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Full text of "Katalog des Mozart-Museums im Geburts- und Wohnzimmer Mozarts zu Salzburg"

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Katalog 


des 


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Mozart-Museums 

s^gm  Geburts-  und  Wohnzimmer  Mozarts 

zu  Salzburg 

Getreidegasse  Nr.  9,  III.  Stock. 


Herausgegeben  in  IL  und  IIL,  jedesmal  vermehrter  und  verbesserter  Auflage, 
auch  versehen  mit  erläuternden  historischen  Noten  in  allen  bis*h€figen  Ausgaben 


von 


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Kaiserlicher  Rat, 
d.  Z.  Mozarteums-Sekretär,  Administrator  und  Archivar. 


Die  Schaugegenstände  sind  Eigentum  der  unter  dem  höchsten  Protektorate 
Sr.  k.  u.  k.  Hoheit  des  hochwürdigst-durchlauchtigsten  Herrn  Erzherzog  Eugen, 
Hoch-  und  Deutschmeister,  stehenden  „Internationalen  Stiftung:  Mozarteum". 


Vierte  Auflage. 


|l  Alle  Rechte  vorbehalten.  IT^Cl     P»"^»s  30  kr.  5.  W.  =  60  Heller.      | 


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Salzburg,  zur  150.  Jahresfeier  von  W.  A.  Mozarts  Geburt:   1906. 
Im  Selbstverlage  der  obgenannten  Stiftung. 

Druck  von  „Ringlschwendtner  &  Rathmayr",  Makartplatz  Nr.  8,  in  Leopold  Mozarts  Geburts-  und  Sterbehaus. 


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"zart-Museums 

im  Geburts-  und  Wohnzimmer  Mozarts 

zu  Salzburg 

Getreidegasse  Nr.  9,  III.  Stock. 


Hcraüijj^t: ^tben  in  II.  und  III.,  jedesmal  vermehrter  und  verbesserter  Auflage, 
^„M. ...  .^.;,, Ml  j^i^  erläuternden  historischen  Noten  in  allen  bisherigen  Ausgaben 


von 


Kaiserlicher  Rat, 
d.  Z.  Mozarteums-Sekretär,  Administrator  und  Archivar. 


Die  Schaugegenstände  sind  Eigentum  der  unter  dem  höchsten  Protektorate 
5r.  k.  u.  k.  Hoheit  des  hochwürdigst-durchlauchtigsten  Herrn  Erzherzog  Eugen, 
Hoch-  und  Deutschmeister,  stehenden  „Internationalen  Stiftung:  Mozarteum". 


Vierte  Auflage. 


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Alle  Rechte  vorbehalten.  ^^^      Preis  30  kr.  ö.  W.  =  60  Heller.     J| 


Salzburg,   zur  150.  Jahresfeier  von  W.  A.  Mozarts   Geburt:    1906. 
Im  Selbstverlage  der  obgenannten  Stiftung. 

Kinelschwepdtner  *  Rathmayr.  i^^tlzburg. 


Seit  der  Eröffnung  des  Mozart-Musei         m 

15.  Juni  1880 

befinden  sich  im  III.  Stocke  über  der  Eingangstüre  folgende  InsciiriÜ- 

außerhalb : 

W.  A.  Mozarts  Geburtszimmer, 

innerhalb : 

Weder  Elfenbein  erglänzt 

In  meinem  Haus,  noch  gold'ne  Zimmerdecken  .  .  . 
Aber  Redlichkeit  ist  mein 

Und  reiche  Geistesader,  und  mich  Armen 
Sucht  der  Reiche.  — 


Der  Originaltext  zum  Vorstehenden  aus  Hör.  Carm.  18.  Ode  des  II.  Buches  lautet 

Non  epur  neque  aureum 

Mea  renidet  in  domo  lacunar  .  .  . 
At  fides  et  ingeni 

Benigna  vena  est,  pauperemque  dives 
Me  petit.  — 


■>— -4- 


YOüNGUNIV'ERSITy 
PROVO.UTAH 


A.  Einleitung. 


I.   W.  A.  Mozarts  Augsburger  Vorfahren.*) 

Ende  April  des  Jahres  1891,  d.  i.  im  Centcnarjahre  der  Entstehung  von  W.  A. 
l^oiaris  Za'iberflöte,  Requiem  und  des  Meisters  Ableben,  welches  Gedenkjahr  in 
disstr  dreigestaltigen  weihevollen  Erinnerung  gleich  einem  in  Mozarts  Namen  aus- 
kÜntrenden  Schlußakkorde  zu  seines  Künstler  Erdenwallen  in  dessen  Geburtsstadt  Salz- 
burg seiteris  unserer  „Internationalen  Stiftung:  Mozarteum"  festlich  zu  begehen  be- 
s(  hiossen  worden  war,  —  richtete  der  Herausgeber  dieses  Kataloges,  Joh.  Ev.  Engl,  an 
den  löblichen  Stadtmagistrat  Augsburg  das  schriftliche  Ersuchen  um  gefällige  Mit- 
teilungen über  Mozarts  Vorfahren  dortselbst.  Von  solchen  erbrachte  zwar  O.  Jahn  in 
meiner  unübertroffenen  „Biographie  Mozarts"  (1856  bei  Breitkopf  und  Härtel  in  Leipzig) 
einige  Angaben;  aber  die  eingehende  Beantwortung  dieser  Frage,  die  von  Zeit  zu  Zeit 
immer  wieder  gestellt  wurde,  ließ  er  jedoch  unberücksichtigt. 

In  Folge  dessen  und  im  Auftrage  des  Magistrates  Augsburg  unterzog  sich  der 
dortige  Stadtarchivar,  Dr.  Adolf  Buff**),  der  mühevollen  und  sehr  dankenswerten  Aufgabe, 
:.us  dem  städt.  Archive  und  den  dortigen  Kirchenbüchern  der  Dompfarre,  wie  der  Stadt- 
p^arren  von  St.  Georg,  St.  Moriz  und  St.  Ulrich,  aus  den  sogenannten  Meisterregistern, 
den  Bürger -Aufnahme-,  Maurer-  und  Buchbinder -Akten,  Bau-  und  Hochzeitsamts- 
ProtoköUen,  Pflegschafts-,  Gerechtigkeits-,  Stückmeister-  und  Steuerbüchern,  Grundbuchs- 
Aiiszügen  u.  s.  w.  diesbezügliche  geneaologische  Untersuchungen  nach  ihren  Resultaten 
zusammen  zu  stellen.  Dadurch  wurde  nunmehr  erst  die  Reihenfolge  der 
Abstammung  derVorfahrenW.  A.  Mozarts  bis  in  die  jüngste  Generation 
herab  vollkommen   klar  und   unzweifelhaft  festgestellt. 

Diese  Ergebnisse  wurden  uns  mit  erfreulicher  Zuschrift  des  Magistrates  vom 
13.  Mai  1891,  Nr.  15770,  in  bereitwilligster  Weise  anher  mitgeteilt,  wofür  der  gebührende 
Dank  sofort  ausgesprochen  wurde,  und  diese  selbst  sonach  in  den  beiden  in  der  Fußnote 
angeführten  Festschriften  —  von  beiden  Verfassern  in  selbständig  bearbeiteter  Form  — 
veröffentlicht. 

Daraus  ergaben  sich  im  Allgemeinen  und  zunächst  folgende  unumstößliche  drei 
Tatsachen : 

1.  daß  der  urkundlich  zu  führende  erste  und  älteste  Vorfahre  W.  A.  Mozarts  im 
Jahre  1635  von  Pfersee  nach  Augsburg  kam,  und  seine  direkten  Abkömmlinge,  die  Söhne 
und  Enkel,  gleichfalls  wie  dieser  als  Maurer,  seit  dem  Jahre  1718  aber  als  Buch- 
binder, in  ununterbrochener  Reihe  von  dritthalbhundert  Jahren  in  Augsburg  lebten. 
Wenn  auch  der  Familienname  all  die  vielen  Jahre  hindurch  in  mancherlei  willkürlicher 
Schreibform  in  den  bezüglichen  Akten  als  Mozerth,  Mozhard,  Mozhardt,  Motzhart, 
Motzert,  Mozer,  Mozert,  Motzet  u.  s.  w.  zu  lesen  ist,  s.o  findet  sich  dieser  Name  in 
eigenhändigen  Unterschriften  doch  wohl  in  der  Regel  als  „Mozart"  geschrieben; 


*)  Aus  der  gleichnamigen  Abhandlung  in  der  Zeitschrift  des  „Historischen  Vereines  für  Schwaben 
und  Neuburg"  in  Augsburg,  XVIII.  Jahrgang:  „Zum  5.  Dezember  1891",  von  Dr.  Adolf  Buff,  Stadtarchivar, 
und  der  „Festschrift  zur  Mozart-Centenarfeier  in  Salzburg"  von  Joh.  Ev.  Engl,  Salzburg  1891 :  „Die  Mozart- 
Familien  in  Augsburg,  Salzburg  und  Wien". 

**)  Geboren  1.  September  1838  als  Sohn  des  Universitätsprofessors  Geheimrats  Buff  in  Gießen,  absol- 
vierte dieser  die  philologischen  Studien  in  Gießen  und  Bonn,  wurde  Erzieher  des  jüngsten  Sohnes  der  Königin 
Viktoria  I.,  des  Prinzen  Leopold  (geb.  7.  April  1853),  am  englischen  Hofe,  widmete  sich  dann  dem  Studium 
der  englischen  Geschichte  in  London  und  München,  1871  erfolgte  seine  Berufung  an  den  kgl.  preuß.  Hof  und 
begleitete  er  die  kronprinzlichen  Herrschaften  als  Erzieher  des  jetzigen  Kaiser  Wilhelm  II.  mehrere  Monate  nach 
England,  1875  erfolgte  seine  Ernennung  zum  städtischen  Archivar  in  Augsburg,  wo  er  sich  im  folgenden  Früh- 
jahre vermählte,  er  schuf  Ordnung  im  Archive,  machte  sich  durch  zahlreiche  Forschungen  und  Schriften  im  In- 
und  Auslande  bekannt  und  starb  dortselbst  am  30.  August  1901  nach  26jähriger  rühmlicher  Tätigkeit  in  seinem 
stillen,  emsigen  Forscherleben,  hochgeachtet  als  liebenswürdiger,  wahrhaft  edler,  vornehmer  Mensch  *und 
lauterer  Charakter. 


IV 

2.  daß,  von  diesem  ältesten  Vorfahren  ab,  sämtliche  davon  direkt  abstammende 
Nachkommen  Deutsche  und  Katholiken  gewesen  sind  und  blieben,  somit  weder  Prote- 
stanten noch  jüdischer  Abkunft  waren,  wie  in  neuester  Zeit  behauptet  werden  will.  Diese 
wiederiiolt  gehörten  Aeußerungen  veranlaßten  den  dermaligen  Administrator  des  Mozart- 
Museums  Mitte  September  lö93  lediglich  zur  Beglaubigung  der  historischen  Tatsache, 
speziell  die  (Jeburts-  und  Taufurkunde  VV.  A.  Mozarts  aus  dem  hierortigen  Dompfarr- 
Taufbuc.he  in  photographischer  Reproduktion  den  übrigen  dort  vorfindlichen  und  verkäuf- 
lichen Bildern  anzureihen,  endlich 

3.  daß  diese  Mozarte  in  Augsburg,  wenn  auch  nicht  ausnahmslos,  doch  zumeist 
einfache,  ja  unbedeutende  Leute  waren,  die  in  kleinbürgerlichen  Verhältnissen  ihren 
Lebenserwerb  fanden,  über  welche  daher  nur  ausnahmsweise  spärliche  interessante 
Nachrichten  zur  Ueberlieferung  kommen  konnten. 

Die  wenigen  Ausnahmen  aber  sind  wieder  nur  auf  die  Stellung  zurüCKzuiUiiren, 
welche  der  eine  oder  der  andere  dieser  bürgerlichen  Mozarte  als  aufgeschworener 
Meister  im  Zunftkreise  seines  Handwerkes  oder  als  Vorgeher  der  Innung  einnahm,  der 
er  seinem  Beruf  nach  angehörte.  In  letzterer  Eigenschaft  oblag  ihm  die  Leitung  aller 
darauf  bezüglicher  Angelegenheiten  innerhalb  dieser  oder  der  Obrigkeit  gegenüber. 

Doch  auch  in  diesen  vereinzelten  Fällen  bezieht  sich  die  Ausbeute  von  Ereignissen, 
wenngleich  aus  einem  reichen  Aktenmateriale  geschöpft,  wieder  nur  auf  mehrere  leiden- 
schaftlich geführte  und  überdies  langwierige  Streitigkeiten,  Fehden  und  Hänviel  inmitten 
der  Meister  und  Gesellen  unteremander.  Diese  sind  gleichwohl  zuweilen  ungemein 
charakteristisch  für  die  Anschauungsweise  und  das  Gebaren  der  Handwerkerschaft  in 
jener  Zeit,  in  der  sie  sich  ereigneten;  nicht  minder  auch  für  das  manchmal  zaghafte  Ver- 
halten der  hohen  Obrigkeit  —  des  ehrsamen  Rates  —  gegenüber  dem  stellenweise  höchst 
aggresiven  Vorgehen  des  Zunftgeistes,  wie  solche  Vorgänge  denn  auch  Dr.  Adolf  Buff 
ergötzlich  und  des  Ausführlichen  in  seiner  verdienstvollen  Schrift  schildert. 

Die  nachweisbar  ältesten  Repräsentanten  der  Familien,  weiche  überhaupt  den 
Namen  „Mozart"  trugen,  und  in  Augsburg  lebten,  lassen  sich  zurückführen:  einesteils 
I.  auf  einen  älteren  und  bürgerlichen  Stamm  in  der  Person  des  Augsburger  Bürgers  und 
Malers  Antoni  Mozart  im  letzten  Viertel  des  XVI.  Jahrhunderts,  andererseits  II.  aut 
einen  jüngeren  und  Handwerkerstamm  in  der  Person  des  Maurers  David  Mozart  aus 
Pfersee*)  im  ersten  Viertel  des  XVII.  Jahrhunderts. 

Ersterer,  Antoni  Mozart,  wird  in  Paul  von  Stetten's,  dem  jüngeren,  „Kunst- 
Gewerks-  und  Handwerks-ueschichte  der  Reichs-Stadt  Augsburg"  (bei  Leon.  Heinrich 
Stage,  Augsburg:  I.  Bd.  1779,  II.  Bd.  1788)  als  eines  Malers  erwähnt,  „der  seine  Kunst 
mit  nicht  gewöhnlichem  Erfolge  ausgeübt  hatte".  Er  selbst  war  Augsburger  Bürger,  um 
das  Jahr  1573  dort  geboren  und  entweder  1624,  oder  wahrscheinlicher  1625  in  seiner 
Vaterstadt  gestorben.  Von  1595  bis  1620  domizilierte  er  in  Salzburg.  Die  Gemälde- 
gallerie  im  kaiserlichen  Schloße  zu  Ambras  enthält  unter  Nr.  135  ein  Gemälde:  „Zug  der 
Israeliten  durch  das  rote  Meer"  (rückwärts  mit  dem  Mannaregen  in  der  Wüste  auf  einer 
Platte  von  orientalischem  Alabaster  im  Charakter  des  älteren  Peter  Breughel,  f  1590,  gemalt), 
versehen  mit  seinem  Monogramme:  ein  in  das  A  gestelltes  kleineres  M  „des  sehr  acht- 
baren Malers",  welches  Gemälde  als  Geschenk  des  Kardinals  Sigmund  Grafen  von 
Kollonitsch  an  den  letzten  Kaiser  des  habsburgischen  Männerstammes,  Karl  VI.,  im 
Jahre  1738  in  die  Sammlung  kam.  (Siehe  „Das  k.  k.  Schloß  Ambras"  von  Dr.  Alb.  Ilg 
und  Wendelin  Boeheim,  Wien  1887  bei  Ad.  Holzhausen,  pag.  126.)  —  In  den  Zeitungen 
vom  18.  Jänner  1906  wurde  mitgeteilt:  Der  Wiener  lokalgeschichtliche  Forscher,  Major 
A.  Haidecki,  fand  im  Stadtarchive  in  Wien  einen  Joh.  Mich.  Mozart  verzeichnet,  der, 
ein  Augsburger  von  Geburt,  als  Bildhauer  am  13.  März  1687  den  Bürgereid  leistete,  ein 
Jahr  vorher  eine  Wienerin  ehelichte,  und  in  Wien  im  73.  Lebensjahre,  u.  zw.  im  Ge- 
burtsjahre des  Leopold  Mozart  —  1719  —  starb.  Dieser  Bildhauer  war  also  1646  geboren 
und  zweifellos  ein  Sohn  des  Antoni  Mozart. 

Letzterer,  David  Mozart,  lediger  Maurergeselle,  katholisch,  bittet  in  einer  Ein- 
gabe an  den  Rat  am  13.  Januar  1643  gegen  Entrichtung  der  üblichen  Gebühren  um  Ver- 
leihung des  Bürgerrechtes,  worin  er  erklärt,  „er  habe  seinerzeit  bei  dem  dermaligen  Bau- 
wart, Meister  Daniel  Weller,  das  Handwerk  erlernt  und  arbeite  nun  bereits  seit  acht 
Jahren  in  Augsburg  für  Bürgerschaft  und  Domkapitel".  Die  Steuerherren,  denen  die  Sache 
zur  Begutachtung  vorgelegt  wurde,  sprachen  sich  günstig  über  ihn  aus  und  befürworteten 
das  Gesuch  umsomehr,  „als  Mangel  an  katholischen  Maurermeistern  sei".  Ein  Eintrag 
des  Bürger-Aufnahmebuches  lautet:  „David  Mozart,  Maurer  von  Pferschee,  lödig  stand's 
ist   zu   einem  Bürger  aufgenommen  worden,   Vermögens  fl.  100,   kauft  der  Maurer  ge- 


*)  „Pferschen"  und  noch  vielmehr  „Pfersen"  sind  frühere  Schreibweisen  für  das  jetzt  übliche  „Pfersee", 
einem  nächst  Augsburg,  jenseits  der  Wertach  gelegenen,  damals  burgauischen  Dorfe,  worin  das  Augsburger 
Hochstift  größere  Besitzungen  hatte. 


rechtigkeit;  seine  Bürgen  seindt  Carol  Ditz,  Werkmeister  und  Daniel  Weller,  Bauwarth. 
Actum  17.  Jan.  An.  1643".  Acht  Tnge  später  (25.  Jan.)  erhielt  er  die  obrigkeitliche  Er- 
laubnis, sich  mit  der  ledigen  Maria  Negeler(in)  von  Lechhausen  zu  verheiraten.  „Ihre 
Bürgen  (sind):  Sebastian  Stecher,  Schulmeister  bei  St.  Martin,  und  Jakob  Vrban,  Maurer; 
sein  beistandt  Daniel  Weller,  Bauwartt."  — 

In  dem  Bauprotokolle  von  1644  wird  unterm  17.  Februar  (p.  107)  „David  Mozart, 
Maurer"  als  Besitzer  eines  in  der  Jakobervorstadt  neben  dem  Blatterhause  (H  282) 
gelegenen  Hauses  bezeichnet,  und  die  Steuerbücher  führen  seinen  Namen,  gewöhnlich 
Mozert,  mehrmals  auch  Mozart  geschrieben,  von  1643  bis  zuletzt  1684  unier  der  Rubrik 
„Blatterhaus"  an.  Er  zahlte  anfangs  in  der  Regel  40  Kreuzer,  später  1  fl.  10  kr.  Ver- 
mögenssteuer. 

Angenommen,  daß  dieser  David  Mozart,  wie  üblich,  mit  12  Jahren  Lehrling  und 
nach  drei  Jahren,  als  er  1635  nach  Augsburg  gekommen  war,  Geselle  wurde  und  dort 
jiach  seiner  Angabe  bis  1643  bereits  acht  Jahre  arbeitete,  so  ist  er  1620  geboren 
und  erfolgte  seine  Einwanderung  nach  Augsburg  10  Jahre  später  als 
der  Maler  Antoni  Mozart  im  52.  Lebensjahre  dort  mit  Tod  abging. 

Ein  naher  oder  direkter  verwandtschaftlicher  Zusammenhang  des  Maurers  David 
mit  dem  Maler  Antoni  Mozart  läßt  sich  jedoch  aus  den  Kirchenbüchern  nicht  geltend 
machen.  Dieser  Annahme  steht  auch  der  Umstand  entgegen,  daß  David  sich  in  seinem 
Oesuche  uni  das  Bürgerrecht  nicht  darauf  beruft,  da  er  es  sicherlich  nicht  unterlassen 
h^tte,  auf  diese  Verwandtschaft  aufmerksam  zu  machen. 

Die  Mozarte,  welche  aber  den  Maler  Antoni  Mozart  zum  Stamm- 
vater hatten,  und  somit  vor  dem  Pferseer  Maurer,  David  Mozart,  in  Augsburg  ansässig 
wardn,  verschwinden  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts 
aus  der  Stadt.  Die  Letzten  von  diesen,  welche  in  Augsburg  heirateten,  waren  der 
TagwerkCi  Abraham  Mozhardt  (19.  Jänner  1648)  und  der  Scheffler  Hans  iUozhardt 
(23.  Juli  1656,  beziehungsweise  10.  Juni  1658).  Beide  mögen  Kinder  gehabt  haben,  und 
wenn  dies  der  Fall  war,  so  haben  sie  jedenfalls  in  Augsburg  nicht  geheiratet. 

Hingegen  kommen  in  den  zwei  letzten  Dezennien  des  XVII.  und 
den  vier  ersten  des  XVIII.  Jahrhunderts  in  Augsburg  nur  Mozarte  vom 
Stamme  des  David  Mozart  vor,  welche  sich  in  der  Nachfolgeschaft  kümmerlich 
dort  und  auch  anderwärts  bis  auf  die  Gegenwart  verzweigten. 

Von  1740  ab,  im  Laufe  von  etwa  drei  Dezennien,  wanderten  gleichwohl  aus  den 
umliegenden  Ortschaften  wieder  neue  und  eine  ganze  Reihe  fremder  Mozarte,  als  Weber, 
Taglöhner,  Schneider,  Lohnkutscher  u.  s.  w.  ein,  von  welchen  nahezu  sämtliche 
gegenwärtig  noch  in  Augsburg  lebenden  Mozarte  und  Mozerte  dort 
abzustammenscheinen. 

Nach  dem  Gesagten  sind  das  Eiiepaar  David  und  Maria  Mozart, 
geb.  Negeler(in)  von  Lechhausen, 

die  Ur-Urgroßeltern  W.  A.  Mozarts. 

Im  April  des  Jahres  1666  stellte  „David  Motzhardt"  gemeinschaftlich  mit  vier  Kol- 
legen das  Ansuchen  an  den  Magistrat,  es  möge  der  Maurerordnung  ein  Artikel  einver- 
leibt werden,  welcher  verfügt,  daß  kein  Meister  mit  mehr  als  zehn  Gesellen  arbeiten 
dürfe,  womit  der  Magistrat  einverstanden  war;  und  der  neue  Artikel  wurde  aufgenommen. 

Fünf  Jahre  später,  1671,  geriet  die  Innung,  und  an  ihrer  Spitze  „Maister  David 
Mozart,  derzeit  Vorgeher"  (eigenhändige  Unterschrift),  über  diesen  Artikel  mit  einem 
Meister,  der  denselben  abgeschafft  haben  wollte,  in  Streit,  und  der  Rat  entschied  sich 
erst  am  7.  März  1672  nach  langem  Besinnen  zu  Gunsten  der  Innung. 

Ueber  die  Bautätigkeit  David  Mozarts,  welche  bis  1678  währte,  ist  nichts  Näheres 
bekannt,  doch  sind  auch  während  seiner  Lebenszeit  zu  Augsburg  nur  sehr  wenige  be- 
deutende Bauten  entstanden. 

Der  Meister  David  starb  am  28.  Januar  1685  im  65.  Lebensjahre.  In  den  Steuer- 
büchern steht  von  1685  bis  1696  seine  Witwe,  die  am  24.  April  1697,  ebenso  wie  ihr 
Gatte,  in  der  Dompfarre  starb. 

Der  Ehe  des  David  Mozart  entstammten  vier  Kinder:  Hilaria,  ge- 
boren den  14.  November  1643,  ledig  gestorben  am  26.  März  1682;  Daniel,  geboren  am 
15.  März  1645,  ledig  und  als  Mauer  gestorben  1683;  Hans  Georg,  geboren  am  20.  April 
1647,  und  Franz,  geboren  am  3.  Oktober  1649.  Letztere  Beide  waren  gleichfalls  Maurer*). 

*)  In  dem  Taufbuche  der  Dompfarre  fanden  sich  nur  diese  als  dessen  Kinder  verzeichnet  und  nach  Aus- 
weis der  Protokolle  des  Hochzeitsamtes  hat,  mit  Ausnahme  der  beiden  Brüder  Hans  Georg,  Franz  und  des  Sphnes 
des  Letzteren  (auch  ein  Franz),   von  1660  bis  1740  kein  Mozart  dieses  Standes  mehr  in  Augsburg  geheiratet. 


VI 

Ueber  Hans  Georg,  dem  älteren  Sohne  und  dritten  Kinde  Davids,  des  Stamm- 
vaters der  Augsburger  Mozarte,  fließen  die  Quellen  ziemlich  reichlich  und  er  scheint  ein 
etwas  leidenschaftlich  angelegter  und  streitbarer  Meister  gewesen  zu  sein. 

Das  Hochzeitamts -Protokoll  meldet  den  1.  Oktober  1679,  pag.  194:  „Hans  Georg 
Mozart,  hiessig,  und  Rosina  Pollinger  von  Landtsberg,  beide  ledig  standts.  Sein  Bey- 
standt:  David  Mozert,  Maurermeister,  der  Vatter;  ihre  Bürgen:  Joseph  Stolz,  Schneider 
und  Ambrosy  Pawmeister,  Schneider".  Er  machte  am  30.  Oktober  desselben  Jahres  seine 
Meisterstücke  und  im  April  1680  übernahm  er  von  seinem  Bruder  Franz  die  ursprüngliche 
Maurergerechtigkeit  des  Vaters  David,  welcher  diese  zwei  Jahre  früher  an  diesen  seinen 
jüngeren  Sohn  (Franz)  „vererbt"  hatte,  „so  ihme  darauf  erthailt"  (wurde). 

Von  den  drei  Kindern  aus  der  ersten  Ehe  dieses  Hans  Georg  starben  das  zweite 
und  dritte,  zwei  Söhne,  bald  nach  der  Geburt,  und  das  Erstgeborne,  die  Tochter  Maria 
Katharina,  getauft  am  22.  Oktober  1680,  wurde  von  ihrem  Vater,  5  Tage  vor  seiner 
zweiten  Heirat,  der  Pflegschaftsbehörde  mit  ihren  beiden  Pflegern  (Vormünder) :  Franz 
Mozart,  Maurermeister,  und  Martin  Starchetsbichler,  Schneider,  vorgestellt  und  als  Maria 
Katharina  geheiratet  hatte,  wird  ihre  Mutter  Rosina  zu  ihr  gezogen  sein,"  die  dort  am 
27.  November  1683  auch  starb. 

Am  30.  Januar  1684  schloß  Hans  Georg  als  Wittiber  seine  zweite  Ehe.  Diesmal 
„mit  Ursula  Widemännin,  ledigstandes".  Zeugen  sind:  David  Mozart,  und  der  Vafer  der 
Ursula,  Martin  Starchetsbichler  (auch  geschrieben  Staratsbichler,  Starchetsbichler,  Starn- 
bichler),  Schneider. 

Er  ist  wiederholt  seit  1689  Vorgeher  der  Innung,  die  um  jene  Zeit  nie  mehr  als 
9  oder  10  Meister  zählte,  arbeitete  oft,  trotz  erhobener  Beschwerden,  mit  20  und  30  Ge- 
sellen, wurde  in  relativ  jungen  Jahren  (längst  vor  1689)  Werkmeister  des  Domkapitels, 
wirkte  bei  den  im  Innern  des  Domes  vorgenommenen  baulichen  Aenderungen  im  Sinne 
des  Barock  mit,  baute  viele  schöne  Kirchen,  Klöster,  Schlösser  und  Privathäuser  und 
scheint  auch  allmählich  zu  bescheidenem  Wohlstande  gelangt  zu  sein,  erwa  ^y  sich  am 
23.  Dezember  1681  ein  im  äußeren  Pfaffengäßchen  gelegenes  Anwesen,  jetzt  E  200—201, 
in  dessen  Besitz  er  bis  an  sein  Lebensende  geblieben  ist,  und  starb  den  19.  November 
1719.  Die  zweite  Ehe  hatte  ihm  2  Söhne  und  6  Töchter  gebracht.  Am  19.  Juni  1720 
ging  sein  Anwesen  an  seinen  Schwiegersohn,  den  Maurer  J.  G.  Glaner  über,  welcher 
seine  (Hans  Georgs)  1696  vorletzt  geborene  Tochter,  Maria  Franziska,  zur  Frau  hatte. 
Der  jüngere  Bruder  des  Hans  Georg,  das  vierte  Kind  Davids,  ist 

der  Urgroßvater  W.  A.  Mozarts,  Franz  Mozart,  über  welchen  nur  sehr  wenig 
erfahren  werden  konnte  Doch  aus  dem  wenig  bekannt  gewordenen  läßt  sich  unschwer 
erkennen,  daß  er  den  Kampf  ums  Dasein,  äußerlich  wenigstens,  mit  viel  geringerem  Er- 
folge bestanden  hat,  als  sein  ältester  Bruder  Hans  Georg,  der  unter  den  Augsburger 
Mozarten  jedenfalls  der  Bedeutendste  ist.  Franz  wurde  am  3.  Oktober  1649  in  der  Dom- 
pfarre getauft.  Am  30.  Januar  1678  heiratete  er  als  Maurer  hiesig  und  ledig,  die  ledige 
Anna  Härrerin  von  Ober-Puechraihn;  sein  Beistand  ist  sein  Vater  David  und  ihre 
Bürgen  sind:  Baltasar  Negel,   Bronnenmeister,  und  Hans  Christof  Lindner,  Schneider. 

Franz  Mozart  „ererbte"  (übernahm)  vom  Vater  David  die  Maurergei^chtsame  am 
27.  März  1678,  fertigte  aber  erst  am  13.  Oktober  1681  die  Meisterstücke.  In  den  Maurer- 
akten kommt  er  einige  Male  neben  Hans  Georg,  und  gewissermaßen  aber  nur  in  dessen 
Gefolgschaft  vor.  Er  wohnte  schon  1677  in  der  „Sachsengass  gen  Neubad  auf  dem 
Paarfuesser  Graben"  in  einem  von  einer  Menge  Parteien  besetzten  Rehlinger'schen 
Miethause  und  von  1681  bis  zuletzt  1693  steht  sein  Name  in  den  Steuerbüchern  unter  der 
Rubrik:  „Der  Herren  Fugger  Häuser",  d.  i.  der  Fuggerei,  einer  von  den  Brüdern  Udalrich 
(Ulrich),  Georg  und  Jakob  Fugger  von  den  Lilien  1519  in  der  Jakobervorstadt  gegrün- 
deten Anstalt  (der  Stiftbrief  datiert  erst  vom  23.  August  1521),  bestehend  aus  53  Häusern 
mit  106  Wohnungen,  worin  arme  Bürger  gegen  geringen  Zins  sich  einmieten  konnten, 
wie  heute  noch. 

Schon  im  April  1680  übergab  er  seine  Maurergerechtsame  an  seinen  vorgenannten 
Bruder  Hans  Georg,  und  als  Franz  erst  32  Lebensjahre  zählte,  hatte  er  sich  auch,  wie 
oben  erwähnt,  in  die  Fuggerei  zurückgezogen  und  starb  in  armen  Verhältnissen  dortselbst 
am  29.  April  1694.  Seine  Witwe  lebte  von  1694  bis  1702  gleichfalls  in  der  Fuggerei  und 
dürfte  dort  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1703  gestorben  sein. 

Franz  Mozart  hatte  drei  Kinder,  die  ihn  sämtlich  überlebten:  Johann 
Georg,  getauft  4.  Mai  1679,  Franz,  getauft  3.  Oktober  1681,  und  Anna  Chatarina, 
getauft  6.  März  1694.  Als  ihre  Großmutter,  die  Witwe  Davids,  starb,  erhielten  diese  drei 
Kinder  am  1.  Juli  1697  einen  Teil  der  Hinterlassenschaft  von  der  altväterlich  David 
Mozart'schen  Behausung,  deren  ganzer  Kaufschilling  sich  auf  450  fl.  belief  und  sie  be- 
kamen am  8.  September  desselben  Jahres  ihren  Anteil  mit  142  fl.  Deren  Pfleger  aber 
waren:  Hans  Georg  Mozart  und  Martin  Stahrensbichler,  welche  bereits  wiederholt  ge- 
nannt wurden.  Die  Tochter  Anna  Katharina  heiratete  am  24.  Juni  1703  den  Kistler  Georg 


VII 

Wassmodt  von  Tringenberg.  Der  Sohn  Franz  ist  vielleicht  früh  gestorben  oder  ausge- 
wandert oder  hat  anderwärts  als  in  Augsburg  geheiratet.  Der  älteste  Sohn  aber  ist 

der  Großvater  W.  A.  Mozarts,  Johann  Georg.  Derselbe  erlernte  das  Buch- 
binderhandwerk und  er  steht  im  Hochzeitsamts-Protokolle  vom  7.  Oktober  1708,  p.  30^ 
verzeichnet  als  „Johann  Georg  Mozart,  Buchbinder,  ledig,  und  Anna  Maria  Peterin,. 
weyl(and)  Augustin  Banneggers,  Buchbinders  seel.  Wittib,  beide  hiesig;  sein  Beystand: 
Hans  Georg  Mozart  (sein  Onkel),  Maurermeyster,  ihrer  seithss  Franz  Xaveri  Bannegger 
(ihr  Schwager),  Zühngiesser".  Durch  seine  Heirat  erwarb  Johann  Georg  die  Antwartschaft 
auf  die  Bannegger'sche  Gerechtigkeit  dieses  Handwerkes,  und  er  wird  wohl  auch  zu 
gleicher  Zeit  Meister  geworden  sein.  Seine  Frau  stammte  von  Friedberg  und  hatte  ihre 
erste  Ehe  mit  dem  „Augustin  Bannegger  von  Passau,  Buchbinder"  am  10.  Januar  1700 
l...sciiIossen.  Sie  ist  nicht  die  Großmutter  W.  A.  Mozarts,  da  ihre  zweite  Ehe  kinderlos 
b]ic*b.  Anna  Maria  starb  am  18.  März  1718  im  Pfarrsprengel  von  St.  Georg. 

Cchon  am  16.  Mai  1718  schritt  der  Großvater  Johann  Georg,  als  Witwer,  zur 
zweiten  Ehe  bei  St.  Georg  mit  Anna  Maria  Sulzer(in),  ledig,  „beide  hiesig;  sein  Bey- 
stand war  wieder  der  Werkmeister  der  Domkapitels,  der  Maurer  Hans  Georg  Mozart, 
ihr  Beystand  Christian  Sulzer  von  Baaden,  Weber". 

Diese,  Johann  Georg  Mozarts  zweite  Frau,  war  die  älteste  Tochter  (geb.  1696) 
des  Letztgenannten,  Christian  Sulzer,  der  sich  in  Augsburg  ansässig  gemacht,  dann  am 
11.  Mai  1695  eine  Augsburgerin,  Dorothea  Bauer(in),  Tochter  des  Webers  Michael  Bauer, 
geheiratet,  in  der.  St.  Georgensgasse  ein  Anwesen,  heute  E  29  und  30  (Sulzerhof)  zu  eigen 
hatte,  und  am  19.  April  1744  starb.  Anna  Maria  Sulzer  ist,  als  die  zweite  Ehefrau  des 
Johann  Georg  Mozart, 

die  Großmutter  W.  A.  Mozarts,*)  die  Mutter  von  acht  Kindern  (6  Söhnen  und 
2  Töchtern)  in  der  Zeit  vom  14.  November  1719  bis  8.  August  1735. 

Johann  Georg  wohnte  1709  im  Pfarrsprengel  von  St.  Georg:  „Auf  unser  Frauen 
Graben"  gegen  Ende  in  dem  Hause  des  Hucker  (Greißler,  Fragner)  Hans  Jakob  Schrott, 
heute  Frauentorstraße  E  15;  seit  1712  steht  sein  Name  nicht  mehr  dort,  sondern  unter 
der  Rubrik:  „Pfarrhof  bei  St.  Stephan"  im  Hause  des  verstorbenen  Posamentierer  David 
Niedermayr,  jetzt  E  3  und  222,  an  der  Ecke  der  Frauentorstraße  und  dem  äußeren 
Pfaffengäßchen,  nicht  weit  von  dem  Hause  seines  Onkels,  des  domkapitelischen  Werk- 
meisters, endlich  wieder  1716  in  der  Frauentorstraße  E  15,  und  zwischen  1719  und  1721 
in  dem  Pfarrsprengel  des  Domes,  wo  er  mit  seiner  Familie  bis  zu  seinem  Lebensende 
verblieb. 

Johann  Georg,  der  Buchbinder  und  Großvater,  bekleidete  seit  1725  öfters  das  Amt 
eines  geschworenen  Meisters,  welcher,  da  die  Augsburger  Buchbinder,  zu  jener  Zeit  30 
bis  40  Meister,  keine  besonderen  Vorgeher  hatten,  die  gesamte  Leitung  der  Zunftange- 
legenheiten übertragen  erhielt,  und  es  war  dies  immerhin  ein  Amt  vom  einiger  Bedeutung. 
Er  starb  auch  am  19.  Februar  1736  im  Pfarrsprengel  des  Domes.  Seine  Frau,  Maria  Anna, 
war  von  1745—1761  Eigentümerin  des  väterlichen  Anwesens  (Sulzerhof),  in  dessen  Be- 
sitz sie  wahrscheinlich  nach  dem  Tode  ihres  Vaters,  Christian  Sulzer,  gelangt  war,  und 
hatte,  wie  gleichfalls  aus  den  bezüglichen  Bauprotokollen  zu  ersehen  ist,  mehrmals  mit 
den  angrenzenden  Hausbesitzern  nachbarliche  Händel.  1763  ging  das  Anwesen  in  andere 
Hände  über,  und  sie  selbst  wahrscheinlich  am  11.  Dezember  1766  in  der  ehemaligen 
heiligen  Kreuzpfarre  mit  Tod  ab. 

Von  den  erwähnten  acht  Kindern  aus  der  zweiten  Ehe  sind  drei  Söhne  zu  nennen: 
der  Erstgeborne,  das  erste  Kind,  Johann  Georg  Leopold,  geboren  14.  November 
1719,  und  an  dem  nämlichen  Tage  noch  bei  St.  Georg  getauft  (alle  übrigen  erhielten  die 
Taufe  im  Dom)  Josef  Ignaz,  das  vierte  Kind,  getauft  7.  August  1725,  und  Franz 
Aloys,  das  fünfte  Kind,  getauft  19.  Juli  1727. 

Johann  Georg  Leopold  ist 

der  Vater  W.  A.  Mozarts,  die  zwei  Letzten  sind  Buchbinder  und  seine  „V^ettern" 
(Onkeln),  deren  Ehefrauen,  dessen  „Basen"  (Tanten),  deren  Töchter,  seine  „Bäslein" 
(Kusinen),  und  auch  nur  diese  kommen  für  vorliegenden  Zweck  in  Betracht. 

Johann  Georg  Leopold  Mozait  —  Leopold  war  sein  Rufname  —  wurde  in  der 
Frauentorgasse,  heute  E  15,  geboren,  und  seine  Taufpathen  waren :  der  Kanonikus  Johann 
Georg  Grabher  und  Frau  Maria  Schwarz. 


*)  Jahn  (1.  Band,  pag,  24)  hielt  die  erste  Frau  Anna  Marie  Peterin  für  Mozarts  Großmutter  und  darum 
stimmte  der  Name  „Sulzer"  nicht  mit  dem  Namen  „Peterin"  im  Augsburger  Kirchenbuche,  wie  er  auch  da? 
Portrait  Leopold  Mozarts  irrtümlich  im  Mozart-Museum  (Nr.  1)  für  jenes  seines  Vaters  ansah.  Als  der  Heraus- 
geber dieses  Kataloges  im  Jahre  1893  die  Administration  dieses  Museums  übernahm  und  am  Bilde  selbst 
Nachforschungen  anstellte,  kam  die  „Violinschule"  dortselbst  zutage,  welche  den  unwiderlegbaren  Beweis  für 
„Leopold  Mozart"  (als  Verfasser  derselben)  ergab. 


VIII 

Der  Magistrat  der  Stadt  Augsburg  ließ  im  Jahre  1858  dieses  sein  Geburtshaus  mit 
«iner  Gedenl<tafel  in  Stein  versehen  und  lautet  darauf  die  Inschrift:  „In  diesem  Hause 
wurde  Leopold  Mozart  am  14.  November  1719  geboren.  Er  war  der  Vater  des  großen 
Wolfgang  Amadeus  Mozart,  dessen  musikalische  Bildung  größtenteils  sein  Verdienst  war. 
Auch  als  Componist  und  Verfasser  der  berühmten  Violinschule  machte  er  seinen  Namen 
unsterblich." 

Leopold  Mozart  setzte  den  Familienstamm  nach  Salzburg  über  und 
gründete  die  Salzburger  Linie  der  Mozarte,  die  im  Mannesstamme  mit  den 
Söhnen  W.  A.  Mozarts,  welche  unverheiratet  blieben,  mit  Wolfgang  1844  in 
Karlsbad,  und  Karl  1858  in  Mailand  erlosch. 

Leopold  Mozart  war  einige  Zeit  hindurch  Diskantist  auf  den  Klosterchören  zum 
„Heiligen  Kreuz"  und  „St.  Ulrich"  und  konnte  auch  später  als  tüchtiger  Organist  ein- 
treten. Wahrscheinlich  nahm  Leopolds  geistlicher  Taufpate  auf  dessen  Erziehung  und 
Ausbildung  jenen  förderlichen  Einfluß,  den  seine  Eltern  ja  doch  nicht  auf  ihn  auszuüben 
in  der  Lage  waren.  Damit  dürfte  es  auch  erklärlich  werden,  daß  er  sich  bereits  im 
18.  Lebensjahre  nach  Salzburg  wandte,  wo  viele  Kirchen  sind,  und  Kirchendienste  auf 
den  Musikchören  zu  leisten  waren,  die  begonnenen  Studien  an  der  Universität  fortzu- 
setzen und  damit  dort  auch  den  Grund  zu  einer  späteren  Berufsstellung  zu  legen.  — 
Einem  Augsburger  aber,  der  ohne  Bewilligung  seiner  Obrigkeit  auswärts  lebte  oder 
heiratete,  ging  das  Bürgerrecht  verlustig.  Da  nun  Leopold  sich  dieses  zu  erhalten 
wünschte,  so  richtete  er,  wenn  auch  erst  nachträglich  —  er  hatte  sich  am  21.  November 
1747  in  Salzburg  vermählt  und  bezog  wahrscheinlich  gleichzeitig  auch  damals  schon  die 
Wohnung  im  Hagenauer  Haus  —  an  den  Rat  seiner  Vaterstadt  die  Bitte  „mit  Vorbehalt 
seines  allhiesigen  Bürgerrechtes,  in  Salzburg  wohnen  und  sich  copulieren  lassen  zu 
dürfen".  Diese  Bitte  wurde  mit  Dekret  vom  6.  Februar  1748  dergestalt  willfahrt,  „dass 
er  im  Steueramt  sein  Vermögen  (er  war  bis  zu  seiner  Eheschließung  Kammerdiener  des 
Domherrn  und  Konsistorialpräsidenten  Grafen  Joh.  Bapt.  Thurn-Valssassina  und  Taxis)  zu- 
förderist  anzeigen  und  davon  auf  drei  Jahre  die  Steuern  und  Abgaben  bezahlen,  auch 
vor  Umlauff  des  dritten  Jahres  um  weitere  Erlaubniss  gebührend  supplicieren,  wegen 
auswärtiger  Copulation  aber  zuvor  9  fl.  Vergunstgeld  neben  anderen  der  Hochzeits- 
ordnung gemäss  zu  praestieren  habenden  praestandis  und  aliis  consuetis  entrichten  soll", 
welches  Vergunstgeld  im  Hochzeitsamtsprotokoll  1748,  pag.  36,  als  bezahlt  aufscheint. 
Zu  dem  gleichen  Zwecke  ließ  er  dort  am  12.  Januar  1751  durch  seine  Mutter  um  die 
Erlaubnis,  drei  weitere  Jahre  auswärts  zu  wohnen,  eine  Petition  einreichen,  worauf  sein 
Ansuchen  unterm  17.  April  1751  abermals  bewilligt  wurde.  Er  hatte  sich  diesen  Konsens 
jedoch  nicht  mehr  erneuern  lassen. 

Leopold  war  noch  lange  mit  Augsburg  in  Verkehr  geblieben;  so  komponierte  er 
1750  und  1755  Gelegenheitsmusiken  für  Augsburger  Konzerte:  „Chineser-  und  Türken- 
musik", eine  „Bauernhochzeit",  eine  „Musikalische  Schlittenfahrt"  mit  12  Nummern  für 
eine  Aufführung  des  Collegium  Musicum  u.  s.  w.*)  Seine  berühmte  „Violinschule"  ließ 
er  1756  bei  dem  ihm  befreundeten  dortigen  Buchdrucker  und  Buchhändler  Joh.  Jak. 
Lotter  drucken,  mit  dem  er  betreffs  seiner  Kompositionen  längere  Zeit  hindurch  im 
Briefwechsel  stand.  Einem  Briefe  an  denselben,  datiert  vom  15.  Dezember  1725,  ent- 
nehmen wir  folgende  Stelle,  worin  er  über  seine  Mutter,  als  Witwe,  11  Jahre  vor  ihrem 
Tode,  schrieb:  „Erstlich  danke  gehorsamst  vor  die  Bemühung,  so  Sie  wegen  meines 
Briefes  an  meine  Mutter  über  nommen  haben.  Dass  Sie  Elend  (krank)  ist,  und  dass  Sie 
sehr  wenige  Vernunft  (Ueberlegung)  hat,  ist  beydes  nur  allzuwahr,  und  wenn  Sie  halt 
noch  lOOOmal  meine  Mutter  ist.  Dass  Letzte  kommt  freylich  nicht  von  ihrer  Schuld  .  .  . 
aus  ihrer  Schuld  kommt  es,  wenn  sie  nach  und  nach  um  das  ihrige  kommt.  Denn  sie 
vertraut  sich  mir,  als  ihrem  eigenen  Kinde,  nicht,  inzwischen  aber  lässt  sie  (sich)  von 
den  übrigen  Geschwistern  um  das  ihrige  bringen."  (Aus  dem  „Handschriften-Archiv"  von 
Alex.  Tosonny,  im  Besitze  (Oktober  1899)  der  Bucnhandlung  rriedrich  Cohen  in  Bonn). 

Auf  seiner  dritten  Kunstreise  mit  seinen  zwei  Kindern  nach  Deutschland,  Paris, 
London  etc.  besuchte  er  seine  Vaterstadt  und  seine  Brüder  in  der  Zeit  vom  22.  Juni  bis 
6.  Juli  1763  zum  letzten  Male  und  nahm  Wohnung  „Zu  den  drei  Mohren".  Oben  wurden 
bereits 

die  zwei  Brüder  des  Johann  Georg  Leopold  Mozart  erwähnt.  Es  sind  dies : 
1.  Joseph  Ignaz.   Derselbe  verehelichte  sich  bei  St.  Moritz  am  11.  Januar  1751 


*)  Anläßlich  solcher  Kompositionen  schrieb  ihm  einen  Tag  vor  der  Geburt  seines  Sohnes  Wolfgang 
Amadeus  „ein  Herzensfreund"  am  26.  Jänner  1756  anonym:  „Lasse  sich  der  Herr  doch  gefallen,  keine  der- 
gleichen Possenstücke  mehr  zu  machen,  denn  es  bringt  mähr  schand  und  Verachtung  vor  deren  Person  zu  er- 
ringen, welches  als  efn  Kenner  bedaure,  sie  hierauf  warne  und  beharre  .  .  ."  (Leopold  Mozart,  nicht  wenig 
gekränkt  durch  dieses  „Freundschaftsstück",  war  geneigt,  dasselbe  dem  Kapellmeister  Schmidt  oder  noch  eher 
dem  Organisten  Seyifert  zuzuschreiben). 


IX 

mit  Jungfer  Maria  Anna  Heinnch(in),  einer  Augsburgerin,  und  hatte  mit  ihr  4  Söhne  und 

6  Töchter.  Von  diesen  Kindern  gingen  zwei  Söhne  Josef  Ignaz  (geb.  1753)  und  Franz 
Alois  (geb.  1754)  von  Augsburg  nach  auswärts.  —  Im  Jahre  1903  gelang  es  dem  Verfasser, 
Stämmlinge  des  einen  oder  des  anderen  der  oben  Genannten  festzustellen  u.  zw.:  1.  in 
Mattighofen  (Oberösterreich)  einen  Jakob  Mozart,  Wundarzt  dortselbst,  verehelicht  am 
16.  Mai  1791  mit  Helene  Pammer,  gest.  1818.  2.  In  Burghausen  (Baiern)  einen  Ferdinand 
Mozart,  gleichfalls  V/undarzt,  14.  Februar  1704  schwört  er  dort  den  Bürgereid,  gest. 
1740.  (Siehe  den  XXllI.  Mozarteums-Jaliresbericht  1903,  pag.  38—40).  —  Die  vier  ältesten 
Kinder  wurden  bei  St.  Moritz,  alle  folgenden  vom  14.  Januar  1758  an  bei  St.  Ulrich  ge- 
tauft, als  Joseph  Ignaz  den  ersten  Pfarrsprengel  1756  oder  1757  verließ  und  nach  dem  südlichen 
Ende  der  Stadt  —  jenem,  den  seine  Vorfaliren  bewohnten,  entgegengesetzt  -  über- 
siedelte. Er  dürfte  es  trotz  der  zehn  Kinder  zu  einem  gewissen  Wohlstande  gebracht 
haben,  weil  er  seine  am  12.  Februar  1756  getaufte  Tochter  Maria  Anna  Katharina,  sein 
viertes  Kind,  zur  am  27.  September  1778  geschlossenen  Ehe  mit  dem  Glasmaler  Antoni 
Walter  "von  Krumbach,  der  übrigens  in  Augsburg  gelernt  hatte  und  sich  dort  auf  Feine 
Kunst  des  Glasmalens  unter  Erfüllung  der  üblichen  Bedingungen  niederzulassen  gedachte, 
mit  einem  damals  großen  Heiratsgut  von  100  fl.  nebst  standesgemäßer  Ausfertigung  aus- 
stattete. Joseph  Ignaz  starb  am  11.  Januar  1796  im  Sprengel  von  St.  Ulrich,  seine  Frau, 
welche  ihres  Mannes  Buchbinderei  fortsetzte,  am  19.  Juni  1804  in  jenem  von  St.  Moritz. 

Von  diesem  Joseph  Ignaz,  dessen  sechstem  Kinde  und  jüngstem  Sohne: 
Johann  Michael  Coelestin,  getauft  19.  Mai  1760,  leben  noch  männliche  Nach- 
kommen in  Augsburg.  Auch  Johann  Michael  Coelestin  war  Buchbinder.  Er  verheiratete 
sich  am  6.  Januar  1788  mit  Jungfer  Maria  Viktoria  Erb(in),  einer  Buchbinderstochter,  und 
starb  den  19.  Mai  1824  bei  St.  Moritz.  Dieser  hatte  vier  Kinder,  von  denen  das  älteste, 
ein  Sohn,  Aloys  Joseph  Anton,  geboren  14.  Juni  1790  bei  St.  Moritz,  wieder  und 
nun  schon  in  der  vierten  Generation  das  Buchbindergewerbe  ergriff,  und  sich  am  6.  Fe- 
bruar 1818  mit  Crescentia  Sepp,  der  Tochter  eines  gleichnamigen  Gärtners,  vermählte. 
Er  wird  1883  2;estorben  sein.*) 

Dieses  Aloys  Joseph  Anton  ältester  Sohn,  Josef  Anton  Friedrich,  geboren  und  ge- 
tauft am  13.  Oktober  1818,  wurde  f^riseur  und  befindet  sich  seit  1885  in  der  Alters- 
versorgungs-Anstalt, im  Spital  zum  heil.  Geist.  Er  war  gleichfalls  verheiratet,  und  ein 
Sohn  von  ihm  war  Karl  Mozart,  Stationsdiener  am  Augsburger  Bahnhof,  verheiratet, 
dessen  Tod  Ende  Januar  1893  gemeldet  wurde.   Karl  Mozart  hinterließ  eine  Witwe  und 

7  unmündige  Kinder. 

Das  erste  Kind  des  Joseph  Ignaz  (des  Vaters),  demnach  dessen  ältester  Sohn 
Joseph  Ignaz  jun.,  getauft  18.  Oktober  1751,  wurde  Stadtgardesoldat  und  verheiratete  sich 
zweimal,  zuerst  am  25.  November  1773  mit  Jungfrau  Maria  Anna  Huber(in)  von  Hatten- 
hofen  und  zum  zweiten  Male,  nunmehr  als  Stadtgarde-Korporal,  am  30.  Dezember  1792 
mit  der  Augsburgerin  Jungfrau  Maria  Anna  Bogner(in).  Er  hatte  eine  Anzahl  von  Kindern, 
die  zumeist  schon  bald  nach  der  Geburt  starben.  Die  männliche  Linie  des  Geschlechtes 
scheint  sich  von  ihm  aus  nicht  weiter  fortgesetzt  zu  haben. 

2.  Franz  Aloys.  Er  ehelichte  im  Domsprengel  am  7.  Januar  1754  Jungfrau  Maria 
Viktoria  Eschenbach(in)  von  Höchstett  und  wohnte  in  der  Jesuitengasse,  ganz  nahe  der 
Kirche  zum  hl.  Kreuz  und  dem  Gasthof  „zum  Lamb"  in  der  hl.  Kreuzgasse,  wo  Quartier 
zu  nehmen  Leopold  Mozart  seiner  Frau  und  seinem  Sohne  Wolfgang  im  Briefe  vom 
25.  September  1777  auf  ihrer  Durchreise  nach  Paris,  die  Anweisung  gab.  Die  Jesuiten- 
gasse gehörte  zum  Pfarrsprengel  des  Domes,  wo  Franz  Aloys  am  14.  Juni  1791,  und  auch 
seine  Witwe  am  18.  März  1805  starb. 

Er  hatte  fünf  Kinder,  lauter  Mädchen,  von  denen  jedoch  drei  das  Alter  von  fünf 
Monaten  nicht  erreichten.  Die  beiden  anderen  waren  Maria  Anna  Barbara  (geboren 
6.  März  1757,  gestorben  vor  dem  Vater  14.  August  1771)  und  die  den  Vater  überlebende, 
diese  ist 

das  „Bäsle"  Maria  Anna  Thekla,  W.  A.  Mozarts  Kusine,  geboren  24.  Sep- 
tember 1758,  welche  W.  A.  Mozart  im  Oktober  1777  (mit  der  Mutter  auf  der  Pariser- 
Reise)  kennen  gelernt  hatte,  und  mit  welcher  sich  eine  kleine,  aber  keine  ernste  Herzens- 
episode abspielte.  (Siehe  ihr  Bild  in  Mozarts  Geburtszimmer,  Nr.  16). 

Leopold  Mozart  schrieb  an  seine  Frau  am  25.  September  1777  von  seinem  „Bruder 
Aloys,  der  auch  in  der  Nähe  der  heil.  Kreuzkirche  ist",  und  Wolfgang  berichtet  am  16. 
Oktober  1777  an  seinen  Vater:  „Das  kann  ich  sagen,  wenn  nicht  so  ein  braver  Herr 
Vetter  und  Frau  Base  und  so  liebes  Bäsle  da  wäre,  so  reute  es  mich  fast  so  viel  als 
ich  Haare  im  (auf  dem)  Kopfe  habe,  dass  ich  nach  Augsburg  bin." 


*)  Im  Mai  1879  las  der  Verfasser  noch  über  der  Haustüre  eines  dem  Verfalle  entgegengehenden  kleinen 
schmalen  Häuschens  im  Georgengäßchen  Nr.  142  die  Aufschrift:  ,,A.  Mozart  1813",  welcher  Besitz  vielleicht 
SLul  den  Letztgenannten  Aloys  Joseph  Anton  zurückauführen  ist. 


X 

Irrtümlich  bezeichnete  O.  Jahn  als  „Bäsle"  die  fünfte  Tochter  des  Ignaz  Mozart  — 
Maria  Anna,  getauft  zu  St.  Ulrich  am  14.  Januar  1758.  Dieser  Irrtum  ist  damit  zweifellos 
richtiggestellt,  1)  daß  der  Vater  Leopold  vom  Bruder  Alois  und  der  Sohn  Wolfgang  von 
nur  „einem  Vetter  und  Bäsle"  spricht—  Bäsle's  Schwester  war  schon  gestorben — 
während  bei  dem  jüngeren  Bruder  Ignaz  das  Haus  voll  von  halbwüchsigen  Kindern  von 
9—17  Jahren:  4  Söhnen  und  6  Töchtern  („Vettern"  und  „Bäslein")  war;  2)  meldet  eine 
Zeitungsnachricht  aus  Baireuth,  wo  das  „Bäsle"  zuletzt  in  der  Familie  des  Postdirektors 
Streiter  lebte,  am  25.  Jänner  1841:  „Heute  Nachmittag  um  1  Uhr  verschied  hier  Marianne 
Mozart  aus  Augsburg  im  Alter  von  82  Jahren  und  4  Monaten  (mehr  1  Tag)  an  gänzlicher 
Entkräftigung",  welche  Zeitangaben  ganz  genau  mit  den  Geburtsdaten  der  Marianne,  der 
noch  einzig  lebenden  Tochter  des  Alois,  nicht  aber  mit  der  gleichnamigen  Tochter  des 
Ignaz  Mozart  übereinstimmt,  die  am  14.  Jänner  1758  geboren  und  wahrscheinlich  auch 
getauft  wurde. 

Die  Tochter  des  „Bäsle",  auch  Marianne  genannt,  verheiratete  sich  mit  e!f.n;ii. 
Manne  namens  Pümpel,  und  aus  dieser  Ehe  sind  die  Nachkommen  drei  Töchter  unci  zwei 
Söhne :  erstere  Näherinnen,  von  Letzteren  einer  Buchbinder,  der  andere  N a c h t~ 
Wächter. 

Diese  vor-  und  letztgenannten  Enkel-  und  Urenkelkinde r  des 
Josef  Ignaz  und  Franz  Alois  Mozart  sind  demnach  gegenwärtig  die 
wenigen  letzten  noch  lebenden  Sprößlinge  der  direkten  Augsburger 
Vorfahren  W.  A.  Mozarts! 


XI 


II.  Das  altsalzburgische  Bürger-  und  W.  A.  Mozarts 

Geburtshaus.^) 

Es  ist  dies  das  Haus  Nr.  9  in  der  Getreidegasse.  Diese  Gasse  führte  ursprünglich 
den  alten  und  zweifellos  richtigeren  Namen  „Tra-  oder  Trabegasse"  und  wurde  der  Name 
durch  das  Neuhochdeutsch  in  ein  völlig  sinnloses  „Getreidegasse"  verballhornt.  Aus  den 
„Salbüchern  des  Domstiftes  und  St.  Peters"  ist  zu  entnehmen,  daß  in  der  Zeit  von  1160 
bis  1200  bereits  ein  Stück  der  alten  „Trabegasse"  vom  Kranzlmatkt  und  bis  zum  Durch- 
gange der  Albe  bei  der  Niederleg,  zwischen  den  Häusern  Nr.  16  und  18  bestand.  Sie 
lag  als  stärker  belebte  Hauptstraße  in  der  Nähe  des  Stadttores  und  der  Brücke. 

Das  heute  noch  bestehende  Dialektwort  „trawig"  ist  gleichbedeutend  mit  „eilig", 
daher  bezeichnete  der  Ausdruck  „Trabe-"  oder  „Drahgasse"  eine  Gasse,  in  der  es 
wegen  des  Hauptverkehres  „sehr  eilig"  zugeht,  mit  schneller  Trabbewegung,  im  Trab- 
Tempo,  und  die  sich  nach  dem  Stadttor  und  der  Brücke  „draht",  d.  i.  dreht,  daher  auch 
„Drahgasse". 

Vom  erhöhten  Standpunkte,  z.  B.  vom  Mönchsberg  aus  betrachtet,  gliedert  sich 
die  alte  Stadt  Salzburg,  die  als  solche  seit  dem  Jahre  740  besteht,  am  linken  Salzach- 
ufer in  zwei  wesentliche  und  scharf  abgegrenzte  Häusergruppen.  Die 
Scheidelinie  läuft  am  oberen  Ende  der  Stadt  durch  die  Kaigasse  über  den  Mozart-, 
Residenz-,  früheren  Markt-  (seit  1886  Ludwig  Viktor-),  Universitäts-  und  Sigmundsplatz 
bis  zum  Bürgerspital. 

Links  dieser  Linie,  gegen  den  Festungs-  und  Mönchsberg  hin,  nimmt  der  Raum 
eine  Gruppe  von  Gebäuden  ein,  die  das  Gepräge  eines  geistlichen  Fürsten- 
sitzes sozusagen  an  der  Stirne  trägt.  Hier  sind  nichts  als  Kirchen,  große  und 
kleine,  allen  voran  der  stolze,  hochragende  Dom,  um  sie  herum  Paläste,  Klöster,  Dom- 
herrnhäuser und  Bauwerke  öffentlichen  Charakters,  breitgelagert,  mit  langen,  monotonen 
Fenstergittern  und  stillen  Höfen,  schöne  weite  breite  Plätze,  einer  fast  am  andern  hän- 
gend, mit  Zierbrunnen  und  Denksäulen  reichlich  geschmückt,  alles  würdevoll,  vornehm, 
monumental,  mit  einem  Zuge  von  Größe,  der  an  einzelnen  Stellen  sogar  überraschend 
wirkt.  Privathäuser  kleineren  Kalibers  und  schlicht  bürgerlichen  Ansehens  stecken  nur 
sporadisch  für  Adelige,  Geistliche  und  Geschäfts-  und  Handelsleute  dazwischen.  Selbst 
die  Ruhe  eines  quartier  noble  fehlt  diesem  Stadtteil  in  der  Regel  nicht;  am  öftesten 
unterbricht  der  in  den  einzelnen  Kirchen  durchwegs  harmonisch  im  Dreiklange  —  nicht 
aber  melodisch  —  gestimmte  Glockenklang  sein  Schweigen. 

Rechts  der  genannten  Scheidelinie,  gegen  den  Salzachstrom,  bietet  das  Stadtbild 
einen  von  dem  vorherigen  ganz  verschiedenen  und  gegensätzlichen  Anblick.  Diese  Seite 
durchzog  ehedem  eine  Mittellinie,  welche  die  Pfeifer-  und  Juden-  und  Getreidegasse 
bildeten. 

Auch  ist  sie  heute  freilich  und  längst  schon  von  dem  Mozart-  und  Ludwig  Viktor- 
platze unterbrochen.  Es  wurden  diese  Plätze  nämlich  durch  den  bedeutendsten  baulichen 
Reigenerator  der  Stadt,  den  Fürsterzbischof-Regenten  Wolf  Dietrich  zu  Ende  des  XVL 
und  zum  Beginne  des  XVII.  Jahrhunderts  aus  dem  ursprünglichen,  völlig  geschlossenen 
Häusergürtel  herausgeschnitten,  der  im  Hinblick  auf  die  häufig  stattgehabten  Feuersbrünste 
und  die  stete  Feuersgefahr  überhaupt  bemüht  war,  das  altsalzburgische  Bürger- 
haus aus  dem  Holz-  zum  Steinbau  überzuführen  und  den  Bewohnern  Licht  und  Luft  zu 
schaffen.  Leben  und  Bewegung  pulsiert  aber  auch  in  diesem  Stadtteile  yiel  kräftiger,  als 
in  dem  vorgenannten.  Wie  die  Schale  um  den  Kern,  schließt  sich  hier  um  die  links- 
seitige monumentale  Baugruppe  von  einem  Ende  der  Stadt  zum  andern  in  lang- 
gestreckter Bogenlinie  der  Gürtel  der  Bürgerhäuser,  ein  lebendiges  Gewimmel 
und  Gedränge,  Haus  an  Haus  gepreßt,  in  schmalen,  gewundenen,  luft-  und  lichtarmen 
Gassen,  die  sich  nur  selten  zu  einem  schüchternen  Plätzchen  weiten.  Goethe's  Worte  im 
„Faust"  „von  der  Straßen  quetschenden  Enge"  treffen  hier  buchstäblich  zu.  Fast  ebenso 
ausschließlich  wie  dort  Kirche,  Palast  und  Kloster,  dominiert  hier  das  Bürgerhaus;  keine 
einzige  Kirche  und  nur  ein  paar  Profangebäude  größeren  Stiles  unterbrechen  als  isolierte 
Ausnahmen  die  gleichgeformte  Straße. 

*)  Nach  Ad.  Steinhausers  „Ueber  den  Profanbau  und  das  salzburgische  Bürgerhaus",  „Landeskunde- 
Mitteilungen",  XXVIII.  1888. 


XII 

Dort  wie  hier  liegt  die  in  Stein  seit  über  elf  Jahrhunderten  ge- 
schriebene Geschichte  der  Entwicklung  der  Stadt  gleich  einem  auf- 
geschlagenen Buche  offen  da;  kaum  aus  einer  zweiten  Stadt  auf  deutschem 
Boden  spricht  so  viel  und  so  deutlich  Geschichte,  wie  hier.  Wer  sich  aut  die  Sprache 
der  Steine  versteht,  kann  da  eine  Menge  interessanter  Dinge  herauslesen! 

Das  altsalzburgische  Bürgerhaus,  wie  ein  solches  auch  Mozarts  Geburtshaus  ist, 
hat  einen  eigenen,  seit  seinem  Entstehen  von  den  gleichen  Faktoren  bestimmten  und  um- 
grenzten Gang  der  Entwicklung  durchgemacht  und  dadurch  in  Anlage  wie  Bauform  einen 
scharf  ausgeprägten  Charakter  zugleich  mit  einer  fast  typischen  Gleichförmigkeit  ange- 
nommen, die  neben  der  FormenfuUe  der  Monumentalgebäude  noch  verschärft  ins  Auge 
fällt.  Trotz  des  wälschen  Anscheines  ist  es  ein  durch  und  durch  deutsches  Bauwerk, 
ein  Erzeugnis  deutschen  Wesens  und  Blutes,  so  gut  und  echt,  wie  nur  in  irgend  einer 
alten  kerndeutschen  Stadt  und  die  Eigenschaften,  die  es  bietet,  lassen  sich  völlig  unge- 
zwungen aus  lokalen  Ursachen  und  der  geschichtlichen  Entwicklung  der  Stadt  durch  die 
Uebermacht  des  kirchlichen  und  adeligen  Besitzes  erklären,  welcher  die  ganze  Entwick- 
lungszeit hindurch  die  Bautätigkeit  des  anschwellenden  Bürgertums  hemmte.  Diesem  ge- 
brach der  Raum  zum  behaglichen  Ausbreiten,  rechts  und  links  fand  es  Schranken,  die 
schwer  oder  auch  gar  nicht  zu  durchbrechen  waren.  Einzig  nur  nach  aufwärts  stand  der 
Weg  frei  und  dorthin  wurde  dann  auch  das  bürgerliche  Bauen  von  selbst  gedrängt.  Man 
muMe  dem  Hause,  was  des  Raumes  unten  an  der  Bodenfläche  zu  wenig  war,  in  der 
Höhe  zu  gewinnen  suchen.  Anstatt  Haus  neben  Haus,  entstand  hier  allmänlig  Stock  über 
Stock  und  darüber  legte  man  eine  Dachform,  die  wieder  nur  auf  Raumgewinnung  und 
möglichste  Ausnützung  berechnet  war.  So  wurde  Salzburg  an  dieser  Stelle  in  seinen 
bürgerlichen  Teilen  eine  mehr  übereinander  als  nebeneinander  gebaute  Stadt  und  darin 
liegt  der  Schlüssel  für  die  meisten  Erscheinungen,  die  dort  wahrgenommen  werden. 

Man  hat  sich  seit  lange  gewöhnt,  für  balzburg  und  seine  alten  Häuser  die 
italienische  Bauart  als  eine  Art  Schlagwort  in  Anwert  zu  bringen.  Es  hat  in  der  Tat  auf 
den  ersten  Blick  auch  manches  für  sich;  die  gedrängte  Gruppierung  der  Bürgerhäuser  in 
meist  engen,  schattenreichen  Gassen,  ihre  durchschnittliche  Höhe,  ihr  horizontaler  Ab- 
schluß nach  oben  mit  der  plattformartigen,  von  außen  unsichtbaren  Dachung  -  unbe- 
denklich jedoch  eine  Zutat  jüngerer  Zeit  —  endlich  die  v-ielen  luftigen  Korridors  und  die 
hallenartigen  Innenräume  erinnern  lebhaft  an  verwandte  bauliche  Züge  in  den  Städten 
Italiens.  Die  augenfälligste  Eigenheit,  nämlich  das  durch  die  Umfangsmauern  gedeckte 
Dach  hat  jedoch  mit  den  in  Italien  üblichen  Dächerformen,  die  entweder  einen  gedrückten 
Giebel  uder  eine  wirkliche  Plattform  darstellen,  nichts  als  höchstens  den  Anblick  von 
außen  gemein.  Unser  altes  Bürgerhausdach  enthält  nicht  einen  Quadratmeter  wahrer 
horizontaler  Fläche.  Und  wenn  man  sich  gewohnt  hat,  es  ein  flaches  Dach  zu  nennen, 
so  kann  der  Ausdruck  nur  auf  die  breite  Lagerung  und  den  Abgang  des  hochstrebenden 
Giebel  bezogen  werden.  In  Wirklichkeit  setzt  sich  dieses  Dach  nach  außen  völlig  un- 
sichtbar und  durch  die  parapetartig  emporgezogenen  Umfangsmauern  des  Hauses  mit 
einem  mageren  Gesimse  verdeckt,  aus  einer  Reihe  nebeneinandergestellter  Giebel  zu- 
sammen, sein  Profil  gibt  die  Zeichnung  einer  Säge.  Die  Senkungen  und  Gräben  dazwischen 
enthalten  ein  System  von  Rinnen  für  Sammlung  und  Ablauf  des  Wassers.  Das  Dach  ist 
ein  „Grabendach".  Was  aber  die  innere  Raumverteilung  betrifft,  so  findet  sich  die 
gleiche  mitsamt  den  Korridors  und  großen  Stiegenhallen  auch  in  den  hoch  gegiebelten 
Häusern  alter  deutscher  Städte,  wie  Augsburg  oder  Nürnberg,  und  zwar  kaum  reichlicher 
vertreten,  wie  bei  uns.  Dabei  mag  ja  immerhin  auf  Einzelheiten  die  Nähe  Italiens  einigen 
Einfluß  gehabt  haben.  Der  Vergleich  aber  paßt  zumal  auf  die  Monumentalbauten,  welche 
die  kunst-  und  prachtliebenden  Fürsterzbischöfe  durch  herbeigerufene  italienische  Bau- 
meister führten,  nicht  aber  auf  das  schlichte  Bürgerhaus,  das  heute  noch  im  Ganzen  von 
der  Zeit  wenig  verändert  vor  uns  steht,  und  offen  herausgesagt,  weder  schön,  noch 
auch  —  nach  modernen  Begriffen  wenigstens  —  zweckmäßig  zu  nennen  ist.  Festgeschmiedet 
Haus  an  Haus,  mehr  in  die  Tiefe,  als  in  die  Breite  gehend,  steigt  es  würfelförmig  mit 
leblos  glatten  Wänden  zu  fast  durchaus  gleicher  und  zwar  für  eine  deutsche  Mittelstadt 
zu  der  ungewöhnlichen  Höhe  von  4—5  und  noch  mehr  Geschossen  auf,  die  Außenwand 
zu  Oberst  in  einer  geraden  Horizontale  wie  abgeschnitten.  Der  schneidige  deutsche  Giebel, 
der  ebenso  deutsche  Erker,  der  nordische  Bruder  des  Balkons,  sind  ihm  fast  gänzlich 
fremd;  ohne  luftige  Zwischenräume,  ohne  das  heitere  Wechselspiel  von  Licht  und 
Schatten,  arm  an  Gliederung  und  plastischem  Schmuck,  nur  durchbrochen  von  reichlichen 
Fenstern,  umrahmt  von  Gypsverzierungen  ziehen  sich  die  gleichgeformten  Vorderseiten 
in  gerader  und  gekrümmter  Flucht  hin,  wie  eine  einzige  festgefügte  Mauer,  wenn  auch  hin 
und  wieder  unstreitig  in  diesen  monotonen  Häuserzeilen  etwas  Ernstes  und  Zurück- 
haltendes liegt,  so  z.  B.  in  jenen  der  meist  tief  beschatteten  Juden-   und  Getreidegasse. 

Lebendiger  wird  es  erst  dort,  wo  das  Haus,  und  das  ist  bei  der  Mehrzahl  der 
Fall,  stark  in  die  Tiefe  geht.  Da  führt  die  Hausflur  in  der  Regel  geraden  Weges  zu 
einem  offenen  Hof  räume  mäßigen  Umfanges  und  anderen  Charakters.    Die  steife  Ge- 


XIII 

schlossenheit  der  Außenseite  weicht  hier  einem  gesprächigen  Wesen,  einem  oft  recht 
kleidsamen  Neglige.  Das  Haus  öffnet  sich  nach  dieser  Seite  in  lichten,  luftigen,  von 
Marmorsäulen  und  Pfeilern  gestützten  Bogen  und  Laubgängen;  diese  und  dazu  meist  ein 
Durcheinander  von  diversen  An-  und  Einbauten  bringen  in  die  Steinmassen  Leben  und 
Bewegung,  nicht  selten  sogar  einigen  malerischen  Reiz,  insbesonders  wenn  im  Hofraume 
ein  Brunnen  steht  mit  zierlichem  Gitter,  aus  der  Hand  geschmiedet,  teilweise  tagsüber 
von  der  Sonne  beschienen,  und  wo  die  nicht  beschienenen  Flächen  ihre  Schatten  zeigen. 

An  den  Hofraum  schließt  sich  besonders  in  den  Bürger-Patrizierhäusern  ein 
Hintergebäude,  man  kann  füglich  sagen  ein  zweites  Wohnhaus,  im  Umfang,  Aufbau 
und  Gestalt  dem  vorderen  ähnlich.  In  jedem  Geschosse,  namentlich  in  dem  unteren 
nimmt  einen  unmäßig  großen  Raum,  oft  sogar  den  größten  und  besten,  das  hallenartig; 
gewölbte,  marmorgepflasterte  Stiegenhaus  ein,  hier  gewöhnlich  Vorhaus  genannt,  an 
dessen  Raumverschwendung  besonders  moderne  Augen  Anstoß  nehmen.  Dieser  noch 
jetzt  ergiebige  kaum  war  aber  ursprünglich  sogar  meistens  noch  größer;  er  zog  sich 
durch  die  ganze  Länge  des  Hauses  von  der  Vorderfront  bis  zum  Hofe  und  erhielt  durch 
Fenster  der  ersteren  unmittelbar  von  der  Gasse  reichliches  Licht.  Dieser  hellste  Vorder- 
teil ist  schon  seit  langer  Zeit  zum  Einbauen  eines  Zimmers  benützt,  wodurch  der  übrige 
Raum  des  eigenen  Lichtes  beraubt,  ja  in  der  Regel,  wenn  nicht  ein  wohltätiges  Hof- 
fenster nach  dem  Lichthofe  oder  der  nahe  Korridor  zu  Hilfe  kommt,  zu  recht  empfind- 
licher Dunkelheit  verurteilt  ist.  Und  so  kam  es,  daß  solche  Häuser,  wie  Mozarts  Geburts- 
haus, nur  in  den  Wintermonaten  November,  Dezember  und  Jänner  und  auch  nur  mittags 
in  dem  an  das  gassenseitige  anschließende  Zimmer  des  Sonnenlichtes  teilhaftig  wurden 
und  die  übrige  Zeit  und  tagsüber  völlig  im  Finstern  liegen.  Auf  den  Stiegen  endlich, 
welche  die  Verbindung  zwischen  den  Geschossen  vermitteln,  trifft  das  fatale  Wort  „weder 
schön  noch  gut"  wohl  am  häufigsten  zu.  In  gar  manchem  sonst  stattlichen  Hause  bilden 
sie  die  Partie  honteuse.  Von  planmäßiger  Anlage,  wie  sie  der  moderne  Hausbau  verlangt, 
ist  da  wenig  zu  sehen;  höchst  ungleich,  scheinbar  willkürlich  angebracht;  meist  enge, 
dunkel  und  steil,  oft  auch  alles  miteinander,  versehen  diese  Stiefkinder  des  Hauses  ihren 
Dienst  zum  Erbarmen  derer,  die  ihn  brauchen.  Der  Fremde  muß  nicht  selten  in  jedem 
Stockwerke,  wenn  es  nicht  tagsüber  beleuchtet  ist,  wie  in  unserem  Hause,  aufs  neue 
mühsam  nach  der  Stelle  suchen,  wo  der  Aufstieg  zum  nächsten  sich  öffnet. 

Man  würde  aber  sehr  irren,  wollte  man  dem  alten  Bürgerhause  alles  Schöne  und 
Gute  absprechen.  Im  Gegenteil  bietet  es  eine  Menge  Dinge,  welche  zeigen,  daß  den  ur- 
sprünglichen Besitzern  und  Bauherren  auch  der  Sinn  für  Behagen,  Lebensgenuß  und  selbst 
künstlerische  Zier  durchaus  nicht  gefehlt,  und  daß  sie  dementsprechend  je  nach  Stand 
und  Mitteln  auch  ihr  Heim  ganz  wohl  auszustatten  verstanden  haben.  Reichlicher  Marmor 
fast  überall;  marmorne  Säulen,  Pfeiler,  Treppengeländer,  Tür- und  Fenster-Einfassungen, 
mitunter  künstlerisch  flott  gemeißelt,  eingelegte  Flügeltüren,  schnörkelreiche  Stukkatur- 
Plafonds,  ganz  besonders  viele  vortreffliche  Schmiedeeisenarbeiten  u.  A.  geben  Zeugnis 
von  dem  gesunden  Sinne  der  Alten  und  machen  auch  uns  modernen  Leuten  noch  immer 
Freude. 

Dies  ist,  nur  leicht  skizziert,  das  Bild  des  altsalzburgischen  bürgerlichen  Wohn- 
hauses im  Großen  und  Ganzen,  daher  auch  jenes  unseres  Mozarts  Geburtshaus,  welches 
auf  die  Bezeichnung  „alt"  vollkommen  Anspruch  hat. 

Beurkundet  seit  1408  bis  1418  als  des  Otten  des  chäewzleins  haws  —  die  „Käuzl" 
waren  in  der  Zeit  von  1347  bis  1651  ein  salzburgisches  Bürgergeschlecht,  welches  hüben 
und  drüben  der  Salzach  im  Häuserbesitz  stand  -  kam  dasselbe  1418  an  Rueprecht 
venediger,  1434  an  Erasmus  Fragner  und  1463  in  die  Hände  der  Familie  Rauhenberger, 
von  welcher  Virgili  1520  Bürgermeister  war.  Vom  letzten  dieser  Besitzer  ging  das  Haus 
an  einen  Neffen  desselben  über,  dann  1585  an  Hof-Apotheker  Chunrad  Fröschlmoser  und. 
dessen  Hausfrau  Katharina  Stemeseder  und  es  hieß  nun  „Hofapothekerhaus".  Die  Haus- 
torflügeln zeigen  noch  heute  einen  Kopf  aus  Messing,  dessen  Kinnladen  mit  einer  zu- 
sammengerollten Schlange,  dem  Attribut  des  Aesculap,  durchzogen  ist.  Katharina  Stemes- 
eder heiratete  als  Witwe  den  Apotheker  Johann  Wiser  von  der  heutigen  „Bernhold- 
Apotheke"  („Zum  Biber").  Derselbe  bediente  aus  seiner  Apotheke  den  auf  Höhen-Salz- 
burg vom  23.  November  1611  bis  zu  seinem  Tode  am  16.  Jänner  1617  gefangen  gehal- 
tenen, am  7.  März  1612  in  der  Sakristei  der  Klosterkirche  am  Nonnberge  durch  den 
Nuntius  des  Papstes  Paul  V.,  Anton  Diaz  aus  Graz,  zur  Abdankung  gezwungenen  Erz- 
bischof Wolf  Dietrich.  —  Johann  Wiesers  Kinder  verkauften  das  Hofapothekerhaus  1603 
an  ihren  Schwager,  Eisenhändler  Michael  Widmer,  1662  kaufte  es  Paul  Gschwendtner, 
1713  kam  es  in  den  Besitz  der  Kaufmannsfamilie  Hagenauer  und  wurde  seit  1775  das 
„untere  Hagenauerhaus"  genannt  (das  „obere",-  nebenan  Nr.  7,  erstand  gleichzeitig  Georg 
Hagenauer,  des  inneren  Raths  Mitglied  und  Spezereienhändler).  Aus  dieser  Familie  kam 
es  1858  in  den  Besitz  des  Kaufmanns  Angelo  Saulich  und  nach  dessen  Tod  (11.  Jänner 
1892)  erwarben  es  käuflich  am  1.  Juli  1892  die  Herren  Stranz  und  Scio,  die  jetzigem 
Besitzer. 


XIV 

Die  Wohnräume  des  ill.  Stockwerkes  bezog  Leopold  Mozart,  als  er  am  21.  No- 
vember 1747  in  den  Ehestand  trat,  und  verließ  dieselben  als  Witwer  und  zwar  wahr- 
scheinlich erst,  als  sein  Sohn  Wolfgang  1781  von  München  weg,  wo  er  seinen  „Idomeneo" 
zur  Aufführung  brachte,  nicht  mehr  nach  Salzburg  kam,  sondern  nach  Wien  abging,  und 
die  Tochter  Marianne  am  23.  August  1784  den  Johann  Baptist  Reichsfreiherrn  von  Bercht- 
hold  zu  Sonnenburg  in  St.  Gilgen  heiratete,  wonach  Leopold  (1784)  seine  Wohnung  im 
„Buchdrucker  Oberer'schen  Hause"  nahm,  welches  seit  dem  Mozart-Säkularfeste  1856 
die  Aufschrift  „Mozarts  Wohnhaus"  führt.  Am  20.  Dezember  1905  wurde  auf  unsere  Ver- 
anlassung und  mit  Bewilligung  des  derzeitigen  Hausherrn  Johann  Winber  diese  unrichtige 
Bezeichnung  dadurch  richtig  gestellt,  daß  durch  das  Mozarteum  dem  Namen  „Mozarts" 
ein  „L."  vorgesetzt  wurde,  so  daß  es  nun  als  „Leopold  Mozarts  Wohnhaus"  bezeichnet 
erscheint  und  worin  er  auch  starb. 


In  das  Hagenauerhaus  und  in  die  einstige  Mozart-Familienwohnung  wurde  das 
„Mozart-Museum"  eingemietet  und  dasselbe  dort  am  15.  Juni  1880  feierlich  er- 
öffnet. 

Dem  Hause  gegenüber,  im  Gasthofe  „Zur  goldenen  Krone",  und  zwar  im 
gassenseitigen  Zimmer  des  I.  Stockwerkes  und  in  nächster  Nachbarschaft  von  „W.  A. 
Mozarts  Geburtshaus",  fand  über  Einberufung  des  Gründers  und  ersten  Präsi- 
denten, Karl  Freiherrn  von  Stern  eck,  am  18.  Juni  1869  die  erste  Besprechung 
mit  14  Gesinnungsgenossen  zur  Errichtung  der  „Internationalen  Stiftung: 
Mozarteum"  statt,  welcher  am  16.  Oktober  1870  die  provisorische  und  am 
20.  September  1880  die  definitive  Gründung  dieses  Vereines,  als  „Oeffent- 
liche  Musikschule"  und  „Konzert-Institut"  folgte. 


XV 


III.  Den  P.T.  Besuchern  des  „Mozart-Museums"  und 
„Mozart-Häuschens"  zur  gefälHgen  Kenntnisnahme. 

Diese  Räumlichkeiten  stehen  mit  ihren  Schaugegenständen  im  hehren 
Dienste  der  Pflege  des  Mozart- Kultus. 

1.  Die  Besuchszeit  für  das  „Mozart-Museum"  ist  an  jedem  Tage  des  Jahres: 
von  8  Uhr  morgens  bis  7  Uhr  abends,  ebenso  im  „Mozart-Häuschen"  täglich  zu 
jeder  Zeit. 

2.  An  Eintrittsgebühr  werden  ä  Person  und  ohne  Ausnahme,  im  „Mozart- 
Museum":  50  kr.  oder  1  Krone  ö.  W.,  im  „Mozart-Häuschen":  10  kr.  oder  20  Heller 
ö.  W.,  und  für  die  verlangte  Besichtigung  des  „Mozart-Album"  (im  Ersteren)  20  kr. 
oder  40  Heller  ö.  W.  entrichtet. 

Es  ist  Jedermann  untersagt,  aus  Letzterem  Abschriften  oder  Kopien  zu 
nehmen,  auch  darf  Niemandem  und  unter  keinem  Vorwande  etwas  daraus  hinaus- 
gegeben werden. 

3.  Jede  Art  der  Abbildung  des  „Mozart-Häuschens"  ist  durch  ämtliche  Kund- 
machung der  Stadtgemeinde-Vorstehung  Salzburg,  auf  deren  Grund  und  Eigentum 
dasselbe  steht,  verboten. 

4.  Der  Erlös  aus  den  genannten  Gebühren  und  den  beiderorts  erhältlichen  Ver- 
kaufsgegenständen wird  seitens  des  Vereines,  d.  i.:  der  „Internationalen  Stiftung: 
Mozarteum"  für  den  humanitären  und  künstlerischen  Zweck:  1.  der  Erhal- 
tung seiner  öffentlichen  Musikschule  „Mozarteum"  und  2.  der  Förderung  der 
„Vereins-Konzerte",  wie  zur  Deckung  der  laufenden  Ausgaben  für  diese  beiden 
Ertrags-Objekte  verwendet. 

5.  Jeder  Besucher  wird  höflichst  ersucht,  den  nummerierten  Eintritts- 
Kupon  entgegenzunehmen,  keinen  Gegenstand  zu  berühren  und  vor  dem  Weg- 
gehen seinen  Namen,  Charakter  und  Wohnort  mit  gut  lesbarer  Schrift  in  das 
aufliegende  „Fremdenbuch"  einzutragen. 

ö.  Für  die  Kopfbedeckungen  der  Herren,  die  abzunehmen  man  ersucht, 
wie  für  Regenschirme,  Mäntel,  Stöcke  u.  s.  w.  befindet  sich  im  Geburtszimmer 
des  Mozart-Museums  ein  Aufhängeständer  und  wird  es  als  selbstverständlich  vor- 
ausgesetzt, daß  in  den  Besuchräumen  nicht  Tabak  geraucht  und  keine  allzu 
laute  Unterhaltung  geführt  wird,  welche  anderen  Besuchern  Störungen  ver- 
ursacht. 

Es  sind  dies  Bestimmungen,  die  der  Würde  des  Ortes  und  den  in  ähnlichen 
Schaulokalitäten  überall  gebräuchlichen  Anstandsvorschriften  gleichkommen. 

7.  Mozarteum s-V ereinsmitglieder  und  Konzert-Abonnenten  genießen 
nur  gegen  Vorzeigung  der  auf  den  Namen  derselben  ausgestellten  Jahres- 
karte —  „Mozartgemeinde-Mitglieder"  gegen  Vorzeigung  der  in  gleicher 
Weise  ausgestellten  Mitgliederkarte  auf  die  Jahresdauer  freien  Eintritt,  nicht 
aber  ohne  eine  solche. 

8.  Dem  Aufsichtspersonale  ist  es  gestattet,  nach  freiem  Willen  gegebene  Geschenke 
anzunehmen,  nicht  aber  solche  zu  verlangen. 

Salzburg,  im  Juni  1901. 

Für  die  Internationale  Stiftung:  „Mozarteum": 

Joh.  Ev.  Engl, 

d.  Z.  Archivar  und  Administrator. 


Die  Aufstellung  der  Schaugegenstände  im  „Mozart-Museum"  und  „Mozart-Häuschen", 
wie  die  Einrichtung  des  „Mozart-Albums"  brachte  Herr  Johann  Horner  als  damali- 
ger (später  aus  Gesundheitsrücksichten  freiwillig  resignierter)  Administrator,  Archi- 
var und  Zentral-Vorsteher  der  „InternationalenMozart-Gemeinde**  im  Jahre  1880  zur 
verdienstvollsten  Durchführung,  wie  derselbe  auch  die  I.  Auflage  dieses  Kataloges 
^=^=^=  im  Jahre  1882  zusammenstellte  und  in  Druck  legte.  —  . 


Das  Leben  und  Wirken  dieses  stets  selbstlos  und  opferwilligst  wirkenden  Mannes, 
welcher  der  „Internationalen  Stiftung:  Mozarteum",  der  er  als  Gründungsmitglied  schon 
am  18.  Juni  1869,  und  wieder  vom  20.  Februar  1877  bis  Ende  Dezember  1892  in  all 
seinen  mühevollen  und  erfolgreichen  Funktionärs-Angelegenheiten  15  volle  Jahre  hindurch, 
als  einer  der  tätigsten  Förderer  der  Vereinszwecke  angehörte,  findet  sich  im  XXIII. 
Jahresberichte  geschildert,  womit  dem  am  18.  Jänner  1903  im  77.  Lebensjahre  Ge- 
schiedenen ein  wohlverdientes  Gedenken  gestiftet  wurde. 


B.  Das  Mozart-Museum. 


Die  darin  befindlichen  Schaugegenstände  sind  mit  Zugrundelegung  der 
Resultate  der  neuesten  Mozartforschungen  beschrieben. 


I.  In  W.  A.  Mozarts  Geburtszimmer. 

a)  Familienbilder,  Büste  und  Mozartiana*). 

b)  Autographe  von  Kompositionen  und  Urkunden. 

c)  Mozarts  Instrumente. 


I.  Wand,  gegenüber  der  Eingangstüre. 

1.  Anna  Maria  PertI  (Pertlin).  Oelgemälde,  Brustbild  (84  cm  hoch, 
64  cm  breit).  W.  A.  Mozarts  Mutter,  etwa  in  der  Mitte  der  Dreißigerjahre. 
Sie  war  des  Wolfg.  Nik.  Pertl,  hochf.  salzb.  Pflegkommissärs,  am  1.  Mai 
1717  Pfleger  des  Gerichtes  Hüttenstein**)  zu  St.  Gilgen  in  Salzburg, 
(unter  ihm  wurde  zu  St.  Gilgen  von  1718 — 1720  das  heutige  k.  k.  Amts- 
gebäude erbaut,  das  er  am  27.  April  1720  bezog,  wo  er  am  9.  März  1724 
starb)  und  der  Eva  Rosina  Altmann  eheliche  Tochter,  geb.  am  Christtag, 
den  25.  Dezember  1720,  vermählt  mit  Leopold  Mozart  zu  Salzburg  am 
21.  November  1747,  gestorben  zu  Paris  3.  Juli  1778,  vis-ä-vis  dem  Hotel 
„Zu  den  vier  Haimonskindern",  Rue  du  gros  chenet,  im  58.  Lebensjahre***). 

Das  Gemälde  ist  kaum  gleichzeitig  mit  Nr.  2,  dem  ihres  Gatten,  gemalt.  Es  ist 
dasselbe  auch  im  Größenverhältnisse  in  der  Breite  und  Höhe  um  5  cm  kleiner;  aber  zufolge 
der  gleichen  Malweise  von  demselben  Maler,  der  nicht  bekannt  ist.  W.  A.  Mozarts 
Mutter  war,  soweit  man  sich  aus  Briefen  und  Berichten  von  ihr  eine  Vorstellung 
machen  kann,  eine  Frau  von  großer  Gutmütigkeit  und  voll  Liebe  für  die  Ihrigen,  ohne 
bedeutend  zu  sein.  Sie  ordnete  sich  willig  der  anerkannten  Ueberlegenheit  ihres 
Mannes  unter,  und  überließ,  was  außerhalb  des  Haushaltes  lag,  den  sie  mit  Ordnung  und 
Sparsamkeit  zu  führen  wußte,  mit  unbedingtem  Vertrauen  seiner  Sorglichkeit  und  Tätig- 
keit, y^obei  seiner  Neigung,  daf  Regiment  zu  führen,  von  ihrer  Seite  einige,  nicht  blos 
körperliche  Bequemlichkeit  entgegenkam.  Auf  diesen  sich  ergänzenden  Eigenschaften 
Beider  beruhte  gewiß  wesentlich  die  treue  herzliche  Liebe,  mit  welcher  beide  Gatten  in 
nahezu  Sljähriger  Ehe  aneinander  und  an  ihren  Kindern  hingen,  welche  unter  dem  stillen, 
aber  umso  nachhaltigeren  Einfluß  eines  reinen  und  tüchtigen  Familienlebens  den  besten 

*)  Die  Mehrzahl  der  bereits  nach  über  anderthalb  Jahrhunderten  in  sehr  bedenklicher  Weise  schad- 
haft gewordenen  Familienbilder,  wurde  im  Mai  1901  von  dem  Historienmaler  und  bewährten  Gemälde-Restau- 
rateur  hierorts,  Josef  Gold,  mit  künstlerischer  Hand,  ohne  daß  die  Originale  irgend  welchen  Schaden  erlitten, 
wieder  farbenfrisch  und  zur  vollsten  Zufriedenheit  wieder  hergestellt. 

**)  Wo  die  Mutter  als  Pflegerstochter  geboren  wurde,  dort  zog  die  Tochter  Maria  Anna  (Mozart) 
als  des  Pflegers  Joh.  Baptist  Berchthold  von  Sonnenburg  Gattin  im  Jahre  1784  ein  und  wohnte  dort  bis 
zu  ihres  Gatten  Tod  1801.  —  Dem  „Pfleger"  waren  das  Politische,  Justizielle  und  die  Polizeisachen  für  seine 
Amtshandlungen  innerhalb  seines  damals  salzburgischen  Gerichtsbezirkes  zugewiesen. 

***)  Es  wurde  im  Februar  1906  eine  Sammlung  eingeleitet  zur  Errichtung  eines  Gedenksteines  für 
Mozarts  Mutter  an  dem  k.  k.  Bezirksgerichtshause,  und  gleichzeitig  Photographien  von  diesem  und  dem  Ge- 
burtszimmer angefertigt  und  veröffentlicht,  welche  auch  dem  Mozart-Museum  für  das  Album  gespendet 
wurden. 


Grund  für  ihre  sittliche  Bildung  gewannen.  Sie  zeigte  auch  Sinn  für  heitere  Lebensfreude 
und  die  bescheidenen  Genüsse  ihrer  beschränkten  Stellung,  sowie  für  das  Derbkomische, 
was  sie  als  Salzburgerin  charakterisiert  und  in  welcher  Hinsicht  Wolfgang  ihr  echter 
Sohn  ist,  der  von  dieser  Laune  einen  guten  Teil  mitbekommen  hat.  An  der  Mutter  hingen 
die  Kinder  sehr.  Sie  war  eine  brave  Frau,  von  kräftiger,  fast  imposanter  Schönheit. 
Mutter  Anna  Maria  war  am  liebsten  zu  Hause.  Ihre  ersten  drei  Kinder:  Johann  Joachim 
Leopold  (geb.  18.  August  1748),  Maria  Anna  Cordula  (geb.  18.  Juni  1749)  und  Maria 
Anna  Nepomuzena  Walpurgis  (geb.  13.  Mai  1750)  —  ebenso  das  5.  und  6.  vorletzte 
Kind:  Johann  Karl  Amadeus  (geb.  4.  November  1752)  und  Maria  Creszentia  Franziska 
(geb.  8.  Mai  1754)  —  starben  schon  einige  Monate  und  noch  früher  nach  ihrer  Geburt. 
Nach  dem  drittgenannten  suchte  sie  Kräftigung  im  Heilbade  zu  Gastein.  Im  dritten  Bande 
des  dortigen  „Ehrenbuch"  ist  von  ihr  eigenhändig  geschrieben  zu  lesen*) :  „Dem  Höchsten 
ach  ich  danckh  Vor  (für)  das,  was  ich  gefunden.  Von  diesen  Edlen  Baad  in  fünf-  und 
neunzig  Stunden!  Maria  Anna  Mozartin,  den  12.  August  1750."  —  Von  den  acht  Kunst- 
reisen ihres  Gatten,  und  zwar:  vier  mit  beiden  Kindern,  vier  mit  Wolfgang  allein,  nahm 
sie  nur  an  der  ersten  nach  Wien  am  9.  September  1762  bis  Ende  Jänner  1763  teil.  — 
Ihre  dritte  und  letzte  Reise,  von  der  sie  nicht  wiederkehren  sollte,  trat  sie  mit  Wolfgang 
am  23.  September  1777  an.  Diese  führte  sie  über  Wasserburg,  München,  Augsburg  und 
Mannheim,  wo  sie  4^2  Monate  weilten,  nach  Paris,  das  Beide  erst  am  23.  März  1878 
erreichten  und  woselbst  die  Mutter  nach  nur  12tägiger  Krankheit  starb.  Am  7.  August 
des  gleichen  Jahres  schrieb  Leopold  Mozart  an  den  „Hochfürstlichen  Hofrat"  zu  Salz- 
burg: „Der  unverhoffte  sehr  betrübte  Tod  meiner  seeligen  Frau  in  Paris  zog  die  Noth- 
wendigkeit  der  gewöhnlichen  Sperre  nach  sich,  die  auch  ordentlich  vorgegangen.  Da  nun 
aber  meine  seelige  Frau,  als  ich  mich  mit  ihr  ehlich  verband,  nicht  das  geringste  Ver- 
mögen hatte,  an  ein  in  Zukunft  zu  erwerbendes  aber  bey  geringem  Gehalt  (damals 
400  fl.)  nicht  zu  gedenken  war,  die  Kleidungsstücke  und  wenig  übriges  sie  mit  sich  (nach 
Paris)  genommen,  folglich  von  ihr  nicht  das  geringste  hinterlassen  worden  .  .  ." 

2.  Johann  Georg  Leopold  Mozart.  Oelgemälde.  Brustbild  (89  cm 
hoch,  70  cm  breit).  Ursprünglich  ein  ovales  Brustbild:  W.  A.  Mozarts 
Vater.  Dieses  Gegenstück  zu  dem  Obigen  zeigt  uns  Leopold  im  37.  Lebens- 
jahre. Die  Hand  auf  die  „Violinschule"  stützend,  daher  jedenfalls  nicht  vor 
1756,  dem  Jahre  der  auf  Kosten  des  Autors  bei  Johann  Jakob  Lotter  in 
Augsburg  gedruckt  erschienenen  I.  Auflage  der  j, Gründlichen  Violinschule" 
und  zugleich  der  Geburt  Wolfgang  Amadeus,  des  Sohnes,  vielleicht  auch 
aus  diesem  Anlasse  gemalt. 

Ein  stattlich  schöner  Mann.  Von  den  acht  Kindern  des  Buchbinders  Joh.  Georg 
Mozart,  der  aus  dieser  Familie  die  Reihe  der  Buchbinder  eröffnete,  der  erstgeborne  Sohn  aus 
der  zweiten  Ehe  dieses  seines  Vaters  mit  Anna  Maria  Sulzer,  war  er  am  14.  November  1719 
zu  Augsburg  geboren  und  kam  1737  an  die  Salzburger  Universität,  wo  er  bis  1739  Logik 
studierte  und  zwar  unter  den  zwei  Dekanen  der  philosophischen  Fakultät:  Oddo  von  Gutrath 
(von  St.  Peter)  und  Robert  Sembier.  In  das  „Album  studiosorum"  schrieb  er  eigenhändig 
anno  1737:  Joannes  Georgius  Leopoldus  Mozart,  Augustanus  Suevus  Logicos",  und  ist  im 
„Album  der  Mitglieder  der  größeren  Kongregation"  pro  1738  noch  unter  den  „D.  D.  Logici" 
verzeichnet.  Er  wurde  bei  dem  ersten  Jahresschlüsse  mit  dem  Lorbeer  der  Fakultät 
öffentlich  und  festlich  mit  Andern  ausgezeichnet.  Zwei  Jahre  später  (1740)  trat  er  als 
Kammerdiener  in  die  Dienste  des  Domherrn  und  Konsistorialpräsidenten  des  Grafen  Joh. 
ßapt.  Thurn-Valsassina  und  Taxis,  wurde  1743  Hof-Violonist  und  Komponist,  Orchester- 
Direktor  und  Violinmeister  im  Kapellhause  mit  jährlich  400  fl.  Gehalt,  und  vermählte 
sich  am  21.  November  1747  zu  Salzburg  in  der  Domkirche  mit  Anna  Maria  Pertl. 
„Diesen  Gedanken  hatten  wir  schon  viele  Jahre  zuvor.  Gute  Dinge  wollen  ihre  Zeit", 
schrieb  Leopold  an  seine  Frau  nach  25  Jahren  am  Hochzeitstage,  21.  November  1772, 
aus  Mailand.  Das  Ehepaar  galt  seinerzeit  für  das  schönste  in  der  Stadt,  dem  die  Por- 
träte nicht  widersprechen  und  wovon  das  Leopolds  im  Stich  sich  auch  in  der  Violin- 
schule findet**).  Unter  Kapellmeister  Lolly  wurde  Leopold  am  18.  Februar  1762  Vice- 
kapellmeister  mit  400  fl.,  1778  mit  500  fl.  Jahresgehalt.  Als  Komponist  schrieb  er  unter 
Anderem:  (1740)  6  Violin-Trios,  von  ihm  selbst  in  Kupfer  radiert,  später  12  Oratorien  und 
zahlreiche  Kirchenmusik  (mehrere  sind  in  der  „Wachskammer"  der  Domkirche),  theatralische 


*)  Entnommen  der  „Berichterstattung  des  Archivars"  Johann  Horner  im  X.  Jahresberichte  (für  1890) 
der  „Internationalen  Stiitung:  Mozarteum",  pag.  15. 

**)  In  einem  Briefe  vom  14.  März  1756  teilt  Leopold  Mozart  an  Lotter  in  Augsburg  Ausührliches  über 
dieses  S2in  BiU  mit  (im  Besitze  von  Friedrich  Cohen,  Buchhandlung  in  Bonn,  noch  im  Mai  1901). 


Werke,  Symphonien,  an  30  Sonaten,  Konzerte  für  Blasinstrumente,  Trios  u.  s.  w.,  dann 
die  schon  erwähnte  „Violinschule". 

An  Auflagen  erschienen  von  diesem  Buche  bei  Joh.  Jakob  Lotter  in  Augsburg: 
die  I.  1756,  II.  1769,  III.  1787,  nach  seinem  Tode  die  IV.  1791,  und  die  IV.  „vermehrte"  Auf- 
lage i.  J-  1800.  Das  Manuskript  befand  sich  noch  am  15.  Februar  1900  im  Besitze  des 
Stadtrates  F.  Suhle  in  Weimar.  Leopold  schreibt  an  Wolfgang  am  27.  August  1778  nach 
Paris:  „daß  er  durch  den  Verkauf  seiner  Violinschule  jährlich  gering  gerechnet  50  fl. 
einnehme",  daß  „seine  Schwester  jetzt  monatlich  10  fl.  gewiß  verdient  und  sich  damit 
kleidet,  indem  sie  die  zwey  kleinen  Fräulein  von  der  Gräfin  Maria  Franzisca  (der 
Schwester  des  Erzbischofes  Hieronymus,  verheiratete  Gräfin  von  Walis)  im  Klavier 
unterrichtet,  und  zwar  täglich,  ich  aber  die  größeren  Zwey."  Das  Honorar  war  4  fl.  oder 
einen  Dukaten  für  zwölf  Lektionen!  Die  Violinschule  wurde  auch  ins  Französische,  und, 
wie  er  am  16,  Mai  1766  aus  Paris  an  Hagenauer  schreibt:  „in  dem  nämlichen  Format 
in  meinem  Angesichte  ins  Holländische  übersetzt,  dem  Prinzen  Wilhelm  (von  Oranien) 
dedicirt  und  zu  seinem  Installations-Feste  überreicht.  Die  Edition  ist  ungemein  schön." 
Diese  Letztere  erschien  bei  Joannes  Enschede  (The  Haerlem  1766),  mit  einer  Vorrede 
des  Verlegers  an  den  Prinzen,  vom  8.  März  1766. 

Durch  dieses  Werk  erwarb  er  sich  den  größten  und  ausgebreitetsten  Ruf.  Es  war 
die  erste  und  eine  lange  Reihe  von  Jahren  hindurch  die  einzige  Unterweisung  im  Violin- 
spiele und  sie  neigte  sich  zur  tartinischen  Schule.  Im  Jahre  1759,  am  24.  Hornung,  er- 
schien: „Der  Morgen  und  Abend  den  Inwohnern  der  hochfürstlichen  Residenzstadt  Salz- 
burg melodisch  und  harmonisch  angekündigt:  12  Musikstücke  für  das  Klavier,  deren  eines 
täglich  in  der  Festung  Höhen-Salzburg  auf  dem  „Hornwerk"  morgens  und  abends  ge- 
spielt wird."  Die  Nummern  1,  4,  8,  11  und  12  sind  von  der  Komposition  des  ersten 
Hof-Kapellmeisters  Johann  Ernest  Eberlin  (1748—1763),  Nr.  2,  5,  6,  7,  9  und  10  des 
Leopold  Mozart,  Nr.  3  aber  „der  alte  Choral"  des  Augustin  Ebler  aus  dem  Jahre  1502, 
d.  i.  seit  dem  Bestehen  des  „Hornwerkes",  welches  Erzbischof  Leonhard  von  Keutschach 
gleichzeitig  mit  der  von  ihm  zu  Ehren  des  hl.  Georg  erbauten  und  eingeweihten  Schloß- 
kirche verfertigen  ließ*).  Im  Uebrigen  zeigte  er  viel  Gelehrsamkeit  und  war  der  Selbst- 
erzieher seiner  am  Leben  gebliebenen  beiden  Kinder,  des  4.  (Marianne)  und  des  7. 
(Wolfgang).  Abt  Dominikus  Hagenauer  von  St.  Peter  schreibt  in  seinem  Tagebuch  I.  Bd. 
pag  246:  „Leopold  Mozart  brachte  seine  Lebenstage  meistens  in  hiesigen  Hofdiensten 
zu,  hatte  aber  das  Unglück,  hier  immer  verfolgt  zu  werden,  und  war  bei  Hofe  nicht  so 
beliebt,  wie  in  anderen  größten  Orten  Europas".  —  Leopold  Mozart  starb  am  Pfingst- 
montag früh,  am  28.  Mai  1787  (im  Wohnhause :  heute  Makartplatz  8,  I.  Stock)  und  wurde 
zu  St.  Sebastian  begraben. 

Die  neue  Steineinfassung  erhielt  das  Grab  im  April  1884  durch  das  Mozarteum,  eben- 
so seit  der  Wiederauffindung  desselben  am  23.  April  1898  (nach  111  Jahren)  durch  den 
Herausgeber,  auch  eine  diesbezügliche  Inschrifttafel  und  seither  den  alljährlichen  Blumen- 
schmuck. (Siehe  „Mozartiana",  Mozartstudien,  5.  Folge,  im  XVII.  Mozarteums-Jahres- 
berichte 1897:  „Leopold  Mozarts,  des  Vaters,  Grabstätte  ist  gefunden"  und  „Aus  Leopold 
und  des  Sohnes  Wolfgang  Mozarts  irdischem  Lebensgange",  Vortrag,  gehalten  am  13. 
Februar  1902  in  der  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde,  von  Joh.  Ev.  Engl,  ab- 
gedruckt in  den  „Mitteilungen"  im  XLII.  Bande,  II.  Heft,  pro  1902,  mit  Leopold  Mozarts 
Porträt  nach  dem  Original-Gemälde,  als  Titelbild). 

3.  Die  •Familie  Mozart.  Oelgemälde  (140  cm  hoch  und  186  cm  breit) 
von  Johann  Nepomuk  de  la  Croöe  in  Salzburg  gemalt.  W.  A.  Mozart  und 
seine  Schwester  Marianne  sitzen  am  Fortepiano,  das  sie  spielen,  neben 
ihnen,  gleichfalls  sitzend,  der  Vater  Leopold  Mozart  mit  der  VioHne  in  der 
Hand  in  horchender  Stellung.  Im  Hintergrunde  an  der  Wand  hängt  sinnig 
ein  Medaillon  mit  dem  Porträt  der  verstorbenen  Frau  Anna  Maria  Mozart, 
Mutter  Mozarts,  kopiert  von  dem  Originale  Nr.  1.  Rechts  und  links,  durch 
den  Vorhang  etwas  bedeckt,  sind  zwei  mythologische  Statuetten  zu  bemerken : 
Minerva  (unbewaffnet,  den  Schild  in  der  Rechten)  und  Apollo.  Es  war  etwa 
im  Februar  oder  März  1781  vollendet. 

Joh.  Nep.  de  la  Cro(^.e,  geboren  7.  August  1736,  war  als  Porträtmaler  zu  Burg- 
hausen und  Salzburg  ansässig  und  ein  Schüler  des  Peter  Anton  Lorenzoni.  Dieser  Letzt- 

*)  Siehe  „Das  Hornwerk  auf  Höhen-Salzburg,  dessen  Geschichte  und  Musikstücke"  von  Joh.  Ev.  Engl, 
Salzburg,  1.  Mai  1893.  Der  alte  „Choral"  von  Aügistin  Ebler,  1502,  war  um  4  Uhr  morgens  und  nach  dem  Ave 
Maria-Läuten  abends  bis  zu  L.  Mozarts  Zeit  von  dort  herab,  als  ältestes  und  einziges  Musikstück,  zu  höre». 


genannte  war  der  Sohn  eines  Schmiedes  aus  Trient  und  bildete  sich  als  Maler  in  Rom, 
kam  durch  den  Grafen  Lactanz  von  Firmian  nach  Salzburg  und  wurde  hier  zunächst 
Antekammerdiener  des  Erzbischofes  Sigismund  III.,  Grafen  von  Schrattenbach.  Seine 
Malweise  fällt  in  die  Zeit  von  1730  bis  gegen  1780,  als  er  im  Schlosser  Schneiderhause 
(heute  Festungsgasse  Nr.  4)  als  ein  sehr  vermöglicher  Mann  starb.  (Siehe  u.  A.  „D'w 
Auferstehung  der  Toten"  im  Friedhof  zu  St.  Peter,  Halle  Nr.  VI,  von  ihm  gemalt  in- 
Jahre  1766.) 

W.  A.  Mozart,  der  von  seiner  Pariser  Reise  anfangs  1779  wieder  nach  Salzburg  in 
das  Elternhaus  zurückgekehrt  war  und  sich  seit  Anfang  November  1780  zur  Beendigung 
und  Aufführung  seines  „Idomeneo"  in  München  befand,  fragt  in  den  Briefen  an  den 
Vater  in  Salzburg  wiederholt  nach  diesem  Bilde.  So  schreibt  er  am  22.  November: 
„Nun  werden  Sie  ja  doch  schon  im  Bilde  angefangen  sein?  und  meine  Schwester  schon 
gar  zu  gewiß.  Wie  fällt  es  aus?"  Demzufolge  ist  das  Bild  bereits  in  der  Zeit  zwischen 
1780  und  1781  gemalt  und  saß  dazu  erst  der  Sohn  Wolfgang  vor  seiner  Abreise^  von 
Salzburg,  wohin  er  erst,  da  ihn  sein  Schicksal  von  München  nach  Wien  führte,  Ende 
Juli  1783  nochmal  und  zum  letzten  Male  auf  drei  Monate  zurückkehrte,  als  seil* 
Vater  schon  am  Hannibal-  (jetzt  Makart-)  Platz  wohnte,  und  er  demselben  dort  mit 
seiner  Frau  Constanze  einen  Besuch  machte,  die  Missa  in  C-moll,  Köchel  Verz.  Nr.  427,  im 
Kyrie,  Gloria,  Sanctus  und  Benedictus  vollendet,  hieher  brachte,  die  fehlenden  Sätze 
aus  einer  anderen  Messe  ergänzte,  am  23.  August  im  Kapellhause  probierte  und  zwei 
Tage  später,  am  25.  August  in  der  St.  Peterkirche  diese  seine  Gelöbnismesse  („wenn  er 
Constanze  als  seine  Frau  nach  Salzburg  brächte")  aufführte  und  dirigierte,  wobei  seine 
Frau  die  Sopranpartie  sang.  Aus  dieser  Messe  stellte  Mozart  1785  die  Cantate  „Da- 
vidde  penitente",  Köchel  Verz.  Nr.  469,  zusammen.  -  (Vom  10.  Februar  bis  26.  April  1785 
erwiderte  der  Vater  den  Besuch  in  Wien,  wurde  Mitglied  der  Freimaurerloge  „Zur  wahren 
Eintracht",  wie  es  Wolfgang  schon  etwas  früher  und  so  auch  Blumauer,  Schikaneder^ 
Gechinger,  Alxinger  u.  a.  waren,  und  er  sah  den  Sohn  dann  nie  mehr  wieder.) 

Das  Familienbild  fügte  Nissen  der  „Biographie  Mozarts",  pag.  46,  als  Stahlstich 
bei,  gedruckt  von  Jos.  Lacroix  in  München.*)  Constanze  vererbte  das  Originalbild  testa- 
mentarisch an  ihre  Schwester  Sophie  Haibl,  von  der  es  an  den  ersten  Domkapellmeister 
und  Mozarteumsdirektor  AI.  Taux,  und  durch  diesen  als  Geschenk  an  das  Mozarteum 
kam.  Die  Schwester  Marianne  bezeichnet  darauf  ihres  Bruders  Porträt  in  einem  Briefe 
vom  2.  Juli  1819  an  Dr.  Leopold  Edlen  von  Sonnleithner,  Hof-  und  Gerichtsadvokat  in 
Wien  (gest,  1873),  als  „sehr  gut". 

4.  W.  A.  Mozart  im  Galakleide.  Oelgemälde.  Kniestück.  (81  cm 
hoch  und  62  cm  breit),  im  7.  Lebensjahre,  an  einem  Klavier  stehend.  Viel- 
leicht noch  vor  der  Rückreise  nach  Salzburg  in  Wien  gemalt.  Maler  un- 
bekannt. 

Dieses  Bild  entstand  in  der  Zeit,  als  der  nahezu  7jährige  Wunderknabe  zu  seinemi 
ersten  Auftreten  am  Hofe  der  Kaiserin  Maria  Theresia  in  Wien  am  13.  Oktober  1762 
mit  einem  vollständigen  Hofanzuge,  wie  ihn  damals  die  Erzherzoge  trugen,  beschenkt 
worden  war,  in  welcher  Galatracht  er  mit  der  Schwester  und  dem  Vater  am  genannten 
Tage  abends  7  Uhr  nach  Schönbrunn  zu  Hofe  fuhr,  wo  die  Familie  3  Stunden  ver~ 
weilte.  —  Am.  21.  waren  sie  wieder  dahin  befohlen  worden,  wonach  Wolfgang  am 
Scharlachausschlage  erkrankte.  —  Das  Bild  kam  durch  die  Witwe  Constanze  an  das. 
Mozarteum. 

Sein  rundes,  frisch  gerötetes,  pausbäckiges  Gesicht  mit  einem  ganzen  Himmel  vorr 
kindlicher  Innigkeit  um  Auge  und  Mund,  läßt,  wenn  auch  noch  nicht  bestimmt,  doch 
schon  andeutend,  im  Ausdrucke  die  späteren  Gesichtszüge  erkennen,  die  typisch  ge- 
worden sind 

Im  Briefe  aus  Wien  vom  19.  Oktober  1762  an  Kaufmann  Johann  Lorenz  Hagen- 
auer,  seinen  Hausherrn,  erwähnt  Leopold  Mozart  des  erhaltenen  Hofkleides  für  "Wolf- 
gang und  dessen  Schwester.  Er  schreibt:  „Wollen  Sie  wissen,  wie  des  Woferl  (Wolf- 
gangs)  Kleid    aussieht?    Es  ist  von   feinstem  Tuche,    lilafarben;    die   Weste  von  Moir, 


*)  Am  14.  Juni  1823  schreibt  Constanze,  nunmehr  Etatsrätin  [von  Nissen,  aus  München  an  Spontii:i 
nach  Berlin:  „Seit  4  Wochen  bin  ich  also  hier  und  werde  alle  meine  (6)  Gemälde,  die  in  der  „Biographie  W. 
A.  Mozarts"  von  Nissen  in  Steindruck  erscheinen  sollen  (die  Porträts:  „G.  N.  von  Nissen",  „Die  Familie 
Mozart",  „Mozart  im  Galakleide",  „Mozart  als  Mann",  „Constanze",  als  dessen  Ehefrau,  und  „Mozarts  Söhne") 
durch  die  Güte  des  Ritters  von  Cornelius,  Direktor  der  bildenden  Künste,  dahinbringen,  daß  es  lauter 
Kunstwerke  seyn  sollen.  Dieser  große  Mann,  der  mich  aus  Verehrung  für  Mozart,  so  wie  Sie,  mein  Freund, 
mit  der  grössten  Freude  aufnahm,  bietet  nun  alles  mögliche  auf  und  hültt  mir,  dass  die  Gemälde  aufs  Beste 
und  Schönste  gemacht  werden,  um  der  Mozart'schen  Biographie  würdig  zu  seyn,  ja  er  legt  sogar  selbst  Hand 
an.  Welch  ein  Mann,  der  König  kann  stolz  seyn,  ihn,  der  seit  300  Jahren  seynensgleichen  nicht  hat,  zu 
besitzen. 


nämlicher  Farbe,  Rock  und  Camisol  mit  doppelten  und  breiten  Goldborten.  Es  war  für 
den  Erzherzog  Maxmilian  gemacht.  Der  Nannerl  ihr  Kleid  war  das  Hofkleid  einer 
Erzherzogin  (Maria  Antoinette).  Es  ist  weiß  brochirter  Taffent  mit  allerhand  üarnier- 
ungen". 

5.  Maria  Anna  Mozart  im  Galakleide.  Oelgemälde.  W.  A.  Mozarts 
Schwester  im  12.  Lebensjahre,  gleichzeitig  mit  dem  Vorgenannten  von 
einem  unbekannten  Maler  in  gleicher  Rahmengröße  gemalt. 

Sie  erscheint  auf  diesem  Bilde  nicht  minder  anmutig,  wie  ihr  Bruder,  aber  doch 
abweichend  von  der  obigen  Mitteilung  des  Vaters,  im  festabschließenden,  rötlich-violetten, 
ausgeschnittenen  und  mit  reicher  Spitzengarnierung  versehenen  Miederkleide,  die  Arme 
frei,  trägt  eine  Perücke,  auf  derselben  ein  kleines  Schmuck-Bouquet,  wie  Flieder,  in  den 
Ohren  dreifache,  lange  Diamantgehänge  und  der  Brust  ist  ein  blaßviolettes  Blumen- 
sträußchen vorgesteckt.  Auch  sie  steht  an  einem  Klavier,  auf  welchem  ein  Notenblatt 
aufliegt,  mit  ein  paar  Takten  lesbar  im  Sopranschlüssel  und  ^/4-Takte  (in  C-dur),  die 
aber  als  Komposition  unbekannt  sind. 

Marianne,  von  den  Ihrigen  nach  der  Salzburger  Mundart  „Nannerl"  genannt, 
wurde  am  30.  Juli  1751  zu  Salzburg  geboren,  ihre  Jugend-  und  Bildungsgeschichte  fiel 
mit  jener  ihres  Bruders  zusammen.  Sie  war  mit  dem  Vater  und  Bruder  auf  den  ersten 
vier  Kunstreisen:  nach  München  im  Jänner  1762,  nach  Wien  im  Oktober  1762,  auch 
außer  Deutschland  nach  Paris,  London,  Holland,  in  die  Schweiz  vom  Juni  1763  bis  Ende 
November  1766  und  nach  Wien  im  September  1767.  Während  der  weiteren  sechs  Kunst- 
reisen ihres  Bruders  mit  dem  Vater,  blieb  sie  bei  der  Mutter  im  elterlichen  Hause  zurück, 
half  den  Haushalt  mit  besorgen,  verfertigte  Spitzenarbeiten  und  bildete  sich  im  Klavier- 
spiele zur  Virtuosin  und  Lehrerin  weiter  aus.  Sie  vermählte  sich  am  23.  August  1784 
mit  dem  Witwer,  dem  salzburgischen  Hofrat  und  Pfleger  zu  St.  Gilgen,  Joh.  Bapt. 
Keichsfreiherrn  von  Berchthold  zu  Sonnenburg,  welcher  dritten  Ehe  seitens  ihres  Gatten 
(geb.  22.  Oktober  1736),  der  1792  der  erste  Reichsfreiherr  seines  Geschlechtes 
ward,  ein  Sohn  und  zwei  Töchter  entstammten.  Marianne  wurde  am  26.  Februar  1801 
Witwe,  nahm  mit  ihren  Stiefkindern,  dann  dem  Sohne  Leopold*)  und  ihrer  Tochter 
Jeanette  (geb.  23.  März  1789,  gest.  L  Sept.  1805  zu  Salzburg)  —  eine  zweite  Tochter 
Maria  (geb.  27.  November  1790)  starb  schon  am  24.  April  1791  zu  St.  Gilgen  —  von 
ihrem  verstorbenen  Gatten  mit  einem  lebenslänglichen  Fruchtgenuß  von  jährlich  300  fl. 
bedacht,  ihr  Domizil  in  Salzburg  und  damit  auch  wieder  den  Klavierunterricht  auf.  Zu 
ihren  Schüler/i  zählten  ihre  Tochter  Jeanette  seit  1795,  Volderauer,  Frau  von  Cantori 
(geb.  Heffter),  Matth.  Gschnitzer  u.  a.  Hochgeachtet  und  beliebt,  wohnte  sie  mit  be- 
quemen Auskommen  im  Rubinig-  (jetzt  Buxbaum-)  Hause  i.i  der  Sigmund  Haffnergasse 
Nr.  12,  3.  Stock,  hatte  das  Unglück,  im  Jahre  1825  zu  erblinden**),  starb  am  29.  Oktober 
1829,  nachmittags  12\'2  Uhr  an  Entkräftung  und  wurde  zufolge  ihrer  letztwilligen  Codi- 
cillbestimmung  vom  1.  Juli  1827:  „daß  sie,  statt  (wie  sie  es  im  Testamente 
wollte)  auf  St.  Sebastian  in  das  Grab  ihres  Vaters,  —  nach  St.  Peter, 
in  die  sogenannte  Commungruft  begraben  werden  will",  auch  dahin  be- 
stattet. Es  war  ein  Jahr  früher  (26.  März  1825),  als  Constanze  von  Nissen  (deren  Schwä- 
gerin) Liren  zweiten  Gatten,  von  Nissen,  in  das  Grab  von  Mariannens  Vater,  (Leopold 
Mozart),  bestattet  hatte  und  dem  Ersteren  das  Denkmal  errichten  ließ,  worauf  aber,  wie 
bereits  bemerkt  wurde,  der  Name  „Leopold  Mozart"  fehlte,  vielleicht  auch  der  bezüg- 
liche Gedenkstein  ihres  Schwiegervaters  entfernt  wurde.  Darüber  hatte  nun  Marianne 
alle  Ursache  verstimmt  zu  sein  und  wünschte  daher  auch  nicht  seinerzeit  das  Grab  mit 
ihr  zu  teilen.  Ueberdies  stand  Marianne  mit  Constanze  seit  ihres  Bruders  Tod  (5.  De- 
zember 1791)  in-  keinem  näheren  Verkehr,  auch  nicht  als  beide  in  Salzburg  lebten.   „Sie 

*)  Dieser  wurde  geboren  27.  Juli  1785,  mittags,  in  seines  Großvaters  und  Taufpatens  Leopold  Mozarts 
letzter  Wohnung  (heute  Makartplatz  Nr.  8)  und  getauft  am  selben  Tage  abends  5  Uhr  in  der  alten,  von  1401 
bis  1851  bestandenen  St.  Andreaskirche.  —  Er  vermählte  sich  in  Bregenz  am  16.  April  1816  mit  Therese 
Sophie  Fug.<;s  (geb.  8.  Juni  1795),  der  Tochter  des  fürstl.  Oettingen  Wallersteiner'schen  Hofrates  und  Land- 
vogtes zu  Utzwingen,  und  seiner  Gattin  Marianne  von  Auer.  Er  war  vorher  (1803—1808)  beim  k.  k.  Inf.-Reg. 
Stain,  1899  Leutnant,  dann  Oberleutnant  der  Salzburger  Landwehr,  1813  k.  bayr.  Mautstationist  zu  Flos  in 
Tirol.  In  Bregenz  wurde  ihm  als  provisorischen  Maut-Oberamts-Kontrollor  1817  eine  Tochter  Henriette  ge- 
boren —  die  einzige  Großnichte  W.  A.  Mozarts  —  welche  in  Innsbruck  die  Ehefrau  des  Militär-Verpilegs- 
beamten  Franz  Forschter  wurde,  der  i.  P.  mit  seiner  Familie  nach  Graz  übersiedelte.  Leopold,  ihr  Vater, 
starb  am  15.  Mai  1840  zu  Innsbruck  als  Cameral-Kontrollor  und  Henriette  am  18.  Mai  1890,  nahezu  73  Jahre 
alt,  an  Altersblödsinn  im  Irrenhaus  „Feldhof"  bei  Graz,  wo  sie  seit  12.  Juni  1838  untergebracht  war,  und  sich 
auch  ihre  Tochter  Berta  (geb.  11.  Juni  1842)  seit  16.  Mai  1888  zum  sechster  Male  und  noch  derzeit  (Sep- 
tember 1935)  —  über  64  Jahre  alt  —  befindet,  während  Forschters  Sohn  Gustav  (geboren  1841)  als  k.  k. 
Oberleutnant  im  In  .-Reg.  Nr.  42  am  23.  Dezember  1875  zu  Theresienstadt  an  Gehirntyphus  starb. 

**1  Constanze  von  Nissen  schrieb  1829  an  Madame  Spontini  nach  Berlin:  ,,Am31.  Oktober  1829  wurde 
meine  gute  Schwägerin  begraben;  Gott  Lob  und  Dank,  daß  diese  gute,  durch  vier  Jahre  blinde  Frau  es  über- 
standen hat."  (,, Katalog  der  Autographensammlung"  von  Leo  Lippmanns  Sohn,  Berlin  1892). 


hatte  seit  dem  Jahre  1801  keinen  Brief  mehr  von  Constanze  erhalten,  wußte  von  deren 
Kindern  (Karl  und  Wolfgang)  gar  nichts  und  erfuhr  der  Schwägerin  Wiederverehelichung 
mit  Nissen  nur  durch  Fremde",  wie  sie  am  2.  Juli  1819  an  Regierungsrat  von  Sonn- 
leithner  schrieb.  —  Ihr  Sohn  Leopold  errichtete  ihr  in  der  St.  Peterkirche,  neben  Michael 
Haydns  Denkmal  und  dem  Gedenksteine  für  Ritter  Sigmund  von  Neukomm,  eine  Votiv- 
Tafel. 

In  dem  am  31.  Oktober  1829  publizierten  Testamente  (vom  20.  Oktober  1823)  ist 
Marianne  noch  selbst  unterschrieben,  das  Codicill  vom  1.  Juli  1827  hiezu  ist  gefertigt 
mit  dem  Wappen  und  drei  Kreuzen  „als  Handzeichen  der  (1825)  erblindeten  Erblasserin." 
Im  Letzteren  verfügte  sie  u.  a.:  „daß  1.  ein  alter  gefaßter  goldener  Ring  mit  11  Diaman- 
ten, 2.  ein  Kreuz  von  Granaten,  3.  zwei  goldene  Ohrringe  mit  blauen  Steinen,  4.  ein 
geschmolzenes  Angehäng,  5.  ein  silbernes  Riechbüchsel  in  einer  hölzernen  Kapsel  und 
6.  die  Wanduhr  in  ihrem  Schlafzimmer  nach  dem  Tode  des  Sohnes  Leopold,  ihres 
Universalerbens,  den  Relikten  der  Familie  Mozartübergeben  werden  sollen,  weil  selbe 
noch  von  der  Verlassenschaft  der  Urgroßmutterherrühren,  und,  was  ich  hoffen  will, 
auch  denselben  schätzbar  bleiben  werden,"  welcher  Verfügung  aber  nachgehends  nur 
teilweise  entsprochen  wurde. 

Marianne  hinterließ  ihrem  oberwähnten  Sohne  Leopold  in  Barem  146  fl.  18  kr.^ 
eine  Medaille  auf  die  Vermählung  des  bayrischen  Kronprinzen  Ludwig  (1825— 1848  König 
Ludwig  I.),  eine  solche  mit  dem  Porträte  Mozarts,  eine  goldene  Schaumünze,  Pretiosen, 
und  an  Obligationen  und  Schuldurkunden  6975  fl.,  ferner  Leibeskleidung,  Wäsche,  Zimmer- 
einrichtung und  ein  Pianoforte  (ein  Klavichord),  wofür  die  Versteigerung  einen  Erlös 
von  643  fl.  39  kr.  erzielte.  Sperrelation  vom  30.  Oktober  1829.  (Siehe  „Mozartiana" : 
Mozartstudien,  5.  Folge,  von  Joh.  Ev.  Engl,  im  XVII.  Mozarteums-Jahresberichte  1897 
„Testament,  Codicill  u.  s.  w.,  der  Schwester  W.  A.  Mozarts"  und  „Die  reichsfreiherr- 
liche  Familie  von  Berchthold  zu  Sonnenburg." 

6.  W.  A.  Mozart  von  Fr.  Schwörer.  Stahlstich  von  P.  Barfuss  in 
München.  Ein  vollständig  idealisierter  Mozart.  Eigentum  der  Verlagshand- 
lung Bruckmann  in  München  (noch  im  Dezember  1887). 

„Jung  groß,  spät  erkannt,  nie  erreicht"  stand  auf  dem  ersten  Grabstein  von  grauem 
Marmor,  den  die  berühmte  Sängerin  Marie  Hasselt-Barth  über  Mozarts  vergessenen  und 
nur  mehr  vermutlichen  Grabe  am  30.  Jänner  1844  errichten  ließ,  bevor  es  die  Wiener 
Kommune  am  6.  September  1859  mit  ihrem  Denkmale  und  dem  Werke  Hans  Gassers 
schmückte,  —  die  kürzeste,  inhaltsschwerste  Biographie  in  sechs  Worten!  Der  Grab- 
stein ist  seither  verschwunden  und  das  Denkmal  wurde  im  Frühjahre  1891  auf  den 
Wiener  Zentralfriedhof  überführt  und  dort  in  der  Komponistenecke  im  Halbkreise  wieder 
aufgestellt,  der  seit  1888  auch  die  Gräber  Beethovens,  Schuberts  und  seit  1890  jenes 
Glucks  umschließt. 

Im  „Anhang"  zu  Nissens  „Biographie  W.  A.  Mozarts"  (1828),  werden  bereits  51  ex 
professo  erschienene  „Biographien"  und  30  darauf  bezügliche  „Druckschriften"  erwähnt. 

Geboren  zu  Salzburg  27.  Jänner  1756,  abends  8  Uhr,  wurde  Mozart  tags  darauf 
um  10  Uhr  vormittags  in  der  alten  rechtsseitigen  Taufkapelle  des  Domes  getauft. 

Zur  „Chronik  des  Geburtsjahres  Mozarts"  möge  hier  auch  ein  trauriges  Ereignis 
mitgeteilt  werden.  Auf  der  Kapuzinerstiege  zum  „Johanniskirchlein"  findet  sich  an  der 
Rückseite  desselben  unter  dem  Thorbogen  eine  kleine  Marmortafel  eingemauert,  deren 
Inschrift  meldet:  „Anno  1756  Seind  hier  an  einem  Sonntag  vor  Portiuncula  (Anfangs 
August)  im  Gedränge  6  arme  Persohnen  Elend  zertretten  worden.  Gott  gebe  ihnen  die 
ewige  Ruhe.  Pater  noster,  Ave  Maria."  —  In  dieses  sein  Geburtsjahr  fiel  auch  der 
Beginn  des  siebenjährigen  Krieges  (1756—1762)  Friedrich  II.  des  Großen  mit  Oester- 
reich  unter  Maria  Theresia,  worauf  sich  so  manche  Stellen  der  Briefe  des  Vaters  Mo- 
zarts an  seinen  Hausherrn  Lorenz  Hagenauer  während  der  großen  Auslandsreise  (1763 — 
1766)  mit  den  beiden  Kindern  beziehen. 

Mit  dem  dritten  Jahre  schon  zur  Kunst  angeregt,  genoß  Mozart  bereits  im  vierten 
Jahre  die  Unterweisung  seines  Vaters  im  Pianofortespiel,  machte  als  Violin-,  Pianoforte- 
und  Orgelspieler,  Sänger  und  Komponist  in  den  ersten  24  Jahren  seines  Lebens  zehn 
Kunstreisen,  gab  mit  7  Jahren  seine  ersten  drei  Sonaten  im  Stich  heraus,  wurde  1769 
„hochfürstlich  salzburgischer  Violinist  und  Konzertmeister"  am  erzbischöflichen  Hofe 
ohne  Gehalt,  9.  August  1772  mit  150  fl.  R.-W.,  17.  Jänner  1779  daselbst  „Hof-  und  Dom- 
organist"  mit  jährlich  450  fl.,  8.  Juli  1770  „Ritter  vom  goldenen  Sporn"  (wie  seinerzeit 
Gluck)  durch  den  Papst  Clemens  iV.  zu  Rom,  10.  Oktober  1770  Mitglied  der  „academica 
filarmonica"  in  Bologna,  5.  Jänner  1771  Ehrenkapellmeister  der  „academica  filarmonica" 


in  Verona,  im  Juni  1781  in  Wien,  sich  vom  dort  gleichzeitig  anwesenden  Erzbischofe 
in  Salzburg  lossagend,  an  Stelle  Ritter  von  Glucks,  7.  Dezemberl787  „k.  k.  Kammer- 
Kompositoi"  mit  800  fl.  Gehalt  —  Kapellmeister  in  wirklichen  Diensten  Seiner  k.  k. 
Majestät"  stand  auf  den  Anschlagzetteln  des  „Don  Giovanni"  (29.  Oktober  1787)  — 
heiratete  am  4.  August  1782  in  Wien  seine  innigst  geliebte  Constanze*)  und  erhielt  am 
9.  Mai  1791  auf  sein  Ansuchen  die  Ernennung  zum  „Kapellmeister-Adjunkten"  ohne 
Gehalt  vom  Magistrat  bei  der  St.  Stephans-Domkirche  in  Wien.  Von  den  nahezu 
36  Lebensjahren,  worauf  ihm,  da  er  zu  Wien  am.  5.  Dezember  1791,  nachts  1  Uhr, 
verschied,  nur  1  Monat  und  22  Tage  fehlten,  verlebte  er  die  ersten  sechs  Jahre  der 
Kindheit  zu  Hause,  weitere  zehn  Jahre,  mit  mehrfacher  Unterbrechung,  gleichfalls  zu 
Salzburg  in  erzbischöflichen  Diensten,  etwas  über  neun  Jahre  auf  10  Kunstreisen,  die 
übrigen  etwas  über  zehn  Jahre  in  Wien,  schrieb  in  der  Zeit  von  30  Lebensjahren 
(1761—1791)  626  Werke  (106  solcher  in  Salzburg),  dazu  zählen  noch  über  40  verloren 
gegangene  und  114  unvollendete.  Er  hatte  nebstbei  in  der  ersten  Jugend  Latein,  Fran- 
zösisch, Englisch  und  Italienisch  erlernt.  Von  den  in  der  Zeit  vom  17.  Juni  1783  bis 
26.  Juli  1791  geborenen  fünf  Söhnen  und  zwei  Mädchen  überlebten  ihn  nur  das  2.  und 
7.  Kind :  die  Söhne  Karl  und  Wolfgang  Amadeus.  Merkwürdiger  Weise  ist  in  Wissens 
„W.  A.  Mozart"  pag.  569,  zu  lesen:  „Mozart  zeugte  vier  Kinder"  und  hinwieder  pag. 
585:  „Mozart  hinterließ  von  sechs  Kindern,  nämlich  von  vier  Knaben  und  zwei  Mäd- 
chen, nur  zwey  Söhne",  trotzdem  ihm,  als  er  die  Biographie  compilirte,  seine  Frau, 
ehemals  Constanze  Mozart,  zur  Seite  war,  die  doch  am  sichersten  wissen  konnte 
und  mußte,  wie  viel  Kinder  sie  ihrem  ersten  Gatten  Mozart  geboren  hatte.  Beide  An- 
gaben der  Kinderzahl  sind  falsch!  Wie  der  Vater  Leopold,  so  erfreute  sich  auch  sein 
Sohn  eines  siebenfachen  Kindersegens,  nur  bestand  dieser  bei  ersterem  aus  3  Knaben 
und  4  Mädchen,  bei  Letzterem  aus  5  Knaben  und  2  Mädchen. 

W.  A.  Mozart  hinterließ  bei  seinem  Ableben  der  Witwe  und  den  zwei  Söhnen 
60  fl.  Bargeld,  an  abgeschätzten  Habschaften  (Zimmereinrichtungen  etc.)  532  fl.  9  kr.,  in 
Summa  592  fl.  9  kr.,  welchen  918  fl.  16  kr.  Forderungen  gegenüberstanden,  wonach  also 
326  fl.  7  kr.  unbedeckter  Rückstand  blieb,  ungerechnet  noch  unangemeldete  Schulden, 
welche,  wie  die  Witwe  in  der  Audienz  bei  Kaiser  Leopold  II  versicherte,  „mit  ungefähr 
3009  fl.  alle  bezahlt  werden  könnten".  (Siehe  „Mozartiana":  Mozartstudien,  3.  Folge, 
im  XIV. Mozarteums-Jahresberichte  1894:  „Sperr-Relation,  Eheversprechen,  Heiratskontrakt, 
Trauunsprotokoll,  Inventarium  und  Schätzung  u.  s.  w.,  Mozart  betreffend",  von  Jon.  Ev. 
En-^l.) 

Und  so  starb  der  unvergleichliche  Meister  der  Töne  arm,  so  arm  wie  der  Aermste, 
u.  zw.  an  einem  rheumatischen  Entzündungsfieber,  welches  in  Wien  herrschte,  und  den 
gewöhnlichen  Begleiterscheinungen  dieser  Krankheit.  Baron  Gottfried  van  Swieten, 
Präfekt  der  Hofbibliothek,  Präses  der  Studienhofkommission,  seit  1778  in  Wien  und 
seit  1782  mit  Mozart  im  Verkehre,  der  reiche  Mann  und  vornehme  Gönner,  übernahm 
die  Sorge  für  das  Begräbnis:  Kondukt  dritter  Klasse,  Bestattung  in  einem  Schachtgrabe 
nebst  anderen  15  Armen  zu  St  Marx  mit  —  8  fl.  36  kr.  und  für  den  Leichenwagen  3  fl.! 
Daß  er  außer  dieser  Sorge  auch  die  Kosten  für  eine  anständige  Bestattung  des  großen 
Künstlers  hätte  übernehmen  können,  daran  dachte  er  oflenbar  nicht.  Die  Mitwelt 
gab  Mozart  kaum  das  Nötigste,  er  aber  machte  viele  reich  und  den  größten  Reichtum 
hinterließ  er  der  Nachwelt  in  seinen  vollendeten  626  Werken,  wovon  nur  der  sechste 
Teil  der  Manuskripte  in  Oesterreich  blieb.  „Was  er  getan  und  was  er  sich  versagte, 
wiegt  gleich  schwer  in  der  Wage  seines  Ruhms."  (Grillparzcr,  I.  Bd.  „Sämtliche  Werke"). 

Der  Witwe  wurde  ausgiebiger  Beistand  durch  die  zu  Beginn  des  Jahres  1792  er- 
folgte Aufführung  des  „Requiem",  welche  Einnahmen  die  Schulden  bezahlten,  durch 
Verkauf  des  musikalischen  Nachlasses  und  ihre  unternommenen  Konzertreisen,  wie  ihn 
Mozart   während   seines   Künstlers  Erdenwallen  niemals  fand! 

Em.  Schikaneder,  Direktor  des  Wiedener  Bretterhaus-Theaters,  für  den  Mozart 
die  „Zauberflöte"  schrieb  und  eine  ergiebige  Geldquelle  schuf,  starb  1812  in  der  Alser- 
vorstadt  Nr.  30,  und  hinterließ  nichts  als  71  fl.  —  den  Wert  von  Habschaften. 

Siehe  „Biographie  W.  A.  Mozarts"  von  Nik.  von  Nissen,  (Leipzig  1828  in 
erster,  und  dann  zweiter  „wohlfeilem  Ausgabe");  „W.  A.  Mozart"  von  Otto  Jahn  (Leipzig 
1856  in  der  ersten  Ausgabe  in  vier  Bänden,  1877  in  zweiter,  und  durch  Hermann  Deiters 
(1889—1891)  in  dritter,   1905  in  vierter  Auflage  und   zwei  Bänden;    „Mozarts    Leben 


*)  Das  junge  Ehepaar  schickte  an  den  Vater  Leopold  am  3.  April  1783  ihre  beiden,  wahrscheinlich 
vom  Schwager  Lange  gemalten  Miniatur-Porträte,  welche  Nissen  seiner  Biographie  W.  A.  Mozarts  in  Stein- 
druck, pag.  466,  beifügte  und  worüber  Wolfgang  im  mitfolgenden  Brief  schrieb:  ,,Mir  scheint,  sie  gleichen 
beide  gut  und  alle,  die  es  gesehen  sind  der  nämlichen  Meinung."  Beide  Bilder  finden  sich  als  Photographien 
seit  23.  November  1902  im  ,, Mozart-Album".  Von  dem  Verbleib  der  Originalbilder  wurde  seit  dem  Ableben 
von  Wolfgangs  Schwester,  die  sie  vom  Vater  erbte,  nichts  mehr  bekannt.  Mozart  z^igt  völlig  den  Typus,  den 
der  Bildhauer  Posch  in  Berlin  6  Jahre  später  in  seinem  Relief-Medaillon  festgehalten  hat,  und  welcher  die 
wirklichen  Gesichtszüge,  ebenso  wie  bei  den  diesen  ähnlichen  Mozart-Porträten,  zur  Anschauung  bringt.  — 


8 

und  Werke"  von  Ulibischeff  (Stuttgart  1859);  „Mo zartbuch"  von  Dr.  C.  von  Wurz- 
bach (Wien  1869);  „Mozarts  Briefe"  von  L.  Nohi  (Salzburg  1865  erste,  Leipzig  1877 
zweite  und  1905  dritte  Auflage,  leider  in  der  Orthographie  —  mit  Ausnahme  jener  der 
Knabenbriefe  —  in  allen  übrigen  mit  der  heutigen  vertauscht);  „Ch  r  o  n  ol.-th  em.  V  e  r- 
zeichniss  sämtlicher  Werke  W.  A.  Mozarts"  von  Dr.  L.  Ritter  von  Köchel 
(Leipzig  1862  und  1905).  Die  letztgenannte  zweite  Ausgabe  bearbeitet  und  ergänzt  von 
Paul  Graf  von  Waldersee,  bringt  Köcheis  Porträt  und  die  Biographie  desselben  von 
Karl  Viktor  Reusch  in  Kannstatt. 

7.  W.  A.  Mozarts  Apotheose.  Kupferstich.  Erinnerungsblatt  an  die 
vom  6.  bis  9.  September  1856  in  Salzburg  abgehaltene  Säkularfeier  der 
Geburt  Mozarts,  gezeichnet  von  Professor  Peter  Johann  Nep.  Geiger  und 
in  Kupfer  gestochen  von  Leopold  Schmidt,  beide  in  Wien.  Druck  von 
A.  Weterroth  in  Salzburg.    Verlag  von  Kunsthändler  G.  Baldi   in   Salzburg. 

In  der  Mitte  des  Bildes  ist  Mozart,  an  einer  Orgel  sitzend;  im  unteren  Teil  der 
Randzeichnung  die  Allegorie  der  „Symphonie"-  und  „Quartett-Musik",  dargestellt  durch 
vier  singende  Engel;  über  derselben  eine  reichbekränzte  Leier;  links  die  hervorragend- 
sten Gestalten  aus  der  Oper  „Zauberflöte"  und  „Don  Juan":  Tamino,  Pamina,  hinter 
beiden  Papageno;  ober  diesen  stürzt  Don  Juan  in  die  Tiefe,  verfolgt  von  dem  Comthur 
und  drei  Dämonen  mit  Fackeln  und  Schlangen;  rechts  die  Motette  „Misericordia  Domini" 
als  arme  verwaiste  Familie;  darüber  das  „Requiem"  als  eine  trauernde  Gestalt;  ober 
derselben  schwebend  ein  Engel,  darauf  hinweisend,  daß  das  auf  Erden  Abgestorbene 
und  Verwelkte  im  Jenseits  wieder  zu  neuem  Leben  erblüht;  in  der  Mitte  des  Bildes 
oben  das  „Ave,  verum  corpus"  als  Gesang  der  Engel  versinnlicht,  knieend  vor  dem 
Lamme  Gottes  mit  dem  Kreuze  und  dasselbe  anbetend. 

8.  W.  A.  Mozart  am  Splnett.  Photographie  von  Würthle  und 
Spinnhirn  in  Salzburg,  nach  dem  im  Mozarthäuschen  auf  dem  Kapuziner- 
berge befindlichen  Original-Oelgemälde  von  Romako  aus  Rom  (geboren  zu 
Wien,  und  gestorben  dortselbst  am  19.  März  1889),  gemalt  während  des 
„I.  Salzburger  Musikfestes"  der  „Internationalen  Mozartstiftung"  zu  Salzburg 
1877,  welches  Gemälde  von  der  Staffelei  weg  vom  Vereine  um  200  fl.  zum 
Schmucke  des  Mozarthäuschens  im  Innern  angekauft  wurde. 

9.  W.  A.  Mozarts  Verherrlichung.  Stahlstich,  nach  der  Komposition 
und  Zeichnung  des  Professors  Führich,  gestochen  in  Mannheim  von  F.  Schuler. 

Mozart  auf  einem  Folianten  sitzend  und  sinnend,  das  Gefühlte  aufzuführen;  ihm 
zur  Seite  der  Genius  mit  der  Himmelsflamme  und  Euterpe,  den  Meister  mit  dem  Lor- 
beerkranz schmückend;  ober  ihm  die  Repräsentantin  der  älteren  Tonkunst,  die  heilige 
Cäcilia,  an  der  Orgel,  davon  ihre  Finger  abziehend  und  auf  die  Klänge  aus  dem  „Re- 
quiem" horcliend,  die  von  dem  vorbeiziehenden  Leichenzuge  zu  ihr  emportönen;  an  der 
entgegengesetzten  Seite  durch  die  Bogenöffnung  eine  Gesellschaft  im  Garten,  eine  der 
„Serenaden"  aufführend;  die  beiderseits  angebrachten  Verzierungen  stellen  die  Haupt- 
rollenträger der  Opern  j,Figaros  Hochzeit",  „Entführung",  „Zauberflöte"  und  „Don  Juan" 
dar;  ganz  oben  weisen  drei  singende  Engel  auf  die  himmlische  Abkunft  der  Musik  und 
zwei  andere  verscheuchen  die  „Torheit"  und  das  „Laster" ;  eine  Gruppe  musizierender 
Kinder  bildet  den  Schluß  des  Ganzen. 

10.  W.  A.  Mozarts  Büste.  Gypsabguß  nach  der  beim  Mozarthäuschen 
aufgestellten,  von  Edmund  Helmer  modellierten  und  im  Fernkorn'schen  Atelier  in 
Wien  1881  gegossenen  Büste.  Ein  Geschenk  des  Herrn  Baurates  Baron  Schwarz. 
Diese  steht  seit  28.  September  1881,  mit  Lorbeerkranz  und  farbigen  Schleifen 
geschmückt,   in  der  Ecke,  wo  Mozart  am  27.  Jänner  1756  geboren   wurde. 

Der  weitere  Bänderschmuck  an  den  Wänden  des  Geburtszimmers  rührt  von  den 
nicht  minder  wertvollen  Kränzen  her,  die  anläßlich  des  am  27.  Jänner  1906  mittags  statt- 
gehabten großen  Huldigungszuges  zur  150.  Jahresfeier  von  Mozarts  Geburt  bei  dessen 
Monument  niedergelegt  wurden. 


II.  Wand. 

11.  Wolfgang  Amade  Mozart  (jun.)  im  34.  Lebensjahre.  Oelgemälde, 
Brustbild,  (69  cm  hoch,  '57  cm  breit),  der  jüngste  Sohn  und  das  siebente, 
letzte  Kind  W.  A.  Mozarts,  gemalt  und  signiert  1825   von  Karl  Schweikart. 

Der  Maler  lebte  zu  Mozarts  jun.  Zeit,  wie  dieser,  und  noch  in  den  40er  Jahren 
in  Lemberg;  er  malte  Porträte  und  aber  auch  für  die  dortigen  Ausstellungen  Bilder  aus 
der  Mythologie  und  Griechenzeit. 

W.  A.  Mozart  jun.,  geboren  26.  Juli  1791,  im  Sterbejahre  und  Sterbehause  (Rauhen- 
steingasse Nr.  934  im  kleinen  „Kaiserstein-Haus",  der  zehnten  und  letzten  Wohnung  des 
Vaters,  zu  Wien,)  und  gestorben  zu  Karlsbad  29.  Juli  1844,  im  Hause  Nr.  448,  abends 
9  Uhr,  an  Magenverhärtung,  begraben  auf  dem  Friedhofe  bei  der  St.  Andreaskirche,  wo  ihm 
auf  seinem  Grabe  von  Josefine  Cavalcabo,  geb.  Gräfin  Castiglioni,  ein  Denkmal  errichtet, 
welches  mit  den  letzten  Grabresten  am  29.  Juli  1894  —  nach  fünfzig  Jahren  —  auf  den 
neuen  Friedhof  dortselbst  übersetzt  wurde,  besaß  Wolfgang  das  Talent  des  Vaters, 
welches  ihn  aber  bei  dem  kolossalen  Ruhme  des  Letzteren  eher  hemmend  als  fördernd 
durch  das  Leben  geleitete.  Er  war  „die  trauernde  Cypresse  an  seines  Vaters  Monu- 
ment" (Grillparzers  Gedicht:  „Am  Grabe  Mozarts,  des  Sohnes",  1844).  Mit  7  Jahren 
spielte  er  schon  die  leichteren  Klaviersonaten  und  Variationen  des  Vaters  und  wirkte 
1796  in  einem  Prager  Konzerte  mit,  wo  er  das  erste  Papagenolied  „Der  Vogelhändler 
bin  ich  ja"  aus  der  Zauberflöte  sang.  Seine  Lehrer  waren:  Ritter  Sigm.  von  Neukomm, 
Andreas  Streicher,  J.  N.  Hummel  im  Klavier,  Salieri  im  Gesang,  Abbe  Vogler  und  Al- 
brechtsberger  und  in  reiferen  Jahren  in  Lemberg:  Mederitsch  (Gallus  genannt)  in  der 
Komposition.  Er  gab  1804  im  Theater  an  der  Wien  sein  erstes  Konzert,  komponierte 
Klavier-Konzerte,  Cantaten  etc.,  erteilte  vom  13.  Jahre  an  Musikunterricht,  nahm  fran- 
zösischen, italienischen  und  englischen  Sprachunterricht,  trat  1808  als  Lehrer  in  die  Fa- 
milie des  galizischen  Grafen  Baworowski,  kam  nach  Lemberg  in  das  Haus  des  k.  k. 
Kämmerers  von  Janiszewski  und  lernte  dort  auch  die  Familie  desGubernialrates  Baroni- 
Cavalcabo  keimen,  mit  welcher  er  bis  ans  Lebensende  in  den  freundschaftlichsten  Be- 
ziehungen blieb  und  dort  auch  die  Tochter  Julie  unterrichtete;  machte  1819  und  1820 
Reisen  nach  Rußland,  Deutschland,  Dänemark  (wo  er  seine  Mutter  besuchte)  und  Ita- 
lien, gründete  1826  den  Gesangverein  „Cäcilia"  in  Le;iiberg,  übersiedelte  1833  nach  Wien 
und  kam  zur  Denkmalenthüllung  seines  Vaters  1842  nach  Salzburg,  wo  er  vom  „Dom- 
musikvereine und  Mozarteum"  zum  Ehrenkapellmeister  ernannt  wurde.  Kränkelnd  schon 
im  Winter  1843,  suchte  er  Hilfe  in  Karlsbad,  die  er  nicht  finden  konnte.  Er  hinterließ 
von  1804—1827  zahlreiche  geschriebene  Werke  für  Pianoforte-,  Solo- und  Chorgesang  und 
iüY  Orchester. 

Nissens  „Mozart-Biographie"  enthält  pag.  595  bis  612  „W.  A.  Mozarts  des  Sohnes 
Biographie  und  Briefe",  Gassners  „Zeitschrift  für  Deutschlands  Musikvereine  und  Dilet- 
tanten" (Carlsruhe  8")  IV.  Bd.  pag.  364,  und  die  „Allgemeine  Wiener  Musik-Zeitung", 
herausgegeben  von  A.  Schmidt,  V.  Jahrg.  (1845),  Nr.  60  und  61:  „Des  Sohnes  W.  A.  Mo- 
zarts Vermächtnis  an  das  Mozarteum  in  Salzburg". 

Es  befand  sich  darunter  eine  große  Sammlung  praktischer  Musikwerke  in  größten- 
teils gestochenen  oder  schön  geschriebenen  Partituren  der  klassischen  Meister:  Händel, 
Familie  Bach,  Graun,  beider  Haydn,  Cherubini,  Beethoven  und  seines  Vaters,  eine  Partie 
theoretischer  Werke  über  Musik,  dann  fast  alle  musikalischen  Zeitungen  von  ihrem  Ent- 
stehen in  seiner  Zeit  bis  in  sein  letztes  Lebensjahr,  endlich  aber,  insoweit  sie  nicht 
schon  früher  an  Julie  Baroni-Cavalcabo  in  Lemberg  geschenkt  wurden,  viele  Reliquien 
seiner  Familie,  den  Vater  und  Großvater  betreffend,  darunter  64  Autographe  von  Frag- 
ment- und  3  vollständig  ausgeführte  Kompositionen,  2  Studien  und  die  eigenhändigen 
Briefe  derselben,  von  welchen  nur  ein  kleiner  Teil  zur  Besichtigung  hier  aufgestellt  ist. 
Karl  Moyses  hat  aber  (Salzburg  1862  bei  Duyle  am  Mozartplatz)  in  10  unpaginierten 
Blättern  den„Systematisciien  Katalog  über  sämtliche  im  Mozartarchiv 
befindlichen  Autographe  und  sonstige  Reliquien  W.  A.  Mozarts"  in 
Druck  gelegt. 

12.  Wolfgang  Amade  und  Carl  Mozart  (W.  A.  Mozarts  Söhne). 
Oelgemälde,  Brustbild  (70  cm  hoch,  56  cm  breit),  gemalt  in  Wien  vom 
dänischen  Maler  Hans  Hansen  1802. 

Nachdem  die  Mutter  Constanze  vom  Maler  Hansen  1802  in  Wien  gemalt  wurde, 
so  konnte  sicher  angenommen  werden,  daß  dieser  im  gleichen  Jahre  auch  die  beiden 
Knaben  malte:  Wolfgang  im  11.  und  Karl  im  18.  Lebensjahre. 


10 

Eine  Lithographie  dieses  Bildes  ohne  Angabe  des  Zeichners  und  Lithographen  findet 
sich  auch  in  Nissens  „Biographie  Mozarts"  pag.  585. 

Die  Witwe  Constanze  Mozart  bezeichnet  selbst  dieses  Originalgemälde  in  ihrem 
Testamente  als  „Gemälde  brüderlicher  Liebe",  „vom  Maler  Hansen  in  Kopen- 
hagen  gemall":  und  testierte  es  ihrer  Schwester,  Sophie  Haibl,  diese  wieder  an  das 
Mozartmuseum. 

Es  ist  zweifellos  in  dieser  Stylisierung  ein  Fehler  unterlaufen  und  sollte  das 
Testament  an  dieser  Stelle  richtiger  lauten:  vom  Maler  Hansen  aus  Kopenhagen  gemalt. 

13.  W.  A.  Mozarts  Schwester  Marianne.  Oelgemälde  von  einem 
unbekannten  Maler.  Brustbild,  eine  vortreffliche  und  in  der  Malweise  der 
Originalvorlage  gleichwertige  Kopie  nach  dem  im  Besitze  der  Kaufmanns- 
Witwe,  Frau  Anna  Koch,  hierorts  befindlichen  Originalbilde,  gemalt  im  Novem- 
ber 1893  vom  k.  u.  k.  Hofphotographen  Eduard  Bertel,  und  ein  Geschenk 
des  Letztgenannten. 

Das  Originalbild  dürfte  vielleicht  aus  der  Graf  Laktanz  Firmianischen  Gemälde- 
gallerie  im  Schlosse  Leopoldskron  (seit  1736  Firmianisches  Familienfideikommis)  her- 
rühren, welche  Gemälde  L.  Hübner  in  der  „Beschreibung  der  Haupt-  und  Residenzstadt 
Salzburg"  (1792,  1.  Bd.  418—437)  aufzählt,  wenn  es  gleichwohl  zu  dieser  Zeit  dort 
nicht  mehr  verzeichnet  aufscheint. 

14.  Carl  Mozart  im  Mannesalter.  Oelgemälde  im  Oval  (65  cm  breit,. 
46  cm  hoch).  Brustbild.  Gemalt  wahrscheinlich  von  einem  italienischen 
Maler  und  in  Mailand. 

Geboren  zu  Wien  am  17.  September  1784  in  der  sechsten  Wohnung  seiner  Eltern 
dortselbst  (Judenplatz  Nr.  24  —  „Managetta-Haus"),  das  zweite  Kind  Mozarts,  ge- 
storben zu  Mailand  31.  Oktober  1858,  widmete  sich  derselbe  anfangs  dem  Kaufmanns- 
stande, betrat  aber  später  die  Beamten- Karriere,  in  welcher  er  schließlich  die  Stelle  eines 
k.  k.  Staats-Buchhaltungs-Otfizial  bekleidete,  in  den  letzteren  Jahren  in  Pension  trat  und 
die  übrige  Zeit  in  Mailand  im  Hause  des  Obersten  Casella,  zuletzt  in  seiner  eigenen 
Villa  verlebte.  Er  spielte  Klavier  mit  großer  Geschicklichkeit,  jedoch  ohne  seinen  Vater 
oder  jüngeren  Bruder  darin  erreicht  zu  haben.  Zur  Feier  der  „Enthüllung  des  Denk- 
males" (4.-5.  September  1842)  für  seinen  großen  Vater,  kam  er,  wie  sein  jüngerer 
Bruder  Wolfgang,  zur  „Mozart-Säkular-Feier"  (6.-9.  September  1856)  aber  nur  mehr 
allein  nach  Salzburg,  nachdem  sein  Bruder  und  alle  seine  nächsten  Verwandten  bereits 
gestorben  waren,  wo  er  in  der  Villa  der  ihm  aus  Mailand  befreundeten  seit  1853  hier 
domizilierenden  Familie  des  Joh.  B.  Ritter  von  Vinetti  (heute  Villa  Dr.  Hitschfeld)  in 
Schallmoos,  Weiserstraße  Nr.  16,  seit  Jänner  1900  im  Besitze  der  Universalerbin,  Fräu- 
lein Amalie  Korber),  Wohnung  nahm,  von  welcher  Familie  eine  Tochter,  später  ver- 
heiratete Frau  von  Schullern,  seinerzeit  seine  Privatschülerin  war.  Kurz  vor  seinem 
Tode  erhielt  er  aus  Paris  für  die  dreimalige  Aufführung  der  „Hochzeit  des  Figaro", 
welche  80.000  Fr.  eintrug,  eine  unerwartete  Tantieme  im  Betrage  von  20.000  fl.  Als  er 
erkrankte,  erfreute  er  sich  auf  seinem  Landgute  der  zärtlichen  Pflege  und  Sorgfalt  der 
Sängerin  Carlotta  Maironi-Zawertal,  welche  in  dessen  Hauskonzerten  häufig  seines  Vaters 
Kompositionen  sang. 

Er  ernannte  in  seinem  Testamente  das  „Mozarteum"  zu  seinem  Universalerben. 
Durch  diesen  Nachlaß,  des  ferneren  durch  die  Geschenke  seines 
Bruders,  dessen  Mutter  Constanze  und  ihrer  Schwester,  wie  der 
Schwester  seines  Vaters,  Marianne  Freiin  von  Sonnenburg,  ge- 
langte der  Verein  in  den  erfreulichen  Besitz  der  vielen  wertvollen 
Familien-Relikten,  wie  sie  seither  in  den  beiden  Zimmern  pietät- 
vollst  aufbewahrt   und    zur   Schau   ausgestellt   sich    vorfinden. 

Karl  Mozart  war  ein  kleiner,  schmächtiger  Mann  mit  den  schwarzen  Augen  seiner 
Mutter  und  wenig  gebleichten  Haaren,  schlicht  und  höchst  bescheiden  in  seinem  Be- 
nehmen und  hatte  sich  zum  Italiener  vollständig  naturalisiert,  sprach  auch  nur  mehr  ge- 
brochen deutsch  und  dieses  mit  italienischem  Akzente. 

15.  Johann  Georg  Leopold  Mozart.  Bleistiftzeichnung  im  braunen 
Eichenrahmen  (19  cm  hoch,  15  cm  breit).  Der  Vater  Violin  spielend.  Auf 
der  Rückseite  ist  zu  lesen:  „Mozart  vice  Maestro  di  Capello".    Diese  Stelle 


11 

erhielt  er  am  18.  Februar  1762,  und  so  ist  auch  die  Entstehung  des  Bildes 
nach  diesem  Jahre  anzunehmen,  als  Leopold  42  Jahre  vorüber  alt  war. 

Dieselbe  stimmt  im  Wesentlichen  mit  dem  später  angefertigten  Porträte  im  „Fa- 
milienbilde" überein,  nur  daß  alle  Züge  weniger  scharf  sind  und  das  Gesicht  über- 
haupt voller  ist.  Als  Wolfgang  Mitte  Oktober  1777  nach  Augsburg  kam,  fanden  Jugend- 
freunde seines  Vaters,  „daß  er  diesem  akurat  gleich  sehe  und  nur  ein  wenig  größer  sei." 

16.  Marie  Anna  Thekla  Mozart  im  20.  Lebensjahre.  Bleistift- 
zeichnung, eingelangt  von  Augsburg  in  Salzburg  im  Februar  1778  (19  cm 
hoch,  15  cm  breit).  Sie  ist  die  Tochter  des  jüngsten  Bruders  von  Mozarts 
Vater  Leopold,  des  Buchbinders  Franz  Alois,  Wolfgangs  Cousine,  von  ihm 
immer  nur  „liebes  Bäsle"  genannt.  Maria  Anna  Thekla  war  geboren  am 
24.  September  1758  zu  Augsburg  und  gestorben  am  25.  Jänner  1841  zu 
Baireuth  an  gänzlicher  Entkräftung  im  Hause  des  Postdirektors  Streitel,  im 
80.  Lebensjahre. 

Mozart  unternahm  am  26.  September  1777  mit  seiner  Mutter  die  große  „Franzö- 
sische oder  Pariser  Reise",  auf  der  er  nicht  nur  sein  „Bäsle"  in  Augsburg,  wo  er  vom  11. 
bis  26.  Oktober  verblieb,  sondern  auch  später  seine  Liebe,  Aloisia,  und  deren  Schwester, 
seine  spätere  Frau  Constanze  Weber,  in  Mannheim  kennen  lernte,  seine  Mutter  in  Paris 
am  3.  Juli  1778  durch  Tod  verlor  und  von  dort  allein  Mitte  Jänner  1779,  zögernd  insbe- 
sonders  in  München,  nach  Salzburg  zurückkehrte.  Diese  Reise  wurde  namentlich  durch 
seine  Bekanntschafl  mit  den  „Weberischen"  in  Mannheim,  welche  er  dann  in  Wien  im 
Mai  1781  fortsetzte,  „als  er  den  Erzbischof  Hieronymus  bis  zur  Raserei  haßte"  und  aus 
dessen  Dienst  trat,  seine  verhängnisvollste  Reise,  verhängnisvoll  für  den  ganzen  Lebens- 
lauf! —  Er  schrieb  dem  Bäsle  wiederholt  während  der  Reise  und  traf  sie  auf  der  Rück- 
reise in  München,  von  wo  sie  bald  nach  seiner  Ankunft  nach  Salzburg  auf  zweiwöchent- 
lichen Besuch  kam.  So  schreibt  er  auch  am  25.  Oktober  1777  aus  Augsburg  an  seinen 
Vater:  „Gestern  hat  sie  sich  (das  Bäsle)  mir  zu  Gefallen  französisch  angezogen.  Da 
ist  sie  um  5  Prozent  schöner."  —  Wolfgang  hatte  ihr  sein  Medaillon-Porträt  geschenkt, 
und  sie  mußte  ihm  versprechen,  sich  für  ihn  in  französischer  Tracht  zeichnen  zu  lassen. 
Sein  Medaillon  (4  cm  hoch,  2*8  cm  breit)  zeigt  Wolfgang  in  rotem  Frack  mit  ein. acher 
Frisur,  das  jugendliche  Gesicht  mit  den  klugen  blauen  Augen.  Dieses  Bild  blieb  ein 
Erbstück  in  der  Familie  des  Postdirektors  Streitel  in  Bayreuth,  als  welches  es  zuletzt 
an  dessen  Urenkelin,  Frau  Justizrat  Marie  VogI,  in  Regensburg  überging,  deren  Güte  das 
„Mozart-Album"  eine  getreue  photographische  Reproduktion  nach  diesem  Originale  seit 
31.  Jänner  1903  verdankt. 

Am  3.  November  1777  verkündet  der  Vater:  „Kommenden  Sonntag  wird  der  trau- 
rige Abschied  (am  Vorabend  der  Abreise  von  Mutter  und  Sohn  von  Augsburg  nach 
Mannheim,  d.  i.  am  25.  Oktober)  der  zwei  in  Tränen  zerfließenden  Personen,  (des  Wolf- 
gangs und  des  Bäsle),  auf  der  Scheibe  erscheinen"  und  berichtet  hierüber  am  17.  No- 
vember: „Gestern  war  Bestgeber  beim  Schießen  Herr  Wolfgang  Mozart,  die  Scheibe 
war  allerliebst.  Eine  Augsburgerin  stand  rechter  Hand  und  präsentierte  einen  jungen 
Menschen,  der  Stiefl  an  hatte  und  reisefertig  war,  einen  Reisebusch  (Boukett),  in  der 
anderen  Hand  hatte  sie  ein  erstaunlich  auf  dem  Boden  nachschleppendes  Leintuch,  wo- 
mit sie  sich  die  weinenden  Augen  abtrocknete.  Der  Chapeau  hatte  auch  ein  dergleichen 
Leinlach,  tat  das  nämliche  und  hielt  in  der  anderen  Hand  seinen  Hut,  auf  dem  das 
Zentrum  war,  leichter  zu  sehen  als  auf  dem  Reisebusch.  Oben  stand  geschrieben: 
„Adieu  mein  Jungfer  Bas!  —  Adieu,  mein  lieber  Vetter!  Ich  wünsch  zur  Reise  Glück, 
Gesundheit,  gutes  Wetter:  Wir  haben  14  Tag  recht  fröhlich  hingebracht;  das  ist's, 
was  beyderseits  den  Abschied  traurig  macht.  Verhaßtes  Schicksaal!  —  ach!  ich  sah  sie 
kaum  erscheinen;  so  sind  sie  wieder  weg?  —  wer  sollte  nun  nicht  weinen?"  —  Ein 
ähnliches  Bildchen  ist  noch  erhalten  und  im  Glaskasten  ausgestellt.  —  Im  Briefe  vom 
2.  Februar  1778  meldet  der  Vater  seiner  Frau  nach  Mannheim;  „Sie  (das  Bäsle)  hat  dem 
Wolfgang  ihr  Porträt  nach  Salzburg  geschickt,  das  er  immer  von  ihr  verlangte."  Es  ist 
die  hier  in  Rede  stehende  Bleistiftzeichnung.  —  Vater  Mozart  war  damit 
nicht  zufrieden;  er  hätte  seinem  Bruder  die  unnütze  Auslage  gerne  erspart  gesehen. 
Diese  Zeichnung  von  keinem  großen  Meister,  zeigt  das  gutmütige  und  lustige  Gesicht 
des  Bäsle,  das  etwas  derbe  Formen  hat  und,  ohne  schön  zu  sein,  doch  recht  angenehm 
aussieht.  Uebrigens  trägt  sie  die  gestickte  Ringelhaube,  die  ihr  gut  steht,  und  keine 
Frisur;  ein  kleines  schwarzes  Tuch  ist  um  den  Hals  geschlagen.    (0.  Jahn,  II.  Bd.,  pag.  74.) 


12 

Das  „Bölzlschießen"  (mit  Bolzt  n  aus  der  Armbrust)  war  ein  Sonntag-Nachmittags- 
Vergnügen  innerhalb  des  Mozart'schen  Freundeskreises.  (Siehe  „Mozartiana",  Mozart- 
studien, 4.  Folge,  im  XV.  Mozarteums-Jahresberichte  1895;  „Der  Freundeskreis  Mozarts 
in  Salzburg"  von  Freiherrn  Karl  von  Sterneck  und  Joh.  Ev.  Engl.  Es  fand  abwechselnd, 
wie  schon  erwähnt  in  den  Familien  Molk,  Gilowsky,  Schiedenhofen,  Barisani,  Hagen- 
auer  etc.  und  auf  einer  Scheibe  statt,  welche  mit  spaßhaften  Erlebnissen  und  erklären- 
den Verszeilen  geziert  war,  wie  sie  nach  der  Reihe  jeder  Bestgeber  beistellte,  lieber 
Gewinn  und  Verlust  wurde  sorgfältig  die  Kreuzerrechnung  geführt  und  daraus  von  Zeit 
zu  Zeit  eine  Festivität,  ein  Schützenmahl,  bestritten.  Mozart  erkundigte  sich  brieflich 
noch  1781  (4.  Juli  und  22.  Dezember)  bei  seiner  Schwester  nach  der  „Schießkasse", 
nach  dem  „Schützenmahl"  und  dem  „Bestgeher".  Dem  „Schießen"  schloß  sich  abends 
auch  zieitweilig  ein  Spielchen  („Wallachen")  der  Alten  an,  ein  Spiel  mit  deutschen 
Karten. 

17.  W.  A.  Mozart.  Lithographie  nach  dem  unvollendeten  Porträt 
Mozarts,  versehen  mit  dem  eigenhändigen  Namenszuge,  welcher  mit  einigen 
von  dessen  dunkelbraunen  Haaren  umwunden  ist.  (jeschenk  des  Herrn 
Franzesko  Carmagnola  am  25.  Mai  1841. 

18.  W.  A.  Mozart.  Photographie.  Ovalporträt  mit  einem  Durch- 
schnitt von  11  cm,  nach  der  Vorlage  des  von  Augustin  de  Saint  Aubin 
nach  dem  Leben  in  bunter  Kreide  gezeichneten  Porträt-Medaillon,  während 
des  Aufenthaltes  Mozarts  mit  seiner  Mutter  und  nach  deren  Tod  zu  Paris 
im  Juli  1778.  Es  befand  sich  das  Original  in  der  Konsul  Bamberg'schen 
Sammlung  und  kam  durch  die  Versteigerung  derselben  1894  in  den  Besitz 
des  Rud.  Phil.  Goldschmidt  in  Berlin  (Vogel,  „Mozart-Porträts")- 

19.  W.  A.  Mozart.  Oelbild  nach  dem  unvollendeten  Originalbilde 
des  Schwagers  und  Hofschauspielers  J.  Lange,  kopiert  und  ausgefertigt  von 
Josef  Neugebauer,  Historienmaler  in  Wien.  Im  Sommer  1878  kam  es  als 
Geschenk  an  den  Archivar  Franz  Jelinek,  der  es  dem  „Mozart-Museum" 
einverleibte. 

20.  Gedicht  von  Gnllparzer.  „An  Mozart"  („Glücklich  der  Mensch, 
der  fremde  Größe  fühlt")  zur  Enthüllung  des  Mozart-Standbildes  am  4.  Sep- 
tember 1842.    Geschenk  von  der  verstorbenen  Frau  Waly  Reichenberger  hier. 

(Siehe  Grillparzers  sämtliche  Werke  I,  pag.  124,  Stuttgart  1872.) 

21.  W.  A.  Mozart  am  Klavier  als  Knabe.  Oelgemälde,  Kniestück, 
(89  cm  hoch  und  73  cm  breit).  Es  wurde  aus  der  Verlassenschaft  des 
Kaufmannes  Hagenauer,  des  Hausherrn  und  Freundes  der  Familie  Mozart, 
in  das  Eigentum  des  viel  späteren  Geschäfts-Nachfolgers  Angelo  Saullich 
(1858)  übernommen. 

Mozart  sitzt  im  braunen  Samtrock  mit  Süberstickereien  vor  dem  Klavier,  greift 
mit  der  linken,  schön  flach  aufgelegten  Hand  auf  die  Tasten,  die  rechte  Hand  ruht  auf 
dem  rechten  Schenkel.  Auf  dem  am  Klavier  aufliegenden  Notenblatte  mit  einem  unbe- 
kannten Marsch-Adagio  ist  der  Name  wahrscheinlich  eines  wandernden  Malers  zu  lesen: 
„Thaddäus  Hebling.  Inv.  (enit^  et  Pinx  (it)"*).  Der  Name  des  vorgenannten  Malers  konnte 
in  keinem  Künstler-Lexikon  aufgefunden  werden.  Für  die  Echtheit  als  Mozart-Porträt  spricht 
nur  die  Tradition,  und  diese  zugegeben,  könnte  dasselbe  dem  vermutlichen  Alter  nach 
nur  in  der  Zeit  der  Anwesenheit  Mozarts  in  Salzburg,  zwischen  November  1765  und  Sep- 
tember 1767,  vor  der  zweiten  Wiener  Reise,  gemalt  worden  sein.  Mit  dem  Vorhanden- 
sein der  vermeintlichen  Familienähnlichkeit  laßt  sich  schon  deshalb  kein  Beweis  für  die 
Echtheit  führen,  weil  mehr  oder  weniger  eine  solche  auch  wechselseitig  bei  andern 
vorhandenen  Bildern  nicht  apotiktisch  behauptet  werden  kann,   selbst  dann  nicht,  wenn 


*)  „Erfunden  und  gemalt".  Damit  unterzeichneten  schon  Raphael  Santi  (Sanzio)  Michl  Angelo  (Bouna- 
rotti)  und  Andere  im  Mittelalter,  und  noch  im  18.  Jahrhundert  ihre  Schöpfungen. 


13 

das  eine  oder  andere  von  Familienmitgliedern  als  „sehr  gut"  erklärt  wurde.  Am  aller- 
wenigsten aber  sprechen  haltbar  gegen  die  Echtheit  der  auf  diesem  Bilde  vorfindlichen 
braunen  (statt  blauen)  Augen,  welche  ja  auch  die  Mozart-Porträts:  Smissens  (Nr.  30)^ 
im  gleichen  Alter,  und  die  zwei  gleichfalls  bekannt  gewordenen  von  Pompeo  Battoni 
in  Rom  aus  dem  Jahre  1770  zeigen,  zu  welchem  Mozart  dem  Künstler  saß.  Das  Ori- 
ginalbild Battonis  besitzt  G.  B.  Davy  fn  Spean  Lodge  N.  B.  (Siehe  Vogel:  „Mozart- 
Porträts").  Die  Künstler  „schematisierten"  eben  seiner  Zeit  nicht  nur  die  Ohren,  wie 
Universitäts-Professor  Dr.  M.  Holl  in  Graz  in  seiner  vortrefflichen  Schrift:  „Mozarts 
Ohr"  erwähnt,  sondern  auch  die  Augen  und  Hände,  bezüglich  letzterer  Brücke  in  seiner 
Abhandlung:  „Schönheit  und  Fehler  menschlicher  Gestalt"  (Wien  1891,  pag.  56)  von  Ant. 
van  Dyck  (gest.  1641)  erzählt,  „daß  dieser  auf  seiner  Reise  nach  England  Modelle  mit 
besonders  schönen  Händen  mit  sich  geführt  habe,  um  nach  ihnen  die  Hände  seiner 
Porträts  zu  malen,  und  ich  (Brücke)  habe  nie  gelesen,  daß  über  die  Unähnlichkeit  der 
Hände  auf  diesen  Porträts  geklagt  worden  wäre." 

lieber  die  Anwendung  und  Deutung  des  „Invenit"  jedoch  ließe  sich  allenfalls  noch 
streiten,  beweisen  jedoch  nichts,  da  das  Porträt  ja  auch  aus  der  Erinnerung  gemalt  wer- 
den konnte  und  die  wechselnden  Besitzer  desselben  offenbar  Anhaltspunkte  besaßen, 
die  sie  bestimmten,  dasselbe  als  jenes  Mozarts  zu  bezeichnen,  vor  allen  diesen:  der 
Hausherr  Joh.  Hagenauer,  von  welchem  sich  die  Tradition  fortsetzte  bis  heute,  von  dem 
diese  auch  ausgegangen  war. 

22.  Gedicht  von  Alb.  Weltner.  „la  Mozarts  Geburtszimmer",  zur 
feierlichen  Eröffnung  des  „Mozart-Museums"  durch  die  „Internationale  Mozart- 
Stiftung"  am  15.  Juni  1880. 

Das  „Mozart-Museum"  entstand  im  Jahre  1841  bei  der  Gründung  des  „Dommusik- 
Vereines  und  Mozarteums"  und  wurde  „Mozart-Archiv"  genannt.  Es  war  schon  vom 
ersten  Anfange  an  Eigentum  dieses  alten  Vereines.  Es  vermehrte  sich  in  seinen  Schau- 
gegenständen allmählich  und  waren  dieselben  zuerst  bei  dem  Vereins-Sekretär,  Dr.  Edlen 
von  Hilleprandt,  später  im  Landhause  (Chiemseehof)  aufgestellt.  Als  im  Jahre  1880  die 
„Internationale  Stiftung:  Mozarteum"  gegründet  wurde,  erfolgte  die  Trennung  der  Musik- 
schule „Mozarteum"  von  dem  Kirchenorchester  (dem  „Dommusik-Verein"),  der  nun 
auch  als  solcher  selbständig  ins  Leben  trat.  —  Das  „Mozart-Archiv"  kam  aber  gleich- 
zeitig in  das  Eigentum  des  obigen  und  neuen  Mozarteums  und  übersiedelte  nunmehr 
als  „Mozart-Museum"  nach  dem  Geburtshause  Mozarts. 

Herr  Albert  Weltner,  ein  Neffe  Grillparzers,  ist  dermaliger  Archivar  der  k.  k. 
Hoftheater  in  Wien,  seit  1880  förderndes  Mitglied  der  „Internaiionalen  Stiftung:  „Mo- 
zarteum." 

23.  Constanze  Etatsrats-Witwe  von  Nissen.  Kleines  Aquarell  auf 
Elfenbein  (7  cm  hoch,  5  cm  breit).  Gemalt  1826  von  Thomas  Spitzer  in 
Salzburg. 

Thomas  Spitzer,  geboren  7.  März  1779  in  Perwang  (bei  Mattsee),  war  der  Sohn 
eines  Müllers  aus  Poschenau  (bei  Anthering),  zuerst  Tischler,  dann  Zeichner,  Maler^ 
Uhrmacher  und  Bildhauer.  Ein  sehr  anspruchsloser  Mann.  Er  bildete  sich  selbst  aus 
durch  Lesen  ausgewählter  Schriften  zu  dem  vielseitigen  Künstler,  der  er  war.  Sein 
Selbstporträt  ist  im  städtischen  Museum  Carolino  Augusteum  im  Gemäldesaal  aufgestellt, 
eine  nicht  minder  vortreffliche  Leistung. 

Die  Ehefrau  Mozarts,  nach  der  Grabstein-Aufschrift,  geb.  zu  Freiburg  am  6.  Jänner 
1763,  starb  am  6.  März  1842  zu  Salzburg,  wenige  Stunden,  nachdem  das  IV4  Meterhohe 
Modell  der  Mozart-Statue  eingetroffen  war,  welches  seither  im  städtischen  Museum 
seine  Aufstellung  fand.  Constanzens  Sterbehaus  war  das  Haus  Nr.  77  (alt)  auf  dem 
Mozartplatze.  Sie  liegt  begraben  im  Grabe  ihres  Schwiegervaters  Leopold  Mozart, 
sowie  der  Mütter  Karl  Maria  von  Weber  und  ihres  zweiten  Ehegatten,  Nik.  von  Nissen, 
im  Friedhofe  zu  St.  Sebastian,  links  auf  dem  mittleren  Gange  zur  Gabrielskapelle,  erste 
Reihe,  7.  Grab.  Constanze  war  zwei  Jahre  jünger,  als  ihre  älteste  Schwester  Josefa 
(geb.  1761)  —  die  am  17.  September  1789  den  Violinisten  Hofer  am  Schikanedertheater 
heiratete,  dann  selbst  dort  als  Sängerin  auftrat,  der  Mozart  die  Partie  der  Königin  der 
Nacht  in  der  „Zauberflöte"  für  ihre  „geläufige  Gurgel",  und  die  Bravour-Arie  „Schon 
lacht  der  holde  Frühling"  (Köchel  Verz.  580)  schrieb  und  welche  nachmals  (als  Witwe)  den 
Bassisten  Mayer  ehelichte  —  und  ein  Jahr  jünger  als  Aloisia  (geb.  1762),  aber  ein  Jahr 
älter  als  Sophie  (geb.  1764),  welche  vier  Schwestern  die  stimmbegabten  Töchter  des 
Kopisten  und  Souffleurs  beim  Mannheimer  Theater  Fridolin  von  Weber,  waren. 


14 

Diese  Familie  lernte  Mozart  auf  seiner  großen  Pariserreise  im  Jänner  1778  in 
Mannheim  kennen,  woselbst  er,  für  die  16jährige  Aloisia  in  Liebe  erglühend,  zum  Ent- 
setzen seines  Vaters  den  Gedanken  einer  Konzertreise  nach  Italien  mit  dem  Vater 
Weber,  mit  der  ältesten  Josefa  und  Zweitältesten  Tochter  Aloisia  faßte,  wobei  er  im  Stillen 
mit  sich  schlüssig  war,  letztere  zu  seiner  Frau  zu  nehmen.  Die  Sopran-Arie  mit  Rezitativ: 
„Non  so  d'onde  vienne"  vom  23.  Februar  1778  Mannheim  (Köchel  Verz.  Nr.  295),  ist  für  Aloisia 
geschrieben  und  das  in  Tönen  gesetzte  Liebesgeständnis  Mozarts.  Diese  Arie  war  ihm  so 
heilig,  daß  er  später,  als  er  sie  dem  Vater  schickte,  ihm  schrieb:  „er  möge  sie  Niemandem 
zum  Singen  geben,  denn  sie  sei  ganz  für  die  Weber  geschrieben  und  passe  ihr  wie  ein 
Kleid  auf  dem  Leibe".  Die  Antwort  auf  das  Reiseprojekt  seitens  des  Vaters  (12.  Fe- 
bruar 1778)  lautete  jedoch  kategorisch:  „Fort  mit  Dir  (und  der  Mutter)  nach  Paris  und 
das  balde  und  setze  Dich  großen  Leuten  an  die  Seite"!  worauf  Mozart  am  24.  März 
dort  eintraf.  —  Die  Weber'sche  Familie  übersiedelte  im  Oktober  1778  nach  München  und 
im  Herbste  1780  nach  Wien.  —  Am  25.  Dezember  1778  von  Paris  nach  München  zurück- 
gekehrt, schien  Aloisia  ihn  (Mozart)  nicht  mehr  zu  kennen.  Da  setzte  er  sich  flugs  ans 
Klavier  und  sang:  „Ich  laß  das  Mädel  gern,  das  mich  nicht  will!"  Der  erste  Roman  war 
ausgespielt!  Als  Wolfgang  dem  Erzbischof  von  Salzburg,  Grafen  Hieronymus  von  Collo- 
redo,  im  Mai  1781  in  Wien  den  Dienst  kündete,  quartierte  er  sich  bei  der  alten  Madame 
Cäcilie  Weber  ein,  deren  Tochter  Aloisia  seit  Dezember  1780  als  Opernsängerin  am  k.  k. 
Hoftheater  mit  1706  fl.  20  kr.  Gehalt  engagiert  war.  Hier  verliebte  ersieh  in  deren  Schwester 
Constanze,  die  er  am  4.  August  1782  ehelichte.  „Constanze"  —  so  schreibt  Mozart  am 
15.  Dezember  1781  an  seinen  Vater  —  „ist  nicht  häßlich,  aber  auch  nichts  weniger  als 
schön.  Ihre  ganze  Schönheit  besteht  in  zwei  kleinen  schwarzen  Augen  und  in  einem 
•schönen  Wachstum".  —  Am  5.  Dezember  1791  zur  Witwe  geworden,  lernte  diese  1797  den 
dänischen  Etatsrat  Nik.v.  Nissen  kennen,  mit  dem  sie  sich  im  Jahre  1809  vermählte,  zog  mit 
ihm  nach  Kopenhagen  und  im  Jahre  1820  nach  Salzburg,  wo  sie  sechs  Jahre  später  zum 
zweitenmale  Witwe  wurde.  Nach  Nissens  Tode  lebte  Constanze  mit  ihrer  Schwester  Sophie 
Haibl  im  gemeinschaftlichen  Haushalt  und  in  geordneten  Verhältnissen.  Constanze  hatte 
den  gesamten  handschriftlichen  musikalischen  Nachlaß  Mozarts  (131  Werke),  an  Hofrat 
Andre  in  Frankfurt  1799  um  1000  Dukaten  verkauft,  ging  1796  auf  Konzertreisen  nach 
Deutschland,  sang  und  spielte  Ciavier,  bezog  als  Witwe  Mozarts  im  Gnadenwege  auf 
ihr  Gesuch  vom  11.  Dezember  1791  samt  ihren  zwei  unmündigen  Kindern  das  Drittel 
von  dem  Gehalte  Mozarts  (800  fl.)  mit  266  fl.  40  kr.  zur  Pension  vom  1.  Jänner  1792 
aus  der  Universal-Kameralkasse  aus  besonderer  Gnade  und  ohne  Konsequenz,  wie  der 
Bescheid  vom  13.  März  1792  lautete,  und  noch  weiters  auch  eine  zweite  Pension  als 
Etatsrätinwitwe  aus  Kopenhagen  von  jährlich  470  fl.,  zusammen  736  fl.  40  kr.  (damals!) 
—  Siehe  „Mozartiana",  Mozart-Studien,  2.  Folge,  „Allerlei  Kleinigkeiten"  im  XIII.  Mozar- 
teums-Jahresbericht, 1893  (pag.  57  und  58)  von  Joh.  Ev.  Engl.  —  Sie  hinterließ  zu 
gleichen  Teilen  ihren  beiden  Universalerben,  den  Söhnen  Mozarts  Karl  und  Wolf- 
gang 25.136  fl.,  (außerdem  2100  fl.  CM.  an  Legaten,  darunter  200  fl.  für  arme  Stu- 
dierende), und  davon  stammten  nach  ihrem  Vermögensbekenntnisse  nur  7580  fl.  von 
I^ikolaus  von  Nissen.  Constanze  hatte  Mozarts  Bedeutung  im  Leben  unterschätzt,  ihr 
galt  die  „Etatsrätin"  viel  mehr,  als  die  „Witwe  Mozart".  Sie  übte  auch  nicht  den  ge- 
ringsten Einfluß  auf  ihn,  um  durch  dauernde  Einwirkung  den  Schwächen  seiner  Organi- 
sation für  das  ökonomische  Gebiet  nachzuhelfen.  Sie  empfand  die  Mißstände  scharf, 
sah  auch  wohl  die  Ursachen  ein,  allein  sie  wußte  denselben  nicht  dauernd  zu  begegnen. 
JVlan  darf  sagen,  wenn  Constanze  eine  Hausfrau  gewesen  wäre,  wie  Mozart  ein  Kom- 
ponist, es  auch  in  ihrem  Hause  wohlgestanden  hätte. 

Daß  sie  ihres  „vielgeliebten  Gatten"  Grab  in  Wien,  wie  jenes  ihres  Schwieger- 
vaters Leopold  Mozart  in  Salzburg  verschollen  ließ,  in  welches  ihr  zweiter  Gatte  von 
J^Jicssen  begraben  und  das  nicht  mehr  als  Leopold  Mozarts  Grab  bezeichnet  wurde,  wie 
dies  vorher  und  in  hierorts  üblicher  Weise  der  Fall  war,  dieser  Vorwurf  entspricht  den 
Tatsachen  und  ist  auch  damit  begründet.  Wohl  machte  sie  der  Tod  Mozarts  und  die 
dadurch  erlittene  Aufregung  einige  Tage  hindurch  krank.  Aber  in  der  Sterbenacht  schrieb 
sie  noch  ihre  Herzensergießung  darüber  in  das  Stammbuch  des  soeben  aus  dem  Leben 
•Geschiedenen! 

Sie  war  auch  nicht  bei  der  Aussegnung  bei  St.  Stephan  und  nicht  beim  Leichen- 
begängnisse von  dort  weg  nach  St.  Marx;  es  schneite  und  war  überhaupt  ein  stürmi- 
sches Schneewehen,  daß  selbst  die  wenigen  Begleiter  an  der  St.  Marxer  Linie  auf  der 
Landstraße  umkehrten  und  das  Begräbnis  nur  den  Totengräber  zum  Zeugen  hatte. 
Constanzens  Krankheit  währte  aber  nur  höchstens  8  Tage.  Sie  wurde 
auf  Veranlassung  des  Baron  Gottfried  van  Swietens  noch  am  Sterbetage  aus  der 
traurigen  Umgebung  in  die  Familie  des  Josef  Edlen  van  Bauernfeld,  dem  Associe  Schi- 
J^aneders,  und  von  dort  in  jene  des  befreundeten  Goldhahn  gebracht.  Die  ganz  kurze 
Zeh  ihres  Krankseins  beweist  aber  die  Tatsache,  daß  sie  schon   am    11.  Dezember  ihr 


15 

Onadengesuch  an  Kaiser  Leopold  IL  eigenhändig  schrieb,  sie  geht  zur  erbetenen  Audienz 
und  wirkt  persönlich  für  die  Fertigstellung  des  unvollendeten  Requiems  und  das  Zu- 
standekommen der  ersten  Aufführung  desselben,  um  die  hinterlassenen  Schulden  decken 
zu  können,  welche  Aufführung  spätestens  im  Frühjahre  1792  im  Gasthause  des  Hoftrai- 
teurs  Jahn  in  der  Stadt,  Himmelpfortgasse  Nr.  965,  stattfand,  in  einem  Saale  der  damals  für 
ähnliche  Veranstaltungen  diente,  wenn  das  Theater  nicht  zu  haben  war.  Constanze 
hätte  sich  demnach  doch  wohl  noch  im  Verlaufe  des  Dezembers  1791  nach  dem  Fried- 
hofe zu  St.  Marx  begeben  können,  um  „zu  beten  an  sein  Grab!"  Das  tat  sie  nicht  und 
auch  nicht  im  folgenden  Jahre  1792  am  Allerheiligen-  oder  Allerseelentage,  zur  Zeit  der 
jährlichen  Feier  der  Verstorbenen,  weder  allein,  noch  mit  einem  ihrer  Kinder,  von  wel- 
chen Karl  doch  schon  über  8  Jahre  alt  war,  sondern  sie  kam  erst  und  wahrscheinlich 
auch  nur  über  Anregung  ihres  zweiten  Gatten  von  Nissen,  der  Mozart  in  seinen  Ton- 
werken hoch  verehrte,  im  Jahre  1810  dahin,  vor  der  Abreise  des  Ehepaares  nach  Kopen- 
hagen! Es  war  dies  zur  Zeit,  als  der  Totengräber  zu  St.  Marx,  Josef  Rothmayer,  kurz 
vorher  gestorben  war.  Dieser  hätte  genau  gewußt,  in  welcher  Reihe,  in  welchem  Schacht- 
grabe, und  an  welcher  Stelle  er  dort  Mozart  begraben  hatte.  Er  war  es,  der  den  Schädel 
Mozarts  dem  Grabe  entnahm,  als  die  gesetzlich  vorgeschriebene  Umgrabung  der  Gräber- 
reihe (1801)  stattfand,  der  ihn  geheim  hielt  und  von  welchem  dieser  an  seine  Nach- 
folger überging,  deren  einer  schließlich  denselben  an  den  Kupferstecher  Jakob  Hyrtl 
verschenkte.  (Siehe  in  der  „Festschrift  zur  Mozart-Zentenarfeier  1891":  „Das  Requiem 
und  die  Requiemfrage"  ebenso  „Mozarts  Schädel"  im  XII.  Mozarteums-Jahresberichte 
pro  1892  und  im  „Salzburger  Volksblatt"  am  28.  und  29.  Mai  1901  von  Joh.  Ev.  Engl). 
Niemand  wußte  der  nunmehr  erst  nach  dem  Grabe  Mozarts  fragenden  Constanze  — 
nach  19  Jahren!  —  das  Grab  zu  bezeichnen  und  aufzufinden!  Wo  waren  doch  seine 
Freunde,  und  die  „Brüder  Freimaurer"  von  der  Loge  „Zur  wahren  Eintracht"  in  Wien, 
der  Mozart  angehörte,  in  deren  Mitte  ihm  eine  Gedenkrede  gehalten  wurde,  welche  bei 
dem  Bruder  Alberti  1792  in  Druck  erschien?  Wo  waren  sie  alle,  die  ihn  kannten, 
schätzten  und  liebten?  ?  Sie  waren  überall,  nur  nicht  ans  einem  Grabe!  Ein  schlichter, 
einfacher  Totengräber  beschämte  sie  durch  seine  Treue  und  wurde  aus  Liebe  zu  ihm 
der  Schädeldieb,  welche  Treue  aber  der  Grabesfrage  leider  auch  nichts  nützte,  da  der- 
selbe eher  starb,  als  er  darüber  befragt  wurde.  Constanzens  Verteidigung  gegenüber 
dem  Vorhalte  König  Ludwig  I.  von  Bayern  in  einer  Audienz  1832  im  Salzburger  Schlosse 
Leopoldskron,  „daß  sie  glaubte,  der  bestattende  Totengräber  hätte  auf  Mozarts  Grab 
ein  Kreuz  aufgestellt,  wie  sie  dies  sonst  überall  sah,"  ist  eine  höchst  unglückliche;  sie 
hatte  damit  nur  geradezu  einbekannt,  daß  sie  auch  das  vermutete  Kreuz  nicht  sah  und 
nicht  suchte,  so  lange  dies  erhalten  blieb,  und  ein  solches  braucht  doch  immerhin  Jahre, 
bis  es  unbeachtet  verfault!  —  Hauptsächlich  also  durch  Constanzens  Schuld  blieb  Mozarts 
Grab  für  immer  unauffindbar.  Daran  änderte  auch  nichts  die  emsige  Nachforschung  des 
Grabforschers  Johann  Ritter  von  Lucam  —  im  Jahre  1856!  (Siehe  dessen  „Die  Grabesfrage" 
Wien  bei  Hirschfeld,  1846).  Dr.  Th.  Frimmel  sagt  in  seinem  Buche  „Neue  Beethoveniana" 
pag.  164  (Wien  bei  Karl  Gerolds  Sohn,  1888),  aber  bezüglich  der  Grabesfrage:  Den 
bestimmten  Erinnerungen  von  C.  Frdr.  Hirschens  Mutter  zufolge,  der 
jüngsten  Tochter  des  berühmten  Contrapunktisten  J.  G.  Albrechtsberger  (f  1809),  stand 
das  Grabdenkmal  auf  dem  richtigen  Platze.  (Siehe  auch  in  der  „Wiener 
Zeitung**  vom  6.  Dez.  1859  einschlägige  Mitteilungen,  die  C.  Frdr.  Hirsch  dem  Dr.  Frimmel 
zeigte.) 

Die  Geburtsstadt  Mozarts,  Salzburg,  hatte  doch  wenigstens  die  Freude,  wenn 
auch  spät,  des  Vaters  Leopolds  Grab  entdeckt  zu  wissen,  womit  die  zweite  große 
Unterlassungssünde  Constanzens:  die  nicht  fortgesetzte  Bezeichnung  des  Grabes  Leo- 
pold Mozarts,  welches  111  Jahre  als  „Nissens  Grab"  galt,  gesühnt  wurde.  In  einem 
Schreiben  von  „Breitkopf  und  Härtel"  an  Mozarts  Schwester,  Marianne,  Freiin  von 
Sonnenburg,  u.  zw.  vom  28.  Februar  1800  (Siehe  G.  Nottebohm,  „Mozartiana",  1889)  cha- 
rakterisierten diese  die  „Witwe  Mozart"  mit  folgenden  zutreffenden  Worten :  „Sie  (Con- 
stanze) scheint  einen  augenblicklichen  Vorteil  allen  Rücksichten  auf  das  Andenken  ihres 
Gatten  (Mozart)  vorzuziehen."  —  Sie  war  und  blieb  selbstsüchtig,  so  lange  sie  lebte, 
die  Witwe  Mozarts  und  Etatsrätin  Constanze  von  Nissen,  und  sie  legte  seither  auf  die 
letztere  Bezeichung  mehr  Wert,  als  auf  die  —  erstere! 

24.  Georg  Nikolaus  von  Nissen.  Kleines  Aquarellbild  auf  Elfenbein, 
wie  das  vorhergehende,  gemalt  gleichfalls  1826  von  Thomas  Spitzer  in 
Salzburg.     (Gegenstück  zu  Nr.  23  in  gleicher  Größe.) 

Nissen  war  der  zweite  Gatte  der  Constanze,  ein  väterlich  besorgter,  wohlwollen- 
der Freund  und  treuer  Ratgeber  von  Mozarts  hinterlassenen  beiden  Söhnen.  Geboren  zu 
Hardensleben  in  Schleswig  (auf  seinem  Grabstein  steht  Dänemark)   am  22.  Jänner  1761, 


16 

war  er  Student,  1781  bereits  im  Generalpostamt  angestellt,  1790  Kanzlist  der  dänischen  Ge- 
sandtschaft am  Reichstage  zu  Regensburg.  Einiee  Zeit  später  wurde  er  nach  Wien  versetzt 
als  Legationssekretär  von  1802  ab,  mit  dem  Titel  eines  Legationsrates,  1805  als  Charge 
d'affaire  (Geschäftsträger).  Als  Wohnungsnachbar  lernte  er  die  Witwe  Mozarts  1797 
dortselbst  kennen  und  leistete  ihr  bei  der  Ordnung  ihrer  AngeleQ;enheiten  und  Ver- 
mögensverhältnisse treuen  Beistand,  wie  dies  aus  seinen  zahlreichen  Briefen  zu  er- 
kennen ist,  die  er  in  ihrem  Namen  zu  schreiben  pflegte.  Er  zeigte  sich  darin  als  ein 
zwar  umständlicher,  aber  sehr  braver  und  ehrenwerter  Mann,  und  so  hat  er  sich  auch 
seit  seiner  Verheiratung  im  Jahre  1809  mit  Constanze  gegen  sie  und  ihre  Kinder  be- 
währt. Gegen  letztere  in  der  Korrespondenz  mit  diesen,  denn  Karl,  der  ältere,  wurde 
von  seiner  Mutter  schon  im  15.  Lebensjahre  (1799)  nach  Livorno  in  Toscana  geschickt, 
um  sich  dem  Handelsstande  zu  widmen,  weil  ein  Machtspruch  der  Mutter  bestimmte,  wie 
er  selbst  am  4.  Mai  1856  an  den  Großhändler  Adolf  Popelka  in  Prag  schrieb,  (siehe 
„Mozart  in  Prag",  von  Freiherrn  Rud.  v.  Prochäzka,  Prag  1892)  „daß  nicht  Karl,  sondern 
sein  sieben  Jahre  jüngerer  Bruder  Wolfgang,  der  seines  Vaters  Namen  trug  und  ihm  auch 
am  ähnlichsten  in  den  Gesichtszügen  war,  sich  der  Kunst  der  Musik  widmen  solle". 
Dieser  war  aber  bereits  im  siebzehnten  Lebensjahre  (1808)  als  Hausklavierlehrer  bei  dem 
Grafen  Borerowski  in  Lemberg  eingetreten,  wo  er  die  Komtesse  Henriette  unterrichtete. 
Als  demnach  Constanze  ihre  zweite  Ehe  schloß,  war  keiner   der  Söhne    mehr  bei   ihr. 

Nissen  kehrte  1810  mit  Constanze  nach  Kopenhagen  zurück,  wo  er  mit  dem  Titel 
eines  Etatsrates  als  „Zensor  der  politischen  Zeitungen"  angestellt  wurde  und  in  dieser 
Eigenschaft  zehn  Jahre  hindurch  tätig  war.  Eine  Kränklichkeit  nötigte  ihn  1820  seinen 
Abschied  zu  nehmen  und  das  Gasteiner  Heilbad  zu  gebrauchen.  Es  wurde  ihm  für  die 
dem  Staate  treu  geleisteten  Dienste  von  seinem  Könige  Friedrich  VI.,  bei  dem  Ueber- 
tritte  in  den  Ruhestand  der  Danebrog-Orden  und  der  Adel  verliehen.  Bei  der  Rück- 
reise von  Gastein  nach  Salzburg  fand  er  so  großes  Gefallen  an  Mozarts  Geburtsstadt, 
daß  er  beschloß,  sich  hier  mit  Constanze  dauernd  niederzulassen.  Ihre  Wohnung  war 
im  Hofapothekerhause  (heute  Ludwig  Viktorplatz  Nr.  7;.  Hier  verfaßte  Nissen,  wie  er- 
wähnt wurde,  nur  kompilatorisch,  seine  Biographie  „W.  A.  Mozart",  wovon  sich  ein 
Teil  des  Manuscriptes  im  Mozarteumsarchiv  befindet,  wobei  er  von  dem  Freunde  des 
Hauses  und  der  Familie,  von  dem  Chorregenten  auf  dem  Nonnberger  Musikchor,  Anton 
Jähndl  (geb.  zu  Augsburg  1783,  gest.  1861)  werktätig  unterstützt  wurde.  Diese  Biographie 
erschien  erst  nach  Nissens  Tode  (bei  G.  Senf  zu  Leipzig,  mit  einem  Vorwort  von  Dr. 
Feuerstein  in  Pirna  a.  d.  Elbe  vom  Juli  1828),  herausgegeben  von  der  Witwe  Constanze,  dedi- 
ziert  der  Königin  von  Dänemark,  Marie  Sophie  Friederike,  und  auf  Subskription  (mit  dem 
Anhange  922  Seiten  stark)  in  Druck  gelegt.    Der  Subskribenten  waren  917  an  der  Zahl. 

Nissen  starb  am  24.  März  1826  und  teilte  sechzehn  Jahre  später  das  Grab  in 
St.  Sebastian  mit  seiner  Witwe  Constanze,  welche  ihm  darüber  ein  Monument  von 
Marmor  mit  einem  achtzeiligen  Widmungsgedicht*)  und  den  bezüglichen  biographi- 
schen Inschriften  hatte  errichten  lassen.  Noch  im  Monat  August  1836  mußte  auf  Ver- 
langen der  Mutter,  der  Sohn  Wolgang  auf  eigene  Kosten  von  Lemberg  nach  Salzburg 
kommen,  „um  den  Tribut  seiner  kindlichen  Dankbarkeit  gegen  seinen  verstorbenen  zweiten 
Vater  darzulegen",  wie  sie  ihm  schrieb.  Er  brachte  seines  Vaters  „Requiem"  in  der  Kolle- 
gienkirche zur  Aufführung  und  veranstaltete  vor  seiner  Abreise  —  er  hatte  seine  Mutter 
nach  einer  langen  Trennung  von  sieben  Jahren  nicht  mehr  gesehen  —  im  Rathaussaale 
am  29.  August  eine  muikalische  Akademie,  und  er,  nicht  Constanze,  legte  damit 
finanziell  den  Grundstein  zum  Friedhof monumente  seines  Stief- 
vaters, V.  Nissen  (Siehe  auch:  „Dansk  biografisk  Lexikon"  von  Brika). 

25.  Leopold  Mozart  mit  seinen  beiden  Kindern  in  Paris.  Kupfer- 
stich von  Hans  Mayer,  nach  dem  im  Besitze  des  Lord  Revelstoke  in  London 
befindlichen  Oelbilde  (36*2  cm  hoch,  23*5  cm  breit)  von  Carmontello,  im 
November  1763  zuerst  gestochen  von  Delafosse  in  Paris  1764,  und  1781  von 
T.  Cook  in  London.  Zu  diesem  Kupferstiche  diente,  wie  auch  dem  Durand 
zur  HeHogravüre,  die  Arbeit  des  Delafosse  als  Vorlage.  —  Geschenk  des 
Herrn  Hans  Mayer  im  Dezember  1883. 

Leopold  Mozart,  mit  den  zwei  Kindern  auf  der  dritten,  der  ersten  großen  Reise 
nach  dem  Auslande,  schreibt  aus  Paris  am  1.  April  1764  an  Kaufmann  Hagenauer:  „Mr. 
de  Mechel,  ein  Kupferstecher,  arbeitet  über  Hals  und  Kopf  an  unseren  Porträten,  die 
Herr  von  Cormontel  (ein  Liebhaber)  sehr  gut  gemalt  hat.  Der  Wolfgangl  spielt  Klavier, 
ich  stehe  hinter  seinem  Sessel   und  spiele  Violine   und  die  Nannerl   lehnt  sich   auf  das 

*)  Die  vier  letzten  Verszeilen  sind  aber  ein  Plagiat  aus  der  7.  Strophe  von  Schillers  Gedicht:  „Elegie 
auf  den  Tod  eines  Jünglings"  (Joh.  Christ.  Weckherlin). 


n 

Klavier  mit  einem  Arme,  mit  der  andern  Hand  hält  sie  Musikalien,  als  sänge  sie."  Und 
er  schreibt  weiters  am  9.  Juli  1765  wieder  aus  Paris:  „Ich  habe  meinen  Freund  Mr. 
Grimm*;  gebeten,  eine  Quantität  von  unseren  Porträt-Kupferstichen  nach  Salzburg  zu 
senden.  Diese  Kupferstiche  sind  gemalt  worden  (18.  Nov.  1763),  gleich  bei  unserer 
Ankunft  in  Paris.    Mr.  Grimm  war  der  Anstifter." 

26.  Constanze,  Witwe  Mozarts.  Original-Oelgemälde  (68  cm  hoch, 
55  cm  breit),  gemalt  von  Hans  Hansen  1802  in  Wien. 

Bei  der  Restaurierung  des  Bildes  im  Mai  1901  kam  die  bis  nun  unentdeckt  ge- 
bliebene Signierung  (wie  auch  jene  unter  Nr.  11,  23  und  24)  mit  „Hansen  p.  1802" 
zu  Tage.  Es  hat  die  Entstehungszeit  und  den  Maler  gemeinschaftlich  mit  dem  Bildnisse 
unter  Nr.  12,  den  beiden  Söhnen  Mozarts.  Constanze  zeigt  sich  (im  40.  Lebensjahre) 
in  einem  bis  auf  die  Brust  ausgeschnittenen  Cremekleid  mit  weißem  Spitzenschleier 
darüber,  den  Hals  und  rechten  Arm  entblößt,  in  der  Rechten  ein  Notenheft  mit  grünem 
Einband  haltend  und  der  Titelschrift:  _„Ouvres  de  Mozart",  die  schwarzen  Kopfhaare 
lockig  gekräuselt!  —  Ueber  den  Maler  erhielt  der  Herausgeber  auf  eine  gestellte  An- 
frage von  dem  Herrn  Präsidenten  der  kgl.  Akademie  für  die  schönen  Künste,  F.  Mehl- 
dal,  in  Kopenhagen  unterm  15.  Mai  1901  (und  gleichzeitig  auch  über  Nik.  von  Nissen„ 
siehe  Nr.  24)  folgende,  bisher  gänzlich  unbekannt  gebliebenen  Mitteilungen  :  Hans  Hansen, 
war  zu  Skjelby  auf  Seeland,  der  größten  und  wichtigsten  Insel  Dänemarks,  worauf  auch 
Kopenhagen  liegt,  am  22.  Februar  1769  geboren.  Er  besuchte  vom  Jahre  1786  an  die 
kgl.  Kunstakademie  in  Kopenhagen,  wo  er  1789  die  kleine  und  1791  die  größere  silberne 
Medaille  erhielt.  Am  31.  Juli  1797  reiste  er  mit  vierjähriger  Unterstützung  seitens  des 
Kammerherrn,  Karl  Adolf  von  Plessen,  nach  dem  Auslande,  zunächst  nach  Deutschland 
und  später  nach  Wien,  wo  er  sich  mehrere  Jahre  aufhielt.  In  Wien  heiratete  er  Hen- 
riette Lie,  ging  1803,  nachdem  ihm  aus  Dänemark  für  die  Jahre  1803—1804  eine  str-'t- 
liche  öffentliche  Unterstützung  gewährt  wurde,  nach  Rom,  wo  ihm  sein  Erstling,  ein 
Sohn,  der  spätere  Maler  Konstantio  Hansen  geboren  wurde.  Er  war  also  1802  noch  in 
Wien.  Von  Rom  kehrte  er  mit  seiner  Familie  1804  nach  Wien  und  im  Herbste  1805 
nach  Kopenhagen  zurück.  Dort  wurde  er  als  Mitglied  in  die  königliche  Akademie  auf- 
genommen und  erhielt  an  derselben  den  Lehrstuhl  als  Lektor  der  Perspektive  und  Mathe- 
matik, wovon  er  1826  seinen  Abschied  nahm.  Seine  letzten  Jahre  waren  wegen  Geld- 
schwierigkeiten u.  a.  wenig  glücklich.  Am  19.  Januar  1828  starb  seine  Frau  und  gleich 
darauf  am  11.  Februar  des  gleichen  Jahres  er  selbst.  (Siehe  auch:  „Nyt  dansk  Kunstner- 
lexikone"  von  Weilbach). 

27.  W.  A.  Mozart.  Stahlstich  von  SichHng.  Knabenporträt.  Knie- 
stück. 

Nach  dem  auf  der  vierten  (der  ersten  italienischen)  Kunstreise  in  Verona  am  6. 
und  7.  Jänner  1770  für  den  Generaleinnehmer  von  Verona,  Pietro  Lugiati,  gemalten  Bilde,. 
Mozart  im  nahezu  14.  Lebensjahre  darstellend,  seinerzeit  im  Besitze  des  Hof-  und  Ge- 
richtsadvokaten Dr.  Leopold  von  Sonnleithner,  auf  dessen  Veranlassung  dort  durch  die 
Nachforschungen  des  k.  k.  Sektionsrathes  W.  Böcking,  das  verloren  gegangene  Bild 
1856  im  Lokale  der  „Societa  filarmonica"  auf  dem  Hausboden  wieder  aufgefunden  wurde, 
welch  Ersterer  diesen  Abdruck  mit  Widmung  ddo.  Wien  am  4.  Februar  1857  dem 
Mozarteum  in  Salzburg  als  Geschenk  eingesendet  hat. 

Leopold  Mozart  schreibt  am  7.  Jänner  1770  aus  Verona:  „Wir  waren  bei  einem 
Herrn  Ragazzoni  eingeladen.  Der  Generaleinnehmer  von  Venedig,  Herr  Lugiato,  bat  die 
Kavaliere,  mich  zu  ersuchen,  daß  ich  erlauben  möchte,  den  Wolfgang  abmalen  zu  lassen. 
Gestern  Vormittag  geschah  es  und  heute  nach  der  Kirche  sollte  er  das  zweite  Mal 
sitzen."  —  Sie  waren  aber  vom  Bischof  in  Verona  abgehalten,  der  sie  bis  nach  1  Uhr 
bei  sich  behielt,  worauf  sie  erst  zu  Lugiato  gehen  konnten.  —  „Nun  (schreibt  der  Vater 
weiter),  wurde  Wolfgangs  Porträt  ausgemalt  und  um  3  Uhr  zu  Tische  gegangen".  Mehrere 
Liebhaber,  an  deren  Spitze  Pietro  Lugiato,  ein  enthusiastischer  Musikdilettant,  stellten 
es  dann  in  einem  öffentlichen  Lokale  aus.  Eine  Notiz,  welche  Bibliothekar  Pohl  nach 
Dr.  L.  von  Sonnleithneis  Tod  im  März  1872  in  Wien  veröffentlichte,  erwähnt:  „Lugiato 
drückte  seine  Freude  über  das  Bild  und   den  „raro   e   portentoso   giovanne"   in   einem 

*)  Friedr.  Melchior  Grimm,  geb.  1723  in  Regensburg,  kam  nach  beendigten  Studien  1750  nach  Paris, 
beschäftigte  sich  viermit  Musik  und  schrieb  literarische  Bulletins  für  deutsche  Fürsten,  wurde  1776  zum  Baron 
und  vom  Herzoge  von  Gotha  zu  dessen  bevollmächtigten  Botschafter  am  französischen  Hofe  ernannt,  verließ 
anläßlich  der  Revolution  Paris,  war  1795  von  Katharina  II.  zum  russischen  Staatsrat  und  zu  ihrem  bevoll- 
mächtigten Mini^t^  in  Hamburg  erwählt,  und  starb  am  19.  Dezember  1807  zu  Gotha. 

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18 

italienisch  an  Mozarts  Mutter  geschriebenen  Brief  vom  22.  April  1770  in  warmen  Worten 
aus.  Die  gegenwärtige  Eigentümerin  des  Originalbildes  ist  Frau  Therese  Kammerlacher 
(die  Tochter  des  v.  Sonnleithner)  in  Wien.  Der  Name  des  Malers  ist  darauf  nicht  er- 
sichtlich. Die  Augen  sind  dunkelblau,  die  Haare  leicht  gepudert,  scheinen  aber  bei  dem 
Kitaben  blond  gewesen  zu  sein,  was  nicht  ausschließt,  daß  Mozart  in  späteren  Jahren 
dunkelbraune  Haare  hatte.  Vogel  („Mozart-Porträts")  beschreibt  das  Bild,  wie  folgt:  „Zum 
erstenmale  findet  sich  hier  ein  individuelles  Gepräge  im  Gesichtsausdruck.  Der  Kopf  mit 
dem  leicht  gepuderten  blonden  Haar  hat  eir.e  ovale  Form  angenommen,  die  schön  geschnit- 
tenen blauen  Augen*)  sind  etwas  dunkler  geworden  und  die  Nase  etwas  stärker  hervorge- 
treten. In  einem  karmoisinroten  Staatskleide,  weißer  Weste  mit  Goldstickerei  und  gold- 
farbigen Knöpfen,  sitzt  Mozart  auf  einem  hochlehnigen  Sessel  vor  einem  187  Jahre  alten 
italienischen  Spinett  (einchöriges  Klavier,  als  Vorläufer  des  von  einem  Deutschen,  dem 
Organisten  C.  G.  Schröter  in  Nordhausen  erdachten  Modelies  und  nach  diesem  von  dem  be- 
rühmten Orgelbauer  Gottfried  Silbermann,  geb.  14.  Jänner  1683  zu  Kleinbobritsch  in  Sachsen, 
1717  erbauten  ersten  Pianoforte  heutiger  Zeit),  auf  dessen  Notenhalter  sich  ein 
aufgeschlagenes  Musikheft  befindet.  Auf  dem  oberen  Deckel  des  Spinettes  liegt  eine  Viola 
und  daneben  eine  in  einem  Tintenfaß  steckende  Kielfeder.  Ueber  der  Tastatur,  an  dem 
Holzteile,  ist  der  Name  des  Instrumentenmachers  un'd  das  Jahr  der  Fertigstellung  angebracht: 
Joanni  Celestini  Veneti  MDLXXXIII  (1583).  Man  bemerkt  an  dem  kleinen  Finger  der 
Rechten  einen  wertvollen  Diamantring,  den  der  Wunderknabe  Mozart  im  September  1762 
in  Schönbrunn  von  der  Kaiserin  Maria  Theresia  erhalten  hatte.  Dieses  Porträt  wurde  in 
sämtlichen  bekannten  Reproduktionen  zum  Brustbilde  verkürzt,  überhaupt  etwas 
frei  behandelt  und  zwar  regelmäßig  in  einer  Weise,  die  den  gewinnenden,  liebreizenden 
Ausdruck  der  Augen  verringert  und  wurde  ihm  auch  die  sogenannte  „Mozartschleife" 
hinzugefügt,  die  im  Original  fehlt.  Sie  reproduzieren  sämtlich,  mehr  oder  weniger  fein, 
den  von  Sichling  gearbeiteten  ersten  Stich  (auf  Stahl)  in  Jahn's  „W.  A.  Mozart".  —  0.  Jahn 
ließ  nämlich,  wie  er  im  I.  Band,  pag.  186,  seines  „Mozart"  sich  äußert,  bis  zur  Heraus- 
gabe dieses  seines  mit  Recht  berühmten  Werkes  (1856)  vorher  vergeblich  darnach  Nach- 
frage halten,  konnte  es  aber  doch  noch  als  Titelblatt  dem  4.  Band  (I.  Aufl.)  unmittelbar 
nach  dessen  Auffindung  vorsetzen. 

28.  Maria  Therese  Hagenauer,  geb.  Schuster.  Oelgemälde.  Ein 
Kostümbild  einer  salzburgischen  Handelsfrau  aus  dem  Jahre  1769.  Geschenk 
des  Herrn  T;  G.  Carajan,  Custos  der  k.  k.  Hofbibliothek  und  Vicepräsident 
der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien.     Darunter: 

Johann  Lorenz  Hagenauer,  der  Ehegatte  der  Vorgenannten.  Oel- 
gemälde. Gemalt  1873  im  Auftrage  des  Gründers  und  ersten  Präsidenten, 
Carl  Freiherrn  v.  Sterneck,  nach  dem  Bilde  in  der  St.  Peter'schen  Familien- 
gruft, von  Sebastian  Stief. 

Sebastian  Stief  war  geboren  16.  Jänner  1811  im  salzburgischen  Pfarrdorfe  Tingling 
am  Wagingersee,  er  starb  29.  Juli  1889  in  seinem  Hause  Nr.  4  in  der  Pfeifergasse  zu 
Salzburg,  malte  als  absolvierter  Münchner  Akademiker:  921  Altar- und  historische  Bilder, 
Landschaften  u.  s.  w.  und  555  Porträte. 

Maria  Therese  Hagenauer,  geboren  1717,  war  die  Ehefrau  des  Spezereihändlers 
Johann  Lorenz  Hagenauer,  des  Freundes  und  Hausherrn  der  Mozart'schen  Familie,  Besitzer 
des  Schlößchens  Mönchstein  am  Mönchsberge,  heute  noch  „Hagenauer  Schlößchen"  ge- 
nannt, der  geboren  war  am  10.  August  1712  und  am  9.  April  1799  starb.  Seine  Frau 
folgte  ihm  am  2.  Februar  1800  in  das  Grab  nach.  (Siehe  Familiengruft  im  St.  Peter 
Friedhof,  östlich,  Nr.  XVI.)  Das  Ehepaar  hatte  11  Söhne  und  4  Töchter,  alle  befreundet 
mit  Mozarts.  Von  dreien  Söhnen  wurde  Ignatz  Kaufmann  in  Triest,  Leopold  Kaufmann  im 
Silbererhause,  verheiratet  mit  der  reichen  Steinbräuertochter  Popp  (starb  1828)  und  Domi- 
nikus  (geb.  1749),  im  Jahre  1786  der  77.  Abt  des  Klosters  St.  Peter  hier  (gest.  4.  Juni  1810). 
Von  den  4  Töchtern:  Ursula,  Theresia,  Martha  und  Franziska  (Letztere  gest.  26.  Oktober 
1886)  führte  Ursula  nach  dem  Tode  des  Vaters  das  Geschäft,  das  in  der  Reihe  der  Jahre 
1831  an   SchüUer,  früheren    Buchhalter  der  Ursula,  dann  an  Thury  und  endlich  1881   an 


*)  In  allen  bekannt  gewordenen  Biographien  W.  A.  Mozarts  fehlt  die  Angabe  über  die  Farbe  der 
Augen  Mozarts.  Im  März  1897  wendete  sich  der  Herausgeber  dieses  Kataloges  an  die  ihm  bekannten  Besitzer 
von  Mozart-Original-Porträten  mit  der  Anfrage  darnach,  und  es  konnte  sonach  dieselbe  mit  „blau"  —  einige 
Ausnahmen  abgerechnet,  welche  in  der  geübten  Methode  des  ,,Schematisierens"  der  Maler  ihren  Grund  hatten 
—  festgestellt  werden.  (Siehe:  ,,W.  A.  Mozart  in  der  Schilderung  u.  s.  w."  in  der  Festschrift  zur ,, Don  Juan- 
Zentenarfeier  1887",  pag.  46,  von  Joh.  Ev.  Engl.) 


19 

Angelo  Saullich  übergieng.  Franziska  wurde  die  Frau  des  Regierungsrates  Pichler  in 
Linz.  Bei  Ursula  kamen  täglich  Franziska  und  „Nannerl"  (Marianne  Mozart)  zum  Karten- 
spiel (Wallacheln)  zusammen.  Leopold  Mozart  war  täglich  abends,  wenn  er  nicht  die 
Familie  von  Rubinig  im  Stadthause  oder  im  Sommer  im  schönen,  heute  noch  ursprüng- 
lichen „Rubinig-(später  Buxbaum-)Hof"  in  Schallmoos  besuchte,  bei  Hagenauers,  der  ihn 
in  seinen  schweren  Nöten  und  bei  seinen  Kunstreisen  mit  Geldvorschüßen  unterstützte, 
namentlich  bei  den  ersten  drei  Reisen  mit  den  beiden  Kindern  nach  München,  dann 
Wien  (1762)  und  ins  Ausland  (1763—1766),  weshalb  er  auch  wiederholt  aus  Paris  (1.  Fe- 
bruar 1764  u.  w.)  ausführlich  an  Hagenauer  berichtet  und  ihm  auch  das  Pariserbild,  die 
holländische  Violinschule  u.  s.  w.  zuschickt.  Nissen  bemerkt  mit  Recht  in  seiner  Vorrede 
zur  Biographie  (pag.  XIV.):  „Wären  diese  Briefe  an  einen  Gelehrten  oder  an  einen 
Musikverständigen  geschrieben  gewesen,  so  hätte  der  Briefwechsel  ihnen  sicher  mehr 
Interesse  gegeben,  als  sie  enthalten". 

Das  Hagenauer-,  jetzt  „Stranz  und  Scio"-  Mozarts  Geburts-Haus,  findet  sich  pag.  50 
in  Nissens  „Biographie  W.  A.  Mozarts",  von  der  Getreidegasse  aufgenommen,  abgebildet, 
und  ist  das  mit  rotem  Marmor  eingefasste,  zierlich  geschweifte  Portal,  über  welchem 
sich  ein  (wahrscheinlich  von  Johann  Ilagenauer,  dem  „Hofstatuarius"  des  Erzbischofes 
Sigmund  von  Schrattenbach,  welcher  ihn  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  in  die  Akademie 
nach  Wien  schickte,  ihn  auch  auf  seine  Kosten  Italien  bereisen  ließ,  und  der  mutmaßlich 
ein  Neffe  des  Joh.  Lorenz  Hagenauer  war)  gut  gearbeitetes  steinernes  Medaillonbild  der 
Mutter  Gottes  befindet,  noch  das  ursprüngliche  aus  Mozarts  Zeit. 


III.  Wand. 


29.  W.  A.  Mozart,  als  Knabe  am  Klavier.  Photographie  aus  dem 
Jahre  1876  nach  dem  im  Besitze  des  Konsuls  Herrn  F.  Bamberg  in  Messina 
befindlichen  Originale,  nämlich  einer  minierten  Bleistiftzeichnung  kreisrunden 
Formates,  entstanden  etwa  im  Frühjahre  1763,  welches  Mozart,  linksgewendet, 
im  Profil  zeigt.  Die  Originalzeichnung  fand  sich  in  dem  Kataloge  der  von 
F.  Bamberg  im  Mai  1894  zur  Versteigerung  gekommenen  nachgelassenen 
Kunstgegenstände  schon  nicht  mehr  verzeichnet,  wie  Vogel  („Mozart-Porträts") 
erwähnt. 

Diese  Manier,  nach  dem  Leben  zu  zeichnen,  war  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVIII.  Jahrhunderts  sehr  allgemein.  Nur  ein  Hauch  von  Aquarell-  oder  Miniaturfarbe 
belebt  die  Carnation  und  Gewandungspartien.  Nach  des  verstorbenen  k.  k.  Konser- 
vators und  Kunstmalers  Georg  Pezolts  Urteil  dürfte  die  Zeichnung  höchst  wahrscheinlich 
vom  salzburgischen  Maler,  Franz  Nikolaus  Streicher,  geboren  1738  zu  Trostberg  an  der 
Alga  in  Oberbayern,  herrühren,  und  die  weniger  künstlerische  Aufnahme  als  sorgfältige, 
ja  ängstliche  Beschreibung  des  Profiles  der  Charakteristik  des  Darzustellenden  ziemlich 
realistisch  nahegekonimen  sein.  Eben  weil  der  Künstler  das  Relief  des  Kopfes  wenig 
zu  fördern  verstand,  folgte  er  umso  strenger  der  Silhouette.  Geschmeichelt  ist  dem 
Original  gewiß  nicht,  hiefür  birgt  so  manches  Detail,  wie  die  schroffe  Form  der  Augen- 
brauen und  des  linken  Ohres.  Jedenfalls  dürfte  diese  Zeichnung,  ohne  den  höheren 
Anforderungen  eines  vollendeten  Porträtes  entsprochen  zu  haben,  seiner  Zeit  dem  Ori- 
ginale sehr  ähnlich  gewesen  sein. 

Franz  Nikolaus  Streicher,  bildete  sich  zunächst  in  Regensburg  unter  Johann 
Zaufelly,  dann  an  der  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien  als  Maler  aus,  arbeitete 
später  in  Augsburg,  zuletzt  und  viele  Jahre  in  Salzburg.  Hier  sind  von  ihm  Bilder  vor- 
handen im  städt  Museum,  St.  Sebastians  Friedhof,  Wandbilder  in  der  St.  Peterskirche, 
zu  Liefering,  Heiligenkreuz  am  Hintersee  („Gekreuzigter  Christus"),  zu  Zell  am  Moos  (bei 
Mondsee),  in  der  Halleiner  Pfarrkirche,  zu  Michaelbeurn  u.  s.  w.  Er  starb  in  dürftigen 
Verhältnissen  in  Salzburg  im  Mai  1811. 

30.  W.  A.  Mozart  im  elften  Lebensjahre.  Photographie  von  Baldi 
und  Würthle  in  Salzburg  nach  dem  in  Händen  des  königlich  würtember- 
gischen  Landesgerichtsrates  Richard  Hörnes  in  Neu-Ulm  befindlichen  sehr 
guten,  wohlerhaltenen  Porträt  Mozarts.  Geschenk  des  Herrn  Dr.  F.  Scheuerleer 
im  holländischen  Haag,  April  1883, 


20 

Nach  dem  fleißig  mit  schönem  Colorit  gearbeiteten  Oelgemäide,  ge;i:a!t  zur  Zeit 
der  Anwesenheit  Mozarts  in  Holland  während  der  „großen  Auslandsreise"  (1763—1766) 
von  dem  Sohne  Jakob  (wie  Vogel  vermutet),  des  nicht  unberühmten  Dominikus  van  der 
Smissen  (Schüler  des  bekannten,  schon  im  24.  Lebensjahre  vielgenannten  Porträt-Malers 
Balthasar  Denner,  geb.  15.  November  1685,  gesl.  15.  April  1747  zu  Hamburg).  Dominikus, 
der  Vater,  war  laut  dem  Totenregisier  der  mennonitischen  Gemeinde  in  Altona  bereits 
am  6.  Jänner  1760  gestorben.  Sein  Sohn,  Jakob  (1735—1813),  der  gleichfalls  im  Porträt- 
fache tätig  gewesen,  hatte  sich  längere  Zeit  in  Holland,  so  auch  in  dem  Jahre  des  dortigen 
Mozartschen  Besuches,  aufgehalten.  Das  „D"  auf  dem  Original-Oeibilde  (Kniestück, 
61  cm  hoch,  52  cm  breit)  vor  dem  Signum  des  Malers,  deutet  sonach  kaum  auf  den  Vor- 
namen hin,  sondern  vielleicht  auf  einen  damaligen  Gebrauch  der  frommen  Mennoniten, 
gleichwie  die  im  Lateinischen  angewandte  Abkürzung  D  in  der  Bedeutung  für  Devotus 
(gottergeben);  es  müßte  denn  anderen  Falles  der  Sohn  seine  Arbeit  für  jene  seines  Vaters 
ausgegeben  haben,  was  nicht  wahrscheinlich  ist.  Für  den  Kenner  ist  es  das  unzweifel- 
hafte Original-Porträt  des  damals  jugendlichen  Mozart,  das  sich  in  dem  geistvollen 
jugendlichen  Antlitz,  dem  muntern  seelenvollen  Auge  und  in  der  lebendigen  Modellierung 
der  Büste  unverkennbar  ausspricht,  dazu  die  auf  der  rechten  Seite  des  Bildes  (vom 
Beschauer  aus  betrachtet)  ungefälscht  angebrachte  Bezeichnung  „Wolfgang  Mozart,  pinxit 
1766.  D.  van  Smissen".  Mozart  ist  auf  dem  Originale  dargestellt,  vor  einer  Steinsäule 
sitzend,  seinen  rechten  Arm  auf  einem  Simse  eines  Säulenschaftes  stützend,  ein  zusammen- 
gefaltetes Papier  haltend,  in  goldblondem,  welligen,  aufgelösten  Haare  (nicht  wie  in  der 
Zeichnung  der  „Leipz.  lUustr.  Zeitung"  vom  23.  Juli  1877  mit  festen  Buckeln)  mit  offen- 
stehenden roten  Rock  und  bis  an  den  Hals  reichender  hellblauer  Weste  mit  goldblanken 
Knöpfen.  Auffallend  und  ganz  abweichend  von  den  authentischen  anderen  Porträten 
sind  nur  die  rehbraunen  Augen,  da  doch  Mozart,  wie  nachgewiesen  wurde,  blaue 
Augen  hatte. 

31.  Mozart-Häuschen.  Photographie,  angefertigt  von  dem  Photo- 
graphen Gustav  Bieringer  in  Wien,  vor  der  Ueberführiing  des  Häuschens 
nach  Salzburg,  welcher  der  letzte  Bewohner  des  Häuschens  war.  Im  mitt- 
leren der  fünf  Hofräume  des  Freihauses  auf  der  Wieden  zu  Wien  war  das- 
selbe ursprünglich  aufgestellt  —  seit  1877  steht  es  auf  dem  Kapuziner- 
berge in  Salzburg,  in  welchem  Mozart  drei  Monate  vor  seinem  Tode  in  Wien 
die  „Zauberflöte"  vollendete. 

32.  Prinzeps  caeterique  academici  Philharmonici.  Original-Diplom, 
mit  Rosa-Seidenband  eingefaßt,  womit  Mozart  von  der  im  Jahre  1666 
gestifteten  „Academica  Philharmonica"  in  Bologna  zu  ihrem  Mitgliede  am 
10.  Oktober  1770  aufgenommen  wurde. 

Es  war  ein  solches  Ehrenzeugnis  (Siehe:  O.  Jahn  im  I.  Teil  seiner  „Biographie'% 
pag.  208)  den  Kirchenkomponisten  nicht  ohne  Bedeutung,  da  Papst  Benedikt  XIV.  in 
einer  Bulle  vom  Jahre  1749  diesen  eine  Art  Oberaufsicht  gegeben  hatte,  so  daß  nur  von 
denselben  anerkannte  Mitglieder,  Kapellmeister  an  Kirchen  in  Bologna  werden  konnten,, 
und  an  anderen  Kirchen  des  päpstlichen  Gebietes  vertrat  diese  Mitgliedschaft  die  Stelle 
jeder  Prüfung. 

33.  Sonate  (unvollendet)  ä  2  Cembale,  im  ^  4  Takt,  in  B-dur  und 
1 5  Takten,  Querformat.  Original  Handschrift  Mozarts  „Per  la  Constanze  Weber". 
Diese  Widmung  weist  auf  die  Entstehungszeit  von  Ende  Oktober  1777  bis 
13.  März  1778,  in  welcher  Zeit  Mozart  mit  seiner  Mutter  in  Mannheim  weilte, 
dort  die  „Weber'schen"  überhaupt  erst  kennen  lernte  und  mit  ihnen  im  leb- 
haften, freundschaftlichen  Verkehr  kam  und  stand.  (Köchel  Verz.  II:  43, 
pag.  610.) 

34.  Lied  mit  Klavierbegleitung:  „Wie  unglücklich  bin  ich  nit",  etc. 
*/4  Takt,  F-dur,  vollständig  in  15  Takten.  (Köchel  Verz.  II:  147.)  Komponiert 
1772  von  W.  A.  Mozart.  Original-Handschrift.  1  Blatt  mit  zwei  beschriebenen 
Seiten.     Querformat,  8 zeilig.     Die  Worte  sind  vom  Komponisten  selbst. 


21 

Die  Ausgabe  wurde  veranstaltet  cjurch  das  Handels-Kasino  in  Salzburg  zur  Er- 
innerung an  die  Mozartfeier  am  27.  Jänner  1855.  Die  hier  willkürlich  beliebte  Ueber- 
schritt:  „An  Constanze"  ist  nicht  gerechtfertigt,  da  das  Lied  eben  aus  einer  viel  früheren 
Zeit  ist.  Es  wird  erzählt,  daß  dieses  Lied  von  Mozart  scherzweise  für  die  schöne 
„Theresel",  der  Tochter  des  Georg  A.  Horeischy,  geschrieben  wurde.  Dieser,  geb.  1751 
zu  Prag,  1784  in  Salzburg  als  Baßgeiger  angestellt,  starb  auch  hier  1809.  Wäre  diese 
Annahme  richtig,  dann  müßte  das  Lied  nach  dem  Jahre  1784  komponiert  worden  sein. 
Köchel  fügte  der  Jahreszahl  1772  ein  *  bei,  und  bezeichnete  damit  diese  Jahreszahl  als 
„zeitunsicher".  Mozart  war  mit  seiner  Frau  Constanze  zum  letztenmale  in  seiner  Geburts- 
stadt bei  seinem  Vater  Leopold  von  Ende  Juli  bis  Ende  Oktober  1783  auf  Besuch, 
während  Horeischy  erst  ein  Jahr  später  nach  Salzburg  kam,  daher  eine  Begegnung  mit 
der  Tochter  „Theresel"  seitens  Mozarts  nicht  möglich  war,  wenn  das  Anstellungsjahr 
1784  Horeischys  hierorts  richtig  ist,  wie  es  auch  in  dem  „Salzburger  Mozart-Album" 
(herausgegeben  1856  von  Jelinek  und  Max  Gloner,  früher  Gebrüder  Krakowitzer)  ver- 
zeichnet wurde. 

35.  W.  A.  Mozarts  Anstellungsdekret  vom  k.  k.  Oberstkämmerer- 
Amt,  datiert:  Wien  am  7.  Dezember  1787,  womit  Mozart  zum  „Kammer- 
Musikum"  mit  830  fl.  Gehalt  vom  «1.  Dezember  1787  an  aufgenommen 
v^urde.     Original. 

36.  W.  A.  Mozart.  Oelgemälde,  unvollendet.  Hüftstück  nach  links 
(32  cm  hoch,  28  cm  breit),  von  Mozarts  Schwager,  Hofschauspieler  Josef 
Lange,  beiläufig  5^2  Monate  vor  Beginn  der  im  JuH  1791  in  Angriff  ge- 
nommenen „Zauberflöte"  gemalt. 

Mozart  am  Klavier.  Der  Kopf  ist  ganz  ausgeführt,  Gewandung  und  Klavier  sind 
blos  mit  Bleistiftstrichen  skizziert.  Dieses  Originalbild  war  im  Besitze  des  Sohnes  Karl 
in  Mailand  und  ist  1858  als  Erbstück  an  das  Mozarteum  gekommen.  Lange  war  als 
Maler  nicht  unbedeutend.  Er  legte  sorgfältig  die  Treue  in  die  Gesichtszüge,  welche 
dem  Relief  von  Posch  (Nr.  46)  entsprechen,  die  aber  hier  schon  die  beginnende  Kränk- 
lichkeit aufweisen. 

37.  Zauberflöte-Theaterzettel.  Erste  Aufführung  der  Oper  im  Theater 
auf  der  Wieden  in  Wien  am  Freitag  den  30.  September  1791.  Geschenk 
des  Herrn  Dr.  Oskar  Berggruen  (welcher  denselben  1871  dem  Herrn  Donn 
in  Innsbruck  um  18  fl.  abgekauft  hatte). 

38.  „W.  A.  Mozarts  Ohr  und  ein  gewöhnliches  Ohr".  Aquarell. 
Geschenk  des  Herrn  Arthur  Gaye*). 

Gefertigt  nach  dem  von  Mozarts  Sohne  Wolfgang  linken  Ohre  (siehe  Nr.  11,  pag.  9) 
der  des  Vaters  feine  Gehör  hatte,  und  von  dem.  Mozart  scherzend  prophezeite,  „es 
werde  dieses  Kind  ein  echter  Mozart  werden",  weil  der  Kleine  einst  weinend  in  den 
Ton  einstimmte,  aus  dem  der  Vater  eben  auf  dem  Klavier  spielte.  Selbst  die  Gesichts- 
züge waren  denen  des  Vaters  ähnlich,  wie  dies  allgemein  von  Jenen  behauptet  wurde, 
die  Letzteren  kannten. 

Der  Nissen'schen  „Biographie  W.  A.  Mozart",  pag.  586,  wurde  davon  eine  Ab- 
bildung in  lithographischer  (Kreide)  Ausführung  beigegeben. 


*)  Darüber  sind  bis  nun  folgende  zwei  Abhandlungen  erschienen: 

1.  Die  „Deutsche  medizinische  Wochenschrift"  (XXIV.  Jahrgang,  Heft  vom  2.  Juni  1898,  Leipzig)  bringt 
in  einem  Feuilleton:  .,,Mozarts-Ohr"  eine  wissenschaftliche  Abhandlung  (mit  Zeichnung)  von  Dr.  P.  H.  Gerber, 
Privatdozenten  an  der  Universität  in  Königsberg,  wonach  der  Verfasser  schließlich  zu  dem  Ausspruche  kommt: 
a, In  Mozarts  (äußerem)  Ohr  haben  wir  es  mit  einer  Mißbildung  zu  tun,  die  nicht  nur  sehr 
unschön,  sondern  auch  au  einer  tieferen  Entwicklungsstu.e  stehen  geblieben  ist,  während 
■dessen  innerliches  Ohr  sozusagen  die  höchste  menschliche  Entwicklung  erreicht  hat". 

2.  Im  Selbstverlage  der  anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien  erschien  1931  (auch  im  Sonderabdruck 
aus  Band  XXXI,  als  der  dritten  Folge  Bind  I,  der  ,,Mitteiluigen"  derselben,  Druck  von  Friedr.  Jasper  in 
Wien):  ,, Mozarts  Ohr".  Eine  anatomische  Studie  mit  3  Abbildungen  vom  Universitäts-  und  Anatomie- 
Professor  Dr.  M.  Holl  in  Gras,  welche  obige  Aufstellun  =jen  in  ebenso  sachlicher,  wie  fachlicher  Weise  wider- 
legt, und  diejeder  Mozartkenner  als  einen  willkommenen  Beitragzur  Mozart-Literatur  mit  Befriedigung  lesen  wird. 


22 

Aus  der  unten,  unter  2  erwähnten  Studie  sei  auszugsweise  mitgeteilt: 

„Der  Verfasser  der  unter  1  angeführten  Abhandlung,  Dr.  P.  H.  Gerber,  stützt  sich 
in  seinen  Ausführungen  und  Endurteilen  über  „W.  A.  Mozarts  Ohr"  auf  eine  Abbildung 
nach  diesem  Original-Aquarell  von  seiner  Hand,  wie  er  sie  von  demselben  im  Mozart- 
Museum  angefertigt  hat.  Die  Angaben  stimmen  nach  dieser  seiner  zum  mindesten  un- 
genauen, wenn  nicht  geradezu  fehlerhaften  Handkopie  vollständig,  dagegen  nur  zum 
geringsten  Teile  mit  den  Befunden  überein,  welche  das  Mozart'sche  Ohr  im  Aquarell 
aufweist;  aber  gerade  in  den  wichtigsten  Punkten  ist  hier  zwischen  Beschreibung  und 
Befund  kein  Einklang  zu  finden,  und  so  trägt  auch  das  von  Gerber  dargestellte 
angebliche  Ohr  Mozarts  in  der  Tat  alle  jene  Gebrechen  an  sich^ 
welche  er  anführt,  welche  man  aber  an  dem  Aquarell  selbst  nicht  vor- 
findet, das  als  Originalbildnis  das  linke  Ohr  Mozarts  darstellt.  Aus  der  Gestaltung 
dieses  Ohres  ist  man  jedoch  nicht  berechtigt,  auf  eine  gleiche  des  rechten  Ohres 
mit  Sicherheit  zu  schließen.  Ein  Blick  auf  das  Original-Aquarell  und  die  Nissen'sche 
Lithographie  davon,  genügt,  um  zu  erkennen,  daß  das  Mozart'sche  Ohr  sich  von  einem 
gewöhnlichen  wirklich  auffallend  unterscheidet  und  zwar:  in  der  äußeren  Ohrenöffnung 
und  der  sogenannten  Muschel  (Concha).  Alle  anderen  vorhandenen  Abweichungen  sind 
so  geringfügiger  Natur  und  werden  so  häufig  beobachtet,  daß  sie  als  besondere  Eigen- 
tümlichkeiten des  Mozart'schen  Ohres  nicht  angeführt  werden  können.  Die  Abnormität^ 
welche  dieses  Ohr  zeigt  (und  von  welcher.Nissen  und  andere  Biographen  Erwähnung 
machen)  ist  in  der  anatomischen  Literatur  bekannt  und  wird  mit  dem  nicht  ganz  zweck- 
mäßigen Namen  „fehlende  Concha"  bezeichnet.  Das  Vorkommen  einer  derartigen  Ano- 
malie hält  das  Mittel  zwischen  Seltenheit  und  Häufigkeit  ein.  Die  Bildung  desselben 
ist  nach  G.  Schwalbe  im  K.  v.  Bardelebens  „Handbuch  der  Anatomie  des  Menschen"^ 
(6.  Lieferung.  Sinnesorgane:  „Das  äußere  Ohr",  Jena  1898,  pag.  136),  nach  Frl.  Petrona 
Eyle  („Ueber  Bildungsanomalien  der  Ohrmuschel",  Zürich  1891,  Fig.  2,  8,  12  und  13) 
und  nach  Gradenigo  („Ueber  Bildungsanomalien  der  Ohrmuschel",  Wiener  mediz, 
Wochenschrift  Nr.  1,  1894,  S.-A.  S.  2),  als  Varietät,  bedingt  durch  entwick- 
lungs-geschichtliche  Verhältnisse,  und  nicht  als  Mißbildung,  die  nicht 
nur  sehr  unschön,  sondern  auch  auf  einer  tieferen  Entwicklungsstufe  stehen  geblieben 
ist,  aufzufassen.  Es  ist  noch  hervorzuheben,  daß  sie  sich  auch  vererben  kann.  Nr.  4 
(„W.  A.  Mozart  im  Galakleid")  und  Nr.  29  („Mozart  am  Klavier")  unseres  Kataloges, 
lassen  einen  größeren  oder  geringeren  Teil  des  unteren  Teiles  des  rechten  Ohres,. 
Nr.  3  („Familienbild"),  den  unteren  Teil  des  linken  Ohres  erkennen.  An  den  ersteren 
zwei  Bildern  ist  auffällig,  daß  sie  eine  abnorme  Bildung  der  Ohrmuschel  nicht  beob- 
achten lassen,  während  jenes  Nr.  3  die  Ohrmuschel  ganz  deutlich  als  abnorm  gebildet 
aufweist.  Da  nun  das  in  Rede  stehende  Original-Aquarell  ebenfalls  nur  ein  linkes  Ohr 
(wie  Nr.  3)  zur  Anschauung  bringt,  so  ist  die  Ansicht  gerechtfertigt,  daß  die 
eigentümliche  Bildung  der  Ohrmuschel  nur  am  linken  Ohr,  sowohl 
bei  W.  A.  Mozart  (Vater),  als  bei  W.  A.  Mozart  (Sohn)  vorhanden  war." 


IV.  Wand. 


39.  „Titus"-Theaterzettel.  Erste  Aufführung  im  Theater  zu  Salzburg^ 
am  Freitag  den  13.  Dezember  1878  (87  Jahre  nach  der  fertiggestellten 
Komposition)  unter  der  Leitung  des  damaligen  Kapellmeisters  am  hier- 
ortigen  k.  k.  Theater,  Emil  Kaiser,  und  Geschenk  desselben. 

40.  W.  A.  Mozart.  Photographie  nach  dem  Gemälde  angeblich 
eines  Tischbein.  Ein  Geschenk  des  großherzogl.  hessischen  Kapellmeisters 
Johann  Anton  Andre  in  Frankfurt  a.  M.,  am  29.  August  1856:  „Zur  Jubel- 
feier (Mozart-Säkularfest  in  Salzburg)  des  herrlichsten  Tondichters". 

Es  ist  dies  eine  photographische  Aufnahme  nach  dem  Original-Oelbilde  (Kniestück,. 
68  cm  hoch,  53  cm  breit)  und  zwar  nur  als  Brustbild,  im  Besitze  der  Erben  des  Kauf- 
mannes und  Musikalienhändlers  C.  A.  Andre  in  Frankfurt  a.  M.  (des  Sohnes  des  isenbur- 
gischen  Hofrates,  welcher  von  Constanze  den  gesamten  handschriftlichen  Nachlaß  Mozarts 
kaufte).  Das  Bild  ist  in  den  „Bildnissen  berühmter  Deutscher"  bei  Breitkopf  und  Härtel 
in  Leipzig,  4.  Lieferung,  gestochen.    O.  Jahn  gab  es  dem  III.  Bande  seines  „Mozart"  bei. 


23 

„Wenn  dieses  Bild  wirklich  von  einem  Tischbein  herrühren  soll",  erklärt  Vogel 
(„Mozart-Porträt"),  „kann  von  den  nahezu  gleichzeitig  in  Mainz  lebenden  Malern  dieses 
Namens  nur  Anton  Wilhelm  —  nicht  aber  Joh.  Fr.  Aug.  —  Tischbein  in  Betracht  kommen, 
der,  geb.  1734,  gest.  1804,  die  größte  Zeit  seines  Lebens,  auch  im  Jahre  1790,  in  Mainz, 
die  übrigen  aber  um  diese  Zeit  anderwärts  tätig  gewesen  sind".  (Vergl.  „Allg.  Deutsche 
Biographie",  Bd.  38,  S.  362—378). 

Mozart  reiste,  seine  pekuniäre  triste  Lage  zu  verbessern,  am  23.  September  1790 
von  Wien  im  eigenen  Wagen  zur  Kaiserkrönung  Leopold  II.  (9.  Oktober)  nach  Frankfurt 
a.  M.,  wo  er  am  29.  gleichen  Monats  einlangte.  Er  hatte  in  seiner  Gutmütigkeit  auch 
noch  seinen  Schwager,  den  Violinspieler  Hofer  mitgenommen,  damit  er  an  dem  etwaigen 
Gewinn  der  Reise  Anteil  nehmen  könnte  und  wohnte  im  dritten  Stocke  (im  Dachstüb- 
chen) der  Adlerapotheke  (Töngesgasse  26,  auch  Hasengasse  2,  längst  verschwunden). 
In  der  letzten  Woche  des  Oktober  besuchte  er  Mainz,  wo  obiges  Bild,  wie  angegeben 
wird,  im  Auftrage  des  letzten  Kurfürsten,  Karl  von  Erthal,  gemalt  wurde,  oder  gemalt 
worden  sein  soll.  Am  26.  Oktober  verließ  Mozart  die  Feststadt  Frankfurt,  kam  über 
Mannheim  am  29.  Oktober  nach  München  und  dann  wieder  nach  Wien  zurück,  mit 
völlig  leeren  Händen!  —  Vor  des  Kurfürsten  Flucht  nach  Aschaffenburg  (1792)  soll 
dieser  das  Bild  dem  kurfürstlichen  Hofviolonisten  Stutzl  zum  Geschenk  gemacht  haben, 
aus  dessen  Nachlaß  es  C.  A.  Andre  erwarb.  Ein  Zeitgenosse  Mozarts,  der  84jährige 
Vikar,  Frz.  Christ.  Arentz  (geb.  23.  Februar  1766),  damals  Flötist  bei  der  kurfürstlichen 
Musikkapelle  zu  Mainz  und  Hoforganist,  Frz.  Wilhelm  Schulz  in  Mannheim,  erklärten  in 
einer  notariell  bestätigten  Urkunde  und  zwar  Ersterer  als  Zeitgenosse  Mozarts  und 
demselben  befreundet  gewesen:  „Das  Oelbild  ist  nicht  nur  dem  Verlebten  (Mozart) 
ähnlich,  sondern  durch  treffliche  Auffassung  auch  äußerst  entsprechend  zu  nennen. 
Treue  und  Kunstwerth  zeichnen  dasselbe  gleichmäßig  aus"  (24.  Juni  1850).  Letzterer: 
„Dieses  Oelbild  erkenne  ich  nach  genauer  Prüfung  für  das  Bild  des  unsterblichen  Ton- 
dichters W.  A.  Mozart,  welchen  ich  bei  seinem  Leben,  und  zwar  während  seines  Auf- 
enthaltes in  der  hiesigen  Stadt  (Mannheim)  kannte,  und  dessen  Züge  mir  ganz  lebhaft 
im  Gedächtnisse  geblieben  sind."     (16.  März  1851.) 

Das  an  die  Familie  Andre  in  Frankfurt  a.  M.  von  ihrem  Onkel  Carl  August  Andre 
vererbte  „Tischbein-Mozart-Portrait"  befindet  sich  seither  und  noch  heute  in  dem  Besitze 
derselben.  Bald  nach  der  1849  erfolgten  Auffindung  des  Oelbildes,  und  der  feierlichen  Auf- 
stellung am  27.  Juni  1853  im  Musiksaale  des  Eigentümers,  wurde  die  Echtheit 
angezweifelt  in  einer  Weise,  wie  dies  bei  keinem  der  bisher  bekannt 
gewordenen  Mozart-Bildnisse  der  Fall  war.  Es  war  so  ganz  ein  anderes 
Bild  —  als  alle  bekannt  gewordenen!  Herr  Carl  Andre  in  Firma  C.  A.  Andre  in  Frankfurt 
a.  M.  und  Johann  Andre  in  Offenbach  a.  M.  hatten  die  Güte,  uns  dasselbe  unterm  4.  De- 
zember 1900  wie  folgt  zu  beschreiben:  „Es  ist  ein  Kniestück.  Mozart  wendet  seine 
rechte  Seite,  den  Kopf  noch  etwas  mehr,  aber  den  Blick  direkt  nach  den  Beschauer.  Die 
rechte  Hand,  die  nichts,  weder  eine  Papierrolle,  noch  ein  Buch  hält,  stützt  sich  etwas 
unterhalb  der  Hüfte  auf  den  Körper,  so  daß  der  rechte  Arm  sich  rechtwinkelig  beugt. 
Die  linke  Hand  hängt  sich  in  den  ziemlich  weit  heruntergehenden  Ausschnitt  des  unteren 
Rockteiles.  Der  Rock,  ebenso  die  Aufschläge  auf  den  Aermeln  sind,  wie  die  Knöpfe, 
von  schwarzgrüner  Farbe.  Das  Gesicht  erscheint  ziemlich  voll  und  die  Gesichtsfarbe 
nahezu  rosig  gesund,  die  Nase  groß  und  kühn,  der  Mund  geschlossen.  Die  Augen  sind 
lebhaft,  aber  etwas  minder  blau,  als  auf  dem  Bilde  aus  Verona  (in  diesem  Kataloge 
Nr.  27),  wahrscheinlich  durch  Verblassen  der  Farbe.  Die  Beine  sind  noch  ein  kleines 
Stück  unter  der  Weste,  wie  auch  das  rechte  Ohr  zu  zwei  Dritteilen  unter  der  Perrücke, 
mit  einem  normalen  Ohrläppchen  sichtbar,  während  der  Hintergrund  des  Ganzen  gleich- 
mäßig dunkel  ist.  Es  läßt  sich  auf  dem  Bilde  keinerlei  Nebenzeichnung  erblicken." 

In  der  photographischen  Reproduktion,  in  Kupfer-,  resp.  Stahlstichen,  Steindrucken, 
desgleichen  im  Lichtdrucke  unserer  „Festschrift  1887",  nach  einer  uns  von  C.  A.  Andre 
zugesendeten  Photographie  u.  s.  w.,  erscheint  dieses  Bild  immer  nur  als  Brustbild. 

Behufs  Feststellung,  ob  das  Bild  ein  Mozart-Porträt  oder  nicht  sei,  übersandte 
Schwyder  von  Wartensee*)  an  Mozarts  Sohn  Karl,  der  anläßlich  des  stattgefundenen 
Säkularfestes  in  Salzburg  weilte,  eine  genaue  Kopie  von  dem  Tischbein-Mozart-Oelbilde. 
Die  Antwort  darauf  in  einem  aus  Salzburg  vom  17.  September  1856  datierten  Briefe 
lautete**) :  „Mit  Bedauern  sehe  ich  mich  zur  Steuer  der  Wahrheit  gezwungen,  zu  be- 
kennen, daß  meine  immer  lebhaft  noch  erhaltene  sichere  Erinnerung 
in  besagtem  Gemälde  keine  Spur  von  Aehnlichkeit  wahrzunehmen 
vermag,  so  zwar,  daß,  wofern  es  nicht  ganz  vollkommen  noch    erwiesen 

*)  u.  A.  Der  Verfasser  der  Abhandlung  „Don  Juan  von  Mozart,  Recitative  oder  nicht  Recitative?  Das 
ist  die  Frage"  in  d2n  Blättern  für  Geist,  Gemüt  und  Publizität  der  ,,Didaskalia"  (Frankfurt  a.  M.  1856  Nr.  302). 

**)  Abgedruckt  1853  auch  in  der  ,, Süddeutschen  Musikzeitung"  und  in  Nr.  27  der  ,, Niederrheinischen 
Musikzeitung". 


24 

sein  sollte,  daß  Tischbeins  Originalgemälde  wirklich  das  Porträt  meines  Vaters  dar- 
stelle, ich  sogar  auf  die  Vermuthung  verfallen  würde,  dass  ein  Irrtum  unter- 
laufen sei  und  es  sich  um  eine  ganz  andere  Person  handle.  Selbst  in 
Nebendingen,  wie  z.  B.  hauptsächlich  in  der  Frisur,  ist  eine  gänzliche  Verschiedenheit 
von  der  von  meinem  Vater  standhaft  beigehaltenen  Weise  —  es  müSte  höchstens  sein, 
daß  aus  Anlaß  der  Sitzung  zu  dieser  Abbildung  derselbe  sich  absichtlich  in  diese  so 
ganz  von  seiner  gewöhnlichen  abweichenden  Kostümierung  versetzt  hätte."  Eine  Kopie 
ließ  C.  A.  Andre  (1834)  vom  Porträtmaler  Nebel  in  Frankfurt  und  zwei  solche  bei  dem 
Kunstmaler  Anton  Hähnisch  in  Karlsruhe  anfertigen.  Davon  erhielt  als  Schenkung  eine 
der  Inhaber  der  Firma  C.  F.  Peters  in  Leipzig;  eine  vierte  Nachbildung  in  Sepia  besitzt 
Frau  Emilie  v.  Gilowska  in  Wien. 

C.  A.  Andre  schrieb  uns  am  16.  März  1884:  „Ich  für  meinen  Teil  möchte  über- 
haupt betreffs  Mozart  (Tischbeinbild)  nichts  weiter  sagen.  Die  Zeit,  in  der  Mozart  lebte, 
liegt  zu  ferne,  um  sich  über  diesen  Genius,  über  diesen  Gott  der  edlen  Musica,  der 
überdies  zu  Lebzeiten  außer  geringfügigen,  weil  vorübergehenden  Weihrauch,  nur  die 
krasseste  Vernachlässigung  und  viele  Mißachtung  zu  dulden  hatte,  mit  Verläßlichkeit 
äußern  zu  können.  Meine  kranken  Augen  mahnen,  zu  schließen.  Empfangen  Sie  freund- 
lichsten Gruß  Ihres  stets  ergebensten  C.  A.  Andre."  Die  uns  eine  Woche  vorher  ver- 
sprochenen Kopien  der  Zeugnisse  von  Vicarius  Franz  Christoph  Arentz  in  Mainz  und 
Hofkapellmeister  Wilhelm  Schulz  in  Mannheim,  wurden  am  12.  März  1884,  beglaubigt 
von  Dr.  Wilhelm  Kilger,  kg.  pr.  Notar  in  Frankfurt  a.  M.  angefertigt,  und  uns  sodann 
gesandt.  —  Diese  beiden  Zeugen  für  die  Echtheit  stehen  den  Aeußerungen  Mozarts  Sohn 
Karl  diametral,  ja  schroff  gegenüber,  da  Letzterer  die  Echtheit  des  Bildes  auf  das  Be- 
stimmteste in  Abrede  stellt,  Beide  erstere  leisten  ihre  Zeugenschaft  aber  auch  in  nicht 
imanfechtbarer  Weise.  Vikar  Franz  Christoph  Arentz  hörte  W.  A.  Mozart  „sehr 
oft  in  Concerten  im  hiesigen  kurfürstlichen  Scnlosse"  und  will  ihn  auch  „persönlich 
näher  gekannt"  haben.  Mozart  (im  35.  Lebensjahre)  gab  aber  in  Mainz  nur  ein  Konzert*) 
nach  dem  auch  nur  einen:  „Freytags  den  15.  Oktober  Eiif  Uhr  Vormittags  in  zwei  Teilen 
im  großen  Stadt-Schauspielhause  großen  musikalischen  Konzerte  zu  seinem  Vorteile  mit 
Madame  Margarethe  Schick  (der  ersten  Frankfurter  „Zerline"),  dem  seinerzeitigen  Salz- 
burger Hofsänger  Fran^.  Cecarelli  und  dem  Frankfurter-Mainzer  Orchester.**)  Zwischen 
16.  und  26.  Oktober,  d.  i.  dem  Tage  der  Abreise  Mozarts  von  Frankfurt,  fällt  die  Zeit 
des  Mainzer  Ausfluges,  der  „gegen  Ende  Oktober"  erfolgt  sein  soll.  Am  26.  Oktober 
nämlich  verließ  Mozart  die  Stadt  Frankfurt  und  trat  über  Mannheim  und  München 
seine  Rückreise  nach  Wien  an.  Möglich  ist  es  immerhin,  daß  Arentz  seit  Mozart  am 
29.  September  in  Frankfurt  angelangt  war  und  so  lange  er  dort  blieb,  ihn  nicht  nur  im 
Konzerte,  sondern  auch  überdies  in  Bekanntenkreisen  häufig  spielen  hörte;  dann  würde 
sich  der  Termin  des  Bekanntsein  mit  Mozart  auf  vier  Wochen  verlängern.  Arentz 
stand  1350  im  85.  Lebensjahre  (^geb.  1766)  und  erinnert  sich  mit  aller  Bestimmtheit  noch 
nach  60  Jahren,  innerhalb  welcher  Zeit  er  Mozart  nicht  mehr  sah,  „an  die  vollkommene 
Aeh.ilichkeit"  mit  dem  angeblichen  Tischbein-Mozart-Bilde.  —  Hoforganist  Franz 
Wilhelm  Schulz  in  Mannheim,  welcher  Mozart  „bei  seinem  Leben,  und  zwar  während 
seines  Aufenthaltes  in  hiesiger  Stadt  kannte",  diese  Angabe  deutet  auf  die  Zeit,  in  der 
Mozart  mit  seiner  Mutter  auf  der  Reise  nach  Paris  in  Mannheim  weilte,  d.  i.  vom 
31.  Oktober  1777  bis  14.  März  1778,  viereinhalb  Monate;  denn  in  der  letzten 
Oktoberwoche  1790,  auf  der  Rückreise,  blieben  Mozart  nur  höchstens  ein  bis  zwei  Tage 
für  den  Mannheimer  Aufenthalt,  wo  er  überdies  einer  Aufführung  des  „Don  Juan"  bei- 
wohnte. Am  29.  Oktober  oder  längstens  Anfangs  November  war  er  bereits  in  München. 
Nach  74  Jahren  attestiert  Schulz  dessenungeachtet,  daß  „Mozarts  Züge  ihm  lebhaft  im 
Gedächtnis  geblieben  sind." 

Der  Sohn  Mozarts,  Karl  aber  war  7  Jahre,  2  Monate  und  18  Tage  alt,  als 
sein  Vater  staib.  Seine  Mutter  bewahrte  die  Bilder  Mozarts,  ihres  Gatten,  in  ihrer 
Wohnung  —  so  namentlich  Josef  Lange's  Bild,  nur  ein  halbes  Jahr  nach  Mozarts  Auf- 
enthalte in  Frankfurt  und  im  Sterbejahre  gemalt  —  und  als  Karl  15  Jahre  alt  war,  ver- 
läßt er  erst  seine  Mutter.  Der  Sohn  Karl  sah  seinen  Vater  daher  lebend  durch  sieben 
Jahre  (wenn  auch  als  kleines  Kind)  und  noch  weitere  acht  Jahre  in  als  „sehr  gut"  be- 
zeichneten Bildern.  Er  erklärt  nach  57  Jahren,  daß  er  an  dem  ihm  vorgewiesenen  Tisch- 
bein-Mozart-Bilde „nach  seiner  immer  lebhaft  noch  erhaltenen  sicheren  Erinnerung 
keine  Spur  von  Aehnlichkeit  (mit  seinem  Vater)  wahrzunehmen  vermag". 


*)  Siehe  ,,Mozirt  in  P'rankf  irt  vor  hundert  Jahren"  im  „General-Anzeiger  der  Stadt  Frankfurt"  vom 
15.  und  15.  Oktober  (Nr.  242  und  243)  1890  von  Elise  Mentzel. 

**)  Siehe  den  ,, Original  Frankiurter  Koniertzettel"  im  XXIH.  Jahresberichte  der  Internationalen  Stiftung: 
,, Mozarteum",  pro  1903,  pag.  28  und  die  Ausführungen  Joh.  Ev.  Engls,  womit  die  irrtümlichen  Beichte 
O.  Jahns,  Gustav  Noltebohms  und  ebenso  die  bezüglichen  Angaben  der  Elise  Mentzel  im  Artikel  der  vor- 
stehenden Anme.kung  mit  Bezug  auf  dieses  Konzert  endlich  einmal  richtig  gestellt  werden 
konnten. 


25 

Die  Echtheit  dieses  mysteriösen  „Tischbein-Mozart-Bildes"  ist  also  nicht  nur 
-durch  das  Verdikt  des  leiblichen  Sohnes  seit  vollen  45  Jahren  hinfällig  und  unhaltbar 
geworden,  sondern  es  sprechen  auch  die  Bilder  aus  Mozarts  letzter  Lebenszeit:  das 
Fosch-Medaillon  (Nr.  46)  und  Lange's  unvollendetes  Mozart-Porträt 
(Nr.  36),  welche  zweifellos  als  echt  beglaubigt  sind,  ganz  entschieden 
gegen  jedwede  Annahme   der  Echtheit  desselben. 

Ob  nun  anderseits  dieses  in  Rede  stehende  Bild  überhaupt  ein  Tischbein  und 
von  welchem  Tischbein  gemalt,  oder  gar  kein  Tischbein  ist,  das  kann  für  die  Mozart- 
Forschung  ganz  und  gar  gleichgiltig  sein. 

Das  Merkwürdigste  in  der  Geschichte  des  „Tischbein-Mozart-Bildes"  ist  jedoch 
Folgendes:  Unterm  14.  November  1900  erhielten  wir  aus  New-York  eine  Zuschrift  von 
Mr.  H.  E.  Krehbiel,  dem  Musikreferenten  der  „Tribüne"  dortselbst,  über  ein  während 
der  vorjährigen  Pariser  Ausstellung  von  ihm  als  Mitglied  der  internationalen  Jury  auf- 
gefundenes neues  Mozart-Gemälde,  mit  der  Beilage  von  Abdrücken  nach  derphoto- 
graphischen  Abbildung  desselben  (später  der  Photographie  selbst)  und  der  Anfrage, 
„was  wir  dazu  sagen,  weil  er  zu  uns  volles  Vertrauen  habe."  Zu  unserem  großen  Er- 
staunen erkannten  wir  in  diesem  Bilde  ein  zweites  Tischbein-Mozart-Porträt, 
auch  ein  Kniestück,  wie  dieses,  nur  mit  den  Zutaten,  daß  die  rechte  Hand  eine 
Papierrolle  hält  und  zur  rechten  Bildseite  unverkennbar  die  Land- 
schaft der  Stadt  Salzburg  mit  der  Festung  durch  ein  offenstehendes,  hohes 
Fenster  sichtbar  ist,  das  im  übrigen  mit  dem  Bilde  in  Frankfurt  a.  M.  voll- 
ständig übereinstimmt,  gleich  einer  genauen  Kopie  von  diesem.  In 
einer  beigelegten  Nummer  der  „New-York-Tiibune"  teilte  Krehbiel  unter  der  Aufschrift : 
„Ein  neues  Mozart-Porträt  —  als  das  interessanteste  Kapitel  zur  Mozart-Literatur,  das 
seit  einem  Jahrhundert  veröffentlicht  wurde"  —  des  ferneren  mit:  „In  ein  Haus  in  der 
alten  Straße  des  Saints-Peres  zum  Mittagessen  im  Sommer  1900  eingeladen,  es  war  das 
Familienhaus  des  Herrn  M.  Cartusse,  des  französischen  Gesandtea  für  Schweden,  welcher, 
da  er  sich  in  Stockholm  aufhielt,  es  an  einen  Amerikaner  vermietete,  bemerkte  er 
unter  den  an  den  Wänden  hängenden  Gemälden  eines,  das  er  sogleich  für  ein  Mozart- 
Porträt  hielt  und  er  begründende  diese  seine  Ansicht  mit  der  großen  Aehnlichkeit  zwischen 
demselben  und  dem  sogenannten  Tischbein-Mozart-Porträt  in  Frankfurt  a.  M.  Herr 
Cartusse  wurde  über  dieses  Bild  um  Auskunft  angegangen.  Derselbe  äußerte,  „daß  es 
ein  Gemälde  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  ein  ziemlich  charakteristisches  Bild,  und 
das  Kostüm  aus  der  Zeit  Ludwig  XVI.  ist,  wie  es  auch  ganz  gut  möglich  wäre,  daß 
die  dargestellte  Person  W.  A.  Mozart  sei".  Doch  war  es  klar,  daß  bis  zu  dem  Zeit- 
punkte, wo  Cartusse  darum  befragt  wurde,  er  niemals  dieses  sein  Bild  mit 
dem  Namen  Mozarts  in  Verbindung  gebracht  hatte.  Tatsächlich,  wie 
spätere  Enthüllungen  zeigten,  hielt  er  es  für  ein  Porträt  Neckers,  des  berühmten  französi- 
schen Finanzministers,  Jaques  Necker  (geb.  1732  zu  Genf,  gest.  am  Genfersee  zu  Coppet 
1804),  des  Vaters  der  Frau  von  Stael.*) 

Der  Kopf  hat  Lebensgröße,  die  Farbe  des  Rockes  ist  gleichfalls  dunkelgrün  und 
das  Bild  innerhalb  des  Rahmens  31  zu  39^2  (englische)  Zoll  groß.  Oben  sind  der  Ori- 
ginal-Leinwand 4\'2  Zoll  zugefügt  worden,  augenscheinlich  zu  dem  Zwecke,  dem  Ge- 
mälde bessere  Proportionen  zu  geben.  Es  ist  nicht  signiert  und  nicht  datiert;  ein  Zettel 
aber,  der  ersichtlich  darauf  gegeben  wurde,  als  man  es  noch  für  einen  „Necker"  aus- 
gab, besagt,  daß  es  einmal  früher  im  Besitze  eines  Herrn  Eduard  Pierre  (vielleicht  des 
ersten  Käufers?)  gewesen  war".  So  äußerte  sich  Krehbiel  in  dem  vorgenannten 
Zeitungsartikel. 

Dieses  zweite  Tischbein-Mozartbild  erscheint  uns  nun  zweifellos  in  Zeichnung  und 
Farbe  als  eine  Kopie  vom  ersten,  dem  Originalbilde,  und  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß 
die  Zugabe  der  Landschaft  Salzburg  nur  deshalb  geschah,  um  dasselbe  als  Mozart-Porträt 
zu  dokumentieren.  Daß  es  eine  Kopie  und  zugleich  Fälschung  des  Andre'schen  sei, 
nehmen  wir  deshalb  an,  weil  es  im  Sommer  1900  erst  an  das  Tageslicht  kam,  als  es 
der  Sohn  des  Carbusse  (der  Vater  starb  kurz  nach  der  Entdeckung  durch  Krehbiel  in 
Finisterre,  dem  alten  Promontorium  Neriam  im  nordwestlichen  Spanien)  an  Krehbiel  ver- 
kaufte, und  bis  dahin  all  die  lange  Zeit  hindurch,  seit  das  Bild  „am  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts" gemalt,  wie  dies  noch  ausdrücklich  erklärt  wurde,  der  Oeffentlichkeit  ver- 
borgen blieb.  Dieser  Tatsache  mußte  eine  Ursache  zugrunde  liegen.  Wir  glauben,  diese 
darin  suchen  zu  sollen,  daß  der  betreffende  Maler  etwa  mit  einem  Kunstmäcen  oder 
Mozart-Verehrer  ein  Geschäft  machen  wollte,   diesen   durch   die   eigenmächtige  Zugabe 

*)  Onkens  ,,Das  Zeitalter  der  Revolution,  des  Kaiserreichs  UHd  der  Befreiungskriege",  Berlin,  bei 
Grotte  1882  —  wir  da  iken  diesen  Hinweis  darauf  Sr.  Exzellenz  dem  He"rn  Präsidenten  Ganlolph  Grafen 
Kuenburg  —  enthält  im  I.  Band,  pag.  7,  ein  autoritatives  Porträt  Neckers,  ein  verkleinertes  Facsimile  des 
Stiches  von  Aug.  de  St.  Aubin  (1733—1802)  nach  dem  Originalgenälde  von  Josephe  Sifrede  üuplassis  (1723—1802). 
Kein  Mensch  kann  zwischen  diesem  und  dem  obigen  auch  nur  die  entfernteste  Aehnlichkeit  oder  Ueberein- 
stimmung  herausfinden! 


26 

der  Landschaft  Salzburg  düpierte,  und  der  arglose  Käufer  sodann  seinen  erworbenen 
„Mozart"  eifersüchtig  und  sorgsam  hütete.  Daß  aber  umgekehrt  derselbe  oder  der  frühere 
Maler  des  Andre'schen  Bildes,  die  Landschaft  als  den  Hinweis  für  die  Echtheit  dieses 
Mozartbildes  absichtlich  weggelassen  hätte,  das  ist  uns  unglaublich.  Das  eine  Bild  ist 
so  mysteriös,  wie  das  andere!  Demnach  wird  nach  dem  Dargelegten  der  Mann  noch 
zu  suchen  sein,  den  diese  beiden  „Mozartbilder"  darstellen  sollen  und  womit  eine  Ver- 
wechslung mit  Mozart  stattfand,  wie  sie  Karl  Mozart  schon  vermutete.  Wir  sehen 
endlich  und  schließlich  nicht  nur  in  dem  ersten  Bilde  das  Original- 
bild und  in  dem  zweiten  die  Kopie  von  demselben,  sondern  es  sind 
uns  beide  Bildnisse  nichts  anderes,  als  das  Porträt  von  irgend  einem 
bis  nun  unbekannten  Jemand,  nur  nicht,  und  das  ist  und  bleibt  ganz 
ausgeschlossen,  von  —  W.  A.  Mozart,  wenn  auch  O.  Jahn  (IV.  Bd.  pag.  556) 
„an  diesen  Mozart"  glaubte,  der  sich  ja  auch  (im  I.  Bd.  pag.  3)  bei  des  Vaters  Bild 
irrte,  da  er  dieses  für  jenes  des  Großvaters  W.  A.  Mozarts  hielt!  —  Da  nun  dieses 
Bild  nach  dem  Vorgehenden  kein  Mozart-Porträt  sein  kann  und  auch 
nicht  ist,  so  wäre  es  endlich  einmal  an  der  Zeit,  dasselbe  aus  der 
Reihe  der  Mozart-Porträte  für  immer  auszuschalten! 

41.  W.  A.  Mozart.  Photographie  des  Reliefs  nach  Poschs  Schnitz- 
werk (siehe  Nr.  46  und  50). 

42.  Aloisia  Lange  —  von  Weber.  Oelgemälde.  Die  Schwägerin 
Mozarts. 

Aloisia  von  Weber,  geboren  1762,  wurde  im  Dezember  1780  als  Opernsängerin 
in  München  mit  dem  Gehalte  von  1000  fl.  nach  Wien  an  das  k.  k.  Hoftheater  berufen, 
heiratete  1781  den  k.  k.  Hofschauspieler  Josef  Lange,  welche  Ehe  auf  beiden  Seiten 
eine  unglückliche  war,  trat  1784  eine  längere  Urlaubsreise  an  und  erhielt  1788  ihre  Ent- 
lassung. Im  Jahre  1789  auf  einer  zweiten  Kunstreise,  wurde  sie  1791  wieder  in  Wien 
angestellt,  ging  1795  abermals  von  Wien  weg,  geschieden  von  ihrem  Manne,  nach  Ham- 
burg, wo  sie  drei  Jahre  verblieb,  war  1798  bis  1801  in  Amsterdam,  dann  in  Bremen, 
Frankfurt  a.  M.,  verließ  1808  das  Theater  und  lebte  als  pensionierte  k.  k.  Hofsängerin  bis  zu 
ihrem  am  8.  Juni  1839  erfolgten  Tode  in  Salzburg.  Ueber  diese  seine  ehemalige  erste 
Liebe  schreibt  Mozart  drei  Jahre  später  in  Wien  am  9.  Juni  1781  an  seinen  Vater:  „Daß 
sie  mich  mit  Madame  Lange  in  Comparaison  setzen,  macht  mich  ganz  erstaunen  und 
den  ganzen  Tag  war  ich  darüber  betrübt.  Dieses  Mädchen  saß  ihren  Eltern  auf  dem 
Hals,  als  sie  sich  nichts  verdienen  konnte.  —  Kaum  kam  die  Zeit,  wo  sie  sich  gegen 
ihre  Eltern  dankbar  bezeigen  konnte  (NB.  der  Vater  starb,  noch  ehe  sie  einen  Kreuzer 
hier  eingenommen),  so  verließ  sie  ihre  arme  Mutter,  hängte  sich  an  einen  Komödianten 
(Lange),  heirathete  ihn,  und  ihre  Mutter  hatte  nicht  so  viel  —  von  ihr!"  —  Aloisia 
wurde  in  einem  Grabe  im  Friedhofe  zu  St.  Sebastian,  zur  rechten  Seite  des  Mittel- 
ganges zur  Gabrielskapelle,  zweite  Grabesieihe,  7.  Grab,  begraben. 

SophievonWeber,  Aloisiens  Schwester,  war  geboren  1764  und  mitJakobHaibl 
verheiratet.  Als  Tenorist  am  Schikaneder-Theater  in  Wien,  machte  Haibl  sich  dort  mit 
der  von  ihm  komponierten  Oper  „Tiroler  Wastl"  1796  einen  Namen.  1805  ist  er  Chorregent 
in  Diakovär  in  Slavonien,  wo  er  am  24  März  1826,  am  selben  Tage,  im  gleichen 
Monate  und  gleichen  Jahre,  wie  Nik.  v.  Nissen,  starb.  Die  Witwe  über- 
siedelte nach  Salzburg.  Sophie  war  die  Krankenpflegerin  Mozarts  in  Wien  (1791)  und  Con- 
stanzens  in  Salzburg  (1842),  mit  der  sie  zusammen  wohnte.  Sie  bezog  seit  Constanzens 
Tod  bis  zu  ihrem  eigenen  am  26.  Oktober  1846  erfolgten  Ableben  nach  testamentarischer 
Verfügung  dieser  ihrer  Schwester  von  den  beiden  Söhnen  Mozarts  und  Constanzens 
jährlich  400  fl.  Auch  war  sie  noch  Zeugin  der  Enthüllung  von  Mozarts  Standbild  (4.  Sep- 
tember 1842)  und  ihr  Universalerbe  wurde  der  seinen  Bruder  Wolfgang  überlebende 
Karl  Mozart,  dem  an  Bargeld  1501  fl.  47  kr.  zukamen.  Begraben  wurde  sie  im  Grabe  der 
vorgenannten  Schwester  Alosia.  Das  Grab  der  beiden  Schwestern  wurde  auch  jenes  des 
Alois  Taux. 

Alois  Taux,  der  Kapellmeister  und  Direktor  des  1841  gegründeten  „Dom-Musik- 
Vereines  und  Mozarteums",  Gründer  der  „Salzburger  Liedertafel"  (1847),  war  mit  Sophie 
befreundet  und  erhielt  von  ihr  das  Familienbild,  Zimmereinrichtungsstücke  etc.  zum  Ge- 
schenke. Taux  ist  geboren  am  5.  Oktober  1817  im  preußisch-schlesischen  Dorfe  Baum- 
garten und  gestorben  17.  April  1861,  während  einer  Chorprobe  in  Mitte  der  „Salzburger 
Liedertafel",  deren  Gründer  er  am  23.  November  1847  wurde.  Er  wurde  im  Grabe  der 
beiden  vorgenannten  Schwägerinnen  Mozarts  begraben.  Die  „Salzburger  Liedertafel" 
und   der    „Dom-Musik-Verein   und  Mozarteum"    errichteten   ihm   gemeinschaftlich   über 


27 

dieser  seiner  Grabstätte  ein  Denkmal.  Die  irdischen  Ueberreste  in  diesem  gemeinschaft- 
lichen Grabe  der  drei  Vorgenannten,  Aloisia  Lange,  Sophie  Haibi  und  Alois  Taux 
wurden  auf  Wunsch  der  Witwe  Anna  Taux,  geb.  von  Wittenau,  am  3.  Dezember  1895  ex- 
humiert und  in  das  bleibende  Grab  der  „Familie  Taux",  nach  dem  Kommunal-Friedhof 
auf  das  Leichenfeld  N  (Nr.  12  und  13)  überführt,  wo  ihnen  eine  neue  würdige  Grabstätte 
mit  dem  ursprünglichen  Denkmal  und  den  bezüglichen  Gedenktafeln  erstand.  Die  Kosten 
hiefür  deckte  die  weihevolle  Aufführung  der  „Großen  Litanei  in  C-dur"  für  Orchester, 
Soli  und  Chor  von  Alois  Taux  am  24.  April  1896,  abends  halb  8  Uhr  im  großen  Kur- 
saale durch  das  „Mozarteum",  die  „Salzburger  Liedertafel"  und  den  „Dommusik-Verein". 

43.  W.  A.  Mozarts  Vorstellung  am  Hofe  der  Kaiserin  Maria  Theresia 
durch  Erzherzog  Josef  1762.  Kupferstich,  koloriert,  nach  einem  Gemälde 
von  Ed.  Ender.  Mit  Genehmigung  der  Luderitz'schen  Kunstverlags-Hand- 
lung in  Beding  Stich  von  Koch.    Geschenk  der  Madame  C.  Erard  in  Paris. 

Personen:  Mozarts  Vater,  Hofkompositeur  Wagenseil,  der  kleine  Mozart  im 
7.  Lebensjahre,  Erzherzog  Josef,  Kaiser  Franz  I, ,  Kaiserin  Maria  Theresia,  Maria 
Antoinette,  Fürst  Kaunitz  und  Graf  Palffy,  kgl.  ung.  Hofkanzler. 

44.  Etatsrat  Nikolaus  von  Nissen.  Oelgemälde  (siehe  Nr.  24)^ 
welches  von  der  Witwe  Constanze  von  Nissen  ihrer  Schwester  Sophie 
Haibl,  als  von  „ihrem  (Sophiens)  Heben  Schwager",  wie  es  im  Testamente 
heißt,  vererbt  wurde. 

45.  W.  A.  Mozarts  Grabmal  in  Wien,  Photographie.  Dieses  Grab- 
mal wurde  von  der  Commune  Wien  6.  Dezember  1859  auf  dem  St.  Marxer 
Friedhof  errichtet.  Vierzehn  Fuß  hoch,  nahm  es  den  Höhepunkt  des  Fried- 
hofes ein  und  ist  ein  Werk  des  Wiener  Bildhauers  Hans  Gasser. 

Dasselbe  wurde  im  Herbste  1868  und  Ende  März  1878  auf  das  frechste  verstüm- 
melt und  beraubt,  aber  beidemale  wieder  hergestellt.  Mozart  erhielt  seither,  wie  schon 
unter  Nr.  6  erwähnt,  im  Jahre  1891  ein  Ehrengrab  auf  dem  Wiener  Zentralfriedhof,  und 
wurde  dieses  Grabmal  auch  nach  dort  überführt. 

46.  W.  A.  Mozart-Relief-Medaillon  (I.).  Mozart  darstellend  in  seinem 
34.  Lebensjahre.  In  viereckiger,  schwarzer  Holzkapsel  mit  Glas.  Dieses 
Original-Relief  wurde  1789  in  Berlin,  als  Mozart  zum  vorletzten  Male  dort 
war,  vom  Bildhauer  Posch,  einem  geborenen  Salzburger,  aus  Buchsbaum- 
holz geschnitten.     Es  gilt  traditionell  als  das  beste  dieser  Art. 

Beiderseits  befinden  sich  zwei  Lithographien:  links  vom  Obigen. 
W.  A.  Mozart  nach  dem  Relief  von  Posch,  und  rechts,  Josef  Haydn. 
Beide  sind  Geschenke  des  berühmten  Anatomen,  k.  k.  Hofrat,  Professor 
Dr.  Josef  Hyrtl. 

Das  pietätvolle,  an  den  Vereins-Sekretär  Joh.  Ev.  Engl  gerichtete  Begleitschreiben,, 
datiert  „Perchtoldsdorf,  21.  Jänner  1892",  lautet  darauf  bezüglich:  „Mein  Vater  war  ein 
armer  Musiker.  Mit  der  Geige  und  Hoboe  ernährte  er  seine  zahlreiche  Familie.  In 
dem  kleinen  Zimmer,  worin  wir  alle  zusammen  lebten,  hingen  diese  2  Bilder  an  der 
Wand.  An  diese  knüpfen  sich  meine  ersten  Jugenderinnerungen.  Sie  sind  nie  aus 
meiner  Nähe  gekommen.  Jetzt  am  Grabesrande  betrübt  mich  der  Gedanke,  daß  sie 
nach  meinem  Tode  in  profane  Hände  gelangen  könnten.  Deshalb  bitte  ich,  dieselben 
in  die  Sammlung  des  Mozarteums  aufnehmen  zu  wollen,  durch  welche  Salzburg  dem 
Namen  des  großen  Tonmeister  und  dadurch  auch  sich  selbst  ein  Monumentum  aere 
perennius  gegründet  hat".  —  Dieser  Bitte  wurde  sofort  entsprochen. 

47.  W.  A.  Mozart  enfant  ä   la  cour  de  Tempereur  Fran^ois  L 

Photographie.     Geschenk  des  Herrn  Eisvogel  in  Preßburg. 


28 

Mozart  am  12.  Oktober  1762  vorgestellt  am  Hofe  im  k.  k.  Lustschlosse  Schönbrunn, 
;im  7.,  Kaiser  Franz  (Stephan)  I.  im  64.,  Erzherzog  Josef  (1765  Kaiser  Josef  II)  im  21., 
die  jüngste  Kaisertochter  Maria  Antoinette  (nach  acht  Jahren  16,  Mai  1770  mit  dem 
Dauphin,  dem  Thronerben,  1774  Ludwig  XVI.,  König  der  Franzosen,  vermählt)  im  8.,  und 
G.  Chr.  Wagenseil  (gest.  1779),  Lehrer  der  Kaiserin  und  ihrer  Kinder  (Klavierspieler  und 
Komponist),  der  Mozart  links  zur  Seite  steht,  im  74.  Lebensjahre. 

48.  W.  A.  Mozarts  Konzertflügel  und  Spinett.  Photographie  nach 
den  hier  aufgestellten  zwei  Original-Instrumenten.  (Siehe  nachfolgend  Nr.  52 
und  51). 

49.  Die  Familie  Mozart.  Lithographie  von  T.  Leybold,  nach  dem 
Stiche  des  Prof.  Blasius  Höfel  in  Salzburg  1856,  dem  das  große  Oelgemälde 
von  della  Croce  (siehe  pag.  3)  als  Vorlage  diente.  Gedruckt  bei  J.  Höfelichs 
Witwe.  Geschenk  des  Kaufmannes  Gregor  Baldi  hier,  dem  Besitzer  der 
Originalplatte. 

50.  W.  A.  Mozart  Relief-Medaillon  (II.)  aus  rötlichem  Wachs  auf 
schwarzem  Grunde  von  Posch,  (wie  oben,  Nr.  46). 

Posch  fertigte  dasselbe  für  Mozarts  jüngsten  Sohn  Wolfgang  Amade  in  Berlin  1820 
mit  folgender  Widmung,  angebracht  auf  der  Rückseite  der  umrahmten  Modellierung:  „der 
under  Zeichnete  Jugent  Freund  des  Vaters  widmete  dieses  dem  Sohne  zum  andenken". 
Dieses  Original-Medaillon  von  Posch  kam  später  in  den  Besitz  des.  Bankbeamten  J.  Küss, 
und  dieser  machte  damit  dem  Mozarteum  in  Salzburg  ein  Geschenk. 

51.  W.  A.  Mozarts  Klavichord  (Spinett)  mit  5  Oktaven-Umfang. 
Geschenk  von  Karl  Mozart. 

Zufolge  der  rechtsseitig  dem  Instrumente  eingeklebten  und  eigenhändig  geschriebenen 
Erklärung  der  „Witwe  Constanze,  Etats-Rätin  von  Nissen,  gewesenen  Witwe  Mozart", 
bediente  sich  Mozart  noch  fünf  Monate  vor  seinem  Tode  beim  Komponieren  der 
.„Zauberflöte",  des  „Titus",  wie  des  „Requiem"  und  der  „Frefmaurer-Cantate"  dieses 
Klavichords.  Constanze  vererbte  es  in  ihrem  Testamente  ihren  beiden  Söhnen  als 
„Klavichord  von  ihren  seligen  Vater",  welche  Beide  auch  noch  außerdem  gleichzeitig 
von  ihr  erhielten:  „6  silberne  Löffel,  6  Gabeln  und  5  schwere  Löffel,  der  6.  ist  (salva 
venia!)  aus  Unachtsamkeit  in  den  Abtritt  geschüttet  worden,  wo  man  ihn  nicht  haben 
kann;  weiters  6  Tassen  und  Teekännchen;  11  Schnüre  guter  Perlen  mit  Elfenbein- 
schließen, von  dem  berühmten  Hesse  in  Brillanten  gefaßt;  die  kleine  Uhr,  die  sie  als 
Braut  von  Mozart  bekam;  2  türkische  Shawls;  eine  große  Hängeuhr,  die  8  Tage  geht; 
endlich  noch  eine  Wanduhr,  welche  sie  aber  der  Schwester  Haibl,  so  lang  sie  lebte, 
zu  belassen  hatten.  Dieses  Alles  sollten  sie  brüderlich  teilen".  (Testament  vom  23.  Juni, 
Salzburg  1841,  publiziert  9.  März  1842.  Als  Zeugen  sind  gefertigt:  Dr.  Philipp  Ernst,  k.  k. 
Bibliotheks-Custos,  Dr.  Anton  Fischer,  Kreisphysikus  und  Alois  Bischof,  k.  k.  Qrenz- 
wach-Oberkommissär.) 

52.  W.  A.  Mozarts  Flügel-Pianoforte,  auch  Reiseklavier  genannt. 
Geschenk  des  Karl  Mozart.  Laut  der  von  dem  Geschenkgeber  dem  Mo- 
zarteum am  10.  März  1856  schriftlich  abgegebenen  Erklärung  „gehörte  es 
bis  in  die  letzten  10  Jahre  seines  Lebens  dem  ehemaligen  k.  k.  österr.  Hof- 
kapellmeister Wolfgang  Amade  Mozart,  der  besagtes  Instrument  eine  Reihe 
ATon  Jahren  hindurch  im  Besitze  und  eine  so  besondere  Vorliebe  für  das- 
selbe hatte,  daß  er  es  nie  aus  seinem  Studierzimmer  entfernte  und  sich 
nur  ausschließlich  dessen  allein  bei  allen  solennen  Gelegenheiten  bediente". 

Dieses  Pianoforte  in  Flügelform  (der  äußere  Kasten  von  Nußholz  in  schlichter 
Arbeit,  von  5  viereckigen  Füßen  getragen),  erhielt  eine  neue  Erfindung:  das  erste  mit  der 
.Mechanik  des  Hammerschlages,  und  ist  von  dem  zur  damaligen  Zeit  rühmlichst  bekannten 


29^ 

Anton  Walter  in  Wien  verfertigt  worden.  Der  Vater  Leopold,  der  seit  10.  Februar 
1785  auf  dreimonatlichen  Besuch  bei  dem  Sohne  in  Wien  weilte,  schreibt  von  dort  am 
12.  März  an  seine  Tochter  nach  St.  Gilgen:  „Deines  Bruders  Forte-Piano -Flügel  ist,  seit 
ich  hier  bin,  wenigstens  zwölfmal  in's  Theater  oder  zum  Fürsten  Kaunitz,  Grafen  Zichy 
etc.  getragen  worden.  Er  hat  ein  großes  Forte-Piano-  (Knie-)  Pedal  machen  lassen,  das 
unter  dem  Flügel  steht".  Im  Inventarium  und  Schätzung  vom  9.  Februar  1791  ist  im 
vierten  Zimmer  im  kleinen  Kaiserhause  Nr.  934  in  der  Rauhensteingasse  in  Wien  (dem 
Sterbehause  Mozarts)  ein  „Forte-Biano  mit  Pedal",  bewertet  mit  80  fl.,  aufgeführt.. 
Dasselbe  ist  unter  Nr.  67  dieses  Kataloges  mit  dem  „Fortepiano  Pedale"  in  der  „Nach- 
richt" über  eine  große  musikalische  Akademie  erwähnt,  und  kam  vermutlich  nach  Mozarts 
Ableben  zunächst  an  das  Schwager-Ehepaar  Sophie  und  Jakob  Haibl  in  Diakovär  (Sla- 
vonien),  als  Witwe  (1826)  nahm  es  Sophie  an  sich,  welche  dasselbe  an  Karl  Mozart 
testiert  hatte,  da  sein  Bruder  Wolfgang  zwei  Jahre  vor  ihrem  Ableben  früher  schon 
gestorben  war. 

53.  Marianne,  Mozarts  Schwester,  als  Reichsfreün  Berchthold 
zu  Sonnenburg  (seit  1784—1801).  Oelbild  (70  cm  hoch,  57  cm  breit). 
Dieses  Bild  wurde  vom  Vereine  am  31.  Oktober  1904  aus  Wien  angekauft 
und  war  bisher,  wie  auch  der  Name  des  Malers,  unbekannt  gebheben. 


IL  Im  Wohnzimmer  der  Familie  Mozart. 

a)  An  den  Zimmerwänden :  zumeist  keine  Mozart-Relikten,  darunter 
Bilder:  jene  der  Gründer  des  alten  und  neuen  „Mozarteums",  Gedenk-, 
Erinnerungsblätter  und  Bücher,  bezugnehmend  auf  stattgehabte  Musik- 
feste, Mozart-Denkmal-Entwürfe,  Photographien,  Theater-  und  Konzert- 
zetteln u.  s.  w. 

b)  Im  großen  Schaukasten  mit  Glasfenstern:  fast  ausschließlich 
Mozart-Relikten:  Handschriften  W.  A.  wie  L  Mozarts  und  der 
Familie  in  Briefen  und  Kompositionen  (vollendet  und  in  Skizzen),  W. 
A.  Mozarts  Stammbuch,  dessen  erste  Violine,  verschiedene  Schmuck- 
gegenstände, Hyrtls  Mozart-Schädel  u.  s.  w. 

^    An  den  Zin^anaer'^^vä.n.den. 

1.  Dr.  Franz  Edler  von  HiUeprandt.  Oelgemälde  von  dem  Salz- 
burger Porträtmaler  Sebastian  Stief,  1847  —  beiliegend  die  „Statuten"  und 
das  „Pensionsnormale"  des  „Dommusik-Vereines  und  Mozarteums",  links 
auch  eine  Mozart-Büste.  (Der  Franz  Josef-Orden  wurde  nach  der  Ver- 
leihung beigefügt.) 

Geboren  am  29.  August  1796  zu  Wien,  in  Salzburg  seit  1826  domizilierend  als  Hof- 
und  Gerichts-Advokat,  wurde  Dr.  v.  HiUeprandt  Vorsteher  des  „Museums"  (bis  1838)  und 
Mitglied  der  juridischen  Fakultät  in  Wien ;  1829  Gründer  der  „Commandite  der  Ersten  Öster- 
reichischen Sparkasse"  (aus  der  sich  später  die  selbständige  „Salzburger  Sparkasse" 
entwickelte)  und  Ehren-Kurator  derselben;  1831  k.  k.  Wechsel-Notar;  1840  (beziehungs- 
weise 1841)  Gründer  und  (bis  1871)  Sekretär  des  bis  Ende  1880  bestandenen  „Dom- 
musik-Vereines und  Mozarteums";  1842  Ehrenmitglied  desselben,  wie  des  Kirchenmusik- 
Vereines  zu  Preßburg  und  der  Musikvereine  in  Pest  und  Mannheim;  1344  Mitgründer 
der  „Lokal-Beschäftigungs-  und  Versorgungs-Anstalt";  1848  Ehrenbürger  der  Landeshaupt- 
stadt Salzburg;  1863  Präsident  der  Advokatenkammer  des  Kronlandes  Salzburg;  1867 
Ritter  des  Franz  josef-Ordens  und  1869  erster  Vorstand  des  in  diesem  Jahre  gegründeten 
„Salzburger  Zweigvereines  der  deutschen  Schillerstiftung".  Er  starb  am  17.  September 
1871,  und  ist  begraben  in  der  Familien-Arkadengruft  Nr.  65  zu  St.  Sebastian. 


30 

« 

2.  Jelinek  Franz  Xaver.     Oelgemälde. 

Geboren  3.  Dezember  1818  zu  Kaurim  (Böhmen),  absolvierter  Prager  Konserva- 
torist, seit  Gründung  des  „Dommusik-Vereines  und  Mozarteums"  (1841)  Lehrer  und  Oboe- 
Virtuos  in  der  Kirche,  im  Konzertsaale  und  Theater-Orchester,  und  Vereins-Archivar, 
1847  Liedertafel-Gründermitglied^  1862  Konzertmeister,  1874  Dom-Chordirei<tor,  zehn 
Jahre  hindurch  Liedertafel-Chormeister,  außerdem  Gesangslehrer  und  Komponist,  ge- 
storben 7.  Februar  1880,  begraben  im  neuen  Kommunal-Friedhofe. 

3.  Plan  von  Salzburg.  Aufgelegt  und  zum  Geschenk  erhalten  von 
der  Duyleschen  Buchhandlung,  damals  „Max  Glonner"  am  Mozartplatz  Nr.  4. 

4.  Photographie.  Der  erste  Ausschuß  (Vorstand),  der  im  Jahre  1870 
durch  den  Präsidenten  Karl  Freiherrn  v.  Sterneck  hierorts  provisorisch  ge- 
gründeten „Internationalen  Mozart-Stiftung". 

Dieses  Gruppenbild  wurde  gelegentlich  des  „I.  Salzburger  Musikfestes  der  Inter- 
nationalen Mozartstiftung"  (seit  1.  Jänner  1881  definitiv  konstituierte  „Internationale 
Stiftung:  Mozarteum")  am  16.  Juli  1877,  vom  Photographen  Lentsch  in  Salzburg  aufge- 
nommen. Von  links  nach  rechts  sitzen  die  Herren:  Joh.  Ev.  Engl  (Sekretär),  Dr.  Josef 
Hitschfeld,  Karl  Baron  von  Sterneck  (Präsident),  Karl  Spängier  (Kassier),  Dir.  Hans 
Schläger;  rückwärts  stehend:  Franz  Gessele,  Dr.  Oskar  Berggruen,  Dr.  Josef  Stigler, 
Dr.  Wenzel  Sedlitzky.  (Von  diesen  leben  heute  noch  (1906)  der  Erst-  und  Letztgenannte.) 

Siehe:  „General-Bericht"  für  den  ersten  Mozarttag,  Salzburg,  20.  September  1880 
und  „I.  Jahresbericht"  der  unter  dem  höchsten  Protektorate  Ihrer  k.  u.  k.  Hoheit,  der 
durchlauchtigsten  Frau  Erzherzogin  Stephanie,  Kronprinzessin  von  Oesterreich-Ungarn 
stehenden  „Internationalen  Stiftung:  Mozarteum",  Salzburg  1881  (18.  April),  verfaßt,  wie 
alle  nachfolgenden  Berichte,  vom  Vereins-Sekretär,  Joh.  Ev.  Engl. 

5.  W.  A.  Mozart.    Kleine  Bronzebüste,  modelliert  von  R.  Uffrecht,  1862. 

6.  W.  A.  Mozart-Relief-Medaillon  (III.)  Zeichnung  und  Geschenk 
des  Herrn  Professor  Dr.  Rudolph  Genee  in  Berlin,  im  Jahre  1880. 

Das  Original,  nach  welchem  es  gezeichnet  wurde,  eine  Nachbildung  aus  einer 
Mischung  von  Wachs  und  Gyps  von  einem  unbekannten  Künstler,  nach  dem  Relief  I. 
von  Posch  (Nr.  46)  ließ  Mozart  vermutlich  noch  während  seines  Berliner  Aufenthaltes 
1789,  wenn  nicht  später  in  Wien,  zu  einem  Gürtelschmuck  für  Constanze  in  Stahl  fassen 
und  besaß  Karl  Mozart,  der  Sohn,  in  Mailand,  welcher  es  1857  der  Sängerin  Frassini 
Eschborn,  nunmehr  Frau  Baronin  von  Grünhof,  seinerzeit  in  Coburg,  auch  zeitweise  in 
Berlin,  zum  Geschenke  gab,  als  Dank  für  die  in  seinem  Landhause  gebotenen  Gesangs- 
vorträge aus  seines  Vaters  Kompositionen,  welche  das  Medaillon  noch  heute  besitzt. 
Es  stimmt  diese  Kopie  in  allen  wesentlichen  Teilen  mit  dem  Originale  überein,  nur  ist 
sie  feiner  in  der  Ausführung,  welche  durch  das  weichere  Material  ermöglicht  wurde. 

Mozarts  Gesichtszüge  sind  durch  die  drei  Reliefe  von  Posch,  die 
jiach  dessen  Tod  am  häufigsten  unter  den  mancherlei  Porträten  Nach- 
bildung aller  Art  fanden,  ebenso  bekannt,  wie  in  ähnlicher  Weise  die 
Bilder  von  Friedrich  dem  Großen  und  Luther;  sie  sind  fürMozarts 
Darstellung  im  Porträte  für  alle  Welt  geradezu  zum  Typus  und 
dadurch  zum  Gemeingute  seiner  Verehrer  geworden,  und  man  ge- 
wöhnte sich  mit  Recht,  vorzugsweise  in  dieser  Darstellung  ein  echtes 
Mozartbildzusehen. 

7.  Die  Rauhensteingasse  und  das  kleine  Kaiserhaus  in  Wien,  nach 
der  älteren  Nummerierung  im  Jahre  1793:  Nr.  992  und  der  neueren  im  Jahre 
1840:  Nr.  934,  in  welchem  W.  A.  Mozart  am  29.  September  (Michaeli)  1790 
den  ganzen  ersten  Stock  als  Vorderwohnung  bezog,  worin  er  auch  am 
5.  Dezember  1791,  nachts  1  Uhr,  starb. 


31 

8.  W.  A.  Mozarts  Sterbehaus  im  kleinen  Kaiserhaus. 

Diese  beiden  letztgenannten  Aquarelle  stammen  von  J.  Wohlmuth,  und  sind  Ge- 
schenke  des  Advokaten  Herrn  Dr.  Oskar  Berggruen  in  Wien,  1881. 

9.  W.  A.  Mozarts  Sterbezimmer  und  Grundriß  seiner  letzten 
Wiener  Wohnung.  Durch  den  1849  erfolgten  Umbau  der  alten  Häuser 
Nr.  934 — 939  entstand  an  dieser  Stelle  in  der  Rauhensteingasse  in  Wien 
der  heutige  „Mozarthof",  woselbst  im  Stiegenhause  eine  Büste  Mozarts  auf- 
gestellt wurde.  Dieses  Aquarell  ist  von  J.  P.  Lyser  am  16.  September  1847 
angefertigt  worden,  und  ein  Geschenk  des  Herrn  Dr.  August  Silberstein. 

Wie  so  Manches  von  J.  P.  Lyser  in  Schrift  und  Bild  unrichtig  ist,  so  ist  auch  in 
dieser  Zeichnung  das  Klavier  im  Nebenzimmer  in  der  Zahl  der  Füße,  statt  mit  5,  un- 
richtig mit  3  solchen  gezeichnet. 

l3)  Im  g'r'ossen  ^olxa-ixk aasten  mit  Gl^.sfenster'ia, 

a)  Leopold  Mozarts  Briefe  (Nr.  1—80). 

b)  W.  A.  Mozarts  Briefe      (Nr.  1—80). 

c)  W.  A.  Mozarts  Briefe  (Nr.  81—170). 

d)  Verschiedene  Familienbriefe  und  Brieffragmente. 

e)  W.  A.  Mozarts  musikalische  Fragmente  (Nr.  1 — 60),  welche  alle  (a — e)  von 
Mozarts  Sohn:  Wolfgang  Amadeus  als  Geschenke  erhalten  wurden. 

Von  den  250  Briefen  wurden  so  manche  auszugsweise  in  der  Biographie  Mozarts 
von  O.  Jahn  abgedruckt.  Sie  enthalten  die  Korrespondenz  des  Vaters  Leopold,  wie  des 
Sohnes,  während  der  Kunstreisen  des  Ersteren  mit  seinen  Kindern,  und  aus  späteren 
Jahren;  die  Familienbriefe  aber  überdies  noch  einige  der  Mutter,  der  Tochter  Marianne  und 
Schwiegertochter  Constanze.    Alle  diese  sind  in  fünf  verschließbaren  Kasseten  verwahrt. 

10.  Fragment  einer  Messe  in  Es-dur.*)  ^/^Takt.  (Partitur,  Klein- 
querformat, nur  das  „Kyrie".)  Geschenk  der  Witwe  Mozarts.  (Siehe  Nissen  : 
„Anhang"  pag.  18.  und  Köchel  Verz.  Nr.  322.)  Nach  0.  Jahns  Annahme 
(I.  Aufl.,  II.  Bd.  336)  sollte  es  zu  jener  Messe  gehören,  an  welcher  Mozart  auf 
Anraten  Cannabichs  und  Raafs  anfangs  1779  für  die  Kurfürstin  von  Pfalz- 
bayern in  München  arbeiten  wollte. 

Originalhandschrift  Mozarts  in  34  Takten,  und  in  einem  Hefte  mit  4  Querquart- 
Blättern  gebunden,  mit  einer  Widmungszuschrift  der  „Constanze,  Etatsräthin  von  Nissen, 
gewesenen  Witwe  Mozart",  auf  der  ersten  Blattseite  versehen.  Diese  lautet:  „Ich  glaube, 
es  dürfte  dem  Mozarteum  zu  Salzburg  von  besonderem  Interesse  sein,  ein  Manuskript 
meines  seligen  Gatten  W.  A.  Mozart  als  Andenken  zu  besitzen.  Um  nun  dem  Vereine 
einen  Beweis  meiner  regen  Theilname  zu  geben,  überlasse  ich  hiemit  das  von  der 
eigenen  Hand  meines  seligen  Gatten  W.  A.  Mozart  geschriebene  Kyrie  aus  Es-dur  zu 
einer  unvollendeten  Messe  mit  dem  Wunsche,  daß  dieses  Manuskript  in  der  musikali- 
schen Bibliothek  des  Vereines  stets  als  ein  Andenken  aufbewahrt  und  möglichst  zum 
Nutzen  desselben  verwendet  werde.    Salzburg,  am  15.  Oktober  1841." 

11.  Antiphone,  aus  dem  „Antiphonarium  Romanum"  (Antiph.  ad 
Magnificat.  Dom.  XIV  post  Pentecost.  et  in  Festo  Cajetan):  „Querite  pri- 
mum  regnum  Dei",  welche  W.A.Mozart  am  9.  Oktober  1770    nachmittags 


*)  Dieses  und  das  unter  14.  nachfolgende  Fragment  des  „Kyrie"  wurde  bei  der- Vervollständigung  von 
Mozarts  großer  C-moll-Messe  (Köchel  Verz.  Nr.  427)  von  Alois  Schmitt  (erste  Aufführungen  am  3.  und  5.  April 
1901  in  der  Martin  Lutherkirche  zu  Dresden),  ersteres  zum  „Et  unam  sanctam"  im  6.  und  letzteres  zum  „Et 
resurrexit"  im  4.  Teile  des  Credo  benützt.  (Siehe:  Diese  in  der  Darstellung  ihres  Werdeganges  in  der  Zeitschrift 
JDie  Musik",  V.  Jahrg.,  Heft  7  und  9,  bei  „Schuster  und  Loeffler"  1906,  Berlin  —  von  Professor  Ernst  Lev^^icki, 
Dresden— Plauen.)    Die  Messe  hat  bis  Mai  1906  bereits  65  Autführungen  in  52  Städten  erlebt. 


32 

4  Uhr  in  seinem  15.  Jahre  im  Saale  der  philharmonischen  Gesellschaft  zu 
Bologna  4stimmig  in  der  kurzen  Zelt  von  einer  halben  Stunde  gesetzt  hat. 
Mozarts  Handschrift  auf  1  Quer-Quartblatt,  gewöhnliches  Notenpaoier,  12 
Notenzeilen,  22  Takte.  „Della  Sign.  Cavaliero  W.  A.  Mozart  di  Salisburgo 
scritto  nella  Sala  dell  academica  Filarmonica  in  Bologna  le  10.  D'Ottobre  1770". 

Es  ist  dies  die  von  W.  A.  Mozart  am  nächsten  Tage  (10.  Oktober)  angefertigte 
Reinschrift  nach  der  erfolgten  Korrektur  durch  P.  Martini.  Das  Original  blieb  in 
der  Akademie-Bibliothek  hinterlegt,  wo  von  Gasparie  verschiedene  Probearbeiten,  nament- 
lich von  P.  Martinis  Schülern,  in  einem  Bande  vereinigt,  vorhanden  sind,  also  keine 
Compositon  von  P.  Martini  selbst!  Das  Weitere  hierüber  enthält  Leopold 
Mozarts  Brief,  ddo.  Mailand,  den  20.  Oktober  1770,  in  Nissens  „Biographie"  pag.  226 
und  227  nebst  der  Antiphone  abgedruckt. 

12.  Sinfonie  concertante  (Querformat),  134  Takte  in  A-dur.  Allegro 
für  Violine,  Viola  und  Violoncell-Prinzipalstimmen  mit  Orchester-Begleitung 
(2  Violinen,  2  Oboen,  2  Corni,  1  Viola  und  Baß). 

Autograph  von  W.  A.  Mozart.  Diese  Komposition  ist  unvollendet  und  enthält 
7  Blätter  mit  14  beschriebenen  Seiten.  Das  Ritornell  (51  Takte)  ist  ganz  vollendet,  und 
zu  dem  Solo  (83  Takte)  die  Begleitung  nur  skizziert.  (Siehe  0.  Jahn,  I.  Auflage, 
III.  Bd.  pag.  510,  Nr.  43,  und  „Köchel  Verzeichn.",  II.  Ausgabe,  1905,  pag.  620,  Nr.  104). 

13.  Lied  für  eine  Singstimme  mit  Klavierbegleitung:  Als  Louise 
die  Briefe  ihres  ungetreuen  Liebhabers  verbrannte:  „Erzeugt 
von  heißer  Phantasie"  von  W.  A.  Mozart,  komponiert  in  Wien  „in  Herrn 
Gottfried  v.  Jacquin's  Zimmer  auf  der  Landstraße,  den  26.  Mai  1787" 
(Köchel  Verz.  Nr.  520).  Text  von  Gabriele  von  Baumbere,  in  der  k.  k. 
Hofbibliothek  zu  Wien,  26,  Nr.  105,  befindlich. 

Facsimile  nach  dem  Original,  welches  ehemals  im  Besitze  des  Grafen  Esterhäzy, 
des  österr.  Gesandten  in  Berlin  (f  1856)  war:  „Dem  Mozarteums-Archiv  in  Salzburg 
als  eine  kleine  Weihe-Gabe  zu  Mozart's  Geburts-Säcular-Feier  am  6.-9.  September 
1856  von  F.  A.  Graßnik  aus  Berlin",  welcher  das  Facsimile  in  Berlin  anfertigen  ließ. 
Das  Autograph  ist  dermalen  im  Besitze  von  Mrs.  C.  R.  Spencer  in  London. 

14.  Kyrie  in  C-dur,  ^  4  Takt  von  W.  A.  Mozart.  Für  4  Singstimmen, 
2  Violinen,  Viola,  Baß,  2  Oboen,  2  Fagotte,  Trompeten,  Pauken  und  Orgel 
(bezifferter  Baß).  Handschrift,  unvollendet.  (Köchel  Verz.  Nr.  323.) 

Von  Abbe  Stadler  vollendet  am  33.  April  1801  (Auf  4  Querquart-Blättern  aus 
dem  Jahre  1779).  Aus  dem  Nachlasse  des  Dom-Organisten  L.  C.  Seydler  in  Graz,  kaufte 
das  Ergänzungsblatt  Hofrat  Professor  Dr.  Bischoff  dortselbst  (Privatmitteilung  desselben 
vom  25.  September  1895).  Von  „Abbe  Maximilian  Stadler,  Pfarrer  zu  Böhmischkrut  in 
Oesterreich",  findet  sich  auf  dem  Seitenrande  am  30.  April  1809  folgende  Bemerkung,  kopiert 
von  Nissens  Hand,  wahrscheinlich  aus  einer  Zuschrift  an  Letzteren:  „Es  machte  mir  Mühe, 
ein  solches  Meisterstück  zu  vollenden.  Ich  wäre  aber  der  unmaßgeblichen  Meinung, 
daß  statt  des  Kyrie  andere  Worte,  sollten  es  auch  deutsche  seyn,  unterlegt  werden 
sollten,  und  dann  wäre  diese  herrliche  Composition  ein  selbstständiges  Werk,  welches 
allenfalls  ein  Chor,  und  zwar  ein  recht  prächtiger,  majestätischer  Chor  genannt  zu 
werden  verdiente."  —  Auf  der  dritten  Seite  wird  als  allfälliger  deutscher  Text  vorgeschlagen : 
„Herr,  wie  groß,  wie  viel  sind  Deine  Werke!"  Halleluja!  Und  für  das  Piano:  „O,  wie  gütig 
und  barmherzig  bist  du,  Gott!"  —  (92.  Psalm  Davids,  V.  6  und  2)  u.  s.  w.  Abbe 
Stadler  hat  dieses  Kyrie  später  als  „Regina  coeli"  in  Druck  gelegt  bei  „Anton  Diabelli 
et  Co."  in  Wien.  (Köchel  Verz,  II.  Aufl.,  pag.  625,  Nr.  118). 

15.  W.  A.  Mozarts  eigenhändig  geschriebene  Uebungen,  sein 
Arbeitsheft  für  die  Unterweisungen  durch  seinen  Vater  im  Contrapunkte 
und  reinen  Satze.  41  Blätter  (Querquart),  gebunden. 


33 

16.  I.  Satz  der  „Pariser  oder  französischen  Sinfonie"  in  D-dur, 
Köchel  Verz.  Nr.  297,  welche  Symphonie  W.  A.  Mozart  für  10  Instrumente 
in  Paris  im  Juni  des  Jahres  1778  und  das  dortige  Konzert  Spirituell  kom- 
ponierte. —  1  Heft  gebunden,  295  Takte,  O.Jahn,  1.  Aufl.  II,  287,  2.  Aufl.  I, 
487,  3.  Aufl.  I.,  550. 

Die  ersten  6  Seiten  (nach  Alois  Fuchs,  welcher  dieselbe  1839  seinem  Freunde, 
W.  A.  Mozart  Sohn,  laut  Erklärung  ddo.  Wien,  am  1.  November  1837  verehrte  von 
W.  A.  Mozart  Vater  (mit  Ausnahme  des  Streichquartetts)  eigenhändig  geschrieben. 

17.  18.  19.  W.  A.  Mozarts  erste  Druckwerke.  Zehn  Sonaten  für 
Klavier  und  Violine  (Köchel  Verz.  6 — 15),  welche  derselbe  in  seinem  7. — 9. 
Lebensjahre,  1763,  1764  und  1765,  komponiert  hatte.  Sie  sind  mit  den 
Opuszahlen  I,  II,  III  bezeichnet:  I  und  II  ist  in  Paris,  Opus  III  in  London 
im  Stiche  erschienen. 

Die  ersten  2  Sonaten  waren  der  Madame  Victoire  de  France,  der  zweiten  Tochter 
des  Königs  Ludwig  XV.  von  Frankreich,  die  nächstfolgenden  2  der  Komtesse  de  Tesse, 
Dame  de  Madame  la  Dauphine  in  Paris,  die  übrigen  6  der  Gemahlin  des  Königs 
Georg  III.  von  Großbritannien,  Sophie  Charlotte,  geborenen  Prinzessin  von  Mecklen- 
burg-Strelitz,  dediziert.  Im  II.  Menuett  der  vierten  Sonate  sind  gleich  im  Anfange  ver- 
deckte Quinten  mit  der  Violine  aus  Versehen  stehen  geblieben,  „welche  der  junge  Herr 
gemacht  habe",  trotzdem  sie  der  Vater  Leopold  korrigiert  hatte.  Dieser  tröstete  sich 
aber  damit,  „daß  sie  als  Beweis  gelten  könnten,  daß  Wolfgangerl  die  Sonaten  selbst 
gemacht  habe;  welches,  wie  billig,  vielleicht  nicht  Jeder  glauben  werde,  obgleich  es 
denn  doch  so  sei."  (0.  Jahn  I.  Aufl.,  I.  Bd.  pag.  51.*) 

20.  W.  A.  Mozarts  erstes  Notenbuch.  Ein  Heft  von  35  Blättern 
mit  54  Klavier-Nummern  auf  Slinigem  Notenpapier,  überschrieben:  „Pour 
le  Clavecin  ce  Livre  appartient  ä  Madmoiselle  Marie  Anne  Mozart  1759", 
auf  starkem  Notenpapier  und  in  Querquart,  in  Pappendeckel  gebunden.**) 
Die  Schwester  Wolfgangs  besaß  das  ganze  Buch  und  bewahrte  die  kost- 
bare Reliquie  auf. 

In  dieses  Notenbuch  schrieb  auch  der  Vater  Leopold  die  ersten  Uebungs- 
stücke  und  Kompositionen  W.  A.  Mozarts  gewöhnlich  mit  beigesetztem  Datum.  (Op.  1. 
„Menuett  und  Trio",  komp.  1761  zu  Salzburg,  besitzt  das  hierortige  Städtische  Museum 
„Carolino-Augusteum" ,  auf  welchem  Blatte  merkwürdiger  Weise  die  Schwester 
Marianne  Freifrau  v.  Berchthold  zu  Sonnenburg  bezeugt,  „daß  dieses  Stück  (eine  ausge- 
schriebene Männerschrift  und  jene  Leopold  Mozarts)  ihr  Bruder  in  seinem  5.  Jahr  selbst 
komponiert  und  geschrieben  habe"!  Es  ist  einfach  der  Anfang  dieses  Heftes.  Dieses 
Notenbuch  wurde  nach  mancherlei  Wanderungen  von  der  Großfürstin  Paulowna  er- 
worben und  1865  dem  Mozart-Archiv  (Mozart-Museum)  zum  Geschenke  gegeben.  Es 
enthält  u.  a.  19  Menuette,  wovon  den  8.  Menuett  „der  Wolfgangerl  im  4.  Jahre  ge- 
lernt"; den  11.  Menuett  und  Trio  „hat  der  Wolfgangerl  den  26.  January  1761,  einen 
Tag  vor  seinem  5.  Jahre,  um  halb  10  Uhr  nachts  in  einer  halben  Stunde  gelernt";  den 
19.  Menuett  „hat  der  Wolfgangerl  auch  im  4.  Jahre  seines  Alters  gelernt".  Dann  folgt 
eine  Handschrift  W.  A.  Mozarts  auf  2  Seiten  (wirklich  von  kindlicher  Hand  geschrieben), 
pag.  19  Nr.  22  Marche  „den  4.  Februar  1761  von  Wolfgangerl  gelernt". 


*)  Laut  Beilage  zu  Nr.  18  der  „Neuen  Musik-Zeitung"  (XXIII.  Jahrgang,.  Stuttgart,  21.  August  1902), 
waren  „die  noch  ungedruckt  gebliebenen  (!)  letztgenannten  6  (Londoner)  Sonaten"  (5—10),  wi«  dem  „Gaulois" 
berichtet  wurde,  bei  Reparaturen  in  der  Bibliothek  des  Buckingham-Palastes  aufgefunden  worden.  Wie 
nun  endlich  am  29.  Oktober  1904  der  verdienstvolle  Bearbeiter  des  Köchel  Verz.  in  II.  ergänzter  Auflage, 
Paul  Graf  von  Waldersee,  uns  mitteilte,  bestand  dieser  Fund  nur  in  der  Origi  nal  auf  läge  derselben  (und 
nicht,  wie  vermutet  werden  konnte,  im  Manuskripte)  und  auffallend  dabei  war,  daß  diesen  Sonaten,  ent- 
sprechend dem  Titelzusatze  „ou  de  Violoncelle",  eine  gedruckte  Violoncell-Stimme  beilag,  welche  bei 
den  übrigen  Auflagen  fehlte,  die  aber  dafür  die  V  iolin -Stirn  me  —  nicht  separat  wie  bei  den  4  vorge- 
nannten (Pariser)  Sonaten  in  Querformat  (1—4),  sondern  über  dem  Klavierpart  in  aufrechtem  Formate  — 
eingetragen  aufweisen.  Das  Manuskript  dieser  6  Sonaten  aber  ist  nach  wie  vor  und  bis  heute 
noch  unbekannt  geblieben. 

**)  Nissen  notiert  pag.  15  der  „Biographie"  von  „jenen  Stücken,  die  der  Vater  in  ein  eigenes  Buch  schrieb, 
besitze  ich  12  daraus  abgeschrieben,  und  von  den  von  Wolfgang  komponierten  aus  denselben  5,  die  älteste 
Komposition  vom  Jänner  1762,  und  noch  drei  größere  aus  dem  Jahre  1763". 


34 

pag.  32  Nr.  30  Scherzo.  „Dies  Stück  hat  der  Wolfgangerl  den  24.  January  1761,  3  Tage 

vor  seinem   5.  Jahre,   nachts  um  9  Uhr   bis  halb  10  Uhr   gelernt"  — 

„del  Signor:  Wagenseil". 
„      33    „    31  Scherzo.  „Den  6.  Februar  hat  dies  Wolfgangerl  gelernt". 
„      52    „    40  Allegro.  „Dies  Allegro  hat  Wolfgangerl  im  4.  Jahre  gelernt". 
„      54    „    42  „del  Sign.:  Fischer". 
„      56    „    44  „del  Sign.:  Agrell". 
„      58    „    45  Allegro.  Di  Wolfgango  Mozart  ddo.  14.  Oktober  1763  in  Bruxelles  "(eigene 

Handschrift)  2  Seiten. 
„      60    „    46  Menuett.  Di  Wolfgango  Mozart  ddo.  30.  November  1763  ä  Paris  (eigene 

Handschrift)  Vs  Seite. 
„      61     „    47  Menuett.   Di  Wolfgango  Mozart   ddo.    16.  Juli   1763   (eigene  Handschrift) 

1/    Seite. 
„     62    „    48  Menuett.  Di' Wolfgango  Mozart  ddo.  11.  Mai  1762,  V2  Seite. 

Nissens  „Biographie"  (Anhang  pag.  5)  erwähnt  „Zwei  geschriebene  Bücher  mit 
verschiedenen  Compositionen",  wovon  das  erste  obiges  und  das  zweite  dieser 
islotenbücher  jenes  ist,  welches  Professor  Dr.  Richard  Genee  bei  Herrn  Ernst  Mendels- 
sohn-Bartholdy  in  Berlin  auffand  und  im  5.  Heft  der  „Berliner  Mozartgemeinde"  im 
Februar  1899  besprach,  wie  auch  13  Stücke  daraus  1898  in  Druck  legte,  und  zwar  als 
„Mozarts  Londoner  Skizzenbuch  1764".  L.  Mozart  hatte  es  überschrieben  „Di  Wolfgang 
Mozart  ä  London  1764".  Am  Anfang  desselben  Jahres  schreibt  Leopold  an  seinen  Haus- 
herrn: „Das  was  er  (Wolfgang)  gewußt  hatte,  als  wir  Salzburg  verließen,  ist  ein  purer 
Schatten  gegen  das  was  er  jetzt  weis.  Es  übersteigt  alle  Einbildungskraft."  Dieses 
zweite  Buch  aber  ist  einfach  die  Fortsetzung  des  ersten,  das  mit  1763 
abschließt,  und  mit  1764  beginnt.  (Der  Aufenthalt  in  London  dauerte  vom 
22.  April  1764   bis   etwas  in  Juli  hinein  1765). 

21.  Andante  in  F-dur  „für  eine  Walze  in  eine  kleine  Orgel"  (Moz. 
Verz.  137,  Köchel  Verz.  616)  in  144  Takten,  zu  einer  Spieluhr  des 
Müller-  Daym'schen  Kunstkabinets  an  der  Donau  nächst  dem  Rotenturm- 
tore  Wiens,  am  4.  Mai  1791  auf  Bestellung  des  Grafen  Daym,  Eigentümer 
jenes  Kabinets,  komponiert.  Derselbe  nahm  auch  am  morgen,  Donnerstag 
den  5.  Dezember,  die  Toten-Maske  von  W.  A.  Mozart  in  Gyps  ab,  welche 
die  Witwe  Constanze  1820  beim  Abstauben  in  Salzburg  fallen  und  wovon 
sie  aber  leider  die  Bruchstücke  nicht  mehr  zusammenfügen  ließ,  sondern 
—  verwarf. 

Dieses  wertvolle  Manuskript  Mozarts  ist  von  demselben  ohne  alle  Korrektur  auf 
einem  Bogen  starken,  zwölfzeiligen  Notenpapier,  4  Seiten  in  Querquart,  geschrieben, 
mit  dessen  Namenszeichnung  versehen,  und  durch  Herrn  Josef  Franz  von  Patruban, 
k.  k.  Truchsess  in  Wien,  am  6.  März  1842  dem  Mozart-Archiv  zum  Geschenke  gemacht 
worden.  Es  erschien  auch  als  Klavierstück  gedruckt  bei  Haslinger  in  Wien:  „Klavier- 
stücke", Heft  31,  1904,  u.  a.  0. 

22.  Ein  Original-Brief  W.  A.  Mozarts  vom  6.  Juni  1791,  aus  Wien 
geschrieben  an  seine  Frau  während  ihres  Kuraufenthaltes  in  Baden  (bei 
Wien).  Zur  Hälfte  französisch,  zur  Hälfte  in  deutscher  Sprache,  auf  einem 
Querblatte  groben  Papiers,  IV2  Seiten.  Geschenk  der  Erben  der  Frau  von 
Spinsio,  Doktors-  und  Advokatenswitwe  zu  Salzburg,  im  August  1879. 

23.  Ein  Original-Brief  W.  A.  Mozarts  ddo.  München  am  3.  Januarius, 
1781,  geschrieben  an  seinen  Vater  (über  den  dritten  Akt  des  „Idomeneo"). 
2  Seiten  und  auf  der  dritten  eine  Nachschrift. 

24.  W.  A.  Mozarts  Stammbuch.  Quart-Format,  mit  rotem  Einband- 
deckel und  70,  davon  53  beschriebenen,  auch  kunstvoll  gezeichneten  oder  ge- 
malten Blättern  mit  Goldschnitt.  Von.  diesen  Blättern  rühren  9  von  Freunden 
W.  A.  Mozarts  her,  die  übrigen  mit  Zeichnungen,  Bildern  u.  s.  w.  stammen  aus 
späterer  Zeit,  als  der  Sohn  Karl  im  Mai  1795  in  den  Besitz  dieses  Buches  kam. 


35 

Von  Ersteren  finden  sich  vor,  im  Jahre  1787  in  Wien:  am  1.  April  Oboist 
Louis  Fischer;  11.  (und  24.)  Emilian  Gottfried  und  Josephus  Franziskus  Edler  von 
Jaquin  (Söhne  des  Botanik-Professors  und  Direktors  der  kais.  Gärten  in  Schönbrunn, 
Nikolaus  Johann  von  Jaquin);  14.  Sigmund  Barisani  (Physikus-Primarius  im  allge- 
meinen Krankenhause);  27.  Ignatius  von  Born  —  auf  der  ersten  Seite  —  Direktor  des 
kais.  Naturalien-Kabinetes  und  1781  der  Gründer  der  ältesten  der  acht  Wiener  Logen 
damaliger  Zeit:  „Zur  gekrönten  Hoffnung  im  Orient".  Mozart  gehörte  aber  nicht  dieser, 
sondern  jener  „Zur  wahren  Eintracht"  an;  am  28.  Juni  Franziskus  Kajetan  von 
Ployer,  Agent  in  Döbling  (bei  Wien);  4.  Juli  Joh.  Nep.  Greymüller  in  Prag; 
11.  September  Tante  W e b e r'n  (die  Mutter  des  K.  M.  v.  Weber)  und  12.  November 
Josef  Hurdeleta,  Direktor  des  Prager  Generalgymnasiums. 

Unter  dem  von  seinem  Freunde  Dr.  Barisani  gewidmeten  Gedichte  befindet  sich 
in  Mozarts  Original-Handschrift  am  3.  September  1786  dessen  tiefer  Schmerz  über  den 
Tod  dieses  „seines  Freundes  und  Retters  seines  Lebens"  ausgedrückt,  und  auf  der  Rück- 
seite eine  momentane  Herzensergießung  Constanzens  über  den  Verlust  Mozarts,  datiert 
„Wien,  am  (Sterbetag)  5.  Dezember  1791",  lautend:  „Was  Du  einst  auf  diesem  Blatte 
(auf  der  Vorderseite)  an  Deinen  Freund  (Sigmund  v.  Barisani,  seinen  Arzt),  unter  dessen 
Verse  vom  3.  September  1787  schriebst,  eben  dieses  schreibe  nun  ich  tiefgebeugt  an 
Dich,  vielgeliebter  Gatte!  mir  und  ganz  Europa  unvergeßlicher  Mozart!  —  auch  Dir  ist 
nun  wohl  —  auf  ewig  wohl!!  —  —  —  Um  1  Uhr  nach  Mitternacht  vom  4.  zum  5.  De- 
zember dieß  Jahr  verließ  er  in  seinem  36ten  Jahre  -—  O!  nur  allzufrühe!  —   Diese  gute 

aber  undankbare  Weld o  gute !  8  jähre  knüpfte  uns  das  zärtlichste,  hieniden 

unzertrennliche  Band!  —  O!  könnte  bald  auf  ewig  mit  Dir  verbunden  seyn  ....  Deine 
äußerst  betrübte  Gattin  Constanze  Mozart  nee  Weber." 

Die  letzte  Bucheinschreibung  überhaupt  (für  Karl  Mozart)  ist  von  Anton  Schmidt, 
Custos  der  k.  k.  Wiener  Hofbibliothek  am  24.  Juli  1830  (gestorben  3.  Juni  1857  in  Salzburg 
im  Gasthof  zum  „Goldenen  Ochsen"  am  Platzl,  heute  „Andre  Hofer"). 

Ein  nach  Form  und  Ausstattung  diesem  ganz  gleiches  zweites 
Stammbuch  ist  im  Besitze  der  Professors-Gattin  Mrs.  Julis  Lenis  in  Heidelberg  (noch 
1896  dortselbst),  und  war  dasselbe  ursprünglich  das  Eigentum  der  Schülerin  Mozarts, 
Barbara  von  Ployer,  des  oben  genannten  Agenten  Tochter  in  Döbling,  für  welche  Mozart 
vom  Februar  bis  Juni  1784  zum  Unterrichte  die  „Kleine  Generalbaßlehre"  schrieb*),  ge- 
druckt in  Wien  1847  und  noch  öfter  bei  Steirer;  neu  aufgelegt,  mit  Anmerkungen 'ver- 
sehen, in  Berlin  bei  Schuppel,  vorher  schon  1882.  In  diesem  zweiten  Buche  finden 
sich  viele  beschriebene  Blätter,  u.  a.  von  Beethoven,  sowie  von  deren  Bekannten  und 
Freunden. 

Es  wurde  dasselbe  wiederholt  von  Jenen,  die  davon  wissen,  mit  den  Mozart'schen 
verwechselt,  weil  sich  darin  auch  ein  kleines  Porträt  Mozarts  befindet.  Beide  Stamm- 
bücher dürften  von  Frl.  Ployer  etwa  im  März  1787  zugleich  gekauft  worden  sein  und 
eines  davon  erhielt  mutmaßlich  Mozart  von  ihr  zum  Geschenke.  Jenes  des  Frl.  Ployer 
wurde  uns  von  der  dermaligen  Besitzerin  persönlich  am  16.  Oktober  1897  vorgewiesen, 
von  welcher  Dame  bei  ihrem  ersten  Besuche  im  Mozart-Museum  am  16.  Juni  1896  auch 
die  erste  Nachricht  über  die  Existenz  dieses  nicht  minder  interessanten  Buches  nach 
Salzburg  kam.) 

25.  W.  A.  Mozarts  Knabenporträt.  Miniatur-Aquarell  im  gepreßten 
Lederrahmen. 

Gemalt  in  Italien,  auf  der  zweiten,  d.  i.  der  dritten  italienischen  Reise  mit  dem 
Vater  in  der  Zeit  vom  Oktober  1771  bis  Frühjahr  1773. 

26.  Zwei  Mozart-Gedenkmedaillen  in  Silber  und  Eisen.  Am  Arme : 
„A.  Guillemard",  3V2  Centimeter  im  Durchmesser  (die  erstere  ^\i^Q  Silber  ent- 
haltend), auf  deren  Aversseite  sich  das  wohlgetroffene  Brustbild  W.  A. 
Mozarts,  nach  rechts  gewendet,  mit  der  Umschrift:  „Wolfgang  Gottlieb  Mozart" 
befindet,  und  am  unteren  Rande  die  Worte  stehen:  „Geboren  1756,  gestorben 
1791".  Die  Reversseite  zeigt  die  aufrechtstehende  Muse  der  Tonkunst  mit 
der  Lyra  in  der  Hand;  ihr  zur  Seite  ein  geflügelter  Knabe  mit  einer  Trom- 
pete. Die  Umschrift  lautet:  „Herrscher  der  Seelen  durch  melodische  Denk- 
kraft." Am  Rande  unten:  „Fecit  Stuckhart".  Geschenk  des  Herrn  Franz 
Eisvogel  in  Preßburg. 

*)  In  derselben  findet  sich  das  Motiv  des  „Benediktus"  zu  Mozarts  „Requiem". 


36 

Diese  höchst  seltene  Denkmünze,  nach  dem  Ableben  Mozarts  geprägt,  enthält  in 
letzterwähnter  Umschrift  genau  die  Worte,  welche  ein  intimer  Freund  Mozarts,  Bankier 
Bridi  in  Roveredo  (den  Mozart  im  Freiherrn  von  Jaquin'schen  Hause  in  Wien  kennen 
gelernt)  auf  einer  in  dessen  Garten  errichteten  Grotte  anbringen  ließ,  in  deren  Innern 
eine  Mozartstatue  aufgestellt  war.  Daß  Mozart  den  Bridi  schätzte,  beweist  in  einem 
Schreiben  an  Emilian  Gottfried  Jaquin  aus  dem  Aufenthalte  Mozarts  in  Prag  vom  4.  No- 
vember 1787  nach  der  glänzenden  „Don  Juan-Aufführung"  u.  zw.  folgende  Stelle:  „Ich 
wollte  meinen  guten  Freunden,  besonders  Bridi  und  Ihnen  wünschen,  daß  sie  nur  einen 
einzigen  Abend  hier  wären,  um  Antheil  an  meinem  Vergnügen  zu  nehmen"  u.  s.  w. 
Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  dürfte  demnach  Bridi  Veranlassung  zur  Prägung  dieser 
Denkmünze  gegeben  haben.  (In  dem  im  Jahre  1906  neu  eingeschafften  „Mozart-Münzen- 
und  Medaillen-Kasten"  am  gassenseitigen  Fenster  des  Wohnzimmers.) 

27.  W.  A.  Mozarts  Tabakdose  aus  Achat  mit  vergoldeter  Metall- 
Einfassung. 

Dieselbe  wurde  als  die  Dose  des  W.  A.  Mozart  dem  Herrn  Dr.  Franz  Edlen  v.  Hille- 
prandt  durch  Frau  v.  Nissen,  und  am  25.  September  1871  von  der  Witwe,  Frau  von 
Hilleprandt,  zur  Hinterlegung  ins  „Vereins-Archiv"   (jetzt   „Mozart-Museum")  übergeben. 

28.  Tabakkeller  aus  rötlichem  Marmor,  von  der  Familie  Mozart  her- 
rührend. Derselbe  ist  ein  Geschenk  vom  seinerzeitigen  Archivar  Herrn 
J,  Horner  an  das  Mozart-Museum  am  21.  Juni  1882. 

Frau  Elise  Horner,  die  Mutter  des  am  18.  Jänner  1903  verstorbenen  Zentral-Vorstehers 
der  Internationalen  Mozart-Gemeinde,  hat  denselben  laut  Bestätigung  vom  Jahre  1842 
bei  der  Lizitation  des  Nachlasses  der  Witwe  Frau  Nissen-Mozart  käuflich  erstanden. 

29.  17  Stücke  Perlmutter-Knöpfe  von  einem  f.  e.  salzburgischen 
Hofgalarocke  W.  A.  Mozarts. 

30.  Mozart-Ring  von  Gold,  enthält  als  Mittelstein  ein  Pracht-Exem- 
plar von  einem  Adular  (opalisierenden  Feldspath),  welcher  mit  12  Dia- 
manten im  Tafelsteinschliff  umgeben  ist. 

Denselben  erhielt  der  Knabe  Wolfgang  (siehe  Schlichtegroll :  „Nekrolog",  Gotha  1791) 
von  der  Kaiserin  Maria  Theresia  zum  Geschenk,  als  derselbe  am  3.  Oktober  1762  (also 
im  7.  Jahre)  vor  dem  kaiserlichen  Hofe  im  Schlosse  Schönbrunn  konzertierte. 

Dieser  Ring  ist  auf  dem  kleinen  Finger  der  linken  Hand  des  Original-Porträtes 
Mozarts,  im  Besitze  als  Familien-Erbstück  von  dem  Großvater  Joh.  Wenzel  v.  Helm- 
reicher von  und  zu  Brunnfeld,  hochfürstlichen  Hofrat  und  resignierten  Pfleger  zu  Moos- 
heim (geboren  24.  Jänner  1722,  gestorben  14.  Mai  1803)  des  hierortigen  k.  k.  Bezirkshaupt- 
mannes i.  P.  Joh.  von  Helmreicher  abgebildet,  wovon  das  Mozart-Museum  am  15.  No- 
vember 1902  eine  photographische  Reproduktion  bewilligt  erhielt.  Dem  Ringe  wurde  im 
Sommer  1770,  als  Mozart  ihn  beim  Klavierspiele  im  Conservatorio  alla  pietä  Neapel  trug, 
die  Eigenschaft  eines  Zauberringes  beigelegt.  Er  zog  ihn  sofort  vom  Finger  „und  nun 
war  erst  die  Verwunderung  recht  groß",  erzählt  wieder  Schlichtegroll  in  seinem  oben 
erwähnten  „Nekrolog".  —  (Siehe  XXII.  Jahres-  und  Vereinsbericht  pro  1902:  „Aus  dem 
Mozart-Museum"  unter  „Mozart-Porträte"  pag.  38  und  39).  Derselbe  wurde  von  der  Witwe 
von  Nissen  1829  der  Madame  Spontini  in  Berlin  (der  Gemahlin  des  berühmten  Maestro) 
zum  Geschenke  gemacht,  von  der  Familie  hoch  in  Ehren  gehalten  und  kam  dann  in 
das  Eigentum  der  Madame  C.  Er-ard  in  Paris  (einer  Schwägerin  der  verstorbenen  Ma- 
dame Spontini),  von  welcher  ihn  durch  Vermittlung  des  Kammervirtuosen  Herrn  Alfred 
Jaell  1845  das  Mozarteum  erhielt. 

Madame  C.  Erard  übersandte  dieses  doppelt  wertvolle  Geschenk  mit  den  Worten : 
„Ich  bin  erfreut,  den  Ring  als  bleibendes  Andenken  an  den  großen  Meister  dem  Mo- 
zarteum übermitteln  und  dadurch  den  Beweis  meiner  Sympathie  für  alles,  was  das  An- 
denken Mozarts  berührt,  bringen  zu  können". 

31.  Ein  goldenes  Kreuz  mit  12  Granaten,  welches  Eigentum  der 
Maria  Anna  Mozart,  verwitweten  Reichsfreiin  von  Sonnenburg  gewesen  war. 


37 

32.  Ein  Uhrangehäng  von  Carniol,  das  W.  A.  Mozart  zu  tragen 
pflegte. 

33.  Ein  Goldring  mit  Email  (Glaube,  Hoffnung  und  Liebe),  der 
aus  dem  Nachlasse  der  Maria  Anna  Mozart,  verwitweten  Reichsfreiin  von 
Sonnenburg,  stammt.  (Siehe  „Codicill"  vom  1.  Juli  1827  zum  Testamente 
derselben  im  XVII.  Jahres-  und  Vereinsberichte  pro  1897,  pag.  32.) 

34.  L.  Mozarts  Gebetbuch:  „Tägliches  Kurz  und  Gut". 

Dasselbe  ist,  seinem  Inhalte  nach,  aus  verschiedenen  damals  beliebt  gewesenen 
Andachtsbüchern  zusammengetragen,  durchwegs  geschrieben  und  mit  15  Federzeich- 
nungen geziert  1777  von  Riedl,  Kunstzeichner  in  Salzburg.  Es  kam  von  der  Familie 
Mozart  an  Herrn  Schüller  (vorm.  Hagenauer),  dann  an  Frl.  Schmutzer  und  1880  aus 
dem  Nachlasse  dieser  an  Herrn  v.  Rrezoway  Alexander,  Gutsbesitzer  zu  Rhede  in 
Ungarn,  der  es  am  1.  Februar  1881  dem  Mozart-Museum  zum  Geschenke  gab. 

In  demselben  befand  sich,  mit  Seide  auf  Papier  gestickt,  ein  Schützen- 
Bildchen.  Die  Entstehung  solcher  ist  unter  Nr.  16  des  Näheren  erwähnt.  Es  zeigt  auf 
der  Vorderseite  einen  Schützen,  welcher  auf  eine  Scheibe  zielt,  mit  einer  Rose  bemalt, 
von  einem  Mädchen  gehalten,  und  enthält  folgende  launige  Verse: 

Ober  dem  Schützen:  O  b  e  r  d  e  m  M  ä  d  c  h  e  n  : 

Ein  Practicirter  Jägerszmann  Wann  du  willst  das  Centrum  haben, 

Schiesst  Beherzt  und  trifft  sodann;  Muest  es  geschwinde  Wagen; 

Unterhalb  Beiden: 
Die  Welt  ernährt  der  Schitzen  Viel, 
Doch  Trifft  Ein  Jeder  nicht  das  Ziel, 
Der  eine  Trifft,  der  andere  fehlt. 
So  Geht  es  auf  der  Welt 

Auf  der  Rückseite  spendet  ein  Amor  dem  Mädchen  eine  Rose,  dem  Schützen 
aber  aus  einem  Korbe  drei  Herzen,  und  die  Verse  lauten: 

Oberihr:  Oberihm: 

Ob  zwar  beraubt  des  Augenliecht,  Cupito  theillet  drei  Herzen  Auss, 

Nim  doch  die  Rosse  weil's  floriert;  Dem  es  Glickt  der  fangt  es  auf; 

UnterhalbBeiden: 
So  oft  diess  Jahr  die  Uhre  Schlagt, 
So  oft  die  Schildwach  Werda?  fragt, 
So  viel  Jahr,  o  lange  Zeit, 
Mein  Freund  Leb  in  Vergniegenheit. 

35.  Mozart- Gedenkmedaille  in  Zinn.  Zur  Säkularfeier  1856  von 
Thom.  Reitsamer.  Geschenk  des  Herrn  Dr.  Franz  Ritter  von  Haberler  in 
Wien  1880.  Avers:  das  Brustbild  mit  dem  Kopfe  nach  rechts  gewendet. 
Revers:  Mozarts  Geburtshaus  und  die  Geburts-  und  Sterbedaten,  wie 
Nr.  40.  (Im  Mozart-Münzen-  und  Medaillen-Kasten.) 

36.  Zwei  Canones  von  W.  A.  Mozart  in  einem  Etui  unter  Glas- 
einrahmung (Köchel  Verz.  I.  und  II.  Ausgabe,  pag.  559  und  560).  Geschenk 
des  Herrn  W.  A.  Diederichs,  Directeur  et  Proprieteur  du  Journal  „Allge- 
mein Handelsblad"  d'Amsterdam,  am  29.  Juni  1880.  Ein  Notenblatt:  Rück- 
seite (drei  Notenzeilen):  „Difficile  lectu  mihi  Mars",  Vorderseite  (5  Noten- 
zeilen): „0  du  eselhafter  Martin". 

Gottfried  Weber  erzählt  in  der  „Cäcilia",  1828,  Heft  I.,  pag.  180,  die  Entstehungsge- 
schichte dieser  beiden  bekannten  heiteren  Canones  in  folgender  Weise :  Joh  Nep.  Peyerl 
war  ein  vortrefflicher  Sänger,  er  kam  1785  von  Salzburg,  wo  er  mit  seiner  Frau  auf  dem 


38  , 

Theater  gesungen  hatte,  nach  Wien,  und  wurde  dort  mit  Mozart  bekannt.  (Er  starb 
1801  in  München.)  Im  Kreise  der  Freunde  Mozarts  war  er  wegen  der  Eigentümlichkeiten 
in  seiner  Aussprache  öfters  der  Gegenstand  irgend  eines  Scherzes.  Mozart  schrieb  nun 
am  2.  September  1788  dort  auf  einer  Blattseite  den  ersten  Canon:  „Difficile"  u.  s.  w., 
auf  der  anderen  den  zweiten  Spott-Canon  und  ließ  Peyerl  Ersteren  beginnen.  Das  letzte 
Wort  klang  wie  „cujoni".  Als  dieser  mit  der  komisch  wirkenden  Aussprache  der  latei- 
nischen Worte  kaum  geendet  hatte,  sang  man  ihm  im  Chor  diesen  Letzteren  entgegen. 
Bei  Wiederholungen  wurden  später  andere  Namen,  statt  Martin,  z.  B.  Peyerl,  Jakob 
u.  s.  w.  gebracht. 

Links  davon:  Mozart-Porträt,  sehr  klein,  in  Elfenbein  scharf  und 
rein  geschnitten,  auf  einem  Messingschildchen. 

Dieses  wurde  am  5.  Juni  1883  um  7  fl.  von  einer  einstigen  Dienerin  der  Constanze 
von  Nissen,  gewesenen  Witwe  Mozart,  angekauft,  welche  es  von  dieser  zum  Geschenke 
erhielt.    Dasselbe  ist  in  der  Echtheit  nur  traditionell  gewährleistet. 

Rechts  davon:  Ein  eiserner  starker  Mozart-Prägestock  für  irgend 
ein  Prägewerk.  Geschenk  Sr.  Exzellenz,  des  Herrn  Vereins-Präsidenten 
Gandolph  Grafen  Kuenburg,  Minister  a.  D.,  erhalten  am  31.  März  1900. 

An  dessen  angeschweißtem  Stahlende  befindet  sich  beiläufig  in  Thalergröße  ein 
hübsch  geschnittenes  Relief-Porträt  Mozarts,  nach  dem  Relief  I.  von  Posch,  am  Arm- 
schnitte lautet  der  Name  des  Stempelschneiders:  T.  Reitsamer.  Nachdem  es  erst  Charles 
Heath  1820  in  London  mittelst  Dekarbonisierung  gelang,  den  Stahl  zu  erweichen  und 
durch  ein  chemisches  Verfahren  wieder  zu  erhärten,  so  ist  dieses  Verfahren  nicht  älter, 
als  die  Herstellung  der  Kupferstiche,  und  da  die  verbesserte  Manier  des  Kupferstiches 
eine  Erfindung  von  Achille  Collas  im  Jahre  1830—31  ist,  so  stammt  diese  Stanze  aus 
neuerer  Zeit,  dies  umsomehr,  da  der  Name  auf  den  Silberarbeiter  Thomas  Reitsamer  in 
Hallein  hinweist  (gest.  1867),  von  dem  mehrere  solche  aus  der  Zeit  der  „Mozart- 
Denkmal-Enthüllung"  im  Jahre  1842  und  der  Säkularfeier  1856  herrühren,  wovon  sich 
auch  galvanoplastische  Abdrücke  des  Brustbildes  Mozarts  im  städtischen  Museum  Carolino- 
Augusteum  befinden.    (Siehe  „Jahresbericht"  desselben,  pro  1900,  pag.  46.) 

37.  Einlaßkarte  zu  einem  der  Sonntag  Nachmittags-Konzerte  im 
kais.  Augarten,  welchen  Kaiser  Josef  I.  (1705 — 11)  anlegen  ließ,  und  Kaiser 
Josef  II.  1775  als  „Allen  Menschen  von  ihrem  Schätzer  gewidmeten  öffent- 
lichen Belustigungaprt"  dem  Publikum  zu  freier  Benützung  zugänglich  machte, 
gegeben  im  ganzen  Sommer  (vom  26.  Mai  1782  ab)  von  W.  A.  Mozart  mit 
Ph.  Jakob  Martin*)  in  einem  der  12  Abonnements-Konzerte  zum  Preise  von 
2  Dukaten  per  Person). 

38.  Zwei  Kartenblätter,  auf  der  Rückseite  bemalt.  Mit  Bleistift  steht 
auf  Letzterer  notiert:  „Der  alte  Leopold  Mozart  gemacht,  diese  zwei  mir 
(Ursula  Hagenauer)  gegeben  1781". 

Dieselben  wurden  dem  Mozart-Museum  von  Herrn  Alexander  von  Brezoway,  Guts- 
besitzer zu  Rhede  in  Ungarn,  zum  Geschenk  gegeben.  Sie  sollen  von  Leopold  Mozart 
der  Tochter  seines  Hausherrn,  Ursula  Hagenauer,  und  von  dieser  ihrer  Freundin  Frl. 
Schmutzer  geschenkt  worden  sein,  welch'  Letztere  anfangs  1880  in  Salzburg  gestorben 
und  vom  obgenannten  Herrn  v.  Brezoway  beerbt  worden  ist. 

39.  Zuschrift  des  Museum  Britannicum  ddo.  19.  Juli  1765  (5  Tage 
vor  erfolgter  Abreise  mit  den  beiden  Kindern)  von  London  an  den  Vater 


*)  Im  Briefe  vom  29.  Mai  1782  schreibt  Mozart  an  seinen  Vater:  „Ph.  Jakob  Martin  ist  aus  Regens- 
burg gebürtig,  wo  sein  Vater  Leibmedikus  beim  Fürsten  von  Taxis  war".  Er  hatte  mit  dem  „treuen"  Bullinger 
(dem  späteren  Instruktor  des  Grafen  Arco  in  Salzburg  und  Hausfreunde  in  Mozarts  Familie)  zusammen  das 
Seminar  in  München  besucht  „und  sich  anfangs  kümmerlich  behelfen  müssen  und  oft  14  Tage  von  einem 
Gulden  gelebt".  Im  Winter  1782  errichtete  Martin  ein  Dilettanten-Konzert,  welches  alle  Freitage  in  der  Mehlgrube 
ist  aufgeführt  worden  und  veranstaltete  auch  Nachtmusiken  und  Fasten-Konzerte.  (O.  Jahn,  I.  Aufl.  III,  pag.  199.) 


39 

Leopold,  in  deutscher  Uebersetzung  lautend:  „Ich  bin  von  dem  beste- 
henden Ausschuß  der  Vertrauensmänner  des  britischen  Museums*)  beauf- 
tragt, Ihnen  bekannt  zu  geben,  daß  sie  das  Geschenk  der  musikalischen 
Werke  ihres  genial  veranlagten  Sohnes  erhalten  haben,  welche  sie  ihnen 
kürzlich  beliebten  zu  geben,  und  Ihnen  dafür  ihren  Dank  auszusprechen. 
Maty,  Secretär".  — 

Nissen  äußert  sich  in  der  „Biographie",  pag.  79,  darauf  bezüglich :  „Das  „Museum 
Britannicum"  hat  sich  nicht  nur  die  in  Paris  gedruckten  und  hier  —  d.  i.  in  London,  da 
er  aus  einem  Brief  aus  London  vom  5.  Juli  1765  zitiert  —  publizierten  10  Sonaten  in 
seinen  ersten  drei  Druckwerken  (Köchel  Verz.  Op.  6—15.  Siehe  im  Familienzimmer 
Nr.  17,  18  und  19)  samt  diesen  geschickten  Familien-Porträts,  (Nr.  25  im  Geburtszimmer, 
Kupferstich  nach  Carmontello)  ausgebeten,  um  solches  Alles  der  Seltenheit  ihrer  wunder- 
würdigen Sammlung  beyzulegen,  sondern  hat  auch  einige  Original-Manuskripte  von  diesem 
Wunderkinde,  darunter  ein  kleiner  Chor  von  vier  Stimmen  auf  englische  Worte  (Köchel 
Verz.  Op.  20  „God  is  our  Refuge")  ist,  auf  Ansuchen  erhalten".  —  Hierauf  erfolgte  das 
obige  Dankschreiben,  worüber  Nissen  die  irrtümliche  Ueberschrift :  „Abschrift  des  schrift- 
lichen Ansuchens"  (statt  Dankes),  pag.  80,  setzte. 

Nissen  führt  aus  dieser  Korrespondenz  noch  an:  „Der  allhiesige  (in  London)  sehr 
berühmte  Klaviermacher  Burkard  Thudy,  ein  geborener  Schweizer,  hatte  die  Ehre,  für 
Seine  Königl.  Preuss.  Majestät  (Friedrich  II.  d.  Gr.)  einen  Flügel  mit  zwei  Manuals  zu 
verfertigen  ....  Herr  Thudy  hatte  außerdem  den  guten  Bedacht  genommen,  seinen 
außerordentlichen  Flügel  —  dessen  alle  Register  in  ein  Pedal  angebracht  wurden  — 
durch  den  außerordentlichsten  Klavierspieler  dieser  Welt  das  erstemal  spielen  zu  lassen, 
nämlich  durch  den  berühmten  Musikmeister  Wolfgang  Mozart". 

40.  Mozart-Medaillon.  Ein  Gyps-Abguß.  Geschenk  von  Paul  Barfuß, 
Kupferstecher  in  München.  Avers:  Das  Brustbild,  mit  dem  Kopfe  rechts 
gewendet.  Revers:  Mozarts  Geburtshaus  und  die  Geburts-  und  Sterbe- 
daten, wie  Nr.  35.     (Im  Mozart  Münzen-  und  Medaillenkasten.) 

41.  W.  A.  Mozarts  Brieftasche  gestickt  mit  Seide,  „welche  er",  laut 
Attest  seiner  Schwägerin,  Sophie  Haibl,  „bis  an  sein  Ende  bei  sich  getragen 
hat".  Er  trug  sie  als  sein  Brusttaschen-Portefeuille  namentlich  auf  Reisen 
bei  sich  mit  Notenpapier-Blättchen  versehen,  worauf  er  flüchtig  irgend  einen 
musikalischen  Gedanken  skizzierte  und  für  eine  spätere  Komposition  oder 
eine  solche,  die  er  eben  vorhatte,  festhielt,  und  welche  Blättchen  er  seine 
„Wertsachen"  zu  nennen  pflegte. 

42.  Ein  Papier-Kuvert,  einige  englische  Pflästerchen  enthaltend,  mit  der 
gedruckten  Ueberschrift:  „The  Genuine  Court  Plaister,  London".  Darunter 
steht  von  Nissens  Hand  geschrieben:  „Wolfgang  Amade  Mozart  hat  dies 
noch  mitgebracht  von  England",  wo  derselbe  mit  Vater  und  Schwester 
vom  22.  April  1764  bis  14.  JuH  1765  weilte  und  dort  die  unter  17,  18  und 
19  erwähnten  (Op.  3)  6  Sonaten  für  Klavier  und  Violine  für  die  Königin 
von  England,  Sophie  Charlotte,  schrieb,  die  er  am  18.  Jänner  1765  derselben 
widmete.  „In  London  hat  Wolfgangerl  auch  sein  erstes  Stück  für  4  Hände 
gemacht.  Es  war  die  erste  vierhändige  Sonate,  die  bis  dahin  überhaupt 
gemacht  wurde",  schreibt  der  Vater  am  9.  April  1765. 

43.  Mozart-Medaille  in  Bronze. 


*)  Das  ist  der  Name  eines  Gebäudes  zu  London,  der  ehemalige  Palast  des  Herzogs  von  Montague 
in  der  Great-Russel-Street,  welches  für  das  wissenschaftliche  und  artistische  Zentrum  nicht  nur  des  britischen 
Staates,  sondern  der  ganzen  gebildeten  Welt  gelten  kann.  Die  erste  Grundlage  zu  demselben  bildeten  die 
von  Hans  Sloane  (geb.  1660,  gest.  1753)  hinterlassenen  naturhistorischen  Sammlungen  und  dessen  an  Hand- 
schriften reiche  Bibliothek,  die  er  in  seinem  Testamente  gegen  eine  seinen  Erben  zu  zahlende  Summe  von 
20.000  Pfd.  St.  dem  Staate  überließ,  welches  bedingte  Legat  das  Parlament  annahm. 


40 

Avers:  Brustbild  von  der  rechten  Seite.  Umschrift:  „Zur Saecularfeier  der  Geburt 
Mozarts,  die'' Stadt  Wien  MDCCCLV.".    Am  Rande:  „C.  Radnitzky". 

Revers:  Engelchen  auf  Wotken,  die  Laute  spielend,  über  Mozart  eine  Menge 
Engelköpfchen.  Am  Rande  in  Noten  mit  der  Es-dur  Vorzeichnung  der  Anfang  der  Ouver- 
türe zur  „Zauberflöte".  Ihr  Ertrag  —  sie  wurde  auch  in  Silber  geprägt  —  mit  jenem 
der  vom  Gemeinderate  der  Stadt  Wien  im  großen  Redoutensaale  am  27.  und  28.  Jänner 
1856  veranstalteten,  von  Franz  Liszt  dirigierten  Festkonzerte,  war  zur  Errichtung  des 
Denkmales  auf  Mozarts  Grabstätte  zu  St.  Marx  bestimmt,  welches  nach  dem  Entwürfe 
Hans  Gassers  ausgeführt  wurde.  —  Geschenk  des  k.  u.  k.  Hofantiquars  Albert  Pollak  1885. 
(Im  Mozart  Münzen-  und  Medaillenkasten.) 

44.  Mozart-Medaille  in  Nickelmetall. 

Avers:  Mozarts  Brustbild  im  Profil,  nach  links,  nach  einem  Kupferstiche  aus  dem 
Jahre  1792  mit  der  Aufschrift:  „Wolfgang  Amadeus  Mozart",  daneben:  „Zeitlich  vollendet". 

Revers:  Auf  einem  Würfel  das  „Requiem",  unten  herum:  „Don  Juan",  „Cosi  fan 
tutte",  „Figaro",  „Zauberflöte"  u.  s.  w.  Die  herabhängende  Papierrolle  enthält  die 
Schlußstelle  der  Oper  „Cosi  fan  tutte"  mit  den  Worten:  „So  sind  sie  Alle",  hier  auf  die 
oben  nicht  genannten  Werke  bezogen.  Unter  dem  Abschnitte  die  Worte:  „Ewig  blühend". 
Weiter  zurück  sieht  man  in  einen  mit  Immergrün  geschmückten  Felsen  die  Geburts- 
und Sterbedaten  und  über  denselben  a'.if  der  Bogenlinie  „Tuba  mirum".  —  Ausge- 
führt von  Wilhelm  Doell  in  Karlsruhe.  Geschenk  des  Gesanglehrers  in  Stuttgart,  Karl 
Rutscher  1895.    (Im  Mozart  Münzen-  und  Medaillenkasten.) 

45.  Mozart-Medaille  in  Silber  zur  Erinnerung  an  die  Mozart-Denkmal- 
Enthüllung  bei  der  Albrechtsrampe  in  Wien  am  16.  April  1896.  In  einem 
silbernen  Ring  mit  Oese  von  Scharff  in  Wien.    Gr.  56.    Durchmesser  5*5  cm. 

Avers:  Das  höchst  plastisch  geformte  Brustbildnis  Mozarts  nach  rechts  und  der 
Auffassung  des  fünf  Tage  vor  der  Festfeier  plötzlich  am  16.  April  1896  an  Herzlähmung 
verschiedenen  Meisters,  des  Professors  V.  Tilgner. 

Revers:  Ein  Kranz  musizierender  Amoretten  als  Butti.  Erstere  Seite  trägt  außerdem 
links  am  Rande  die  Inschrift:  „Wolfgang  Amadeus  Mozart.  1756—1791".  Letztere:  „Zur 
Enthüllung  seines  Denkmales.  Wien  1896".  Das  Ganze  in  vortrefflicher  Prägung.  Spende 
des  Denkmal- Komitees  1895.    (Im  Mozart  Münzen-  und  Medaillenkasten.) 

46.  Mozart-Ring,  dessen  Hauptform  im  Stile  der  Renaissance  eine 
Blumenvase  mit  Türkis,  Rubin,  Brillant  und  Smaragd  vorstellt. 

Denselben  erhielt  Mozart  auf  seiner  dritten  Kunstreise  im  Jahre  1763,  nach  einem 
Konzerte  vom  Fürsterzbischofe  in  Augsburg.  Der  Ring  kam  später  in  den  Besitz  von 
Mozarts  Schwester,  von  dieser  an  ihren  Sohn  Leopold,  der  ihn  der  Braut  seines  Stief- 
bruders zum  Hochzeitsgeschenke  gab.  Von  der  Tochter  dieser,  Genovefa  Reichsfreiin 
von  Sonnenburg,  kaufte  ihn  1881  Frau  Maria  Gräfin  Spaur  für  100  fl.  und  von  dem 
Witwer  Philipp  Grafen  Spaur  erhielt  denselben  das  Mozarteum  zum  Geschenke  1883. 

47.  W.  A.  Mozarts  Kaiserin  Maria  Theresia-Uhr. 

Vom  General-Gouverneur  der  Lombardei  aufgefordert,  zur  Vermählung  des  Erz- 
herzogs Ferdinand,  dem  Sohne  der  Kaiserin,  mit  der  Prinzessin  Maria  Ricciarda  Beatrice, 
der  Tochter  des  Erbprinzen  Ercole  Rainaldo  von  Modena,  eine  Serenade  zu  schreiben, 
machte  sich  der  15jährige  Mozart  im  September  1771  daran,  für  die  Festvorstellung  am 
17.  Oktober  in  Mailand  die  zweiaktige  theatralische  Serenate  „Ascanio  in  Alba"  (Text 
von  Abbate  Giuseppe  Parini),  Köchel  Verz.  Nr.  111,  zu  schreiben,  welche  er  persönlich 
dirigierte,  sehr  gefiel  und  viele  Wiederholungen  erfuhr.  „Er  wurde  dafür  außer  dem  was 
er  in  Geld  bekam,  von  der  Kaiserin  mit  dieser  mit  Diamanten  besetzten  Uhr  beschenkt", 
wie  sein  Vater  am  9.  November  nach  Hause  schrieb.  Dieselbe  ist  eine  französische 
Spindeluhr  von  L'Epenie.  Sie  hat  ein  kleines,  hohes  Gehäuse  von  Gold  Nr.  3.  Die  Ein- 
rahmung des  Deckels  an  der  Vorderseite  ist  rund  herum,  wie  jeder  Zeiger,   mit  kleinen 


41 

Rauten-Diamanten  besetzt,  wovon  noch  über  200  vorhanden  sind.  Die  rückwärtige 
Deckelwand  ziert  das  wohlgetroffene,  von  Künstlerhand  in  lebhaften  Emailfarben  aus- 
geführte Oval-Mir.iatur-Bildnis  der  großen  Kaiserin.  Dieses  ist  wieder  umgeben  mit  vielen 
Rauten,  dann  von  einer  grünen  Bandverzierung,  eingefaßt  mit  einem  baldachinartigen 
Schmuck  von  Blätterwerk.  Das  Uhrwerk,  wie  die  Uhr  in  den  Nebenbestandteilen,  ist 
im  besten  Zustande  erhalten.  Ersteres  geht  aufgezogen  heute  noch  ganz  richtig.  An  der 
Innenseite  des  Uhrmantels  findet  sich  der  Name  „W.  A.  Mozart"  und  die  Jahreszahl 
„1786"  eingraviert.  Ein  Landkrämer  Josef  Strobl  in  Mödling,  den  Mozart  mit  dem  Freunde 
Em.  Schickaneder  und  dem  Dichter  Alois  Blumaner  öfters  auf  ein  gutes  Glas  Wein  be- 
suchte, kaufte  die  Uhr  von  Mozart.  Sie  kam  1855  von  einem  Enkel  desselben,  welcher 
der  gerichtlichen  Exekution  in  seinem  Domizil  Ofen  verfallen  war,  in  den  Besitz  des 
seinerzeit  so  oft  genannten  Julius  Holl  von  Stahlberg,  1856  an  den  Pester  Kunsthändler 
Josef  Wagner,  von  dem  sie  am  26.  April  1858  Ignaz  Pfeffer,  Besitzer  des  Dianabades 
am  Franz  Josefplatz  in  Budapest,  für  seine  wertvollen,  reichen  Sammlungen  kaufte. 
Testamentarisch  hatte  dieser  diese  Uhr  bereits  mit  Codicill  vom  1.  Juni  1881  nach 
seinem  Tode  samt  den  dazugehörigen  Schriften  zum  Eigentum  des  „Mozarteums"  be- 
stimmt und  wurde  dieselbe,  nachdem  der  Testator  am  19.  Jänner  1892  dortselbst  ver- 
storben war,  von  seinen  drei  minorennen  Kindern,  in  Begleitung  des  Testamentsvoll- 
streckers, Advokaten  Kisbaäri  Kiss,  am  14.  August  persönlich  anher  überbracht  und  dem 
Mozart-Museum  zu  eigen  gegeben,  wie  es  ihr  Vater  ausdrücklich  gewünscht  hatte,  damit 
sie  unterwegs  nicht  verloren  gehe.  (Des  Geschenkgebers  Bild  befindet  sich  im  „Mozart- 
Album",  V.  Abteilung). 

48.  W.  A.  Mozarts  erste  Geige  mit  dazu  gehörigen  Bogen. 

Diese  kleine  Halbgeige  ist  zufolge  der  im  Innern  angebrachten  Inschrift  von  Andreas 
Ferdinand  Mayer,  Hof-Laut.(en)  und  Geigenmacher  zu  Salzburg  anno  1746  —  also  10  Jahre 
vor  Mozarts  Geburt  —  angefertiget  worden.  Der  hochfürstliche  Hoftrompeter  Andreas 
Schachtner,  der  vertraute  Hausfreund  der  Familie  im  Hagenauer  Hause,  dem  sich  der 
kleine  Wolfgang  (Wolferl)  stets  sehr  zugetan  zeigte,  schreibt  am  24.  April  1792  an  die 
Schwester  desselben,  Reichsfreiin  von  Berchthold  zu  Sonnenburg,  nach  St.  Gilgen,  die 
ihn  ersuchte,  ihr  Mitteilungen  über  Vorfälle  in  ihres  Bruders  Kinderjahren  zu  machen, 
auch  die  Episode,  welche  mit  der  „Ersten  Geige  Mozarts"  in  engster  Beziehung  steht: 
„Als  der  Vater  Mozart  mit  seinen  Kindern  im  Jahre  1763  von  Wien  zurückkehrte,  wo 
Wolfgang  eine  kleine  Geige  zum  Geschenke  erhielt,  wollte  er  an  einem  Sonntag,  an 
welchem  der  Vater  mit  Hofmusikern  in  seinem  Wohnzimmer  Kammermusiken  zu  spielen 
pflegte,  auch  die  zweite  Violine  mit  Schachtner  mitspielen.  Es  hatte  der  sehr  gute  Hof- 
geiger Wenzl  diesmal  6  Trio  zu  diesem  Zwecke  gebracht,  die  er  selbst  verfertigt  hatte 
und  dem  Papa  zur  Begutachtung  vorlegen  wollte.  Papa  spielte  mit  der  Violine  den  Baß, 
ich  die  zweite  Violine  auf  meiner  Geige,  die  Wolfgang  wegen  dem  sanften  vollen  Tone 
immer  die  „Buttergeige"  nannte,  und  Wenzl  die  erste  Violine.  Als  Wolfgangs  Begehren 
abgewiesen  wurde  und  Papa  wollte,  daß  er  sich  mit  seinem  Geigerl  wegtrollen  sollte, 
da  weinte  er."  Ueber  Fürbitte  Schachtners  wurde  ihm  endlich  erlaubt  —  obwohl  er 
noch  nicht  die  geringste  Anweisung  in  der  Violine  erhalten  hatle  —  mitzuspielen,  aber 
so  stille,  daß  man  ihn  nicht  hört.  „Er  geigte  also  mit.  Bald  merkte  ich  mit  Erstaunen, 
daß  ich  ganz  überflüssig  sei.  Ich  legte  meine  Geige  weg  und  sah  den  Papa  an,  dem 
bei  dieser  Szene  die  Thränen  der  Bewunderung  und  des  Trostes  über  die  Wangen 
rollten;  und  so  spielte  er  alle  6  Trio.  Als  wir  fertig  waren,  wurde  Wolfgang  durch 
unseren  Beifall  so  kühn,  daß  er  behauptete,  auch  die  erste  Violine  spielen  zu  können. 
Wir  machten  zum  Spaß  einen  Versuch  und  wir  mußten  uns  fassen,  nicht  zu  lachen,  als 
€r  auch  das,  wiewohl  mit  lauter  unrechten  und  unregelmäßigen  Applikaturen  doch  so 
spielte,  daß  er  nie  stecken  blieb."  — 

Diese  erste  Kindergeige  besaß  Mozarts  Schwester.  Von  derselben  erwarb  sie  1820 
in  Salzburg  der  k.  k.  Kanzlist  Leopold  Trostel  in  Neumarkt,  dessen  Tochter  (1827  plötz- 
lich gestorben)  ihre  erste  Klavierschülerin  war.  Von  demselben  kaufte  sie  dortselbst 
1829  der  Volksschullehrer  Adalbert  Lenk,  1842  Violin-  und  Gesangslehrer  an  dem  ein 
Jahr  vorher  gegründeten  „Dommusikverein  und  Mozarteum",  auch  Chorregent  in  Mülln. 
Dieser  verkaufte  sie  am  7.  September  1877  an  den  Botschafter  beim  hl.  Stuhle  in  Rom, 
Exzellenz  Ludwig  Johann  Grafen  Paar,  nebst  den  darauf  bezüglichen  notariell  be- 
glaubigten Dokumenten.  Dieser  wünschte  letztwillig,  „daß  diese  Geige  nach  seinem 
Tode  dem  „Mozart-Museum"  dauernd  einverleibt  und  dort  als  Erinnerung  aus  der 
Kinderzeit  des  großen  Meisters  verwahrt  werde."  Die  Geige  wurde  demzufolge  am 
5.  Februar  1896  durch  den  Herrn  k.  k.  Bezirkskommissär  in  Ried,  Ludwig  Grafen  Paar, 
dem  Sohne  des  Erblassers,  anher  übersendet. 


42 

c)  WGitGir^  £Lin  den  vier*  Zimmer'^vi^ä.ncien  (^von. 

49.  W.  A.  Mozart,   Knabenporträt  im   Goldrahmen,   Oelbild,   gemalt 

1859  von  L.  Bode. 

Nach  einem  Stahlstiche  des  Veroneser  Originalgemäldes:  mit  blonder  Perücke, 
weißer  Brustkrause  und  Halsbinde,  blauen  Augen  und  im  dunklen  Rocke.  Ein  Geschenk, 
welches  nach  testamentarischer  Verfügung  (nebst  500  Mark)  C.  A.  Andree  in  Frankfurt 
a.  M.  dem  Vereine  für  das  Mozart-Museum  zum  Eigentume  bestimmte,  wo  es  sich  seit 
1.  September  1887  befindet. 

50.  Carl  Freiherr  von  Sterneck-Doublebsky  zu  Ehrenstein.  Oel- 
gemälde  von  dem  Salzburger  Porträtmaler  Sebastian  Stief  1883. 

Geboren  am  15.  Dezember  1813  zu  Brunn,  war  er  der  älteste- Sohn  aus  dem 
Kärntnerzweige  seiner  altadeligen  Familie.  Von  Jugend  auf  für  die  ewig  schöne  Kunst 
der  Musik  begeistert,  beugte  er  sich  aber  dem  Willen  seines  Vaters,  des  Hofrates  bei 
dem  Appelationsgerichte  zu  Brunn,  und  wählte  nach  den  absolvierten  Gymnasialstudien 
in  seiner  Vaterstadt  und  den  juridischen  Studien  an  den  Universitäten  in  Olmütz  und 
Prag,  1835  den  bureaukratischen  Lebensberuf  beim  Camerale  und  im  Finanzdienste,  wurde 

1860  Grenzinspektor  in  Kufstein,  schließlich  1867  Finanzrat  und  Finanz-Oberinspektor 
in  Salzburg  und  trat  nach  vierzigjähriger  Staatsdienstzeit  1875  hierorts  in  den  bleiben- 
den Ruhestand.  In  der  Zeit  vom  Jahre  1869  ab,  ist  er  der  Gründer  des  „neuen"  Mozar- 
teums, d.  i.  der  „Internationalen  Stiftung:  Mozarteum",  und  1881  der  Anreger  zur  Gründung 
der  „Mozartgemeinde".  Seinen  Bemühungen  ist  ausschließlich  der  Besitz  des  „Mozart- 
Museums",  des  „Vereins-Archives"  und  der  „Bibliothek",  des  „Mozart-Häuschen"  mit 
der  Einrichtung,  das  „Mozart-Album",  die  Schule  „Mozarteum"  und  ihr  „Unterrichts- 
haus", seiner  Tätigkeit  sind  vornehmlich  auch  die  Abhaltungen  der  „Salzburger  Musik- 
feste" 1877  und  1879,  die  bewerkstelligte  Ausgabe  der  „Gesamtwerke  W.  A.  Mozarts", 
die  Abhaltung  der  „Mozart-Centenarfeste"  1887  und  1891  in  Salzburg,  sowie  die  in 
Oesterreich  und  Deutschland  abgehaltenen  „Zyklus-Aufführungen"  Mozart'scher  Opern 
zu  danken.  Er  stellte,  vereint  mit  treuen  Gesinnungsgenossen  im  leitenden  Vereins- 
ausschusse, seine  weitaussehende  unermüdliche  und  größte  Arbeitsmühe  unentwegt  in 
den  Dienst  des  von  ihm  wieder  neuerdings  ins  Leben  gerufenen  „Mozart-Kultus",  der 
sein  Ideal  blieb  Zeit  seines  Lebens,  und  in  welchem  Sinne  er  hier  ununterbrochen  an  die 
zwanzig  Jahre  wirkte.  Sterneck  war  der  erste  Präsident,  und  als  er  wegen  vorgeschrit- 
tenen Alters  am  7.  März  1888  diese  seine  Stelle  niederlegte,  ernannte  ihn  die  Versamm- 
lung des  VIII.  Mozarttages  am  16.  Mai  1888  zum  Ehrenmitgliede  mit  dem  Titel  eines 
„Ehrenpräsidenten"  des  Vereines.  Der  „Mozart-Verein"  in  Nürnberg  hatte  ihn  bereits 
1872  zum  Ehrenmitgliede  ernannt.  Se.  Majestät  der  Kaiser  verlieh  ihm  zum  vollendeten 
70.  Lebensjahre  am  15.  Dezember  1883  die  mit  dem  kaiserlichen  Wahlspruche  gezierte 
goldene  Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft.  Als  ihm  noch  ein  paar  Tage  über  zwei 
Wochen  auf  das  volle  80.  Lebensjahr  fehlten,  starb  er  am  27.  November  1893,  und  wurde 
mit  allen  Ehren  von  der  St.  Margarethenkirche  im  Friedhofe  des  Klosters  zu  St.  Peter 
weg,  wo  die  Leiche  aufgebahrt  war,  in  die  Familien-Arkadengruft  seines  Freundes  Dr. 
Hitschfeld  auf  dem  Kommunal-Friedhofe  (rechts  Nr.  21)  bestattet.  Sein  Andenken  be- 
wahren einerseits  seine  Bildnisse:  hier  im  „Mozart-Museum",  im  Musiksaale  des  Mozar- 
teums-Schulgebäudes  und  im  Mozart-Häuschen,  die  dahin  vom  Vereine  gestiftet  wurden, 
und  andererseits  der  Besitz  des  Mozarteums  in  allen  dessen  oben  genannten  Erwer- 
bungen für  dasselbe. 

51.  Der  sterbende  Mozart.  Radierung  nach  dem  Originalgemälde, 
gemalt  1888  in  Paris  mit  der  eigenhändigen  Widmung:  „Homage  au  Genie 
du  grand  Mozart"  von  Professor  Michael  von  Munkäcsy. 

Michael  von  Munkäcsy  (von  Haus  aus  Michael  Lieb),  geboren  am  10.  Februar 
1844  in  Munkäcs  (Ungarn),  war  der  Sohn  eines  Tischlers,  wurde  selbst  Tischler,  bildete 
sich  in  Wien  und  München  zum  Maler  aus,  ging  erst  später  von  der  anfänglichen 
Genre-  zur  monumentalen  religiösen  Malerei  über,  erhielt  zu  Düsseldorf  1867  drei  Kon- 
kurrenzpreise unter  Knaus  und  Vaütier,  1872  den  Preis  für  seinen  „Christus  und  Pilatus", 
und  wurde  in    den    österreichischen  Adelsstand   erhoben.    Sein   berühmtestes  Gemälde 


43 

wurde  „Der  letzte  Tag  des  zum  Tode  Verurteilten".  Im  Jahre  1897  befiel  ihn  ein 
schweres  Nervenleiden,  dem  er  leider  auch  am  1.  Mai  1900  in  der  Heilanstalt  Endenich 
bei  Bonn  erlag.  Sein  Tod  bedeutete  einen  großen  Verlust  für  die  Kunst! 

Das  Originalgemälde  brachte  der  „Salzburger  Kunstverein"  in  seiner  VII.  Jahres- 
ausstellung anläßlich  der  „Mozart-Centenarfeier"  im  Jahre  1891  hierorts  im  Künstler- 
hause zur  Ausstellung.  Die  Radierung  ist  das  Geschenk  vom  6.  Juli  1888  des  Herrn 
Charles  Sedelmayer  in  Paris,  des  Schwiegervaters  und  Eigentümers  des  Originalbildes. 

Das  Bild  stellt  dar,  wie  Mozart  am  4.  Dezember  1791,  nachmittags  2  Uhr  —  elf 
Stunden  vor  seinem  Tode  —  die  Probe  seines  Requiems  im  Schlafstuhle  abhält:  er 
selbst  sang  die  Altstimme,  sein  Schwager,  der  Violinist  Hofer,  den  Tenor,  der  Komponist 
Gerl,  den  Baß,  der  Sänger  Benedikt  Schak,  den  Sopran.  Den  Flügel  spielte  vermutlich 
Süßmaier,  Mozarts  Schüler.  Im  Hintergrunde  stehen  zuhörend:  der  Arzt  Dr.  Closset, 
die  Schwägerin  Sophie  Haibl,  Mozarts  Frau  Constanze,  seine  Krankenpflegerinnen,  und 
im  Vordergrunde  rechts  der  kleine  3  Monate  über  6  Jahre  alte  Sohn  Karl.  Die  ge- 
nannten drei  anderen  Sänger  sind  Mitglieder  des  Schikaneder-Theaters  auf  der  Wieden. 

52.  W.  A.  Mozarts  Werke,  aufgestellt  in  einem  besonderen  Schranke 
und  durch  Glas  sichtbar  in  70  Bänden,  24  Serien  und  589  Nummern. 
Partituren-Prachtausgabe,  fertiggestellt  in  der  Zeit  von  Mitte  Dezember  1876 
(erste  Lieferung)  bis  Anfangs  Mai  1883  (letzte  Lieferung). 

Das  Verdienst,  diese  erste  Gesamt-Ausgabe  bei  Dr.  L.  Ritter 
von  Köche  1*)  im  Februar  1875  und  durch  ihn  bei  den  Herausgebern 
„Breitkopf  und  Härte  1"  in  Leipzig  nicht  nur  zuerst  angeregt,  sondern 
auch  durch  Werbungen  hiefür  dieses  Unternehmen  kräftigst  geför- 
dert zu  haben,  nimmt  unser  Verein  mit  vollem  Rechte  für  sich  in 
Anspruch. 

Dieser  Anspruch  wird  auch  durch  die  diesem  hierortigen  Exemplare  beigegebene 
Widmung  der  Verleger  bestätigt.  Es  ist  und  bleibt  diese  Ausgabe  das  würdigste  und 
dauerndste,  das  großartigste  und  wertvollste  Denkmal  Mozarts,  welcher  nirgends 
größer  und  unerreicht  ist,  als  in  seinen  Werken! 

Nach  dem  ursprünglichen  Voranschlag  waren  für  dieses  ruhmvolle  Unternehmen 
an  14.000  Platten  für  beilich  3500  Druckbogen  im  Kostenpreis  von  zirka  50.000  Reichs- 
taler (150.000  Mark)  erforderlich.  Dr.  L.  von  Köchel  spendete  hiezu  sofort  20.000  Mark 
und  stellte  die  zahlreichen  in  seinem  Besitze  befindlichen  Mozart -Manuskripte  zur 
Verfügung. 

53.  Die  heilige  Cäcilia.  Oelgemälde  von  Engerth,  Anhalt -Köthen- 
scher  Hofmaler.    (Rechts  beim  Eingange). 

Laut  Brief  des  jüngsten  Sohnes  Wolfgang  (jun.)  an  seine  Mutter  nach  Salzburg, 
ddo.  Lemberg  am  17.  April  1827  (in  Nissens  „Biographie",  pag.  694)  ist  das  Bild  ein 
Geschenk  des  genannten  Malers  zur  Eröffnungsfeier  des  vom  Sohne  Mozart  1826  ge- 
gründeten „Cäcilien-Chores"  (eines  Chorvereines  für  Damen  und  Herren),  dessen  Chor- 
meister sein  Gründer  war.  Dasselbe  wurde  ihm  am  Gründungs-Abende  in  festlicher 
Weise  als  Ehrung  seiner  Verdienste  um  die  Kunst  der  Musik  überreicht.  Vier  Litho- 
graphien nach  diesem  Bilde  und  zwar  je  eines  sendete  er:  an  seine  Mutter,  an  den 
Domkapitular  Ignaz  Schum  ann,  Edlen  von  Mannsegg,  an  den  Buchhändler,  Kom- 
ponisten, und  Michael  Haydns  Freund,  Benedikt  Hacker  —  der  seine  Buchhandlung 
im  heutigen  Hause  Brodgasse  Nr.  13,  derzeit  Konditor  Fürst,  hatte  —  und  an  den 
Chorregenten  Anton  Jahn  dl  auf  dem  Nonnberg,  den  Hausfreund  der  Nissen'schen 
Familie,  damals  im  Hofapothekerhause  (Marktplatz  Nr.  7)  wohnend. 

54.  Schloß  Walsegg.  Drei  Amateur-Photographien:  Die  Ost-  und 
die  Südseite,  und  das  Oratorium  mit  der  Schloßkapelle.  Aufgenommen 
von  dem  Geschenkgeber  Herrn  Dr.  E.  Plutzer,  Advokat  in  Wien,  1885. 

*)  Vertasser  des  „Chronolog.-thematischen  Verzeichnisses  sämtlicher  Tonwerke  W.  A.  Mozarts". 
Leipzig,  „Breitkopf  und  Härtel"  1862  in  erster  Ausgabe.  Im  Vorworte  zur  zweiten  Auflage,  Leipzig  1905, 
bearbeitet  und  ergänzt  von  Paul  Graf  von  Waldersee,  ist  Köcheis  Porträt  und  pag.  XIX— XXI  dessen  Bio- 
graphie, von  Karl  Viktor  Reusch  in  Cannstadt  verfaßt,  enthalten. 


44 

Es  ist  dies  das  alte  Stammschloß  der  gleichnamigen  Grafen,  von  welchen  Franz 
Anton  Graf  von  Walsegg  i.  J.  1791  der  geheimnisvolle  Besteller  des  „Requiems  bei  W. 
A.  Mozart  war,  wozu  er  sich  seines  Verwalters  auf  dem  auch  ihm  gehörigen  Gute  in 
Schottwien  bediente,  und  das  war  der  eigentliche  Geheimnisvolle.  Der  Name  des  Be- 
stellers blieb  deshalb  auch  Mozart  gänzlich  unbekannt,  wenngleich  ihm  „dessen  Bild 
immer  vor  seinen  Augen  stand,  und  er  ihn  beharrlich  sah,  wie  er  ihn  (Mozart)  bittet, 
antreibt  und  ihm  endlich  die  Arbeit  kurzweg  abverlangt". 

Der  Graf  aber  hatte  seinen  gewöhnlichen  Wohnsitz  auf  Schloß  Stuppach  (in 
Unterösterreich  bei  Wiener-Neustadt)  und  wünschte  das  Requiem  zur  Gedächtnisfeier 
seiner  vor  einem  Jahre,  im  Januar  1791  verstorbenen  Gemahlin,  einer  Freiin  von  Flamm- 
berg, demnach  bis  1792.  Darum  notierte  Mozart  auf  der  Requiem-Partitur  die  Zahl 
1792.*)  Da  nun  der  Name  Walsegg  mit  der  Legende  der  Entstehung  des  Mozart'schen 
Schwanengesanges  in  engster  Beziehung  steht,  dürften  diese  Bilder  bei  so  manchem 
Mozartverehrer  auch  einiges  Interesse  erregen. 

55.  Erinnerungsblatt  an  die  Aufführung  der  Oper  „Die  Hochzeit 
des  Figaro"  zur  Mozart-Centenarfeier  in  Salzburg,  17.  Juli  1891  im  k.  k. 
Theater. 

56.  Theaterzettel  für  die  Vorstellung  der  Oper  „Belmonte  und 
Constanze"  in  Salzburg,  am  20.  Februar  1792. 

Auf  diesem  Zettel  fehlt  der  Ortsname,  der  die  Frage  „Wo  fand  sie  statt?"  beant- 
wortet. Dieser  ergibt  sich  jedoch  aus  dem  Worte  „hochfürstlich".  Der  regierende  Erz- 
bischof von  Salzburg  wurde  ursprünglich  als  „Ehrwürdiger",  im  Context  „Deine  An- 
dacht" angesprochen.  Im  Jahre  1663  erteilte  der  deutsche  Kaiser  Leopold  I.  dem  Erz- 
bischof (juidobald  Grafen  von  Thun  —  er  war  der  56.  Erzbischof  und  4.  salzburgische 
Kardinal  —  die  Titulatur  „Hochwürdiger"  und  „Euer  Liebden".  Diese  genügte  aber  dem 
Erzbischof  Johann  Ernst  Grafen  von  Thun  (1687—1709),  dem  58.  in  der  Reihe  aller 
seiner  Vorgänger,  nicht  mehr,  der  1701  den  ersten  und  letzten  salzburgischen  Orden  des 
hl.  Rupert  stiftete,  und  deshalb  führte  er  für  sich  im  Lande  den  Titel  „Hochfürstliche 
Gnaden"  ein,  der  dann  von  allen  seinen  Nachfolgern  bis  zum  letzten  und  74.  Fürst- 
regenten Hieronymus,  Grafen  von  Colloredo,  (1772  bis  1803,  beziehungsweise  1812)  be- 
ansprucht wurde. 

Die  in  Rede  stehende  Vorstellung  erfolgte  durch  eine  herumziehende  deutsche 
Schauspieler-Gesellschaft  unter  der  Direktion  eines  Hofmann,  welche  „Große  Opern", 
damals  obige  und  hierorts  die  75.  Vorstellung  einer  solchen  veranstaltete.  Solche 
Wander-Schauspieler  kamen  oft  nach  Salzburg,  wie  auch  Schikaneder  seinerzeit,  und 
mußten  dann  das  Theater  in  Pacht  nehmen. 

57.  Erinnerungsblatt  der  „100jährigen  Gedenkfeier  der  ersten  Auf- 
führung" der  Oper  „Don  Juan"  am  20.  und  22.  August  1887  im  Salzburger 
k.  k.  Theater. 

58.  Henriette  Sontag,  verehelichte  Gräfin  Rossi.**)  Miniaturbild, 
gemalt  von  Chevalier  Jean  Bapt.  Jaques  Augustin  zu  Paris,  1828.  Legat 
des  im  Mai  1897  zu  Prag  verstorbenen  k.  k.  Obersten  i.  R.,  August  Sontag, 
des  Bruders  dieser  einer  der  hochgefeiertsten  und  anmutigsten  Sängerinnen 
ihrer  Zeit.    Als  Eigentum  des  Mozart-Museums  erhalten  im  September  1897. 

Henriette  Sontag  wurde  am  3.  Jänner  1806  zu  Coblenz  geboren  und  von  ihren 
Eltern  (Schauspieler),  die  der  Tochter  keimendes  großes  musikalisches  Talent  erkannton, 
schon  in  ihrer  frühesten  Kindheit  in  der  geistigen  und  körperlichen  Entwicklung  ge- 
fördert, um  sie  als  Sängerin  auszubilden.  Sie  trat  auch  schon  mit  acht  Jahren  auf  dem 
Theater  in  Prag  und  in  den  nachfolgenden  zwei  Jahren  in  Knabenrollen  in  der  Oper 
bewundert  auf,  wo  sie  1819  in  die  Musikschule  zum  Kapellmeister  Triebensee  geschickt 


*)   Ausführliches    darüber   in    der   „Festschrift   zur   Mozart-Centenarfeier   1891"   im   IIl.'  Teile:    „Das 
Requiem  und  die  Requiemfrage"  von  Joh.  Ev.  Engl,  Salzburg. 

**)  Siehe  „Henriette  Sontag"  im  „Almanach"  von  Heinrich,  Berlin,  1.  Januar  1855. 


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wurde.  Vom  Jahre  1821  bis  1824  bekam  sie  weiteren  Gesangsunterricht  von  der  be- 
rühmten Josephine  Fodor-Mainville  in  Wien.  Henriettens  Ruf  als  Sängerin,  wie  jener 
von  ihrer  Anmut  und  Schönheit,  verbreitete  sich  schnell.  Auf  ihren  ersten  Kunstreisen 
1825  nach  Leipzig  und  Berlin,  1827  nach  Paris  und  London,  wurde  sie  überall  mit  dem 
größten  Enthusiasmus  aufgenommen.  Im  Jahre  1827  verheiratete  sie  sich  heimlich  in 
London  mit  Carlo  Grafen  Rossi,  welcher  bei  der  italienischen  Gesandtschaft  in  Holland 
angestellt  war,  nachdem  sie  der  König  von  Preußen,  Friedrich  Wilhelm  III.,  mit  dem 
Prädikate  als  Fräulein  „von  Klarenstein"  geadelt  hatte,  setzte  aber  ihre  Laufbahn  fort. 
In  Paris  fand  sie  immer  mehr  zunehmende  Bewunderung  auf  der  Bühne  (in  „Euryanthe", 
„Barbier  von  Sevilla",  „Italienerin  in  Algier",  „Lucretia  Borgia",  insbesonders  als  „Donna 
Anna"  in  Mozarts  „Don  Juan"  errang  sie  sogar  den  Sieg  über  die  große  Sängerin 
Giuditta  Pasta.  Die  „flatternde  Nachtigall",  wie  sie  Börne  nannte,  verkehrte  in  den  an- 
gesehensten Privatkreisen,  beim  preußischen  Gesandten  Alexander  von  Humboldt,  im 
Dalberg'schen  Hause  u.  s.  w.  und  der  höchste  Adel  machte  ihr  Gegenbesuche. 

In  London  schwang  sie  sich  zur  höchsten  Höhe  ihres  Ruhmes  empor,  trat  aber 
am  19.  Mai  1830  zum  letzten  Male  in  ihrer  Lieblingsrolle  „Semiramis"  auf,  womit  sie 
ihre  dramatische  Laufbahn  beschloß.  Sie  sang  nun  nur  noch  in  Konzerten  und  für  Wohl- 
tätigkeitszwecke in  Petersburg  und  Moskau  und  kehrte  dann  nach  Haag  in  die  Nieder- 
lande zurück,  wo  jetzt  die  öffentliche  Erklärung  ihrer  Heirat  erfolgte.  Sie  lebte  dort 
mit  ihrem  Gemahle  und  übte  die  Kunst  bloß  in  Privatzirkeln,  bis  Graf  Rossi  zum  wirk- 
lichen bevollmächtigten  Minister  beim  Bundestage  in  Frankfurt  a.  M.  ernannt  wurde. 
Dort  verblieb  sie  von  1835  bis  1838,  kam  1843  wieder  nach  Petersburg,  lebte  bis  1844 
in  Haag  und  dann  in  Berlin,  überall  in  hohem  Ansehen  und  mit  großer  Auszeichnung 
als  Gattin  des  italienischen  Gesandten.  Ihren  vier  lebenden  Kindern,  zwei  Söhnen  und 
zwei  Töchtern  (nur  ein  Sohn  überlebte  sie),  eine  sorgenfreie  Existenz  zu  sichern,  ent- 
schloß sie  sich  nach  zwanzigjähriger  Pause  zu  dem  großen  Opfer,  die  Bühne  wieder  zu 
betreten.  Graf  Rossi  verlangte  seinen  Abschied  und  erhielt  ihn  nach  wiederholtem  An- 
suchen, und  in  Würdigung  seiner  großen  Verdienste  als  Diplomat  mit  ansehnlicher  Pension. 

Sie  sang  wieder  in  London,  1851  in  der  italienischen  Oper  zu  Paris  und  in  deutschen 
Städten.  In  Europa  neue  Triumphe  feiernd,  schiffte  sie  sich  am  25.  August  1852  in  Li- 
vorno  ein  und  begab  sich  nach  Amerika,  dort  überall  mit  den  auszeichnendsten  Ehren 
empfangen  und  reichlich  mit  Lorbeern  und  Gold  gelohnt. 

Sie  starb  nach  ihrer  im  April  1853  erfolgten  Ankunft  nach  elftägiger  Krankheit  am 
17.  Juni  1854  in  Mexiko  an  der  Cholera  und  in  den  Armen  ihres  trostlosen  Gatten.  Ihre 
Kinder  waren  in  Europa  zurückgeblieben,  um  ihrer  wissenschaftlichen  Ausbildung  zu 
obliegen.  Die  irdischen  Ueberreste  ihrer  Mutter  wurden  vorläufig  in  der  Nische  der 
Kirche  San  Fernando,  mit  übergroßem  Trauergefolge  dahin  beigesetzt.  Nach  diesem 
Begräbnisse  erschienen  sämtliche  Zeitungen  Mexikos  mit  Trauerrand.  Zwei  Welten 
trauerten  um  die  unvergeßliche  Künstlerin,  „die  wie  ein  glänzendes  Meteor  am  euro- 
päischen Himmel  aufging,  dort  jahrelang  als  Stern  erster  Größe  leuchtete  und  noch  in 
vollem  Glänze  sich  gegen  Abend  wendend  am  tropischen  Himmel  Amerikas  entschwand". 
Eine  Schwester  war  im  Kloster  Marienthal  bei  Zittau  in  Sachsen  gestorben  und  dorthin 
wurden  auch  die  Ueberreste  der  auch  nicht  minder  vortrefflichen  Mozartsängerin,  nach- 
träglich aus  Mexiko  in  die  Familiengruft  überführt. 

Von  den  Brüdern  waren  die  zwei  ältesten  österreichische  Offiziere  und  der  jüngste 
Schauspieler  am  Schweriner  Hoftheater.  Von  den  Ersteren  wirkte  der  Erblasser  August 
Sontag,  damals  k.  k.  Major,  in  den  Jahren  1863  bis  1866  in  Salzburg  in  der  Stellung  als 
Geniedirektor  und  Festungs-Kommandant  sehr  verdienstlich  und  erfreute  sich  allgemeiner 
Beliebtheit.  „Weil  er  hier  so  unendlich  viele  Freundlichkeit  erfahren  hatte",  bestimmte 
er  das  auf  500  fl.  bewertete  Bild  seiner  Schwester  dem  Mozart-Museum  zum  Erbteile, 
und  derselbe  hatte  auch  schon  im  Jahre  1878  eine  vergrößerte  photographische  Repro- 
duktion nach  diesem  Bilde  für  das  „Mozart-Album"  eingesendet,  welches  seither  dort 
verwahrt  ist.  Karl  Sonntag  (geb.  7.  Jänner  1828  zu  Berlin),  war  seit  1848  am  Hoftheater 
zu  Dresden,  1850—51  am  k.  k.  Wiener  Hofburgtheater,  dann  in  Schwerin  in  ersten 
Helden-Konversationsliebhaber-  und  Bonvivantrollen,  1859  wieder  in  Dresden,  1862  in 
Hannover,  welche  letztere  Stellung  er  1877  wegen  seines  Buches:  „Vom  Nachtwächter 
bis  zum  türkischen  Kaiser"  aufgeben  mußte.  Seitdem  gastierte  er  nunmehr,  und  starb 
am  23.  Juni  1900  zu  Dresden. 

59.  Leopold  Mozarts  Geburtshaus  in  Augsburg.    Photographie. 

Erste  Original-Aufnahme  im  Auftrage  des  Herausgebers  für  das  Mozart-Museum,. 
Oktober  1896.  (Siehe:  A.  Einleitung  I.,  pag.  VIII,  unter  „Der  Vater  W.  A.  Mozarts"  die 
Inschrift  auf  der  1858  in  Augsburg  errichteten  Gedenktafel.) 


46 

60.  Erinnerungsblatt  an  den  in  Wien  am  k.  u.  k.  Hoftheater  1880 
vorgeführten  Mozart  Opern-Cyclus. 

61.  Autographe  auf  einem  Blatte  jener  Künstler,  welche  bei  der  Mozart- 
Centenarfeier  am  15.,  16.  und  17.  Juli  1891  in  Salzburg  mitgewirkt  hatten. 

62.  Acht  Mozarts  Denkmals-Entwürfe  für  Wien:  fünf  photogra- 
phische Abbildungen  von  diversen  Entwürfen.  Geschenke  der  Gesellschaft 
„Gral"  in  Salzburg  am  7.  März  1888.  Weiters  darunter  aufgestellt:  drei 
solche  des  Bildhauers  König,  als  eine  fünfte  Konkurrenz-Arbeit.  Geschenk 
des  Herrn  Dr.  Wenzel  Sedlitzky,  k.  k.  Hofapotheker  hier,  am  22.  April  1888. 

63.  Vier  Gedenk-  und  Fremdenbücher  mit  den  dort  eingeschriebenen 
Namen  der  Besucher  des  Mozart-Archives  oder  Museums.  Als  erster  ein- 
geschriebener Besucher  findet  sich  „Franz  Liszt  im  Oktober  1858",  (gest. 
am  31.  Juli  1886  zu  Baireuth). 

64.  Das  Mozart-Denkmal  in  Wien  (1896)  in  vier  Photographien, 
verausgabt  von  R.  Lechners  Hof-  und  Universitäts-Buchhandlung  (Wilhelm 
Müller,  I.,  Graben). 

65.  Mozart  Opern-Cyclus  Aufführungen  des  Stadttheaters  Hamburg- 
Altona,  17.  Jänner  bis  25.  Februar  1880  „dem  Vorstände  der  „Internationalen 
Mozartstiftung"  in  Salzburg  (Karl  Freiherr  von  Sterneck),  dem  treuen  Hüter 
hohen  Heiligtumes  deutscher  Kunst  in  gleicher  Verehrung  des  großen  Genius, 
von  Direktor  Pollini  und  Mitgliedern  gewidmet^^ 

66.  Sammlung  von  sieben  großen  Theaterzetteln  (im  Einbände). 

„Erste  Gesamt- Aufführung  von  7  Mozart-Opern*)  im  k.  k.  Hof-Operntheater  in  Wien 
zur  Feier  von  Mozarts  Geburtstag",  vom  18.  bis  27.  Jänner  1880,  mit  5  Tableaux  und 
^inem  dramatischen  Epilog  von  Josef  Weilen.   Geschenk  der  k.  u.  k.  Hoftheater-Intendanz. 

67.  Nachricht  über  eine  Mozart'sche  „Große  musikalische  Akademie 
im  k.  k.  Nationaltheater  zu  Wien  und  zu  seinem  Vorteile  am  12.  März  1785 
mit  einem  neuen  erst  vor  drei  Tagen  vorher  verfertigten  Fortepiano-Konzert 
(Köchel  Verz.  Nr.  467  in  C-dur)  und  einem  besonders  großen  Fortepiano- 
Pedale  beim  Phantasieren",  —  welche  Akademie  in  Anwesenheit  von  Mozarts 
Vater  stattfand,  der  am  12.  März  an  die  Tochter,  Freiin  von  Berchthold  zu 
Sonnenburg,  nach  St.  Gilgen  „über  die  Schönheit  des  (neuen)  Konzertes 
und  wie  er  über  den  errungenen  Beifall  zu  Thränen  gerührt  wurde",  be- 
richtet. Geschenk  des  Herrn  Alfred  Weltner,  Archivar  der  k.  k.  Hoftheater 
in  Wien,  1888. 

68.  Mozart-Bild.  Photographie  nach  dem  Original-Oelbilde  des  Malers 
Jean  Guerin,  von  der  Pariser  Kunstanstalt  Braun  angefertigt.  Guerins  Bild 
wurde  im  Jahre  1874  „zum  Besten  der  Verwundeten  aus  Elsass  und  Loth- 
ringen" im  Palais  Bourbon  ausgestellt.  Zur  Vorlage  diente  ihm  das  I.  und 
II.  Relief  von  Posch.     (Siehe:  Vogel  „Mozart-Porträts^^**). 

*)  18.  Jänner:  „Idomeneo",  19.  „Entführung«,  21.  „Figaro",  22.  „Don  Juan",  23.  „Cosi  fan  tutte",  25. 
„ZauberHöte",  und  27.  (zum  Geburtstage)  „Titus". 

**)  Diese  in  diesem  Katalog  mehrfach  zitierte,  ganz  vortreffliche  Schrift,  ist  im  , .Jahrbuch  der  Musik- 
Bibliothek  Peters  für  1899",  im  sechsten  Jahrgang,  pag.  14 — 37,  enthalten,  welcher  12  Abbildungen  beigegeben 
sind.    Herausgegeben  vom  Archivar  Emil  Vogel,  Leipzig,  Verlag  von  L.  F.  Peters,  1900, 


47 

69.  Erinnerungsblatt  an  die  Centenarfeier  von  Mozarts  „Don  Juan" 
in  Prag  am  29.  Oktober  1887,  mit  den  kleinen  Abbildungen:  der  „Bertramka", 
„Zu  den  3  Löwen",  dem  „National-Theater"  und  „Neuen  deutschen  Theater", 
welche  Mozarts  Bild  einschließen.  —  Spende  des  Festausschusses  durch 
den  kaiserlichen  Rat  Herrn  Dr.  Sctiebek  in  Prag,  1887. 

70.  Teresa  Saporiti.  Photographie  nach  dem  Original-Kupferstich 
(13^4  cm  breit,  18^/2  cm  hoch):  delineavit  (gezeichnet)  und  incisit  (ge- 
stochen) von  Fambrini  in  Pisa  1791.  Das  Haupt  ist  mit  Lorbeer  geschmückt 
und  das  Ganze  von  Lorbeerzweigen  und  Musik-Emblemen  umrahmt.  Die 
Unterschrift  lautet:  „Hie  effigies:  ubique  fama"  („Hier  das  Bildnis:  aller- 
orten der  Ruhm").  —  Geschenk  des  Herrn  Franz  Nikolaus  Manskopf  in 
Frankfurt  a.  M.  am  30.  Juni  1901. 

Diese  war  bei  der  Premiere  von  Mozarts  „Don  Giovanni"  oder  „Das  steinerne 
Gastmahl"  am  29.  Oktober  1787  im  ständischen  Theater  zu  Prag,  ebenso  die  erste 
„Donna  Anna",  wie  damals  Catarina  Micelli  die  erste  „Donna  Elvira"  und  Catarina 
(nicht  Teresina)  Bondini,  die  Frau  des  Theater-Direktors  Pasquale  Bondini,  die  erste 
„Zerline".  — 

Sie  war  nicht  mehr  jung,  als  sie,  verheiratet  mit  Codecaso,  ihrem  Sohne,  dem 
nachmaligen  Vater  der  in  Wien  bekannten  Malerin  Louise  Codecaso  das  Leben  gab,  und 
dieser  stand  hinwieder  schon  im  60.  Lebensjahre,  als  der  „schönen  Saporiti"  die  Enkelin, 
Louise,  geboren  wurde.  Louisens  Großmutter,  Teresa  Saporiti  —  Codecaso,  starb  im  hohen 
Alter  von  106  Jahren  am  17.  März  1869  zu  Mailand.  Saporiti  war  also  1763  geboren  und 
bei  der  ersten  Prager  Aufführung  des  „Don  Giovanni"  24  Jahre  alt,  Mozart  nur  um  7  Jahre 
älter.  Anfänglich  stand  sie  bei  Mozart  in  voller  Gunst,  die  sie  aber  teilweise  verlor 
durch  eine  unüberlegte  Aeußerung  über  dessen  unbedeutendes  Aeußere,  denn  in  dieser 
Richtung  war  der  Meister  immer  ganz  besonders  empfindlich.  So  zum  Beispiel  klagte 
Mozart  in  einem  Briefe  vom  31.  Oktober  1777  aus  Augsburg  an  seinen  Vater  Leopold: 
„Sie  (die  Augsburger)  denken  sich  halt,  weil  ich  klein  und  jung  bin  (damals  im  22.  Lebens- 
jahre), so  kann  nichts  großes  und  altes  hinter  mir  stecken:  sie  werden  es  aber  bald 
erfahren."  Er  war  einmal  geradezu  sehr  böse,  als  er  hörte,  daß  der  preußische  Ge- 
sandte Jemanden  einen  Empfehlungsbrief  an  ihn  gegeben  und  darin  geäußert  habe,  „er 
möge  sich  an  Mozarts  unbedeutendes  Aeußere  nicht  stoßen",  wie  Nissen  in  seiner 
„Biographie  W.  A.  Mozarts",  pag.  693,  erzählt.  In  Prag  aber  war  ihm  die  Saporiti  unent- 
behrlich. „Sie  starb  vergessen,  hatte  jedoch  über  ein  Jahrhundert  gelebt,  um  Zeuge  zu 
sein,  daß  „Don  Giovanni",  den  sie  entstehen  sah,  jung  blieb  und  frisch,  wie  am  ersten 
Tage,  auch  sah  sie  82  Jahre  spurlos  an  dem  Meisterwerk  vorüberziehen:  es  blieb  un- 
besiegt und  unerreicht."  (Siehe  „Mozart  in  Prag"  von  Rud.  Freiherrn  Prochäzka,  pag.  71, 
73  und  81.   Prag,  Verlag  von  H.  Dominikus  1892,  und  „Bohemia"  vom  4.  November  1887). 


III.  Neuerlicher  Zuwachs  im  Wohnzimmer  der 

FamiHe  Mozart. 

sl)  Im  g;i:'ossen  ^oH^til^^sten  mit  Glasfenstei^n. 

71.  Hyrtls  Mozart  Schädel.  Es  ist  dies  derselbe,  den  Hofrat  Josef 
Hyrtl  (geb.  1811,  gest.  17.  Juli  1894)  aus  der  Nachlassenschaft  seines  um 
12  Jahre  älteren  und  anfangs  Jänner  1868  verstorbenen  Bruders,  des  Bild- 
hauers Jakob  Hyrtl,  in  sein  Eigentum  übernommen*),  worauf  er  dann  eigen- 
händig nachfolgende  Inschriften  mit  schwarzer  Tinte  angebracht  hatte:  1.  quer 

*)  Siehe  Nr.  72:  da»  Tagssatzungs-Protokoll,  aufgenommen  bei  dem  k.  k.  Bezirksgerichte  Mödling, 
Abt.  II,  zur  Sicherung  des  Beweises  nach  §§  384—389  der  C.  P.-O.  am  21.  November  1902. 


48 

Über  der  Stirne  auf  einem  rechteckigen  orangeroten  Papierstreifen,  7*3  cm 
lang  und  27  cm  breit,  mit  abgestutzten  Ecken,  in  sechs  Zeilen,  lautend: 
„Vom  Totengräber  Josef  Rothmayer,  welcher  sich  die  Stelle  merkte,  wo  er 
Mozarts  Sarg  einscharrte,  bei  der  Leerung  der  Gemeingrube  1801  gerettet, 
und  von  seinem  Nachfolger  Josef  Radschopf  meinem  Bruder  Jakob  ge- 
schenkt 1842.  Hyrtl";  2.  über  dem  rechten  Seitenwandbein  eine  „Lyra", 
und  unter  dieser:  „Wolfgang  Amadeus  Mozart  f  1791,  geboren  1756";  3. 
darunter  und  vorne,  rechts  davon  über  der  Schuppe  des  rechten  Schläfen- 
beines: „Musa  vetat  mori!  Horaz."*) 

Unmittelbar  nach  Hyrtls  Tod  wußte  Niemand,  wohin  dieser  Schädel  gekommen 
war.  Zwei  auf  unsere  Anregung  am  1.  und  13.  August  1894  schriftlich  gestellte  Anfragen 
des  Herrn  ßürgermeisters,  üustav  Zeller,  nach  Mödling  und  Wien,  brachten  antwortlich 
auch  keine  Aufklärung.  Und  so  blieb  er  sieben  Jahre  verschollen,  bis  unterm  24.  September 
1901  an  das  Gemeinderats-Präsidium  ein  ebenso  unerwartetes,  wie  überraschendes  aus- 
führliches Schreiben,  aus  Wien  datiert,  von  Josef  Schöffel,  dem  Kurator  der  Hyrtl'schen 
Waisenstiftung  in  Mödling  einlangte,  worin  derselbe  mitteilte:  1.  „Der  nach  dem  Ableben 
Hyrtls  mysteriös  verschwundene  Schädel  habe  sich  nunmehr  in  einer  erst  kürzlich  aus  dem 
Nachlasse  desselben  übernommenen  und  von  ihm  geöffneten  Kiste  vorgefunden.  Da  es 
zweifelhaft  schien,  wem  er  auszufolgen  war,**)  so  wurde  derselbe  vorläufig  in  der  Kiste 
belassen  und  erst  nach  der  im  Jahre  1900  erfolgten  Durchführung  eines  großen  Zubaues  zum 
Waisenhause  dortselbst  nebst  verschiedenen  von  Hyrtl  der  Mödlinger  Crypta  entnommenen 
anderen  Totenschädeln  aufgestellt;***)  2.  bei  der  kurz  hernach  vorgenommenen  Durchsicht 
eines  Faszikels  mit  mancherlei  Zeitungen,  Büchern  u.  dgl.,  welche  Hyrtl  gesammelt  hatte, 
welche  Sammlung  bisher  unbeachtet  blieb,  wurde  ein  dem  Londoner  Journale  „Monthly 
musical  Record"  vom  1.  September  1892  (Vol.  XXIL,  Nr.  261,  pag.  199,  mit  42  Zeilen)  ein- 
gelegter Zettel  entdeckt,  worauf  Hyrtl  mit  blauem  Farbstifte  schon  am  30.  November  1891 
geschrieben  hatte:  „Zum  Mozart  Schädel!  Was  ich  über  die  Schicksale  des  Mozart 
Schädels  weiß,  enthält  ein  Aufsatz  des  angeschlossenen  Zeitungsblattes  (^gefertiget  mit 
J.  B.  K.,  von  Hyrtl  ergänzt  zum  Namen  Krall).****)  Den  Schädel  selbst  vermache  ich 
hiemit  der  Stadt  Salzburg.  Josef  Hyrtl" ;  3.  ersuchte  Schöffel  zum  Schlüsse  seiner  Zu- 
schrift, „den  Schädel  durch  einen  mit  einer  Vollmacht  der  Stadt  Salzburg  versehenen 
und  damit  beglaubigten  Gemeinderat  persönlich  abholen  zu  lassen." 

Letztere  Mission  übernahm  freiwillig  und  selbstlos  der  Gemeinderat  Herr  Doktor 
Hermann  v.  Vilas,  Hof-  und  Gerichtsadvokat.  Bei  der  vollzogenen  Uebergabe,  welche 
am  6.  Oktober  1901  stattfand,  wurde  in  der  Verwaltungskanzlei  des  mehrgenannten 
Waisenhauses  in  Mödling  ein  Protokoll  in  rechtsgiltiger  Form  aufgenommen,  sodann 
dieses  vom  Uebergeber  (Schöffel)  und  Uebernehmer  (Dr.  v.  Vilas),  wie  auch  von  vier 
hiezu  erbetenen  Zeugen:  Anton  Graf  Ledöchowski,  Welten,  Kurator -Stellvertreter, 
Heinrich  Rzimann,  Oberlehrer,  und  Josef  Maier,  Waisenhausverwalter,  unterfertiget  und 
der  Schädel  von  Dr.  v.  Vilas  nunmehr  nach  Salzburg  zu  Händen  des  Herrn  Bürgermeisters, 
Franz  Berger,  überbracht.  Am  17.  November  stellten  wir  dann,  als  Administrator  im  Namen 
des  Mozarteums  an  den  Gemeinderat  schriftlich  das  Ansuchen,  „den  Schädel  im  Mozart- 
Museum  aufstellen  zu  dürfen",  welchem  Ansuchen  auch  nach  Beschluß  desselben  in 
der  Sitzung  am  3.  März  1902  „gegen  jederzeit  freistehenden  Widerruf  und  mit  der  wei- 
teren Bedingung  zugestimmt  wurde,  daß  der  Schädel  dortselbst  als  Eigentum  der  Stadt- 
gemeinde Salzburg  bezeichnet  werde."  Persönlich  von  uns  am  11.  März  in  Empfang  ge- 
nommen, wurde  nun  Hyrtls  Mozart  Schädel  an  die  heutige  Stelle  im  Glaskasten  gebracht, 

*)  Entnommen  dem  28.  Vers  der  8.  Ode  des  IV.  Buches,  lautend:  „Dignum  laude  virum  musa  vetat 
mori  („Einen  des  Lobes  würdigen  Mann  läßt  die  Muse  nicht  sterben").  Horaz  (Qu.  Horatius  Flaccus,  geb. 
65  V.  Chr.  zu  Venusia  in  Apulien)  bezieht  diesen  Vers  auf  C.  Marius  Censorinus,  Konsul  des  Jahres  8  v.  Chr., 
der  nach  dem  römischen  Historiker  Velleius  Paterculus  (II,  102)  zu  einem  Wohltäter  der  Menschheit  geboren^ 
die  Unsterblichkeit  erlangt  hat",  aber  sonst  wenig  bekannt  ist. 

**)  Eine  spezielle  oder  ausdrückliche  Verfügung  hierüber  war  nicht  vorhanden,  wenigstens  nicht  be- 
kannt gegeben  worden,  und  eine  solche  fand  sich  auch  tatsächlich  nicht  im  Testamente  Hyrtls  vom  15.  Sep- 
tember 1892  vor,  in  das  wir  auf  unser  Ersuchen,  durch  die  Intervention  des  Herrn  Bürgermeisters  Franz  Berger,, 
vom  k.  k.  Bezirksgerichte  Mödling  an  das  k.  k.  Bezirksgericht  Salzburg  gesendet,  bei  dem  Letzteren  am 
23.  August  1931  Einsicht  nehmen  konnten. 

***)  Am  12.  Mai  1901  sahen  denn  auch  während  eines  Ausfluges  nach  Mödling  zahlreiche  Mitglieder 
der  Wiener  Anthropologen-Gesellschaft  den  Hyrtl'schen  Mozartschädel.  Die  Folge  davon  waren  eine  Menge 
Zeitungsartikel  für  und  gegen  die  Echtheit  desselben  (letztere  mehr  als  erstere),  aber  auch  einige  Kontro- 
versen, deren  Spitze  sich  gegen  den  Vorzeiger,  Josef  Schöffel,  persönlich  richteten. 

****)  Dieser  berichtete  an  den  Herausgeber  des  Journals,  was  er  von  Dr.  Ludwig  Aug.  Frankl  und  dem 
Assistenten  des  Hofrates  Hyrtl,  Dr.  A.  Friedlowsky,  am  7.  März  auf  dem  Korrespondenzwege  von  Beiden  darüber 
erfahren  hatte,  wie  es  dem  Todtengräber  möglich  war,  sich  den  Schädel  Mozarts  aus  dessen  als  zweifelhaft 
angenommenen  Grabe  anzueignen. 


49 

mit  der  Richtung  nach  dem  Geburtszimmer  Mozarts,  unter  dem  ursprünglichen  Glassturze 
und  überhaupt  nicht  anders,  als  ihn  viele  Mediziner,  so  Primär  Dr.  Minnich,  Dr.  J.  Pollak 
hier,  die  seinerzeitigen  Schüler  Hyrtls,  im  anatomischen  Museum  zu  Wien  in  der  Währinger 
Gasse,  und  auch  Andere  später  —  als  Hyrtl  sich  in  Pension  auf  seinen  Besitz  zu 
Berchtoldsdorf  zurückgezogen  hatte  —  in  dem  aus  der  Zeit  uralter  Verschanzungen 
stammenden  Turme  gesehen  haben,  den  Hyrtl  sich  für  sein  Privat-Museum  von  der 
Gemeinde  erbeten  hatte,  der  ihr  seither  ein  großmütiger  Wohltäter  geworden  ist. 

War  nun  schon  1.  die  von  uns  bewirkte  Identitäts-Erklärung  für  diesen 
Schädel  als  jenen,  den  Hyrtl  als  Mozart-Schädel  besaß,  eine  absolute  Notwendigkeit, 
so  war  es  2.  nicht  minder  von  Wichtigkeit,  die  anatomische  Beschreibung  des- 
selben zu  erhalten,  die  Hyrtl  selbst  auszuführen  versprach,  was  aber  nicht  geschah, 
um  den  Schädel  in  alle  Zukunft  festzustellen,  der  seit  35  Jahren  viel  umstritten,  noch 
mehr  angezweifelt  wurde,  dessen  Geschichte  sich  völlig  zur  Legende  ausgestaltet  hatte 
und  über  welchen  sich  u.  a.  der  Münchener  Universitäts-Professor  und  kgl.  Akademiker 
Dr.  K.  G.  Schafhäutlin  der  Stuttgarter  „Neuen  Musik-Zeitung"  (XI.,  20.  1888)  den  Aus- 
spruch leistete:  „Die  allgemein  verbreitete  Sage  von  dem  geretteten  Schädel  Mozarts 
ist  eine  —  Mythe."*) 

Mit  der  Bitte,  diese  fachwissenschaftliche  Arbeit  gütigst  übernehmen  zu  wollen, 
wandten  wir  uns  am  7.  Oktober  1905  an  den  hierorts  sowohl  als  Chirurge  wie  als  Me- 
diziner hochgeachteten  praktischen  Arzt,  Herrn  Primär  d.  R.,  Dr.  Franz  Minnich,  einem 
aufrichtigen  Verehrer  Mozarts  und  einstmaligen  Schüler  Hyrtls.  Wir  hatten  die  Freude, 
damit  keine  Fehlbitte  gestellt  zu  haben.  Die  sofort  opferwilligst  übernommene  und  gründ- 
lichst durchgeführte  Arbeit,  zu  der  wir  den  Schädel  selbst  und  einige  darauf  bezügliche 
Zeitungsartikel,  so:  die  Beilage  zur  Prager  „Bohemia"  vom  30.  Dezember  1879,  Nr.  359: 
„Mozarts  Schädel"  vom  Freiherrn  von  Helfert;  die  „Neue  freie  Presse",  Feuilleton: 
„Mozarts  Schädel  ist  gefunden",  vom  8.  Jänner  1892,  Nr.  9331,**)  von  Ludwig  August 
Frankl  (in  den  irrtümlichen  und  ungenauen  Angaben  von  uns  korrigiert  und  nachge- 
hends  noch  mit  eingeholten  dort  mangelnden  historischen  Daten  ergänzt),  und  das  „Möd- 
linger  Protokoll"  vom  6.  Oktober  1901  —  behufs  notwendiger  Information  zur  Verfügung 
stellten,  war  im  Manuskript  bereits  am  15.  November  vollendet.  Wir  fühlen  uns  nun  an- 
genehm verpflichtet,  hiefür  dem  geschätzten  Verfasser  auch  an  dieser  Stelle  den  wärmsten 
und  verbindlichsten  Dank  im  eigenen  und  im  Namen  des  Mozarteums  abzustatten! 

Primär  Dr.  Minnich  äußert  sich  in  der  „Einleitung"  zu  dieser  seiner  Beschreibung: 

„Ich  habe  mich  dieser  Arbeit  mit  Vergnügen  unterzogen  und  sie,  so  gut  es  mir 
möglich  war,  durchgeführt.  Ich  habe  zunächst  den  Schädel  als  Ganzes  beschrieben,  die 
zufälligen  Merkmale,  wie  es  z.  B.  die  Inschriften  darauf  sind,  angegeben,  Farbe,  Aussehen, 
Dicke  der  Knochen,  die  Form  und  Bildung  des  Schädels,  seine  besonderen  Eigentüm- 
lichkeiten geschildert  und  hierauf  die  einzelnen  Knochen  möglichst  genau,  jedoch  wieder 
auch  nicht  allzu  kleinlich  detailliert  beschrieben. 

Sehr  ausführlich  war  ich  jedoch  mit  den  Messungen,  die  ich  sowohl  am  ganzen 
Schädel,  wie  auch  an  den  einzelnen  Teilen  in  möglichst  großer  Zahl  vornahm.  Der 
Zweck  dieser  Beschreibung  ist  ja,  alles  Eigentümliche  an  dem  Schädel  festzustellen, 
damit  eine  Verwechslung,  eine  Unterschiebung  unmöglich  ist.  Dazu  sind  aber  möglichst 
viele  Maßzahlen  unentbehrlich.  Je  zahlreicher  die  Maße,  desto  unwahrscheinlicher  ist 
eine  Uebereinstimmung  zweier  Schädel  in  allen.  Dieser  Zweck  ist  sicher  erreicht 
worden.  Eine  weitere  Aufgabe  wäre  die  Bestimmung  des  Schädels  im  anthropologischen 

System.  Diese  Aufgabe  löst  sich  jedoch  leicht  aus  den  gefundenen  Tatsachen." 

„Der  Schädel  ist  unvollständig.    Es  fehlt   der   Unterkiefer,   es   fehlt   der    Schädelgrund. 
Man  erkennt,  daß  der  letztere  künstlich  entfernt  wurde  und  zwar  durch  einen  von  fach- 


*)  Mag  es  nun  in  dieser  Sache  Jeder  nach  seinem  bestem  Wissen  und  freien  Willen  halten,  wie  es 
ihm  richtig  erscheint.  Einzig  wahr  und  merkwürdig  gewiß  ist  bei  Mozart,  der  im  Leben  zwar  erstlich  viele 
Lorbeern  geerntet,  aber  zuletzt  auf  Dornen  gebettet  war,  daß  sich  nach  dessen  Tod  sofort  die  „Requiemfrage"  in 
halbvergangener  Zeit  die  „ürabesfrage",  und  in  unserer  Zeit  die  „Schädelfrage"  anreihte.  Manwirdausnahms- 
weise  mit  Mozart  nie  fertig!  Vor  Allem  nicht  mit  seinen  verloren  gegangenen  Tonwerken,  selbst  sein 
Grab  wurde  als  ein  „vertu utliches"  erklärt,  und  sein  zu  Tage  liegender  Schädel  ,,der  beinerne  Schrank  seines 
unsterblichen  Geistes",  angezweifelt,  wie  diese  drei  Fälle  bei  keinem  der  so  vielen  Musikergrößen,  von  welchen 
ihn  aber  in  seiner  Universalität  nicht  einer  übertraf,  vorgekommen  waren.  König  Ludwig  I.  von  Bayern  der  die 
Büsten  zweier  Salzburger,  des  Erzbischofes  Paris  Lodron  und  Mozart,  in  seiner  nach  Entwürfen  des  wirklichen 
Geheimrates  und  Oberhofbauintendanten,  Leo  Ritter  von  Klenze  (gest.  1853),  bei  Donaustauf  1830—1841  unweit 
Regensburg  erbauten  Walhalla,  ,,dem  Tempelbau  für  Walhallas  Genossen",  aufstellte,  setzte  unter  Mozarts 
Büste,  die  Worte:  ,, Keiner  steht  über  ihm!"  Da  ist  es  nun  wohl  zu  sagen  erlaubt:  ,, Mozart  ist  f^estorben 
um  fortzuleben",  nur,  mit  Heine  zu  sprechen,  ,, fragt  mich  nicht,  wie?"  —  ^  ' 

**)  Diese  waren  es  hauptsächlich,  welche  den  Widerspruch  und  die  Zweifel  an  der  Echtheit  des  Hyrtl- 
schen  Mozart-Schädels  hervorriefen;  sie  stimmten  in  der  oberflächlichen,  flüchtigen  Arbeit  Frankls  nicht  mit 
diesem  überein,  und  konnten  es  auch  nicht  im  Gegenhalte  zu  dem,  was  man  an  dem  in  Mödling  vor<^ezeigten 
Schädel  sah.  Und  nun  erhob  sich  sofort  der  leicht  begreifliche  Verdacht,  derselbe  sei  ein  anderer,  em  unter- 
schobener für  den,  welchen  HyrU  besaß,  der  aber  durch  das  „Mödlinger  Protokoll"  (Siehe  Nr.  74)'vollständia- 
entkräftet  wurde.  ** 


50 

kundiger  Hand  ausgeführten  Sägeschnitt,  der  hinter  den  Wurzeln  der  Jochbögen  be- 
ginnt und  rings  um  die  ganze  Circumferenz  des  Schädels  lauft,  wobei  jedoch  rechts 
der  Schnitt  um  ein  geringes  höher  reicht  als  links.*)  Dadurch  wurde  der  größere  Teil 
der  Schläfebeine  mit  den  Felsenbeinen,  den  Gehörgängen,  den  Warzenfortsätzen,  ferner 
vom  Hinterhauptbeine  der  ganze  Basalteil  mit  dem  Hinterhauptloche  und  nahezu  das 
ganze  Keilbein  (Grundbein)  entfernt,  so  daß  von  den  Schläfebeinen  nur  die  Schuppe 
mit  dem  Jochbogenfortsatze,  vom  Hinterhauptbein  nur  die  Schuppe,  vom  Keilbein  nur 
ein  Teil  der  großen  Flügel  erhalten  blieben.  Das  Siebbein  fehlt  gleichfalls  bis  auf 
wenige  Zellen.  —  Von  den  Gesichtsknochen  fehlen  außer  dem  schon  erwähnten  Unter- 
kiefer noch  folgende  Knochen:  1.  der  größere  Teil  der  Gaumenbeine,  2.  das  Pflug- 
scharbein, 3.  die  Nasenmuscheln  4.  die  Tränenbeine.  Von  den  Zähnen  fehlen  der  linke 
Weisheitszahn  und  teilweise  die  vier  Schneidezähne,  welche  am  Halse  abgebrochen 
sind,  so  daß  nur  die  Wurzeln  erhalten  blieben.  Das  Nähere  ist  zu  ersehen  in  der  Be- 
schreibung der  einzelnen  Knochen."  — 

Die  Schädelfrage  steht  aber  mit  der  Grabesfrage  in  einem  so 
nahen  Zusammenhange,  wie  Ursache  und  Wirkung,  und  darum  müssen 
wir  auch  der  letzteren  näher  treten,  um  zu  den  daraus  zu  ziehenden 
Schlußfolgerungen  gelangen  zu  können. 

Die  Grabesfrage.  Mozart  wurde  am  6.  Dezember  1791  nachmittags  3  Uhr  von 
seinem  Sterbehause  aus  der  Rauhensteingasse,  durch  die  große  Schulerstraße  nach  dem 
St.  Stephansdome  zur  Einsegnung  in  die  nordseitig  gelegene  Kreuzkapellc  gebracht,  an  der 
sich  außen  die  Kapistrankapelle  befindet.**)  Nur  Süßmaier  (Mozarts  letzter  Schüler),  Kapell- 
meister Roser  und  der  Violoncellist  Orsler  vom  Hoftheaterorchester  folgten  der  Bahre 
(Siehe  „Monatsschrift",  1857,  pag.  446).  Bei  der  Einsegnung  waren  auch  van  Swieten  und 
Salieri  nach  der  Angabe  der  „Wiener  Morgenpost"  (1856,  Nr.  28)  zugegen  gewesen,  nicht 
aber  Schikander;  die  Todesnachricht  hatte  diesen  auf  das  heftigste  ergriffen;  „erging",  wie 
Nissen  in  seiner  „Biographie  Mozarts"  (Seite  572)  erzählt,  „umher  und  schrie  laut  auf:  „Sein 
Geist  verfolgt  mich  allenthalben,  er  steht  immer  vor  meinen  Augen!"  Aber  auch  erstere 
drei  kehrten  bei  dem  Stubentor  wegen  des  heftigen  Regen-  und  Schneewetters  um. 
Und  so  traf  der  Leichenwagen  mit  dem  Sarge  über  die  Landstraße  hinaus  in  vorge- 
rückter Nachmittagsstunde  bei  schon  völlig  eingebrochenem  Dunkel,  von  dem  Kutscher 
gelenkt,  dem  der  Todten-Meldezettel  mitgegeben  worden  war,  auf  dem  Friedhofe  zu  St. 
Marx  in  Simmering  ein.  (Siehe  Nr.  82  „Convoi  au  Pauvre",  —  „das  Leichenbegängnis  des 
Armen").  Da  der  Totengräber  demnach  ohne  jeden  Zeugen  war,  denn  der  Kutscher  kehrte, 
als  er  vorschriftsmäßig  den  Sarg  übergeben  hatte,  auch  wieder  heimwärts,  so  hatte  der- 
selbe keine  Rücksichten  zu  nehmen,  stellte  einstweilen  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
den  Sarg  mit  den  sterblichen  Ueberresten  Mozarts  über  Nacht  in  die  Totenkammer 
und  versenkte  ihn  erst  während  der  folgenden  Tageszeit  in  eines  jener  Schachtgräber, 
welche  damals  für  die  „Aermsten  der  Armen"  bestimmt  waren. 

Ein  Sohn  dieses  Totengräbers  zu  St.  Marx,  dessen  Vater  Josef  Rothmayer  von 
Hyrtl  als  „Retter  des  Schädels  Mozarts"  auf  demselben  bezeichnet  wird,  Ludwig  Roth- 
mayer, wurde  vom  Wiener  Magistrate  am  25.  November  1855  vernommen  und  gab  zu 
Protokoll:  „Ich  wurde  im  Jahre  1804  am  St.  Marxer  Friedhofe  geboren,  woselbst  mein 
Vater,  Josef  Rothmayer,  Totengräber  war,  der  im  Jahre  1809  gestorben  ist.  Ich  verblieb 
daselbst  bis  zum  Jahre  1828,  während  welcher  Zeit  mein  Stiefvater  Löffler  Toten- 
gräber war,  und  kam  dann  als  selbständiger  auf  den  Hundsthurmer  Friedhof.  Von 
dem  Grabe  Mozarts  habe  ich  nie  Bestimmtes  gehört;  jedoch  kann  ich  mit  Gewißheit 
behaupten,  daß  das  Friedhofkreuz  und  die  Totengräberwohnung  nie  verändert  wurden. 
Die  Manipulation  mit  den  allgemeinen  (Schacht-)  Gräbern  war  von  jeher  dieselbe." 

Weil  nun  derselbe  24  Jahre  auf  dem  St.  Marxer  Friedhofe  lebte,  und  „von  dem 
Grabe  Mozarts  nichts  Bestimmtes  gehört  hat",  so  ergibt  sich  daraus,  daß  sich  um 
dieses  niemand  gekümmert  hatte  und  darnach  auch  nicht  an  Ort  und  Stelle  wenigstens 
noch  rechtzeitig,  bevor  es  verfiel  und  vei^essen  war,  gefragt  wurde.  Die  von  ihm  er- 
wähnte unveränderte  Manipulation  mit  den  allgemeinen  (Schacht-)  Gräbern  war  aber 
bekannt.  Es  wurden  nämlich  in  jeder  dieser  Gruben  vier  Särge  nebeneinander  gelegt, 
mit  Erde  überschüttet  und  so  fort  bis  zur  vierten  obersten  Schichte,  so,  daß  im  Ganzen 
in  denselben  sechzehn  Särge  zu  liegen  kamen.  Dadurch  war  esdemTotengräber 

*)  Hyrtl  klagte  in  seinem  vorletzten  Lebensjahre  (1892)  Schöffel  wiederholt  (wie  dieser  weiters  im  oben 
erwähnten  Schreiben  noch  mitteilte),  „daß  seine  Augen  und  Hände  sich  nunmehr  untauglich  zur  Herstellung 
von  anatomischen  Präparaten  erweisen,  und  so  sei  ihm,  als  er  den  Gehörgang  am  Mozartschädel,  der  unge- 
wöhnlich groß  (?)  gewesen,  präparieren  wollte,  dieses  Präparat  gänzlich  mißlungen."  Diesen  Versuchen 
fiel  leider  auch  der  ganze  Unterkiefer  zum  Opfer,  der  noch  in  seines  Bruders  Jakobs  Besitz 
mittelst  Draht  am  Oberkiefer  befestigt  und  ehe  er  dem  Grabe  entnommen,  schon  losgelöst  gelegen  war. 

**)  Auf  dieser  Kanzel  predigte  in  Wien  und  anderwärts  Johannes  Kapistranus  (gest.  23.  Oktober  1456 
im  Kloster  zu  Illock  im  Alter  von  70  Lebensjahren,  seit  1459  als  Le?at  des  päpstlichen  Stuhles  unter  Papst 
Calixtus  IV.)  gegen  die  hussitischen  Ketzereien  und  für  einen  Kreuzzug  gegen  die  Türken. 


51 

ein  Leichtes,  sich  die  Stelle  zu  merken,  wo  er  den  Sarg  Mozarts  ein- 
scharrte. Die  Tradition  in  der  aufeinanderfolgenden  Reihe  der  Totengräber  bis  zu 
jenem,  von  welchem  Jakob  Hyrtl  nach  dem  am  6.  November  1842  erfolgten  Tode  seiner 
Mutter,  die  dort  in  der  8.  Reihe  links  von  oben  Nr.  396  begraben  lag,  mit  dem  Schädel 
beschenkt  wurde,  lautet:  Mozarts  Sarg  lag  in  der  vierten  obersten  Lage,  links  der  erste, 
dem  sich  bis  zur  Umgrabung  nach  10  Jahren  (1801)  nur  noch  drei  Särge  anschlössen, 
worauf  die  vorgefundenen  Knochen  sorgsam  zusammengetan,  und  als  die  Grube  mit 
den  neuen  Bewohnern  ganz  vollgefüllt  war,  auf  diese  gelegt  und  wieder  eingescharrt  zu 
werden  pflegten.  Mozarts  Grab  selbst  hatte  sich  der  Totengräber  zwar  in  seinem 
Schreibkalender  notiert,  der  ging  aber  verloren.  Das  Interesse,  welches  dieser  an 
Mozart  nahm,  wird  dadurch  erklärlich,  daß  er  bei  seinen  Sonntag-Kirchengängen  als 
Kind  mit  seinem  Vater  die  innerhalb  des  Linienwalles  gelegene  Kirche  besuchte  und  es 
noch  lebhaft  in  Erinnerung  hatte,  wie  er  dort  einst  den  Knaben  Mozart  eine  Messe 
dirigieren  sah  und  diese  anhörte.*)  Von  diesem  Tage  an  pflanzte  sich  die  Hochschätzung 
Mozarts  in  sein  Herz  und  mit  dieser  wurde  er  33  Jahre  später  der  „Schädelräuber", 
trotzdem  es  strenge  verboten  war,  sich  aus  den  Gräbern  überhaupt  etwas  anzueignen. 
Der  Schädel  ging  aus  diesem  Grunde  zwar  pietätvollst  aber  im  strengsten  Geheimnis 
von  einem  Nachfolger  dieses  ersten  auf  den  anderen  über,  bis  er  an  Jakob  Hyrtl  ge- 
schenkt wurde;  denn  jeder  dieser  Totengräber  fürchtete  sich  vor  den  bestehenden  und 
drohenden  gesetzlichen  Folgen,  die  den  Schädelräuber  treffen  oder  die  Seinen  in  Un- 
gelegenheiten  bringen  konnten;  keiner  wollte  seinen  Vorfahren  verraten  oder  damit  auch 
nur  dessen  Namen  in  Unehren  bringen.  Es  war  demnach  lediglich  die  Furcht,  die 
sie  alle  beharrlich  schweigen  ließ,  umsomehr,  als  sie  noch  überdies  unter- 
einander in  Blutsverwandtschaft  standen. 

Auch  obige  protokollarische  Aussage  Ludwig  Rothmayers,  „er  habe  von  dem 
Grabe  Mozarts  nie  Bestimmtes  gehört",  dürfte,  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  be- 
urteilt, nichts  anderes  gewesen  sein,  als  eine  „vorsichtige"  Aeußerung,  die  noch  damals 
(1855)  im  Banne  des  zu  bewahrenden  Geheimnisses  stand,  das  er  zu  enthüllen  sich 
scheute. 

Der  Name  des  lange  Zeit  ungenannt  gebliebenen  Totengräbers,  und  wenn  dieser  auch 
dem  Jakob  Hyrtl  bekanntgegeben  worden  wäre,  ist  für  die  Tatsache,  daß  er  den  Mozart 
Schädel  wirklich  besaß,  völlig  belanglos.  Er  fand  sich  übrigens  auch  nicht  vor  in  den 
bezüglichen  amtlichen  Aufzeichnungen  und  nach  privaten  eingezogenen  Erkundigungen 
—  wie  Freiherr  von  Helfert  in  der  oben  genannten  Nummer  der  „Bohemia"  berichtet. 
Es  konnte  diesbezüglich  nichts  erfahren  werden  vom  Totengräberamte  bei  St.  Marx, 
vom  Pfarramte  am  Rennweg  (wohin  der  Friedhof  gehört),  von  den  noch  lebenden  und 
auf  anderen  Friedhöfen  angestellten  Verwandten,  vom  Wiener  Stadt-Archiv,  vom  Toten- 
beschauamt  des  Wiener  Magistrates,  vom  Kirchenmeisteramt  bei  St.  Stephan,  vom  f.  e. 
Konsistorium  zu  Wien.  Vor  dem  Jahre  1800  wurden  über  die  Totengräber,  ihre  An- 
stellung, ihr  Ableben  u.  s.  w.  zu  St,  Marx  in  den  Büchern  keine  Eintragungen  gemacht, 
im  und  vom  vorgenannten  Jahre  ab  jedoch  finden  sich  als  solche  verzeichnet:  1800 
Simon  Preischl  (seit  wann?  nicht  bekannt);  1802  Josef  Rothmayer  sen.,  vielleicht  vorher 
Adjunkt  des  Vorgenannten,  gest.  1809**);  1810  (durch  Heirat  mit  Rothmayers  Witwe) 
Josef  Löffler;  1828  Johann  Radschopf  (seine  Tochter  heiratete  den  Sebastian  Braun 
sen.),  f  1873.  Im  Jahre  1850  legte  Radschopf  seine  Stelle  zugunsten  seines  Enkels,  Franz 
Braun  jun.  nieder.  Dieser  war  geboren  1782  und  starb  am  1.  September  1855  in  Sim- 
mering  in  seinem  eigenen  Hause,  sein  Großvater  Radschopf  am  14.  Mai  1858,  im  dritten 
Jahre  nach  ihm. 

Aus  dieser  lückenlosen  Reihe  der  St.  Marxer  Totengräber  ergibt  sich  zwanglos 
für  Jene,  welche  Frankls  und  Helferts  Publikationen  gelesen  haben,  das  sehr  Wahr- 
scheinliche, 1.  daß  sich  in  der  Erinnerung  Jakob  Hyrtls  die  dort  vorkommenden  Ver- 
wandtschaftsgrade des  erzählenden  Totengräbers:  Vater,  Großvater  u.  s.  w.  vermengt 
haben;  2.  daß  der  Totengräber  Johann  Radschopf  (gest.  1858)  nach  den  erhobenen 
Zeitdaten  gewiß  ein  sehr  hohes  Alter  erreicht  hatte,  und  daher  immerhin  1791  ein  von 
Liebe  und  Verehrung  Mozarts  und  der  Musik  erfüllter  Knabe  gewesen  sei,  endlich  3. 
daß  der  Totengräber,  mit  dem  Jakob  Hyrtl  auf  dem  Friedhofe  1842  in  Berührung  und 
im  freundschaftlichen  Verkehre  stand,  nur  der  Franz  Braun  jun.  (das  Enkelkind  des 
Radschopfs)  sein  konnte,  der  ihm  nicht  sein  eigenes  Erlebnis,  auch  nicht  das  seines 
Vaters,  sondern  jenes  seines  Großvaters  anvertraute,  da  dieser  im  Hause  und  im  Berufe 
des  Letzteren  sicher  mit  den  Friedhof-Erlebnissen  auf  St.  Marx  sehr  genau  vertraut  war. 


*)  Es  war  dies  am  7.  Dezember  1768  in  Anwesenheit  des  kaiserlichen  Hofes  auf  der  Landstraße  zur 
Einweihung  des  neuen  Waisenhauses,  wo  heute  die  Artilleriekaserne  steht,  und  die  Messe  selbst  (siehe  Köchel 
Verz.  Nr.  49),  vom  12jährigen  Mozart  komponirt.  (Wiener  Diarium  1768,  10.  Christmon.  Nr.  99.) 

**)  Dieser  Todesfall  beweist,  daß  die  Witwe  Constanze  Mozart  wirklich  erst  im  Jahre  1810  nach 
St.  Marx  kam,  um  das  Grab  ihres  Gatten  aufzusuchen  (siehe  Nr.  15),  als  der  Totengräber  „kurz  vor- 
her (1809)  gestorben  war"  und  jener,  den  sie  antraf  (Josef  Löffler),  erklärte,  ,, er  wisse  die  Grabesstelle  nicht!" 


lieber  das  Grab,  wie  über  den  Schädel,  wurde  viel,  sehr  viel  geschrieben,*)  und 
hatte  doch  die  Sterbestadt  Wien  insbesondere  das  größte  Interesse  daran,  daß  nament- 
lich die  ältere  Frage,  jene  nach  Mozarts  letzter  Ruhestätte,  endlich  zur  befriedigenden 
Lösung  käme. 

Die  Grabesfrage  beschäftigte  aber  erst  ernstlich  50  Jahre  später  mehrere  Grabsucher. 

In  der  „Allgemeinen  Musikzeitung"  (Wien  1841,  Nr.  144),  veröffentlichte,  um  nur 
einlege  zu  nennen,  August  Schmidt  eine  Erwiderung  auf  die  von  Johann  Ritter  von 
Lucam  aufgeworfene  Frage:  „Wo  ruhen  Mozarts  sterbliche  Ueberreste?"  und  in  der 
Neuen  Wiener  Musikzeitung"  (IV.  Jahrgang,  1855,  Nr.  48  und  50),  Franz  Glöggl  einen 
Aufsatz  „In  Betreff  der  Grabstätte  Mozarts" ;  die  „Wiener  Ostdeutsche  Post"  brachte 
1855  (Nr.  289)  einen  solchen  „In  Angelegenheiten  der  Mozart'schen  Grabstätte",  in 
welchem  alle  bisher  herrschenden  Ansichten  zusammengefaßt  waren,  „von  der  man 
zur  Zeit  nicht  einmal  mit  Bestimmtheit  angeben  kann,  ob  sie  auf  dem  St.  Marxer  oder 
dem  —  Matzleinsdorfer  Friedhofe  (!)  sich  befinde";  Joh.  Ritter  von  Lucam  schrieb 
ein  Büchlein:  „Die  Grabesfrage  Mozarts",  nach  brieflichen  Originalurkunden  der  Witwe  (!) 
selbst  (Wien  1856  bei  Hirschfeld,  mit  beigegebenem  Porträt  Mozarts  nach  Posch's  Relief 
I,  pag.  27,  Nr.  46  und   der  Grabesabbildung)  u.  s.  w. 

Der  Streit  über  das  gesuchte  Grab  artete  schließlich,  genau  so  wie  seinerzeit 
über  das  „Requiem",  in  gegenseitige  persönliche  Empfindlichkeiten  aus,  welche  der 
verletzten  Eitelkeit  entsprangen  und  der  guten  Sache,  die  dadurch  immer  mehr  ver- 
wirrter wurde,  und  der  Klarstellung  mehr  schadeten  als  nützten.  Dieser  Streit  erzeugte 
völlig  unlösbare  Widersprüche   auch   durch  die   aufgerufenen  Zeugen,    die   verschieden 

Heute,  scheint  uns,  ist  unter  allen,  welchen  aus  Mozarts  Zeit  ein  verläßliches 
Gedächtnis  zugemutet  werden  kann,  als  glaubwürdigste  Kronzeugin  für  die  richtige 
Grabstätte  Mozarts,  die  Mutter  des  1801  gebornen  Sohnes  C.  Frdr.  Hirsch  anzuführen, 
deren  Ausspruch  wir  pag.  15  mitteilten,  und  der  lautete:  „nach  ihren  bestimmten  Er- 
innerungen zufolge  stand  das  Grabdenkmal  Mozarts  (welches  die  Kommune  Wiens  er- 
richtete) an  der  richtigen  Stelle."  Wir  behaupten  dies  aus  folgenden  Gründen:  Frau 
Anna  Hirsch,  das  jüngste  von  15  Kindern  des  berühmten  Kontrapunktisten  J.  G.  Albrechts- 
berger,**)  war  verheiratet  mit  C.  Hirsch,  dem  Kartographen  und  Professor  der  Kalli- 
graphie an  der  Wiener  Universität.  Mozart,  mit  Albrechtsberger  auf  das  innigste 
befreundet  und  den  er  hoch  schätzte,  beauftragte  noch  in  der  Sterbenacht  seine  Frau  Con- 
stanze seinen  Tod  geheim  zu  halten,  bis  sie  nicht  vor  Tag  Albrechtsberger  benach- 
richtigt hätte;  denn  diesem  gehöre  der  Dienst  als  Kapellmeister  in  dem  St,  Stephans- 
Dom  vor  Gott  und  der  Welt!"  —  Zur  Erklärung  dieses  letzten  Auftrages  diene:  Mozart 
hatte  sich  bereits  anfangs  Mai  1791  (siehe  Nohls  „Mozart  Briefe"  Nr.  272,  pag.  452— 
453)  um  die  unentgeltliche  Adjunktur  dortselbst  an  der  Seite  des  erkrankten  alten 
Kapellmeisters,  Leopold  Hofmann,  beworben,  um  zu  einer  festen  Stellung  zu  gelangen, 
die  er  auch  am  9.  Mai  vom  Wiener  Magistrate  bewilliget  erhielt.  —  Hofmann  über- 
lebte aber  seinen  Adjunkten,  wonach  Albrechtsberger  die  ihm  von  Mozart  gewünschte, 
durch  ihn  freigewordene  Adjunktur  schon  am  12.  Dezember  bekam  und  des  im  Jahre 
1792  verstorbenen  Hofmanns  Nachfolger  als  Domkapellmeister  zu  St.  Stephan  wurde. 
Das  mußte  Alles  der  Familie  Albrechtsberger  bekannt  sein.  Es  kann  daher  nicht  Wunder 
nehmen  daß  diese  Tochter  dem  seit  Jahren  und  noch  zuletzt  so  wohlgesinnten  Freunde 
ihres  Vaters  stets  ein  dankbares  Gedenken  bis  über  das  Grab  hinaus  bewahrte,  daß 
-sie  sich  zum  Grabe  des  Wohltäter?,  nicht  nur  des  Vaters  sondern  auch  der  Familie,  durch 
dieses  Gefühl  hingezogen  fühlte,  und  von  dort  weg  jedesmal  einen  so  tiefen  Eindruck 
mit  nach  Hause  nahm,  daß  ihr  Mozarts  Grab  bis  in  das  hohe  Alter  stets  in  Erinnerung 
bleiben  mußte  in  alter  Treue  für  ihn,  dem  Verblichenen  und  —  Vergessenen !  —  Sie 
konnte  also  mit  vollem  Rechte  und  aus  wahrer  Ueberzeugung  auf  dieses  Grab  mit 
ihrem  Ausspruche  hinweisen.  Warum  gab  sie  aber  nicht  früher  Zeugnis  dafür?  Darauf 
hier  die  Antwort:  Als  die  Grabesfrage  aktuell  wurde,  da  war  sie  jedenfalls  schon  hoch- 
betagt vielleicht  auch  nicht  mehr  am  Leben;  ihr  Sohn  wird  kaum  gefragt  worden  sein 
und  war  auch  schon  80  Jahre  alt,  als  ihn  Dr.  Frimmel  1831  aufsuchte,  der  seine  „Neuen 
Beethoviana"  erst  sieben  Jahre  später  in  Druck  gab,  worin  er  diese  Aeußerung  von  dessen 
Mutter  dem  Sohne  gegenüber,  aufnahm,  und  woraus  diese  zum  erstenmale  erfahren  wurde. 

~  *\  Ueber  Ersteres  zuerst  in   dem   Journale   „Vaterländische  Blätter",  Wien  1808,  pag.  211  und  252, 

vprmntlich  von  Abbe  Stadler.  Siehe  außerdem  die  Literatur  hierüber  in  Konstantin  v.  Wurzbachs  ,,Mozart- 
hnrh''  fWi»n  1803  hz\  Wallishauser,  pag.  148-150);  über  Letzteren  zuerst  im  „Wiener  Fremdenblatt'  und 
H;,raim  abgedruckt  in  der  „Salzburger  Zeitung"  am  27.  Oktober  1875  (Nr.  244)  unter  „Vermischtes",  und 
weiters  in  den  Jahren  1890,  1891,  1892,  1901  und  1902. 

**)  Geboren  3   Februar  1736  zu  Klosterneuburg,   verheiratet  seit  31.  August  1768,   gestorben  7.  März 
iqoQ   war  er  der  Lehrer  von  nicht  minder  berühmt  gewordenen   Meistern    der  Tonkunst,    eines    Ludwig  van 
Beethoven    Jos-f  Eybler,    Johann  Gänsbacher,   Joh.  Nep.  Hummel,   Josef  Preindl,   Ignaz  Ritter  von  Seyfried, 
Josei  Tiietiensee,  Mich.  Umlauf,  Josef  Weigl  u.  s.  w. 


53 

Uebrigens  erinnert  das  ganze  Gebaren  der  seinerzeitigen  Grabessucher  zudem 
fast  an  die  bekannte  Erzählung  von  dem  alten  Mütterchen,  das  aufgeregt  ihre  Brille 
sucht,  bis  sie  diese  endlich  auf  der  —  eigenen  Nase  entdeckte.  Wenn  man  in  Betracht 
zieht,  daß  lange  vorher,  1844  schon,  Marie  Hasselt-Barth  das  Grab  Mozarts  (und  sie 
wird  hiefür  ihre  Gründe  gehabt  haben)  mit  ihrem  Gedenksteine  bezeichnete,  so  ist  es 
geradezu  wunderlich,  daß  man  wieder  nach  einem  Dezennium  darnachsuchte,  daß  man 
das  Bestehende  ignorierte,  und  es  durchaus  in  nächster  Nähe,  ja  sogar  in  weiter  Ferne 
am  —  Matzleinsdorfer  Friedhof,  daher  überall  eher  entdecken,  als  dort  sehen  wollte, 
—  wo  es  stand ! 

Anna  Hirsch  hat  mit  diesem  ihren  leiderzu  spät  veröffentlichten 
Ausspruche  die  Annahme  der  Marie  Hasselt-Barth  nur  bestätiget,  und 
das  Grab  Mozarts  ist  nirgends  anders,  als  wo  es  die  Kommune  Wiens 
wieder  15  Jahre  später  mitHans  Gassers  schönem  Denkmale  schmückte: 
im  Friedhofe  zu  St.  Marx! 

Lebhaft  zu  bedauern  ist  nur,  trotz  der  Ehre,  die  damit  Mozart  widerfahren  ist, 
daß  dieses  Grabdenkmal  vor  einem  Vierteljahrhundert  auf  den  Zentralfriedhof  für  sein 
dortiges  „Ehrengrab"  überführt  wurde.  Der  Grabhügel  war  seither  schon  verfallen  und 
von  Unkraut  ganz  überwuchert  und  daher  in  Gefahr,  nun  wirklich  und  für  immer  verloren 
zu  gehen,  wenn  laut  Bericht  „Zum  Sterbetage  Mozarts"  im  „Deutschen  Volksblalt"  (Wien, 
vom  6.  Dezember  1902,  Nr.  5001,  mit  der  Abbildung  des  jetzigen  Zustandes)  dessen 
sich  nicht  in  pietätvoller  Weise  zwei  Herren  angenommen  hätten,  dieses  historische 
Grab  dauernd  der  Stadt  Wien  zu  erhalten.  Es  waren  dies:  der  dermalige  Friedhofver- 
walter, Alois  Kugle r  und  Dr.  Alfred  Schnerich,  Skriptor  an  der  k.  k.  Uni- 
versitäts-Bibliothek und  bestens  bekannter  Kirchenmusikschriftsteller.  Der  Erstere  fand 
bei  seinem  Dienstantritte  das  Grab  in  einem  ganz  trostlosen  Zustande;  erließ,  nachdem 
er  sich  sofort  der  Pflege  desselben  angenommen  hatte,  zuletzt  vor  sieben  Jahren  auf  seine 
Kosten  eine  trauernde  Engelsfigur  aus  Sandstein  an  demselben  aufstellen,  die  sich  auf 
einen  weißen  Marmorstein  stützt,  auf  welchem  in  schwarzen  Buchstaben  die  Inschrift 
„W.  A.  Mozart  1756—1791  eingegraben  ist.  Letzterer  besorgte  gleichzeitig  in  der  Nähe 
des  Grabes  eine  Wegweisertafel,  an  der  zu  lesen  ist  „Zum  Mozart  Grab",  welches  Grab 
überdies  zur  Sommerszeit  stets  mit  frischen  Blumen  bewachsen  ist,  und  bei  dem  sich 
auch  jährlich  zahlreiche  Mozartverehrer  einfinden. 

Beide  Herren  haben  sich  damit  um  Mozart  sehr  verdient  gemacht  und  können 
des  größten  Dankes  stets  versichert  sein! 

Aus  den  bisher  dargestellten  Tatsachen  ergibt  sich,  daß  der  Hyrtl'sche  Mozart- 
Schädel  keine  bloße  Sage,  weder  eine  Legende,  noch  eine  Mythe,  aber  auch  keine 
Täuschung  ist  und  zu  sein  braucht,  wie  ein  augenscheinlich  wenig  hierüber  unterrichteter 
Herr  sich  neuestens  in  seinem  Vortrage  über  Mozart  bei  einer  hierorts  privat  veran- 
stalteten Mozartfeier  am  25.  März  190Ö  im  Saale  zu  St.  Peter  sich  zu  äußern  beliebte, 
sondern  daß  die  Schädelfrage  der  Lösbarkeit  zugeführt  werden  kann  dadurch,  daß  es, 
wie  nachgewiesen  wurde,  dem  Totengräber  auf  St.  Marx  ja  immerhin  möglich  war,  sich 
den  Schädel  aus  der  Schachtgrube  anzueignen.  Geleugnet  wird  dies  trotzdem  noch 
werden  von  Jenen,  dre  sich  durchaus  diesen  Tatsachen  gegenüber  skeptisch  verschließen 
und  sich  auf  diesem  Standpunkte  der  ungetrübten  Freude  nicht  hingeben  wollen,  eine 
solche  kostbare  Reliquie  gerettet  zu  wissen.  Im  Hintergrunde  dieser  Anschauung  steht 
das  Mißtrauen  gegen  die  Person  des  Hofrates  Hyrtl.  Das  ändert  aber  an  der  Sachlage 
nichts.  Letzterer  ist  in  der  Geschichte  des  Mozart  Schädels  nicht  die  Hauptperson, 
sondern  sein  Bruder,  und  Josef  Hyrtl  kommt  erst  in  zweiter  Linie  in  Betracht,  als 
Wiedererzähler  dessen,  was  er  darüber  von  diesem  seinen  Bruder  erfahren  hat.  Dieses 
Erzählte  erhält  nur  eine  Trübung  durch  die  spätere  journalistische  Ausschmückung,  die 
ihr  zu  Teil  wurde,  die  nebenher  ging.  Dessen  entkleidet,  verschwindet  das  romantische 
Beiwerk,  es  vollzieht  sich  die  Rettung  des  Schädels  ganz  natürlich,  und  ist  daher  auch 
glaubwürdig. 

Ueber  Jakob  Hyrtl  wird  in  allen  Schilderungen  seiner  Person  übereinstimmend 
berichtet.  Wir  verweisen  dieserhalb  auf  Dr.  Konstantin  von  Wurzbachs  „Biographisches 
Lexikon"  (IX.  Teil,  1863,  pag.  463),  auf  Ludwig  August  Frankls  „Feuilleton"  vom  8.  Jänner 
und  Anton  Conrads  Mitteilungen,  zwei  Tage  später;  beide  sind  enthalten  in  der  „Neuen 
freien  Presse"  1892.  Conrad,  ein  alter  Wiener,  in  Währing  lebend,  war  als  junger 
Mann  längere  Zeit  in  der  Leopoldstädter  „Meiergasse",  dem  letzten  Hause  von  der  Jäger- 
zeile aus,  ein  Nachbar,  nebenan  den  von  Jakob  Hyrtl  als  Junggeselle  allein  bewohnten 
Räumen,  bestehend  nur  aus  einem  Zimmer  und  Küche,  die  er  selbst  mit  einem  großen 
Kehrbesen  zu  fegen  pflegte,  oder  oft  auch  nicht.  Es  war  darin  viel  Kram  und  Gerumpel  auf- 
gestapelt, und  in  der  Küche  wurde,  so  lange  Hyrtl  dort  wohnte,  niemals  gekocht.  Dinge, 
auf  die  er  besonderen  Wert  legte,  hatten  ihren  Platz  auf  dem  Tische  und  der  Kommode. 
Oft  zeigte  er  seinem  Besucher  ein  und  das  andere  Stück  seiner  eigenen  Kupferstecher- 


54 

arbeiten.  „Dabei  kam  ihm  einmal  ein  Päci<chen  in  die  Hand",  so  erzählt  Conrad,  „das  in 
vergilbtes  und  verfettetes  Papier  eingeschlagen  und  mit  mittelstarkem,  grauen  Spagat  um- 
schnürt war,  welches  er  mit  einer  gewissen  Ehrfurcht  und  Andacht  küßte  und  dann 
wieder  auf  seinen  früheren  Platz  zurücklegte,  während  mich  eine  Scheu  vor  der  feier- 
lichen Stimmung  des  Sonderlings  abhielt,  ihn  nach  dem  Inhalt  des  Päckchens  zu  fragen. 
Hyrtl  nahm  hierauf  sein  Cello  zur  Hand,  auf  derh  er  Virtuose  war,  und  spielte  einige 
Takte  aus  Mozarts  „Zauberflöte",  die  ich  gleich  erkannte  und  mit  einem  freudigen  „Ah!"^ 
begrüßte.  „Sie  kennen  Mozart?"  fragte  Hyrtl.  —  „Ich  verehre  ihn",  war  meine  Antwort. 

—  Da  streckte  er  mir  seine  Hand  entgegen  und  sagte:  „Dann  sind  sie  ganz  mein  Mann 
und  lieber  Nachbar".  Durch  das  Feuilleton  L.  A.  Frankls  habe  ich  nun  nach  vielen 
Jahren  erfahren,  daß  in  dem  Päckchen  Mozarts  Schädel  enthalten  war". 

Jakob  Hyrtl  lebte  seit  seinem  zweiten  Lebensjahre  in  Wien.  In  seiner  Berufskunst 
bei  Professor  Fischer  ausgebildet,  wollte  er  nur  künstlerisch  Vollendetes  an  die  Oeffent- 
lichkeit  gelangen  lassen.  Er  fertigte  eine  große  Anzahl  Radierungen  nach  Zeichnungen 
und  Oelgemälden  vom  Jahre  1817  ab,  und  lebte  sparsamer  als  er  mußte.  Nichtsdesto- 
weniger hinterließ  er  ein  nicht  unansehnliches  Vermögen.  Manchem  armen  Kunstge- 
nossen war  er  ein  edler,  wenn  auch  wortkarger  Helfer  in  der  Not.  Bedürfnisse  hatte  er 
wenige,  weder  für  seine  Wohnung,  noch  für  Kleidung  und  Nahrung.  Die  Einsamkeit 
liebte  er  und  lebte  nur  sich  und  seiner  strengen  Gedankenarbeit,  die  man  ihm  von 
seinem  Gesichte  absehen  konnte.  Als  seine  Mutter  am  6.  November  1842  gestorben  war,. 

—  der  Vater  starb  am  15.  April  1852  — ,  besuchte  er  täglich  den  Friedhof  zu  St.  Marx, 
(wo  sie  den  langen  breiten  Gang  der  Mitte  entlang  zur  8.  Reihe,  links  von  oben  Nr.  396 
begraben  lag)'.  Kein  Wetter  hielt  ihn  davon  ab,  im  Sommer  und  im  Winter  nicht.  Dort 
wurde  er  dem  Totengräber  endlich  eine  auffallende  Erscheinung.  Anfangs  ließ  er  ihn 
an  sich  vorübergehen,  endlich  nach  einem  Jahre  fing  er  an,  ihn  zu  grüßen,  erst  stumm, 
dann  mit  einem  flüchtigen  Gruß,  bis  er  ihn  einmal  fragte,  „Wen  betrauern  sie  hier?" 
Er  sagte  ihm:  „Die  Mutter".  So  wurde  die  gegenseitige  Bekanntschaft  gemacht,  die 
schließlich  in  Freundschaft  mit  gepflogenen  intimen  Erzählungen  überging,  und  er  von 
seinem  neuen  Freunde  Mozarts  Schädel  erhielt.  Der  Besitz  aber  fing  ihn  im  Laufe  der 
Jahre  an  ängstlich  zu  machen  und  er  teilte  endlich  seinem  Bruder  Josef  alles  mit,  was 
er  darüber  zu  erzählen  hatte,  ja,  er  gab  ihm  sogar  schließlich  einmal  den  Schädel  selbst 
zur  Aufbewahrung,  als  er  einige  Jahre  vor  dem  Ende  seines  Lebens  mit  Todesahnungen 
erfüllt  wurde,  nahm  ihn  aber  wieder  an  sich,  als  sich  diese  nicht  erfüllten.  Bei  seinem 
integeren  Charakter,  den  alle  anerkannten,  die  mit  ihm  ab  und  zu  in  Verkehr  kamen,, 
ist  jede  Unwahrheit  seinerseits  ausgeschlossen.  Ihn  drückte  nur  das  Bewußtsein,  den 
Schädel  zu  besitzen,  von  dem  er  sich  aber  wieder  nicht  trennen  wollte,  und  der  Ge- 
danke, daß  er  der  Mitwisser  des  Geheimnisses  des  Totengräbers  war,  mit  dem  er  sich 
in  gleicher  Schuld  aus  Ursache  des  unerlaubten  Besitzes  fühlte  bis  zu  seinem  letzten 
Athemzuge. 

Auf  dieses  peinliche,  ihn  immer  wieder  ängstigende  Gefühl,  sind  seine  ruhelosen 
Wanderungen  zu  seinem  Bruder,  die  er  in  letzter  Zeit  unternahm,  und  ebenso  seine  ver- 
deckten, vorsichtigen  Anfragen  und  Erkundigungen  bei  Anderen  zurückzuführen,  „ob  even- 
tuell den  Besitzer  dessen,  was  etwa  einem  Grabe  entnommen  wurde,  die  Strenge  des  Ge- 
setzes treffen  könne?"  Erfrägtbei  dem  Wiener  Magistrate  an,  und  kehrt,  von  dem  dort  schroff 
ausgesprochenen  Bescheide,  verstört  in  seine  Wohnung  zurück.  Bei  Freiherrn  von  Helfert 
erscheint  im  Bureau  im  November  1865  Andreas  Schubert,  der  jüngste  Bruder  des  Lieder- 
fürsten Franz,  zu  jener  Zeit  Rechnungs-Offizial  bei  der  k.  k.  Kredit-Hofbuchhaltung,  und 
klagt  ihm,  „daß  er  schon  lang  etwas  auf  dem  Herzen  habe.  Der  Schädel  Mozarts  be- 
finde sich  in  den  Händen  des  Kupferstechers  Hyrtl  und  es  sei  dringend  geboten,  dafür 
Sorge  zu  tragen,  daß  diese  teure  Reliquie  gerettet  und  vielleicht  von  der  Gesellschaft 
der  Musikfreunde  (in  deren  Präsidium  Helfert  damals  war)  in  bleibende  Aufbewahrung 
ge.iommen  werde."  Dieser  hatte  die  Existenz  und  die  Geschichte  des  Schädels  wieder 
von  Jakob  Hyrtl  mitgeteilt  erhalten,  genau  in  derselben  und  bekannten  Weise,  nur  daß  er 
jetzt  auch  den  Namen  des  Totengräbers  Franz  Braun  nannte,  der  ihm  den  Schädel  gab. 
So  lange  Braun  am  Leben  war,  hielt  Hyrtl  gewissenhaft  das  ihm  auferlegte  Stillschweigen 
ein,  und  auch  nach  dessen  Tode  (1855)  machte  er  nur  die  wenigen  Genannten  zu  Mit- 
wissern seines  Geheimnisses.  Wiederholt  äußerte  er  zu  diesen:  „Die  Residenzler  wußten 
Mozart  nicht  zu  schätzen  und  würden  den  Schädel  heute  noch  mit  Gleichmut  be- 
trachten; er  behalte  ihn  daher  bei  sich,  als  sein  Schätzer;"  dann  wieder,  „er  habe  ihn 
in  die  Donau  geworfen",  und  als  er  im  Herbste  (^September  oder  Oktober)  1866  einmal 
zu  Helfert,  nunmehr  in  dessen  ämtlicher  Eigenschaft  als  Präsident  der  k.  k.  Zentral-Kom- 
mission  für  Baudenkmale  kam,  der  die  Sprache  selbst  auf  die  Reliquie  brachte,  da  sagte  der 
alte  Mann  von  markigen  Gesichtszügen,  mit  herabgestimmtem  Tone:  „Ach,  mein  Gottl 
Dieser  ist  schon  mehrere  Wochen  nicht  in  meinen  Händen.  Es  hat  mir  keine  Ruhe  gelassen 
und  so  habe  ich  den  Schädel  zuletzt  zusammengepackt  und  auf  den  Friedhof  hinausgetragen. 


55. 

damit  er  wieder  in  geweihte  Erde  komme."  —  Den  Friedhof  und  die  Stelle  jedoch,  wo  er 
neuerdings  eingegraben  wurde,  konnte  (d.  h.  wollte)  er  ihm  nicht  angeben.  —  Leicht 
begreiflich!  Er  tat  weder  das  eine  noch  das  andere  und  behielt  ihn  eben 
bei  sich!  Als  er  dann  gestorben  war,  fand  sein  Bruder  Josef  den  Schädel  in  der 
Wohnung  genau  so  verwahrt,  wie  dies  Conrad  beschrieben,  und  er  ihn  umschnürt  vor 
vielen  Jahren  mit  eigenen  Augen  wiederholt  gesehen  hatte. 

Von  diesem  Funde  war  auch,  gleichzeitig  mit  der  Nachricht  von  Jakob  Hyrtls 
Tod,  in  den  Wiener  Blättern  zu  lesen,  welche  meldeten,  „man  fand  in  seinem  Nachlasse 
neben  Radierungen,  Platten,  Zeichnungen,  wunderlichen  Hausrat  aller  Art  und  einer 
vollständigen  Sammlung  aller  in  Wien  seit  einem  Jahrhundert  gedruckten  Theaterzettel 
in  einem  Winkel  der  Wohnstube  unter  alten  Papieren  und  zerfetzten  Tüchern  auch 
Mozarts  Schädel  vor  —  mitgeteilt  im  „Feuilleton"  von  L.  A.  Frankl.*) 

Von  Hofrat  Josef  Hyrtls  mündlichen  und  schriftlichen  Aeußerungen  über  den  nun- 
mehr in  seinem  Besitze  befindlichen  Mozart-Schädel  hingegen,  sind  namentlich  und  zwei- 
fellos zu  verzeichnen:  1.  er  erzählt  seinem  ehemaligen  Studiengenossen  L.  A.  Frankl 
am  31.  Oktober  1868,  noch  im  Sterbejahre  seines  Bruders  Jakob,  gelegentlich  der  Ent- 
hüllung von  Professor  Ludwig  Türks  (gest.  25.  Februar  1868,  nicht  Würths)  Büste 
im  großen  Hofe  des  allgemeinen  Krankenhauses  und  2.  gleich  darauf  wieder,  am  8.  No- 
vember desselben  Jahres  anläßlich  einer  Feier  in  der  Peterskirche,  von  diesem  Schädel. 
Einer  an  Frankl  ergangenen  Einladung  folgend,  l^esucht  ihn  dieser  in  dessen  Wohnung 
in  der  Währingerstraße  und  Hyrtl  zeigt  ihm  nicht  nur  den  Schädel,  sondern  gibt  ihm  auch 
3.  die  erbetene  Erlaubnis,  das,  was  ihm  dieser  über  die  „Auferstehung  des  Mozarthauptes" 
(gleichlautend  mit  der  Erzählung  Jakob  Hyrtls)  „erzählte,  niederschreiben  und  das  ihm 
anvertraute  Geheimnis  im  geeigneten  Momente  veröffentlichen  zu  dürfen".  Bald  nach 
der  Niederschrift  begab  sich  Frankl  zu  Hyrtl,  um  ihm  dieselbe  Frage  vorzulegen,  und 
außerdem  „ob  er  das  von  ihm  Erzählte  sich  richtig  gemerkt  und  möglichst  worttreu  nieder- 
geschrieben habe?"  Dieser  fügt  4.  Frankls  Manuskripte  unter  Tränen  die  Worte  bei 
„Mit  Rührung  und  Freude  gelesen.  22.  November  1868.  Hyrtl".  —  Was  er  daran  be- 
richtigte, wie  Frankl  angibt,  die  „Zähne  betreffend",  ist  unrichtig.**)  Laut  Krolls  Mit- 
teilung im  „Monthly  Musical  Record",  die  er  in  Wien  aus  der  nächsten  Umgebung  Hyrtls 
erhielt,  enthält  Frankls  Bericht  im  Allgemeinen  gesprochen,  „nur  einige  Unrichtigkeiten". 
5.  Hyrtl  erzählte  wie  vorher.  Gleiches  dem  Maler  Gustav  Gaul  (geb.  6.  Februar  1836, 
ein  Schüler  Pechts  im  Jahre  1851,  gest.  7.  September  1884  in  der  Hinterbrühl),  als 
derselbe  im  Auftrage  des  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht  1875  sein  Bildnis  malte. 
Gaul  hat  Hyrtls  Erzählung  in  seinen  sorgfältig  geschriebenen  Tagebüchern  aufbewahrt. 
Der  Schriftsteller  Regel,  der  mit  der  Veröffentlichung  der  Memoiren  desselben  nach 
dessen  Tod  betraut  wurde,  veröffentlichte  diese  wieder  im  „Neuen  Wiener  Tagblatl" 
am  14.  Dezember  1890,  Nr.  341,  unter  „Wiener  Tagesbericht"  genau  so,  wie  er  sie  von 
Gaul  aufgeschrieben  vorfand.  6.  Als  wir  dem  Hofrate  Hyrtl  unsere  eigenen  Beiträge  zur 
Geschichte  des  Schädels  Mozarts:  „Abermals  W.  A.  Mozarts  Schädei",  in  vier  am  12. 
bis  15.  Jänner  1892  im  „Salzburger  Volksblatt"  abgedruckten  Artikeln  zusendeten,  worin 
Alles  kurz  zusammengefaßt,  was  bisher  darüber  bekannt  geworden  war,  darin  auch 
Frankls  „Feuilleton"  mit  Zeitdaten  ergänzten,  und  die  offenbaren  Unrichtigkeiten  lichtig 
stellten,  erhielten  wir  aus  Perchtoldsdorf  unterm  21.  Jänner  1892  ein  herzliches  Dank- 
schreiben —  „da  ich  fast  blind  bin,  schreibt  eine  fremde  Hand",  eigenhändig  gezeichnet 
aber  mit  „Hyrtl".  —  7.  Bestätigte  Hyrtl  die  Mitteilungen  im  „Monthly  Musical  Record"  vom 
1.  September  1892,  und  wollen  wir  hiezu  nur  noch  bemerken,  daß  die  Jahreszahl  unter 
dieser  Erklärung  und  dem  Wortlaute  des  Vermächtnisses  an  die  Stadt  Salzburg,  mit 
„1891"  einfach  verschrieben  ist;  sie  sollte  1892  lauten;  denn  was  Hyrtl  am  30.  November 
1892  gedruckt  gelesen,  das  konnte  er  doch  ein  Jahr  vorher  (1891)  nicht  bestätigen  l 
—  Gewissermaßen  gehört  endlich  noch  hieher  8.  die  öffentliche  Erklärung  der  Frau 
Hofrätin,  Auguste  Hyrtl  (geborne  von  Gaffron,  gest.  18.  November  1901),  im  „Wiener 
Tagblalt"  vom  18.  Jänner  1891,  da  anzunehmen  ist,  daß  sie  von  allem  dem  Vorerwähnten 


*)  „Eine  vollständige  Sammlung  aller  seit  einem  Jahrhundert  in  Wien  gedruckten  Theaterzettel", 
zählt  wohl  doch  auch  zu  jenen  phantasievollen  Uebertreibungen  des  Dichters  Frankl,  deren  er  sich  solche 
mehrere  zu  Schuldea  kommen-  ließ  unl  die  uns  Anlaß  geben  mußten,  darauf  bereits  auf  pag.  49  und  in  der 
Note  unten  hinzuweisen. 

**)  Was  speziell  die  Zähne  betrifft,  so  äussert  sich  Primär  Dr.  Minnich  in  dem  „Schlußresultate"  seiner 
Schädelbeschreibung:  „Frankl  spricht  von  sieben  Zähnen,  die  im  Überkiefer  vorhanden  waren.  Der  Schädel  zeigt 
aber  dort  elf  vollständige  Zähne  und  zwar  rechtsseitig  den  Weisheitszahn,  2  Mahlzähne,  2  Backenzähne  und 
den  Eckzahn,  links  2  Mahlzähne,  2  Backenzähne  und  den  Eckzahn.  Die  Schneidezähne  sind  nun  sicher  nicht 
ausgefallen,  sie  sind  nur  abgebrochen,  ihre  Wurzeln  stecken  noch  sämtlich  in  den  Alveolen.  Daß  Hyrtl  selbst 
solche  Unrichtigkeiten  passieren  ließ,  mag  man  wohl  aus  seiner  Aufregung  erklären.  Alle  diese  und  andere 
scheinbaren  Widersprüche,  besser  gesagt,  alle  diese  Unrichtigkeiten  erklären  sich  aus  einer  gewissen  Flüch- 
tigkeit der  Beobachtung,  aus  mangelhafter  Beobachtungsgabe  Frankls,  die  ja  durchaus  begreiflich  ist".  —  Das 
ist  jedoch,  wie  man  meinen  sollte,  bei  einem  A-lanne,  der  selbst  Med.  Dr.  war,  mehr  als  bedauerlich,  ja  es 
ist  geradezu  unverantwortlich  und  ihn  selbst  als  Mann  der  Wissenschaft  bloßstellend ! 


56 

unterrichtet  war,  womit  sie  die  schiießliche  Frage  Frankls  —  „Wem  wird  derselbe 
(der  Schädel  Mozarts)  dereinst  vererbt  werden?"  wie  folgt  beantwortete:  „Es  ist  ge- 
wiß, daß  der  meinem  Manne  von  seinem  Bruder  geschenkte  (!)  Mozartschädel  sich  in 
seinem  Besitze  befindet,  doch  ist  er  bereits  der  Stadt  Salzburg  vermacht".  —  Das  hin- 
derte sie  jedoch  nicht,  den  Schädel  nachgehends  in  das  Eigentum  des  Dr.  H.  zu  ver- 
sprechen, nachdem  ihr  Mann  gestorben,  welche  Absicht  übrigens  nicht  mehr  auszu- 
führen mö-glich  war,  seit  das  schriftliche  und  durch  die  eigenhändige  Schrift  Hyrtls 
rechtsgiltige  Vermächtnis  sich  tatsächlich  vorgefunden  hatte. 

Unsere  Schlußfolgerungen  nach  dem  allen  Gesagten  und  authentisch  Dargestellten, 
lauten  demnach  in  aller  Kürze  1.  Mozarts  Schädel  konnte  im  Besitze  Jakob  Hyrtls 
sein,  und  er  war  es;  2.  von  ihm  überkam  ihn  Josef  Hyrtl  aus  dessen  Nachlasse;  3.  der- 
selbe befindet  sich  im  Mozart-Museum  und  4.  es  ist  derselbe,  den  beide  Brüder  im 
Leben  besaßen,  und  wie  er  am  27.  Juni  1901  von  Hugo  Schöppl  in  Mödling  photogra- 
phiert,  in  „B.ihne  und  Welt"  (Wien,  I.  Heft  vom  1.  Oktober  1901,  Seite  25)  in  der  Vorder- 
und  Seitenansicht  abgebildet  ist.  Damit  stimmen  auch  die  Befunde  des  Primars  Dr. 
Minaich  überein,  der  ausdrücklich  erklärt,  „der  Schädel  kann  aber  nicht  länger  als  10  Jahre 
beerdigt  gewesen  sein,  weil  an  ihm  noch  Reste  bindegewebiger  Membranen  wahrnehm- 
bar sind,  welche  bei  längerem  Liegen  im  Grabe  sicher  der  Verwesung  anheimgefallen 
sein  würden".  .  .  .  Und  an  einer  früheren  Stelle:  „Interessant  ist,  daß  man  bei  ge- 
nauer Besichtigung  an  einzelnen  Stellen,  namentlich  der  Näte,  sowie  an  einzelnen  Gefäß- 
und  Nervenlöchern  noch  Reste  von  faserigem  Gewebe  in  Form  fest  anhaftender,  kleiner 
vorstehender,  schwarzbrauner  Partikeln  findet,  die  sich,  wie  die  mikroskopische  und 
chemische  Untersuchung  ergibt,  als  Bindegewebs-Reste  der  sehnigen  Kopfhaube  oder 
von  Gefäßen  erweisen.  Sie  sind  fest  mit  der  Unterlage  verfilzt".  Und  weiters:  „Auch  die 
Brüche  an  den  Schneidezähnen  können  im  Grabe  durch  das  Gewicht  der  stürzenden 
Erde  entstanden  sein,  freilich  nur  teilweise,  da  ich  am  Schlüsse  zu  erklären  versuchen 
werde,  wie  die  zweierlei  gefärbten  Bruchflächen  auf  verschiedene  Entstehungsarten  der 
Brüche  schließen  lassei:."  ....  Dann  wieder:  „Sämtliche  Nähte  sind  deutlich  am 
Schädel  sichtbar  und  dunkler,  alle  Nähte  sind  bereits  knöchern  verschmolzen,  jedoch 
keineswegs  verstrichen.  Daraus  kann  das  Alter  des  Schädels  zwischen  30  und  40  Jahren 
angenommen  werden;  jedenfalls  ist  derselbe  nicht  unter  25  und  nicht  über  40  Jahre  alt. 
(Vollendung  des  Wachstums  und  Beginn  der  Evolution.)"  —  Mozart  stand  aber  bekannt- 
lich bei  seinem  Tode  im  36.  Lebensalter,  es  fehlten  ihm  nur  1  Monat  und  22  Tage  auf 
das  vollendete  36.  Lebensjahr!  — 

Wir  schließen  und  wünschen  mit  diesen  Ausführungen  das  letzte  Wort  in  Sachen 
des  Mozart-Schädels  gesprochen  zu  haben,  und  erklären  uns  zugleich  hiefür  wie  in 
allen  von  uns  bisher  publizierten  „IVlozartiana",  die  sämtlich  als  Eigenforschungen  auf 
glaubwürdig  befundene  Quellen  beruhen,  ausschließlich  und  persönlich  verantwortlich, 
um  damit  etwaigen  Mißverständnissen  im  Vorhinein  vorzubeugen,  wenn  wir  hiemit  end- 
lich und  schließlich,  gestützt  auf  das  Vorgebrachte  erklären :  wir  halten  den  Schädel 
weder  für   unecht,   noch   unterschoben,  sondern  für   echt! 

Geschrieben  zur  „150.  Jahresfeier  der  Geburt  W.  A.  Mozarts"  des  größten  Sohnes 
Salzburgs,  im  Jahre  1906. 

72.  Autograph  des  Karl  Mozart.  Ein  Querblatt:  „Dem  freundlichen 
Andenken  des  liebenswürdigen  Fräuleins  Rosa  Neuhofer  empfiehlt  sich  deren 
Achtungsvoll  Ergebener  Karl  Mozart,  Salzburg,  20.  September  (1)856". 

Dieses  Blatt  mit  6  Schriftzeilen  führt  auf  das  Mozart-Säkularfest,  abgehalten  am 
6.-9.  September  1856  —  vor  50  Jahren!  —  zurück.  Wie  zur  Denkmal-Enthüllung  (am 
5.  September  1342)  mit  sei.iem  jüngeren  Bruder  Wolfgang,  zwei  Jahre  vor  des  Letzteren 
Tod,  so  kam  Karl  Mozart  auch  zu  diesem  Feste  aus  Mailand  hieher.  Er  besuchte 
während  seines  Aufenthaltes  wiederholt  die  ihm  seit  seinem  ersten  Hiersein  befreundete 
Familie  des  Rechtsgeprüften  Magistratsrates,  späteren  k.  k.  Notars,  Thomas  Neuhofer 
(geb.  1803,  gest.  1868  und  begraben  in  der  Weiser'schen  Arkadengruft  Nr.  XXII  auf  dem 
St.  Peterfriedhofe)  in  deren  Stadthaus  am  Marktplatze  Nr.  21  (heute  Ludwig  Viktorplatz 
Nr.  3)  und  in  dem  Landhause  „Weiserhof",  vor  dem  ein  Weiher  lag.  und  unfern  von 
der  Villa  des  Joh.  Bapt.  Ritter  von  Finetti  Nr.  12  „auf  der  Moospeunt"  (seit  30.  Juli  1864 
„Villa  Dr.  Hitschfeld"),  wo  er  als  ehemaliger  Klavierlehrer  des  Töchterchens  seines  Haus- 
herrn wohnte.*)    Von  dem   Balkone  des  1.  Stockwerkes   aus,   der  bis  zur  Uebernahme 

*)  Thomas  Neuhofer  war  der  Schwiegersohn  des  in  den  Jahren  1772—1775  gewesenen  Bürgermeisters, 
Ignaz  Anton  von  Weiser,  zur  Zeit  des  letzten  geistlichen  Fürstregenten  und  64.  Erzbischofes,  Hieronymus 
Graf  CoUoredo,  Ignaz  Anton  von  Weiser  aber  ist  der  Großvater  der  mit  Mozart  in  Prag  befreundeten  Besitzerin 
der  Villa  „Weingarten  Bertramka",  der  Madame  Josefa  Duschek  (geb.  7.  März  1753,  gest.  1823),  in  welcher 
Villa  Mozart  im  Oktober  1787  mit  seiner  Frau  Constanze  wohnte  und  dort  seine  Oper  „Don  Juan"  vollendete. 


57 

dieses  Hauses  in  das  Eigentum  der  „Salzburger  Sparkasse"  1881  erhalten  blieb,  besah 
sich  der  72  jährige,  als  nunmehr  letzter  Repräsentant  der  Familie  Mozart,  am  6.  Sep- 
tember 1856  abends  9  Uhr  den  von  600  Sängern  und  Liedertaflern  aus  ferne  und  nahe 
gebrachten  imposanten  Fackelzug  zum  Standbilde  seines  Vaters  nach  den  uralten  seit  dem 
Jahre  800  bestehenden  Michael-,  seither  Mozart-Platz  genannt,  und  wurde  von  den  an 
Tausend  zählenden,  durch  andere  angeschlossene  Vereine  vermehrten  Fackelträgern  im 
Vorüberzuge  stürmisch  begrüßt.  Rosa  aber  war  unter  den  6  Kindern  (3  Söhnen  und  3  Töch- 
tern) die  drittgeborene  Tochter  der  beiden  Ehegatten  Thomas  und  Rosina  Neuhofer  und 
damals  22  Jahre  alt.  Sie  heiratete  den  Kaufmann  Frz.  Xav.  Martin  in  der  Linzergasse 
Nr.  21,  und  starb  als  Witwe  unlängst  am  14.  März  1906  im  74.  Lebensjahre.  Eine 
Schwester  derselben,  Fanny,  lebt  noch  heute  hochbetagt  in  Salzburg. 

Außer  diesem  Autograph,  seit  19.  September  1905  ein  Geschenk  der  Kaffeetiers- 
Gattin,  Frau  Elise  Tomaselli,  gebornen  Leiler,  einer  Nichte  der  Vorgenannten  und  Tochter 
des  als  Major  i.  P.  1870  verstorbenen  Anton  Leiler,  der  die  Aloisia  Neuhofer  (gest. 
1856  im  26.  Lebensjahre)  zur  Frau  hatte,  besitzt  das  Mozart-Museum  keines  von  Karl 
Mozart,  wohl  aber  und  gleichfalls  von  Frau  Elise  Tomaselli  seit  10.  März  1905  eine 
Photographie  desselben,  welche  Franz  Segel,  der  erste  und  zur  Zeit  einzige  hierortige 
Photograph  in  Salzburg  und  Dommusiker  (Hornist),  in  der  Kaigasse  Nr.  10  während 
Karl  Mozarts  letzter  Anwesenheit  in  Salzburg  1856  anfertigte. 

lt>)  An  z^w^ei  Zinanaer^w^ünderij  r^ecHts  xinci  links : 

73.  Potpourri-Vase  in  blauer  Farbe,  mit  weiß  aufgetragenen  Verzie- 
rungen und  oben  befindlichen  Luftlöchern,  in  welche  Vasen  man  nach  Be- 
lieben verschiedene  (daher  der  Name  Potpourri  oder  Quodlibet)  frische  wohl- 
riechende Kräuter  oder  Blumen  zum  Ausduften  in  die  Zimmer  zu  geben  pflegte. 

Diese  Vase  ist  ein  Legat  an  das  Mozarteum,  datiert  vom  29.  März  1897,  des  Franz 
Freiherrn  von  Matzinger,  k.  k.  wirklichen  geheimen  Rat,  ersten  Vizepräsidenten  des 
Wiener  Stadterweiterungsfondes  und  Sektionschefs  im  Ministerium  des  Innern,  be- 
ziehungsweise, nach  seinem  Tode,  von  dessen  Witwe,  Jeanette  Freiin  von  Matzinger 
(gest.  27.  Mai  1905)  und  wurde  hierauf  am  4.  August  1905  hieher  überschickt.  Der  Legatar 
beglaubigte  sie  auf  einem  beigegebenen  Zettel  mit  folgenden  eigenhändig  geschriebenen 
Worten:  „Diese  Vase  wurde  von  dem  berühmten  Tondichter  Mozart  der  ersten  Sängerin 
der  „Pamina"  in  der  „Zauberflöte"  verehrt  und  von  derselben  meiner  Frau  1847  als 
Hochzeitsgeschenk  gegeben.  Diese  Sängerin  war  Frl.  Gottlieb,  die  ich  hochbetagt  kannte 
und  von  ihr  das  Lied  (aus  der  „Zauberflöte"):  „Bei  Menschen,  welche  Liebe  fühlen", 
welches  sie  als  hohe  Siebzigerin  ganz  vortrefflich  noch  sang,  auch  selbst  singen  hörte. 
Sie  hielt  die  Vase  hoch  in  Ehren."  — 

Nannina  (Anna)  Gottlieb,  geb.  1774  in  Wien,  sang  schon  mit  12  Jahren  bei  der 
Premiere*)  am  1.  Mai  1786  von  Mozarts  „Figaro"  die  „Barberina"  (Storace  die  „Susanna"). 
Dann  engagierte  sie  Schikaneder  für  sein  Theater  auf  der  Wieden.  1792  ging  sie  als  erste 
Sängerin  an  das  Leopoldstädter  Theater.  Sie  nahm  noch  an  dem  Mozart  Denkmal- 
Enthüllungsfest  in  Salzburg  1842  und  an  der  Säkularfeier  1856  in  Wien  teil  und  ist  dort 
bald  nachher  gestorben.    (O.  Jahn  IV.  Bd.,  I.  Aufl.,  pag.  214  und  635). 

74.  Die  Identitäts-Erklärung  betreffend  den  Hyrtrschen  Mozart- 
Schädel:  d.  i.  das  Mödlinger  Protokoll  vom  21.  November  1902, 
welches  in  Form  eines  gerichtlichen  zur  Sicherung  des  eidlichen  Beweises 
nach  §§  384—389  der  C.-P.-O.  laut  der  ämtlich  beglaubigten  Abschrift 
dieses  Tagsatzungs-Protokolles  G.-Z.  Nr.  II,  99/2  folgende  Tatsachen  fest- 
stellt: 1.  daß  der  dem  Dr.  Hermann  von  Vilas  vom  Hyrtl'schen  Waisenhause 
am  6.  Oktober  1901  übergebene  und  hieher  aus  dem  Mozart-Museum  für 
diese  Tagsatzung  unter  dem  Vorsitze  des  Richters  G.  A.  Ritter  von  Schoen 
mitgenommene  Totenschädel  derselbe  ist,  den  Hyrtl  als  Mozartschädel  be- 
zeichnete und  der  von  der  verstorbenen  Witwe,   Frau  Auguste  Hyrtl,   dem 


*)  Es  wurden  bei  dieser  Aufführung  im  Burgtheater  auffällig  von  den  deutschen  Sängerinnen 
keine  verwendet,  weder  Mozarts  Schwägerin,  Aloisia  Lange,  noch  die  Cavalliere  oder  die  Teyber  und  war 
dies  wohl  in  den  Parteiungen  bei  der  durch  Kaiser  Josef  II.  statt  der  italienischen,  im  Februar  1878  dort  in's 
Leben  gerufenen  Oper,  welche  er  das  „National-Singspiel"  nannte,  begründet. 


58 

Verwalter  Josef  Mayer  eigenhändig  in's  Waisenhaus  abgegeben  wurde; 
2.  daß  dieser  identisch  ist  mit  jenem  Schädel,  welchen  der  verstorbene 
Hofrat  Hyrtl  den  vorgeladenen  Identitätszeugen:  Josef  Schöffel,  Landes- 
ausschußmitglied und  lebenslänglicher  Kurator  der  Hofrat  Dr.  Hyrtl'schen 
Waisenstiftung,  Dr.  Josef  Hinterstoisser,  k.  k.  Regierungsrat  und 
Landesgerichtsarzt  in  Wien,  und  Josef  Mayer,  Verwalter  des  Waisenhauses 
in  Mödling,  wiederholt  als  Mozart-Schädel  gezeigt  hat;  und  es  bestätigten 
diese  des  ferneren  3.  daß  sowohl  die  auf  dem  roten  Zettel,  als  auch  die  auf 
dem  rechten  Schläfebein  dieses  Schädels  befindliche  Schrift  die  Schriftzüge 
Hyrtls  sind,  womit  die  Echtheit  des  aus  der  Verlassenschaft 
erworbenen  Hyrtl'schen  Mozart-Schädels  festgestellt  wurde. 

75.  Mozart  am  Spinett.     Ein  Modell  aus  Buchsholz  (Buxus). 

Die  Figur  und  das  fünfoktavige  Spinett  je  aus  einem  Stücke,  Letzteres  nach  dem 
pag.  28,  Nr.  51  beschriebenen  Originale  geschnitzt,  unter  einem  Glassturze  drehbar,  25  cm 
hoch  und  8*5  cm  tief,  ist  von  Frau  Helene  von  Trebbienau,  geb.  Gräfin  Ledöchowska 
erdacht,  vom  Professor  Anton  Aicher  hier  ausgeführt  worden  und  seit  23.  April  1906  auf- 
gestellt. Vom  Mozarteum  erworben,  wurde  diesem  von  der  Erfinderin  das  alleinige  Recht 
zur  eventuellen  Vervielfältigung  oder  größeren  Ausführung  bis  zur  Lebensgröße,  behufs 
der  seinerzeitigen  Aufstellung  in  dem  zu  erbauenden  Mozarthause,  eingeräumt. 

76.  Stammtafel  der  Familie  W.  A.  Mozarts  in  Augsburg,  Salzburg 
und  Wien,  entworfen  für  den  XX.  Mozarteums-Jahresbericht  1900,  und  auch 
enthalten  im  Kataloge  (III.  Auflage  1901*). 

77.  Münzen-  und  Medaillenkasten,  eingeschafft  Ende  März  1906 
für  solche  Prägungen,  welche  bei  verschiedenen  Festanlässen  zu  W.  A. 
Mozarts  Gedenken  hergestellt  wurden,  und  wie  selbe  an  Zahl  52  in  einem 
Verzeichnis  beschrieben  sind,  welches  demselben  beiliegt.  Herr  Karl  Roll, 
k.  k.  Landesgerichtsrat  i.  R.,  hatte  die  Güte,  dieselben  am  6.  Juni  dieses 
Jahres  sach-  und  fachgemäß  darin  aufzustellen. 

78.  Autographe  der  ausübenden  Künstler  bei  den  Festkonzerten  am 
6.  und  8.  August,  Salzburger  Musikfest  1901. 

79.  Autographe  der  ausübenden  Künstler  bei  den  Festkonzerten  am 
11.,  12.,  13.  und  14.  August,  Salzburger  Musikfest  1904. 

80.  Leopold  Mozart.     Oelbild  auf  Kupfer,  8  cm  hoch,  7-5  cm  breit. 

Es  war  dasselbe  nachweislich  an  60  Jahren  im  Besitze  der  Familie  des  Geschenk- 
gebers, Herrn  Robert  F.  Heuser  in  Neumarkt— Köln,  von  dem  es  am  8.  Juli  1905  gespen- 
det wurde.  Auf  der  Rückseite  des  Bildes  im  Goldrahmen,  befinden  sich  einige  unvoll- 
ständige Worte,  die  noch  lesbar  in  der  räumlichen  Ergänzung  immerhin  lauten  können : 
„Johann  Georg  Leopold,  Vater  des  Amadeus"  —  auf  der  Vorderseite  steht  der  Name 
(L.)  Mozart  —  und  es  stimmt  dieses  Bild  auch  mit  jenem  Bildnisse  überein,  welches  1756 
der  „Violinschule"  von  Leopold  Mozart  als  Titelblatt  beigegeben  wurde. 


*)  Eine  Josefa  Lange  (geb.  1820,  gest.  24.  Jänner  1893  in  Wien  auf  dem  alten  Laurenzergrund  in  Mar- 
garethen),  hat  in  den  Vierziger  Jahren  in  Salzburg,  später  in  Wien  lebend,  auch  dort  die  allgemeine  Mildtätigkeit 
als  „Großnichte  Mozarts"  (Siehe  Blätter  „für  Musik"  1866  Nr.  60)  in  Anspruch  genommen  und  zwar  mit  Unrecht 
aus  folgenden  Gründen:  1.  war  sie  das  Enkelkind  des  k.  k.  Hofschauspielers,  Josef  Lange  sen.  (geb.  1751, 
gest.  1821),  verheiratet  in  kurzer  erster  Ehe  1777  mit  der  Tochter  des  Glasmalereidirektors  der  k.  k.  Por- 
zellanfabrik, Schindler,  die  1779  starb;  2.  war  sie  die  Tochter  seines  Sohnes,  eines  k.  k.  Feldkriegs-Kanzelisten, 
Josef  Lange  jun.,  auf  den  sie  sich  selbst  immer  berief;  3.  wurde  sie  erst  und  auch  nur  im  kaum  nennens- 
werten Grade  mit  Mozart  verschwägert,  als  ihr  Großvater,  der  genannte  Hotschauspieler  1780  eine  zweite 
Ehe  mit  Aloisia  von  Weber,  der  Schwägerin  Mozarts  einging,  aus  der,  wie  erwähnt,  nicht  diese,  sondern 
drei  andere  Kinder  (zwei  Töchter  und  ein  Sohn)  stammten,  die  demnach  und  wieder  nur  durch  ihre  Mutter 
in  näheren  Bezug  mit  Mozart  kommen,  als  diese  sogenannte  Großnichte  Mozarts,  die  sie  nicht  war. 
(Siehe  darüber  auch  Dr.  Const.  v.  Wurzbachs  „Mozart-Buch",  pag.  240—241). 


59 

81.  Erinnerungsblatt  an  die  beiden  Festvorstellungen  der  Mozartschen 
Oper  „Don  Juan"  am  6.  und  8.  August,  Salzburger  Musikfest  1901. 

82.  Convoi  du  Pauvre  („Das  Leichenbegängnis  des  Armen").  Ein 
alter  französischer  Kupferstich.  Geschenk  des  Herrn  Emerich  Winter  in 
Wien,  am  6.  Februar  1903. 

Dieser  Stich  stammt  aus  der  Verlassenschaft  einer  bejahrten  Dame,  der  Tochter 
des  Sachwalters  Beethovens,  Dr.  Joh.  Baptist  Bach, '  der  in  dieser  Eigenschaft  (nach 
Dr.  Frimmels  „Beethoveniana"  pag.  122  und  140)  die  juridischen  Angelegenheiten  für 
Beethoven  seit  1816  übernommen  und  bis  zu  dessen  Lebensende  am  26.  März  1827  fort- 
geführt hatte.  Das  Bild  stellt  die  Ueberführung  einer  Leiche  in  später  Abendstunde 
nach  dem  Friedhofe  dar.  Der  mit  zwei  abgemüdeten  alten  Pferden  bespannte,  armselige 
Leichenwagen  mit  dem  sichtbaren  unbedeclcten  Brettersarge,  über  vier  hölzernen  Trägern 
überdacht,  vom  hohen  Sitze  herab  gelenkt  von  dem  Kutscher  im  Haarzopf  und  Dreispitz, 
die  Leitseile  in  der  linken,  die  Peitsche  in  der  rechten  Hand,  fährt  vor  dem  Tore  des 
Friedhofes  vor,  welchen  man  rückwärts  der  Mauer  erblickt.  Ihm  folgt  nur  ein  einziger 
Begleiter  als  Leidtragender  mit  gesenktem  Kopfe  —  ein  schwarzer  Pudel!  Ein  ergrei- 
fendes, stimmungsvoll  ausgeführtes  Bild  eines  Künstlers,  welcher  damit  die  Tragik  des 
Augenblickes  und  mit  Ironie  den  Undank  der  Menschheit  zur  Darstellung  bringt!  Viel- 
leicht wird  diese  Szene  und  nicht  so  ganz  mit  Unrecht  auf  die  Sargfahrt  W.  A.  Mozarts 
nach  dem  Friedhofe  zu  St.  Marx  am  6.  Dezember  1791  bezogen,  welche  dieser  im  Detail 
auffällig  ähnlich  ist. 

83.  Mozart  mit  dem  Vogelneste  in  der  linken  Hand.  Photographie, 
erhalten  am  15.  Nov.  1902,  nach  dem  Original-Oelbilde,  80  cm  hoch,  60  cm 
breit,  von  dem  Besitzer  Mr.  Percy  Moore  Turner  in  London  N  36  (ashley 
Road  Horntey  Rise),  welches  heute  noch  verkäuflich  ist. 

Zu  diesem  Bilde  saß  dem  Maler  der  kleine  etwas  über  acht  Jahre  alte  Mozart 
während  der  großen  Auslands-Kunstreise  (1763—1766),  als  er,  mit  seinem  Vater  und  der 
Schwester  von  Paris  gekommen,  vom  12.  April  1764  bis  24.  Juli  1765  in  London  weilte,  und 
es  ist  noch  in  der  Zeit  der  ersten  Hälfte  dieses  seines  Aufenthaltes  dortselbst  gemalt,  wie 
die  Jahreszahl  „1764"  auf  dem  aufgeschlagenen  Buche  nachweiset,  vor  welchem  er  in  drei- 
viertel Größe  steht.  Es  war  das  Bild  noch  im  Jahre  1836  Eigentum  des  Domherrn  und 
Minoriten,  Franz  Howes,  an  der  Kathedrale  von  Norwich  (Norfolk),  auch  Musikdirektor 
für  den  kirchlichen  Gottesdienst.  Derselbe  residierte  in  Lower-Clode,  wo  es  in  dessen 
Speisezimmer  hieng.  Von  seiner  Tochter,  einer  bejahrten  Dame,  die  erst  vor  einigen 
Jahren  starb,  wurde  es  an  den  jetzigen  Besitzer  verkauft.  Nach  der  Malweise  wird  es 
von  Kennern  dem  damals  auf  der  Höhe  seines  Ruhmes  als  Porträtmaler  stehenden 
Johann  Zaufelly  (genannt  Zoffany)  zugeschrieben.  Dieser  war  geboren  1733  zu  Regens- 
burg und  ein  Schüler  Scheers.  Er  bildete  sich  dann  13  Jahre  hindurch  für  seine  Kunst  in 
Italien  aus,  worauf  er  1758—1775  in  London  hohes  Ansehen  genoß  und  demnach  auch 
zu  Mozarts  Zeit  dort  lebte.  Dort  malte  er  zahlreiche  Einzeln-  und  Gruppenbilder  von 
Berühmtheiten  aus  den  Schauspieler-,  Künstler-,  Litteratenkreisen  und  für  die  königliche 
Familie  Georg  111.  und  starb,  nachdem  er  zuletzt  in  Indien  1783  großen  Reichtum  sammelte 
und  1790  wieder  nach  England  zurückgekehrt  war,  am  11.  November  1810  in  Strand-on- 
the  Green  bei  Kew,  nahe  London. 

84.  Le  The  a  L'anglaise  le  Salon  des  Quatre-Glaces  au  Temple 

(„Englischer  Tee  im  Salon  der  vier  Spiegeln  im  Temple").  Pigment-Ab- 
druck in  Kohle,  24  cm  hoch,  30  cm  breit,  nach  dem  Original-Oelbilde, 
gemalt  von  Mich.  Bartheiemi  Olivier  (1712—1784)  während  der  Anwesen- 
heit Leopold  Mozarts  mit  seinen  Kindern  vom  18.  November  1763  bis 
10.  April  1764  in  Paris. 

Die  Reisenden  hatten  diese  Zeit  über  ihre  gastfreundlich  angebotene  Wohnung  in 
der  Rue  St.  Antoine,  im  Hotel  Beauvais  des  bayerischen  Gesandten,  Grafen  Eick,  be- 
zogen, dessen  Gemahlin  eine  Tochter  des  salzburgischen  Oberstkämmeres  Grafen  Arco 
war.  —  Es  wurde  diese  Reproduktion  vom  Vereine  angekauft  am  26.  Jänner  1903  und  be- 
zogen von  Braun  (Clement  &  Comp.)  in  Dornach   (Elsaß).    Das   Original,   53  cm   hoch, 


60 

68  cm  breit,  war  1877  im  Pariser  „Salon"  ausgestellt,  gehörte  seit  1857  der  reichen  Gallerie 
des  Herzogs  von  Rohan-Chabot  im  Schlosse  zu  Reul  an,  und  befindet  sich  seit  Jahren  und 
gegenwärtig  im  National-Museum  des  ehemaligen  königlichen  F^alastes  Louvre  im  Bilder- 
saale unter  Nr.  821  (nach  anderen  und  neuesten  Angaben  Nr.  10.665)  aufgestellt.  Es  be- 
steht aus  drei  zusammenhängenden  Gruppen,  in  welchem  sich,  außer  dem  kleinen  Wolf- 
gang am  Klavier,  9  Damen  und  12  Herren,  zumeist  aus  der  französischen  Aristokratie 
zur  Zeit  Ludwig  XV.,  9  sitzend  und  12  stehend,  dargestellt  finden.  (Siehe  die  ausführ- 
liche Beschreibung  im  XXIII.  Jahresberichte  pro  1903,  pag.  30—32). 


IV.  Nachtrag. 


1.  Zu  dem  Veroneser  Mozart -Bilde,  pag.  17  (Nr.  27)  und 
pag.  42  (Nr.  49).  —  Am  13.  Mai  1906  erhielten  wir  vom  Herrn  Fritz 
Dombauer  aus  Prag  Einsicht  in  die  handschriftlichen  Notizen  L.  Mozarts 
während  seiner  Reise  mit  dem  Sohne  Wolfgang  nach  Verona,  Mantua,  Cre- 
mona,  Mailand,  Parma,  Bologna,  Venedig,  Rom  und  Turin  im  Jahre  1770. 
Diese  enthalten  zumeist  und  ohne  Datum  nur  Namen  —  wie  er  sie  während  der 
übrigen  Reisen  zu  notieren  pflegte  und  solche  sich  auch  unter  den  Familien- 
briefen im  Mozart-Museum  befinden  —  Namen  von  Notabilitäten  nach  Geburt, 
Kunst  und  ihrer  gesellschaftlichen  Stellung,  an  die  er  von  Salzburg  aus 
Empfehlungen  oder  bei  welchen  er  zur  Förderung  seiner  Zwecke  persön- 
lich Besuche  gemacht  hatte.  Der  Besitzer  erlaubte  uns  davon  Abschrift 
machen  zu  lassen.  Wenn  nun  der  Vater  am  7.  Jänner  1770  aus  Verona  im 
Allgemeinen  nach  Salzburg  schreibt:  „Wir  waren  bei  einem  Herrn  Ragazzoni 
eingeladen.  Der  Generaleinnehmer  von  Venedig,  Herr  Luggiati,  bat  die  Ka- 
valiere mich  zu  ersuchen,  daß  ich  erlauben  möchte,  den  Wolfgang  abmalen 
zu  lassen",  so  sind  die  Namen  der  Kavaliere  (und  anderer  Herren 
und  Damen,  deren  Bekanntschaft  zu  machen  Leopold  Mozart  vor  hatte), 
wie  der  Name  des  Malers,  welche  bis  nun  ungenannt  blieben, 
in  diesen  Notizen  zu  lesen  und  nunmehr  auch  namhaft  zu 
machen.  Es  sind  dies  der  Reihe  nach  wie  sie  dort  verzeichnet  stehen: 
„Marchese  Carlotti  (e  la  sua  sign  (ora)  Madre).  Conti  Justi  del  Giardino 
(suo  piccolo  figlio  e  la  sua  sign  (ora)  Sorella).  Conti  Carlo  Emili.  Jl  Sgn. 
Marchese  Spolverini.  Jl  Nobile  di  Veneglia  Justiniani,  Vescovo  di  Verona. 
Jl  Podestä  Nobile  Minelli  (e  la  sua  Signora).  Jl  Sgn.  di  S.  Fermo.  Jl 
Sgn.  Loccatelli  (la  Sgn.  sua  moglie  e  2  figlii  e  Fratello).  Jl  Erat,  congl' 
orchiali.  Jl  Sign.  Zacharia  Betti,  Poeta  diletante,  (e  duo  Fratelli).  Jl 
Maestro  di  Capella  Daniele  Barta  (suo  figlio,  Abbate  in  Casadel  Sg.  Justi). 
Sgr.  Ragazzoni  Mercante  (e  la  sua  Moglie).  Jl  Sgn.  Pietro  Luggiati 
(suo  Padre,  e  Sorella  maritata).  Sign.  Primo  Violino  Ignatio  Romanati  di 
Napoli.  Sgn.  Pasquilini  Violino  —  Vecchio  bono.  Sgr.  Potenza  musico. 
Sgr.  Afferri  (Tenore).  Sgr.  Carlo  Rußler  Baccalaureus.  Sign.  Anellj  Balle- 
rino  (Sua  moglie  Z-da(?)  dona,  Sorella  del  Sgr.  Lolli  (Violino).  Sign.  Cigna- 
roli,  Pittore.  Vitturino  Perucha  di  Verona.  Vecchio".  —  Der  Vorletzt- 
genannte „Pittore:  Cignaroli"  ist  also  der  längst  vergeblich 
gesuchte  Maler  dieses   Porträts  Mozarts. 

2.  Zur  „150.  Jahresfeier  der  Geburt  W.  A.  Mozarts".  Diese 
veranstaltete  am  27.  Jänner  1906  die  Stadtgemeinde,  die  „Internationale 
Stiftung:    Mozarteum"    und    das    mit   den    näheren    Vorkehrungen   betraute 


6i 

Komitee  um  10  Uhr  vormittags  mit  einer  Gedenkmesse  in  der  Domkirche 
(Kirchenmusik:  „Mozarts  Krönungsmesse",  Offertorium  „Sub  tuum  praesi- 
dium^^  und  die  Motette  ;,Ave,  verum  corpus")  und  darauf  folgenden  impo- 
santen Huldigungszug  zum  Mozartdenkmal,  an  welcher  auch  andere  Ver- 
einigungen teilnahmen.  Darunter  die  Schuljugend  der  Unterrichtsanstalten, 
v^elcher  von  dem  Präsidium  an  zwei  Tagen  der  freie  Eintritt  in  das  Mozart- 
Museum  gestattet  wurde. 

Den  Epilog  hiezu,  bildete  gewissermaßen  am  2.  Februar  vormittags 
10  Uhr  der  zweistündige  freie  Vortrag  des  Verfassers  in  Mozarts  Geburts- 
zimmer vor  einer  zahlreichen  Versammlung,  bestehend  aus  den  von  ihm 
hiezu  eingeladenen  Mitgliedern  der  „Gesellschaft  für  Salzburger  Landes- 
kunde", dessen  Mitglied  derselbe  seit  vollen  40  Jahren  ist,  und  den  durch 
diese  eingeführten  Damen  und  Herren,  und  zwar  über  sämtliche  Schaustücke, 
von  der  Geburtsstätte  ausgehend,  mit  Mozarts  Schädel  schließend,  der  so- 
nach das  ganze  Leben  Mozarts  „von  der  Wiege  bis  zum  Grabe"  umfaßte. 


V.  Mozart-Album 

für  die   P.  T.  Verehrer  W.  A.  Mozarts. 

Das  Mozart-Album  enthält  Mozart-  und  Familien-Porträte, 
insbesonders  in  photographis  chen  Rep  roduktionen,  weiters 
Autographe  verschiedener  Art,  wie  auch  Gedichte,  Kompositionen, 
Widmungen  und  Porträte  von  Souveränen,  Fürsten,  politischen  Persönlich- 
keiten aller  Stände  und  Länder,  von  namhaften  Vertretern  der  Kunst  und 
Wissenschaft  und  des  öffentlichen  Lebens,  von  Dichtern,  Schriftstellern^ 
Komponisten  u.  s.  w.*) 

Dasselbe  wurde  im  Februar  1874  gegründet,  im  November  1877  nach 
Kategorien  geordnet  und  ihm  die  seither  bestehende  Einrichtung  gegeben. 
Es  enthält  mit  Schluß  des  Jahres  1905  in  den  gegenwärtig  vorhandenen 
fünf  Abteilungen  287  eingelegte  Albumblätter:  in  der  I.  34,  II.  65,  III.  59, 
IV.  58  und  V.  71. 

Den  Verehrern  Mozarts  und  seiner  Muse  wird  durch  dasselbe  Gelegenheit 
geboten,   dieser  ihrer  Verehrung  in  Wort  und  Bild  Ausdruck  zu  verleihen. 

Das  „Mozart-Album"  steht  mit  seiner  Sammlung,  wie  das  „Mozart- 
Museum"  und  das  „Mozart- Häuschen",  ausschließlich  im  Dienste  des 
Mozart-Kultus. 

Salzburg  aber,  die  Stadt  der  Geburt  und  der  in  diesen 
Vereins-Ertrags-Objekten  verwahrten  Relikten  des  Unsterb- 
lichen und  Meisters  aller  Meister,  wie  sie  keine  zweite  Stadt 
besitzt,  darf  sich  wohl  mit  Berechtigung  die  Zentralstelle 
für   diesen   internationalen   Kultus   nennen. 

Und  tatsächlich  besuchten  auch  bis  Ende  des  Jahres  1905: 

L  das  Mozart-Museum   (seit  15.  Juni  1880) 72.765 

durchschnittlich  pro  Jahr 2.845 


*)  Zum  erstenmale  veröifentlicht  in  den  schriftlichen  Eintragungen  (in  Prosa  und  Gedichten)  im  IV.  Ab- 
schnitte der  Schrift:  „W.  A.  Mozart  in  der  Schilderung  seiner  Biographen,  in  seiner  körperlichen  Erscheinung 
im  Leben  und  Bilde",  von  Joh.  Ev.  Engl,  Salzburg,  1887. 


62 


II.  das  Mozart-Häuschen  (seit  25.  Juli  1877) 75.051 

durchschnittlich  pro  Jahr 2.634 

und  verlangten  Einsicht  zu  nehmen 

III.  in  das  Mozart-Album  (seit  dem  Jahre  1877) 2.773 

durchschnittlich  pro  Jahr 99 

Personen   aller  Weltteile  als   internationale   Wallfahrer   nach    diesen   durch 
Mozarts  Namen  geheiligten  Stätten.*) 


€^or*r*igG^i:\dLsLi 


pag. 


3 

vorletzte 

Zeile 

lies 

Augustin 

statt 

Augistin 

5 

36 

n 

j? 

H.  Endres 

» 

Buxbaum 

6 

38 

« 

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umschließt 

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umschließt 

8 

8 

» 

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Cannstatt 

» 

Kannstatt 

15 

28 

» 

H 

an  seinem 

» 

ans  einem 

15 

40 

n 

n 

1856 

n 

1846 

26 

24 

r 

n 

1780 

n 

1781 

47 

vorletzte 

M 

n 

74 

n 

72 

*)  Siehe   „Die  internationale  Wallfahrt  zum   Mozart-Häuschen"  von   Johann  Homer,   Salzburg,  bis 
zum  Jahre  1880. 


Inhalts -Verzeichnis. 


A.  Einleitung: 

I.  W.  A.  Mozarts  Augsburger  Vorfahren III 

II.  Das  altsalzburgische  Bürger-  und  W.  A.  Mozarts  Geburtshaus XI 

III.  Den  P.  T.  Besuchern   des  „Mozart-Museums"   und   „Mozart-Häuschens" 

zur  gefälligen  Kenntnisnahme XV 

B.  Das  Mozart-Museum: 

I.  Schaugegenstände  in  W.  A.  Mozarts  Geburtszimmer 1 

Das  Tischbeinbild 22 

II.  Schaugegenstände  im  Wohnzimmer  der  Familie  Mozart 29 

III.  Neuerlicher  Zuwachs  im  Wohnzimmer  der  Familie  Mozart 47 

Der  Hyrtl'sche  Mozart-Schädel 47 

IV.  Nachtrag 60 

V.  Das  Mozart-Album 61 

C.  Stammtafel: 

der  Familie  Mozart  in  Augsburg,  Salzburg  und  Wien  (als  Anhang). 


arrerin 

iPuechrain 
|ini  1703. 


iozart  Anna  Katharina  Mozart 

*t  (?)  geb.  1684,  heiratet  1703. 


Maria  Dorothea  M. 
geb.  1731.  t  (?) 

Lorenz  Antoni  M. 
geb.  1735.  t  (?) 


Eleonore  M. 
[21.  Juni,  t  (?) 
1755  den  Borten- 
|ohann  Baptista 
jernhard. 

[ende  zwei  bald 
tarben : 

)ha  Mozart 


(„das  Bäsle") 

edige  Tochter)  verheiratete    Pümpel. 

Zwei  Söhne 

einer  Buchbinder,  der  andere 

Nachtwächter. 


a   Pertl 

est.  1778  ii 

Ar 
geb.  175 

lerr  voi 
736,  gest.  1 


Izburg. 

Sophie 
1795,  gest. 


Groß-Nicl 
dhof"  bei  ( 


iresienstadt 
-Reg.  Nr.  42 


)  n  s  t  a  n  z  e 
1763,  gest. 

Frit 
geb.  1787,  g 


C.  Stammtafel  der  Familie  W.  A.  Mozarts 

(entworfen  von  Joh.  Ev.  Engl). 

I.  In  Augsburg 

(nach    Dr.    Ad.    Buff). 
Sämtliche   Mozarte   waren   Deutsche   und  Katholiken. 


David  Mozart,  Maurer  von  Pfersee,  heiratet  1643         Maria  Negelerin  von  Lgchhausen. 

geb.  1620,  seit  1643  Bürger  in  Augsburg,  f  1685.  f  1697. 


Hilaria  Mozart  Daniel  Mozart  Hans  Georg  Mozart  Franz  Mozart     1678     Anna  Härrerin 

geb.  1643.  t  1682.  ledig.  Maurer,  Maurer,  Maurer,  von   Ober- Puechrain 

geb.  1645.  t  1683.  ledig.    Werkmeister  des  Domcapitels  geb.  1649.   f    1694.  f  nach  Juni  1703. 

geb.  1647.  t  1719. 
heiratet  zweimal  und  hatte  11  Kinder. 

"Anna  Maria  Peterin     1708  Johann  Georg  Mozart  1718     Anna  Maria  Sulzerin  Franz  Mozart  Anna  Katharina  Mozart 

von  Friedberg,  Buchbinder,  von  Augsburg,  geb.  1681.  f  (?)  geb.  1684,  heiratet  1703. 

Witwe  des  Buchbinders  A.  Banneger,  geb.  1679.  f  1736.  f  nach  1761. 

t  1718. 

Keine   Kinder 


Johann  Georg  Leopold  Mozart 

geb.  1719,  14.  November,  f  1787. 
(Vater  von  Wolfgang  Amadeus) 


Johann  Christian  M. 
geb.  1721.  t  1722. 


Johann  Christian  M. 
geb.  1722.  t  (?) 


Josef  Ignaz   M. 

Buchbinder, 

geb.  1725,  7.  August. 

t  1796,  11.  Jänner, 

heiratet  1751. 


Franz   Aloys   M- 

Buchbinder, 

geb.  1727,  19.  Juli, 

t  1791,  14.  Juni, 

heiratet  1754. 


Maria  Eleonore  M. 
geb.  1729,  21.  Juni,  f  (?) 
heiratet  1755  den  Borten- 
macher Johann  Baptista 
Bernhard. 


Maria  Dorothea  M. 
geb.  1731.  t  (?) 

Lorenz  Antoni  M. 
geb.  1735.  t  (?) 


Vier   Söhne    und    sechs   Töchter   von  1751  —  1763,  darunter: 
Maria  Anna  Mozart  und  Johann  Michael  Coelestin  Mozart 
geb.  1758.  Jänner  14.  f  (?)  Buchbinder, 

geb.  1760.  t  1824, 
heiratet  1788. 


Vier  Kinder,  von  denen  das  älteste : 

Alois  Joseph  Anton  Mozart 

Buchbinder, 

geb.  1800.  t  ca.  1833, 

heiratet  1818. 

Joseph  Anton  Friedrich  Mozart 

Friseur, 
geb.  1818.  t  (?),  heiratet,  seit  1885  in 
der  Altersversorgung  heil.  Geist-Spital. 

Karl,  Packmeister  am  Bahnhof. 

t    Ende   Jänner   1896   in   Augsburg 

(hinterließ  eine  Witwe  Anna  und 

eine  Tochter  Karoline.) 


Fünf  Töchter,  die  bis  auf  folgende  zwei  bald 

nach  der  G^fburt  wieder  starben: 

Maria  Anna  Bjrbara  Josepha  Mozart 

geb.  1757.  t  1771 
Maria  Anna  Thekla  Mozart  („das  Bäsle") 
geb.  1758.  t  184). 
Maria  Anna  Mozart   (Bäsle's  iedige  Tochter)  verheiratete   Pümpel. 


Drei  Töchter 
(Näherinnen), 


Zwei  Söhne 

einer  Buchbinder,  der  andere 

Nachtwächter. 


II.  In  Salzburg. 

Leopold  Mozart  (Vater)  heiratet  1747:   Anna   Maria   Pertl  (Mutter)  von  St.  Gilgen, 
geb.  1719,  gest.  1787  in  Salzburg.  geb.  1720,  gest.  1778  in  Paris. 


Leopold 
geb.  1748,  gest.  1749 


Cordula  Walburga  Maria  Anna  Amadeus  Franziska 

geb.  1749,  gest.  1749.  geb.  1750,  gest.  1750.  geb.  1751,  gest.  1829.  geb.  1752,  gest.  1753.  geb.  1754,  gest.  1754. 

Maria  Anna  Mozart  iieiratet  1784:  Joh.  Bapt.  Reichsfreiherr  von   Berchthold   zu   Sonnenburg, 
(wie  oben)  Witwe  1801,  (1825  erblindet),  gest.  1829  in  Salzburg.  geb.  1736,  gest.  1801  in  St.  Gilgen. 


Leopold 
geb.  1785,  gest.  1840  in  Innsbruck 


Jeanette  Marie 

geb.  1789,  gest.  1805  in  Salzburg.  geb.  1790,  gest.  1791  in  St.  Gilgen. 

Leopold  heiratet  1816:  Josephine  Sophie   Fuggs, 

geb.  1795,  gest.  (?) 


Ernest  Henriette  (einzige  Groß-Nichte)  heiratet:   Franz  Forschter 

geb.  1822,  gest.  1822.         geb.  1817,  gest.  1890  in  der  Irrenanstalt  „Feldhof"  bei  Graz.  geb.  (?),  gest.  1875  in  Graz. 

Gustav  Hertha 

geb.  1841,  gest.  1878  in  Theresienstadt      geb.  1842,  lebt  noch  (6.  Mai  1906)  in 
als  k.  k.  Oberlieuten.  im  Inf.-Reg.  Nr.  42.     der  Irrenanstalt  „Feldhof"  bei  Graz. 


Wolfgang  Amadeus 
geb.  1756,  gest.  1791. 


H-B"^-t- 


III.  In  Wien. 


Wolfgang  Amadeus  heiratet  1782:  Constanze  von  Weber 
(wie  oben).  geb.  1763,  gest.  1842  in  Salzburg. 


Raimund  Karl  Ein  Mädchen  Leopold 

geb.  1783,  gest.  1784.        geb.  1784,  gest.  1858,       geb.  1785,  gest.  sogleich.       geb.  1786,  gest.  1786. 
in  Mailand. 


Fritz  Ein  Mädchen  Wolfgang  Amadeus 

geb.  1787,  gest.  1787.        geb.  zwischen  1788  und  1790,  geb.  1791,  gest.  1844 

gest.  sogleich.  in  Karlsbad. 


(Mutter)  von  St.  Gilgen. 
1  Paris. 


nadeus  Franzisl<:a  Wolfgang  Amadeus 

2,  gest.  1753.  geb.  1754,  gest.  1754.  geb.  1756,  gest.  1791. 

1  Berchthold   zu   Sonnenburg, 
801  in  St.  Gilgen. 


Marie 
geb.  1790,  gest.  1791  in  St.  Gilgen. 

'   Fuggs, 
(?) 

ite)  heiratet:   Franz  Forschter 
jraz.  geb.  (?),  gest.  1875  in  Graz. 

Bertha 
geb.  1842,  lebt  noch  (6.  Mai  1906)  in 
.     der  Irrenanstalt  „Feldhof"  bei  Graz. 


von  Weber 
1842  in  Salzburg. 


z  Ein  Mädchen  Wolfgang  Amadeus 

est.  1787.        geb.  zwischen  1788  und  1790,  geb.  1791,  gest.  1844 

gest.  sogleich.  in  Karlsbad. 


BRIGHAM  YOUNG  UNIVERSITY 


3  1197  22469  3660 


Date  Due 

All  library  items  are  subject  to  recall  at  any  time. 


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