,  206  Bäcker,  187  Fleischer 
129  Bierbrauer,  972  Handwerksmeister  mit  zwei  oder  mehr  Gehilfen^  10  Müller, 
159  I^utscher  oder  Fuhrleute  mit  zwei  oder  mehr  Pferden.  Erhebliche  Verän- 
derungen gegen  1852  waren  nicht  vorgekommen.  Die  Klasse  A  hatte  siöh  um 
17  Firmen  vermindert;  die  Krämer  hatten  sich  um  174  vermehrt;  die  steuer- 
pflichtigen Handwerker  um  31  zugenommen.  Das  Gesamm taufkommen  an  Ge- 
werbesteuer betrüg,  vorbehaltlich  der  Ab-  und  Zugänge,  69921  Thlr.,  gegen  1852 
ein  Mehr  von  1554  Thlm. 

Aachens  Bevölkerung  belief  sich  1817  auf  32300  Einw.,  1831  auf  38884  Einw., 
1841  auf  44078  Einw.,  1851  auf  51969  Einw.  Das  städtische  Budget,  welches 
für  1853  festgesetzt  wurde,  betrug  164821  Thlr.  oder  um  4000  Tbk.  weniger  als 
1852  mit  169291  Thlm.,  eine  Erleichterung,  die  dadurch  bewirkt  wurde,  dass  die 
Verzinsung  und  Tilgung  der  Stadtschulden  eine  beträchtlich  -  geringere  Summe 
erforderte.    Die  Ausgaben  vertheilten  sich,  wie  folgt: 

185  2  185  3 

Verwaltungskosten 17805  Thlr.  17401  TUr. 

Polizei  eto. 13933    <»  14964    ,i 

öffentHche  Arbeiten      . 15653    „  16537    n 

OffeDtliche  UntersfüitUBg  und  Beiträge zuPfOTinziiil- 

Anßtahed     ......  ^  ....««    «    35339    »  39645    » 


43i  Oe«t«objoil  8ttldt«w»»ett. 

■       l^M  '  11^4  8  • 

UTitcrri<*ht«-AttsUlt»n    .     . 23550  Thlr.        25619  Tbir, 

Cnltua -Ausgaben ,      3880    ,  1^405    « 

Tilgung  und  Verainsung  der  Sdiulden    ....    33543    n  18301    ^ 

Der  Zusebass  zu  der  ArjnenTerwaltvsg  ist  pro  1853  mit  33005  Thlm.  A«»g96e(i(t, 
620  Tblr.  weniger  als  1852.  Die  Eanaabme  yoa  4er  Einkomnaeusteuer)  w^b6 
1852  39231  Tblr.  betrug,  Ut  1853  nur  m  29^74  angesetzt. 

Die  6tadt  Trier  hatte  1817  einschliesslich  de»  Milit«irs  dne  BevÖlkpnipg 
Ton  12750  Seelen,  ^ie  1849  auf  1*9609  angewachsen  war.  Das  laufende  stSdtisdie 
Einkommen  fftr  1851  betrag  42042  Thlr.  die  Ausgaben  da^e^n  34697  Thli;.  IMo 
Summe  der  im  Jahre  1851  gezahlten  Schulden  betrug  an  Kapital  61 37  Thlr^  an 
Zinsen  2051  Thlr.,  zusammen  3188  Thlr.  1850  wurden  bezahlt  4448  Ttör.,  und 
1849  1660  Tlilr.    In  dem  Pfandhause  zu  Trier  betrug  in  -den  Jähren 

184  9         1.8  5  0         185  1 

«He  flSabl  der  Darlehen      ......  7612              8973  ICMtdO 

denm  Geldwerth       ........  16028  Thlr.  1848'!  Tblr.  20624  Thhr. 

die  £«hl  der  nicht  eingelteeten  PfUnder  .  5074              4991  5153 
der   Betrag   der  doftlr   gi^lsteten  fitold- 

▼orschttBse 10060  Thlr.  13233  Thlr.  15679  lUr. 

die  Zahl  der  aar  4iiffentii€!hen  Yersteigerang 

gebKaehten  Pfänder 446    «          -610    «  630    „ 

den  Erlös  dafür 1123    »         1220    «  1248    « 

der  jährliche  UebenidiQss 171     «          374    «  195    « 

die  jährlichen  Verwaltn&grfcwten  .     .     .  1410    n        1418    n  1462    « 

die  erhobenen  Zinsen 1503    «         1678    «  Idll     » 

dieTeMteigemngsfkosten  and  nicht  zuröck- 

•geaog«ne  UelMmobüsse 78    ,»          115,»  86    ^ 

{Eine  ^nstigere  Ansicht  von  den  inneren  Zuständen  Triers  gewinnt  man  dagcjgen 
aoa  den  Ergelmissen  der  Sparka«6en-Beehnnngen  für  die  Junre 

1849         1850         1851 

£8  betrag  nämlich  die  Zahl  der  Sparenden        174  206  228 

der  Betrag  des  niedergelegten  K^Hiitals  .    13268  Thlr.  L3990  Tbk.  16068  Thlr. 

die  Zinsen 966    >,        1172    •,        1210    «, 

Die  Gewerbesteuer  in  Trier  ertrag  1851  die  Samme  von  9543  Thlm.,  1^60 
9178  Thlm.,  1849  9596  Thlm.  und  «war  traf  sie 

1849  1850  1S51 

Handeltreibende 478  459  465 

Gast-  und  Schankwirthe 149  143  154 

Debitanten  geistiger  Getränke  ....  26  26  17 

Bäcker 62  58  75 

Metzger 46  47  45 

Bierbrauer 18  17  13 

Besteuerte  HandweAer   ......  J95  J90  187 

Fuhrleute 31  32  33 

Schiffer 42  52  49 

Summa  der  besteuerten  Gcwerbtreibenden    1057  1022  1033* 


Düsseldorf  mit  einer  Bevölkerung  v«n  23625  Seelen  im.  Jahre  1817, 
1851  27762  Einw.  Die  Yermebrung  der  Population  von  1881  bis  1861  tum 
3017  Seelen  oder  12,2  pCt.,  stcilt  >diese  «Stadt  imte  iden  ^  dtildten  der  iptasuiA* 
sehen  Monarchie,  die  1351  aber  20000  Einw..  zählen,  beinahe  in  die  letdle^tiiUe 


hinsichtlicli  der  Progression  ihrer  Beyölkernngen;  denn  nnr  noch  Danzig,  welches 
in  demselben  Zeitraum  von  62704  nur  bis  66012  Einw.  zunahm,  also  um  3308 
Seelen  oder  5,3  pCt.»  steht  hinter  Düsseldorf  zurück.  Die  nftchste  Stadt  vor 
Düsseldorf  in  der  Bevölkerungs -Zunahme  ist  Münster,  das  von  1831  bis  1851 
seine  Bevölkerung  von  21983  auf  25036  Seelen  wachsen  sah»  oder  um  3053  = 
13,9  pCt.  Das  städtische  Budget  Düsseldorfs  für  1853  ist  in  den  Einnahmen  auf 
129700  Thlr.  veranschlagt;  in  den  Ausgaben  auf  120060 Thlr.  von  den  letzteren  kamen 
auf  die  Verwaltungskosten  13010  Thlr.,  während  1852  dieselben  nur  die  Summe  von 
10d65  TUr.  betragen.  Aach  die  Stadt  Düsseldorf  hat  damit  den  Anfang  gemacht,  die 
Alugaben  für  die  Armenverwaltung  zu  beschränken.  Schon  1851  würde  die  Verab- 
reichung von  Un{er8tützung«n  auf  das  geringste  zulässig^  Ikfaass  beschränkt  und  ist 
daxmt  1852  fortgefahren,  ^nach  stellten  sich  die  Geldausgaben  an  Geld  und  Ka* 
tnraUen  in  der  wöchentlichen  Pflege,  welche  1851  noch  14913  Thlr.  betragen,  1853 
auf  12503  Thlr.,  was  ein  Erspamiss  von  2410  Thlr.  macht  und  gegen  1850  mit  18S79 
Thlr.  von  5875  Thlr.  Für  die  Armenbedürfhisse  überhaupt  wurden  1852  aus  der 
Stadikasse  30830  Thlr.  gezahlt,  für  1863  aber  sind  nur  29000  Thlr.  in  den  Etat 
aufgenommen.  Ausserdem  hatte  die  Armenverwaltung  aus  eigenen  Mitteln  und 
ionstigen  ihr  überlassenen  Einkünften  eine  Jahres-Einnahme  von  366(>  Thlm.,  so 
dass  ihre  Gesammt-Einnahme  sich  1852  auf  40730  Thlr.  belief;  fär  1853  ist  die- 
selbe auf  38670  Thlr.  veranschlagt.  An  directen  Communalsteuem  wurden  1852 
anf^ebraefat  58400  Thfr.  oder  per  Kopf  1  Tlilr.  11  Sgr.,  wogegen  1851  auf  den 
Kopf  1  Thlr.  14  Sgr.  1  Pf.  kamen.  Die  Steuereinnahme  wurde  gebildet  durch 
Zuschläge  zu  den  direclen  Staatssteuem  im  Betrage  von  15400  Thlr.  und  durch 
die  Einkommensteuer  bei  einem  Umlage  -  Capital  von  1  ^^  Million  im  Betrage  voft 
43000  Thk.  Der  städtische  Zuschlag  von  50  pCt,  auf  «e  Mahl-  und  Schlaoht- 
steuer  ergab  1852  die  Summe  von  20996  Thlr.,  während  1852  daraus  nur  19628  Thb. 
aufkamen.  Das  ^  des  Rohertrags  der  Mahlsteuer,  welches  der  Gemeinde  eben- 
üsUs  zugewiesen  ist,  betrag  1851  6559  Thlm.,  1851  7328  Thlr.  Bei  der  städtischen 
8parka£e  war  am  Schlüsse  1851  die  eingelegte  Summe  162253  Thlr.;  am  Schlosse 
des  Jahres  1856  154148  Thlr.  Bei  der  städtischen  Leihanstalt  waren  am  Schlüsse 
des  Jahres  1851  24000  Pfänder  vorhanden;  1852  kamen  55845  Pfänder  hiwsn, 
eingelöst  wurden  1852  55256,  so  dass  zum  Sohlasse  verblieben  24589.  Der  auf 
dieselben  gegebene  Vorsohuss  belirfsioh  am  1.  Jan.  auf  41789  Tlilm.;  am  Schlosse 
des  Jahres  51388  Thlr. 

Der  Gemeindehaushalts-Etat  von  Elberfeld,  das  1851  39944  Einw.  zählte 
<1817  nur  15681)  beträgt  für  1853  in  Einnahmen  und  Ausgaben  148046  Thlr. 

Eine  verhältnissmässig  starke  städtische  Bevölkerung  enthält  das 
KönigreichSachsen.  Ueberhaupt  ist  die  Einwohnerzahl  des  Königr.  Sachsen 
seit  1834,  in  welchem  Jahr  die  erste  genaue  Volkszählung  (nach  dem  vorange- 

fangenen  Anschlüsse  Sachsens  an  den  Zollverein)  vorgenommen  wurde,  von 
595668  Seelen  auf  1894431  im  Jahre  1849  gestiegen,  hat  sich  also  in  diesen 
15  Jahren  um  298763  Seelen  oder  18,72  pCt.  vermehrt  Diese  Vermehrung  fällt 
aber  hauptsächHch  auf  die  Städte,  welche  1834  523777  E.  und  1849  663040  E. 
hatten,  was  einer  Zunahme  von  26,59  pCt.  gleich  kommt,  während  die  Land- 
bewohner nur  von  1071897  auf  1231391  sich  hoben,  was  eine  Zunahme  von  14,89 
pCt  ausmacht.  Betrachtet  man  die  grossem  Städte  —  es  existirten  1849  im 
Königreich  Sachsen  deren  29,  welche  über  5000  Einw.  hatten  •—  so  ist  der  Zu- 
waohs  in  folgenden  10  Städten  am  grösstea  gewesen: 

IQAj  iQiQ  Zuwachs  In 

1004  1Ö4»  prooenten 

Zwickau           6701  £.  12708  86,64 

Orimmitsohtta   3767  7068  87,63 

Ifieerone    .  .  .  4172  7345  76,03 

GlfttiobM  .  .  .  6296  10350  64,39 


1884 

1949 

Beicilenbach 

.  5165  E. 

8075 

Chemnitz  .  . 

21137 

30953 

Dresden  .  ,  . 

66133 

94092 

Annaberg  .  . 

6697 

9437 

Werdau  ,  .  . 

4994 

6966 

Leipzig   .  .  . 

44802 

62374 

4S6  Dentftolies  (^tüdiewesen; 

Zniraehs  1«  '  . 

Procentea 

56,34 
46,44 
42,28 
40^1 
39,46 
39,22 

Die  Bevölkerung  hat  hiemach  in  einer  Boi'he  von  Fabrikstädten  noch  mehr 
zugenommen,  als  in  der  Hauptstadt  Dresden  und  in  der  Handelsstadt  Leipzig. 
Zwickau^«  Aufblühen  häugt  mit  der  ausserordentlichen  Ausdehnung  der  Stein- 
kohlen-Produktion in  der  nächsten  Umgegend  und  mit  der  dorthin  verzweigten 
Bttchsiflch-bayrischen  Eisenbahn  genau  zusammen.  Die  Stftdte  Oschatz,  Leimig, 
ßchneeberg  haben  nur  um  8  bis  9  pCt  zugenommen.  Speciell  von  1846  bis  1B49 
hat  Schneeberg  etwas  an  Einwohnerzahl  abgenommen,  was  auch  mit  der  frfiher 
so  wohlhabenden  Stadt  Zittau  der  FaJl  gewesen  ist.  Was  die  zahlreichen  kleinen 
Städte  Sachsens  betrifit,  die  zum  Tb  eil  nur,  wie  meistens  die  Kleinstädte  Deutsch- 
lands eine  kümmerliche  Existenz  fristen,  wenn  sie  nicht  eine  bedeutende  Feldmark 
besitzen,  so  hat  doch  auch  bei  ihnen  in  der  ganzen  Periode  von  1884  bis  1849 
eine,  wenn  gleich  nur  unbedeutende  Zunahme  der  Einwohnerzahl  stattgelunden, 
mit  Ausnahme  der  kleinen  Stadt  Ostritz,  welche  1849  etwa  3  pCt.  weniger  Ein- 
wohner als  1834  hatte.  Sachsen  hat  118  Städte  von  weniger  als  5000  E.,  dar- 
unter 41  von  weniger  als  2000  E.  und  11  von  Weniger  als  1000  Einw.  Die  kleinste 
Stadt  —  Bärenstein  —  hat  nur  470  Einw.,  während  es  sächsische  IndnstriedörfiBr 
Yoa  5000  Einw.  und  darüber  giebt. 

Wenn  Leipzig  auch  der  Bevölkerung  nach  die  zweite  Stadt  des  König- 
reichs Sachsen  ist,  so  steht  es  durch  seine  Industrie  und  Handelsthfttigkeit  doch 
an  Wichtigkeit  seiner  Verhältnisse  und  weithin  reichenden  Einflüsse  in  erster 
Stelle.  Darauf  haben  unbedingt  die  Messen  eingewirkt,  die,  wenn  sie  auch  für  die 
heutigen  Verkehrs-  und  Handelsverhältnisse  nicht  mehr  von  der  Bedeutung  sind 
wie  vormals,  doch  immer  noch  für  die  innere  Entwicklung  des  Messplstzes  fottr 
wirkeQi  wie  sie  überhaupt  den  Anstoss  zur  freien  Entfaltung  der  gewerblicheB 
Kräfte  gegeben  haben.  Früher  war  in  Leipzig,  trotzdefn  dass  es  Meesplatz  war, 
den  fremden  Handwerkern  das  Einbringen  und  Feilhalten  unbestellter  Waaien 
verboten.  Durch  die  Zollvereinsverträge  trat  die  wesentliche  Aenderung  ein,  dass 
keinem  Gewerbtreibenden  eines  Zollvereinsstaates  ein  Vorrecht  vor  dem  andern 
eingeräumt  werden  sollte,  somit  allen  Gewerbtreibenden  des  Vereins  der  freie  Ver- 
kauf während  der  Leipziger  Messe  eröffiiet  wurde.  So  sehr  man  in  Leipzig  da- 
von eine  Krisis  für  die  städtische  Gewerbthätigkeit  fürchtete,  so  wem'g  ist  in 
Erfüllung  gegangen.  Ungeachtet  von  auswärts  billige  Gewerbserzeugnisse  massen- 
haft zu  den  Messen  gebracht  werden,  so  sind  doch  einheimische  Handwerker, 
welche  gute  Waaren  liefern,  mit  Arbeiten  fast  überhäuft.  In  vielen  Zweigen  des 
Handwerks  wird  zu  Leipzig  ein  ansehnlicher  Theil  der  Arbeiten  für  das  Export- 

feschäft  geliefert.  Die  Zahl  der  Juweliere  z.  B.  hat  sich  zu  Leipzig  in  hundert 
ahren  verdoppelt,  Und  doch  hat  ein  einziges  Geschäft  der  Art  gegenwärtig  ein 
grösseres  Lager  von  Waaren  und  einen  bedeutenderen  Absatz,  als  alle  18  Juwe- 
fiere  hatten,  welche  1746  zu  Leipzig  bestanden.  Dasselbe  trifft  andere  sächsische 
Städte.  Die  einzige  preussische  Stadt  Burg  bringt  jetzt  mehr  Tuch  zur  Messe 
nach  Leipzig,  als  vor  ungefähr  36  Jahren  aus  ganz  Preussen  und  Sachsen  dort 
zu  finden  war,  und  doch  hat  sich  nebenbei  die  Tuchfabrikation  in  den  sächsischen 
Städten  Oederan,  Grossenhayn,  Döbeln  und  andern  bedeutend  gehoben.  Für 
eine  ganze  Beihe  von  gewerblichen  Streitfragen,  wie  auch  iti  Bezug  auf  die  Ent- 
scheidung allgemeiner  Gontroverspunkte  über  Freizügigkeit,  Nfederlassungsrecht 
etc.  ist  Sie  statistische  Zusammenstellung  der  Bevö^erungszahlen  verschiedener 
Städte  so  wie  Landestheile,  und  der  darunter  sich  befindlichen  QewerbBgenoasen 


Pc^^ta-ches  StMi^weien.  437 

«19  4991  mthx.oifs  weniger  lii^tfteiid«n  Handwerken  in.  yefteliiedenen  Zeiiperioden 
Tcm  sehr  wesentUcJikesa  Interesse*  £in  Versuch  der  Art  itt  gemacht  in  der  Zeit^ 
Bchrift  für  deutsche  Statistik,  Jahrg.  1847,  p.  763,  indem  dort  die  Berölkerungen 
und  die  Zahl  de^  Gewerhtreibenden  in  14  deutschen  StÜdten  für  das  Jahr  1845 
yergleichend  zusammengestellt  sich  finden.  Dann  ist  in  diesem  Jahrbuch  pro 
1852  p.  91  eine  yergleichende  .Zusammenstellung  der  Berliner  Handwerker  in 
Bezug  auf  die  Gesammtbevölkerung  von.  1784  und  1847  gegeben.  In  Bezug  auf 
Leipzig  liegt  nun  eine  solche  statistische  IJebersicht  des  dortigen  Grewerbe-  und 
Handelsstandes  seit  134  Jahren  Tor,  aus  welcher  einmal  an  sich  sehr  lehtreiche 
Aufschlüsse  in  Hinsicht  der  .eben  erwähnten  Streitpui&te  entnommen  werden 
kennen,  und  die  dann  zu  ähnlichen  Combinationen  gleicher  oder  grösserer  Umkreise 
geeignete  Anleitung  zu  geben  im  Stande  sind.  Wir  entnehmen  dieser  statistischeii 
Uebersicht,  der  im  Allgemeixiea  die  Aufzeichnungen  Yon  den  Jahren  1716,  1746, 
1770,.  1736»  17J98,  1813  und  1849,  daneben  aber  auch  Angaben  aus  den  Jahren 
1789  und.  1815  zu. Grunde,  liegen,  das  Wes^itlichste  im  Folgenden.  Yorauszu-« 
spicken  ist,  um  die  ZahlenirerCftltnisse  richtig  zu  würdigen,  .dass  die  Bevölkerung 
Yon  t-eipzig  in  runde»  Zahlen  1616  27000, 1746  29000, 1770  27000,  1786  29  —30000, 
1798.32000,  1813  32000,  1849  62000,  1852  nach  der  jüngsten  Volkszählung  666S2 
(darunter  32813  männliche  und  33869  weibliche)  Einwohner  betrug.  Diese  letzte 
Ztid  yertheilte  sich  auf  13455  Haushaltungen.  Noch  mag  hinzugefügt  werden, 
dass  1834  in  Leipzig  auf.  ein  Wohnhaus  30,94,  1849  32,74  Personen  kamen. 

Bei  d^  meisten.  Innungen  maeht  sich  eine  bedeutende,  gerade  nicht  im  Yer* 
hältni3s  zur .  Bevölkerung  immer  gleichbleibende  Zunahme  der  selbstständig^d 
Meister  beoierkbar.  Besonders  ansehnlich  haben  sich,  wie  der  Begel  nach  in 
«lleDI  gpröss^en  Städten,  die  Schneider,  Schuhmacher  und  Tischler  yer^ 
ijiÖlMrt.    0ie  jZahl  derseU)en  war . 

'     '           1716 183  Schneider,   108  Schuhmacher,  30  Tischler. 

1746 209  '    „  131  „  34  „ 

1770 294  „  204  „  38  „ 

1786 354  „  219  „  45  „ 

'1798 368  „  236  „  45  „ 

1813 397  „  283  „  50  „ 

1849 555  „  371  „  96  „ 

Erwägt,  man,  dass  Xicipzig  1849  mehr  als  das  Doppelte  der  Einwohnerzahl 
yon  .1786  hatte,  so. kann  man  die  Zunahme  bei  den  ersten  zwei  Gewerbklassen 
d>!ensowenig  gleichxnässig  finden,  als  wenn  man  in  Beimacht  zieht,  dass  die  Yolks- 
zabX^in  den  Jahren  1746  und  1785  ungefähr  gleich  war,  während  die  Zahl  der 
Schneider  und  Schuhmacher  in  der  Zwischenzeit  um  fast  70  pCt.  zugenommen 
kattd.  Letztere  Erscheinung  lässt  sich  aus  dem  seit  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts rasch  steigenden  Luxus,  erstere  aber  aus  dem  Umstände  erklären,  dasa 
die  Meister  im  Durchschnitt  jetzt  mehr  Gesellen  als  früher  beschäftigen.  Die  Zahl 
der  Bötticher  hat  im  Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts  fast  immer  zwischen  22 
(1716)  und  29  (1789)  geschwankt»  und  sich  nur  1770  bis  zu  30  erhoben;  1813 
finden  wir  26,  1849  35  verzeichnet.  Die  Zahl  der  Buchbinder,  welche  1716< 
20  und  1749  19  betragen  hat,  hielt  sich  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen.  J^r- 
hunderts  fast  immer  auf  26,  und  ging  nur  1770  auf  23  zurück;  gegen  Ende  des 
Jahrhunderts  stieg  sie  auf  28;  1813  war  sie  30  und  1849  82.  Die  steigende 
Uterariache  Thätigkeit,  die  grosse  Vervielfältigung  der  Druckschrilten  und  die 
zumehmende  BeUditheit  der  Cartonage  -Arbeiten  konnten  natürlich  auf  die  Vor- . 
mehrung  dieses  Gewerbes  nicht  ohne  Einfluss  bleiben.  Eine  ähnliche  Zunahme 
in  jüngster  Zeit  zeigte  sich  bei  den  Buchdruckern.  Man  zählte  1716  17;: 
1746  19,  1770  13,  1786  12^  1798  18,  1815  18y  1849  30  Buchdrackereicin.  Einei 
ähnliche  Progression  zeigen  die  Buchhandlungen;  es  bestanden  1716  17,  1746' 
29^1770  .17,^  1789. 27,  .1798  46,  181^ 66  und  1849  147.  Die.Zahl  der  Dreehslet 


48S  ]>eiit9ebeift  fttft'd't«v6i^0n* 


Kdir  gesoldaefatet.  *-  YerUtlt&iuiittftrig'  am  tadtHlämisUiii  ist  die  Std^^rdlig^  M 
itm^  Q<9l-bg(ies»erii;  rot  den  nettneiger  Jabren  des  Toi%ea  Jahrliiifidertis  gab 
es' keinen'  Qelbgiesser  in  Leipzig)  sondern  nur  3  bis  5  Roth'-  imd  Glockc^gieBser; 
1798  wird  eia^  enndger  Munhaft  gemacht,  181S  2  and  1849  7.  Die  Glaser, 
deren  1716  30  waren,  ▼erminderten  sich  1746  auf  18,  1770  anf  15  und  1786  auf 
12;  1798  sind  wieder  15,  1812  nur  12,  1815  13,  1849  aber  40  aofgeföhrt  Die 
Zahl  der  Gald- und  Silber- Arbeiter  betrag  schon  1716  20,  1746  18)  1776  24; 
in  den  letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  hielt  sie  sich  zwischen  16-  und  19^ 
1815  belief  sie  sich  auf  22  und  1849  auf  34.  Gold-  und  Silbersehl&ger 
kommen  erst  2  an  der  Zahl  in  den  beiden  letzten  Jahrzehnten  des  vorigen  Jahr- 
hunderts vor;  jetzt  existiren  3.  Bei  den  Kammachern  findet  sich  schon  1746 
ein  Herabgehen  von  7  (1716)  auf  5;  seitdem  hielt  sich  deren  Zahl  zwischen  4 
und  6,  biä  1849  ihre  Zahl  auf  11  gestiegen  ist«  Noch  stärker  ist  die  Verschieden^ 
heit  der  Meisterzahl  in  den  verschiedenen  Zeitpunkten  bei  den  ElempneTn;  sie 
betrug  1716  6,  verdoppelte  sich  bis  1746  und  stieg  bis  1770  auf  14,  während  in 
dieser  Periode  die  Zahl  der  meisten  Grewerbe  wegen  der  Kriegszeiteil  eher  in  Ab* 
ni^e  war;  allein  schon  1786  finden  sich  nur  9,  1789  und  1815  nur  9,  1849 
aber  2a  Korbmacher  gab  es  1716  6,  1746  8,  1770  nur  5,  1786  schon  11) 
1798  und  1813  9,  1849  22.  Die  Zahl  der  Kupferschmiede  hidt  sich  wfthi«nd 
des  ganzen  vorigen  Jahrhunderts  zwischen  5  u.  7;  1813  betrag  sie  6,  und  1849  10.- 
«^Maurermeister  waren  1716  8,  1746  8,  1770  6,  1786  5,  17984,  1813  7  u.  184^ 
11.  In  ilhnlicher  Weise  ist  die  Zahl  der  Zimmermeister  in  der  zweiten  Hälfte 
des  vorigen  Jahrhunderts  gefallen  und  erst  neuerlich  wieder  gestiegen ;  sie  betrag 
1716  11,  1749  9,  1770  6,  1786  7,  1798  7,  1813  6  und  1849  20.—  Schlosser, 
Sporer  und  Win denm acher  haben  sich  fortdauernd  vermehrt;  es  gab  1716 

24,  1746  29, 1770  32^1789  38,  1798  39, 181341  und  1649  43.  Me>ss^schmid4«|' 
Schleifer  und  Po  lirer  finden  wir  im  vorigen  Jahrhundert  stets  7 — 9  aufge- 
zählt; 1813  gab  es  nur  3  Messersehmiede  und  1  Schleifer;  1849  dagegen  9  Messer- 
schmiede und  3  Schleifer.  Die  Zahl  der  Nadler  stieg  von  171*6  bis  1746  von  4 
auf  6,  1770  auf  9,  fiel  daun  auf  4  — 5,  erhob  ^ich  1815  auf  8  und  1849  auf  19. 
Die  Seifensieder  vermehrten  sich  im  Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts  aUmählig 
von  10  auf  15,  1813  waren  13'  und  1849  19.  Seiler  gab  es  bis  nach  4en  Kriegs- 
jahren in  der  Segel  16  bis  19,   nur  1746  sind  21   aufgeführt;    1849  2iählte  man 

25.  Tapezierer,  deren  Zahl  sich  seit  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  fort- 
dauernd 'zwischen  4  und  8  erhielt,  gab  es  1849  44.  Uhrmacher^  waren  1716 
nuff  4,  seit  1746-1815  8—10,  1849  23.  Die  Zahl  der  Wagner  betrug  1716 
9,  äank  aber  seitdem  fortwährend  bis  4  im  Jahre  1789>  stieg  bis  1813^  auf  9  und 
1849  auf  12.  Von  mehr  fabrikmässig  betriebenen  Gewerben  zählte  man  Blei- 
Dosen-Fabriken  1815  2,  1849  2;  Ghemischs  Fabriken  1813  4,  1849  7;  Chokolade^ 
Fabriken  1813  4,  1849  8;  Tabak-Fabriken  1815  9,  1849  12;  Oigarren-Fabriken^ 
1815  1,  1849  30;  Liqueur- Fabriken  1813  2,  1815  11,  1849  49;  SiegeUack- Fa- 
briken 1615  4,  1849  7;  Strohhut-Fabriken  1813  1,  1849  8. 

Der  neuem  Zeit  angehörige  Klassen  von  Gewerbetreibenden  sind  Blumen- 
macher (10))  Kolonisten  (14).,  Halsbinden-  und  Modenwaarenerzenger  (14),  Ver- 
fdttiger   von   chemischen  Feuerzeugen  (11),  Mütaenmacher  (30)»  Begensohirmver* 
fertiger  (17),  Fleisch waarenhändler  (U),  Glaswaarenhändler  (9)  und  Mdbelhändler 
(33).  —  Zu  den  Gewerben,  welche  jetzt  zwar  stärker  vertreten  sind  als  frfiher, 
aber  doch  während  der  134jährigen  Peiiode   einmal  zahlreicher  waren,  gehören 
Beutler  und  Handschuhmacher  (1813  10,    1849  nur  7).    Formenstecher,  Gfirtler 
(1746  11,  jetzt  nur  7)»  Hutmacher  (1716  16,  1849  12)  Kartenmaler,  Kürschner 
(1786  67^  1849  nur  45),  Kunst-  und  Schjtnfärber,  Posamentirer  (1746  26,  1S49 
22).     YdUig  untergegangen  oder  doch  in  fortdauernder  Abnahme  begriffen  sindt* 
Fischer,  Gkdd-  und  äitterdrathzieher.  Plättner  und  Spinner  (1746  42 1 '  1S49  7),> 
Kaopfmacher  (1789  39)  1649  13}«  Lein^uodZeug^ber,  Lohgeiber  1770;  B9)  1849- 
9)t  Nagelschmiede.  Am  bedeutendsten  ist  die  Abnahnfe  der  Pexrttokenmaoberi 


8^  toii  7  (1716)  auf  tO-  (1746)^  Kielt  sid»  dann  18I&  smiscKen  8  tmd  19,  imd 
betrag  1849  19.  Bin*  gfvössere  Yeriltideniiig  zeigte  sich  b«i  den  stftdtlsiiiliett 
Fleischern;  174(^  gab  es  deien  48 ;  1770  war  diese  2ahl  anf  39  und  1786  auf 
27  gesunken  (auf  ungefähr  die  H&lfte  bei  gleicher  Bevölkerung) ;  sie  erhob  sich 
1798  auf  35,  fiel:  18U$  auf  33,  war  184i)  62  und  1852  61,  welche^  Schlächter  vom 
1.  April  1852  bis.  34.  März  1853  zur  Consumtion  der  Stadt  Leipzig  28497  Stück 
Vieh  schlachteten,  während  34502  von  80  Landschläohtem  noch  hinzukamen, 
im  Ganzen  also  62999  Stüek,  wovon  7498  Rinder,  12235  Schweine,  294GD  Kälber, 
13528  Schöpse  und  2S3  Lämmer.  Im  Jahre  1851  wurden  im  Ganzen  35  Stück 
es  gab  deren  1716  73,  1746  46,  1770  81,  1786  164,  1798  137,  181^  112,  1815  65, 
1849  25.  In  diesen  Zahlen  prägt  sich  der  Gang  der  Mode  uud  deren  mächtiger 
ifinflnsB  auf  die  Industrie  deutlich ,  ans.  Der  steigende  Luxus  in  der  zweiten  Hälfte 
6b8  voiCgen  Jabrhimderts  bewirkte,  dass  sich  die  Zahl  dieser  Klasse  von  Gewerbe 
treibenden  nahezu  vervierfachte,  während  die  Bevölkerung  im  Jahre  1786  der 
Ton  1746  gleieb  kam.  Die  Rflekwirkung  der  französischen  Berolation  vermin'- 
derte  die  &1I1L  der  Penüekenmaeher  in  wenigen  Jahren  um  fast  20  pCt.  un<l 
dl»  Beste  d^  einst  blähenden  Gewerbes,  welche  sich  bis  au  den  Krieg^eeiten  er- 
halten hatten,  werden  nach  diesen  rasch  beseitigt,  um  der  neuen  Gestaltung  des- 
aelben  Platz  zu  machen.  Während  1746  auf  650  und  1786  sogar  auf  1^  Einw. 
ein  Perrückenmacher  kam,  fällt  1849  ein  FrLseur  auf  etwa  2600 Einw.  Fast 
gaa»  nntergegangen  ist  die  8«mmetmanufaktur.  Sie  blüthe  gegen  die 
Matte  des  vorigen  Jahrhunderts  auf;  1746  waren  3  Fabriken,  1770  12  Fabriken 
und  ihi  den  achtziger  Jahren,  als  daneben  auch  die  Seidenstmmpfwirker  aufkamen, 
beütaB'deB  (mit  diesen)  stets  9**- 11  FabrOsen.  1813  finden  wir  nur  noch  4  und 
ifitö  ein<^  Bolcho  Fabrik.  Eine  starke  Abnahme  zeigt  sieh  auch  bei  den  Stnimpf-* 
AtiiakflUn  Und  Strampfwirkem.  Der  Erstem  gab  es  im  vorigen  Jahrhundert  stets 
6-*«9r  1770  sogai-  12,  1813  noch  4,  1849  1.  Die  Letzteren  finden  sioh  in>  der 
Uiüm  des  vorige  Jahrhunderts  1770v  an  Zahl  35,  1789  55,  1813  wai-en  noch  38j 
1^9  17.  Die  Zahl  der  Tuchmacher  war  inLdpzig  nie  bedeutend,  am  grössten 
(15*)  im  J.  1746,  bis  1798  sank  sie  auf  3  herab,  1813  zählte  man  5  und  1849^ 
nnif  2.     Zlnngieisser   gab   es   früher   8--~10^   in   den   achtziger  Jahren    12; 

1849  5» 

Uebet  den  Hände  ladt  and  ist  Folgendes  zu  notiren  (wobei  die  Bemerkung, 
diM^  zu*  Leipzig,  im  vorigen  Jahrhundert  die  „deutschen  Kauf*  und  Handelsfirmen*^ 
YiOt'  den  f^franaöttschen  und  italienischen  Kaufleateii**  getrennt  aufgefUirt  wurde»),^ 

gab  ^ ^ 

Summa 

115 
224 
194 
163 

198 

Während  sich  die  Zahl,  der  Kaufleute  gegen  Ende  des  verigen  ^hrhunderts 
wieder  gehoben  hatte,  sank  sie  in  den  spätem  Kriegsjahren  h^rab,  so  dass  1813 
Bnr  188  und  1815  erst  wieder  196  gezählt  wurden.  Gegeikwärtig  werden  Kauf- 
lente  und  Kriüner  zusammen  anfgeföhrt;  ihre  Gesammtzahl  beMg  1849  1124, 
darunter  befanden  sieh  564  Krämer.  Die  Zahl  der  Kaufleute  muss  man  jedoch' 
höher  als  auf  560  veranschlagen,  da  mehi^re  Kaufleute  zugleich  Krämer  sind. 
Krftmer  werden  aufgeführt  1716  149«  1746  264,  1770  298,  1789  270,  1798  302, 
1818  365  und  1849  564.  Das  Steigen  und  Fallen  dieser  Zahlen  trim,  wie  man' 
aiehi; ,  mit  jenem  dtor  Kaufleate  uieht  in  die  gleiehen  Zeitriliune.-  Wlfiirend  die^ 
ZaU  dev  letzteren  sohl«  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrfaunderts  an  aii^en  be-' 
gana,  hol»  sioh  die  der  Krilmer  bis  1770»  und  ging  erst  von  da  bis  za  den  nenn-' 
v§fis  Jahfen  smrüok,  atisg/  aber  daim  irieder  tangeiaohtet  der  Krieg^ahn«    Ifimmt- 


4eat8Gh6 

fhnuöa.  < 

italienische 

Kaufherrea 

Kaufleute 

Kattflj9ute 

1716 

115 

— 

— 

1746 

189 

23 

12 

1770 

152 

27 

15 

1786 

128 

23 

12 

1798 

170 

21 

7 

4^  Deutflolies  Städieweson; 

juAii  an,  dass  1849  in  innder  SmoHke  die  ZaU  der  Kanflente  000  und  cUe  der 
Krämer  560  betrug,  so  kamen  auf  1  Eaufinann  1716  235  Eiüw.,  1746  131  £inw., 
1786  181  Einw.  und  1S49  105  Einw.  und  auf  einen  Kxikmet  1716  ISO  Einw., 
1746  155  Einw.,  1786  102  Einw.  und  1849  111  Einw. 

Wir  erwähnen  nodi  schliesslich  der  in  Leipzig  bestehenden  Armen- 
anstalt,  welche  mit  dem  Bericht  über  ihre  Thfttigkeit  vom  I.Juli  1851  bis 
30«  Juni  1852  ihr  50jähriges  Jubiläum  gefeiert  hat  Die  Einnahme  dieser  Austalt 
betrug  in  dem  letzten  Jahre  im  Ganzen  54302  Thhr.  (im  Jahre  yorher  nur  49793), 
zu  ihr  gehörten  die  Beiträge  des  Stadtraths  aus  Oommunalibiids  10468  Thb*., 
15902  Thlr.  Subsoriptionsbeiträge ,  9992  TMr.  aus  eingegangenen  Legat^m,  919S 
Thlr.  aus  einem  besondem  Yermächtniss.  Die  Ausgaben  bettrugen  41495  Thlr. 
(im  Jahre  vorher  41568  Thlr.)  Unter  den.  Ansgaben  befanden  sich  1132  für  di^ 
Verwaltung,  10902  Thlr.  für  die  Schule,  in  welcher  in  26  Klassen  von  «20  Lehrer» 
1727  Kinder  Unterricht  erhielten,  3719  Thlr.  för  die.Bdkleidungsanstalt  (im  Jahre 
vorher  5267  Thlr.);  bekleidet  wurden  207 Männer,  806  Frauen  und  1150  Kinder» 
^12  für  die  Brodbäckerei;  es  wurden  gebackra  365921  Pidi  Beod  und  vertheik« 
Andere  Ausgaben  betrafen  die  Krankenanstalt  mit  1432  Thlm.,  zwei  Atmeiihftnaei^ 
.  Brennholz,  wöchentliche  Unterstützungen ,  hierfür  wurden  9214  Thlr.  an  137S^ 
Personen  vertheilt.  An  Fonds  besitzt  die  Armenanstalt  119099  Thlr.  in  Hypo- 
theken, Obligationen  etc. 

Dresdens  Bevölkerung  hat  sich,  wie  schon  früher  bemeirkt,  in  dem  Zeitraum 
Ton  1834  bis  1849  von  66133  auf  94092  Seelen  Termehrt,  also  im  Oanzen  um 
etwa  28000  oder  durchschnittlich  im  Jahre  um  1120  Seelen,  welche  YeumeliruDg 
durch  einen  verhältnissmässig  starken  Zuzug  von  aussen  bewirkt  ist,  indem  d«r 
jährliche  Uebersehuss  der  Geborenen  über  die  Verstorbenen  kaum  die  Hälfte  jeher 
Vermehrung  betragen  dürfte.  Denn  noch  im  Jahre  185^  worden  in  Dresden 
sammt  seinen  FarDchialdörfem  nur  3916  geboren,  während  3^0  starben,  also  der 
Uebersobuss  nur  579  betrug.  Will  man  die  sittlichen  Verhältnisse  eineir  Stadt 
nach  dem  Verhältniss  der  ehelichen  und  un^elicben  Geburten  benrthdlen , .  so 
gi^en  für  Dresden  folgende  Zahlen  den  Maassstab.  Die  1852  Geborenen  bestanden 
in  2437  ehelichen  (1072  Söhne  und  1401  Töchter)  und  1446  unebeUchen  (958  Söhne 
und  488  Töchter).  Confirmirt  wurden  zu  Ostern  1852:  716  Knaben  und 
725  Mädchen.  Die  Zahlenverhältnisse  über  kirchliGhe  Handlungen,  an  denen'  eine 
städtische  Bevölkerung  zu.  vemohledenen  Zeiten  sich  betheiligt  hat,  sind  jedenfidla 
lehrreich  und  von  Interesse.    In  Bezug  auf  Dresden  mögen  f<%ende  Data  hier 

angefahrt  werden: 

Paar  Getrsnte    Getaafta  OoAmmanicanten  Begrabene 

Im  Jahre  1052  gab  es  dort         206        -     732  40389  450 

„      „     1752     „     „     „         473           1984  .    93529  2048 

„      „     1852     „     „     „         954          3704  48615  3340 

Diese  Zahlen  geben  Stoff  genug  zu  Betrachtungen,  wenn  man  sie  unterein- 
ander in  demselben  Jahre,  wie  auch  in  Bezug  auf  die  verschiedenen  Jahrhunderte 
vergleicht. 

Das  städtische  Budget  Dresdens  enthielt  an  Einnahmen  im-  Jahre  1848 
272000  Thlr.,  an  Ausgaben  267764  Tbk.;  1851  Einnahmen  306837  Thlr.,  Aus- 
gaben 287029  Tbk. ;  1852  Einnahmen  268493  Thhr.,  Ausgaben  264057  Thlr. ;  fßr 
1853  sind  veranschhtgt  Einnahmen  260551  Thlr.,  Ausgabe  260521  TUr.  Von 
den  Ausgabien  für  1853  beträgt  der  Bedarf  des  städtisohen  Haushalts  an  und  für 
sich  130122  Thlr.  Die  Ausgaben  bei  der  Sioherheits*  und  Wofalfishrtspolizei  sind 
auf  40568  Thlr.  veranschlagt,  wobei  zu  erwähnen,  .dass  der  Zusohuss  zur  Polizei* 
deputation.  von  26600  Thlr.  auf  31472  Thlr.  hat  erhöht  werden  müssen,  und  der 
Aufwand  für^  das  Nachtwftchterinstitut  von  1965  Thkn.  aUf  6494  Thle.  gewachsen 
ist  Uebec  die  ansgedduiten  Geschäfte  der  PoUseidepataticb  sollen  weiter- unten 
eiijüige  Bemerkungen«  folgen.  Für  Zuschuss  an  die  Schulen  sind  19600  l%li'.  aufi* 
ge«(et$st,   für  Axmeik- Krankenanstalten  60221  TMr.y  nvnbei  «iob'daii'DyeBdene»- 


Deutsches  Stftdteweseti.  44t 

Budget  darauf  bezieht,  dass  in  Wien  der  Bedarf  des  Armenwesens  mit  800000  fl. 
▼eranschlagt  sei  und  Berlin  allein  im  Jahre  1852  für  die  städtische  Kranken- 
pflege 58000  Thlr.  ausgegeben  habe.  Die  st&dtischen  Aktiva  Dresdens  betrugen 
2385594  Thhr.  und  die  Passiva  979525  Thlr.,  so  dass  der  oommunale  Vermögens- 
bestand sich  auf  1406068  Thlr.  belief,  während  er  1847  1317619  Thlr.,  1848 
1376263  Thlr.,  1849  1836794  Thlr.  und  1850  1336997  Thlr.  betrug. 

Ueber  die  Ausdehnung  der  Geschäfte,  welche  der  Dresdener  Stadtpolizei- 
deputation während  des  Jahres  1851  oblagen,  und  den  vorhin  aufgeführten  ver- 
mehrten Zuschuss  im  Budget  wohl  erklärlich  machen,  mögen  folgende  Andeutun- 
gen genügen.  Bei  ihrer  Hauptregistrande  und  den  Registranden  der  verschie- 
denen Abtheilungen  gingen  22234  Sachen  ein,  also  Sonn-  und  Festtage  abge- 
rechnet, etwa  täglich  74,  Vernehmungen  wurden  expedirt  9610,  Passkarten  wur- 
den ausgestellt  3779,  aus  den  Gasthäusern  wurden  Fremde  gemeldet  75941,  aus 
Privathänsem  9480 1  in  die  Steckbriefregister  wurden  1497  Personen  eingetragen, 
19470  Gresellen  wanderten  ein,  16374  wanderten  aus,  165  wurden  zur  Vernehmung 
wegen  Fälschung  der  Wanderbücher  sistirt,  1609  Signalements  wurden  aufge- 
nommen, 10276  Arbeits-  und  Gonditionskarten  wurden  an  Gesellen  ausgestellt, 
673  ausgewiesene  Personen  wurden  eingetragen,  2996  neue  Dienstboten  wurden 
eingetragen,  6546  Diensteintrittsscheine,  6361  Dienstverändernngsscheine  und 
488  Dienstbücher  ausgestellt,  82  Presserzeugnisse  mit  Beschlag  belegt,  andere  2200 
geprüft  und  zum  Stadtgericht  abgeliefert,  57  Haussuchungen  vorgenommen, 
109  Vereine  beaufsichtigt,  1056  Protokolle,  Berichte  etc.  in  Pressangelegenheiten 
expedirt,  163246  Reisende  vom  Eisenbahnpolizeibureau  expedirt  und  an  Polizei- 
steÜe  181  von  den  Bahnhöfen  sistirt,  worunter  4  steckbrieflich  Verfolgte,  58  wegen 
falscher  oder  mangelhafter  Legitimation,  12  wegen  Diebstahlsverdacht,  7  wegen 
Pasafälschung,  4  wegen  unbefugter  Rückkehr  und  77  wegen  Legitimationsmangels. 
Diese  Zahlen  und  £bre  Beziehungen  auf  die  Geschäfte  deuten  wohl  hinreichend 
die  Mannichfaltigkeit  und  den  Umfang  eines  städtischen  Lebens  auch  nach  der 
Seite  der  Polizei -Verwaltung  hin  an. 

Die  drittgrösste  Stadt  Sachsens  ist  Chemnitz;  ihre  Bevölkerung  ist  von  21137 
im  Jahre  1834  auf  30953  im  Jahre  1849  gestiegen,  sie  ist  die  erste  Fabrik-  und 
Manufakturstadt  Sachsens  und  schliesst  sich  mit  ihrer  heutigen  industriellen 
Blüthe  an  Städte  wie  Elberfeld,  Berlin  und  andere  an.  Dass  die  Stadt  auch 
reich  an  Communalvermögen  ist,  beweist  ihr  Budget,  das  im  Jahre  1851  folgende 
Positionen  aufiuhrte:  Die  auf  84794  Thlm.  sich  belaufenden  Einnahmen  wurden 
nur  ^u  28242  Thlr.  durch  erhobene  Commnnalanlagen  nach  dem  Klassensystem 
nnd  zu  16981  an  diversen  Einnahmen  beschafft;  auch  unter  den  letztern  befanden 
sich  noch  2120  Thlr.  aus  der  Sparkasse  als  Hälfte  der  Reinüberschüsse  bei  dieser 
Kasse.  Ausserdem^  kamen  zu  den  Einnahmen  5579  Thlr.  Ueberschuss  von  Ge- 
richtssporteln  und  2646  Thlr.  von  Bürgerrechtsertheilungen ;  die  übrigen  Einnahme- 
posten bildeten  z.  B.  6689  Thlr.  von  unbeweglichen  Gütern,  3211  Thlr.  von  Ge- 
rechtsamen, welche  bestimmte  Nutzungen  gewähren,  17973  Thlr.  von  Gerecht- 
samen, welche  steigende  nnd  fallende  Nutzungen  gewähren  —  darunter  die  schon 
angeführten  Geriditssporteln  und  Bürgerrechtsgelder  —  3977  Thlr.  von  aussen- 
stc^enden  Forderungen,  Eapitalzinsen,  5496  Thlr.  an  Eaufgeldem.  Die  Ausgaben 
der  Commune  beliefen  sich  im  Jahre  1851  auf  73239  Thlr.,  so  dass  11554  Thb. 
baarer  Geldvorrath  übrig  blieb.  Von  den  Ausgaben  kamen  21008  Thlr.  auf  Be- 
soldungen, Remunerationen  und  Einnehmergebühren,  10535  Thlr.  Zuschuss  zur 
AAnenverpflegnng,  deren  Einnahme  überhaupt  13176  Thlr.,  Ausgabe  12778  Thlr. 
betrug,  also  auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  etwa  12  Sgr.  in  einer  der  industriellsten 
Städte  Deittschlands,  was  Üir  die  Entscheidung  der  Frage,  ob  Industrie  und 
Proletariat  in  nothwendiger  Beziehung  stehen,  wie  oft  behauptet  wird,  nicht  un- 
beaohtenswerth  sein  dürfte.  — •  Die  Stammvermögensübersicht  der  Stadt  Chemnitz 
für  1851  wies  einen  Aktivbestand  von  464379  Thkn.  nnd  Passiva  von  54421  Thlrn. 
nach,  wönadi  4er  Vennögensbestand  ^9958  Thlr.  betrug. 

2S 


442 


Deutsches  Stttdtewesen. 


unter  den  norddentseben  grösseren  StAdten,  die  weder  dorcfa  bedeutenden 
Handel  nocli  durch  eine  umfassende  Industrie  auf  eine  sehnellere  Vermehrang 
hingewiesen  sind,  hat  die  Residenzstadt  Hannover  doch  in  den  letzten  Jahren 
eine  yerhältnissm&ssig  bedeutende  Zunahme  ihrer  Population  erfahren,  was  sein^i 
Grund  sowohl  in  der  königlichen  Hofhaltung  als  auch  darin  findet,  dass  sie  der 
Kreuzpunkt  bedeutender  Eisenbahnen  geworden  ist.  Die  Residenzstadt  Hannover 
umfasst  gegenwärtig  mehrere  Stadttheile,  die  nicht  alle  unter  der  Verwaltung,  des 
Stadtmagistrats  sich  befinden,  der  Lage,  dem  Verkehre  und  ihren  sonstigen  Ver- 
bindungen nach  aber  ein  Ganzes  bilden.  In  Bezng  auf  diesen  ganzen  Complex 
ergab  die  Zählung  vom  3.  Dezember  1852  folgende  Resultate: 


AltsUdt,  Neu- 
stadt nnd  Ernst- 
Aug.  Stadttheil 

Vorstadt 
Hnnuoyer 

yorsUdt 
GlockBee 

Vorstadt 
Linden 

Zusammen 

Seelenz'ahl  mit  Einschluss 
des  Militairs     .... 

Die  Zählung  vom  1.  Juli 
1848  ohne  Militair    .     . 

In  4^  Jahren  beträgt  die 
Vermehnmg      .... 

31876 

28030 
3846 

12454 
8901 

3553 

586 
504 

82 

4993 
3350 

1643 

49909 
40785 

9142 

Rechnet  man  aber  das  im  Jahre  1848  zu  Hannover  befindliche  Militair^  be- 
stehend in  2129  Köpfen  zur  vorletzten  Reihe  hinzu,  so  beträgt  die  Vermehrang 
nur  6995  Seelen,  oder  fiirs  Jahr  1554  Seelen.  Ans  derselben  Zählung  dieüen  #ir 
noch  folgende  nähere  Data,  welche  zur  Beurtheilung  der  PopulationffrerliäHnisse 
dienen  können,  mit: 


Es  befanden  sich 

in  der  Altstadt, 

Vorstadt 

Vorstadt 

Vorstadt 

Neustadt  etc. 

Hannover 

Qlocksee 

Linden 

ZUMMUMU 

Wohnhäuser       .... 

1926 

1398 

72 

380 

3776 

Männliche  Einwohner     . 

16736 

5761 

307 

2566 

25370 

"Weibliche            „ 

15140 

6693 

279 

2427 

24539 

Verheirathete     .... 

7964 

3976 

158 

1580 

13678 

Wittwer 

337 

109 

6 

40 

492 

Wittwen 

1532 

534 

16 

194 

2276 

Lutheraner 

29209 

11890 

567 

4534 

46200 

Reformirte 

441 

98 

5 

75 

519 

Katholiken 

1524 

349 

11 

242 

2126 

Sonstige  christliche  Sekten 

6 

15 

— 

1 

25 

Juden 

668 

102 

3 

141 

914 

Vergleicht  man  die  Hauptpositionen  dieser  neuesten  Zählung.  Tsdt  den  Resul- 
taten älterer  Aufnahmen,  so  ergiebt  sich,  dass  zu  Ende  des  Jahns  1815  und  An- 
fang 1816,  um  welche  Zeit  die  Regierung  eine  amtliche  Zählung  aller  Fener- 
Btellen  und  Einwohner  des  Königreichs  vornehmen  liess,  zusanrnrnn  fSr  die  Stadt 
Hannover  und  ihre  Vorstädte  21 10  Feuerstellen  und  26126  Einw.  herauskamen. 
In  dieser  Einwohnerzahl  war  das  Militair  nicht  mit  einbegriffen.  Dieser  Zählung 
folgte  zunächst  die  Aufiiahme  von  1821,  nach  welcher  die  Stadt  Hannover  mit 
ihren  Vorstädten  2455  Feuerstellen  und  27517  £inw.  Eählte.   Aber  die  beiden  er- 


Denttehes  Stttdiewesern.  443 

wKlmten  ZttUmigdn  sind  zum  Theil  sash  so  toh  einander  abweichenden  Grmid- 
Bätsen  vorgenommen,  daaa  die  daraas  gewonnenen  Besultate  theils  unvollständig, 
theila  widersprechend  bleiben  mnssten.  Erst  vom  Jahre  1833  an  hat  man  genaue 
und  umfassende  amtliche  Nachrichten  über  Volksmenge  und  Wohngebäude  des 
Königreiehs  Hannover;  seitdem  wurde  von  3  zu  3  Jiüiren  gezählt,  und  danach 
hatte  die  Stadt  Hannover  mit  ihren  Vorstädten  an  Wohngebäuden  und  Einwohnern 


WohngebSade 

Einwohner 

im  Jahre  1833  . 

.  .  .  2765 

32177 

„    1836  . 

.  .  .  2821 

33463 

1839  . 

.  .  .  2855 

34789 

y>       1842  . 

.  .  .  3044 

36860 

,   1845  . 

.  .  .  3433 

40248 

Man  sieht,  von  1816  bis  1889  ist  die  Vermehrung  nach  einem  und  demselben 
massigen  Verhältnisse  (jährlich  1,3  pCt.)  vor  sich  gegangen ,  von  da  an  aber  be- 
ginnt eine  erheblichere  Steigerung,  die  zwar  von  1845  bis  1848  bedeutend  herunter 
geht,  dann  aber  in  der  Periode  von  1848  bis  1852  ihren  höchsten  Grad  erreicht 
g'ährlioh  3,5  pCt.)  Ein  Vergleich  der  Aufuahme  von  1821  mit  der  von  1852  er- 
giebt,  dass  sich  me  Bevölkerung  der  Stadt  und  Vorstädte  in  ungefähr  32  Jahren 
um  22392  Seelen  oder  81,4  pGt.  vermehrt  hat.  Diess  beträgt  för  ein  Jahr  eine 
durchschnittliche  Vermehrung  von  700  Seelen  oder  2,5  pCt. 

Vergleichen  wir  bei  dieser  Gelegenheit  die  Progression  in  der  Bevölkerung 
einiger  bedeutenderen  Städte  Deutschlands,  so  hat  Berlin  in  der  Zeit  von  1803 
bis  1851  durchsnittlich  jährlich  3,83  pCt.  zugenommen,  in  den  letzten  5  Jahren 
vor  1851  aber  nur  2,28  pGt.  Wiens  Bevölkerung,  die  im  J.  1800  232638  Seelen 
und  1846  407980  Seelen  betrug,  also  in  46  Jahren  um  175342  wuchs,  während 
Berlin  in  48  Jahren  um  281567  Seelen  zunahm,  hat  sich  somit  durchschnittlich 
im  Jahre  um  1,64  pCt.  vermehrt.  In  den  sechs  Jahren  von  1840  bis  1846  be- 
trug die  Vermehrung  Wiens  51111  Seelen  oder  im  Jahresdurchschnitt  2,39  pCt. 
Dresdens  Bevölkerung  betrug  1846  89327  Seelen  upd  1849  94092.  Der  Zuwachs 
war  in  3  Jahren  4765  Seelen  =  5,33  pCt.,  oder  im  Jahresdurchschnitt  =  1,78  pCt. 
Leipzig  zählte  Ende  1846  60205  Einw.,  Ende  1849  62370,  hatte  sich  also  ver- 
mehrt um  2165  Seelen  odOT  um  1,20  jährlich.  Münchens  Bevölkerung  stieg 
von  1846  bis  1849  von  94830  auf  96398  Seelen,  in  drei  Jahren  also  um  1568  -» 
1,65  pCt  oder  im  jährlichen  Durchschnitt  um  0,55  pCt  Nach  der  Zählung  von 
1843  hatte  München  90055  Einw.;  folglich  bis  1849  um  6343  zugenommen,  was 
für  diesen  Zeitraum  eine  Zunahme  von  jährlich  1,17  pOt.  bildet.  Nürnberg  hatte 
1846  50460  Einw.,  1849  50828,  mithin  Zuwachs  in  drei  Jahren  386  »»  0,73  pGt. 
oder  jährlich  0,24  pG.  Augsburgs  Bevölkerung  betrug  1846  38206  Seelen,  1849 
37986,  Abnahme  in  3  Jahren  220. 

Wenn  Hannover  als  Hauptstadt  eines  Königreichs  seine  Bevölkerung  für 
1852  auf  49909  Seelen  vermehrt  sah,  so  steht  ihr  Braunschweig,  die  Haupt- 
stadt eines  Herzogthums,  an  Seelenzahl  der  Bevölkerung  nicht  selu:  viel  nach; 
es  betrug  dieselbe  nach  der  Zählung  vom  3.  Dez.  1852  37694  Seelen ,  darunter 
männliche  über  14  Jahren  13246,  weibliche  über  14  Jahren  14977,  männliche 
unter  14  Jahren  4653,  weibliche  4583.  Rechnet  man  das  in  Braunschweig  gar- 
nisonirende  Militair  mit  den  dazu  gehörenden  Personen  hinzu,  so  kommt  die 
Bevölkerung  nahe  an  40000  Einw.  Die  Anzahl  der  Familien  betrug  7508,  ver- 
iheilt  in  3194  Häuser.  Nach  dem  städtischen  Etat  für  1853  hatte  Braunsohwelg 
eine  Einnahme  von  34960  Thlr.  ohne  eigoatliche  Gommunalsteuer ,  indem  von 
BereehtigungeD  21893  Thlr.  von  Grundstücken  3197  ThL-.,  vom  Proviantgelde 
8400  Thlr*  und  andere  kleinere  Summen  aus  andern  Titeln  eingingen.  Die  Aus- 
gaben aber  wurden  berechnet  auf  76378  Thlr.,  so  dass  noch  eine  Summe  von 
-41417  Thlr.  durch  £a  veranlagende  Gommunakteuer  zu  decken  übrig  blieb.  Unter 
•dea  AosgalbelMfelii  sind  bemerkenswerth :  Besoldungen  und  Löhne  9646  Thlr.,  aur 

28* 


444 


Deutsches  Stftdtewesen. 


Unterhaltung  der  Gemeindeschnlen  3876  Thlr«,  für  Straflsenreinigung  1050  Thlr., 
für  Fenerlöschnngs-Anstalten  2635  Thlr.,  fät  Strassenbeleucbtung  9114  Thb,,  für 
die  Bürger  wehr  IIÖO  Thb.,  für  das  Armenwesens  32086  Thlr.  Unter  dem  Titel 
der  Armenpflege  betrugen  die  Kosten  für  Unterhaltung  der  Freischulen  5249  Thhr., 
die  eigentlichen  Unterstützungen  25620  Thlr.  die  Krankenpflege  2055  Thlr. 

Wir  knüpfen  hier  einige  Notizen  über  mecklenburgische  Städte  an, 
die  immerhin  diesen  und  jenen  Yergleichungspunkt  mit  den  Verhältnissen  anderer 
Städte  darbieten,  abgesehen  davon,  dass  selbst  diese  beschränkten  Notizen  schon 
über  die  eigenthümliche  Stellung  dieser  Städte  vielleicht  einige  Belehrung  zu 
geben  vermögen.  Die  volkreichste  aller  mecklenburgischen  Städte  ist  Rostock, 
nach  ihr  Schwerin,  dann  folgt  Wismar.  Im  Grossherzogthum  Mecklenburg- 
Schwerin  lebten  Ende  1852  542763  Eiriw.,  darunter  3332  Juden,was  mit  der  gewöhn- 
lichen Vorstellung  nicht  übereinstimmen  dürfte,  die  eine  zahlreiche  jüdische  Be- 
völkerung in  Mecklenburg  voraussetzt.  Von  Römisch-Katholiken  werden  nur  605  in 
Schwerin  und  82  zu  Ludwigslust  aufgezählt.  Von  der  Gesammtbevölkerang 
wohnen  in  Rostock  23751  Menschen,  also  beinahe  der  238te  Mensch  des  Gross- 
herzogthums  wohnt  in  Rostock,  während  in  Preussen  etwa  nur  der  40ste  in 
Berlin  wohnt.  Rostocks  Bevölkerung  während  der  letzten  Jahre  zerfiel  in  fol- 
gende Altersklassen: 


m         m 

fiber  14  Jahr 

V.  5—14  Jfthren 

unter  5  Jahren 

^m 

Jahr 

mKnnl. 

ireibl. 

mfinnl.    weibl. 

männl.  j  wefbl. 

Summa 

1849 

7793 

8820 

1991 

1822 

1130 

1096 

22652 

1850 

7987 

8852 

1879 

1818 

1103 

1095 

22734 

1851 

7941 

9010 

1934 

1857 

1166 

1131 

23039 

1852 

8286 

9267 

1917 

1808 

1233 

1240 

23751 

Hieniach  würde  die  Einwohnerzahl  von  Rostock  in  drei  Jahren  um  1099  S. 
gestiegen  sein.  Geboren  wurden  in  Rostock  vom  ersten  Advent  1851  bis  dahin 
1852  694  Kinder,  und  starben  469  Personen,  mithin  waren  225  mehr  geboren; 
getraut  wurden  in  derselben  Zeit  229  Paare  und  conflrmirt  242  Kinder.  Ueber 
das  Armen-Institut  der  Stadt  Schwerin,  die  eine  Bevölkerung  von  etwa  2100OS. 
zählt,  sind  folgende  Thatsachen  beachtenswerth.  Die  Einnahmen  der  Armenkasse 
betrugen  von  Ostern  18*^,  17189  Thlr.,  die  Ausgaben  14043;  das  Vermögen 
war  Ostern  30256  Thlr.;  von  Ostern  lS*^/i^  betrugen  die  Einnahmen  14678  Thlr., 
die  Ausgaben  dagegen  14412;  der  reine  Vermögensbestand  war  auf  31247  Thlr. 
gestiegen.  Die  beiden  Hauptinstitute  der  Armenpflege  sind  das  Stadt -Arbeits- 
haus und  das  Stadtkrankenhaus,  welches  z.  B.  während  des  erstem  Jahres,  in 
welchem  darin  668  Kranke  ärztlich  behandelt  und  verpflegt  wurden ,  nur  einen 
Zuschuss  von  31  Thlr.  brauchte;  dagegen  für  18*'/^s  einen  Znschuss  von  1076  Thlr. 
bei  545  Kranken  erforderte.  Unterstützungen  wurden  1851 — 52  an  545  Personen 
4503  Thlr.  gezahlt. 

Die  ansehnlichen  Budgets  [mecklenburgischer  Städte  lassen  sich  an  folgenden 
Beispielen  erkennen:  Waren,  eine  Stadt  von  5000  Ein w.,  die  allerdings  eine 
für  ihre  Zahl  und  die  Verhältnisse  einer  mecklenburgischen  Stadt  ansänliche 
Gewerbs-  und  Handelsthätigkeit  entwickeln,  indem  sie  Leinen-  and  Tuchweberei, 
starke  Branntweinbrennerei  und  Brauerei,  Maschinenbau,  Müllerei  und  Schififahrt 
betreiben,  hat  für  1853  ein  Budget,  wonach  die  Einnahmen  36330  Thlr.  Cour, 
und  97  Thlr.  Gold,  die  Ausgaben  37712  Thlr.  Ck>ar.  betragen,  mithin  eine  Mehr- 
ausgabe von  1391  Thlr.,  wdche  durch  eine  entsprechende  Anleihe  gedeckt  wer- 
den sollte.   Nach  dem  Maassstabe  der  Bevölkerung  gemessen»  würde  4as  BerUnor 


Deutscbes  Stttdtewesen. 


445 


Budget  danach  immerhin  Über  3  MilL  Thh*.  jtthrlich  betragen  können ,    um  mit 

dem  von  Waren  in  gleichem  Verhältniss  zu  stehen.  Eine  andere  Stadt,  Ribnitz, 
deren  Bevölkerung  noch  nicht  4000  Seelen  erreicht,  hatte  ISoI  Ausgaben  13392  Thlr. 
nnd  eben  so  viel  Einnahmen;  daneben  noch  eine  verzinsliche  Schuld  von  14450  Thlr. 

Wenden  wir  uns  nun  der  Betrachtung  einiger  süddeutschen  Städte  zu,  so  ist 
es  Bayern,  in  welchem  nächst  den  Bheinsfädten  die  historisch  bedeutsamsten 
Mittelpunkte  des  frühem  deutschen  Bürgerlebens  gelegen  sind.  Bayerns  gesammte 
Bevölkerung  betrug  nach  der  Zählung  von  1852  4559452  Seelen,  oder  38701  Seelen 
mehr  als  im  Jahre  1349,  in  welchem  4520751  gezählt  wurden.  Von  1834  bis 
1852,  in  achtzehn  Jahren  überhaupt  hat  die  Bevölkerung  Bayerns  um  312674  S. 
zugenommen,  was  aufs  Jähr  17371  Seelen  ausmacht.  In  Procenten  ausgedrückt 
war  die  Zunahme  während  der  18  Jahre  etwas  über  ^^^  pCt.  der  anfänglichen 
Bevölkerung;  in  den  letzten  drei  Jahren  aber  nur  l/^g  pCt.  der  Bevölkerung  vom 
December  1849. 

Von  den  bayrischen  Städten  in  den  Kreisen  diesseits  des  Rheins  haben  fol- 
gende in  den  drei  Jahren  1849 — 52  eine  Vermehrung  der  Givilbevölkerung  erfahren : 


^ 

1849 

1852 

Gesammt- 

Gesammt- 

Namen  der  Sttdte 

Civil. 

bevölkeruDg 
einschliess- 

Civil- 

bevSlkerung 
einschliess- 

bevölkerung 

lich  des 

bevölkeruDg 

lich  des 

MiliUini 

Milit&irs 

München      .... 

82349 

96398 

87880 

106715 

Landshut 

9528 

10604 

10105 

11437 

Passau 

8637 

11899 

8706 

11205 

Straubing     . 

8732 

9112 

8955 

19021 

Amberg   .     . 
Regensburg  . 

7727 

10301 

7922 

10167 

21262 

24574 

22285 

25897 

Baireuth  . 

14145 

16493 

14367 

18640 

Bamberg  . 

18531 

19320 

18535 

20594 

Hof     .    .    < 

8547 

... 

9065 

— 

Erlangen 

10857 

— 

10910 

Fürth  .    .    , 

16061 

— 

16745 

Nürnberg 

47332 

50828 

49841 

53638 

Sohweinfurt 

7773 

... 

8591 

— 

Würzburg     , 

22853 

27612 

24472 

30804 

Augsburg 

32749 

37986 

34211 

^9340 

Kempten  .    < 

7223 

8070 

7856 

— 

Kanfbeuren 

4111 

— 

4180 

— 

Lindau     .    < 

3274 

.~ 

3548 

4577 

Neubarg  . 

5527 

6765 

5661 

7952 

(Siehe  Tabelle  Seite  446.) 

In  der  bayrischen  Pfalz,  in  welcher  die  Bevölkerung  von  1849  bis  1852  von 
616370  auf  611476  Seekn  herabgegangen  ist,  haben  doch  innerhalb  derselben  Zeit 
die  meisten  Städte  an  Einwohnern  Tom  Givilstande  zugenommen,  Frankenthal 
von  5393  auf  5826,  Kaiserslautem  von  9475  auf  9962,  Speier  von  10410  auf 
11088,  Zweibrüoken  von  7146  auf  7554,  Landau  von  6002  auf  6249  Seelen.  Da- 
bei betrugen  die  Einwohner  vom  Militairstande  im  Jahre  1852  in  Kaiserslautern 
2234  Seelen,  in  Speier  661,  in  Zweibrücken  266,  in  Landau  5405.  Eine  Ab- 
nahme fand  sich  in  Neustadt  um  501  Seele,  nämlich  Ton  7580  auf  7079  Seelen. 

In  der  stattlichen  Reihe  historiacih  denkwün^er  Städte,  welche  das  König* 


446 


DeatBohes  Städtewesen* 


Dagegen  hat  die  CiTÜberÖlkerang  in  nachbezeichneten  Stttdten  abgenommen: 


1849 

1852 

Name  der  BVUU 

ber&lkenuig 

Gcsammt- 
beyölkenmg 
einsehl.  des 

MUitAirs 

CItU. 
bevdlkenmg 

Oesammt. 

bevölkernng 

einschl.  des 

MUltoirs 

Ingolstadt 

Ansbach 

Dinkelsbühl    .  .  .  . 

Eichstädt 

Bothenbarg    .  .  .  . 

Schwabach 

Aschafienburg  .  .  . 
Memmingen    .  .  .  . 

Nördlingen 

Donauwörth  .  .  .  . 

6912 

10564 
5043 
6396 
5223 
6861 
7311 
6627 
6921 
3191 

11920 

12206 
7608 

9378 

3294 

6514 
10429 
5037 
6257 
5125 
6439 
7143 
6607 
6749 
3035 

14386 
12120 

7303 
8140 
3139 

reich  Bayern  in  sich  vereinigt,  gehört  München  nicht  zu  den  ältesten,  sie  ver- 
dankt ihren  Ursprung  dem  welnschen  Herzog  Heinrich  dem  Löwen,  der  zugleich 
als  Begründer  von  Lübeck  betrachtet  werden  muss,  wie  Barthold  in  seiner  Ge- 
schichte des  deutschen  Städtewesens  in  einer  geistreichen  Parallele  aasfuhrt. 
Schuf  der  kluge  Gewaltsinn  des  Weifen,  bemerkt  derselbe,  im  südwestlichsten 
Winkel  der  Ostsee  mit  Bewusstsein  ein  neues,  unverwüstliches  Bürgerleben,  durch 
die  Begründung  von  Lübeck,  so  hatten  gleichzeitig  schrankenlose  Herrscherlaune 
und  staatswirthschaftUche  Berechnung  am  wüsten  Ufer  eines  unschifFbaren  Aljpen- 
flusses  die  Anfänge  einer  Ortes  hervorgerufen,  welcher  erst  nach  einem  Jahr- 
hundert massiges,  bürgerliches  Gedeihen  umschloss,  nach  einem  halben  Jahr- 
tausend dagegen  als  die  prachtvollste  Königsstadt  erwuchs.  Bayerns  alte  Herzoge 
wohnten  vor  Landshuts  und  Straubings  Erbauung  entweder  auf  ihren  Stamm- 
schlössern hier  und  da  im  Lande,  oder  in  der  Hauptstadt  Begensburg,  wo  sie  ihre 
Landtage  hielten  und  deren  Bürger  bei  schwankender  Berechtigung  des  Kaisers, 
des  Bischofs  und  Bayerischen  Landesherm,  Heinrich  dem  Löwen  gehuldigt  hatten. 
Wo  sich  jetzt  München  mit  seinen  Vorstädten  über  beide  Ufer  der  Isar  ausdehnt, 
war  vor  jenes  Herzogs  Tagen  eine  unwirthliche,  unfruchtbare  Wildnis,  Moos 
und  Kieslager,  zumsd  dem  Gasteig,  dem  östlichen  hohen  Flussrande  gegen- 
über, entweder  ganz  unbewohnt  oder  spärlich  benutzt  von  den  Mönchen  des 
nahen  Klosters  Schöftlaren  und  örtlich  desshalb  als  Hofinark  Muniohen  ge- 
nannt. Dagegen  besaas  der  Bischof  von  Freisingen,  damasOtto,  unterhalb  Muni- 
chens  den  Flecken  Yöhringen,  bei  welchem  eine  Brücke  über  den  Strom  führte 
und  eine  Münz-  und  ZoUstätte  lag,  für  den  geistlichen  Gebieter  von  Wichtigkeit, 
weil  die  Erzeugnisse  der  ergiebigen  Salzwerke  von  Beichenhall  nur  auf  dieser 
Strasse  nach  Schwaben,  der  Schweiz,  dem  Obeirhein  und  Franken  ausgefclhrt 
werden  konnten.  Missgünstig  über  solchen  Ertrag,  seinen  Markungen  so  nah, 
brauchte  Heinrich  der  Löwe,  nach  vorhergegangenen  Streitigkeiten,  Gewalt,  liess 
die  Brücke  bei  Vöhringen  abbrechen,  bei  Muniohen  wieder  aiäohlagen  und  zwang, 
indem  er  dorthin  Zoll  und  Münze  verlegte,  und  die  Salzvonräthe  aufttapelte,  den 
Kaufmann  und  Kämer  über  seine  Strasse  ra  ziehen. 

Durch  kaiserlichen  Spruch  entschied  Friedrich  Barbarossa,  im  kanbardischen 
Krieg  des  mächtigen  Weifen  bedürftig,  mittelst  eines  Vergleichs  zu  Augsburg 
am  14.  Juni  1158,  dass  Markt,  Brücke,  Münze  und  Zoll  bei  Vöhringen  aufhören, 
der  Herzog  dagegen  dem  Stifte  den  dritten  Theil  aller  derffftigen  Einkünfte 
seiner  Anlage  zu  München  entrichte.    Als  später  Friedrich  diesen  Sprach  wider- 


DeutisolieB  Stttdtewesen.  447 

nef,  zeigte  anoli  der  neue  Herzog  von  Bayern,  Otto  von  Wittelsbach,  wenig  Lust, 
den  für  seinen  Ort  einmal  erlangten  Yortheü  aufzugeben;  München  bHeb  im 
Besitz  und  als  einzige  Bchadlosbaltung  erwirkte  das  Btift  endlich  im  Jahre  1204 
eine  unbedeutende  jttbrliche  Summe,  'welche  noch  bis  znr  Aufhebung  der  bischöf- 
lichen Landeshoheit  gezahlt  wurde.  Das  fernere  Geschick  jener  gleichzeitigen 
Schöpfungen  Heinrich  des  Löwen;  Lübecks  und  Münchens  ging  bis  auf  diesen 
Tag  merkwürdig  auseinander.  Die  Stadt  an  der  Trave,  Barbarenvölkem  die  Grc- 
setze  der  Humanit&t  bringend,  stieg  im  14.  Jahrhundert  zur  Schiedsrichterin  der 
nordischen  Kronen,  zur  Herrscherin  der  Ostsee  und  des  deutschen  Meeres  auf,  sank 
um  die  Mitte  des  16.  von  ihrer  Gebieterhöhe,  und  bewahrt  im  19.  neben  einer 
gedrückten  Autonomie  nur  noch  die  Erinnerung  grosser  Vorzeit  und  seinen  un- 
ermesslichen  steinernen  Schmuck  an  Kirchen,  Rathhaus  und  Wohngebäuden. 
München,  erst  im  letzten  Drittel  des  13.  Jahrhunderts  durch  einen  sehr  unselbst- 
ständigen  Stadtrath  verwaltet,  hob  sich,  unbemerkt  von  der  Geschichte,  hinter 
engen  Mauern  unter  Herzog  Rudolf  mit  Anfang  des  14.  Jahrhunderts ,  nachdem 
Ludwig  der  Strenge  aus  dem  abgetretenen  Landshut  seinen  Hof  dahin  verlegt 
bütte.  Kfuser  Ludwig  gewährte  einem  bescheidenen  Bürgerthume,  das  durSi 
waffenrüstige,  treue  Handwerkszünfte  sich  auszeichnete,  zeitweise  den  Glanz  einer 
deutschen  Hauptstadt.  Dagegen  als  der  Däne  und  Schwede  die  Ostsee  als  sein 
ansprach,  und  der  hanseatische  Vorort  demuthsvoll  das  Haupt  senkte  (nach  1620), 
gebot  ein  neuer  Kurfürst  vom  prunkenden  Schlosse  und  der  Jesuit  vom  prächtigen 
CoUegium  an  der  Isar  aus  über  das  eingeschüchterte  Deutschland;  im  Jahre,  als 
Lübeck  den  Feind  seit  mehr  als  einem  halben  Jahrtausend  mordend  und  plündernd 
in  seinen  Gassen  sah  (1806),  bald  darauf  zu  einer  fhmzösischen  Departementsstadt 
herabgewürdigt  wurde,  begann  München  als  Königssitz  sich  zu  erweitem  und  an 
monumentaler  Kunst  und  Bauwerken  Florenz  zu  verdunkeln,  während  die  be- 
scheidene Frelatadt  an  der  Trave  ihre  in  Stein  gegrabenen  Züge  zu  verwischen 
trachtet.  Nur  in  zwei  riesigen  Denkmälern  begegnen  sich  die  Töchter  derselben 
Zeit  als  Trägerin  desselben  andächtigen  Sinnes:  in  der  ungeheueren  Frauenkirche, 
welche  am  Daohgiebel  und  mit  ihren  wunderlich  bekuppelten  Dachthürmen,  noch 
sichtbar  auf  den  Alpen,  alles  moderne  Werk  neben  sich  weit  überragt,  und  in 
der  St.  Marienpfarre,  deren  Gewölbe  und  Nadelpyramidenpaar  der  Schiffer  im 
Golf  von  Wagrien  als  Landmarke  begrüsst. 

Auf  eine  Darstellung  der  kulturhistorischen  Bedeutung,  welche  München 
namentlich  für  das  südliche  Deutschland  in  den  letzten  Jahrzehnten  eingenommen 
hat,  müssen  wir,  weil  uns  dieselbe  von  dem  hier  vorliegenden  Zwecke  zu  weit 
abführen  würde,  verzichten.  Dagegen  sei  es  erlaubt,  nocn  in  Beziehung  auf  die 
Innern  gewerblichen  Zustände  dieser  Stadt,  die  in  mannigfacher  Weise  ein  Vor- 
bild und  Beispiel  für  andere  Städte  des  südlichen  Deutschlands -sind,  einige  Be- 
merkungen hinzufügen.  In  München  hat  sich,  wie  überhaupt  im  südlichen 
Deutschland,  die  Gewerbthätigkeit  viel  mehr  in  geschlossenen  Schranken  durch 
Linungen  und  Zünfte  erhalten,  als  im  Norden  Deutschlands,  namentlich  in  Preussen, 
das  erst  wiederum  in  den  letzten  Jahren  durch  das  Andringen  der  Gewerke  selbst 
zu  mehr  beschränkenden  Bestimmungen  gegen  die  freie  Gewerbthätigkeit  vorge- 
gangen ist.  Da  nun  aber  auch  in  den  Gegenden,  wo  der  Zunftzwang  sich 
kräftiger  erhalten  hat,  die  freie  Mitbewerbung  in  den  verschiedenen  Fächern  des  i 

Gewerbes  nicht  ganz  entfernt  gehalten  werden  konnte,  so  sind  auch  in  diesen  j 

Kreisen  Rivalitäten  entstanden  und  Beschwerden  laut  geworden,  welche  auf  grössere  -^ 

Beschränkung  einerseits  oder  eine  freie  Bewegung  der  Gewerbthätigkeit  anderer- 
seits hindrängten.  Für  München^s  Verhältnisse  auf  diesem  Gebiete  ist  besonders  ^ 
lehrreich  eine  Denkschrift,  welche  der  dortige  Magistrat  bereits  im  Jahre  1845  i 
an  das  Oollegium  der  Gtemeindebevollmächtigten  richtete,  und  worin  die  in  jener 
Stadt  vorkommenden  Beziehungen  der  Privilegien,  Licenzen  und  ähnlicher  Fragen 
innerhalb  der  Gewerbsthfttigkeit  erörtert  werden.  Wir  sehen,  wie  sich  die  dortigen 
GFewerbe  sowohl  durch  d^e  Inhaber  von  PriTÜegien  wie  von  Lioenzen  für  beein- 


448  Deutsches  Btädtewesen. 

träclitigft  halten,  wie  diess  an  andern  Orten  durch  die  Gewerbefireiheit  o^er  das 
Patentwesen  der  Fall  ist.  Die  'Ertheilung  yon  sogenannten  Licenzen  in  München 
schreibt  sich  aus  dem  Anfang  dieses  Jahrhunderts,  indem  die  erste  Licenz,  d.  1. 
die  specielle  und  obrigkeitliche  BewiUigung  für  eine  Beschäftigung,  für  einen 
Erwerb,  ohne  Üasa  mit  ihm  der  Charakter  der  ausschliessenden  Berechtigung, 
d.  i.  der  Charakter  eines  Gewerbes  verbunden  war,  im  Jahre  1801  zum  Brillen- 
machen verliehen  wurde.  Seitdem  wurden  für  München  ähnliche  Licenzen  zu 
Putzarbeiten,  zum  Bandmachen,  zUm  YeHiauf  von  Schreibfedem,  zum  Handel  mit 
Winterschuhen,  zur  Gürtlerarbeit,  zum  Kleiderhandel,  zum  Lithographiren  etc.  ertheilt. 
Es  wurde  dabei  nach  dem  Grundsatze  verfahren:  «Was  keinem  Gewerbe  zukommt, 
ist  freigegeben.*  Dieses  und  jenes  Gewerbe  aber  entdeckte  bald  hier  bald  dort 
Concurrenz  und  so  entstanden  Conflikte,  die  sich  mit  der  fortschreitenden  Ent- 
wickelung  der  Theilung  von  Arbeiten  natürlich  vermehren  mussten,  wenn  auch 
die  Licenz  ausübenden  Personen  nur  weibliche  Individuen  waren,  wie  es  deren 
1065  im  Jahre  1845  zu  München  gab  und  nur  457  Männer.  Es  verdient  erwähnt 
zu  werden,  wie  selbst  der  Magistrat  von  München,  in  einer  von  Zunftzwang 
beherrschten  Stadt,  die  freie  Gewerbthätigkeit  vertritt,  indem  er  bemerkt:  hatte 
das  Mittelalter  durch  den  Einfluss  des  Christenthnms  und  der  christlich -germa- 
nischen Ideen  den  Druck  der  Sklaverei  gelöst  und  in  dem  System  des  FeudaHsmus, 
der  Leibeigenschaft,  des  Zunftverbandes  etc.  das  gelindere  Prinzip  des  Nexus 
oder  der  Abhängigkeit  in  allen  Beziehungen  des  gesellschaftlichen  Lebens  an 
deren  Stelle  gesetzt,  unter  dessen  Herrscht^  die  Geschlossenheit  der  —  auf  den 
Grundsatz  der  Gegenseitigkeit  basirten  —  in  hierarchischer  Unterordnung  ge- 
gliederten partikularen  Verhältnisse  —  die  Subsistenz  aller  Glieder  jener  in 
kleineren  oder  grösseren  Ringen  aufsteigenden  Kette  —  wenigst  bis  auf  die  Noth- 
durft  —  sicherte  und  ein  gänzliches  Verkommen  des  Einzelnen  nicht  wohl  zuliess 
—  so  waren  es  die  neueren  Jahrhunderte,  welche  auch  jenen  mittelalterlichen 
Nexus  allmählig  verdrängten,  und  statt  dieses  GeseUschidfts- Prinzips  die  volle 
Freiheit  der  Person,  des  Eigenthums,  der  Gewerbe  nebst  der  humanen  indivi- 
duellen Geltung  proklamirten,  durch  welches  Heraustreten  aus  dem  Nexus,  aus  der 
geschlossenen  Gliederung  das  Individuum  zwar  frei  wurde,  persönliche  Selbst- 
ständigkeit erlangte,  aber  eben  dadurch  zugleich  auf  sich  selbst  angewiesen,  sich 
selbst  überlassen,  in  seinen  Subsistenz -Verhältnissen  mehr  oder  minder  verlassen 
und  dem  Zufall  preisgegeben,  mit  einem  Worte,  frei  aber  isolirt  ward.  Als  ein 
Ergebniss  und  Frucht  solcher  veränderten  allgemeinen  Zeitverhältnisse  muss  nun 
auch  die  neue  Kategorie  der  freien  Gewerbe,  der  freien  Erwerbsarten  nach  der 
Ansicht  des  Münchener  Magistrats  bezeichnet  werden.  Das  Erwerbswesen  über- 
haupt muss  als  der  Körper  eines  Volkes  betrachtet  werden,  von  dessen  Organi- 
sation sein  physisches  und  geistiges  Wohlbefinden  abhängt;  es  ist  die  organische 
Grundlage  der  Staatenbildung,  aus  welcher  alle  politischen  Institutionen  entwickelt 
worden  sind.  Es  ist  eine  allgemeine  Thatsache,  dass  sich  das  Gewerbswesen  — 
in  Gesetzgebungen  wie  in  der  Wissenschaft  —  in  der  neuem  Zeit  immer  mehr 
und  mehr  zum  Erwerbswesen  —  als  Inbegriff  der  gesammten  Thätigkeit  eines 
Volkes  —  erweiterte,  in  welchem  die  Thätigkeit  des  Gelehrten  und  des  TaglÖhners, 
die  des  Fabrikanten  wie  des  Gewerbsmannes  nach  denselben  Prinzipien ,  je  nach 
dem  Maasse  ihrer  Wichtigkeit  für  den  Staatskörper  in  Beurtheilung  und  Wür- 
digung gezogen  wird. 

Im  Jahre  1825  bestanden  in  München  2129  Gewerbe,  d.h.  Personen  oder 
Finnen,  welche  selbstständig  ein  Gewerbe  betrieben;  bis  1840  hatte  sich  die  Zahl 
derselben  auf  3020  vermehrt,  von  denen  1684  personelle  Concessionen,  1151  reale 
Hechte"  und  185  radicirte  Gewerbe  waren.  Zu  Ende  des  Jahres  1845  bestanden 
3149  Gewerbe,  so  dass  die  Zahl  derselben  binnen  sechs  Jahren  um  129  gestiegen 
war.  Aus  den  persönlichen  Concessionen  waren  seit  1840  als  real  erklärt  wor- 
den 80,  wonach  1840  der  Bestand  der  Gewerbe  war:  1718  persönliche  Con- 
cessionen,  1231  Realrechte  und  200  radicirte  Gewerbe.    Unter  denselben  wurden, 


Deutsches  StädtOTresen. 


449 


«insoMiesBlieh  der  33  in  Betrieb  stehenden  Branereien,  fabrikmttssig  betrieben  92; 
Privilegien  bestanden  214,  nnd  die  Zahl  der  sogenannten  Gewerbs- Niederlagen 
fUr  Banmaferial,  Bettfedem,  Bier,  Bhimen,  Butter,  Cement  etc.  betrug  41.  Von 
den  eben  erwähnten  Gewerben  entfielen  auf  den  Handwerksbetrieb  1559,  anf 
Fabriken  92,  auf  den  Handel  529-  nnd  auf  Polizei-Gewerbe  969.  Zu  den  letzteren 
werden  gerechnet  die  Apotheker,  Branntweiner,  Weinwirthe,  Kaffetiers,  Bäcker, 
Garköche,  Lohnkutschor,  Kaminkehrer  etc. 

Wir  fügen  hier  eine  Uebersicht  der  selbstständigen  Gewerbetreibenden  mehrere 
Städte  in  ihrem  Yerhältniss  zur  Grösse  der  Orts-Bevölkerung  aus  dem  Jahre  1845 
an,  indem  aus  späterer  Zeit  zuverlässige  Data  nicht  aufgefunden  werden  konnten: 


Bt&enmug  der  Städte 


München  (ohneVorstädte) 

Augsburg 

Regensburg      .... 

Passau 

Würzburg 

Baireuth 

Ansbach 

Speier 

Berlin 

Stuttgart 

Karlsruhe 

Dresden 

Kassel 

Darmstadt 

Salzburg 

Wien 


Be- 

völkerangs- 

zahl 


85000 

33566 
20678 
10211 
22114 
13897 
10843 
10200 

371088 
40089 
24238 
78995 
32516 
26300 
15616 

375933 


Total- 
Samme 

der 
Gewerbe- 
treibenden 


3149 
2214 
1365 

589 
1739 

940 
1096 

863 
37083 
2598 
1503 
5307 
3033 
2211 

895 
30501 


Treffen 

aut  einen 

Gewerbe' 

treibenden 

Indiriduen 


26 
15 
15 
17 
12 
14 
9 
11 
10 
15 
16 
14 
10 
11 
17 
12 


An  Bevölkerung  steht  Nürnberg  der  Hauptstadt  am  nächsten;  sie  zählte 
1852  53398  oder  53638  je  nach  verscUedenen  scheinbar  offiziellen  Angaben.  Die 
Zahl  der  Familien  wurde  auf  10175  angegeben,  worunter  10041  von  Inländern, 
70  von  Ausländem  und  64  vom  Militair.  Unter  der  Gesammtzahl  der  Bevölke- 
rung waren  48551  Inländer,  1021  Ausländer  und  3826  Militairpersonen  begriffen. 
Dem  Glaubensbekenntnisse  nach  gehörten  836  Familien  mit  6633  Individuen  der 
römisch-katholischen  Kirche,  9183  Familien  mit  46184  Individuen  der  lutherischen 
Confession  an;  41  Familien  und  155  Individuen  waren  reformirt;  1  Familie  und 
4  Individuen  Griechen;  103  Familien  und  335  Individuen  freie  Christen;  11  Fa- 
milien nnd  87  Individuen  Juden.  Nach  Ständen  eingetheilt  waren  unter  jener 
Gesammtzahl  339  Familien  und  1574  Individuen  landwirthschaftliche  Bevölkerung, 
6476  Familien  und  37033  Individuen  lebten  von  Grewerbe ,  Industrie  und  Handel, 
2340  Familien  und  8761  Individuen  lebten  von  Beuten,  hohem  Diensten,  Wissen- 
schaft und  Kunst,  956  Familien  und  2204  Individuen  waren  conscribirte  Arme. 
An  Gebäuden  zählte  Nürnberg  im  Ganzen  5217,  woranter  14  Kirchen,  25  Cnltus- 
gebäude,  34  Schul-  und  Wohlthätigkeitsgebäude,  95  Bureaus  und  Dienstwohnungen, 
4202  Privatwohngebäude  und  847  Gebäude  zu  andern  Zwecken.  Nürnberg  ist 
heute  eine  der  gewerbthätigsten  Städte  Deutschlands,  wie  sie  seit  vielen  Jahr- 
hunderten eine  Zierde  des  Reichs  war.  Ihren  Ursprung  verdankt  sie  nach 
Barthold  wahrscheinlich  den  Tagen  Kaiser  Konra^s  U;  bald  kam  sie  an  Gewerb- 
thätigkeit  und  Handel  den  älteren  Schwesterstädten  gleich,  und  überflügelte  an 


450  Deutsohes  Städtewesen« 

bürgerlichem  Freiheitfleifer  und  prebwürdiger  Treue  für  den  Kaiser  manehe  ron 
ihnen,  nnd  erlangte  dadurch  urkundlich  fast  am  frühsten,  als  dem  Kaiser  allein 
achutzbefohlen,  Beichsunmittelbarkeit,  welche  sie  mit  den  unvermischten  Spuren 
altdeutscher  Bürgerherrlichkeit  und  Zier,  kunstsinnigen  und  gemüthHch- heiteren 
Lebens  am  längsten  bewahrt  hat  Obwohl  aber  bevorzugt  in  alter  Zeit  schon 
durch  wiederholte  Reichstage  und  Fürsten  Versammlungen ,  sah  sie  eine  erbliche 
Macht  auf  der  Reichsburg  über  ihr  wurzeln,  welche  die  Geltung  ihres  selbst  schon 
als  reich^frei  anerkannten  G-emeinwesens  noch  spät  gefährdete.  Ums  Jahr  1210 
traten  als  Burggrafen  von  Nürnberg  die  Hohenzollern,  wohl  schon  früher 
mächtige  Träger  kaiserlicher  Rechte  in  Ostfranken,  urkundlich  hervor;  sie  waren, 
in  Ausübung  ihres  Amtes,  ganz  andere  Burggrafen  als  die  bald  verschwindenden 
bischöflichen  Stadt-  und  Burggrafen  in  Regensburg,  Strassburg,  OOln,  selbst  als 
die  von  Meissen,  Magdeburg  und  Altenburg.  Das  Jahr  1219  brachte  durch 
einen  kaiserlichen  Freibrief  den  Nümbergem  einige  Gewährleistung  ihrer  Zukunft 
ab  selbstständige  Commune,  die  sie  auch  trotz  aller  Stürme  der  Zeiten  bis  zum 
änssersten  und  letzten  Verfall  des  deutschen  Reichs  bewahrten. 

Eine  der  ältesten  und  tief  in  die  Geschicke  Deutschlands  verflochtenen 
grossem  Städte  ist  aber  Augsburg,  diese  Augusta  Vindelicomm,  welche  un- 
mittelbar nach  der  ersten  Eroberung  Yindeliciens  durch  Augusf  s  Stiefsöhne  und 
wohl  durch  Drusus  selbst  begründet,  sich  zwischen  Lech  und  Wertach  erhob; 
TÖmische  Bürger,  besonders  Kaufleute  strömten  in  der  neuen  Colonie  zusammen; 
belebt  durch  Handel  mit  den  friedlichen  jenseits  der  Donau  wohnenden  Hermun- 
duren, galt  sie  schon  in  Tacitus  Tagen  als  glänzende  Römerstadt,  der  Sitz  des 
Landpflegers  über  Rhätien,  geschmückt  mit  einem  Capitol  und  prunkenden 
Tempeln.  Durch  vielfache  Bedrängnisse  hindurchgegangen,  bildete  sie  im  Mittel- 
alter fär  Handel  und  Gewerbe,  wie  för  ächtdeutsche  Sitte  und  Leben  einen 
strahlenden  Mittelpunkt  und  ein  würdiges  Vorbild.  Dieser  Stadt  frühere  Industrie 
hat  kürzlich  Herberger,  ihr  städtischer  Archivar  beschrieben  und  dadurch  sich 
ein  dankenswerthes  Verdienst  um  die  Aufklärung  über  diesen  wichtigen  Zweig 
des  bürgerlichen  Lebens  zu  unserer  Voreltern  Zeiten  erworben.  Können  auch 
andere  deutsche  Städte,  bemerkt  die  A.  A.  Ztg.  bei  Anzeige  jener  Schrift,  eine 
höhere  Kunstblüthe  des  Mittelalters  aufweisen  als  Augsburg,  so  ist  doch  keine, 
welche  ihr  in  der  Entfaltung  des  Gewerbebetriebs  durch  lange  Jahrhunderte 
den  Preis  streitig  machen  kann.  Namentlich  zeigen  sich  jene  höheren  Gewerbe, 
welche  schon  hinübergreifen  in  die  eigentlich  freie  Kunstthätigkeit  in  ihrem 
höchsten  Glänze.  Darum  sind  auch  die  in  Augsburg  noch  vorhandenen  Reste 
mittelalterlicher  Baukunst  und  Bild^erei  für  die  Geschichte  des  Technischen,  des 
Handwerks  in  der  Kunst  bedeutsamer  als  für  die  Kunstgeschichte  im  engeren 
Sinne.  Vereinzelte  Gewerbszweige  mögen  in  mancher  andern  Stadt  reicher  ge- 
blüht haben ;  dagegen  zeichnet  das  gemeinsame  Ergreifen  aller  wichtigen  Indostrie- 
tiiätigkeit  Augsburg  vor  allen  aus.  So  war  es  auch  (im  16.  Jahrhundert)  diese 
Stadt,  in  welcher  ganze  Gruppen  verwandter  Gewerbe  sich  zuerst  vereinten,  um 
gemeinschaftlich  grosse  Werke  der  Kunst-Industrie  auszufuhren.  Wir  sehen  hierin 
den  entscheidendsten  Schritt  des  üeberganges  vom  alten  Handwerk  zur  modernen 
Industrie,  deren  entscheidender  Grundgedanke  ja  gerade  darin  liegt,  dass  nicht 
mehr  der  einzelne  Meister  beim  einzekien  Werke  stehen  bleibt,  sondern  ganze 
Gruppen  von  Gewerben  die  Arbm^t  am  gemeinsamen  Werk  im  grossen  Stil  unter 
sich  theilen.  Zu  dieser  Universalität  des  alten  augsburgischen  Gewerbebetriebs 
gesellt  sich  ein  anderer  Punkt,  der  uns  für  die  industrielle  Grösse  der  alten 
Reichsstadt  vorzugswdse  entscheidend  dünkt.  Fast  überall  wo  ein  neuer  Ge- 
werbszweig aufblühte,  wo  eine  neue  Erfindung  gemacht  wurde,  ergreift  Augsburg 
im  Mittelalter  die  Initiative  zur  Ausbeutung  derselben.  Es  nahm  in  diesem  Be- 
tracht die  nämliche  Stellung  unter  den  deutschen  Städten  ein,  welche  jetzt 
England  unter  den  Nationen  sich  errungen  hat.  So  wurde  die  Erfindung  des 
Leinenpapiers  in  Augsburg  sogleich  praktisch  ausgenutzt,  nicht  minder  die  &- 


Deatsohe»  Stftdtewegen.  451 

findong  des  Schiesspnlyers.  Kaxun  wat  die  Bachdrackerknnst  ei:fUndeii ,  so  trat 
aach  schon  Augsburg  als  eine  ihrer  ersten  und  wichtigsten  Pflegest&dte  au^ 
bildete  die  Kunst  selbst  nicht  nur  weiter,  sondern  ging  auch  sofort  zu  der  neuen 
Betriebsamkeit  des  Buchhandels  über.  Schon  im  15.  Jahrhundert  wird  derAngs- 
burger  Buchhändler  Johann  Rynmann  „der  deutschen  Nation  namhaftester  Buch- 
händler^ genannt,  und  Kaiser  MaximlKan  konnte  die  Ausführung  der  Pracht  drucke 
seiner  Lieblingswerke  in  keine  bessere  Hände  legen  als  in  die  der  Augsburgisehea 
Buchdrucker.  Aehnlich  war  es  mit  der  Ausbeutung  der  Geschützgiesserei  ^er- 
gangen. In  diesem  genialen  Instinkt,  der  das  neu  Ersonnene  sofort  auch  in 
seiner  praktischen  Bedeutsamkeit  erkennt,  in  dieser  Entschlossenheit,  die  nicht 
säumt  mit  einem  neuen  Gedanken  auch  alsbald  eine  neue  That  zu  wagen,  be- 
kundet sich  die  eigentliche  schöpferische  industrielle  Produktivität  der  Einzelnen 
wie  der  Nationen.  Dieser  Drang,  die  theoretischen  industriellen  Fortschritte  so- 
fort im  grossen  Maassstabe  praktisch  anzuwenden,  war  in  Augsburg  selbst  in  den 
spätem  «Jahrhunderten  des  Verfalls  noch  immer  nicht  ganz  erloschen.  Das  Auf- 
blühen der  neuen  Kattun-  und  Zitzdrackereien  nach  dem  30jährigen  Kriege 
spricht  dafür.  Auch  die  jetzt  in  diesem  Fache  so  ausgezeichnete  Firma  Schöppler 
und  Hartmann  wurde  im  17.  Jahrhundert  begründet.  Die  Baumwollspinnmaschinen, 
welche  gegenwärtig  in  der  Augsburgischen  Industrie  eine  grosse  Rolle  spielen, 
wurden  schon  im  18.  Jahrhundert  dort  eingeführt,  und  schon  damals  vielfach  ver^ 
▼ollkommnet.  Schon  vor  hundert  Jahren  machte  man  bei  Augsburg  (in  Aystetten) 
Versuche  mit  der  Seidenzucht  und  der  Anlage  von  SeidenmauHfakturen,  und  die 
erste  Seidenspinnerin  wird  bereits  im  Jahre  1490  erwähnt.  Ja  selbst  noch  in 
neuster  Zeit  fand  eine  der  wichtigsten  Erfindungen,  die  Lithographie,  in  Augs- 
burg ihre  erste  erhebliche  Unterstützung  und  praktische  Anwendung.  Freilieh 
ist  auch  die  Blüthe  gar  mancher  neuen  Gewerbsbetriebsamkeit,  welche  in  Augs- 
burg zuerst  zur  Anwendung  kam,  längst  wieder  verwelkt.  Der  Seltsamkeit  halber 
möge  nur  daran  erinnert  werden,  dass  das  Strassenpflaster,  welches  jetzt  dieser 
Stadt  wenig  Ruhm  mehr  bringt,  einen  um  so  grossem  historischen  Namep  be- 
sitzt. Augsburg  war  die  erste  deutsche  Stadt,  welche  ein  vollständiges  und 
wohlgebautes  Strassenpflaster  (bereits  am  Ausgange  des  15.  Jahrhunderts)  auf- 
weisen konnte.  Die  Augsburger  Pflastenpeister  waren  damals  in  ihrer  Kunst 
so  ausgezeichnet  und  berülimt,  dass  sie  selbst  nach  andern  Städten  berufen  wurden. 
Beispielsweise  haben  auch  die  Münchener  von  den  Augsburgem  das  Pflastern  ge- 
lemt.  Die  heute  noch  übliche  Einlegung  von  allerlei  Figuren,  Jahreszahlen 
und  Namenszüge,  durch  Steine  verschiedener  Farbe  in  das  Strassenpflaster,  weist 
sicherlich  auf  diesen  mittelalterlichen  Ursprung  zurück. 

Unter  den  bayrischen  Städten  sei  noch  PaSsau  erwähnt,  die  ihren  Ursprang 
ebenfalls  der  Römerzeit  verdankt  und  eine  Dauer  von  mehr  als  2000  Jahren  zählt; 
seit  1100  Jahren  ist  sie  der  Sitz  eines  Bischöfe  und  Domkapitels.  Ihre  Bevölkerung 
betrug  nach  der  letzten  ZMhlung,  einschliesslich  des  Militairs  11205;  die  Zahl 
der  Wohngebäude  über  900.  Die  der  Commune  angehörigen  26  Wohlthätigkeita- 
stiftungen  besitz^i  einen  Gesammtfond  von  1654056  fl.  Die  Zahl  der  Gewerb- 
treibenden  wurde  schon  früher  mit  589  angegeben,  woranter  3  Apotheker,  26  Bädker, 
84  Bierwirthe,  33  Fischer,  18  Metzger,  15  Obstlerinnen.  27  Schneider,  33  Schuh- 
macher, 13  Weber  und  Zeugmacher  sich  befanden.  Die  übrigen  Gewerbe,  worunter 
wir  der  süddeutschen  Benennung  wegen  die  Binder,  Beinringler,  Fragner,  Ha&er, 
Klampferer,  Melber,  Tandler,  UferfÖrgen  anfahren,  sind  meist  nur  durch  2  —  8, 
häufig  auch  nur  durch  eine  Person  vertreten. 

Württembergs  Hauptstadt,  Stuttgart,  zählte  1845  40000  Einw.  und  im 
Jahre  1850  etwa  47000,  eine  Vermehrung  von  17  pCt.  in  fünf  Jahren  oder  im 
jährlichen  Durchschnitt  etwa  3,5  pOt.,  welcher  letzter  Procentsatz  ungefähr .  der 
Zunahme  der  Bevölkerang  in  ganz  Württemberg  von  1757737  auf  1802352,  d.  h. 
3,2  pCt.  entspricht.  Die  hauptstädtische  BevÖlkemng  ist  also  jährÜeh  in  der- 
selben Progression  gestiegen,  wie  die  des  ganzen  Lan£s  innerhalb  der  fünf  Jahre 


452  Deutsches  StHdtewesen. 

von  1845  bis  1850,  und  doch  ist  Württemberg  mit  dieser  verhältnissmüssig  nicht 
allzu  raschen  Zunahme  seiner  Bevölkerung  bereits  zu  einer  Dichtigkeit  der  Po- 
pulation gekommen,  dass  im  Jahre  1851  auf  einer  Quadratmeile  5121  Seelen  durch- 
schnittlich lebten,  was  theilweise  die  stärkere  Auswanderung  erklären  mag.  Dass 
dieselbe  nicht  die  grösseren  Städte,  wie  z.  B.  Stuttgart  betrifft,  dass  dort  wenigstens 
immer  noch  mehr  ein-  als  auswandern,  erhellt  aus  den  angeführten  Bevölkerungszahlen 
Der  jüngste  städtische  Etat,  welcher  in  Stuttgart  für  das  Verwaltungsjahr  vom  l.  Juli 
1853  bis  dahin  1854  festgestellt  wurde,  giebt  als  Einnahme  die  Gesammtsumme 
von  110510  fl.,  als  Ausgabe  aber  211766  fl.  an,  so  dass  ein  Deficit  von  101256  fl. 
bleibt.  Von  diesem  Deficit  sollen  21000  fl.  auf  die  Rest  Verwaltung  des  vergan- 
genen Jahres  übernommen  und  80000  fl.  als  Stadtschaden,  wie  es  in  den 
officiellen  Mittheilung  heisst,  übernommen  werden.  Die  einzelnen  Posten  des  Ein- 
nahme- und  Ausgabe  -  Etats  sind  für  die  Beurtheilung  der  innem  Verhältnisse 
jener  Commune  so  maassgebend,  dass  wir  mehrere  derselben  hier  folgen  lassen. 
Zuerst  giebt  es  einen  Stift  ungsetat,  welcher  dea  Etat  des  Katharinenhospitals 
Ah  31457  fl.  Einnahmen  und  34022  fl.  Ausgaben,  die  Gebäranstalt  mit  3120  fl. 
Einnahmen  und  4783  fl.  Ausgaben,  das  Bürgerspital  mit  28510  fl.  Einnahmen 
und  35799  fl.  Ausgaben,  den  AUnosenetat  mit  18273  fl.  Einnahmen  und  33707  fl. 
Ausgaben,  die  Armenkastenpflege  mit  19693  fl.  Einnahme  und  27328  fl.  Aus- 
gaben umfasst.  Die  zum  Theil  erheblichen  Deficits  bei  diesen  auf  milden 
Stiftungen  beruhenden  Verwaltungen  des  Kranken-  und  Armenwesens  überträgt 
meistentheils  die  Stadtkasse,  bei  dem  Eatharinenhospital  tritt  der  Staat  theilweise, 
bei  der  Gebäranstalt  ganz  tärs  Deficit  ein.  Dann  kommt  der  Stadtpflege- 
Etat;  dessen  Einnahmen  ressortiren  nun  aus  sehr  mannichfachen  und  mitunter 
den  bisher  von  uns  aufgef[ihrten  Etats  anderer  Städte  ungewöhnlichen  Titeln  und 
Posten.  Es  werden  da  aufgeführt  9500  fl.  Bürgersteuer,  330  fl.  Beisitzgeld, 
6100  fl.  Wohnsteuer,  25000  fl.  Kapitalsteuer,  9000  fl.  Einkommensteuer,  12000  fl. 
Bürgerannahme- Gebühren,  9049  fl.  Pflastergeld,'  14617  fl.  aus  der  Wald  Verwaltung, 
3358  fl.  Erlös  aus  Gras  und  Obst,  1800  fl.  GüterbestättereigefäUe.  Unter  den  Aus- 
gaben nehmen  in  Anspruch  die  Besoldungen  14897  fl.,  Büreaukosten  2285  fl.,  Be- 
völkerungsliste 75  fl.,  Prozesskosten  50  fl.,  Zinsen  aus  Passiv-Kapitalien  11313  fl., 
heimbezahlte  Kapitalien  10300  fl.,  Stadt-Polizei,  einschliesslich  des  Holzverbrauchs 
24590  fl.  (gegen  diesen  Posten  blieb  wegen  seiner  Höhe  eine  besondere  Remonstration 
bei  der  Staatsregierung  vorbehalten,  indem  die  städtische  Behörde  darauf  antragen 
wollte,  eine  Verminderung  der  Kosten  durch  Reorganisation  der  Polizei  herbeizu- 
führen); die  Nachtwächter  sind  mit  1964  fl.  angesetzt,  das  Feuerlöschwesen  mit 
(Mannschaften  und  Geräthe  etc.)  mit  3950  fl.,  die  Strassenbeleuchtung  mit  9500  fl., 
Stadtpflaster  12000  fl. ,  Strassenreinigung  9012  (auch  ;in  der  Stuttgarter  Stadt- 
verordneten-Versammlung, oder  den  bürgerlichen  Collegien  wurde  der  Wunsch 
laut,  dass  dieser  Posten  statt  Ausgaben  Einnahmen  bringen  sollte).  Die  städtischen 
Lehranstalten  Stuttgarts  erfordern  folgende  Zuschüsse,  das  Gymnasium  711  fl.  die 
Realanstalt  5600  fl.,  die  Elementarschule  5087  fl.,  Sonntags- Gewerbeschule  450  fl. 
Kleinkinder-  und  Industrieschule  3(X)fl. ,  Winterbaugewerkschule  800 fl.,  Tum- 
anstalten  150  fl.  Verluste  wegen  Uneinbringlichkeit  wurden  auf  2000  fl.  gesetzt. 
Um  einen  bedeutenden  Theil  wichtiger  für  Deutschlands  Geschichte  ist  Ulm 
durch  seine  frühe  Blüthe  in  Gewerbe  und  Handel;  an  Bevölkerung  ist  die  Stadt 
jetzt  kaum  halb  so  stark  wie  Stuttgart,  denn  viel  über  20000  Einwohner  zählt 
sie  nicht,  obwohl  sie  seit  10  Jahren  zu  einer  deutschen  Bundesfestung  erhoben 
und  der  Bau  ihrer  Festungswerke  seit  etwa  11  Jahren  betrieben  worden  ist.  Sie 
wird  schon  unter  Ludwig  dem  Deutschen  urkundlich  erwähnt  und  schwang  sich 
im  Mittelalter  schnell  zur  schönsten  Blüthe  reichsstädtischer  Freiheit,  ausgedehnten 
Handels  und  Kunstfleisses  empor.  Als  deutsche  Kaiserpfalz  erscheint  Ulm  854, 
um  welche  Zeit  Kaiser  Ludwig  in  seinem  Palatium  daselbst  eine  öffentliche 
Fürsten-  und  Volksversammlung  abhielt.  Heutzutage  ist  auch  für  Ulm  die 
wichtigste  Angelegenheit  die  Regulirung  der  städtischen  Einnahmen  und  Aus- 


Deutsclies  St&dtewesen.  453 

gaben,  die  nacb  dem  Etat  Yom  1.  Jnli  1853  bis  dabin  1S54  nicbt  ganz  bh  bar- 
moniren  scbeinen,  indem  zwar  bei  Berechnung  der  ordentlichen  Einnahmen 
83610  fl.  herauskommen,  wobei  die  Zinsen  aus  252282  fl.  Aktivkapitalien 
einen  annehmbaren  Posten  bilden,  und  die  ordentlichen  Ausgaben  sich  auf 
S4344  fl.  belaufen ,  so  dass  also  ein  unbeträchtliches  Deficit  verbliebe.  Zu  diesem 
Defizit  kommt  aber  noch  ein  Minus  von  7162  fl.  aus  der  Hospitalverwaltung, 
und  ein  gleiches  von  9273  fl.  aus  der  Kirchenstiftungsverwaltung,  so  dass  im 
Ganzen  das  Defizit  die  Summe  von  18170  fl.  beträgt,  wofür  wieder  der  soge- 
nannte Stadtschaden  in  Anspruch  zu  nehmen  ist,  d  h.  eine  direkte  Steuer  zur 
Tilgung  des  Defizits,  welcher  Umstand  der  contribuablen  Bevölkerung  um  so 
unangenehmer  sein  mag,  als  sich  noch  viele  der  mitlebenden  Ulmer* der  Zeiten 
erinnern,  in  welcher  der  Begriff  und  Name  „Stadtschaden*'  eine  unbekannte 
Grösse  im  Weichbilde  der  ehemaligen  Reichsstadt  Ulm  war.  Uebrigens  kommen 
unter  den  Einnahme-  Und  Ausgabeposten  Ulms  ziemlich  ähnliche  Rubriken  wie 
bei  Stuttgart  vor,  was  ein  Beweis  für  die  ähnlichen  Verhältnisse  beider  Städte 
ist.  Die  Bürgerannahmegelder  sind  auf  7000  fl.  veranschlagt,  vom  Pflastergeld 
erwartet  man  5000  fl. ,  von  Polizeistrafen  durch  den  Ortsvorstand  1500  fl,  wobei 
Ueberschreitungen  der  Polizeistunde  durch  zahlungsfähige  Excedenten  nicht  ausser 
Acht  gelassen  sein  durften.  Unter  den  Ausgaben  nehmen  die  Besoldungen, 
ind.  Pensionen  Aber  10000  fl.  in  Anspruch,  die  Sicherheitspolizei  kostet  12420  fl., 
die  Stadtbeleuchtung  verlangt  3725  fl. 

Zu  den  modernen  Städten,  die  man  im  Gegensatz  zu  den  mittelalterlichen 
Reichsstädten  so  bezeichnen  kann,  gehört  Darmstadt,  die  Hauptstadt  des 
Grossherzogthums  Hessen  bei  Rhein.  Die  Bevölkerung  dieser.  Stadt  wurde  1845 
auf  26300  Seelen,  1 850  auf  30000  angegeben ,  wonach  sie  sich  in  5  Jahren  um 
3700  Einwohner  oder  12pCt.,  und  im  jährlichen  Durchschnitt  um  2,4  pCt.  ver- 
mehrt hat.  Für  1852  betrug  die  städtische  Einnahme  an  Octroi  82314  fl.;  die 
Armenkasse  erhielt  aus  dem  städtischen  Aerar  einen  Zuschuss  von  25000  fl.  Der 
Kapitalwerth  der  nutzbaren  Rechte  der  Stadt  wurde  auf  2408182  fl.  angegeben, 
die  städtische  Schuld  auf  772075  fl.,  welche  durch  den  Boden-  und  Holzweräi 
der  Gemeindewaldungen  im  Gesammtbetrage  von  1960494  fl.  als  hinreichend  gedeckt 
erscheint. 

Eine  zweite  moderne  Stadt  in  dem  angegebenen  Sinne,  deren  wir  hier  Er- 
wähnung thun  wollen,  ist  Mannheim;  sie  steht  an  Bevölkerungszahl  ganz  nahe 
der  Hauptstadt  Karlsruhe;  denn  sie  zählte  1849  etwa  23000,  während  Karlsruhe 
1845  24000  Einwohner  hatte.  1852  wurden  in  Mannheim  617  Kindes  geboren, 
329  Knaben  und  288  Mädchen ,  getraut  wurden  106  Paare  und  gestorben  sind 
528  Personen;  also  durch  Geburten  ein  Ueberschuss  von  89  Personen  erzielt. 
Unter  den  Geburten  fanden  sich  70  uneheliche  gegen  547  eheliche,  was  kein 
ungünstiges  Yerhältniss  im  Vergleich  zu  andern  Städten  genannt  werden  kann. 
Nicht  so  günstig  sind  die  Finanzverhältnisse  der  Stadt,  was  seinen  zureichenden 
Grund  in  den  voraufgegangenen  Revolutionsjahren  haben  mag.  Die  Einnahmen 
sänmitlicher  städtischer  Kassen  für  1852  beliefen  sich  auf  350000  fl.,  ein  enormes 
Einnahme -Budget  im  Yerhältniss  zur  Bevölkerung  und  doch  musste  die  Stadt 
so  viel  aufbringen,  wenn  man  die  nothwendigen  Ausgaben  damit  vergleicht.  Das 
BmttovermÖgen  der  Stadt,  bestehend  in  Grebäuden,  Liegenschaften,  Grundgefällen, 
Kassenvorrath  etc.  betrug  Ende  1852  734727  fl.  Die  Schulden,  nämlich  heim- 
zuzahlende Kapitalien  der  städtischen  Brüdkenschuld ,  der  Ezercierplatzschuld 
und  höhere  Bürgerschulschuld,  Ausgabereste  und  Kapitalwerth  der  Grundlasten 
(Zehnten)  beliefen  sich  auf  461272  fl.  Die  Gesammtschulden  der  Demolitions- 
kasse,  der  alten  Kriegsschuldentügungskasse,  der  neuen,  der  Stadtkasse,  Strassen- 
"beleuchtungs -  und  Friedhofskasse  betrugen  1851  827733  fl.,  wozu  noch  der  Rest 
der  Kosten  für  das  Gaswerk  mit  30000  fl.  und  ein  anderer  Posten  von  3000  fl., 
in  Summa  860733  fl.  hinzukommen;  dagegen  am  Schlüsse  des  Jahres  1852,  ob- 
gldoh  noch  die  aus  den  Revolutionsjahren  herrührende  Theaterschuld  von  20000  fl. 


454  DeutBcbes  Btftdtewesen. 

biazugekommen  war,  nnr  noch  846226  fl.  SftmmtUclie  Sohuldposten  gehen  durch 
regehnftsaige  Tilgang  ihrer  Yenoiaderung,  resp.  Ablösung  entgegen,  was  für  die 
Steuerkraft  der  Bevölkerung  und  für  einen  gut  yerwalteten  Haushalt  spricht. 
Der  Betrag  der  Steuer  für  1852  war:  Gemeindesteuer  16  Kr.,  alte  Kiiegssteuer 
4  Kr.,  neue  Kriegssteuer  ebenfalls  4  Kr.,  Strassenbeleuchtungs-Umlage  von  JOOfl. 
Steuerkapital ;  1853  hat  die  Gemeindesteuer  auf  14  Kr.  und  die  neue  Kriegssteuer 
auf  2  Kr.  herabgesetzt  werden  können. 

Von  den  alten  deutschen  Städten,  die  in  grosser  Zahl  sich  der  Reichs- 
unmittelbarkeit  Jahrhunderte  laug  erfreuten,  haben  vier  während  der  wechsel- 
Tollen  Schicksale  Deutschlands  bis  in  die  Gegenwart  eine  gewisse  Selbstständig- 
keit und  unmittelbare  Bundesangehörigkeit  bewahrt;  es  sind  diess  die  Städte 
Frankfurt  a.  M.,  Bremen,  Hamburg,  Lübeck.  Sie  alle  sind  für  den  innem  Ent- 
wicklungsgang Deutschlands  von  grosser  Bedeutung.  Frankfurts  erste  Anfänge 
fallen  in  die  Zeit  Kai'ls  des  Grossen,  der  schon  7B4  hiw  eine  Pfalz  erbaute  und 
dadurch  den  Grund  zu  einem  Städtewesen  legte ,  an  welches  sich  bis  auf  diesen 
l'ag  die  Erinnerung  an  die  glanzvollsten  und  merkwürdigsten  Dinge  des  deutschen 
Beiches  und  Volkes  knüpft.  Die  „Frankenfurt  ^*  an  einer  seichten  Stelle  des 
Mains  war  gewiss  längst  bekannt,  und  bei  Heereszügen  und  kaufmännischem 
Verkehr  benutzt,  aber  erst  in  dem  gedachten  Jahr  liess  Karl  in  Franconofurt 
sich  wohnlicher  nieder,  sammelte  dorüierum  den  Heerbann  zu  einem  der  letzten, 
nachdrücklichen  Sachsenkriege,  und  pflanzte,  dem  Flecken  gegenüber,  eine  An- 
Siedlung  des  bezwungenen  Volks,  die  noch  jetzt  den  Namen  Sachsenhausen 
trägt  Obgleich  Kaiser  Ludwig  822  einen  grösseren,  bequemeren  Palast  in  Frank- 
furt erbaute,  dessen  Andenken  sich  noch  im  Saalhof  erhalten  hatte,  konnte  der 
noch  offene  Ort  in  städtischer  Weise  erst  später  sich  entwickeln,  und  hat  viel 
später  .als  alle  wichtigeren  deutschen  Städte  die  Bedeutung  einer  Handels  -  und 
Gewerbsstadt  gewonnen.  Der  eigenthümliche  Ursprung  als  ausschliesslicher 
kaiserlicher  Pfalz  ohne  Bischofssitz,  mit  Hofbeamten,  Ministerialen,  webr- 
ständischen  Geschlechtern  besetzt,  verlieh  der  gemeinheitlichen  Ausbildung  Frank- 
.furts  ein  besonderes  Interesse,  das  sich  auch  noch  an  die  neuesten  Versuche 
der  Verfassungsänderungen,  welche  Staat  und  Stadt  gleichmässig  umfassen,  knüpft 
Hier  sind  es  vornehmlich  die  städtischen  Verhältnisse,  auf  die  sich  die  nach- 
stehenden Zahlenangaben  beziehen.  Die  Bevölkerung  der  Stadt  Frankfurt  betrug 
1823  41458  Seelen,  1838  54822  Seelen,  1841  55269  Seelen,  1847  58440  Seelen, 
1852  62511  Seeleu,   während  der  ganze  Staat  73150  Seelen  zählte. 

Es  ist  ein  seltenes  Vorkommniss,  dass  aus  alter  Zeit  deutscher  Städte  die 
Angaben  über  Trauungen,  Geburten,  Sterbefälle  eines  Jahres  erhalten  sind.  Hier 
bei  Frankfurt  ist  diess  aber  der  Fall,  indem  aus  dem  Jahre  1605  solche  Angaben 
vorliegen,  die  mit  den  entsprechenden  Thatsachen  der  Gegenwart  zur  Vergleichung 
dienen  können.  In  jenem  Jahre  wurden  zu  Frankfurt  187  4^aare  getraut, 
(146  Deutsche,  41  Welsche)  während  vom  1.  Dezember  1846—47  278  Paare, 
263  christliche  und  15  jüdische,  in  Fraukfort  und  Sachsenhausen  getraut  wurden. 
Die  Zahl  der  Geburten  betrug  1847  1233,  1605  737,  darunter  nur  6  uneheUche 
Kinder,  während  unter  den  1233  Geburten  des  Jahres  1847  sich  218  uneheliche 
befanden,  also  1  auf  5,6  eheliche,  und  1605  1  auf  128  eheliche.  Es  starben  1847 
in  Frankfurt  und  Sachsenhausen  1185,  im  Jahre  1605  aber  1621.  Während 
gegenwärtig  zu  Frankfurt  auf  JOO  Geburten  87  Sterbefälle  kommen,  war  dieses 
Yerhältniss  damals  wie  1 : 2,203,  was  gewiss  Beachtung  verdient.  Uebrigens  sind 
noch  1822  zu  Frankfurt  60  mehr  gestorben  als  geboren  worden;  dagegen  betrug 
der  Ueberschuss  der  Geborenen  über  die  Gestorbenen  1840  83,  1841  48,  1842 
164,  1843  159,  1844  51,  1845  117,  1846  88,  1847  48,  welche  Zahlen  imVer- 
•gleich  zu  andern  gleich  gössen  Städten  keine  bedeutende  Progression  der  Be- 
völkerung von  dieser  Seite  anzeigen.  lieber  die  Finanzverwaltung  Frankfurts, 
die  Stadt  und  Staat  zugleich  trifft,  ist  1847  zum  erstenmale  das  Ausgaben-Budget 
veröffentlicht,  dessen  Ge^ammtsumme  sich  auf  1405277  fl.  belief,  während  von 


Deutselies  Stüdtewesen.  455 

den  Einnahmen  nnr  der  Antheil  an  den  Einktinften  des  ZoUrereina  bekannt  ist, 
welcher  für  das  Jahr  1S46  430098  fl.  reine  Einnahme  betrug,  so  dass  Dr.  Btrikker, 
welcher  sich  mit  statistischen  Arbeiten  Über  Frankftirt  yielfach  beschäftigt  hat, 
mit  Recht  sagen  konnte,  dass  Frankfurt  in  statistischer  Beziehnng  einer  der  un- 
bekanntesten Staaten  Deutschlands  sei.  —  Für  Arme  und  Kraadce  wird  in  Frank- 
tot  ihdls  durch  milde  Stiftungen  theils  durch  st&dtische  Zuschüsse  gesorgt, 
welche  letztere  in  der  neusten  Zeit  mit  den  zunehmenden  Ansprüchen  um  vieles 
beträchtlicher  geworden  s^ind,  als  sie  früher  waren.  W&hrend  z.B.  1792  nur 
753  Arme  auf  öffentliche  Kosten  unterstützt  wurden ,  betrug  die  Zahl  derselben 
in  den  letzten  Jahren  gegen  7000.  Während  die  Unterstützung  1792  die  Summe 
▼on  2079Ö  fl.  und  24533  Laib  Brod  k  3  Pfund  betrug,  reicht  gegenwärtig  die 
Unterstützungssumme  von  etwa  40000  fl.  und  gegen  120000  Laib  Brod  bald 
nicht  aus.  Das  Vermögen  der  acht  zu  Frankfurt  bestehenden  Almosenkassen  be- 
trägt über  1900000  fl.  mit  einer  jährlichen  Einnahme  von  etwa  104000  fl. 
Die  acht  Hospitäler  besitzen  ein  Vermögen  von  nahe  2  Millionen  Gulden  mit 
148000  fl.  Jahreseinnahme.  Das  Vermögen  der  vier  Waisenanstalten  beträgt 
680000  fl.  mit  33000  fl.  Jahreseinnahme  und  die  sieben  Versorgungsanstalten 
hid>en  ein  Vermögen  von  nahe  1610000  fl.  mit  circa  76000  fl.  Jahreseinnidane. 
Das  Gesammtvermögen  der  Frankfurter  öffentlichen  Unterstützungsanstalten  be- 
trägt mithin  an  6190000  fl.  mit  jährlichen  Einkünften  von  361000  fl.  Aus  der 
Staatskasse  werden  zu  milden  Zwecken  noch  etwa  50000  fl.  jährlich  gezahlt 
Diesen  Armenverh&ltnissen  gegenüber  zeigt  aber  der  Consumtionszustand  Frank- 
furts eine  immer  noch  sehr  erträgliche  Lage  der  Gesammtbevölkerung;  denn  es 
werden  in  Frankfürt  jährlich  112000  Malter  oder  wöchentlich  etwa  2000  Malter 
Mehl  verbraucht,  wonach  man  auf  den  Kopf  ungefähr  322  Pfund  jährlich  zu  be- 
rechnen hat.  Frankfurt  erzeugt  auf  seinem  Gebiete  nur  etwa  19000  Malter 
Weizen  und  8000  Malter  Roggen,  wesshalb  es  aus  den  Nachbargegenden  seinen 
Brodbedarf  ziehen  muss,  und  in  Zeiten  der  Theurung  durch  Zuschüsse  ans 
Staatsmitteln  gewöhnlich  dafür  gesorgt  wird,  dass  die  Brodpreise  nicht  über  den 
mittleren  Durchschnitt,  etwa  32  Kr.  für  den  Öpfändig^i  Laib  Brod,  steigen.  Diese 
staatliche  Fürsorge  kostete  der  Stadt  Frankfurt  in  der  Theurung  von  1817  gegen 
74000  fl.  nnd  den  Vereinen  150000  fl.;  die  Theurung  von  1831  kostete  dem 
Staat  28000  fl.  und  die  von  1847  etwa  1 20000  fl.  An  Fleisch  werden  jährlich 
in  Frankfurt  nahe  an  100000  Ctr.  consumirt,  wovon  49300  Ctr.  Bindfleisch.  Auf 
den  Kopf  rechnet  man  jährlich  160,79  Pfd.,  während  eine  solche  Dnrchschnitts- 
berechnung  für  den  Kopf  des  preussischen  Staats  im  Jahre  1842  nur  35  Pfd.  er- 
gab. Bemerkenwerth  mag  noch  die  Umwandlung  sein,  welche  der  Verbrauch 
von  Brennstoffen  in  Frank&rt  erfahren  hat.  Im  Jahre  1830  betrug  die  Zufuhr  von 
Holz  42000  Gilbert,  1846  nur  noch  23000.  Dagegen  war  die  Einfuhr  von  Stein- 
kohlen, welche  1830  kaum  nennenswerth  war,  bis  1846  auf  die  Menge  von 
350000  Ctr.  jährlich  gestiegen,  wovon  '^  für  den  eigenen  Verbrauch  von  Frank- 
furt. Es  gab  dies  sein  jährliches  Erspamiss  von  50000  fl.,  würde  aber,  wenn, 
wie  unausbleiblich  bei  jenem  frühem  starkem  Gebrauch,  der  Holzpreis  in  seinen 
alten  Verhältnissen  gewachsen  wäre,  während  gleichzeitig  die  Steinkohlen  im 
Preise  gesunken  sind,  in  der  Wirklichkeit  ein  Erspamiss  von  170000  fl.  jährlich 
ausmachen. 

In  einer  Uebersicht  deutschen  Städtewesens  darf  nicht  die  Erinnerung  an 
die  grossartige  Machtentfaltung  fehlen,  zu  welcher  deutsche  Seestädte  sich  er- 
hoben, als  sie  ihre  Kräfte  vereinigten  und  in  der  deutschen  Hansa  ein  ruhmvolles 
Zeugniss  für  alle  Zukunft  deutscher  Geschichte  aufstellten ,  was  dieses  Land  im 
Welthandel  und  in  der  Seegeltung  vermag,  wenn  es  will;  Lübeck,  Hamburg, 
Bremen  sind  die  glänzenden  Steme  aus  jener  ruhmvollen  Periode,  an  welche  die 
Erinnerung  für  Ltibeck  am  schmerzlichsten  sein  möchte,  während  Bremen  nnd 
Hamburg  mit  der  Erhaltung  ihrer  Seegeltung  bis  in  die  Gegenwart  erfolgreich 
fortgestrebt  haben. 


456 


Dentsches  St^diewesen. 


Brom'enä  ente  Grüadang  gebort  wie  die  yom  Hamburg  Karl  dem  Qroaaea 
an;  vielleicht  aehon  unus  Jahr  787.  Obwohl  Bremen  enm  äehandel  so  überaus 
günstig  lag,  so  blieb  doch  seine  sächsische  Beyölkenuig  der  ßchiflfahrt  nnd  dem 
Kaufbxannsleben  in  dem  Maasse  abgewandt,  dass  der  neue  Bischofssitz,  st&dtisch 
bedeutungslos,  noch  bis  «ofErzbisohof  Adalbert  Ton  winzigem  ümfanse  bUeb,  und 
erst  im  Jahre  966  die  Errichtung  eines  Marktes,  Bann,  Zollrecht  una  eine  Münz- 
stätte erwirkte  durch  den  Freibrief  des  Kaisers  Otto,  seit  welcher  Zeit  nun 
Bremen  seine  Schiffe  zuerst  in  die  hintersten  Buchten  des  baltischen  Meeres,  und 
nach  dem  nördlichen  Eismeere  leitete,  ja,  wetteifernd  mit  den  seevertrauten  Nach- 
barn in  Friesland,  die  gefährlichen  Pfade  ins  Mittelmeer  aufspürte.  Im  Jahre  1111 
erhielt  die  Stadt  von  Kaiser  Heinrich  Y  die  Reiohsireiheit,  diie  es  bis  zum  Unter- 
gange des  deutschen  Reichs  bewahrte.  Eine  Zeit  lang,  von  1810 — 13  war 
Bremen  eine  französische  Provinzialstadt  und  erhidt  mit  der  Begründung  des 
deutschen  Bundes  eine  den  Verhältnissen  angemessene  Selbstständigkeit  zurück. 

Bremens  Gebiet  umfasst  4,60  Quadratmeilen  mit  einer  Bevölkemng  von 
85000  Seelen  im  Jahre  1852;  davon  kamen  auf  die  Stadt,  die  1842  49700  Ein- 
wohner zählte,  58840.  Die  Vermehrung  wurde  bewirkt  durch  den  Ueberschuss 
.der  Geburten  um  4140  Seelen  und  durch  Eingewanderte,  die  Bürger  geworden 
sind  um  5000  Seelen.  Im  Jahre  1842  war  das  Verhältniss  der  unehelichen  Ge- 
burten zu  den  ehelichen  wie  1:6,5,  im  Jahre  1852  wie  1:7,4.  Die  Zahl  der 
geschlossenen  Ehen  war  in  der  Stadt  fürs  Jahr  1846  466,  für  1847  486>  fär  184d 
427,  für  1849  461,  für  1850  523,  für  1851  561  und  für  1852  458.  Die  Zahl  der 
SterbefäDe  war  in  der  Stadt  1850  1279,  1851  1202,  1852  1415,  während  die  Ge- 
burten sich  beliefen  1850  auf  1786,  1851  auf  1870,  1852  auf  1840. 

Die  Fundamente  von  Bremens  Dasein  liegen  in  der  Schiffiahrt,  im  Handel; 
auf  diese  Verhältnisse  ist  hier  ein  Blick  zu  werfen,  nachdem  wir  eine  Seite  des 
städtischen  Stilllebens  zuvor  noch  berührt  haben,  die  in  ihrem  allgemeinen  Zu- 
sammenhange von  so  unendlicher  Tragweite  ist,  nemlich  die  Lohn-  und  Lebens- 
mittelpreise der  handarbeitenden  Volksklassen,  welche  bereits  Herr  von  Beden 
in  der  Zeitschrift  für  deutsche  Statistik,  Jahrgang  1847  einer  gründlichen  Prfifimg 
und  Darstellung  unterzogen  hat,  unter  andern  auch  mit  Rücksicht  anf  die  Städte 
Hamburg,  Lübeck,  Bremen  und  Frankfurt.  In  einer  Uebersicht  städtischer  Ver- 
hältnisse» wie  die  vorliegende,  kann  diese  wichtige  sociale  Seite  nicht  ganz  un- 
Jtorührt  bleiben. 

Dar  Preis  in  Silberpfennigen  für  ein  preussisches  Pfund.    Roggenbrod  war  in 


In  Jahre 


Hamburg 

Bremen 

Rogj 

enbrod 

Boggenbrod 

htekster 

Bielricilw 

hklsttr 

•Mrinttr 

Preis 

Preis 

rrns 

rnls 

8  Pf. 

8  Pf. 

— 

— 

10  „ 

8    „ 

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8    „ 

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8    „ 

10  „ 

8    „ 

12  „ 

10    „ 

16  Pf. 

10  Pf. 

17  „ 

10    „ 

Lübeck 

grobes  oder  haaa- 
backnes  Brod 

Darehschaittspreis 


Frankftirt 
gemischtes  Brod 


hkktttt 

frais 


fnn 


1837 
1838 
1839 
1840 
1841 
1842 
1843 
1S44 
1845 
1846 
1847 


6  Pf. 

7 
8 
8 
8 
9 
8 
6 
9 


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11 
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Pf. 

11 

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18 

8 
10 
10 

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11 


Pf. 

II 

II 

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II 

II 

II  . 

II 

11 

•»I 

I» 


Deatsohes  StKdtewesen. 


457 


üeber  den  dnrohselmittliclien  Marktpreis  der  Kartoffeln  lassen  sich  kdne 
80  genauen  Zusammenstellungen  machen,  wie  bei  den  Preisen  der  Brodfrüchte; 
es  folgen  desshalb  nachstehende  mittlere  Preise: 

Der  preussische  Scheffel  Kartoffeln  kostete 


!■  Jakre 

In  Hanbiirg. 

Bremen. 

Lflbeok. 

Frankfltett 

1837 

Tn  den  Jahren  von  1837  Von  1837  bis 

«. 

1838 
1839 

bis   1844    war    der    ge- 
wöhnliche Preis   19  bis 

1842  incL  war 

13 
17 

16 

1840 

21  Sgr.  pro  Scheffel;  im 

der  Durch' 

17 

— 

1841 
1842 

Spätherbst  1845  war  er 
bedeutend  höher  bis 

Schnittspreis 

17 
24 

^tmm^ 

1843 

37  Sgr.,  im  Winter  18  *  «^j 

12  ^A  Sgr.,  von 

23 

17  ti 

1844 
1845 

stieg  er  bis  auf  56  Sgr. 
pro  Scheffel. 

1843  bis  1846 

13 
17 

10 
17 

1846 

• 

V^\i  Sgr. 

30 

20 

Der  jährliche  Durchschnittsverbrauch  einer  Normalfamilie  (Mann,  Frau, 
3  Kinder  oder  andere  Familienglieder)  aus  den  handarbeitenden  Yolksklassen  an 
Brod  und  Kartoffeln  ist  nach  Angabeo,  die  sich  auf  mehrjährige  Erfahrungen  und 
vielfältige  Erkundigungen  stützen,  folgender: 

in  Hamburg      Bremen         Lübeck  ^ 

an  Brod  auf  60  Thlr.         55  Thb.        45  Tbk.     , 
an  Kartoffeln  auf  23  Scheffel    21  Scheffel.   14  Scheffel, 
im  Werth  von    15  «^  Thlr.     14  TWr.         9  ^i  Thhr. 
wenn  man  fär  den  Scheffel  Kartoffeln   einen   Durchschnittspreis    von    20  Sgr. 
annimmt. 

Geht  man  von  dem  Verbrauch  dieser  nothwendigsten  Lebensmittel  einer 
Arbeiterfamilie  zu  ihrer  jährlichen  Einnahme  über,  so  sind  darüber  folgende  An- 
gaben gemacht:  in  Hamburg  möchte  der  Verdienst  eines  Handarbeiters  120  bis 
160  Thlr.  pro  Jahr  betragen ,  wozu  noch  der  Erwerb  der  Frau  im  Durchschnitt 
auf  20  bis  25  Thlr.  jährlich  berechnet  werden  könnte.  In  Bremen  ist  die  Jahres- 
einnahme einer  solchen  Familie  auf  110  bis  165  Thlr.  berechnet;  in  Lübeck 
auf  140  Thlr.  In  Frankfurt  schwankt  die  Jahreseinnahme  einer  Handarbeiter- 
familie zwischen  170  und  230  Thlr.  Femer  kommt  in  Betracht  der  Miethszins 
der  Wohnungen;  die  Angaben  darüber  sind  sehr  abweichend  und  verschieden- 
artig. In  Hamburg  ist  der  geringste  Miethszins  für  Wohnungen  einer  Familie 
(Stube,  Kammer,  Diele  und  Kochstelle)  24  Thlr.  pro  Jahr,  etwas  bessere  Wohnun- 
gen kosten  30  Thlr.  In  Bremen  ist  der  geringste  Miethszins  16  —  22  Thlr.  In 
Lübeck  beträgt  die  Miethe  für  eine  solche  Wohnung  9  bis  10  Thlr.  und  in  Frank- 
furt 36  bis  40Thh-.,  in  Sachsenhausen  nur  24  bis  30  Thlr.  •—  Was  die  Ab - 
g  ab  en  der  handarbeitenden  Yolkäklassen  an  Staat,  Kirche,  Schule,  Gemeinde  etc. 
betrififl,  so  kann  darüber  Folgendes  mitgetheilt  werden:  In  Hamburg  selbst  sind 
diejenigen  Personen,  welche  zu  40  Thlr.  und  darunter  Miethe  wohnen,  von  allen 
direkten  Abgaben  befreit ;  indirekte  zahlen  sie  durch  die  auf  Lebensmitteln  haften- 
den Abgaben.  Der  Mann  ist  bis  zum  45.  Jahr  zum  Dienst  im  Bürgermilitair  ver- 
pflichtet. Eine  solche  Familie  aus  handarbeitenden  Volksklassen  sucht  in  der  Regel 
um  freie  Schule  für  ihre  heranwachsenden  Kinder  nach,  die  ihr  selten  verweigert 
wird,  und  in  Krankheitsfällen  geniesst  sie  freie  ärztliche  Behandlung  In  Bremen 
sind  die  Abgaben  cm  den  Staat  folgende :  Der  Eigenthümer  eines  Grundstücks  bezahlt 
1 /^  per  Mille  des  Werths  desselben.  Sodann  hat  Jeder,  er  sei  Grundbesitzer 
oder  nicht,  eine  Steuer  zur  Reinigung  und  Erleuchtung  der  Gassen  zu  bezahlen 

29 


458  Dentflo^es  Siftdiew^tei^ 

imd  Bwar  di^enigen,  welche  Grondsteuer  bezahlen,  von  dem  Taxate  desselben 
9^  per  MiUe,  diqjeiBigeii ,  welche  zur  Miethe  wohnen,  4pGt.  Ton  ihrem  Mieths- 
betrage.  Ausser  dieser  Steuer  sind  noch  die  Consumtions*  und  Accisabgaben  za 
nennen.  An  die  Gemeinde  bestehen  die  Abgaben  darin,  dass  jeder  Einwohner, 
ohne  Ansnahme,  für  das  Armen-Institut  wöchentlich  1  Grote  =  6^Pf.  entrichtet. 
Die  Bteuem  and  Abgaben  in  Ltibeek  betragen  jährlich  für  eine  Familie  mit  drei 
schulpfliohtigen  Kindern  Minimum  8  Thlr.  23  Sgr.,  Maximum  11  Thlr.  24  ßgr. 

An  directmi  Steuern  best^en  in  Frankfurt  a.M.  nur  die  Einkommen-  und 
die  Miethssteuer.    Der  geringste  Ansatz  für  erstere  ist  4  \i  ßgr. ;  für  letztere  8  "^^  Sgr. 
▼on  28 'Xa  Thlr.  Miethe;  von  40  V-'^^  Thlr    Miethe  aber  20  Sgr.;  das  Schulgeld 
in  den  Volksschulen  beträgt  jährlich  5  ^  Thlr. ;   für  Arme   ziüUt   der  Staat  die 
Hälfte  oder  das  Ganze.   Ausserdem  sind  noch  indireete  Steuern  vothanden,  nament- 
lich die  Accise  für  die  nothwendigsten  Lebensbedürfnisse.    Entwirft  man  aus  den 
vorenthaltenen  Angaben  eine  Einnahme-  und  Ausgabe  -  Bilanz,  so  ergiebt  sich  etwa 
Folgendes:  I.  Durchschnittliche  Jahres-Einnahme  einer  Handarbeiter-Familie,  unter 
der  Yeraussetzung  siteter  Beschäftigung  sowie  Mitarbeit  der  Frau  oder  eines  an- 
dern Gliedes  der  Kormalfamilie :  in  Hamburg  160  Thlr.,  in  Bremen  155,  in  Lübeck 
140,   in  Frankfurt  185  Thlr.     H.  Durchschnittliche  Jahresausgabe   einer  solchen 
Familie  bei  Mittelpreisen:    1)  für  Brod  und  Kartojffeln  in  Hamburg    75  Thlr.,  in 
Bremen  69  Thlr.,  in  Lübeck  54  Thlr..  in  Frankfurt  etwa  78  Thlr.     2)    Miethzins 
in  Hamburg  30  Thlr.,  in  Bremen  20  Thlr.,  in  Lübeck  10  Thlr.,  in  Frankfurt  36  Thlr., 
8)  Abgaben  an  Staat,  Kirche,  Schule,  Gemeinde  in  Hamburg  0,  in  Bremen  1  Thlr. 
14  Sgr.,  in  Lübeck  8  Thlr.  23  Sgr.,  in  Frankfurt  3  Thlr.  14  Sgr.    4)  Für  Feuerung 
und  Beleuchtung  7— -9  Thlr.  15  Sgr.     5)   Für  Bekleidung  15  —  20  Thlr.     6)   Für 
Gegenstände  der  Ernährung  (ausser  dem  bereits  in  Rechnung  gebrachten  Brod  und 
Kartoffeln)  in  Hamburg  37  Tbk.  15  Sgr.,  in  Bremen  34  Thhr.  15  Sgr.,  in  Lübeck 
35  Thlr.,  in  Frankfurt  39  Thlr.  7)  Für  verschiedene  kleine  Bedürfhisse  etwa3  %  Thhr. 
Obgleich  alle  diese  Ansätze  nur  als  annähernd  richtig,  und  in  der  Kegel  als  ein  Mi- 
nimum zu  betrachten  sind,  so  düifte  doch  die  mehr  oder  minder  günstige  Stellung 
der  Handarbeiter  geringster  Klasse  in  den  freien  deutschen  Städten  dadurch  ziem- 
lich richtig  bezeichnet  sein.     Und    die  in  diesen  Städten  gültigen  Verhältnisse 
dürften  wiederum  mit  den  nöthigen  Modiücationen  auf  die  Lebenslage  gleicher 
Arbeiter  in  den  übrigen  grossem  Städten  Deutschlands  angepasst  werden  können, 
so  dass  damit  eine  sehr  breite  Schicht  der  grossstädtischen  Bevölkerung  nach  den 
wichtigsten  Beziehungen  des  materiellen  Seins  dargestellt  ist,   woraus  von  selbst 
die  Wichtigkeit  resultirt,  welche  die  Preise  der  ersten  und  nothwendigsten  Lebens- 
mittel vomemlich  nach   dieser  Seite  hin  haben.     Von  dem  richtigen  Yerhältniss 
zwischen  ihnen  und  den  Arbeitslöhnen  hängt  das  Wohlergehen  eines  sehr  ansehn- 
lichen Bruchtheils  der  grossstädtischen  Bevölkerung  ab,  und  in  der  That  ist  dieses 
Yerhältniss  auf  die  Erhaltung  eines  kräftigen  staatlichen  Organismus  gewiss  nicht 
wem'ger  einflussreich,  wie  die  Ausdehnung  des  Verkehrs  und  die  Entwickelung 
der  Industrie.    Wie  es  mit  Bremens,  um  auf  diese  Stadt  wieder  speciell  zurück- 
zukehren, Verkehrs- Ausdehnung  nach  der  See  sich  verhält,  ersehen  wir  aus  nach- 
stehendem Verzeichniss  der  in  den   letzten  Jahren  UHch   auswärts  abgegangenen 
und  von   aussen  angekommenen  Schiffe.    Der  Seeverkehr  Bremens  war  nun  fol- 
gender: 


Dentsohes  BtKdteweBen. 


UM 

U» 

»H 

la 

M 

aMMm-iK  lAaiu. 

1 

! 

1 

II 

■1 

If 

1 

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ii 

VBcmn.  BtMten  y.  Nord-Amerika 

205 

103 

It-^i 

128 

23.1 

1.11 

3?7 

179 

Porlorico ■    ,     , 

b 

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C*p  Veidiache  Iiuelu       .     .     . 

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L.PIat* 

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5 

« 

4 

4 

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8 

Afiika  (Fencland  excl.  Aegypten) 

1 

3 

ft 

1 

1 

2 

I 

OsÜndien,  CUn«  und  Änsirslien 

M 

1» 

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S 

12 

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Nen-Granada 

1 

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2 

3 

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9 

2 

1 
13 

12 

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1 
1? 

7 
13 

1 

Grönland 

Canada  

1 

12 

Asiatische  u.  EuropWsche  Türkei, 
Aegypten  so  wie  Schirarzea  Meer 

fi 

1 

I 

m 

n 

2fi 

.52 

Polynesien 

1 

1 

1 

1 

Ecuador 

9 

Honduras 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

ZusanuDeii  .     .    . 

295 

S25 

295 

301 

416 

3« 

508 

443 

Dass  noh  Bremens' Handel  über  die  ganee  Erde  verbreitet  and  «war  in  scImeUer 
Zonahme  begriffen  ist,  beweist  vorstellende  Ueberaioht  aogenecbeinlicb.  Es  ist 
dies  aber  nur  die  fimnale  Seite  des  Verkehrs;  eisige  Bemerkungan  über  den  mA- 
teiidlen  Inhalt  dieser  ein-  and  aasgelaufenen  Schiffe  mägen  sich  hier  ansobliessen. 
An  VeizehmiigsgegenstAndeD  (aämlich  neben  GeUeide,  Fleiseb,  Wein  etc.  hanpC- 

.sKcblicb  ColomJwaaren,  wie  Kaffee,  Reis,  Tabak,  Thee  and  Zucker)  wurde  1S61 
in  Bremen  ffir  einen  Werth  ron  16  V  UiU.  Thlr.  eingeführt  und  IBr  16  MiU.  Thlr. 
■usgetiibrt;  sie  machten  volle  40  pCt.  des  Imports   und  4S  pCt.  des  Exports  aus, 

.und  bildeten  also  entscbieden  das  vorwiegende  Otject  des  Bremer  Handels.  Im 
Jahre  1661  betrug  sowohl  die  Ein-  wie  Annfuhr  von  Ver2ebruiige|[egenstKndfin 
ungeftbr  13 ■j'  Million  Thlr.;  beide  haben  sich  also  in  einem  Jahre  mn  etwa 
2'ji  MiU.  sesteigert  In  Tabak  allein  ist  die  Einfuhr  von  5  Mill.  Thlr.  1851  auf 
T200000  Thlr.  und  die  Ausiuhr  von  5300000  Thlr.  auf  7300000  Thlr.  gestiegen, 
obglacb  die  Ausfuhr  Bremer  Cigarren  bedeutend  gesunken  ist;  denn  18S1  ^fwc- 
"  '  a  Ganzen  aas  Bremen  327 1^  Mill.  BtSck  Cigatren  versandt,  im  Jahre  1852 
""       '  1   111  MilL   ('      '   -  "■     "■ 


r  noch  216'^  MUL,   also   1 


.  oder  &st  S4  pCt.  weniger.    Zar 
29* 


460 


Deatsobes  Stftdtewesdn. 


Vereleiehaiig  des  Bremer  See  -  Lnportl    dient  folgende  Uebersicht  einiger   der 
wiöntigflten  Einfkihrartikel : 


lt51 

Pflind                   Thlr. 

ItSl 

QaMttaai             Werth 
Pftiad                  Thlr. 

Kaffee      .    .    . 

12440000 

1587000 

11000000 

1462000 

Bei8     .    .    .    . 

22652000 

677000 

3520000 

185000 

Tabak      .    .    . 

68000000 

6700000 

24300000 

2640000 

Wein  .... 

— 

511000 

— 

637000 

Zucker     .    •    . 

18000000 

1060000 

27000000 

2130000 

Die  (^esammteinfhbr  der  soffenaonten  Bobstoffe  betrag  1852  6  HüI.,  die  Ane- 
ftibr  h]4  Mill.  Tblr.,  der  Wertb  der  Halbfabrikate  war  in  der  Einfhbr  871000  Tblr., 
in  der  Ausfubr  726000  Thlr.  Die  Gesammteinfubr  von  Manofacturen  betrag 
10641000  Tblr.»  wovon  für  10435000  Tblr.  aus  dem  deutseben  Inland  kamen.  Die 
Gesammtausfübr  dieser  Artikel  war  8396000  TbLr.,  wovon  fOi  7068000  Thlr.  über 
Bee  gingen.  Die  Gesammteinfubr  aller  Industrie-  und  Eunsterzeugnisse  betrag 
6^Mill.,  die  Ausfahr  6'/^oMilL  Thlr.  Bemerkenswertb  ist  die  Zunahme  der  an 
den  Bremer  Markt  kommenden,  im  deutschen  Binnenlande  fabricirten  Cigarren, 
von  denen  im  Jahre  1852  schon  40  Mill.  Stack,  grÖsstentbeils  seewftrts  Qber 
Bremen  versandt  wurden.  Bremen  importirte  1852  aus  dem  deutschen  Zollverein 
im  Ganzen  fär  13321000  Thhr.,  was  33  pCt.  der  Totaleinführ  ausmachte;  im  J. 
1851  war  diese  Summe  nur  12413000  Thlr.  Wenn  man  den  Steuerverein  ssnm 
ZoU verein  hinzurechnet,  so  hatten  diese  beiden  Yerb&nde  1852  47  pCt.  der  Gto- 
sammteinfiihr  repräsentirt,  ditfegen  88  pCt  der  Einfuhr  von  der  Land-  und  Floas- 
seite.  Von  der  gedachten  Summe  der  ZoUvereinseinftihr  kamen  auf  Preussen 
5127000  Thlr.,  Königreich  Sachsen  6110000  Thlr.,  Bayern  und  Braunschweig  jedes 
.580000  Thlr.  Nach  Oesterreich  war  die  Ausfuhr  von  Bremen  1582000  Tbbr.,  die 
Einfahr  von  dort  nur  27000  Thlr.  Der  gesammte  europäische  Verkehr  Bremens 
Mief  sich  auf  27066000  Thlr.  Einfuhr  und  24044000  Tblr.  Ansfohr. 

Hamburg*8  Geschichte  erwartet  noch  in  diesem  Jahre  eine  anf  Urkunden 
und  sorgfältige  Forschung  gestützte  Geschichte  von  Dr.  Gallois,  die  besonders 
'mT  die  Yerfassungs-  und  HandeLügescbicbte,  die  nnerlfts^chen  HauptpfeUer  jeder 
gründlichen  Stadtgeschichte,  gerichtet  sein  soll;  und  in  der  Tbat,  wenn  die  €le- 
sebichte  einer  Stadt  in  Deutschland  lehrreichen  Stoff  in  beiden  erwähnten  Be- 
siehungen bieten  kann,  so  ist  es  Hamburg;  aber  auch  für  die  allgemeine  Ge- 
schichte, namentlich  des  nördlichen  Deutschlands  wie  des  earopäi8<men  Nordens 
verspricht  eine  solche  Darstellang  manche  schätzenswertbe  Aofkläning«  Aneli 
Hamburg  bat  aus  seiner  hanseatischen  Zeit,  wenn  aacb  nicht  die  selbstständige 
Macht  jener  Zeit,  doch  seine  Handelsbedeutung  für  Deatschlaad  bewahrt  und  er- 
halten, wie  aus  den  einzelnen  Andeutungen,  die  folgen,  leicht  zu  ersehen  ist. 
Hambarg  mit  seinem  Stadtgebiete  umfasst  7  GevieMmeilen,  auf  wdohen  lebten; 

1834  .  .  .  158091  Seelen,    1840  .  .  .  170969  Seelen,    1846  .  .  .  188054  Seelen, 
1837  .  .  .  163479      «  1843  ..  .  179510      „  1849  .  .  .  197000      , 

anf  die  Stadt  selbst  mit  Ihren  beiden  Vorstädten  St  Pauli  und  St  Geoi^  kamen 

1826  .  .  .  122861  Seelen,     1838  .  .  .  135375  Seelen,    1846  .  .  .  148754  Seelen, 
1834  .  .  .  130385      „         1840  .  .  .  136986      •         1852  .  .  .  157450     » 


DentBckeB  Siftdtewesen. 


461 


Die  EheTerWinisse»  Ckburten  und  TodesftUe  in  Hamburg  (incL  der  Voc^ 
•Udte  St  Pauli  und  8t.  Georg)  waren  in  nachstehenden  Jahren  folgende: 


laJahre 

OopnUrU 

Geborene 

Damnter 
nneheliobe 

Begraben 

1826  .  .  • 

1323 

3996 

608 

4411 

1828  ..  . 

1303 

4051 

697 

4308 

1830  ,  .  . 

1310 

4160 

755 

5351 

1832  ^^^^'* 

1188 

4151 

760 

5694 

1279 

4312 

884 

6325 

1833  .•  . 

1766 

4533 

808 

4757 

1834  ..  . 

1875 

4774 

779 

4986 

1836  .  .  . 

1441 

4707 

763 

4385 

1837  Grippe 

1474 

4619 

725 

5454 

1838  ..  . 

1512 

4718 

707 

5431 

1840  .  .  . 

1598 

4722 

690 

4960 

1841  ..  . 

1525 

4784 

696 

5379 

1847  ..  . 

1535 

5008 

641 

5573 

1852  .  .  . 

1630 

5322 

759 

5565 

Bflrger  aind  geworden  im  Jahre  1828  1068,  1829  1498,  1830  847,  1831  904^^ 
1832  1016,  1833  1456,  1834  1646,  1835  758    (weil  eine  Erhöhung  des  Eintritte- 
geldes zum  Bürgerwerden   eingeführt  war),  1836  851,  1837  921,  1838  986,  1839 
1109,    1840  1156,   1641  1270,    1842  1289,    1843  1506,    1844  1656,    1845  1586, 
1846  1265. 

Nach  den  Toranstebenden  Zahlen  wäre  anzunehmen,  dass  der  Wohlstand  sich 
in  den  Jahren  1880,  33*- 84  schnell  rermehrt  habe,  und  doch  zeugen  die  Um* 
sUfaide,  nltmlich  der  AjB&tand  1880,  die  Errichtung  zweier  Hüfsyereine  zur  Ab- 
bQfe  der  Vexarmnng  nm  dieselbe  Zeit  von  ausserordentlichem  Elend.  Auffallend 
ist  die  Yerniehning  der  unehelichen  Geburten  in  den  beiden  stärksten  Cholera- 
Jahren.  Für  die  Zeit  ron  1826  bis  1835  ist  auf  je  97  Personen  eine  Ehe  ge- 
schlossen worden,  welches  Verhältniss  auch  auf  das  Jahr  1852  beinahe  zutrifft, 
die  Copulation  ist  also  in  gleichem  Verhältniss  zur  Bevölkerung  geblieben.  Im 
Jahre  1799  dagegen  kam  in  Hamburg  noch  eine  Ehe  auf  45  Personen;  diesem 
Jahre  gegenüber  werden  also  jetzt  nur  noch  halb  so  viel  Ehen  eingegangen.  In 
den  Jiuren  1790 — 1800  stand  das  Verhältniss  der  unehelichen  Geburten  zu  den 
ehelichen  wie  1 : 9,  jetzt  steht  es  wie  1:7;  freilich  war  diess  Verhältniss  früher 
noch  grösser,  z.  B.  im  Jahre  1832  wie  1:5,  und  in  andern  Jahren  wie  1:6. 
In  Betreff  des  christlichen  Sinnes  geben  yielleicht  folgende  Data  Aufschluss :  Die 
Gesammtzahl  der  Oommunicanten  betrug  1851  24940,  wovon  auf  die  freiwilligen 
lutherischen  Communicanten  20234  kommen.  Im  Jahre  1852  war  die  Gesammt- 
zahl der  Communicanten  25248,  wovon  aber  5544  auf  die  römischen  Katholiken, 
anf  die  Strafanstalten,  Militair  etc.  kamen,  so  dass  für  die  freiwilligen  lutherischen 
Communicanten  nur  noch  19704  übrig  bleiben. 

Die  Zahl  der  Selbstmorde  ist  in  Hamburg  gestiegen,  wie  diess  wahrschein- 
lich^ den  meisten  grossem  Städten  der  Fall  sein  dürfte;  1830  betrugen  sie  44, 
1831  33,  1832  29  und  1845  50,  1846  64,  1847  61.  Dagegen  sind  sich  die  Fälle 
eines  gewaltsamen  Todes  durch  Unglück  der  Zahl  nach  immer  gleich  geblieben ; 
V  kommen  solche  1830  130  und  1846  134,  1847  129  vor.  Das  Verhältniss  der 
Polisd-Gefangenen  md  der  Gefangenen  in  den  Strafhäusem  zu  der  Bevölkerung 
ist  mit  den  Jahren  ein  ent6<^eden  ungünstigeres  geworden,  denn  es  stellte  sich 
das  Verhältniss  der  Polüseigefangenen  zur  Bevölkerung  im  Jahre  1826  wie  1 :  24, 


462 


Deutsohei  Stäfltdwesen. 


1838  wie  1 :  26,  840  wie  1 :  21  und  1^46  wie  1 :  1§ ;  das  der  Strafgefangen  1826 
wie  1 :  176,  1834  wie  1 :  159,  1838  wie  l :  163,  1840  wie  1 :  162,  1846  wie  1:148. 
Das  Armenwesen  Hamburgs  hat  eine  sehr  interessante  Geschichte,  wie  aus 
des  Herrn  von  Yoght^s  ,Werk  «Gesammeltes  aus  der  Geschichte  der  Hamburger 
Armenanstalt**  erhdlt.  Die  frühesten  Nachrichten  über  ein  geregeltea  Armenwesen 
Hamburgs  stammen  aus  der  Zeit  der  Reformation  her,  in  welcher  alle  milden 
Stiftungen  aus  den  Hftnden  der  die  Stadt  verlassenden  katholischen  Geistlichkeit 
in  die  der  bürgerlichen  Kirchenvorsteher  übergingen.  Die  Pest  im  Jahre  1711 
zerrüttete  das  alte  Armenwesen  gftnzlich,  und  nach  Aufhören  desselben,  wurde 
eine  neue  Armenordnung  nöthig,  bis  im  Jahre  1787  die  unerträglich  gewordene 
Bettelei  eine  abermals  umgestaltete  Armenordnung  hervorrief.    Einem  vom  Jahre 

1788  bis  in  die  Gegenwart  fortgeführten  Berichte  über  die  Armenverwaltung 
Hamburgs  entnehmen  wir  folgende  Data,  die  auf  die  socialen  Zustände  Hamburgs 
in  den  betreffenden  Jahrgängen  einen  Einblick  verstatten,  zugleich  aber  ihrer- 
seits zum  Nachweis  dienen  können,  was  es  mit  der  Behauptung  der  zunehmen- 
den Massenverarmung  für  eine  Bewandniss  hat: 

Familien  Thir. 

1789  erhielten  in  Hamburg  Unterstützung    3903   die  Ausgaben  betrugen    88501 
1791         f,  n  n 
1795        « 

1799        n  « 

1801        ,  n 

1805        « 

1807        ,  «  * 

1809        * 

1815    «        n  t» 

1820   ,        4 
1825   « 
1830   „ 
1835   , 

1840   »        »        „   • 
1845   r>  «        * 

Der  Brand  von  Hamburg  hatte  keinen  grossen  Einfluss  auf 'die  Ausgaben  ^e^ 
Armenanstalt  gehabt.  Dieses  Unglück,  was  Alle  traf,  traf  nicht  Alle  gleicii; 
die  ärmere  Klasse  fand  nicht  allein  in  den  Hilfswohnungen  eine  wohlfeile,  ge- 
sunde Wohnung,  sondern,  abgerechnet  die  unmittelbaren  Geld  -  Unterstützungen, 
in  mannigfachen  Ai'beiten  einen  reichlichen  Erwerbszweig. 

Die  Ausgaben  des  allgemeinen  Hamburger  Krankenhauses  betrugen  1843 
134373  Thlr.  worin  etwa  93000  Thlr.  als  Zuschuss  des  Staats  enthalten  waren;  1844 
waren  die  Ausgaben  131157  Thlr.  mit  einem,  gleichen  Staatszuschuss,  der  sicti  in 
den  Jahren  1846  und  1847  auf  90000  resp.  88000  minderte,  während  die.Gesammi^ 
ausgaben  in  diesen  beiden  Jahren  150988  Thlr.  und  154844  Thlr.  betrugen. 

Milde  Stiftungen  giebt  es  nach  Lappenbergs  Werke  »Die  milden  Privatstiftungen 
in  Hamburg**  256.  Derselbe  schätzt  die  Fonds  derselben  auf  3197694  Thlr.  und 
die  approximative  Summe  der  jährlichen  Einnahme  auf  90536  Thlr. 

Wenn  aus  den  eben  angefahrten  Zahlen  der  Schluss  gezogen  werden  äaxL 
dass  der  Wohlstand  Hamburgs  im  Fortschreiten,  begriffen  ist,  so  beweisst . £ess 
der  in  immer  grösserer  Ausdehnung  sich  verbreitende  Verkehr^  dieser  ersten  deu^ 
beben  Handelsstadt  nqph  mehr.  Der  Schiffsverkehr  dCr  dort  angeHöinäieneii  \m4 
abgegangenen  Seeschiffe  nach'  Anzahl  und  Ladungsfähigkeit  war  folgender:  ' 


3890 

it 

n 

101006 

3015 

» 

f* 

100664 

2326 

» 

n 

164160 

2012 

f) 

n 

164131 

1690 

n 

ft 

161542 

1678 

» 

ft    ' 

W7003 

1680 

91 

n 

18767« 

1589 

ft 

^ 

57655 

2728 

1» 

« 

115704 

2394 

« 

w 

98827 

2666 

« 

» 

183079 

2511 

W 

Vi 

124020 

1691 

•*' 

* 

i^^m 

2387 

'  W 

■  "  *  'rt 

13^738 

.Ü"  \    -  » 


Doutsolies  Stftdtewesan. 


463 


1848 

1849 

1850 

1851 

1852 

Schiffe 

list 

Schiffe 

Last 

Schiffe 

Last 

Schiffe 

Last 

Schiffe 

Last 

Am  1.  Jan.  lagen 
im  Hafen.  .  .  . 

Angekommen 
mit  Ladung   .  .  . 
Ladung  in  Ballast 

Zusammen    .  . 
Desgl.  abgeg. .   . 
Demnach  ultimo 
Dec.  im  Hafen  . 

184 

3005 
299 

3488 
3298 

190 

9012 

186538 
11340 

206890 
197668 

9222 

190 

3164 
295 

3649 
3416 

233 

9222 

177782 
10312 

197316 
185448 

11868 

233 

3738 
356 

4327 
4114 

213 

11868 

230667 
12865 

255400 
243062 

12338 

213 

3803 
366 

4382 
4129 

253 

12338 

235950 
12229 

260517 
247712 

12805 

253 

4037 

403 

4693 

4480 

213 

12805 

262100 
18500 

293405 
281798 

11612 

Die  Zahl  der  angekommenen  Dampfschiffe  im  Jahre  1848  war  89  ^  ihr« 
Keisen  883,  im  Jahn  1849,  49,  ihre  Beisen  893,  im  Jahre  1850  88,  ihre  Beuen 
535,  im  Jahre  1851  41,  ihre  Beisen  607,  im  Jahre  1852  52,  ihre  Beisen  725. 

Der  Inhalt  dieses  Schiffsverkehrs  und  die  Bedeutung  desselben  zugleich  fOt 
das  innere  Deutschland  Ittsst  sich  theilweise  nach  folgenden  Angaben  bemessen: 
Die  direkte  Ausfuhr  nach  transatlantischen  Ländern  im  Jahre  1851  betrag 
41228510  M.-B.;  die  direkte  Einfuhr  von  transatlantischen  Ländern  in  Hamburg: 
41821830  M.-B.  Unter  dem  Export  befand  sich  von  den  nach  Hamburg  aus 
Deutschland  importirten  Manufakturwaaren  und  Leinen  nach  transatlantischen 
Lttndem  im  Jahre  1851  ftlr  28250540M.-B. ;  mit  der  Berlin-Hamburger  Eisenbahn 
kamen  1851  in  Hamburg  far  26134580  M.-B.  solcher  Waaren  an,  während  über 
Harburg  f&r  16820550  M.-B.,  und  Ton  der  Oberelbe  für  699280  M.-B.  Unter  den 
Exportartikeln  Hamburgs  heben  wir  einen  herror,  der  für  die  Consumtionsrer- 
hftltnisse  des  innem  Deutschlands  bereits  von  bemerkbarem  Einfluss  geworden 
ist,  es  ist  die  Ausfuhr  Ton  gesalzenem  Fleisch  für  die  britische  Flotte,  welche 
vonugsw^e  von  Hamburg  aus,  nftchstdem  von  Danzig  betrieben  wird.  Von 
dem  Wachsthum  dieses  Ausftihrgeschäfts  für  Hamburg  geben  folgende  Zahlen 
dneYorstellnng:  1848  wurden  17928  Ctr.  gesalzenes  Ochsen-  und  ßchweinefleisoh 
ausgeführt,  wovon  14960  Ctr.  nach  England  gingen.  1849  betrug  dieser  Expoct 
schon  58089  Ctr. ,  wovoii  46378  nach  England.  1850  aber  stieg  die  Ausfithr  auf 
119817  Ctr.,  wovon  112024  Ctr.  den  Weg  über  den  Kanal  nahmen.  Diese  letzter« 
Gesammtausführ  hatte  einen  Werth  von  8257990  M.-B.  An  dem  gesammteüi 
Schiffsverkehr  Hamburgs  war  die  dortige  Bhederei  im  Jahre  1852  mit  869  Schiffen 
beiheiligt,  die  87628  Commerzlasten  &  6000  Pfd.  oder  56442  Boggenlasten  h  4000  Pfd. 
hielten  und  etwa  4000  Boggenlasten  grösser  als  die  bremer  Bhederei  war. 

Ein  in  Hamburg  besonders  blühendes  Gesch&ft,  welches  zugliHdi  die  Be> 
deutung  dieses  ersten  deutschen  Seehafras  ins  hellste  Licht  setzt,  ist  dasAssieoU'» 
ranzwesen  und  darunter  wieder  die  Seeasseouranz.  Kein  anderes  G^chkft 
hat  sich  zu  Hamburg  in  den  letzten  Jahrzehnten  so  gehoben  wie  dieses.  Im 
Jahre  1814  betrug  die  Summe  der  Seeversicherungen  41189909  M.-B.,  1851  aber 
816826500  M.-B.  Die  Durchschnittsprttmie  war  in  jenem  Jahre  8«^spCt.,  iü 
diesem  1  *  ^^^  pCt.,  wonach  etwa  in  einem  Menschenalter  die  versicherten  Summen 
nm  mehr  als  das  Siebenfache  sich  gehoben  haben  und  die  Pr&nuen  daaraof  mehr 
als  die  Hälfte  zurückgegangen  sind. 

Neben  dem  Handel  Hamburgs  ist  noch  der  des  benachbarten  Altonü's  ita. 
erwähnen,  wo  im  Jahre  1852  1728  Schiffe  ankamen,  von  denen  in  Ladung 
1498  von  44120  Lasten  und  285.  in  Ballast.  Die  Stadtrechnung  Altona^s»  deren 
Bevölkerung  etwas  über  30000  Seelen  beträgt,  ergab  für  1851  eine  Einnahme  van 
848295  M.-Ctrt.,  wovonr  aber  869300  M.  auf  Anleihen  kamen  und  eine  Aasgabe  von 


464  Dentsolies  Sittdiewesen. 

752897  M.-Crt.  Die  PassiTa  betragen  Ende  Dee.  1851  1641400  M.-Crt.,  die  Acthra 
beliefen  sich  auf  648410  M.-  Ort. 

In  Lübeck's  Hafen  liefen  1851  1096  Segel-  und  Dampfschiffe  ein  mit 
64798  Last,  1850  1153  Schiffe  mit  71020  Last,  1849  918  Schiffe  mit  77295  Last 
und  1848  816  Schiffe  mit  64790  L&st.  Die  Rhederei  Lübeck's  nmfasste  am  Schloss 
des  Jahres  1851  73  Schiffe  mit  7030  Lasten  und  waren  im  Ban  begriffen  4  Schiffe 
yon  1540  Lasten.  An  Waaren  wurden  eingeführt  1851  landwärts  50463308  Pfd. 
nnd  seewärts  214192119  Pfd.  1850  landwärts  55942000  Pfd.  und  seew&rta 
184409838  Pfd. 

Erwähnen  wir  zam  Schluss  dieser  Uebersioht  noch  einige  Verhältnisse  zweier 
österreichisohen  Städte,  die  innerhalb  Deutschlands  liegen,  so  ist  Tr lest  die  süd- 
lichste deutsche  Stadt,  zugleich  die  bedeutsamste  fär  die  Förderung  deutscher 
Gewerbe-  und  Handelsinteressen.  Dai^  Budget  dieser  Stadt  für  das  Jahr  1852 
spricht  ihre  grossstädtischen  Aufgaben  ziemlich  deutlich  aus.  Ihre  Einnahmen 
beliefen  sich  auf  2008798  fl.,  wovon  1279235  fl.  die  ordentlichen  Einnahmen  trafen. 
Dieselben  flössen  hauptsächlich  aus  den  städtischen  Abgaben  von  Getränken  und 
Fleisch  (896692  fl.),  der  Häusersteuer  (195590  fl.),  den  Zins-  und  Pachtgeldern 
(52012  fl.),  den  Taxen  (60835  fl.,  worunter  allein  an  Stein pflastergeld  48386  fl.), 
den  Interessen  (7552  fl.)  und  verschiedenen  (66551  fl.).  Die  Ausgaben  hingegen 
betrugen  2003498  fl.,  worunter  die  ordentlichen  mit  1206557  fl.  bereiiihnet  waren. 
Dieselben  vertheilten  sich  folgendermassen :  Verwaltung  103367  fl.,  Pauschal- 
abgaben an  den  Staat  513396  fl.,  Cultus  12809  fl.,  öffentlicher  Unterricht  78748  fl., 
darunter  für  Volksschulen  50748  fl.,  Tumschule  957  fl.,  Gesangschule  2532  fl., 
Gymnasium  10333  fl.,  Handelsakademie  5485  fl.,  Stipendien  4950  fl.,  öffentliche 
Bibliothek  1580  fl.,  wissenscbaftliche  Anstalten  2358  fl.,  Wohlthätigkeitsanstalten 
56552  fl.,  Bürgerspital  143666  fl.,  Bürgermiliz  5279  fl.,  Polizeidienst,  wohin 
Gensd^armerie ,  Sicherheitswache,  Gefängnisse,  Feuerlöschanstalten,  öffentliche 
Reinlichkeit  und  Beleuchtung  gehörten  154239  fl.,  öffentliche  Festlichkeiten 
9055  fl.,  Theater  6565  fl.,  Erhaltung  öffentlicher  Werke  76898  fl.  Die  ausser- 
ordentlichen Ausgaben  mit  373297  fl.  wurden  auf  Neubauten  verwendet.  Das 
städtische  Vermögen  hatte  einen  Gesammtwerth  von  mebr  als  zwei  Millionen  Gulden. 

Wien  hatte  Anfang  1851  eine  Bevölkerung  von  431147  Seelen  ohne  Militair; 
im  Jahre  1846  betrug  dieselbe  410947;  die  der  Militaiijurisdiktion  zuständigen 
waren  annäherungsweise  17418.  Die  Zahl  der  Geborenen  betrug  19757,  darunter 
10118  Knaben  und  9639  Mädchen;  im  Jahre  1845  wurden  19206  geboren;  es 
kam  also  auf  20  Einwohner  1  Geburt.  Es  starben  17132;  von  23  Einwohnern 
•tarb  also  Einer.  Getraut  wurden  3645  Personen ,  eben  so  viel  als  1845.  Von 
61  Einwohnern  heiratbete  Einer.  Die  Stadt  mit  ihren  34  Vorstädten  hatte 
8776  Häuser  auf  einem  Flächenraum  von  ^g  geographischen  Quadratmeilen.  Um 
eine  Vorstellung  von  den  Consumtionsverhältnissen  der  Stadt,  die  eine  weithin 
reichende  Anerkennung  in  der  civilisirten  Welt  gefunden  haben,  zu  geben,  führen 
wir  die  1851  in  Wien  theils  eingeführten,  theils  dort  erzeugten  Gegenstände  an, 
welche  ihrer  Natur  nach  beinahe  ausschliesslich  zum  Verbrauche  bestimmt  sind. 
An  geistigen  Flüssigkeiten  wurden  in  dem  erwähnten  Jahre  erzeugt  197499  Eimer 
im  beiläufigen  Werthe  von  6319968  fl.;  Weine  wurden  eingeführt  328332  Eimer 
im  Werthe  von  2056075  fl.,  Bier  "57 1816  Eimer  im  Werthe  von  3002034  fl.,  und 
überdiess  in  den  Brauhäusern  innerhalb  der  Linien  323940  Eimer  im  Werthe  von 
1700685  fl.  erzeugt.  Ochsen,  Kühe  und  Kälber  über  ein  Jahr  wurden  eingeführt 
92465  Stück  im  Werthe  von  9708825  fl.,  Kälber  bis  zum  Alter  eines  Jahres 
124125  Stück,  verwerthet  mit  2482500  fl.,  Schaafe,  Widder,  Ziegen,  Böcke  und 
Hamiflel  43266  Stück  mit  288440  fl.  im  Werthe,  Lämmer  bis  25  Pfd. ,  Kitze  und 
Spanferkel.  52499  Stück  verwerthet  mit  183747  fl.,  Frischlinge,  d.  h.  Schweine  von 
9  bis  35  Pfd.  und  Schweine  über  35  Pfd.  86514  Stück  im  Werthe  von  4825700  fl., 
Hasen  61374  Stück  verwerthet  mit  85924  fl.  ■—  Ausgehacktes  Roth-  und  Schwais- 
wild  nur  41  Ctr.,  Trathühner,  Gänse,  Enten,  Kapaunen  314579  Stück  im  Prdse 


Deutsohei  Stidtewesen.  465 

Ton  566242  iL ,  Hfiboer  nad  Taaben  1288224  Stttek  im  Wertbe  Ton  515290  fl., 

Reppliühner  und  Wildtanben  61384  Stück  mit  30692  fl.  verwerthet,  Fische  nnd 
Schaalthiere  aus  dem  Meer  nnd  Flüssen  9558  Gtr.  im  Werthe  von  210276  fl., 
Mehl  ans  Getreide  etc.,  Gerste,  Brod  etc.  wnrden  eingeführt  1031753  Ctr.  im 
Werthe  Yon  7480109  fl.,  Brodfrfichte  296609  Ctr.  im  Werthe  von  1285306  fl., 
Eier  50076395  Stück  im  Werthe  von  667685  fl.  (in  London  wnrden  in  dem  ein* 
zigen  Monat  Jnni  1853  16030834  Eier  eingeführt,  4  MilL  Stück  mehr  als  im 
Jani  1852). 

Hiermit  schliessen  wir  diese  üebersicht,  zu  welcher  nns  während  mehrerer 
Jahre  gesammelte  Notizen  zur  Grundlage  dienten.  Aber  indem  wir  noch  einmal 
diese  Auswahl  von  Materialien  und  ihre  Bearbeitung  überblicken,  können  wir 
uns  nicht  verhehlen,  dass  die  über  die  innem  Zust&nde  und  Yerhiltnisse  deutscher 
IMdte  zur  öffentlichen  Kenntniss  gelangenden  Mittheilungen  nur  auf  einen  ge- 
ringen Kreis  sich  beschrAnken  und  überhaupt  der  Vollständigkeit  entbehren,  durch 
welche  erst  eine  gründlichere  Darstellung  des  für  den  Staatsorganismus  so  wie 
Ar  die  Volkswirthschaft  so  wichtigen  st&dtisohen  Wesens  ermöglicht  werden 
könnte.  Dieser  Behauptung  wird  jeder  Kundige  wohl  schwerlich  seine  Bei- 
stimmung versagen.  Welche  Nachtheile  aber  aus  der  Unkunde  der  hier  in  Be- 
tracht kommenden  Beziehungen  für  das  öffentliche  Leben  eines  Volkes  entstehen, 
denen  nur  dadurch  begegnet  werden  kann,  dass  die  Communalbehörden  es  sich 
angelegen  sein  lassen,  über  die  verschiedenen  Theile  der  ihrer  Leitung  anver- 
trauten Communalverbftnde  öffentlich  Rechenschaft  ablegen,  dadurch  der  Presse 
Stoff  und  Gelegenheit  geboten  wird,  sich  mit  der  Erörterung  inhaltrcicher  und 
das  unmittelbare  Interesse  des  Btlrgers  angehenden  Fragen  zu  beschäftigen,  und 
auf  diesem  Wege  eine  wahrhaft  politische  BUdung  der  städtischen  Bevölkerung 
befördert  wird,  das  bedarf  keiner  weitem  Ausführung.  Vielleicht  giebt  die  vor- 
stehende Üebersicht  hin  und  wieder  Anlass  zur  Ausführung  der  eben  angedeuteten 
Wünsche  und  würde  damit  ihren  wesentlichen  Zweck  erreicht  haben.  Es  sind 
in  dieser  Üebersicht,  wie'  sich  die  Gelegenheit  gerade  bei  den  einzelnen  Communen 
darbot,  hier  diese  dort  jene  der  wichtigsten  Verhältnisse  und  Zustände  berührt 
worden,  so  dass  sich  aus  dem  Ganzen  wohl  eine  Anschauung  von  dem  heraus- 
stellen dürfte,  auf  was  das  Interesse  jeder  Gemeinde  mehr  oder  weniger  gerichtet 
sein  muss.  Dem  kosmopolitischen  Sinne  der  Deutschen  thut  vor  Allem  Lokal- 
kenntniss  ihrer  Zustände  noth. 


wa|a| = 

mit 


Banken. 


S ||S-| 


3  gilgl 


i      "*     I   15  I     I     I     I   fe»  I   ^ 


IS  g  eai I I I 62 


,11  iiä,ass 


in 


l|l 


IM 


Deütsehe  Banken. 


467 


Gesehäftsimisatz  deutscher  Banken. 

A.    Preussische  ßank*) 


bei  der 


diese  disoontlrte**) 


1851 


18da 


Uek  auf  Pfftnder  i) 


1851      1852 


Hauptbank 

Braunsberg,  Insterburg .    .    . 

Breslau 

Liegnitz  und  Oppeln  .  .  . 
Göln  und  Aachen      .... 

Düsseldorf 

Siegen  .    

Crefeld 

Danzig 

Marienwerder,  Gulm,  Graudenz 
Thorn  ....<•... 
Elbing  und  1852  Osterode    . 

Elberfeld 

Frankfurt  a^O 

Gleiwitz 

Görlitz 

Grikiberg  und  Spremberg  .    • 

Halle   ; 

Königsberg . 

Tilsit 

Ragnit 

Magdeburg  und  Erfurt  .    * .  . 

Memel 

Münster 

Minden 

Posen  und  Nebenorte  .... 
Bronibeiig     .    .    .    .    .    .    . 

Stettin 

Stolpe 

Göslin 

Stralsund 

Landsberg 

Greifs waid  und  Wolgast  .  . 
Preussische  Bank      Summa 

B.*  Berliner  Cassenverein  .  .  . 
G.    Rftterschaftlicbe  Privat -Bank 

zu  Stettin 

D.  Städtische  Bank  zu  Breslau  . 
fj.  Landesbank  zu  Dessau  .  .  . 
F.    Leipziger  Bank. 


6243223 

2532799 

4072031 

89001 
104739 

759937 

359109 
249689 
50621 
31286 
17149 
35606 

613690 

1399129 

636383 

8431409 
606830 
6074851 

1671777 
19385 

4327154 

3356801 

58594 

85346 


33338055 
4258947 

8034441 

2287663 

10242536 

4111001 


6361533 

12065225 

660150 

2690960 

3057970 

832930 

4361386 

2498550 

— 

20580 

210688 

333585 

132420 

U00173 

826595 
11890 

463032 

337920 

74fS273 

492810 

100374 

29200 

218951 

234110 

307469 

165630 

293613 

144330 

1568543 

603850 

1503094 

5663360 

1080976 

506550 

14470 

11315577 

751640 

770893 

2193648 

1258559 

268120 

7530 

1664073 

1724670 

223898 

44160 

4943204 

2313370 

278374 

113380 

63376 

179960 

140462 

153760 

16093 

— i. 

— 

bei  Slralsand 

42007159 

35675788 

5351367 

.  7407030 

9398768 

4169150 

2690813 

1935865 

11889294 

769603 

5643848 

2244392 

8531320 
314700 

3654510 
784165 

4079280 
7930 

178600 

1041100 

23651Ö 

192060 

940720 

54060 

333300 

343750 

490950 

7000 

1104110 

4958850 

266220 

40110 

653660 

1413180 

432220 

12895 

2030970 

70100 

1500290 

95340 

11234Ö 

225140 

83360 

192870 

44594960 
9437560 

4636651 

4299810 

795626 

2607051 


«)  Ib  der  bereits  erschienenen  ersten  Lieferung  der  ,3Anken''  yon  O.  Hübner  ist  die  Zsv 
sammenstellang  der  tiOmbard-GeseliSfte  der  preussischen  Bank  im  Jahre  1852  von  Seiten  der 
Draokei^  »im  TheU  nnierAl&ander  geworfen  worden  und  hierdurch  mancher  Fehler  entstanden, 
der  bei  der  8.  Lieferune  bWlchUtt'al'erden  wird.  ^  «•)  Ohne  Hypotheken.  -^  -fc)  Wo  diePlatz^ 
wechMl  ermittelt  werden  konnten,  sind  nur  diese  angeftlhrt. 


468 


Daotsche  Banken. 


bei  der 


G.    Privat  -  Darlehns  -  Bank  zu 

Lübeck 

H.   DiscoDto-Cassa  Berlin    .    .    . 
I.     Rostbcker  Bank 

K.    Oesterreic bische  Nationalbank 

a.  Wien 

b.  Prag 

O*    Ir  CoLU      ••••••• 

Bayerische  Hypotheken-  und 
Wechsel- Bank 

a.  Mönchen 

b.  Augsburg 

Landständ.  Bank  zu  Bautzen 
N.    Bremer  Oisconto-Casse  .    .    . 
O.    Schaaffbausenscher  Bank-Ver- 
ein zu  Cöln 


L. 


M 


«tose  dlflOMtlrte 


lesi 


264455 
263458 

228641735 
3722033 
657848 


2351505 
506609 

3855206 


1852 


na  Mf  Pfiiutar 


1851 


1852 


269392 

9560977 

459395 

121719705 
5966860 
5062131 


2643411 
1559231 

3307126 


200820 
520588 

52991600 


4463626 
162260 

104722 


202620 
665767 

50742400 


51303% 
698718 

124200 


giebt  keine  gensaen  Berlehte 


Summa  Thir.  |24O262849|227529477|ll0645444|  123935759 

Hieraus  ergiebt  sich,  dass  mit  Ausnahme  der  Oesterreichiseben  National- 
Bank  und  der  Bremer  Disconto-Cassa  die  angeführten  deutschen  Banken 
ihr  Platz-,  Disconto-  und  Leihgeschäft  im  Jahre  1h52  bedeutend  zu  vermebren 
Gelegenheit  fanden.  Die  Abnahme  bei  der  österr.  Nat.-Bank  rUhrt  baupt- 
sächhch  wohl  von  der  Verminderung;  der  Geschäfte  mit  der  Regierung  her. 

Die  einzelnen  RechenschafLsbenchte  ergeben: 

A.  Prevssiacbe  Bank.    (7, 


Discontirte  Wechsel  ....      Thlr. 
ff                n      (Durchschnittsbe- 
trag 896  Thlr.) 
Wechsel-Rimessen  aufs  Inland  .    .    • 
i>              9         aufs  Ausland   .    . 
«              »in  Casso  . 
Lombard 


.    .    • 


Anweisungen  ausgestellt 

Effekten  mr  Behörden 

Depositen 

Giro-Verkehr 

n    Anweisungen 

Versiegelte  Depositen     .    .    .     Stück 

Gorrcspondenten Thlr. 

In  casso  für  Behörden 

Effekten  der  Bank 

Es  betrugen  die  Verwaltungskosten  260491  Thlr,  Reingewinn  796801  Tblr. 
Gesammtumsatz  58648510  Thlr.,  Dividende  ausser  den  Zinsen  ä  3«^  pCt, 
(1«o  pCt  fQr  das  AcUen-Capital ,  10 «•  pCt.  für  die  SuaU-Einlage ,  der 
durchschnittliche  Banknotenumlauf  war  1999400  Tblr.) 


Rechnnngf-Jahr  etc.) 

Yortng 

Zawacbs 

Abgang 

6907273 

42007159 

40652035 

4191899 

53927137 

52042291 

847116 

6710199 

6273^7 

-_ 

828902 

— 

10233576 

44594960 

44279229 

... 

20718362 

—^ 

3033545 

_ 

24183751 

14931561 

14847551 

10)2374 

31681299 

32218287 

7806200 

11924200 

10424300 

— 

1600 

16.10 

1200006 

3620785 

3069909 

87817 

10821490 

10819051 

17511752 

— 

140900 

Deutsche  Banken.  469 

B.  Bedlair  lusen-TeretaL   (2.  Jahresbericht) 

Vortrag  Znwaoh«  Abnng 

Wechsel  gekauft  und  discontirt  etc.  .  837951         701Ö43]         6883274 

(Dorchschmttsbetrag  775  Thir.) 

Lombard 587800         0437560         9007780 

Effekten 526550  —  500658 

Giro-Verkehr 171086!        05409293       95847364 

(Der  Gesammt-Umlauf  war  225573877,  der  durchschnittliche  Noten-Umlauf 

968849,  Gewinn  80760,  Verwaltungskosten  22064  ThIr.,  Dividende  per 

Actie  Yon  1000  Thlr.  52  Thlr.  =  b]i  pCt.) 

C.  Rlttersehaflllche  PrintBaBk  Ar  Pommern  in  Stetttn. 

(20.  Rechnungs-Jahr.) 

Depositen 3196055        2982125        2116385 

Wechsel,  solidarische 927904         1727430  — 

«         andere  discontirt  o.  gekauft         2587365       20521719 


gel 
ITI 


(DurchschnitUbetrag  786  Thlr.) 

Effekten 559477         1308366  — 

Lombard 1772081         2864570         3202329 

Conto-Corrent  u.  Giro-Geschäft-Umsatz  —  18887200  — 

(Der  Gesammt-Umsatz  betrug  79456512  Thlr.,  die  Verwaltungskosten  beliefen 
sich  auf  38268  Thlr.,  der  Rein-Gewinn  war  »51508  Tlilr.,  der  durch- 
schnittliche Noten-Uqulaof  war  935000  Thlr. ,  ausser  den  4  pGt  Zinsen 
wurden  8  Thaler  p.  Actie  Dividende  bezahlt,  was  b*^  pCt  ergiebt  Die 
Zahl  der  ausgegebenen  Actien  war  3069.) 

* 

D.  Bank  im  Breslau.    (5.  Rechenschaftsbericht)      * 

Wechsel-Disconti  (672  Thlr.  pr.  StQciO  —  2690813  — 

Lombard  Darleihen —  4299810  — 

Giro- Verkehr  zu-  u.  abgeschrieben    .  —  6487654  — 

Depositen —  119763  — 

(Die  Verwaltungskosten  betrugen  4170  Thlr.,  der  Gewinn  13391  Thlr.) 

L  Dessauar  Landeskank.   (6.  Rechnungs-Jahr.) 

Pfand-Conto 649376  795626  878033 

Wechsel-Conto 2234244  11889294  11590354 

Effekten 57832  1105519  1125335 

Conto-Gorrente 807928  10410667  10102076 

Depositen      446699  465342  287705 

(Der  Reingewinn  war  127444  Thlr.,  die  Actionäre  erhielten  4  pCt.  Zins  und 
6  p€t  Dividende.) 

F.  Loipiiger  Bank.    (14.  Rechnungsjahr.) 

Pfand-Gonto 935872  2607051  2410690 

DisGontirte  Wechel  (589  Thlr.  pr.  Stück)          540504  5643848  3377 1 75 

Conto-Corrent- Wechsel 191700  1251142  1237950 

Auswärtige  Wechsel 27*2948  2617132  2605182 

Conto-Corrent-Conto 112311  6027629  5739414 

do.  gegen  hvpothe- 

karischeSicherheit         86084  65550  62054 
(Der  Reingewinn  betrog  83665  Thlr.,  ausser  den  Zinsen  i  3V  pCt.  wurden 
13  li  Thlr.  pr.  Actie  =  5««  pCt  vertheilt) 


470 


Daatachei  Btpkun. 


fi.  Prifit-,  BlSGOiitft-  mi  DarMis-ÜM»  in  LftMck. 

(32.  Recbnungs-Jahr.) 

VoTtng  Zawtthn  Abgang 

Vorschüsse  auf  Unterpfand        Gt.-Mrk.       452200  506550  476700 

Discontirte  Wechsel 183996  673485  699005 

(Ausser  den  Zinsen  blieben  14895  Mark  Gewinn  auf  das  einbezahlle  Kapital 
von  62500  Mark.) 

H.  Dl8fiO]it0>Ktt86  tu  Bailin. 
(Vom  1.  Oct  1851  bis  3h  Dec.  1852.) 

Discontirte  Weeheel  (k  439  Tbir.  fiter 

Stück)  etc.  .  *     --      9560977     — 

Statatensemässe  Greditgewährung:  I.  Quartal  642692,  11.  Quartal  811157, 
III.  Quart.  1299501,  IV.  Quart  1513051  Thlr.,  (der  Gesammtgewinn  iwar 
26534  Thlr.,  wovon  ftir  die  Mitglieder  19501  Thlr.  =  7»^o)- 


die  Bilanz  war 
Kassa 
Wechsel  . 
Debitoren 
Invenüir  . 


Activa    pr.  Ende  Decbr.  1852 
Thlr.    133252    Baar;  Einlagen   der  Mit- 


Passiva 


908972         glieder 
.     «       490276    Depositen    ... 
.     0 1728    Creditoren  . 

Thlr.  1934228    f^Ä-Hei^rve  '. 

Unerhobene  Zinsen 
Gewinn  für  Reserve 
Zur  Vertheilung 

I.  Rostocker  Bank.    (3.  Rechnungs-Jahr.) 


Thlr.    368610 

6404  U 

309299 

184944 

4200 

230 

1354 

25180 


fi 
n 

9 

n 
n 

n 


Thlr.  1534228 


Lombard Thlr. 

Discontirte  Wechsel 

pr.  St.) 


n 


285987^ 
107787 

43229 

71750 

1978»4 

1631-24 


665767 
459395 

900031 

279809 

7ti6119 

2239371 


666160 
401997 

828750 

225309 

4010^5 

21 16370 


(Durchschnitt  810  Thlr 
Auswärtige  Wechsel 
Waaren-Lombard     . 
Depositen      .... 
Gonto-Corrent .    •    . 

(Der  Gewinn  betrug  ausser  den  Zinsen  von  4  pGt.  7473  Thlr.,  wovon  eine 
Dividende  von  1  pGt.  veriheilt  wurde.) 

K,  k.  k.  prif.  OestereichlsGhe  National-Bank  in  WUb. 

(34.  Rechnungs-Jahr.) 

Staatsschuld    .......  fi.  wM.  145549755 

Münzstand „  42827656 

Banknotenumlauf    .....        »  215636519 

Anweisungen  ausgestellt     .    .       „  — 

Leihgeschäft «  15058200 

Wechsel-Disconti ,  81156563 

(Durchnitt  2624  fl.  pr.  Stück.) 

(Das  Depositengeschäft  stieg  auf  93245328  fl.,  das  Giro-Geschäft  auf  1914063380. 
In  diesem  Jahre  wi^rde  eine  FüiaUEskompt-Ansiait  zu  Linz  errichtet  Der 
Gesammt-Brutto- Gewinn  betrug  5640486  fl.,  .die  terwaliungskosten  706123  fl.. 


43419195 
2792377 

79927089 

76119100 

182579557 


18307672 

2372668 

2069320^ 

73400200 
231388666 


.    0eat«cfa6  Baolfen.  471 

der  Reingewinn  4446213  fl.,  von  Letzterem  wurde  k  70  fl.  pr.  Actie 
354340  fl.  vertheilt,  der  Rest  in  den  Reservefond  gelegt.  Seitdem  wur^e 
die  Ausgabe  der  noch  reser¥irten  49779  Actien  oescnlossen.) 

L.  Königl.  Bayerische  Hypotheken-  und  Wechsel-Bank  in  Ittnchen. 

(17«  Rechnungs-Jahr.) 

Discontirte  Wechsel fl.         1360578         4875968         4791124 

Protongirte       „        7925066  fl. 

Leihgesehäft „  4476640         8978193  .      47t256n 

Prolongationen  8729156  fl. 

6iro-Ges<ihäft „  112329         1802199         1843208 

Geld-Uebernabme-Geschäft  .    .    .    «  1725343         3041112         2633244 

Depositen «  227978         1444098         I51b3i»6 

Darleihen  auf  Hypotheken    ...»         15277244         21844^6         1270401 
Dito  Filiale  Augsburg  Wechsel-Dise.  171093         2753655         2254726 

Prolongationen  1488ü73  fl. 

Leibgeschäft «  193738         1212756  833621 

(Das  Versicherungsgeschäft  der  Bank  findet  sich  unter  MVersicherungswesen" 

in  diesem  Buche  aufgeführt) 
Es  war  der  Bruttogewinn  1044970  fl. ,  der  Reingewinn  fl.  935790.    Die  Ver- 

waitunj;skosten  betrugen  42329  fl.    Die  Actionaire  empfingen  an  Zinsen 

und  Dividende  5«  pCt.    Das  Capital  der  Bank  ist  von  15 Idillionen  auf 

20  Millionen  Gulden  erhöht  worden. 

H.  Landständisehe  Bank  zu  Bnditsin. 
(9.  Rechnungs-Jahr.) 

Hypotheken-Forderungen  .    .  Thlr.  862615 

Pfandbrief-Ausgaben      .    .    .  .    «  641386 

Effekten  im  Portefeuille  '   .    .  .    «  442740 

Gapital-Debitoren „  46495 

Darleihen  auf  Pfänder    .    .    .  .    „  47677 

Ausser  den  Zinsen  ergab  sich  ein  Gewipn  von  7460  Thlr. 

H.  Die  Bremer  Diseont(hKa88e. 
(32.  Rechnungs-Jahr  vom  1.  Febr.  1852  bis  31.  Januar  1853). 

Depositen:  Vortrag  und  neue  Einlagen  war  Thlr.  Gold  1163976,  wovon  625128 
Thlr.  zurückgezahlt  wurden ,  sie  discontirte  für  3006479  Thlr.  und  der 
Reingewinn  betrug  16859  Thlr.  Auf  das  Actien*Capital  von  300000  Thlr. 
wuroen  k  25  Thlr.  pr.  Actie  5  pGt  vertheilt. 


499475 

28825 

32-2500 

30870 

310f)36 

126929- 

43300 

4225- 

124200 

107002 

^.  Der  A.  Sehaaffhansei'sche  Bank-Verein  zu  Kdin 

^ebt  zu  unvollständige  Berichte,  als  dass  sich  dessen  Zahlen  mit  den- 

ienigen  anderer  Banken  vergleichen  Hessen.  Nach  dem  Bericht  für  das 
^ahr  1852  war  der  Umsatz  51  Millionen,  nämlich  16  Millionen  aufRassa- 
Gonto,  26  Millionen  auf  Wechsel-Gonto,  4  Millionen  aufEfiPckten-Conto, 
1  Mill.  auf  Darlehns-Gonto,  4  Millionen  auf  diverse  Gonti.  Die  Zahl  der 
eingelaufenen  Wechsel  war  103313  Stück  im  Durchschnitt  von  251  Thlrn. 
Der  Rein-Gewinn  betrug  154239  Thlr.,  wovon  .ausser  den  Zinsen  k  4  pGt. 
eine  Super-Dividende  von  2^^  pGt.  an  die  Actionaire  vertheilt  wurde. 
Der  Rechnungs-Abschluss  pr.  Ende  December  ergiebt: 


472  Deutsche  Banken. 

Actiya.  Thir.  Passiva.  tut. 

WeGhsd-  u.  Kassen*Vorrath    1578596  Noch  nicht  znrEinlösnn^prH- 

Gnth.b«n  bei  Banquier.    .    .  1253184     ^^^^f^^^  Aktien  Lit  A., 

Debitoren  in  laufender  Rech-  Konigl.  Bank  hinterlegt    .       2800 

nung 3211525  Actieo-GapitalB.,  nach  $.80 

Mobilien 4298  ^.^?2  ^Iftuts   ...    .    .    .5187000 

^    ,,                 _.      ^    ,       „^^^  Difidenden-ContoderActien 
Darlehen  gegen  Unterpfand  .    332392     Lit.  a 3464 

Effecten 1608588  Di?idenden-Gonto  der  Actien 

Zweifelhafte  Debitoren .    .    .    308*31  c,^^^-.^^^;^f^^^^^j^^-^^ ^^ 

Hypotheken 804586  Depositen  auf  sechsmouat- 

Betheiligung  bei  industriellen  df*lJn**"  ^""5^*^"^®  ^^'^"    793883 

Unternehmungen   ....    497332  Avals      .    !    .'    .'    .    .    !    !    407174 

Eigene  Immobilien    ....    805030  Accepte  !.'!!!!!!    259221 

VorschüsseundBeiheiligangen  jES;Äto-..  beiking    **"" 

bei  fremden  üntemehmun-  y^j^  Verlusten  u.  Ausfällen    913817 

gen  in  Immobilien     .    .    .  1193572  Gewinn-  und  Verlust -Conto    154238 

11497534  11497534 

Das  in  diesen  verschiedenen  Banken  anselegte  Actien  -  Capital  genoss 
im  Jahre  1852  einen  Gewinn  und  es  war  Ende  des  Rechnungsjahres 

Gkwiim     YerhJUtn.  d.  Baanehaft  s.  Banknotenomlaiif : 

bei  der  preussischen  Bank    .    .    5,10  pCt  1 : 0,92 

„    dem  Berliner  Kassen  -Verein    5^20    n  1  >  0,83 

n   der  Ritterschaftiichen  Privat- 

Bank  Pommern  .    .    .    5,60    «  1 : 1.32 

n     «   Dessauer  Landes-Bank  .  10        „  1 : 3,23 

n     »   Privat -Discontobank  zu 

Lübeck 0.20    «  1 : 2,75 

n      9)  Discontobank  zu  Berlin     7,70    » 

n     „  Bank  zu  Rostock  .    .    .    5        »  1 :  1^40 

n     n  Oesterr.  National -Bank 

zu  Wien 11,66    «  1:4,.')1 

„  »  Konigl.  bayerischen  pri?. 
Hypoth.-  u.  Wechsel- 
bank zu  München  .    .    5,6     «  1 : 1,99 

„      fi  Discontokasse  in  Bremen    5        ,  

n    dem  A.  Schaafhausenschen 

Bankverein  zu  Cöln    .    6,20    „  

«    der  Leipziger- Bank    ,    .    .    8,65    „  1:1,33 

Die  Württembergische  Hofbänk  und  die  Chemnitzer  Stadtbank  ver- 
öffentlichen keine  Berichte. 

Im  Jahre  1853  sind  in  Deutschland  folgende  neue  Banken  gegründet  : 

1)  Bank  fUr  Handel  und  Industrie  in  Darmstadt    Capital  25(x)0n00fl. 

2)  Niederösterreich.  Escompte-Gesellsch.  zu  Wien  „       10000000  fl.  C-H. 

3)  Braunschweigische  Bank  zn  Braunschweig  „        3000000  Thlr. 

4)  Weimarscbe  Bank  zu  Weimar  „        5000000    , 
Die  letzteren  beiden  sind  Zettelbanken.  —  In  Gründung  begriffen  ist 

die  Thüringische  Bank  zu  Gotha  mit  2000000  Thlr.  Cap.  u.  Noten-Ausgabe. 

Ueber  die  Banken  der  ganzen  Erde  ist  NfibereB  an  lesen  in  Hübner's  nBanken**,  Verlag 
Ton  Heinrich  Hftbner  in  Leipzig. 


vertitbifangfeii-* 


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V«f^l)h«rn«gin4V!ii- 


D.    Feierrinieherugs- 


y:  -^z  Im 

Berliacr  j'euerren 

LeipiigeE   ■  -i  ■''■ 

VateriäA!;^   -■    . 

Erste  ösiei^.  Vers, 

Aiienda-  Awieurati 

Assicurjiiähi  gtht 

Biunlone  Attriat.  i 

Mobiliat^^uerltd 
und  We^ullnr 

ColaniarFetiervers     — 

Feiier-ÄBsecOTTOi-Comp.  3nJB«;ntn]t^     .    .    .    .    U  18*1 

HagdebartKrFeüerTers.-GesEllsebi  iäUagäeburg    ]|  1^ 

I>eulsch«rPhl}ni^,  FeuerTea.^Guetlseb.  ia  Frank- 
furt am..  "..  ::-    .    .    .7.    .   ..  t.    .    .    .    .    . 

BomMM.  Fett«rvers.«tie>.  =lti  Berlin     .    .    ^  „^  . 

PrensB. -Ntti<niaWer.4-Ges4J9Ch.  in- Stettin   .    .    . 

Schles.  7e^erven-Gei.  ii^KesTau.-.:  .'  .    .    . 

AachuL-Man^ner_yerS;-GeR)lschalt  in  Aachen 

ßuerrersicherungs  -  Bank:-  for,  DeutsChttnd  in 
~Go^      .    .    _.^_    '.■.'.    .    .'.    .    .    . 

Qsifrieii  Hol^-^euerversEcK-Societat  in  Norden 

TflterL  Tettervsrsich.-Soc&tal  ita  Roätock    .    .    . 

f^uerrersich^Vercin  in  Altona 

l|obilial6-BrjäidTenicS,-Si)icietät  in  NenbraSadenb. 
i  »  l  '-  z-"  "  ^  ■  ""  Scbweai  .  . 
^  ■  ~  —  ■-  ■  I  ;-  II-  «•  MarieiweHfert 
S  ,  ->—■,:  r  i;  ^7  « j (keifsffai*'  .: 
■"■*-■=■-  -       -  Biiandaibü^  ' 


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KcHeadurg-, 
leito.-.  ..    . 


1)  V*S  9En~  Acttar  liA  aa^m)  4  tfü  TfclirMiKWtliw.    — « 

fMmen  VarBjSiaruBgsii.    —   —  »)^«t  3*rIÄe*»ll>*t.    —     ,.4)rt 


y«r»icheriiiig4i*«««a- 


«76 


Gesell» 


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Versichertes 
Kapital 

Thlr 


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ikaü^ 


Pztbnien» 
Eiimahm^ 

Thlr. 


Thlr. 


e.  55000000 
iH^  aigii4eii 

146266302 

321774626 

324195150«) 

26560904» 

232396761 

103113048«) 
368675267  >) 
26799314») 
2331353^8 

138294352  ♦) 
licht  anfrgitkeD 
1121197U 
138958377») 
547841233») 


35790252B 
520777^ 
980000Ö 
18042160») 
36794675 
44200640«) 
260007Ö0 

212552Ö0 

1072925 
nicbl  bekiDit 


6580p 
384125*) 
234910 

116144$ 
542670 

1467623 

1130639 

2301*96 

.  744538 

119387 

526607 

296365 
160126 
294587 
383538 
1044795 


1163343 
11975 


55019 
235578 
188023 
350905 
240314 
706257 
592599 

53976 
753078«) 
8797' 
266679 

81800 

92383 

174279 

245895 

741187 


481296 
3324 


PrämiMkfoilA 
TWr. 


^  »IT  In  IT. 


Bamm 
-Thlr.    ^ 


I>lvid%ii4e  ad.  liM 
thlr.   I    Sgr. 


.70604 

644513' 

'211789: 

579489^ 

243189. 

1434819 

1034480 

118052 

1037342 

274445 

346899 

331287 
108475 
289678 
12620^ 
1639287») 


16887 
445i3 
:20307 
91133 
77304 
145919 
91455 

82544 
96000 
60000 
65492 

44404 
21027 
37140 
95538 
312000 


2§ 
1« 
26 

17 
56 
30 


48260 
22 
15 
44. 

10% 
8 
1 

U 
52 


10 

5* 

5 
15 


* 
_* 
_* 

* 


10 


1347999 
29726 


hat  keinen  Bericht  eingesandt 


67581 
26288 
2Sgr. 
6  ggr  8  Pf. 


38S69 
45722 
90748 
60655 
14170 

2356 


124362 

169751 
214874 


Bemerkungen.  . 

EinschliessL  674691  Thlr.  Üeber* 
schuss  von  165^  Die  Versicherten 
erhalten  &5%  Dividende. 


Die  Versicherten  erh.  22%  surttck. 

Die  Versicherten  erh.  57%  EurUok.. 
6  Monate. 

Vom  2.  M&ra  bis  2.  Sept.  1852. 


21889515   [     — 


1.  Klasse  1  \4  Sgr.  u.  s.  w. 


19364095 

33613600 
29597600 


3t  Ggr.  pCt. 


47123 
85347 


B2462 


55836 


sene  Versicherutgen.  r-  |6)  Abefigttci  der  Rückversicherungen.  —  ^  aA-bfUglich  der 
Bückversichemnf.  —  ".  7)  Äusserdem-fllr  vorausbezahlte  Prämien  446937 Tlür  -«*  •«  8)  Die 
mit  *  bezeichnein  geben  keinen  Zi^s. 

30  * 


4tlt    '  Teri^ckerutiKtveaen. 


Versieherangea. 


477 


T.   Deitsehe  Renten-AiistalteB  18S2. 


Name  and  Slti  der 
GeseUsokaften. 


Er- 

rieh. 

tet 


Preussische  Rentenyersich.- 
Anstalt  in  Berlin     .    .    . 

AUgem.   Versorgangs -An- 
stalt in  Wien  .    v .  .    .    . 

Frankfurter  Lebensvers.-Ges. 

RentenTersicherungs  -  Anst 
in  Hannover 

Renten -Anstalt  der  bavr. 
Hyijotheken-  u.  Wechselb. 

Säcbsiche  Rentenversich.- 
Anstalt  in  Dresden  .    .    . 

AUg.  Rentenanst  in  Stattgart| 

Lebensversich.  -  Gesellschaft 

in  Labeck 

Renten-Anst.  zu  Darmstadt 

AUgem.  Versorgungs-An- 

stolt  in  Garlsruhe    .    .    . 

Des^I.  in  Hamburg    .    •    . 
Assicurazioni  generali  in 


1839 
1841 

1844 

1850 


1841 
1833 


Einlag.  a.  JahraschL 


Zahl 


Benten- 
Kapital 

Thlr. 


33081 

•127 


9359 

36128 

1*11705 


Vtr- 

mögena- 

stand 

TMr. 


fiemerkong 


5379 
•25800 


1852, 
loaii  U119 

1778 


6268720 

199157 
209288 

356796 


479252 
970585 

156911 
505957 


376387 


14 


9 

8 

12 
18 


17 


6637575 

R.  IcbeHTin. 
s.  Leb«icTen. 

382098 

'  587085 

569739 
1085228 

g.Lll«ITtf|. 

2443565 

648682 

107792 


einaehl. 
staner  ate. 

sohnld.  Bantan 
ü,  191651 


Ueber  die  dantaehen  yandcharnngfl-OeseUschaftan  haben  wir  vorstehend  diejenigen  Notüsim 
gageben,  waleha  sieh  ans  ihren  YeröifentHehangen  ermitteln  lassen.  Die  UnTol!st£ndigkeit 
ist  den  Beriahtan  dieser  Anstalten  xnr  Last  an  legen.  Mehrere  Institata  yarSffentliehan  die 
wichtigsten  Zahlen  oder  ihren  ganaen  Betrieb  gar  nicht,  obgleich  es  gerade  im  Versiehemnga- 
Wesen  tor  Allem  auf  OeffentUchkeit  ankommt  und  kein  VerstXndlger  Anstalten  vertrauen  wird« 
die  das  Licht  schauen.  Namentlich  gilt  diess  von  vielen  gegenseitigen  Provinaial-  und  anderen 
Versieherungs- Vereinen. 

Bei  manchen  Anstalten,  welche  .ihre  Berichte  verö£fentliehan,  ist  die  Art  der  Aufstellnag 
ein  Hindemiss  zum  Vergleich  mit  anderen  Gesellschaften.  Manche  vermischen  Feuer-Ver- 
sichernngs*  und  Transport-VeraicherungsgesehiUte  etc. 

Neue  Anstalten  sind  seit  onserem  voijKhrigen  Berieht  entstanden:  die  Capital-,  Baata». 
und  Lebens-Versiehemng  der  Rennione  adriatica,  die  k.  k.  priv.  HagelschiUien-Versicheninga- 
Gesellschafl  für  Böhmen,  die  Lebens-,  Benten-,  Aussteuer-  undBegr&bniss-VersicherungS'Bank 
Vorsicht  in  Weimar,  die  Allgemeine  Renten-,  Capital-  und  Lebens- Versichemngs-Bank  Teutonia 
in  Lelpsig,  die  Aachener  Rtlckversichemnga  -  CteseUsohalt,  die  Thttringia.  Elsenbahn-Versleha- 
ruugs-Gesellschaft  in  Erfurt,  die  mecklenb.  Lebens -Versicherungs-  und  Spar-Bank.  Dia  thtl« 
ringische  Hagel- Versicherungs-Gesellschaft  ist  in  eine  neue  anfeegan^en,  welche  Union  haisst 
nnd  8  Millionen  Thaler  Actien -Capital  hat,  die  Magdeburger  Hagel -Versicherung  ist  in  eine 
Aetlan-Gasellschaft  mit  3  Millionen  Thaler  Oapital,  die  Verafeharangs-OeseUaehaft  >a  Magd«, 
bürg  in  eine  solche  mit  1  MilL  Thlr.  Capital  verwandelt  worden« 


•)  UnvollstXndiga  Einlagen. 

**)  Zahl  der  Personen,  welchen  8971  Thlr.  Leibrenten  und  8053  Thlr.  Pensionen  gesichert 
sind.    Von  dem  Oapital  gehOren  97061  Thlr.  der  Versorgungs-Anstalt 


•• 


Statistiselie  Notiicn 


die  detttsehe  HiissfiieUffffihrt 


Wie  alle  deutsche  Statislik,  ist  auch  die  über  die  Flussschifffafart  sehr 
unvollständig,  wenige  statistische  Bur<;aus  haben  der&elben  ihre  Aulanerl^r 
samkeit  zugewendet,  sie  besteht  eiffenilich  nur  als  Lokalstatistik,  Wo  em 
grösserer  Handei$platc,  wo  eine  Zolistätt^  ist,  pflegt  Kenntniss  von  der  Zahl 
.-der  Fahrzeuge  und  ihrer  Ladungen  genommen  zu  werden,  die  meiste^ 
Notiien  darüber  bleiben  aber  rn  den  Akten  begraben,  und  was  bekannt  wir4, 
giebt  in  der  Regel  gerade  über  das  keine  AuBkurrft,  was  am  Wissens** 
wer thesten  wäre.  Zu  letzterem  rechnen  wir  namentlich  di«  an  jedem  OHrte 
von  den  Schiffen  ein-  und  abgeladenen  Waaren- Mengen,  Ort  der  Be- 
stimauinff  und  der  Herkunft,  solcner  Waaren. 

Sölcne  Angaben  würden  zur  Beurtheilung  des  Binnenverkehrs  und  ib 
soll  vereinten  Ländern  zur  Beurthetlung  ihres  Verkehrs  nntereinaiider  einen 
wesentKchcnBeHr^  liefern,  sie  würden  eine  Einsicht  in  die  Fragen  möglich 
machen^  welchen  Einfluss  die  Kionkurrenz  anderer  Verbindungswege,  und 
welchen  das  Unheil  der  Wasserzölle  übt.  Diese  letzteren  aienen  nicht 
etw:a  zum  Ersatz  solcher  Unkosten,  welche  die  SchiffTahrt  selbst  veranlassen; 
auf  fremde  Guter  erhoben  ein  Rest  der  berüchtigten  Geleitsgelder  des  Mittel- 
aitors« auf  inländische  Güter  eine  Steuer  ohne  Gerechtigkeit  ^  sind  sie 
eitit  Art  Schutzzoll  zu  Gunsten  von  Chausseen  und  EisenbaEnen,  welchen 
die  Bewohner  der  Flussgebiete  bezahlen  müssen.  Es  ist  wohl  unzweifelhaft, 
datft  je  .mehr  die  Konkurrenz  nnter  den  Eisenbahnen  sie  zu  massigen 
Frachten  veranlasst,  desto  wcnijger  der  Wassertransport  mit  seinem  Zeit- 
verjusl  und  seinen  Gefahren  seine  bisherige  Ausdehnung  behaupten  kann, 
es  ist  aber  nicht  eininseheto,  warum  man  diese  Ausdehnung  durch  eine  harte 
Besteuerung  noch  gewaltsam  beschränken  will. 

Die  SchiffTahrt  ist  eine  Industrie  wie  jede  andere,  sie  produzirt  wie 

i'edes  TransportpiUel. eine  Menge  Güter,  deren  GenusS  sonst  ausser  unserem 
Serefch  liegen  würde.  Wie  die  Arbeit,  welche  das  Eisen  aus  4er  Tiefe  holt, 
so  ist  der  Transport,  welcher  das  Eisen  befördert,  ein  nothwendiger  Theil 
der  Produktion,  ohne  den  Transport  würde  das  Eisen  für  die  grössten  Orte, 
wo  es  Bedürfniss  ist,  nicht  producirt  sein.  Wie  mit  Eisen  ist  es  mit  allen 
Gütern  und  dieser  Dienste  der  Transportindustrie  ungeachtet  will  man  sie 


fif  i  ä  t^^üW  ¥rd^Sk  6i9tMhVt 


<«I0 


tinem  aogenblicklichen  fiskalischeR'lirtJereiie  opfern,  will  das  Huhn  schlachten, 
am  ein  Eii  zu  erht90ben.  i^.^^ 

Die  Notizen,  welche  vwir  hier  ioken  laaseB«  können  freilich  den  Nutien 
einer  vollslfttidigeB  Flu^skchifffahrl^^Statistik  ikicht  faistmir/^vMleicht  werden 
sie  aber  Aifhis$\  dass  Ahdere  nun  «MiMateHlf- Iieferav,cli^  l^rossen  Lücken 
künftig  a'us^iifWen,  welche  diesn^l  unvermeidilich  ^CjWprden  sind. 

Von  preussischer  Seite  wurde  neulich,  die  Meilenzahi  ermittelt,  welche 
von  den  verschiedenen  Pifissen  ^üf'  i^etr^Jischen^'  G^ebiete  Mp^Bpliiffil  und 
Flösse  fahrbar  sind.  Diese  Ermittlui^  er^^l^  77(),3 -MeiliBn' 9Chrftop)laDd 
491,1  Meilen  flossbacj  worunter  die  *' V  "  /i 

Oder*    Warte    Elbe ^' Rhein*  *$jü|ee*    Weichse|*.  jMöiiel*    Liog 


107        48,3 


;ah 

46;5        45.1 


e    Netze 
26,9 


Saide*   Pregel  •■  Weser    Ruhr    llfottuä 

17,8      .    17       .15,4        10         fl,1  '-^"^  n-./  f'oiHiil  iit 

Wir  haben  nur  Abe^  die  nlft  *  '^ezei(9ideten  ^^e^äMter  einige  Berichte 

mitzutheilen  und  diese  zum  Tbeil'noch  nicht  füi*  Itod«"^  Noch  schlimmer 

sind  wir  bezüglich,  einiger  südd^tßchen  Flüsse  bcmAhm,  in  der  Regel  ist 

res  nnr  dieDfam^ifsihifffahrt,  übeir  wddhelmr  M»{}deftM8«rif;MiA  cwM^elner 

Gesellschaften  Angaben  enftileiiliwh  koniMetu . :    •!  /  'f!  I  ^init'  >:  •??  ifWUia 


'[) 


f  > 


) ,  ' 


<  • ) 


I.    Düsseldorf. " 

fMA^^WiAi  atid^>S«gelsehiile  laüigekomnieh  untl    •     '  <tr< 

abgefahren .'    -:  blö4 

Dampfschiffe  angekommen  und  abgefahren ,      3008 

Einfuhr  Centner       1280853 
:  Au^ftihr'     w      •       448205 


!I 


n--  ; 


•  >^i.tl<lB52 

t-!'io.»iaiiri 

2972 
1730510 
ßl6471  • 


I    I 


Dampfschiffiahi!^-       , ,  .  ^  :  i 

DüssHdorfpr  ( 10  Sohiflfe  2ttReisQii  ¥ob  bter  nach 
Sl  schaff   MaTOhemiuB4.zurück  und  148  Re^ef^.^,  ^  ., 
ueseiischan  ^  „ach  Rbtterdam  und  zurück        ^  ötitdr  ctr.         Pwsonen 

■  «  -"1  "^     •  ■  •*•  li*fW»rtsi''.  ■'."•  i  "/  ".!  ^^fum^  ."'!;14I861 

''      ''  ^^''     ■'.'  '-.abwärt«  .  vi.-    .  '..'1  :^  BIMTS:  'MnilöSSOft» 

gSÄ'  !  »ÖSchiffe  2Ö5 Berg:  u.  29dthaf4hrlen ''  l^«;:'  ,;",il'^'-^" 

NiederländiscÄe  SÄTd"'Ä*^''"''^'  •""-''^■'•'' 
Gesellschaft'  J'.:'      \   "^^      #0  Bergfahrten  35783 

-  f'     ''    •'  •  '  ■'•    SSO  Thalfahrten  54818 

Rhein -Mosel  i2  DampfSeWffe  l3'Bferg-  und  73  Thal- 
Gesellschaft  jfahitÄi*'  .;  . : .    »; !.    l   /»  . .  .  '-:•  wJ-i'Mi  19886 

Dampfschleppsct^^  !•',,!     0?'      ,,,     , ,« 

Niederrheinische   (Dö^Wdorfer)  oGisjell^cMft    mä' 

2  Remorqufuren^  12  .ScWeppWtiJen  uq4. .  /; 
74Miethsschifi)^|ZU  Berg:  ..;,}...'         — 

zu  tiw,  M  •  '  '"f  •rl'notji'iri     ~ 
ausserdem  durch  die  Remorquci^^-    j   '•  -i 

14  leere     gb^ad^jp, Schiffe  zu  Thal  — 


214 
6477 

642 


616158 
69512 


und  mi  Bereiche  desJ||lMr4eiim[m.^^^        Duis-^' 
bürg,  Riibrort  und  Dü^seidornS  fcoUenschiffe  . 


16968 
194048 

276588 


,!f'ln  H;lii')^  fHivU  .•»  I>  Wir    ;-;'>l  \n   .Utj'MH'^i'  •   ■'•  .'^«'1  II'. .1  »i,  .'•:!'). «-i  HB  (.i  -..'l  : 

ff^v  n/-.  jiMi.  :. {  ff.,    •■  #ahtt«ig«r      •  iJÄ.  I   .    FAfercwge      '   ,Otr.  .  • 

<     •    ''  !     i  rilia€koiiilinA  .   5475       3t2d7Ctt        5486       a&76l4ft  <>.   t     .. 

•«  -=    • »  "     at^eiitogett       34»       1409067         4606       1906888  • . 


: .     .     '    I ! '     -  •    • .      ' 


tejkanCü.toGöto mar     .   ^    ^  ^. 

Schiff«  Passagl^e  Otter 

svH/      .  .1!      iM*^'ß«»8    .   f^  ,3256  19145 Ctr.      , 

p/     ';  ''      '?^t?.ThaT     lS4T  110941  98570  ;  .       ' 

$mm    ,<17;IS  mi97  1171»   , 
«s  ftihren  ron  Cöln  ib 

.1     ii'J      :..       «iB«»;    im<  77ig6  i899«l  ,. 

I  immii:!  •■:  .!'..  ^   sv^lbal'       29!^  .     .13336'  1S29S  4     :  . 


.  I 


i?i  i'>:'   '-i   •-•  •   -n   .ftimh««      1748         85344        197856   ,« 

i'"'  Aitft  ll«i^ '  ganfeii  Strecke  zwischen  Strasshurg   und  Arnheim    wurden 

mittelst  19  Dampfschiffen  in  3714>Rcneh  bcfördcM:   i     i 

PMsagiere     Wagea     Pferde      Hände  Ottter 

ZU  Berg       286989       127       304       274       277855  Ctr. 
zu  Thal       314»9»      .W   ,,13^1    m       ^<*4885    „ 
Summa       601982    ^^^96       438     .  496       472740    „ 

^  ("Cßlnische  DattipfschleppschiffTahrt-Gesellschaft: 
Die  Verfrachtunff  nath  .und  von  CöIb  und  nach  und  von  Plltien  imter- 
hlttiGoblenz  Mif  1852:  .  i . 

'^^^"i  '"••'•    nach     .        ■    '•        •■  '  •■   -von:    ■     •■•'.'■• 

nii.nf.tl  n  fMitÜB       (9te. .  <'  Schiffe       Ctr. 

M^'H'»          (•  :-44  105167  Amsterdam  58  257602 

52  181139  Rotterdam  118  607042 

27  184491  Dortrecht  5  2092S        ' 

—  ^^^^  Adtwerpen  29  198858'                         ) 

125  47ÖM  '   '         ""Wnüsssr 

'<)^Q4gen  ScMp^hn  wurden  auf  ver^fihiedenen  Strecken  des  Rheines  in 
4i(7^Sciiffen  1^6101  Gtr.  befördert,  so  dass  überhaupt  durch  die  Gesellschaft 
im  Jahre  1852,793  Schiffe  mit.21^70851  Gtr.  gegen  702  Schiffe,  mit  8MM99  Ctr. 
b8fö?dert  wui'den.-  «       '  ''^^  ^    .. 

Bayerische  D^mpßcfaiffiii  iü^tff    76    204 tO  Ctr. 

Äl    71 


.  - 

:.  .  1  ;■; 

>i 

zulTial    7«    11372 


t 


,  Summa  150    3778äf  ,, 

Md  '^r^i^:  Duisburg    1850    1511163  7549906  Ctr. 

1851    1601261  73Ö2068  ,. 

Ruhrort      1850    1286734  ^Soit  , 

I    '      1851    1475947  8576648 
WesiA'     '1850     408626     228555  > 
^   /'   '                                     1851      5148W     196651  * 

'  *    '*  Emmerich  1850  1210^18        — 

,,     1851  12221636     '    - 

^"•'<  Goblenz     1850   6647943  5258tS3 

_  .      1861    69W705  ia2»»6 


Deat8ch#  Fluasschifffvbrt« 


481 


An  den  Rheinzoll- Aemtern  wurde  1851  erhoben: 


bei 


iRecognitions- 
,  gfibttbren 


Altbreisich  •  .  . 
Strasstarg  •  .  * 
Neubur^  .  .  .  . 
MaDDheim   .  .  . 

Mainz 

Caub 

ULDistrict:  Total 

Goblen^  .  .  .  .  . 
Emmerich   .  .  » 
Preussische 
Binnen-Aemter 

Total 


FraiMs 


Cent 


Waaren- 
gebühren 


Francs 


f 


13 

207 

1217 

10367 

21760 

35068 

126954 

80487 

43194 


67 
73 
76 
25 
10 
70 

97 
95 

38 


596 

1447 

4913 

102572 

325514 

409803 

446961 
762721 

58069 


Gent. 


Flösse- 
geb&bren 


Francs 


48 
60 
69 
28 
65 
41 

33 
90 

73 


673 
74870 
470&5 
65543 

1002 


C«nt 


71 

34 
76 
10 

83 

78 


Total 


615 

1655 

6804- 

187810 

384399 

510415 


1091632 
574919 
843209 

96264 


1514393 


Cent. 


86 
33 
79 
29 
85 
94 

6 

8 
85 

11 

'  4 


Bssind  1852 im  Erft-Kanale  a)  angekommen:  591  Seh.  mit  einer  Ladung 
Ober  10  Lasten  und  30  Schiffe  mit  einer  Ladung  unter  10  Lasten,  b)  abge- 
fahren: 181  Schiffe  mit  einer  Ladungtüber  10  Lasten  und  11  Schiffe  mit 
einer  Ladung  unter  10  Lasten,  so  dass  im  Ganzen  813  Schiffe  .mit  Ladung 
angekommen  und  abgefahren  sind.  Die  Zahl  dieser  Schiffe  belief  sich  iin 
Jahre  1851  auf  754 ,  wonach  also  eine  Vermehrung  von  59  Schiffen  einge- 
treten ist.  Von  den  eingelaufenen  Schiffen  waren  belastet:  621  Fahrzeuge 
mit  1166667  Ctrn.  Güter;  von  den  ausn^laufenen  Schiffen  waüeQ  belastet: 
192Fahi«e«ge  mit  186018  Gtrn.  Güter. 


B.    Donau. 

Ueber  den  Verkehr  auf  diesen  Strom  liegen  uns  von  1852  keine  anderen 
Berichte  als  diejenigen  über  die  Dampfschifrnihrt  vor. 

1)  Verkehr  und  Einnahme  der  Königl.  Bayerischen  Donaudampfboote 
(Donauwörth  -  Regensburg -^  Linz). 

,1851        1852  1850        1851 

Fahrten 469       —  395       — 

Personen 49572  137711  45751  118143 

Frachtgüter Gtr.  172550  91696  68^1  3505^ 

Gepäck«  Equipagen,  Thiere  etc.     —          4537  —         4686 

fl.  233944       157881 

2)  Verkehr  der  ersten  K.  K.  priv.  Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft. 

auf  der  obem  I>onaa 
Verschifft  sammt  KebenilllBse 

1851  1852 

Passagiere     .    .    .    Zahl  1414800  1611178 

Gepäekübergewidit     Gtr.  33781  10700 

Waaren      Zafal  der  Colli  3577459  4491471 

Gewicht  Gtr.  6926380  10420626 

Claviere  ....     Stück  450  605 

Wäg^ »  1743  1924 

Pfer#,  B^4e  etc.  »  1832  2130 


aaf  der  untern  Donau 


1851 

16934 

405 

103822 

290247 

82 

526 

Ul 


1:852^^ 

1414800 

338 

130890 

234949 

79 

516 

123 


'482 


Deatsck«  Flassschif  ffahrl. 


Remorquirt 


;i 


.»  M    / 


Schiffe    . 
Geldgroaps 


156586.      213268 

3U0  4357 

23000         29718 


*2I2'  142 

Zahl       23000         29718         3019         3640 
Werth  Fl   19870556    29742961    4011419    7584198 
Di«M  Gesellschaft  hat  Ende  1852:  58  Dampf-  und  196  Schleppschiffe. 

3)  Zur  Beurtheilung  des  Donau -Verkehrs  durch  andere  Schiffs  und 
durch  Flosse  bemerken  wir,  dass  derselbe  cwischen  Engelbartsieil,  Eidtritt 
der  Donau  in  Oesterreich  und  Theben,  Grenzpunkt  zwischen  Oesti»raieh 
und  Ungarn  1852  umfasste: 

^'**"j*»*f*^  Schiffe     '  '  %Ssse 

Ankunit  beladen        leer        beladen       l^et 

im  Verkehr  mit  dem  Auslande      1(^27        162        525        74 
„         n       »     Inlande         1775        229  53  5 

39r" 


Bergfahrt 
Schiffe,  . 

belaflen     leer 

47        76 
15        28 

t)2'       ^ 


Summa        2802        39t        578        n^ 

Slmmtliche  Flösse,  59128  Baumstämme  und  die  Mehrzahl  der  Schife, 
werden  nach  Beendigung  ihrer  Thallahrt  als  Nutzholz  verkauf  Der  durch 
die  beladenen  Fahrzeuge  yermittelte  Verkehr  bestand: 

Siromiiufirärts    8bromal|wärts 

^     ,     ^  Zahl      Ladung  Otr.  Zahl  LaJongCtr. 

Boderfahrzeuge  aus  Bayern 1552  2879^72  47  44934 

n   ,       aus  Tirol.  Salzburg,  Innkreis  1828  1798031  15  7394 

Bayerische  Dampfschiffe 205  4906  198  8840 

Oesterreichifiche  Dampfschiffe    .....  21  4489  21  9301 

3606     4686698   ^i     70469 


In  Theben  wurden  aufgezeichnet 

in  der  Thalfahrt 
in  der  Bergfahrt 


BudeMtiMffe 

891 

84 


PiVfse 

229 


Ladung'  Otr. 

701910 
180810 


975 


229   885020 


G.    SlbschiilEahrti 

I.  Auf  der  böhmischen  ElbiC. 

Oewfoht  in  Elbxolloentner  Werth  in  Gulden  C.-M. 


Ausfuhr  aus  Bbhmen  . 
Eänfuhr  nach  Böhmen  . 
Binnenverkehr  .    .    .    . 


1851. 

1736711 
40058 


1859 

486200 
11443 
K)430 


1851 

461226 
15350 


1859 

i47472 

630462 

6952 


1776769 


50b073 


476576 


884886 


II.    Schandau. 
6  Dampfi^chjffb  machten  1363  Fahrten  mit  53052  Passagieren. 

elbaufirSrtA:  '•  ^ 

Segelschiffe,  beladen   .    .    365  mit  436354  Gtf. 

'  leer  .'  1639 

Flösse  gingen  zu  Thal  989  mit  1190390 Ctr.  Holz. 

Von  den  beförderteil  Gütern  kamen  aus  .  .  > 

Hamburg  und  Akona  Preussen  SachMth    '^ 

SE3255Ctr,  '42925  Otr.,     ^    t7W4Gllf.i^i 


elbal^WtKk: 

iSTO  mit  31600048  Gtr. 
321 


Deutsche  Flvssicblfffahi'ii 


^ 


es  gjneen  naeh  •' 

Sacnsen  Anhalt  Preussen  Hannover 

1992901  Gtr.,    l^'iO  Ctr.,    1 142070  Gtr.,  850  Ctr. 

Lauenburs  Hamburg  und.AUona 

7505  CITm  164017  Ctr, 


.      ;     1         ! 

Mecklenburg 
•   65  Ctr, 


IIL    Magdeburg. 
'    Hamburg 

Ctr.    47659  77877 

«      205841 U     288641 U 
Reisen^  •  .93 

DurGhschöitt  per  Reise  zu  Thal  Ctr.     837  H 

«       «      „    Ber«^   «  ,  3l03}i 
l^innahme  für  Fraclit  u.  Zolle  Thlr.  108520      ; 

Personenverkehr    «       5885 


per  Dampfschiff 

zu  Thal    .    .    . 
D  Berg   .    .    . 


Dresden 

288i641  ^^       3150 
60134  >i    106856«^ 
55 
5661^ 

3^15^ 


1 1 


•  >  i 


Segelschifle  von  Hamburg  ausser  einigen  Ladungen  im  freien  Verkehre 
1^2    .    ^    89  Jaehten  60  Separatladungen,  15  Hcringsjachten 
-     1851    .    .    79      ,     »    29  •  • .  r.  n        -- 

Die  Magdeburger  Wasser-Assecuranz-Compägnie  versicherte      1851 


Thlr. 


von  Hamburg  per  Segelschiffe .    .  191400  2 

Dampfschiffe  .....'...  145«0  16 

Segelschiffe 40400  46 

n    Dampfschiffe  .    .  ^ 39450 


nach 


n 


n 
n 


TV.    Hamburg,  Elbfchiffahrt. 


■p* 


4^ 


m^ittttmm 


« 

^ 


iftader 


Preussen,  Segelsch. 

n        Dampfsch. 

ft  ■     Scbleppsch. 

n  Holzflösse 
Palen  .  .  .  Sehiffe 
Böhmen  und 
Sachsen  . 
Anhalt  .  . 
Mecklenburg 
Hannover    .       „ 

»  .   Flösse 

Laoenburg  .  Schiffe 
Lübeck   .    .       n 
Zum  Abbrechen .    , 

Zusammen   . 


n 

«» 
*» 


angekommen 


1>eladea 
Zahl 


1129 

92| 

118 

2 

227 

91 
565 
276 
3 
125 
113 


27i\ 


TriUshtii^ 
keit 


2014905 

37897« 

952263 

3688 

399239 
148794 
376586 
251977 
6290 
216315 
80232 


4829261 


Zahl 


leer 

Trächtig' 
keil 


1455^2609299 
195480 


91 
9 


2 

71 
62 
53 

102 


1845 


21384 


3672 

107635 

62629 

77177 

141448 


abgegan.g4ini 


^atil 


3?räohüg-   ^., 
keit      I  *äW 


.Trächtig- 


keit 


2589 
1 

ido 


13 

304 
146 
257 
145 

~k 

161 


8216724  ($755^ 


4457843 

2520 

^9204 


14157 

»     9 
P 

tmmA 
24051 r 

147050 
87922 
•w  :  I 

30l(k) 


m»m 


8 
86 


26i 
2SS 


169 

65 
«94 


14752 
184680 


3915 

171386 
439027 

339937 

2070 

115725 


1011492 

Zusammen  angekommen:  4S86  Fahrx^üg«  mit  9(Hlf^'t,^flP€it^  T^ädMi^eft* 

abgegangen:     4659         ^  „    7339690       «  „ 

Bemannung 15471  19364 


1 


484  Dentftche  Flotsschifffahrt 

Der  Flagge  nach  waren  die  Fahrzeuge  und  ihre  Ladung: 

angekommen 
Flagge 


mit  Zoll-Centner 


Preuflsen    . 

Meddenburg 

Lauenburg 

Sachsen 

HannoTer 

Anhalt  . 

Lttbeck  . 

Hamburg 

Oesterreich 

Vierlanden 


^^~' 

belndeii 

leer 

•VWv*  »wV»"»*  HBB 

ItMillir 

.  .  1313 

1382 

402858 

1719457 

207757 

.   603 

88 

344286 

98668 

21634 

190 

155 

19448 

159482 

2702 

,   142 

44 

36601 

55878 

75386 

.   240 

12 

37188 

112510 

6937 

63 

99 

58074 

14537 

^803 

.      121 

42 

5435 

19136 

19516 

35 

20 

5017 

31751 

379 

27 

-^ 

50 

17479 

3963 

1 

3 

— 

1800 

— 

Zusammen  2741         1845  908957 

Procent  der  Güter-Gattungen  .  .     26,11 


Flagge 


2230698  342077 

64,07  9,82 

abgegangen 


Preussen    . 

Mecklenburg 

Lau^bui^ 

Sachsen 

Hannover 

Anhalt  . 

Lübeck  . 

Hamburg 

Oesterreich 

Vierlanden 


beladen 

.  2203 

leer 

250 

^^0 

lli^  nl  Mit 

580880 

'MS? 

.  493 

263 

288890 

48930 

79360 

.   249 

191 

433130 

33820 

18450 

.   147 

56 

7530 

87460 

151840 

.   204 

54 

108310 

17350 

26530 

.   147 

18 

241890 

28320 

17530 

.   157 

11 

1300 

1700 

87280 

47 

12 

64040 

9780 

9020 

4 

40 

2770 

2150 

780 

4 

— 

10690 

— 

— 

Zosammen  3755  904  4022320 

Procent  der  Güter-Gattangen        63^76 


810390 
12,86 


1475390 
23,39 


y.    Harburg. 

An  Segel* Fahrzeugen  sind  angekoumien  und  abgegangen^  zusammen 
7089--8158.    Dieselben  fuhren  unter  folgenden  Flaggen: 

1851  1852 

Hannoverscher 4888  5836 

Hamburger 1864  1742 

HoUsteinischer 184  92 

Lübecker 46  70 

Preussischer 23  332 

Sächsischer 34  30 

Lauenburger 10  — 

MecUenburger 40 56 

Total    .      .    .    7089  SlSS 

Ausserdem  machten  die  zur  Fahrt  zwischen  Harburg  und  Hamburc 

bestimmten  Dampfschiffe  zusammen  2470  Fahrten  im  Jahre  1851  und  23lo 
im  Jahre  1852.   Sie  beförderten  von  und  nach  hier: 


Devttcke  Fln»sielilfffal»rl.  186 

1851  1^52 

29064O  289517  Penonea, 

172  153  Wagen, 

46S9  6232  Pferde» 

6900  7971  StQck  Schlacht?ieh, 

5766  4047  Colli  Waaren. 


Aaf  der  Elbe  wurden  im  Jahre  1850  768324  Thir.  Zölle  erhoben.  Da- 
von kamen  auf  Oesterreioh  13897  Thlr.,  auf  Sachsen  21510  ThIr.,  auf  Freussen 
73462  Thlr ,  auf  Anhalt22188  Thlr.,  auf  Hannover  für  die  Ober-Elbe  204910  Thlr., 
für  Brunshausen  201343  Thlr ,  auf  Mecklenburg  148060  Thlr.,  auf  Lauen- 
burg 69003  Thlr.,  auf  Hamburg  und  Lübeck  13950  Thlr. 

Oesterreich  hat  seitdem  afle  Elbzölle  auf  seinem  Gebiete  aufgehoben. 


D.    \7ire8er. 

Der  Bericht  des  Bremer  handelsstatistischen  Bureaus  giebt  folgende 
Statistik  der  Flussschifffahrt : 

Auf  der  Oberweser  im  Jahre  1852 
beladen  angekommen  14%  Segelschiffe  j  ^^  ^^^^^^  ^^  ^^^ 

l  l  87  Dampfschiffe     «         4247    „       „ 

1852  1496  Segelsch.,  573  Flösse,  87  Dampfsch.  mit  1833320  Ctr.  Gttter. 
1851   1485         n        374      ,       63         ,  „    1869312    „        , 

beladen  abgefahren 

578          «         ^  mit    843506    „       . 

•    - ~  100         ,  .       31424    ,       ; 

1852      578         ,         —  100         ,  „      874930    , 

1851       495         ,         -  68         ,  n      619617    „       „ 

Auf  der  Unterweser  im  Jahre  1852 : 

bei  der  Stadt  an- 
gekommen   .    .  5082  Schiffe  von  1M320  Lasten  mit  11467  Mann  Besatzung 
von  der  Stadt  ab- 
gefahren   ...  4968     ,         „     13Q524     ,        ,    11097      , 

•inkommend  ansgehend 

davon  unter  Bremischer          Flagge    .    .    1812  Schiffe  1764  Schiffe 

n        n      Oldenburgischer     «         .    .    1879     «                1850     « 
n        n      Hannoverscher      '  «         .    .    1391      w 1354     n 

5062     ^  4968     „ 

Ausserdem  die  Fahrten  von  9  Dampfschiffen,  welche  die  Verbindung  mit 
allen  Weserhäfen  und  den  Nordsee-Badeinseln  unterhalten  und  gewöhnlich 
taglich  4  Mal  ankommen  und  4  Mal  abgehen. 

Die  Oldenburgische  amtliche  Statistik  giebt  für  1852  folgenden  Bericht 
über  den  Verkehr  der  Küsten  -  und  Flusaschiffe  im  Wesergebiet  (den  der 
Seeschiffe  haben  wir  unter  Seeschifffahrt  aufgelührt): 


88» 


B«ltUcMe.  ftUulsiekiff  kkff  U 


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angekommen: 


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ja 

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0 

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25 

20 

1006 

2 

116 

5 

335 

220 

402 

255 

65 

460 

197 

liS6 

444 


74 

m 

267 

la 

81 

18 

17 

43 

30 

2043 

3 

228 

to 

676 
470 
835 
509 
129 
924 
361 
354 
890 


539 
«53 

488 
34 

.  4S6 
75 

38 

182 

65 

11595 

4 

1743 

44 

4196 

1298 

4470 

2842 

702 

&m 

2Ö07 
1198 
5175 


36 

67 

161 

8 

45 

8 

11 

21 

20 

944 

2 

116 

•    5* 

332 

146 

331 

170 

65 

452 

168 

91* 

388 


2 

3 

4 
2 

.— 
4 

62 


3 
74 
71 

85 

Ü 
29 
35 
56 


Ochtum    .  .  J  .  . 

Wat>fleai 

Weserdeich  .  .  . 
Wchrder .  .  .  .  • 
Dreisielen  •  .  .  . 
Sthime ...... 

Beroe  •  • 

Huntebrück  .  .  . 
Neuenhuntorf  .  . 
Oldenburg.  .  .  . 
Altenhuntorf  .  . 

Elsfleth 

Harrien 

Brake  

Holzwardersiel  . 
Strobausen  .... 
Esen^hammersiel 
Dedesdorf  .  »  .  . 
Grossensiel  .  .  . 
Tetteniersiel  .  . 
Buchhaversiel .  . 
Fedderwardersiel 


39 

505 

J95 

7 

4ö 

3 

10 

15 

2 

958 

126 
13 
191 
235 
444 
253 
66 


245    490 


97 
125 
426 


81 

e66 

338 

10 

80 

4 

17 

28 

2 

1915 

258 
24 
374 
496 
906 
505 
127 


17b 
252 

852 


697 

878 

979 

10 

^6 

5 

37 

182 

2 

9883 

1163 
70 
2801 
132K 
4558 
2859 
698 
2313 

m 

1187 
49H1 


39 

495 

192 

7 

40 

3 

7 

13 

1 

842 


40:25  180  ra  142897  |358r  1438 1| 


p999|: 


10 
3 

3 

2 

1 

116 


MMia  17603 135301  13355 1644 


E.    Oder. 


1)  Stettin.    Die  DampfscbifTe  machten  rSl  Reisen,  davon  erreichten 
59  Frank^rt  und  y ar  der  Verkehr 

I       .  tMl:    t8&$l; 

Personen  ca.  7000     6000 
Güter-.     „72000  150000 


Kähne 


'    '     kamen  nn  '  gingen  &b    ^ 

1851:  7194- mit  178098  Ctr.    7390  mit  l8148iClr. 
1852:  7123  mit  169825  Ctr.    7111  mit  167473  Ctr. 


Die  hiesigen  Gesellschaften  versicherten  gegen  Gefahr  der  Slromreise 
1851 :  10112280  Tblr,  1852:  11591688  TUr. 

2)  Es  pjiasirten  di6  Schleuase  bei  Briegi 

1850    1851    1858    1850    1851    185& 

stromanfV^a  stromabwfirta 

R&hne'   ^94d    2509    1633     499     835     765 
Flosse'      '         9054    2883 

3)  Es  passirten  die  OM^rschleusse  in  Btirgen^rerder  bei  Breslau: 

ganz  beladen    unter  der  Hälfte  beladen 

1850:       1331  1110  Kähne 

1851:       1675  1511 

1852:       1309  1225 

(Ausser  22  Handkähnen  und  eine  Anzahl  Holzflössen.) 


9) 


D6«tiieUci  riiu8sciiif{f«|irt^  387 

Diese  Kähne  beförderten 

fltroluibirlrW*  stroiiiMftrirti 

IS&U  I9«3»14    ,  190OB6   , 


•     < 


4)   Das  Beuthener  Wehr    wurde  stromabwärts  —  andere  Angaben 

fehlen  —  passirt  1851      1852 

von  Kähnen  mit  verschiedenen  Gütern  1702     1557 
•       W         '<»  >      üilSsif  .    ......       743       aoi    . 

mit  leeren  Fahrzeugen 310       110. 

•»•■*•        .... 

F.    VITeichsel  (und  Nogat). 

Es  Jtamen  1852  auf  dem  Tiege- Kanal  an:  460  beladene  Kähne,  die 
Dampfboote  beförderten  19536  Personen,  67600  Centner. 

♦ 
Danzig. 

Dampfschifffabrt.  Es  sind  im  Ganzen  54  Gabarren  beladen  von  hier 
q»eh  Polen  expedirt  worden  mit  741  Last  Stück- GOter,  6570  Tonnen  Hä- 
ringen,  80  L.  Steinkohlen,  4224  Ctr.  Eisenbahnschienen,  843  Ctrn.  Maschinen- 
Stücken,  30000  St.  Chamotsteinen.  Ausserdem  wurden  2  mit  Maschinen  be- 
ladene.) Oderkähne  von  hier  nach  Warschau  buxirt. 

G.    IMBftill. 

Main  -  Damp&chiflTahrt  -  Gesellschaft 

> 

Zahl  der  Reisen 

„     der  zurückgelegten  Fahrstunden 
,  .     ^     der  beförderten  Personen     •    . 

Equipagen  .    . 
'        Tbiere     .    .    . 
Güter  .    .  Ctr. 
Geldsendungen    561105    617074    778739 

B.    l>onaa-Maiii-"KaiiaL 

Verkehr  auf  dem  Ludwigs-* Kanal  in  den  Jahren  1852  und  1851. 
Angekommen  in  den  verschiedenen  1852  1851 

Häfen  und  Landungsplätzen  Ctr.     2378456  9080209 

Abgegangen Ctr.     2281091  1^83588 

Schifffahrtsgebühren  etc.     .    .     fl.  —  160201  —         130830 

I.   MoseL 


1650 

1851 

1852 

599 

734 

1019 

18683 

18221 

^338 

104722 

130313 

161132 

7 

10 

9 

383 

514 

496 

71396 

75896 

131411 

Coblenz  1850 

1851 

Trier      1850 

'iii ' .  1851 

1882 


zu  Berg  zu  Tbal 

Söhlife     l/Mttn^  -Sflliift)   '     Ln^tttig 

286896  660903  Ctr. 

588  474732  669  1003267  „ 

1836982  165492  „ 

2025  1947383  S195  BVm  ^ 

776  312424  967  0«4D36  ». 


488' 


Aetllthe  Flttss«ebirff4lbiift.i 


s;  Stockar. 


> '  tiii 


In  HrfRironti  sind  im  Jiih^e!898  luBere  angekommen  8M  Segtfscbiffe, 
1402  Nachen,  210  Dampfboote,  weli^e  1253100  Gentner  Güter  bracbten.  Die 
zu  Thal  beforderten  Güter^  ausser  den  Flusshölzem,  wogen  432567  Ctr. 


.) 


I..    EmsschiflRTahrt. 


Es  war  der  Verkehr  der  Kähne  und  Fluasachiie  in  dem 

1  oldenburgiscben 

Gebiete  der  Ems: 

• 

%^ 

angekommen 

Hafen 

1» 

abgegangen 

1 

» 

1 

1 

1 

£ 

1 

>i 

1 

t 

i 

19 

38 

149 

__ 

19 

Bökel 

19 

38 

149 

19 

_^ 

119 

238 

979 

33 

86 

Aagustfebn  .  . 

120 

240 

1004 

112 

8 

4ßA 

8oa 

3949 

168 

236 

Apen 

405 

810 

3965 

887 

68 

323 

64$ 

2984 

69 

254 

Nordlob  .... 

311 

624 

2866 

978 

3$ 

.11 

22 

62 

8 

3 

Weslerschaps 

9 

18 

54 

9 

— 

19 

38 

163 

13 

6 

Edewecht  .  .  . 

19 

38 

167 

19 

..^ 

167 

332 

1396 

134 

33 

Barssel    .... 

122 

246 

1034 

67 

55 

44 

44 

44 

25 

19 

Friesogthe   .  . 

44 

44 

44 

39 

5 

14 

29 

316 

3 

11 

RoggfsoJMerg   . 

14 

28 

316 

14 

— 

7 

14 

94 

— 

7 

Osterhausen    . 

7 

14 

94 

7 

— 

7 

15 

116 

7 

— 

Ubbefaausen    . 

7 

15 

116 

7 

^ 

234 

325 

298 

95 

139 

Ellerbrock    .  . 

233 

240 

296 

232 

1 

1368  1 2551  Jl0550|fö5|  813 1 


1 1310 1 2355  .|  10105  |l  140 1 170 


Hannovers   Stromschifffahrt    auf  der  Ems,    Weser   etc.'    ist    id    der 
Seite  356 --357  gegebenen  allgemeinen  Schifffahrtsliste  inbegriffen. 

M>  Spree« 

lieber  den  Schifffahrtsverkehr  auf  der  Spree  ist  bereits  Seite  68  des 
Jahrbuches  in  dem  Aufsatze  tiber  Berlin  angeftinrt,  dass 

eingelaufen         durchgereist      ausgegangen 

beladen         leer        beladen       leer       beladen        leer 

1123  4749  1134  2990  1)863 

816  3398  1153  2917  19267 

19429  27  32698  —            11 

17479  46  31007  —               1 


Schiffe  1851  20348 

1852  21605 

Flösse   1851  27 

1852  45 


If.    Saale. 


G  a  1  b  e.    Die  Saalschleusse  bei  Galbe  wurde  passirt  von  Kähnen 

beladen        leer 

I8d0 :      2249       789 
1851:      2125       599 

Hohe  Schleussengelder  nnd  der  Zoll,  welchen  Bernburg  erhebt,  ohne 
irgend  etwas  dagegen  zu  leisten,  bilden  hier  die  Klage. 


I 

I 


Deatsche  Flussschifffahrt* 
O.    Jahde. 


489 


Oeber  den  Verkehr  der  Kahne  und  Flussschiffe  auf  diesem  Flusse  be- 
richtet die  oldenburgische  Statistik  (den  Verkehr  der  Seeschiffe  siehe  unter 
SeeschijGEGihrt): 


angekommeD 

Hafen 

abgegangen 

• 

2 

■ 

1 

1 

1 

fi 

•g 

3 

S 

1 

• 

^ 

» 

a 

ja 

h) 

Z 

144 

259 

1372 

130 

14 

Eckwardersiel  .  .  . 

138 

251 

1346 

53 

85 

227 

478 

2825 

170 

57 

Varelersiel 

221 

459 

2665 

166 

55 

243 

529 

3396 

109 

134 

Ellenserdammersiel 

241 

533 

3355 

205 

36 

35 

70 

430 

33 

2 

Mariensiel 

31 

62 

388 

9 

22 

193 

375 

1992 

163 

80 

Rüstersiel 

193 

371 

2003 

109 

84 

50 

97 

459 

44 

6 

Inhausersiel 

50 

97 

467 

21 

29 

.^14 

636 

3359 

276 

38 

Hooksiel 

320 

649 

3368 

172 

148 

29 

58 

298 

19 

10 

Orildumersiel .  .  .  . 

29 

58 

298 

19 

10 

163 

326 

1679 

140 

23 

Horumersiel  .... 

155 

309 

1635 

76 

79 

52 

107 

651 

45 

7 

Wangerooge  .... 

46 

94 

563 

16 

30 

1450 

2935 

16461 

1129 

321 1 

1 

1424 

2883  16088 

846 

578 

P.    Moldau. 

lieber  diese  finden  wir  für  1852  eine  Notiz  in  dem  Berichte  der  Handels- 
kammer zu  Budweis,  wo  es  heisst: 

Es  wurden  auf  der  Moldau  verschifft 
235155  Gtr.  Salz,  70755  Gtr.  verschiedene  Kaufmannsgüter  Graphyt,  Gips  etc., 
zusammen  305910  Gtr.  Die  Versendung  geschah  in  596  Schiffen,  von 
welchen  fast  drei  Viertheile  nicht  zurüclkebrten ,  sondern  in  den  unteren 
Moldau-  und  Eibgegenden  verkauft  wurden.  Nach  dem  Jahresbericht  von 
1851  der  Handelskammer  zu  Reichenberg  werden  auf  der  Moldau,  Maltsch, 
Nezarka  und  Luznitz  durchschnittlich  im  Jahr  5000  Schock  Bretter, 
73000  Kubikfuss  Bauholz ,  99500  Klafter  Scheiterholz  verschwemmt,  und 
v^rflösst. 


31 


Die  Deutsche  Auswanderung^ 

Jahre  185t 


Nach  zuverlässigen  Nachrichten  sind  im  Jahre  1852  nach  überseeischen 
Ländern  Ton  Deutschland  ausgewandert: 

,  Qber  Hamburg     30541  Personen, 


Altona 

160 

0 

Harburg 

200 

■  « 

Emden    , 

76 

n 

Rostock  . 

72 

n 

Stettin     . 

200 

n 

ßremen 

58551 

f) 

Antwerpen  14428 

n 

• 

1 

Havre 

24289 

n 

holl.  Häfen    2698 

» 

andere  „ 

31086 

ft 

* 

Die  Zusammenrechnung  dieser 

Zahlen 

ergiebt 

eine 

Totalsumme 

von 

162301  Personen  im 

i  Jahre  1853 

gegen 

112547 

n 

n 

1851 

82404 

n 

m 

1850 

89102 

n 

n 

1849 

» 

81895 

f> 

n 

1848 

V         _         _ 

109531 

f) 

w 

1847 

In  diesen  6  Jahren  sind  daher  ausgewandert  637780  Personen,  ohne  die  un- 
bekannte Zahl  derjenigen,  welche  als  Rajüten-rPassagiere  und  ohne  Kund- 
gebung ihrer  Absicht  auszuwandern,  das  Vaterland  verlassen  haben. 

Das  Jahr  1852  hat  die  grösste  Ziffer  erreicht,  welche  bis  jetzt  von  deut- 
scher Auswanderung  gemeldet  wurde.  Im  vorjährigen  Jahrbuch  hat  Herr 
Regierungs*Rath  Gaeoler  für  alle  Jahre,  von  1819  bis  1851,  Zahlen  auf- 
gelruhrt,  nach  welchen  bis  zum  Jahre  1844  die  grösste  Auswanderung  in 
einem  Jahre,  die  von  1837,  33000  Personen  zählte,  im  Jahre  1844  aber  auf 
43701,  1845  auf  67209,  1846  auf  94581  und  dann  1847  auf  obige  Ziffer  stieg, 
welche  in  den  Jahren  1848,  49  und  50  wieder  unter  die  von  iSiÜ  herabsank. 


Deatsche  Auswanderang.  491 

Die  Zunahme  der  Aaswanderung  ist  eine  natfirliche  Erscheinung,  weil 
mit  der  Vermehrung  der  Ansiedlung  von  Stammverwandten  und  der  Nadi- 
richten  ron  den  Erfolgen  Einzelner,  die  Furcht  ror  der  Fremde  sich  min- 
dert und  die  Unternehmungslust. angeregt  wird. 

Das  rasche  Steigen  von  .1846  und  47,  ebensowohl  wie  das  von  1851 
und  d2,  entspricht  den  Bewegungen  des  Getreide-Marktes.  Seit  1819  sind 
diese  4  Jahre  die  theuersten  gewesen.  Es  ist  möfflich ,  dass  jedesmal  in 
dieser  Theuerung  der  Anstoss  zu  der  Zunahme  der  Auswanaerung  lag, 
vielleicht  aber,  und  wir  halten  diess  für  wahrscheinlicher,  war  der  Strom 


ihrer  Absicht  aufschoben  und  weil  die  Nichtbesitzenden  von  der  Verände- 
rung der  politischen  Einrichtungen,  wie  uns  scheint  irrthümlicherweise,  eine 
Besserung  ihrer  Lage  erhofften,  diese  Hoffnung  aber  nach  erfolgter  Wieder- 
herstellung der  alten  Zustände  wieder  aufgaben. 

Für  die  letzten  beiden  Jahre  ist  auch  der  Einfluss  der  Goldentdeckungen 
in  Anschlag  zu  bringen,  die  Californischen  vermehrten  sich,  die  Australischen 
kamen  dazu. 

Der  allgemeine  Eindruck,  dass  in  der  Ferne  das  Gold  am  Wege  liege, 
welchen  die  Menge  aus  den  einlaufenden  Nachrichten  schöpfte,  musste  ein 
mächtiger  Hebel  werden,  die  Bemühungen  der  Auswanderungs -Agenten 
erfolgreich  zu  machen. 

Diese  Bemühunsen  vervielfältigten  sich  in  den  letzten  Jahren  zu  Gunsten 
der  deutschen  Rheder.  Theils  haben  die  traurigen  Erfahrungen,  welche 
in  nichtdeutschen  Häfen  bei  der  Beförderung  der  Auswanderer  gemacht, 
und  welche  namentlich  von  dem  Berliner  Centralverein  unermüdlich  be- 
leuchtet worden  sind,  deutsche  Behörden  veranlasst,  auf  den  Unterschied 
aufmerksam  zu  machen,  theils  wurden  die  Vortheile  dieses  Verkehres  und 
die  Gedrücktheit  des  Handels  der  Anlass,  dass  man  sich  in  den  deutschen 
Seehäfen  mit  grösserer  Lebhaftigkeit  dieses  Geschäftes  annahm. 

Als  Folge  hiervon  sahen  wir  zum  ersten  Male  im  Jahre  18^  die 
deutsche  Auswanderung  über  deutsche  Häfen  grösser,  als  diejenige  über 
nichtdeutsche  Häfen.  Wie  bis  zum  Jahre  1851  schon  im  vorjährigen  Jahr- 
buche nachgewiesen  wurde,  war  die  deutsche  Auswanderung  über 

1846      1847      1848      1849      1850      1851      1852 

deutsche   Häfen    3^058    42382    37532    36249    37061    56070    89800 

nichtdeutsche     „       56523    67147    44368    52853    45343    56477    72501 

Also  der  Antheil  der  deutschen  Häfen 
in  Procenten  40        38,8      45,9      40,4       45       49,8       55,3. 

Die  Gesammtzunahme  der  Auswanderung  von  1846  bis  1852  war 

67  7a>  Personen  —  71,6  pCt 
von  dieser  Zunahme  trafen    auf  deutsche  Häfen    51742  »  764 

auf  fremde     Häfen.    15978  ==  23,6. 

Im  Vergleich  zu  der  Zahl  von  1846  war  1851  die  Zunahme  in  deutschen 
Häfen  136  pCt,  in  fremden  Häfen  28pGt. 

Die  Zahl  der  Auswanderer,  welche  von  Hamburg  nicht  direkt  nach 
transatlantischen  Ländern,  sondern  über  Ensdand  gingen,  war  1852:  8625. 

Die  direkte  Beförderung  über  deutscne  Häfen  betrug  daher  81175, 
also  volle  50pGt  der  ganzen  Auswanderung. 

Die  Berichte  von  Hamburg  und  Bremen  geben  das  Reiseziel  der  durch 
diese  Häfen  beforderten  Personen  an,  und  wanrscfaeinlieh  würde  der  Antheil 
der  einzelnen  Zielpunkte  sich  nur  wenijg  verändern,  wenn  die  Statistik  von 
Antwerpen,  Rotterdam,  Havre  etc.  uns  in  gleicher  Vollständigkeit  vorläge. 

31* 


Deutsche  Aaswanderung. 


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Deutsche  Auswanderung.  493 

Britisch  Nordamerika  nimmt  unter  den  Colonisationsländern  den  zweiten 
Rang  ein,  die  Bremer  Berichte  bezeichnen  aber  dasselbe  nur  als  Routa 
nach  den  Vereinigten  Staaten. 

Brasilien  hat  im  Jahre  1852  die  drittgrösste  Zahl  der  Auswanderer  über 
deutsche  Häfen  an  sich  gezogen.  Die  Mehrzahl ,  2047 ,  schiffte  sich  in 
Hamburg,  46  in  Bremen  ein.  Unter  den  Ersteren  befanden  sich  446  Per-*- 
sonen, , welche  von  dem  Golonisationsverein  von  1849  nach  dessen  Golonie, 
Donna  Franzisca,  befördert  wurden.  Diese  Colonie,  mit  c.  750  deutschen 
Einwohnern,  San  Leopoldo  mit  1 1000  deutschen  Einwohnern  und  die  von 
Blumenau  werden  als  solche  bezeichnet,  welche  deutsch,  auch  für  Deutsche 
die  meisten  Vorzüge  und  eine  genügende  Rechtssicherheit  bieten,  während 
der  Manj^el  der  Letzteren  in  anderen  Theilen  Brasiliens  lebhaft  beklagt 
wird.  Die  brasilianische  Regierung  sowohl  als  das  brasilianische  Parlament 
haben  es  nicht  an  Gesetzen  zu  Gunsten  und  zum  Schutz  der  Einwanderer 
fehlen  lassen,  und  neuestens,  im  August  1S53  auch  die  Ausföhrung  dieser 
Gesetze  beschlossen,  es  scheint  aber  bisher  für  diese  Ausführung  an  geeig« 
neten  Organen  zu  fehlen.  Entfernt  vom  Sitze  der  Landes-  und  der  Provinzial« 
Regierungen,  sind  die  grossen  Grundbesitzer  so  ziemlich  selbstherrlich, 
die  Eigenschaften  mancher  brasilianischen  Grossen  scheinen  nicht  die  besten, 
und  überdiess  ist  der  Betrieb  der  Auswanderung  nach  Brasilien  in  Deutsch- 
land zum  Theil  unvorsichtigen  Leuten  anvertraut,  welche  ohne  Auswahl 
alles  Gesindel  bin  befördern.  Unter  diesen  Umständen  kann  es  weder  an 
Missgriifen  und  Willkürlichkeiten  noch  an  der  Herausforderung  zu  solchen 
fehlen.  Der  Umstand,  dass  die  Reise  nach  Brasilien  ungleich  theuerer  als 
die  nach  Nordamerika  ist^  die  Verschiedenheit  des  Klimas,  der  Sitten,  der 
Lebensmittel,  die  hohen  Schulzzölle,  welche  den  Güteraustausch  verhindern, 
der  Mangel  an  Bevölkerung  und  an  Communicationsmittel ,  also  an  Absatz 
für  Bodenerzeugnisse,  erklären  die  Enttäuschung,  von  welcher  die  Berichte 
deutscher  Auswanderer  in  Brasilien  meistens  erzählen,  so  schön  auch  das 
Land,  so  wohlwollend  auch  seine  Regierung  ist. 

Die  deutsche  Auswanderung  nach  Australien  erscheint  in  den  Bremer- 
und  Hamburger-Auswanderungslisten  als  die  nächst  bedeutende.  Es  ist  je- 
doch anzunehmen,  dass  sie  im  Jahre  1852  die  nach  Brasilien  weit  übertraf, 
und  dass  in  der  Ziffer  der  über  nichtdeutsche  Häfen  ausgewanderten  eine 
grosse  Zahl  enthalten  ist,  welche  nach  Australien  zog.  —  Die  deutsche 
Auswanderung  nach  Peru,  im  Jahre  1851  ziemlich  bedeutend,  hat  1852  keine 
Fortsetzung  gefunden.  Die  Berichte  über  das  Schicksal  der  Deutschen  in 
jenem  Lande  lauten  zum  Theil  grässlich. 

Nach  anderen  Ländern  war  die  deutsche  Auswanderung  unbedeutend. 

In  Peutschland  vermehrten  sich  die  Vereine ,  welche  die  Interessen 
der  deutsehen  Auswanderung  durch  Belehrung  zu  fordern,  und  vor  über- 
eilter Auswanderer  abzurathen  sich  bemühen. 

Ausser  dem  Gentralverein  in  Berlin  bestehen  Mitte  1853  Vereine  in 
Bremen,  Hamburg,  Breslau,  Frankfurt  a.  M.,  Göln  und  Braunschweig. 

Die  Zahl  der  Auswanderer,  welche  bei  dem  Gentralverein  in  Berlin  Rath 
einholten,  war  1852  6090  gegen  5018  im  J.  1851.    Es  waren 

Termögend     und     besassen  per  Kopf 

1851  2341  605305  Thlr.       259Thlr. 

1852  4309  1012341    „  235    „ 

Auf  die  Gesammtzahl  der  in  Berlin  berathenen  Auswanderer  vertheilti 
war  der  Durchschnitt  des  Vermögens  1851 :  Thlr.  121  und  1852:  Thlr.  161. 
Der  Frankfurter  Verein  hat  vom  31.  Januar  1852  bis  1.  Februar  1853 
2052  Personen  Rath  «rtbeilt,  welche  m  Durphsc^mitt  ^74  fl,  »  214  Thlr,  Ver* 
mögen  besassei^, 


494  Deatsehe  Aoswanderang. 

Nach  der  ttbüehfn  Annahme,  dass  mit  den  Reisekosten  jeder  Aaswaii- 
derer  im  Durchschnitt  200  Thir.  ans  seiner  Heimath  fortführt,  sind  im  Jahre 
1852  etwa  32  <^  Mill.  ThIr  durch  die  Auswanderung  dislocirt  worden.  Aus 
der  Hamburger  Liste  ist  nicht  zu  ersehen,  in  welchem  Maasse  die  Aus- 
Wanderungsbeförderung  durch  deutsche  Schiffe  stattfand;  nach  den -Bremer 
Berichten  waren  von  339  in  diesem  Transporte  thätigen  Schiffen  263  deutsche 
und  7tt  fremde,  da  jedoch  die  Vcrproviantirung  etc.  Aller  im  deutschen  Hafen 
stattfand,  so  ist  durch  die  Beförderung  über  deutsche  Häfen  auch  durch  fremde 
Schiffe  ein  Theil  des  eben  erwähnten  Vermögens  in  Deutschland  zurOckge- 
blieben.  Nach  den  Bremer  Berichten  war  der  Werth  der  Auswanderer- 
Effecten  1116927  Thlr.  in  Gold,  was  circa  20Thlr.  preuss.  Cour,  per  Kopf 
sein  würde;  in  dem  Hamburger  Berichte  sind  4973830  M.-B.  als  ausgeführtes 
Passagiergut  angeführt,  was  einen  bedeutend  höheren  Durchschnitt  ergeben 
würde,  selbst  wenn  man  auch  von  der  Gesammtsumme  einen  namhaften 
Theil  für  die  Effecten  derienigen  Passagiere  abziehen  würde ,  welche  nicht 
in  die  Kategorie  der  'Auswanderer  fallen.  Ohne  diesen  Abzug ,  zu 
dessen  Feststellung  jeder  Anhaltspunkt  fehlt,  beträgt  jenes  Passaffiergepäck 
113  Thlr.  auf  jeden  Kopf  der  über  Hamburg  gezogenen  Auswanderer,  ein 
Betrag,  welcher  in  eben  dem  Maasse'  zu  gross  wie  der  für  die  Bremischen 
Auswanderer,  zu  gering  erseheint. 

Die  Zweifel,  welche  der  grosse  Unterschied  beider  Berechnungen  ver* 
anlasst,  machen  eine  Schätzung  des  Theiles,  welches  von  dem  Yermö^^en 
haar  aus  Deutschland  ausgeführt  worden  ist,  sehr  schwierig.  Wir  halten  je- 
doch für  unwahrscheiniicn,  dass  diese  Baar-Ausfuhr  die  Hälfte  der  ganzen 
Summe  erreicht,  theils  weil  die  Reise  bis  zum  Hafen,  die  Yerproviantirung 
der  Schiffe,  das  den  deutschen  Rfaedern  zufliessende  Passage^eld,  die  üb- 
lichen Einkäufe  am  Einschiffungsort  u.  dgl.,  nothwendigerweise  das  reali- 
sirte  Vermögen  der  Auswanderer  vor  der  Einschiffung  bedeutend  schmelzen 
theils  weil  em  Geldabfluss  von  jährlich  16  Mill.  Thlrn.  auf  dem  Geldmarkte 
bemerkt  werden  müsste,  was,  bis  jetzt  wenigstens,  in  Deutschland  nicht  der 
Fall  war.  Wichtiger  als  die  Geldausfuhr  ist  der  Verlust  von  Arbeitskräften, 
welchen  die  Auswanderung  verursacht,  und  der  sich  in  manchen  Geben- 
den bereits  dadurch  äussert,  dass  der  Preis  des  Grund  und  Bodens  sinCl, 
weil  der  Fortgang  der  bisherigen  Bearbeiter  desselben  und  der  bisherigen 
Gonsumenten  seiner  Früchte,  dessen  Benutzung  und  also  dessen  Werth  ver- 
mindert Wir  fürchten  sehr,  dass  der  Verlust  von  Arbeitskräften  sich  in  noch 
viel  stärkerem  Maasse  äussern  und  dass  trübe  Erfahrungen  die  irrthümliche 
Voraussetzung,  dass  die  Auswanderung  das  Proletariat  vermindere,  berich- 
tigen werde. 

Das  Proletariat  in  Deutschland  geht  nicht  aus  einem  Mangel  an  Boden  und 
Bodenfrüchte  hervor,  welchem  durch  Verminderung  der  Bevolkerang  abge- 
holfen werden  müsste,  wo  man  sich  abschliessen  und  den  auswärtigen  Handel 
verhindern  will,  im  Gregentheil,  Deutschland  erzeugt  mehr  Bodenfrüchte  als 
es  braucht,  und  wenigstens  ein  Viertel  ded  urbaren  Bodens  ist  noch  ^ar 
nicht  benutzt.  Das  Proletariat  entsteht  lediglich  aus  den  zahllosen*  Hin- 
dernissen, welche  die  sogenannten  Gewerbe-  und  Handelsgesetzgebungen 
der  Arbeit  in  den  Weg  legen. 

Man  hat  blos  zu  untersuchen,  welche  Güter  den  nationalen  Reichthum 
bilden,  man  wird  dann  leicht  entdecken,  dass  mit  Ausnahme  von  Grund 
und  Boden  alle  jene  Güter  durch  die  Arbeit  gewonnen  und  ins  Hundert- 
fältige vermehrt  werden  können,  indem  man  diejenigen  Dinge  anfertigt,  zu 
welchen  die  Natur  des  Klimas  und  der  Menschen  uns  vorzugsweise  befähigt 
und  indem  man  das,  was  man  nicht  selbst  gebraucht,  für  diejenigen  Güter 
hingiebt,  deren  Erzeugung  anderen  Völkern  eigenthümlich  ist 


f 


Deutschis  Aus^af'nderd&l^.  '  40&^ 

Wenn  in  den  Vereinigten  Staaten  eine  Gewerbe^  <!fosi»l«gelMing:  be-* 
stünde  wie  in  Deutschland,  die  Auswanderer  wären  dort  schfimmer  ««iM^ini 
als  hier. 

Die  Arbeit,  die  Freiheit  der  Arbeit,   das  Recht  von  d^r  G'ottesgabe 
seiner  beiden  Arme  und  seines  Verstandes  ehrlichen  Gebrauch  zu  macnen^  * 
das  ist  die  grosse  Goldgrube  der  neuen  Welt. 

Anstatt  diesen  Schatz  auf  unsem  Boden  zu  yerpflamen,  bemühen  wir  uns  - 
durch  ein  sdilechtes  Beispiel  ihn  aueh  in  der  Ferne  zu  aerstören,  so  sind  t*  B. 
die  Schutzzölle  bei^eils  in  Amerika  eiitffeföhrt  und  tt^erden  dort  vertheiiiigti - 
zumTheil  als  Repressalie  gegen  Europa.  Diese  Schutzzölle  trennenuns  vondeA,« 
ausgewanderten  Landsleuten,  welche  sonst  in  der  Ferne  Kunden  derdeu^ 
scheu  Gewerbsamkeit  bleiben  würden.    Der  Verlust  dieser  Kundschaft  ist 
kein  geringes  Hinderniss  für  diese  Gewerbsamkeit.    Man  darf  sich  nur  er- 
innern, dass  in  einem  Deceonium  1  Mill.  Menschen  fortgezogen  sind,  dass 
jeder  derselben  mindesten  10  Tblr.  Fabrikate  verbraucht,  man  wird  dann 
finden,  dass  die  Auswanderung  der  Gewerblhäligkeit  einen  jährlichen  Absatz, 
von  10  Mill.  Thlrn.  entzogen  hat,  10  Mill.  Thlrn.,  welche  dem  Arbeitslohn  von  ' 
mindestens  100000  Arbeitern   gleichkommen!    Dem  FiBanzmami  k«m»-«0- 
nicbt  entgehen,  dass  z.  B.  die  lialbe  Million  Menschen,  welche  seit  einem 
Jahrzehnt  aus  Prcussen  ausgewandert  sind,^  die  Steuer-Einnahmen  vermin- 
dert; z.  B.  bei  der  Abrechnung  des  Zollvereins  entscheidet  die  KopAtäU. 

Eine  Ahnung,  dass  die  Auswanderung  kein  Vortheil  sei,  scheint  sich 
aber  auch  bei  den  Gesetzgebern  endlich  geltend  zu  machen.  Leider  äussert 
sich  diess  nicht  durch  Abschaffung  von  Gesetzen,  sondern  durch  deren  Ver- 
mehrung. Preussen,  Bayern,  Sachsen,  Baden  und  Hessen  haben  Gesetze  er- 
lassen, welche  die  Auswanderung  erschweren.  Der  Form  nach  sind  sie 
gegen  die  Missbräuche  bei  der  Auswanderungs-Beförderung  gerichtet  und 
tragen  den  Ausdruck  der  wohlmeinenden  Absicht,  die  Auswanderer  zu 
schützen.  Diese  Gesetze  verlangen  meistens  srosse  Gautionen  von  denjenigen, 
welche  die  Beförderung  der  Auswanderer  über  See  übernehmen  und  von 
denjenigen»  welche  für  sie  die  Ansammlung  von  Auswanderern,  den  Ab-- 
schfuss  der  Kontrakte  mit  denselben  Termitteln  wollen. 

Dem  Beispiel  jener  Staaten  werden  andere  folgen.  Der  Bremer  und 
Hamburger  Spediteur^  schon  strengen.Bedingungen  durch  die  Gesetze  dieser 
Staaten  unterworfen,  der  Spediteur  in  Holland  und  l^ngland  wird  noch  in 
Deutschland  einige  dreissig  Gautionen  für  sich,^  einige  hundert  für  seine  Agenten 
geben  müssen,  diess  kann  nur  wenigen  Häusern  möglich  sein,  die  meisten 
werden  mit  ihrem  Kapitale  einen  grösseren  Nutzen  zu  erzielen  wissen^  als 
die  gegenwärtigen  Preise  der  Passagegelder  gewähren.  .  Andere  werden 
zögern,  ihr  Kapital  dem  Urtheil  von  Richtern  zu  unterwerfen ,  welche  ger 
wissermaassen  als  Vertheidiger  der  auf  der  Reise  nie  befriedigten  Aus- 
wanderer dastehen  und  jedenfalls  selten  mit  dem  Schiffswesen  vertraut  sind. 
Die  Regierungen  werden  absichtlich  oder  unabsichtlich  durch  ihr  wohlge- 
meintes Gesetz  die  Anerbieten  vermindern,  welche  jetzt  ihre  AngehÖriffea 
zur  Auswanderung  aufmuntern,  sie  werden  einzelnen  Häusern  oder  den 
aus  bisherigen  Concurrenten  wahrscheinlich  nun  entstehenden  Associationen 
ein  Monopol  schaffen,  und  durch  ^diess  Alles  ein  Steigen  der  (Jeberfahrts-  . 
preise  herbeiführen,  wie  es  die  Folge  jeder  Verminderung  des  Afi^gebQtes 
und  der  Schöpfung  jedes  Monopoles  ist  '  m        . 

Es  «cheint  uns  hierin  eine  grosse  Gefahr  für  die  Erreichung  der  ho- ' 
manen  und  volkswirthschaftlichen  Absicht  zu  liegen,  von  welcher  die  fte-' 

Sierungen  bei  jener  Gesetzgebung  geleitet  wurden,  wir  weichen  (daher  von 
er  Ansicht  des  Berliner  und  anderer  Vereine  ab»  welche  diese  Gesetz* 


ff 

Ti 


Deutiche  Aaiwanderung. 

fibiiDK  «1«  nBtalich  lu .  b«tr«chUii  scheinen,  wir  wUrden  die  GeieU«.  und 
ribUDale  in  Hanburg  und  Bremen  iUr  die  Auswanderung  Über  diese  Safen 
als  genügend  betrachten  und  gegenüber  nicbtdeutscber  Ausbruchslalionen 
»eine  Vereinigung  der  deutschen  Regierungen  zur  Entgegennahme  einer  allein 
bafleDden  Caution'',  als  das  Extrem  der  durch  den  Zweck  zu  entschuldi- 
genden Haassregeln  betrachten. 

Die  Ermittelung  des  Heimathlandes  und  des  Gewerbes  der  Auswanderer, 
scheitert  an  der  11  n Vollkommenheit  der  Statistik, 

Die  Ermittelung  der  Herkunft  ans  der  amtlichen  Statistik  begegnet  der 
Sehwierigkeil,  dass  dieadbe  nnr  von  derjenigen  Auswanderung  Notii  nehmen 
knn,  wdobe  mit  EntlassungsscheineD  stattfindet,  während  die  Andere 
grScser  ist. 

Nach  einer  Uittheilung,  welche  wir  dem  KSnigl.  statistischen  Bureau 
verdanken,  war  die  Zahl  der  im  Laufe  des  Jahres,  vom  1.  Oct.  1851  bis 
90;  Sept.  1852,  in  den  Preussischen  Staat  Eingewanderten,  welchen  Natura- 
lisationsurkunden,  und  den  Ausgewanderten,  denen  Entlassungsscheine  ans 
dem  UnterthanenTerbande  ertheilt  worden  sind; 


Deotsehe  Ausvaaderung;  497 

YcMi  014  Etngewandeiien  und  3168  AiMge wanderten  sind  die  Vermögen« 
Terfaäknisse  »icbt  ermittelt. 

Da  nach  der  Uebersicbt,  welche  in  einem  folgenden  Aufsätze  gegeben 
wird,  in  Preossen  von  1849—52  der  Ueberschnss  der  Geburten  über  die 
Gestorben 

687778 
die  Einwanderung       8073 

Zusammen    695851  Seelen  war, 

nach  den  Zählungen  aber  die  Vermehrung  der  Bevölkerung  nur  538599  S. 
betrug,  so  scheinen  ausgewandert  zu  sein  157252  Seelen.  In  diesen  3  Jahren 
gelangten  zur  amtlichen  Kenntniss  37903  Auswanderungen,  was  24,104  pGt. 
der  wahrscheinlichen  Auswanderung  entspricht.  Vorausgesetzt,  dass  dieses 
Procentverhältniss  in  allen  Jahren  gleich  war,  so  sind  aus  Preussen  aus- 
gewandert: 

18*»A        18"A        18»»^ 

31205  37132  88915  Seelen  und  dieselbe  Be- 
rechnung auf  die,  im  Jahre  18  ^^^^^  über  See  gegangene  Auswanderer  aq- 
gewendet,  würde  sich  deren  Zahl  auf  77617,  oder  nahe  auf  48  pGt  derge- 
sammten  deutschen  Auswanderung  stellen. 

Von  den  963  zur  amtlichen  Kenntniss  gelangten  Auswanderungen  Öld^n*. 
burgs  sind  31  nach  europäischeh  Orten,  also  932  über  See  gegangen. 

Betreffs  anderer  deutschen  Staaten  sind  uns  nur  die  Angaben  zuge- 
kommen, dass  aus  Baden  14366,  aus  Mecklenburg  4918,  aus  Württemberg 
13767,  aus  firaunschweig  966  Personen  ausgewandert  seien. 

Wie  viel  davon  über  See  gingen,  welches  Wahrscheinlichkeits - Ver- 
hältniss  zwischen  der  bekannten  und  der  unbekannten  Zahl  der  Auswan- 
derer besteht,  ob  die  Angaben  sich  auf  das  Kalenderjahr  beziehen  oder 
nicht,  diess  Alles  wissen  wir  nicht. 

Die  A)r  Preussen  gefundene  Zahl  der  über  See  Ausgewanderten,  die 
für  Oldenburg  angegebene  und  die  amtliche  Gesammtzanl  der  anderen' 
Staaten  geben  eine  Summe  von  112565  Auswanderern,  welche  allerdings 
einige  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat,  wenn  man  einerseits  die  Ge- 
sammtzahl  der  deutschen  Auswanderung  und  andererseits  die  Tbatsathe 
berücksichtigt,  dass,  mit  Ausnahme  von  Hessen,  obige  Länder  diejenigen 
sind,  aus  welchen  die  verhältnissmässig  grösste  Auswanderung  stattfindet, 
während  sie  in  anderen  deutschen  Staaten  theilweise  geringer  als  die 
Biawandemng  ist  und  z.  B.  im  Königreich  Sachsen,  1849— 52  um  2K)00  Seelen 
hinter  dieser  zurückblieb. 

Das  Gewerbe  wird  nur  von  den  Vereinen  zu  Frankfurt  und  Berlin  für 
die  bei  ihnen  anfragenden  Auswanderer  und  von  der  Oldenburgischen 
Regierung  angegeben,  von  letzterer  nur,  insoweit  sich  Grundbesitzer  dar- 
unter befinden. 

Der  Centralverein  in  Berlin  hat  die  betreffende  Gewierbstabelle  in 
No.  24  —  Brster  Band  —  der  «Nachrichten  aus  dem  Gebiete  derStaiats-* 
und  Volks wirthschaft*^  veröffentlicht  Hier  möge  blos  bemerkt  werden,  dass^ 
sich  meldeten: 

in  Frankf.  a.  M.  in  Berlin 

Land  und  Arbeitsleute    912  »  70pGt    2515  »  41  pGt 
Andere 424  «  30    „      3575  «  59    „ 

wobei  jedoch  in  Frankfurt  die  716  Frauen  und  Kinder  nicht  in  Betracht 
gezogen  sind. 


498  Deutsche  Answanderung. 

f 
Die  Herkunft  der  Auswanderer  wird  in  dem  Berichte  des  HamlMifger, 
des  Frankfurter  und  des  Berliner  Vereins  angegeben.  Dieselben  Personen 
erscheinen  natttriich  in  den  binnenländischen  mireaus  und  in  denjenigen 
der  Seehäfen.  Erstere  werden  daher  Kar  nicht,  letztere  nur  dann  zur  ?oil- 
ständigen  Ermittelung  der  Herkunft  führen,  wenn  die  Aufnahme  der  Natio- 
nalität in  allen  Häfen  stattfindet.  Es  wäre  daher  zu  wünschen,  dass  das 
BeisDiel  der  genannten  Vereine  auch  in  Bremen,  in  Holland,  Frankreich 
etc.  Nachahmung  fände. 

Als  Palliativ  gegen  die  Auswanderung  ist  die  Colonisation  im  Inlande 
von  dem  Berliner  Central- Verein  mit  Lebhaftigkeit  angerefft  worden.  Sicherer 
wäre  es  freilich  die  Uebelstände  zu  heben,  welche  im  Allgemeinen  zur  Aus- 
wanderung veranlassen,  was  vollkommen  in  der  Macht  der  Regierungen 
liegt,  inzwischen  mag  es  aber  als  ein  dankenswerther  Versuch  bezeichnet 
werden,  denjenigen  Theil  der  Auswanderung,  welcher  durch  die  Ungunst  neuer 
lokaler  Verhältnisse  veranlasst  wird,  zurückzuhalten.  Merkwürdigerweise  sind 
jedoch  die  auf  mehrere  hundert  Schreiben  des  Gentral-Vereins  an  denselben 
eingelaufenen  Antworten  der  Behörden  mit  sehr  wenig  Ausnahmen  von  der 
Versicherung  begleitet,  dass  in  ihren  Bezirken  Mangel  an  Arbeit  und 
nicht  ah  Arbeitern  sei. 

Mangel  an  Arbeit  und  Proletariat,  d.  h.  Mangel  an  Lebensgenüssen, 
welche  durch  Arbeit  geschafft  werden  können,  ist  diess  nicht  ein  Wider- 
spruch, welcher  unsere  Ansicht  bestätigt,  dass  die  gesetzliche  Verhinderung 
der  Arbeit  die  Haupt-Ursache  der  in  Deutschland  bestehenden  Noth  ist? 

Ausser  jenem  Grunde,  welcher  die  meisten  Localbehörden  abhält,  den 
Zuzug  von  Ansiedlern  zu  begünstigen,  liegt  für  die  innere  Colonisation 
erstens  der  Mangel  an  Freizügigkeit  und  zweitens  die  Unmöglichkeit  vor, 
sich  in  Deutschland  einen  genügenden  Grund  und  Boden  mit  den  Mitteln 
zu  erwerben,  welche  zur  Auswanderung  und  zum  Ankaufe  jenseits  des  Oceans 
hinreichen.  Die  Gemeinden  in  Preussen  fangen  an,  durch  sogenannte  Ein- 
zugsgelder Schutzzoll  gej;en  die  Arbeitskraft  zu  erheben,  die  preussische 
Gewerbe-Gesetzgebung  giebt  gänzlich  vorurtheilsvollen  und  urtheilsunfähi- 

fen  Gewerbtreibenden  das  Mittel  in  die  Hand,  Niederlassungen  zu  ver- 
indem,  der  hohe  Stand  des  Bodenpreises  der  mit  der  Dichtigkeit  der  Be- 
völkerung steifft,  ist  nicht  zu  heben.  Die  grossen  Grundbesitzer  in  Preussen, 
welche  zum  Tneil  an  Arbeitskräfte  Mangel  leiden,  wünschen  genau  wie  die 
in  Brasilien,  die  Hülfe  nicht  in  Gestalt  von  kleinen  Grundbesitzern^  son- 
dern in  der  von  Taglöhnern. 

Dies  Alles  sind  Hindemisse,  welche  den  Bemühungen  des  Berliner 
Centralvereines  entgegentreten. 

Auf  europäischem  Boden  würde  vielleicht  als  Ziel  der  Auswanderung 
Unffarn  am  besten  die  überseeischen  Länder  ersetzen  können.  Seine  wenig 
diente  Bevölkerung,  sein  wohlfeiler  Boden ,  seine  Fruchtbarkeit,  die  Aus- 
dehnung der  deutschen  Sprache  daselbst,  die  Anwesenheit  vieler  Deutschen,. 
die  neuerdings  organisirte  Rechtspflege  scheinen  wichtige  Gründe  dafür, 
die  Colonisation  dorthin  zu  lenken;  der  Eifer,  mit  welchem  die  österrei- 
chische Regierung  die  bisher  dort  seltenen  Communicationsmittel  vermehrt, 
versprechen  dem  Erwerb  von  Boden  in  Ungarn  einen  Gewinn  schon  durch 
diese  äussere  Erhöhung  seines  Werthes. 

In  früheren  Zeiten  wurden  aber  Colonisationsversuche  in  Ungarn  leicht- 
sinnigerweise gerade  in  den  Gegenden  vorgenommen,  deren  Klima  dem 
Nichteingeborenen  verderblich  ist,  in  neuerer  Zeit*  hat  die  österreichische 
Regierung  nichts  gethan,  die  Einwanderung  aufzumuntern  und  Privatunter- 


Deutsche  Aoswanderang.  499 

nebmaogen,  welche  die  Colonisation  beabsichtigen,  sind  von  keinen  ver- 
traaenswerthen  Händen  unternommen  worden,  eine  derselben  bat  bereits 
damit  geendet,  dass  die  enttäuschten  und  beraubten  Colonisten  bettelnd  ihre 
Heimatn  wieder  aufsuchten. 

So  scheint  denn  kein  Grund  vorhanden,  an  die  Fortdauer  der  gegen- 
wärtigen Völkerwanderung  und  ihrer  Richtung  Ober  See  zu  zweifeln. 

Es  ist  vielmehr  anzunehmen,  dass  die  neuesten  Erfindun(;en  im  Schiff- 
bau und  die  wachsende  Ausdehnung  der  SchiflTahrtsfreiheit  die  Reisen 
wohlfeiler  und  schneller  machen,  da^s  die  Erfahrung  die  Regierungen 
aller  überseeischen  Länder  zur  Erleichterung  der  Einwanderung  bestimmen 
werde,  und  dass  auf  diese  Weise  d^s  Ventil  eine  Erweiterung  findet,  durch 
welche  der  Schmerz,  welchen  falsche  wirthschaftliche  Systeme  in  Europa 
hervorrufen,  seine  Kinder  eniOiehen  lässt! 


Verzeichniss 

der  «•Mercielki  Tertrige  nd  Eedipr«cItUi-lrklinuigei 

^us  dem  Jahre  1852. 


ProasieiL 

Preassen  und  Belgien.  Post-Vertrag  Tom  17.  Januar  1852. 


Preussen  und  Spanien.    Post- Vertrag  vom  19.  Januar  1852. 

Preussen  und  Grosshritannien.  Laut  Ministerial-Erlass  vom  19.  Dec 
1852,.  hat  zwischen  beiden  Ländern  eine  Verständigung  wegen  gegen- 
seitigier  Auslieferung  desertirter  Seeleute  stattgefunden. 


Preussen  mit  Sachsen  und  Thüringen.  Vertrag  vom  4.  April  i853  über 
gleiche  Besteuerung  innerer  Erzeugnisse. 

Desgleichen,  betreffend  die  Theilung  der  Aus-  und  Durchgangsabgaben 
und  Theilung  der  Branntweinsteuer-Erträgnisse. 

Sachsen,  Thüringen,  Hannover,  Kurhessen,  Braunschweig,  Oldenburg 
desffl.  wegen  Gleichbesteuerung  von  Wein  und  Taback  und  Gemeinschaft- 
lichKeit  der  Uebergangsabgaben. 

Preussen  mit  Sachsen,  Thürinsen  und  ßraunschweig.  Protok.  v.  4.  April 
1853  wegen  Gemeinschaftlichkeit  aer  Biersteuer  oder  Uebergangsabgabe« 

Preussen  und  Braunschweig.  Desgl.  wegen  Gleichbesteuerung  inlän- 
discher Erzeugnisse. 

Preussen  und  die  anderen  Staaten  des  Thüringischen  Zoll-  und  Handels- 
Vereines.    Vertrag  vom  4.  April  1853  über  die  Fortdauer  des  Vereines. 


Handelsverträge.  5QS 

ZaÜTtrilD. 

Zollyerein  und  Oesterreich.    Zoll-  und  Handels-Yertrag  fom  19.  Febr. 
18d3  (s.  S.  307  dieses  Buches). 

Dieselben.    Vertrag  über  Steuer-Fortdauer  zwischen  allen  Betheiligten 
Staaten  Tom  4.  April  1853  (s.  S.  300  dieses  Buches). 

Zollverein  und  Belgien.    Additional-Gonvention  zum  Vertrag  von  1849 
und  18.  Februar  1852. 


Gestenreiche 

Oesterreich  und  Russland.  Vereinbarung  vom  3.  Oct.  (21.  Sept.)  1851, 
ratificirt  am  2.  (14.)  Januar  1852,  betrifit  die  Unterdrückung  des  Schleich- 
handels zwischen  dem  Königreich  Polen  und  dem  Kaiserreich  Oesterreich. 


Oesterreich  und  Bayern.  Verträge  vom  2.  Dec.  1851  zu  Wien,  wegen 
der  SchiffTahrt  auf  der  Donau  und  ihren  Nebenflüssen,  we^en  Regulirung 
der  Hoheits -Grenze  an  der  Dpnau,  wegen  polizeilicher  und  ZoUaufsichts- 
massregeln  an  den  Grenzflüssen. 

Oesterreich,  Modena  und  Parma.  ZoU-Einigungs- Vertrag  vom  9.  Aug. 
1858^  ratifickt  den  13.  Sept  1852. 

Friakreieh. 

Frankreich  und  Niederlande.  Declariation  zu  Art  2  des  Vertrages  vom 
25.  Juli  1840  d.  d.  27.  April  1852,  ratificirt  den  30.  April  1852,  bestimmt 
gegenseitige  Gleichstellung  bezüglich  der  Lootsen-Abgaben. 

Frankreich  und  Belgien.  Provisorische  Handels -Uebereinkunft*  am 
9.  Dec.  1852  zu  Brüssel  abgeschlossen  und  die  Ratificationen  am  31.  Dec. 
1852  ausgetauscht. 

Frankreich  und  Toscana.  Handels-  und  SchifiTahHs  -  Vertrag  vom 
15.  Februar  1853. 

Hie<lerUnde. 

Niederlande  und  Frankreich  (s.  Frankreich). 

Niederlande  und  Vereinigte  Staaten  von  Nord-Amerika.  Uebereinkunft 
vom  26.  August  1852,  bezüglich  Gleichstellung  der  beiderseitigen  Flaggen 
auch  bei  indipecter  Fahrt. 

Niederlande  und  Belgien.  Vertrag  vom  20.  Sept  1851  und  Verstand niss 
über  Art.  13,  veröffentlicht  im  Staats-Gourant  vom  31.  Aug.  1852. 

Belgien. 

Belgien  und  Frankreich  (s.  Frankreich). 


BeiKien  und  Peru.    Handels-  und  Schifffahrtsvertrag  vom  16.  Mai  1850 
zu  London  abgeschlossen,  Ratificationen  am  16.  Mai  18m)  ausgewechselt 


gOl  Haadelsverträge. 

Belgien  und  Bolivia.    besgL  vom  St*  Oct.  1850. 

/  •—— . — 

Belgien  und  Nicaragua.    Desgl.  v.  27.  März  1810. 


Belgien  und  Grossbritannien.  Handels-  und  SchiATahrts-Vertrag  Yom 
27.  Oct.  1851  und  Protokoll  dazu  vom  5.  Febr.  1852.  Die  Ratification  wurde 
am  7.  April  1852  ausgewechselt. 

I  _  _  _  

Grossbritaniden. 

Grossbritannien  und  Preussen  (s.  Preossen). 


Grossbritannien  und  Peru.    Freundschafts-,  Handel-  und  Schifffabrts- 
vertrag vom  10.  April  1850.  Auswechslung  der  Ratificationen  d.  15.  Oct.  1852. 


Grossbritannien  und  Hawaii  (Sandwich- fnseln).     Desgl.   vom   10.  Juli 
1851.    Auswechslung  der  Ratificationen  d.  6.  Mai  1852. 


Russland. 
Russland  und  Oesterreich  (s.  Oesterreich). 


Russland  und  Portugal.  Handels-  und  SchifflTahrts- Vertrag  v.  28,Febr  J8dl. 

SardiiteB. 

Sardimen  mit  Schweden  und  Norwegen.  Handels-*-  und  Schifflkhrts- 
vertrag  vom  25.  Jiouar  1858,  ratificirt  am  13.  März  1852  zu  Stockholm,  am 
30.  März  zu  Turin. 


lehweden  und  Horwegen. 
Schweden  und  Norwegen  mit  Sardinien  (s.  Sardinien). 

Dieselben  mit  Lübeck.    Handels-  und  Schiff fahrtsvertrag  vom  14.  März 
iS52,  Auswechslung  der  Ratificationen  am  16.  Febr.  1853. 

Yereinlgte  SUat«B  von  Hord-imerika. 

Vereinigten  Staaten  und  Guatemala.    Friedens-,  Freundschafts-;  Han- 
dels- und  SchiffTahrtsvertrag  vom  3.  März  1849,  ratificirt  am  13.  Mai  1852. 

Brasilien. 
Brasilien  und  Canguay.  Handels-  und  Schifffahrtsvertrag  v.  12.  Oct.  185L 


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VolkswirthschafUiche  Lileraliir. 


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IILäeftV  Hannover.  ""  '      "•^'-    ^ 

Von  keinem  defOtechen  Staate  liesitzeti  wir  über  die  Amrstatistik  ähnlich 
YöIIstündige  Arbeiten  wie  diejenigen,  welche  das  stlitistiftm'lNreia  i4  Han-^ 
nover  yeröffentlicht  hat.  Wir  habeii  in  uns^m  lahrbuch  für  1852l>ereits  auf  dik 
ersten  beiden  Hefte  hinji^ewieseii^  da^  dritte  Hell« 'Welches  so  eben  die  PreM 
verlassen  hat,  behandelt  dieGemeinbeitsthisilungeii'und  Verkoppelunges  ekfc 
Dieselben  gewannen  in  Hannover  erst  zn  A^lrg-  dieles  Jahrhuiiderts  gröisere 
Ausdehnung  und  Entwicklung,  besonders  seit  Einrichtung  des«Landes-Oeko^ 
nomie-Gollegiums  im  Jahre  1802.  Die  Wirksamkeit  desmM»''er«tretekteiii^k 
zunädhst  nur  auf  das  Fürslenthum  Lüneburg,' bis  es  im  Jahre  1816  auch 
auf  andere  Proriozcn  ausgedehnt,  1833  aber  d»s  OaUegium/buCiehoben  und 
seine  (»eschäflsf&hrung  auf  die  Landdrosteien  übertragen  wiirm^  welche  in 
Stade,.  Osnabrück  und  Auricb  schon  seit  1822,  wie  das  Landes -Oekonomie- 
tollegium  für  die  bbrigen  Provinzen  die  zuständU^  Bcthbrden  'j^i^t^ese^ 
waren.  In  dem  vorliegenden  Buche  (hiden  sich  die  tabellarischen  lieber- 
sichten,  welche  sich  aus  den  zu  verschiedenen  jl^eiten  voii  dem  Landes-^ 
Oekonomie-Collegiom  und  Von  den  Landdrostefen  erstattetet  Berichte  er-^ 
geben.  Die  Gemeinheiten  hatten  sich  in  der  Resel  unter  mehreren  Ge- 
meinden, Gütern,  Domanial-  und  klösterlichen  Haushaltungen  gegründet 
und  worden  gemeinschaftlich  zur  Hütung  etc.  benutzt.  Es  waren  daher 
zweierlei  Arbeiten  nothwendig,  die  eine,  welche  als  Geüeraltheiluug  äuf- 

feführtwird,  bestand  in  der  Tncilung  der  Grundstücke  unter  den  verstihie- 
enen  Gemeinden  und  Corporationen,  die  anderi^,  welche  als  Specialtheiluhg 
bezeichnet  wird,  in  der  Theilung  der  den  Rörperschafleh  dtircn  die  General-: 
theilung^  zuftcfaJJenen  Grundstücke.  Anfangs  ist  die  Kultur  def  auf  dies^ 
Weise  ih  Privatbesitz  gelangten  Flächen  sehr  langsilmvol^  sidi  ^egang^ 
Die  feindliche  Occupation,  Kriegsjahre,  Gapitalsmangel ,  ungünstige  Cou- 
junkturen,  die  Dienste ,  welche  den  Bauern  drückten  «aid  auch'  d«Ma  Ab- 
neigung ^egen  Neuerungen  werden  als  Hindernisse  erwähnt,,  welcbe  sicfe 
zum  Thefl  erst  allmälig  gehoben.  Die  BerichU  des  Lajsdes-^Oekooemien 
Gollegiums  widerlegten  den  Einwurf,  dass  die  Pferde-  und  Scbaafaucht 
durch  die  Specialtheilungen  beeintrld)tigt  worden  ^ei»  die  bessere,  Futtert 
erzeuguiig  war  diesen  viebnebr  forderlicb.  Gleiche  Erfolge  wareii'  von  4et 
Theilung  der  Forsten  gem^eldeL^-  .    u   •  -     .  .nii  ..  :  .      < 

32 


506  Volkiwirtbicbiniichfl  Literatur. 

Adi  d«n  Jahren  geltt  berror,  dut  die  auiiiflfUhrten 

CI«»nIlli*ItaiiR«i  SpaciiLlttanimf«« 

bit  Ende  1831  ...    .     7IM8T  Morgen     344445  Morgen 
von  I83S  bb  Ende  1B!^    1076T42       ,  1703004       , 

betmaen  oDd  ■nhaDgig  waren. 

Anfang  1955      .    .    .    .      480371        ,  133ÖÖ08       , 

Dem  BocEe  ist  ein  Bericht  Aber  die  Zahl  der  Geborenen  etc.  des  KSnig- 
reicbt  Hannorer  in  den  Jahren  184(t~1652beiKefl]gt  Die  Addiüon  ergiebt: 
1648  1849  1850  1851  185S 

Seboren      64084        60579       60075        60153        58165 
aron  todt 2208         2454         25«Ö         2536         2351 

bleiben  [.ebendgeborene     .    .    52776        58125        58110        57616        56414 
Gettorbene     .^  .    .   -■  .  .    .r4386(h      38Ö11  .,  38504      ,^7L51       41967 

Von  den  LebendKeborenen  waren 

ehelidi.    .    .    .'   .    24540  26558  2A442  26387  25987 

unehelich  ....      2780  3384  3332  3267  3110 

.^Mf^  ]  ehelich 22818  24948  25105  2481S  24400 

weiblicb     unehelich   ....      2578  3235  3231  3137  291J 

Getränt  wurden  Paare    14283  15251  15414  15091  14670 

I.Juli  1848  _';^;'3f toU:!)/' tob" 

1) 'iH'toDddMHMrtL'^  HaoMV^  '"**!^}'l*' 

tt  ■.>!..  ...<«'    -I  :■:  :  aildmlinin  ..  5157.1. 

■,.'l-.ii.  ■->..-. -...  ■■  LtMWrg.  .   41MI3 

,m:, ,•■•■■.  f..  ■/;■  .SM»Mi  H.  -  ■iml  .  ,  ...  .^  ,„__„.,.. 
,..,.1^^:,.;,.  '„lu..  OwitoitRk  H-4MI3,,. 25^862  ..  ^^,  .S 
!rf). .,!.„.  k..;  .:■,.  AuiiJh  .  .28677!  1743»,.  '°''''  ' 
;iii  ,dff  BwghauptmaBMchaft       ."  ■,  ■  ,,   ,,,^,  ,    ;    ■<-n 

,.     I-    ...    i  i"   -       .iCUnathal     »4T        34874         3i92      .W». 

i '  iii«K««igraM' BannMer  865940      11590X7      9i27W    '  IM»2&> 

^  ahb  «tatTVeraehruaK 'fön  *8a«  '  00126  ^JUII  O^pOt- 
Lern  joben.  erwät^nl^n  Uebersc)ius»  der  Gebieten  \b^ 
100  von  1852  "/,.  ao  würde  äin  ZuDWine  der  ße^- 
184S  bii  «.December  1852  7737^,  al»  I,flö3  liiel^ 
ZäUuns  herausstellt.  Ueberdiess  wird  angeuommett, 
W84ff  177371t  Seelen  ergj*.  also  t)is  iSWeii^e 
!rfnin,d«ruog  stattgefunden  baf)eQ.mQ^sle>  die  ^JljAlung 
Wialigen  Wirren  ungenau,  ihre  Seelenzahl  in  garing 
'SluDg  wUrde. 'b|so  wabrsclieinlict^  (üe.Vef^äl'uPV 
vnd  dfe  Abweicbung  von  der  natl|rli^en  fie- 


dMuDg  wUrt^. 'b|so  wabrsclieinlict^  (ücVef^t 

K  vnd  dfe  Abweicbung  von  der  natl|rli^( 

iocb,gfÖsaer  eracheineh  lassen.  Für  diese  Ao.ivcichüjng 
iri^e  ^ex  Auswanderung  eine  Erklärung. 

i.^,.M'>'^ft''ftr»!Spe,»,«!ii,iff^hr,l.,,  Verlag' von  p.  B.'?o|)&  ip 

.'  DieM'kleine'BKbaiithalt  »ine  aargfilltige,  histoviicfae and  statisüaeha 
torshdlilng  ikrftrtilin'ahrt  iHdanbrers.  nftti  B«einiüHiiscfaer  Energie  werden 
dellhM«  PAmri  'NMfaentlicb  itta  Hivalkät  rwisäien  Bamburg  und'  Harburg 
Atrtn'ilHbAimllf  und ^mabcb^  Aniicbt  )te1ieiid  gentaebt,  weleh»  *om  an^ 
pMlcJfccbni' Aandpunkt  vieHeicUt  ni^t  getheilt  werden  kann.  Wir  erw 
MranaMcp 'Anderieai  4traiiti,  data  iDk«n  int'in/Juibrhttndert  fltrborga 
Schiffahrt  efaie  grosse  Bedeutung  hatte.    S»  lUfea'damais  'Nn^HaüMi  än<i' 


H 


.  yjo^ksurirtartkiftlicIi&EHevfttUic/  6017 

16011     87  hoirändiseke  and  U  andere  SdiMfe.  v* 

16651   834  ,  »      S       «       .   , 

1666    286  ^  »     15       «  «  ■ 

Unter  de«  teraehiedenen  Mitteln  der  Schiff£ahrt  und  dem  Handel  wsd*- 
«obelfen,  wird  aneh  das  Forgesfihlage»,  der  in  Hanaoyer  bestehenden 
Landei^Greditkasse  auch  die  Gesokafte  ekier  DIscontdbank  au  fibertragen.  = 

inonni,  Der  Landbau  in  Preuss-en  and  was  ihm  fehlt.    Beriifl. 
Idö3,  bei  Schneider  &  Ca. 

'       Mit  detti  Motto :  ' 

€hr«lft  nur  hinein  tn's  toU«  Meniehenle'bmi  1    ' 
i&n  Jefl«r  le|»i'«/  nieht  VMtn  tofs  bekannt. 

Aancht  hier  ein  Meister  seine  Feder  in  die  Fluth  der  Leiden  und  Mi&ngel 
der  gesellschaftlichen  Einrichtungen,  welche  a]if  dezo^Landban  labten  I  tm 
ökonomische  Frage  ist  die  Yorherrschende  in  diesem  Buche,  und  wenn  man 
über  manche  Schlüsse  mit  dem  Verfasser  nicht  einverstanden  sein  mag, 
,aiusi;  m^n  doch  ein^n  Reichthum  an  Wahfl^eiten  und  an  Gei^t,  sie  hinza- 
^tellen,  äneilcentieti,  welcher  d^s  Kritikers  Aassprach  nNational-Oek^onpfme 
sei  langweilig^  gründlich  widerlegt. 

,.<  »Der  Maigen  regiert  die  Welt,^  mit  dieser  Thatsache  tiiit  er  ^wissen 
Erfindungen  auf  politischem  oder  auf  handelspolitisdkeki  Ciebietei  siegreich 
entgegen;  von  der  Bagatell -Frage  über  Majorilat  und  Autorität  bis  ftu  der 
praktischen,  ob  Schutzzoll  oder  Freihandel,  wird  hier  nicht  durch  die  Theorie, 
sondern  durch  Darlegong  der  Verhältnisse  entschieden,  * 

JMH4^9r,  SlecDr*    Dr»  der  Rechte,  k.  k.  osterr.  Ministerial-biatb«  Die  V'olks- 
wirthscnaft,  Verlag  von  J.  B.  Wallishauser,  Wien. 

"'•  ber  Herr  Verfasser,  als  Statistiker  längst  iti  weiten  Kreisen  vortheilh^^ 
'bekannt,  hat  die  schwierige  Aufgabe  unternommen,  die  ganze  grosse  Wissen- 
Sf^haft  der  Volkswirthsehaft  darzustellen  und  ein  eiffen  System  aofzustelleh. 
Seine  Einleitung  beginnt:  «Das  Ziel  der  höchsten  Volksentwicklung  erkennt 
die  Volkswirthsenaft  in  der  harmonischen  Verbindung*und  Verscbriiefzcrng  alli^, 
dem  Boden  eines  Staates^  den  natürlichen  Anlagen  und  Fähigkeiten  seiner  Ber 
«rBlkernn^  eigenthfimlichen  Gegensätze,*^  und  in  diesem  Sinne  baut  der  Vet^ 
fasser  sem  System  auf,  indem  er  überall  die  staatliche  Gesetz-Fabrik  zu  Hilfe 
mfi,  die  gewünschte  „harmonische  Verbindung  und  Verschmelzung'*  soge- 
nannter Gegensätze  zu  bewerkstelligen.  Das  Ziel  der  höchsten  Volksent- 
wicklnng  ist  aber  kein  anderes  als  das  grösstmögliche  Wohlbe6nden,  das 

feistige  und  materielle  Wohl  des  Volkes.  Die  Volkswirthsehaft  kann  auch 
ein  anderes  Ziel  erkennen,  die  Versöhnung  von  Gegensätzen  kann  nur  als 
ein  Mittel  zu  dem  Ziele  bezeichnet  werden  —  wenn  solche  Gegensätze  über- 
haupt bestehen.  In  der  That  aber  fehlen  diese  Gegensätze  von  Natur  aus, 
ea  ist  Alles  harmonisch  geschaffen  und  nur,  die  Irrthümer  der  Menschen 
haben  die  Disharmonie  in  die  Schöpfung  getragen.  /, 

In  dieser  Grundanschauung  von  dem  Verfasser  abweichend*  sind  wir 
natürlich  auch  in  den  Folgerungen  nicht  einig  mit  ihm«  Vjdem  vortreft 
liehen  ungeachtet,  welches  nie  und  da  auch  in  diesem  Buche  seiner  Feder 
entschlüpft,  gleichsam,  als  sträube  sie  sich^  eine  bessere  Ueberzeugung  dem 
Zwange  zu  opfern,  welche  die  erste  irrige  Voraussetzung  den  Ai^umenteil 
des  Verfassers  auferlege.  * 

Wir  finden  in  dem  Buche  die  Handelsfreiheit  als  gut  und  das  .Schutz 
«vstem  als  nützlich,  die  Gewerbefreiheit  als  eine  Wohltnat  und  zur  Lösung 
aer  volkswirthschaftlichen  Frage,  die  staatliche  Organisation  der  Gewerbe 
stets  die  Freiheit  und  dann  eine  Bedingung  dazu  anempfohlen.  Freiheit 
und  Beschränkung  =^  gezwungepe  Freiwilligel! 

32» 


fi08  V^ilfeftwirtftsckaftHilie  Lit^r^atnr. 

Der  Verfasser  geht  soweit,  List  la  citiren,  der  unter  andern  unglück- 
lichen  Sätzen  auch  den  niedergeschrieben ,. es  sei  falsch,  dass  das  IndiW- 
diuro  um  so  besser  im  Stande  sei  su  produciren  und  zu  erwerben,  je  we- 
nigei^  es  der  Einwiricung  der  Gesellschaft  ausgvsetzt  sei,  ndean  es  milssten 
jonst  die  Völker  in  den  Steppen  von  Asien  und  Afrika  dieproductivsten 
und  reichsten  der  Erde  sein,  weil  dort  jedes  individoum  sich  seihst  Über- 
lassen, nirgends  der  Einwirkung  eines  Vereines  oder  der  Staatsgewalt  aus- 
gesetzt ist/'  Den  Werth  der  Phrase  hätte  Herr  Becker  ermitteln  können, 
wenn  er  sich  gefragt  hätte,  ob  jene  Völker  besser  produciren  snd  mehr 
erwerben  würden,  wenn  seine  Gewerbegesetzgebung  bei  ihnen  eingeführt 
würde? 

Dass  der  verehrte  Verfasser  solche  einfache  Kritik  nicht  öfters  ange- 
wandt, ist  ein  Fehler  den  wir  beklagen  müssen,  bei  aller  Geneigtheit  oen 
Versuch,  Volks wirthschaftliche  Anschauungen  zu  verbreiten,  dankbar  -anzu- 
erkennen. 

Belgien,  Gommissioncentrale.  Diese  Muster-Anstalt  für  Statistik  hat  seit 
ihrer  neuen  Orgataisation  im  Jahre  1841  folgende  Werke  veröffentlicht: 

'         1.  Bevölkerung,  10 jähriger  Ueberblick  von  1830—40  uiid  ihre  Bewegung 
im  Jahre  \SiO; 
II.  desgl.  von  1841—50; 

III.  Gensus  vom  15.  Octbr.  1846  Bevölkerung; 

IV.  „         „  „  „     Landwirthschaft; 
V.       „         „           „           „     Industrie; 

VI.  Darstellung  der  Lage  des  Königreichs  in  der  10jährigen  Pericfde 
von  1841—50; 
mid  ferner  vier  Bände  Bulletins  de^r  Comnaission  centrale,  enthaltend  die 
Denkschriften  und  Mittheilungen  der  Mitglieder,  Protokolle  von  215  Sitzungen 
und  bibliographische  Notizen  über  die  nationale  und  fremde  Statistik, 

Ausserdem  sind  durch  das  Finanz -Ministerium  alljährlich  ausführliche 
Berichte  über  Handel  und  Schifffahrt  Belgiens  veröffentlicht  worden. 

B^f^i]l8^  Carl  Julius,  königl.  {»reuss.  Regierun^s-Rath.  Von  diesem  Verfasser 
.  sind  m  gewohnter  ausgezeichneter  Bearbeitung  folgende  Uebersetzungen 
veröffentlicht  worden:  Geschichte  Englands  während  des  30jährigen 
Friedens  von  1816—46,  von  Harriet  Martineau.  I.  und  II.  Theil,  Verlag 
von  Franz  Dunker  in  Berlin.  Friedrich  Bastiasts  Schriften:  1.  V^as 
man  sieht  und  was  man  nicht  sieht.  2.  Frieden  und  Freiheit  oder  das 
Budget.  3.  Der  Kriee  gegen  die  Lehrstühle  der  politischen  Oekonomie. 
.Verlag  von  Heinrich  Hiibner  in  Leipzig. 

Ferner  hat  der  Herr  Verfasser  im  September  1853  herausgegeben: 
Die  Grundsteuer  und  die  Mahl-  und  Schlachtsteuer,  bei  W. 
G.  Korn  in  Breslau. 
Was  die  Grundsteuer  anbetrifft,  so  Iheilt  der  Verfasser  mit  den  hervor- 
ragendsten Oekonomen  die  Ansicht,  dass  sie  weder  eine  sichere  noch  eine 
Eweckmässige  Steuer  ist;  dass  sie  durch  Reformen  in  dem  Steuer- System, 
durch  PinanzzÖlle  an  Stelle  der  Schutzzölle  etc.  reichlich  ersetzt  werden 
keene.    Er  missbilligt   das  Provisorium,  welchem  die  Grundsteuer-Frage 
durch  die  Resultate  der  Kammer -Verhandlungen   abermals  verfallen   ist. 
Er  kommt  nach  einer  Kritik  der  mannichfachen  Ansichten  über  die  Grund- 
steuer und  Grundsteuer-Befreiung  zu  dem  Schlüsse,  dass  es  dem  Interesse 
des  Staates  und  der  Einzelnen  ungleich  mehr  entsprechen  würde ,   anstatt 
einer  Aufhebung  der  Grundsteuer-Freiheit  und  anstatt  einer  Entschädigung 
dafüT;  die  Ablösharkeit  der  Grundsteuer  Überhaupt  zu  verfügen.    * 


¥'0lk»wiribftikaftH^^e  Ltiit«riitttii  Wg 

Wie  die  erste  Abhandlung,  ist  auch  die  'OberMaU*  andlMblaöbMeaer 
eine  Kritik  der  zu  Terschiedenen. Zeilen  von. verschiedenen  Aolentäton  aus* 

gesprochenen  Ansichten,  begleitet  mit  zahlreichen  interessanten' statistischen 
lelegen.  . 

Der  Herr  Verfasser  entscheidet  sich  gecen  die  kostspielige  Mahl-«  uqd' 
Schlachtsteuer»  you  welcher  die  Denkschritt  des  Preussischen  ProTiDztal^ 
Landtages  an  Se.  Maj.  den  König  sagt,  dass  „die  un^letchnrässige  Ver« 
theilung,"  also  die  Ungerechtigkeit,  „unzertrennlich  Ton  ihr  seiv^  er  weisat 
namentlich  auf  die  Foisen  hin,  welche  die  Vertheuerung  der  nothwendigen 
Nahrungsmittel  auf  die  Sittlichkeit  des  Volkes  hat,  und  entwickelt  die  Gründe, 
welche  für  einen  Preussischen  Anti-Mahl-  und  Schlachtsteuer -Verein  nicht 
wenigier  Stoff  bieten,  als  die  Englische  Anti  corn-law-league  hatte.  Nament« 
lieh  schlagend  scheinen  uns  die  Nachweise,  welche  durch  einzelne  Local- 
Statiistik,  z.B.  von  Breslau,  bezüglich  der  Thatsache  «»geben  werden,  dass 
die  Einnahmen  von  Mahl-  und  Schlachtsteuer  zum  Theil  illusorisdi  sind^ 
da  sie  die  ärmeren  Klassen  ausser  Stand  setzen ,  Schulgelder  u.  s.  w.  zu 
bezahlen. 

Welchen  Einfluss   der  Preis  der  Nahrungsmittel .  auf  die  Armea  übtr 
beweist  z.  B.  die  Statistik  Breslaus,  wo  die  Zuschüsse  der  Stadt  zur  Haupt- 
Armenkasse  per  Kopf  der  Bevölkerung  betrugen: 

1843  1844  1845  1846  1847  1846 

0,23  0,22  0,16  0,20  0,42  0;d7  Tfalr.      >. 

1849  1850  18Ö1 

0,34  0,29  0,31  Thlr. 

Höchst  intieressant  ist  auch  der  Hinweis  auf  das  Verhältniss  des  Ge- 
treidepreises zur  Zahl  der  Verbrechen.    So  wat  in  Frankreich 

A.  der  Weizenpreis  und  B.  die  Zahl  der  Vergehen  gegen  das  Eigenthnm 

1844  19  Fr.  75  C.  3396 

1846  24  „  ö  ,,  3581 

1847  29   „  1   „  4235 

1848  16  „  65  „  3020 

1849  14   „  15  „  2895 

In  England  warA.  der  Weizenpreis  und  B.  die  Zahl  der  Verhaftungen- 

1841  64  s'    4  d  27760  1846  54  s  9  d  25107 

1842  57  „     3  „  31309  1847  69  ^,  9  „  28833 

1843  50  „     1  ,,  29591  1848  56  ,,  6  „  30349 

1844  51  „     3  „  26542  1849  44  „  2  „  27816 

1845  50  ,.   10  „  24303  1850  50  „  3  „  26813 

wobei  berücksichtigt  werden  muss,  dass  im  Jahre  1847  eine  umfassende 
Mildthätigkeit  Tausenden  die  Nahrungssorge  abnahm,  und  dass  in  den* 
letzten  Jahren  die  Verbesserung  der  Polizei  weniger  Verbrechen  ent- 
schlüpfen Jiess. 

Bodemer,  Dr.  Heinrich.  Die  Wirkungen  der  Creditpapiere  in  Be- 
zug auf  die  Vermehrung  der  Banken  in  Deutschland.  Vertag 
von  Heinrich  Hübner  in  Leipzig.  =' 

Der  Verfasser  geht  von  der  Ansicht  aus,  dass  nicht  der  Gebrauch,  sqn*, 
dern  der  Missbrauch  des  Papiergeldes  verderblich  sei.    Von  diesem  Stand-, 
punkte  aus  bemüht  er  sich  nachzuweisen,   welchen  Nutzen  der  Gebrauch; 
des  Papiergeldes  und  die  Notenausgabe  der  Banken,    welchen  Na<;htheU 
der  Missbrauch  haben  könne.    Die  Schrift  beweiset  ohne  Zweifel  die.  Be- 
lesenheit und  die  Kenntniss  des  Herrn  Verfassers^  wir  vermissen  aber  den  Ab** 


SI0  ¥9lkfwl«llHifcli4iflH^li«r;L1tvr«IUiW 

■Bhi<iJHd#t»^g6%aroHfcfen  'midiym'  miw n  die  Wis96iisblialfe»'fogeh  tHüeliie 
SäUe  Terwafareli,  irie^b  1.  der,  desa  veno  der  Privatbancfaier,  weinyaacfc» 
der  nütiliche  Reguklori  der  ällgeaieinen  Wechselordiiuiig,  doob  sdne  Se^ 
sch'äftigung  eine  unproductive  sei,  weil  der  Gewinn,  den  er  aus  solchen 
OperatMo^n  aeU,  keine  heaen  Werihe  enengti  sondern  Ton  den  schon 
▼mamdenen  Werthen  weggenommen  wird.  Wir  können  nicht  cii||[eben,' 
dtss  in  der  Wirklichkeit  der  Banquier  einen  Gewinn  mache,  ohne  Dienstei 
adn  leisten,  tind  dass  diese  Dienste  unproductiy  sind.  Selbst  bei  denjenigen 
G«schäAen^  welche  am  wenigsten  unmittelbar  deir  Industrie  dienen,  i.  B.  bdm 
$iaatspapier-*Kauf  und  Vencaof  sind  productive  Dienste  yorhmden,  wenn' 
der  Banquier  auch  weiter  nichts  a>s  seinen  Vortheil  dabei  im  Auj^e  hat 
Treibt  er  z.  B.  die  G6urse  d&t  Staatspapiere,  so  drückt  er  daiitit  TieHeicht 
den  Zinsfase  herab,  dessen  Billigkeit  der  Verfasser  selbst  als  förderlich  fftf' 
die  iqdustrie  anerkennt,  bewiri^t  er  ein  Fallen  der  Goorte  der  Staatspapiere, 
s^  hindwl  er  dadurch  ?ieUeicht  die  Vermehrung  der  Anleihen*,  wetewe  did' 
JütpiUlLui  iderjndiistrie  so -oft  entaiehen! 

Bfliltert  K.    Blätter  für  administrative  Praxis,  Verlag  von  G..H. Beckr 
in  Nßrdllngen.  .  .* 

Diese -fleitschrift ,  wielche  niin  in  zwei  Jahrgänj^  vor  mis  lie^  und 
den  dMtlefi'  mit  mancherlei  Verrollkommnungen  begonnen  hat^  ist  eine  der 
werlhvollsten  Erscheinungen  in  der  Literatur  des  Rechts-  und  Verwaltungs- 
wesens. 

•Zuikäohst  far  Bayern  bestimmt,  beschäftigt  sie  sich  auch' vohporffsweise 
mit  den  Einrichtunffen  und  der  Gesetz^ci>ung  dieses  Landes.  Bei  cwr  Ae-^' 
mrÜiiiliiQg  wird  jedoch  der  ellgemeine  wissenschaftliche  StiinidpniUct /fest- 
gehalten und  er  dient  als  Maassstab  der  Rfitik,  welche  sich  durch  Scharf- 
sinn und  Freimulh  auszeichnet. 

Mit  besonderem  VergnQgen  bemerken  wir,  dass  der  Heransgeber  und 
seine  Mitarbeiter  die  administrative  Praxis  und  die  Erfordernisse  einer  wahren 
Staats-  und  Volkswirthsbhafl  in  Einklatig  zu  bringen  streben,  und  die  Dis- 
harmonie mit  deren  Gesetzen  als  einen  Fehler  aer  administrativen  Praxis 
bekämpfen.  '  :J 

Der  Hauptinhalt  des  letzten  Jahrganges  ist:  die  Verantwortlichkeit  der 
Vorstände  iiiddVerwaltuBgB'Aemtler  DezOgltCh  ihr^r  Unterschrift,  der  ad- 
ministrative Wirkungskreis  <  bezüglich  der  fiaulast  an  ^ürchlichen  Gebäuden, 
Studien  üb^r  die  Baupflicht  bezuglich  der  Rantons  "Gefängnisse,  Beiträge 
zur  Lehre  von  der  Heimath  nach  Bay^schem  Recht «  ober  Landwehr- 
pflichtigkeit  und  Reluition,  die' Pressgesetzgebung,  B^örterungen  Aber  Ge- 
sfiUlereeht,  Präjadicien  und  leitende  Entschliessongen.  die  Organisation  dei' 
Vei^altung  in  der  Pfalz ,  Bemerkungen  zur  Gemeinde -Wahl -Ordnung' 
vem^.  August  1^8  über- Gemeinde-Guratel  und  TheHung  von  Gemeinde- 
Gründen,  Studien  über  die  Baupflicht  bezüglich  der  Rantons^-Gefängnisse, 
Entscheidung  im  Rostenpunkt  bei  ßinstelleng  einer  polizeilichen  Unter- 
sucbtng ;  wegen  mangehf^den  Ae weises»  Uiier  Administrativ,- Registrttnren« 
über  das  VereinstGe^etz,  Ansässigmacbwie;  und  Verehelicbung  von  MiUtalr- 
personen,  über  bedingten  Gewerbs -Verzicht,  das  Heimathwesee  in  der 
Pfalz,  fragen  aus  dem  Bayerischen  Heer -Ergänzungs -Gesetze,  die  neue 
BifbndVersicherungS'Ol*dnnng,  die  Erhebung  und  Vertneilung  von  Districts- 
U^^lagen,  Literatur,  zur  Lehre  vom  Nachdruck,  Erläuterung  des  Gemeinde- 
Bdictes,  d^r  Berofungsfrist  in  Ansässigmachungs-  und  Vcrehelichungssachen, 
filerechtigüng  der  Gemeinden  ztim  Eintritt  in  den  Districtsrath  als  höchst- 
besteuette  Gtondbesilzter,  Landrathswahl,  Wahlstimmb^rechtigung  und  Wähl- 
barkeit zum  Landrath  im  Fall  eines  gememschaftiiöliMi' Grundbesitzes,  die 


lt*lk«viiMlm*MntiHMlIj«teritaV.  BtC 

Coia|Mlrta4arWliiet-BebOrdeD,  von  GcBII.  ioibeiondLiu1IHHUIHt.MBilait- 

gen.  Ober  dis  Tn^RegulatiT,  aber  den  VoU»it>ü«r>ae«eri><HIMtergeseti«i 
Toro  2S.M«  1t»52,  Sparkusen,  Besdiwerdttfeefal  dcb-AMoktlMVlCegen  Bit- 
ciplinaiMnfen,  ahandHlTaiUwicbfatlltifimiirciifalltobselBajMMiTSn  BeioB 
auf  StaatsaBKehoriKkeit  und  Heimatb,  dieDistncUrJUmeauaHce  in  det 
Pfalz  eia...r        ,      .  i..,i.;  l.iii.  ..■..■ i-^  ■  ,i      iß-iT^iM- 


Das Ji>|idel3stalistäche  Büreaa  das'e^  VeiiiifeiiUkM  alKMiriidi 
isnihrJich<% .YollsUndiKeD  fiericbt  Ubcf.  Haiidel  upj  $^illfaitqti;i,j 

Wir  hf,l,eri  über  'die^Ssl^&hljt  ».  ^nde;)er  J$t,m  finigftlÜttii 
tbeD,jijibu'|den  Werlh  des  Handels  lassen  wir  ai^|^ige||i  «jol^ 


iKD  ge- 

~.._,  IV»— I  •>>- anaeis  lassen   wir   aunitMta^m.  anor'-' 

'erke;ein^  [lebersichl  folgen: 

.      .       .Bremens  Handel  18M.    ' 


47»86     Hannover     .  ..'ni><<i    'C     <fl6tMT 

lOlOaoS     Oldenburg    .     .    -.".<'. '^.<'  .<  ;^      18S&I97 
'185106     dem  Steuervereku-GebM  (TNrfirill*4ai)       JS^m 

«te»20      Sachsen.      ......      j      .      .<      ^TäM 

880216      Braunichwelg' :  \:   :<.".'    \  -::-'.   >  i       ''«833'75 
—         Sachsen  -  AUenburg .    ..      .     .     :     /         26028 

114966     Sachsen- Coburg-Golba     .     .    -.'  ''I^DM 

Wb2l      Sachsen -Meinln^tol  <'-^  'j    ;,'  '.'     . 
41685     Sachsen -Weimar     .         ■•'!' ■' ,  '  -  .<V- : 

ideiv  anbaltiniseben  HenogUiDi»4ttt  '  >' 
den  Reuasiicben  FOrstenlhODieni  '.  i 
denSchwartburgiiebntFttrsteiKhlHMrfl'' 

18085  Bau«"   '■'.    •'.     ■'.  '.     ■'.     ■'.    •.'     i  !' 

'■■  ■  708  WUrtUmberg     ■.  .     .    -.     .     •.■  >■ 

■  ■  1—  Nassau   ■ .  'j  ■ ' 

■■     caai  PrimfcAirl  ai  M; 


'49»7S»    KlJrfabBsen 

8156     Lipse-Detmold  .  '.  -s- 

:  «OBMi     SiAavmbwg-'Lkipe <^ '^^^     ' 

i.   12e0i.    Waldeck  und iB&bearddl    ...    /.  imL     .        'i3»a3i. 

—  Luxemburg 503 

■   .f.  •■      .,,  f.    v.'MW??S   -Jim 


9254     LülÄck    .     :     .      .     :      .     ...  27M 

833»  ..£qblM«if).at»llMin!iiMl  LwMtdMigK  <>;  :/  r'"' 

SaOU  JUtekleafiirg       ...     .     .    >. 

■m^Ü  .RussfaDdttlid  ßoleo' < 

um  ,.I>ä)t«nM'k    ...  .  :.<.   ,-,  .../  -..    i,..M.iil    ': 

,  laSöÜä  EiSithwedaii  ...  .'-■.;  ,  -  -i.  > '.    .J.^i-. 

56083     Norwegen il 

448MI      Hollwd  .  .    .      ..  .;.      .      .     ..'.;'.-.(.- 

UI396     Belgien    -..     ...     .     .,....;..!- 

90641»     Frankreidi    .     .     .     ,     .<     .     .     .  <    .  > 
270     dar.Sohmü.     .     .      .     .     .  .      .>' 

638491     Sunieii  und  Portugal.   .      .     .     . 

„   *750?-.  SilliUlHI-...r,i..    ,,M.,.i.-.,    ,>.,...,..,->,*    ..-..u.h--^ 


512 


Y«lktwSrlli«UiAftlUli«)Lit«rit«rf 


27366 

34063 

S47666 

0360 

2524046 

160003 

«Ol 

6564418 

149248 

1642686 

705075 

205180 

628382 

6000 

,  ttwlb 

'.^55^ 

1178362 

135038 

.  §3348 

13622 

30154 

167330 

131450 

.528156 

.  16064 

»  37820 

141437 

,130700 

27384341 
13017463 

40401804 
31546116 


OesterrMdi  « 

JoDuche  InMln 

der  «oropiusehcii  Türkei  und  der  Levante 

Egypten  ..    . 

GrossbritanDieii  ood  Irland . 
den  Bremischen  Weserkifen  und 

Bremens  Umgiegend 
Britisch  Amerika     .     .     •     . 
Vereinigte  Staaten    .     .     .     . 
M eiiko^  'Ost-  und  Westküste  . 
Cnba 
Hayti. 


Jamaica  .' 

Portorico 

St.  Thomas 

Britisch  Honduras    ... 

Cen^al^  Amerika  .     • 

Venezuela  und  Neu- Granada 

Brasilien 

der  argentinischen  Republik 

Chili} .    . 

Peru  . 

(den  Ganarischen  Inseln 

I  Cap-Colonie 

Calc^iU  .  .  » 

Aracan    < 

Swgapore 

Java  . 

Sumatra  . 

Manflla    . 

Ghinji 

Süd-Australien  und  den  SfldseerlnselQ 

Zur  Ausrüstung  der  Handelsflotte. . 

Europa  und  Levante      .  .  •  Xhlr 

Transatlantische  Ausfuhr  . .      •       « 


'     4 


■>;.' 


15822»! 

11688 

757510 

11021946 
46960 

iToirr 

18871 1 
74186 
40580 
B6003 
2421» 

^5628 

168908 

70085 

4239 

2670 

5(2458 

4400 

.    38709 

380O 

34158 

-      800 

1180 

34800 

486162 

25762483 

11635656 


1852  Ld'or  Thir.      37308139 
Im  Vergleich  m  1851      «         »         32868047 


■rickiet't.V. Fnfesior.  Landeskunde  des  Herzogthums  Bfeliifngen, 
Veriag  Von  Brückner  und  Brenner  in  Meiningen. 

Von  einem  kleinen  .Stttbke  ddr  idhsatsdienfirde  bieten  «ms  diese  2  Bände 
eine  Darstenuh^;,  welche  an  Genauiskeit  vielleicht  alle  andern  deutschen  Sta- 
tistiken ^Mnfft.  Die  Hauptabschnitte  sind  im  I.  Bande,  Geschichte  des 
Landes,  Land«  Volk- und  des  Volkes  Wirthschaft,  Sta«t;>  im  II.  Bande  wird 
düe  Spec$alstfllistik,  Geschichte  der  Gewerbe  jedes  eintelnen'Ürtes'des  Herzog- 
thums  gjegeben, 

DasvoIlsHSindige  hbtorisch-geograpisch- statistische  GemüMe,  welches 
ans  der  {Verfasser  vorlebt»  hat  nicht  allein  für  diejenigen,  welche  gerade 
für  Meinigen  ein  besonderes  Interesse  haben ,  sondern  es  hat  auch  für  die 
Wissenschaft'  ein  hohes. Interesse,  denn  es  ist- vollkommen  geeignet  als  Bei- 
spiel zu  "dieiien  für  die  gössen  Lücken,  wel<^e  sich  iei«kf  nodi  in'  der  Be- 
schreibung des  deutschen  Vaterlandes  vorfinden.  Es  list^iiicht^  möglich,  aus 
dem  Inhalt  durch  Auszug  auch  nur  eine  oberflacbtfiJiM'ldee' von  dessen 


Volkswirthschaftliche  Litetatiif.  518 

fieiciltlium  zu  geben,  wir  müssen  uns  daber  darauf  bescBranken,  ^eser' 
Arbeit  unsere  lebhafteste  Anerkennung  auszudrücken  und  sie  der  Aufmerk- 
samkeit aller  Freunde  der  Statistik  aur  das  Angelegentlichste  zu  empfehlen. 

BQcher,  C.  Drei  volkwirthschaftliche  Vorträge  von  Georg  R.  Z. 
Riiekards  übersetzt,  Verlag  von  Hempel,  Berlin  lS53. 

Bastiat's  Werke,  die  durch  die  Uebersetzungen  von  Prince  Smith  und 
Berlins  bereits  bei  uns  eingebürgert  sind,  waren  eine  lu  bedeutende  Er- 
scheinung, als  dass  ihre  Wirkung  mit  dem  {«eben  des  zu  früh  verschiedenen 
Verfassers  abschliessen  konnte.  Sie  werden  von  den  Männern  der  Wissen- 
schaft stets  als  ein  gewaltiger  Hebel  zu  der  EKkenntniss  der  volkswirth- 
schaftlichen  Fragen,  als  eine  neue  Offenbarung  für  die  leidende,  durch  ihre 
Irrthümer  leidende  Menschheit  gefeiert  werden.  Es  kann  daher  nicht  über- 
raschen, Bastiats  Lehren  von  dem  Lehrstuhle  einer  Englischen  Hochschule 
verkündet,  Männer,  wie  Rickards,  in  seine  Fusstapfen  treten  zu  sehen. 

Herr  Rickards  denkt  aber  nicht  allein  Bastiat  nach,  sondern  er  denkt 
ihil  weiter,  er  fol^t  ihm  nicht  allein  in  seinen  Lehren,  sondern  er  baut  auf 
denselben  fort.  Dieses  verdienstvolle  Wirken  auch  uns  zu  Nutzen  zu  machen, 
hat  Herr  Bucher  seine  Meisterfeder  und  seine  Sachkenntniss  zu  einer  lieber-' 
Setzung  von  drei  Vorträgen  des  Professor  Rickards  hergeliehen.  Die  drei 
Vorträge  behandeln  „die  Harmonie  in  dem  Haushalt  der  Gesellschaft,'*  ,,die 
Wirksamkeit  des  Selbstinteresses  in  dem  Haushalt  der  Gesellschaft,"  „die 
Wirksamkeit  des  Wett-Erwerbes  in  dem  Haushalt  der  Gesellschaft. ** 

Canal,  R.  v.,  Zeitschrift  für  das  Berg-,  Hütten-  und  Salineur 
Wesen  im  Preussischen  Staate,  herausgegeben  mit  Genehmigung 
der  Ministerial -Abtheilung  für  Berg-,  Hütten-  und  Salinenwesen.  Berlin« 
Wilhelm  Hertz. 

Ist  es  überhaupt  wünschenwerth ,  dass  Fachmänner  ihre  Erfahrungen 
veröffentlichen,  sei  es,  um  die  Interessen  der  Industriegenossen  zu  fordern, 
sei  es,  um  dem  Publikum  eine  Gelegenheit  zu  bieten  sich  zu  unterrichten, 
so  ist  es  ohne  Zwdfel  doppelt  erfreulich,  wenn^  wie  in  der  vorliegenden 
Zeitschrift,  ein  Name,  von  allen  Fachmännern  so  sehr  gefeiert,  wie  der  des 
Herrn  Geheimen  Bergraths  v.  Ca  mall,  jenen  Schritt  unternimmt. 

'  Von  Herrn  v.  Garn  all  sind  bereits  mehrere  Schriften  erschienen;  sie, 
berechtigen  die  Erwartung,  dass  auch  das  neue  Unternehmen,  was  die 
teclmischen  Fragen  der  Bergwerks-  und  Hütten-Industrie  und  die  Orga- 
nisation der  Verwaltung  anbelangt,  an  Sachkenntniss  Unübertroffenes 
bieten  werde. 

Der  Eif^r  für  sein  Fach  hat  Herrn  v.  Carnall  in  früheren  Schriften 
veranlasst,  auch  Handelspolitik  zu  treiben,  und  im  Gegepsatz  zu  der  wohl- 
verdienten Anerkennung,  die  diesem  Herrn  auf  seinem  Gebiete  allgemein 
eingeräumt  wurde,  hat  jene  Handelspolitik  lebhafte  Anfechtung  erfahren, 
denn  sie  bestand  lediglich  in  dem  Grundsatze,   dass  der  Staat  Mittel  er- 

grdfen  müsse,  die  Preise  der  nothwendigsten  Arbeitsmalerialien  zu  erhöhen, 
amit  die  Berg-  und  Hüttenleute  gute  Geschäfte  machen  und  damit  man 
theuer  im  Inlande  erzeugen  könne,  was  uns  das  Ausland  wohlfeil  zu  ver- 
kaufen gern  bereit  ist. 

^  Es  scheint  gehefit  werden  zu  dürfen,  dass  Handelspolitik  aus  der  neuen 
Zei^chrift  entfernt  bleiben  werde,  und  wird  die  Erfüllung  dieser  Hoffnung 
eine  gute  Eigenschaft  mehr  sein.  — 

Es  wird  eine  Ergänzung  des  gegenwärtigen  Jahrbuchs  sein,  wenn  wir 
die  auch  in  Herrn  v,  Garn  a  11s  Schrift  befindliche  Statistik  der  preussischen 
Bergwerks-  und  Hüttenproduktion  hier  einschalten: 


S14 


V«iHeswfrfl»«^liidrtlklM  Lit#v«tiiK 


T 


Zusammenstellung 


L  Borfvcirk6b 

1)  Steinkohlen 

2)  Braunkohlen 

3)  Eisenerze . 

4)  Zinkerze   . 

5)  Bleierze  . 
,6)  Kupfererze 
f)  KobalteT»^ 
6]  Nickelerze 
9)  Arsenikerze 

10)  Antimonerze 
tl]  Manganerze 
12]  Vilriolerze 

13)  Alaunerze 

14)  Graphit     . 


t5)  FInssspath 
16)  Dachschiefer 


Summe  I 


TL  Hitton. 

1)  Eisen. 

äi  Roheisen  in  Gänzen  ete 
h.  Rohstableisen      .    . 

c.  Roheisen  i.  GrussstQcken 

d.  Eisengusswaaren 

Schmiedeeisen. 

e.  Stabeisen    .    . 

f.  Schwarzblech 

g.  Weissblech 
h:  Eisendraht 

Stahl. 
h  Rohstahl     .    . 
k.  Gussstahl    .    . 
1.   Rafflnirter  SUM 

2)  Zink. 

a.  Rohzink .    .    . 

b.  Zinkblech  .    . 


3)  Gold 

4)  Silber 


»4 


I 


346 
402 
921 

78 

111 

56 

7 

4 

2 

2 

12 


I 

3 

190 


2142 


122 

7 

14 

108 

509 
24 

"90 

82 

5 

101 

47 
4 

1 
2 


der  Produktion 


TonndBn 


Thlr. 


I 

9 

5'. 


25788268 

11761346 

1398589 

Ceotiwr 

3620960 

281697 

1243093 

4670 

458 

14470 

.     332 

6528 

55481 

Voonea 

rtwaa 

Tonnen 

7713 

rersch.  Mss. 


9231 


mc. 


Ceiitn^ 

2736647 
109189 
380046 
9ä9738 

3574580 

302870 

25716 

276570 

116387 
32711 
99824 

694417 
99962 

Mark 

16 
42836 


8856692 

1533232 

804926 

1014043 

637841 

607883 

21835 

15000 

4111 

964 

6241 

12533 

14893 

630 

5656 
78637 


13615107 


4198992 

205606 
1152382 
4712084t 

14822452 

1890415 

291666 

11189366 

605872 
548700 
758413 

3236156 
898409 

3360 
87078 


1. 


36444 
7678 
8313. 

5647 

3574 

3620 

166 

I7 
25 
52 
35 

209 
4 


1092 


66945 


5043 

'     98 
279^ 

8818 

13605 
978 

fSOo 

432 

925 
429 

361» 
154 


r 


0  'S 


u  ■•■ 


8640 ; 

6140.; 

6054 

369.,; 

1«'; 


V. 


*=' 


'W 


i9iiM 


I  ,^ 


11422 

■"Mf 

2DT40 

35828 
2813 

m\ 

1334 
2416 
1339 

6395 
4S» 


X  '•■*! 


V«lfk»wirflit^kiirtli«h«.Vt«r«'tiBM 


tis 


mm 


ZasaihmenstelloDg 


5)  Bleiiscfae  Produkte 

a.  Kaufblei     .    .    .    • 

b.  Kaufglätte  .... 

6)  Kupfer 

a.  Gaarkupfer     .    .    * 

b.  Grobe  KupferWaaren 

7)  Messing    .... 

8)  Smalte  (Waschblau) 
9) .  J^tickel  .    ,    .    .    , 

lOrArsenik- Fabrikate 

11)  Antimon  .... 

12)  Alaun 

13)  Vitriol 

a.  Kupfervitriol  .    »    . 

b.  Eisenvitriol    .    .    . 

c.  Gemischter  Vitriol  • 

14)  Schwefel  .... 


Summe  II 


m.  Salinen. 

1)  Kochsah  (weissem)     . 
9}  Schwarzes    .... 

Summe  IIL 

Hanptsumme 


24 


15 

24 

10 

3 

1 

.i 


2 
5 

1 


w 


Menge 


Werth 


AKmaid  der 


der  Produktion 


Gtr. 


119285 
16419 

30988 
27844 
23964 

5067 
188 

2002 

107 

72482 


TUT. 


1223 


22 


22 


4114 

38453 

3227 

354 

9753151  C. 
42852  M. 

59051 
251 

59302 


3337 


649532 
85031 

950659 
(057329 

854761 
80494 
22125 
10740 

.    2056 

302383 

48662 

43561 

16718 

1505 


39426449 


143J066 
2385 


1433451 


:*« 


505 


831 

405 

111 

44 


429 

10 
92 


40701 


243Q 


2436 
110082 


I 


II 


I 

fr« 


1153 


1681 

864 

329 

96 

11 
1563 

4 

276 


99339 


5089 


5089 


232152 


Es  ist  dabei  zu  bemerken,  dass  der  Werth  der  Hüttenproduktion  zum 
grossen  Theil  schon  unter  Bergwerksproduktion  bei  Erzen  und  Steinkohlen 
aufffeftkhrt,  das  Slabeisen  auch  zum  Theil  aus  eingeführtem  Roheisen  h^r-» 
gestellt  ist. 

Ozoerlnr,  Ausweis  über  den  Handel  von  Oesterreibh  im  Verkehr 
'mit  dem  Auslande  und  den  Zollausschlilsssen  im  Jahre  1850. 
do.  von  1841-1850. 

Zwei  groAse  umfassende  Bande  von  der  k.  k.  Direction  für  administra«* 
tiye  Statistik  mit  der  bekannten  Sorgfalt  angefertigt»  welche  die  Arbeiten 
dieser  Behörden  auszeichnen,  rollen  das  Gemälde  des  Verkehrs  des  grössten 
Theiles  von  Mittel -Europa  vor  uns  auf,  was  in  einem  Augenblicke  um  so 
werthvoller  ist,  wo  die  Vereinigung  dieses  Zollgebietes  mit  demf  Zollvereine 
bevorsteht 


SI8 


yalkswirthtehaftliehe  Literatur/ 


der  Werth  der  Zollertrag 

der  Einfuhr    der  Ausfuhr    der  Einfuhr  der  Ausfuhr 

Gulden  G-ulden  Golden  Golden 

1841  101322807  10<i882373  13920684  1405046 

1842  106004938  103415923  14698250  1179136 

1843  111908358  104133955  15172918  1299758 

1844  115018253  109H37825  15599609  1114815 
1B4Ö  116283855  107542267  14411745  1243477 

1846  126742236   10Ö$21427    15990385   117.6342 

1847  127997254   112208285    16627712   1530344 

1848  83710467    46360997    8593977    267136 

1849  88076946    59456020    '9892485    352039 

1850  156955431    104847458    18467132   1063903 

1136020605       960306530       143374901      10731996 

Von  der  Durchfuhr  werden  erst  seit  dem  Jahre  1842  Nachweise  ange- 
führt.   Es  war  deren 

Gewicht  Werth       ZoHertrag 

Ctr.  Gulden  Gulden 

1842  1342704  71857327  90927 

1843  1441377  71679251  96399 

1844  1568574  71348877  77497 
1846  1527520  70705879  75241 

1846  1713390    71459418    75662 

1847  1928293    77343145    78952 

1848  601605    27864007    31245 

1849  625991    39071847    34181 

1850  1337752    70612870    64112 

Waaren  Ein-  und  Ausfuhr  zur  Zubereitung  oder  auf  ungewissen  Ter- 
kauf  sind  in  obigen  Ziffern  nicht  enthalten ,  weshalb  sie  von  den  in  dem 
vorjährigen  Jahrbuche  semachten  Angaben  etwas  abweichen.  Zur  Be- 
richtigung leines  Seite  173  bei  der  Uebersicht  des  österreichischen  Handels 
nach  den  Grenzen  vorgefallenen  sinnstörenden  Druckfehlers,  entlehnen  wir 
aus  dem  vorliegenden  Tafelwerke  der  k.  k.  Directioo,,  bezüglich  dieses 
Verkehres  folgende  Angabe:  Einfuhr  Ausfuhr 

Ig4i/  1850  18*^/  1850 

über  Süddentschland  .    .       12886M)1      15494749       142070^7      11119737 

Sachsen  164174312     22540453       153837756      13562899 

Preussen     84309369      13864475         64531890       7528832 

.Rrakau  (bis  Febr.  1847)  3672510  -  16865462  .       - 

.Polen  4718329         991221  14313728       1682081 

Russland  (über  Brody)         11458252        1422416         14428563       1364021 
(über  andere  Grenzen)         22165416       2192435  8376142         708388 

Türkei     128027520      1884324t         85268121      11898888 

fremde  itaTien..  Staaten       116688846      19243260       110820006     11956512 
Schweiz   .    .    .    ,    .    .         19748061        3126533         15512116      19786872 

Verkehr  zu  Land    .Tff  684623216  97718789  7640S24771  79608230 

über  riume     3872467  1332096  14799256  1855346 

Triest 283670453  35542131  125688362  14453120 

Venedig  119664314  16164284  33969369  5317183 

sonstige  SeekUsten  .    .  44190155  8298131  21824772  3613579 
Verkehr    mit  den   Frei- 
häfen und  über  See  461397389  61236642  196281759  25239228 

Total      1136020605    158955431       9603()6530    104847458 


Yolksivirthschaftlicke  Lit^ratiil'.  &17 

BImmarfc.  Das  hiesne  kSrngl.  statisHsche  Biireaa,  nnter  der  ansee- 
zeichneten  Leitung  des  fiLerrn  Professor  Bergsoe,  hat  9  Bände  eines  Tatel- 
werkes yeröffentlicnt,  welches  die  Bevölkerung  Dänemarks  und  seiner  Go- 
lonien,  über  die  Verhältnisse  des  Grund ^Eigenthums,  über  Geburten,  Sterb- 
lichkeit und  Gewerbe,  über  Wahlfähigkeit  etc.  darstellt. 

Ausserdem  wurden  von  demselben  statistische  Mittheilun^en  veröffent- 
licht^ deren  erster  Band  vor  uns  liegt  und  staatswirthschaftliche  Abhand- 
langen über  einzelne  Fragen  enthält. 

Wie  das  Tafelwerk  sich  durch  seine  umfassende  Statistik  auszeichnet, 
80  die  Mittheiiungen  durch  die  historische  und  wissenschaftliche  Behandlung, 
durch  welche  die  Werke  des*  Herrn  Professor  Bergoe  —  wir  verweisen  bei- 
spielsweise auf  dessen  erosse  Arbeit  „Den  danske  Stats  Statistik*'  —  einen 
so  wohl  verdienten  Ruf  erworben  haben. 

Auszüge  aus  diesen,  wie  aus  den  meisten  statistischen  Veröffentlichun- 
gen des  Austandes  sind  bereits  in  den  „Nachrichten  aus  dem  Gebiete  der 
Staats-  und  Volkswirthschafl"  erfolgt.  Der  Raum  gestattet  uns  nicht,  den 
äusserst  interessanten  Inhalt  hier  näher  zu  erörtern.  Wir  können  nur  unsere 
Ueberraschunff  ausdrücken,  in  der  kurzen  Zeit  der  Existenz  des  statistischen 
Bureaus  zu  iiopenhagen  solch  eine  Fülle  von  Material  uns  vorgelegt  zu 
sehen.  Solche  Arbeiten  sind  ein  wichtiger  Hebel,  die  Hoffnung  zu  reaiisireil, 
welche  Herr  Professor  Bergoe  auf  dem  statistischen  Gongress  zu  Brüssel 
aussprach,  die  nämlich,  „dass  die  Givilisation  in  ihrem  steten  Fortschritte 
bald  Jedermann  begreiflich  machen  wird,  dass  der  Staatsmann  durch  die 
Statistik  die  Krankhieiten  der  Gesellschaft  studiren  muss,  um  die  besten 'Mittel 
zu  ihrer  Heilung  aufzufinden/' 
Dieterici.  Mittheilungen  des  statistischen  Bureau  zu  Berlin*. 

Der  fünfte  Jahrgang  dieses  Blattes  entspricht  seinen  Vorgängern.  Hie 
und  da  vielleicht  etwas  weiter  ausgedehnt,  als  dem  beschränkten  Räume 
einer  solchen  Zeitschrift  entspricht,  bieten  die  Aufsätze  im  Allgemeinen  eine 
treffliche  Quelle  für  statistisches  Material ,  welches  sonst  nirgend  zu  finden 
ist.  Jedoch  sucht  man  auch  hierin,  wie  in  andern  Veröffentlichungen  ver- 
geblich nach  gewissen  statistischen  Angaben  über  Preussen,  welche  von 
andern  Ländern  bereits  vorhanden  sind    Möchte  der  hochgeschätzte  Heraus- 

§eber  den  Wunsch  berücksichtigen,  dass  die  Verbrecherstatistik,  die  Statistik 
er  Mahl-  und  Schlachtsteuer,  der  Branntwein-  und  Braumalzsteuer,  die 
Armenstatistik,  die  Sparkassenstatistik  etc.  regelmässig  zur  Kenntniss  des 
Publikums  gelange. 

Das  Resume  des  wichtigeren  Inhaltes  bilden  folgende  statistische 
Nachrichten : 

1)  Kinderbewahranstalten  in  Preussen  im  Jahre  1851:  382  Anstalten  mit 
25630  Kinder.  Da  die  Zahl  der  Kinder  bis  zum  vollendeten  5ten  Jahre  in 
Preussen  2454438  beträgt,  so  werden  also  1,07  von  Hundert  in  den  Bewahr- 
anstalten beaufsichtigt. 

2)  Dampfmaschinen  im  preussischen  Staate,  welche  Seite  57  des  vor- 
jährigen Jahrbuches  besprochen  sind. 

S)  Herzogthum  HohenzoIIern-Hechingen     4]4  Q^*  mit  28 Qrtschaften ; 
„  „  Sigmaringen  16  sj     „ 

Die  Bevölkerung  war  1849 

männliche  weibliche  rp^..  var^*u^„    ' 

«nur  44  J.        üb«  141.  mierUJ.        iin  iii.  ^®***  Familien 

Hechingen  ...  3331    6570    3367    7203    20471     5058  . 
Sigmarmgen  .  .  6892   15784    7080   16031     45790    9362 

1850  wurden  geboren    essUrtenia        im       es  wurden  a«v„ivoflWAi,  Zahl 

unehelich  Im  Ganzen    Voebenbett    Ganzen     getraut     o«'»"*»«suon  ^  ^^^^^^  ^  cotteshsBJtr 

Hechingen  103    854    11    603    137    1778    28    42 
Sigmaringen  317   2903    26   1476    284    7383    85    66 


ms  ¥olk«ivii(tbs.cliaiym:>heIiiterMiiy. 

4)  Die  üdbwsielit  dtft  lindllellcii  GrätfHbsvefliSKnnilS  in^den 
denen  Re([ienuigsbezirken  des  preussisdlietiStiates,  f^de  des  Jahres  tlSÜ)^ 
ist  schon  im  Janrbacbe  von  1862  benutzt  / 

a)  StaOstik  der  vom  l.  August  18ö0  hi»  ai.  Juli  18Ö1  in  Preussen  erthmlteii 
Jagdscheine.  Aus  deitseHien  geht  hervor,  dass  in  ganzeti  Staate  80699  Jajgil- 
karten,  also  auf  je  1685  DlMeilen  eine  ertheilt  wurde,  und  auf  jeden 'Jagd- 
beveoktigteli  dterchschiiittüch  3861  Morien  Waldfläche  trafen.  ! 

6)  Statistische  Nachrichten  über  die  im  preussischen  Staat«  bestdiieol- 
im  öffentlichen  und  PHvat-lrren-Heilanstalten  für  das  Jahr  1860.  Da  nach 
dneaa  späteren  Bericht  des  statistischen  Bureaus  diese  Mittheüung^n  nicht 
toilstenaig  zu  sein  scheinen,  so  unterlassen  wir  Auszüge  aus  diesem  übii- 
igena  interessanten  Au&ati. 

7)  Uebersicht  der  Durchschnittsmarktpreise  von  Getreide  und  Kartoffeln 
in  den  verschiedenen  Provinzen  des  preuss.  Staates  für  das  Jahr  1851,  die 
Üebersidit  der  Ein-^  und  Auswanderungen  und  die  des  Bremischen  Hans- 
dels  sind  durch  unser  Jahrbuch  sowohl,  als  durch  andere  Schrillten  schon 
•vielfach  bekannt  und  durch  neuere  Angaben  ergänzt  worden. 

8)  Wahrsoheinliohe  Mittelsätze  des  auskömmlichen  Unterhaltes  einer 
ländlichen  Arbeiterfamilie  von  6  Personen  in  den  verschiedenen  Regierunga- 
Bezirken  Preussens.    9)  Uebersicht  der  in  Preussen  im  Jahre 

Geborenen       vorunter  unelielii^e      Gestorbenen         Geilvwiten  Paar« 

1850 676984  53903  443838  156763 

185t 675465  53528  455833  153019 

Im  Jahre  1850  hatte  die  Cholera  14899  Todesfälle  veranlasst;  ; 

„         1851    „     „         „  133         ,,  „ 

Dm  Zahlen  vertheuten  sich  zwischen  Stadt  und  Land 

Btadt  Land  ' 

Geborene  .....  182391  493074 

—  1  auf    25,54  28,12  Lebende 

Getraute  Paare  .  .    45290  107729 

==  1  auf  102,89  110,39       „ 

Gestorbene  ....  127082  316756       „ 

=  1  auf    36,66  37,54       „ 

Unehelich  Geborene  17728  ^800 

:=  1  auf     9.29  12,77  ehelich  Gebome. 

Das  statistische  Bureau  knüpft  an  die  Wahrnehmung,  dass  auf  de^ti 
platten  Lande  das  Verhältniss  der  unehlichen  Geburten  zu  den  eheliche^ 
günstiger  ist,  als  in  den  Städten  u.,s.  w.  verschiedene  Betrachtungen  Diese 
sind  unseres  Erachten's  darum  irrig,  weil  nicht  die  uneheliche  Geburt, 
sondern  die  uneheliche  Erzeugung,  den  moralischen  Moment  bildet  und  letztere 
auf  dem  Lande  viel  häufiger  als  in  den  Städten  durch  eilige  Verheirat^ung 
der  Statistik  der  unehelichen  Geburten  entrückt  wird. 

Engel 2  Dr.  Ernst,  königl.  Ministeria] -Secretair«  Vorstand  des  k5nigl.  Sachs. 
'  statistischefi' Bureaus,    Die  Branntweinbrennerei   in  ihren   Be-i- 
ziebungen  zur  Landwirthschaft,  zur  Steuer  und  zum  öffent-i» 
liehen  Wohl.    Dresden,  Rudolph  Runtze,  Hofbuchhändler. 

Unserm  Urtheil  iiber  dieses  Buch  können  wir  keinen  bessern  Ausdruck 
verleihen,  als  indem  wir  einen  Auszug  aus  dem  Brief  geben,  welchen  Justus 
Liebig  an  den  Verfasser  gerichtet  hat:  „Sie  haben  gezeigt,  dass  die  Statistik 
im  Vereine  mit  der  Naturwissenschaft  die  bedeutungsvollste  Wissenschaft 
ist,  dass  man  durch  sie  zu  Wahrheiten  gelangt,  welche  auf  keinem  anderen 
Wege  erreichbar  sind,  Wahrheiten,  welche  die  nächsten  Interessen  der 
Menschen  auf  das  Innigste  berühren.  In  der  Regel  schreibt  man  der  Stai- 
tistil^  nur  4en  Ni|t^p  zu,  ,dass  sie  Thatsächliches.feststeliq  vnd  zeigf»«  ^^ 


Mlteiii>a|4ii8tei  ironton-slnd  «od  ^^  matt  im  Xkiben  nkiil  tlmii  boU«.  Uhtdr 
ifalrer  fiand'*smf  geivribn^ii  die  Zahlen  ein  eigenthUmlicheß  Leben.  Indem 
Sie  die  Resultate  der  Naturforschung  mit  in  Recbnung  ziehen  y  verlorpem 
Siesich  zu  positiven  Schlüssen,  welche  den  Weg  des  Staatsmannes  auf  eine 
unzweideutige  Wefee  bezeichnen.* 

Erlauben  wir  uns  nach  der  Anerkennung,  die  wir- dem  Schopfer  schul- 
dciiv'iuf  den  Inhalt  «eines  Buches  näher  einzugehen,  so  m^sen  wir  vor<^ 
mw^cfaicken,  dass  wir  es  mit  einem  Kunstwerk  zu  thun  haben,  dessen 
Ciances  allein  den  vollendeten  Eindruck  giebt,  während  hier  höchstens  einige 
Stücke  in-  Betracht  kommen  können ,  dass  d[as  Ganze  eine  Abhandlung  ist, 
welche  ans  allen  "Wissenschaften  das  Material  schöpft,  während  hier  nur  der 
Resultate  gedacht  werden  kann,  zu  welchen  die  sorgfältige  Forschung  den 
Yerfas9er  fuhrt  Zunächst  weilt  der  Verfasser  auf  den  Unterschied,  welcher 
zwischen  der  Wirkung  von  Brauerei  und  Brennerei  für  die  Landwirthschaft 
iMstehU  Erstere  zieht  den  Alkohol  und  die  nährenden  Stoffe  aus  den  Brodi- 
frikchtenv  letztere  nur  den  Alkohol.  Der  Rückstand  der  Bierbrauerei  ist 
daher  ungleieh  weniger  nahrhaft  fUr  das  Vieh,  als  der  der  Brennerei.  100 Pfund 
nir  Brsoerei  verwendetes  Getreideschroot  ist »»  100  Pfund  Heu,  zur  Brennerei 
»erweiidet  ««  400  Pfund  Heu.  Wo  sonstiges  Futter  unzulänglich ,  wird  det 
Bttf  MngoDg  nöthige  Viehstand  hlufig  nur  durch  die  Brennerei  möglicü 
Verlh«iierang  ies  Rohmaterials  und  die  Branntweinsteuer  haben  die  Brennerei 
und  ihre  wohltbätige  Wii^ng  vielfach  gehindert.  Erst  seitdem  die  Brauch«^ 
fiarlteiti  der  Kartonel  zur  Brennerei  ermittelt  ist,  wurde  diesMbe  vorzugS'»' 
*e&e  du  ländliches  Ge^ei^be.  In  Sachsen  war  1851  das  Verfaältniss  der 
i>  Kartoffeln  verarbeitenden  Getreide  verarbeitenden 

.':  .  -Brennereien  Brennereien 

(Od  dem  Lande 17,2  82,8  pGt. 

fti  den  Städten  .  *  .  .  .  dö,2  44,8 

^obei  ZQ  bemerken,  dass  als  ländliche  Brennereien  nur  die  angesehen  weiH- 
jdeh»  WtMe  selbst  erzeugte  Substanzen  verarbeiten.  Kartoffeln  erfordern 
jedoch  stete  einen  Zusatz  von  Gerstenmalz«  Naeh  der  Menge  war  der  Jähr^ 
liehe  dupohschnittliche  Verbrauch  der  Brennereien  (Hr  XS**^^  87222  Sckfff. 
iktreidev  b(iai91  Scfaffl.  Getreide -«-  ll,tt2: 88,38  oder  nach  den  mitüeren 
Ki^toffel-  und  (ktreide-Preisen  des  Jahres  778144  Thir.  Kartoffeto,  251974  Thir. 
Getreide  (Siehe  übrigens  die  Statistik  der  sächsisefaen  Brennerei  Seite  .2^ 
bis  292  dieses  Jahrbuches)  «•  7d,14 :  24,41^.  Die  Production  war  im  Durch* 
«ehiiitt  VOM  18«%  ^rlich  48456  Eimer  aus  Getreide,  184219  Eimer  aus 
Kiirtoffeln«**^20,82:79,l8.  Der  durchschnittliche  Werth  der  ganzen  Production^ 
«KCl..  Steuer  940704 ,  incL  Steuer  125063a  ThIr. 

Das  Alilage^Kapital  in  Gebäuden,  Apparaten  und  Gerethen  nimmt  dot 
Verfasser  auf  8  Thaier  per  Eimer  Spiritus^Production  an,  er  berechnet,  dass 
im  Durchschnitt  des  Janres  1851  enne  sächsische  Brennerei  an  Spiritus  zu 
80«  Tr.  187,8  Eimer  zum  Werthe  von  1652  Thlr.  abzüglich  Steuer  erzeugt, 
bei  mittleren  Rohstoffpreisen  derselbe  91,52  pCt  des  Erzen gongs werthe«  ge* 
kostet  hat.  Im  Durchschnitt  der  Jahre  18««^i  kosteten  die  Rohstoffe  bei 
den  niedrigsten  Jahrespreisen  74,40,  bei  mittleren  109,50  pCt  des  £neugungs<» 
werthes  ohne  Steuer,  bei  letzteren  Jahrespreiso»  wurden  also  die  Kosten 
nicht  gedeckt  und  die  Schlempe  war  keineswegs  ein  reiner  Gewimi.  Diese 
deckte  jedoch  im  Durchschnitte  bei  den  niedrigen  Heupreisen  des  Jahres 
3*7^88 ,  bei  den  höchsten  37,1 1  pGt  SieJ^reichte  im  Jahre  1851  hin,  durchs 
9ehnittlich  auf  einer  Brennerei  8  Milchkühe  zu  700  Pfd.  Gewicht  zu  erhalten. 
Ob  es-  staatswirthschafllich  nützlich  ist,  auf  diese  indirekte  Weise  einen 
Viehsland  zu  ernähren,  sucht  der  Verfasser  dadurch  zu  beantworten,  dass 
er  untersucht,  ob  die  direkte  Fütterung  der  Nahrungsstoffe  mehr  Areal  be« 
dairf  ader  die  indirekte,  er  findet  so >  dass  im  Durchschnitt  der  letzten 


520  Volk0wirth9chiftUche  LUeraturi 

10  Jiihre  Jede  Brenottei  4tS2Aeker  in  Anspruch  nabm,  w^khe  bei  diBtitter 
Ffitterunff  weniger  gebraucht  worden  waren.  Die  Ertragsberechnung  ftr 
einen  Acker  Land  ergiebt  im  Dienste 

der  Getreidebrennerei    der  Kartoffelbrennerei 
Thir.  68  24  1  Thlr.  223  20  Brutto 

»     20  23  7  „       58     I  Netto 

wobei  die  neueren  günstigen  Preisverhältnisse  zu  Grunde  Kelegt  sind.  Gegen 
die  Behauptung,  dass  das  Branntwein  erzeugen  Menschen  Nahrung  wegnehme 
und  Säufer  mache,  legt  der  Verfasser  dagegen  die  Erwägung  in  die  Wag-*> 
schaale,  dass  das  allgemein  viele  Kartoifelnessen  noch  schädlicher  als  das 
viele ' Trinken  Einzelner  sei,  dass  aber  die  Branntweinbrennerei  Genuas 
von  Fleisch  möglich  macht  durch  seine  Unterstützung  der  Viehzucht  und 
durch  den  Erwerb,  welchen  sie  vielen  Menschen  gewährt»  In  Sachsen  allein 
betragen  die  auf  diese  Industrie  verwendeten  Arbeitslöhne  jährlich  übcir 
100000  Thlr.  Vorzuziehen  wäre  freilich,  wenn  Kartoffeln  und  Arbeitskräfte 
lu  anderen  Produktionen  verwendet  werden  könnten  und  Dr.  Engel  weist 
mU  Recht  auf  die  günstigen  Erfolge  hin,  welche  die  Bierbrauerei  aus 
Kartoffeln  bereits  in  kleinen  Versuchen  gewährt  hat.  Die  Prüfung  der 
Steuersysteme  führt  auch  zu  einer  Kritik  der  Besteuerung  des  Maischraumes; 
Diese  wirkt  natürlich  nach  Grösse  und  Ausbildung  der  Fabrikatioo  veiw 
schieden.  Zur  Erzeugung  von  l  Eimer  Branntwein  k  dO<>  Tr«  waren  183? 
924,6,  1851  479;6  Dresdner  Kannen  Maischraum  nötbig, 
auf  den  Eimer  Spiritus  betrug  sie  1840  Thlr.  2.  6.  4.,  1851  Thlr.  1.  2».. 71 
«  •  «  Branntwein  von 50» Tn  1840  „  1. 11.  5.,  1851  «  I.  äJb 
Bei  der  Statistik  der  Ausfuhrbonifikationen  zeigt  sich,  dass  Sachsen  im 
Jahre  18Ö0  von  den  Zoll  Vereinsstaaten  54428  Eimer  Branntwein  bezogen, 
12391  Eimer  dorthin  ausgeführt  hat«  Da  die  Steuerbonifikationen  auf  Brantat» 
wein  Thlr.  1.  9.  6.,  die  wirkliche  Steuer  aber  gegenwärtig  nur  Thlr.  U»?«  ft 
ist,  so  legt  der  Fiskus  offenbar  2^  Ngr.  per  Eimer  zu.  Die  Ufitenucbtang 
des  Branntweinverbraucbs  und  seiner  Folgen  giebt  dem  Verfaaaer  Anlas% 
auf  den  ffrossen  Unterschied  in  der  Lebenserwartung  der  Trinker  -utfd  öer 
Normallenenden  hinzuweisen,  fm  DurobschBÜt  der  Jahre  1840^51  traf  auf 
einen  Bewohner  Sachsens  9,10  Kann^  jährlicher  Branntweinverbraneh,  der 
Geldwerth  dieses  Verbrauches  ist  a  5  Ngr.  per  Kanne,  Thr.  1.  15.  9.  ^ 
Kopf  Die  Verbrauchssteuer  beträgt  etwa  I0,4<l  pCt.,  wobei  nicht  zu  über* 
sehen,  dass  die  Berechnung  Branntwein  von  50«  betrifft,  während  der  all 
Trunk  verbrauchte  selten  diese  Stärke  hat.  Das  Verhältniss  des  BierlrinkeM 
vum  Branntweintrinken  bezeichnet  Dr.  Engel   als   ein  abnehmendes,    fir 

glaubt,  dass  im  Durchschnitt  jetzt  weniger  Kannen  Bierverbrauchaof  ein« 
^anne  Branntweinverbrauch  kommen  als  früher,  er  stützt  diese  Atisioht  na- 
mentlich auf  die  Zahlen  von  1848  und  1849,  wo  jedoch  unseres  Erachtens  dw 
Branntwein  verbrauch  so  gross  war  -^  etwa  ein  Drittel  mehr  als  1846  und 
1847  --  dass  in  der  Produktion  des  Bieres  und  der  Zahlungsfähigkeit  der 
Menge  ein  Hinderniss  lag,  das$  sich  der  Bierverbrauch  in  gleichem  Maass^ 
vermehrte.  Auf  die  über  14  Jahr  alte  männliche  Bevölkerung  Sachsens  be* 
rechnet  sich  der  Branntweinverbrauch  auf  54  Kannen  jährlich,  was  so  enorm 
scheint,  dass  man  sich  ohne  Zweifel  darüber  mit  dem  Verfasser  einver^ 
standen  erklären  muss,  dass  wenn  die. eingeführten  Spirituosen  auch  durch 
den  Mund  verbrauc|it  seien,  die  Quantität  bis  zum  Bedenklichen  heran- 
wachse. V^ir  möchten  der  Vermuthung.  Baum  geben ,  dass  nicht  nur  die 
männliche  Bevölkerung  bei  der  Branntweinconsumtion  in  Betracht  kömmt, 
dass  der  Verbrauch  für  technische  Zwecke  in  Sachsen  grösser  ist  als  die 
Schätzung,  und  dass  vielleicht  auch  ein  Schmuggel  von  Spirituosen  nadi 
Oesterreich  stattfinde.  Ein  Vergleich  des  Branntweinverbraucfaes  mit  dem 
Fleischverbrauch  zeigt,  dass  in  Sachsen  auf  1  Kanne  Brannlweinverbrauch 


Yolkswirthschaftliche  Literatur.  f^ 

nur  ca.  4  Pfd.  Fleischverforaach  trefTen,  wobei  noch  zu  berUcksich^pen,  dan 
die  Branntweintrinker  den  Fleischverbrauch  mit  den  Niehtbranntweintrinkerii 
zu  theilen  haben.  Die  Untersuchung  dieser  Frage  nach  Ortschaften  scheint 
uns  weniger  erfolgreich ,  weil  Erzeugung  und  Verbrauch  sich  nicht  immer 
zusammenfinden  und  nur  die  Erstere  controlirt  wird.  Einen  Grund  der 
Abnahme  der  physischen  Wohlfahrt  des  sächsischen  Volkes  sieht  der  Ver*«* 
fasser  in  der  Tnatsache,  dass  die  Fleischnahning  durch  Getreide,  Hölsenf* 
fruchte  und  Kartoffeln  ersetzt  und  dadurch,  dass  dieses  Verhältniss  rwi^chea 
stickstoflhaltiger  und  stickstofffreier  Nahrung  vermehrt  wird. 

Eine  bewunderungswürdige  Arbeit,  die  statistische  Ermittelung  der  Be-»> 
Ziehungen  der  Branntweinbrennerei  zum  Staatsganzen  lässt  sich  im.AuSf* 
zuge  hier  nicht  darstellen.  Sie  bildet  die  Krone  des  Werkes.  Der  Ver-n 
fasser  ttberlässt  es  dem  Leser;  die  Selbstcombinationen  aus  den  zur  Ziflfet 

gebrachten  Thatsachcn  zu  machen,  »wodurch  eine  Menge  von  neuen  und 
berraschenden  Schlaglichtern  auf  Zustände  geworfen  wird,  die  für  ge«« 
wohnlich  der  Beachtung  entzogen  bleiben,,  wie  erspriesslich  und  lohnend 
es  auch  sei,  ihren  verborgenen  Einfluss  kennen  zu  lernen.** 

luel,  Dr.  Ernst,  Jahrbuch  für  Staatswirthschaft  des  Königreichs 
Sachsen.  Im  Aufirage  des  statistischen  Bureaus  des  kötnigl.  Sachs. 
Ministeriums  des  Innern  bearbeitet  und  herausgegeben  von  dem  Ver^ 
fasser,  Ministerial- Sekretair  etc.  .» 

Der  Inhalt  des  sächsischen  Jahrbuches  hat  dem  Aufsatze  zur  Unterlage 
gedient»  welcher  im  gegenwärtigen  Jahrbuche  von  dem  Verfasser  veröffenin 
nebt  werden  ist  Wir  laden  daher  den  Leser  ein,  diesen  Aufsatz  als  eine^ 
Uioriss  des  Gemäldes  zu  betrachten,  welches  in  dem  Jahrbuche  für  Saehseg 
in  grosserem  Umfange  mit  ausgedehnteren  Details  zu  finden  ist.  Die  An^ 
Wendung  der  Zahlen  zur  Beweisführung  für  staatswirthschafLliche  A^'t 
sehauiHifen  tritt  hier  auch  in  einem  grosseren  Maasse  hervor»  als  in  deoi 
Bevölkeraiiffsverzeichniss  des  Jahres  1849.  Das  statistische  Bureau  lie&rt 
durch  das  Jahrbuch  den  Beweis,  wie  es  von  der  richtigen  Anschauung  ge-^ 
leitet  wird,  dass  niebt  die  Beafbeituns  eines  einzelnen  Zweiges >  sondern 
nur  die  B^rachtunc  aller  Theiie  des  Volkes  im  Staatsieben,  die  Statistäi 
Inraucbbar  für  die  höhere  Staatsverwaltung  machen.  Die  Betrachtung^  dfif 
(yesamn^eit  ist  eine  nothwendige  Voraussetzung,  wenn  nicht  das  Prtnzä 
von  vornherein  festgestellt  und  nur  die  Statistik  aufgesucht  werden  will, 
weiche  jene  Prinzipe  zu  entsprechen  scheint,  sondern  wenn  man  die 
Grundsätze»  welche  dem  öfSestlichen  Wohle  am  meisten  zusagen,  den  Ef^ 
lahrungen  abgewinnen  will. 

lügland.  Von  dort  gelangen  an  das  statistische^  Centralarchiv  vorzugsweise 
die  reichen  Mittheilungen  über  Handel  und  Seh ifffahrt,  welche  in  der  sta^ 
tistischen  Abtheilung  des  Handels  -  Ministeriums  unter  der  Leitung  voti 
Herrn  Fonblanque  veröffentlicht  werden.  Diese  Mitibeilungen  bestehen  In 
einem  Bericht,  jeden  Monat  etwa  14 Tage  nach  dem  &ten  erscheinend  und 
bis  zu  letzterem  Tage  Handel  und  Schifnahrt  Grossbritanniens  und  Irlands 
umfassend.  Diese  Berichte  kommen  dem  statistischen  Gentralarchiv  von 
Hübner  in  einer  grösseren  Anzahl  von  Exemplaren  zu,  und  können  von 
demselben  onentgeldlich  bezogen  werden.  Femer  sind  von  solchen  Mit- 
theilungen zu  erwähnen:  die  Jahresberichte  über  den  Handel,  Schifffahrt 
und  Accise  Englands,  die  Gonsulatberichte,  über  auswärtigen  Handel,  Zoll- 
gesetzgebung etc. 

Das  Registrar  general  office  hat  über  den  Gensus  von  1851  bis  jetzt 
drei  Bände  erscheinen  lassen,  in  welchen  17150 Orte,  in  topographischer 
Ordnung  mit  Angabe  der  Bevölkerung  nach  den  verschiedenen  Zäniungen 
seit  180D  aufgeführt  sind. 

33 


YolkawiüthAcJiaftlUhQ  Xit«riUf. 

hMknbh.  Dm  ^atftt  Burtau  von  Frai^etch,  iiebMidiBn^pecian>iireaii»4e# 
MinitteriaiiiB  des  Innern  und  der  Finansen,  seit  1834  erricatet,  hat  seitdem 
18  grosse  Quartbünde  über  Bevölkerung,  Finanzen,  Handel,  Ackerbau,  In* 
dnatrie  etc.  veröffentlicht.  Früher  unter  der  Leitung  des  ausgezeichneten 
Nationat-Oekonomen  Moreau  de  Jonn^s  auf  einein  hohen  Standpunkt  ge- 
hoben, ging  es  im  vorigen  Jahre  in  die  Leitung  des  Herrn  Legoyt  üb4*r, 
und  hat  durch  Decret  vom  1.  Januar  1853  eine  neue  Organisation  erhalten* 
Die  äsherigen  Veröffentlichungen  des  statistischen  Bureaus  von  Frankreich 
sind  die  einzigen,  welche  in  solcher  Vollständigkeit  von  einem  so  «rossen 
Lande  veröffentlicht  worden  sind.  An  Menge  werden  sie  vielleicht  von 
den  Veröffentlichungen  der  englischen  Regierung  übertroffen»  keinesvinegi 
aber  mit  Bezug  auf  aie  Berück8ichtigun|;  aller  Verhältnisse  erreicht.  Nament* 
Kdi  ist  die  landwirthschaftliche  und  die  Gewerbestatistik  einzig  in  ihrer  Art, 

liltf*^  Joief  Ritter  ?.,  k.  k.  Geheimen  Rathe.  Neuere  Uebersicht  des 
Utavdes  der  Verfassung,  der  Administration  und  des  Haus«^ 
haltes  der  Oesterreichischen  Monarchie  zu  Ende  April  1833» 
lott  statistischen  Daten  beleuchtet.    Wieix  1853  bei  Wallishauser. 

Dieaes  Buch  bildet  die  Fortsetzung  zu  einer  Bdhe  werthvoller  Schriften, 
nüdehe  der  Verfasser  seit  dem  Jahre  1848.  veröl&Btlickt  hat,  und  voti,3tel* 
dien  die  einen  die  Administrations- Verhältnisse  vorgangener  Zeit^  die  andern 
die  ISntwickeliiiia  derselben  in  neuerer  Zeit  dartttaen.  Das  vorliegende  Heft 
behandelt  die  Epoche  vom  März  1852  bis  Ende  1853,  mit  den  geeieiMtoi 
ftüddiilieken  auf  die  vorhergi^enden  Ereignisse*  Uti  der  ungeCesten 
Thätigkeit  der  Gesetzgebung  in  Oesterrtich,  bei  den  vielen  Anordnuageil 
md  widerrufen,  welcne  den  Gähningsprocess  dar  administrativen  Wider-i 
geburt  bezeichnen,  sind  solche  Werke  ein  zu  nfttzlichea  HQI&mittel,  alsidMZ 
lie  nicht  dankbar  begrüsst  werden  sollten.  Der  Herr  Verfasser  glaubt  aeiiMt 
liohe  Befriedigiing  und  Bewunderung  über,  alle- und  jede  Maaasragel  und 
Verättderang  aussprechen  tm  müssen,  welche  die  gegenwärtige  Gelter-- 
fetdiische  Regienin^  getroffen  hat.  Er  vecaäMttnt  jedoch  nicht»  andere  Ai^ 
iiehten  über  verschiedene  Gegenstände  den  Lobe  der  Thatsadien  folgen 
tu  lassen*  Eine  Schattenseite  der  Arbeit  scheint  uns»  daas  Herr  v.  HaueC 
atotnals  die  schon  oft  bekämpfte  Theorie  aufstellt,  der  Siaaftisfii  nicht  ve(* 
banden^  das  Papiergeld  zum  Tageskurs  einzulöseB^i 

* 

laailiVg.  Bas  hiesige  handels*-statistisefae  Bureau  des  Commerziums  hat 
abermals  einen  jener  trefflichen  Berichte  veröffentlicht,  durch  weldien  d«r 
ÜMlel  dieses  nösstea  deutschen  Haudelsplatzes  dargestellt  wird,  Vo&  dem 
reichen  Materid  entlehnen  wir  zur  Ergänzung  der  in  den  anderen  TbeÜen 
dieses  Buches  gegebenen  Nackichten  vom  deutschen  Handel  folgende 
ZvsemmMStellung  über  den  Verkehr  Hamburgs  im  Jahre  1852: 

Xlnftihr  Ton  Ausftihr  naeli  - 

BCark-Bftiwo  Mtrk-Bmco 

507930  Australien  und  Saadwisch*Inselo  090210 

—  Kamtschatka .140110 

1047320  China .  541750 

179500  Philippinen 389810 

971820  Singapore       .     *     .     ,  ,  .     .  meOSO 

1366250  Jav? SWOO 

1263270  BriUsch  Ostindien     ....  ^m» 

384530  Afrikas  Ostküste  .     ;     .      .     .  4gi00 

98480  GapsUdI    .......  154080 ,. 

377840  Afrika's  Westküste     .....  277680 


Talk*wirtlis«b«nUche  LUeratai. 


V^^^  1852       ' 

33&3TO  Madeira,  Teneriffa,  Aioren   . 

—  Russisch  Nord-Amerifca  .     , 

—  Calirornien 

»544M  Amerikas  übrige  Westkttsle 

llS  »S^-Ayresond  Montevideo 

2866050  Veneiueia  '      ' 

106310  Neu-Granada       .     . 

—  SL  Thomas  und  Porlorico 
mT;«  Niederländisch  West-Indien 

Ä^  S""^<=''  West-Indien       . 

6090530  Cuba   ... 

a^*0  MMiko's  Oslküsle       :      ;■     , 

TanHTO  -Yereinigle  Staaten     .      . 

—  Britisch  Nord-Amerika    . 
ii^in  Grönland,  SchiffsproriaiU 
"3760  Russland  .      ....     . 

fu5j29  Nonregen       .... 

^3660  SchweSen       .      .      .      . 

J'o'O  Preussen 

WrB  Mecklenburg  .... 

74950  Dänemark       ... 

,^»  SchJeswiß       ..... 

^^^  Holstein^     .     .     !     . 

loS^  Helgoland  vnd  Cuihaten 

^^0^  5'*^«'»  ""■*  Weser  .     . 

4fl800  0  deabnrR 

,?!???K  ost-FrtoLd      ;  : 

«iil^  Niederlande    •      .      .      . 

29)3330  Belirien 

'^?Si  oÄrii.;.»,, ,;  :  ,: 

63«W.  Fr.nl,.idi      .... 


"MW  Suifln 

i«2?§S  Mbniur.    :  :  ; 

IS  S'""«»»      .    .    . 

,      ,SS  Toiün.  .      .      . 

IS  ''"«"    ■   •  ■  •   ■ 
ÄSÄ,™,.  -.:  : 

iS  Griechenland  .     .     . 

J9«?;?n  Klein-Asien   .     .      . 

42365870  Altona 

J™J*jO  Schleswig-Holstein  p.^Eisenbähn' 

iSnu^  Lübeck  per  Land  und  Steckniti 

»I24MO  5f '"•-Hamburger  Eisenbahn     . 

,  MOMnn  Wper-Elbe        ,     ,      .      .      .     , 

*^"0  Nieder-Elbe     ;     .     .     .     .     . 

_8«}g  Löneberg    ...■,; 

"^™  Harburg      ..,!... 

.f**"'»  landwärts  per  Fahre  nnd  Pgrt   . 
Total 


13910 

1797«! 
I2IS430 
I1221Q4Q. 


367  {{»20 
183170 
I4R800 
561630. 

382»g30 


1023610 

5uoaoo 

1460590 

3819270 
709110 

1439580 
10240 
410310 
403 108 
132980 
411290 

1507850 
213410 
401030 


214600 

517027» 

I8S6710 

541310 

1113620 

123340 

32760 

20100 

3407Q 

1141560 


524 


VoHtswirthschaftliche  Literatur. 


■•rmaBB,  t«,  Htnisterial-Rath,  Vorstand  des  statistischen  Bureaus,  hat  den 
2.  Theil  seiner  Beiträge  zur  Statistik  des  Königreichs  Bayern  veröffent- 
licht Dieser  Theil  enthält:  A.  eine  umfassende  Statistik  der  Leistungen 
der  Sicherheits-Polizei  im  Königreiche  Bayern  in  den  Jahren  1835  u  36 
his  1849  u.  50.  B.  Strafrechtspflege  im  Königreiche  Bayern  in  den  Jahren 
1832  u.  33  bis  1849  u.  50.  C.  Uebersicht  der  Selbstmorde  im  Königreich 
Bayern. 

Aus  dem  ersten  Theile  entnehmen  wir  die  Zahl  der  Verbrechen  und 
Vergehen  (L  angezeigte.    II.  roa  welchen  die  Urheber  entdeckt  wurden): 


feitai7KralMB  | 

Oegon, 

G«t«n 

Oegan 

Polizei. 

ilestttt       1 

du  Person. 

du  Slg0i^tham. 

den  Btaa« 

Uebertretangen 

I. 

II. 

I. 

IL 

L       IL 

I.            II. 

1835-36 

2096 

1779 

1O610 

4284 

715      638 

256584  250734 

1836—37 

1971 

1558 

10802 

4497 

655     630 

262490  263632 

1837-38 

1903 

1457 

11088 

4942 

651      574 

287135  285028 

1838—39 

1980 

1603 

11589 

5437 

737      665 

287883  295085 

1839-40 

1954 

1552 

12065 

4714 

706      610 

319S56  310655 

1840-41 

2340 

1808 

9558 

4072 

743      637 

321138  309060 

1841-42 

2259 

1747 

10275 

4307 

611      532 

325938  318132 

1842-43 

2097 

1589 

13269 

5719 

666      534 

343606  332611 

1843—44 

1993 

1517 

11463 

4627 

748      590 

308632  298478 

1844-45 

1944 

1477 

10984 

4384 

671      496 

314630  302330 

1845—46 

1966 

1464 

13469 

5527 

686      533 

322111  310918 

1846-47 

1906 

1425 

15817 

6240 

790      608 

355738  344608 

1847-48 

2074 

1565 

13159 

5018 

856      661 

282629  271228 
261940  250446 

1848-49 

2833 

2242 

12419 

4875 

1156      949 

1849-50 

2598 

2190 

10419 

4527 

932      746 

399555  289130 

kteMH. 

, 

1835—39 

551 

528 

948 

787 

233      119 

""*T76229~' 

1839-40 

407 

353 

860 

643 

253      230 

200123 

1840-41 

338 

297 

736 

665 

256      229 

139934 

1841—42 

314 

250 

575 

377 

222      191 

159841 

1842-48 

302 

250 

674 

488 

209  •  206 

189741 

1843-44 

923 

820 

1162 

803 

424      368 

137559 

1844--45 

350 

321 

526 

290 

215      174 

139250 

1845-46 

376 

320 

852 

672 

221      191 

147829 

1846-47 

552 

263 

2019 

1127 

878     204 

195040      6455 

1847-48 

603 

278 

1349 

1032 

914      313 

92211      4324 

1848-49 

862 

275 

1493 

645 

1364     337 

126572      5519 

1849-50 

623 

281 

1202 

775 

1322      333 

134338    12540 

Die  hier  zusammengefassten  Verbrechen  gegen  die  Person  bestehen  in 
Mord,  Todtschlag,  Kindermord,  Abtreibung  der  Leibesfrucht,  Aussetzung 
▼on  Kindern,  Körper- Verletzung,  Nothzucbt,  unfreiwillige  Unzucht,  wider- 
rechtliches Gefangenhalten,  Menschenraub,  EntfUhrang,  Missbrauch  des 
Zttchtigungsrechtes,  Verführung  zur  Unzucht.  Verbrechen  gegen  das  Eigen- 
thum  begreifen  Diebstahl,  Unterschlagung,  Raub»  Erpressung,  Wilddiebstahl, 
Verderbet  von  Lebensmitteln,  Verbreitung  voti  Vieoseuchen,  Brandstiftung, 
Ueberschwemmungs -Verursachung,  Anlegung  von  PulvermQhlen,  Betrug, 
Wucher,  Urkundenfälschung,  Meineid,  betrügerischem  Bmkerot^  Verleum- 


VolkswirthschaftUche  Literatur. 


m> 


düng,  Unifeae.  Yerbreehen  gegen  den  Staat  umfasieii;  Hochverratli,  Sil«|ts- 
verrath»  Majestatsbeleidigung,  Widersetzunff  gegen  die  Obrigkeit,  Störung 
des  öffentlichen  Friedens  und  des  Gottesdienstes,  SelbslhöTfe,  Fälschung 
öffentlicher  Urkunden,  Betrüg,  Münzfälschung,  fiestechunff,  Missbrauch  der 
Ämtsgewalt,  Untreue  im  Amte,  Entwendung  und  Beschäaigang  öffentlieher 
Güter. 

Die  Polizei-Uebertretungen  nm&ssen  PolizeifreTel,  Holzfreyel,  Entrie- 
hung  der  Militair  -  Pflicht ,  Desertion ,  Schwärzen,  Hausiren,  Bettelei, 
Yagabundiren. 

In  der  Pfalz  ist  der  Inhalt  der  Kategorleen  etwas  abweichend,  indem 
hier  die  bekannten  Bestimmungen  des  französischen  Cpde  pi^nal  mass- 
gebend sind. 

Eine  Zusammenstellunff  des  vorliegenden  Werkes  zeigt  für  die  sieben 
Kreise  diesseits  des  Rheines  folgende  Resultate: 


Verbrechen 

n.  Vergehen 

Tota 

SeelennU 

Einestralbare 
Handbmg 

Jakr 

TbXter 

ThSter 

bekannt 

«nbekannt 

auf  Seelen 

290,5 

288,2 

/ 

1832-33 
1833-34 

6003 

7275 

6375 
5203 

12378 
12478 

3595902 

1 

1834—35 

7550 

4856 

12406 
12049 
12802 

i 

297,6 

1835-36 

7846 

4203 

i  3691846 

306,4 

1836-37 

8658 

4144 

2883 

1837—38 

8800 

4099 

12899    , 

290,7 

1838-39 

8702 

4181 

12883 

.  3750124 

291,1 

1839-40 

9208 

5249 

14457 

' 

259.4 

1840—41 

8142 

4610 

12752 

1 

297,3 

1841-42 

7914 

5466 

13380 

►  3791857 

2834 

1842-43 

8423 

6229 

14652 

► 

258,8 

1843-44 

9472 

6723 

16195    ; 

{3845134 

237,4 

1844-45 

9610 

6397 

16037  ; 

239.7 

1845—46 

12328 

7623 

19951    i 

' 

192,7 

1846-47 

14156 

9569 

23725 

!  3896404 

164,2 

1847—48 

12592 

7974 

20566 

189,4 

Die  Tafel  üb( 

er  die  Sei 

bstmori 

ie  im  Königreiche  1 

Uyern  zeigt: 

Selbstmörder 

1844 

1845      18^ 

t6      1847 

1848      ] 

L849      1850 

1851 

männlich  .    .    . 

238 

225       2S 

fö       254 

206 

204       220 

269 

weiblich   .    .    • 

62 

54         ( 

>2         69 

53 

61         62 

65 

unter  20  Jahren 

27 

17         5 

n         29 

14 

27         22 

80 

V.  20  bis  50  Jahren 

168 

168       1( 

^        199 

164 

150        162 

197 

üb.  50  Jahre  oder 

unbekannt     . 

105 

94         i 

)2         95 

81 

88         98 

107 

katholische  •    . 

145 

144       1) 

U.       150 

107 

131        123 

148 

protestantische 

150 

131        1^ 

19        166 

137 

126        147 

165 

andere      .    «    . 

5 

4 

4           7 

15 

8         12 

21 

Charakter 

religiös -sittlieb 

188 

165    .    11 

^1        202 

170 

179        171 

210 

zweifelhaft    .    . 

57 

44         i 

15         76 

42 

32         37 

51 

mangelhaft  .    . 
unbekannt    .    . 

55 

70         ( 

il         45 

39 

47         42 

58 

— 

"-^     ,    . 

8 

7          12 

15 

gesund     •    .    . 

157 

159        11 

r9        193 

133 

137        146 

178 

geisteskrank     . 

90 

50         < 

L9         48 

49 

53         65 

57 

tÜß  Tdtksirirthstiiaftliche  titeratar. 


MMmiMitft 

1914 

1S45 

1846 

1847 

1848 

1849 

ifed 

"^ 

krank  od.  unbek. 

53 

70 

59 

82 

77 

75 

7JI 

Barger     .    .    . 

157 

128 

136 

127 

114 

105 

109 

135 

Bauern     .    •    , 

96 

98 

103 

127 

84 

91 

120 

120 

ceringe  Stände 
Famil.-Verhälln. 

47 

53 

48 

69 

61 

69 

53 

79 

. 

gfinsUff     .    .    • 
•nngfirStig     .    . 

144 

29 

137 
67 

127 

77 

162 
72 

123 
54 

118 
=  42 

97 
103 

149 

32 

zweifelhaft    .    . 

127 

85 

83 

89 

82 

105 

82 

101 

«Yermög..  Verfallt, 

'gthistig     .    .    . 

120 

189 

130 

121 

97 

103 

125 

.142 

ungünstig     .    . 

71 

113 

111 

135 

120 

M 

126 

162 

tirweiMbalt  '.    . 

109 

27 

46 

67 

42 

J2 

31 

.  40 

Gesammtzahl    . 

300 

279 

287 

323 

259 

065 

282 

334 

t  auf  Bawfthnfr 

14S01 

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IU12 

1^947 

17393- 

IVJJJ  ' 

16031 

13635 

Heuschling,  F.  X.,  Divisions-Glief  der  Al^endeincn  Statistik  Im  Bünisterium 
des  Innern  etc.,  Rcsuni6  de  la  Stattsticrae  g^n^rale  de  la  Belgique. 
Brüssel  I8§3. 

Von  diesem  uncnnOdlichen  Förderer  der  Statistik  ist  unter  obigem 
Titel  eine  Bearbeitung  des  ausführlichen  reichen  Materials  erschienen, 
welches  die  Gommission  centrale  in  ihren  Bulletins  angesammelt  hat.  Nach 
einem  Vorwort,  welches  eine  Biographie  des  seeligen  Professor  Wagemann 
ist,  behandelt  das  Buch  in  ($  Uauptantheilungen:  Boden,  Bevölkerung,  po- 
litische, moralische  und  religiöse  Verhältnisse,  Landwirthsebaft,  Industrie 
und  Handel  mit  der  bekannten  klaren  Einüacbheit  des  Verfassers.  Dieses 
werlhvolle  Werk  ist  bereits  durch  Hörn  übersetzt 

Hom,  J.  B.,  Statistisches  Gemälde  des  Königreiches  Belgien. 
Nach  der  gleichzeitig  erscheinenden,  vom  Ministerium  des  Innern  heraus- 
ffegebcnen  Statistique  generale  de  la  Belgique  und  anderen  amtlichen 
Quellen  bearbeitet,  mit  einer  Einleitung  von  Xavier  Heuschling,  Chef 
der  statistischen  Devision  etc.  Dessau,  bei  Gebrüder  Katz,  1853.  228  Seiten 
Quart.    Preis  3  Thlfe^. 

Dieses  Werk  ist  ein  sebr  gelungener  Auszug  aus  den  bekannten  aus- 
gezeichneten Arbeiten  der  Gommission  centrale  de  statistique  in  Brüssel  und 
zwar  aus  den  neuesten  dieser  Arbeiten. 

'  '  Bei  dem  hohen  Preise  der  umfangreicheren  Belgischen  Ausgabe  muss 
et. selbst  dem  Fachmann,  welcher  von  den  Originalen  Gebrauch  zu  machen 
Vermag,  angenehm  sein,  einen  mit  solcher  Sorgfalt  nnd  Sachkenntniss  ge- 
richteten Auszug  für  so  geringen  Preis  sich  aneignen  zu  kö^nnen. 

.  Die  Verleger  haben  durch  eine  schöne^  Ausstattung  der  Quelle  nnd 
dem  Herrn  Uebersetzer  die  verdiente  Aufmerksamkeit  erwitsi^n.  Es  i^t  dies 
mn  so  mehr  anzuerkennen,  jus  das  Publikum,  welches  sich  für  auslUddisebp 
^tistik  interessirt,  äusserst  klein  und  die  Herausgabe  solcher  Werke  vom 
ibuchhändlerisch^  Standpunkt  ktets  ein  Opfer  ist. 

'  Wir.  haben  in  den  Nachrichten  aus  amn  Gebiete  des  Staats  und  der 
VolkswirthschafL  aus  dem  reichhaltigen  Werke  eine  Tafel  zusammengestellt, 
•vrelche  Jedoch  weniger  als  ein  Auszug,  denn  als  *ein  Rligister  zu  be-* 
trachten  ist,  über  die  wichtigeren  Gegenstände,  welche  in  dem  vorlle|[en* 
4<en  Werke,  -verglichen  mit  Vorjahren  und  aus  den  politisehen  und  htsto-^ 
Aschen  Verhältnissen  Belgiens  erklärt,  vorfinden. 


i 


Tl^lkswiribscbufOiche  LH«r«tiir.  SflKT 

flÜmiHr,  mo,  Von  denHeibeB  erschien  im  V^\t^  inm  Hehtfidk-MfSkmr  in 
•    Leipzig: 

Statistische  Tafel  aller  Länder  der  Erde«  IIL Auflage»  in  Thaler 

und  ZoHvereinsgewicht.   Preis  4  Sgr. 
^  n       IV.  Auflage  in  Gulden  und  österreichischen)  Maas« 

und  Gewicht    Preis  4  Sgr. 
TableauSlatistique  Universel  in  französischer  Sprache,  französischem 

Maass  und  Gewicht    Preis  6  Sgr.  ^  . 

(Diese  Tafeln  sind  durch  Nachdruck  auch  in  italienischer  und  hoUändisci^er 

Uebersetznng  erschienen) 
Die  Banken,   Abtheilung  I.    Geschichte   und  Statistik   der  bestehendem 
BiLokeiL     AbtheiiuDg  IL    Geschichte  und  Theorie  des  Bankwesenit. 
2  Bände.    3  Thir. 

Im  Verlag  von  Brockhaus  in  Leipzig  erschien: . 
^cjiuizzoll  und  Handelsfreiheit,  eine  Örochüre  als  das  12.  Bändchen 
der  unterhaltenden  Belehrungen  zur  Förderung  allgemeiner  Bilduqg. 
bau  Selbstverlag  die  Wochenschriften: 
;Ivachrichten  aus  dem  Gebiete  der   Staats-  und   VolkswirtLr 
>  .:   .    Schaft    Preis  4  Thlr.  ganzjährig  mit  Versicherungs-Zeitung. 
,Vß.rsicberuags«Zeitung.    Preis  2Thlr.  ganzjährig. 

•  •  '  * 

iKerst,  S.  f^ottlHed,  Ueber  Brasilianische  Zustände  der  GegenwaM 
'  mH  Bezug  auf  die  deutsche- Auswanderung  nach  Brasilien  und  das  System  der 
Brasilianischen  Pflanzer,  den  Mangel  an  Afrikanischen  Sklaven  durch 
deu^Dhe  Proletarier  zu  ersetzen,  zugleich  zur  Abfertigung  der  Schrift 
des  Kaiseyl.  Brasil.  Prof.  Dr.  Gade :  Bericht  über  die  Deutschen  Golonieen 
am  Rio  Preto.    Berlin,  1853  bei  Veit  <k  Comp. 

Diese  Schrift  leidet  unseres  Erachtens  unter  dem  Irrthume,  dass  Hi^rr 
Gade,  weil  er  Professor  in  Brasilien  ist,  gewissermassen  auch  die  Brasi- 
lianische Regierung  vertrete,  und  seine  Angriffe  gegen  den  Verfasser  eine 
erwähnenswertbe  Bedeutung  hätten,  was  uns  nicht  der  Fall  zu  sein  scheint 
Im  Uebrigen  ist  die  Schrift,  wie  sich  nicht  anders  von  dem  ehren werthen 
Verfasser  erwarten  lässt  mit  jener  grossen  Sachkenntniss  geschrieben,  welche 
die  Stärke  des  Oppositionsmannes  ausmacht  In  Opposition  gegen  die  Bra- 
silianische Regierung  befindet  sich  aber  Herr  Kerst  in  solchem  Masse,  dass 
er  über  der  langen  Reihe  unzweifelhaft  gerechter  Punkte  des  Tadels  hie 
und  da  den  Unterschied  zu  vergessen  scheint,  welcher  in  den  Ansprüchen 
an  die  längst  geordnete  Verwaltung  civilisirter  Länder  und  an  die  jugend- 
liche eines  Staates,  mit  zum  grossen  Theil  uncivilisirter  Bevölkerung  zumachen 
ist!  Es  ist  gewiss  sehr  gut  und  nützlich,  dass  den  vergoldeten  Beschrei- 
bungen der  Lichtseite  eines  Landes,  welches  den  Auswanderern  als  Ziel  aa- 
empTohleu  wird ,  auch  die  Schattenseite  vorgekehrt  wird ,  und  wer  diese 
kennen  zu  lernen  wünscht,  der  wird  die  dunkelsten  in  diesem  interessanten 
Buche  ohne  Zweifel  finden. 

Knies,  Karl,  Die  politische  Oekonomie  vom  Standpunkt  der  ge- 
schichtlichen Methode.    Braunschweig,  M.  Bruhn,  1B53,  8. 

Eine  Anzeige  dieses  Werk  hat  die  nicht  geringe  Schwierigkeit  zu  übeh- 
winden,  von  der  Reichhaltigkeit  seines  Inhaltes  bei  strenger  wissensdttft- 
licher  Methode,  welcher  sich  der  sprachliche  Amsdruck  fügen  miiss,  «Itte 
annähernde  Vorstellung  zu  geben.  Und  doch  dürfte  diese  genügen»' imn  dtts 
Interesse  jedes  sachkundigen  Mannes  auf  das  vorliegende  Werk  %n  HchMn 
und  e»  kritisch  zu  w^digen. 


Y«lk$wirthschaftliche  LiUratur. 

Was  demielbra  eine  «dagexeiciutete  Stelle  in  dem  Gebiete  Tdksvüiii- 
schaftlicher  Schriften  anweist,  ist  eben  sowohl  die  Methode  der  Darstellung 
als  die  Fttlle  des  Stoffes  und  die  Durchdringung  beider  Seiten^  so  dass 
hier  eine  Entwickelung  historischer  Verhältnisse  auf  dem  Boden  der  poli- 
tischen Oeconomie,  gebunden  an  eine  streng  wissenschaftliche  Darstellung 
geboten  ist,  wie  sie  der  Würde  und  Tiefe  deutschen  wissenschaftlichen 
Geistes  sich  eignet.  Der  Verfasser  hat  sein  Werk,  welches  er  in  Marburg 
als  Universitätslehrer  geschrieben  und  in  Schafihausen  als  Gymnasiallehrer 
bevorwortet,  Herrn  W.  Röscher  als  einen  Beweis  seiner  grossen  Hochachtung 
für  dessen  Verdienste  desselben  um  die  politische  Oekonomie  gewidmet. 
In  der  kurzen ,  aber  beachten swerthen  Vorrede  weist  der  Verfasser  darauf 
hin,  dass  sein  Buch  inmitten  der  erbitterndsten  Erfahrungen  und  in  der  be- 
nnruhiffendsten  äussern  Lage  entstanden,  zwar  hinter  der  Vollendung  za- 
rückgeblieben  sei,  die  ihm  bei  dem  Beginne  der  Arbeit  vorschwebten,  be- 
merkt dazu  aber  mit  Recht,  dass  die  Schrift  dessenungeachtet  die  volle 
'Rechtfertigung  ihres  Erscheinens  in  sich  trage.  Was  diese  Rechtfertigung 
neben  der  umfangreichen  Fülle  historischer  Forschung  wesentlieh  bedingt, 
ist  die  wissenschaftliche,  dem  Stoff  vollkommen  entsprechende  Methode,  m 
welcher  sich  die  Beobachtung  und  Prüfung  der  Thatsachen  mit  der  logischen 
Beweisführung  zu  einem  harmonischen  Ganzen  gestaltet.  Der  Verfasser  hat 
am  Schlüsse  seines  Werkes  den  Versuch  gemacht,  die  hauptsächlichsten 
Punkte  zu  erörtern  und  festzustellen,  aufweiche  es,  wie  ihm  scheint,  in 
der  Frage  nach  der  richtigen  Methode  der  Nationalökonomie  ankommt  Und 
da  er  nach  den  von  ihm  dort  festgestellten  Grundsätzen  die  Darstdlung  des 
historischen  Stoffes  vollzogen  hat,  so  wird  eine  vorläufige  RenntnissBafame 
von  diesem  Abschnitt  des  Werks  das  Verständniss  desselben  beföitlero,  oder 
den  richtigen  Standpunkt  zur  Beurtheilung  desselben  leichter  finden  lassen. 
Bei  der  Erörterung  der  Gesetze,  von  welchen  die  Methode  für  die  Dar- 
stellung der  Nationalökonomie  abhängig  ist,  wird  von  dem  Verfasser  zu- 
nächst der  gebräuchliche  Gegensatz  zwischen  philosophischer  und  his- 
torischer Methode  erläutert,  welcher  ihm  mit  Recht  für  nichtssagend 
oder  als  Missgriff  im  Ausdruck  erscheint.  Und  indem  er  auf  die  Ent- 
*  Wickelung  der  nationalökonomischen  Thatsachen  selbst  eingebt,  stellt  er 
zur  Umgränzung  der  von  ihm  angewandten  Methode  zunächst  die  Sätze  auf: 
„Von  welchem  Punkte  aus  man  auch  die  Theorie  über  die  Ökonomischen 
Dinge  betrachten  mag,  immer  wird  man  es  als  eine  unerlässliche  Bedingung 
erkennen,  sich  den  Thatsachen  des  geschichtlichen  Lebens  hinzugeben,  sie 
als  das  Fundament  anzunehmen,  wodurch  sich  die  Theorie  bestimmen  lassen 
muss,  und  ^egen  welche  sie  keine  Wahrheit  beanspruchen  kann.  Wo  dies 
nicht  geschiebt,  wo  mithin  durch  eine  einseitige  und  gegen  die  lebendige 
Erfahrung  rücksichtslose  oder  gleichgiltige  Tbätigkeit  der  menschlichen  Ver- 
standeskrafte  das  Ergebniss  erzielt  wird,  mit  andern  Worten ,  wo  auf  dem 
We^eder  Gonstruction  und  durch  blosse  Denkevolutionen  die 
Basis  gewonnen,  das  Raisonnement  begründet  wird,  da  ist  keiner- 
lei Garantie  gegen  den  Irrthum  und  die  Unwahrheit  gegeben,  und  wir  können 
im  besten  Falle  unbewiese/ie  Wahrscheinlichkeiten  erwarten. **  Eine  einzige 
Beobachtung,  bemerkt  der  Verfasser  ferner,  kann  ein  Gesetz  constatiren 
und  für  das  Raisonnement  vollständig  begründen,  denn  das  Naturgesetz- 
liche muss  sich  immer  und  ganz  in  derselben  Weise  manifestiren,  sobald 
die  realen  Bedingungen  für  seine  Darstellung  gegeben  sind. 
Dass  mandiese  Bedinffungen  ohne  Weiteres  überalfund  immer 
'als  gegeben  und  vorhanden  ansieht,  davor  hat  sich  die  Schluss- 
f^lgevung  zu  hüten.  Auf  dem  Gebiete  der  Nationalökonomie  handelt  es  sich 
■  gaf  hiva^  um  Erscheinungen  und  um  Gesetze  der  Erscheinungen  bei  welcher 
*    eine  Gleichheit  und  eine  Verschiedenheil  zugleich  in  Betracht  kommt;  dem- 


Yolkswirthscbafilielie  Literatur.  6g9 

Semäss  kdmeii  nur  Gesetze  der  Analogie  gewonnen  werden.  Da  nun  die 
[etbode  der  Untersuchunff  und  Beweisführung  immer  im  engen  Verbände 
sieht  mit  dem  Charakter  der  zu  lösenden  Aufgabe,  so  ist  es  noth wendig, 
dass  min  auf  dem  Gebiete  der  wirlhschafUicben  Dinge  darauf  verzichtet, 
eine  Methode  in  Anwendung  zu  bringen,  welche  darauf  berechnet  ist  und 
davon  ausgeht,  eine  Gesetzmässigkeit  absolut  identischer  Erscheinungen 
nachzuweisen.  Da  es  sich  nur  darum  handelt,  die  ffesetzmässig  sich  heraus- 
stellende Analogie  der  volkswirthschaftlichen  Erscheinungen  klar  zu  stellen, 
so  muss  die  Methode  angewandt  werden,  welche  die  Erkenntniss  dieser 
Analogie  vermitteln.  In  der  Nationalökonomie  lehrt  die  Erforschung  der 
Analogie  nicht  nur  das  Gesetzmässige  an  den  Erscheinungen  zuerst  erkennen, 
sondern  es  ist  dieses  auch  der  Weg,  auf  welchem  unrichtige  Formulirnn- 
j$en  berefts  erkannter  und  festgestellter  Gesetze  verbessert  werden.  Und 
indem  der  Verfasser  mit  der  Untersuchung  über  die  Methode  der  National- 
ökonomie sein  Werk  abschliesst,  nimmt  er  fUr  diese  eine  Bedeutung  und 
Würde  in  Anspruch,  welche  Herz  und  Verstand  des  Verfassers  gleichmässig 
ehren.  «Man  bat  so  häuGg,  so  lauten  seine  Worte,  das  Ökonomische  und 
das  politische  Leben  der  Völker  wie  ein  körperliches  und  ein  geistiges 
gegenüber  gestellt,  und  so  auch  die  Wissenschaft  der  Politik,  der  Psychologie, 
die  Nationalökonomie  dagegen  der  Physiologie  verglichen.  Niemals  würde  man 
einem  solchen  Vergleiche  zustimmen  können,  wenn  er  es  in  Abrede  stellen 
sollte,  dass  auch  durch  alles  wirthschaflliche  Treiben  und  Schaffen  der  Indi- 
viduen wie  der  Völker,  ein  geistiges  Leben  und  Weben  sich  hindurchzieht, 
welches  die  nationalökonomische  Theorie  nicht  bloss  ins  Auge  zu  fassen  und 
klarzustellen,  sondern  auch  mit  den  allgemeinen  Maassstäben  der  sittHch- 

Bolitischen  Entwickelung  des  Volkslebens  in  Einklang  zu  bringen  hat.  Die 
ledeutung  dieses  Theiles  in  den  Aufgaben  der  Nationalökonomie  wird  sich 
um  so  sicherer  herausstellen,  jemehr  man  sich  vergegenwärtigt,  wie  diese 
Wissenschaft  es  doch  bei  aller  Behandlung  von  Fragen  aus  der  sachlichen 
Güterwelt  immer  wieder  mit  dem  Menschen,  mit  einer  geistigen  und  von 
geistigen  Triebfedern  bewegten  Persönlichkeit  zu  thun  hat.  Und  so  scheint 
es  nicht  ungerechtfertigt  zu  sein,  wenn  man  den  althergebrachten,  aber 
doch  auch  von  Adam  Smith  mitten  in  seinen  ökonomischeu  Erörterungen 
ausgesprochenen  Satz:  »Glückseligkeit  und  Elend  des  Menschen  ruhen  allein 
im  Geiste,  «gegenüber  der  nationalökonomischen  Wissenschaft  in  der  For- 
derung aufrecht  zu  erhalten  sucht,  dass  man  den  Werth  ihrer  Leistungen 
insbesondere  nach  den  Früchten  zu  bemesen  habe,  welche  sie  den  sittlichen 
und jpolititischen  Elementen  des  Volkslebens  darzubringen  im  Stande  ist*' 

Kehren  wir  nun  von  dem  Ziel  und  der  Weise  des  Verfahrens  in  diesem 
Werke  zu  dem  Wege  zurück,  welchen  der  Verfasser  auf  dem  weithin  reichen- 
den Gebiete  der  politischen  Oekonomie  durchmessen  hat,  so  zerfällt  dieser 
in  nEinleitendes,*'  worin  die  geschichtliche  Entwickelung  der  politischen 
Oekonomie  einmal  als  Aufgabe  der  Geschichte,  und  sodann  als  Grundsatz 
der  nationalökonomischen  Theorie  beleuchtet  wird.  Es  folgt  dann  der  Ab- 
schnitt »Volkswirthschaft,^  welcher  die  concreten  Grundbedingungen 
der  geschichtlichen  Volkswirthschafl  behandelt,  und  daran  schliesst  sich  die 
Darstellung  der  Volks wirthschaftslehre  nach  ihrem  substanziellen In- 
halt, so  wie  nach  den  Systemen,  welche  diesen  Inhalt  auf  Grund  der  ver- 
schiedenen historischen  Einflüsse  verschiedenartig  verarbeitet  haben.  — 
Indem  der  Verfasser  zuerst  das  Gebiet  seiner  Aufgabe  sich  umgränzt,  weist 
er  nach,  dass  die  ^Geschichte  der  politischen  Oekonomie*  vor  der  Be- 


hdO  T^Ui^witlb^HaftHche  tlteretar.' 

i9ekhe  «Uä,  winhsctiftftllehe  Cedchfdtte  der  Volker  liefern  irill,  mtf^s  ein 
i^rdi^s^rei  Qcfbiet  bä^^öidhnät  l^erden  als  dasjenige  ist«  welches  Wenigstens 
m  Deulschland  gewöhnlich  mit  dem  Namen  der  politischen  Oekonomie  be*^ 
zeichnet  zu  werden  pflegt.  Sie  hat  nicht  nur  die  geschichtliche  £ntwick<!- 
lung  der  national-Ökonomischen  Theorie,  die  Intentionen  und  die  Praxis  der 
allgemeinen  Staatsgewalten  für  die  Gewinnung  ihres  Bedarfs  in  sachlichen 
Gütern  und  zur  Förderung  der  wirthschaftÜchen  Volksinteressen,  sondern 
auch  die  ökonomischen  Zustände  und  Entwickelungen  an  dem  wirklichen 
lieben  der  verschiedenen  Nationen  und  Zeiten  zu  erfassen  und  darzustellen. 
Von  diesem  Standpunkte  aus  kritisirt  der  Verfasser  in  kurzer  Uebersicht 
einige  Geschichts werke  der  politischen  Oekonomie,  wie  vom  Grafen  J.Pecchio, 
L.  Librario,  des  Engländers  Travers  Twiss,  der  Franzosen  A.  ßlanqui  tmd 
Villeneuvc-Bargcmont,  der  Deutschen  G.  F.  Krause,  Fr.  List  und  W.  Roseber, 
und  knüpft  daran  eine  Uebersicht  der  bisher  noch  sehr  ungenügenden 
historischen  Forschungen  zur  Erkenntniss  volkswirthschaftlicher  Zustände 
und  Lebensverhältnisse  in  den  früheren  Zeiten.  Derselbe  Mangel  und  die- 
selben Schwierigkeiten  sind  natürlich  auch  für  den  vorhanden,  welcher  der 
geschichtlichen  Entwickelung  der  Theorie  der  politischen  Oekonomie  nach- 
rorscht. 

In  dem  zweiten  Theil  der  Einleitung  stellt  der  Verfasser  seine  eigene 
Aufgabe  gegenüber  den  Theorien  in  der  National-Oekonomle  fest,  indem  er 
es  ausspricht,  dass  im  Gegensatz  zu  dem  Absolutismus  der  Theorie  (wor- 
unter der  Anspruch,  Unbedingtes  für  alle  Zeiten',  Lander  und  Nationali- 
täten darzubieten,  verstanden  wird)  die  historische  Auffassung  der  politischen 
Oekonomie  auf  dem  Grundsätze  beruhe,  dass,  wie  die  wirthschaftÜchen 
Lcbenszustände,  so  auch  die  Theorie  der  politischen  Oekonomie,  in  welcher 
Form  und  Gestalt,  mit  welchen  Argumenten  und  Resultaten  wir  sie  auch 
finden,  ein  Ergebniss  der  geschichtlichen  Entwidclung  ist;  dass  sie  in 
lebendiffcr  Verbindung  mit  dem  Gesammtorganismus  einer  menschheitlichen 
und  vülKergeschichtlichen  Periode  mit  und  aus  den  Bedingungen  der  Zeit, 
des  Raumes,  der  Nationalität  erwächst,  mit  ihnen  bestem  und  zu  fort- 
schreitenden Entwickelungen  sich  fortbildet;  dass  sie  in  dem  geschichtlichen 
Leben  den  Fond  ihrer  Argumentationen  hat,  ihren  Resultaten  den  Charakter 
geschichtlicher  Lösungen  beilegen  muss;  dass  sich  anch  „die  allgemeinen 
Gesetze^  in  dem  allgemeinen  Theile  der  National  -  Oekonomie  nicht  anders, 
denn  als  eine  geschichtliche  Explication  und  fortschreitende  Ma- 
nifestation der  Wahrheit  darstellen,  auf  jeder  Stufe  nur  als  die  Verallge- 
meinerung der  bis  zu  einem  bestimmten  Punkte  der  Entwickelung  erkannten 
Wahrheiten  dastehen,  und  weder  der  Summe  noch  der  Formulirung  nach 
für  absolut  abgeschlossen  erklärt  werden  können,  und  dass  der  Absolutismus 
der  Theorie,  wo  er  sich  auf  einer  Stufe  der  geschichtlichen  Entwickelung 
Geltung  verschafft  hat,  selbst  nur  als  ein  Kind  dieser  Zeit  dasteht  nnd  nnr 
einen  bestimmten  Grad  in  der  geschichtlichen  Entwickelung  der  politischen 
Oekonomie  bezeichnet. 

Um  eine  Uebersicht  von  der  seitherigen  Haltung  der  Theorie  der  poli- 
tischen Oekonomie  zu  geben,  kritisirt  der  Verfasser  in  der  Kürze  die 
Schriftsteller  des  Merkantilsystems,  die  Physiokraten,  bespricht  die 
Arbeiten  Adam  Smith's  als  »das  eminente  Resultat  eines  ausgezeichneten 
Denkers,  womit  die  Wissenschaft  einen  jener  grossen  Schritte  vorwärts 
that,  durch  welche  eine  grosse  Masse  von  neuer  Einsicht  plötzlich  verbreitet 
und  zugleich  das  ößenlliche  Urlheil  allgemein  überzeugt  wird;*  und 
knüpft  daran  eine  Erörterung  der  Bestrebungen,  welche  bis  in  die  neueste 
Zeit  zur  Entwickelung  ökonomischer  Theorien  gemacht  worden  sind  von 
AdamMüller,  Fr.  List,  H.Storch,  Rau,  W.  Röscher,  Hildebratid. 

In  dem  Abschnitte  des  Werkes,  welcher  die  Volkswirthsciraft  als 


YölksWirthsciiartnche  Literatur.  531 

solche  behandelt,  ist  die  erste  Abhandlung,  Ȋa$  indtviduelte  Territorium^ 
betreffend^  von  anziehendem  Interesse.  Der  Verfasser  hat  hkt  aus  äiniinji 
reichen  Material  eine  kurze  nnd  klare  Uebersicht  von  den  natärlicncä 
Unterschieden  und  Gegensätzen  in  den  wirthscbafllichen  Fundamenten  der 
einzelnen  Volker  gegeben.  Daran  reiht  sich  consequcni  eine  zweite  At>- 
handlun^,  „der  nationale  Mensch **  überschrieben.  Die  Untersuchun^p  di^T 
menschlichen  Natur,  soweit  dieselbe  für  die  wir  thschaft  liehe  Thäligkeit 
des  Menschen  in  Betracht  kommt,  ist  nur  die  nothwendige  Ergänzung  «u 
der  Untersuchung  über  die  produktive  Kraft  der  Natur,  und  sie  ist  nur  za 
häufig  .vernachlässigt  worden.  A.  Smith  hat  gerade  dadurch,  dass  er  den 
Tbätigkcitstrieb  des  Menschen  scharf  in  Erwägung  zo^,  eine  der  haupt- 
sächlichsten Grossthaten  vollbracht,  durch  welche  er  sich  weit  über  seme 
Vorgänger  hinaushob.  Nächst  den  beiden  fundamentalen  Potenzan  im 
'Gebiete  der  Volkswirthschaft,  dem  individuellen  Territorium  und  dem 
nationalen  Menschen,  steht  nach  des  Verfassers  Auffassung  die  Wirksam- 
keit der  Zeit;  diese  wirict  auf  das  Territorium  und  dem  Menschen,  indem 
aie  dazu  führt,  das  Capitis  zii  er«euf€A,  dessen  Bedeutung  in  äeiaen  mannig- 
fachsten Beriebungee  und  Verhältnissen  mündlich  bespifochen  wird.  Sind 
die  Fundamente  der  Volkswirthschaft  auf  diese  Weise  vorhanden,  so  ist 
.4er  £influss  der  politischen  Staatsgewalt,  der  Religion  und  Jiirche  mit  ihren 
herrschenden  Ideen  und  geistigen  Strömungen  auf  dieselbe  nachzuweisen, 
und  endlich  dieselbe  im  einheitlichen  Zusamolenhaiige  mit  dem  geaammtmi 
geschichtlichen  Volksleben  darzustellen. 

Nachdem  der  Verfasser  in  dem  Abschnitte  von  der  Volkswirihsohaf  li- 
.lehre  das  Untersuchungsgebiet«  nadi  seiner  früher  schon  erwähnten  Me- 
thode festgesteltt  hat,  gelangt  er  zu  den  ersten  Begriff  innerhalb  dtesAr 
Sphäre,  zum  Begriff  des  Privateigenthuma,  und  verfolgt  denselben  alif 
.historischem  Wege  durch  die  Entwickelungsstufen  der  Cuiturvölker,  der 
Griechen,  Römer  und  Germanen.  Mit  der  Lehre  vom  Privateigeoihttin  ver- 
knüpft sich  unmittelbar  die  Darstellung  des  Privategoismus,  des  Eigennutzes, 
.  der  in  der  Theorie  der  Nationalök#Bome  eine  so  bedeutsame  ttolle  spielt, 
dass  eine  umfassendere  Besprechung  desselben  dem  Verfasser  gerechlfeiHigt 
erscheint.  Das  geschieht  denn  iaufih  auf  S.  147—168,  indiem  die  Ansichten 
von  A.  Smith,  Bau  und  anderen  Nationalökonomen  darüber  kritisirt  werden 
und  der  Verfasser  dahin  gelangt,  dass  er  den  Eigennutz  durch  den  Billig- 
keits-  und  Rechtssinn  beschränkt,  wenn  auch  nicht  für  tiberwunden  erklärt 
Die  Bewegung  der  Volkswirthschaftslehre  von  ihrem  Beginn  bei  den  alten 
Völkern  bis  in  die  neueste  Zeit  ftillt  mit  ihrer  Darstellung  den  noch  übrigen 
Theil  des  Werkes.  Hier  kommt  in  der  Entwickclung  der  Theorien  aber- 
mals zur  Sprache  das  System  der  Merkantilisten  und  der  Physiokraten,  als 
Grundlegung  der  Revolution,  Adam  Smrth  und  der  tiers  ^t  in  der  Revo- 
lution, Adam  Müller  und  die  Restauration,  die  Spaltung  des  siegreichen 
dritten  Standes,  die  Gewerbtreibenden  und  Friedrich  List,  der  Handeisstand 
und  die  FreihandelsJehre,  endlich  die  grösste  Weiterung  des  Gegensatzes, 
die  Capitalisten  und  das  System  der  absolulfreien  Privaltnätigkeiten  gegen- 
über dem  Socialisraus  als  die  Theorie  des  vierten  Standes. 

Um  die  hier  aufgestellten  Gegensätze  in  ihren  verschiedenen  Beziehungen 
zu  beleuchten  und  sie  gleichsam  zu  erschöpfen,  folgen  nach  einer  Reihe 
von  Entwickelun^en ,  die  sich  an  bestimmte  hervortretende  Erscheinungen 
und  gleichsam  Stich  worte  jener  Gegensätze  anknüpfen,  wie  z.  B.  die  »gute* 
Vertheilung  neben  der  „grössten**  Summe  der  Güter,  oder  der  Privateigennutz 
und  das  allgemeine  wirlhschaftliche  Wohl.  Seinen  Standpunkt  spricht  der 
Verfasser  am  bestimmtesten  aus,  indem  er  von  dem  Absolutismus  der 
Lösungen  und  dem  Gesetz  der  Relativität  die  entsprechende  Anwendung 
auf  die  Frage  über  grosse  und  kleine  Landgüter,  Schutzzölle  und  Freihandel 


532  yolkswirthscJbaftliche.Literatar. 

machU  und  die  Bedeutung  der  nicht-okonomischen  Falctoren  und  Güter  für 
die  Erledigung  Skonomisciier  Fragen  berrorhebt,  auch  eine  Ctotscheidunga« 
norm  nach  den  Grundsätzen  der  Pflichtencoilision  auf  die  Streitfragen  der 
modernen  Handelspolitik  gelten  lassen  will.  Fassen  wir  nun  noch  die  ße- 
'  deutung  des  vorliegenden  Werkes  in  ein  Wort  zusammen,  so  ist  sein  Wcrth, 
abgesehen  von  dem  reichen  darin  verarbeiteten  Material  und  der  streng 
wissenschaftlichen  Methode  der  Darstellung,  auch  vorn emlich  darin  ent*^ 
halten,  dass  es  vom  Standpunkt  der  historischen  Forschung  die  politische 
Oekonomie  als  eine  moralisch  -politische  Wissenschaft  mit  ernster  Würde 
zur  Geltung  zu  bringen  sucht,  und  in  dem  ökonomischen  Gtiterleben,  neben 
eer  Causalität  der  naturgesetzltchen  Erscheinungen  die  Gausalität  der  sittlich- 
freien Zwecke  des  Menschen  weder  verlaugnet  noch  unberücksichtigt  lässt 

Kotelmann,  A.,  Die  preussischeLandwirthschaft,  nach  den  amtlich^i 
Quellen  statistisch  dargestellt  und  mit   besonderer  Beziehung   auf  Be- 
.    Steuerung  und  Zollgesetzgebung  betrachtet    Berlin  1853.    Jeanrenaad. 

Ein  sorgfältiger,  mehrere  Decenmeo  Hmfassender  Auszug  aus  der  amt- 
lichen Statistik  üner  ProduktioA,  Gonsonrtion,  Ein-  und  Ausfuhr  aller  Er- 
seugnisse  der  LandwirthschafI,  findet  sich  hier  von  Bemerkunsto  begleitet, 
welche  meistens  denjenigen  Grundsätzen  entsprechen»  die  aucn  von  diesem 
Buche  vertreten  werden.  Ausführlich  wird  der  Schaden  nachgewiesen, 
welchen  die  Untersütiung  der  Unfähigkeü  in  der  Form  des  sogenannten 
Schutzes  der  Rüben -Industrie  dem  Lande  gebracht  hat.  Ebenso  ausführ- 
lich wird  die  Maischsteuer  besprochen,  deren  Erhöhung  von  dem  Verfasser 
nicht  gebilligt  werden  kann.  Das  Werk  zerfällt  in  (» Antheilungen :  1)  Ge- 
treide- und  Kartoffelbau.  2)  Der  Handels -Gewächsbau«  3)  Die  Viehzucht 
4)  Die  Forstwirthschaft.  5)  Die  landwirthschaftliehen  Fabrlcattous -Gewebe. 
€)  Statistische  Bemerkungen  über  die  preussische  Landwirthschaft  im 
Allgemeinen. 

Krase,  A.  T.,  Altermann  des  Gewandhauses  lu  Stralsund.  Ein  Gutachten 
über  die  Frage,  »ob  und  welche  Veränderungen  der  bevor- 
stehenden Gewerbesteuer-Gesetzgebung  in  der  That  als  Be- 
dürfnis'S  anzusehen  sein  mögen.**    Im  Selbstverlag, 

Der  Verfasser  bezeichnet  die  Classification  nach  Mittelsätcen  und  die 
Selbsteinscbätzung  als  ein  erprobtes  gutes  System  und  wünscht  dessen 
Ausdehnung.  Er  verwirft  die  nöhere  Besteuerung  des  städtischen  Gewerbs- 
mannes vor  dem  ländlichen, 

Lehxen,  W.,  Hannovers  Staatshaushalt,  früherer  Vorstand  des  Finanz- 
und  Handels -Ministeriums.    Erster  Iheil.    Hannover.    Hahnsche  Hof- 
^  Buchhandlung. 

Seit  dem  Erscheinen  des  Ubbelohde*schen  Werkes  über  die  Finanzen 
des  Königreichs  Hannover  sind  zwanzig  Jahre  verflossen,  und  in  diesen 
Zeitraum  fällt  eine  Reibe  der  wichtigsten  Ereignisse  für  den  hannoverschen 
Staatshaushalt,  welche  denselben  beinahe  ganz  umgestaltet  haben:  die  erste 
Vereinigung,  die  Trennung  und  Wiedervereinigung  der  Kassen,  die  Grün- 
dung des  Steiiervereins,  die  Entstehung  des  Domanial-Ablösungs-Fonds, 
der  Bau  der  Eisenbahnen  etc.  Das  Bedürfniss  eines  neuen  Werkes,  welches 
dem  Ubbelohde'schen  als  Fortsetzung  dienen  kann,  war  daher  unverkenn- 
bar, und  es  ist  dankenswert!),  dass  ein  Mann,  so  vollkommen  Meister  seines 
Stoffes,  wie  Herr  Lehzen,  die  Arbeit  übernommen  hat  Als  das  Staats- 
grundge^etz  vom    26.  September  1833    die  Vereinigung   der   königlichen 


Volkswirtbscfaaftliebe  Literatur.  533 

General -Kasse  und  der  General -Steocr-Kassen  ausspracli,  hatten  beide 
ein  Deficit,  jene  etwa  180000,  diese  etwa  140000  Thlr,  Der  König  bewilligte 
für  erstere  einen  Zusebuss  aus  der  Krön- Dotation  für  die  nächsten  drei 
Jahre,  d.h.  bis  zn  dem  Zeitpunkt,  wo  die  geeigneten  Ersparnisse  eintreten 
konnten;  für  die  General-Steuer-Kasse  sollte  durch  Erspamiss  im  Militair- 
Etat  das  Deficit  gedeckt  werden.  Die  mannichfachen  Veränderungen,  welche 
das  Staatsgrundgesetz  und  dann  die  Steuer -Vereinigung  mit  den  Nachbar«' 
ländern  sowohl  als  die  nothwendige  Reform  des  Posttax-Gesetzes,  des  Weg- 
geld-Gesetzes,  des  Sporteln-Gesetzes  etc.  bedingten,  erschwerten  jene  Er- 
sparnisse und  verzögerten  jene  Berathung  über  die  Gesetze,  durch  welche 
sie  herbeiffeführt  werden  sollten.  Die  Kammern  waren  noch  mit  der  kurz 
vorher  erfolgten  Regierungsvorlage  beschäftigt,  als  König  Wilhelm  IV.  am 
90l  Jimi  1837  staife.  Wenn  auch  nicht  durch  Ersparnisse,  war  inzwischen 
durch  die  Vermehrung  der  Einnahmen  die  Finanzfrage  günstiger  gestaltet 
worden.  Das  Deficit  des  nun  vereinigten  Gesammt- Staatshaushalts  betrug 
in  der  Finanzperiode  von  1834—35  nur  50000  Thlr.,  und  in  der  von  1835—30 
und  36—37  wurden  nicht  nur  die  gesteigerten  Ausgaben  gedeckt,  sondern 
es  blieb  noch  ein  Ueberschuss,  der  zu  ausserordentlichen  nützlichen  Zwecken 
verwendet  werden  konnte. 

Nach  dem  Tode  des  Königs  Wilhelm  IV.  wurden  bekanntlich  die  Stände 
von  seinem  Nachfolger  vertagt,  das  Staatsgrund^esetz  umgestürzt  und  die 
Verfassung  von  1819  wieder  hergestellt,  so  weit  dies  dem  König  Ernst 
August  zusagte.  ^Es  trat,^  sagt  Lehzen,  «wie  für  die  öffentlichen  Ver- 
hältnisse des  Königreichs  Überhaupt,  so  auch  für  das  Finanzwesen  ein  Zu- 
stand der  Rechtsunsicherheit  und  Verwirrunff  ein.** 

Unter  den  Dingen,  welche  an  der  Verfassung  von  1819  nicht  wieder 
hergestellt  wurden,  befatid  sich  auch  das  Schatz -GoUegium,  welches  mit 
seiner  Controle  wohl  einige  Garantie  für  das  Volk  aber  der  Regierung 
schon  früher  unangenehm  gewesen  war.  Merkwürdige  Entwürfe  des  neuen 
Herrschers,  zum  Theil  solche,  welche  dessen  Geldvortheil  als  einen  der 
Zwecke  des  Staatsstreichs  erscheinen  lassen,  zählt  Lehzen  auf,  Entwürfe, 
welche  selbst  bei  den  Ständen,  die  jetzt  berufen  wurden,  solche  Bedenken 
veranlassten,  dass  sie  nur  mit  wesentlichen  Abänderungen  im  Jahre  1840 
angenommen  wurden.  Die  Trennung  der  Kassen  wurde  wieder  durchge- 
führt, ein  Schatz  - Gollegium ,  etwas  verschieden  von  dem  alten,  gebildet. 
Wir  übeii^ehen  die  äusserst  interessante  Darstellung,  in  welcher  Herf  Lehzen 
nachweist,  wie  der  Verfassungsumsturz  und  zwar  serade  die  Beseitigung 
deijeingen  Paragraphen  des  Staatsffrundgesetzes,  weiche  die  Regierung  am 
meisten  fürchtete«  ihr  am  meisten  Verlegenheit  bereitete,  wie  eine  Wulkttr 
zu  der  andern  führte,  wie  aber  die  einzige  Weisheit  eines  massigen  FinanzT 
zolI-Systems  die  Finanzlage  so  günstig  gestaltete,  dass  selbst  Eitravaganzen 
in  den  Ausgaben  verschmerzt  werden  konnten. 

Die  Schulden  der  Königlichen  und  der  L^ndeskassen  ohne  die  Eisen- 
bahnschuld am  I.Juli  1834 21373000  Thli'. 

betrug  am  1.  October  1847         ........      15263000     , 

waren  also  vermindert  um fiiiaOOO     «  * 

und  ausserdem  waren  Tilgungsmittel  zur  Abtragung  von 

Schulden  zu  Anleihen   an  die  Eisenbahnkassen  ver-  *' 

wandt  für .     .       2486000     , 

„    .  ^     o.    *    Ar  zusammen       8596000  Thlr. 

Verbesserung  des  Staats -Ver moeens. 

Verschiedene,  wenn  auch  nicht  erhebliche  Steuer-Erleichterungen  hatten 

stattgefunden  und  das  Jahr  1848  mit  seiner  Verfassungs-Veränderung  brachte 

die  im  Jahre  1846  beschlossene  Aufhebung  der  Mahl-  und  Schlachtsteuer 

und  die  Herabsetzung  des  DurcbgangszoUes  auf  1  gGr.  zur  Ausführung. 


581 


Yolktwirthtebiftllelie  LiUraUr. 


In  Jahre  1810  woideD  die  Kaspen  ineder  Tereinigt  Nar  die  Ebeiibalii^ 
scholdeD-Tiiomgskasse  blieb  noch  ebf esondert  beetehea»  obwohl  die  £isei^ 
|>abp-Hainüut8fte  einging.  EUnrch  jene  ist  eine  Schuld  Ton  l31liU.  Thir* 
oder  richtiger  (da  die  der  General-  und  den  Tilgongs-KaMen  zuateheadcü 
Forderungen  abzuaetsen  sind)  von  9^MiU.  Tblr.  conlrahiriy  welche  wer 
durch  Tilgung  bis  zum  Jahre  1851  schon  auf  8Ulfili.  Tblr.  TerrlMeirt  watr 
und  deren  Verzinsung  und  Tilgung  aus  dem  Eiseiibahnbetrieb  sc&at  be- 
stritten wird.  Selbst  diese  Anleihen  wären  aber  unnöthig  gewesen,  wena 
die  Regierung  die  aus  Ablösung  ?on  Domanial-Recbten  bis  zum  I.  Jali  tddft 
aufgenommenen  10^  Hill.  ThIr.  nicht  mit  Ausnahme  von  1  MilL  Thlr*  »a 
andern  Zwecken,  namentlich  Anleihen  ap  Oeditvereine  und  Privatpersoiie» 
verwandt  hätte. 

Der  vorliegende  erste  Theil  des  äusserst  interosaanten  Buches  des  0ema 
Lebzen  behandelt  die  „Einnahmen*'. 

Nach  einer  in  dem  Buche  befindlichen  Zusammenstellung  waren  wirldiclie 


1834/35 
35/36 
3ft/37 
87/38 

•   38/39 

39/40 
M/41 

41/42 
42/43 
43/44 
44/45 
45/46 
46/47 
47/18 
48/49 
öO/ol 


EinnahiPtn 

5668069 
6208636 

6346729 
6562144 
6646138 

6509858 

6654494 

6944031 

6541645 

6586760 

6472126 

6636320 

6326S24 

6394953 

6274809 

8058477' 


AaBgthvk  UtbencbfisM 

5719056  -  *) 

5770490  438146 

5746635  600094 

5616334  945810 

5661850  984288 

—  60683  nachträglicheErsparniaae 

5744913  764045 

5738957  91K37 

5977079  1266952 

5S16818  724827 

6035052  551708 

6178283  .  293H43 

6520408  115912 

6577017  -••) 

6323363  71590 

6258243  16566 

7695046  363431 


,  •  ♦ 


*■  ■.  ■ 

XiÜbeel;«  Der  Verein  (ÜrLttbeckischeStatisUk  hat  nach  den  amtlichettlislfli 
diei  Zählung  in. Lübeck  und  dessen  Landbesirken»  so  wie  die  in  StedtioBd 
Aipt  Bergedorf  in  einem  ausföhrliehen  sorgföltiÄsn  Berieht  KdsamnMjgtf^ 
stellt«  .£s  ergeben  sich  aus  demselben  folgende  Resultate; 


LQb ec lt.     Zähl,  vom  1. Xov.  1815,     vom  1.  Sept.  1845 

männl.  weibl  nKnnl.  weibl. 

In  der  $tadt        .  10691       13976     .    11560       13800 

Juden  u.  Fremde  476 

ausser  der  Stpdt      6068        6253  8293        8500 

ToUl*^SMume        '       36464"^"        """"'12162^ 

Bergedorf.    Zählung  vom  l.Sept  1851 

m&nnl.       weibl.     coBammeii 

Stadt     1278       1291        2577    ^m  .  iiifti  «ooio« 
Amt      4374      4530       8904    Total  11481  Seelen 


vom  LScpCIKl 


12244 

8S06 


.13954 
6381 


•)  1834/a  DeftcU    60987  TMr. 
••)  184^/47       „      SföOlW    M 


> ' . 


V^lk^wlrihsehafllicho  Litcrälaft  685 

Ldibeck.       Prerdo    Klndvteli    Selitafe    ficKweliM   Z!tgefi    FMIefrlCh'BflMleiistOolEe  Esel 

Stadt  312  67         --           —  —          —  -,  ^' 

Vorstädte  335  756        783         819  113        1736  217  -^ 

Lanabezirke  2192  7839  9817  5096  &36  16339  1^1  9 

Bergedorf  1057  2485        179  1440  933        U&7  54  *- 

Die  Bevilkerung  von  LUbeek  ist  2war  in  den  letzten  ß/ahrea  otGhit 
wesentlich  gestiegen ,  es  lassen  jedoch  verschiedene  Ausweise  auf  eine  Zu- 
nahme des  Wohlstandes  schliessen.  So  war  in  der  Stadt  der  YerlM'auch 
an  Ochsenfleisch  im  Jahre  1850  442000 Pfd.,  1851  304000  Pfd.,  Ruhfleisch 
251000,  466000,  gemästetes  Kalbfleisch  200400,  184100,  nüchternes  Kalbfleisch 
148290,  146280,  Schweinefleisch  639100,  726900,  Hammel-  und  Lammfleisch 
185Q  2040302 Pfd.,  1851  2191237  Pfd.,  per  Kopf  1850  80 Pfd.,  1851  84Pfd.;de# 
Verbrauch  an  Weizen  1845  115728  ScheflFef,  1851  16428  Scheffel,  Roggen 
51388,  53294,  Kartofleln  85118,  92358,  Milch  1750245,  1865085  Kannen, 
Butter  639404,  691121  Pfd.,  Käse  174397,  181821  Pfd.  Der  Handel  Lübecks 
ist  von  158824861  Pfd.  Einfuhr  im  Jahre  1845,  auf  264655427  Pfd.  im  Jaht« 
271840, 292550,  gesalzenes  und  geräuchertes  Fleisch87022, 71207,  zus.  hn  Jahre 
1851,  gestiegen.  Im  Jahre  1852  belief  sich  die  Gesammtsumme  der  Gesammi- 
Einfuhr  auf  244414950  Pfd.  und  11901  Stück  Vieh.  Speciell  kamen  itl 
436  Frachtfuhten  von  Hamburg  und  Altona  3925391  Pfd.,  in  136  Fracht-^ 
führen  von  Mecklenburg,  PreusSen,  Sachsen  und  Landern  jenseits  der  Elbe 
855165  Pfd.,  in  1098  Eisenbahnzügen  26919279  Pfd.,  in  225  StecknitzschifftA 
von  Hamburg  und  Lauenburg  11298952 Pfd.,  in  135 Fahrzeugen  von  de» 
Oberlrave  6460436  Pfd. ,  in  82  Wackenitz-Boten,  in  Landfuhren  und  PosteA 
circa  65882^4  Pfd.  —  zusammen  56047467  Pfd.  Zur  See  wurden  eingeführt 
in  193  Dampfschiffen  23378»^  Last  Lüb.,  in  829  Segelschiffen  401909^  Last 
Lüb.,  und  in  528  offenen  Fahrzeugen  4915  Last  Lüb.  «^  zusammetf 
1883674S3  Pfd.  Die  Gesammt-CapitaYe  bei  der  3par-  und  Anldhe-^Kas«d, 
Ende  1845  1428765  Mk,  waren  Ende  1851  1695170'Mk.  Nach  der  amdfehen 
Abrechnung  der  Stadtkasse  von  Lübeck  waren  die  wirklichen  Elftiiahiliea 
im  Jahre  1851  1.138707  Mk.,  die  wirklichen.  Ausgaben  904678  Mk.  und  der 
baare  Kassen -Saldo  2340sä  Wc.  Die  Einnahmen  erscheinen  niK^h'  Abp4 
der  Erfaebungskosten  in  den  Rechnungen  uhd  ist  es  daher  nicht  ndgiieh, 
die  Belastung  der  Bevölkerung  zu  ermitteln. 

•  .        '  ■  ...  ■'       /  * 

Mahlmaiin,  ff.    Statistisches  Wörterbuch  von  Detftifbhland  mit  Aus-* 
.  schluss  des  Oesterreichischen  Antheils,  den  Preussisehen  Provinzen  Prenssen 
''  und  Posen  und  den  Königreichen  der  Niederlande  tind  Belgien,  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  Gewerbe,  Handel  und  Schifffahrt.  Berlin,  DietricÜ 
Rdkner.  Mit  einer  Karte  von  diesen  Ländern  134^  Thir.,  ohne  Karte  20  Sgf« 

Dieses  Werk  ist  eine  jener  Arbeiten,  welche  ungemein*  viel  Arbeit  er--* 
sparen,  tfit  einer  Sorgfalt,  welche  den  Sachkenner  überraschen  mms,  sind 
alle,  selbst  kleine  Orte,  sind  die  Gebirge,  Flüsse,  Seen  der  beseicbnetiai 
Gebiete  angegeben,  geographische' und  statistische  Beschreibung. deraelbeit 
und  die  ihrer  handelspolitischen  und  gewerblichen  Bedeutung  beigefö^. 

Die  Karte  enthUlt  alle  selbsständigen  Staaten,  mit  den  daiu  geböngeA 
Endaven  und  dereA  Hauptorte,  alle  Städte  und  Flecken  ton  5000.  und  mehü 
Einwohnern,  alle  befestigte,  alle  Hafenorte  und  Rheden,  a«ch  Seeltucht^* 
alle  vollendeten  und  im  Bau  begriffenen  Eisenbahnen,  alle  Chausseen,  die 
Begrenzung  der  Zollgebiete,  die  provkizleHe  Eintheilimg  der  grfiaserttiSrttatcnQ 
alte  Ortschaften,  welche  als  Sitz  von  Aemtern  u.  s.  w.  wichtig  sind.  E$  ^eben 
ferner  zwei  Gartons  eine  Nalionalitäts-  und  Sprachenkarte,  elfte  AeügiaQS- 
und  Qqqfesfjoi^^kArte« 


1 


586  VolkswirthsehafiUelie  Literator. 

Wir  haben  ansier  den  VoriUgen  der  Arbeit  an'  diesem  Werke  anch  die 
WohlfetMieit  aniaerkennen,  welche  das  üandbach  za  einem  Buch  auch  (fSat 
die  Hände  sa  machen  geeignet  ist,  welchen  grössere  Kassen  nicht  offen 
stehen.  Es  ist  dies  von  Wichtigkeit  für  Werke,  welche  so  sehr  dem  ge- 
schäftlichen Verkehr  angepasst  sind. 

■almrtla  0. 1.  tob,  Dr.  phil.,  KSnigl  Hannoverschem  Ober-Hofinarsdiall, 
Die  Verwaltung  herrschaftlicher  Bauten  und  Girten.  Hannover, 
Hahn'sche  Hof- Buchhandlung,  18d3. 

Der  Herr  Verfasser,  vortheilhaft  bekannt  durch  sein  Buch  «der  Hof- 
marschall,* bringt  in  dem  vorliegenden  Werke  zwei  Zweige  der  Thätigkeit 
lur  Sprache,  welche  er  dem  Hofmarschall- Amte  zuordnet. 

Das  Buch  enthält  eine  Einleitung,  welche  zunächst  unsere  Aufmerksam- 
keit auf  sich  zieht  durch  die  voIkswirthscbafUiche  Auffassung  einer  Ver- 
waltung, welche  man  so  leicht  geneigt  ist  zu  dem  Luxus  zu  rechnen,  der 
die  öflientlichen  Lasten  ersatzlos  vermehrt  Die  Auffassung  ist  nicht  etwa 
leoe  aus  den  Zeiten  Louis  XIV.,  wo  die  Verschwendung  des  Hofes  als  eine 
Wohlthat  für  die  Steuerpflichtigen  angepriesen  wurde,  sondern  es  ist  die 
würdigere,  das  der  Genuss  der  Fürsten  zu  einem  Genuss  für  das  Allge- 
meine werden  soll.  Mit  wenig  Aufwand  möglichst  viel  zu  leisten,  ist  es  die 
Voraussetzunj;  aller  weisen  Sparsamkeit,  die  Ordnung,  welche  hier  an- 
empfohlen wird,  Haus  und  Garten  des  Fürsten  zu  einem  Förderungs- 
mittel für  die  Künste  und  den  guten  Geschmack  ztt  machen. 
Von  diesem  Standpunkte  aus  wird  in  dem  Buche  dem  Fachmann  eine  voll* 
ständi{;e  Anleitung  zur  vortheilhaften  Organisation  der  Verwaltung  gegeben. 
Die  einzelnen  Abschnitte  besprechen:  das  Verwaltüngspersonal,  den  Be- 
trieb des  Garten-  und  Bauwesens,  die  Finanzen  für  Gärten  und  Bauten» 
das  Kassen-  nnd  Rechnungswesen.  32  Anlagen  enthalten  die  Instructionen 
ftkr  alle  bei  der  Bau-  und  Gartenverwaltung  Angestellten»  Formulare  zur 
Rechnungsführung  u«  dgl.  m« 

■•f #r  J.  JL  A^  Archiv  für  Landeskunde  in  den  GrossherzoK- 
thümern  Mecklenburg  und  Revue  der  Landwirthschaft  Im 
Verlage  des  Herausgebers. 

Dieses  Werk,  unter  dem  früheren  «Namen  Gemeinnützf^es  Archiv*',  schon 
in  vielen  K^eis6n  bekannt,  scheint  das  Organ  des  statistischen  Bureaus  zu 
Schwerin  zu  sein  und  zählt  ausserdem  unter  seinen  Mitarbeitern  die  bekann- 
testen Namen  der  Mecklenburgischen  Statistiker.  Wir  haben  einen  grossen 
Theil  der  in  unserem  Buche  befindlichen  Beschreibung  Mecklenburgs  aus 
dem  reichen  Materiale  dieses  Archivs  geschöpfU  Es  enthält  dasselbe  .aber 
nicht  nur  statistische  Daten,  soifdem  auch  gründliche  Abhandlungen  Über 
einzelne  voIkswirthscbafUiche  Fraj^en. 

Mecklenburg  besitzt  zwar  seit  Jahrzehnten  in  seinem  Staatshandbuch 
ein  werthvolies  Organ  der  amtlichen  Statistik ,  die  Mittheilun^en  sind  aber 
in  demselben  naturgemäss  zu  beschränkt,  als  dass  eine  Thätigkeit  wie  die 
des  Bureaus  zu  Schwerin  sich  damit  belügen  könnte.  Es  ist  unseres  Er- 
achtens  eine  doppelt  erfreuliche  Erscheinung,  dass  sie  den  grössern  Raum 
im  Verein  mit  der  Privatstatistik  zu  bebauen  sucht,  deren  Leistungen  nament- 
lich in  Mecklenburg  alle  Anerkennung  verdient. 

Oaiterraieh.  -Mittheilungen  ausdemGebietederStatistik.  Heraus- 
gegeben von  der  Direction  der  administrativen  Statistik.  Wien,  k.  k.  Hof- 
und  Staatsbuchdruckerei 

Der  2.  Jahrgang  dieser  ausgezeichneten  Arbeiten  besteht  ans  4  Heften. 


> 


f 


I 


t- 


Vblkiwirthschaftliche  Literataf.  537 

Bas  erste  Heft  enthält  eine  allgemeine  Statistik  der  6sterre£ciiischen 
Verwaltung,  welche  bereits  in  dem  vorjährigen  Jahrböehe  benütet  w«hp4». 

Das  zweite  Heft  enthält  eine  Darstellung  der  österreichischea  Eisen- 
bahnen im  Jahre  1850. 

Diese  Darstellung  ist  etwas  verspätet,  es  muss  jedoch  berücksichtigt 
werden,  dass  das  Bedürfniss  der  neuen  Daten  durch  die  küirzeren  Jahres- 
berichte befriedigt  wird,  welche  die  österreichische  Directiop  der  Staats- 
Yerkehrs-Anstalten  schneller  als  irgend  eine  andere  deutsche  Behörde  zu 
veröffentlichen  pflegt. 

Das  dritte  Heft  berichtet  über  die  Dampfmaschinen  der  Österreichischen 
Monarchie  im  Jahre  1851. 

Das  vierte  Heft  über  die  höheren  Lehr -Anstalten  und  Mittelschulen 
Oesterreichs. 

Es  gab  in  Oesterreich  Ende  1851  : 

"  Zahl  Pferdekraft 

A.  Stehende  Dampfmaschinen 903         ISIU"!^ 

durchschnittlich  hatte  jede  Maschine  ....  13,4 
Von  obigen  Maschinen  waren  in  der  Aufstellung 

begriffen  ,^ 38  .  61ß 

ausser  VerwerTdung 32  507 

daher  in  Thätigkeit 833  1-0991  »^ 

es  gehörten  der  Staatsverwaltung 72'  1295 

es  gehörten  Privaten  und  Gesellschaften     .'  .  f<3\  108t9«f 

B.  Dampfboote 121  14301 

n             der  k.  k.  Marine 1-1     .       1474 

n  der  k.  k.  Flotille  au^  dem  Lago  maggiore, 

dem  Gardasee,  dem  Comersee  und  auf 

der  Donau 9  590 

j,            der  österreichischen  Lloyd 34  5550 

»             der  Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft  58  ()361 

n            der  Privaten  auf  den  Landseen   ...  9  326 

es  hatte  durchschnittlich  jedes  Boot   ....  118* 

es  waren  in  Aufstellung  begriflfen  .    .    .    .    :  9  984. 

ausser  Verwendung    .........:'  1  120' 

in  Thätigkeit      111  13197 

C.  Locomotiven 473  30737 , 

„             der  nördlichen  Staats -Eisenbahn    ,    .  104  7728" 

n             der  südlichen                „                    .    .  87  6480 

der  südöstlichen            „                    .    .  60  5760 

«             der  östlichen                 »                   .    .  8  .       360 

n             der  Mailand -Gomo      ^                   .    .  12  654 

n             der  lombardisch-venet.  Ferdinandsbahn  45  21IK)  . 

r,            der  Kaiser -Ferdinands -Nordbahn  105  4855  . 

„             der  Wien- Gloggnitzer  Eisenbahn  .    .  52  2740 

die  durchschnittliche  Pferdekraft  war      ...  38 

es  waren  ausser  Verwendung 23  947 

in  Thätigkeit 450  29790 

Im  Ganzen  gab  es  1497  Dampfmaschinen  mit  57152514  P^rdekraft. 


I 


34 


538  Volkswirtbschafllieh^  Literatur. 

Nach  den  Jahren  der  Aufstellung  ergiebt  sich  folgende  Uebersicht: 


Im  Jahre 

Zfthl 

Krftft 

im  Jahre 

Zahl 

Kraft 

im  Jahre 

Zahl 

Kraft 

1804 

8 

1833 

6 

134 

1844 

57 

1512 

1816 

16 

1834 

11 

260 

1845 

136 

5561 

1818 

8 

1835 

10 

317 

1846 

145 

7540  ^^ 

1819 

15 

1836 

19 

519 

1847 

144 

62871^ 

1822 

4 

1837 

24 

1051 

1848 

114 

5469 

1823 

3 

60 

1838 

26 

878 

1849 

110 

5479 

1824 

4 

1839 

30 

852 

1850 

186 

7313V 

1829 

24 

1840 

31 

663 

1851 

217 

6872 

1830 

5 

99 

1841 

69 

1732 

Anfang 

1831 

3 

14 

1842 

53 

1750 

1852 

2t 

1033 

1832 

4 

47 

1843 

40 

1440 

unbekannt 

26 

190 

Der  statistische  Bericht  über  die  höheren  Lehranstalten  und  Mittel- 
schulen, welcher  jedoch  von  der  k/k.  Direction  der  administrativen  Statistik 
noch  als  unvollständig  bezeichnet  wird,  weist  für  die  Civil  -  Institute  unter 
anderen  Zusammenstellungen  auch  den  Besuch  nach  Nationalität  aus. 
Demnach  waren  auf 


Ltlnuistaltea. 

1 

A 

SS 

1 
1 

e 
1 

1 

1 

'öS 

1 
1 

a 

tS] 

262  Gymnasien    .  .  . 

11493 

12257 

9732 

17762 

970 

53 

1919 

54186 

38  Real-  und  nau- 

tische Schulen  . 

1685 

1669 

292 

236 

68 

4 

297 

4251 

12  landwirthschaft- 

liehe «  . 

80 

116 

~. 

— 

— 

—— 

— _ 

196 

3  montanistische  . 

42 

3 

1 

— 

1 

_- 

47 

8  höhere  technische 

Lehr -Anstalten . 

1078 

2271 

183 

274 

1 

6 

339 

4152 

1  höh.  landwirth- 

schaftliche  Lehr- 

anstalt   

29 

8 

18 

2 

1 

58 

4  höhere     monta- 

nistische U.Forst- 

Lehranstalten  .  . 

147 

98 

24 

4 

— 

5 

— 

278 

9  chirurgische .  .  . 

425 

274 

117 

16 

— 

— 

137 

971 

11  Hebammenschul. 

305 

363 

100 

143 

3 

— 

14 

928 

10  Universitäten   u. 

5  Rechtsakademien 

2100 

2995 

585 

3297 

65 

15 

489 

9465 

Summa   117386 


20054 


11052 


21732 1  1108  I  85  |  3196 


74613 


Oesterreichische  Handelskammer  Berichte. 

Von  dieser  sind  uns  diejenigen  der  Handelskammer  zu  Linz,  zu  Reichen* 
berg,  Budweis  und  Groatien  zugekommen,  sämmtiich  in  Bezuff  auf  Dar- 
stellung wahre  Meisterstücke,  welche  anderen  deutschen  Handeiskammern 
als  Muster  empfohlen  werden  können.    Es  findet  sich  in  denselben  ein 


Volksiwjrllischaftli^he  Ljili»r«la9 


m 


M»t(8rial  von  SUtistik,  eioe  kl^ire  Instnu^tioQ  aber  die  Ycirhaltoisse 
der  betreffenden  Kammerbezirke  und  als  ein  Zeichen  des  Interesses,  wekhea 
sie  erregen,  mag  betrachtet  werden,  dass  sie  zu  denjenigen  Schriften  des 
statistischen  Central -Archiyes  von  Otto  Hübner  zu  Berlin  gehören,  welche 
Yon  Kaufleuten  am  meisten  zur  Einsicht  verlangt  wurden. 

Was  die  handelspolitischen  Ansichten  anbetrifft,  wenn  sie  sich  In  den- 
selben geltend  machen,  so  spricht  sich  die  Handelskammer  zu  Linz  am  leb- 
haftesten flkr  ein  freisinniges  Handelssystem  aus,  während  die  Kammern  von 
Budweis  und  Croatien  wenigstens  die  Wirkung  der  Tarifverändercingen  als 

günstig  bezeichnen.  Die  Reichenberger  Handelskammer  hat  nur  zu  be- 
auern,  dass  das  Prosibitiv-System  aoleegeben  und  hierdurch  d^r  Möglich- 
keit Raum  gegeben  ist,  dass  eine  Konkurrenz,  wenn  auch  eine  hoch  be- 
steuerte, ins  Land  dringt.  Bezüglich  der  Gewerbegesetzgebung  scheint  immer 
noch  deren  Besserung  den  ehrenwerthen  Handelskammern  vorzuschweben, 
sie  wollen  dem  eisernen  Käfig,  in  welchem  die  Gewerbefreiheit  vorläufig 
eingeschlossen  ist,  nur  eine  modernere  Form  geben.  Am  meisten  spricht 
sich  für  den  Käfig  noch  die  Handelskammer  von  Croatien  aus.  *- 

Oldeabnrg,    Hof-  und  Staatshandbüch   des    Grossherzogthums 
für  1853.    Verlag  der  Schulzeschen  Buchhandlung. 

Dieses  Werk,  welches  ausser  dem  übUohen  Inhalt  von  Staatshandbüchem 
auch  ein  reiches  statistisches  Material  enthält,  ist  unseres  Wissens  vorläufig 
die  einzige  Veröffentlichung  amtlicher  Statistik  der  grossherzoglichen  Re- 
gierung, welche  jedoch  ein  schätzbares  Material  über  alle  Zweige  der  Ver- 
waltung sammelt  und  dasselbe  depn  statistischen  Central-Archiv  gütigst  zu- 
kommen lässt.  Es  wird  der  nächste  Jahrgang  des  Jahrbuches  dieses  Material 
In  aus{;edehnterem  Maasse  benützen.  Deber  die  Schifffahrt  haben  wir  S.  35$ 
verschiedenen  Zahlen  mitgetheilt,  über  andere  Verhältnisse  führen  wir  hier 
nach  dem  Staatshandbuch  u.  den  besagten  Mittheilungen  noch  einige  Daten  an: 

1)  Herzogthum  Oldenburg. 

Zahl  der 
Aemter        Eörchspiele 

4 


Eintheilung : 

Kreis  Oldenburg  • 
n      Neuenburg  . 
„      Ovelgoenne 
ff      Delmenhorst 
n      Vcchta    .    . 
n      Cloppenburg 

Herrschaft  Jever  . 


Gr6Bd« 
in  p  Meilen 

.  14,12 

.  15,29 

.  8,64 

.  14,46 

.  13,52 

.  25,95 

.  6,47 
98,75 


Einwohner 


4 
5 
4 
3 
5 
4 
29 


141) 
9 
18 
17 
14«) 
18 
21«) 
111 


40292 
35438 
29881 
347^ 
33441 
32654 
20388 
226819 


Militairpersonen      1 1 15 

Zählung  vom  3.  Decbr.  1^52    .    .    227984 
Von  der  Bevölkerung  waren  männl.  Geschlechts    .    .    114299 
„      n  «  «       weibL  ,  .    .    113635 

Es  waren  Lutheraner  159336,  Reformirte  462,  Römisch-Katholische  65929, 
andere  christliche  Sekten  367,  Israeliten  725. 

In  der  Ehe  lebten  70516.  Es  gab  4582  Wittwer,  10205  Wittwen.  10t  Taub-^ 
stumme. 

Es  war  die  zur  amtlichen  Kenntnissnahme  gelangte 

Einwanderung  ,      Auswanderung 

männlich  ireiblich  mfinnlich  weioUeh 

1851  ...   93        85        350       280 

1852  .  .  .   ?        ?      .509       454 

^)  1  Stadt,  ILudgemeinde,  18  EJrohapiele.       *)  1  SUdt  ond  lltfcndgBmelnde,'     «)  l  aoidt. 

33* 


540  ^dikflwiribselii^filifche  Lit«r»iiir( 

fm  MJt^reti  läftre  w^ren  nnikft  d^tt  Auswanderefti  IIO  PMHien'  mit 
M%  Gliedern.  Ausser  deotttdthigen  Reisegelde  nahmen  51  Familien  «in  Ver^ 
m&gco  von  22590  Tblr.,  von  den  394  Einzelnen  aber  71  ein  Vermögen  von 
15891  Tbir.  mit. 

2)  .FürsteHtbin»  Lübeck. 
Flächen-Inhalt  6,46  DMeilen,  22148  Einwohner  nach  der  Zahlung  von  1850: 

männlich  weiblieh 

Stadt  Eutin 

Amt  Eutin,  9  Kirchspiele    .... 
Amt  Schwartau,  5  Kirchspiele     .    . 


1421 

1518 

4687 

4534 

5016 

4871 

11124 

10923 

99 

Militair 

^""^22146. 

Es  waren  davon  21995  Lutheraner,  2Reformtrte,  24  Katholiken,  2  Men- 
noniten,  13  Israeliten,  1 1  Ungetaufte. 

Ehepaare  gab  es  2373,  WiUwer  383,  Wittwen  766. 

3)  Fürstenthum  Birkenfeld. 

Pföichen-Inhalt  9.15  n Meilen;  30966  Einwohner  nach  der  Zähhmg  von  1849: 
3  Aemter,  9  Bürgermeistereien,  22  Kirchspiele. 

5902  Familien,  15531  raannl.,  15435  weibl.  Einwohner. 
Unter  14  Jahr    5116      „         4955      „ 
üebef  14  Jahr  10415      ^       10480      ,     •        « 
Darunter  waren  23950  Evangelische,  6249  Röm.-Katholisehe,  17  Deutsch- 
Katholische,  750  Israeliten. 

41  Die  Herrschaft  Knyphausen 

mit  0,82  DMeilen  Flächen-Inhalt,  zählte  3112  Einwohner. 

Es  lebten  auf  der  Quadratmeile  im  Herzogthum  Oldenburg  ....  2304 

im  Fürstenthum  Lübeck 3428 

4m  Fürstenthum  Birkenfeld  ....  3392 
in  der  Herrschaft  Knypbausen  .  .  3795 
in  dem  ganzen  Gebiete    ......  2474 

Im  Jahre  1851  wurden 

getraut..    _^._f^^ü°^.--^      gestorben 
Paare   ■^-  Knaben    MKdollen    unelieUch,    todt  ■  aiad 

im  Herzogthum  Oldenburg  .  1895  .3667  3494  398  264  4547 
im  Fürstenthum  Lttbeck  ...  163  328  329  108  32  433 
im  Fürstenthum  Birkenfeld  .    329         ^81         541         86         63         639 

2357       4576       4364       592       3ö6       5619. 

Ueber  Knyphausen  liegen  amtliche  Nachrichten  nicht  vor. 

(Jeher  das  Alter  der  Gestorbenen  wird  nur  aus  Oldenburg  und  Birken- 
feld berichtet. 

Es  starben  1851 : 

unter  Jahre 

5  10  20  34  40 
in  Oldenburg 

männlich  .  .   751  109  123  184  137 

weiblich    .  .  615  85  159  166  205 

in  Birkenfeld  .  261  29  28  27  33 


■ 

Über  Jahre 

so 

'"öO^ 

60   70   80 

90 

193 

192 

42 

218 

225 

50 

249  210  79 

292    250  96 

80.  68  19 

3 
6 
2 

yolkawirth^eb-nlUiche  LiUraiuir.  541 

Da  die  B6?ölkerung  cier  aogtitihrten  dcoi  .JLandesiheilei  278811  Seelea 
zählte,  so  trifift  auf  je  1000  Seelen  8,5   Trauungen, 

32     Geburten,. 
2,01  uneheliche  Geburten, 
20,05  Todesfälle 
Das  YerMItniss  der  Geborenen  zu  den   Gestorbenen  gehört   zu   den 
günstigsten,  we{che  in  Europa  yorkommen. 
Von  den  Geburten  war  Eine 

unehelich  .    todt  geboren 

.    zu  Oldenburg  auf 18  27 

zu  Lübeck  auf 6  20 

zu  Birkenfeld  auf 13  18 

Bei  den  Sparkassen  waren 

Bestand  Einlagen 

am  I.Januar  während  des  Jahres 

Gold.Thlr    Cour.-Thlr.        Zähl  Gold-Thlr.    Cour.-Thlr.  ' 

Oldenburg                         1851    355721        9736  6296      105472      7459 

1M52    410487      14678  4)986      109063    14469 

Jever                                 1851        —         29404  —           1260      6907 

Birkenfehl  u.  Oberstein    1851        -           4719  82         ^         S^33 

Rückzahlung  Bestand  am  Jabresschluss 

GoldrThlr.    Coun-Thlr,  Gold-Thlr.   Cour.-TWr. 

Oldenburg                         1851  50605  2517  410587  14678 

1852  56465  3818  463186  11952 

Jever                                 1851  5356  1592                 -  29580 

Birkenfeld  u.  Oberstein   1851  -  1406                 —  5746 

Es  sind  bei  der  Brand -Versicberungs-^Gesellschafl  in  Oldenburg  Ter*- 
sicbert  56836  Gebäude  für  27004450  Thlr. 

Die  WiUwen-,  Waisen-  und  Leib- Renten -Kasse  zu  Oldenburg  hatte 
im  halben  Jahre,  endigend  L  Juli  1852: 

G«ld  Cour. 

Einnahmen  von  Zinsen   ....    7311  1556 

n  i>    Interessenten .    .    9241  6895 

andere      •    .    .    .    .      979  1636 

Zusammen  17532         10087 
Das  Vermögen  betrug  Ende  Juli  748938  Thlr.  Gold. 

Gold-Thlr;       OomvThfr. 

Ausgaben:  Pensionen  und  Reuten  .    20201  2186 

„  andere..    .    .    .    .    .    .      1494  1094 

Zusammen    21695  3210. 

Der  Viehstand  war  im  Sommer  1852  im  Herzogthum  Oldenburg : 

Kälber    Rinder     Quenen    Milchkühe     Ochsen    Fette  Kühe    FMe  Ochsen 
32041,     32575,        16077,         80174,         9904.  12427,  6322. 

Schweine   ^^^_^         '' Schaafe        

alte       junge       darunter  fette  Mutter-    Lämmer    Hammel  u.  Bocke 

23590      '51411               40353  102813       69792                103425 

Ziegen  Bienenstöcke 

6969,  44371. 

Der  Bestand  des  Obersteiners  Fabrikwesen  war  102  Schleifmühlen,  394 
dergl.  mit  Schleifsteinen,  346  Achatschleifer,  86  Achatbohrer,  344  Gold- 
schmiede ^  7  Schmelzer«  U  Metall drechsler,  4  Dosenmacber^  73  Uandels- 
leatei  en  grp»,  .       ;      .     . 


^ 


542  Yblkswirihschaftliebe  Ifteratar. 

Rtohl,  W.  H.,  Die  bürgerliche  Ge'gelhchaft  Vertag  der  Götta'schen 
Buchhandlung.    Stuttgart  1851.    B. 

Es  gehört  diess  Buch  zu  denjenigen,  die  Niemand  so  leicht  ungelesen 
wieder  fortlegt,  wenn  er  einmal  einen  Blick  hinein  gethan  hat,  auf  das 
er  auch  gern  wieder  später  zurQckiiommt,  um  die  darin  niedergelegten 
Ansichten  und  Erfahrungen  ab  und  zu  mit  den  seinigen  zu  rergleichen  und 
danach  die  Erscheinungen  der  Zeit  zu  controliren.  Der  Gegenstand  des 
Buches  ist  gewiss  ein  umfassender,  mächtiger,  tiefer,  und  was  nicht  zu 
leugnen,  auch  ein  für  die  Darstellung  schwieriger,  verwickelter,  ja  ver- 
worrener; denn  er  betrifft  und  umfasst  das  ganze  innere  Leben  eines 
f  rossen  Volkes  nach  seinen  verschiedenen  Ständen  und  ihren  Eigenthümlich- 
eiten.  Und  vergleicht  man  nun  mit  der  Aufgabe  die  Lösung,  so  über- 
rascht die  Einfachheit,  Klarheit  und  Bestimmtheit  der  Darstellung,  die  eben 
nur  dadurch  möglieh  wurde,  dass  der  Verfasser  im  vollen  Besitze  des 
reichsten  Schatzes  voj%  Beobachtungen  und  Erfahrungen  über  das  deutsche 
Volksleben,  für  deren  Sammlung  er  einen  bewundemswerlhen  inductiven 
Verstand  besitzt,  nur  das  mitzotheilen  brauchte,  dessen  er  vollkommen  Herr' 
und  Meister  war.  Deitigemäss  bespricht  er  in  einer  Einleitung  die  Zeichen 
der  Zeit,  welche  auf  die  Bedeutung  der  socialen  Interessen  hinweisen,  ferner 
den  Sondergeist  und  Einigungslrieb  im  deutschen  Volksleben  und  fuhrt 
drittens  den  Nachweis,  dass  die  Wissenschaft  vom  Volke  als  das  Urkunden- 
buch  der  socialen  Politik  zu  betrachten  sei.  Das  deutsche  Volk  bilden 
gegenwärtig  nach  Riehls  Auffassung  vier  Stände,  von  denen  die  Bauern 
und  die  Aristokratie  als  Mächte  des  socialen  Beharrens,  das  Bürgerthum 
und  der  vierte  Stand  als  Mächte  der  socialen  Bewegung  zu  betrachten. sind. 
In  dem  Abschnitte  von  den  Bauern  ist  es  der  Bauer  von  guter  Art,  der 
entartete  Bauer,  der  Bauer  in  den  Bewegungen  der  Gegenwart,  weicher 
jeder  für  sich  eigens  in  einem  Kapitel  behandelt  wird,  daran  sehliessen 
sich  die  weiter  zu  ziehenden  Resultate,  wie  diess  auch  bei  den  Übrigen 
Abschnitten  geschieht.  Die  Aristokratie  wird  betrachtet  nach  ihrem  socialen 
Beruf  als  Mikrokosmos  der  Gesellschaft,  während  des  Mittelalters  und  ihrem 
Verfall  seit  jener  Zeit.  Im  Bürgerthum  giebt  es  den  Bürger  von  guter 
Art,  den  socialen  Philister,  die  unäcUten  Stände  und  endlich  das  Verhältniss 
des  Bürgerthums  zum  politischen  Leben.  Endlich  wird  das  Wesen  und 
die  EntwickeluDg  des  vierten  Standes  und  darin  das  aristokratische  Prole- 
tariat, die  Proletarier  d^  Geistesarbeit  und  die  der  materiellen  Arbeit,  so 
wie  zuletzt  das  Standesbewusstsein  der  Armuth  erörtert.  Diess  ist  die  eifrige 
Gliederung  einer  der  verwickeltsten  Aufgaben,  an  deren  praktischen  Lösung 
sich  freilich  noch  eine  geraume  Zeit  lang  die  Geschlechter  der  Menschen 
zerarbeiten  dürften.  Wir  müssen  bekennen,  dass  ein  weiteres  Eingehen  auf 
den  Inhalt  desWerkes  von  uns  desshalb  vermieden  wird,  weil  jede  einzelne 
Ausführung  darin  ein  gleiches  Recht  auf  Erwähnung  und  Mittheilung  be- 
anspruchen kann  und  wir  desshalb  lieber  uns  mit  der  Voraussetzung  be- 
gnügen, das  Werk  werde  zu  den  vielen  Lesern,  die  es  bereits  gefunden, 
immer  noch  neue  gewinnen,  die  nach  dem  „ Herzenswunsch  des  Verfassers 
in  seinen  Beiträgen  zur  Wissenschaft  vom  Volke  ein  Dokument  erkennen, 
welches  bezeugt,  dass  eine  mit  liebevoller  Hingabe  an  die  Eigenthümlich- 
keiten  des  Volkslebens  unternommene  Durchforschung  der  modernen  Ge- 
sellschaftszustände  in  letzter  Instanz  zur  Rechtfertigung  einer  conservativen 
Social -Politik  führen  müsse.** 

RfngkUb,  Heinrich,  Calculator  im  statistischen  Bureau  zu  Hannover. 
Statistische  Uebersicht  der  Eintheilung  des  Königreichs 
Hannover,  nach  Verwaltungs-  und  Gerichts -Bezirken  in  Folge  der 
neuen  Organisation   der  Verwaltung  und   Justiz,    nebst    angehängtem 


Volkswirthschaftliche  Literatur.  543 

staüstischem  Wörterbache  aller  Ortschaften  und  Gemeinden  des  König- 
reichs mit  Angabe  der  Behörden,  Verwaltunj^en  etc.,  mit  Genehmigung 
der  königlichen  Ministerien  aus  den  amthchen  Acten  veröffenthcht. 
Schlüter'sche  Buchhandlung  in  Hannover.    Zweite  Auflage. 

Eine  erste  Auflage  von  anderthalb  Tausend  dieses  Werkes  ist  in  wenigen 
Monaten  vergriffen,  die  zweite  liegt  vor  uns.  Es  ist  die  praktische  Nützlich* 
keit  dieses  Buches,  welche  diesen  Absatz  erklärt.  Für  die  Post,  für  die  Be- 
hörden überhaupt,  für  die  Versicberungs  -  Gesellschaften  und  dergl.  sind 
solche  Bücher  ein  unentbehrliches  Hülfsmittel,  für  geographische  Arbeiten 
eine  vorzügliche  Unterlage,  für  den  Juristen  und  den  Geschäftsmann  ein 
werthvolles  Nachschlagebuch.  Man  würde  aber  Unrecht  thun,  den  Werth 
des  Ruches  nur  nach  der  Schnelligkeit  zu  beurtheilcn,  in  welcher  eine 
zweite  Auflage  nöthig  wurde.  Ein  Blick  in  dasselbe  überzeugt  uns,  dass 
es  nicht  nur  für  den  Buchhandel  zurecht  gemacht,  sondern  mit  jenem 
Fleisse  und  jener  Genauigkeit  ausgearbeitet  wurde,  welche  nur  der  Wissen- 
schaft und  der  Liebe  zu  derselben  eigenthümlich  ist.  Wir  finden  nicht 
allein  die  Namen  der  Bezirke,  Gemeinden  und  Ortschaften,  sondern  ihre 
Grösse,  Häuser  und  Bewohnerzahl,  nicht  nur  den  Sitz  der  Behörden, 
sondern  die  Eigenschaften  derselben,  die  Gesetze  und  Grundsätze,  welche 
sie  ins  Leben  gerufen,  das  Recht,  welches  gilt,  Ver^leichung  der  neuen 
Eintheilung  mit  der  alten.  Das  Buch  ist  daher  auch  eine  Analyse  des  Be- 
stehenden, eine  Erzählung  seines  Entstehens,  ein  Stück  gewissenhafter 
Geschichtschreibung.  Man  wird  sich  daher  dem  günstigen  Urtheile  ent- 
schieden anschliessen  müssen,  welches  von  der  Tagespresse  bereits  bei  Er- 
scheinen der  ersten  Auflage  so  lebhaft  ausgesprochen  wurde.  Wir  wünschen, 
nicht  ohne  Eigennutz,  dass  auch  über  andere  Staaten  solche  Arbeiten  uns 
bald  vorgelegt  werden  möchten. 

Sachsen.    Statistische  Mittheilungen  aus  dem  Königreich 
Sachsen.    Herausgegeben  vom  statistischen  Bureau. 
L  Abtheilung.    Stand  der  Bevölkerung  vom  3.  Decbr.  1849. 
IL         n  Bewegung  der  Bevölkerung  in  den  Jahren  v.  1834—50. 

Während  die  Verwaltungen  deutscher  statistischer  Bureaus  in  der 
Regel  nur  die  Zahlen  mittheilen,  deren  Erhebung  sie  veranlasst  haben,  hat 
das  königl.  statistische  Bureau  zu  Dresden  es  unternommen,  theils  durch 
Gruppirung,  Vergleich  und  Berechnung  der  Zahlen,  theils  durch  einen  bei- 
j;egebenen  Text  auf  die  staatswirthscbaftlichen  Beweise  hinzuleiten,  welche 
in  diesen  Zahlen  liegen.  Die  Statistik  ffewinnt  dadurch  an  Nützlichkeit  flir 
das  ffrössere  Publikum  und  für  die  Behörden  selbst,  welche  nicht  immer 
mit  dem  Gebrauch  der  Zahlen  so  vertraut  sind,  um  selbst  das  Facit  daraus 
zu  ziehen.  Wenn  wir  annehmen,  dass  letzterer  Umstand  es  hauptsächlich 
war,  welcher  bisher  in  Deutschland  die  Statistik  vernachlässigen  oder  ge- 
rin(|[schätzen  Hess,  so  müssen  wir  uns  von  der  Methode  des  königl.  sächs. 
Statist.  Bureaus  zu  Dresden  für  das  öffentliche  Leben  ebensowohl,  als  für 
die  Statistik  selbst  die  günstigsten  Folgen  versprechen.  Wir  fürchten  nur, 
dass  die  Methode  zunächst  auf  einzelne  Länder  und  Zeiten  beschränkt  blei- 
ben wird,  wo  der  Zufall  die  zu  solchen  Arbeiten  nöthigen  hervorragenden 
Kräfte  in  den  statistischen  Bureaus  vereinigt  hat.  Die  Schule  gewöhnlicher 
Beamten  ist  gänzlich  unzureichend  hierzu.  Die  Thätigkeit  eines  Statistikers, 
welcher  zugleich  die  Anwendung  der  Statistik  umfassen  will,  erfordert  eine 
Liebe  zum  Fache,  eine  Aufopferungsfähigkeit  und  ein  ununterbrochenes 
Studium,  wie  es  der  grossen  Mense  von  Beamten  nicht  eigenthümlich  ist, 
welche  das  Slaats-Examen  als  die  letzte  Anstrengung  und  das  Amt  als  den 
erreichten  Ruhepunkt  zu  betrachten  pflegen. 


544  Volkswirthscbaftli^he  Litor«tar^ 

Geheim-Rath  Weioüg  und  Dr.  Engel,  der  erstere  als  Birector  der  bandels- 
polilischeu  Abtbeilung  des  Ministeriums  des  Innern,  der  letzlere  Special- 
Pirektor  des  stalistiscnen  Bureaus,  haben  in  wenigen  Jabren  die  Statistik 
Sachsens  zu  einer  Vollständigkeit  erhoben,  die  in  keinem  andern  Lande 
übertroffen  wird.  Solchen  Kräften  ist  auch  die  neue  Methode  möglich  ge- 
wesen, Yon  welcher  wir  wahrscheinlich  vergeblich  wünschen,  dass  sie  all- 
gemein werden  möge 

Schmidt,  Carl,  Sccretair  im  Amerikanischen.  Consulat  zu  Leipzig.  Dies 
Buch  gehört  dem  deutschen  Auswanderer.  Eine  geographisch- 
statistische  und  geschichtliche  Beschreibung  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nord -Amerika,  mit  besonderer  Bücksichtnahme  auf  Auswanderung  und 
Colonisation.  Ein  vollständiger  Bathgeber  für  Auswanderer  nach  und 
durch  Nord-Amerika,  Canada,  Texas,  Californien  etc.,  nebst  Angabe  der 
verschiedenen  Beiserouten  zur  See  und  im  Inneren.  Mit  einer  sehr  voll- 
ständigen Karte.    Leipzig.    Otto  Wigand. 

Die  Zahl  der  den  Auswanderern  gewidmeten  ßUchcr  ist  sehr  gross,  die 
Mehrzahl  sind  aber  Traktätlein  zu  Gunsten  von  Schiffs -Expedienten  und 
Gasthaus-Besitzern,  oder  mehr  darauf  berechnet»  zum  Abschiede  noch  einige 
Gulden  jedem  Auswanderer  abzunehmen,  als  ihm  Nutzen  zu  leisten. 

Solche  Industrie  liegt  dem  vorliegenden  Buche  fern.  Aus  dem  besten 
Material  hat  der  Verfasser  systematisch  Alles  zusammengestellt,  was  zur 
Kenntniss  der  neuen  Heimatb  dienen  kann,  welche  alljährlich  von  ein  paar 
Mal  hunderttausend  unserer  Landskute  aufgesucht  wird.  Dem  gebildeten 
Auswanderer  kann  ein  besseres  Buch  kaum  geboten  werden.  Dem  Titel 
wird  mit  grosser  Gewissenhaftigkeit  Gentige  geleistet. 

Schmidt,  Th.,  Beiträge  zur  Kunde  Pommerns     Herausgegeben  von 
dem  Verein  für  Pomm ersehe  Statistik,   ö.  Jahrgang.   Erstes  Heft. 
'  Inhalt:  Die  Pommerschen  Chausseen.    Stettin  bei  T.  H.  Morin. 

In  dieser  neuesten  der  trefflichen  Schriften,  welche  von  dem  Verein 
für  Pommersche  Statistik  veröffentlicht  worden,  wird  in  eindringen- 
der r^eisterhaftcr  Weise  das  ßedürfniss  der  Chausseen  geschildert. 

DiQsem  ßedürfniss  gegenüber  werden  d^e  wohibegründeten  Klagen  auf- 
geführt, zu  welchen  der,Stra$senbau  in  Pommern,  verglichen  mit  dem  in 
anderen.  Provinzen  Preussens,  Anlass  giebt  Das  Verfaä,ltniss  der  Staats- 
strassQn  zu  der  Ausdehnun^^der  einzelnen  Begierungs-Bezirke  zeigt  im 
Jahre  1852  eine  Meile  Staats-Chaussee  auf  5,7  a Meilen  in  Königsberg,  6,1 
in  Gumbinnen,  3,3  in  Danzig,  5,3  in  Marienwerder,  7,2  in  Posen,  0,5  in 
Qromber^,  3,6  in  Stettin,  3,7  in  Köslin,  .3,8  in  Stralsund,  2,8  in  Breslau,  2,1 
in  Liegnitz,  4,4  in  Oppeln^  2,1  in  Potsdam,  6  in  Frankfurt,  2,6  in  Magde- 
burg, 1,8  in  Merseburg,  1,2  in  Erfurt,  2,4  in  Münster,  1,5  in  Minden,  0,12 
in  Arnsberg,  1,5  in  Coblenz,  0,15  in  Düsseldorf,  2  in  Köln,  2,1  in  Trier, 
2^5  in  Aachen,  2,93  in  der  ganzen  Monarchie. 

Der  Chausseeball  in  P.ommern  mag  in  3  Abschnitte  getheit  werden: 
iin  ersten,  der  die  Zeit  van  1823  bis  1842  umfasst,  wurden  die  Chausseen 
auf  Staatskosten  erbaut  upd  ebenso  die  Unterhaltung  vom  Staate  übernommen, 
wenn  auch  Stadt  und  Land  einzelne  selbstständige  Opfer  bringen  musstcn. 
Im  zweiten  Abschnitte  begann  der  Bau  auf  Kosten  der  Kreise  und  der  Pro- 
vinz, der  Hauptleistang  dieser  beiden  Factoren  stand  eine  Staatsprämie  von 
10,000  Thlr.  pro  Meile  und  die  Unterhaltung  aus  Staatsmitteln  zur  Seite. 
Im  dritten  Zeitabschnitte,  seit  1847,  tritt  die  Thätigkeit  der  Kreise  ul3d 
Commnnen  in  den  Vordergrund;  sie  bauen  zwar  mit  Hülfe  einer  StaaLsprämie 
von  3000  Thlr.,  aber  übernehmen  selbstständig  die  Uniediallung  der  Strassen. 


y«lk8wirthyel)|i'ftUehe  LfUratur.  546 

Der  Herr  Verfasser  hält  den  GruBdsaU  fest,  dass/so  lange  der  Staat 
Strassen  baut,  kq  welchen  die  Steuern  aller  Theile  des  Staates  beitragen, 
auch  alle  Theile  eine  gleiche  Terhällnissmässige  Berücksichtigung  eu  er- 
warten berechtigt  sind.  Für  Strassen  jedoch,  deren  Bedürfniss  mehr  locaier 
Natur  ist,  will  er  das:  «Hilf  dir  selbst!*^  in  vollem  Maasse  in  Anwendung 
gebracht  wissen. 

Dieser  Grundsatz  hat  in  Schlesien  und  in  der  Rheinprovinz  die  meisten 
Provinzialstrassen  geschaffen,  während  am  Ende  des  Jahres  1845  in  Pommern 
noch  keine  einzige  Meile  von  solchen  Strassen  war,  zählte  die  Rheinprovinz 
circa  178  M.  Die  neue  freihändlerische  Schule  von  Schriftstellern,  welche 
die  politischen  Fragen  weniger  beachtet,  dagesen  die  materiellen  Vortheile 
eines  Volkes  vorzugsweise  im  Auge  hat,  demselben  billige  und  gute  Kleider» 
nahrhafte  und  reicnlicfae  Lebensmittel,  süssgezockerten  Kaffee,  preiswürdige 
und  wohlriechende  Gigarren,  gute  Wohnungen,  billiges  Feuerungsmaterial, 
billige  eiserne  Werkzeuge  jeder  Art,  billige  Fahrpreise  auf  Ghausseen  und 
Eisenbahnen  beschaffen  will,  sucht  besonders  in  die  Selbstständigkeit  der  ein- 
zelnen kleinern  Gemeinschaften  emporzuheben«  die  communistische  Gentrali- 
sation  des  Staates  zu  durchbrechen  und  dadurch  die  Selbstbätigkeit  einzelner 
Kreise  Air  ihre  eigenen  Bedürfnisse  zu  befördern.  Zu  diesem  Zwecke  hebt 
sie  zugleich  die  Nothwendigkeit  vermehrter  Geld-Institute,  die  Bankfreiheit 
etc.  hervor,  und  an  die  richtige  Grundlage  und  Ausbeutung  solcher  Ein- 
richtungen knüpfl  jene  Schule  auch  für  die  Zukunft  die  weitere  Förderung 
des  Strassenbaues. 

Die  grossen  Ganal-  und  Strassenbauten  in  den  Vereinigten  Nordameri- 
kanischen Freistaaten  sind  durch  eigene  Thätigkeit  und  durch  Unterstützung 
solcher  Geld-Institute  ins  Leben  gerufen! 

SahiiUa*Ddit£S<^,  1.,  Associationsbuch  fttr  deutsche  Arbeiter  und 
Handwerker.    Leipzig  1853.    Ernst  Keil. 

Alle  jene  grossen  industriellen  Unternehmungen,  deren  Erzeugnisse 
mit  denjenigen  des  Arbeiters  in  Goncurrenz  treten,  beruhen  auf  Association 
in  irsend  einer  Form.  Der  Fabrikant  und  sein  Banquier,  oder  Actien- 
Gescilschaften  liefern  das  Capital,  die  Fabrikarbeiter  sind  die  Associe's  des 
Fabrikanten.  Die  Goncurrenz  dieser  Associationen,  wie  kann  sie  natürlicher 
gehalten  werden,  als  durch  Associationen? 

Dies  scheint  die  Grund -Idee 'von  Herrn  Schulzes  Buch,  welches  die 
Association  als  das  Mittel  anempfiehlt,  die  Lage  des  Handwerkers,  die  Lage 
der  Arbeiter  zu  verbessern. 

Uns  scheint  es  eines  jener  unbeugsamen  Gesetze  in  der  Entwickelung 
der  Cultur-Vcrhältnisse  zu  sein,  dass  das  Handwerk  in  dem  Fabrikwesen 
untergehen  muss.  Wir  betrachten  es  daher  als  vergeblich,  (;egen  dieses 
Schicksal  anzukämpfen,  wir  betrachten  es  aber  als  weise,  sich  mit  dem 
Schicksal  zu  vertragen  und  sehen  den  Vertrag  in  der  Association,  weil  sie 
eben  die  Haupteigenschafl  des  Fabrikwesens  ist. 

Unsere  Ansicht  wird  bestätigt  durch  die  Thatsache«  dass  in  dem  grössten 
Fabrik-Staate  der  Welt  auch  die  Association  der  Arbeiter  zuerst  ins  Leben 
getreten  ist.  Zuerst  war  diese  Association  eine  abwehrende.  Sie  bildete 
sich  zunächst  im  Jahre  1824  in  den  englischen  Fabrik-  und  Bergwerks- 
Distrikten  zur  gegenseitigen  Unterstützung  der  Arbeiter  in  der  Noth  oder 
gegen  Bedrückung  der  Fabrikherren,  eines  ihrer  Mittel  gegen  die  Bedrückung 
war  die  Arbeitseinstellung  in  Masse  (diese  ist  bekanntlich  in  deutschen 
Staaten  verboten,  während  die  Arbeiter-Entlassung  in  Masse,  die  Vereinigung 
der  Fabrikherren  zu  Lohnherabsetzungen  und  dergleichen  vollkommen  frei 
ist).    Von  jenen  Anfängen ,  ging  man  in  England  zu  den  wicthsehafUichen 


546  Yolkswirthschaftliche  Literatur. 

Associationen  über,  welche  den  Elnkaof  der  nothwendigen  Lebensbedürf- 
nisse im  Grossen  und  die  Verabreichung  derselben  an  ihre  Mitglieder  in 
kleinen  Partien  zu  dem  Engrospreise  bezwecken.  Es  lag  nahe,  dass  dem 
Einkauf  im  Grossen  auch  die  erste  Zubereitung  für  (gemeinschaftliche 
Rechnung  folgte.  Es  giebt  Vereine,  welche  eigene  Mühlen,  eigene  Bäckereien 
und  Schlächtereien  haben.  Den  wirthschaulichen  Verbänden  folgten  in 
England  die  Sicherheitsverbände.  Zuletzt  von  allen  traten  die  gewerblichen 
Associationen  auf;  obwohl  von  so  neuem  Datum,  obwohl  durch  die  Gesetz- 
gebung und  durch  die  Verhältnisse  keinesweges  begünstigt,  erfreuen  sie 
sich  doch  bereits  eines  grossen  Erfolges. 

In  Frankreich,  wo  man  alle  Methoden  des  Organisirens  durchgemacht, 
kam  die  Regierung  schliesslich  selbst  darauf,  die  Arbeiter- Associationen 
hervorzurufen.  Sie  bewilligte  im  Jahre  1849  einen  Credit  von  3  Millionen 
Franken.  Wenn  dieser  Credit  auch  der  Anlass  war,  die  illusorischen  Hoff- 
nungen auf  die  Hülfe  der  sogenannten  Organisation  abzuwenden,  so  brachte 
sie  doch  der  Association  den  Nachtheil,  dass  die  Verbände  mehr  durch 
Gunst  als  durch  die  Natur  gebildet  wurden.  Es  verunglückten  daher  die 
meisten,  jedoch  zählte  man  noch  im  Sommer  iK^l  im  Seine- Departement 
40  grosse  Manufaktur-Associationen  mit  etwa  2000  Theilnehmern  und  circa 
120  kleine,  von  welchen  viele  nur  d — 10  Mitglieder  halten.  Dort  ist  auch 
die  Einrichtung  getroffen,  dass  viele  nur  als  adherents,  d.  h.  durch  ihre 
Geldbeiträge  zum  Betriebsfond  sich  belheiltgen  und  bis  es  mödich  ist,  sie 
in  den  Werkstätten  aufzunehmen,  ausserhalb  Beschäftigung  suchen.  In  den 
Departements  werden  nur  etwa  30  solcher  Verbände  gezählt,  weil  kleinere 
Orte  nicht  die  erforderliche  Kundschaft  bieten,  um  grössere  Arbeitergruppen 
zu  beschäftigen.  Wirlhschaflliche  Vereine  bestehen  dagegen  auch  in  den 
Departements  mehrere. 

lieber  die  verschiedenen  Associationen  zu  Paris  entbllt  das  vorliegeade 
Buch  ausführliche  interessante  Berichte. 

In  Deutschland  wurden  namentlich  im  Jahre  1848  verschiedene  Arbeiter- 
und Handwerker -Vereine  versucht,  aber  sie  strebten  meistens  nach  socia- 
listischen  Organisationen,  und  manche  Gewerbegesetze  beweisen,  dass  dies 
nicht  ohne  Erfolg  geschah.  Eigentliche  Associationen  zu  bestimmten  wirth- 
schafllichen  und  gewerblichen  Zwecken  kamen  erst  seil  1849  auf;  bezüglich 
des  Gewerbebetriebs  auf  gemeinschaftliche  Rechnung  sind  einige  Schneider- 
Associationen  in  Berlin  zu  erwähnen.  Von  wirthschafllichen  und  solchen 
gewerblichen  Associationen,  welche  den  gemeinschaftlichen  Ankauf  von 
RohslofTen  bezwecken,  bespricht  das  vorliegende  Buch  namentlich  die  in 
seiner  Gegend^  befindlichen.  Es  sind  in  Delitzsch,  Eilenburg  und  Bitterfeld 
seit  1849  im  Ganzen  12  Associationen  ins  Leben  getreten,  Wovon  sich  6  auf 
specielle  Gewerbe,  2  auf  die  Krankenpflege  beziehen,  2  den  Vorschuss- 
Vereinen  angehören  und  zwei  für  nothwendige  Subsistenzmiltel  sorgen. 
Der  Verfasser  theilt  die  Statuten  und  Rechnungsablagen  dieser  Vereine  so- 
wohl als  anderer  in  Braunschweig  bestehender  ausführlich  mit.  Wir  er- 
wähnen hier  nur,  dass  die  Vereine  sich  sämmtlich  in  guter  Lage  zu  be- 
frnden  und  äusserst  wohlthätig  zu  wirken  scheinen.  Der  Herr  Verfasser 
ruft  die  deutschen  Handwerker  auf,  durch  Gründung  von  Associationen, 
diesen  Innungen  der  Zukunft,  sich  und  dem  Gemeinwohl  aufzuhelfen. 

Schulze,  H.  F.  J.  Dr.,  ausserordentl.  Professor  der  Rechte  an  der  Universität, 
Beisitzer  des  Schöppenstuhls  und  Lehrer  des  Landwirthschaftsrechts  am 
landwirthschaftl.  Institut  zu  Jena.  National-ökonomische  Bilder 
aus  Englands  Volksleben.  Mit  besonderer  Berücksichtigong  der 
landwirthschaftlichen  und  industriellen  Verhältnisse.  Jena.  Druck  und 
Verlag  von  Friedr.  Mauke,    1863.    8.    8.  XVI  und  383. 


! 


yolkswirlbsehamiohe  Literatttr.  547 

Das  Bestreben  der  Wissenschaft,  sieb  den  Kreisen  des  gebildeten  Publi- 
kums im  weiteren  Sinne  durch  zweckmässige  Auswahl  der  Materie  und 
anziehende  formelle  Darstellung  zugänglich  zu  machen,  hat  in  dieser  Schrift 
eine  sehr  glückliche  Losung  gefonden.  Der  Verfasser,  Sohn  des  in  weitem 
Bereiche  so  rühmlich  bekannten  Directors  des  besuchtesten  landwirth-- 
schaftlichen  Instituts,  lässt  es  nicht  dabei  bewenden,  das  materielle  des 
landwirthschaftlichen  und  industriellen  englischen  Volkslebens  von  den 
wichtigsten  Gesichtspunkten  aus  zu  schildern  un(l  zu  beleuchten,  sondern 
er  fasst  das  Leben  in  seiner  Gesammtheit,  zieht  Kunst  und  Wissenschaft, 
Politik  und  Humanismus,  mögen  sie  als  Wirkung  oder  als  Tendenz  sich 
zeigen,  in  seinen  Gesichtskreis.  Es  umfasst  das  Buch  L  Abtb.:  Volk  und 
Land  im  Allgemeinen.  Die  englische  Nationalität  in  ihrer  geschichtlichen 
Entwickelung  und  ihren  gegenwartigen  Bestand.  1)  Gälische  oder  keltische, 
2)  germanische  Betölkerung.  Bevolkerungs -Verhältnisse.  Hauptbeschäfti- 
gungen des  Volkes.  Physische  Beschaffenheit  des  Landes.  Politische  Ein* 
theitung  des  britischen  Reichs.  11.  Abth.:  Landwirthschaft  und  Landleben. 
Physiognomie  und  Landes- A^ranrerfassung.  PachtTcrhältnisse.  Die  ver- 
schiedenen Klassen  der  ländlichen  Bevölkerung.  Deren  sociale  St-ellung, 
Lebensgewohnheiten  und  ökonomische  Bedeutung.  1)  Die  Landlords.  Ein- 
richtung der  grossen  Herrensitze  und  Parks.  Juristische  Gestaltung  des 
Grundeigenthums.  Erbrecht  und  Fideicommisse.  2)  Die  Farmer.  3)  Hand- 
arbetter  bei  den  Landw,  Der  Charakter  der  englischen  Landw.  im  Allge- 
meinen. Physiognomie  eines  englischen  Farmhofs.  Landwirthschaftiiche 
Gebäude  und  Maschinen.  DOngung.  Einhegung.  Trockenlegung  des  Landes. 
Die  wichtigsten  Gulturpflanzen.  Thierzucht  der  Engländer.  Ihre  wichtigsten 
landwirthschaftlichen  Thiere.  Der  Markt  von  Smithfield.  Uebersicht  ober 
den  Gesammtbetrieb  der  Landw.  Bebautes  Land  und  wüste  Strecken. 
Gemeinheitstheilung.  Waldbau,  Jagd,  Bergbau,  besonders  auf  Kohlen'. 
Die  englische  Fischerei. ■  III.  Abth.:  Industrie  und  Stadtleben.  Englands 
industrielle  Grosse  in  ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  und  ihren  gegen-' 
wärtigen  Bestand.  I)  Physische,  2)  moralisch -politische  Gründe.  Die  Ver- 
arbeitung der  Baumwolle  Der  Höhepunkt  der  englischen  Industrie.  Man- 
chester. Die  übrigen  Hauptzweige  der  englischen  Industrie.  Wolle.  Lein- 
wand. Seide.  Metallverarbeitung.  Irdene  Waarenindustrie.  IV.  Abth. :  Licht 
und  Schatten  im  englischen  Volksleben. 

Soetheer,  Ad.,  Andeutungen  in  Bezug  auf  die  vermehrte  Gold- 
production  und  ihren  Einfluss.    Hamburg  1^52. 

Eine  jener  sorgfältigen  Arbeiten,  deren  wir  dem  Verfasser  so  viele 
verdanken,  mit  Bezug  am  die  Frage,  welche  die  Gegenwart  vielleicht  am  leb- 
haftesten berühren.  Der  Verfasser  giebt  zuerst  eine  übersichtliche  Zusaoamen* 
Stellung  statistischer  Nachweise  und  Schätzungen  über  den  Betrag  der  frühe- 
ren und  jetzigen  Production  und  Gonsumtion  von  edlen  Metallen,  über  die 
Menge  des  circulirenden  haaren  Geldes,  über  das  bisherige  Werthverhäit- 
niss  des  Goldes  und  Silbers  zu  einander,  dann  macht  er  den  Leser  mit  den 
auf  dies  Verhältniss  sich  beziehenden  Bestimmungen  verschiedener  Münz- 
gesetzgebungen und  einige  der  wichtigeren  Bankverhältnisse  bekannt.  Schliess- 
lich erörtert  er,  welchen  Einfluss  man  von  der  vermehrten  Goldproduktion 
auf  das  gegenseitige  Verhältniss  der  beiden  edlen  Metalle  erwarten  darf 
und  was  die  Folge  einer  erheblichen  Vermehrung  der  haaren  Girculations- 
mittel  in  Bezug  auf  die  Preise  überhaupt  sein  wird. 

Die  Metallproduction  anbetreffend,  so  führt  der  Verfasser  für  das  Jahr 
1851  143400000  Thfr.  Werth  der  Gold-  und  61000000  Thlr.  Werth  der  Silber- 

Sroduction  an  und  gelangt  durch  Vergleiche  mit  früheren  Zeiten  zu  dem 
chluss,  dass  das  jährlich  gewonnene  Gold  sich  xum  Silber  verhielt 


!H8:  V<)r|k5wirtiisdbMUjehe  LiUrttuf. 

zu  Anlinf  des  lalniiuiHlerU  geoeawäftlg 

Procent  des  Gewicht     2,6 :  97,4  13,6 :  86.4 

„    Wertbes       20:7,1  70:30 

luad  d«sft  das  baar  circulirende  Medium  sieh  im  Laufe  der  ieteten  5  Jahr, 
iocl  I8§2,  um  mebr.  als  (SOOMill«  Tblr.  vermehrt  habe. 

Der  Gebrauch  upd  Verbrauch  v«(d  edlen  Metallen  lässt  sich  noch  weni- 
ger genau  schätzen,  jedoch  erwähnt  der  Verfasser  Angaben,  nach  welchen, 
man  Anfanas  1848  Barren  und  Münzen  auf  3000  bis  36000  Millionen  liilr. 
Werth  aoscmagen  kann« 

Das  Vef bältoiss  des  Silber  Wertbes  zu  Gold  flndet  sich  dOO  Jahre  vor 
«iMserer  Zeitreebnung  wie  1 :  13,  hundert  Jahre  später  in  Griechenland  wie 
1 :  10,  40  Jahre  v.  Chr.  Geb.  bei  der  römischen  Ausmünzung  wie  t :  11,90470; 
400  nach  Chr.  wie  1 :  11,40,  im  13.  u.  14.  Jahrhundert  1:11,  nach  Adam  Riese 
im  J.  1522  wie  1 :  10,50  angegeben.  Die  ReiehsmUnzvörodnung  yqii  1559  be- 
stimmi  das  Verhältniss  auf  f:  11,44,  die  französische  Münzordnun^  v.  1641 
auf  1 :  13,80,  der  Leipziger  Münzrecess  von  1690  auf  t :  15,22.  Nach  denn 
Hamburger  Courazettel  berechnet  der  Verfv  das  Verhältniss  des  Goldes  zum 
Silber  1700  14,80 : 1,  1720  15,06: 1,  1740  14,98 : 1,  1760  14,91 : 1, 1780  14,69: 1, 
1800  15^64:1,  1820  15,62:1,  1840  15,43:  l,  1850  15,59:1,  1852  15,43:1. 

In  der  Geschiebte,  in. der  Praxis  des  Gescbäftstebens,  findet  der  Yer*- 
fasser  verschiedene  Anhaltspunkte  zu  der  Annahme,  dass  in  den  meisten 
Ländern  die  Goldwährung  an  die  Stelle  der  Silberwährung  treten  werde. 
Von  der  Erörterung  des  Werthverbältnisses  zwischen  Gold  und  Silber  geht 
der  Veriaflser  aul  den  Einfluss  der  Veränderung  dieses  Verhältnisses  und 
der  Zunahme  der  edlen  Metalle  auf  die  Preise  detr  Güter  über.  Auch  hier 
glaubt  er  in  Preis -Angaben  früherer  Jahrhunderte  die  Bestätigung  des 
ökonomischen  Salizes  zu  finden,  dass  dii&  Preise  dar  Dinge  mit. der  Ver- 
mehrung der  Umlaufmittel  steigen.  Wir  halten  die  Richtigkeit  dieses  Satze» 
für  umweifetiMH.  Wir  können  aber i einen  Zweifel  nicht. unterdrücken,  ob 
sich  das  Vertrauen  zu  jenen  Angaben  und  der  Vergleich  daa^iger  Ver^ 
hältnisse  mit  heutigen  rechtfertige  lässt,  wenn  wir  erwägen,  wie  lokal  da-« 
mals  der  Handel  bat  Mangel  an  Strassen  etc.  sein  musste,  namentlich  in 
Getrade,  dessen  frühere  Preise  allein  mit  einiger  Sicherheit  zu  ermitteln 
sind.  Der  Verfosser  bestreitet  die  Ansicht,  dass  der  Credit  zur  Entwerthung. 
des  haaren  Geldes  beitrage,  dass  die  Vermehrung  der  Metalle  den  Zins«* 
fuss  bedeutend  herabdrücke;  er  zieht  auch  das  Papiergeld  und  Banknoten 
in  den  Bereich  seiner  Betrachtungen,  er  zeigt  dass  im  Vernältniss  ^nr  Zunahme 
des  Handels  eine  grosse  Vermehrung  edler  Metalle  eine  Nothwendigkeit 
ist,  er  ciebt  der  Vermutbung  Raum,  dass  die  Entdeckung  edler  Metalle 
einen  allgemeineren  und  gleicmnässigeren  Maassstab  im  Wertne  herbeiföbren, 
dass  durch  sie  einer  Verthetierung  der  edlen  Metalle  Torgcbeugt  wird, 
dass  die  Mittel  einer  sicheren  Geldeirculation  gekrafligt  und  Handelskrisen 
vermindert  werden. 

Sick,  Faul  B.,  Secretair  des  König],  württemb.  statistischen  topographischen 
Bureaus,  Beiträge  zur  Statistik  der  Landwirthschaft  des  König- 
reichs Württemberg.    Stuttgart,  J.  B.  Müllers  Verlagshandlung. 
Durch  die  im  Jahre  1818  angeordnete  Vermessung  des  Landes  ist  der 
Württembergische  Landstatistik  eine  Unterlage  gegeben,  welche  aus  unbe- 
greiflichen Gründen  erst  jetzt  von  dem  statistisch -topographischen  Bureau 
benutzt  werden  darf. 

Aus  der  vorliegenden  interessanten  Arbeit  entlehnen  wir  folgende  sum- 
marische Angaben  über  die  Benuts^ung  der  Bodenfläche,  nach  den  Katastor- 
Angbcn  von  1818—35  in  Morgen*)  und  in  %, 

1)  l  wiirtteiiib«rgtseb«r  Itergen  » 1*>^  preufitisoto  'Morgen  i«  (jF^^^yrUn^i  JCoi|;en. 


Yollrswirftbsciitftliche  Litieraiar. 


549 


Im  Kreise 


■^ 


m 


m 


Benntznng  der  Bodenfläohe. 


Neokar 


u*.i:j»4'a 


Schwaxa- 
waTd 


Jagst 

'1  I     flu 


Donau 

.  /    ■  I  1  lASH 


Im 
ganzen 
Lande 


issssz 


^a± 


a)  Gebäude  und  Hofstätten : 

Friedhöfe 

B)GTIrt6n: 

Gemüse  u.  Baumgärten  .    .    . 

Gras-  u.  Baumgärten .    .    .    . 

Länder^) 

Hopfengärten 

Lustgärten 

c)  Acker: 

flürlich  gebaut  ohne  Bäume    . 
„  n       mit  Bäume  .    . 

willkürlich  gebaut  ohne  Bäume 
M  9       mit  Bäumen 

Wechselfelder,  gebaute  *)     . 
»  un gebaute*)  . 

n  mit  Holz  .    . 

d)  Weinberge, 

zum  Weinbau  bestimmt  .    . 
anders  angebaut     .... 

e)  Wiesen, 

2mähdig  mit  Obstbäumen    . 

^         ohne  Obstbäume  . 
1  mähdig  mit  Obstbäumen   . 

n         ohne  Bäume     .    . 

fi         mit  Busch-  u.  Waldb 

f)  Waldungen, 
Laubholz 
Nadelholz    . 


gemischt     . 

unbestockl  . 

Parke      .    . 
g)  Weiden, 

mit  Obstbäumen . 

mit  Holz  bestockt 

blos  mit  Gras  .  . 
h)  Nicht  culturfähig 
i)  Gewässer  .  .  . 
k)  Strassen  u.Wege  (ohne  Eisenb.) 


5958 « 

2124' 

12821* 

7264« 

60« 

470» 

^427982* 

10269* 

31698« 

9440» 

3885« 

55» 

2« 

52103» 
2212' 

16672» 

91222» 

If'  1429» 

13038 

3341 

246822 
22198 < 
28411» 
73* 
3337» 

1921» 

4344» 

11388' 

10600* 

7461» 

27910* 


6189» 

1691* 

13746  * 

9564» 

74» 

21 

411603 
■13074 
86332* 
7977* 
52373 
'  2859 
428» 

6433* 
645» 

16163 

121792 1 

1033* 

'20657' 

9929 


147888 
373563 
'70219 
920» 


1372» 
30943 ' 
52875' 
16972* 

5683* 
31436» 


7121* 

2167' 
23754» 

9137* 
151» 
270» 

« 

527702* 

?881' 

74993* 

5386« 

29401  * 

3868» 

-211» 

18824» 
•  307» 

9088* 

215757 

1749' 

■32782 
2677 

270106» 

173272 

6271 [ * 

505 

0 


943* 
27591 ' 
54401» 
25671 » 
8460 
38507 


8651' 

2095 

24432 

11384 

164 

107 

623700 

925 

14S455 

•  1140 

152818 

3328 

576 

2993 

•  •  0 

12960 

170040 

441 

123258 

17578 

254234 

182409 

81810 

211 

3 

490 
•20424 
60232 
31216 
18630 
35029 


27920' 

8079* 

74754* 

37350» 

450' 

869* 

1990987* 

27151» 

336479» 

23908' 

238478« 

10111» 

1219» 

79755« 
3165' 

54879» 

598811» 

4653» 

189737« 

33525* 

919101* 

751443' 

243212» 

1711* 

3342 

4728* 
83804» 

178898* 
84460» 
40236 

132883' 


Der  Gesammtflächeninhalt  ist  6188252  Morgen.  Die  Zahl  der  ParcellejQ» 
in  welchen  dieses  Areal  vertheilt  ist,  5005979  Morgen. 

Von  dem  Jahre  1852  hat  das  topographisch -statislische  Bureau  nach 
Schätzungen,  welche  von  Feldkundigen  in  jeder  Ortsmarkung  vorgenommen 
wurden,  die  gegenwärtige  Ausdehnung  der  einzelnen  Kulturen  und  den 


1)  Länder  heissen  in  Württemberg  diejenigen  Gmndstücke ,  welche  aanfiehst  aa  den  Ort- 
schaften gelegen,  keiner  Zeig  angehören. 

2)  Wbchfrelfelder  sind  nach  der  Katasterinstruktion  solche,  welche  in  der  Regel  wüste  liegen 
nnd  nur  zuweilen  angeblümt  sind. 

3)  Ungehante  Felder  sind  solche,  welche  cur  Zeit  nicht  bebaut  werden,  obwohl  sie  nicht 
ganz  eulturunfShtg  sind. 


650 


Volkf wirlhscfaaftiibbe  Literatur. 


Entte-Brtnrg  des  betreffenden  Jahres  zcis^mmengestelt,  letzteren  nach  den 
Berichten,  welche  die  Oberämter  unter  Beiziebung  von  Mitgliedern  der 
laodwirthscbafüichen  Bezirks-Vereine  über  den  Durchschnitt  der  £rnte 
in  ihrem  Bezirke  zu  erstatten  verpflichtet  sind.  Hiernach  waren  im  ganzen 
Königreich 


bepflanzt  mit 

1  ,       *•    I         I    I      II      I  III 1 1 

Winterweizen 

Winterroggen 

Wintergerste 

Winterdinkel , 

Mengfrüchte  im  Winterfeld  .    .    . 

Sommerweizen 

Sommerroggen.    ......'. 

Sommergerste . 

Sommerdinkcl 

Mengfrüchte  im  Sommerfeld      .    . 

Hirse 

Buchweizen       

Erbsen 

Linsen  

Wicken 

Acker  bohnen 

Andere  Hülsenfrüchte  ..... 
Mais 

Kartoffeln 

Kopfkohl 

Winter-  und  Sommerraps     .    .    . 

Mohn 

Flachs . 

Hopfen 

Taback 

Andere  Gewerbspflanzen  .... 

Futtergewächse 

Wurzel-  und  Knollengewächse  •    . 
Hierunter  Runkelrüben     .    .    .    . 

Kornobst  .....;.... 
Steinobst 

Weine  81432  Morg.  wovon  in  Ertrag 


Morgenzabl 
fS52 


mittlerer 
Ertrag 


Ernte  von 
1852 


22623 

115252 

.  8822 

655658 

6593 

16612 

19160 

251757 

160792 

2714 

11419 

364 

532 

15554 

20795 

39286 

17355 

2410 

6454 

120995 
32192 

29448 

6453 

22557 

2243 

396 

58 

270592 

48782 

1212 

B&ame 
4724102 
3223572 

Morgen 

58045 


Scheffel 

60504 

328120 

32569 

3997710 

43838 

42382 

903345 

1933936 


37747 

46788 

115736 

53267 

23100*) 

Slmri«) 

18859511 

Scheffel 


Pfd.  gehechelt 
Centner 


Simri 
7717561 

1360253 


SeheffeP) 

75805 

283999 

39456 

4170751 

19779 

47691 

52620 

1077211 

1849998 

13570 

39966 

1784 

2128 

37376 

45756 

10Q776 

56389 

27250 
Simti») 
9563294**) 
107  Mill.  St. 

Scheffel 
71041 

12978 
1823976 

9133 

3861 

11635456 

7941466 

638571 

Simri 

3395726 
720934 

Eimer 

89571 


1)  1  -wUrttemberglscher  Scheffel  ■■  S***  preuBs.  Scheffel «  S**»  Wiener  Hetzen. 

8  Simri  —  1  Scheffel,  bei  Kartoffeln  versteht  sich  gehänftes  Msass  «'86—40  Pftwd. 
*^  Einschliesslich  des  als  Zwischenbau  in  den  Weinbergen  geronnenen. 

womnter  1091819  Simri  Kranke. 


VolkswirthschafUiche  Litemtar.  651 

Der  ViehsUDd  war  1.  Jan.  1653  84878  Pferde  10163  Fohlen,  126407  Ochsen 
und  Stiere,  425266  Kühe,  238675 Rind«»:.  21 1 U  Kälber,  351  Esel,  52537  spanische 
Schaafe,  309968  Bastardschaafe,  95983  Landschaafe,  143524  Schweine ,  42064 
Ziegen,  75358  Bienenstöcke. 

Stolle,  Dr.,  Uebersichtskarte  der  Zucker-Industrie. 

n  der  Zuckerproduhtion. 

Verlag  von  J.  A.  Herbig  in  Berlin. 
Zwei  Karten,    welche  dem  Titel  entsprechend   durch  Zeichnung  und 
Farbe  die  Ausbreitung  der  verschiedenen  Zucker-Industrien  darstellen  und 
als  Staat  eine  Statistik  dieser  Industrien  enthalten >  welche  einen  seltenen 
Grad  von  Vollständigkeit  erreicht. 

Nach  Dr.  Stolle  ist  die  jährliche  Production 

von  Rohrzucker     41153070  Ctr.  =■   87,7  pCt 
„    Rübenzucker    3296417    „   =     7,3    „ 
„    Palmenzucker  2000000    „   =     4,2    „ 
n    Ahornzucker      404957    „    =     0,8    « 

Zusammen  46854444  Ctr.  ^  100    p€t. 

Die  grösste  Anzahl  von  Rübenzucker-Fabriken  ist  gegenwärtig  in  Russ- 
land, nämlich  360;  Frankreich  mit  334  Fabriken  nimmt  den  zweiten  Rang, 
der  Zollverein  mit  237  Fabriken  den  dritten  ein. 

Die  grösste  Quantität  Rübenzucker  wurde  1851  in  Frankreich  producirt, 
die  zwei^rösste  im  Zollverein. 

Die  grösste  Anzahl  von  Rübenzucker -Fabriken,  welche  über  7500  Ctr. 
Zucker  jährlich  produciren,  ist  im  Zollverein.  Der  Durchschnitt  des  von 
jeder  Fabrik  erzeugten  Rübenzuckers  ist  im  Zollverein  5150  Ctr.,  in  Frank« 
reich  4000  Ctr,  in  Belgien  3700  Ctr.,  in  Oesterreich  1500  Ctr. 

Die  grösste  Menge  Rohrzucker  liefern,  nach  Stolle*  die  britischen 
Colonien  auf  den  Weltmarkt. 

Der  grösste  Zuckerverbrauch  ist  in  Venezuela,  d.  h.  etwa  180  Pfd.  per 
Kopf,  der  geringste  in  Russland,  d.  h.  1  \i  Pfd.  per  Ko|}f  jährlich. 

Die  Besteuerung  des  Zuckers  beträgt  im  Ganzen  in  England  nahe  an 
5 mal,  in  Frankreich  über  4  mal  so  viel  als  im  Zollverein. 

Auf  den  Kopf  trifft  in  England  29  Sgr.,  in  Frankreich  16  Sgr.  7  Pf.,  in 
Belgien  7  Sgr.  5  Pf ,  im  Zollverein  gegenwärtig  4  Sgr.  7i^Pf.  Zuckersteuer! 

Strackeijan,  F.  Ant,  Schifffahrts-Handbuch.  Eine  Sammlung  der 
Handels-  und  Schifffahrts -Verträge  und  der  Schifffahrts -Gesetze  und 
Verordnungen  Oldenburgs.  Mit  den  Angaben  der  Schiffs -Unkosten  an 
den  Oldenburgischen  Hafenplätzen,  mit  einem  Anhange,  enthaltend  die 
Verzeichnisse  der  Oldenburgischen  Schifffahrts -Behörden  und  Consuln, 
Nachrichten  über  Versicherungs -Gesellschaften  und  Schiffer -Witt  wen - 
Kassen  etc.,  die  Schifffahrts -Geschäfts -Adressen  und  das  Verzeichniss 
der  Oldenburgischen  See-  und  Küsten  schiffe.  Oldenburg  1853  bei  Schulze. 

Es  darf  von  diesem  Buche  gesagt  werden,  dass  es  den  Wunsch  rege 
macht,  auch  von  anderen  Deutschen  Seeländern  gleiche  sorgfältige  Arbeiten 
erscheinen  zu  sehen.  Es  würden  solche  dem  Geschäftsmann«  ein  äusserst 
nützliches  Material,  dem  Statistiker  eine  werthvolle  Quelle  bieten.  Der 
Inhalt  des  Buches  entspricht  dem  Titel  und  zeichnet  sich  aus  durch  syste- 
matische Anordnung  und  Vollständigkeit  der  Angaben. 

Wiese,  H.  8.,  Brotbriefe.    Verlag  von  Heinrich  Hübner  in  Leipzig,  1853. 

An  diesem  Werke  ist  der  darstellende  Theil  und  derjenige  zu  unter- 
scheiden, welcher  die  Ansichten  des  Verfassers  enthält.    Der  erste  ist  eine 


552  ?olkswirthflchaft!icfae  Literatur, 

interressahte  Arbeit,  mit  einer  Fülle  von  Sachkenntniss  ausgestattet,  der 
letztere  Theil  bat  venig  Ansprach  auf  den  Beifall  der  Kritik.  Eine  Origi- 
nalität tritt  darin  allerdings  hervor,  es  ist  aber  unseres  Erachtens  keine 
glückliche,  wenn  sie  ein  sogenanntes  providentielles  System,  welches 
schliesslich  nichts  als  den  alten  Staat  anempfiehlt,  mit  seiner  Bevormundung 
aller  und  jeder  TbStigkeit ,  oder  wenfn  sie  den  Credit  wie  er  besteht, 
oppretiv  nennt  imd  ein  Beispiel  anführt,  dass  sogar  das  Anleihen  eines 
deutschen  Fürsten  -  Vereines  erst  von  den  Geldleuten  garantirt  werden 
musste,  während  eben  der  Mangel  an  einer  solchen  Garantie  kürzlich  die 
Zahlungssuspension  desselben  Vereines  veranlasst  hat. 

Der  Verfasser  ist  ein  ausgezeichneter  Landwirth,  der  mit  Leib  und 
Seele  für  die  Interessen  der  landwirthschaft  wirken  will.  Wir  zweifeln 
aber,  ob  ihm  diess  gelingt,  indem  er  ein  Svstem  anempGehlt,  welches  in 
seinen  Consequenzen  genau  die  Handelspolitik  haben  muss,  welche  in 
Oesterreich  lange  geherrscht,  und  so  viel  uns  bekannt,  mehr  als  alles  andere 
der  Landwirthschaft  geschadet  hat.  Vom  Absolutismus  mehr  zu  erwarten 
als  von  dem  constitulionellen  System,  ist  Geschmacksache.  Die  Vergangen- 
heit beweist  nichts  für  Ersteren,  sonst  wäre  es  unerklärlich,  warum  Herr 
Wiese  die  Laffe  der  Oesterreichischen  Landwirthschaft  so  beklagenswerth 
findet.  Das  Üebel  liegt  unseres  Erachtens  nicht  an  der  politischen  Form, 
sondern  darin,  dass  zu  jeder  Form,  wenn  sie  nützlich  sein  soll,  Menschen 
gehören,  wie  man  sie  eben  sehen  findet.  Auch  wir  sind  £ür  eine  provi- 
dentielle  Gestaltung  der  socialen  Zustände,  uns  scheint  aber,  dass  diese 
Providenz  seit  Erschaffung  der  Welt,  weit  über  alle  Staatsformen  besteht, 
und  das  zur  Verbesserung  der  Zustände  nur  abgeschafft  zu  werden  braucht, 
was  von  den  Menschen  im  Widerspruch  mit  jeder  Providenz  hineingetragen 
wurde. 


) 

j 


Das  statistische  Central -Archiv. 


Bericht  für  das  erste  Semester  1853. 


Ende  Torigen  Jahres  habe  ich  an  die  verschiedenen  Begierungen,  an  die 
Yerwaltangen  öffentlicher  Anstalten  und  an  die  Freunde  der  Statistik  Überhaupt 
die  Einladuag  gerichtet,  mich  in  dem  Versuche  zu  unterstützen,  ein  statistisches 
Central-Archiy  zu  gründen. 

Als  Zweck  dieses  Archives  bezeichnete  ich  die  Ansammlung  und  Nutzbar- 
machung der  Thatsachen  und  Erfahrungen,  welche  der  Gesetzgebung,  der  Wissen- 
schaft und  dem  Geschäftsleben  als  Material  und  Leitfaden  dienen  können. 

Zur  Erreichung  dieses  Zweckes  erbat  ich  mir  die  Einsendung  von  Gesetzen 
und  statistischen  Veröffentlichungen  der  Begierungen,  Vereine,  Anstalten  u.  s.  w., 
indem  ich  mich  bereit  erklärte,  dagegen  mit  Mittheilungen  zu  diesen,  wo  solche 
gewünscht  werden,  unentgeldlich ,  in  so  fem  es  sich  nur  um  Abschriften  und 
Auszüge  aus  dem  vorhandenen  Material  handelt,  gegen  Honorar,  in  so  fem  voll- 
ständige Bearbeitungen  des  Materials  gefordert  werden. 

Das  Unternehmen  sollte  auf  diese  Weise  einfach  ein  Organ  sein,  die  Statistik 
immer  mehr  von  der  Stellung  der  Guriositäten-Sammlung  zu  der  eines  nützlichen 
Hülfsmittels  für  die  Thätigkeit  der  Verwaltung,  und  des  Geschäftslebens  zu 
erheben. 

Der  Prüfstein  für  die  Nützlichkeit  dieses  Versuches  lag  in  seinem  Gelingen, 

denn  dieses  Gelingen  hing  davon  ab,  ob  dem  Archiv  die  Mittheilungen  gewährt 

und  ob  ihm  Aufträge  gegeben  werden,  deren  Bezahlung  die  Unkosten  und  Mühe- 
waltung deckt. 

Mit  besonderer  Genugthuung  bin  ich  im  Stande,  schon  in  dem  gegenwärtigen 
ersten  Bericht  über  die  Thätigkeit  meines  Central- Archives  mittheilen  zu  können, 
dass  dieses  Gelingen  vollkommen  gesichert,  die  Nützlichkeit  des  Untemehme^ 
anerkannt  ist. 

Beinahe  sämmtliche  Begierungen  der  civilisirten  Welt  haben  meine  Einladung 
mit  Wohlwollen  aufgenommen.  Eine  abschlägige  Antwort  ist  bis  jetzt  von  einem 
einzigen  kleineren  Deutschen  Staate  eingelaufen.  Die  ersten  Deutschen  Journale 
haben  meine  Schritte  dadurch  unterstützt,  dass  sie  dieselben  befürworteten. 


554  Statistisches  Central-Archiv. 

Jene  Begierungen,  mehrere  statistische  Vereine,  viele  öffentliche  Anstalten 
und  Private  haben  mich  bereits  mit  Zusendungen  begünstigt.  Die  Zahl  der  mir 
zugekonmienen  Documente,  Druckschriften  etc.  beläuft  sich  auf  einige  Tausend. 

Die  von  denselben  Seiten  mir  ertheilten  Aufträge  zu  Arbeiten  haben  die  be- 
deutenden Kosten  des  Archives  nicht  allein  gedeckt,  sondern  bereits  einen  kleinen 
Ueberschuss  gewährt. 

Dieser  setzt  mich  in  den  Stand,  in  der  Folge  durch  Vermehrung  der  Arbeits- 
kräfte das  Material  systematisch  ordnen  zu  lassen ,  und  in  einem  geeigneten  Lo- 
cale  Denjenigen  zur  Einsicht  freizustellen,  welche  sich  dafar  interessiren. 

Die  vorläufige  Organisation  des  Archives  besteht: 

1)  in  einer  ftUg6niela6ll  Abtheilung,    aus  welcher  allmählig  die  Unter- 
abtheilnngen  abgezweigt  werden  sollen; 

2)  in    einer  Abtheilung   für  AüSWandeniDgS-    Und  GolOllisatiOllSWtSeil, 
durch  die  bestehenden  Beziehungen  mit  dem  hiesigen  Vereine  für  die 
Deutsche   Auswanderungs  -    und  Colonisations  -  Angelegenheit  vervoU-  ' 
ständigt ;                                                                                                               ,        . 

3)  in  einer  Abtheilung  f&r  das  YersicheniftgaWeseB,  durch  die  Mitwirkung  i 
der  ersten  Deutschen  Versicherungs-Gesellsohaften  gegründet. 

Das  Material   der  ersten  beiden  Abtheilungen  wird  zum  Theil  auszugsweise 

durch  die ,, Nachrichten  ans  dem  Gebiete  der  Staats-  nnd  der  Yolkswirthschaft," 

das  der  dritten  Abtheilung  durch  die  „YersichernngS-Zeitung"  veröffenüidit. 

Beide  Blätter  decken  bereits  ihre  Kosten  und  gewähren  einen,  freilich  noch 
sehr  bescheidenen,  Arbeitslohn. 

Die  nächste  Ausbreitung  des  Central- Archives  besteht  darin,  dass  eine  vierte 
Abtheilung  für  Bankwesen^   eine  fünfte   für  ZoUwesea  und   eine  sechste  fUr 

Eil enbahaweaen  errichtet  wird. 

Die  Abtheilung  über  das  Bankwesen  ist  bereits  durch  die  Verbindung  mit 
einigen  hundert  Banken  gesichert,  deren  Einsendungen  demnächst  in  meinem 
Buche  „Die  Banken^'  veröffentlicht  werden. 

Die  Abtheilung  für  Zollwesen  ist  durch  die  zahlreichen  Büttheilungen  be- 
gründet, welche  mein  Werk,  die  „Zolltarife  aller  lioder^S  ^'  Folge  hatte. 

Bezüglich  der  Abtheilung  für  Eisenbahnwesen  habe  ich  noch  den  Mangel 
der  Miltheüungen  einiger  Eisenbahn -Gesellschaften  zu  beklagen. 

Ich  ergreife  diese  Gelegenheit,  meinen  Dank  für  die  dem  Unternehmen  bis- 
her gewordene  Unterstützung  auszudrücken  und  mir  dieselbe  fernerhin  zu  erbitten. 

Berlin,  im  September  1853. 

Otto  Hühner. 


l 

I 


Register. 


■Aachen,  Einw.,  Budget  433,  Armenverwaltung 
484,  Finanzen  435,  Versich.-Ges.  474. 

Altena,  See-SchifTf  214,  218,  Yersiclu-Ges.  474. 

Anhalt,  ElbSchifiTahrt  484,  ZollTerein  309. 

Ansbach,  Bevölkerung  und  Gewerbe  449. 

Annaberg,  Einw.  435. 

Antwerpen,  Deutsche  Auswanderung  490. 

Arnsberg,  Einw.  424.    AschaflFenburg  446. 

Augsburg,  Bevölk.  443,  Geschichte,  Gewerb- 
th&tigkeit  449,  450,  451. 

Aurich,  Landdrostet  303. 

Australien,  Deutsche  Auswand.  492,  Australien, 
Afrika,  Amerika,  Asien,  Schifffahrts-Verkehr 
mit  Deutschland  361. 

Baden,  Zollvereins-Verträge  308,  Rübenzucker- 
Fabriken  330,  Zoll  -  Einnahmen  330,  331, 
Bevölk.  335,  Eisenbahn  370,  376,  Gemeinde- 
Ordnung  404. 

Baireuth,  Bevölkerung  u.  Gewerbe  449. 

Bautzen,  Bank  466,  Versicherungswesen  476. 

Bayern,  ZoUvertrXge  308,   Rttbenzucker -  Fa- 
briken 330,  Zoll -Einnahme  330*^  331,   Bew 
335,   Geschichte    445,   Flussschifffahrt  481, 
Kanalschifffahrt  487,    Bank  466,  471,   Yer- 
brecherstatistik,  Städte  445,  Gewerbe  449. 

Belgien,  Import  v.  Mecklenburg  186,  Verkehr 
mit  d.  Zollverein  321,  Schifffahrt  in  deutschen 
Häfen,  Commission  centrale  508,  Handels- 
Verträge  503,  Zuckerproduktion  549. 

Berlin,  JÜeteorol.  Beobachtungen  von  1842—52 
12,  Wasserstand  13,  Bevölkerung  14,  Ge- 
burten 17,  Ehen  21,  Todesfälle  und  ihre  Ur- 
Sache  von  1842^52  23,  Gewerbliche  Verhält- 
nisse 37,  Beamte  49,  Fremden -Verkehr  41, 

'  Grundbesitz  40,  Gebäude  und  Wohnungen 
von  1819-~43  50,  415,  Nahrungsmittel  54,  417, 
Mahl-  und  Schlaohtsteuer  59,  Märkte  60, 
Brennmateriale  60,  Marktpreise  61,  417,  Ein- 
fuhr von  Getreide  im  Jahre  1851  u.  1862  65, 
Schankstätten  66,  öffentliche  Fuhrwerke  67, 
Sehifffahrt  66,  Yiehstand  69,  Schulen  70, 420, 
Universität  74,  Zeitschriften  77,  Religions- 
verhältnisse 78,  Armenpflege  80,  Medicinal- 

i    wesen  84^  419,  421,  JKrankenTerein«  ete.  99, 


Erankheitsarten  95,  Cholera  99,  Badeanstalten 
HO,  Hunde  109,  Militair- Aushebung  110, 
Kranken-  und  Sterbekassen  113,  Berliner 
Kassen  -  Vereine  466,  469,  Sparkasse  115. 
Renten -Versicberungs -Anstalt  117,  Leihan- 
stalten 120,  418,  Feuerversicherung  122,  Ver- 
Bicherungs-Gesellsch.  473,  474,  476,  Feuers- 
brünste 123,  Sicherheits-Polizei  126,  Civil- 
u. Griniiual-Rechtspflege  129,  Auswanderungs- 
vereiue  403,  Gefangniss  und  Arbeitshaus  132, 
Armenwesen  133,  Steuern  415,  Häuser-Ei-- 

'  irägniss  416,  Verkehr  mit  Mecklenburg  183, 
Verbindungsbahn  372,  Kriogsleistun^en  415, 
Arbeitslöhne  417,  Kassenverein  4^,  Ge- 
treidehandel, Spiritus-Einfuhr  417,  Gewerbe 

■    37,  Finanzen  415,  Finanzverwaltung  402. 

Bernburg,  Eisenbahn  372. 

Bielefeld,  Bonn,  Burg,  Burgscheid,  Einw.  424. 

Brake,  Schifffahrt  345. 

Brandenburg  a.  d.  H.,  Versicherungs-Ges.  474, 
Bevölkerung  424. 

Brasilien,  Deutsche  Auswanderung  492. 

Braunschweig,  Zollvereins-Verträge  308,  Be- 
völkerung 335,  Rübenzucker -Fabriken  3.W, 
Zollvereins-Einnahmen  331,  Eisenbahn  369, 
376,  Messen  340,  Auswanderungsverein  493. 
Arbeiter-Associationen  546,  Bank  472,  Haupt- 
stadt 443. 

Bremen,  Schifffahrt  345.  361,  400,  Handel  mit 
Nahrungsmitteln  und  Gigarren  458,  Rhederei 
359,  Diskonto -Kassa  471,  Brodpreise  456, 
Auswanderungsverein  490,  Getreide  -  Import 
von  Mecklenburg  186,  Bremen  -  Verdensche 
Versich.Gesellscb.  474,  Weserschifffahrt  485. 

Breslau,  Gewerbe,  Steuern  428,  Grundbesitz 
426,  Finanzen  425,  427,  Geschichte  422, 
Armenwesen,  Bevölkerung  423,  Miethswerth 
der  Wohnungen  424,  uneheliche  Geburten 
307,  Brod-  und  Kartoffel  preise  456,  Ver- 
sicherungs-Gesellschaften 474,  Bank  466,  469, 
Auswandernngsverein  493. 

Brieg,  Bewohner  424,  Oderscblfffahrt  486. 

Britisch  Nord -Amerika,  Deutsche  Auswande- 
rung 492. 


556 


Register. 


Budissin,  LftndstXndlselie  Bank  471. 

Bndwelss,  Schiflfahrt  489. 

Bargenwerder,  OderschÜIffthrt  486. 

GalbeschUrrahrt  488. 

Galifomien,  Deutsche  Answandernng  493. 

Gapstadt,  Deatsche  Aaswandening  töi. 

Gassei,  ZoUvereinsTertrag  808,  Zoll-Einnahmen 
331,  Bevölkerung  335,  Eisenbahnen  876. 

Ghemnitc,  Gewerbeachale  237,  Einwohner  435. 
Bank  414. 

Giere,  Einwohner  484. 

Goblenz,  Flussschifflfahrt  345. 

Golberg,  Schifffahrt  345. 

Göln,  Geschichte  432,  Gewerbe,  Einwohner, 
Finanzen  433,  Schulfahrt  480,  Yenicherungs- 
Gesellschaft  474,  Auswanderungsverein  493, 
A.  Schafifhausen'scher  Bankverein  471,  472, 
Goln-Mttnster  Hagel -Versieh  -Gesellsch.  476. 

Grefeld  424. 

Crimitsehau,  Einwohner  435. 

Grivitz,  Amt  170. 

Danzig,  SchllRahrt  345. 

Dänemark,  Schiffahrt  in  den  deutschen  H&fen 
185,  361,  363,  Getreide-Import  von  Mecklen- 
burg 186,  statüitlsches  Bureau  517. 

Darmstadt,  (siehe  Mainz)  Zollvereins-Vertrfige 
308,  Zoll-Einnahmen  331,  Bank  472,  Bevölke- 
rung 335,  Eisenbahn  376,  Budget  453. 

Dessau,  Landos-Bank  466. 

Deutschland,  Sandschifffahrt  185,  Getreide  393, 
Schlfffalurt  und  Rhederei  345,  Eisenbahnen 
365,  Geü-eide-Einftihr  in  England  395,  St&dte 
412,  Versicherungswesen  473,  Auswand.  490. 

Deutz,  (s.  Göln) 
Dünkelsbühl  446. 

Doberan  170,  174,  213. 

Dömitz  170,  174,  Heilanstalt  213. 

Douau-Main-Eanal  487. 

Dortmund  424. 

Dresden,  Finanzen  440,  Kreis -Direction  224, 
Sparkassen  248,  chirurgische  Akademie  240, 
Einwohner  434,  Armenpflege  440. 

Düsseldorf,  Einwohner  434,  Finanzen,  Arme, 
Sparkassen,  Leihanstalt  435,  Bheinschlfff.  480. 
Eichstädt  446. 

Elberfeld,  Einwohner,  Finanzen  435,  Versiche- 
rungs-Ges.  475. 

Elbing,  Hafen,  Einwohner  424,  Flussschüff.  487. 

Eide,  Schifffahrt  184. 

Emden,  Schifffahrt  345,  Auswanderung  490. 

EmsRchifffahrt  488. 

Engelhartszell,  Donauschifffahrt  482. 

Erfurt,  Hagelversicherungs-Ges.  476. 

Frankfurt  a.  M. ,  Zollvereins  -  Verträge  308, 
Rübenzucker-Fabriken  830,  Zollvereins-Ein- 
nahmen 331,  Bevölkerung  335,  Messen  341, 
Eisenbahn  371,  Versicherungs-Ges^  473,  474, 
Auswanderungs-Verein  493,  Brod-  u.Eartoffel- 
prelse  456,  Erwerbs-Verhältnisse  457. 

Frankfurt  a.  0.,  Messen  336,  343,  Bevölk.  424. 

Frankreich,  Schifffahrt  in  deutschen  Häfen 
185,  361,  363  Verkehr  mit  dem  Zollverein 
321,  Städte  412,  Handelsverträge  503,  Ver- 
brechen 509,  Arbeiter-Association  546,  Rüben- 
zucker-Fabriken 549. 

Freiberg,  Bergakademie  239. 

GeestemUnde,  Schfffahrt  3l6. 

Glatz,  Bevölkerung  424. 

Glauchau,  Elnw.  435. 

Gotha,  Versicherungswesen  473. 

Görlitz,  Bew.,  Geschichte  428,  Finanzen  429, 
Leihanstalt  421. 


Graudenz,  Bev.  424. 

Greifiswalde,  Schifffahrt  345,  Bev.  424,  Yer- 
sicherungs-Gesellschaft  474. 

Griechenland,  Schifffahrt  in  dentachen  Häfen 
361,363. 

Grossbritaanlen,  Sparkassen  391,  Getreide  3^ 
Getreide-Import  von  Mecklenburg  18^  Schifl- 
fahrt  in  den  deutschen  Häfen  185,  361,  368, 
Eisenbahnen  386,  Reform  der  Handels-Gesets- 
gebung  387,  Schiffbau  und  Zoll -Einnahme 
1841  und  1852  391,  Städte  412,  Statistik  521, 
Handel,  Armenpflege  391,  Handelsvertr.  503. 
Arbeiter- Association  545,  Zuckerbesteuer.  549. 

Gross -Glogau,  Gewerbe  430,  Bew.  424,  434, 
Finanzen,  Feuer -Versicherung,  Sparkasse. 
Polizei  430. 

Gumbinnen,  Bev.  424. 

Hagenow,  Elnw.  170,  174,  Eisenbahn  183. 

Halberstadt,  Einw.  424. 

Halle,  Einw.,  Finanzen  432. 

Hamburg,  Gholera,  Armenpflege  461,  Verkehr 
mit  Mecklenburg  183,  Elb-Schiff&hrt  185, 
846,  361,  483,  Getreide  von  Mecklenburg  186, 
Ein-  und  Ausfuhr  mit  Mecklenburg  187, 
Rhederei  358,  Englischer  Handel  397,  Handel 
im  Jahre  1852  522,  Eisenbahn  370,  Versiche- 
rungswesen 473,  474,  Brod-  nnd  Kartoffel- 
preise 456,  Erwerbs-Verhältnisse  457,  Aus- 
wanderung 490,  Auswanderungs-Verebi  493, 
Geburten  und  Ehen,  Selbstmorde,  Armen- 
wesen, Verbrechen  462,  Strafanstalten  460, 
Wohlthätigkeits-Anstalten  462,  Seeversiche- 
rungs-Assecuranz  463,  Bev.  460. 

Hannover,  Eibhäfen  357,  Landdrostel,  Ver- 
theilung  des  Grundelgenthums  303,  Zoll- 
Vereins- Vertrag  308,  Schifffahrt  346,  Verkehr 
mit  dem  Zollverein  321,  Rhederei  354,  Eisen- 
bahnen 369,  376',  Bevölkerung  der  Haupt- 
stadt 442,  Verslcherungs- Anstalt  473,  Elb- 
schifff.  484,  Gemeinheitstheilung  etc.  505. 

Harburg,  Eibschifffahrt  346,  357,  484,  Ans- 
Wanderung  490. 

Havel,  Schifffahrt  184. 

Havre,  Auswanderung  490. 

Heilbronn,  Neckarschifffahrt  488. 

Herford^  Einw.  424 

Hildesheim,  Landdrostel  303. 

Hohenzollem  (Hechingen  und  Sigmaringen). 
Bev.,  Geborene,  Gestorbene,  Schulen  und 
Kirchen  517. 

Holländische  Häfen  490,  andere  Häfen  490. 

Jahde,  Schifffahrt  489,  Jahdeplätze  346,  489. 

Jamaica,  Deutsche  Auswanderung  492. 

Italien,  Schifffahrt  in  deutschen  Häfen  861. 

Iserlohn,  Einw.  424. 

Ivenack  170. 

Kiel,  Schifffahrt  346. 

Königsberg,  Elnw.  424. 

Eireuznach,  Einw.  424. 

Landsberg,  Einw.  424. 

Lauenburg,  Eibschifffahrt  484. 

Leer,  Schifffahrt  346. 

Leipzig,  Kreisdirection  224,  Sparkasse  248, 
Elnw.  436,  Verkehr  mit  Mecklenburg,  Uni- 
versität 240,  Messen  338,  343,  Wohnungen 
437,  Armenpflege,  HandeLsstand,  Gewerbe  439, 
Bank  466,  Verslcherungs  -  Ges.  473,  474, 
Finanzen  435,  chirurgisch  -  medicinische 
Akademie,  Entbindungsschule,  Thierarznei- 
schule  241. 

Liegnitz,  Finanzen  429,  Einw.  424. 

Lübeck,  Handel,  Seeschifffahrt  183,  846,  360« 


Register. 


557 


Elsenbaliii,  372,  Bev.,  Flasssehiflifolirt  484, 
yer8ich6ranga-GeB.473,  Verbrauch,  Finanzea, 
Spar-  und  Änleihekasse  534. 

Luxemburg,  Zollvereins -Verträge  308,  Zoll- 
yereins-Einuahme  380,  Bev.  331. 

Magdeburg,  Gesehichte  430,  Sparkasse,  Einir., 
Finanzen,  Greditverein  431,  Handel,  Schififf. 
482,  Versieber.  -  Ges.  474,  476,  Magdeburger 
Wasser -Asseouranz  483. 

Mainschifffahrt  487. 

Mainz,  Bevölkerung  überhaupt  136,  Aenderung 
derselben  140,  Geburten  von  1798—1852  142, 
Ehen  von  1798^-1852  145, 147,  Uebersicht  der 
Getrauten  149,  SterbefKUe  v.  1798—1852  150, 
Sterblichkeit  und  mittlere  Lebensdauer  nach 
dem  Lebensalter  153,  Geschlecht,  Ehen.  Fa« 
mUien  157,  Alter  158,  Religion  160,  Stände  162. 

Marienwerder,  Versich.-Gesellsch.  474,  476. 

Meeklenboig-Schirerin,  Kirchl.  Bevölkerungs,« 
Geburts-,  Heiraths-  u.  Sterbeliste  von  1795 
bis  1852,  167,  uneheliche  Geburten,  Selbst- 
morde, Todtgeborene  169,  Procentale  Be- 
rechnung der  Bevölkerungs- Vermehrung  167, 
der  Geburten,  Trauungen,  Todesfälle  168, 
Grundbesitz :  1)  Domanial-Hufenstand,  Aem- 
ter  170,  hauptsächlichste  Bestandtheile  der 
Domainen  171,  2)  Hufen -Bestand  und  Ein- 
wohnerzahl der  ritterschaftlichen  u.  flbrigen 
Landgüter  172,  Grundherren  und  ihre  Be- 
sitzungen, gewerbl.  Industrie  auf  dem  Land« 
173,  Städtisches  Gataster  1852  174,  Städtische 
Gewerbe  175,  Landwirthschaft ,  Bodenbe- 
nutznng,  Viehstand  176,  Wollproduktion  177, 
Bienenzucht  178,  Forsten,  Gewerbewesen  179, 
Hindemisse  der  freiem  Bewegung  des  Han- 
dels und  der  Gewerbe  180,  Handel,  Eisen- 
bahnen und  Chausseen  183,  Fluss-  und  See- 
schifffahrt, Rhederei  184,  Schrauben-Dampf- 
schiflfahrts  -  Ges. ,  Sundschifffahrt,  Steuer- 
Verhältniss  der  See -Städte  185,  Rostocks 
Getreide-Export,  desgl.  Wismar  186,  Mecklen- 
burgs Handel,  Werth  der  Ein-  und  Ausfuhr 
1851,  187,  Rostocker  Bank  191,  Finanzen  193, 
.  Steuerverhältnisse  198,  Zölle:  Eibzölle  205, 
Staats -Schulden  207,  Sparkassen  208,  Ver- 
sicherungswesen 209,  Kirchenstatistik  210, 
Schulwesen  211,  Medicinalwesen  212,  Bäder 

213,  Advokaten  und  Proknratoren  214,  Ver- 
kehr mit  dem  Zollverein  321.   Städte  444. 

Meeklenburg-Strelitz,  Ergebnisse  der  Volks- 
zählung von  1851,  Gebäude  und  Wohnungen 

214,  Menschen,  Zahl,  Alter,  Heimath  215, 
Religion,  Ehen,  Taubstumme  216,  Blinde, 
Viehbestnnd,  Jüdische  Gemeinden,  Güter, 
Grundbesitzer,  Forsten,  Chausseen  217, 
Pfarrgeistliohe,  Schulen,  Aerzte  und  Ad- 
vokaten, Erspamiss -Anstalt,  Vorschuss -An- 
stalt zu  Neustrelitz,  Steuern  218,  Finanzen, 
Einnahmen  219,  Ausgaben  220,  Eibschiff- 
fahrt 484. 

Memel,  Sch{ff£ahrt  346,  Meusingen  446. 

Minden,  Münster,  MÜhl hausen  Einw.  424. 

Moldan,  Schifffahrt  489. 

Moselschifffahrt  487. 

München,  Geschichte446,  Einw.  449,  Versicher.- 
Gesellsch.  473,  474,  HTpotheken-  u.  Wechsel- 
Bank  471,  Gewerbe  449. 

Naumburg  a.  d.  S.,  Messe  338. 

Nassau,  Zollvereins- Verträge  308,  Zollvereins- 
Einnahmen  330,  331,  Rübenzuckerfabr.  330, 
BevÖlk.  335. 

Nicaragua,  Deatache  Aaswanderang  492. 


Niederlande,  Getreide-Import  von  Rostock  186, 
Schifffahrt  in  den  deutschen  Häten  185,  861, 
363,  Verkehr  mit  dem  Zollverein  321,  Handels- 
Verträge  503. 

Norden,  Vers.-Ges.  474,  Nördlingen  446. 

Nordsee,  Zollvereins •  Verkehr  322,  Nordsee- 
Häfen  356. 

Norwegen  Getreide -Import  von  Rostock  186, 
Schifffahrt. in  den  deutschen  Häfen  185,  361. 

Nürnberg,  Geschichte,  Bev.,  Gewerbe  449. 

Oesterreich ,  Vertrag  mit  dem  Zollverein  318, 
Verkehr  mit  demselben  321,  Eisenbahnen 
378—886,  Handel  1841—1850  516,  Dampf- 
masch.  537,  Flussschifff.  481—484,  Handels- 
vertr.  503,  Bank  466,  Schulen  538,  Städte  401. 

Oldenburg,  Weser-Schifffahrt  285,  346,  347,  485, 
488,  489,  Rhederei  353,  Bevölkerang  539, 
Auswanderang  540,  Versicherang,  Sparkassen, 
Wittwenkasse,  Viehstand,  Fabrikation  541. 

Osnabrück,  Landdrostei  303. 

Ostfriesische  Häfen  347. 

Ostindien,  Schifffahrtsverkehr  mit  Deutsch- 
land 361. 

Ostsee,  Zollvereins-Verkehr  321. 

Passau,  Bevölkerung  445,  Gewerbe  449,  Ge* 
schichte  451. 

Peru,  Deutsche  Auswanderang  492. 

Portugal,  Schifff.  in  deutschen  Häfen  361,  363. 

Posen,  Potsdam,  Prenzlau,  Einw.  424. 

Preussen  (s.  Berlin)  Getreide  393,  Chausseen 
545,  BevÖlk.,  Auswanderang,  Einwanderung 
496,  Zollvereins-Verträge  308,  Getreide-Im- 
port von  Rostock  187,  Schifffahrt  185,  346, 
348,  349,  361,  363,  Rhederei  351,  Messen  33ü, 
343,  Zollvereins-Einnahmen  331,  Post-,  Han- 
dels- etc.  Verträge  502,  RÜbenznckerindustrie 
330,  332,  Getreidepreise,  Getreidehandel  393, 
Städteordnung  401,  Eisenbahnen  365,  Schiff- 
bare Ströme  480,  Mahl-  u.  Schlachtsteuer  000, 
Berg-,  Hütten-  und  Salinenwesen  513 

Redentin,  Ribnitz,  Rehna,  Rossewitz  170, 172,174. 

Regensburg,  Bevölkerung  445,  Gewerbe  449. 

Reichenbach,  Einw.  435. 

Rostock,  Getreidehandel  186,  Bank  192,  466, 
470,  Sparkasse  208,  Schifffahrt  183,  185,  Ver, 
Bicherungswesen  209,  474,  Universität  244, 
Auswanderung  290,  Bev.,  Armenwesen  444. 

Russland  und  Polen,  Schifff.  in  den  deutschen 
Häfen  485, 361,  ZoUvereins- Verkehr  322,  Han- 
dels-Verträge  502,  Rübenzucker-Fabriken  549. 

Saale,  Schifffahrt  488. 

Sachsen,  Königreich.  Eintheilung  für  die  innere 
Verwaltung,  Kreis-Direktions-Bezirke,  Amts- 
hauptmannschaften 224,  für  die  Justiz -Ver- 
waltung 224,  iür  die  Finanzverwaltung  225, 
für  die  Verwaltung  der  Kirchen-  und  Schul- 
etc.  Angelegenheiten  225,  Beschaffenheit  u. 
Benutzung  der  Oberfläche  226,  Beschaffen- 
heit und  Benutzung  der  Oberfläche  226,  Be- 
lebung  der  Oberfläche,  Zählung  von  1852 
227,  Vertheilung  der  Wohnplätze,  Gebäude 
u.  Haushaltungen  228,  Vertheilung  des  Vieh- 
standes 230.  Bevölkerang,  Zählung  von  1852 
233.  Physische  Beschaffenheit  der  Be- 
wohner, Fleisch-,  Bier-  u.  Branntwein-Consum 
y.  1840—52  233,  Sterblichkeitstafel  234,  Ge- 
sammtausgaben  pro  Kopf  für  täglichen  Be- 
darf 234.  Geistige  Beschaffenheit  der  Be- 
wohner, Confessionen  235,  Schulen  u.  Schüler 
1847—1849  236,  Technische  Anstalten  237, 
Handelsschulen  237,  Gymnasien  239,  Univer- 
sität 240,  chiraigisch-iQ9di2ini8che  Akademie